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Medienstädte in Deutschland

Standortanforderungen für Medienstädte der Film- und Fernsehwirtschaft

©2001 Diplomarbeit 150 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Wie keine andere Branche in Deutschland hat die Film- und Fernsehwirtschaft seit den Achtzigerjahren einen ungeheuren Boom erlebt. Für die Zukunft wird bei zunehmenden Fernsehkonsum, der voranschreitenden Digitalisierung sowie einer Zunahme der nutzerorientierten Spartensender mit einem weiteren Wachstum gerechnet.
Die Diplomarbeit zeichnet die wirtschaftliche Entwicklung der Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland der letzten zwei Jahrzehnte nach und zeigt am Beispiel des „Digitalen Fernsehens“ sowie des „Business TV“ die Entwicklungspotentiale für die Zukunft auf.
Hauptbestandteil der Arbeit ist die Untersuchung der Standortanforderungen der Unternehmen der Film- und Fernsehwirtschaft anhand der Medienstädte aus der „ersten Reihe“ wie München, Köln und Berlin. Mit Hilfe von Experteninterviews bei Unternehmensvertretern der Branche werden Aussagen zu den jeweiligen Standortbedingungen getroffen. Die Ergebnisse der Diplomarbeit können zur Verbesserung der Standortbedingungen in den Medienstädten der „ersten Reihe“, sowie bei den zu-rückgebliebenen Standorten der „zweiten Reihe“ wie z.B. Dortmund oder Wiesbaden eingesetzt werden. Dabei wird eine Einteilung in die Aufgabenfelder des Bundes und der Länder, der Kommunen sowie der Anbieter von Studio- und Büroflächen vorgenommen.

Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisI
AbkürzungsverzeichnisIV
1.Einleitung1
1.1Problemstellung und Zielsetzung1
1.2Aufbau und Methodik der Arbeit2
1.3Abgrenzung der Thematik3
2.Die Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland5
2.1Das Fernsehen in Deutschland5
2.1.1Konzentrationstendenzen in der Film- und Fernsehwirtschaft6
2.2Herstellung eines Film- und Fernsehproduktes9
3.Entwicklung der Film- und Fernsehwirtschaft11
3.1Wachstumsbranche Film- und Fernsehwirtschaft11
3.1.1Räumliche Konzentration und Entwicklung der Beschäftigtenzahlen11
3.1.2Wirtschaftliche Entwicklung der Branche und der Unternehmen14
3.1.3Beschäftigte, Betriebsgrößen und Ausbildung in der Film- und Fernsehwirtschaft16
3.1.4Fazit18
3.2Förderung der Film- und Fernsehwirtschaft19
3.2.1Die Förderung in Deutschland19
3.2.2Die europäische Förderung22
3.2.3Die Förderung in Frankreich22
3.2.4Bewertung der Förderprogramme23
4.Nachfragebedingungen in der Film- und Fernsehwirtschaft25
4.1Entwicklung des Fernsehkonsums25
4.2Der TV-Werbemarkt und die Auswirkungen auf den Programmbeschaffungsmarkt27
4.3Nachfrage nach Film- und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ID 4991
Drenk, Dirk: Medienstädte in Deutschland: Standortanforderungen für Medienstädte der Film-
und Fernsehwirtschaft / Dirk Drenk - Hamburg: Diplomica GmbH, 2002
Zugl.: Dortmund, Universität, Diplom, 2001
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Medienstädte in Deutschland I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abkürzungsverzeichnis...IV
1
Einleitung... 1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung ... 1
1.2
Aufbau und Methodik der Arbeit... 2
1.3
Abgrenzung der Thematik ... 3
2
Die Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland... 5
2.1
Das Fernsehen in Deutschland ... 5
2.1.1
Konzentrationstendenzen in der Film- und Fernsehwirtschaft... 6
2.2
Herstellung eines Film- und Fernsehproduktes ... 9
3
Entwicklung der Film- und Fernsehwirtschaft ... 11
3.1
Wachstumsbranche Film- und Fernsehwirtschaft ... 11
3.1.1
Räumliche Konzentration und Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ... 11
3.1.2
Wirtschaftliche Entwicklung der Branche und der Unternehmen... 14
3.1.3
Beschäftigte, Betriebsgrößen und Ausbildung in der Film- und
Fernsehwirtschaft ... 16
3.1.4
Fazit ... 18
3.2
Förderung der Film- und Fernsehwirtschaft ... 19
3.2.1
Die Förderung in Deutschland... 19
3.2.2
Die europäische Förderung... 22
3.2.3
Die Förderung in Frankreich... 22
3.2.4
Bewertung der Förderprogramme ... 23
4
Nachfragebedingungen in der Film- und Fernsehwirtschaft .. 25
4.1
Entwicklung des Fernsehkonsums ... 25
4.2
Der TV-Werbemarkt und die Auswirkungen auf den
Programmbeschaffungsmarkt ... 27
4.3
Nachfrage nach Film- und Fernsehprodukten ... 30
4.4
Nachfrage nach Freizeiteinrichtungen ... 34
4.4.1
Studiotour Babelsberg... 34
4.4.2
Bavaria Filmtour ... 35
4.4.3
TV-World Hamburg ­ ZDF-Medienpark Mainz ... 36
4.5
Nachfrage nach Events... 38
4.6
Fazit ... 40

Medienstädte in Deutschland II
5
Neue Trends in der Film- und Fernsehwirtschaft... 42
5.1
Business-TV ... 42
5.2
Interaktives Fernsehen ... 45
5.3
Fazit ... 48
6
Entwicklung von Medienstädten in Deutschland... 50
6.1
Der Begriff Medienstadt... 50
6.2
Medienstadt Köln ... 52
6.2.1
Ein Überblick ... 52
6.2.2
MediaPark Köln ... 54
6.2.3
Standort Ossendorf/Coloneum ... 56
6.2.4
Mediencentrum Hürth... 60
6.2.5
Medienstadt Köln in der Bewertung... 63
6.3
Medienstadt München... 64
6.3.1
Ein Überblick ... 64
6.3.2
Mediencampus Unterföhring ... 68
6.3.3
Bavaria-Filmzentrum Geiselgasteig... 69
6.3.4
Medienstadt München in der Bewertung ... 71
6.4
Medienstadt Berlin ... 73
6.4.1
Ein Überblick ... 73
6.4.2
Medienstadt Babelsberg... 76
6.4.3
MediaCity Adlershof ... 79
6.4.4
Medienstadt Berlin in der Bewertung... 81
6.5
Medienstadt Wiesbaden ... 82
6.5.1
Ein Überblick ... 82
6.5.2
Standort Unter den Eichen ... 85
6.5.3
Medienstadt Wiesbaden in der Bewertung... 86
6.6
Medienstadt Dortmund ... 87
6.6.1
Ein Überblick ... 87
6.6.2
Stiftsforum Hörde ... 91
6.6.3
Television Communication Center... 92
6.6.4
Medienstadt Dortmund in der Bewertung ... 93

Medienstädte in Deutschland III
7
Zur Theorie der unternehmerischen Standortanforderungen 95
7.1
Unternehmerische Standortanforderungen im Überblick ... 95
7.2
Standortbedingung Produktionscluster und regionales Arbeitsmilieu... 98
7.2.1
Produktionscluster... 99
7.2.2
Regionale Arbeitsmilieus... 101
8
Standortanforderungen der Film- und Fernsehwirtschaft ... 105
8.1
Standortanforderungen aus der Literatur ... 105
8.2
Standortanforderungen aus der Erhebung ... 108
8.2.1
Zur Methodik der Unternehmensbefragung... 109
8.2.2
Ergebnisse der Erhebung... 112
8.3
Zusammenfassung... 117
9
Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der
Standortbedingungen für Medienstädte der Film- und
Fernsehwirtschaft ... 118
9.1
Aufgabenfeld des Bundes und der Länder ... 118
9.2
Aufgabenfeld der Kommune ... 120
9.3
Aufgabenfeld der Studiobetreiber ... 124
9.4
Zusammenfassung... 126
10
Resümee ... 128
11
Verzeichnisse ... 130
11.1
Literaturverzeichnis ... 130
11.2
Internetquellenverzeichnis ... 137
11.3
Interviewverzeichnis ... 137
11.4
Abbildungsverzeichnis ... 140
11.5
Tabellenverzeichnis ... 140

Medienstädte in Deutschland IV
Abkürzungsverzeichnis
ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
ADSL Asymmetric Digital Subscriber Line
AG Aktiengesellschaft
ALM Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten
ARD Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
BAAG Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft
BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien
BTV Business Television
BR Bayerischer Rundfunk
BW Baden-Württemberg
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CBC Cologne Broadcasting Corporation
CSU Christlich Soziale Union
CNN Central News Network
DDR Deutsche Demokratische Republik
DEFA Deutsche Filmaktiengesellschaft
DFF Deutscher Fernsehfunk
DFFB Deutsche Film- und Fernsehakademie
d.h. das heißt
DIF Deutsches Filminstitut
DM Deutsche Mark
DSF Deutsches Sport Fernsehen
DIW Deutsches Institut für Wirtschaft
DVD Digital Versatile Disc
EG Europäische Gemeinschaft
EU Europäische Union
e.V. eingetragener Verein
FAB Fernsehen aus Berlin
f. Folgende
ff. Fortfolgende
FFA Filmförderungsanstalt
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GZM Gründerzentrum für Neue Medien
ha Hektar
HDO High Definition Oberhausen
HFF Hochschule für Film und Fernsehen
HLT Hessische Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft
H.O.T. Home Order Television
HR Hessischer Rundfunk
Hrsg. Herausgeber
IBC International Broadcasting Convention
IFA Internationale Funkausstellung
IFS Internationale Filmschule Köln

Medienstädte in Deutschland V
IMU Institut für Medienforschung und Urbanistik
I+K Information und Kommunikation
IHK Industrie- und Handelskammer
k.A. Keine Angabe
km Kilometer
LFR Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen
mbH mit beschränkter Haftung
Mbit/s Megabits pro Sekunde
MSC Multimedia Support Center
MFG Medien und Filmgesellschaft Baden Württemberg
Mio. Millionen
MIV Motorisierter Individualverkehr
MMC Magic Media Company
Mrd. Milliarden
MTC Medien Technologie Centrum
MTV Music Television
m² Quadratmeter
NAB National Association of Broadcasters
NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft
NOB Nederlands Omroepproduktie Bedrijf
Nr. Nummer
NRW Nordrhein-Westfalen
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr
ORB Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg
O.J. ohne Jahresangabe
O.S. ohne Seitenangabe
O.V. Ohne Verfasser
PSF Potsdamer Stadtfernsehen
RTL Radio Television Luxemburg
SFB Sender Freies Berlin
SPIO Spitzenorganisation der Filmwirtschaft
SWR Südwestdeutscher Rundfunk
TCC Television Communication Center
TV Television
u.a. unter anderem
WAZ Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WDR Westdeutscher Rundfunk
WISTA Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof
WWW World Wide Web
VFFV Verband der Fernseh-, Film- und Videowirtschaft
Vgl. Vergleiche
z.B. zum Beispiel
ZDF Zweites Deutsches Fernsehen
% Prozent

