Individualstil durch das Beurteilen fördern
					
	
		©2016
		Hausarbeit
		
			
				20 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				„Kaum von einem Mädchen mit 13 Jahren geschrieben.“ So lautet ein Lehrkraftkommentar, den die Untersuchung zum Korrekturhandeln der Deutschlehrkräfte von Ulf Abraham hervorgebracht hat. Dieser durchaus negativ konnotierte Kommentar ist vor allem auf solche Stellen des vorgelegten Schülertextes wie „Angelegentlich der Diskussion“, „die Erhaltung der Hausaufgabe“, „Aufgrund dessen“ zurück zu führen, die von den Probanden als künstlich, geschwollen, gestelzt oder hochgestochen moniert worden sind. Ist diese Beurteilung aber angesichts der gestellten Aufgabe, einen argumentativen Brief für oder gegen die Abschaffung der Hausaufgaben an einen Professor zu schreiben, und der Tatsache, dass die dreizehnjährige Schülerin keinen der Lehrkräfte bekannt war, gerechtfertigt? Muss die Nachahmung der Erwachsenensprache gleich etwas Negatives wie z. B. das Nichtvorhandensein jeglicher Individualität oder keine Selbständigkeit der Schülerin implizieren? Wohl kaum! 
Die zentrale Frage, der in der vorliegenden Arbeit nachgegangen wird, lautet also: Wie kann bzw. soll eine Beurteilung ausfallen, um zur Förderung des Individualstils des Schülers beitragen zu können?
	Die zentrale Frage, der in der vorliegenden Arbeit nachgegangen wird, lautet also: Wie kann bzw. soll eine Beurteilung ausfallen, um zur Förderung des Individualstils des Schülers beitragen zu können?
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
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1.  Einleitung  
,,Kaum  von  einem  Mädchen  mit  13  Jahren  geschrieben."  So  lautet  ein 
Lehrkraftkommentar,  den  die  Untersuchung  zum  Korrekturhandeln  der 
Deutschlehrkräfte  von  Ulf  Abraham  (1993,  S.  166)  hervorgebracht  hat.  Dieser 
durchaus  negativ  konnotierte  Kommentar  ist  vor  allem  auf  solche  Stellen  des 
vorgelegten Schülertextes wie ,,Angelegentlich der Diskussion", ,,die Erhaltung der 
Hausaufgabe",  ,,Aufgrund  dessen"  zurück  zu  führen,  die  von  den  Probanden  als 
künstlich, geschwollen, gestelzt oder hochgestochen moniert worden sind (Vgl. ebd., 
S.  166/174).
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 Ist  diese  Beurteilung  aber  angesichts  der  gestellten  Aufgabe,  einen 
argumentativen  Brief  für  oder  gegen  die  Abschaffung  der  Hausaufgaben  an  einen 
Professor zu schreiben, und der Tatsache, dass die dreizehnjährige Schülerin keinen 
der  Lehrkräfte  bekannt  war,  gerechtfertigt?  Muss  ,die  Nachahmung  der 
Erwachsenensprache`  gleich  etwas  Negatives  wie  z.  B.  das  Nichtvorhandensein 
jeglicher Individualität oder  keine Selbständigkeit  der  Schülerin  implizieren?  Wohl 
kaum!  
Es  spricht  meines  Erachtens  nichts  dagegen,  dass  die  Schülerin  bewusst 
aufgrund  der  Adressatenorientierung  auf  die  ,künstlichen`,  ,geschwollenen`  und 
,gestelzten`,  also  erwachsenen  Sprachmuster  zurückgegriffen  hat.  Dabei  wählte  sie 
entsprechend  ihrer  Persönlichkeit  die  von  ihr  am  sinnvollsten  erachteten 
Sprachbausteine.  So  entschied  sie  sich  z.  B.  für  den  Sprachbaustein  ,,Aufgrund 
dessen" und nicht für andere möglichen Synonyme wie ,,infolgedessen", ,,aus diesem 
Grund",  ,,dementsprechend"  usw.  Außerdem  spiegelt  bereits  die  Struktur  des 
Schülertextes, die Wahl  und die Reihenfolge der Argumente, die nebenbei bemerkt, 
der  Schülerin  sehr  gelungen  sind,  ihre  Individualität  und  somit  das  Vorhandensein 
eines Individualstils wieder. Alle diese positiven Merkmale des Schülertextes werden 
aber  durch  den  Eingangskommentar  zunichte  gemacht.  Kann  also  solch  eine 
Beurteilung,  die  keinen  Hinweis  darüber  liefert,  wie  die  Schülerin  ihr  Brief 
optimieren kann oder was ihr besonders gut gelungen ist, förderlich sein? Nein! Das 
Gegenteil kann sogar der Fall sein.  
