Lade Inhalt...

Spiele/Spielen beeinflußt die Persönlichkeitsentwicklung und umgekehrt

©2001 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Jeder Mensch, gleich welchen Alters, verspürt das Bedürfnis nach Kommunikation und zwischenmenschlichen Beziehungen. Wer möchte nicht gerne schöpferisch tätig sein, Grenzen überwinden, sich Herausforderungen stellen, neue Seiten an sich selbst entdecken und das eigene ICH spüren? Die Möglichkeit, all diese Wünsche und Träume zu realisieren und auszuleben, findet der Mensch im Spiel.
Meine Arbeit und die dazu gemachten Recherchen zeigen deutlich auf, dass gewisse Spiele bzw. gewisse Spielformen allen Modeströmungen trotzen und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es muss in uns Menschen ein Urbedürfnis nach Spielen, sowie ein sensibler Spürsinn für gewisse Spielformen stecken.
Unterscheidet sich die Spielfreude von Regelklassenkinder von derjenigen Kindern, welche lernbehindert oder verhaltensauffällig sind? Ist es eine bewiesene Tatsache, dass Spiele neue Horizonte eröffnen, sich positiv auf unsere Persönlichkeit auswirken und unsere Lebenseinstellung und Arbeitshaltung beeinflussen? Spielen grundsätzlich immer wieder die gleichen Mechanismen, die gleichen Motivatoren und die gleichen sozialen Einflüsse mit? Antworten darauf soll eine Umfrage aufzeigen.
Doch, wie sollen Menschen spielen können, wenn sie es nicht gelernt haben? Wenn sie selten oder nie die Gelegenheit erhielten, Lust, Freude und Genugtuung des Spielens am eigenen Körper zu erfahren, die Zeit und Realität hinter sich zu lassen und zu vergessen? Die Schule und das Elternhaus können einen enormen Einfluss auf das Spielverhalten der Kinder ausüben und sollten dieser Erkenntnis gemäss handeln: Selber spielen und Spiele in der pädagogischen Praxis anbieten!
Eltern und Lehrpersonen müssen sich der Bedeutung des Spielens bewusster werden und das Spiel in ihrem und im Leben der Kinder zu einem festen Bestandteil werden lassen. Hilfe, Anleitung und Anreiz dazu liefert meine Diplomarbeit.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.INHALTSVERZEICHNIS2
2.VORWORT5
3.EINLEITUNG6
3.1Ganz und gar Mensch sein6
3.2Was heisst eigentlich „Spielen“?7
3.3Was bedeutet nun „Spielen“?9
3.4Aufbau der Diplomarbeit11
4.DIE ENTWICKLUNG DER SPIELE14
4.1Die Geschichte der Spiele14
4.2Spiele, der Spiegel einer Kultur17
4.3Schach19
4.3.1Schach, ein faszinierendes Spiel19
4.3.2Eine berühmte Sage zum Schachspiel20
4.3.3Ein Ausflug in die Geschichte des Schachspiels21
4.3.4Legenden und Symbole22
4.3.5Die Verbreitung des Schachspiels22
4.3.6Schach im […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 6189
Wey, Bernadette: Spiele/Spielen beeinflußt die Persönlichkeitsentwicklung und
umgekehrt
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Luzern 7, Universität, Diplomarbeit, 2001
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 2
1 Inhaltsverzeichnis
1
INHALTSVERZEICHNIS ... 2
2
VORWORT... 5
3
EINLEITUNG ... 6
3.1
Ganz und gar Mensch sein ...6
3.2
Was heisst eigentlich ,,Spielen"?...7
3.3
Was bedeutet nun ,,Spielen"?...9
3.4
Aufbau der Diplomarbeit ...11
4
DIE ENTWICKLUNG DER SPIELE...14
4.1
Die Geschichte der Spiele...14
4.2
Spiele, der Spiegel einer Kultur...17
4.3
Schach...19
4.3.1
Schach, ein faszinierendes Spiel...19
4.3.2
Eine berühmte Sage zum Schachspiel...20
4.3.3
Ein Ausflug in die Geschichte des Schachspiels ...21
4.3.4
Legenden und Symbole ...22
4.3.5
Die Verbreitung des Schachspiels ...22
4.3.6
Schach im europäischen Mittelalter...23
4.3.7
Schach in der heutigen Zeit...24
5
TRADITIONSSPIELE IM WANDEL...25
5.1
Tamagotchi - Was ist das eigentlich?...27
5.1.1
Allgemeines...27
5.1.2
Geschichte und Erfolg (-sgeheimnis)...28
5.1.3
Wie erklären sich die Hersteller einen solchen Erfolg ...28
5.1.4
Wo sind sie geblieben ­ die Tamagotchis?...29
5.2
Actimates Barneys...31
5.3
Furby...32
5.4
Tama ...33
5.5
Aibo...34
5.6
Der Roboterhund ,,Aibo 2" kann sogar denken...36
5.7
Robokoneko ...38