Medienstädte in Deutschland 1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Die Film- und Fernsehwirtschaft als ein Teil der Medienbranche in der Bundesrepu-
blik Deutschland gehört seit den Achtzigerjahren zu den Wirtschaftsbereichen mit
den höchsten Wachstumsraten im Bereich der Beschäftigten und des Umsatzes. Der
gesellschaftliche Wandel in Deutschland mit der Einführung des Privatfernsehens,
der hohen Verbreitung von Fernsehern und die damit einhergehende Nachfragestei-
gerung von Fernsehstationen haben dieses Wachstum beflügelt.
Städte wie Köln, München und Berlin sind nach der Einführung des Privatfernsehens
zu Medienstädten der Film- und Fernsehwirtschaft gewachsen. Diese Entwicklung
entstand zum Teil aus historisch bedingten Gründen und durch Ansiedlungsinitiativen
der Kommunen. Diese Städte profitieren durch Arbeitsplatzzuwächse, Steuerein-
nahmen und das positive Image der Medienbranche von dieser Entwicklung.
In letzter Zeit wollen insbesondere Städte mit Strukturproblemen, wie z.B. Dortmund
oder Wiesbaden, an der positiven Entwicklung der Film- und Fernsehwirtschaft teil-
haben, um die Zahl der Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen zu erhöhen. Vor al-
lem der für die Zukunft mit der Einführung des interaktiven Fernsehens zu erwarten-
de Innovationssprung im Fernsehbereich wird die Film- und Fernsehwirtschaft weiter
wachsen lassen. Bereits heute verfügen diese Standorte über einige wenige Unter-
nehmen der Film- und Fernsehwirtschaft und können aus diesem Grund als Medien-
städte der ,,zweiten Reihe" bezeichnet werden.
Um in Zukunft eine solche Bedeutung wie die großen Medienstädte zu erlangen,
müssen diese Städte bestimmten Standortanforderungen gerecht werden. Im Me-
dienbereich spielen zur Erbringung der Dienstleistung Film- oder Fernsehprodukt die
Wechselbeziehungen zwischen den Anbietern verschiedener Produktionsstufen eine
große Rolle. Neben der räumlichen Nähe zu Dienstleistern in der Vor- oder Nachbe-
arbeitung des eigenen Produktes wird auch die Nähe zu auftraggebenden TV-
Sendern gesucht. Man spricht hierbei von so genannten Fühlungsvorteilen, die in
den regionalen Arbeitsmilieus der Film- und Fernsehwirtschaft eine große Bedeutung
haben.
Wollen Städte mit Nachholpotenzial in der Film- und Fernsehwirtschaft nun den Ab-
stand zu den großen Medienstädten verringern, müssen neben den klassischen un-
ternehmerischen Standortbedingungen wie z.B. Flächenverfügbarkeit oder Ver-
kehrsanbindung auch die Rahmenbedingungen für ein regionales Arbeitsmilieu ge-
schaffen werden.

Medienstädte in Deutschland 2
Ziel der Arbeit ist es, Standortanforderungen für Medienstädte der Film- und Fern-
sehwirtschaft zu erarbeiten, damit Standortdefizite in Medienstädten erkannt und be-
hoben werden können. Zum Abschluss der Arbeit werden auf Basis dieser Standort-
anforderungen Handlungsempfehlungen für die Aufgabenfelder des Bundes und der
Länder, der Kommunen und der Betreiber von Studioflächen gegeben. Städte mit
geringen Beschäftigtenanteilen in der Film- und Fernsehwirtschaft sollen Perspekti-
ven aufgezeigt werden, wie sie über die Verbesserung ihrer Standortbedingungen
die Möglichkeit erhalten, an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Medien-
branche partizipieren zu können.
Für die Medienstädte der ,,zweiten Reihe" muss das Ziel sein, Unternehmen der
Branche am Standort zu halten und für neue Unternehmen attraktiv zu sein.
1.2 Aufbau und Methodik der Arbeit
Zu Beginn der Arbeit wird die Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland mit der
Entwicklung des Privatfernsehens und den zunehmenden Konzentrationstendenzen
vorgestellt. Von Interesse ist auch die Herstellung eines Film- und Fernsehproduktes,
da diese Zusammenhänge auch Auswirkungen auf die Beschreibung der Standortan-
forderungen haben.
Im Anschluss daran wird ein Literaturüberblick über die wirtschaftliche Entwicklung
der Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland in den letzten Jahren gegeben. Da-
bei werden insbesondere die Beschäftigungs- und Wertschöpfungsentwicklung sowie
die räumlichen Konzentrationstendenzen der Branche betrachtet. Als bedeutender
Aspekt der Standortförderung wird in diesem Zusammenhang auch die Förderung
der Filmwirtschaft in Deutschland und Frankreich vorgestellt.
Das Kapitel ,,Nachfragebedingungen der Film- und Fernsehwirtschaft" befasst sich
mit den Faktoren, die die Nachfrage nach Film- und Fernsehprodukten in Deutsch-
land steuern. Dazu gehören der Fernsehkonsum, die Nachfrage der Werbewirtschaft
und der TV-Sender sowie die Nachfrage nach deutschen Kinofilmproduktionen, die
mit Hilfe statistischen Materials dargelegt wird. Darüber hinaus werden die beiden
Geschäftsfelder Eventveranstaltungen und Freizeitparks der Film- und Fernsehwirt-
schaft vorgestellt, die die Nachfrage nach Dienstleistungen in der Film- und Fern-
sehwirtschaft mitbestimmen.
Im Anschluss werden die zukünftigen Trends und Entwicklungslinien der Film- und
Fernsehwirtschaft beschrieben, die insbesondere für die Medienstädte der ,,zweiten
Reihe" als mögliche Entwicklungsperspektive von Interesse sein können und für die
gesamte Branche ein Wachstumspotenzial darstellen.

Medienstädte in Deutschland 3
Die Entwicklung der Medienstädte Köln, München, Berlin, Dortmund und Wiesbaden
steht im Blickpunkt des nächsten Abschnitts der Untersuchung. Es werden die histo-
rische Entwicklung zur Medienstadt, Standorte und deren Probleme beleuchtet.
Standortbedingungen die zum wirtschaftlichem Erfolg beigetragen haben werden
beschrieben und bilden das Grundgerüst für die Handlungsempfehlungen am Ende
der Arbeit.
Der Hauptbestandteil der Arbeit liegt in der Herausarbeitung von Standortanforde-
rungen für Medienstandorte in der Film- und Fernsehwirtschaft. Neben einer Litera-
turanalyse zu den Standortbedingungen der Film- und Fernsehwirtschaft sind Exper-
teninterviews mit Geschäftsführern, Betreibern oder Inhabern von Unternehmen ge-
führt worden, die in der Produktion im Film- und Fernsehbereich tätig sind. Vor allem
die Kooperation und die Fühlungsvorteile in den regionalen Arbeitsmilieus sowie die
Art und Weise der Kontaktpflege und ­herstellung werden dargestellt.
Den Abschluss der Arbeit bilden Handlungsempfehlungen für den Bund und die Län-
der, die Kommunen und Betreiber von Studioflächen, damit Städte aus der ,,zweiten
Reihe" sich in Zukunft ebenfalls zu bedeutenden Medienstädten der Film- und Fern-
sehwirtschaft entwickeln können.
1.3 Abgrenzung der Thematik
Medien dienen der Kommunikation, Information, Transaktion und der Unterhaltung.
Aus diesem Grund wird das Schlagwort ,,Medien" für eine Vielzahl von Branchen
synonym benutzt, die den Funktionen der Medien entsprechen. Unter das Schlag-
wort ,,Medien" fallen der Printbereich, die Telekommunikation, der Bereich Multimedia
(Software und Internet) sowie die audiovisuellen Medien, wie Radio, Film und Fern-
sehen.
1
In dieser Arbeit wird ausschließlich die Film- und Fernsehbranche betrachtet.
Es gibt zwar Berührungspunkte zu den Bereichen Multimedia und Telekommunikati-
on und die Verschmelzung der Medienbereiche wird in Zukunft noch weiter zuneh-
men, doch musste im Rahmen dieser Arbeit notwendigerweise eine Konzentration
auf die Film- und Fernsehwirtschaft erfolgen. Des Weiteren besitzt die Film- und
Fernsehwirtschaft innerhalb der Medienbranche die höchste Ausstrahlungskraft, so
dass dieser Bereich für die Imageförderung eines zurückgebliebenen Standortes
sehr gut einsetzbar ist.
Die beiden Produktionszweige Film und Fernsehen bieten eine Vielzahl von Über-
schneidungen. Der Unterschied zwischen der Produktion einer Fernsehserie oder
1
Vgl. Szyperski, Norbert, 1999: Mediendienste und Perspektiven der Medienwirtschaft, in: Szyperski,
Norbert (Hrsg.): Perspektiven der Medienwirtschaft ­ Kompetenz, Akzeptanz, Geschäftsfelder, Köln,
Seite 4