Gerechterweise  muss  an  dieser  Stelle  aber  auch  das  Bewertungs-  bzw. 
Beurteilungsdilemma,  vor  dem  eine  Lehrkraft  aufgrund  der  Vielfältigkeit  der 
Funktionen,  die  eine  Beurteilung  haben  kann,  ständig  gestellt  wird,  angesprochen 
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Allgemein  haben  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  gezeigt,  dass  die  Konsensfähigkeit
negativer Urteile sehr stark überwiegt (Vgl. dazu ebd., S. 166 ff.).   
2 
werden. Herbert Glötzl (2000, S. 453 ff.) fast z. B. die Funktionen der Beurteilung 
auf folgende vier zusammen: informierende, motivierende, anzeigende und selektive. 
Damit  informiert  die  Beurteilung  die  Schüler  aber  auch  die  Eltern  über  den 
jeweiligen Lernstand. Wenn die Beurteilung förderlich erfolgt, kann sie die Schüler 
sogar zur Leistungssteigerung motivieren und so der Lehrkraft den jeweiligen Erfolg 
ihres  Unterrichts  anzeigen.  Darüber  hinaus  hat  die  Beurteilung  z.  B.  in  Form  von 
Leseleistungs- oder Schreibleistungsbeurteilung auch eine selektive Funktion, die mit 
über  Versetzung,  Schullaufbahnempfehlung  und  Abschluss  entscheidet.  Dadurch 
befinden  sich  die  Lehrkräfte,  wie  schon  angesprochen,  im  ständigen  Dilemma 
zwischen Auslese und Förderung (Vgl. Bauermann/Dehn 2004, S. 7), im Falle dieser 
Arbeit zwischen der Stilkorrektur bzw. prüfung und Stilerziehung bzw. förderung. 
Aufgrund  der  aufgestellten  Rahmenbedingungen  können  die  Ausführungen  dieser 
Arbeit sich nur auf einen Aspekt des Dilemmas konzentrieren, nämlich der Frage der 
Förderung.
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 Die zentrale Frage, der in der vorliegenden Arbeit nachgegangen wird, 
lautet  also:  Wie  kann  bzw.  soll  eine  Beurteilung  ausfallen,  um  zur  Förderung  des 
Individualstils des Schülers
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 beitragen zu können?   
Um diese Frage umfassend beantworten zu können, müssen zunächst zwei für 
diese  Arbeit  zentrale  Begriffe  geklärt  werden.  Dabei  wird  in  erster  Linie  der 
Individualstil definiert sowie dessen Merkmale und Grenzen diskutiert. Anschließend 
wird  zwischen  den  in  der  Fachliteratur  unterschiedlich  und  vielfältig  verwendeten 
Begriffen Bewerten, Beurteilen und Benoten differenziert, wobei im Kontext dieser 
Arbeit  das  Beurteilen  sowie  die  jeweiligen  Beurteilungsprozesse  im  Vordergrund 
stehen.  Mit  Hilfe  dieser  theoretischen  Grundlage  kann  schließlich  die  Förderung 
durch  Fremdbeurteilungen  bzw.  Lehrerbeurteilungen  und  Selbstbeurteilungen  bzw. 
Schülerselbstbeurteilungen diskutiert werden.       
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Ansonsten  bietet  die  Fachdidaktik  mittlerweile  kriterienorientierte  Konzepte  der
Bewertungan an, die den anderen Aspekt des Dilemmas zwar nicht vollständig auflösen, aber
wenigstens in ihrer Problematik mildern (z. B. Bauermann 2002,  Becker-Mrotzek/Böttcher
2012, Rupp 1999, Wermke 1993).   
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Aus Gründen der Ökonomie wird durchgängig die maskuline Form benutzt.  
