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Entwicklung eines integrierten CRM-Konzepts für ein Unternehmen in der Immobilienbranche

©2002 Diplomarbeit 175 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ziel der Arbeit war es ein integriertes CRM-Konzept darzulegen, das aufbauend auf die Kunden- und Prozessanalyse eine CRM-Strategie, den Einsatz von segmentspezifischen Beziehungsinstrumenten, sowie Ansätze zur Erfolgskontrolle des CRM beinhaltet. Dadurch soll es gelingen, die dem Customer Relationship Management zugrunde liegenden Gedanken, die Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten auf den Kunden und die Intensivierung der Kundenbeziehungen, zu verwirklichen.
Mit Hilfe der Software soll es gelingen die Implementierung eines umfassenden Beziehungsmarketing zu unterstützten und kundenorientierte Strategien durchzusetzen. Durch die Verknüpfung von kundenbezogenen Informationen soll das Unternehmen in die Lage versetzt werden, die Kunden zu binden, individueller auf die Wünsche der Klienten einzugehen und damit die Geschäftsbeziehung bedürfnisgerechter und zugleich ertragreicher zu gestalten. Mittels dieses Konzepts wird es möglich sein, folgende vier Kerngebiete umzusetzen:
Ermittlung der Profitabilität der einzelnen Kunden.
Ausgestaltung einer CRM-Strategie sowie eines CRM-Programms, mit dem die Loyalität der Kunden langfristig gesichert werden kann.
Die Gewinnung neuer, profitabler Kunden, ebenfalls mit dem Ziel einer dauerhaften Beziehung.
Ausgestaltung von strategischen Partnerschaften, durch die ein Zusatznutzen für die Kunden generiert werden kann.
Dazu ist es zunächst notwendig, die wesentlichen Grundlagen des CRM-Ansatzes herauszuarbeiten und zu argumentieren, warum Relationship Marketing in der Immobilienbranche eingesetzt werden sollte. Denn es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass in der Immobilienwirtschaft bereits durch Verträge Kundenbindung generiert wird. Die dabei auftretenden Fragen scheinen nicht unberechtigt zu sein: Warum sollte sich ein Immobilienunternehmen um Relationship Marketing kümmern? Ist es nicht sinnvoller, sich auf die Kundenakquisition zu konzentrieren, da die Kunden durch das Zustandekommen einer Geschäftsbeziehung ohnehin gebunden sind? Aus welchen Gründen soll daher bei den Kunden Verbundenheit zum Unternehmen generiert werden?
Dazu kann vorweg folgendes festgehalten werden: Trotz dieser (Zwangs-)Gebundenheit kann nicht auf einen professionellen und systematischen Umgang mit Geschäftsbeziehungen zu den Kunden des Unternehmens verzichtet werden. Dafür sprechen zumindest drei Gründe:
Dauer der Geschäftsbeziehung: Unabhängig davon, ob es sich um Investoren oder Anleger […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5956
Lechner, Ferdinand: Entwicklung eines integrierten CRM-Konzepts für ein Unternehmen in der
Immobilienbranche
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Linz, Universität, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis... VI
Formelverzeichnis...VII
Tabellenverzeichnis ... VIII
Abkürzungsverzeichnis ... IX
I.
Einleitung...1
1.
Problemstellung und Zielsetzung...1
2.
Aufbau der Arbeit...4
II. Darstellung des Unternehmens...6
1.
Kurzporträt des Unternehmens...6
2.
Kundenstruktur ...6
3.
Bisherige Marketingaktivitäten des Unternehmens...8
III. Customer Relationship Management ...9
1.
Grundlagen des CRM-Ansatzes ...9
2.
Ziele und Nutzen von CRM ...10
2.1. Effizienzverbesserung...10
2.2. Imageverbesserung ...11
2.3. Kundenbindung...12
2.4.
Erhöhung der Beziehungssicherheit ...13
2.5. Neukundengewinnung ...14
3.
CRM Konzept...15
IV. Kundenanalyse und Segmentierung...18
1.
Kundensegmentierung ...19
1.1.
Arten von Segmentierungskriterien...19
1.2.
Vorgehensweise bei der Kundensegmentierung...20
1.3.
Segmentierung in der Immobilienbranche...21
2.
Kundenprofitabilität ...22
2.1. Kundenwert...23
2.2. Eindimensionale
Kundenbewertung ...24

II
2.2.1.
Kundenwertanalyse auf monetärer Basis ...24
2.2.1.1. Umsatzbezogene
Kundenwertanalyse...24
2.2.1.2. Kundendeckungsbeitragsrechnung ...25
2.2.2.
Kundenwertanalyse auf nicht-monetärer Basis...28
2.2.2.1. Entwicklungspotentialanalyse...28
2.2.2.2. Ausstrahlungspotentialanalyse...29
2.2.2.3. Innovationspotentialanalyse...29
2.2.2.4. Kooperationspotentialanalyse ...30
2.3. Mehrdimensionale
Kundenbewertung ... 30
2.3.1. Kunden-Portfoliomodelle...31
2.3.2. Kunden-Scoringmodelle...34
2.3.3. Erweiterte
Kunden-Lebenszyklusrechnung ...38
2.4.
Cross-Selling- und Referenzwert ... 43
2.4.1. Referenzwert ...44
2.4.1.1. Referenzvolumen ...45
2.4.1.2. Referenzpotential ...46
2.4.2. Cross-Selling-Wert...47
2.5.
Kundenwert in der Immobilienbranche... 48
2.5.1.
Anleger und Investoren ...49
2.5.2. Immobilienverwaltungskunden...51
2.6.
Konsequenzen aus der Kundenbewertung ... 53
3.
Prozessanalyse ... 54
3.1. Kundenprozesse ... 55
3.2.
Erhebung der Kundenprozesse... 55
3.3.
Kundenprozesse in der Immobilienbranche... 57
V. Entwicklung differenzierter Relationship Strategien ... 60
1.
Kundenbedarfslebenszyklus ... 60
2.
Kundenbeziehungslebenszyklus... 62
2.1. Kundenakquisitionsstrategie ... 65
2.2. Kundenbindungsstrategie... 67
2.2.1. Gebundenheitsstrategie ...68
2.2.2. Verbundenheitsstrategie...69
2.3. Kundenrückgewinnungsstrategie ... 71

III
2.4. Phasenunabhängige
Strategie ...75
2.4.1.
Interne Relationship Strategie... 76
2.4.2. Strategische
Partnerschaften... 78
2.4.2.1. Arten von strategischen Partnerschaften ... 78
2.4.2.2. Konzeption strategischer Partnerschaften ... 80
VI. Design der Relationship Prozesse und Instrumente ...82
1.
Instrumente des Kundenakquisitionsmanagements ...83
1.1.
Instrumente zur Stimulierung der Kunden...84
1.1.1.
Firmen und Akquisitionsprospekte... 84
1.1.2. Anzeigen ... 85
1.1.3. Internet ... 86
1.1.4. Direkt
Mailings... 88
1.2.
Instrumente zur Überzeugung der Kunden...89
1.2.1.
After Sales Service... 90
1.2.2. Public
Relations ... 90
1.2.3. Weiterempfehlungen... 92
1.3.
Kundenakquisition in der Immobilienbranche ...93
2.
Instrumente des Kundenbindungsmanagements...94
2.1. Kundenclub...95
2.1.1.
Bedeutung und Ziele des Kundenclubs ... 96
2.1.2. Konzeption... 96
2.1.2.1. Zielgruppenselektion ... 97
2.1.2.2. Eintrittsbedingungen und Kundenausgrenzung... 98
2.1.2.3. Gestaltung der Clubleistungen... 99
2.1.3.
Kundenclub in der Immobilienbranche ... 99
2.2.
Key Account Management ...101
2.2.1.
Ziele und Vorteile des Key Account Management... 101
2.2.2. Organisatorische
Infrastruktur ... 101
2.2.3.
Aufgabenbereiche des KAM ... 102
2.2.3.1. Analyse/Information... 102
2.2.3.2. Planung/Kontrolle... 103
2.2.3.3. Verkauf/Beratung ... 103
2.2.3.4. Koordination/Integration ... 104

