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Nachhaltiges Betreiben von Schwimmbädern in Anlehnung an die GEFMA 160

©2017 Masterarbeit 84 Seiten

Zusammenfassung

In Schwimmbädern sind gebäudetechnische Anlagen für deren Nutzung und Erhalt von großer Bedeutung. Für einen nachhaltigen Betrieb ist es wichtig die technischen Anlagen in ihrem bestimmungsgemäßen Zustand zu erhalten und die Anlagen unbeschränkt und verantwortungsvoll nach den anerkannten Regeln der Technik und den Herstellerangaben zu betreiben. Gesundheitliche oder materielle Schäden, die durch mangelhafte Instandhaltungen der technischen Anlagen entstehen, können die Betriebskosten deutlich überschreiten. Durch fachkundigen Betrieb der gebäudetechnischen Anlagen kann der Energieverbrauch von Gebäuden gesenkt und der Lebenszyklus der technischen Anlagen und Einrichtungen verlängert werden. Ein Facility-geschultes Bedienungspersonal ist dafür notwendig.
Eine grundlegende Voraussetzung, um hohe Energieeffizienz zu erreichen, ist es bereits in der Planungsphase Energiebedarfe der technischen Komponenten berechnen zu können. Dadurch können einzelne Komponenten und das ganzheitliche Gebäudekonzept optimiert werden.
Die GEFMA 160 definiert die Grundlagen für die Nachhaltigkeit im FM und benennt Schnittstellen zur Nachhaltigkeit einer Immobilie. Durch die Beschreibung von Themenfeldern und Kriterien zur Nachhaltigkeit erhält der Benutzer der Richtlinie eine Orientierung.
In der vorliegenden Studie werden die theoretischen Konzepte eines Schwimmbadbetriebs betrachtet und es wird ein Vergleich zwischen zwei Praxisbeispielen vorgenommen. Aus Datenschutzgründen wurden die Daten der konkreten Schwimmbäder geschwärzt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Abbildung 1: Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Wilkens, 2007)
... 1
Abbildung 2: Energieverbräuche in Alt- und Neuanlagen
(Quelle: DGfdB R60.04)
... 14
Abbildung 3: Abnutzungsvorrat eines Produkts
(Quelle: Dietz,
. 29
Abbildung 4: Heizenergiebilanz eines Hallenbades
(Quelle: Schulz et al., 2009, Abb. 11)
*
. 43
Abbildung 5: Sensitivitätsanalyse (Darstellung: Verfasser;
mittels MS Excel 2010
... 57
Abbildung 6: Kostenblöcke in der Planungs-, Bau- und Nutzungsphase
(Quelle: Prof. Dr. Pfarr,
... 60

II
Tabelle 1: Aufstellung und Bewertung der Schwimmbäder
(Darstellung: Verfasser; mittels MS Excel 2010).
. 25
Tabelle 2: Raumlufttemperaturen (gem. VDI 2089, Tabelle
30
Tabelle 3: Beckenwassertemperaturen zur Anlagenbemessung
(in Anlehnung an DIN 19643-1)
.. 37
Tabelle 4: Verbrauchskennzahlen für Bäder (gem. VDI 2089-2, Tabelle
55
Tabelle 5: Aufstellung Vergleich Bäder (Darstellung: Verfasser; mittels
MS Excel 2010
56

I
ArbStättV Arbeitsstättenverordnung
ASR Arbeitsstättenrichtlinien
BFK Bewertungsfaktor
zur
Green Building-Kriterium-Analyse
BFL
Bewertungsfaktor zur Green Building-Label-Analyse
BGF Bruttogrundfläche
BHKW Blockheizkraftwerk
BKI Baukostenindex
BNB
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude
BREEAM
Building Research Establishment Environmental Assessment Method
CS
Corporate Sustainability (dt.: Nachhaltiges Wirtschaften)
DGNB
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
DGUV Deutsche
Gesetzliche
Unfallversicherung
DIN
Deutsches Institut für Normung
DNP Desinfektionsnebenprodukt
EEWärmeG
Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich
EnEV Energieeinsparverordnung
FEE
Facility Efficiency Evaluation (dt.: Bewertung der Anlageneffizienz)
FM Facility
Management
(dt.:
Gebäudemanagement)
GB Green
Building
(dt.:
Gebäude)
GEFMA
German Facility Management Association
GLT Gebäudeleittechnik
GWP Global
Warming
Potential
(dt.:
Treibhauspotenzial)
IAQ
Indoor Air Quality (dt.: Innenraumluftqualität)
IfSG Infektionsschutzgesetz
IM Immobilien-Management
ini Immobiliennachhaltigkeitsindex eines Gebäudes

