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Strategische Bedeutung und organisationale Konsequenzen von Kooperationen zwischen Genossenschaftsbanken

©2002 Diplomarbeit 88 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Gang der Untersuchung:
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll die Notwendigkeit einer wettbewerbsstrategischen Positionierung vor dem Hintergrund der Veränderungsprozesse im Umfeld der Genossenschaftsbanken herausgestellt werden. Obwohl auch die genossenschaftlichen Zentralbanken unter dem Terminus fallen, richtet sich hier die Betrachtung vornehmlich auf die lokal bzw. regional tätigen Primärbanken, also die Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Der Untersuchungsschwerpunkt gliedert sich in zwei Teilbereiche, dem der strategischen Bedeutung von Kooperationen, und dem der organisationalen Konsequenzen. Es wird deshalb zunächst untersucht, welche Trends im Umfeld der Banken zu verzeichnen sind, und welche Folgen diese Entwicklungen für die Banken haben. Als Untersuchungsschwerpunkt wird daraus die strategische Bedeutung für ein kooperatives Zusammenwirken dieser Kreditinstitute abgeleitet. Ferner sollen hier explizit die organisationalen Folgen kooperativer Verbindungen analysiert werden. Die Arbeit wendet sich dabei den beiden Formen des Joint Venture und der strategischen Allianz zu. Mit Hilfe der Neuen Institutionenökonomie sollen dann die Auswirkungen und einige Problemfelder aufgezeigt werden, die durch eine Zusammenarbeit zwischen Genossenschaftsbanken entstehen können. Es kommen hierbei alle drei Theoriegebilde innerhalb der Neuen Institutionenökonomie zum Tragen. Ferner sollen aber auch Gestaltungsparameter gesucht werden, mit deren Hilfe sich vorhandene Risiken mindern bzw. ausschalten lassen.
Ausgehend vom oben genannten Untersuchungsschwerpunkt wird zunächst die Bankenlandschaft in der Bundesrepublik Deutschland porträtiert. Dabei wird zunächst das Universalbanksystem und die Einbettung der genossenschaftlichen Bankengruppe erläutert. Des Weiteren werden zum einen die Veränderungsprozesse im Umfeld der Banken behandelt. Dabei wird zwischen den gesellschaftlichen, technologischen und rechtlichen Entwicklungen unterschieden. Zum anderen werden daran anschließend die Entwicklungen innerhalb des Finanzdienstleistungsbereichs dargestellt. Hier soll zunächst zwischen den beobachtbaren quantitativen und den qualitativen Veränderungen differenziert werden. Es wird in diesem Abschnitt der Konzentrationsprozess in der Branche, sowie die Trends auf Nachfrage-, Produkt- und Vertriebsebene sowie die institutionellen Neuerungen erläutert.
Darauf aufbauend folgt die Untersuchung der Genossenschaftssektors. Hier wird zunächst der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 5515
Donnermeyer, Stefan: Strategische Bedeutung und organisationale Konsequenzen von
Kooperationen zwischen Genossenschaftsbanken / Stefan Donnermeyer -
Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Paderborn, Universität - Gesamthochschule, Diplomarbeit, 2002
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Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2002
Printed in Germany

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INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS... 5
TABELLENVERZEICHNIS ... 6
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... 7
1. EINLEITUNG... 8
1.1 Hintergrund der Thematik ... 8
1.2 Untersuchungsschwerpunkt der Arbeit... 9
1.3 Aufbau der Arbeit... 9
2. DIE BANKENLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND ... 11
2.1 Das Universalbankensystem ... 11
2.2 Veränderungen im Umfeld des Finanzdienstleistungsbereichs... 12
2.2.1
Gesellschaftliche
Veränderungen ... 12
2.2.2 Technologische Veränderungen ... 13
2.2.3 Rechtliche Veränderungen... 13
2.3 Veränderungsprozesse innerhalb des Finanzdienstleistungsbereiches ... 14
2.3.1 Quantitative Veränderungen bei den Kreditinstituten ... 14
2.3.2 Qualitative Veränderungen im Finanz- bzw. finanznahen Bereich... 15
2.3.2.1 Nachfrageebene... 15
2.3.2.2 Produkt- und Vertriebsebene ... 16
2.3.2.3 Institutionsebene... 17
3. DER GENOSSENSCHAFTLICHE FINANZVERBUND... 19
3.1 Historie des Genossenschaftswesens ... 19
3.2 Wesen einer Genossenschaftsbank... 20
3.2.1
Zielsetzung... 20
3.2.2 Aufbau der Genossenschaftsbank... 22
3.2.3 Abgrenzung zu anderen Rechtsformen... 23

