Wie wirkt sich sozialer Vergleich auf die Lebenszufriedenheit aus?
Eine empirische Untersuchung der Lebenszufriedenheit in Deutschland in Bezug auf den sozialen Vergleich und das relative Einkommen (anhand Datenauswertungen auf Basis des SOEP)
					
	
		©2016
		Bachelorarbeit
		
			
				44 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Wie wirkt sich der Vergleich mit anderen auf die eigene Lebenszufriedenheit aus? Dieser Frage wird im Folgenden nachgegangen. Es soll dabei empirisch, anhand von Datenanalysen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), untersucht werden, welchen Einfluss verschiedene Aspekte des sozialen Vergleichs auf die allgemeine Lebenszufriedenheit in Deutschland haben. Wie die Ergebnisse zeigen, wirkt sich dieser negativ auf die Zufriedenheit aus, wobei zwischen sozialem Vergleich von Fähigkeiten und von Meinungen unterschieden wird: Je höher die Tendenz, Fähigkeiten mit anderen zu vergleichen, desto geringer die Lebenszufriedenheit. Es wird außerdem der Effekt von unterdurchschnittlichem Einkommen innerhalb dreier Bildungsgruppen untersucht. Auch hier zeigt sich eine negative Auswirkung auf die Zufriedenheit. Des Weiteren wird die relative Einkommenshypothese anhand des eigenen Lebensstandards im Vergleich zum Lebensstandard der Nachbarschaft überprüft. 
			
		
	Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis 
II 
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung ... I 
Inhaltsverzeichnis ...II 
Tabellenverzeichnis... III 
1 Einleitung 
... 4 
2 Forschungsstand... 5 
3 Theoretischer 
Hintergrund 
... 8 
3.1 Sozialer 
Vergleich... 
8 
3.2 
Die Bedeutung des relativen Einkommens ... 10 
3.2.1 Einkommensdifferenzen 
innerhalb/zwischen Bildungsgruppen.. 11 
3.2.2 
Relativer und absoluter Lebensstandard... 12 
4  
Methode ... 14 
4.1 
Daten des SOEP ... 15 
4.2 Die 
INCOM-Skala 
... 
16 
5 Ergebnisse 
... 18 
5.1 Deskriptive 
Statistik 
... 
19 
5.2 Bivariate 
Statistik 
... 
20 
5.3 (Multivariate) 
Regressionsanalysen 
... 
21 
5.3.1 
Sozialer Vergleich & Lebenszufriedenheit (Hypothese 1) ... 22 
5.3.2 
Einkommen/Bildung & Lebenszufriedenheit (Hypothese 2) ...  24 
5.3.3 
Lebensstandard & Lebenszufriedenheit (Hypothese 3) ... 26 
5.3.4 
Relativer Lebensstandard, sozialer Vergleich & 
Lebenszufriedenheit ...  28 
6 Diskussion 
... 30 
7 Fazit 
... 32 
Anhang ... 34 
Literaturverzeichnis ... 41 
Tabellenverzeichnis 
III 
Tabellenverzeichnis 
Tabelle 1.1:  
Fragenkatalog Lebenszufriedenheit 
Tabelle 1.2:  
Fragenkatalog  ,,Iowa-Netherlands  Comparison  Orientation  Scale"  (IN-
COM) 
Tabelle 1.3:  
Fragenkatalog Lebensstandard Haushalte in der Nachbarschaft 
Tabelle 1.4:  
Fragenkatalog Lebensstandard eigener Haushalt 
Tabelle 1.5:  
Fragenkatalog Haushaltseinkommen 
Tabelle 2.1:  
Deskriptive Zusammenfassung der statistischen Daten des ,,Iowa-
Netherlands Comparison Orientation Scale" (INCOM) 
Tabelle 2.2:  
Deskriptive  Zusammenfassung der statistischen Daten der Lebenszufrie-
denheit 
Tabelle 2.3:  
Deskriptive Zusammenfassung der statistischen Daten des Lebensstandards 
in der Nachbarschaft und eigener Lebensstandard 
Tabelle 2.4:  
Deskriptive  Zusammenfassung der statistischen Daten der Einkommen 
nach Bildungsgruppe 