Medienstädte in Deutschland 4
eines Kino- bzw. Fernsehfilms ist nur marginal. Produktionsgesellschaften,
Dienstleister und Zulieferer, wie z.B. Dekorationsbauer oder Lichttechniker, arbeiten
für beide Zweige parallel. Kinofilm oder Fernsehserie basieren beide auf einem Dreh-
buch, das mit nahezu identischem Technik- und Personaleinsatz umgesetzt wird. TV-
Sender engagieren sich über Koproduktionen in der Kinofilmwirtschaft, um die Aus-
strahlungsrechte für das Fernsehen zu erhalten. Fernsehfilme werden mit unter
zunächst im Kino verwertet und kommen erst zu einem späteren Zeitpunkt in das
Fernsehen.
2
Diese Punkte zeigen, dass Film und Fernsehen eine wirtschaftliche
Einheit bilden, die nicht getrennt betracht werden kann. Aus diesem Grund werden in
dieser Arbeit die beiden Produktionszweige Film und Fernsehen zur so genannten
Film- und Fernsehwirtschaft zusammengeführt.
Um die Standortbedingungen der Medienstädte der Film- und Fernsehwirtschaft dar-
zulegen, wurden die erfolgreichen Standorte Köln, München und Berlin ausgewählt.
Hamburg, das ebenfalls eine bedeutende Produktionslandschaft der Film- und Fern-
sehwirtschaft vorweisen kann, wird nicht näher untersucht, da dieser Standort durch
den Wegzug der TV-Sender SAT.1, MTV und Premiere World in letzter Zeit sehr
stark an Bedeutung verloren hat. So verlagert zurzeit der große Studiodienstleister
,,Studio Hamburg GmbH" Aktivitäten und Produktionen an den Standort Berlin.
Als Beispiele für Medienstädte der ,,zweiten Reihe" dienen die Standorte Dortmund
und Wiesbaden, die noch längst nicht ,,Selbstläufer" unter den Medienstädten sind.
Während Dortmund versucht, die Folgen des Strukturwandels über ein Engagement
in der Film- und Fernsehwirtschaft abzufedern, versucht Wiesbaden an alte Traditio-
nen der Film- und Fernsehproduktion anzuknüpfen.
Diese Diplomarbeit folgt den Regeln der amtlichen Neuregelung der deutschen
Rechtschreibung.
2
Vgl. Tonnemacher, Jan, 1996: Kommunikationspolitik in Deutschland, Konstanz, Seite 122

Medienstädte in Deutschland 5
2 Die Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland
2.1 Das Fernsehen in Deutschland
Nach dem zweiten Weltkrieg drängten die Besatzungsmächte darauf, eine dezentra-
le Fernseh- und Rundfunkstruktur aufzubauen. Nicht noch einmal sollte der Rund-
funk wie in den Zeiten des Nationalsozialismus zu Manipulations- und Propaganda-
zwecken missbraucht werden. Das Fernsehen und der Rundfunk sollte nach demo-
kratischen Prinzipien institutionell und publizistisch staatsunabhängig geordnet wer-
den. Aus diesem Grund ging laut Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland die
Gesetzgebungsbefugnis über den Rundfunk und das Fernsehen sowie die Kulturho-
heit auf die Länder über.
Die Gründung der ersten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (z.B. Radio Bre-
men, Nordwestdeutscher Rundfunk, Südwestfunk) erfolgte in den ersten Jahren nach
dem Krieg. Bereits im Jahre 1950 schlossen sich sechs Landesrundfunkanstalten zur
,,Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD)" zusam-
men. Ziel war es, die Programmproduktion und -koordinierung zu verstärken. Bereits
im Jahr 1952 wurde das erste Fernsehprogramm ausgestrahlt und im Jahr 1961 das
,,Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF)" gegründet. In den Sechzigerjahren begannen
die Landesrundfunkanstalten mit der Ausstrahlung der dritten Programme.
3
Durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts mehrfach bestätigt, sind
die Bundesländer verantwortlich für die inhaltlichen Anforderungen, das Zulassungs-
verfahren und die Regelung der Staatsaufsicht für den Rundfunk. Das hat dazu ge-
führt, dass die Bundesländer dieses Mittel zur Standortförderung der Film- und Fern-
sehwirtschaft eingesetzt haben. Bevölkerungsreiche Bundesländer wie Bayern oder
Nordrhein-Westfalen verknüpften die Frequenzvergabe mit der Bedingung, dass der
TV-Sender den Unternehmenssitz in das jeweilige Bundesland verlegt.
Das duale Rundfunksystem heutiger Ausprägung hat seinen Ursprung Mitte der
Achtzigerjahre durch die Verabschiedung mehrerer Rundfunkstaatsverträge zwi-
schen den Bundesländern. Das öffentlich-rechtliche System erhielt hierdurch eine
Bestands- und Entwicklungsgarantie. Gleichzeitig sollten den privaten Veranstaltern
ausreichende Sendekapazitäten zur Verfügung gestellt und angemessene Einnah-
mequellen erschlossen werden.
4
Im Zuge der Kabelprojekte (1984) z.B. in Dortmund
und Ludwigshafen gingen die privaten TV-Sender RTL Plus und SAT.1 an den Start.
Und im Jahr 1988 nahmen auch die beiden Münchner TV-Sender Tele5 und ProSie-
3
Vgl. Wirtz, Bernd, 1994: Neue Medien ­ Unternehmensstrategien und Wettbewerb im Medienmarkt:
eine wettbewerbstheoretische und -politische Analyse, Europäische Hochschulschriften, Reihe 5 ­
Volks- und Betriebswirtschaft, Frankfurt am Main, Seite 3 f.
4
Vgl. Tonnemacher, Jan, 1996: Kommunikationspolitik in Deutschland, Konstanz, Seite 137

Medienstädte in Deutschland 6
ben den Sendebetrieb auf. Aus dem Sender Tele5 ist der heutige TV-Sender TM3
entstanden.
Private TV-Sender, die sich über Werbung finanzieren, haben nur die Möglichkeit,
eine ausreichende Konsumentenzahl anzusprechen, wenn die Distributionsmöglich-
keiten des Programms vielfältig sind. Die terrestrischen Übertragungsmöglichkeiten
sind seit einigen Jahren beschränkt, da es innerhalb des Frequenzspektrums zu In-
terferenzproblemen kommen kann. Zurzeit kann eine vielfältige Distribution von TV-
Programmen nur über Satellit und Kabel erfolgen. Jeder Satellit kann fünf bis zehn
Programme abstrahlen, die dann beim Empfänger mit einer Satellitenschüssel aufge-
fangen werden können. Eine Satellitenempfangsanlage ist in der Lage, die TV-
Kanäle mehrerer Satelliten über eine Schüssel zu empfangen, so dass ein Haushalt
mit Satellitentechnik auch mindestens 30 Programme sehen kann. Die größten Dist-
ributionsmöglichkeiten bietet die Kabeltechnik. Zurzeit sind ca. 35 Programme über
das Kabelfernsehen zu empfangen. Wird die Übertragungstechnik in der Zukunft
durch die Digitalisierung verbessert und entschlüsselt der Konsument in den privaten
Haushalten die Signale mit Hilfe einer ,,Set-Top-Box", können bis zu 150 Programme
empfangen werden.
5
Im Jahr 1997 sind 45% aller Haushalte an das Kabelfernsehen angeschlossen und
weitere 33% besitzen eine Satellitenempfangsanlage, was bedeutet, dass 78% aller
Haushalte in Deutschland zwischen mindestens 30 TV-Programmen wählen kön-
nen.
6
Bei einem Fortschreiten der Digitalisierung wird der deutsche TV-Markt in Zukunft
eine Struktur und Vielfalt wie der heutige Zeitschriftenmarkt aufweisen. Neben Kanä-
len, die für die Masse der Bevölkerung interessant sind, werden auch TV-Sender
entstehen, die sich auf eine bestimmte Zielgruppe spezialisieren.
7
2.1.1 Konzentrationstendenzen in der Film- und Fernsehwirtschaft
Obwohl die Branche sich bei den Produktionsunternehmen und Dienstleistern durch
eine kleinbetriebliche Struktur auszeichnet, sind in der gesamten Branche Konzentra-
tionstendenzen zu erkennen. Nach der Einführung des dualen Rundfunksystems ist
es vor allem zu Fusionen und zur Konzentration auf horizontaler Ebene bei TV-
5
Vgl. Wirtz, Bernd, 1994: Neue Medien ­ Unternehmensstrategien und Wettbewerb im Medienmarkt:
eine wettbewerbstheoretische und ­politische Analyse, europäische Hochschulschriften, Reihe 5 ­
Volks- und Betriebswirtschaft, Frankfurt am Main, Seite 8
6
Vgl. Dichanz, Horst, 1998: Basisdaten zur Mediennutzung, in: Dichanz, Horst (Hrsg.): Handbuch Me-
dien - Medienforschung, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Seite 240 f.
7
Vgl. Seufert, Wolfgang, 1994: Kein Markt für Späteinsteiger? Die Ökonomie des deutschen Fernseh-
marktes, in: Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LFR) (Hrsg.), 1995: Düsseldorfer Ge-
spräche 1994/95, LFR - Dokumentationen Band 10, Seite 8

Medienstädte in Deutschland 7
Sendern gekommen, da diese im Vergleich zu den prosperierenden Produktionsun-
ternehmen Anlaufverluste verbuchten.
Der Markt der Film- und Fernsehwirtschaft wird heute in Deutschland von wenigen
Großkonzernen der Medienwirtschaft kontrolliert. Die von der Öffentlichkeit geforder-
te Meinungs- und Informationsvielfalt hat schon mehrfach das Kartellamt als Bun-
desaufsichtsbehörde in den Prozess der Fusionen und Kooperationen Einfluss neh-
men lassen. Daher ist auf Grundlage des Rundfunkstaatsvertrages eine Kommission
zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich gegründet worden, die den Me-
dienmarkt beobachtet und Empfehlungen ausspricht.
Die Großkonzerne sprechen in ihrer Einflusssphäre offen von so genannten Sender-
familien, die Synergien nutzen sollen. Synergieeffekte entstehen auf horizontaler E-
bene durch die Möglichkeit, gemeinsam Film- und Fernsehprodukte oder Lizenzen
einkaufen zu können, unrentable Programminhalte wie z.B. die Nachrichtenprodukti-
on zusammenzulegen und zentral zu produzieren oder Wiederholungen in der eige-
nen Senderfamilie zu platzieren.
Neben der horizontalen Konzentration haben diese Großkonzerne auch auf vertikaler
Ebene Beteiligungen und Zukäufe getätigt. Immer mehr unabhängige Produktionsun-
ternehmen und Zulieferbetriebe sind in letzter Zeit zu Tochter- und Beteiligungsun-
ternehmen umgewandelt worden. Die Produktionsunternehmen bleiben rechtlich
selbstständig, werden aber dazu aufgefordert, in der Regel mit dem Mutterunterneh-
men zu kooperieren. Strategie der Medienkonzerne ist es, am lukrativen Markt der
Film- und Fernsehproduktionen mitzuverdienen sowie Kosten zu senken. Einmal rea-
lisierte Einnahmen sollen so lange wie möglich in der eigenen Gruppe kursieren. Die
Großkonzerne versuchen somit, auf alle Stufen der Produktionskette Einfluss zu neh-
men.
8
Der Film- und Fernsehmarkt in Deutschland wird von der CLT-UFA Pearson (Ber-
telsmann AG) und der ProSieben SAT.1 Media AG (Kirch Media AG) beherrscht.
Beide Sendergruppen bleiben unter dem konzentrationsrechtlichen Maximalanteil
von 30% der deutschen Film- und Fernsehwirtschaft. Die öffentlich-rechtlichen Sen-
dergruppen ARD und ZDF sind die Gegengewichte zu den beiden Medienkonzernen.
Die CLT-UFA Pearson befindet sich im Einflussbereich des Medienkonzerns Ber-
telsmann AG und kontrolliert in Deutschland die Senderfamilie rund um RTL. Dazu
gehören RTL selbst, RTLII, Super RTL und VOX. Während RTL schon seit einigen
Jahren Gewinne im dreistelligen Millionenbereich (1999: 368 Mio. DM, 1998: 291
Mio. DM) verzeichnen kann, konnte RTLII erst durch den Erfolg von ,,Big Brother" im
8
Vgl. Röper, Horst, 1999: Formationen deutscher Medienmultis 1998/99, in: Media Perspektiven, Aus-
gabe 7/99, Seite 345 und 355