3 
2.  Was versteht man unter Individualstil? 
Keiner wird wohl der Tatsache widersprechen, dass Stilerziehung eine Aufgabe des 
Deutschunterrichts ist und bleibt. Ebenso kann niemand ernstlich bestreiten, dass die 
Erziehung  zu  einem  Stilempfinden  nicht  ohne  Respektierung  individueller 
Eigenheiten des Schreibers erfolgen kann. Wie kann man aber diese Eigenheiten des 
Schreibers bei Schülern ausmachen? Kann  man  sie sogar in Kategorien fassen und 
den  verschiedenen  Schreibtypen  zuordnen?  Würde  aber  genau  diese  Zuschreibung 
nicht der ,Unantastbarkeit des Individuellen`
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 widersprechen?    
Annemarie  Saxalber  (1994,  S.  51)  spricht  in  diesem  Zusammenhang  von 
Stiltendenzen,  ,,die  innere  Verbindung  zwischen  sprachlichen  und  textuellen 
Eigentümlichkeit  mit  einer  bestimmten  Art  des  Jugendlichen,  sich  mitzuteilen." 
Diese  sind  in  dem  Individualstil  der  Schüler  je  nach  Persönlichkeit  unterschiedlich 
stark  verankert  und  machen  ihn  schlussendlich  aus.  Dadurch  umgeht  Saxalber  die 
feste Zuordnung des Individualstils zu Stilebenen oder etwa die Festschreibung von 
geschlossenen  Stilen  und  lässt  somit  keine  denkbaren  Kritikpunkte  bezüglich  des 
Steckens  der  Schüler  in  mögliche  ,Stilschubladen`  zu.  Außerdem  betont  sie,  dass 
diese  Stiltendenzen  nur  einen  bestimmten  Punkt  in  einem  langwierigen  Prozess 
abbilden,  der  lange  über  die  Pubertät  hinaus  anhält  und  auch  von  Gegebenheiten 
abhängt, in denen solches stattfindet (Vgl. ebd.). Damit ändern sich die Stiltendenzen 
ebenso  wie  die  Schreibentwicklung  des  jeweiligen  Schreibers  fortlaufend,  sodass 
auch  hier  der  Verdacht  auf  mögliche  Reduktion  der  Schüler  nur  auf  bestimmte 
Stiltendenzen unberechtigt wäre.    
Ein  weiteres  Merkmal  des  Individualstils  ist,  dass  er  nicht  auf  eine  bestimmte 
Textsorte  beschränkt  ist.  Im  Gegenteil  repräsentiert  Individualstil  Erscheinungen, 
,,die  mehr  oder  weniger  stark  ausgeprägt  in  allen  Texten  eines  Schreibers  sichtbar 
werden"  (Ebd.).  Natürlich  variiert  die  Stärke  der  Intensität  individueller 
Stilerscheinungen  oder  Stiltendenzen  je  nach  Aufgabenstellung  und  Textsorte.  An 
dieser Stelle lohnt es sich erneut, auf das Eingangszitat der Einleitung aufmerksam 
zu  machen,  das  dem  besagten  Mädchen  Individualität,  Authentizität  und 
Selbstständigkeit abspricht. Im Hinblick auf die Überlegungen von Saxalber kann es 
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Darunter  ist  vor  allem  die  Problematik  der  Bewertung  des  kreativen  Produkts  gemeint,  die
eben mit der Vorstellung verbunden ist, dass solche Texte unvergleichlich sind und deswegen
eine Art Immunität genießen. In einem Beitrag für Praxis Deutsch 155 widersprechen aber
Ulf Abraham und Christoph Launer (1999, S. 43-46) dieser Legende und legen nahe, dass die
Bewertung  nicht  der  Persönlichkeit  sondern  in  erster  Linie  der  sprachlichen  Leistung
unterliegt.   