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3.3 Implementierung der Genossenschaftsbank im Verbund ... 24
3.3.1 Der Genossenschaftssektor in Deutschland... 24
3.3.2 Der genossenschaftliche Finanzverbund ... 26
3.2.2.1 Bankwirtschaftliche Verbundsysteme... 26
3.2.2.2 Struktur des genossenschaftlichen Finanzverbundes... 27
3.4 Geschäftsentwicklung bei den Genossenschaftsbanken... 29
4. KOOPERATIONEN ALS STRATEGISCHES INSTRUMENT ... 33
4.1 Grundlagen der strategischen Analyse ... 33
4.1.1 Terminologien des strategischen Managements... 33
4.1.2 Perspektiven des strategischen Managements ... 34
4.1.2.1 Market based-View... 34
4.1.2.2 Resource based View... 35
4.1.2.3 Kritische Würdigung ... 37
4.2 Kooperation als Institution ... 38
4.2.1
Kooperationsbegriff... 38
4.2.2 Ausgewählte Kooperationsarten... 39
4.2.2.1 Joint Venture ... 39
4.2.2.2 Strategische Allianzen ... 40
4.3 Kooperationsgestaltung zwischen Genossenschaftsbanken... 41
4.3.1
Joint
Venture ... 42
4.3.2 Strategische Allianz... 46
5. ORGANISATIONALE KONSEQUENZEN ... 50
5.1 Organisationstheoretischer Bezugsrahmen... 50
5.1.1
Property-Rights-Theorie ... 50
5.1.2
Transaktionskostentheorie ... 52
5.1.3
Principal-Agent-Theorie ... 53
5.2 Property-Rights-theoretische Betrachtung ... 55
5.2.1
Property-Rights-Struktur
in einer Genossenschaftsbank... 55
5.2.2
Joint
Venture... 56
5.2.3 Strategische Allianz ... 57

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5.3 Transaktionskostentheoretische Betrachtung... 58
5.4 Principal-Agent-theoretische Betrachtung... 62
5.4.1 Problembereiche bei Kooperationen... 62
5.4.1.1 Ex ante-Problematiken... 62
5.4.1.2 Ex post-Problematiken ... 64
5.4.2 Lösungsansätze und Gestaltungsparamenter bei Kooperationen ... 66
5.4.2.1 Ex ante-Ansätze ... 66
5.4.2.2 Ex post-Ansätze ... 67
6. KRITISCHE REFLEXION VON KOOPERATIONEN... 69
7. SCHLUSSBETRACHTUNG... 72
7.1 Zusammenfassung ... 72
7.2 Ausblick ... 74
LITERATURVERZEICHNIS ... 63
EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG ... 83

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Zielsystem der Kreditgenossenschaften ... 22
Abb. 2: Übersicht des genossenschaftlichen Finanzverbundes... 28
Abb. 3: Determinanten der Strategie ... 38
Abb. 4: Aufbau des Joint Venture ... 40
Abb. 5: Entscheidungsmodell beim Outsourcing... 42

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TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Anzahl der Banken und deren Bankstellen im Zeitvergleich... 14
Tabelle 2: Anlageverhalten der privaten Haushalte ... 17
Tabelle 3: Marktanteile der Wertpapier-Kundendepots nach Bankengruppen ... 30
Tabelle 4: Generische Strategietypen... 35
Tabelle 5: Generische Typen strategischer Allianzen ... 47

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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
BdB
Bundesverband der deutschen Banken
BGBl. Bundesgesetzblatt
BI/GF
Bankinformation und Genossenschaftsforum
BM
Bank und Markt
BVR
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
DB
Die
Bank
DBW
Die Betriebswirtschaft
DGRV
Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband
DSGV
Deutscher Sparkassen- und Giroverband
GenG.
Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften
GuV
Gewinn- und Verlust-Rechnung
KWG
Gesetz über das Kreditwesen
M&A
Mergers and Acquisitions
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
WISU Das
Wirtschaftsstudium
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft
ZfgK
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen
zfo
Zeitschrift Führung + Organistion