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 3
6
WAS SOLLEN UNSERE KINDER SPIELEN? ...39
7
SPIELEN KINDER DER KLEINKLASSE ANDERS
ALS KINDER DER REGELKLASSE?...41
8
DURCHFÜHRUNG DER UMFRAGE ...43
8.1
Hypothesen...43
8.2
Beteiligte Schulklassen...44
8.3
Begleitinformationen für die Lehrpersonen...47
9
AUSWERTUNG ...51
9.1
Welche Spiele hast du daheim? ...51
9.1.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...51
9.1.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...51
9.1.3
Analyse der Antworten...52
9.2
Wie oft hast du diese Spiele im letzten halben Jahr schon gespielt? ...54
9.2.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...54
9.2.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...54
9.2.3
Analyse der Antworten...55
9.3
Welches ist dein Lieblingsspiel? ...56
9.3.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...56
9.3.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...56
9.3.3
Analyse der Antworten...57
9.4
Mit wem spielst du dein Lieblingsspiel meistens?...58
9.4.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...58
9.4.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...58
9.4.3
Analyse der Antworten...59
9.5
Woher hast du diese drei Lieblingsspiele? ...60
9.5.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...60
9.5.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...60
9.5.3
Analyse der Antworten...61
9.6
Wo spielst du diese Lieblingsspiele meistens?...63
9.6.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...63
9.6.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...63
9.6.3
Analyse der Antworten...64
9.7
Wie oft spielst du diese Lieblingsspiele?...66
9.7.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...66
9.7.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...66
9.7.3
Analyse der Antworten...67
9.8
Welche Art von Spielen spielst du am liebsten?...68
9.8.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...68
9.8.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...68
9.8.3
Analyse der Antworten...69

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 4
9.9
Wie fühlst du dich, wenn du ein Spiel verlierst?...71
9.9.1
Antworten der Regelklassenschüler und -schülerinnen...71
9.9.2
Antworten der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...71
9.9.3
Analyse der Antworten...72
10 WAS MEINEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER? ...73
10.1
Aussagen der Regelklassenschüler und -schülerinnen...73
10.2
Aussagen der Kleinklassenschüler und -schülerinnen ...80
11 SCHLUSSFOLGERUNGEN ...85
12 SPIEL IN DER SCHULE...89
12.1
Pädagogische Überlegungen...89
12.2
Bedeutung des Spiels für das Lehren und Lernen...90
12.2.1
Allgemeine Bedeutung...90
12.2.2
Soziales Lernen und Verbesserung des Klassenklimas ...91
12.2.3
Einbezug aller drei Lerndimensionen...92
12.2.4
Entspannung...92
12.2.5
Lehrperson und Schülerschaft ändern ihre Rollen...93
12.2.6
Ordnung und Disziplin...93
12.2.7
Raum...94
12.3
Qualitäten als Spielleiter oder Spielleiterin ...94
12.3.1
Motivierende Spieleinführung und ­ begleitung ...95
12.3.2
Reflexion...96
12.3.3
Spielangebote und Spielauswahl...97
12.4
Ziele ...98
12.4.1
Richtziele...98
12.4.2
Grobziele ...98
12.5
Fazit ...99
13 ZUSAMMENFASSUNG...100
14 LITERATURLISTE ...102
14.1
Bücher und Zeitschriften ...102
14.2
Internet...104
14.3
Bildquellen...104

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 5
2 Vorwort
Während beinahe drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, mich ausgiebig mit dem
Thema ,,Spielen" zu beschäftigen. Ich tat dies mit unterschiedlichem Masse an
Intensität und Begeisterung. Zeiten, in denen meine Arbeit mühsam voranschritt,
das gesteckte Ziel mir unerreichbar erschien, wechselten mit Phasen von Freude,
Gespanntsein, Aha-Erlebnissen und Genugtuung. All diese positiven Erfahrungen
und guten Momente, die ich beim Schreiben meiner Arbeit habe erleben dürfen,
werden mir in bester Erinnerung bleiben. Natürlich werde ich mich auch an die
eher negativ erlebten Phasen zurückerinnern - wahrscheinlich immer dann, wenn
ich bei meinen Schülern und Schülerinnen ein ,,Treten an Ort" beobachten kann.
Sicher werden meine gemachten Erfahrungen das Verständnis für ihre Probleme
erweitern.
Hiermit möchte ich all jenen Bekannten, Freunden und Freundinnen danken, mit
denen ich immer wieder über Freud und Leid einer Diplomarbeitschreiberin spre-
chen konnte. Im Besonderen danke ich Herrn Dr. Alois Buholzer für seine enga-
gierte und kompetente Betreuung. Seine Beratung und seine Vorschläge für das
weitere Vorgehen waren für mich eine wertvolle Hilfe und haben zum Entstehen
dieser Arbeit wesentlich beigetragen. Ebenfalls bedanke ich mich ganz herzlich
bei Herrn Jürg Raz, der sich spontan als Korrekturleser zur Verfügung gestellt
hat.
Ein herzliches Dankeschön geht an meinen Mann Otti Wey und an meine Tochter
Nicole Wey für ihre grosse Unterstützung und für das entgegengebrachte Ver-
ständnis, wenn ich tief in meine Arbeit ,,eintauchte", all meine Gedanken nur
noch dem Thema SPIELE galten und ich deshalb weniger Zeit hatte, mich um
alltägliche Probleme zu kümmern.
Meistens habe ich die weibliche und die männliche Sprachform benutzt. Bei den
wenigen Ausnahmen ist aus schreib- und leseökonomischen Gründen nur die
männliche Form vorhanden, selbstverständlich sind jedoch immer beide Ge-
schlechter gemeint.

