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Virtuelles Rathaus - Ein Konzept für bürgerorientiertes E-Government

Notwendigkeit, Anforderung und Realisierungsbedingungen einer bürgerorientierten internetbasierten öffentlichen Verwaltung - dargestellt am Beispiel einer Kommune

©2002 Diplomarbeit 60 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
,,Die Daten sollen laufen, nicht die Bürger".
Dies erklärte Bundeskanzler Gerhard Schröder im Mai 2001 bei einer Tagung von Behördenleitern in Berlin. Eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung des öffentlichen Sektors spielt ein Medium, dessen Bedeutung in den letzten Jahren stark wuchs – das Internet.
Die schnelle Entwicklung der IuK-Technologien und die zunehmende Durchdringung aller Lebensbereiche stellen Bund, Länder und Kommunen vor die Aufgabe, den neuen Ansprüchen von Bürgern und Wirtschaft gerecht zu werden. Gleichzeitig zwingen zunehmender Kostendruck, starre Strukturen sowie der steigende Standortwettbewerb zum Handeln. Hier setzt die Entwicklung hin zu einer bürgerfreundlichen, effizienten und somit zukunftsfähigen Verwaltung an.
E-Government heißt die Devise und ein Aspekt davon ist das virtuelle Rathaus. Mit dessen Realisierung sind zahlreiche Vorteile verbunden – sowohl für die Bürger als auch für Verwaltung selbst.
Diese Ausarbeitung zeigt am Beispiel der Stadt Brandenburg auf, wie sich eine Steigerung des web-basierten Bürgerservice erreichen lässt, was beim Aufbau des virtuellen Rathauses zu berücksichtigen ist und mit welchen Kosten, etwa für elektronische Formulare und ein Contentmanagement-System, gerechnet werden kann. Zusätzlich wird ausführlich darauf eingegangen, inwieweit die kommunale Verwaltung von einer Realisierung profitiert.
Zunächst wird, um den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, auf das Wesen von
E-Government eingegangen. Anschließend werden Gesichtspunkte dargelegt, die einen Wandel begründen und eine interne Reorganisation erforderlich machen. Des weiteren werden Hindernisse dargestellt, die der Modernisierung in Richtung einer elektronischen Verwaltung im Wege stehen. Im folgenden wird auf den allgemeinen Umsetzungsstand des virtuelles Rathauses, die elektronische Signatur, sowie ausgewählte Beispiele und „Best practices“ näher eingegangen. Nach einer umfassenden Analyse des IST-Zustandes werden darauf aufbauend umfassende Handlungsempfehlungen gegeben, die es mittel- bis langfristig umzusetzen gilt.
Aufgrund der ausführlichen theoretischen Erarbeitung des Themas stellt diese Diplomarbeit eine Übertragung der Erkenntnisse auf andere Kommunen sicher und wirkt somit unterstützend bei der Entstehung eines virtuellen Rathauses.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Erklärung der eigenständigen […]

Themenübersicht

Inhaltsverzeichnis


ID 6071
Albrecht, Marco: Virtuelles Rathaus - Ein Konzept für bürgerorientiertes E-Government -
Notwendigkeit, Anforderung und Realisierungsbedingungen einer bürgerorientierten
internetbasierten öffentlichen Verwaltung - dargestellt am Beispiel einer Kommune
Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Brandenburg, Fachhochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2003
Printed in Germany

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Erklärung der eigenständigen Bearbeitung
Danksagung
Abkürzungsverzeichnis ...2
Abbildungsverzeichnis ...4
1 Einleitung...5
2 Grundlagen ...6
2.1 Entwicklung der Verwaltungsmodernisierung ...6
2.2 Begriffsklärung ­ Was ist E-Government? ...8
2.3 Kommunikationspartner beim E-Government ...9
2.4 Unterscheidung von Interaktionsstufen ...12
3 Warum E-Government?...15
4 Erfordernis: Reorganisation der Geschäftsprozesse ...16
5 Barrieren bei der Umsetzung...17
6 Elektronischer Bürgerservice ­ das virtuelle Rathaus...21
6.1 Umsetzungstand...21
6.2 Realisierungsanforderung von Transaktionen ­ die elektron. Signatur ...23
6.3 Best practice ­ Bremen, Ravensburg und Magdeburg ...26
6.4 Regionaler Vergleich: Potsdam und Rathenow...30
7 Behördliche eServices ­ Worauf kommt es an?...32
7.1 Nutzerwünsche, Eignungskriterien, Navigation, Sonstiges...32
7.2 Bezahlung ­ Welche Möglichkeiten gibt es? ...35
7.3 Herausforderung: Verhinderung der digitalen Spaltung...37
7.4 Multikanalzugang: Internet, Call-Center und Bürgerbüro ...38
8 IST-Zustand ­ Stadt Brandenburg / Havel ...38
9 Handlungsempfehlung...42
10 Abschließende Betrachtung und Ausblick ...51
Quellenverzeichnis ...52
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Abb.