Eine zentrale Frage der heutigen Gesellschaft beschäftigt sich mit der Sicherstel-
lung einer nachhaltigen Entwicklung im Hinblick auf die ökologische, ökonomische
und soziale Ebene.
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wirken seit einigen Jahren
an dieser Fragestellung. Nachhaltigkeit soll gewährleisten, dass gegenwärtige Ge-
nerationen ihren Bedürfnissen nachgehen können, ohne dabei gleichzeitig zukünfti-
gen Generationen diese Möglichkeit zu rauben.
1
Diese Generationengerechtigkeit fußt auf der Erkenntnis, dass umweltpolitische
Probleme nicht unabhängig von sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen be-
trachtet werden können. Ein ganzheitlicher Ansatz der drei Dimensionen Ökono-
mie, Ökologie und Soziokulturelles ist hier anzustreben. Die wechselseitige Ab-
hängigkeit wird im
dargestellt (s. Abb. 1) und ist weitestgehend
in Einklang zu bringen.
Abbildung 1: Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Wilkens, 2007, S. 6)
_________________________________________
1
UNICEF

-
-
-
-
-
_________________________________________
2
Bundesregierung (2002), S. 89, 328
3
http://www.baederatlas.com/ (Letzter Abruf am 25.09.2017)

-
Eine grundlegende Voraussetzung um hohe Energieeffizienz zu erreichen ist es
bereits in der Planungsphase Energiebedarfe der technischen Komponenten be-
rechnen zu können. Dadurch können einzelne Komponenten und das ganzheitliche
Gebäudekonzept optimiert werden.
Kommunale, öffentliche Schwimmbäder sollen, in Anlehnung auf die GEFMA 160,
auf nachhaltigen Betrieb geprüft werden. Inhalt dieser Master Thesis sind dabei
Hallenbäder und Freizeitbäder. Dafür werden Betreiber von 1.132 Schwimmbädern
im gesamten Bundesgebiet per E-Mail angeschrieben und mit fachspezifischen
Fragen zum nachhaltigen Betrieb angesprochen. Die Aufstellung befindet sich auf

der beiliegenden CD. Die Erwartung des Verfassers ist dabei, dass nur in geringer
Zahl Wert auf einen nachhaltigen Betrieb gelegt wird.
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Die Besonderheiten von öffentlichen Schwimmbädern sind die hohen Energiever-
bräuche für Beckenwassererwärmung und Heizung und der hauptsächliche Betrieb
in kommunaler Hand. Daher versucht der Verfasser für einen entsprechenden Be-
treiber ein nachhaltiges, wirtschaftliches Betreibermodell für die technische Gebäu-
deausrüstung zu entwickeln/ zusammenzuführen bzw. auf Punkte hinzuweisen auf
die der Betreiber zu achten hat. Die Aufgabe soll dabei die Optimierungsmöglichkei-
ten für einen nachhaltigen Betrieb aufzeigen. Eine Wertung der verschiedenen
Handlungsverfahren ist nicht Ziel der Master Thesis. Diese muss am jeweiligen
Schwimmbad vorgenommen werden und ist anhand der vorliegenden Randbedin-
gungen gesondert zu bewerten. Der Verfasser versucht in einem Bremer Bad die
Optimierungsmöglichkeiten zu testen bzw. umzusetzen.
Des Weiteren wird in einer Sensitivitätsanalyse auf die Einsparmöglichkeiten hinge-
wiesen, wenn nachhaltig mit Ressourcen umgegangen wird bzw. wenn bereits in
der Planung nachhaltig und integral geplant wird. Hierbei erwartet der Verfasser,
dass das Bewusstsein für energiesparendes Betreiben eher gering ist. Im Zuge der
Sensitivitätsanalyse wird auf die besonders hohen Nutzungskosten bei Schwimm-
bädern im Vergleich zu den Erstellungskosten eingegangen. Dabei werden anhand
von 9, vom Verfasser, geplanten Schwimmbädern die Einsparmöglichkeiten in der
Beheizung (über Lüftung und Heizung) eruiert. Gerade im Zuge der Planung sollte
auf die folgenden Betriebskosten geachtet werden, da im laufenden Betrieb Fehl-
oder Falschplanungen durch die Mitarbeiter kaum geheilt werden können. Zudem
kann hierbei auch der Einsatz eines Facility Managers bzw. von Facility Services
hilfreich sein.