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 6
3 Einleitung
,,Der Mensch spielt nur, wo er in
voller Bedeutung des Wortes
Mensch ist, und er ist nur da
ganz Mensch, wo er spielt."
(Friedrich Schiller)
3.1 Ganz und gar Mensch sein
In voller Bedeutung des Wortes Mensch sein! Wie ist dieses Zitat zu verstehen?
Will Friedrich Schiller damit sagen, dass nur Erwachsene mit einem angemesse-
nen Erfahrungspotenzial als vollwertige Menschen bezeichnet werden können?
Oder sind etwa Menschen gefragt, die in der Gesellschaft etabliert sind und deren
Normen und Ansprüchen entsprechen?
Ich habe mir lange über diese Worte Gedanken gemacht und bin zum Schluss ge-
kommen, dass Friedrich Schiller mit seinem Zitat die Zweckfreiheit des Spielens
anspricht. Spielen - eine Tätigkeit, die zweckfrei ist, zum Vergnügen und ledig-
lich aus Freude an ihr selbst ausgeübt wird. Das Spiel begleitet uns das ganze Le-
ben hindurch.
,,Während das Spiel das Kinderleben zentral ausfüllt, tritt es nach den Abenteuer-,
Konstruktions- und Regelspielen des Jugendalters im Erwachsenenleben in den
Schatten der Ernstwelt des Berufes und der Öffentlichkeit. Das Spiel büsst viel
von seiner konstitutiven Bedeutung für das Menschwerden und ­sein als konti-
nuierlich unabgeschlossener Prozess ein und wird zu einem von einer Spielpflicht
getragenen Äquivalenz zum Alltag. Gerade für die Entwicklung und Vollendung
des Menschseins wäre es von entscheidender Bedeutung, wenn Spielauffassung
und ­verständnis im ursprünglichen Sinne auch das Erwachsenenleben durch-
dringen könnten, um jene Lebensfreude lebendig zu erhalten, die als Mitte des
Spiels den Menschen über einen bejahenden Lebenszug zu einem vertieften
Selbstverständnis führt" (Röhrs in: Aregger 1984, 79).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 7
In der heutigen Zeit wird sehr produktorientiert und zweckgebunden gehandelt.
Die Erwachsenen getrauen sich nicht mehr, ganz Mensch zu sein, zu sehr holt sie
ihre Realität immer wieder ein. Rationale Gedanken kommen hoch, wenn er-
wachsene Menschen spielen. Wie schwer ist es für sie, den Alltag hinter sich zu
lassen und sich einfach dem Spieldrang hinzugeben. Wir Erwachsenen müssen
wieder lernen, uns - wie es die Kinder tun - auf das Wesentlichste im Spiel zu
konzentrieren: nämlich auf das Lustvolle, auf die Freude, auf die Spannung und
Entspannung. Gerade beim Spiel ist das Erreichen eines optimalen Spannungsni-
veaus möglich.
Wir müssen den Mut aufbringen, wieder in voller Bedeutung des Wortes Mensch
sein!
3.2 Was heisst eigentlich ,,Spielen"?
Am Anfang einer Vorlesung zur Psychologie des freien kindlichen Spiels erlaubte
sich Hans Mogel, Autor des Buches ,,Psychologie des Kinderspiels" (1991, 3),
selbst ein kleines Spiel mit seinen Studentinnen und Studenten. Er gab den Da-
men und Herren fünf Minuten Zeit und liess sie folgende Frage beantworten: Was
heisst eigentlich ,,Spielen" ?
Das kleine Spiel zu Beginn der Vorlesung erbrachte bemerkenswerte Ergebnisse.
Fast alle Beteiligten stimmten in dem einen Merkmal des Spielens überein:
·
Spielen bedeutet, irgend etwas aus Freude zu machen, Spass und Vergnügen
zu haben, Amüsement und Lust zu erleben.
·
Spielen meint eine Tätigkeit oder ein Verhalten, das frei gewählt ist und das
frei ist von äusseren Zwecken (vgl. Mogel 1991, 3).
Viele der Studentinnen und Studenten brachten das Wort ,,Spiel" mit Freude,
Freiheit und Geselligkeit in Zusammenhang, aber ebenso wie das Merkmal der
Freude wurde auch das der Freiheit des Spiels manchmal eingeschränkt. Bei pro-
fessionellen Spielen, wie etwa im Sport oder bei Lernspielen, ist das Spielen nicht
immer mit Freude verbunden, ebenso kann die Freiheit des Spiels eingeschränkt
sein.