- 8
-
1. EINLEITUNG
1.1 Hintergrund der Thematik
Das Ende des vergangenen und der Anfang des neuen Jahrtausends sind gekennzeichnet
durch tiefgreifende Veränderungsprozesse, die in der Literatur auch als ,gesellschaftliche Me-
gatrends' bezeichnet werden.
1
Sie finden ihren Niederschlag in sämtlichen wirtschaftlichen,
politischen und kulturellen Bereichen. Somit sind auch die Kreditinstitute im Allgemeinen
und die Genossenschaftsbanken im Speziellen von den Entwicklungen betroffen.
Der Eintritt in das Informationszeitalter und die voranschreitende Globalisierung wirken sich
nicht nur auf industrielle Großunternehmen aus, sondern hinterlassen auch bei den klein- und
mittelständischen Unternehmen, und somit auch bei den Genossenschaftsbanken ihre Spuren.
Auf der einen Seite drängen neue Anbieter in den Markt für Finanzdienstleistungen, die je-
weils auf ihre spezielle Weise versuchen, Marktanteile zu gewinnen. Auf der anderen Seite
wächst der Wettbewerbsdruck aufgrund eines geänderten Kundenverhaltens. Durch die neuen
Informations- und Kommunikationstechnologien sind sowohl Privat- als auch Firmenkunden
in der Lage, die Leistungen und Konditionen einzelner Anbieter zu kritisch vergleichen.
Die Marktteilnehmer müssen dementsprechend handeln, um ihre Wettbewerbsfähigkeit halten
bzw. ausbauen zu können. Die Genossenschaftsbanken besitzen zur Zeit noch einen beachtli-
chen Marktanteil, die Geschäftsentwicklungen weisen in jüngerer Zeit jedoch einen negativen
Trend aus.
2
Somit befinden sie sich in der Situation, entsprechende Weichenstellungen für
eine nachhaltige Wettbewerbspositionierung vornehmen zu müssen. Da die Genossenschafts-
banken im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern durchschnittlich eine eher geringe Be-
triebsgröße aufweisen, stellt sich hier die Frage, in welchem Ausmaß und in welchen Berei-
chen die genossenschaftlichen Kreditinstitute ihre Ressourcen zur gemeinsamen Vorgehens-
weise bei der Marktbearbeitung bündeln können. Hierauf richtet sich der Fokus dieser Unter-
suchung.
1
Vgl. Sloane (2000), S. 93 ff.
2
Vgl. dazu Gliederungspunkt 3.4

- 9
-
1.2 Untersuchungsschwerpunkt der Ausarbeitung
Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll die Notwendigkeit einer wettbewerbsstrategischen Posi-
tionierung vor dem Hintergrund der Veränderungsprozesse im Umfeld der Genossenschafts-
banken herausgestellt werden. Obwohl auch die genossenschaftlichen Zentralbanken unter
dem Terminus fallen, richtet sich hier die Betrachtung vornehmlich auf die lokal bzw. regio-
nal tätigen Primärbanken, also die Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Der Untersuchungsschwerpunkt gliedert sich in zwei Teilbereiche, dem der strategischen Be-
deutung von Kooperationen, und dem der organisationalen Konsequenzen. Es wird deshalb
zunächst untersucht, welche Trends im Umfeld der Banken zu verzeichnen sind, und welche
Folgen diese Entwicklungen für die Banken haben. Als Untersuchungsschwerpunkt wird dar-
aus die strategische Bedeutung für ein kooperatives Zusammenwirken dieser Kreditinstitute
abgeleitet. Ferner sollen hier explizit die organisationalen Folgen kooperativer Verbindungen
analysiert werden. Die Arbeit wendet sich dabei den beiden Formen des Joint Venture und der
strategischen Allianz zu. Mit Hilfe der Neuen Institutionenökonomie sollen dann die Auswir-
kungen und einige Problemfelder aufgezeigt werden, die durch eine Zusammenarbeit zwi-
schen Genossenschaftsbanken entstehen können. Es kommen hierbei alle drei Theoriegebilde
innerhalb der Neuen Institutionenökonomie zum Tragen. Ferner sollen aber auch Gestal-
tungsparameter gesucht werden, mit deren Hilfe sich vorhandene Risiken mindern bzw. aus-
schalten lassen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Ausgehend vom oben genannten Untersuchungsschwerpunkt wird zunächst die Bankenland-
schaft in der Bundesrepublik Deutschland porträtiert. Dabei wird zunächst das Universalbank-
system und die Einbettung der genossenschaftlichen Bankengruppe erläutert. Des Weiteren
werden zum einen die Veränderungsprozesse im Umfeld der Banken behandelt. Dabei wird
zwischen den gesellschaftlichen, technologischen und rechtlichen Entwicklungen unterschie-
den. Zum anderen werden daran anschließend die Entwicklungen innerhalb des Finanzdienst-
leistungsbereichs dargestellt. Hier soll zunächst zwischen den beobachtbaren quantitativen
und den qualitativen Veränderungen differenziert werden. Es wird in diesem Abschnitt der