Frei- und Naturbäder und Badestellen, Sportbäder, Schul- und Gruppenbäder sowie
Kur-, Heil- oder Medizinische Bäder (Definition s. Titel 2.2) sind nicht Inhalt der Mas-
ter Thesis.
In den Richtlinien der GEFMA werden Sonderbauten wie öffentliche Schwimmbäder
bisher gering bzw. kaum erfasst. Die vorliegende Master Thesis versucht daher, als
eine der Ersten einen Wissenstransfer zwischen (den Planungsnormen) der Techni-
schen Gebäudeausrüstung und dem Facility Management herzustellen.
Genutzt wurden hauptsächlich Fachbücher, Normen und Richtlinien, eigene Erhe-
bungen und das Internet. Die verwendete Fachliteratur wurde dabei sorgfältig aus-
gewählt. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass dem Verfasser eine geringe Da-
tenbasis für Verbrauchsangaben u.a. zur Verfügung steht.
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Die Beobachtung der Nachhaltigkeit von Schwimmbädern wird dabei auf die
technische Gebäudeausrüstung beschränkt.
Zur Bestimmung des möglichen Einsparpotentials wurde die eingesetzte
Wärmemenge bei Anpassung der Luftmenge in den Schwimmhallen, sprich
in den Gewerken Heizung und Lüftung, untersucht. Eine praktische Umset-
zung ist somit ohne Eingriffe und zusätzliche Investitionen für Komponenten
schnell umsetzbar. Hauptsächlich ist eine Anpassung der Luftmengen zent-
ral im Lüftungsgerät möglich. Einsparungen von Strom durch verringerte
Druckverluste (durch geringere Luftmengen) für Ventilatoren werden nicht
berücksichtigt.
Weitere Bewertungen von Optimierungsmaßnahmen (gem. Titel 4.3), über
die Luftmengenanpassung hinaus, werden im Rahmen dieser Master-Thesis
nicht bearbeitet bzw. berechnet und müssten objektbezogen ermittelt wer-
den.
Die Bewertung des Betreibens nach DIN 32736 beschränkt sich auf operati-
ve Leistungen.
Die Master-Thesis ist folgend aufgebaut. Im Kapitel 2 werden die Grundlagen und
Definitionen für Schwimmbäder erörtert. Dabei werden auch die verschiedenen Ar-
ten und Nutzungen von Schwimmstätten und -bädern beleuchtet. Des Weiteren wird
auf die Anforderungen an die Nachhaltigkeit sowohl im Schwimmbadbau/ -betrieb
als auch im Allgemeinen im Facility Management eingegangen.