IV
2.2.4.
KAM in der Immobilienbranche ...104
2.3. Value-Added
Services... 105
2.3.1.
Ausgestaltung der Value-Added Services...105
2.3.2.
Value-Added Services in der Immobilienbranche ...106
2.4. Cross
Selling ... 108
2.4.1.
Vorteile des Cross Selling...108
2.4.2.
Ausgestaltung des Cross Selling ...109
2.4.2.1. Potentialerkennung...109
2.4.2.2. Leistungsauswahl und -angebot ...110
2.4.3.
Cross Selling in der Immobilienbranche...111
2.5.
Abschließende Bemerkungen zur Kundenbindung... 111
3.
Instrumente des Kundenrückgewinnungsmanagement ... 113
3.1.
Management der Rückgewinnung... 113
3.2.
Nachbetreuung zurückgewonnener Kunden ... 115
3.3.
Kundenrückgewinnung in der Immobilienbranche... 116
4.
Phasenunabhängige Instrumente ... 117
4.1. Qualitätsmanagement ... 117
4.2.
Instrumente des Qualitätsmanagement... 119
4.2.1. Value
Marketing...119
4.2.2. Zertifizierung...120
4.2.3.
Total Quality Management...121
4.3. Beschwerdemanagement... 121
4.3.1.
Reaktionsverhalten bei Kundenunzufriedenheit ...122
4.3.2.
Elemente des Beschwerdemanagements...123
4.3.2.1. Beschwerdestimulierung...124
4.3.2.2. Beschwerdenannahme...125
4.3.2.3. Beschwerdebearbeitung und -reaktion...125
4.3.2.4. Beschwerdeanalyse ...126
4.4. Internes
Marketing ... 126
4.4.1. Mitarbeiterqualifikation ...127
4.4.2. Mitarbeitermotivation ...128
4.4.3. Interne
Kommunikation ...129
VII. Implementierung des systematischen Kundenmanagement ... 131

V
1.
Verpflichtung des Managements...133
2.
Mitarbeiterkommunikation ...133
3.
Projektteambildung...135
4.
Lernende Organisation...135
VIII.
Erfolgskontrolle des CRM ...136
1.
Kundenzufriedenheitskontrolle ...136
1.1. Objektive
Messverfahren...137
1.2. Subjektive
Messverfahren ...138
1.2.1. Ereignisorientierte
Messinstrumente ... 138
1.2.2. Merkmalsgestützte
Verfahren... 139
1.2.2.1. Implizite
Messinstrumente ... 139
1.2.2.2. Explizite
Messinstrumente ... 140
2.
Kontrolle der Erfolgskette ... 142
2.1. Kennzahlen ... 142
2.2.
Kennzahlen des Relationship Marketing ... 142
2.3. Kennzahlensystem ... 144
3.
Erfolgskontrolle des CRM in der Immobilienbranche... 145
IX. Schlussbetrachtungen und Ausblick ... 147
X. Quellenverzeichnis ... 149
1.
Literaturverzeichnis... 149
2.
Internetquellen... 162
3.
Interviewverzeichnis ... 163

VI
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.: CRM-Fünf-Phasen-Modell. ...16
Abb. 2.: Ausgewählte Analysemethode der Kundenbewertung. ...24
Abb. 3.: Entwicklung der Kunden-Profitabilität im Laufe einer Geschäftsbeziehung. ..38
Abb. 4.: Referenzwert-Modell. ...45
Abb. 5.: Blueprint am Beispiel eines Wohnungskaufs ...57
Abb. 6.: Kundenbeziehungslebenszyklus. ...62
Abb. 7.: Ablauf eines Customer-Recovery-Programmes...72
Abb. 8.: Instrumente des Beziehungsmarketing nach Diller. ...83
Abb. 9.: Informationsquellen bei der Immobilienrecherche. ...93
Abb. 10.: Value-Added-Services in der Immobilienbranche ...107

VII
Formelverzeichnis
Formel 1.: Kunden-Scoring-Index... 36
Formel 2.: Erweiterung Kunden-Scoring-Index... 36
Formel 3.: Berechnungsschema des CLV. ... 43
Formel 4.: Berechnung des Referenzwertes... 47

VIII
Tabellenverzeichnis
Tab. 1.: Berechnungsschema des Kundendeckungsbeitrages...27
Tab. 2.: Aktivitätenportfolio. ...53
Tab. 3.: Übersicht Kundenprozesse ...55
Tab. 4.: Kundenakquisitionsstrategien...66
Tab. 5.: Kennzeichen der Gebundenheitsstrategie...68
Tab. 6.: Kennzeichen der Verbundenheitsstrategie. ...70
Tab. 7.: Typen der Kundenrückgewinnungsstrategie. ...75
Tab. 8.: Instrumente der Überzeugung in der Anbahnungsphase...89
Tab. 9.: Eignung verschiedener Anreizarten...115
Tab. 10.: Formen und Maßnahmen der internen Kommunikation. ...130

IX
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
Anm. Anmerkung
CIT
Critical Incident Technik
CLV
Customer Lifetime Value
CRM
Customer Relationship Marketing
Hrsg. Herausgeber
KAM.
Key Account Management
KDB Kundendeckungsbeitrag
KVP Kontinuierlicher
Verbesserungsprozess
PR Public
Relation
TQM
Total Quality Management
VAS Value-Added
Services
ZFP
Zeitschrift für Forschung und Praxis

1
I. Einleitung
1.
Problemstellung und Zielsetzung
Seit der Unternehmensgründung 1981 zeichnet sich die XXXX Immobilien GmbH
durch ein starkes Unternehmenswachstum aus. Um auf die Wünsche und Anforderun-
gen der gestiegenen Anzahl an Kunden besser eingehen zu können und aufgrund der
rückläufigen Konjunkturentwicklung, welche besonders die Bau- und Immobilienbran-
che traf, und folglich eines verschärften Wettbewerbsumfelds in diesem Wirtschafts-
zweig, hat sich die Unternehmensleitung der XXXX Immobilien GmbH entschlossen,
eine CRM-Software anzuschaffen.
Bisher setzt das Unternehmen bereits einige Maßnahmen ein, die unter dem Aspekt ei-
nes Relationship Marketing eingeordnet werden können und dazu beitragen, die Bin-
dung bestehender Kunden an das Unternehmen zu stärken. Diese können allerdings -
unter anderem im Verbund mit der CRM-Software - noch präzisiert und ausgebaut wer-
den.
Ziel der Arbeit ist es, dem Unternehmen ein integriertes CRM-Konzept darzulegen, das
aufbauend auf die Kunden- und Prozessanalyse eine CRM-Strategie, den Einsatz von
segmentspezifischen Beziehungsinstrumenten, sowie Ansätze zur Erfolgskontrolle des
CRM beinhaltet. Dadurch soll es gelingen, die dem Customer Relationship Manage-
ment zugrunde liegenden Gedanken, die Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten auf
den Kunden und die Intensivierung der Kundenbeziehungen, zu verwirklichen.
Mit Hilfe der Software soll es gelingen die Implementierung eines umfassenden Bezie-
hungsmarketing zu unterstützten und kundenorientierte Strategien durchzusetzen.
Durch die Verknüpfung von kundenbezogenen Informationen soll das Unternehmen in
die Lage versetzt werden, die Kunden zu binden, individueller auf die Wünsche der
Klienten einzugehen und damit die Geschäftsbeziehung bedürfnisgerechter und
zugleich ertragreicher zu gestalten.

2
Mittels dieses Konzepts wird es möglich sein, folgende vier Kerngebiete umzusetzen:
· Ermittlung der Profitabilität der einzelnen Kunden der XXXX .
· Ausgestaltung einer CRM-Strategie sowie eines CRM-Programms, mit dem die
Loyalität der Kunden langfristig gesichert werden kann.
· Die Gewinnung neuer, profitabler Kunden, ebenfalls mit dem Ziel einer dauerhaften
Beziehung.
· Ausgestaltung von strategischen Partnerschaften, durch die ein Zusatznutzen für die
Kunden generiert werden kann.
Dazu ist es zunächst notwendig, die wesentlichen Grundlagen des CRM-Ansatzes her-
auszuarbeiten und zu argumentieren, warum Relationship Marketing in der Immobi-
lienbranche eingesetzt werden sollte. Denn es darf nicht außer Acht gelassen werden,
dass in der Immobilienwirtschaft bereits durch Verträge Kundenbindung generiert wird.
Die dabei auftretenden Fragen scheinen nicht unberechtigt zu sein: Warum sollte sich
ein Immobilienunternehmen um Relationship Marketing kümmern? Ist es nicht sinnvol-
ler, sich auf die Kundenakquisition zu konzentrieren, da die Kunden durch das Zustan-
dekommen einer Geschäftsbeziehung ohnehin gebunden sind? Aus welchen Gründen
soll daher bei den Kunden Verbundenheit zum Unternehmen generiert werden?
Dazu kann vorweg folgendes festgehalten werden: Trotz dieser (Zwangs-)Gebundenheit
kann nicht auf einen professionellen und systematischen Umgang mit Geschäftsbezie-
hungen zu den Kunden des Unternehmens verzichtet werden. Dafür sprechen zumindest
drei Gründe:
· Dauer der Geschäftsbeziehung: Unabhängig davon, ob es sich um Investoren oder
Anleger handelt, bei denen üblicherweise ein Projektende die Geschäftsbeziehung
beendet, oder um Mieter, bei denen die Beziehung auf befristeten oder unbefristeten
Mietverträgen beruht, ist die Geschäftsbeziehung grundsätzlich temporärer Natur. Es
ist im Interesse des Unternehmens, die Dauer der Geschäftsbeziehung maßgeblich zu
beeinflussen.