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 8
Von den Studentinnen und Studenten wurde ebenfalls die Bedeutung von Räum-
lichkeit und Zeitlichkeit des Spielens genannt:
·
Für das Spielen muss genügend Zeit vorhanden sein, unter Zeitdruck kann
man nicht spielen.
·
Spielen heisst Gestaltung von Raum und Zeit (vgl. Mogel 1991, 4).
Bei der Frage ,,Was heisst eigentlich Spielen?" werden unter anderem die
Aspekte, die mit den inneren und äusseren Beziehungen des Spielens zu tun ha-
ben, wie etwa Phantasie, Umweltbezug, Interaktionen und Partnerschaftlichkeit
im Spiel gesehen.
Folgende Beispiele seien hier genannt:
·
Spielen heisst das Errichten einer Phantasiewelt. Es ist oft das Schlüpfen in
eine andere Rolle.
·
Spielen heisst Hintergrund für ungezwungene Unterhaltung, bedeutet, sich mit
seinem Spielpartner auf ein anderes Gebiet zu begeben, ihn anders kennen zu
lernen.
·
Spielen heisst ,,Kommunikation" mit Gedanken/Dingen/Personen (vgl. Mogel
1991, 5).
Fassen wir die angeführten Merkmale des Spielens noch einmal in Stichworten
zusammen, erhalten wir auf die Frage unserer Einleitung ,,Was heisst eigentlich
Spielen?" eine sehr vielschichtige Antwort. Sie entspricht der Reichhaltigkeit
psychologischen Geschehens, das am Spiel beteiligt ist.
Spielen, eine frei gewählte Tätigkeit, verläuft unabhängig von äusseren Zwecken,
geht mit Neugier einher, sucht Überraschungen und lässt Freude, Spass, Vergnü-
gen und Lust erleben. Spielen signalisiert ein inneres Wohlbefinden des Spielen-
den. Es bedeutet Raum- und Zeitgestaltung, ist dabei aber frei von Zeitdruck,
heisst aber auch Kommunikation mit Gedanken, Dingen, Personen. Das Spielen
ermöglicht dem Spielenden ein Ausdrücken des individuellen Selbsts.
Beobachtungen über das Spielverhalten und Spielerleben meiner Schülerinnen
und Schüler haben mir aufgezeigt, dass nicht jedes Kind den sofortigen Zugang
zum Spiel findet oder gleiche Verhaltensweisen zeigt. Es gibt Kinder, die zeigen
grosses Interesse, sind spontan und offen für ein neues Spiel. Andere Kinder ta-
sten sich erst vorsichtig heran, ihre Vorgehensweise zeigt eine gewisse Zurück-

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 9
haltung, eventuell sogar Verunsicherung und ganz deutlich sind auch immer wie-
der Berührungsängste zu spüren.
Um mir über die Bedeutung des Spielens Klarheit zu verschaffen, habe ich mich
im Rahmen meiner Weiterbildung zur schulischen Heilpädagogin dafür entschie-
den, die Entwicklung und die Bedeutung der Spiele intensiver zu untersuchen und
auch meine Diplomarbeit diesem Thema zu widmen.
Eigene Erfahrungen mit dem Spiel und Beobachtungen an Kindern, wie sie mit
dem Spielen umgehen, haben meine Neugier geweckt.
Mit dieser Arbeit möchte ich jenes psychologische Grundwissen erlangen, das zu
einem kompetenten Umgang mit der kindlichen Spieltätigkeit führen kann.
3.3 Was bedeutet nun ,,Spielen"?
Spielen ist nicht nur die Basis allen Lernens, sondern auch ein Instrument, einan-
der näher zu kommen, Sprachgrenzen vergessen zu lassen und über Altersunter-
schiede hinwegzusehen.
Ebenfalls treffend finde ich die Beschreibung von Aregger K. in ,,Didaktische
Prinzipien" über die Bedeutung des Spiels: ,,Spielen ist eine umfassende Betäti-
gungsweise des Menschen, in der Denken, Handeln, Fühlen und Sprechen zum
Tragen kommen können"
(Aregger 1994, 88).
Für mich bedeutet Spielen aber auch: Herausforderung, Selbstverwirklichung,
Kommunikation, Gefühle zeigen, etwas riskieren, loslassen können und noch sehr
vieles mehr.
Was für Hans Fluri Spielen bedeutet, umschreibt er in seinem Buch ,,1012 Spiele
und Übungsformen in der Freizeit" (1996, 242) folgendermassen:

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 10
Spielen bedeutet...
Konzentration und Zerstreuung
Sicherheit und Vertrauen
Stirnrunzeln und Lachen
Angriff und Verteidigung
Aktion und Reaktion
Überraschung und Verblüffung
Freude und Begeisterung
Planen und Staunen
Fürsorgen und Verfolgen
Einatmen und Ausatmen
Kleinsein und Mächtigsein
Reichtum und Bedürfnislosigkeit
Ich gehe mit Barbara Bibers Ausführungen in Andreas Flitners ,,DAS KINDER-
SPIEL" einig, wenn sie schreibt:
,,Das Kinderspiel hat die Qualität einer intensiven und beanspruchenden Erfah-
rung; es ist ein Stück reich und voll erlebten Lebens. Da herrschen Eifer und Er-
staunen und dramatisches Handeln und eine besondere Art von Unmittelbarkeit,
und kein Gedanke an das Verrinnen der Zeit. Da ist nichts, was verändert werden
müsste, kein Nachdenken über Falsch oder Richtig, das den Fluss des spontanen
Handelns kontrollierte; keine Richtung, die verfolgt werden müsste. Was immer
zur Hand ist, kann brauchbares Material für das Spiel werden. Das Wesentliche
der Spielerfahrung ist subjektiv, irgend etwas im Innern des Kindes, für den Be-
obachter des Verlaufs und der Form seiner Tätigkeit oft gar nicht sichtbar" (Biber
in: Flitner 1973, 27).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 11
3.4 Aufbau der Diplomarbeit
Der Aufbau meiner Diplomarbeit stellt sich wie folgt dar:
Ich gliedere meine Arbeit in einen theoretischen und in einen praktischen Be-
reich.
Der theoretische Bereich beinhaltet folgende Aspekte:
·
Einleitung
·
Was heisst eigentlich ,,Spielen"?
·
Was bedeutet nun ,,Spielen"?
·
Die Entwicklung der Spiele (alte und neue Spiele werden vorgestellt).
·
Traditionsspiele im Wandel.
·
Was sollen unsere Kinder spielen?
·
Spielen Kinder der Kleinklasse anders als Kinder der Regelklasse?
·
Spiel in der Schule ? Folgende Perspektiven werden angesprochen:
§
Pädagogische Überlegungen
§
Bedeutung des Spiels für das Lehren und Lernen
§
Allgemeine Bedeutung
§
Soziales Lernen und Verbesserung des Klassenklimas
§
Einbezug aller drei Lerndimensionen
§
Entspannung
§
Lehrperson und Schülerschaft ändern ihrer Rollen
§
Ordnung
§
Raum
§
Qualitäten als Spielleiter/Spielleiterin
§
Motivierende Spieleinführung und ­begleitung
§
Reflexion
§
Spielangebote und Spielauswahl
§
Richt- und Grobziele
§
Fazit

