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Alltagstexte. Intentionen und inhaltliche Aspekte in Kontaktanzeigen

©2016 Hausarbeit 28 Seiten

Zusammenfassung

Die Eingrenzung von Textsorten wird anhand verschiedener Merkmale bestimmt. Nach Gansel und Jürgens können die Textfunktion, das Verfahren zur Vertextung des Themas, die Kommunikationssituation, das Medium und der Textinhalt Kriterien für die Einordnung eines Textes in eine bestimmte Textsorte sein. Welche dieser Kriterien besitzen jedoch die Alltagstexte?
Heinemann unterteilt die Alltagstexte anhand zweier Kategorien:
Schrifttextsorten, die alltäglich von Individuen, sowohl als Textproduzent sowie auch als -Rezipient, genutzt werden und Schrifttextsorten, die den Alltag von Individuen dahingehend beeinflussen, indem sie von Medien und/oder Institutionen vermittelt werden.
Die Kontaktanzeige lässt sich nach Heinemann, je nach Intention und Textproduzent, in beide Kategorien einordnen. Sofern ein Individuum, und nicht eine Agentur im Auftrag eines Individuums, eine Kontaktanzeige verfasst und somit einen Leser zum potentiellen Textrezipienten werden lässt, ist die Kontaktanzeige der ersten Kategorie zuzuordnen. Wenn die Kontaktanzeige jedoch von einer Institution verfasst wird, ließe sich die Kontaktanzeige in die zweite Kategorie einordnen.
In der vorliegenden Arbeit werden die Intentionen sowie die inhaltlichen Aspekte der Kontaktanzeige dargelegt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit wird sich mit einem Aspekt der Alltagstexte befassen: Der
Kontaktanzeige. Was versteht man jedoch unter dieser Textsorte?
Die Eingrenzung von Textsorten wird anhand verschiedener Merkmale bestimmt. Nach Gansel
und Jürgens können die Textfunktion, das Verfahren zur Vertextung des Themas, die
Kommunikationssituation, das Medium und der Textinhalt Kriterien für die Einordnung eines
Textes in eine bestimmte Textsorte sein. Welche dieser Kriterien besitzen jedoch die
Alltagstexte?
Einige Textsorten sind der Bezeichnung der Alltagstexte unterworfen, wie beispielsweise, so
Gansel und Jürgens, Beschreibungen von Reisen und Bildern, Wetterberichte,
Wettervorhersagen, Rezepte, Zeitungsartikel, Annoncen, Kommentare, Nachrichten,
Erzählungen, Märchen, Anekdoten, Witze, Briefe und vieles mehr (Vgl. Gansel/ Jürgens 2002,
S. 56 f.)
Eine Textsortenbestimmung von Alltagstexten vorzunehmen stellt einen hohen
Schwierigkeitsgrad dar, da viele Texte als alltäglich empfunden werden. Daher sollte erwähnt
werden, dass die alltagssprachliche Textklassifikation sehr umfassend und differenziert ist
aufgrund ihres langen historischgesellschaftlichen Prozesses, der sich stetig weiter entwickelt
(Vgl. Ditmer 1981, S. 27f.). Um dennoch eine Systematik in dieses weite Feld einzubringen,
unterscheidet Heinemann die Alltagstext anhand zweier Kategorien:
Schrifttextsorten, die alltäglich von Individuen, sowohl als Textproduzent sowie auch als ­
Rezipient, genutzt werden und Schrifttextsorten, die den Alltag von Individuen dahingehend
beeinflussen, indem sie von Medien und/oder Institutionen vermittelt werden.
Die Kontaktanzeige lässt sich nach Heinemann, je nach Intention und Textproduzent, in beide
Kategorien einordnen. Sofern ein Individuum, und nicht eine Agentur im Auftrag eines
Individuums, eine Kontaktanzeige verfasst und somit einen Leser zum potentiellen
Textrezipienten werden lässt, ist die Kontaktanzeige der ersten Kategorie zuzuordnen. Wenn
die Kontaktanzeige jedoch von einer Institution verfasst wird, ließe sich die Kontaktanzeige in
die zweite Kategorie einordnen.
