Kulturelles Diversitätspotential der niedersächsischen Polizei
					
	
		©2017
		Masterarbeit
		
			
				108 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Diversitätsaspekte finden immer mehr Raum in Leitbildern und Strategien der Polizei. Zu Recht. Komplexe polizeiliche Themen wie Zuwanderung, Cybercrime oder politische Radikalisierung erfordern die Realisierung von (kultureller) Vielfalt. Doch wie ist die gelebte Praxis kultureller Vielfalt innerhalb der Polizei Niedersachsen? Nach der Erhebung und Analyse empirischen Materials (Experteninterviews) und der Verknüpfung mit theoretischen Konzepten (z.B. Behrs Unterscheidung von Polizei- und Polizistenkultur) ist ein eindeutiges Ergebnis feststellbar: Vorstellungen der Polizeikultur (= Managementkultur), also der kulturelle Raum in dem Leitlinien und Strategien verfasst werden, werden durch die Polizistenkultur, der operativen Handlungsebene (= Cop Culture) in der Polizei, nivelliert. Statt Vorgaben des Managements umzusetzen, werden mit Führungskräften „Deals“ in einem Zwischen-Raum vorgenommen. Die Polizei muss sich diesem Umstand der Kulturebenen stellen, diese reflektieren und dadurch weitere Gestaltungsspielräume ableiten. Tut sie das nicht, werden strategische Ansätze nicht tiefer in die Organisation gelangen und damit lediglich eine Vorstellung des Managements ohne operative Wirkung bleiben. Das Ziel, eine vielfältige Organisation zu sein, würde damit verfehlt werden. 
			
		
	Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
2 | S e i t e  
4.2.3 ,,Sie möchten genauso behandelt werden, wie jeder andere." 
Implementierung zusätzlicher Perspektiven bleibt aus. ... 65 
4.2.4 ,,Doppelstreife mit zwei Migranten(...) nicht ganz optimal läuft"  
Übernahme der Fremdheitsperspektive durch MH-Beamte. ... 67 
4.2.5 ,,Der Hundertschaftsführer fand das damals ganz gut"  Regularien 
eines mikropolitischen Koalitionsnetzes. ... 69 
4.2.6 ,,Zwei Frauen. Also, ne Frauenbeziehung." Impulsgebung in die 
Handlungsebene zur Umsetzung von leitbildgeprägten Werten. ... 76 
4.2.7 Trotz Regelung hagelte es Kritik  formelle Interaktion stößt an 
Grenzen der Problemlösung. ... 80 
4.2.8 Führung in Not  Führungskräfte in einer Blase zwischen den 
Kulturschichten. ... 83 
4.3 Wesentliche Ergebnisse ... 87 
5. Fazit ... 91 
5.1 Problemstellungen und Gestaltungsspielräume ... 91 
5.2 Ausblick ... 93 
6. Literaturverzeichnis ... 98 
7. Anhang ... 103 
3 | S e i t e  
1. ,,Wir ermöglichen und leben Diversität" 
(Strategie 2020 der Polizei Niedersachsen) 
Die Strategie 2020 der Polizei Niedersachsen hat als strategisches Ziel den 
Leitsatz ,,Wir ermöglichen und leben Diversität" aufgenommen. Die 
niedersächsische Landesregierung verfolgt das Ziel, die Vielfalt unter den 
Beschäftigten in der Landesverwaltung und damit auch in der Polizei zu erhöhen 
(vgl. Nds. Ministerium für Inneres und Sport 2008). Schon jetzt wird bei der 
Betrachtung des Personalbestandes deutlich: Die Diversität im 
Personalaufkommen der Polizei nimmt zu. Im Jahr 2016 hatten rund achtzehn 
Prozent der Bewerberinnen und Bewerber für den niedersächsischen Polizeidienst 
einen Migrationshintergrund (vgl. Mediendienst Integration 2017, S.9). Im Jahr 
2012 hatten vergleichsweise rund fünfzehn Prozent der Bewerberinnen und 
Bewerber einen Migrationshintergrund (vgl. Nds. Landtag 2012). Aufgrund 
demographischer Veränderungen, gesellschaftlicher Etablierung, politischer 
Diskussionen und den oben angeführten Absichten der Verantwortungsträger 
werden auch Beschäftigte mit Migrationshintergrund den Personalkörper der 
Polizei Niedersachsen in Zukunft abbilden. Für den niedersächsischen 
Innenminister ist klar, dass auf die vielfältigen Perspektiven eine moderne 
Organisation bei stetig steigenden Anforderungen, nicht verzichten kann und 
wird (vgl. Pistorius 2015, S.4). Die Signale sind damit unmissverständlich: Die 
Führungsspitze des niedersächsischen Innenministeriums hat das Thema Diversity 
im Rahmen ihrer Managemententscheidung positioniert. Diversität wird so Top 
Down vorgegeben (vgl. Groll 2016, S. 1). Doch wie leben die Mitarbeiterinnen 
und Mitarbeiter die vorhandene Vielfalt und was unternimmt die niedersächsische 
Polizei, um Diversität umzusetzen?  
,,Bibuka  Bilderbuchkanake"  so nannte ein Polizeibeamter mit 
Migrationshintergrund (MH-Beamter) der Polizei seine anonym verfasste 
Publikation. Er berichtet darin über seine Erfahrungen als Polizist mit sichtbarem 
Migrationshintergrund. Neben seiner Verbundenheit mit dem Polizeiberuf 
berichtet er über die verbal unfreundlichen Entgleisungen seiner Kolleginnen und 
4 | S e i t e  
Kollegen im Polizeidienst. Auf diese im Buch verfassten Anschuldigungen hin, 
entgegnete ein beteiligter Polizeibeamter in einem Online-Forum, dass er unter 
,,Bibuka" diejenigen verstehe, die Klischees wie ,,südländischer Typ, bevorzugter 
Weise Nike Air Max, Picaldi-Jeans...Buschido-Frisur [tragend]" erfüllten und er 
den sogenannten ,,Bibuka" deshalb nicht mit dem MH-Beamten und Autoren 
verbinde. Weiterhin führt er aus, dass er das in einer beschriebenen Szene im 
Buch verwendete Wort ,,Ölauge" im Rahmen einer polizeilichen 
Einsatzmaßnahme mit Personen mit Migrationshintergrund nur zur Belustigung 
verwendet habe und dieses Wort nicht Teil seines seriösen Wortschatzes sei (vgl. 
Unbekannt 2017).Aus den beispielhaften Erfahrungen eines MH-Beamten, stellt 
sich die Frage nach dem Umgang mit der `Andersartigkeit` in der Polizei. Können 
und werden MH-Beamte ihre kulturellen Kenntnisse, Perspektiven und 
Kompetenzen konstruktiv in polizeiliche Prozesse einbinden? Wie vielfältig ist 
die niedersächsische Polizei und wie geht sie mit Diversität um?  
Der Zentrale Kriminaldienst Hannover rückte bereits vor dem Bekanntwerden des 
Buches das Thema Interkulturelle Kompetenz in den Fokus und initiierte 
Veranstaltungsreihen, um die Vielfältigkeit und den Vorteil von MH-Beamtinnen 
und -Beamten in der Organisation deutlich zu machen. Zahlreiche 
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten sich entsetzt über die Erfahrungsberichte 
der dort referierenden MH-Beamtinnen und Beamten, die ähnliche Erlebnisse 
offen legten.  