Tabelle 3.1:  
Berechnung der Korrelationen zwischen den Items und Cronbach's alpha 
Tabelle 3.2:  
Berechnung der Korrelationen zwischen den Items und Cronbach's alpha  
gekürzte Version der INCOM-Skala 
Tabelle 4.1:  
Einseitige T-test-Statistiken  
Tabelle 4.2:  
Einseitige T-test-Statistiken - gekürzte Version der INCOM-Skala 
Tabelle 5.1: 
Lineare Regressionsanalyse (OLS) des sozialen Vergleichs auf die Lebenszu-
friedenheit 
Tabelle 5.2: 
Lineare Regressionsanalyse (OLS) des über-/unterdurchschnittlichen Ein-
kommens innerhalb Bildungsgruppen auf die Lebenszufriedenheit 
Tabelle 5.3: 
Lineare Regressionsanalyse (OLS) des Lebensstandards auf die Lebenszu-
friedenheit 
Tabelle 5.4: 
Lineare Regressionsanalyse (OLS) der Lebenszufriedenheit 
1 Einleitung 
4 
1 Einleitung 
Macht es uns unzufrieden, wenn wir uns mit anderen vergleichen? Wie wirkt sich das Ein-
kommen anderer und dessen Vergleich mit dem eigenen Einkommen auf die individuelle 
Lebenszufriedenheit aus? Und: Welchen Einfluss hat der relative Lebensstandard auf die 
allgemeine Lebenszufriedenheit? All diese Fragen beziehen sich  auf unterschiedliche Art 
mit unterschiedlichen Variablen  auf den sozialen Vergleich und dessen Auswirkungen auf 
die allgemeine Lebenszufriedenheit.  
Wie aus verschiedenen Studien hervor geht, hat der soziale Vergleich mit anderen einen 
Einfluss auf die allgemeine Lebenszufriedenheit (siehe F
IREBAUGH 
&
S
CHROEDER 
2009,
W
OLBRING 
et al. 2013,
F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL 
2005,
L
UTTMER 
2005). So hat beispielsweise 
nicht nur das eigene Einkommen einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit, sondern auch 
das Einkommen anderer wie z.B. unserer Nachbarn; hierbei ist also das relative Einkom-
men von Bedeutung.  
Individuen tendieren dazu sich mit anderen zu vergleichen. Dieser soziale Vergleich von 
z.B. Fähigkeiten, was mit Konkurrenzverhalten sowie mit Status und Prestige zusammen-
hängen kann, kann negative Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden haben. Daher 
ist es von besonderem Interesse, die verschiedenen Effekte des sozialen Vergleichs auf die 
allgemeine Lebenszufriedenheit zu analysieren. 
In dieser Arbeit soll  theoretisch und empirisch  dargelegt werden, wie sich sozialer Ver-
gleich auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. Die Beantwortung dieser Fragestellung soll 
anhand Analysen dreier Hypothesen erreicht werden, welche durch verschiedene Variablen 
des sozialen Vergleichs (wie die Tendenz sich zu vergleichen basierend auf der INCOM-
Skala, unter-/überdurchschnittliches Einkommen innerhalb von Bildungsgruppen, absolu-
ter und relativer Lebensstandard) den Effekt auf die Lebenszufriedenheit zeigen sollen. 
Der Aufbau der Arbeit lässt sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil glie-
dern, wobei der erste Teil (Kapitel 2 & 3) den aktuellen Forschungsstand sowie die theore-
tischen Grundlagen fokussieren. Im zweiten Teil (Kapitel 4 & 5) werden anhand von Da-
ten des SOEP die aufgestellten Thesen, die sich an der erläuterten Theorie im vorherigen 
Kapitel anlehnen, analysiert und interpretiert. Anschließend folgen die Diskussion und ein 
zusammenfassendes Fazit.  