Abbildung
ASP
Application
Service
Providing
BGB
Bürgerliches
Gesetzbuch
BIS Bürgerinformationssystem
BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CMS
Contenmanagement
System
d.h. das
heißt
Difu Deutsches Institut für Urbanistik
EDV
Elektronische
Datenverarbeitung
etc. et
cetera
evtl.
eventuell
FAQ
Frequently
Asked
Questions
ff.
fortfolgend
FH Fachhochschule
FSA
Formular
Server
Anbieter
G2B
Government-to-Business
G2C
Government-to-Citizen
G2G
Government-to-Government
G2E
Government-to-Employee
ggf. gegebenenfalls
HBCI Home Banking Computer Interface
Hrsg.
Herausgeber
incl.
inclusive
ISIS Industrial Signature Interoperability Specification
IT
Informationstechnik
IuK Information-
und
Kommunikation
lt.
laut
MB Mega
Byte
MS Microsoft
2

mtl.
monatlich
MTT
MailTrusT
o.ä. oder
ähnliches
OSCI Online Services Computer Interface
o.V.
ohne
Verfasser
PC Personal
Computer
PDF Portable Document Format
PGP
Pretty
Good
Privacy
PIN Personal
Identification
Number
PKI Public
Key
Infrastruktur
PwC
PricewaterhouseCoopers
RegTP Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
sog. sogenannt
SSL Secure
Socket
Layer
stellv. stellvertretend
u.a. unter
anderem
URL
Uniform
Resource
Locator
usw.
und
so
weiter
vgl. vergleiche
Vw. Verwaltung
www
world
wide
web
WYSIWYG What You See Is What You Get
XML
Extensible
Markup
Language
z.B. zum
Beispiel
Weiterführende Informationen zu einzelnen Fachbegriffen, sind im Internet unter:
www.glossar.de abrufbar.
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Abbildung 1: Matrix Kommunikationspartner ­ Interaktionsstufen...
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Abbildung 2: Umsetzungsstand beim Bau des virtuelles Rathauses...
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Abbildung 3: Internet-Startseite der Stadt Ravensburg...
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Abbildung 4: Xania-Dialogbox mit Bearbeitungshinweisen...
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Abbildung 5: Startseite der städtischen Website ­ ,,stadt-brandenburg"...
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Abbildung 6: Entwurf einer Startseite ,,stadt-brandenburg.de"...
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,,Die öffentliche Verwaltung ist gefordert, ihre Arbeitsweise den Anforderungen
der Informationsgesellschaft anzupassen [...]."
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Dies erklärte Bundeskanzler
Gerhard Schröder im Mai 2001 bei einer Tagung von Behördenleitern in Berlin.
Eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung des öffentlichen Sektors spielt ein
Medium, dessen Bedeutung in den letzten Jahren stark wuchs ­ das Internet.
Die schnelle Entwicklung der IuK-Technologien und die zunehmende Durch-
dringung aller Lebensbereiche stellen Bund, Länder und Kommunen vor die
Aufgabe, den neuen Ansprüchen von Bürgern und Wirtschaft gerecht zu werden.
Gleichzeitig zwingen knappe Ressourcen, starre Strukturen sowie der steigende
Standortwettbewerb zum Handeln. Hier setzt die Entwicklung hin zu einer bürger-
freundlichen, effizienten und somit zukunftsfähigen Verwaltung, die neue IuK-
Technologien nutzt, an und ist durch den Begriff E-Government gekennzeichnet.