Diese Masterarbeit soll einen Beitrag leisten, um folgende Fragen zu analysieren: 
Inwiefern werden Managemententscheidungen hinsichtlich der Diversität 
innerhalb der Polizei Niedersachsen umgesetzt? Was verhindert möglicherweise 
die Implementierung? Inwiefern fördern oder bremsen mikropolitische Prozesse 
den Vielfaltsgedanken und wie wirkt sich die Kommunikationskultur auf die 
gelebte Vielfalt in Organisationen aus?  
Dabei konzentriert sich diese Arbeit auf die national, ethnische Vielfalt und 
klammert weitere Merkmale, wie zum Beispiel Geschlecht, Gesundheit oder 
sexuelle Orientierung weitestgehend aus, da Rahmen und Umfang der 
Masterarbeit eine detaillierte Betrachtung sämtlicher Vielfaltsaspekte nicht 
5 | S e i t e  
zulassen. Gleichwohl kann diese Arbeit als Entwicklung einer Perspektive 
verstanden werden, die in Analogie und Differenzierung für andere Ansätze im 
Hinblick auf das Diversitätspotential der niedersächsischen Polizei übertragen 
werden kann. Durch die erkannten Forschungslücken können in der Folge 
Gestaltungsspielräume formuliert werden, um den zuvor genannten strategischen 
Ansatz der Landespolizei Niedersachsen zu unterstützen. 
Die Untersuchungsfragestellung zielt auf das Diversitätspotential der Polizei 
Niedersachsen. Die Begriffswahl Diversitätspotential  könnte auf eine rein 
vorteilsbehaftete Untersuchung hindeuten. Es sollen aber auch kritische 
Perspektiven zum Diversity Ansatz ergründet und angeführt werden. Um dies tun 
zu können, müssen die Bezeichnungen und Begriffe wie Diversity ebenfalls 
dargestellt werden. Theoretische Ansätze zur Organisationssoziologie, 
Mikropolitik und Kommunikation sollen mögliche Problemstellungen aufzeigen. 
Experteninterviews unterstützen dabei vielfältige Einblicke in die praktischen 
Erfahrungen der Interviewpartner, hinsichtlich der Umsetzung von 
Organisationszielen, Mikropolitik und Kommunikationskultur, zu erheben. Neben 
den Säulen der Organisationssoziologie und bisherigen empirischen Befunden 
stellen die Experteninterviews die dritte wesentliche Säule dieser Arbeit dar und 
schließen die Lücke zwischen theoretischen Ansätzen und bisherigen empirischen 
Erkenntnissen.  
Für jede Forschungsarbeit ist es bedeutend, welche Perspektive auf die 
Untersuchungsfragestellung eingenommen wird und mit welcher Systematik sich 
ihr genähert werden soll (vgl. Bettmann 2016, S. 29). Daher soll nachfolgend der 
Weg dieser Untersuchung skizziert werden, um diesen nachvollziehen zu können. 
Diese Arbeit legt einen vordringlich empirischen Forschungsansatz hinsichtlich 
der Untersuchungsfragestellung. Dies impliziert, dass der Untersuchende sich mit 
dem Forschungsfeld auseinandersetzt, um den Einsatz der Mittel zu bestimmen 
(vgl. Przyborski und Wohlrab-Sahr 2009, S. 53). Um eine Verbindung zum 
Forschungsfeld herstellen zu können, ist der relevante Teil des Grundkonstrukts 
der Organisationssoziologie dem empirischen Teil voranzustellen und zu 
erläutern. Das Aufzeigen von formalen Strukturen der polizeilichen Organisation 
6 | S e i t e  
im theoretischen Teil und Begriffsbestimmungen werden soweit thematisiert wie 
sie für die Fragestellung von Bedeutung sind. 
Mit diesem ausgewerteten und strukturierten Wissensstand, wird der weitere 
Verlauf der Recherche auf Literatur und Theorien zu mikropolitischen Einflüssen 
und wirkenden Netzwerken in Bezug auf Vielfalt konzentriert, wobei die 
Kommunikations- und Organisationskultur der Polizei in Bezug zu setzen ist. 
Neben der Literatur- und Dokumentenanalyse zum Diversity Management wurden 
Interviews mit verschiedenen Akteuren geführt und zuletzt Gestaltungsspielräume 
formuliert. Die Untersuchung ist eine qualitative, empirische Sozialforschung mit 
problemzentrierten und leitfadengestützten Interviews. Es ist beabsichtigt 
empirisches Wissen an einzelnen Fällen zu gewinnen, um innovatives Wissen zu 
erhalten (vgl. Amann und Hirschauer 1997, S.16). Die Experten unterstützen mit 
ihrer Schilderung die Untersuchung insofern, um gleichermaßen aus ihrer Rolle 
subjektive Sichtweisen, Erlebnisse, Meinungen, Werte und Sinnkonstruktionen 
abzuleiten und um die Verbindung zu den bisherigen Erkenntnissen zum Diversity 
Management, ergo den Umgang mit dem `Anderssein` und zur 
Organisationskultur der Polizei, herzustellen. Beabsichtigt ist, zwei erfahrene 
Führungskräfte jeweils aus dem Einsatz- und Ermittlungsbereich und einen 
erfahrenen Sachbearbeiter mit Migrationshintergrund sowie Ermittlungs- und 
Einsatzerfahrung zu interviewen. Die Interviews mit den Führungskräften sollen 
die Managemententscheidung zu Diversität einerseits sowie die Umsetzung 
andererseits beleuchten und die empirischen Erkenntnisse vertiefen. Das 
Interview mit dem Sachbearbeiter mit Migrationshintergrund soll mögliche 
Umsetzungsprobleme hinsichtlich ethnisch nationaler Vielfalt und hierauf 
bezugnehmend Fragen zu Mikropolitik und der Kultur in Organisationseinheiten 
darstellen.  
2. Die theoretische Architektur: Die Organisationssoziologie 
Die Organisationssoziologie bildet das theoretische Fundament um 
Zusammenhänge und Funktionsweisen von Organisationen und die damit 
verbundenen Handlungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen und 
7 | S e i t e  
darstellen zu können. Die hier durchgeführte Untersuchung tangiert mehrere 
Bereiche der Organisationssoziologie. Sie sollen in ihren Grundzügen dargestellt 
werden. Eine umfassende theoretische Betrachtung der Organisationssoziologie 
ist nicht vorgesehen. Für die Fragestellung werden aus den theoretischen 
Teilaspekten der Organisationssoziologie weiterführende Erkenntnisse erwartet.  
Die Organisationssoziologie ist, neben der allgemeinen Soziologie und der 
empirischen Soziologie, der dritte Teil eines dreigliedrigen Gesamtprogramms der 
speziellen Soziologie. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht Organisationen zu 
erklären, zu beschreiben und Gestaltungsprozesse zu deuten. Sie ist 
interdisziplinär, mit Berührungspunkten zu Ökonomie, Soziologie und 
Psychologie zu verstehen (vgl. Preisendörfer 2016, S. 11). Die 
Organisationssoziologie hilft bei der Aufdeckung von Regelhaftigkeiten im 
Ablauf organisationaler Prozesse und bildet Kategorien ab. So kann die Struktur 
der Organisation leichter erfasst werden (vgl. ebd., S. 12).  