Medienstädte in Deutschland 8
Jahr 1999 die Gewinnschwelle erreichen. Super RTL arbeitet zurzeit kostendeckend
und nur VOX fährt noch Verluste ein. Das Flaggschiff RTL hat in Deutschland mit ca.
15% den höchsten Marktanteil aller TV-Sender und peilt auch für das Jahr 2000 ei-
nen Gewinn von ca. 390 Mio. DM an.
9
Zur CLT-UFA Pearson Gruppe gehört auch das in Deutschland führende Produkti-
onsunternehmen ,,Grundy-UFA", das Talkshows, Gameshows und Seifenopern reali-
siert. Auch im Bereich der Filmproduktion und -verwertung werden Synergieeffekte
realisiert. Die CLT-UFA besitzt Mehrheitsbeteiligungen an den Filmproduktionsfirmen
,,Action Concept", ,,Trebitsch Production" und ,,Real-Film". Neben Fernsehfilmen wer-
den auch Kinofilme wie z.B. ,,Marlene" von Joseph Vilsmaier produziert und in der
eigenen Senderfamilie verwertet.
10
Erst im letzten Jahr ist aus der Fusion von SAT.1 und der ProSieben Media AG der
größte deutsche TV-Konzern entstanden. Die neue ProSieben SAT.1 Media AG wird
auf einen Umsatz von 2 Mrd. DM kommen und mit ProSieben, SAT.1, Kabel 1 und
N24 über vier Fernsehsender verfügen. SAT.1 und ProSieben erreichten im Jahr
1999 einen Marktanteil von ca. 11% bzw. ca. 9%. Während SAT.1 erst 1998 die Ge-
winnschwelle erreichte und im Jahr 1999 einen Gewinn von 51 Mio. DM verbuchen
konnte, war ProSieben im Jahr 1999 bereits mit 450 Mio. DM sehr erfolgreich. Beim
Nachrichtensender N24 werden zurzeit noch Anlaufverluste verbucht, der Sender
Kabel 1 arbeitet kostendeckend. Der größte Anteilseigner der ProSieben SAT.1 Me-
dia AG ist die Kirch Media AG. Die Kirch Media AG ist darüber hinaus noch im Besitz
des Deutschen Sport Fernsehens (DSF) und des Pay-TV-Senders Premiere World.
Das DSF kann wegen der hohen Lizenzgebühren für Sportübertragungsrechte keine
Kostendeckung erreichen.
11
Premiere-World ist der einzige Pay-TV Sender in Deutschland. Auf der Plattform von
Premiere-World kann der Kunde mit Hilfe der digitalen Übertragungstechnik und ei-
nes D-Box-Decoders ca. 20 Spartenprogramme rund um die Themen Sport, Kino,
Kinder und Musik empfangen. Schon seit zehn Jahren über Kabel und Satellit zu
empfangen, konnten im so genannten ,,Bezahlfernsehen" bisher keine Gewinn ver-
zeichnet werden. Ganz im Gegenteil sind über die Jahre Milliarden-Verluste aufge-
laufen, die verschiedene Kooperationspartner wie z.B. die CLT-UFA Pearson im Jahr
1998 auch zum Rückzug aus dem Projekt bewogen haben. Die Abonnentenzahl hat
sich im letzten Jahrzehnt nur langsam vergrößert und die Erwartungen bei weitem
9
Vgl. O.V., 2000a: Rekordbilanz ­ RTL überstrahlt die Konkurrenz, in: Kölner-Stadt-Anzeiger vom 28.
April 2000, Seite 9
10
Vgl. Röper, Horst, 1999: Formationen deutscher Medienmultis 1998/99, in: Media Perspektiven,
Ausgabe 7/99, Seite 354 f.
11
Vgl. Homepage ProSieben SAT.1 Media AG: www.prosieben.com

Medienstädte in Deutschland 9
nicht erfüllt. Heute sind bei Premiere-World ca. 2,1 Mio. Kunden angemeldet. Für das
Jahr 2000 wird mit einem operativen Verlust von ca. 1,3 Mrd. DM gerechnet.
12
Im Markt der lukrativen Film- und Fernsehproduktionen hat die Kirch Media AG
international tätige Produktionsunternehmen an den Konzern gebunden. So ist z.B.
der internationale Fernsehfilmerfolg ,,Der Graf von Monte Christo" von der
konzerneigenen Produktionsfirma ,,Beta Theatrical Motion Pictures" realisiert und im
TV-Programm von SAT.1 gesendet worden. Des Weiteren bestehen
Mehrheitsbeteiligungen z.B. an der ,,Neuen Deutschen Filmgesellschaft NDF" und an
der ,,Constantin Film".
13
Die beiden TV-Konzerne haben auch eine räumliche Konzentration vorgenommen,
die zusätzliche Synergien erbringen soll. Die Kirch Media AG hat bis auf SAT.1, das
in Berlin sitzt, alle Sender in Unterföhring bei München angesiedelt. Die Sender rund
um RTL haben ihren Sitz in Köln. Für RTLII, das zurzeit noch auf dem Gelände des
Bavaria-Filmzentrums in München residiert, wird sicher in Zukunft auch ein Umzug
nach Köln in Frage kommen.
2.2 Herstellung eines Film- und Fernsehproduktes
Die Art und Weise, wie ein Film- und Fernsehprodukt entsteht, hat Auswirkungen auf
die Standortanforderungen der Unternehmen. Arbeiten die Unternehmen unabhängig
voneinander, ist eine räumliche Nähe der Zulieferer und Dienstleister nicht arbeits-
notwendig. Bei einer nötigen engen Kooperation und Kommunikation ist die räumli-
che Nähe dagegen eine bedeutende Standortbedingung. Aus diesem Grund wird an
dieser Stelle in der gebotenen Kürze die Herstellung eines Film- und Fernsehproduk-
tes beschrieben.
Ein Film- und Fernsehprodukt ist vom Typus her ein singuläres Ergebnis eines krea-
tiven, innovativen Gestaltungsprozesses. Wenngleich die technische Herstellung z.B.
einer Fernsehsendung zunehmend und zum Teil hochgradig standardisiert ist, ist das
Produkt ein Einzelergebnis eines immer wieder neu und anders zu gestaltenden
Kreativprozesses und somit das Resultat eines eher handwerklich-manuellen Gestal-
tungsverfahrens.
Der Gestaltungs- und Herstellungsprozess in der Film- und Fernsehwirtschaft hat
überwiegend Projektcharakter, seine Resultate sind ,,Interaktionsgüter". Diese ent-
stehen durch das Zusammenwirken gemeinsam agierender, formal aber eigenstän-
12
Vgl. O.V., 2000b: 90.000 schauen illegal Premiere World, in: Rheinische Post vom 22.12.2000, Seite
11
13
Vgl. Röper, Horst, 1999: Formationen deutscher Medienmultis 1998/99, in: Media Perspektiven,
Ausgabe 7/99, Seite 358

Medienstädte in Deutschland 10
diger Akteure in einem organisierten Kooperationsprozess. Diese Kooperation ist
temporär und flexibel und wird in einem hierarchisch strukturierten Produzenten-
netzwerk von einem federführenden Produzenten gesteuert.
14
Die Zusammenset-
zung der an der Herstellung Beteiligten wird allein von dem zu erzielenden Produkt-
ergebnis bestimmt. Nach Beendigung der Kooperation löst sich die Gruppe auf und
kann für ein neues Produkt in anderer Besetzung wieder zusammenfinden. Bei die-
sen Konstellationen werden an die Qualifikation und Flexibilität der Beteiligten be-
sondere Anforderungen gestellt, so dass oftmals spezialisierte freie Mitarbeiter betei-
ligt werden.
15
Für eine erfolgreiche Kooperation ist es Voraussetzung, dass die Kooperationspart-
ner voneinander wissen, dass man sich untereinander gut kennt und möglichst schon
in der einen oder anderen Weise zusammengearbeitet hat. Aus diesem Grund haben
sich Netzwerke möglicher Kooperationspartner herausgebildet, deren Netzpunkte je
nach Auftrag aktiviert werden. Um als Kooperationspartner in das Projekt aufge-
nommen zu werden, haben Referenzprojekte bei der Auftragsakquisition einen ho-
hen Stellenwert. Aus diesem Grund haben etablierte Unternehmen gegenüber New-
comern einen Vorteil, wobei Newcomer an Standorten hoher Netzwerkdichte bessere
Chancen als an peripheren Standorten haben.
Da die Branche überschaubar ist und man an räumlich konzentrierten Standorten
eng zusammenarbeitet, hat sich eine vertrauensvolle informelle Ebene herausgebil-
det, die als Austauschplattform für Neuigkeiten, Trends und Entwicklungen der Bran-
che dient.
16
Diese Netzwerke werden auch als Arbeitsmarktbörse eingesetzt, so dass
freie Stellen in der Branche so gut wie nie öffentlich ausgeschrieben werden.
17
14
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft
räumlich stark konzentriert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 4
15
Vgl. Sträter, Detlev, 1998a: Die Medienwirtschaft in der Region München ­ Ein Überblick über
Clusterstrukturen und Veränderungstendenzen, München, Seite 33
16
Vgl. Sträter, Detlev, 1998b: Netzwerkstrukturen und Kooperationsbedingungen von Multimedia in der
Region München, IMU-Institut für Medienforschung und Urbanistik GmbH, Stuttgart, Seite 45
17
Vgl. Berg-Walz, Benedikt: Interview vom 6. Februar 2001