3
· Extensivierung der Geschäftsbeziehung: Das Unternehmen hat eine breite Leis-
tungspalette. Es ist deshalb wichtig, den Umstieg auf weitere Produkte und Dienst-
leistungen zu forcieren und das Cross-Buying-Verhalten zu beeinflussen.
· Absicherung der Geschäftsbeziehung: Die ausschließliche Bindung der Kunden
aufgrund von vertraglichen, technischen, usw. Wechselbarrieren und -kosten ist oft-
mals riskant. Geeignete Maßnahmen der Kundenbindung können jedoch dazu beitra-
gen, neben der Gebundenheit auch Verbundenheit zu erzeugen, und dadurch die be-
stehenden Geschäftsbeziehungen abzusichern.
Damit soll in der vorliegenden Arbeit, aufbauend auf den Grundlagen des Customer
Relationship Marketing, ein integriertes CRM-Konzept dargelegt werden, das es dem
Unternehmen ermöglicht, die derzeitigen Kunden zu binden, deren Potentiale auszu-
schöpfen, verlorene Kunden wiederzugewinnen, aber auch neue Kunden zu akquirieren.

4
2.
Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Schwerpunktkapitel (Kapitel 3 - 7). Vor-
weg sei festgehalten, dass die Vorschläge für die empirische Umsetzung im Unterneh-
men im Anschluss an die theoretischen Ausführungen in den einzelnen Kapiteln ange-
fügt sind. Dies soll den Bezug zur praktischen Umsetzung gewährleisten und zu einem
besseren Verständnis des Lesers beitragen.
In Kapitel 3 werden die Leistungsbereiche des Unternehmens dargestellt. Weiters er-
folgt eine Systematisierung der Kundenstruktur des Unternehmens.
Ziel von Kapitel 4 ist es, die Grundlagen des Customer Relationship Management An-
satzes zu diskutieren. Daran anschließend werden verschiedene CRM-Konzepte vorge-
stellt und hinsichtlich ihrer Einsetzbarkeit im Unternehmen bewertet.
Kapitel 5 behandelt die - für ein erfolgreiches Customer Relationship Management -
notwendige Analyse der Kunden hinsichtlich ihrer spezifischen quantitativen als auch
qualitativen Werte für das Unternehmen. Einen Schwerpunkt dieses Kapitels bilden zu-
dem noch Möglichkeiten zur Erhebung und Gestaltung der Kundenprozesse.
Aufbauend auf die Kundenanalyse bildet die Entwicklung von differenzierten Relati-
onship Strategien den Kern von Kapitel 6. Auf Basis des Kundenbeziehungslebenszyk-
lus werden die Kundenakquisitions-, Kundenbindungs- und die Kundenrückgewin-
nungsstrategie behandelt. Darüber hinaus werden noch die interne Marketingstrategie
und strategische Partnerschaften im Zusammenhang mit dem Customer Relationship
Marketing Ansatzes betrachtet.
In Kapitel 7 erfolgt die Darstellung ausgewählter Instrumente und Maßnahmen, die vom
Unternehmen zur Gestaltung der Kundenakquisition, -bindung und -rückgewinnung
eingesetzt werden können.
Den Abschluss der Arbeit bildet mit Kapitel 8 die Erfolgskontrolle des Beziehungsmar-
keting. Den Schwerpunkt stellen dabei Möglichkeiten der Kontrolle der Kundenzufrie-

5
denheit und die Überprüfung der Effektivität und Effizienz des Relationship Marketing
mittels Kennzahlen dar.
Letztlich sollen die Schlussfolgerungen und Überlegungen des Autors als Anregung für
die Zukunft dargestellt werden.

6
II. Darstellung des Unternehmens
Vor der Ausgestaltung des CRM-Konzepts ist es notwendig, das Unternehmen, die
Leistungsbereiche, die Kundenstruktur sowie die bisherigen Marketingaktivitäten des
Unternehmens darzustellen. Sofern auf keine anderen Quellen verwiesen wird, beziehen
sich folgende Angaben auf Aussagen, die dem Verfasser in persönlich durchgeführten
Interviews mitgeteilt wurden.
1
1.
Kurzporträt des Unternehmens
Die XXXX Immobilien GmbH besteht seit dem Jahr 1989. Das Unternehmen gehört
neben der XXXX Baugesellschaft mbH. zur XXXX AG, welche derzeit insgesamt 150
Mitarbeiter beschäftigt. Sitz des Unternehmens ist in xxxxxxxx, Niederlassungen befin-
den sich in xxxxx und xxxxxxx. Die Leistungsbereiche des Unternehmens umfassen
Projektentwicklung und -management, Architekturleistungen, Bauorganisation, Makle-
rei, Liegenschafts- und Immobilienverwaltung sowie ein technisches Büro für Haus-
technik. Das Unternehmen zählt mittlerweile mit über 6200 verwalteten Einheiten zu
den größten gewerblichen Immobilienverwaltern in Österreich.
2
Im Jahr 2001 realisierte
der Konzern einen Umsatz von xxxxxx Euro.
3
2. Kundenstruktur
Aus der Breite des angebotenen Leistungsprogramms ergibt sich eine starke Heteroge-
nität der Kundenstruktur. Grundsätzlich können die Kunden wie folgt unterschieden
werden:
· Anleger und Investoren: Als Anleger und Investoren gelten im allgemeinen Perso-
nen oder Institutionen, die Investitionen tätigen, d. h. Kapital zielgerichtet und in der
Regel langfristig binden, um zukünftig autonome Erträge zu erwirtschaften. Prinzi-
piell kann ein Investor direkte Immobilieninvestitionen tätigen, oder indirekt über
Immobilienfonds und -aktien. Das Risiko von Immobilieninvestitionen resultiert vor
1
Anm.: Siehe dazu zur Übersicht der interviewten Personen im Interviewverzeichnis.
2
o. V. (1998), 112 ff.
3
o. V. (2002), S. 2

7
allem aus der langsamen Kapitalumschlaggeschwindigkeit verbunden mit der hohen
Wertgröße der Immobilien. Da die Kontinuität der erwarteten Erträge ist bei einem
langen Investitionszeitraum aufgrund vieler Unsicherheiten nicht immer gegeben.
· Immobilienverwaltungskunden: Die Kundenstruktur der Immobilienverwaltung
unterteilt sich in Wohnungseigentumsgemeinschaften
4
, privaten Immobilieneigentü-
mer, Banken, Versicherungen und kirchliche Organisationen. Zu beachten ist, dass
sich das Unternehmen zu Banken und Versicherungen - vor allem im Bereich der
Maklerei - in einer direkten Konkurrenzsituation befindet. Der Aufgabenbereich der
Immobilienverwaltung untergliedert sich in die kaufmännische, d. h. die Gestaltung
einer optimalen Ertragslage, und in die haustechnische Verwaltung, d. h. die In-
standhaltung der Immobilie.
· Gewerbeimmobilienmieter: Die Mieter von Gewerbeimmobilien setzen sich aus
öffentlichen Institutionen, Einzelhändler, Produktionsunternehmen,
Unternehmensketten zusammen. Die Besonderheit von Gewerbeimmobilien besteht
in den üblicherweise relativ langen Laufzeiten der Mietverhältnisse.
· Privatkunden, sonstige gewerbliche Kunden: Dies sind sämtliche Kunden, die
entweder als Mieter über einen längeren Zeitraum dem Unternehmen verbunden
sind, oder ,,Einmalkunden" der Planungs- und Bauorganisation, des Haustechnikbü-
ros, usw.
4
Anm.: Wohnungseigentumsgemeinschaften bestellen einen Eigentumsverwalter auf maximal 5. Jahre,
wobei eine erneute Bestellung zulässig ist. Der Verwalter verfügt über die gemeinschaftlichen Gelder
und hat diejenigen Maßnahmen zu treffen, die für die ordnungsgemäße Instandhaltung des
gemeinschaftlichen Eigentums erforderlich sind.