2.1 Organisationssoziologische Einführung  und Grundlagen  
Die Vielfalt unterschiedlicher organisationssoziologischer Aspekte und Theorien 
zur kulturellen Heterogenität und Divergenz wurde erst Ende der Siebziger Jahre 
erkannt. Eine gesellschaftstheoretische Betrachtung unterblieb zunächst und 
konkretisierte sich erst in den Achtziger Jahren. Die Organisationssoziologie der 
Jahrtausendwende hat erkannt, dass Organisationen Gesellschaften verkörpern 
und gesellschaftliche Strukturen und Institutionen mitproduzieren. Heute sind die 
Kompetenz- und Netzwerkansätze ein wesentlicher Faktor von Studien im 
Kontext von Organisationen (vgl. Pohlmann 2016, S. 52). Eine weniger 
netzwerkorientierte Perspektive in der Organisationssoziologie, mit dem starken 
Blick auf rationale Funktionsweisen in Organisationen, nahm einer der Vorreiter 
der Soziologie, Max Weber, ein. Sein Idealtypus der Bürokratie sah Ende des 19. 
Jahrhunderts die Politik als Zielvorgabe und die Verwaltung als 
Umsetzungsorgan. Entscheidungen werden aufgrund festgelegter, abstrakter 
Regeln getroffen. Das Personal ist in Vertragsvereinbarungen kategorisiert und 
wird nach Laufbahnen bezahlt. Das Führen von Akten ist die Basis der 
8 | S e i t e  
Sachbearbeitung in der Verwaltung und es wird niemand aufgrund seiner 
Herkunft, Ethnie oder sozialen Stellung bevorzugt oder benachteiligt, so Weber. 
Früh wurde bemerkt, dass dieses Modell nicht auf die Umwelt in Gänze 
übertragbar ist (vgl. Pohlmann 2016, S. 46, 50). Heute noch dürfte die Struktur, 
dieses bürokratischen Verständnisses von Organisationen, vor allem in der 
öffentlichen Verwaltung anzutreffen sein. Im bürokratischen Verständnis wird die 
Rationalität ihrer Tätigkeit vordergründig und die Humanressource hintergründig 
gesehen. Dass das Organisationsumfeld vielfältiger ist und nicht auf logische 
Denkmuster reduziert werden kann, wird in der Kontingenztheorie deutlich. Diese 
basiert auf der Annahme, dass besonders die Umwelt, als Umfeld der 
Organisation ihre Struktur und die Effizienz bestimmt (vgl.ebd., S. 51). Die 
Umwelteinflüsse spielen in diesem Verständnis eine wesentlich stärkere Rolle, als 
sie Weber aufzeigt.  
Nun wäre die Annahme falsch, dass nur Weber rationale Aspekte in sein 
theoretisches Verständnis implementierte. Auch andere Soziologen konzentrierten 
sich auf Rationalität zur Erklärung von Organisationen. Zum Beispiel die 
entwickelte  Theorie rationaler Wahl nach Coleman, der in Organisationen einen 
korporativen Akteur mit einem Ressourcenpool als Handlungssystem sieht und 
damit eine Machtungleichheit zwischen dem korporativen Akteur und dem 
individuellen Akteur festmacht. Meyer, Rowan und Zucker betonen hingegen in 
der Neuen Institutionentheorie, dass Organisationen formal, rational ausweisende 
Handlungssysteme sind, die auf institutionellen Regeln fußen. Luhmann sieht in 
der  Systemtheorie Organisationen eher als ein Entscheidungssystem, das sich 
selbst in Entscheidungen (re)produziert. Sie gehen alle unterschiedlich mit 
Webers Rationalitätsannahmen um (vgl.ebd., S. 53). Ein rationaler, formaler Kern 
ist in allen genannten soziologischen Theorien erkennbar. Die 
Organisationstheoretiker Anfang des 20.Jahrhunderts bevorzugten eine rationale 
Perspektive zur Erklärung von Organisationen und schenkten den sozialen 
Aspekten individueller Akteure wenig Aufmerksamkeit. Deutlich wird das auch 
am Personenverständnis der angeführten Theoretiker. Coleman, zum Beispiel, 
sieht die Person als eine rein theoretische Konstruktion. Die Person ist ein auf 
9 | S e i t e  
Interesse und Kontrolle ausgerichteter Akteur in theoretischer Abstraktion. In der 
Neuen Institutionstheorie ist die Person eher Handelnder in einem realen 
Konstrukt von Gesellschaft und Organisation. Dadurch erfährt der Akteur 
gesellschaftliche Regeln und erhält den Ausdruck der Individualität. An die 
Person können aber gleichermaßen gesellschaftliche Erwartungen gestellt werden. 
Luhmann sieht dagegen die Person als einen Autor, eine Adresse und ein Thema 
in der Kommunikation (vgl. Pohlmann 2016, S. 73, 80). Die Sichtweisen zeigen 
alle, dass die Organisation eine Erwartungshaltung an den agierenden Menschen 
hat. Dieser ist Teil eines Systems von Interaktionen. Die Theoretiker haben ihr 
Personenverständnis in ihrer Definition von Personalpolitik noch einmal 
zugespitzt. Unter Personal versteht Coleman in seiner Theorie der rationalen Wahl 
interessengeleitete, vertraglich gebundene Handelnde in einer Körperschaft. Die 
Personalpolitik sieht er als eine Strategie zur Lösung der sogenannten Prinzipal-
Agenten-Probleme. Diese beschreiben den Konflikt zwischen Auftraggeber und 
Beauftragter in Problemlösungen. Hingegen versteht die Neue Institutionentheorie 
unter Personal eine gesellschaftlich institutionalisierte Form der Mitgliedschaft, 
die an institutionellen Erwartungen orientiert ist. Die Personalpolitik ist eher eine 
Strategie zur Steigerung der Legitimität der Organisation. Die Systemtheorie von 
Luhmann definiert unter Personal eine Entscheidungshoheit der Organisation mit 
einem individuellen Zuschnitt im Rahmen der Mitgliedschaft. Unter der 
Personalpolitik subsumiert Luhmann Entscheidungen zu Entscheidungsprämissen 
(vgl.ebd., S. 84).  
Die theoretischen Ausführungen zur Organisationssoziologie dürfen nicht  isoliert 
voneinander betrachtet werden. Mögliche Gegensätze betriebswirtschaftlicher, 
organisationssoziologischer und ökonomischer Aspekte lassen sich kombinieren 
und bearbeiten (vgl. Küpper und Ortmann 2013, S. 14). 
2.1.1 Kernelemente von Organisationen 
Neben den oben genannten Ausführungen zur rationalen Perspektive werden 
Menschen in Organisationen mehr als  Empfänger von Informationen, in einem 
komplexen Umfeld von Organisationsdynamiken gesehen. Die 
10 | S e i t e  
Organisationsdynamik lässt sich aus den für den Organisationserfolg notwendigen 
Prozessen, Umwelteinflüssen und Strukturen herleiten. Das Verständnis über 
Kernelemente von Organisationen lässt diese Organisationskomplexität  mit ihren 
vielen Facetten erkennen. Kernelemente von Organisationen stellen 
Organisationsziele, formale Organisationsstruktur, räumlich-sachliche 
Ausstattung und Mitglieder / Beteiligte dar. Die Umwelt außerhalb der 
Organisation spielt eine wesentliche Rolle und hat starke Austauschaktivitäten 
(vgl. Preisendörfer 2016, S. 58). Die Organisation wird somit von außen 
suggestibel.  