2 Forschungsstand 
5 
2 Forschungsstand 
Obwohl bereits im 18. Jahrhundert das Thema der Lebenszufriedenheit, sowie der (mögli-
che) Zusammenhang von Wohlstand und Zufriedenheit, in klassischen Werken von H
UME
, 
S
MITH
, B
ENTHAM
, M
ARX
, S
IMMEL
, D
URKHEIM
 und W
EBER
 aufgegriffen wurde, findet 
man überraschend wenig publizierte Artikel über die Thematik (W
OLBRING
 et al. 2013:86; 
K
EUSCHNIGG
 & W
OLBRING
 2012:190). In den letzten Jahrzehnten stieg  nicht nur in der 
Psychologie und Wirtschaft, sondern auch in den Sozialwissenschaften  zunehmend das 
Interesse an Zusammenhänge, welche die allgemeine Lebenszufriedenheit beeinflusst und 
erklärt. Eine wesentliche Arbeit zur Theorie des sozialen Vergleichs ist der Aufsatz ,,A 
Theory of Social Comparison Processes
" von F
ESTINGER 
aus dem Jahre 1954, welcher als Grund-
lage weiterer Forschungen gilt. 
Die Thematik der Lebenszufriedenheit ist breit gefächert und weist verschiedene Schwer-
punkte auf. Untersuchungen von Einflussfaktoren welche die Lebenszufriedenheit im All-
gemeinen beeinflussen, ergeben, dass Wirtschaftsentwicklung und Demokratisierung, wel-
che die freie Wahl ermöglichen (I
NGLEHART 
et al. 2008:264)
1
 sowie Einkommen, Wohl-
fahrtsstaat und Lebenserwartung (D
I 
T
ELLA 
&
M
AC
C
ULLOCH 
2008:22) einen positiven 
Effekt auf die Zufriedenheit haben. Variablen wie Arbeitsstundenanzahl, Umweltzerstö-
rung, Kriminalität, Inflation und Arbeitslosigkeit haben hingegen einen negativen Effekt 
(D
I 
T
ELLA 
&
M
AC
C
ULLOCH 
2008:22).
2
  F
IREBAUGH
 & S
CHROEDER
 (2009)  betonen die 
Wichtigkeit des sozialen Kontextes für das subjektive Wohlbefinden: Übereinstimmend mit 
den theoretischen Überlegungen bezüglich des Zugangs zu öffentlichen Gütern (wie z.B. 
Schulen und Sicherheit) und das Ausbleiben von negativen Einflüssen (wie z.B. Kriminali-
tät), hat das Leben in einer reichen Nachbarschaft positive Effekte auf die Lebenszufrie-
denheit (W
OLBRING
 et al. 2013:86). Dem entgegengesetzt lässt sich ein negativer Effekt des 
1
 In dem Artikel von I
NGLEHART
,
F
OA
,
P
ETERSON 
&
W
ELZEL
 (2008) werden Entwicklungen der Lebenszu-
friedenheit im Zeitraum von 1981 bis 2007 in 52 Ländern vorgestellt wovon diese in 45 Ländern anstieg. Dies 
wird durch die Wirtschaftsentwicklung, Demokratisierung sowie Steigerung sozialer Toleranz erklärt, was die 
freie Wahl begünstigt und dadurch zur Steigerung der Lebenszufriedenheit führt (ebd. 264). 
2
 Einen weitreichenden Überblick über theoriebasierte und empirischer Literatur bieten C
LARK
,
F
RIJTERS 
&
S
HIELS
 (2008); angefangen bei dem Easterlin-Paradox, über den Zusammenhang von Einkommen und Zu-
friedenheit, bis hin zur Nutzenfunktion mit Einbezug verschiedener Aspekte und Einflussfaktoren. 
Auch D
IENER 
&
B
ISWAS
-D
IENER 
(2002) beleuchten den Zusammenhang von Einkommen und Lebenszu-
friedenheit umfassend und legen einen guten Übersichtsartikel dar. 
2 Forschungsstand 
6 
sozialen Vergleichs mit wohlhabenderen Nachbarn feststellen (W
OLBRING
 et al. 2013:86).
3
Auch haben Aspirationen einen Effekt auf die Lebenszufriedenheit: Wie Untersuchungen 
von S
TUTZER 
(2004)
und
M
C
B
RIDE 
(2010) zeigen, haben Erwartungshaltungen an u.a. Ein-
kommen, einen signifikanten negativen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit (S
TUTZER 
2004:89,105;
M
C
B
RIDE 
2010:262,273f).