Das Kapitel 3 behandelt die Prüfung auf Nachhaltigkeit von Schwimmbädern. Dabei
wird anhand von den zuvor genannten Kriterien der GEFMA 160, ein Überblick über
den nachhaltigen Betrieb von Schwimmbädern erzielt. Anhand der Antworten von
13 Betreibern von Schwimmbädern wird eine Prüfung vollzogen.
Kapitel 4 beinhaltet die Entwicklung eines nachhaltigen Betreibermodells von
Schwimmbädern. Dabei wird zunächst auf die Planungsgrundlagen eingegangen
und aus dem Ansatz des nachhaltigen Betreibens ein Betriebsmodell bzw. Vorge-
hensweisen dargelegt.
Eine Sensitivitätsanalyse erfolgt im Kapitel 5. Dabei wird das Bewusstsein der
Schwimmbadbetreiber für nachhaltigen Betrieb anhand der beantworteten Anfragen
untersucht. Anhand von Berechnungen werden Einsparpotentiale bei Anpassung
der Luftmengen in Schwimmhallen dargelegt.
Mit dem Kapitel 6 schließt die Master Thesis mit einer Schlussbetrachtung, der Dis-
kussion und einem Ausblick ab.
Für Wohngebäude und Nichtwohngebäude gibt es bereits seit längerem Kriterien
oder Grenzwerte. Dies ist bei Hallen- und Freizeitbädern nur in einem sehr geringen
Umfang der Fall. Es stehen zum Beispiel keine statistisch belastbaren Verbrauchs-
daten, wie Stromverbrauch Badewasseraufbereitung pro m³ Umwälzvolumen o. Ä.,
von Bädern zur Verfügung. Bei den verfügbaren Literaturangaben handelt es sich
nur um Mittelwerte oder Schwankungsbreiten von Verbräuchen. Daher ist die
Schwankungsbreite der Energieverbräuche sehr groß. Zudem liegen unterschiedli-
che Parameter (Beckentemperaturen, Betriebszeiten u. Ä.) in den Bädern vor, die
eine Bewertung erschweren. Eine Datenbeschaffung ist bisher sehr schwierig, da
sie hauptsächlich nicht erfasst werden
4
bzw. öffentlich gemacht werden.
Erschwerend dabei sind die unterschiedlichen Nutzungen von Schwimmbädern
(siehe Titel 2.2) und zusätzlichen Angebote wie Rutschen, Sauna, Küchen etc. Al-
lein hieraus lässt sich kein einheitlicher Gesamtgrenzwert festsetzen. Zunächst ist
daher eine Analyse der zugehörigen Energieverbräuche notwendig. Eine Optimie-
rung kann infolgedessen nur im jeweiligen Fall durch angepasste Maßnahmen zur
Effizienzsteigerung erfolgen.
_________________________________________
4
Gollwitzer, Esther et al. (2015), S. 108

Die GEFMA 160 bietet eine Basis für die Entwicklung eines spezifischen Nachhal-
tigkeits-Konzeptes. Dieses Konzept und seine Umsetzung können mittels einer Zer-
tifizierung analysiert und bewertet werden. Da der Schwimmbadbetrieb hauptsäch-
lich in kommunaler Hand liegt, werden kaum FM-Dienstleister mit Facility Services
im Betrieb von Schwimmbädern vertraut. Diese Master Thesis stellt somit nur eine
Grundlage für die weitere Markteinführung des Facility Managements im Schwimm-
badbau bzw. -betrieb dar.