In der vorliegenden Arbeit sollen nun die Intentionen sowie die inhaltlichen Aspekte der
Kontaktanzeige dargelegt werden. Hierbei wird in der Auswertung, der im Anhang angeführten
Kontaktanzeigen, lediglich auf die Annoncen mit derselben Intention eingegangen. Verglichen
werden hierbei die Inserate von Frauen und Männern in ihrer inhaltlichen Komponente unter
Berücksichtigung des vorliegenden Wortschatzes. Diese Auswertungen sind in Anlehnung an
die Ergebnisse von Stolt und Trost (1976) sowie der analytischen Aufmachung von
Sommerfeldt (1997).

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Die Aspekte der Selbstbeschreibung, der Fremdbeschreibung und der Beziehungsbeschreibung
gelten bei der Auswertung als Themenschwerpunkte, da sie die inhaltliche sowie stilistische
Komponente der Kontaktanzeige vereinen.
2. Was sind Kontaktanzeigen?
Die Kontaktanzeige lässt sich als ein, in einem Printmedium oder im Internet, geschaltetes
Inserat verstehen. Die allgemeine Intention eine Kontaktanzeige ist die Kontaktaufnahme mit
einer oder mehreren unbekannten Personen, die man im normalen Alltag nicht kennen lernen
bzw. erreichen könnte. Ein solches Inserat kann von einem Institut, einer Privatperson oder
mehreren Privatpersonen erfolgen, um für sich selbst oder Dritte zu inserieren. Die
angestrebte Beziehung die anhand dieser Annoncen gesucht wird, kann überaus vielfältig sein
(siehe Kapitel 3). Synonym wird auch häufig, teilweise in Abhängigkeit von der Intention der
Kontaktanzeige, von Heiratsannoncen und Bekanntschaftsanzeigen gesprochen.
Kontaktanzeigen existieren bereits seit dem 17. Jahrhundert, wobei zu Beginn häufig ­
aufgrund gesellschaftlicher Konventionen ­ die Intention der Heirat vorrangig war. Die
Kontaktanzeigen im Sinne von neuen Bekanntschaften oder Freundschaften zu verwenden,
wurde erst wesentlich später zu einem Trend. In Folge des historischen Wandels veränderte
sich somit der Terminus ,,Heiratsanzeige" in die Bezeichnung ,,Kontaktanzeige" (Vgl. Riemann
1999, S. 41).
Die erste veröffentlichte Kontaktanzeige in Deutschland war ein Heiratsinserat in den
Frankfurter Frag und AnzeigenNachrichten am 8. Juli 1738. Die Partnersuche anhand des
Printmediums war zu diesem Zeitpunkt sehr unkonventionell, obwohl diese Art der Anzeigen in
England bereits üblich war.
Inhaltlich stand insbesondere das ökonomische Interesse der Inserenten im Vordergrund, was
nicht selten die Darlegung der eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse zur Folge hatte.
Im 18. Jahrhundert erlangten die Heiratsinserate an zunehmender Popularität, hierbei wurde
auf Äußerlichkeiten vermehrt Wert gelegt. Die Veröffentlichung von Zeitungen, die
ausschließlich Heiratsinserate beinhalteten, nahm ebenfalls zu. Diese Tendenz ist seitdem
jedoch stetig fallend.
Allgemein ist die Anzahl an Anzeigen in deutschen Tages und Wochenzeitungen mit mehr als
450.000 Annoncen monatlich sehr noch (Vgl. ebd., S. 43).

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Des Weiteren werden Kontaktanzeigen ­ insbesondere unter dem Aspekt der Heirat ­ nicht
mehr als letzte Möglichkeit angesehen, jemanden kennenzulernen, sondern als normale Art
der Kontaktaufnahme gewertet. Betreffend der Formulierung einer Kontaktanzeige können
mittlerweile spezielle Ratgeber hierfür zur Hilfe genommen werden.