Medienstädte in Deutschland 11
3 Entwicklung der Film- und Fernsehwirtschaft
3.1 Wachstumsbranche Film- und Fernsehwirtschaft
Um die Bedeutung der Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland aufzuzeigen, wird
zu Beginn ein Überblick über die Zahl der Beschäftigten in den letzten Jahren gege-
ben. Neben der Zahl der Beschäftigten ist noch die Entwicklung der Bruttowertschöp-
fung der Branche und die Struktur der Betriebe, der Mitarbeiter sowie der Ausbildung
von Interesse.
Eine Übersicht über die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen der Film- und Fern-
sehwirtschaft kann die amtliche Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftig-
ten nicht liefern. Auch nach der Umstellung von der volkswirtschaftlichen Gesamt-
rechnung auf das neue Wirtschaftsbereichskonzept sind nur für Teilbereiche des so
genannten Informations- und Kommunikationssektors (I+K) Produktions- und Be-
schäftigungsdaten vorhanden. Werden z.B. für die Film- und Fernsehwirtschaft Be-
schäftigtendaten zusammengestellt, ergibt sich das Problem, dass einzelne Wirt-
schaftsbereiche wie z.B. der Dekorationsbau oder die Lichttechnik branchenübergrei-
fend auch im Messebau oder im Eventgeschäft tätig sind und diese Unternehmen
somit nicht einem Wirtschaftsbereich zugeordnet werden können.
Da in der Öffentlichkeit und vor allem von Seiten der Länder und Kommunen aller-
dings ein großes Interesse an der Entwicklung der Film- und Fernsehbranche in der
Vergangenheit und Zukunft entgegengebracht wird, hat das Deutsche Institut für
Wirtschaft (DIW) in den letzten zwei Jahrzehnten Auswertungen und eigene Erhe-
bungen zum Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie vorgenom-
men, die als Datengrundlage in dieser Arbeit dienen sollen.
Die Informations- und Kommunikationsindustrie umfasst nach Einteilung des DIW die
Elektronikproduktion, die Datenverarbeitungs- und die Telekommunikationsdienste,
den Bereich Druck und Vervielfältigung sowie die Bereiche Verlag, Werbewirtschaft
und die Film- und Fernsehwirtschaft. Zur Film- und Fernsehwirtschaft gehören nach
Systematik des DIW alle öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender, die Produkti-
onsunternehmen und technischen Dienstleister.
Weiteres Datenmaterial steht von Seiten der Bayerischen Zentrale für neue Medien
zur Verfügung, die ebenfalls eigene Erhebungen bei den Film- und Fernsehprodukti-
onsunternehmen durchgeführt hat.
3.1.1 Räumliche Konzentration und Entwicklung der Beschäftigtenzahlen
Wie aus der Abbildung ,,Beschäftigte des Informations- und Kommunikationssektors"
hervorgeht, konnten im Zeitraum von 1980 bis 1998 nur die Bereiche Datenverarbei-

Medienstädte in Deutschland 12
tungsdienste, Werbewirtschaft und die Film- und Fernsehwirtschaft eine weitaus grö-
ßere Beschäftigungszunahme verzeichnen als die Gesamtwirtschaft in Deutschland.
Deutlich zu erkennen ist der Boom der Film- und Fernsehwirtschaft, der mit Einfüh-
rung des Privatfernsehens Mitte der Achtzigerjahre eingesetzt hat. Im gleichen Maße
konnte auch die Werbewirtschaft vom Privatfernsehen profitieren.
Abbildung 1: Beschäftigte des I+K-Sektors in Deutschland; eigene Darstellung nach: Deutsches Insti-
tut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft räumlich stark konzent-
riert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 5 ff.
Die Zahl der Erwerbstätigen im I+K-Sektor lag 1998 in Deutschland bei 1,5 Mio. oder
4,1% aller Erwerbstätigen. Die Film- und Fernsehwirtschaft konnte ihre Beschäftig-
tenzahl von 49.000 im Jahre 1980 auf 103.000 im Jahre 1998 verdoppeln.
18
Der I+K-Sektor ist auf wenige Raumordnungsregionen in Deutschland konzentriert.
Wie die Abbildung ,,Zentren der I+K-Inhaltsproduktion in Deutschland" zeigt, haben
über 50% der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz in den Regionen München, Hamburg,
Köln, Frankfurt, Berlin, Stuttgart oder Düsseldorf. Als Inhaltsproduzenten des I+K-
Sektors gelten die Werbewirtschaft, die Verlage und die Film- und Fernsehwirtschaft.
Während Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg Zentren der Werbewirtschaft sind und
Stuttgart eine große Verlagslandschaft aufweist, sind Köln, Berlin und München klas-
sische Medienstädte der Film- und Fernsehwirtschaft. Auffallend ist, dass sich unter
18
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft
räumlich stark konzentriert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 2
Beschäftigte des I+K-Sektors in Deutschland
80
100
120
140
160
180
200
220
240
1980
1986
1992
1998
Jahr
Index 1980 = 100
Elektronik
Druck und Vervielfältigung
Datenverarbeitungsdienste
Telekommunikationsdienste
Werbewirtschaft
Verlage
Film- und Fernsehwirtschaft
Gesamtbeschäftigte

Medienstädte in Deutschland 13
diesen großen Agglomerationsräumen keine ostdeutsche Region befindet. Diese
Aufstellung macht deutlich, dass für den kreativen Produktionsprozess des I+K-
Sektors ein urbaner Standort von den Unternehmen aufgesucht wird und eine regio-
nale Konzentration auf wenige Standorte besteht.
Abbildung 2: Zentren der I+K-Inhaltsproduktion in Deutschland; eigene Darstellung nach: Deutsches
Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft räumlich stark kon-
zentriert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 5 ff.
Im kürzlich vom BAW Institut für Wirtschaftsforschung GmbH Bremen erstellten Mo-
natsbericht mit dem Titel ,,Medienwirtschaft in deutschen Großstädten" wird die The-
se der regionalen Konzentration von Unternehmen der Film- und Fernsehwirtschaft
unterstützt. In der Filmbranche haben 42% aller bundesweit in diesem Bereich Be-
schäftigten ihren Arbeitsplatz in den Metropolregionen Köln, München, Berlin und
Hamburg. Im Fernsehbereich finden sogar 20% aller Beschäftigten dieses Bereichs
allein im Raum Köln Beschäftigung. Die Regionen Hamburg, München und Berlin
folgen mit ca. 8-10% Beschäftigtenanteil.
19
19
Vgl. BAW Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), 2000: Medienwirtschaft in deutschen Großstädten
Entwicklungstendenzen und Beschäftigungspotentiale, Monatsbericht Mai 2000, Bremen, Seite 42 f.
Zentren der I+K-Inhaltsproduktion in Deutschland
Köln
8%
Frankfurt
7%
Berlin
6%
Stuttgart
5%
Düsseldorf
5%
Rest
49%
Hamburg
10%
München
10%

Medienstädte in Deutschland 14
Des Weiteren kann man davon ausgehen, dass ein Großteil der Unternehmen ihren
Sitz in den großen Medienstandorten genommen haben, denn in den vier Standorten
zusammen werden 82,5% aller TV-Auftragsproduktionen im Jahr erstellt. Der Me-
dienstandort Köln ist vor allem mit den jungen Genres wie Talk- oder Gameshows
gut im Geschäft. An den traditionsreichen Standorten München und Berlin dominiert
die Produktion von TV-Serien oder Spielfilmen.
20
3.1.2 Wirtschaftliche Entwicklung der Branche und der Unternehmen
Der Verlauf der Bruttowertschöpfung in der Abbildung ,,Bruttowertschöpfung im I+K-
Sektor" von 1980 bis 1998 macht deutlich, dass die Produktivität in der Film- und
Fernsehwirtschaft stärker gewachsen ist als die Produktivität der Gesamtwirtschaft.
Unter der Bruttowertschöpfung versteht man den in einer Periode geschaffenen
Wertzuwachs eines Unternehmens abzüglich der Vorleistungen anderer Unterneh-
men zum Produktionsprozess.
21
Abbildung 3: Bruttowertschöpfung im I+K-Sektor in Deutschland; eigene Darstellung nach: Deutsches
Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft räumlich stark kon-
zentriert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 5 ff.
Während sich das Wachstum der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft von
1992 bis 1998 etwas verlangsamt hat, steigt die Wertschöpfung der Film- und Fern-
sehwirtschaft weiter stark an.
20
Vgl. Pätzold, Ulrich; Röper, Horst, 1999: Fernseh-Produktion in Deutschland, Studie des Formatt-
Instituts, Dortmund, Seite 9 ff.
21
Vgl. Corsten, Hans (Hrsg.), 1995: Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, München, Seite 1031
Bruttowertschöpfung im I+K-Sektor in Deutschland
100
150
200
250
300
350
1980
1986
1992
1998
Jahr
Index 1980 = 100
Elektronik
Druck und Vervielfältigung
Datenverarbeitungsdienste
Telekommunikationsdienste
Werbewirtschaft
Verlage
Film- und Fernsehwirtschaft
Gesamtwirtschaft