In den 60- und 70er Jahren wurden viele Bäder gebaut. In vielen Gemeinden und
Städten stehen daher grundlegende Sanierungen und ein Abriss mit/ ohne an-
schließendem Neubau an. Der Sanierungsstau beträgt ca. 4,5 (vgl. DGfdB) bis 8,0
Mrd. Euro (vgl. Keller, 2014). Daher werden jedes Jahr Schwimmbäder ohne an-
schließendem Um- oder Neubau geschlossen.
Schwimmbäder werden für die kommunale Grundversorgung, aufgrund des
Schwimmunterrichts und der Sportförderung, als öffentliche Aufgabe angesehen.
Jedoch ist das Betreiben von öffentlichen Schwimmbädern mit wenigen Ausnahmen
ein Zuschussgeschäft.
Der erste Schritt der Gesamtplanung eines öffentlich genutzten Bades sollte die
Aufstellung eines Bäderentwicklungsplans sein. Von grundlegender Bedeutung ist
die Ermittlung des Bedarfs des Einzugsgebiets einer Region. Der Bäderentwick-
lungsplan ist dabei die Voraussetzung für eine sinnvolle, nachhaltige Investition in
den Neu- oder Umbau eines Schwimmbades.
Bei Sportstätten ist in der Regel von einer zweigleisigen Nachfrage beziehungswei-
se Nutzungsanforderung auszugehen. Unterschieden werden kann zwischen einer
organisierten Nutzung durch Schulen und Sportvereine im Rahmen des Sports, in
Training und Wettkampf bzw. einer nicht organisierten öffentlichen Nutzung im
Rahmen der Freizeitgestaltung der Bevölkerung.
Das übergeordnete Ziel sollte das Zusammenführen der Bedarfsanforderungen in
Bädern sein, sodass die Bäder der Öffentlichkeit, Schulen und Vereinssport nutzbar
gemacht werden. Dieses ließe sich durch wechselseitige Nutzung beziehungsweise
Mitbenutzung sicherstellen. Ein Bäderentwicklungsplan sollte alle Aspekte der Be-
darfsermittlung, wie Randbedingungen und Einflussgrößen auf das Verhalten po-
tenzieller Besuchergruppen, erfassen.
5
_________________________________________
5
Richtlinien für den Bäderbau (2013), S. 20 ff.

Zu beachten sind dabei unter anderem:
die Konkurrenzsituationen mit Bädern, die in der näheren und weiteren Um-
gebung bereits vorhanden sind, sowie andere Sport- und Freizeitangebote,
da diese die Besucherzahl des Schwimmbades beeinflussen,
die Lage und Erreichbarkeit des Bades,
die Bedürfnisse der potenziellen Besucher (z.B. Entspannung, Gesundheit,
Sport),
charakteristische standortbezogene Besonderheiten einer Großstadt, Klein-
stadt, Gemeinde oder Ferienortes.
Dies bedeutet, dass dem Einzugsgebiet Beachtung geschenkt werden sollte. Aus
dem Einzugsgebiet können die zu erwartenden Besuche und die Bevölkerungs-
gruppen für das betreffende Bad abgeleitet werden. Die sich ergebende Besucher-
zahl beeinflusst die Erlöse und damit die Wirtschaftlichkeit. Bei fehlerhaften Annah-
men bzw. falscher Methodik zur Ermittlung der Besucheranzahl, ist ein wirtschaftli-
cher und nachhaltiger Betrieb nicht möglich. Zu bedenken sind hier zum Beispiel die
Auswirkungen von Fremdenverkehrsgemeinden (Einflüsse von Sommer bzw. Win-
ter), sozioökonomischen und soziodemographischen Eckdaten, oder die Bereit-
schaft von Bewohnern in dünn besiedelten Regionen, weiter entfernt liegende Bäder
aufzusuchen. Zudem verändert sich die Alters- und Sozialstruktur über die Dauer
der Nutzung.
Bereits in der Aufstellung eines Bäderentwicklungsplanes sind Anforderungen des
aktuellen und des zukünftigen Marktes zu ermitteln und einzubeziehen. Dazu gehö-
ren unter anderem die Zunahme von aktiv Sport treibenden älteren Menschen und
neuer Trendsportarten.
Die Ermittlung des Einzugsgebietes erfolgt aktuell mittels der Isochronen-Methode.
Dabei verteilt sich das Einzugsgebiet in Linien (
n-
gigkeit vom Verkehrssystem. Die Zeitdistanz ist das wesentliche Kriterium zur Be-
stimmung der Nachfragebereitschaft eines Angebotsstandorts. Wie bereits be-
schrieben sind die von den Nutzern akzeptierten Anfahrtszeiten zu einem Bad sehr
unterschiedlich.
r-
ten Bädern bzw. Stadtteilbädern in Großstädten, bis hin zu 60 Minuten und mehr bei
attraktiven, erlebnisorientierten Freizeitbädern oder gesundheitsorientierten Ther-
malbädern. Bei Überschneidungen der Isochronen liegen konkurrierende Standorte