Nicht nur in den Printmedien wird derzeit die Kontaktsuche aufgenommen, sondern auch im
Hörfunk, dem Internet und vielem mehr (Vgl. ebd., S. 46).
3. Intentionen von Kontaktanzeigen
Wie bereits aufgeführt, können Kontaktanzeigen die unterschiedlichsten Intentionen
beinhalten. Das vorrangige Ziel einer Kontaktanzeige ist dennoch, unabhängig von ihrer
Intention, der Wunsch nach Kontakten mit einer Person oder mehreren Personen (Vgl. ebd., S.
47). Das Ziel einer Kontaktanzeige kann durch das verbale Festlegen von Wünschen,
Erwartungen und Hoffnungen eingeschränkt werden. Des Weiteren kann eine Kontaktanzeige
auch als Werbung in eigener Sache deklariert werden. Durch das Einbringen einer persönlichen
Note will der Inserent möglichst viel Aufmerksamkeit von potentiellen Partnern bekommen,
um eine dementsprechende Resonanz zu erhalten. Hierbei sollte auch darauf hingewiesen
werden, dass die Veröffentlichung einer Kontaktanzeige im Gegenzug zur Intimität steht.
Folgende Begriffe, die diverse Motive und Intentionen aufweisen, stammen aus
Kontaktanzeigen:
Abenteuer
Aktivitäten
Bekanntschaft
Bettpartner
Liebe fürs Leben
(Ehe)Mann/ (Ehe)Frau
Gleichgesinnte
Glück
Lebensgefährte
Liebhaber
Traumpartner

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Im Gegensatz zu den vielfältigen Begriffen der Gesuche ist die Struktur einer Kontaktanzeige,
insbesondere in den Printmedien, trotz des individuellen Textes sehr gleich.
Auf der inhaltlichen Ebene beschreibt der Inserent sich selbst (Selbstdarstellung) sowie die
Vorstellung des Wunschpartners (Fremdbeschreibung), um zu verdeutlichen, was
(Partnerschaftsbeschreibung) eben dieser sucht.
Um die Quantität der Personen innerhalb des Resonanzspektrums zu steigern, sollte der
Inserent eine möglichst allgemeine Beschreibung angeben, wohingegen eine konkretere
Beschreibung eines potentiellen Partners zu einer wahrscheinlich höheren Qualität der
Antworten führt.
Innerhalb der Struktur einer Kontaktanzeige können weitaus mehr Merkmale auftreten als in
der inhaltlichen. Die Anrede sowie die Art der gewünschten Antworten geben beispielsweise
Aufschluss über den Grad der Intimität, die Dringlichkeit und der bevorzugte
Kommunikationsweg beziehen sich andererseits zumeist auf einen konkreten zeitlichen
Rahmen.
In der Literatur sind die Intentionen, eine Kontaktanzeige aufzugeben, vielseitig. Beispielsweise
den Austausch von körperlicher und seelischer Zuneigung seitens der Frau im Gegenzug zur
gesellschaftlichen Stellung und/oder der wirtschaftlichen Sicherheit seitens des Mannes,
beschreibt Bebel als ,,Ehehandel" (Vgl. Bebel 1913, S.112 ff.). Simmel sieht den Ansatz der
Geldheirat eher als sekundär an, er beschreibt die Kontaktanzeige (hier: Heiratsannonce) als
eine Möglichkeit, sein individuelles Glück zu finden (Vgl. Simmel 1958, S. 422 f.). Habermas
beschäftigte sich 1956 ebenfalls mit der Thematik der Heiratsannonce und kritisierte hierbei
die gesellschaftliche Entwicklung, die eine Person innerhalb einer Kontaktanzeige zu einer Art
,,Ware" werden ließ (Vgl. Habermas 1970, S. 84 f.).