8
3.
Bisherige Marketingaktivitäten des Unternehmens
Die bisher im Unternehmen eingesetzten Marketingaktivitäten können wie folgt struktu-
riert werden:
Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften
Baustellentafeln
Radiospots
Persönliche Kontakte
Homepage
Kundengewinnung
Sponsoring
Kundenzeitschrift
Veranstaltungen
Kundenbetreuer
Kundenbindung
Kundendatenbank in Microsoft Access
Persönliche Ansprache
Wiedergutmachung und -herstellung
Kundenrückgewinnung
Preisnachlass
Tab. 1.: Marketingaktivitäten im Unternehmen

9
III. Customer Relationship Management
1.
Grundlagen des CRM-Ansatzes
Für den Begriff Customer Relationship Management existiert eine Vielzahl unterschied-
licher Definitionen, welche oftmals nur bestimmte Ausschnitte eines integrierten CRM-
Ansatzes darstellen.
5
Grundsätzlich kann es für diese Arbeit als ein Konzept definiert
werden, das sämtliche Aktivitäten umfasst, die darauf abzielen, die aktuellen Beziehun-
gen zwischen Kunden und Unternehmen zu intensivieren, zu steuern sowie potentielle
Kunden zu akquirieren. Der Fokus liegt dabei - zusätzlich zur Produktdifferenzierung -
vor allem auf der Prozessdifferenzierung. Durch die Analyse des Kundenprozesses
werden die Kunden bei ihrer Wertschöpfung unterstützt.
6
Das Konzept des CRM schließt nahtlos an die Entwicklung zu mehr Kundennähe und
--bindung an. Vor allem der technische Fortschritt im Bereich der Informationstechno-
logie ermöglicht es zunehmend, sowohl die Bedürfnisse des Einzelnen besser zu ermit-
teln, als auch sie individueller zu befriedigen.
7
CRM ist weiters eine optimale Plattform
zur gezielten Kundenakquisition, denn mittels CRM werden neue Geschäftspotenziale
bei bestehenden Kunden identifiziert und profitable Neukunden hinzugewonnen. Das
Hauptanliegen von CRM ist aber der Erhalt der Kunden durch Konzepte wie Personali-
sierung und Loyalitätsmaßnahmen. An Stelle des kurzfristigen Verkaufens tritt die neue
Betrachtungsgröße der Kundenlebenszeitperspektive.
8
CRM-Systeme basieren auf der Erkenntnis, dass isolierte Lösungen für einzelne Unter-
nehmensbereiche nicht den gewünschten Erfolg bringen, weil hier oft Informationsver-
luste entstehen, die eine unternehmensweite Kundenorientierung blockieren. CRM-
Lösungen verknüpfen daher alle Prozesse im Marketing, Verkauf, Service, usw. Zusätz-
lich kann jeder Mitarbeiter auf das Wissen einer gemeinsamen Kundendatenbank
zugreifen.
9
Jedoch darf CRM nicht ausschließlich als Softwaresystem missinterpretiert
und rein aus technologischer Perspektive betrachtet werden. Eine CRM-Software kann
5
Vgl. dazu auch Kapitel III.3. CRM-Konzept
6
Rapp (2000), Online-Quelle
7
Vgl. Reinecke/Sausen (2002), S. 3
8
Vgl. Rapp (2000 a), S. 42 ff.
9
Vgl. Schwetz (2000), S. 25

10
eine klar definierte (Beziehungs-)Strategie nur unterstützen, nicht eine solche erset-
zen.
10
CRM ist somit ein funktionsübergreifender und ganzheitlicher Ansatz d. h. es
erfolgt eine Integration der strategischen und technischen Komponente. Wird dieser
umfassend realisiert, so kann er zu einem Wettbewerbsvorteil führen und auf diese Wei-
se zu einer Wertsteigerung eines Unternehmens beitragen. Customer Relationship Ma-
nagement ist auch kein Projekt mit einem definierbaren Projektende, vielmehr handelt
es sich dabei um einen kontinuierlichen Prozess.
11
2.
Ziele und Nutzen von CRM
Das generelle Ziel des Relationship Marketing ist es, die Effektivität und die Effizienz
des Marketing und der hierfür eingesetzten Instrumente zu verbessern, sowie einen
Mehrwert für die Beteiligten des Geschäftsprozesses zu schaffen.
12
Kernpunkt des Nut-
zens von Customer Relationship Management für ein Unternehmen ist die optimale
Ausschöpfung und Ausweitung der bestehenden Kundenbasis. Dies beinhaltet nicht nur
Kundenbindung und Cross-Selling, vielmehr wird versucht, jeden einzelnen Kunden in
ertragreichen Kundensegmenten möglichst individuell abgestimmt auf seine Bedürfnis-
se zu bedienen. Dadurch soll der Kunde angeregt werden, weiterhin dem Unternehmen
gegenüber loyal zu bleiben, weitere Produkte zu kaufen und schlussendlich ein
Repräsentant des positiven Images des Unternehmens zu werden.
Im Einzelnen können die Ziele und der Nutzen in den Bereichen Effizienzverbesserung,
Imageverbesserung, Neukundengewinnung, Kundenbindung und in einer höheren Be-
ziehungssicherheit identifiziert werden.
13
2.1.
Effizienzverbesserung
Auf Basis einer gut strukturierten Datenbank wird es dem Unternehmen ermöglicht,
seine Kunden kennen zu lernen und ihre Ansprüche und Werte zu identifizieren. Inhalt
dieser Datenbasis sind nicht nur demographische Merkmale und Vertragsdaten, sondern
auch aus Kundenkontakten resultierende Informationen, private Präferenzen der Kun-
den, Aussagen über die Profitabilität, usw. Das Wissen über die einzelnen Kunden bzw.
10
Vgl. Stauss/Seidel (2002), S. 11
11
Vgl. Reinecke/Sausen (2002), S. 4 f.
12
Vgl. Sheth/Parvatiyar (2000 a), S. 16 f.

11
Kundentypologien ermöglicht eine segmentspezifische Bearbeitung und eine Bedienung
der Kunden mit äußerst geringen Streuverlusten.
14
Durch die Kundendaten wird die in-
dividuelle Ansprache des Kunden, entsprechend seiner Bedürfnisse gewährleistet, d. h.
es werden nur die Maßnahmen bzw. Serviceleistungen denjenigen Kunden angeboten,
für die damit eine echte Wertsteigerung verbunden ist.
15
Die Kenntnisse über die Be-
dürfnisse und Anforderungen der Kunden führen in der Folge zu einer Steigerung der
Interaktionseffektivität bei den eingesetzten Kommunikationsmitteln, bei der Arbeits-
zeit, usw., die in der Einsparung von Transaktionszeiten beider Geschäftspartner resul-
tiert.
16
Ein weiterer Effizienzzuwachs ergibt sich durch automatisierte Kundenschnittstellen.
Vor allem Emails, Faxe und Briefe eignen sich für die automatische Klassifizierung und
unter bestimmten Voraussetzungen auch für die Beantwortung von Anfragen. Auch ü-
ber das Internet - als Kundenschnittstelle - können dem Kunden einerseits neue Produk-
te angeboten und Informationen übermittelt werden, andererseits Vorgänge vom Kun-
den direkt abgewickelt werden.
Schlussendlich wird durch die laufende Informationssammlung die kontinuierliche Wei-
terentwicklung des Unternehmens sichergestellt, wobei die Kundeninformationen die
Basis für die Verbesserung bzw. Adaptierung von Prozessen und Produkten bilden und
dadurch zum Markterfolg des Unternehmens beitragen.
17
2.2.
Imageverbesserung
Bei immer vergleichbareren Produkten und Dienstleistungen tritt die Service- und Kun-
denorientierung immer stärker als unternehmensspezifische Schlüsselkompetenz in den
Vordergrund. CRM-Instrumente sind vielfach Serviceinstrumente. Vor allem der leichte
Zugang zum Unternehmen, guter Telefonservice und die kundenorientierte Ansprache
sind Ergebnisse erfolgreichen CRMs. Zusätzlich tragen die bereits beschriebenen Effi-
zienzverbesserungen, wie die individuelle Ansprache und die effiziente Abwicklung der
Kundenwünsche, zu einer Steigerung des Images bei. Aber nicht nur diese offensichtli-
13
Vgl. Wehrmeister (2001), S. 25 ff.
14
Vgl. Rapp (2000 a), S. 63 ff.
15
Vgl. Sheth/Parvatiyar (2000 b), S. 192 f.
16
Vgl. Diller/Kusterer (1988), S. 212 f.
17
Vgl. Wehrmeister (2001), S. 32 ff.