- 10
-
Konzentrationsprozess in der Branche, sowie die Trends auf Nachfrage-, Produkt- und Ver-
triebsebene sowie die institutionellen Neuerungen erläutert.
Darauf aufbauend folgt die Untersuchung der Genossenschaftssektors. Hier wird zunächst der
genossenschaftliche Leitgedanke historisch hergeleitet. Es schließt sich daran das Wesen einer
Genossenschaftsbank in Form von Zielsetzung, organisatorischer Aufbau und die Unterschei-
dung zu anderen Rechtsformen an. Zur Bildung des Fundamentes der Untersuchungsschwer-
punkte fügt sich eine kurze Darstellung der jüngeren Geschäftsentwicklung bei den Genos-
senschaftsbanken ein, in der einige Ergebnistrends ihrer Tätigkeit aufgeführt werden.
Im vierten Kapitel wird der erste Untersuchungsschwerpunkt dieser Ausarbeitung behandelt.
Zur theoretischen Fundierung werden hier einige Grundlagen der strategischen Analyse ange-
führt. Daran anschließend folgt eine Selektion der vielfältigen Kooperationsarten, wobei hier
aufgrund des Umfanges die Beschränkung auf das Joint Venture und die strategische Allianz
erfolgt. Anhand dieser beiden Ausprägungen sollen einige Gestaltungsbeispiele folgen um
somit die Notwendigkeit einer genossenschaftlichen Zusammenarbeit zu verdeutlichen.
Im zweiten Schwerpunktkapitel folgt dann die Untersuchung der organisationalen Konse-
quenzen. Da dies mit Hilfe der Neuen Institutionenökonomie geschehen soll, wird auch hier
eine theoretische Einführung in die Thematik vorgenommen. Die Neue Institutionenökonomie
samt deren Theorieausprägungen sollen hier im Hinblick auf die Kooperationen zwischen
Genossenschaftsbanken zur Anwendung kommen sollen. Dabei werden keine mathemati-
schen Modellbeweise gesucht, sondern vielmehr in verbaler Form Auswirkungen, Problem-
felder und deren Gestaltungsmöglichkeiten.
Im sechsten Kapitel soll eine kurze kritische Reflexion der Untersuchung erfolgen, in der die
wesentlichen Ergebnisse resümiert und hinterfragt werden. Die Arbeit schließt mit einer Zu-
sammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einem Ausblick auf weitere Entwicklun-
gen im Bankenbereich ab.

- 11 -
2. DIE BANKENLANDSCHAFT IN DEUTSCHLAND
2.1 Universalbankensystem
Ein Universalbankensystem ist dadurch gekennzeichnet, dass den Kreditinstituten im Hin-
blick auf die Auswahl und Gestaltung ihrer Geschäftsfelder zunächst keine Beschränkungen
auferlegt werden. Eine Universalbank kann definiert werden als ein ,,[...] Institut, das mindes-
tens das Einlagen- und Kreditgeschäft einerseits, mit dem Effektenkommissions-, Effektene-
missions- und Effektendepotgeschäft sowie Effekteneigengeschäft andererseits, verknüpft."
3
Im Gegensatz dazu steht das Spezialbanken- oder Trennbankensystem, das sich dadurch aus-
zeichnet, dass nicht sämtliche Geschäfte von einem Institut gleichzeitig praktiziert werden
dürfen.
4
Die Bankenlandschaft in Deutschland weist generell ein Universalbankensystem auf. Im Lau-
fe der Zeit hat sich jedoch durch den Markt eine gemischte Struktur entwickelt, die auf der
einen Seite universell tätige Kreditinstitute, auf der anderen Seite spezialisierte Banken auf-
weist. In der Literatur werden die Universalbanken häufig nach ihrer Rechtsform bzw. nach
ihrer Zielsetzung unterschieden. So wird der Block der Universalbanken sektoral in private
Geschäftsbanken, öffentlich-rechtliche sowie genossenschaftliche Kreditinstitute unterteilt.
5
Private Geschäftsbanken verfolgen im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit das Ziel der Gewinn-
maximierung und werden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in der Rechtsform einer Akti-
engesellschaft geführt. Eine gewichtige Rolle innerhalb dieses Sektors nehmen die Großban-
ken ein, die sich unter anderem als ,Global Player' durch die Geschäfte mit industriellen
Großkunden und institutionellen Großanlegern auszeichnen. Daneben sind auch die Regio-
nalbanken diesem Sektor zuzuordnen, deren Geschäftsraum sich häufig auf bestimmte geo-
graphische Abschnitte begrenzt. Die letzte Gruppe dieser Sparte bilden die Privatbankiers, die
innerhalb ihres generellen Universalbankgeschäftes bestimmte Geschäftsfeldschwerpunkte
pflegen, durch die sie sich innerhalb des Wettbewerbs profilieren.
6
3
Vgl. Kehl (1978), S. 32.
4
Vgl. Büschgen (1998), S. 68 ff.
5
Vgl. o. V. (1999a), S. 26.
6
Vgl. Wetzel (1998), S. 42 f.; Lippe et al. (1998), S. 325 ff.