4. Inhaltliche Aspekte in Kontaktanzeigen
4.1 Die Selbstbeschreibung/ Selbstdarstellung
Aufgrund der fehlenden körperlichen Anwesenheit innerhalb einer Kontantanzeige, kann nur
die subjektive Selbstdarstellung des Gegenübers wahrgenommen werden. Goffman beschreibt
die Selbstdarstellung als fundamentale Asymmetrie des Kommunikationsprozesses, die bei
einer KontaktanzeigenBekanntschaft nur durch schriftliche Äußerungen wahrgenommen
werden kann, da der zweite Kommunikationsstrom (die körperliche Anwesenheit) fehlt.
Aufgrund dessen kann sich der Inserent bewusst und überlegt in einem möglichst guten Licht
darstellen (Vgl. Goffman 1994, S. 23ff.).

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Illouz stellt in einer ihrer zentralen Publikationen betreffend der Selbstdarstellung in Inseraten
auf OnlinePartnerbörsen heraus, dass User hier ihr individuelles Unglück erfahren, indem sie
sich selbst aufgrund der radikalisierten Forderung des Internets entfremden, um das beste
Geschäft für sich selbst zu machen (Vgl. Illouz 2006, S. 129). Dass es auch möglich ist, dem
Konflikt zu unterliegen, sich selbst in einem möglichst guten Licht darzustellen und dabei
nichtsdestotrotz seine Privatsphäre zu wahren, indem man nicht zu viel von sich Preis gibt,
wird von Krämer und Haferkamp durch den Begriff des ,,Privacy Paradox" dargestellt (Vgl.
Trepte 2011, S.128). Dies unterstreicht die bereits aufgestellte These von Riemann, welche die
die Inkompatibilität der Veröffentlichung einer Kontaktanzeige im Gegenzug zur Intimität
beschreibt.
Allgemein kann die Selbstbeschreibung, insbesondere dann, wenn keine Fremdbeschreibung
vorliegt, zu einer Suche nach Gemeinsamkeiten eines Interessenten anregen. Hierfür ist eine
besonders ausführliche Beschreibung des Inserenten von Vorteil.
Insgesamt kann die Kategorie der Selbstbeschreibung als durchaus umfangreich und informativ
angesehen werden, da sie einige Informationen über den Inserenten Preis gibt und ­ im
Vergleich zur Fremdbeschreibung ­ immer innerhalb einer Kontaktanzeige vorzufinden ist.
Die Übereinstimmungen sowie Diskrepanzen zwischen der Selbst, der Fremd und der
Partnerschaftsbeschreibung werden in der folgenden Tabelle, in Anlehnung an die
kulturwissenschaftliche Publikation von Braun, die sich mit der Ähnlichkeit der
Heiratsannoncen von männlichen und weiblichen Inserenten befasst, nähergehend
differenziert:
Selbst und Fremdbeschreibung
Partnerschaftsbeschreibung
Alter
Formulierungen,
wie
die
Partnerschaft aussehen soll
Familienstand
Formulierungen,
wofür
eine
Partnerschaft gesucht wird
Kinder(Wunsch)
Literarische Formulierungen
Aussehen
Gesundheitlicher Zustand
Beruf und Bildung
Status und Vermögen
Interessen und Fähigkeiten
Lebenseinstellung

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Weltanschauungen und Religion
Charaktereigenschaften
und
Persönlichkeitsaussagen
Tabelle 1 (Vgl. Braun 2001, S.14 ff.)
4.2 Die Fremdbeschreibung
Häufig wird die Fremdbeschreibung als Schlagzeile oder Überschrift genutzt, um als Einstieg
den bevorzugten Partner zu beschreiben. Ebenso kann sich die Fremdbeschreibung eines
potenziellen Partners grundsätzlich durch das Geschlecht des Inserenten unterscheiden, sofern
es sich um eine Heirats oder Partnerannonce handelt, da Männer sich andere Eigenschaften
bei einer potentiellen Partnerin wünschen bzw. beschreiben, als Frauen bei einem potenziellen
Partner. In diesem Zusammenhang sollten auch Geschlechterstereotype sowie der Zeitgeist
erwähnt werden. Ersteres stellt die kulturellen Normen innerhalb einer Gesellschaft dar,
wohingegen Letzteres die gesellschaftlichen Normen und Werte in einem bestimmten
zeitlichen Abschnitt bzw. Zeitpunkt darstellt. Daher unterscheiden sich Kontaktanzeigen im
zeitlichen Verlauf in Bezug auf ihre Partnerschaftsbeschreibungen.