4
Bezüglich des Zusammenhangs von Zufriedenheit und Einkommen gilt E
ASTERLIN
s Werk 
als grundlegend; erstmals wurden Erklärungsmechanismen vorgestellt, welche auf dem 
sogenannten Easterlin-Paradox basieren. Das Paradoxon beschreibt u.a., dass innerhalb 
eines Landes diejenigen mit einem höheren Einkommen im Durchschnitt zufriedener sind 
(positive Korrelation des Einkommens mit der Zufriedenheit), allerdings ein Zuwachs aller 
Einkommen nicht zu einer Erhöhung der Lebenszufriedenheit führt (E
ASTERLIN
 1995:35). 
E
ASTERLIN
s Erklärung hierfür war, in Anlehnung an D
UESENBERRY
s (1949) relativer Ein-
kommenshypothese, dass der Einfluss des individuellen absoluten Einkommens keine Rol-
le spielt, vielmehr jedoch im Vergleich zu anderen (B
ALL 
&
C
HERNOVA
 2008:501). Die 
Erklärungsmechanismen des Easterlin-Paradox beziehen sich auf (1) die Zufriedenstellung 
materieller Grundbedürfnisse (basic human needs), (2) zwischenmenschliche Vergleichspro-
zesse  (social comparisons) und (3) Gewöhnungsprozesse (adaptation) (W
OLBRING 
et al.
2013:86f)
5
. Basierend auf M
ASLOW
 (1943) stellen physiologische Bedürfnisse und Motivati-
onen in der Bedürfnispyramide die Grundlage dar (ebd. 372f). Die Zufriedenstellung mate-
rieller Grundbedürfnisse, wie Verfügung über Nahrung und Unterkunft, liegt in der Exis-
tenz des Menschen begründet und hat somit Einfluss auf die allgemeine Lebenszufrieden-
heit (W
OLBRING 
et al.
2013:87f). Adaption bzw. Gewöhnungsprozesse spielen, wie B
RICK-
MAN 
et al. (1978) in einer experimentellen Studie mit Lotterie-Jackpot-Gewinnern zeigen, 
insofern eine Rolle für die Lebenszufriedenheit, als dass z.B. durch Adaption verschiedener 
3
 F
IREBAUGH
 & S
CHROEDER 
verwenden Daten des American National Election Studies (ANES) zusammen 
mit Einkommensdaten des U.S. Zensus und kommen zu dem Ergebnis, dass Individuen zufriedener sind 
wenn diese in reicheren Nachbarschaften (Nachbarschaftsforschung) in ärmeren Gegenden (relative Ein-
kommenshypothese) wohnen. D.h. Individuen sind zufriedener wenn sie unter armen Bevölkerungsschichten 
leben, solange die Armen nicht zu nahe leben (ebd. 805). 
4
  S
TUTZER 
kommt außerdem zum dem Schluss, dass das subjektive Wohlbefinden von der Differenz der 
Einkommensaspiration und dem tatsächlichen Einkommen, und nicht von dem Einkommenslevel an sich, 
abhängig ist (ebd. 105). 
5
 In dem Artikel von W
OLBRING
,
K
EUSCHNIGG 
&
N
EGELE 
(2013) werden bzgl. der drei Mechanismen die 
Hypothesen anhand Daten des SOEP analysiert, welche bestätigt werden können. Die Ergebnisse zeigen, 
dass die Grenze der materiellen Grundbedürfnisse bei circa 800 abgedeckt sind, und dass der Vergleich mit 
Kollegen oder Individuen ähnlicher Eigenschaften (nicht so für Freunde oder Verwandte) einen relevanten 
Einfluss auf die Zufriedenheit hat. Die Annahmen über Aspirationen und Adaption zeigen, dass relatives 
Einkommen eine bedeutendere Rolle für die Zufriedenheit spielt als das absolute Einkommen. Außerdem 
haben Einkommensverluste einen stärkeren Effekt als Einkommensgewinne. (ebd. 86) 
2 Forschungsstand 
7 
Umstände die Zufriedenheit nicht signifikant beeinflusst wird (ebd. 917). Welche und in-
wiefern zwischenmenschliche Vergleichsprozesse die Lebenszufriedenheit beeinflussen, 
soll in dieser Arbeit herausgefunden werden.  