Medienstädte in Deutschland 15
Das Datenmaterial umfasst bis zum Jahr 1990 Zahlen zur Bruttowertschöpfung aus
Westdeutschland. Ab dem Jahr 1990 können alle Bereiche bis zum Jahr 1992 einen
wiedervereinigungsbedingten Zuwachs verzeichnen, der sich erst in den letzten Jah-
ren der tatsächlichen Entwicklung anpasst. Zusammenfassend lässt sich feststellen,
dass es die I+K Inhaltsproduzenten sind, die eine große Bruttowertschöpfung auf-
weisen. Somit profitieren insbesondere die wenigen Zentren der I+K Inhaltsprodukti-
on von dieser Entwicklung.
Im Jahre 1998 erbrachte der I+K-Sektor mit 210 Mrd. DM einen Anteil von 5,5% am
Bruttoinlandsprodukt. Dieser Anteil liegt über dem des Bekleidungsgewerbes oder
der Raumfahrtindustrie am Bruttoinlandsprodukt.
22
Der etwas höhere Wertschöp-
fungsanteil (5,5%) im Vergleich zum Beschäftigtenanteil von 4,1% erklärt sich durch
die hohe Pro-Kopf-Produktivität im Bereich der I+K-Dienstleistungen und der Inhalts-
produktion, also auch der Film- und Fernsehwirtschaft. Im Jahr 1980 hat die Film-
und Fernsehwirtschaft 4 Mrd. DM Bruttowertschöpfung erzielt, bis zum Jahr 1998
konnte die Bruttowertschöpfung auf 14 Mrd. DM gesteigert werden.
23
Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien untersuchte im Rahmen einer Be-
fragung Ende der Neunzigerjahre den deutschen TV-Markt. Dabei konnte herausge-
arbeitet werden, dass die Produktionsunternehmen der Film- und Fernsehwirtschaft-
wirtschaftlich sehr erfolgreich arbeiten, im Durchschnitt wird ein Kostendeckungsgrad
von 108% erreicht. Für die Zukunft erwarten 72% der befragten Produktionsunter-
nehmen steigende oder zumindest gleich bleibende Umsätze. Negativ bewertet wer-
den muss allerdings der hohe Abhängigkeitsgrad der Produktionsunternehmen von
einem Auftraggeber. Die TV-Produktionen hatten im Jahr 1997 einen Umsatzanteil
von 62% mit dem wichtigsten Kunden.
24
Des Weiteren konnte sich auch der Ertrag der privaten Fernsehsender positiv entwi-
ckeln. Während in den zurückliegenden Jahren vor allem Anlaufverluste zu verzeich-
nen waren, machten 1998 alle privaten Fernsehsender zusammengerechnet nur
noch einen Verlust von 183 Mio. DM. Im Jahr 1997 hatte der Verlust sogar noch 662
Mio. DM betragen. Diese Defizite werden hauptsächlich von Spartensendern wie
dem DSF, TM3, ONYX oder VOX erwirtschaftet. Die Fernsehvollprogramme wie z.B.
RTL, SAT.1 oder ProSieben erreichten zusammen einen deutlichen Überschuss, der
1998 bei insgesamt 685 Mio. DM lag. Für die Zukunft wird erwartet, dass die Spar-
22
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 1997: Produktions- und Beschäftigungszuwachs bei
privaten Anbietern in der deutschen Rundfunkwirtschaft, Wochenbericht vom 16. Februar 1997, Ber-
lin, Seite 2
23
Deutsches Institut für Wirtschaft (Hrsg.), 2000: Informations- und Kommunikationswirtschaft räumlich
stark konzentriert, Wochenbericht vom 23. Februar 2000, Berlin, Seite 2
24
Vgl. Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.), 1999: Wirtschaftliche Bedeutung
des TV-Marktes für die deutsche Filmwirtschaft 1997, BLM-Schriftenreihe Band 54, München, Seite
17 ff.

Medienstädte in Deutschland 16
tensender weitere Programmkostenreduktionen vornehmen und mit neuen kreativen
Formaten Zuschaueranteile und Werbeeinnahmen gewinnen, so dass Verluste wei-
ter reduziert werden.
25
Auch die großen Fernsehvollprogramme hatten das erste
Jahrzehnt mit Anlaufverlusten zu kämpfen. Mitte der Achtzigerjahre gestartet, konnte
erst Mitte der Neunzigerjahre ein Kostendeckungsgrad von 100% erreicht werden.
26
3.1.3 Beschäftigte, Betriebsgrößen und Ausbildung in der Film- und Fernseh-
wirtschaft
Die Betriebsgröße der Produktionsunternehmen und der Dienstleister in der Film-
und Fernsehwirtschaft wird durch eine kleinbetriebliche Struktur bestimmt. Gründe
hierfür sind das geringe Alter der Unternehmen, der hohe Grad der Spezialisierung,
die große Menge an freien Mitarbeitern und die Vielfalt der beteiligten Berufe bei der
Erstellung eines Film- oder Fernsehproduktes. In Wiesbaden haben 80% der Betrie-
be 25 oder weniger Beschäftigte. Bei der Betrachtung aller Medienunternehmen in
Deutschland zeigt sich, dass sogar ca. 60% aller Medienunternehmen weniger als
zehn Mitarbeiter haben.
27
Die kleinbetriebliche Struktur erschwert den Unternehmen
die Informations- und Kapitalbeschaffung. Gleichzeitig ist die innerbetriebliche Orga-
nisation, was z.B. die Gehaltsabrechnung und die Personalanwerbung betrifft, oft-
mals sehr unprofessionell und bedarf der Hilfestellung durch Dienstleister von au-
ßen.
28
Trotz allem erhöht die kleinbetriebliche Struktur die Flexibilität in einer Bran-
che, die sich schnell entwickelt und Ideen bis zur Produktionsreife bringt.
Erhebungen in der Film- und Fernsehwirtschaft zeigen, dass ein Großteil der Be-
schäftigten in den Unternehmen freie Mitarbeiter sind, die nur zu bestimmten Phasen
der Filmherstellung oder Fernsehproduktion benötigt werden. Freie Mitarbeiter wer-
den in dieser Branche auch als so genannte ,,Freelancer" bezeichnet.
29
Da vor allem
kleinere Firmen nur wenige Projekte zeitgleich realisieren, besteht in der Regel nur
kurzfristig ein Bedarf an vielen Mitarbeitern. Besonders deutlich ist dieser Trend bei
sehr jungen Unternehmen festzustellen. In der Gründungsphase des Unternehmens
werden mehr Aufträge an ,,Freie" vergeben; hat sich das Unternehmen etabliert, kön-
nen die freien Kräfte entweder in ein festes Beschäftigungsverhältnis übernommen
oder durch andere feste Mitarbeiter ersetzt werden. Bei Firmen, die weniger als zwei
25
Vgl. O.V., 1999a: Rundfunkwirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs, in: Funkkorrespondenz, Ausga-
be 50/99, Seite 23
26
Vgl. Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) (Hrsg.), 1995: Hörfunk und Fernsehen als
Wirtschaftsfaktor, BLM-Schriftenreihe Band 31, München, Seite 44
27
Vgl. HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung mbH, 1998: Ideen brauchen ein gutes
Klima, Medienstandort Wiesbaden ­ Beurteilung aus Sicht der Unternehmen ­ Bedeutung und
Struktur im regionalen Vergleich, HLT-Report 564, Studie für die Landeshauptstadt Wiesbaden,
Wiesbaden, Seite 10 und 39 ff.
28
Vgl. Scott, Allen, 1996: The craft, fashion and cultural-products industries of Los Angeles: Competi-
tive dynamics and policy dilemmas in a multisectoral image-producing complex, in: Annals of the
association of american geographers, Seite 318
29
Vgl. Röper, Horst: Interview vom 27. November 2000

Medienstädte in Deutschland 17
Jahre alt sind, liegt das Verhältnis freier zu fest angestellten Mitarbeitern bei ca. 1:1.
Bei etablierten Unternehmen liegt der Anteil freier Mitarbeiter bei etwa 35% Pro-
zent.
30
Im Raum Wiesbaden sind sogar 50% aller Beschäftigen in dieser Branche
freie Mitarbeiter.
31
Die besondere Situation an den großen Standorten der Film- und
Fernsehbranche, über eine hohe Anzahl von spezialisierten ,,Freelancern" zu verfü-
gen, erlaubt den Unternehmen, flexibel auf den sensiblen Markt zu reagieren.
Neben den freien Mitarbeitern gibt es aber noch die so genannten ,,festen Freien".
Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter, für die kein Angestelltenverhältnis im Unter-
nehmen besteht, die allerdings auf längere Zeit exklusiv für einen Auftraggeber arbei-
ten und nicht wie andere freie Mitarbeiter gleichzeitig bei mehreren anderen Firmen
tätig sein können.
Die Beschäftigten haben oftmals kein Interesse, in ein festes Arbeitsverhältnis zu
wechseln. Jüngere und ungebundene Mitarbeiter erhalten mit der Honorarzahlung
über einen Werkvertrag die Möglichkeit, Steuern und Sozialversicherungsabgaben
zu vermeiden. Des Weiteren besteht für freie Mitarbeiter, die Möglichkeit den Ar-
beitsplatz schnell wechseln zu können, wenn sich in anderen Unternehmen ange-
sichts der Branchendynamik bessere Konditionen anbieten.
32
Freie Mitarbeiter übernehmen als Informationsquelle eine wichtige Funktion in der
Branche, da sie Zugang zu vielen verschiedenen Unternehmen haben. Mit Hilfe der
freien Mitarbeiter informieren sich die Arbeitgeber über Trends und Entwicklungen in
der Branche. Gleichzeitig bringen die ,,Freien" auch Know-how anderer Unternehmen
in den Arbeitsprozess ein und verbreiten Neuigkeiten über Projekte, die z.B. von kon-
kurrierenden Unternehmen zurzeit oder in Zukunft bearbeitet werden.
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bildeten zum Zeitpunkt des Booms der
Film- und Fernsehwirtschaft mit Einführung des Privatfernsehens Anfang der Achtzi-
gerjahre nicht branchenspezifisch aus, sondern stellten branchenfremdes Personal
ein, das über Volontariate an die Fernsehwirtschaft herangeführt wurde.
Zu Beginn legten auch die privaten Sender und die ersten TV-Produzenten keinen
Wert auf Mitarbeiter mit formalen Berufsabschlüssen der Branche. Man setzte viel-
mehr auf Kreativität, Können und Erfahrung aus artverwandten Branchen wie z.B.
Theater- oder Veranstaltungswirtschaft. Das fehlende Wissen wurde in der betriebli-
30
Vgl. Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (Hrsg.), 1986: Medienstadt Mün-
chen ­ Eine IHK-Untersuchung, IHK-Schriftenreihe Band 1, München, Seite 9 ff.
31
Vgl. HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung mbH, 1998: Ideen brauchen ein gutes
Klima, Medienstandort Wiesbaden ­ Beurteilung aus Sicht der Unternehmen ­ Bedeutung und
Struktur im regionalen Vergleich, HLT-Report 564, Studie für die Landeshauptstadt Wiesbaden,
Wiesbaden, Seite 11
32
Vgl. Sträter, Detlev, 1998b: Netzwerkstrukturen und Kooperationsbedingungen von Multimedia in der
Region München, IMU-Institut für Medienforschung und Urbanistik GmbH, Stuttgart, Seite 27