Die Kontaktanzeige war beispielsweise lange Zeit dafür vorgesehen, der Ehelosigkeit zu
entgehen. Später zielte eine Kontaktanzeige auf das Glück des Individuums ab. Unveränderlich
sind innerhalb der Fremdbeschreibung jedoch immer, so Braun, die Angaben der oben
aufgeführten Tabelle (Vgl. Braun 2001, S. 14 ff.).
Es wird jedoch dazu geraten, die Selbstbeschreibung der Fremdbeschreibung vorzuziehen bzw.
letzteres eher zu vernachlässigen, da es schwierig ist, eine Person, der man bisher noch nicht
begegnet ist, aber kennenlernen möchte, zu beschreiben. Daher zahlt sich eine vage
Fremdbeschreibung aus, die nur Variablen enthält, die für den Inserenten unabdinglich sind.
Somit wird die Quantität der Personen, die sich auf die entsprechende Kontaktanzeige melden,
erhöht. Je konkreter die Beschreibung, desto geringer fällt die Quantität im Gegenzug aus.
Die Qualität der Partner kann jedoch umso höher sein, je konkreter die Beschreibung ausfällt.
Daher steht der Inserent betreffend der Fremdbeschreibung vor dem Dilemma der Qualität
oder der Quantität.

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4.3 Die Partnerschaftsbeschreibung
Die Partnerschaftsbeschreibung sollte am ausführlichsten beschrieben werden, da sie die
wichtigste Kategorie innerhalb der Kontaktanzeige darstellt. Der Inserent sollte an dieser Stelle
seine Wünsche über eine potentielle Partnerschaft und/oder Freundschaft bzw. Bekanntschaft
beschreiben. Es kann allerdings der Fall sein, dass die gewünschte Beziehung innerhalb einer
Kontaktanzeige nur durch wenige Worte beschrieben wird und die Selbstbeschreibung des
Inserenten im Fokus steht. Des Weiteren kann auch eine Fremdbeschreibung als ausreichend
angesehen werden, sodass die Beziehungsbeschreibung entfällt oder dementsprechend gering
ausfällt. Hierbei ist die Fremdbeschreibung auch häufig deckungsgleich mit der
Partnerschaftsbeschreibung oder beinhaltet die Voraussetzungen für das Führen der
entsprechenden bzw. gewünschten Partnerschaft.
Im Vergleich zur Selbstbeschreibung ist die Partnerschaftsbeschreibung häufig weniger
informativ und umfangreich. Ein möglicher Grund hierfür könnte eine höhere Resonanz sein,
die bei weniger ausführlichen Partnerschaftsbeschreibungen vorliegt. Je konkreter und
detaillierter die Partnerschaftsbeschreibung ­ ähnlich der Selbst und Fremdbeschreibung ­
desto höher sind die Ansprüche an einen potentiellen Interessenten. Jedoch kann die
Quantität der Resonanz hierunter leiden, wohingegen die Qualität eben dieser gesteigert wird.
5. Forschungsgegenstand
Die Kontaktanzeige war bisher primär der Gegenstand soziologischer Untersuchungen. Wenige
sprachwissenschaftliche Arbeiten zu dieser Thematik sind nichtsdestoweniger ebenfalls zu
verzeichnen. Einige dieser Forschungen werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels vorgestellt.