D
USENBERRY
 (1949) begründete die relative Einkommenshypothese, welche die Bedeu-
tung des relativen Einkommens erklärt. Es wird der Einfluss des Einkommens auf die Le-
benszufriedenheit durch soziale Vergleiche mit bestimmten Referenzgruppen erläutert 
(W
OLBRING
 et al. 2013:88). Des Weiteren kommt er zu dem Ergebnis, dass sich Menschen 
meist ,,nach oben" vergleichen; Aspirationen somit über dem bereits erreichten Level lie-
gen (S
TUTZER
 2004:91). 
E
ASTERLIN 
hat in dem Artikel ,,Does Economic Growth Improve the Human Lot?" von 1974 
erstmals empirisch dargelegt welche Bedeutung dem relativen Einkommen im Vergleich 
zum absoluten Einkommen in Bezug auf die Lebenszufriedenheit beigemessen wird. Die 
Wichtigkeit des Effekts des relativen Einkommens auf die Lebenszufriedenheit weisen 
auch Studien von B
ALL 
&
C
HERNOVA 
(2008)
6
,
F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL 
(2005)
7
,
L
UTTMER
(2005)
8
und
S
ENIK 
(2009)
9
nach.  
Die Theorie des sozialen Vergleichs, welche F
ESTINGER
 (1954) begründete, wird in den 
Artikeln von M
ASTERS 
&
K
EIL
 (1987) und L
EVINE
 & M
ORELAND
 (1987) aufgegriffen. Da-
bei werden unterschiedliche Typen des sozialen Vergleichs sowie verschiedene Aspekte des 
Verhaltens bezüglich des sozialen Vergleichs ausführlich erläutert. O
LSON
,
H
ERMAN 
&
Z
ANNA
 (1986) geben in ihrem Werk einen Überblick über die Theorie des sozialen Ver-
gleichs und über relative Deprivation anhand einer Sammlung mehrerer Artikel. 
6
 B
ALL 
&
C
HERNOVA 
(2008) untersuchen  in Anlehnung an E
ASTERLIN
 (1974)  innerhalb des Landes und 
zwischen Ländern, den Zusammenhang von relativen bzw. absoluten Einkommen und Zufriedenheit; sie 
kommen zu dem Ergebnis, dass sowohl das absolute als auch das relative Einkommen einen positiven signi-
fikanten Effekt auf die Lebenszufriedenheit hat, wobei letzteres jedoch einen stärkeren Effekt aufweist (ebd. 
497,524). 
7
  F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL 
(2005)
untersucht die Bedeutung des relativen Einkommens und kommt zu dem 
Ergebnis (für Ost- und Westdeutschland), dass dieses mindestens genauso wichtig ist wie absolutes bzw. 
eigenes Einkommen: Je größer das Einkommen im Vergleich zu anderen, desto zufriedener sind Individuen. 
Ein Einkommenszuwachs hat dabei keinen Effekt auf die Zufriedenheit, solange eine vergleichbare Verände-
rung in der Referenzgruppe vorkommt. (ebd. 997) 
8
 L
UTTMER
 (2005) kommt zu dem Schluss, dass höheres Einkommen in der Nachbarschaft mit einer niedri-
geren berichteten Lebenszufriedenheit einhergeht, zurückführbar auf zwischenmenschlichen Präferenzen 
(ebd. 963). 
9
S
ENIK 
(2009) liefert Evidenz für den signifikanten Einflusses von Einkommensvergleichen auf die allge-
meine Lebenszufriedenheit (ebd. 408). Dabei spielen einerseits Vergleiche mit seinem eigenen (früheren) 
Lebensstandard, andererseits Vergleiche mit anderen (Eltern, Kollegen etc.), eine wichtige Rolle (ebd. 408). 
Des Weiteren kommt F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL
 (2005)
zu dem Ergebnis, dass soziale Vergleiche meistens auf-
wärts ausgerichtet sind  was die Theorie D
USENBERRY
s bestätigt (F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL
 2005:997). 