Im Hinblick auf den elektronischen Bürgerservice wurde von den Entscheidungs-
trägern der Stadtverwaltung Brandenburg (Havel) erkannt, dass die existierenden
Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft wurden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es ­ am Beispiel der Stadt Brandenburg ­ aufzu-
zeigen, wie sich eine Steigerung des web-basierten Bürgerservice erreichen lässt.
Zunächst wird, um den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, auf das Wesen
von E-Government eingegangen. Anschließend werden Gesichtspunkte dargelegt,
die einen Wandel begründen und eine interne Reorganisation erforderlich machen.
Des weiteren werden Hindernisse dargestellt, die der Modernisierung in Richtung
einer elektronischen Verwaltung im Wege stehen. Im folgenden wird auf den all-
gemeinen Umsetzungsstand des virtuelles Rathauses, die elektronische Signatur,
sowie ausgewählte Beispiele und ,,Best practices" näher eingegangen. Nach einer
umfassenden Analyse des IST-Zustandes werden abschließend auf die Stadt
Brandenburg zugeschnittene Handlungsempfehlungen gegeben.
Da eine Arbeit, die sich mit den neuen Medien auseinandersetzt, große Gefahr
läuft, von aktuellen Entwicklungen beeinflusst zu werden und schnell zu veralten,
ist es deshalb nur der Form halber zu erwähnen, dass aktuelle Recherchen nicht
ersetzt werden können.
1
vgl. http://www.staat-modern.de/infos/daten/egovernment.pdf, S. 8
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Der Staat und die Verwaltung beschäftigt sich schon seit längerem mit
unterschiedlichen Modernisierungsansätzen. So wurde bereits vor 200 Jahren, mit
den Stein-Hardenbergschen Reformen, im damaligen Preussen die kommunale
Selbstverwaltung eingeführt. Damit verbunden war das Ziel die Bürger wieder
stärker für den Staat zu interessieren, indem man ihnen Mitbestimmungsmöglich-
keiten einräumte.
2
Die jüngere Verwaltungsgeschichte ist insbesondere durch das ,,Neue
Steuerungsmodell" (engl. New Public Management) geprägt, welches Anfang der
90er Jahre, nach den ersten großen finanziellen Engpässen, von der Kommunalen
Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung entwickelt wurde. Das überge-
ordnete Ziel liegt, wie der Name bereits vermuten lässt, in der Optimierung der
Steuerung des Verwaltungshandelns. Konkret erreicht werden soll diese
Optimierung mit dem Einsatz betriebswirtschaftlicher Instrumente, wie der
Budgetierung, dem Controlling sowie der Kosten- und Leistungsrechnung.
3
Bedingt durch die Fortschritte in der IuK-Technik, vor allem aber durch die
rasante Entwicklung des Internets zu einem Massenmedium
4
, ergeben sich seit
Ende der 90er Jahre für die öffentliche Verwaltung völlig neue Möglichkeiten.
Erstmalig gibt es ein Medium in dem der Bürger ,,antworten" kann. Zeitungen,
Radio und Fernsehen sind hervorragend geeignet zur Verbreitung von
Informationen, aber kein Bürger kann so Verwaltungsvorgänge in Gang setzen.
Hinzu kommt, dass Regierungs- und Verwaltungshandeln weitestgehend
informationsbasiert sind und sich demzufolge ihre Prozesse besonders gut
elektronisch abwickeln lassen.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnis und mit dem Wissen, dass nach dem Wandel
von der Industrie- zur Informationsgesellschaft die Wettbewerbsfähigkeit, wie
auch die Lebensqualität der Bürger eines Landes wesentlich davon abhängt, wie
gut und wie schnell der Staat Dienstleistungen erbringt, wurde am 1. Dezember
2
vgl. Kommune21, Heft 5/2002, S. 16
3
vgl. http://www.kgst.de
4
Rund 25 Millionen Deutsche sind online ­ vgl. http://www.ard.de/ard_intern/onlinestudie/
6

1999 durch die jetzige Bundesregierung das Modernisierungsprogramm
,,Moderner Staat ­ Moderne Verwaltung" ins Leben gerufen. Im Zentrum steht
dabei das Leitbild des aktivierenden Staates ­ das ist der Verantwortung teilende,
der kooperierende und bürgerorientierte Staat, der über eine effiziente Verwaltung
verfügt und moderne Managementinstrumente einsetzt.