Der Forschungsgegenstand, welcher dem Interesse der vorliegenden Arbeit am nächsten
kommt, stellt eine interdisziplinäre empirische Untersuchung von Annoncen aus der Zeit von
Stolz und Trost von 1976 dar. Hierbei wurde versucht, den Zusammenhang zwischen der
Vertextung und der Resonanz verschiedener Kontaktinserate herzustellen. Die Unterscheidung
zwischen den Inseraten von männlichen und weiblichen Personen wurde ebenfalls
berücksichtigt.
Der linguistische Teil der Analyse mit dem sich Stolz beschäftigte, befasste sich nähergehend
mit dem Wortschatz sowie dem Stil der Anzeigentexte. Dies wurde unter dem Aspekt der
Selbstdarstellung und der Darstellung des Wunschpartners hin untersucht, wobei auch hier
zwischen männlichen und weiblichen Inserenten unterschieden wurde. Unterschiede im

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Wortgebrauch von Frauen und Männern wurden aufgezeigt und mit dem Verhältnis von
Angebot und Nachfrage in Relation gesetzt.
Innerhalb der Auswertung wurden die gefundenen Lexeme in zwölf Gruppen eingeteilt, welche
synonymische Begriffe umfassen und in 17 Tabellen dargestellt und kommentiert wurden. Eine
anschließende stilistische Analyse von Einzeltexten aufgrund spezifischer Stilmerkmale, die auf
eine unterschiedlich hohe Zuschriftenfrequenz einherbrachte, wurde ebenfalls durchgeführt.
Die Beschreibungen des Wunschpartners wurden ebenfalls im Hinblick auf traditionelle
Klischeevorstellungen in männlichen und weiblichen Anzeigen unter dem Aspekt der
Zuschriften berücksichtigt.
Innerhalb der Auswertungen dieser Studie muss ergänzend auf den Gesichtspunkt der
Medienrezeption verwiesen werden, welche sich in dieser Studie der gebildeten Mittel und
Oberschicht, laut Stolt und Trost, zuordnen lässt (Vgl. Stolt/Trost 1976, S. 3 ff.).
In dem soziologischen Teil der Studie, welcher an dieser Stelle vollständigkeitshalber
aufgegriffen wird, geht Trost lediglich der Frage nach, welche außersprachlichen Variablen die
Anzahl der Zuschriften beeinflussen.
Weitere Studien, die sich mit dem Wandel der gesellschaftlichen Werte betreffend der
Partnerwahl (Riemann 1999), der intralingualen Kontrastierung von Kontaktanzeigen aus dem
deutschen, französischen, italienischen und spanischen Raum (Eckkrammer 1999) sowie mit
den unterschiedlichen Arten von Kontaktanzeigen in verschiedenen Zeitungen und deren
sprachliche und nichtsprachliche Mittel (Sommerfeldt 2002) befassen, werden aufgrund des
fehlenden Bezuges nicht weitergehend erläutert.
6. Auswertungen von Kontaktanzeigen
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die bereits beschriebenen theoretischen Ansätze auf
Partnerschaftsanzeigen angewendet. Es werden jeweils sechs Annoncen aus den Kategorien
,,Er sucht Sie" und ,,Sie sucht Ihn" aufgeführt. Anhand zweier Schemata, hier in Form zweier
Tabellen, werden diese in Anlehnung an die Untersuchungsergebnisse von Sommerfeldt 1997,
analysiert (Vgl. Schneider 2001, S. 47 ff.).
Das erste Schema beinhaltet Personalpronomina, die in den Selbst sowie
Fremdbeschreibungen verwendet werden. Welche der Personalpronomina in den
verschiedenen Annoncen verwendet werden, lässt sich anhand eines ,,x" innerhalb der Tabelle
an den entsprechenden Stellen erkennen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783961161683
ISBN (Paperback)
9783961166688
Dateigröße
283 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Koblenz-Landau – Germanistik
Erscheinungsdatum
2017 (Oktober)
Note
2,5
Schlagworte
Textsorte Alltagstext Schrifttextsorte Kontaktanzeige Textrezipient
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