vor. Dabei werden die Schnitt-Isochronen tangierend gerechnet, das heißt die
Schnittmengen werden den verschiedenen Standorten gleichmäßig zugewiesen.
Ein vergleichbarer Badtyp ist dabei eine Voraussetzung. Bei stark verdichteten
Großstädten und in Ballungsräumen kann darüber hinaus die Gravitationsmethode
angewendet werden. Hierbei wird das Marktpotential eines Bades durch zusätzlich
qualitative Faktoren des Bäderangebotes ermittelt und in die Berechnung integriert.
6
Für den Schulsport sind in Hallenbädern in der Regel Wasserflächen vorzuhalten.
Zur Ermittlung des Bedarfs
ge-
ben sich aus der Anzahl der Nutzergruppen pro Halbjahr und Klassenstufe geteilt
durch die Anzahl der Halbjahre in der betreffenden Klassenstufe. Der entsprechen-
de Wert wird mit der Anzahl der Stunden multipliziert, die je Woche als Schwimmun-
terricht durchgeführt werden. Das Produkt der Bedarfswerte der Klassenstufen
ergibt den gesamten Bedarf an Bahnstunden pro Woche für die entsprechenden
Schulen.
Für den vereinsgebundenen Schwimmsport werden Nutzungszeiten bean-
sprucht, in denen hauptsächlich auch die Öffentlichkeit das betreffende Schwimm-
bad nutzt. Zwischen den organisierten, vereinsgebundenen und den unorganisier-
ten, öffentlichen Nutzern kann sich hierbei eine Konfliktsituation ergeben, die jedoch
aus wirtschaftlicher Sicht auch für den Badbetreiber von Bedeutung ist. Der Bedarf
für die öffentliche Nutzung ist im Vergleich zum Schulbedarf nicht eindeutig be-
stimmbar. Die Nachfrage in Bädern durch die Öffentlichkeit schwankt im zeitlichen
Verlauf, sodass es zu Auslastungsschwankungen kommt. Die Nutzung durch Bade-
gäste schwankt zudem im Tagesverlauf.
Mit der berechneten Gesamtwasserfläche werden die Nutzungseinheiten entspre-
chend den verschiedenen Anforderungen aufgeteilt, sodass die unterschiedlichen
Bereiche parallel genutzt werden können. Dabei hat sich gezeigt, dass ein Bad mit
vier getrennten Wasserflächen den verschiedenen Bedürfnissen am besten dient.
Die Becken teilen sich dabei auf Schwimmer-, Springer-, Nichtschwimmer- und
Kleinkinderbecken (Planschbecken) auf. Eine Mehrzwecknutzung von Becken redu-
ziert merklich die Attraktivität und den Komfort dieser Anlage. Einher gehen Konflik-
te zwischen den verschiedenen Nutzergruppen.
7
_________________________________________
6
Richtlinien für den Bäderbau (2013), S. 22
7
Richtlinien für den Bäderbau (2013), S. 22ff