5
Mit der E-Government-Initiative ,,BundOnline 2005", welche im September 2000
auf der EXPO durch den Bundeskanzler gestartet wurde, erhält das Thema
Verwaltungsmodernisierung eine weitere Dimension.
6
Durch die Initiative sind
über 100 Bundesbehörden verpflichtet, bis zum Jahr 2005 ca. 380 ihrer Dienst-
leistungen ganz oder teilweise über das Internet abzuwickeln. Die Kosten für die
Umsetzung belaufen sich auf etwa 1,65 Milliarden Euro und lassen sich bei den
erwarteten Einsparungen (rund 400 Millionen Euro jährlich) bereits nach vier
Jahren refinanzieren. Gemäß des Umsetzungsplanes, der im Dezember 2001
vorgestellt wurde, wird die Initiative in einzelnen Etappen verwirklicht. Erste
Dienste sind bereits über www.bund.de erreichbar.
Auf kommunaler Ebene engagiert sich die Bundesregierung im wesentlichen mit
der bereits 1998 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ins
Leben gerufenen Multimedia-Initiative MEDIA@Komm.
7
Dabei wurden in Form
eines bundesweiten Städtewettbewerbs, an dem 136 Städte und Gemeinden teil-
nahmen, durch eine Jury drei Konzepte (Bremen, Esslingen sowie der Städte-
verbund Nürnberg) ausgewählt. Im Mittelpunkt stand die Aufgabe, verschiedene
Geschäftsprozesse zwischen öffentlicher Verwaltung, Bürgern und Wirtschaft
unter Einsatz der digitalen Signatur rechtsverbindlich und komplett elektronisch
zu realisieren, um so die Effizienz und Transparenz von Verwaltungs- und
Geschäftsvorgängen zu verbessern. Die Umsetzung der jeweils vorgestellten
Konzepte erfolgt über einen Zeitraum von zwei Jahren (Herbst 1999 bis Ende
2002) und wird mit insgesamt rund 25 Millionen Euro gefördert. Angesichts
dieser hohen Subventionen bleibt es jedoch fraglich, ob sich die Ergebnisse im
Stil eines Best practice auch auf andere Kommunen übertragen lassen. Nichts
desto trotz sind Initiativen wie MEDIA@Komm und BundOnline notwendig.
Zum einen besteht durch sie die Möglichkeit das enorme Modernisierungs-
5
vgl. Moderner Staat ­ Moderne Verwaltung, Bilanz 2002
6
vgl. BundOnline 2005, Unsetzungsplan für die eGovernment-Initiative
7
vgl. http://www.mediakomm.net
7

potential zu veranschaulichen und Erfahrungen für künftige Vorhaben zu
sammeln. Zum anderen bringen sie Deutschland auch im internationalen Ver-
gleich voran, wie eine Accenture-Studie vom Juni 2002 zeigt.
8
Die Bundes-
republik liegt demnach, was die Umsetzung der digitalen Verwaltung betrifft, mit
Rang 9 weltweit in den Top Ten und hat damit gegenüber dem Vorjahr (Rang 15)
einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht. Als Grund für die deutliche
Verbesserung wird vor allem die Initiative BundOnline angesehen. Bevor
Deutschland jedoch in den engeren Kreis der Spitzenreiter (Kanada, Singapur und
USA) aufsteigen kann, müssen noch zahlreiche Hindernisse überwunden werden.
Welche das genau sind, wird im Kapitel 5 eingehend erläutert.
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Wortverknüpfungen mit dem Kürzel ,,E" für ,,Electronic" sind in den vergangenen
Jahren sehr in Mode gekommen. So gehören Begriffe wie E-Commerce und E-
Business längst zum festen Vokabular im Wirtschaftsleben. Mittlerweile wird
auch viel von E-Government gesprochen ­ aber was genau ist unter dem Begriff,
der bekanntlich zu einem neuen Schub der Verwaltungsmodernisierung führen
soll, zu verstehen? Electronic Government wird in der Literatur in unter-
schiedlicher Weise definiert. Wissenschaftlich allgemein anerkannt ist die
,,Speyerer Definition" von Jörn von Luke und Professor Heinrich Heinermann.