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jetzt unter anderem auch bedeuten, dass die gestellte Aufgabe und die vorgegebene 
Textsorte es dem Mädchen nicht erlaubt haben, ihren Individualstil in vollen Zügen 
zum Vorschein zu bringen. Womöglich endschied sich das Mädchen also nur aus der 
Unsicherheit heraus dazu, sich so stark an die Normen der Erwachsenensprache zu 
halten. So oder so muss die Nachahmung der Erwachsenensprache von der Lehrkraft 
in beiden Fällen
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 gewürdigt werden. Diese bildet nämlich die Basis oder die Vorstufe 
aus  der  sich  schlussendlich  Individualstil  entwickeln  kann  und  muss  deswegen  als 
Teil der Stilkompetenz nicht nur akzeptiert, sondern anerkannt und sogar unterstützt 
werden.  Die  Stilkompetenz  setzt  sich  dabei  aus  den  Kenntnissen  von 
Textsortennormen, dem Verfügen über Ausdrucksalternativen und dem Reflektieren 
früherer  Kommunikationserfahrungen  zusammen  (Abraham  2009,  S.63).  Die 
Abweichungen von den verfügbaren Ausdrucksalternativen im Form von bewussten 
Normverstößen,  Wortschöpfungen  usw.  werden  in  diesem  Sinne  ebenfalls  als 
individuelle  Stilerscheinungen  oder  Stiltendenzen  und  demnach  gleichzeitig  als 
Signale  des  Individualstils  verstanden.  Überraschenderweise  werden  aber  die 
überwiegenden  Normabweichungen,  die  eigentlich  das  Beherrschen  der 
Anforderungen  der  jeweiligen  Textsorte  und  der  jeweiligen  Adressatenorientierung 
implizieren,  genauso  wie  das  Nachahmen  der  Erwachsenensprache,  also  das 
Einhalten  der  Norm  von  den  meisten  Lehrkräften  negativ  bewertet  (Vgl.  Abraham 
1993, S. 166 f. /175).   
Insgesamt  unterscheidet  Saxalber  zwischen  drei  großen  Gruppen  von 
Individualstil,  die  einer  Lehrkraft  in  einer  Klasse  begegnen  können.  Da  gibt  es  die 
mehr  kommunikativ,  die  mehr  expressiv  und  die  mehr  sachorientiert  ausgeprägten 
Schreibstile (Vgl. Saxalber 1991/1994). Jeder dieser Schreibstile wirkt je nachdem, 
wie der Schüler mit seinen Stil-Stärken umgehen  kann, geschlossen, passend oder 
unausgereift,  uneinheitlich  usw.  (Vgl.  Saxalber  1991,  54).  Alle  drei  Individualstile 
werden  anhand  eines  konkreten  Beispiels  in  folgender  Reihenfolge  vorgestellt:  1) 
kurze  Beschreibung  der  Persönlichkeit  mit  einer  leichten  Gewichtung  auf  die 
Mündlichkeit,  2)  Vorstellung  der  Textpassagen,  in  denen  sich  die  Persönlichkeit 
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Die erste Interpretationsmöglichkeit wurde in der Einleitung dargelegt, nämlich die bewusste
Nachahmung  der  Erwachsenensprache  aufgrund  der  Aufgabenstellung  und  der
Adressatenorientierung. Die zweite Interpretationsmöglichkeit basiert auf den Überlegungen
von  Saxalber  und  schließt  eben  die  Möglichkeit  nicht  aus,  dass  das  Mädchen  sich  aus  der
Unsicherheit  so  stark  an  die  Normen  gehalten  hat.  Natürlich  kann  es  sich  bei  einzelnen
Stellen  des Schülertextes durchaus um  ,ungewollte`  Stilerscheinungen,  also  Elemente  einer
Lernsprache  handeln,  die  erst  durch  eine  bewusstere  Stilanalyse  zum  Vorschein  gebraucht
und auf ihre Angemessenheit hinterfragt werden können.   
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durch  individuelle  Stilerscheinungen  wiederspiegelt,  3)  von  Texten  ausgehende 
Ableitung der Stärken und Schwächen des Schreibers (Vgl. ebd., S. 54 ff.). Solch ein 
Vorgehen stellt einen zunächst vor ein Dilemma: Einerseits leuchtet es ein, dass der 
individuelle  Stil  ,,nicht  erst  beim  Schreiben,  sondern  schon  im  Bereich  der 
Mündlichkeit  nicht  nur  sach-  und  situationsangemessen  ist,  sondern  allererst  ein 
Persönlichkeitsmerkmal"  (Abraham  2009,  S.  59).    Andererseits,  wie  von  Abraham 
und Launer (1999, S. 43) betont,  darf zur Beurteilung nie die Persönlichkeit, sondern 
in  erster  Linie  gestaltete  Sprache  und  zwar  in  ihrer  Funktion  für  die  Entwicklung 
Heranwachsender  stehen.  Beim  näheren  Betrachten  der  Konzipierung  dieser  drei 
Stilgruppen  wird  aber  klar,  dass  Saxalber  es  durchaus  schafft,  das  Dilemma 
aufzulösen  und  die  Einschätzung  der  Persönlichkeit  in  die  Beurteilung  der 
sprachlichen Leistung ohne Abwertung des Schülers oder der Textqualität einfließen 
zu lassen. Natürlich gelingt es ihr nur, weil sie trotz der anfänglichen Beschreibung 
der Persönlichkeit im weiteren Verlauf ausschließlich von den Texten und den darin 
enthalten  individuellen  Stilerscheinungen,  die  sich  eben  aus  der  Persönlichkeit  des 
jeweiligen Schülers ergeben, ausgeht.   