3 Theoretischer 
Hintergrund 
8 
3 Theoretischer 
Hintergrund 
In diesem Kapitel geht es um den theoretischen Hintergrund und um die aufgestellten Hy-
pothesen, die im darauffolgenden Kapitel empirisch bestätigt werden sollen. Dabei liegt der 
Fokus auf dem Einfluss des sozialen Vergleichs auf die allgemeine Lebenszufriedenheit.  
Im Folgenden wird die Theorie des sozialen Vergleichs, welche von F
ESTINGER
 (1954) 
begründet wurde, kurz skizziert. Ferner wird die erste Hypothese hergeleitet, bei der es 
darum geht wie oft sich Individuen mit anderen bezüglich ihrer Fähigkeiten und Meinun-
gen vergleichen und wie sich dies auf die allgemeine Lebenszufriedenheit auswirkt. Dabei 
werden ebenfalls mögliche Geschlechterunterschiede, Unterschiede im Alter, in der Bil-
dung und dem Wohnort betrachtet. Im Anschluss wird die Bedeutung des relativen Ein-
kommens erläutert. Es werden Effekte von Einkommensdifferenzen innerhalb, sowie zwi-
schen drei Bildungsgruppen auf die Lebenszufriedenheit beleuchtet. Anschließend geht es 
um den relativen (Lebensstandard der Nachbarschaft) und absoluten Lebensstandard (ei-
gener Lebensstandard). 
3.1
  Sozialer Vergleich 
Bisherige Forschungen über Prozesse sozialer Vergleiche sind vor allem auf Fähigkeiten 
(abilities)
 und Meinungen (opinions) ausgerichtet  in Anlehnung an F
ESTINGER 
(1954), wel-
cher die Theorie des sozialen Vergleichs begründete (Masters & Smith 1987:2). Das grund-
legende Postulat der Theorie ist, dass Menschen dazu tendieren, ihre Meinungen und Fä-
higkeiten (im Vergleich zu anderen) zu evaluieren (O
LSON 
& H
AZLEWOOD
 1986:6). Wir 
Menschen leben unausweichlich in einer sozialen Umwelt, in der Interaktionen mit anderen 
zum Alltag gehören, und in der unsere relative Position in der Gesellschaft eine Rolle spielt 
(W
OLBRING
 et al. 2013:87). Wir sammeln Informationen und fällen Urteile, indem wir uns 
mit anderen vergleichen die uns ähnlich sind bzw. die uns nahe stehen bzgl. einer bestimm-
ten Meinung oder Fähigkeit (O
LSON 
& H
AZLEWOOD
 1986:6; S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
2014:767). So beurteilt ein Individuum seine Fähigkeiten oder Meinungen nicht im Ver-
gleich mit jemandem, dessen Fähigkeiten oder Meinungen zu stark abweichen (F
ESTINGER
1954:120f).  
3 Theoretischer 
Hintergrund 
9 
Beim sozialen Vergleich lassen sich begrenzt Unterschiede bezüglich einiger Variablen, wie 
(1) Geschlecht, (2) Alter, (3) Bildung und (4) Wohnort erkennen (welche im empirischen 
Teil der Arbeit anhand t-Test-Statistiken behandelt werden): (1) Frauen weisen, im Ver-
gleich zu Männern, eine stärkere Tendenz auf, sich mit anderen bezüglich Meinungen zu 
vergleichen. Ihnen wird im Allgemeinen unterstellt, dass sie offener gegenüber Ratschlägen 
sind und sich mehr für die Meinungen und Ideen anderer interessieren (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:7). (2) In Bezug auf das Alter lassen sich Unterschiede bezüglich der Tendenz 
des sozialen Vergleichs feststellen. So wird davon ausgegangen, dass sich jüngere Menschen 
tendenziell häufiger mit anderen bzw. Gleichaltrigen vergleichen (begründet u.a. durch 
Selbst-Evaluation) als ältere (S
ULS 
1986:102f). Mit zunehmendem Alter und dementspre-
chendem Gewinn an Erfahrungen und entwickelter Persönlichkeit bzw. größerem Selbst-
wertgefühl, nimmt die Tendenz sich mit anderen zu vergleichen ab (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:7). Des Weiteren spielen Verluste von Freunden und Verwandten sowie Veränderun-
gen der Wahrnehmung und kognitive Möglichkeiten eine Rolle für die geringere Tendenz 
des sozialen Vergleichs (S
ULS 
1986:104-106). Es kann also festgehalten werden, dass sich 
Jüngere häufiger mit anderen vergleichen als Ältere. (3) Was die Variable der Bildung an-
geht, wird angenommen, dass sich Individuen mit höherer Bildung, bezogen auf Meinun-
gen, häufiger vergleichen als Individuen mit niedrigerer Bildung; aufgrund von allgemein 
höherem Interesse an anderen Meinungen, Ideen oder Lösungsvorschlägen. (4) Für die 
Variable des Wohnorts wird untersucht, ob sich die Tendenz, sich zu vergleichen in West- 
und Ostdeutschland unterscheidet. Für diese Annahme wurde allerdings keine mögliche 
Erklärung einer Differenz gefunden und somit wird diesbezüglich kein signifikanten Unter-
schied erwartet. 