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 12
Der praktische Teil meiner Diplomarbeit ist geprägt durch eine Umfrage zum
Thema:
Das Spielverhalten der Kleinklassenschüler und ­schülerinnen im Vergleich zum
Spielverhalten der Regelklassenschüler und ­schülerinnen.
Unterscheidet sich das Spielverhalten der Kleinklassenschüler und Klein-
klassenschülerinnen von demjenigen der Regelklassenschüler und Regelklas-
senschülerinnen?
Diese Frage interessiert mich sehr und ich besorge mir auswertbare Informationen
durch Umfragen bei Lehrpersonen. Ein von mir ausgearbeiteter Fragebogen rich-
tet sich an Lehrpersonen der Kleinklassen B und Kleinklassen C und an Lehrper-
sonen der Regelklassen der Unter-, Mittel- und Oberstufe in der Gemeinde Littau.
Der Fragebogen beinhaltet folgende Schwerpunkte:
·
Welches sind die Lieblingsspiele der Kleinklassenschüler und -schüler-
innen, welches diejenigen der Regelklassenschüler und -schülerinnen?
·
Mit welchen Spielen beschäftigen sich Kinder der Kleinklassen zu Hause,
welche Spiele bevorzugen Kinder der Regelklassen?
·
Wie oft spielen Kinder der Kleinklassen im Vergleich zu Schülern und
Schülerinnen der Regelklassen?
·
Mit wem spielen die Kinder der Kleinklassen am liebsten? Welche Spiel-
partner oder ­partnerinnen bevorzugen die Schüler und Schülerinnen der
Regelklassen?
·
Wie kommen die Kinder zu ihren Spielen? Lassen sie sich die Spiele
schenken, kaufen sie die gewünschten Spiele selber oder machen die Kin-
der von der Ludothek Gebrauch?

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 13
·
Wo spielen die Kinder am meisten? Ist dies zu Hause mit den Eltern oder
Geschwistern, bei ihren Freunden oder Freundinnen oder eventuell an der
Playstation in einer Spielwarenabteilung?
·
Wie fühlen sich die Kinder der Kleinklassen, wenn sie ein Spiel verlieren?
Wie reagieren die Regelklassenschüler und ­schülerinnen in derselben
Situation?
·
Was meinen die Schüler und Schülerinnen zum Thema ,,Spiel" und zu
meinem Fragebogen?
Den Abschluss des praktischen Teils meiner Diplomarbeit bildet in dar-
stellerischer und verbaler Form die Analyse der gemachten Erhebung.