Der Blick in Organisationen, auch in die polizeiliche, lässt diese beschriebene 
Komplexität und den Individualismus erahnen. Organisationen sind keine "one 
man show", in der eine Führungskraft voran schreitet und Mitarbeiterinnen und 
Mitarbeiter gehorsam der Zielvorgabe folgen. Sie sind vielmehr Kollektivzentren 
mit Individuen, die ihre eigenen Interessen vertreten (vgl.ebd., S. 13). Die 
einleitenden Zitate der Masterarbeit zeigen, dass das Personal in der polizeilichen 
Organisation nicht vom Führungspersonal als Ressource verstanden wird. Es ist 
kein `Humankapital` der Organisation und wird auch in 
Personalmanagementstrategien und -konzepten nicht so interpretiert. 
Personalstrategien sehen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eher einen Fundus 
von Kompetenzen und Ressourcen, welcher für die Organisation nutzbar gemacht 
wird. Und um dies möglich zu machen, wird das Personal eingewiesen, motiviert 
und zur Arbeitsteilung ermuntert (vgl. Pohlmann 2016, S. 82, 14). Daher greifen 
rein betriebswirtschaftliche und rein rationale Sichtweisen zu kurz. Gleichwohl 
werden rationale, aber auch betriebswirtschaftliche Elemente in (polizeilichen) 
Organisationen zukünftig eine Rolle spielen, um ihre Ziele messbar zu machen 
und um sie zu erreichen. Hierfür müssen Organisationen sich mit ihren Zielen 
beschäftigen und dazu gehört, dass priorisierte Teilziele formuliert und verfolgt 
werden (vgl. Preisendörfer 2016, S. 14). Organisationsziele sollten für die 
Mitarbeiter motivierend sein. Sie sollten deutlich machen, was die Organisation 
erreichen will und wie die Mitglieder ihren Teil dazu beitragen können. 
Organisationsziele sollten außerdem klar spezifiziert sein. Nur so kann der Erfolg 
11 | S e i t e  
oder Misserfolg von Organisation abgeschätzt werden (vgl. Preisendörfer 2016, S. 
63). Da Organisationen eine Eigendynamik entwickeln, ist es nach dem 
Systemtheoretiker Luhmann dagegen nicht sinnvoll, Organisationsziele und -
zwecke als handlungsleitend und entscheidungsrelevant einzustufen (vgl.ebd., S. 
65). Die Bedeutung von Organisationszielen in der Organisation wird demnach 
von der Organisationssoziologie unterschiedlich bewertet.  
Die Literaturrecherche und theoretische Abhandlung bis hierhin zeigt, dass es 
nicht einfach erscheint zu definieren, was tatsächlich unter einer Organisation 
verstanden werden kann, da die Spannbreite im Verständnis und Sprachgebrauch 
sehr weit gefasst ist. Bei der Polizei, als Forschungsgegenstand dieser Arbeit, 
kann durchaus von einer Non-Profit-Organisation und damit einer Subdisziplin 
der Organisationssoziologie ausgegangen werden (vgl. Preisendörfer 2016, S. 14). 
In diesen Organisationen existieren, wie zuvor beschrieben, Mitarbeiterinnen und 
Mitarbeiter mit eigenen Interessen und Motiven. Aber auch mitarbeitende 
Führungskräfte sind Teil von Organisationen, die in ihnen Ziele und Strategien 
verfolgen. Die Organisation erscheint in Aushandlungsprozessen als Arena, in 
denen Menschen darin versuchen ihre Interessen und Motive durchzusetzen. 
Diese Aushandlungs- und Verbindungsprozesse machen auch Scott und Davis 
deutlich. Sie verwenden in ihren Schaubildern zu den Kernelementen von 
Organisationen viele Verbindungslinien, um darzustellen, dass die Basiselemente 
eng miteinander verbunden sind und dass organisationale System gegenüber der 
umgebenden Umwelt offen ausgerichtet ist (vgl.ebd., S. 83). 
2.1.2 Stabilisierung der Organisationsstruktur durch Akteure 
Die organisationstheoretischen Überlegungen zeigen die Grundzüge der 
Teilbereiche aus der Organisationssoziologie für das Grundverständnis im 
Zusammenhang mit der Untersuchungsfragestellung. Es gilt den theoretischen 
Grundstock weiter aufzufächern. Eines ist bis hierhin deutlich geworden: In 
Organisationen kommt es nicht nur auf das Organigramm an. Vielmehr setzt die 
Organisationssoziologie eher auf die Aktionen und auf das Handeln der 
Menschen, die in der Organisation tätig sind (vgl. Preisendörfer 2016, S. 16). 
12 | S e i t e  
Diese haben einen zentralen Interaktionsstandort in der Organisation. Deutlich 
wird dies durch die handlungstheoretische Perspektive. Handlungstheoretiker 
beantworten die Frage, warum es Organisationen gibt, damit, dass Organisationen 
zur Herstellung und Stabilisierung kollektiver Handlungsfähigkeit dienen. Diese 
Kollektivität entsteht aus einer Mehrzahl von individuellen Akteuren, die sich in 
Netzwerken, Polyarchien oder Hierarchien befinden und die Organisation 
stabilisieren (vgl. Pohlmann 2016, S. 58). Die damit einhergehende Kulturbildung 
und mikropolitische Tendenzen im Organisationsgebilde müssen nicht destruktiv 
sein. Sie können eine Organisation stützen. Hierauf werde ich in meinen späteren 
Ausführungen zur Mikropolitik und Organisationskultur noch detaillierter 
eingehen. Antworten auf die Fragen nach Kultur und mikropolitischen Tendenzen 
ergeben sich besonders aus dem Charakter der Organisation. Organisationen 
weisen anerkannte Hierarchien häufig durch eine Mitgliedschaft auf. Sie 
implizieren klare Anweisungsstrukturen, Über- und Unterordnungsverhältnisse 
und gemeinsame Ziele, die mit Hilfe der Organisation verfolgt werden können. 
Formale Organisationen zeichnen sich dadurch aus, dass Ein- und Austritte 
vertraglich geregelt werden und die Beschäftigten nur begrenzt beanspruchen, 
nämlich in ihrer Rolle als Personal. Das Personal ist prinzipiell austauschbar (vgl. 
Pohlmann 2016, S. 24, 38).  
2.1.3 Die drei Ebenen der Organisationsforschung 
Organisationsforschung setzt auf verschiedenen Ebenen an. Sie kann die Bereiche 
der sozialpsychologischen, der strukturellen und der ökologischen Ebene mit 
einbeziehen.  
Die sozialpsychologische Ebene untersucht das Verhalten des Individuums in 
Organisationen, zum Beispiel nach Leistungsbereitschaft und 
Arbeitszufriedenheit. Die strukturelle Ebene betrachtet Konflikte und die 
Unternehmenskultur in Arbeitsgruppen und Abteilungen. Auf der ökologischen 
Ebene werden innerbetriebliche Beziehungen fokussiert und Netzwerke oder die 
Organisationspopulationen betrachtet (vgl. Preisendörfer 2016, S. 18). Die bereits 
erwähnten Basiselemente fließen in die analytische Betrachtung mit ein. 
13 | S e i t e  
Organisationsziele und ihre Strukturen müssen in formeller und informeller 
Hinsicht betrachtet werden. Die formelle Organisationsstruktur bildet dabei den 
Schwerpunkt des Strategieprozesses, da die Handlungsspielräume dadurch 
weitgehend vorgegeben werden (vgl. Preisendörfer 2016, S. 18). 