In Bezug auf die allgemeine Lebenszufriedenheit lässt sich eine Verminderung dieser durch 
den Vergleich von Fähigkeiten erwarten, da ein solcher Vergleich Konkurrenzkampf mit-
einschließt und somit Leistungsdruck ausüben kann (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:9). Ver-
gleiche bezüglich Meinungen haben dementgegen eine andere Funktion, welche einen posi-
tiven Effekt auf die Lebenszufriedenheit hat; sie ermöglichen Lösungsstrategien und bieten 
mehr generelle Orientierungen im Leben (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:9).  
Ausgehend von der Relevanz des sozialen Vergleichs für die allgemeine Lebenszufrieden-
heit führt dies zu der ersten Hypothese. Diese bezieht sich auf die allgemeine Tendenz des 
Vergleichs mit anderen bezüglich der Fähigkeiten und dessen Auswirkung auf die allgemei-
ne Lebenszufriedenheit und lautet wie folgt: 
3 Theoretischer 
Hintergrund 
10 
Hypothese 1:  
Je höher die Tendenz sich mit anderen zu vergleichen (bezogen auf Fähigkeiten), desto 
geringer die Lebenszufriedenheit. 
Im ersten Teil der Untersuchung  bezogen auf die erste Hypothese  geht es also darum, 
herauszufinden, ob die Tendenz sich mit anderen zu vergleichen einen Effekt auf die all-
gemeine Lebenszufriedenheit hat. Im nächsten Schritt wird das relative Einkommen mit-
einbezogen. 
3.2
  Die Bedeutung des relativen Einkommens 
Ergebnisse bisheriger Studien beziehen sich vor allem auf den Zusammenhang von Ein-
kommen und der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Dabei hat nicht nur absolutes, sondern 
bedeutend stark auch relatives Einkommen einen Effekt auf die Lebenszufriedenheit. Dies 
deutet auf die Bedeutung sozialen Vergleichs hin, da soziale Vergleichsprozesse wesentliche 
Mechanismen darstellen. Darauf aufbauend wird davon ausgegangen, dass Individuen ihr 
Einkommen mit anderen vergleichen um ihre eigene finanzielle Situation zu beurteilen und 
dies Auswirkung auf die allgemeine Lebenszufriedenheit hat (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:9). 
Sozialer Vergleich und relatives Einkommen hängen miteinander zusammen und korrelie-
ren somit im Effekt auf die Lebenszufriedenheit. Dabei ist der Effekt des relativen Ein-
kommens bei denjenigen stärker, die sich häufiger mit anderen vergleichen: ,,The higher the 
self-reported tendency to compare oneself with others, the stronger the effect of relative income on life satisfac-
tion" 
(S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
 2014:772). Individuen, die dazu tendieren ihr Einkommen mit 
anderen zu vergleichen, berichten über eine geringere Lebenszufriedenheit als diejenigen, 
die sich nicht für das Einkommen anderer interessieren (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP 
2011:10). 
Der Vergleich von Fähigkeiten spielt dabei eine bedeutendere Rolle als der von Meinungen, 
da angenommen wird, dass Fähigkeiten den ökonomischen Erfolg anderer eher wieder-
spiegeln (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
 2014:772). Auch sind Vergleiche bezüglich Fähigkeiten 
meist aufwärts gerichtet, wobei dies für Vergleiche bezogen auf Meinungen nicht gilt: ,,The-
re is a unidirectional drive upward in the case of abilities which is largely absent in opinions"
 (F
ESTINGER
1954:124).  