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 14
4 Die Entwicklung der Spiele
4.1 Die Geschichte der Spiele
Vor knapp 720 Jahren gab Alfons X., König von Kastilien, seinen Schreibern den
Auftrag, ein Buch über Spiele zu verfassen. Somit entstand das erste Spielbuch in
der europäischen Literatur (vgl. Grunfeld 1975, 9).
Der König, selber ein grosser Gelehrter, überwachte seine Leute persönlich beim
Verfassen und Illustrieren des prachtvollen Werkes Libro de Juegos. Warum das
Spiel für König Alfons von Kastilien zu den wesentlichen Ausdrucksformen des
Lebens, ja der Kultur, zählt, formulierte er mit folgendem Zitat:
,,Gott schuf den Menschen,
auf dass er sich vieler Spiele erfreue,
denn Spielen erhebt und vertreibt
die Grillen."
(Alfons X., König von Kastilien)
So wie die alten Religionen der Welt tiefgründige Ähnlichkeiten in ihren Frucht-
barkeitsriten und ihren Sonnen- und Mondkulten aufweisen, scheinen auch viele
Spiele Gemeinbesitz aller Menschen der Welt zu sein. Tatsächlich ist der Ver-
gleich nicht weit hergeholt; was heute lediglich Kinderkurzweil zu sein scheint,
ist in Wirklichkeit Überbleibsel religiöser Riten, die bis zu den Anfängen hinab-
reichen. Seilziehen ist die Dramatisierung des Kampfes zwischen den Mächten
der Natur; das Knöchelspiel war einst Requisit der Wahrsager. Auch ,,Himmel
und Hölle" ist verwandt mit den Labyrinthen der Mythen des Altertums, später
modifiziert, versinnbildlichte es den Weg der christlichen Seele von der Erde in
den Himmel (vgl. Grunfeld 1975, 9).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 15
,,Bei den Griechen ist das Spiel eine kindliche Handlungsweise, die sich sinnge-
mäss als ,,Sich-Kindereien-Hingeben" übersetzen lässt, in der jüdischen Tradition
heisst spielen zu scherzen und zu lachen, bei den Römern bedeutet Spiel (,,lu-
dus") Freude und Heiterkeit.
Das Mittelhochdeutsche meint mit ,,spilen" Scherz treiben und Vergnügen:
,,Später begann man in allen europäischen Sprachen mit dem Wort Spiel viele
Handlungen des Menschen zu bezeichnen, die erstens nicht schwere Arbeit sind
und zweitens Freude und Vergnügen bereiten" (Elkonin in: Renner 1995, 10).
,,Plato (427-347) glaubte einen Zusammenhang zwischen der Erziehung zur
Spielfähigkeit und der Stabilität des Staates und seiner Gesetze zu erkennen. Die
Kinder sollten im Spiel die ungeschriebenen Gesetze der Gesellschaften verin-
nerlichen. Veränderungen bei den Spielen weisen bei ihm auf gesellschaftliche
Umstrukturierungen hin, in den Spielen zeige sich das Neue der Kultur. Die
Spiele der Kinder sollten um der staatlichen Stabilität willen ernst genommen
werden. Deshalb wurde das Spielverhalten der Kinder gelenkt und staatserhaltend
eingesetzt. Kindergartenähnliche Einrichtungen erhielten einen staatlich-pädago-
gischen Auftrag. Je stärker in der griechischen Gesellschaft das freie Spiel einge-
schränkt wurde, desto mehr nahmen die Glücksspiele zu. Aristoteles (384-322
v.Chr.) erkannte im Spiel der Kleinkinder den Erholungswert, dessen Ambivalenz
zur Arbeit und heilende Kräfte" (Kreuzer in: Renner 1995, 10).
Bei den Römern spielte die an Festen gezeigte Schaulust eine grosse Rolle. Wa-
genrennen und jede Art Schaukämpfe sollten die verarmten Menschen von ihrer
Unzufriedenheit ablenken. Die Kampfspiele wurden immer grausamer und die
Menschen immer begieriger, sie zu sehen. Im Jahre 107 n.Chr. mussten allein im
Kolosseum in Rom 10 000 Gladiatoren gegeneinander antreten. Ende des 4. Jh.
n.Chr. gab es keine Gladiatorenkämpfe mehr. Kaiser Konstantin hatte den Zu-
sammenhang zwischen der Verrohung des Volkes und den ,,Spielen" erkannt und
sie im Jahre 326 verboten (vgl. Dirx in: Renner 1995, 11).
,,Durch Werfen des Loses (auch Würfel oder Knöchel) befragte man die Götter
vor schwierigen Entscheidungen, während die Spielausgänge von Partien zwi-
schen Meisterspielern von Priestern und Wahrsagern gedeutet wurden.
Noch 1895, als die Franzosen die Hauptstadt von Madagaskar stürmten, schenk-
ten die Einheimischen samt ihrer Königin dem Ausgang einer Partie Fanorona
zwischen zwei Wahrsagern mehr Glauben als der Tüchtigkeit ihrer Armee"
(Grunfeld 1975, 10).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 16
Praktische Fertigkeiten wurden durch Spiele wie Pfeilwerfen, Wettlaufen,
Reifentreiben und viele andere Geschicklichkeitsspiele gefördert. Von japani-
schen Soldaten beispielsweise verlangte man, dass sie zur Entwicklung von Be-
weglichkeit und Schnelligkeit Federball spielten.
In einer anderen Kultur warfen junge amerikanische Indianer ihre Speere durch
rollende Reifen, um so ihre Kriegskunst zu vervollkommnen.
Reine Denkspiele scheinen Männer und Frauen von frühester Zeit an fasziniert zu
haben. Rätsel galten als besondere Unterhaltung am Lagerfeuer der Höhlenmen-
schen. Viel später, bei den wüsten Zechereien im klassischen Griechenland, wur-
de, wer danebenriet, bestraft. Er musste einen mit Salz versetzten Becher Wein
trinken. Manch armer Kerl fiel dabei schlafend unter den Tisch, während der
Spieler mit der richtigen Lösung Süssigkeiten oder einen Kuss von der Dame sei-
ner Wahl als Preis entgegennehmen durfte ( vgl. Grunfeld 1976, 10).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 17
4.2 Spiele, der Spiegel einer Kultur
Spiele sind der Spiegel einer Kultur. Im afghanischen Spiel Buzkashi beispiels-
weise treiben die Reiter ihre Pferde auf einen seltsamen ,,Ball" zu: den Leib eines
geköpften Kalbes. Es geht darum, den glitschigen Kadaver aufzunehmen, gegen
alle Widersacher zu beschützen und ihn über das Feld hinweg ins Tor zu bringen.
Auf den ersten Blick wirkt dies alles sehr schockierend und für unser westliches
Kulturverständnis eher befremdend. Aber was aussieht wie ein wüstes Tohuwa-
bohu, ist in Wirklichkeit voller Kunstfertigkeit und List und findet mit dem sieg-
reichen Torlauf ein sofortiges Ende. Ebenfalls veranschaulicht dieses makabre
Spiel, wie sehr die Reiter den Lebensunterhalt der Bauern zum Gespött machen.
Genauso treffend zeigt das Brettspiel Dablot prejjesne, bekannt und gespielt in
Lappland, den ,,Konflikt zwischen Jägern und Ackerbauern" auf. Bei diesem
Spiel führt ein Spieler den König, den Prinzen und 28 Krieger, der zweite Spieler
verteidigt den Gutsherrn, den Gutsherrensohn und 28 Pächter (vgl. Grunfeld
1976, 11).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 18