12
chen Ergebnisse erhöhen das Image eines Unternehmens. Bereits bei der Installation
eines funktionierenden Customer Relationship Managements werden besondere An-
sprüche an die Organisation des Unternehmens gestellt, wie z. B. durchgehende Prozes-
se, zuverlässige Systeme, erfolgreiche und effiziente Abwicklung der Kundenwünsche
und viele andere Erfolgsvoraussetzungen, die letztlich zu einer Imageverbesserung füh-
ren.
18
2.3.
Kundenbindung
Im Mittelpunkt des CRM steht der Aufbau von langfristigen Kundenbeziehungen. Dies
vor allem mit dem Hintergrund, dass Kundenbindung sowohl auf der Erlös- als auch auf
der Kostenseite ökonomischen Erfolg verspricht. Auf der Erlösseite werden der Kun-
denbindung sowohl Absatz- als auch Preiswirkungen zugesprochen.
19
Primär soll die
Loyalität der Kunden zur Sicherung des bestehenden Absatzes bzw. Umsatzes des Un-
ternehmens beitragen. Darüber hinaus können bei gebundenen Kunden zum einen Kauf-
frequenzsteigerungen erzielt und zum anderen Cross-Selling- und Up-Selling-
Potenziale realisiert werden. Außerdem zeigen gebundene Kunden aus Gründen der
Risikoreduktion die Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen.
20
Konsumenten tendieren zur
Risikominimierung bei Kaufentscheidungen dazu, sich entweder vermehrt Informatio-
nen über das Produkt oder die Dienstleistung zu suchen oder aber sie entwickeln Loya-
lität zu Marken oder Unternehmen, vor allem wenn bei den Kunden beim Erstkauf Zu-
friedenheit geschaffen wird. Empirische Studien zeigen, dass vor allem die Marken-
bzw. Unternehmenstreue zur subjektiven Risikoreduktion von Konsumenten herange-
zogen wird, für die sie auch bereit sind höhere Preise zu zahlen.
21
Auf der Kostenseite werden darüber hinaus Kostensenkungspotenziale erreicht, die auf
Erfahrungskurveneffekte zurückzuführen sind. Die Kostensenkung beruht einerseits auf
den vorher beschriebenen Effizienzverbesserungen durch die Nutzung der Technologie
und andererseits kommt es bei der Bearbeitung von bereits bekannten Kunden, aufgrund
von Erfahrungen, zu geringeren Kosten als bei Neukunden.
22
Vor diesem Hintergrund
zeigt eine von Reichheld (1996) durchgeführte Studie den monetären Nutzen von Kun-
18
Vgl. ebd., S. 30 f.
19
Vgl. Bruhn (2001), S. 3 f.
20
Vgl. Cram (1994), S. 50
21
Vgl. Sheth/Parvatiyar (2000 b), S. 179
22
Vgl. Maister (1998), S. 254

13
denbindungsmaßnahmen auf. Die empirische Untersuchung von Reichheld verdeutlicht,
dass mit zunehmender Dauer der Kundenbeziehung auch der daraus resultierende Ge-
winn ansteigt.
23
Neben den direkten Erfolgswirkungen der Kundenbindung kommt es auch zu indirekten
Wirkungen auf andere Kundenbeziehungen. Dem Unternehmen verbundene Kunden
raten tendenziell anderen potenziellen und aktuellen Kunden selten vom Anbieter ab, es
kommt vielmehr, vor allem bei Zufriedenheit der bestehenden Kunden, zu einer Weiter-
empfehlung des Unternehmens. Dieser Mund-zu-Mund-Kommunikation werden indi-
rekte Erlöswirkungen zugesprochen, indem ohne direkte Aktivitäten des Anbieters
Neukunden akquiriert werden können.
24
Schlussendlich wird durch gebundene Kunden
der Markteintritt bzw. die Erhöhung des Marktanteils von Konkurrenten erschwert.
25
2.4.
Erhöhung der Beziehungssicherheit
Langfristige Geschäftsbeziehungen führen zu einer Erhöhung der Beziehungssicherheit,
wobei drei Unteraspekte unterschieden werden können. Die Sicherstellung der Kontinu-
ität von Geschäftsbeziehungen gewährleistet eine Minimierung der Fluktuationsraten
und somit auch der Transaktionskosten, weil sich zum einen der Aufwand bei der Suche
und Auswahl neuer Geschäftspartner reduziert und zum anderen Lerneffekte im Rah-
men bestehender Geschäftsbeziehungen ermittelt werden. Ein zweiter Aspekt betrifft
das Interaktionsrisiko, das immer dann entsteht, wenn der jeweilige Geschäftspartner
nicht hinreichend bekannt ist und deshalb unsicher ist, ob und wie sich ein bestimmtes
Verhalten gegenüber diesem Partner auswirkt. Besonders schwerwiegend ist dieses Ri-
siko, wenn umfangreiche Investitionen getätigt werden müssen, um eine Geschäftsbe-
ziehung in Gang zu bringen oder aufrecht zu erhalten. Den dritten Aspekt stellt die
Unabhängigkeit des Unternehmens von bestimmten Kunden dar, die durch eine
Streuung der Geschäftspartner in einem Beziehungsportfolio, das den wichtigsten
Entwicklungstrends Rechnung trägt, gesenkt werden kann. Sämtliche dieser Risken
können durch langfristige Geschäftsbeziehungen minimiert werden und dadurch zu
einer höheren Beziehungssicherheit führen.
26
23
Vgl. Hippner/Wilde (2001), S. 10 f.
24
Vgl. Cram (1994), S. 50
25
Vgl. Payne/Clark (1995), S. 43

14
2.5.
Neukundengewinnung
Obwohl im Fokus des CRM nicht mehr die kurzfristig orientierte Neukundengewinnung
steht, sondern vielmehr der Aufbau von langfristigen Kundenbeziehungen, kann nicht
verhindert werden, dass auch (potenziell) profitable Kunden abwandern. Eine laufende
Akquisition von Neukunden ist also erforderlich, um diese Verluste auszugleichen.
27
Die Auswertung der Daten bestehender Kunden ermöglicht es, geeignete Muster zu er-
kennen, die unter bestimmten Bedingungen auf noch nicht zur Kundschaft zählende
Zielgruppen übertragen werden können. Dabei wird das bekannte Verhalten einer be-
stimmten Kundengruppe mit deren Eigenschaften verglichen und auf andere Kunden-
gruppen mit ähnlichen Eigenschaften übertragen. Hierbei wird von der Prämisse ausge-
gangen, dass diese neue Kundengruppe das gleiche Verhalten zeigt. Auch können Ei-
genschaften von Kundensegmenten herausgefiltert werden, die eine besonders hohe
Nutzung und damit Umsatz versprechen. Der Fokus von Akquisitionsaktivitäten kann
dann speziell auf diese Felder gerichtet werden.
28
Doch bei weiterhin stark wachsenden
Kosten der Neukundengewinnung und zunehmender Wechselbereitschaft von Kunden -
trotz Bindungsanstrengungen der Anbieter - ergibt sich die Notwendigkeit, den strategi-
schen Mix des CRM um ein Rückgewinnungsmanagement zu ergänzen bzw. die Fluk-
tuation so gering wie möglich zu halten.
29
26
Vgl. Diller/Kusterer (1988), S. 212
27
Vgl. Schmid/Bach/Österle (2000), S. 21
28
Vgl. Wehrmeister (2001), S. 35 f.
29
Vgl. Buchanan/Gillies (1998), S. 249 ff.

15
3. CRM
Konzept
In der Literatur und Praxis existiert eine Vielzahl von Konzepten zur Einführung von
CRM. Ein Großteil dieser Ansätze behandelt hauptsächlich die technologische Imple-
mentierung der Software. Da jedoch CRM, um erfolgreich zu sein, als strategisches
Konzept verstanden werden muss, kann eine Software nur eine zuvor klar definierte
Strategie unterstützen. Die bestehenden Ansätze zur CRM-Einführung können in strate-
gieorientierte, prozessorientierte, systemorientierte und wissensorientierte Ansätze
eingeteilt werden:
· Strategieorientierte Ansätze: Diese zielen auf die Umsetzung bzw. Veränderung
der Unternehmensstrategie ab.
· Prozessorientierte Ansätze: Den Schwerpunkt dieses Ansatzes bilden die Analyse
und der Entwurf von Geschäftsprozessen.
· Systemorientierte Ansätze: Diese zeigen vorwiegend Vorgehensweisen zur Einfüh-
rung eines Informationssystems.
· Wissensorientierte Ansätze: Im Mittelpunkt steht der Aufbau und die Nutzung ei-
ner Kundendatenbank.
30
Sämtliche dieser Ansätze fokussieren auf einen bestimmten Gestaltungsbereich und
spiegeln daher nur einen begrenzten Ausschnitt eines integrierten CRM-Konzepts wider
und vernachlässigen wichtige Faktoren wie Wettbewerber, Kundenprozesse, Anreizsys-
teme, Kanäle, usw. Ein ganzheitliches Modell der Einführung des Beziehungsmarke-
tings existiert von Wilson, wobei sich dieses jedoch primär auf Business-to-Business-
Märkte bezieht und daher in der Immobilienbranche nur unzureichend verwendbar ist.
31
Ein weiterer umfassender Ansatz zur Gestaltung und Einführung des Beziehungsmarke-
ting wurde von Sheth/Parvatiyar entwickelt. In diesem Modell wird jedoch bei der
Partnerwahl von einer selektiven Strategie ausgegangen, d. h. es werden nicht zu allen
Kunden intensive Beziehungen angestrebt. Kriterien der Partnerwahl sind beispielswei-
se das Commitment der Kunden, Kundenressourcen, das Portfolio der Geschäftsbezie-
hungen, usw. Dies ist jedoch in der Immobilienbranche aufgrund der hohen Akquisiti-
30
Vgl. Schulze (2000), S. 58
31
Anm.: Vgl. dazu Wilson, D. T. (2000): An integrated Model of Buyer-Seller Relationships; in: Sheth,
J.N./Parvatiyar, A. (eds.): Handbook of Relationship Marketing, 245-270