Abschließend  sollen  die  wichtigsten  Gründe,  warum  die  Unterstützung  des 
Individualstils  so  bedeutend  für  die  Schreibentwicklung  des  Schülers  ist  und  die 
ersten  Überlegungen  bezüglich  der  Förderung  des  Individualstils  zusammengefasst 
werden. In erster Linie trägt die Förderung des Individualstils zur Entwicklung der 
sprachlichen Identität der Schüler bei (Vgl. Saxalber 1994, S.54). Dadurch lernen die 
Schüler  nicht  nur  mit  dem  eigenen  Stil  umzugehen  oder  sich  von  ihm  zu 
distanzieren,  sonder  auch  hinter  eigenem  Stil  zu  stehen.  Dies  führt  wiederum  zur 
Stärkung  des  Selbstwertgefühls  gegenüber  den  eigenen  sprachlichen  Fertigkeiten. 
Darüber  hinaus  kann  Stilerziehung  dazu  beitragen,  ,,den  möglichen  Gegensatz 
zwischen  individuellem  und  funktionalem  Stil  zu  verringern"  (Ebd.).  Dabei  betont 
Saxalber (1991, S. 53), dass dies aber nur erreicht werden kann, wenn das, was als 
funktionaler Stil
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 angestrebt wird, im Voraus gemeinsam mit den Schülern definiert 
wurde. Des Weiteren sollten die Schüler die Möglichkeit dazu erhalten: 
-  mit dem eigenen Stil umgehen zu lernen, 
-  diesen selbst analysieren, über ihn reflektieren zu lernen,  
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Unter  funktionalem  Stil  versteht  man  dabei  die  in  der  Schule  als  konsensfähig  angesehene
mittlere  Zielsetzung,  ,,die  auf  Qualifikation  für  verschiedene  pragmatische  relevante
Textsorten  orientiert  ist  und  doch  auch  den  Ausdruck  persönlicher  Empfindungen,
Auffassungen, Meinungen miteinschließt" (Bleckwenn 1990, S. 18).    
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-  diesen  für  die  Anforderungen,  die  von  ,,außen"  kommen  (z.B. 
Leseerwartungen, Textsorte) variabel genug zu machen. (Vgl. ebd., S. 54) 
Eine wichtige Rolle kommt dabei der Lehrkraft zu. Diese soll:  
-  die eigene Schreibbiographie überdenken und über die der Schüler möglichst 
gut Bescheid zu wissen,   
-  den  Unterricht  so  gestalten  können,  dass  innere  Differenzierung  bzw. 
individuelle Schreibberatung in organisatorischer Hinsicht möglich ist,  
-  ein  entwickeltes  Stilempfinden  (das  sich  allerdings  nicht  nur  an  eine  Norm 
orientiert)  besitzen  und  in  der  Beurteilung  von  Stilfragen  weitere  Leser   
nach Möglichkeit die Klasse  (mit)einbeziehen wollen,    
-  einige Hilfen bereit haben,  die zum einen die individuelle Lernstrategie des 
Schülers  stützen,  zum  anderen  aber  auch  als  didaktische  Schleifen  im 
Unterricht der ganzen Klasse angeboten werden. (Vgl. ebd.)  
Wie und ob die angeführten Punkte mit der Förderung des Individualstils durch die 
Beurteilung korrespondieren oder durch diese unterstützt werden können, wird in den 
nachfolgenden Kapiteln gezeigt. Zunächst soll aber kurz die Stellung des Beurteilens 
in der didaktischen Diskussion skizziert werden.   
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2016
- ISBN (PDF)
- 9783961161119
- ISBN (Paperback)
- 9783961166114
- Dateigröße
- 307 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Humboldt-Universität zu Berlin – Institut für deutsche Literatur
- Erscheinungsdatum
- 2017 (April)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- Individualstil Beurteilungsprozesse Beurteilen Benoten Bewerten Schülerbeurteilung Lehrkraftbeurteilung
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					