,,Bereits in der Antike gab man den Kindern Spielzeug, das bewusst dazu erson-
nen worden war, bestimmte Kenntnisse und Erfahrungen zu vermitteln. ,,Man
befördert Spiele von denen man annimmt, sie befestigen bestimmte Tugenden und
Fertigkeiten durch Übung: So will Quintilian den Kindern Elfenbeintäfelchen mit
Buchstaben zum Spielen geben, damit sie das Lesen spielend erlernen. Andere
Pädagogen der späteren Antike folgten ihm, und selbst Hieronymus (...) ist zu
dem gleichen Zugeständnis an den nun einmal gegebenen Spieltrieb des Kindes
bereit"
(Scheuerl in: Fritz 1991, 127). Die Absicht des Pädagogen, Kinder durch
das Spiel zu den beabsichtigten Lernprozessen zu ,,überlisten", kehrt bei vielen
Pädagogen über Jahrhunderte immer wieder auf und hat sich bis heute gehalten"
(Fritz 1991, 127).
Beeindruckend finde ich, dass einige der einfachsten Spiele überall auf der Welt
bekannt sind und über Generationen hinweg überliefert und gespielt werden. Die
verschiedenen und für das jeweilige Land typischen Spielvarianten ermöglichen
uns, einiges über die jeweilige Kultur zu erfahren. Das Schnurspiel beispielsweise
kennt und spielt man in Asien, Europa, in der westlichen Hemisphäre und im pa-
zifischen Raum. Es gehört sogar zu den Lieblingsspielen der Eskimos. Der Spie-
ler erzählt dabei zu jeder Stufe eine Geschichte. Auf diese Weise haben sich die
Legenden der Eskimos unverändert über Generationen hinweg erhalten. Die ver-
schiedenen Schnurbilder sind für Geschichtenerzähler eine Gedächtnisstütze.
Während für die Eskimos die Figuren Vögel, Schlitten, Bären und andere Dinge
des arktischen Lebens versinnbildlichen, stellen die Navajo-Indianer mit ihren
Schnurfiguren Kojoten, Kaninchen und Sternbilder dar. In Neu-Guinea symboli-
sieren sie Speere, Trommeln, Palmen, Fische und Krebse. So entwickelten alle
Völker für das gleiche Spiel ihre eigenen Figuren, die für sie eine typische, ihrer
Kultur und Tradition angepasste Bedeutung erhielten (vgl. Grunfeld 1976, 12).
Gewisse Spielarten waren sicherlich als Übung für den Nachwuchs gedacht und
in der Absicht entstanden, Geschicklichkeit zu vermitteln. Schach war Rekon-
struktion eines Schlachtfeldes, und die in dem Spiel geforderte strategische Weit-
sicht wird heute noch als hervorragende Schulung des Verstandes betrachtet (vgl.
Grunfeld l976, 10).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 19
(Bildquellen: Grunfeld, Frederic V. Juegos de todo el mundo. Madrid: Edilan
1978 und
http://www.ddgi.es/~bibpuig/jocs.htm#3
)
4.3 Schach
4.3.1 Schach, ein faszinierendes Spiel
Seit 2000 Jahren wird Schach gespielt! Die Tatsache, dass Schach eines der älte-
sten Brettspiele, überhaupt eines der ältesten Spiele der Welt ist, hat mich bewo-
gen, mich mehr mit diesem faszinierenden Spiel auseinanderzusetzen.
Ich gehe mit den drei Autoren Finkenzeller, Ziehr und Bührer durchaus einig,
wenn sie schreiben: ,,Schach hat die Welt erobert und ist ein fester Bestand unse-
rer Kultur geworden. Die Menschheit hat kein Spiel ersonnen, das einen solchen
Grad der Vollkommenheit auch nur annähernd erreicht hätte" (l989, 3).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 20
Schach ­ ein uraltes Spiel, herrlich kompliziert und faszinierend. Jeder Spieler,
jede Spielerin kämpft für sich allein, ein falscher Zug und das ganze Gebäude
kann einstürzen. Dies ist der Grund, weshalb manche Spieler mehr als eine halbe
Stunde über die beste Strategie eines einzigen Zug nachdenken können (vgl.
Chelminsky 1999, 22).
4.3.2 Eine berühmte Sage zum Schachspiel
Im Orient lebte ein Weiser namens Sessa Ebn Daher. Er arbeitete für den König
Sheran und musste oft mitansehen, wie sein Herrscher unter Schwermut und
Langeweile litt. Voller Mitgefühl für seinen Herrn erfand Sessa ein Spiel, nannte
es Schach und widmete es seinem König. Dieser, so die Erzählung, war dermas-
sen begeistert, dass er seinem Minister die Erfüllung eines Wunsches gewährte.
Der Weise wies lächelnd auf das Schachbrett und bat, man solle ihm auf das erste
Feld des Schachbretts ein Weizenkorn legen, auf das zweite deren zwei, dann auf
das dritte vier, sodass sich die Anzahl Weizenkörner auf jedem folgenden Feld
verdoppelt. Der König reagierte ob diesem bescheidenen Wunsch anfänglich
recht ungehalten, glaubte er doch, Sessa Ebn Daher wisse seine Gnade zu wenig
zu schätzen. Der Minister jedoch riet dem König, er solle doch zuerst von seinen
Hofmathematikern ausrechnen lassen, wie viel Weizen er zu beanspruchen habe.
So geschah es, und nach langandauernden Berechnungen mussten die besten
Mathematiker des Landes ungläubig feststellen, dass König Sheran mit all seinem
Reichtum nicht in der Lage war, den Wunsch des Weisen zu erfüllen. Das Resul-
tat lautete nämlich auf 18 446 744 073 709 555 615 Weizenkörner, also über 18
Trillionen. Wäre die gesamte Erdoberfläche einschliesslich der Meere und Polar-
gebiete mit Weizen bebaut, würde es mindestens 10 Jahre dauern, bis König
Sheran dem Weisen das versprochene Geschenk übergeben könnte
(vgl.www.muenster.org.).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 21
4.3.3 Ein Ausflug in die Geschichte des Schachspiels
In mittelalterlichen Schriften, Ritterromanzen, in vielen Dokumenten und Kunst-
werken zeigt sich Schach als ein bekanntes und beliebtes Spiel.
Nach Finkenzeller, Ziehr und Bührer muss die Entwicklung des Spiels in drei klar
getrennte Zeitläufe unterteilt werden:
,,Die erste Epoche umfasst die Jahrhunderte, in denen sich das Spiel von ähnli-
chen Brettspielen Indiens und des Orients abzusondern begann und ein eigenes
kompliziertes Regelwerk mit anspruchsvoller Strategie entstand.
Eine zweite Phase setzt nach dem Triumph des Spiels in der arabischen Welt in
Europa ein: Im Mittelalter war das Schach schon überaus verbreitet, doch erst seit
dem 16. Jahrhundert entstand eine immer anspruchsvollere Schachliteratur. Diese
markiert die Entwicklung zum modernen Schach" (Finkenzeller, Ziehr, Bührer
1989, 10).
In dieser Zeit begegnen uns die ersten Namen bekannter Schachmeister, deren
Spielstärke systematisch zunimmt. Nach Meinung der Schachfreunde erreicht nun
das Spiel die geistigen Gefilde von Kunst und Wissenschaft.
Die letzte Phase der Entwicklung stellt das Grossmeisterschach dar. Sie hatte ih-
ren Anfang mit dem internationalen Turnier 1851 in London und bestimmt immer
noch unsere Gegenwart (vgl. Finkenzeller, Ziehr, Bührer 1989,10).