9
Demnach wird unter E-Government ,,die Abwicklung geschäftlicher Prozesse im
Zusammenhang mit Regieren und Verwalten (Government) mit Hilfe von Infor-
mations- und Kommunikationstechniken über elektronische Medien" verstanden.
Je durchgängiger und freier von Medienbrüchen diese Abwicklung erfolgt, desto
vollständiger wird die elektronische Verwaltung. Anhand dieser Definition wird
bereits deutlich, dass keinesfalls der Fehler gemacht werden darf, E-Government
auf die Existenz einer nett gestalteten Homepage zu reduzieren. ,,Richtig" ver-
standenes E-Government zeichnet sich dadurch aus, dass auch die verwaltungs-
internen Prozesse und Strukturen grundlegend verändert werden.
10
8
Studie: Visionen und Pragmatismus ­ vgl. http://www.accenture.de/4publika/4studien/index.jsp
9
vgl. http://foev.dhv-speyer.de/ruvii/Sp-EGov.pdf, S. 2
10
Das Kapitel 4 geht auf diese Thematik ausführlicher ein
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Wird E-Government ausschließlich nur unter der nach außen gerichteten Pers-
pektive betrachtet, so lassen sich grundsätzlich drei Zielgruppen für eine internet-
basierte Verwaltung ausmachen: Bürger, Unternehmen und andere Verwaltungen.
Wird die Binnenperspektive mit einbezogen, so müssen die eigenen Mitarbeiter
auch als Zielgruppe verstanden werden.
11
Aufgrund dessen, dass sich in der freien Wirtschaft bereits Begriffe wie Business-
to-Business (B2B) oder Business-to-Consumer (B2C) als Bezeichnung für
Geschäftsabläufe über das Internet eingebürgert haben, lassen sich die vier
Anwendergruppen beim E-Government mit analogen Begriffen bestimmen:
,,G2C" = Government-to-Citizen
,,G2B" = Government-to-Business
,,G2G" = Government-to-Government
,,G2E" = Government-to-Employee
Die Nutzung des ,,A" als Abkürzung für Administration, anstelle des ,,G"
für Government ist ebenfalls sehr gebräuchlich.
Im Bereich des G2C geht es im wesentlichen um die elektronische Einbeziehung
der Bürger in Verwaltungsprozesse. Realisiert wird diese, indem behördliche
Informationen und Dienste über das Internet angeboten werden. In diesem
Zusammenhang spielen die Kommunen bzw. deren Homepages die mit Abstand
wichtigste Rolle, da der Großteil der Behördenkontakte eines Bürgers über die
lokale Verwaltung abwickelt werden. Welche bedeutende Rolle der Bürger in der
neuen Beziehung zum Staat einnimmt, wird durch die vielzitierten Worte von
Bundeskanzler Gerhard Schröder ,,Die Daten sollen laufen, nicht die Bürger."
deutlich.
12
Hinter diesem Leitspruch verbirgt sich das Anliegen, der zunehmend
mobilen Gesellschaft, in der es den Bürgern immer schwerer fällt, die für sie
zuständigen Ämter während der Sprechzeiten aufzusuchen, Rechnung zu tragen.
Das Argument, dass elektronische Verwaltungsdienste aus Sicht des einzelnen
Bürgers keinen hohen Wert haben, da der im Durchschnitt nur 1,5 Mal pro Jahr
11
vgl. http://www.vop-online.de/bp/verwaltung/daten/egovernment-aktuell.htm
vgl. SAP White Paper, Public Sector, S. 9 ff.
12
vgl. http://www.staat-modern.de/infos/daten/egovernment.pdf, S. 13
9

auf's Amt muss
13
, ist insofern zu entkräften, als das sie zum einen für den Bürger
größeren Komfort und Zeitersparnis bedeuten. Zum anderen ziehen sie innerhalb
der Verwaltung optimierte Geschäftsprozesse nach sich. Dies wäre ja letztlich
kosteneffektiv und im Angesicht zukünftiger Herausforderungen auch notwendig.