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Den zweiten Sektor bei den Universalbanken bilden die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute,
die Sparkassen und Landesbanken/Girozentralen. Charakteristisch für diese Gruppe ist zum
einen, dass sich diese Institute in der Regel im Eigentum der öffentlichen Hand, d. h. den
Kommunen und Ländern befinden. Hier ergeben sich derzeit einige Privilegien zugunsten
dieses Sektors wie die Anstaltslast und die Gewährträgerhaftung. Zum anderen unterscheidet
sich diese Sparte in der Zielsetzung von den privaten Geschäftsbanken. Nicht die Gewinnma-
ximierung, sondern die Förderung des Gemeinwohls ist die Leitmaxime bankbetrieblichen
Handelns. Als weitere Charakteristika ist die Verbundstruktur des öffentlich-rechtlichen Sek-
tors anzuführen. Auf die Besonderheiten bankwirtschaftlicher Verbundsysteme wird im Ab-
schnitt 3.3.2.1 näher eingegangen.
Den dritten großen Sektor stellen die Genossenschaftsbanken dar. Obwohl sie sich unabhän-
gig von einander entwickelt haben, ist die Struktur der genossenschaftlichen Bankengruppe
der des öffentlich-rechtlichen Sektors relativ ähnlich. Auch sie fungieren in einem Finanzver-
bund. Da die Genossenschaftsbanken im Mittelpunkt dieser Ausarbeitung stehen, folgt eine
ausführliche Darstellung im dritten Kapitel.
Neben den Universalbanken agieren in Deutschland die Spezialbanken, die sich auf bestimm-
te Geschäftsfelder spezialisiert haben. Vor dem Hintergrund der hier behandelten Thematik
soll auf sie hier nicht weiter eingegangen werden.
2.2 Veränderungen im Umfeld des Finanzdienstleistungsbereichs
2.2.1 Gesellschaftliche Veränderungen
Auf gesellschaftlicher Ebene ist ein grundlegender Wertewandel zu verzeichnen. Während
vor einigen Jahren noch der Spargedanke gepflegt wurde, sind heute insbesondere in der jün-
geren Generation andere Merkmale zu verzeichnen. Sie zeichnet sich durch eine zunehmende
Freizeit- und Gegenwartsorientierung, sowie einer Wohlstandserfahrung aus. Das ,Hier und
Jetzt' rückt stärker in den Mittelpunkt, wobei auch die Bereitschaft zur Verschuldung wächst.
7
Gleichsam hat sich der Bildungsstand der Bevölkerung erhöht. Insbesondere das Interesse an
wirtschaftlichen Zusammenhängen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Darüber hinaus
7
Vgl. o. V. (1999b), S. 16 f.

- 13 -
kommt mit der zunehmenden Veralterung der Bevölkerung in Deutschland eine demographi-
sche Verschiebung zum Tragen. Der Wohlstand der sogenannten ,Erbengeneration' nimmt
zu.
8
Das Geldvermögen privater Haushalte betrug Ende 1998 rund 2,8 Billionen Euro
9
, wobei
sich der Zuwachs im gleichen Zeitpunkt auf circa 130 Milliarden Euro beläuft. Insgesamt
resultiert hieraus ein erhöhter Beratungsbedarf zu Lösung individueller Anlage- und Finanzie-
rungsfragen.
10
2.2.2 Technologische Veränderungen
Die progressiven Entwicklungen im technologischen Bereich führen ebenfalls zu weitrei-
chenden Veränderungen. Mit dem heutigem Stand der Informations- und Kommunikations-
technologien können einerseits intra- und interorganisationale Arbeitsprozesse effizienter ges-
taltet werden. Andererseits entfallen zeitliche und räumliche Barrieren bei der Kommunikati-
on und dem Informationsaustausch.
11
Dies beinhaltet erweiterte Möglichkeiten bei Transakti-
onen zwischen den Marktteilnehmern. Die Technologieakzeptanz bei den Kunden steigt, was
neue Vertriebswege ermöglicht bzw. notwendig macht. Die Wirkung wird durch das kom-
plementäre Verhältnis der Technologie zur voranschreitenden Globalisierung der Märkte ver-
stärkt.
12
Durch die gestiegene Markttransparenz erhöht sich der Informationsstand der Markt-
teilnehmer, der angebotsseitig eine Zunahme des Wettbewerbsdrucks bewirkt.
2.2.3 Rechtliche Veränderungen
Die politische Annäherung zwischen den Staaten bewirkt eine Deregulierung und Liberalisie-
rung der Geld- und Kapitalmärkte. Innerhalb der Europäischen Union sind voranschreitende
Anpassungen im Hinblick auf bankaufsichtsrechtliche Bestimmungen zu verzeichnen. Auf
internationaler Ebene arbeiten die nationalen Aufsichtsbehörden unter anderem im ,Baseler
Ausschuss für Bankaufsicht' zusammen, in dem richtungsweisende Richtlinien entworfen
8
Vgl. Schiller (1999), S. 2.
9
Dokumentierte DM-Beträge wurden vom Vefasser in Euro umgerechnet und entsprechend gerundet.
10
Vgl. o. V. (1999b), S. 16 ff.
11
Vgl. Picot et al. (2001), S. 165 ff.
12
Vgl. Büschgen (1999), S. 22 ff.