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 22
4.3.4 Legenden und Symbole
Laut Schachexperten (vgl. www.darmstadt.de) könnte es möglich sein, dass die
Wahl von 64 Feldern durch ein magisches oder symbolisches Zahlenverständnis
beeinflusst worden ist. In der islamischen Mystik wurde die Zahl 8 und ihre Viel-
fachen mit Vorstellungen von Ganzheit, Vollendung und Harmonie in Zusam-
menhang gebracht. Die magische Bedeutung der Zahl diente sogar als Grundlage
für die Berechnungen in der entstehenden Astronomie.
4.3.5 Die Verbreitung des Schachspiels
Asien kann ohne Übertreibung der Kontinent des Schachs genannt werden.

©
Rotburg Verlag
Beni Wey
Seite 23
Noch heute kann sich jeder Tourist, jede Touristin, beim Bereisen eines asiati-
schen Landes über die offensichtliche Verwandtschaft der dort gebräuchlichen
Schacharten mit unserem Schach nur wundern (vgl. www.darmstadt.gmd.de).
4.3.6 Schach im europäischen Mittelalter
Bereits seit dem 11. Jahrhundert ist das Schachspiel in Europa allgemein bekannt.
Die ältesten europäischen Dokumente, in denen Schach erwähnt wird, sind zwei
Zeugnisse von pyrenäischen Grafen in der sogenannten Marca Hispanica. In de-
nen wird berichtet, wie Schachspiele an einem Ort im Süden Frankreichs von den
Arabern an die Christen übergeben wurde (vgl. www.darmstadt.gmd.de).
(Bildquellen: www. Darmstadt.gmd.de)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832461898
ISBN (Paperback)
9783838661896
DOI
10.3239/9783832461898
Dateigröße
3.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Luzern – unbekannt
Erscheinungsdatum
2002 (Dezember)
Note
1,0
Schlagworte
erlebnispädagogik heilpädagogik freizeitgestaltung freizeit lieblingsspiel
Zurück

Titel: Spiele/Spielen beeinflußt die Persönlichkeitsentwicklung und umgekehrt
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
108 Seiten
Cookie-Einstellungen