Medienstädte in Deutschland 18
chen Praxis durch ,,learning by doing" vermittelt. Inzwischen stellen die Kunden höhe-
re Anforderungen an Professionalität, Qualität und Kosten der einzelnen Fernseh-
produkte, so dass eine hohe berufliche Qualifikation der Mitarbeiter verlangt und so-
mit für das Personal branchenspezifische Ausbildungen nötig werden.
33
Bedingt durch die kleinbetriebliche Struktur und das geringe Alter vieler Unterneh-
men ist die Ausbildungsquote sehr niedrig. In Wiesbaden z.B. beschäftigen 76% der
Unternehmen keine Auszubildenden oder Volontäre.
34
Wie bei allen kleinen und mitt-
leren Unternehmen üblich, hat auch die Film- und Fernsehwirtschaft oftmals Proble-
me, vollwertige Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Gründe hierfür sind eine
verstärkte Spezialisierung, die verstärkte Auslagerung betrieblicher Teilfunktionen
und die Ausbildung als Kostenfaktor.
35
3.1.4 Fazit
Die steigende Zahl der Beschäftigten und die Entwicklung der Bruttowertschöpfung
der Film- und Fernsehwirtschaft machen deutlich, wie dynamisch die Branche in den
letzten Jahren im Vergleich zur deutschen Gesamtwirtschaft gewachsen ist. Von die-
sem Boom haben allerdings nur wenige urbane Zentren profitieren können.
Es haben sich vor allem kleine und mittlere Betriebe herausgebildet, die mit einer
großen Zahl von freien Mitarbeitern die spezialisierten Dienstleistungen im Produkti-
onsprozess erbringen.
Für die Zukunft ist eine Konsolidierung auf hohem Niveau für die Film- und Fernseh-
wirtschaft zu erwarten. Der wirtschaftliche Boom der Branche mit der Einführung des
Privatfernsehens Mitte der Achtzigerjahre ist sicher vorbei, doch kann weiterhin mit
einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Branche gerechnet werden. Diese
These wird von den Umfrageergebnissen der Produktionsunternehmen gestützt.
Eine noch größere Nachfrage nach qualifiziertem Personal und Dienstleistungen wird
von neuen technologischen Innovationen wie dem interaktiven Fernsehen oder dem
Business-TV ausgehen.
33
Vgl. Sträter, Detlev, 1998b: Netzwerkstrukturen und Kooperationsbedingungen von Multimedia in der
Region München, IMU-Institut für Medienforschung und Urbanistik GmbH, Stuttgart, Seite 30
34
Vgl. HLT Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung mbH, 1998: Ideen brauchen ein gutes
Klima, Medienstandort Wiesbaden ­ Beurteilung aus Sicht der Unternehmen ­ Bedeutung und
Struktur im regionalen Vergleich, HLT-Report 564, Studie für die Landeshauptstadt Wiesbaden,
Wiesbaden, Seite 14 f.
35
Vgl. Dörsam, Pia; Icks, Annette, 1998: Regionale Unternehmensnetzwerke am Beispiel Deutsch-
lands, in: Internationales Gewerbearchiv, Heft 1/98, Seite 22

Medienstädte in Deutschland 19
3.2 Förderung der Film- und Fernsehwirtschaft
Die Stärkung der deutschen und europäischen Film- und Fernsehwirtschaft gegen-
über dem übermächtigen amerikanischen Produktionsstandort hat in den letzten Jah-
ren erste Erfolge gezeigt. Anspruchsvolle oder auch unterhaltende Produktionen aus
Deutschland und Europa finden beim Publikum hohen Zuspruch. Aus diesem Grund
wird an dieser Stelle ein Überblick über die Förderprogramme der deutschen und
europäischen Film- und Fernsehwirtschaft gegeben, die einen Standortvorteil für die
Unternehmen bilden können. Durch die enge Verzahnung der Produktionszweige
Fernsehen und Film wirken Filmfördergelder nicht nur direkt auf die Filmproduktions-
unternehmen, sondern indirekt auf den gesamten Film- und Fernsehbereich mit allen
kreativen und technischen Zulieferern und Dienstleistern. Darüber hinaus werden
auch die französischen Förderprogramme vorgestellt, die sich als besonders effizient
herausgestellt haben und die als ein gutes Beispiel für weitere Fördermaßnahmen in
Deutschland herangezogen werden können.
3.2.1 Die Förderung in Deutschland
Um die Qualität des deutschen Films zu steigern und gleichzeitig die Struktur der
Filmwirtschaft zu verbessern, haben der Bund und die Länder eine Reihe von För-
derprogrammen aufgelegt. Insbesondere die Länder wollen über die Förderpro-
gramme die regionale Medienwirtschaft stärken und die geförderten Produktionen
selbst sollen die Besonderheit der jeweiligen Region inhaltlich widerspiegeln. Das
Ziel der Strukturförderung soll regelmäßig dadurch erreicht werden, dass der Förde-
rungsempfänger verpflichtet wird, einen bestimmten Faktor des gesamten Produkti-
onsaufwandes, der über die Förderungssumme hinausgeht, im jeweiligen Land zu
investieren. Man spricht an dieser Stelle von dem zu erfüllenden Ländereffekt.
Alle Förderprogramme zeichnen sich dadurch aus, dass in der Regel Fördergelder
für die Produktion, Stoff- und Projektentwicklung oder die Verleih-, Vertriebs- und
Abspielförderung beantragt werden können. In einigen Bundesländern können auch
investive Maßnahmen in technische Ausstattung bezuschusst werden. Fördermittel
können zinsverbilligte Darlehen oder direkte finanzielle Zuweisungen umfassen.
Die Filmförderungsanstalt (FFA) der Bundesrepublik Deutschland errichtete das ers-
te Förderprogramm, das explizit auf die Förderung von Filmproduktionen ausgerich-
tet war. Die FFA finanziert sich über eine Solidarabgabe bei den das Medium Film
nutzenden Institutionen und Techniken wie Kinos, Video und Fernsehen. Neben ei-
ner Abgabe auf jede verkaufte Kinokarte oder den Verleih- oder Verkaufsgebühren
im Videobereich beteiligen sich seit 1974 die öffentlich-rechtlichen und seit 1994

Medienstädte in Deutschland 20
auch die privaten Fernsehsender mit einer Umlage am Haushalt der
Filmförderungsanstalt.
36
In den letzten Jahren haben fast alle Bundesländer ein privatwirtschaftliches Filmför-
derungsprogramm initiiert, bei dem neben den Filmen auch vielfach verwertbare
Fernsehproduktionen gefördert werden können. Die Länderförderungsprogramme
werden von Steuergeldern sowie Zuwendungen der öffentlich-rechtlichen und priva-
ten TV-Sender finanziert. Die TV-Sender haben sich mit Finanzmitteln an den För-
derprogrammen beteiligt, um bereits im Vorfeld von Produktionen über Film- und
Fernsehprojekte informiert zu sein und damit frühzeitig Senderechte ankaufen zu
können. Leider hat die Beteiligung der TV-Sender nicht nur positive Effekte. TV-
Sender nutzen das Förderpotenzial für eigene Produktionen und entziehen somit
dem Markt zusätzliche Mittel. Hervorzuheben sind an dieser Stelle die ,,Filmstiftung
Nordrhein-Westfalen", der ,,FilmFernsehFonds Bayern" und das ,,Filmboard Berlin-
Brandenburg" als finanzstärkste Förderprogramme.
Einen Überblick über Filmförderprogramme, das Fördervolumen im Jahr 1998, die
Höhe des geforderten Ländereffektes und über TV-Sender als Mitgesellschafter gibt
die folgende Tabelle.
Filmförderprogramme
Fördervolumen
im Jahr 1998 in
Mio. DM
Geforderter
Ländereffekt
TV-Sender als Mitgesell-
schafter
Filmförderungsanstalt des Bundes
72,51
Filmstiftung NRW
72,04
1,5
WDR, ZDF, SAT.1, Pro7
FilmFernsehFonds Bayern
57,12
1,5
ZDF, RTL, RTLII, Pro7
Filmboard Berlin-Brandenburg
38,53
1
ZDF, SAT.1, Pro7
FilmFörderung Hamburg
25,89
NDR, ZDF,
Mitteldeutsche Medienförderung
11,24
MDR, ZDF
Medien- und Filmgesellschaft BW
9,86
SWR, ZDF
Gesamtförderung
287,19
Tabelle 1: Bundes- und Länderfilmförderungen 1998 im Überblick; eigene Darstellung nach: Friccius,
Enno, 1999: Fernsehen und Filmförderung in Deutschland, in: Media Perspektiven, Ausgabe 9/99,
Seite 489
Bundesländer mit einer schwachen Film- und Fernsehwirtschaft müssen auf Grund
der geringen finanziellen Fördermittel auf einen geforderten Ländereffekt verzichten
und können ohne große Fördersummen keinen Druck auf die Produzenten ausüben.
Die Förderungsbedingungen in diesen Ländern sind nicht sehr präzise formuliert,
hier reicht zur Antragstellung der Sitz des Unternehmens vor Ort oder die unverbind-
liche Zusage, große Teile der Produktion im fördernden Bundesland vorzunehmen.
Die Entwicklung hin zu den bedeutenden Ländern der Film- und Fernsehwirtschaft
36
Vgl. Friccius, Enno, 1999: Fernsehen und Filmförderung in Deutschland, in: Media Perspektiven,
Ausgabe 9/99, Seite 488