Auf der sozialpsychologischen Ebene erscheinen diverse Umstände in Bezug auf 
Organisationen eine bedeutende Rolle zu spielen und Einfluss auf die Menschen 
und ihre Beziehungen zu nehmen. Organisationen werden in modernen 
Gesellschaften als ein wichtiges Instrument angesehen, um Probleme zu lösen 
(vgl. Pohlmann 2016, S. 13). In ihnen sind, sofern die Leistung erbracht wird, 
Karrieren unabhängig von Ethnie, Herkunft, Geschlecht oder Alter möglich, so 
zumindest Pohlmann in seinen Ausführungen zur Organisationssoziologie. Glück, 
Reichtum und Macht werden in modernen Gesellschaften nach Maßgabe der 
Organisationen vorgegeben und der Zugang eröffnet oder verschlossen. 
Organisationen entscheiden selbst, wer in ihnen Mitglied sein darf oder nicht 
(vgl.ebd., S. 13). Es ist nicht bedeutend, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den 
Karriereweg einschlagen. Auch wer die Karriereleiter nicht erklimmen will, ist 
durch Fremdzuweisung von Freunden, Vereinsangehörige oder Soziale 
Netzwerke dem Karrieretakt der Organisation und der Messbarkeit von 
beruflichen Erfolgen ausgesetzt (vgl.ebd., S. 13). Ob wir wollen oder nicht: 
Organisationen sorgen dafür, dass wir gesellschaftlich positioniert werden und 
dass wir in Status- und Rangordnungen platziert werden (vgl.ebd., S. 13).  
Neben dieser sozialpsychologischen Ebene hat zudem die strukturelle Ebene von 
Organisationen Bedeutung in der Gesamtbetrachtung. Unter der formellen 
Struktur der Organisation ist nicht das tatsächliche Organisationsgeschehen zu 
verstehen. Sie ist dennoch wesentlich für ihre Gestaltung und Handlungen. Bei 
Veränderungsprozessen sind es besonders Organisationsstrukturen, die in den 
Mittelpunkt rücken. Um Veränderungen herbeiführen zu können, muss man die 
formalen Bestandteile der Organisation kennen, um mit diesen agieren zu können 
(vgl. Preisendörfer 2016, S. 68). Änderungen der formalen Organisationsstruktur 
haben entscheidende Auswirkungen auf die Performanz von Organisationen. 
14 | S e i t e  
Daher kann der Leitspruch "organization matters" durchaus gerechtfertigt sein 
(vgl.ebd., S. 16).  
Zur Beschreibung der Organisationsstruktur werden fünf Dimensionen beleuchtet. 
Die erste Dimension, die Strukturdimension der Arbeitsteilung stellt die 
arbeitsteilige Aufgabenerledigung in einer Organisation dar. Hier kommen 
mehrere Personen zusammen, um gemeinsam effiziente Prozesse zu gestalten. 
Häufig wird zwischen spezialisierten Verrichtungen (funktional) und nach 
Produkten (divisional) unterschieden. Die Koordination, als zweite Dimension, 
betrachtet den Umfang des Einsatzes von Instrumenten, um abstimmend tätig zu 
sein. Es wird zwischen strukturellen, wie die persönliche Weisung, und nicht 
strukturellen Kontrollinstrumenten, wie der Organisationskultur, unterschieden. 
Hervorzuheben ist, dass, je stärker arbeitsteilig vorgegangen werden muss, desto 
höher ist der Koordinationsaufwand der Organisation. In diesem Kontext spielt 
der soziologische Begriff der Integration eine wesentliche Rolle, da dieser die 
Mechanismen des Zusammenhaltes in einer Organisation eines Systems und 
Systemteilen definiert. Die Koordination als Dimension erfasst sowohl 
Kommunikationsvorgänge und Weisungen vertikaler Art als auch 
Koordinationsvorgänge durch Selbstabstimmung in der horizontalen Sicht. Nicht-
strukturelle Koordination betrachtet ökonomische Anreize, um die Konkurrenz 
innerhalb der Organisation zu beleben. Als Gegenpol zur Integration 
ökonomischer Perspektiven wird die Integration von Werten und Normen mit 
einbezogen. Es kann als Organisationskultur beschrieben werden. Die vertikale 
Differenzierung mit hierarchischen Aspekten, Leitungsspannen und Stabsstellen 
nennen die Autoren die hierarchische Dimension. Große Organisationen werden 
ohne diese Dimension scheitern. Die Koordination und die Arbeitsteilung machen 
Entscheidungsbefugnisse notwendig. Dadurch entsteht weiter sozialer Druck 
durch sozialen Status. Der unterschiedliche, soziale Status führt zu einer 
Differenzierung der Mitarbeiter der Organisation. Die Dimension erfasst die 
Hierarchietiefe, folglich die Anzahl der Führungsebenen. Dabei wird zwischen 
flachen Hierarchien, das heißt wenigen Ebenen, und steilen Hierarchien mit vielen 
Führungsebenen unterschieden. In diesem Zusammenhang sind über die 
15 | S e i t e  
Aussagekraft von Stellenrelationen in der Führungsebene im Vergleich zur 
Anzahl der Organisationsmitglieder bereits Diskussionen geführt worden. Es gilt, 
dass die Leitungsspanne sich von der Leitungsintensität unterschiedlich darstellt. 
Messbare Parameter hierfür sind die Anzahl der zu führenden Mitarbeiterinnen 
und Mitarbeiter. Wie stark eine Organisation hierarchiefrei arbeitet, kann durch 
die Anzahl der angesetzten Projekte erschlossen werden, da die 
Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der Regel frei von Führung agieren 
sollen. Durch die Delegation als vierte Dimension werden Kompetenzen verteilt 
und stellen im Ergebnis eine (De-)Zentralisierung dar. Ihr Ausmaß ist für die 
Funktion der Organisation nicht unwesentlich, da dahinter die Frage steht, wo und 
an welcher Stelle Entscheidungen getroffen werden und wie hoch der 
Informationsgrad bzw. der Sachverstand der Entscheidungsstellen ist. Zu 
berücksichtigen ist, dass Entscheidungsdelegation immer Macht- und 
Kontrollverlust nach sich zieht. Die Formalisierung, als letzte der fünf 
Dimensionen, gewährleistet die Strukturformalisierung. Diese fixiert zum Beispiel 
die hier aufgezeigten Dimensionen und macht sie für jeden zugänglich. 
Schriftliche Stellenausschreibungen sind beispielsweise ein Signal für eine hohe 
Strukturformalisierung. Dagegen ist die Informationsflussformalisierung als 
Teilebene der Formalisierungsdimension, eine Möglichkeit Abläufe und 
Kommunikationsprozesse schriftlich festzuhalten. Interessant ist, dass der 
empirische Gradmesser hierfür der Papierverbrauch sein kann. Arbeitsteilung und 
Koordination, sowie die vertikale Differenzierung werden als unverzichtbare 
Dimensionen zur Feststellung einer Organisationsstruktur angesehen. Die 
letztgenannten Dimensionen, Delegation und Formalisierung, sind eher ergänzend 
heranzuziehen (vgl. Preisendörfer 2016, S. 7077).  
Die Dimensionen der Organisationstruktur zeigen, dass die Organisationsstruktur 
zwar formal vorgegeben sein kann, aber durch die unterschiedlichen 
Ausprägungen der Dimensionen recht variabel und beeinflussbar ist.  
Ökologische Aspekte und umgebende Umweltbedingungen sollen hier nur 
angerissen werden. Daher nur so viel: Die Organisationsumwelt zu beschreiben 
und zu erfassen stellt eine besondere Herausforderung, im Vergleich zur 
16 | S e i t e  
Darstellung der internen Struktur dar (vgl. Preisendörfer 2016, S. 77). Die 
Organisation ist mit den unterschiedlichsten Anforderungen aus der Umwelt 
konfrontiert und muss sich auf diese Vielfalt einstellen, um agieren und reagieren 
zu können. Diese Dimension beschreibt die Soziologie als Umweltkomplexität. 