Das Verhältnis der Wasserflächen für Schwimmer und Nichtschwimmer sollte je
nach Nutzung zwischen 2 zu 1 (bei Sportbädern) und etwa 1 zu 1 (bei Freizeitbä-
dern) liegen. Durch die angepasste Dimensionierung des Bades wird ein wirtschaft-
licher Betrieb sichergestellt.
Mit dem Abschluss der Bäderkonzeption folgt das Betriebskonzept. Daran schließen
sich die weiteren Arbeitsschritte, wie zum Beispiel die bauliche Gestaltung des
Schwimmbades. Das Betriebskonzept beeinflusst die künftige Wirtschaftlichkeit ei-
nes Schwimmbades nachhaltig. Als eines der wichtigsten Parameter zeigen sich die
Öffnungszeiten. Die Öffnungszeiten wirken auf die Kosten für Maschinenlaufzeiten
und die Personalkosten. Gleichwohl besitzen kommunale Schwimmbäder eine Da-
seinsvorsorge. Der Besuch eines Bades wird folglich gemeinhin zu relativ niedrigen
Preisen angeboten.
Mit dem Betriebskonzept wird das Raumkonzept definiert. Dabei werden die Ge-
samtwasserfläche der verschiedenen Beckentypen, die Ausgestaltung der Becken-
landschaft und das Nebenraumprogramm festgelegt.
8
mehreren Wasserflächen, die zum Schwimmen, für Freizeitaktivitäten oder andere
körperliche Aktivitäten in Verbindung mit Wasser vorgesehen si
Schwimmbäder unterscheiden sich nach Bauart, Betriebsweise und Nutzung. Diese
wirken sich auf bauliche, betriebliche und rechtliche Belange aus.
Eine bauliche Unterscheidung wird nachfolgend dargelegt:
Als Hallenbad wird eine Anlage mit einer oder mehreren künstlichen Wasserflächen
zum Baden und Schwimmen innerhalb eines Gebäudes definiert.
Anlagen mit einer oder mehreren künstlichen Wasserflächen zum Baden und
Schwimmen im Freien werden als Freibad benannt.
Eine Kombination aus Hallen- und einem Freibad in einer baulichen und betriebli-
chen Einheit bezeichnet man als Kombibad.
_________________________________________
8
Richtlinien für den Bäderbau (2013), S. 24 ff.

Als Naturbad bezeichnet man eine eindeutig begrenzte Anlage, die aus einer für
Badezwecke geeigneten und gekennzeichneten Fläche eines Badegewässers so-
wie einer dieser Wasserfläche zugeordneten und abgegrenzten Landfläche besteht.
Die Nutzung unterscheidet sich dabei auf Schul- und Gruppenbäder, Sportbäder,
Freizeitbäder und Kur-, Heil- oder Medizinische Bäder.
Ein Schwimmbad mit Nutzung für Schul- und Schwimmbad sowie durch die Öffent-
lichkeit bezeichnet man als Sportbad. Dabei weist das Schwimmbad nationale und/
oder internationale Wettkampfbestimmungen (gemäß DSV/ FINA) orientierte Be-
ckenabmessungen und Einrichtungen auf. Sportbäder können zudem ausschließlich
oder überwiegend für den Leistungsschwimmsport ausgelegt und ausgestattet sein.
Das Freizeitbad hingegen hat im Vergleich zu einem Sportbad zusätzliche Wasser-
flächen und Einrichtungen für Erholung, Freizeitsport und Spiel. Zu diesen Wasser-
flächen und Einrichtungen gehören zum Beispiel Außenbecken, Erlebnisbecken,
Wasserrutsche und Saunaanlage und Gastronomie.
Schwimmbäder, die hauptsächlich durch den Schul- und Vereinssport bzw. von
Gruppen genutzt werden, werden als Schul- und Gruppenbad benannt.
Kur-, Heil- oder Medizinische Bäder werden als Schwimmbad mit vorrangiger Nut-
zung für Regeneration, Therapie und Rehabilitation charakterisiert. Dabei bieten
Becken mit außergewöhnlichen Formen und Einrichtungen zudem ergänzende Be-
handlungseinrichtungen; Becken mit
sind dabei miter-
fasst.
9
Da eine große Anzahl von Schwimmbädern bereits vor der 1. Ölkrise 1973 gebaut
wurde, ist von einer geringen Betrachtung der Energieeffizienz zum Zeitpunkt der
Planung auszugehen.
_________________________________________
9
Richtlinien für den Bäderbau (2013), S. 13