Medienstädte in Deutschland 21
wird durch das unterschiedlich hohe Fördervolumen der Länder verstärkt und polari-
siert die.
Der Ländereffekt erbringt noch eine weitere große Zahl von Umsätzen in branchen-
fremden Unternehmen in den Bundesländern. Insbesondere bei Film- oder Serien-
produktionen entsteht eine Reihe von Kosten am Produktionsort selbst. Für die am
Dreh beschäftigten Personen entstehen Reise-, Verpflegungs- und Unterbringungs-
kosten. Darüber hinaus werden vor Ort Aufsichtspersonal, Fahrdienste oder Statisten
nachgefragt.
37
Ein Hinderungsgrund bei der Beantragung von Fördermitteln ist oftmals die fehlende
Bereitstellung einer Bürgschaft bei Darlehensanträgen. Haben Produktionsunter-
nehmen auf Grund der fehlenden Bonität keine Bankbürgschaften vorzuweisen,
müssen Förderanträge abgelehnt werden. Um nun aber auch Newcomern den Weg
zur öffentlichen Förderung zu erleichtern, hat das Land Nordrhein-Westfalen einen
Filmbürgschaftsfonds in Höhe von 30 Mio. DM eingerichtet.
38
Der Filmmarkt im Besonderen ist noch nicht in das Blickfeld privater Investoren ge-
rückt, da hier keine besonderen Renditen zu erwarten sind. Mit Außnahme der gro-
ßen deutschen Erfolge in den letzten Jahren wie den Kinofilmen ,,Der bewegte
Mann", ,,Comedian Harmonists" oder der Zeichentrickreihe ,,Werner" können sich die
Filme nur über die öffentliche Förderung tragen. Neue Wege der Filmförderung geht
das privatwirtschaftliche Unternehmen ,,Producers AG" in Potsdam-Babelsberg. Es
erwirbt Mehrheitsbeteiligungen an Produktionsunternehmen und stellt im Gegenzug
nicht nur einmalig Kapital für Film- und Fernsehproduktionen zur Verfügung. Auch
die Filmrechte können somit bei den Produzenten bleiben und müssen nicht im Vor-
feld der Produktion schon verkauft werden, so dass aus den Gewinnen einer Film-
produktion neue Projekte finanziert werden können.
39
Einen ähnlichen Weg hat das Land Bayern vor kurzem angestoßen. Auf Vermittlung
der bayerischen Landesregierung haben sich Banken zusammengeschlossen und
einen Risikokapitalfonds aufgelegt, der in Zukunft mit 30 Mio. DM Film- und Fern-
sehproduktionen fördern wird. Geplant ist, dass das Volumen des Fonds in den
nächsten Jahren weiter wächst und weitere Investoren dem Fonds beitreten.
40
37
Vgl. Pätzold, Ulrich; Röper, Horst, 1999: Fernseh-Produktion in Deutschland, Studie des Formatt-
Instituts, Dortmund, Seite 29
38
Vgl. Landespresse- und Informationsamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 2000: Ministerpräsident Cle-
ment legt Studie zum Film- und Fernsehstandort NRW vor, Düsseldorf, O.S.
39
Vgl. O.V., 2000c: Producers erhöht das Tempo, in: Medienstadt Babelsberg, News & Hintergründe,
Medieninitiative Babelsberg e.V., Ausgabe 12/2000, Seite 3
40
Vgl. Huber, Erwin, 1999: Rede des Leiters der bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister Erwin Hu-
ber, anläßlich des CSU-Filmgesprächs am 2. Juli 1999 in München, München, O.S.

Medienstädte in Deutschland 22
3.2.2 Die europäische Förderung
Auch die europäische Union hat einige Programme zur Förderung der Film- und
Fernsehwirtschaft aufgelegt, die die europäische Film- und Fernsehindustrie gegen-
über der übermächtigen amerikanischen Konkurrenz stärken soll. Man hat erkannt,
dass die europäische Kultur durch die amerikanischen Einflüsse gefährdet ist.
41
Aus
diesem Grund werden Filme gefördert, die mit einem überwiegendem Anteil europäi-
scher Beschäftigter realisiert und an Standorten in Europa produziert werden.
Des Weiteren hat die EU mit dem Projekt ,,EUREKA" ein Netzwerk aufgebaut, das
sich als Kontakt-, Informations- und Austauschnetz für Unternehmen aus dem Film-
und Fernsehbereich etablieren soll. Das Netzwerk soll Kooperationspartner und
Drehorte vermitteln und auf weitere Fördermaßnahmen der EU aufmerksam machen.
Fördermittel können aus dem ,,MEDIA-Programm" fließen, dass zur Aufgabe hat, die
Abschottung der nationalen Märkte aufzuheben und Kooperationen anzuregen. Auch
bei den europäischen Förderprogrammen werden Mittel für die Planung, Produktion
und Vermarktung von Film- und Fernsehprodukten als Darlehen zur Verfügung ge-
stellt. Dabei sollen vor allem solche Produktionen gefördert werden, die einen kom-
merziellen Erfolg versprechen, damit auch eine Sicherheit für die Rückzahlung des
Darlehens besteht.
42
Auch der Europarat stellt Fördermittel zur Verfügung, wenn sich
mindestens drei Produzenten aus unterschiedlichen Ländern an einem Filmprojekt
beteiligen.
43
3.2.3 Die Förderung in Frankreich
Die Finanzierung der Filmförderung in Frankreich hat ein ähnliches System wie in
Deutschland. Auch hier wird über eine Abgabe der Kinobetriebe, Fernsehveranstalter
und der Videoverleih- und ­verkaufsstellen die Filmförderung finanziert. Da Frank-
reich keine föderale Struktur aufweist, existiert nur eine zentrale Filmförderung, die
allerdings eine doppelt so große Menge von Fördermitteln zur Verfügung hat wie alle
deutschen Filmförderungsinitiativen zusammen. Während in Deutschland die Beteili-
gung der Fernsehsender nur über eine Abgabe erfolgt, die in einem Vertrag für meh-
rere Jahre festgelegt wird (FFA) oder als freiwilliger Beitrag bei den Länderförderun-
gen besteht, wird in Frankreich die Abgabe über den jährlichen Umsatz der öffent-
lich-rechtlichen und privaten TV-Sender und der Videowirtschaft gesteuert. TV-
Sender müssen 5,5% und die Videowirtschaft 3,5% des jährlichen Umsatzes in die
Filmförderung einzahlen. Die Einzahlung in den Fernsehfonds erfolgt unabhängig
von der Gewinn- oder Verlustsituation des TV-Senders oder der Videowirtschaft.
41
Vgl. Gruber, Barbara, 1995: Medienpolitik in der EG, Schriften der Deutschen Gesellschaft für COM-
NET, Band 12, Konstanz, Seite 159
42
Vgl. ebenda, Seite 168
43
Vgl. Stadtsparkasse Köln (Hrsg.), 1999: Finanzen für Film, Funk, Fernsehen und Multimedia ­ Nati-
onale und Internationale Förderprogramme im Medienbereich, Köln, O.S.

Medienstädte in Deutschland 23
Des Weiteren sind die Fernsehanstalten laut Gesetz verpflichtet, 3% des jährlichen
Gesamtumsatzes in Koproduktionen von Kinofilmen oder in den Vorabkauf von Film-
rechten zu investieren. Schon seit Jahren ist die französische Filmförderung somit
völlig unabhängig von staatlichen Zuschüssen, da die Fernsehveranstalter den Groß-
teil des Förderungsbudgets stellen.
Ein weiterer positiver Effekt für die Filmwirtschaft entsteht durch die steuerliche Ab-
schreibungsmöglichkeit von Filmproduktionen. Privatpersonen können bis zu 25%
und Unternehmen sogar bis zu 50% des jährlichen Nettoeinkommens als Investitio-
nen in Filmproduktionen von der Steuer abziehen. Somit ist die Filmindustrie auch für
private Investitionen interessant geworden.
Ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen ist in Frankreich auch ein Filmbürgschaftsfonds
aufgelegt worden, der aber von den Banken und der öffentlichen Hand gemeinsam
unterhalten wird. Der Fonds soll zu Investitionen in risikobehaftete Filmproduktionen
ermutigen und stellt die dritte wichtige Säule der französischen Filmförderung dar.
44
3.2.4 Bewertung der Förderprogramme
Frankreich kann als gutes Beispiel für eine erfolgreiche Filmförderung dienen. Der
Gesetzgeber hat seinen Spielraum genutzt und die Finanzierung in die Hände der
Privatwirtschaft und der TV-Sender gelegt. Das Eigeninteresse, Steuervergünstigun-
gen zu erhalten und erfolgreiche französische Kinofilme im Fernsehen verwerten zu
können, hat die französische Filmwirtschaft stark gemacht.
In Deutschland werden die Filmförderprogramme im Standortwettbewerb eingesetzt
und haben zu einer Polarisierung der Standorte geführt. Im Wettbewerb der Standor-
te konnten sich bisher nur Nordrhein-Westfalen und Bayern profilieren, da diese bei-
den Länder über ausreichende Mittel zur Förderung verfügen. Der Standortwettbe-
werb geht mittlerweile so weit, dass in den Bundesländern ,,Briefkastenfirmen" einge-
richtet werden, um dort die Voraussetzungen für eine Filmförderung zu erhalten.
Der zu erfüllende Ländereffekt ist eine erfolgreiche Maßnahme, um noch über die
Förderung hinausgehende Investitionen anzuregen. Bei großen internationalen Kino-
filmproduktionen werden allerdings oftmals ausländische Mitarbeiter aus Produktion
und Technik mit zum Standort in Deutschland gebracht. Hier fehlt in den Förderricht-
linien neben dem Ländereffekt auch eine Festlegung über die Zahl einheimischer
Mitarbeiter, die in einem Projekt Beschäftigung finden sollen. Erwünscht ist schließ-
lich nicht nur ein verbessertes Bild des Produktionsstandortes Deutschland, sondern
44
Vgl. Bisselik, Sonja, 1999: Französische Filmpolitik: Erfolg durch Förderung?, in: Media Perspekti-
ven, Ausgabe 9/99, Seite 492 ff.

Medienstädte in Deutschland 24
auch ein nachhaltiger Effekt auf den Arbeitsmarkt und die Chance für deutsche Be-
schäftigte, ihr Können und Know-how unter Beweis zu stellen.
45
Mit dem Bürgschaftsfonds in NRW und dem Risikokapitalfonds in Bayern sind mo-
derne Instrumente der Filmförderung entstanden, die Lücken bei der Filmförderung
schließen können und vor allem Newcomern der Branche zugute kommen.
Die zersplitterte Struktur der Filmförderung erschwert die Akquise von Großprojek-
ten, da für diese Filme ein großes Fördervolumen notwendig ist, welches die Länder-
förderungen alleine nicht aufbringen können. Großprojekte können auf Grund der
beteiligten Schauspieler, der Spezialeffekte und der audiovisuellen Vielfalt mit Holly-
woodproduktionen mithalten und auf dem deutschen, europäischen und dem Welt-
markt kommerzielle Erfolge versprechen. Der Gesetzgeber ist gefordert, Rahmenbe-
dingungen zu schaffen, die dem französischen Beispiel der Förderungsfinanzierung
und Steuerabschreibungen nahe kommen. Da der Bund in die Kulturhoheit der Län-
der nicht eingreifen kann, sind die Bundesländer aufgefordert, die Rahmenbedingun-
gen der Filmförderung in den Rundfunkstaatsvertrag der Länder aufzunehmen.
45
Vgl. Hofer, Michael: Interview vom 22. Februar 2001

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2001
ISBN (eBook)
9783832449919
ISBN (Paperback)
9783838649917
DOI
10.3239/9783832449919
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dortmund – Raumplanung
Erscheinungsdatum
2002 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
medien fernsehen standortanforderung standortfaktor medienstadt film
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