Unter ,,Government-to-Business" werden die elektronischen Geschäftsbe-
ziehungen zwischen Verwaltung und Unternehmen aus der Wirtschaft verstanden.
Beispiele hierfür wären die Abwicklung von Steuern, Genehmigungsverfahren
sowie die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen. Es ist unbestritten, dass
die Wirtschaft den größten Nutzen von E-Government hat. Der Grund hierfür ist
darin zu sehen, dass Unternehmen zwangsläufig wesentlich häufiger als der
einzelne Bürger mit der Verwaltung in Kontakt treten (müssen) und somit für
entsprechende Fallzahlen sorgen. Angestrebtes Ziel sollte daher für beide Seiten
sein, die bestehenden Kontakte elektronisch zu gestalten. Die damit verbundenen
Kosten refinanzieren sich nach Meinung von Experten bereits mittelfristig.
14
Von
langfristiger Natur sind dagegen die Folgen, sei es eine Rationalisierung der
Geschäftsvorgänge auf Seiten der Verwaltung oder die Senkung des büro-
kratischen Aufwandes auf Seiten der Unternehmen. Des weiteren erfreut sich das
Internet, bei vielen Städten und Gemeinden auch als Marketinginstrument für die
regionale Wirtschaftsförderung, zunehmender Beliebtheit. Der Fakt, dass sie mit
ihrem Internetportal bereits eine bekannte Marke im Internet besitzen, wird häufig
dazu genutzt, ortsansässigen Unternehmen Platz für eine Eigendarstellung einzu-
räumen oder durch Links auf deren Internetauftritte zu verweisen.
,,Government-to-Government": Dieser Bereich umfasst sowohl die Beziehungen
zwischen den verschiedenen Organisationen der öffentlichen Verwaltung als auch
die Abläufe innerhalb einer Behörde. Generell werden die Beziehungen, die beim
G2G auftreten können in zwei Arten unterschieden: vertikal und horizontal.
15
Bei
einer vertikalen Beziehung steht das Zusammenwirken der verschiedenen
Verwaltungsebenen (Bund, Länder, Kommunen) im Vordergrund. Ein Beispiel
hierfür wäre die Beantragung von Personaldokumenten bei der Bundesdruckerei
durch die Kommunalverwaltungen. Wie vorteilhaft dabei eine elektronische
Abwicklung sein kann, zeigt das digitale Antragsverfahren ,,DIGANT".
13
vgl. Lenz 2001, S. 56
14
vgl. eVerwaltung, Heft 3/2002, S. 45
15
vgl. Gisler 2001, S.117, S.118
10

Kommunen, die im Zuge dieses Systems ihre Daten online an die Bundes-
druckerei übermitteln ­ bisher sind das über 100 ­ profitieren durch den Wegfall
der zeitraubenden, papiergebundenen Bestellvorgänge, neben einer Kosten-
senkung von einer spürbaren Beschleunigung des Verfahrens.
16
Die damit
verbundene Verkürzung der Wartezeit trägt zu einem erhöhten Bürgerservice bei.
Um die horizontale Beziehung, also die Zusammenarbeit auf einer Verwaltungs-
ebene, zu verbessern, sowie um den Bürgern Verwaltungsdienste integriert, d.h.
,,aus einer Hand" anbieten zu können, wurden in vielen Bundesländern sog.
,,Behördennetze" aufgebaut. Im Land Brandenburg sind derzeit etwa 382 Landes-
und Kommunalbehörden an das Landesverwaltungsnetz (LVN) angeschlossen.
17
Wie wichtig Vernetzung und ein ämterübergreifendes Denken und Handeln ist,
wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass beispielsweise an einem
Baugenehmigungsverfahren bis zu 14 öffentliche und private Institutionen
beteiligt sind.
18
Bei Ämtern, die sachlich ähnliche Leistungen erbringen, wie etwa
dem Arbeitsamt und dem Sozialamt, besteht darüber hinaus die Möglichkeit,
Redundanzen, Doppelarbeit sowie Sozialleistungsmissbrauch zu verringern.
Bisher scheitert die Realisierung jedoch an strengen Datenschutzbestimmungen,
Rechtsvorschriften sowie dem traditionellen Zuständigkeitsdenken.