- 14 -
werden, die zum Teil erhebliche Auswirkungen für die tägliche Bankpraxis haben.
13
Durch
Harmonisierung der Vorschriften werden die Markteintrittsbarrieren ausländischer Kreditin-
stitute herabgesetzt.
2.3 Veränderungsprozesse innerhalb des Finanzdienstleistungsbereichs
2.3.1 Quantitative Veränderungen bei den Kreditinstituten
In den vergangenen Jahren ist ein zunehmender Konzentrationsprozess zu verzeichnen. Unter
Konzentration soll hier eine Abnahme der Anzahl der Kreditinstitute und somit eine absolute
Konzentration verstanden werden.
14
Sowohl im Industrie- als auch im Finanzdienstleistungs-
bereich hat das Volumen der ,Mergers and Acquisitions' (M&A) deutlich zugenommen.
15
Handlungsleitende Motive des Konzentrationsprozesses sind dabei erwartete Skalen- und
Synergieeffekte. Bei internationalen Zusammenschlüssen ist darüber hinaus ein schneller und
erfolgreicher Eintritt in einen ausländischen Markt eine wesentliche Motivation.
16
Folgende Übersicht verdeutlicht den Konzentrationsprozess in Deutschland:
Bankensektor
Anzahl der
Institute 1992
Anzahl der
Bankstellen 1992
Anzahl der
Institute 2000
Anzahl der
Bankstellen 2000
Private
Geschäftsbanken
334
7.637
314
6.834
Öffentl.-rechtl.
Sektor
731
20.739
574
18.105
Genossenschaftl.
Sektor
2.915
20.790
1.794
17.490
Gesamt
3.980
49.166
2.682
42.429
Tabelle 1: Anzahl der Banken und deren Bankstellen im Zeitvergleich
17
13
Vgl. Schiller et al. (2001), S. 15 f.
14
Vgl. Pohmer et al. (1975), S. 2221.
15
Vgl. Theurl (2001a), S.1 f.; Weimer et al. (1999), S. 758 ff.; Baxmann (1999), S. 2 ff.
16
Vgl. Büschgen (1999), S. 330.
17
In Anlehnung an die Homepage des BdB (2001); o. V. (2001a), S. 2; o. V. (2001b), S. 47.

- 15 -
Abgesehen von der plausiblen aber dennoch kurzfristigen Zunahme der Bankstellen aufgrund
der deutschen Wiedervereinigung ist eine kontinuierliche Abnahme von eigenständigen Insti-
tuten samt Präsenzstellen zu erkennen.
18
Dies wird durch einen internationalen Vergleich des
Bankenkonzentrationsgrades unterstrichen. Der Anteil der fünf größten Institute in Deutsch-
land an der Gesamtaktiva fällt mit 16 v. H. per 1996 international relativ gering aus. Im Ver-
gleich dazu vereinen die fünf größten Banken in den Beneluxstaaten, Großbritannien und
Skandinavien über 50 v. H. der jeweiligen Gesamtaktiva.
19
Auffällig an Tabelle 1 ist, dass der genossenschaftliche Sektor einen besonders ausgeprägten
Konzentrationsprozess aufweist. Der Anteil der Genossenschaftsbanken am Rückgang aller
Institute beträgt 86,4 v. H. Trotz des Rückganges der genossenschaftlichen Institute sind Ende
2000 zwei von drei universell tätigen Kreditinstituten dem Genossenschaftssektor zuzuord-
nen.
2.3.2 Qualitative Veränderungen im Finanz- bzw. finanznahen Bereich
2.3.2.1 Nachfrageebene
Durch den Wertewandel bei der Bankkundschaft wird die Finanzdienstleistungsbranche in
steigendem Maße zur Befriedigung individueller Bedürfnisse instrumentalisiert.
20
Spielten
vor einigen Jahren persönliche Präferenzen bei der Wahl der Kreditinstitute eine wesentliche
Rolle, so rücken heute die Produkte und deren Konditionen in den Mittelpunkt der Entschei-
dung. Die Kundenloyalität schrumpft seit dem Eintritt ins Informationszeitalter, die eine Lo-
ckerung des klassischen Hausbankverhältnisses impliziert.
21
Ohne großen Kosten- und Zeit-
aufwand können Bankkunden die Angebote vieler Finanzdienstleister vergleichen. Insbeson-
dere durch das Internet sind räumliche und zeitliche Restriktionen bei Transaktionen aufgeho-
ben. Dadurch erhöht sich der Wettbewerbsdruck auf die einzelnen Finanzdienstleister. Die
Kunden werden kritischer bei den Angeboten und flexibler bei der Wahl des Anbieters. Am
Markt vollzieht sich ein Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt.
18
Vgl. o. V. (1990).
19
Vgl. Piazolo (1998), S. 17 f.
20
Vgl. Büschgen (1999), S. 19 f.