(vgl. Preisendörfer 2016, S. 81) 
Die Ansätze der Organisationsforschung wurden intensiver beleuchtet, da diese 
die Komplexität und die Anforderung an Organisationen sehr gut darstellen und 
das eigene Verständnis über Organisationen fördern. Die Ausführungen heben 
noch einmal hervor, dass der Organismus von Organisationen vielen Einflüssen 
unterworfen ist und eine interne Problemstellung nicht isoliert betrachtet werden 
kann. Zur weiteren Annäherung an die Untersuchungsfragestellung dürften diese 
Erkenntnisse hilfreich sein.  
2.2 Organisationskulturelle und mikropolitische Grundlagen 
Die dargestellten Inhalte beschreiben, dass Organisationen formelle und rationale 
Strukturen verwenden, um Leistungs- und Funktionsfähigkeit herzustellen und um 
mit der Umwelt interagieren zu können. Dennoch sind Organisationen nicht nur 
rein rational, betriebswirtschaftlich agierende Organigramme mit automatisierten 
Systemen. In Organisationen geschieht mehr und das machen Gareth Morgans 
Bilder von Organisationen deutlich. Er spricht zwar von ,,organization as 
machines", aber auch von ,,organization as organisms" und ,,organization as 
psychic prisons". Die Bezeichnungen verstärken den Eindruck dieser starken 
Beziehungen zum Individuum. Dennoch bleibt die rationale Perspektive nicht 
außen vor. Dies macht der Ansatz von Scott und Davis deutlich, die die rationale 
Perspektive als zentral ansehen (vgl. ebd., S. 21). Trotz dieser starken 
Verbindungslinie zum Menschen als Ressource, greift die Organisation nicht 
vollumfänglich auf die Ressource Mensch zu. Diese Beanspruchung nennt die 
Soziologie  Partialinklusion. Gefängnisse oder Familien beispielsweise sind 
dagegen  Totalinklusionen, da der Ein- und Austritt nicht nach Belieben erfolgen 
kann (vgl. Pohlmann 2016, S. 27).  
17 | S e i t e  
Es wird erkennbar, dass Problemstellungen aus diesen Sozialaspekten heraus aus 
Organisationen hervorgehen und in kulturellen bzw. mikropolitischen 
Auswüchsen veränderbar sind. Schlüsselprobleme in Organisationen beziehen 
sich auf Entscheidungen in und von Organisationen, Kommunikation, Führung, 
Macht und Kontrolle, Konflikte und Wandel sowie organisationales Lernen. Die 
Felder sind zum Teil miteinander verwoben. Diese können unproblematisch mit 
Mobilitätsverhalten (z.B. Karriere), Entlohnungsinstrumente, Personalauswahl 
und Ähnlichem ergänzt werden (vgl. Preisendörfer 2016, S. 19). Trotz dieser 
vielen sozialpsychologischen Komponenten, muss man zwischen Organisationen 
mit sozialen Merkmalen und Gruppen unterscheiden. Für Gruppen ist es 
wesentlich, dass sie in wechselseitiger, persönlicher Beziehung stehen. 
Organisationen hingegen reicht es in der Regel, dass sie mittels Kommunikation 
verbunden sind und Hierarchie auch dann funktioniert, wenn man dem 
Management nicht begegnet. Aus diesem Grund muss die Zahl der Mitglieder 
einer Gruppe determiniert sein. In Organisationen kann die Mitgliederzahl 
variabel sein. Organisationen sind Zweckverbände. Soziale Gruppen sind eine 
verbundene Gemeinschaft mit vielfältigen, persönlichen Beziehungen. Diese 
haben ihren Fokus stärker auf eine lebensweltliche Verständigung gerichtet als 
Organisationen. Das heißt nicht, dass es in Organisationen keine Standorte für 
soziales Leben geben kann. Die Organisation als Konstrukt klammert jedoch viele 
von diesen Beziehungsformen aus. Sie konzentriert sich auf deren Nützlichkeit für 
die Organisation (vgl. Pohlmann 2016, S. 3536). 
Da in Organisationen soziales Leben stattfinden kann, können 
Organisationsmitglieder nicht einfach formell ihrem Auftrag nachgehen und 
Normen und Gesetze durchsetzen. Sie sollen so tätig sein, dass ihre 
Entscheidungen gesellschaftliche Akzeptanz finden. Die Moral spielt in 
Organisationen eine bedeutende Rolle, da die Gesellschaft dadurch Einfluss 
nimmt und sichtbar wird, dass soziale Gruppen mit sozialen Merkmalen in ihr 
tätig sind (vgl.ebd., S. 165, 167). Auch Macht ist besonders substanziell in 
sozialen Gruppen. Diese ist an soziale Beziehungen gebunden. In der Soziologie 
wird Macht nicht als Mittel von Personen verstanden, sondern unter handlungs- 
18 | S e i t e  
und systemtheoretischer Sicht als etwas, das an soziale Systeme oder 
Verbindungen gebunden ist. Sie ist nicht einfach übertragbar. Macht ist immer an 
eine Relation zwischen Ressourcen und Akteuren geknüpft 
(handlungstheoretischer Ansatz) oder ein fluides Medium, das ständig zirkuliert 
und somit systembildenden Charakter hat (vgl. Pohlmann 2016, S. 95).  
Hierbei kommt es zu Abweichungen von Normen in Organisationen. Es gibt 
unterschiedliche sozialwissenschaftliche Ansätze zur Erklärung der Abweichung 
von der Norm. Ein Erklärungsansatz ist, dass die Abweichung im Interesse der 
Mitglieder (Agenten) und ggf. der Organisation (Prinzipal) ist, so Coleman in der 
Theorie der rationalen Wahl. Die Neue Institutionentheorie erklärt Abweichungen 
als rational und legitim, solange die legale Fassade gewahrt wird. Luhmann 
erklärt in der Systemtheorie, dass Organisationen auf brauchbare Illegalität 
angewiesen sind (vgl. ebd., S. 191). Das könnte bedeuten, dass eine Abweichung 
von der Norm in Organisationen unabdingbar ist. Sie könnte jedoch  durch eine 
Führungsmacht reguliert sein, wenn die Organisationskultur dies möglich macht 
und die Vorstellung der Führung mit den Vorstellungen der operativen Ebene 
verknüpft werden kann.  
2.2.1 Organisationskultur  
Die Organisationskultur stellt neben der formellen Struktur ein besonderes 
Kriterium in Organisationen dar. Die normative Struktur einer Organisation ergibt 
sich nicht nur aus der formellen Struktur, sondern auch aus der informellen 
Organisationsstruktur. Diese Verhaltensstruktur beeinflusst das 
Organisationsgeschehen (vgl. Preisendörfer 2016, S. 135). Das 
Organisationsgeschehen ist, wie bereits dargestellt
1
, lebendig und interaktiv. Die 
herrschende Kultur hat Wirkung. Die Human-Relation-Schule geht davon aus, 
dass die zwischenmenschlichen Beziehungen ein wesentlicher Faktor für die 
1
Vgl. S.17 f.
19 | S e i t e  
Leistung einer Gruppe und der Ertragfähigkeit sind (vgl. Preisendörfer 2016., S. 
136).