16
onskosten der Kunden und der Leerstandskosten von Immobilien schwer zu realisie-
ren.
32
Ein integriertes Konzept zur Einführung von CRM, welches einerseits die strategische,
prozessorientierte, wissensorientierte, sowie weitgehend die systemorientierte Sichtwei-
se vereint und anderseits die Komponenten Kundenprozesse, Kanalmanagement, usw.
beachtet, repräsentiert das Fünf-Phasen-Modell von Rapp.
Customer Relationship Management wird in diesem Ansatz als ein umfassendes Kon-
zept, welches für die erfolgreiche Verwirklichung eine systematische Vorgehensweise
und die Integration von Strategie, Marketing, Organisation, Kommunikation und IT
erfordert, verstanden. Der Weg von der Strategie zur lernenden Kundenbeziehung ver-
läuft im Rahmen des CRM-Ansatzes von Rapp über ein Fünf-Phasen-Modell:
Abb. 1.: CRM-Fünf-Phasen-Modell.
33
32
Anm.: Vgl. dazu Sheth, J. N., Parvatiyar, A. (2000): The Domain and Conceptual Foundations of
Relationship Marketing; in: Sheth, J.N./Parvatiyar, A. (eds.): Handbook of Relationship Marketing, 3-
38
33
Vgl. Rapp (2000), Online-Quelle
1. Kundenanalyse und
Segmentierung
2. Differenzierte Relationship
Strategien
3.
Design der Relationship
Prozesse und
Instrumente
4. Implementierung
5. Erfolgskontrolle
Kunden-
segmentierung
Kunden-
prozesse
Kunden-
profitabilität
Fokussierung
Angebotsdesign
Programm-
entwicklung
Kundenkontakt
Interne Prozesse
Programm-
strukturen
Zeitliche, Inhalt-
liche Planung
Kanal-
management
Service Center,
IT-Design
Erfolgs-
controlling
Lerntransfer
Data Mining
INHALTLICHE TEILSCHRITTE
PHASENMODELL

17
Aufgrund der integrativen Sichtweise dieses Konzepts bildet dieser Ansatz von Rapp
die Basis für die Ausgestaltung des CRM-Konzeptes bzw. der vorliegenden Arbeit. Bei
der konkreten Ausgestaltung der einzelnen Phasen wurde jedoch nicht nur dieser Ansatz
berücksichtigt, sondern - um eine breitere Sichtweise zu erhalten - auch weitere Ansät-
ze, Strategien, Instrumente, usw. adaptiert und integriert.
Der Schritt der Kundenanalyse, -segmentierung und -bewertung bildet das Fundament
eines erfolgreichen Customer Relationship Management Konzepts.
34
Die zweite Phase
definiert den Aufbau eines zielkundenorientierten Dialogs und zielkundenorientierten
Leistungen. Aufbauend auf die Entwicklung von kundenbezogenen Strategien ist der
folgende Schritt die Anpassung des Unternehmensangebots an die Kundenanforderun-
gen. Der dritte Schritt dieses CRM-Ansatzes definiert somit die Neupositionierung des
Unternehmens durch die systematische Ausrichtung auf die Kundensegmente. Mit der
Ausgestaltung der strategischen Phase sowie der Entwicklung von Instrumenten erfolgt
die Implementierung differenzierter Aktivitäten im Unternehmen. Den Abschluss des
CRM-Konzepts von Rapp bildet die Erfolgskontrolle des Customer Relationship Mana-
gement. Der Erfolg einer Maßnahme wird beim Relationship Marketing daran beurteilt,
ob sie messbar dazu beigetragen hat, die einzelne Kundenbeziehung zu verlängern bzw.
zu optimieren. Durch die Erfolgskontrolle soll eine lernende Beziehung zwischen Kun-
den und Unternehmen entstehen, die garantiert, dass ein Kunde entsprechend seinen
Bedürfnissen und Anforderungen bedient wird.
35
Im folgenden Abschnitt der Arbeit soll nun detailliert auf die einzelnen Phasen des
CRM-Konzepts eingegangen werden. Es werden vor allem die theoretische Ausgestal-
tung der einzelnen Phasen, als auch die Möglichkeiten und Anforderungen in der prak-
tischen Umsetzung dargestellt.
34
Vgl. Reinecke/Sausen (2002), S. 4
35
Vgl. Rapp (2000), Online-Quelle

18
IV. Kundenanalyse und Segmentierung
Für viele Unternehmen ist der Kunde eine mehr oder weniger anonyme Größe, wodurch
sie nicht in der Lage sind, die zu einem bestimmten Zeitpunkt evidenten Anforderungen
bzw. den Wert des Kunden für das Unternehmen zu bestimmen. Die Aufgabe der Kun-
denanalyse ist es, die existierenden Kunden in Bezug auf Bedürfnisse, Verhalten, Wert
und Prozesse zu untersuchen.
36
Die Kundensegmentierung erlaubt es, Unterschiede in
den Bedürfnissen, dem Verhalten und dem Wert des Kunden für das Unternehmen in
den Kundenschnittstellen und den Kundenprozessen zu berücksichtigen.
37
Vor allem
eine Segmentierung nach ertragreichen und ertragarmen Kunden ist notwendig.
38
Insbe-
sondere mit dem Hintergrund, da der Aufbau und die Pflege individueller Kundenbe-
ziehungen sehr kostenintensiv ist. Um trotzdem eine Steigerung der Profitabilität zu
erreichen, müssen jene (potenzielle) Kunden identifiziert werden, zu denen eine indivi-
duelle Kundenbeziehung lohnenswert erscheint.
39
Grundvoraussetzung sowohl für die
Kundensegmentierung als auch für das Angebot kundenindividueller Leistungen ist eine
umfangreiche Datenbank, die möglichst umfassende, relevante und aktuelle Daten über
ehemalige, aktuelle und potentielle Kunden zum Inhalt hat. Die Informationen für die
Kundensegmentierung können durch Kundenbefragungen, auf Basis der Erkenntnisse
des Mitarbeiterwissens, des Rechnungswesens und des Beschwerdemanagements erho-
ben werden.
40
Ziel ist es, den richtigen Kunden zum richtigen Zeitpunkt mit den richti-
gen Leistungen und Argumenten zu konfrontieren.
41
Um dies gewährleisten zu können
ist es notwendig, dass das Unternehmen fähig ist, die Kundenprozesse vollständig zu
unterstützen. Dazu müssen die Anforderungen, Bedürfnisse und Kundenschnittstellen
erfasst und die Prozesse dementsprechend gestaltet werden.
42
36
Vgl. Rapp (2000 a), S. 63 ff.
37
Vgl. Wehrmeister (2001), S. 113
38
Vgl. ebd., S. 28
39
Vgl. Reinecke/Sausen (2001), S. 3
40
Vgl. Rapp (2000), Online-Quelle
41
Vgl. Bach/Gronover (2000), Online-Quelle
42
Vgl. Schmid/Bach/Österle (2000), S. 3 f.

19
1. Kundensegmentierung
Unter Kundensegmentierung wird die Aufteilung sämtlicher potenzieller und aktueller
Kunden bezüglich ihrer Marktreaktionen in intern homogene, untereinander heterogene
Untergruppen (Kundensegmente) sowie die Bearbeitung eines oder mehrerer dieser
Kundensegmente verstanden.
43
Mittels ,,traditioneller" Segmentierungskriterien können
in der Immobilienbranche, in Kombination mit dem Kundenbedarfslebenszyklus
44
, zu-
künftige
Anforderungen der Kunden vorweggenommen und schließlich erfüllt werden.
1.1.
Arten von Segmentierungskriterien
Zur Kundensegmentierung können zahlreiche Kriterien Einsatz finden. Generell gilt,
dass die Trennschärfe von Marktsegmenten mit der jeweils adäquaten Zahl bzw. der
sinnvollen Kombinationen unterschiedlicher Merkmale wächst. Insgesamt sollen solche
Zielgruppen erfasst werden, welche die gleichen - zumindest aber sehr ähnliche - Reak-
tionsweisen auf den Einsatz der Marketinginstrumente bzw. des gesamten Marketing-
Mix aufweisen. Dies heißt, die in einem Segment zusammenzufassenden Abnehmer
müssen so betrachtet ähnliche Produkterwartungen, ähnliche Preis-Absatz-Funktionen,
ähnliche Servicereaktionsfunktionen usw. aufweisen. Nur dann können letztlich alle
Marketinginstrumente segmentadäquat eingesetzt werden und eine optimale Wirkung
entfalten.
45
Zur Bildung von Kundensegmenten dienen im Allgemeinen folgende Kriterien:
· Demographische Kriterien: z. B. Alter, Geschlecht, Haushaltsgröße, Nationalität;
· Geographische Kriterien: z. B. Aufspaltung des Marktes, Segmentierung in regio-
nal zusammenhängende Gebiete, Bevölkerungsdichte, Ortsgrößenklasse;
46
· Sozio-ökonomische Kriterien: z. B. Einkommen, Schulbildung, Beruf;
· Psychographische Kriterien: z. B. Lebensstil, Persönlichkeitsmerkmale, Interessen;
· Kaufverhaltens- und Responsemerkmale: z. B. Transaktionshäufigkeit, Preissen-
sivität, Sonderangebotsresponse;
47
43
Bruhn (2001), S. 95
44
Vgl. dazu Kapitel V.1. Kundenbedarfslebenszyklus
45
Vgl. Becker (2002), S. 250
46
Vgl. Nitsche (1998), S. 19
47
Vgl. Bach/Österle (2000), S. 37