- 16 -
2.3.2.2 Produkt- und Vertriebsebene
Unter dem Wettbewerbsdruck und den gestiegenen Kundenansprüchen sind in den vergange-
nen Jahren Verschiebungen bei der Nachfrage zu verzeichnen. In allen Kundensegmenten
werden individuelle und ganzheitliche Anlage- und Finanzierungslösungen gefordert. In die-
sem Zusammenhang kommt das Allfinanzkonzept zum Tragen, bei dem verschiedene Finanz-
dienstleistungsprodukte nicht durch separate Unternehmen, sondern durch Ausweitung der
Produktpalette oder durch Kooperationen mit anderen Anbietern ,aus einer Hand' angeboten
werden.
22
Bedingt durch die neuen Informationstechnologien können Produkt- und Vertriebs-
innovationen nicht nur kundenseitig kritischer verglichen werden, sondern auch von Konkur-
renten schneller erkannt und imitiert werden.
23
Nicht nur die Bepreisung, sondern auch die
Innovationsfähigkeit der Kreditinstitute bedeuten Vorteile im Wettbewerb mit der Konkur-
renz. Unter diesem Druck kommt es zu einer Beschleunigung im Produktinnovationszyklus.
24
Im Bereich der Firmenkundschaft ist ein Trend zur Verbriefung von Forderungen, der Securi-
tization erkennbar, die den klassischen institutsgebundenen Buchkredit ersetzt. Durch die
Handelbarkeit der Forderungen an den Geld- und Kapitalmärkten nehmen die Banken dabei
statt der Rolle des Kreditgebers die eines Vermittlers zwischen den Finanzierungspartnern
ein. Durch den erleichterten Transfer von Forderungen wird eine weitere Lockerung des
Bank-Kunde-Verhältnisses begünstigt.
25
Bei der Privatkundschaft ist es ebenfalls zu Nachfrageverschiebungen gekommen. Eine we-
sentliche Rolle bei der Instituts- und Produktauswahl spielen Rentabilitäts- und Kostenüberle-
gungen. Bei den Zuwachsraten in den neuen Sparten sind deutliche Unterschiede zu erkennen.
21
Vgl. o. V. (1999b), S. 16 ff.; Rothensteiner (2000), S. 14 ff.
22
Vgl. Klein-Heßling (1992), S. 86 ff.; Gerstenmaier (1992), S. 47 ff.
23
Vgl. Büschgen (1998), S. 59 ff.
24
Vgl. Siebert (1999), S. 16 f.
25
Vgl. o. V. (1999a), S. 16 f.; o. V. (1997a), S. 3381.

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Anlageform
Veränderung von 1990 zu 1997 in v. H.
Bankeinlagen
+ 40,5
Bauspareinlagen
+ 37,6
Investmentzertifikate
+ 252,4
Aktien
+ 150,0
Gesamt
+ 67,2
Tabelle 2: Anlageverhalten der privaten Haushalte
26
Die Anbieter haben mit einer Umgestaltung ihres Produktportefeuilles reagiert. Aufgrund der
Fülle und Komplexität neuer Anlage- und Finanzierungsfacilitäten sind die Anforderungen an
die qualifizierte Beratung seitens der Kreditinstitute gestiegen. Ferner hat der Bedeutungsver-
lust der Spareinlagen Auswirkungen auf Bilanz- und GuV-Struktur, da sich die Refinanzie-
rungsmittel verteuern. Die Provisionserträge aus der Vermittlung von nicht bilanzwirksamen
Geschäften bekommen stärkeres Gewicht bei der Vertriebsgestaltung der Kreditinstitute.
27
Ferner ergeben sich aufgrund der Technologieentwicklung neue Vertriebsmöglichkeiten bzw.
-notwendigkeiten. Eine Vielzahl von Bankgeschäften, wie der Zahlungsverkehr und das Ef-
fektengeschäft werden kundenseitig automatisiert, zum Beispiel in Form von Telefon- oder
Internet-Banking.
28
Die Kreditinstitute befinden sich mittlerweile in einem tiefgreifenden
technologiebedingten Vertriebsstrukturwandel. Dieser Wandel bewirkt eine Segmentierung
des Privatkundengeschäft in Sparten wie ,Vermögende Privatkunden' sowie dem standardi-
sierten Mengengeschäft, dem ,Retailbanking'.
29
2.3.2.3 Institutionsebene
Neben den klassischen Universalbanken drängen seit einigen Jahren neue Wettbewerber in
den Markt für Finanzdienstleistungen. Zum einen entdecken ausländische Unternemen auf-
grund der internationalen Harmonisierung den deutschen Markt.
30
Zum anderen haben sich in
den vergangenen Jahren die Direktbanken am Markt etabliert. Sie zeichnen sich dadurch aus,
26
In Anlehnung an o. V. (1999a), S. 18; vgl. auch Hilgert et al. (1999), S. 20 ff.
27
Vgl. Eichhorn (1999), S. 54.
28
Vgl. Stappel (2000), S. 36 ff.; o. V. (1999c), S. 22 ff.
29
Vgl. Stappel (2000), S. 36 ff.