Bei dem vierten und somit letzten Beziehungsmodell, dem ,,Government-to-
Employee", steht die beschäftigungsbezogene Kommunikation zwischen der
Behörde und den eigenen Mitarbeitern im Vordergrund. Einen wichtigen Aspekt
stellt dabei die Schaffung eines behördeninternen Mitarbeiterportals dar. Damit
wird das Ziel verfolgt, die Tätigkeit der Beschäftigten, deren tägliche Aufgabe das
Beantworten von Fragen und Erarbeiten von Auskünften ist, zu unterstützen und
indirekt auch deren Zufriedenheit zu steigern. Konkret erreicht wird dieser
,,Support" zum Beispiel, indem Suchmaschinen für unterschiedlichste Recherche-
möglichkeiten zur Verfügung stehen oder direkt auf Daten der Fachanwendungen
zugegriffen werden kann. Ein ,,Nebenprodukt" dieses arbeitsbezogenen
Informations- und Wissensmanagements ist, abgesehen von einer verbesserten
Auskunftsfähigkeit der Verwaltung, auch eine gesteigerte Qualität des
Verwaltungshandelns.
16
vgl. Moderner Staat ­ Moderne Verwaltung, Bilanz 2002, S. 51
17
vgl. Magazin 2006, Heft 4/2001, S. 42
18
vgl. Innovative Verwaltung ­ Sonderdruck, S. 10
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Ein erster Schritt in Richtung E-Government wird bzw. wurde von den meisten
Städten und Gemeinden mit der Einrichtung einer Homepage getan. Da sich
Verwaltungsdienste (Anwendungen), die dort angeboten werden können,
entsprechend ihrem Interaktionsniveau in verschiedene Kategorien:
1. Information,
2. Kommunikation,
3. Transaktion und
4. Integration
unterteilen lassen, wird landläufig auch von verschiedenen (Interaktions-) Stufen
gesprochen, die es auf dem Weg zu einer umfassenden E-Government-Lösung zu
realisieren gilt.
19
Den Anfang bilden die reinen Informationsdienste, wobei das Internetportal ledig-
lich in Form eines ,,Schaufensters" verwendet wird. Die dabei bereitgestellten
Informationen können vielfältigster Natur sein. So werden beispielsweise für den
Bürger Informationen über Öffnungszeiten der Ämter, Ansprechpartner und
ähnliches publiziert, wohin gegen für Unternehmen und Touristen Informationen
zum Wirtschaftsstandort bzw. zu Sehenswürdigkeiten, Übernachtungsmöglich-
keiten etc. bereit gestellt werden. Die Gemeinsamkeit besteht auf dieser Stufe für
alle Benutzergruppen darin, dass sie nur Informationsempfänger sind. Nichts
desto trotz lassen sich schon durch die Bereitstellung von Informationen Ratio-
nalisierungseffekte erreichen. Neben der Möglichkeit ­ durch FAQ-Listen ­
Routineanfragen schon im Internet zu beantworten und dadurch Zeit für die
eigentliche Arbeit zu gewinnen, können Papier-, Druck- und Portokosten einge-
spart werden.
Bei einem Kommunikationsdienst besteht für den Anwender ­ zusätzlich zur
Informationsbeschaffung ­ die Möglichkeit, Informationen auch auszutauschen.
Er kann also selbst zum ,,Sender" werden. Ein typischer Kommunikationsdienst,
der es erlaubt, direkte Anfragen an das jeweilige Amt bzw. Sachbearbeiter zu
stellen und darauf hin eine persönliche Antwort zu erhalten, ist die E-Mail. Von
19
vgl. http://www.z-punkt.de/download/e-gov.pdf, S. 13
vgl.
http://www.hfv-speyer.de/hill/Sommersemester-2001/Referat-Gress.pdf, S. 8
12

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2002
ISBN (eBook)
9783832460716
ISBN (Paperback)
9783838660714
DOI
10.3239/9783832460716
Dateigröße
910 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Brandenburg – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2003 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
bürgerservice electronic government handlungsempfehlung brandenburg lebenslagenkonzept
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Titel: Virtuelles Rathaus - Ein Konzept für bürgerorientiertes E-Government
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