2
Die zwischenmenschlichen Beziehungen und Bedeutungen für Werthaltungen 
werden auch in Edgar Scheins Kulturmodell deutlich. Das an die 
Organisationspsychologie angelehnte Kulturmodell von Schein sieht Kultur als 
Variable an, welche gestaltet und verändert werden kann. Er formuliert darin "die 
Gesamtheit gemeinsam geteilter Grundannahmen, Werthaltungen, Normen und 
Orientierungsmuster" von Menschen in Organisationen. Nach außen hin ist die 
Anpassung und nach innen die Integration im Fokus. Sie wird an die Menschen 
weitergegeben, damit diese gefördert werden kann. Kultur sieht Schein als etwas 
Konkretes an. Sie ist Teil einer Gruppe von Menschen, die sie aufgrund 
kollektiver Erfahrungen und Lernprozessen weiterentwickeln. Führung beeinflusst 
gerade in der Anfangszeit einer neuen Organisation diese Kultur durch gezielte 
Anweisungen, die zur Stabilität der Organisation beitragen. Möglicherweise 
werden dann Werte und Überzeugungen durch die Mitarbeiter der Organisation 
übernommen. Die Artefakte, die Grundannahmen und Werte, können im Sinne 
der Organisationskultur nach Schein aufgeschlüsselt bzw. decodiert werden (vgl. 
Pohlmann 2016, S. 150). Die Ausrichtung der Organisationskultur folgt der Idee, 
dass Organisationen in einem abgeschotteten System mit eigenen Werten, 
Symbolen, Sprachcodes und Normen handeln (vgl. Preisendörfer 2016, S. 130). 
Wenn Organisationskulturen thematisiert werden, dann wird regelmäßig 
festgestellt, um was es primär geht: nicht offen kommunizierte Erwartungen, 
ungeschriebene Regeln und Werte (vgl. Pohlmann 2016, S. 152). Veränderungen 
von Organisationskulturen, demzufolge das gezielte Kommunizieren von 
2
 Der Ansatz der Human-Relation-Schule entwickelte sich in der Zeit ab 1924 mit 
Experimenten, die in der Western Electric Company in der Nähe von Chicago 
durchgeführt wurden. Roethlisberger und Dickson kamen in ihren Forschungsergebnissen 
zu der Annahme, dass zwischenmenschliche Beziehungen eine wichtige Rolle im 
Experiment spielten (vgl. Preisendörfer 2016, S. 133).
20 | S e i t e  
Problemstellungen und das Hinterfragen von Werthorizonten, kann die Folge 
haben, dass Prozesse verlangsamt werden und Unsicherheiten bis hin zum Chaos 
entstehen können (vgl. Pohlmann 2016, S. 153).  
Führungskräften muss klar sein, dass Organisationen oft anders agieren, als es das 
Management sich wünscht und vorgibt. Ein Hauptgrund ist: Mitarbeiterinnen und 
Mitarbeiter sind nicht einfach nur Funktionsträger, sondern Menschen mit eigenen 
Vorstellungen, Interessen, Launen und Ideen (vgl. Preisendörfer 2016, S. 128). 
Man könnte sagen: Sie bilden die Organisationskultur. Neben Pohlmann sieht 
Preisendörfer es als schwerfällig an, Organisationskulturen zu verändern. 
Preisendörfer betont insbesondere ihr Eigenleben. Demnach ist der Aufwand 
groß, wenn Änderungen vollzogen werden sollen. Denn die Organisationskultur 
gibt den Organisationsmitgliedern Orientierung.  Durch den Ausbau von 
,,corporate design", Leitbildern und organisationalen Eingriffen soll die Identität 
der Organisation und / oder die Kultur gestärkt oder verändert werden können 
(vgl.ebd., S. 130). Aber: Implementierung von Leitlinien, Entwicklungen der 
Identität einer Organisation mit dem Ziel, Organisationskultur zu verändern, kann 
auch als die Ideologie des Managements verstanden werden (vgl. Kieser und 
Walgenbach 2010, S. 124).  
Besonders diese These wird in meinem empirischen Teil zur Polizei- und 
Polizistenkultur eine herausragende Rolle spielen, denn auch Behr zeigt exakt 
diesen Unterschied zwischen der Ideologie des Managements und der operativen 
Handlungsebene auf. Für die Untersuchungsfragestellung ist es deshalb 
interessant zu erfahren, ob die Vorstellung des Top-Managements der Polizei zur 
Idee eines Diversity Managements in der polizeilichen Praxis aufgrund kultureller 
Unterschiede überhaupt umgesetzt wird. Veränderungen der Organisationskultur 
sind aufgrund der Komplexität von Prozessen für Managementfunktionen äußerst 
schwierig und erst dann möglich, wenn die tiefen Schichten der Organisationen 
erreicht werden (vgl. Pohlmann 2016, S. 157). Organisationskulturen sind jedoch 
per se nichts Negatives. Sie sind das Ergebnis von mikropolitischen 
Aushandlungen und geben Orientierung. Dabei reduzieren sie das Umfeld, 
machen es bearbeitbar und stellen Handlungsfähigkeit her (vgl. Pohlmann 2016, 
21 | S e i t e  
S. 156). Die entscheidende Frage wird sein, wer diese kulturellen Räume und ihre 
organisationalen Landkarten erstellt. Macht und Kommunikation werden durch 
einzelne Protagonisten zur Erstellung kultureller Orte genutzt, in denen 
Anpassungsszenen inszeniert werden (vgl. Bettmann 2016, S. 208). Daher kann 
die Anpassungsfähigkeit in Organisationen durch Organisationskulturen gefördert 
und Individualismus minimiert werden. Das bedeutet, wenn Organisationen (-
kulturen) gewisse Veränderungsabsichten nicht legitimieren, indem sie sich 
verweigern, werden sie auch nicht unbedingt erfolgreich sein (vgl. Kieser und 
Walgenbach 2010, S. 125).  
Kulturen ändern sich nur sehr langsam. Insbesondere bei Veränderungen der 
Lebensarten haben sie aber Einfluss auf Änderungsversuche der 
Organisationskulturen (vgl. Pohlmann 2016, S. 148). Sie sind im Vergleich zum 
bürokratischen Verständnis von Organisationen dennoch flexibler, auch wenn sie 
bei absoluter Neuausrichtung keine deutlichen Vorteile haben (vgl. Kieser und 
Walgenbach 2010, S. 125).  
Die Organisationskultur der niedersächsischen Polizei zu beleuchten, stellt in der 
nachfolgenden empirischen Arbeit einen zentralen Punkt meiner Forschung dar. 
Wohlwissend, dass es mit dem Forschungsgegenstand Organisationskultur 
gewinnbringend sein kann, die Organisation zu durchleuchten, ob die 
niedersächsische Polizei in ihrer Organisationskultur wirklich Diversität zulässt 
(vgl. Preisendörfer 2016, S. 130).  
2.2.2 Mikropolitik  
Die Mikropolitik in Organisationen wurde in den Ausführungen zur 
Organisationssoziologie und Organisationskultur angerissen
3
. Sie stellt dar, dass 
in Organisationen Individuen und Bündnisse existieren und interagieren. Die 
Aushandlungsprozesse haben die Intention, Ziele und Interessen im 
3
Vgl. S.12 f.
22 | S e i t e  
Spannungsfeld der Organisation und des Individuums auszugleichen und der 
Verwirklichung eigener Interessen und Ziele zu dienen. Die Machtverteilung in 
Organisationen ist dadurch fließend (vgl. Bone-Winkel 1997, S. 90). 