Schwimmbäder nutzen Ressourcen mit ihrem bedeutenden Bedarf an Wärme,
Strom und Wasser. Die Betriebskosten eines Schwimmbades betragen im Gebäu-
delebenszyklus ein Vielfaches der Investitionskosten. Aus wirtschaftlichen Gründen
als auch zum Klimaschutz, zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele,
ist bereits bei der Planung das Augenmerk auf das energetische Konzept und ein
Wassermanagement zu richten. In Abbildung 2 sind die Einsparmöglichkeiten der
Energieverbräuche (für Lüftung, Warmwasser, Beckenwasser und durch Transmis-
sion) zwischen Alt- und Neuanlagen als Vergleich dargestellt. Bei Schwimmbädern
ist, in Folge von hohen Raumlufttemperaturen, den hohen Lüftungswärmeverlusten
und der energieaufwendigen Wassertechnik, der Energieverbrauch sehr hoch.
Abbildung 2: Energieverbräuche in Alt- und Neuanlagen (Quelle: DGfdB R60.04, S. 3)
Als besondere Richtlinien für den nachhaltigen Betrieb sind im Schwimmbadbau/ -
betrieb die VDI 2089-2 und die DGfdB R 60.04 hervorzuheben. Beide Richtlinien
geben Hinweise für schwimmbadspezifische Optimierungsmöglichkeiten zur Einspa-
rung natürlicher Ressourcen und somit zum nachhaltigen Betrieb. Diese Richtlinien
liegen u.a. dem nachhaltigen Betreibermodell (s. Titel 4.3) zu Grunde.
Als nachhaltig betriebene Schwimmbäder sind zwei Hallenbäder im Passivhaus-
standard hervorzuheben. Das Lippe-Bad in Lünen ist eines der beiden Pilotprojekte.
Das Freizeitbad Bambados in Bamberg wurde ebenfalls als Passivhaus realisiert
und am 25. November 2011 eröffnet.
10
Passivhäuser stehen für Energieeffizienz, ein
nachhaltiges Gebäudekonzept und hohe Behaglichkeit. Als sinnvoll gelten dabei
Maßnahmen, die über den Lebenszyklus betrachtet und auf Wirtschaftlichkeit ge-
prüft werden.
_________________________________________
10
Gollwitzer, Esther et al. (2015), S. 2

Durch die Erfahrungen der beiden Pilotprojekte kann, auch für Nicht-Passivhaus-
Hallenbäder, auf Erkenntnisse zurückgegriffen werden, die zu Energieeinsparun-
gen, geringeren Energiekosten und letztendlich zu einem nachhaltigen Betrieb füh-
ren.
"TGA-Anlagen tragen zur Funktion und Sicherheit von Gebäuden und Grundstücken
sowie zur Gesundheit, zum Komfort und zur Sicherheit der Menschen wesentlich
bei. Deshalb ist ein verantwortungsvoller, nachhaltiger Umgang mit den TGA-
Anlagen erforderlich. Die Forderung nach einem nachhaltigen Umgang bedeutet,
dass ökonomische, ökologische und soziale Aspekte beim bestimmungsgemäßen
Betreiben einschließlich der Instandhaltung eingehalten werden."
11
Die DIN EN 13306 definiert drei Hauptkriterien der Instandhaltungsstrategie, wie
folgend:
Die Verfügbarkeit der TGA für die geforderte Funktion zu sichern.
Die Haltbarkeit und/ oder die Qualität der TGA zu sichern.
Die Beachtung der mit der TGA verbundenen Sicherheitsanforderungen.
Die Betreiberverantwortung gilt als Rechtspflicht zum sicheren Betrieb, z. B. eines
Bereiches mit öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten wie bei einem Schwimmbad. In
Anbetracht der Gefahren für die Gesundheit der Schwimmbadgäste, durch z. B. die
Badewassertechnik, ist hier den Anforderungen und Verpflichtungen nachzukom-
men.
Branchenübergreifend werden die ökonomische, die ökologische und die soziokultu-
relle Dimension als die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit definiert. Hierbei kön-
nen Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit sowohl einzelne als auch
mehrere Dimensionen gleichzeitig betreffen. Um die Nachhaltigkeit von Immobilien
und Gebäuden darzustellen und zu bewerten, wurden weltweit unterschiedliche
Zertifizierungssysteme von verschiedenen Institutionen entwickelt.
_________________________________________
11
Lein, Peter et al. (2017), S.6

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783961162352
ISBN (Paperback)
9783961167357
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Wismar – Ingenieurwissenschaften
Erscheinungsdatum
2018 (April)
Note
1.3
Schlagworte
GEFMA160 Nachhaltigkeit Nachhaltiges Betreiben Schwimmbäder
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