20
· Verhaltensbezogene endogene Kriterien: z. B. Kundenbindung, Mund-zu-Mund-
Kommunikation;
· Psychologische endogene Kriterien: z. B. Kundenzufriedenheit, Beziehungsquali-
tät;
48
Besonders geeignete Segmentierungskriterien in der Immobilienwirtschaft sind vor al-
lem:
· Einkommen bei bestimmten Berufs- oder Einkommensgruppen.
· Bestimmte soziale Konstellationen wie junge Familien, Neuzuzügler, usw.
· Bestimmte Altersgruppen, wie Studenten, Senioren, etc.
49
1.2.
Vorgehensweise bei der Kundensegmentierung
Bei der Kundensegmentierung im Rahmen des CRM sollte generell in drei Schritten
vorgegangen werden:
1. Mit Hilfe der als Strukturierungskriterien ausgewählten Aspekte geht es zunächst
darum, eine Bildung von Kundensegmenten vorzunehmen.
50
Es ist im
Dienstleistungsbereich und Investitionsgüterbereich sinnvoll - aufgrund der vielfach
persönlichen Beziehungen zum Kunden - einen mehrstufigen Segmentierungsansatz
zu verwenden. Durch einen einstufigen Segmentierungsansatz ist es zwar möglich,
das richtige Segment abzugrenzen, jedoch genügt dies nicht, um die Komplexität des
Kaufverhaltens darzustellen.
51
2. Weiters ist es notwendig, eine Beschreibung und Charakterisierung dieser Kunden-
segmente anhand der Beschreibungskriterien umzusetzen, um Ansatzpunkte für die
Kundenbearbeitung abzuleiten.
52
3. Bei Kenntnis der verschiedenen Beziehungssegmente kann eine differenzierte Steue-
rung von Kundenbeziehungen vorgenommen werden.
48
Bruhn (2001), S. 97
49
Vgl. Kippes (2001), S. 184 f.
50
Vgl. Bruhn (2001), S. 98
51
Vgl. Kirchgeorg (1995), S. 22
52
Vgl. Bruhn (2001), S. 98

21
Voraussetzung für die Durchführung der Segmentierungsanalyse ist das Vorhandensein
entsprechender Daten in der Marktforschung (z. B. Kundenbefragungen, Zufrieden-
heits- und Kundenbindungsdaten) sowie im Rechnungswesen, um auch die Kundenwer-
te identifizieren zu können.
53
1.3.
Segmentierung in der Immobilienbranche
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die zu wählende Segmentierung von Branche zu
Branche, von Produkt zu Produkt und von Kundensegment zu Kundensegment sehr un-
terschiedlich ist. Der Einsatz der dargestellten Segmentierung bietet sich in der Immobi-
lienbranche vorwiegend in der Kundenakquisition an.
Geographische Segmentierungskriterien können dabei erste Anhaltspunkte über mögli-
che Unterschiede im Verhalten und den Erwartungen der Kunden geben. Beispielsweise
können Mietkunden, die sich im Einzugsgebiet einer neu errichteten Eigentumswoh-
nungsanlage befinden, selektiert, angeschrieben und über das Projekt informiert werden.
Weiters kann beispielsweise auch das Alter, als Kriterium zur Zielgruppenverdichtung,
im Bereich der Pensionsvorsorge durch Immobilien eingesetzt werden. Durch diese
Zielgruppenverdichtung kann die Effizienz der eingesetzten Akquisitionsinstrumente
jedenfalls erhöht werden. Allerdings hat die Verwendung nur eines Merkmals zur Seg-
mentierung, in Bezug auf den Einsatz des Marketing-Mix, nur eine beschränkte Aussa-
gekraft. Die Verwendung mehrerer Kriterien, d. h. ein mehrstufiges Vorgehen zur Seg-
mentierung, z. B. bei der Pensionsvorsorge durch Immobilieninvestments: Alter Be-
ruf Einkommen, ermöglicht eine exaktere Definition der Zielgruppe und somit eine
Optimierung der einzusetzenden Instrumente.
Eine weitere Möglichkeit der mehrdimensionalen Kundensegmentierung ist das Be-
darfslebenszykluskonzept. Dabei wird eine Kombination aus soziodemographischen
und quantitativökonomischen Segmentierungsansätzen verwendet. Segmentierungskri-
terium ist beispielsweise eine Kombination aus Alter, Beruf und antizipiertem Vermö-
gen. Das Lebenszykluskonzept geht davon aus, dass der Mensch während seines Lebens
bestimmte Lebensabschnitte durchläuft und dass sich sein Verhalten und seine Bedürf-
53
Vgl. Bruhn (1999 b), S. 198

22
nisse in den einzelnen Lebensabschnitten verändern. Das Konzept selbst ist in seiner
Form verständlich und einfach anwendbar. Insbesondere für Unternehmen in der Im-
mobilienbranche ist das Lebenszykluskonzept eine mögliche Segmentierungsform. Al-
lerdings hängen die Bedürfnisse und das Verhalten eines Kunden oftmals mit unbeein-
flussbaren Variablen wie Anzahl der Kinder oder der Höhe des Einkommens zusam-
men. Ungenauigkeiten ergeben sich vor allem auch dann, wenn zusätzliche Ereignisse
wie Krankheit, Scheidung oder eine zeitliche Verschiebung des Lebenszyklus dessen
Aussagekraft relativieren. Grundvoraussetzung für den Einsatz des Lebenszykluskon-
zepts ist das Vorhandensein entsprechender Daten in der Kundendatenbank, um mittels
der Informationen die jeweilige Phase, in der sich der Kunde gerade befindet, identifi-
zieren zu können.
Die vorher angeführten Segmentierungsverfahren und Kriterien erweisen sich oftmals -
vor allem bei bestehenden Kunden - als unzureichend, da diese Parameter keine Aus-
kunft über die Loyalität und vor allem Rentabilität der Kunden geben. Die Bedeutung
dieser Eigenschaften begründet sich vor allem daraus, dass der Erfolg eines Unterneh-
mens davon abhängt, inwieweit es gelingt, rentable und loyale Kunden zu finden bzw.
zu binden und unattraktive Kunden auszufiltern. Neuere Ansätze berücksichtigen daher
verstärkt diese Kriterien.
54
2. Kundenprofitabilität
In der Praxis erweisen sich viele Kundenbindungsaktivitäten als zu undifferenziert, zu
ungezielt und gelegentlich sogar als unangebracht, weil sich die investierten Mittel
nicht bei allen Kunden gleichermaßen rentieren. Erforderlich ist daher ein am langfristi-
gen ökonomischen Erfolg des Kunden ausgerichtetes Kundenmanagement und damit
verbunden ein entsprechend differenziertes Vorgehen. Voraussetzung dafür ist die
Kenntnis des Kundenwertes im ökonomischen Sinne, d. h. eine monetäre Maßgröße für
den Beitrag eines Kunden zum Erfolg des Unternehmens.
55
54
Vgl. Bach/Österle (2000), S. 37
55
Vgl. Cornelsen (2000), S. 1 ff.

23
2.1.
Kundenwert
Aus Anbietersicht besteht der Kundenwert in der einfachsten Form aus der Summe der
bewerteten Beträge des Kunden.
56
Die ökonomische Bedeutung eines Kunden für das
Unternehmen beschränkt sich nicht nur auf den Ertrag der aus der Kundenbeziehung
gegenwärtig oder in Zukunft generiert werden kann. Der Beitrag des Kunden zum Un-
ternehmenserfolg gestaltet sich wesentlich komplexer. Für eine umfassende Bewertung
der Kunden sind die direkten ökonomischen und quantitativen Kriterien oftmals nicht
ausreichend. Umsatz und Deckungsbeitrag eines Kunden sind für die Vergangenheit
und Gegenwart ermittelbar, bei der Schätzung für die Zukunft ergeben sich aber Prog-
noseprobleme. Weiters gilt, dass der Kunde für das Unternehmen auch zusätzliche
Wertkomponenten innehat, die über monetäre Kriterien oft nicht erfassbar sind.
57
In Wissenschaft und Praxis wird eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden bzw. Krite-
rien zur Bewertung von Kunden bzw. Kundengruppen herangezogen, von denen nach-
folgend einige ausgewählte Ansätze näher analysiert werden sollen. Die Kriterien für
die Auswahl waren die Verwendbarkeit der Modelle im Unternehmen und die prakti-
schen Umsetzungsmöglichkeiten bzw. Einschränkungen, die durch das interne Rech-
nungswesen im Unternehmen gegeben sind. Generell kann bei den Analysemethoden
der Kundenbewertung zwischen ein- und mehrdimensionalen Modellen differenziert
werden.
56
Vgl. Krafftt/Rutsatz (2001), S. 37
57
Vgl. Tomczak/Sipötz (2001), S. 129 ff.