Soziale Vergleichsprozesse sind relevant für die Erklärungen des komplexen Zusammen-
hangs zwischen Einkommen und Lebenszufriedenheit (W
OLBRING
 et al. 2013:87). Die 
3 Theoretischer 
Hintergrund 
11 
Annahme liegt nun darin, dass das Einkommen die Lebenszufriedenheit durch soziale Ver-
gleiche mit bestimmten Referenzgruppen beeinflusst (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
 2014:772; 
W
OLBRING
 et al. 2013:88). Dies wird u.a. anhand der relativen Einkommenshypothese 
erklärt, die von D
UESENBERRY
 stammt und worauf in diesem Kapitel zurückgegriffen wird. 
Neben der positiven Korrelation von Einkommen und Lebenszufriedenheit (je höher das 
Einkommen, desto höher die Lebenszufriedenheit), spielt das relative Einkommen eine 
bedeutende Rolle für die allgemeine Lebenszufriedenheit (E
ASTERLIN 
1974; B
ALL 
&
C
HERNOVA 
2008;
F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL 
2005;
L
UTTMER
 2005;
S
ENIK 
2009;
S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
 2014). Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist somit nicht nur von absolutem Ein-
kommen abhängig, sondern auch von der relativen Position: ,,If everybody were to drive a Rolls 
Royce, one would feel unhappy with a cheaper car" 
(F
ERRER
-
I
-C
ARBONELL
 2005:1001). 
Das Vorgehen bei der zweiten und dritten Hypothese  wie bereits im theoretischen Kapi-
tel begründet wurde  dient u.a. der Überprüfung der relativen Einkommenshypothese.  
3.2.1
  Einkommensdifferenzen innerhalb/zwischen Bildungsgruppen 
In F
ESTINGER
s Arbeit von 1954 heißt es: ,,There exists, in the human organism, a drive to evaluate 
his opinions and his abilities"
 (ebd.117) und weiter: "[...] people evaluate their opinions and abilities 
by comparison respectively with the opinions and abilities of others"
 (ebd.118). Darauf begründet wird 
davon ausgegangen, dass sich Menschen grundsätzlich mit anderen vergleichen. Wie bereits 
kurz erläutert wurde, vergleichen sich Individuen vor allem mit anderen, die ihnen ähnlich 
sind. Empirische Studien fanden außerdem heraus, dass es einen signifikanten Zusammen-
hang zwischen sozialem Vergleich und der Bildung gibt (S
CHNEIDER 
&
S
CHUPP
 2014:771). 
Diesbezüglich wird für die nächste Analyse die Variable der Bildung mit aufgenommen, 
wobei zwischen Personen mit niedriger Bildung (ohne Schulabschluss oder Hauptschulab-
schluss), mittlerer Bildung (Realschulabschluss/mittlere Reife) und Personen mit hoher 
Bildung (Abitur oder Fachhochschulreife) unterschieden wird. Wie anzunehmen ist, sind 
Bildung und Einkommen positiv korreliert, sodass die höchste Bildungsgruppe durch-
schnittlich mehr verdient als die erste und zweite, die zweite mehr als die erste (siehe Tabel-
le 2.4). Es wird angenommen, dass sich Personen innerhalb dieser drei Gruppen unterei-
nander vergleichen, was daran gemessen wird, ob Individuen innerhalb einer Bildungs-
gruppe mit einem Einkommen unterhalb des Durchschnitts in dieser Gruppe, eine niedri-
gere Lebenszufriedenheit aufweisen.  
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2016
 - ISBN (PDF)
 - 9783961161027
 - ISBN (Paperback)
 - 9783961166022
 - Dateigröße
 - 385 KB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Eberhard-Karls-Universität Tübingen – Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
 - Erscheinungsdatum
 - 2017 (März)
 - Note
 - 1,0
 - Schlagworte
 - sozialer Vergleich Lebenszufriedenheit Einkommen relatives Einkommen SOEP Stata
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