- 18 -
,,[...] dass sie standardisierte Leistungen nicht über ein stationäres, dezentralisiertes Vertriebs-
system (Zweigstellennetz), sondern ausschließlich über Post- und Telekommunikationsme-
dien (Brief, Telefon, Telefax, Computer) offerieren."
31
Sie konzentrieren sich auf das Ge-
schäft mit den Privatkunden und nutzen dabei die automatisierten Vertriebskanäle. Aufgrund
ihrer Kostenvorteile in der Organisations- und Vertriebsstruktur sind Direktbanken häufig in
der Lage, günstigere Konditionen als filialgestützte Kreditinstitute zu gewähren.
32
Das Pro-
duktspektrum reicht vom Zahlungsverkehr über das Einlagen- und Effektengeschäft bis hin zu
Finanzierungsangeboten. Der Wettbewerbsdruck auf die filialgestützten Präsenzinstitute wird
dadurch kostenseitig weiter steigen.
33
Am Finanzdienstleistungsmarkt sind ferner sogenannte ,Near-Banks' und ,Non-Banks' zu
beobachten. Es handelt sich dabei nicht um Kreditinstitute im Sinne des KWG. Als Near-
Banks werden Unternehmen bezeichnet, die vom Unternehmensgegenstand dem finanzwirt-
schaftlichen Marktbereich zuzuordnen sind und damit das klassische Bankgeschäft zumindest
tangieren. Beispiele dafür sind Versicherungen, Kreditkarten- und Leasinggesellschaften so-
wie Kapitalbeteiligungsgesellschaften.
34
Non-Banks betreiben ihr Kerngeschäft in einer ande-
ren Branche. Die von ihnen angebotenen Finanzdienstleistungen können als derivatives Ge-
schäft zur Absatzförderung ihrer eigentlichen Kernprodukte angesehen werden. Beispiel dafür
sind Warenhäuser, die ihren Kunden Anschaffungskredite anbieten.
35
30
Vgl. ebenda, S. 84 ff.
31
Büschgen (1998), S. 104.
32
Vgl. Lippe et al. (1998), S. 326.
33
Vgl. Bresser et al. (2001), S. 28 ff.
34
Vgl. Büschgen (1998), S. 119 ff.
35
Vgl. ebenda, S. 130 ff.

-
19
-
3. DER GENOSSENSCHAFTLICHE FINANZVERBUND
3.1 Historie des Genossenschaftswesens
Die Geschichte der Genossenschaften reicht zurück bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit
der Industrialisierung und der Gewerbefreiheit fanden enorme politische und wirtschaftliche
Veränderungen statt. Waren bis dato noch die Umschlagplätze lokal begrenzt, öffneten sich
durch die verbesserte Infrastruktur neue Märkte mit neuen Anbietern und Käufern. Das
Handwerk und Gewerbe sowie die Landwirtschaft gerieten in zunehmendem Maße unter
Druck, um mit den Fortschritten der Industrie mithalten zu können. Es entstand ein erhöhter
Kapitalbedarf, einerseits zur Finanzierung notwendiger Technologien, andererseits zur Über-
brückung der neu entstandenen Spanne zwischen Produktion und Absatz. Ausreichende Kre-
ditgeber für diese Wirtschaftssektoren waren nicht vorhanden.
36
Aus dieser Notlage heraus entstand 1850 durch die Initiative von Hermann Schulze-Delitzsch
der erste Vorläufer der Kreditgenossenschaft, der Vorschussverein. Zunächst handelte es sich
um eine karitative Einrichtung, die 1852 auf Basis der eingesammelte Beiträge und einer soli-
darischen Haftungspflicht der Mitglieder kreditfähig gemacht wurde. Durch aufgenommene
Anlaufkredite anderer Banken konnten erste Darlehensauszahlungen an die gewerbliche Wirt-
schaft vorgenommen werden.
Einen ähnlichen Verlauf verzeichneten die von Friedrich Wilhelm Raiffeisen im landwirt-
schaftlichen Bereich gegründeten Genossenschaften. Ebenfalls entstand zunächst ein Wohltä-
tigkeitsverein, der durch die Solidarbürgschaft wohlhabender Bürger Gelder aufnehmen und
an die Landwirte weiterleiten konnte. Im Jahre 1864 wurde dann der erste Darlehenskassen-
Verein gegründet, bei dem das Kreditgeschäft jedoch ausschließlich mit Mitgliedern getätigt
wurde.
37
Somit entstanden unabhängig voneinander die Kreditgenossenschaften aus dem Gedanken zur
Selbsthilfe und Selbstorganisation. Die Mitglieder konnten dadurch Finanzdienstleistungen zu
adäquaten Konditionen beziehen, was einzelnen Mitgliedern aufgrund der schwachen Markt-
position nicht gelang. Der Wirkungskreis der Genossenschaften war lokal begrenzt. Dadurch
36
Vgl. Schramm (1982), S. 11.
37
Vgl. ebenda, S. 15 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2002
ISBN (eBook)
9783832455156
ISBN (Paperback)
9783838655154
DOI
10.3239/9783832455156
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Paderborn – Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2002 (Juni)
Note
1,7
Schlagworte
lösungsmöglichkeiten fusion problemfelder kooperation instrument
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Titel: Strategische Bedeutung und organisationale Konsequenzen von Kooperationen zwischen Genossenschaftsbanken
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