Organisationsstrukturen sind mehr als konstruierte Gebilde. Vielmehr sind sie 
Zentren für Spiele, Strategien, `Mauscheleien` und immer wechselnden Spielern 
und Normen. Das was sie zusammenhält sind Koalitionen und Bündnisse (vgl. 
Küpper und Ortmann 2013, S. 7). Das bürokratische Verständnis von 
Organisationen wird widerlegt, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 
Organisation nicht rollengerecht und vorhersehbar arbeiten. Die 
Organisationsforschung zeigt, dass Menschen nicht nur als Akteure in 
Funktionsbereichen  denken und Hierarchien nach unten hin abnehmen (vgl. 
Bosetzky 2013, S. 27). Sie agieren in einem Geflecht von wechselseitigen 
Verbindungen und Bezügen zueinander und loten in Koalitionen ihre Optionen 
aus.  
Macht erscheint im mikropolitischen Verständnis ein entscheidendes Kriterium zu 
sein. Das bereits beschriebene Verständnis der Handlungstheoretiker, in Bezug 
auf den Machtfluss und die Bindung an soziale Beziehungen, zeigt ihre 
Systemrelevanz in Organisationen.
4
 Die Organisation kann durch diesen ständigen 
Machtfluss bzw. durch informelle Strukturen und Prozesse, durchaus in ihrer 
Funktionalität aktiviert und verstärkt werden. Sie wird dadurch dynamischer und 
kann fehlende Regeln ausgleichen. Es besteht die Möglichkeit, dass informelle 
Strukturen formale Organisationen unterwandern, vor allem dann, wenn 
Regelungen als parteiisch oder grotesk eingeschätzt werden (vgl. Preisendörfer 
2016, S. 135). Wenn Regelungen und formale Vorgaben dazu führen, dass Teile 
der Organisation benachteiligt werden oder gewisse Wege nicht mehr 
nachvollziehbar sind, entsteht ein Vakuum.  
In Organisationen müssen umfangreiche Aushandlungsprozesse geführt werden, 
um Entscheidungen, 
Strukturen und Prozesse im Zusammenspiel mit dem 
4
Vgl. S.11 f. 
23 | S e i t e  
Interesse der einzelnen Akteure nachzuvollziehen. Dies erfasst die 
verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie. Hierbei handelt es sich, wie 
die Bezeichnung schon andeutet, um Entscheidungsprozesse in Organisationen 
und beinhaltet Erklärungsabsichten, wie es in Organisationen zu Entscheidungen 
kommt. Hinter Entscheidungen in Organisationen stehen in der Regel Prozesse 
und Überlegungen, die theoretisch näher betrachtet werden müssen (vgl. 
Preisendörfer 2016, S. 139). Die Mikroebene stellt dabei eine der drei Ebenen 
soziologischer Analysen dar (vgl.ebd., S. 175176). Die 
verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie ist in die Konflikttheorien 
integriert. Die Konflikttheorie versteht darunter Machtspiele und 
Koalitionsabsprachen als Teil der Mikropolitik in Organisationen (vgl.ebd., S. 
132). Dass diese Koalitionsabsprachen von Bedeutung seien können, zeigt der 
Umstand, dass die Festlegung von Organisationszielen das Ergebnis von 
Aushandlungsprozessen dominierender Koalitionen ist. (vgl.ebd., S. 66) 
Mikropolitik wird heute als zentrale Theorie von Organisationsforschern genutzt 
und beschreibt Implementierungswege und Praktiken in Organisationen. 
Untersucht wurde bereits das Geschehen in Organisation hinsichtlich der 
Taktiken, Strategien und Verhaltensarten.
5
 Simon und March kommen zu dem 
Ergebnis, dass der allgemeine (mikro-) politische Ansatz einen politischen, 
konfliktträchtigen Aushandlungsprozess beschreibt (vgl. Preisendörfer 2016, S. 
142). March geht weiter und sieht mikropolitische Ansätze in einer organisierten 
Anarchie als Möglichkeit für Organisationsmitglieder, um ihre Interessen 
durchzusetzen (vgl.ebd., S. 145). Die Interessen von Organisationsmitgliedern 
setzen sie in ihren sozialen Beziehungen um und diese stufen die Beziehung 
wichtiger ein als ihre tatsächliche Entlohnung. Dabei umfassen soziale 
Beziehungen sowohl die vertikale als auch die horizontale Ausrichtung zu ihren 
Kolleginnen und Kollegen (vgl. ebd., S. 136). Mikropolitische Einflussnahme in 
Organisationen muss nicht die Entbürokratisierung dieser bedeuten. Es ist 
5
Vgl. S.11 ff.
24 | S e i t e  
durchaus möglich, dass bürokratische Elemente in einer Organisation dominieren 
können. Festgelegte Aufbau- und Ablaufstrukturen können einen wesentlichen 
Einfluss auf Organisationen  und ihre Mitglieder haben (vgl. Bosetzky 2013, S. 
37). 
2.2.3 Kommunikationskultur 
Mit dem Feld der Kommunikation werden häufig Kommunikationsmodelle, wie 
das von Schulz von Thun verknüpft. Das Kommunikationsquadrat von Schulz von 
Thun zeigt die vier Seiten einer Nachricht und soll verdeutlichen, dass eine 
Äußerung gehört wird, aber vier Nachrichten versandt werden, die als Sachinhalt, 
Beziehungsbotschaft, Selbstkundgabe und Selbstoffenbarung gedeutet werden 
können (vgl. Pörksen und Schulz von Thun 2015, S. 19). Auch Paul Watzlawicks 
Modell der fünf Axiome ist fester Bestandteil der Kommunikationslehre. 
Watzlawicks Kommunikationsmodell spricht von den fünf Axiomen im 
Zusammenhang mit Kommunikation und den Verbindungen verbaler 
Kommunikation mit subjektiven Emotionen und einem spezifischen 
Beziehungsverhalten. Daher hat er die These, dass ,,nicht nicht kommuniziert 
werden kann" entwickelt (vgl. Watzlawick et al. 2016, 57 ff.).  
Das Verständnis über Kommunikationskultur lässt sich durch die Modelle 
ableiten, jedoch nicht unmittelbar in Verbindung mit Organisationen setzen. 
Kommunikationskultur, als organisationstypische Form, bearbeitet moralische 
Anliegen und macht diese verhandelbar. In der sprechwissenschaftlichen Literatur 
wird zwischen normativer Kommunikationskultur, demnach die moralische und 
ästhetische Form der Kommunikation mit einer starken Ausrichtung auf 
Wertevermittlung sowie der wertneutralen Kommunikationskultur (deskriptiv) 
unterschieden. Die deskriptive Kommunikationskultur betont Merkmale in der 
Sprache, wie Akzente und Dialekte (vgl. Dobiasch 2014, 17 f.). Für die 
Untersuchungsfragestellung ist die normative Kommunikationskultur von 
Interesse, da Fairness, Gerechtigkeit und die Achtung oder Missachtung eine 
wichtige Rolle in Organisationen spielen und eine bedeutende Rolle in der 
Lebenswelt der Organisationsmitglieder einnimmt, wie ich schon weiter oben 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (PDF)
- 9783961162215
- ISBN (Paperback)
- 9783961167210
- Dateigröße
- 5.9 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Deutsche Hochschule der Polizei
- Erscheinungsdatum
- 2018 (März)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- Diversity Polizei Management Organisationskultur Polizeikultur Polizistenkultur Migration Migrationshintergrund Diversität Personal
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					