24
Abb. 2.: Ausgewählte Analysemethode der Kundenbewertung.
58
2.2.
Eindimensionale Kundenbewertung
Eindimensionale Methoden der Kundenbewertung können einerseits auf monetären
Bewertungskriterien, wie z. B. Umsatz, Kundenerfolg, etc., oder andererseits auf nicht-
monetären Kriterien, z. B. Kundenzufriedenheit, Kaufhäufigkeit, usw., beruhen.
59
2.2.1. Kundenwertanalyse auf monetärer Basis
2.2.1.1.
Umsatzbezogene Kundenwertanalyse
Umsatzbezogene Kundenwertanalysen stellen die in der betrieblichen Praxis mithin am
weitesten verbreiteten Analysemethoden dar dies bestätigen auch die Ergebnisse einer
von Krafft/Marzian durchgeführten Studie aus dem Jahr 1997.
60
Die differenzierte Be-
wertung der Kunden erfolgt dabei auf Basis der mit ihnen innerhalb einer Periode oder
periodenübergreifend erzielten Erlöse.
61
Mittels einer so genannten ABC-Analyse kann
der gesamte Kundenbestand eines Unternehmens anhand des Umsatzes pro Kunde seg-
mentiert werden. Da Kundenumsätze leicht zugänglich sind und eine geordnete Aggre-
58
Vgl. Cornelsen (2000), S. 91
59
Vgl. ebd., S. 91
60
Anm. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Studie findet sich bei Krafft, M./Marzian, S.
(1997), S. 106
61
Vgl. Rieker (1995), S. 50 f
Kunden-
bewertung
eindimensional
mehrdimensional
monetär
nicht-monetär
Umsatzanalysen
Kundenerfolgsrechnung
Erweiterte Kunden­
Lebenszyklusrechnung
Kundenzufriedenheits-
analysen
RFM - Methode
Kundenportfolios
Scoring - Modelle

25
gation der Kunden nach dem Umsatz unproblematisch ist, sind derartige Analysen weit
verbreitet.
Fraglich ist jedoch, ob eine Einteilung von Kunden in wenige Umsatzklassen betriebs-
wirtschaftlich sinnvoll ist, da zwischen der Profitabilität und dem Gesamtumsatz ein-
zelner Kunden nicht unbedingt eine lineare Beziehung bestehen muss.
62
Als weiteres
Problem erweist sich die Fokussierung derartiger Umsatzanalysen auf abgegrenzte Pe-
rioden. Auf diese Weise ermittelte Periodenumsätze sind nicht zuletzt auch von Zufalls-
ereignissen, wie z. B. einem verspäteten Zahlungseingang, a-periodischen Großaufträ-
gen etc., abhängig. Um den Periodisierungseffekt auszuschalten ist es sinnvoll, den pe-
riodenübergreifenden Umsatz-Lebenszykluswert pro Kunde zu ermitteln.
Eine weitere Fragestellung, die bei der Umsatzanalyse nicht beantwortet werden kann,
ist die kundenseitige, unter Umständen sehr unterschiedliche Inanspruchnahme der be-
trieblichen Ressourcen.
63
Kundenspezifische Bearbeitungs- und Betreuungskosten dür-
fen demnach nicht ausschließlich aus dem Blickwinkel steigender Kundenzufriedenheit
und damit einhergehender steigender Kundenumsätze gesehen werden, sondern müssen
auch in ihren Auswirkungen auf den monetären Kundenerfolg untersucht werden. Der
Umsatz allein ist daher für Zwecke der Kundenbewertung nicht ausreichend. Dennoch
lassen sich, unter Beachtung der vorher genannten Problembereiche, sehr einfach
grundlegende (monetäre) Kundeninformationen gewinnen.
2.2.1.2.
Kundendeckungsbeitragsrechnung
Eine Erweiterung der Kundenumsatzanalyse stellt die Kundendeckungsbeitragsanalyse
dar, bei der neben dem Umsatz auch die Kosten berücksichtigt werden, die in einer
Kundenbeziehung entstehen. Die Kostenermittlung auf Kundenebene ist dabei teilweise
mit Problemen verbunden. Zur Ermittlung des Kundendeckungsbeitrages muss eruiert
werden, welche Kosten aufgrund der Beziehung zu einem bestimmten Kunden anfallen
und folglich nicht mehr entstehen, wenn die Beziehung zu dem jeweiligen Kunden nicht
mehr besteht.
64
Der Kunden-Deckungsbeitrag gibt Auskunft darüber, wie wichtig ein-
62
Vgl. Krafftt/Rutsatz (2001), S. 247
63
Vgl. Link/Hildebrand (1997), S. 162
64
Vgl. Bruhn (2001), S. 218 f.

26
zelne Kunden momentan für den Unternehmenserfolg sind.
65
Voraussetzung für eine
aussagekräftige Kunden-Deckungsbeitrags-Rechnung ist eine Organisation von Kosten
und Erlösen nach beliebigen Absatzsegmenten (Aufträge, Kunden, Produkte oder Regi-
onen) im Sinne einer zweckneutralen Grundrechnung. Moderne Datenbanken bieten
prinzipiell diese Möglichkeit, sodass sich diese Auswertungen der Kunden zunehmend
zum Standard des internen Rechnungswesens entwickeln.
66
Bei der Deckungsbeitragsrechnung mit relativen Einzelkosten werden die Kosten nicht
in variable und fixe Kosten, sondern in Einzel- und Gemeinkosten unterschieden. Wer-
den dabei Kunden als Bezugsobjekte der Kostenrechnung definiert, lassen sich somit
,,saubere" Deckungsbeiträge beliebiger Hierarchieebenen ermitteln.
67
Als Grundsatz für
die Zuordnung der Erfolgsgrößen kann festgehalten werden, dass die Zuordnung immer
zu dem Bezugsobjekt zu erfolgen hat, dem es gerade noch schlüsselungsfrei zurechen-
bar ist. Daraus kann die grundsätzliche Schlussfolgerung gezogen werden, dass alle
Kosten, die einem Bezugsobjekt zugerechnet werden, Einzelkostencharakter haben,
während sie im Verhältnis zu einem anderen Bezugsobjekt möglicherweise als Gemein-
kosten einzustufen wären. Kosten, die in Bezug auf einen einzelnen Kunden Gemein-
kosten (z. B. Gehalt eines Außendienstmitarbeiters) darstellen, können beispielsweise
auf eine Kundengruppe, die von diesem Mitarbeiter betreut wird, als Einzelkosten klas-
sifiziert werden. Da die Kategorisierung als Einzelkosten vom Bezugsobjekt abhängt,
spricht man auch von ,,relativen Einzelkosten".
68
Neben den Kostenarten, die dem Kunden relativ zugeordnet werden können, gibt es
eine Reihe weiterer Kostengrößen, die dem Kunden verursachungsgemäß aufzuschlüs-
seln sind. Um die Gemeinkosten zu den Bezugsobjekten zuteilen zu können, gibt es
mehrere Verfahren. Meist werden sie mit Hilfe prozentualer Aufschläge auf die Einzel-
kosten zugerechnet. Mangelhaft bei diesem Verfahren ist jedoch die willkürliche Art
und Weise der Kostenschlüsselung.
69
Alternativ kann die Prozesskostenrechnung zur
leistungsgerechten Verrechnung der Gemeinkosten verwendet werden, auf die jedoch
nicht näher eingegangen werden soll.
70
65
Vgl. Link/Hildebrand (1997), S. 163
66
Vgl. Krafft/Rutsatz (2001), S. 246
67
Vgl. Pepels (2001), S. 63
68
Vgl. Gegenmantel (1996), S. 90 f.
69
Vgl. Homburg/Schurr (1998), S. 177
70
Anm.: Zur Prozesskostenrechnung vgl.: Remer (1997), Müller (1998), Reckenfelderbäumer (1998)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832459567
ISBN (Paperback)
9783838659565
DOI
10.3239/9783832459567
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz – Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Handel, Absatz und Marketing
Erscheinungsdatum
2002 (Oktober)
Note
1,0
Schlagworte
beziehungsmarketing relationshipmarketing kundenbindung immobilie
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Titel: Entwicklung eines integrierten CRM-Konzepts für ein Unternehmen in der Immobilienbranche
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