Die Bedeutung von Industrie 4.0 für mittelständische Automobilzulieferer
					
	
		©2015
		Bachelorarbeit
		
			
				80 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Spätestens mit dem Erscheinen des vorläufigen Abschlussberichts der Forschungsunion und deren Arbeitskreis Industrie 4.0 im Jahr 2012, hat sich um den Begriff „Industrie 4.0“ ein regelrechter Hype entwickelt. Mit der „vierten industriellen Revolution“ erfolgt laut Experten ein notwendiger Paradigmenwechsel und damit verbunden eine grundlegende Umwälzung der gesamten Industrielandschaft.
Durch den Einsatz von „Cyber-Physical Systems“, welche die automatische Kommunikation von Maschine zu Maschine ermöglichen, soll sowohl die Ressourceneffizienz als auch die Flexibilität von Arbeits-, Transport- und Lagersystemen gesteigert werden. Das zusätzliche Einbinden von Kunden und Zulieferern in den Geschäfts- und Wertschöpfungsprozess mit Hilfe des „Internet der Dinge und Dienste“ ebnet den Weg für die sogenannten „Smart Factories“ bzw. „intelligenten Fabriken“.
Im Zuge von Industrie 4.0 kommt Deutschland eine bedeutende Rolle zu, denn im Gegensatz zu anderen großen Industrienationen hält Deutschland seit den 90er Jahren einen stabilen und vergleichsweise hohen Industrieanteil von über 25 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (Voigt, 2008, S. 7-9). Dabei stellen die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einen entscheidenden Faktor dar, da sie nahezu 50 Prozent des Umsatzes des verarbeitenden Gewerbes erbringen. Industrielle Leitmärkte des verarbeitenden Gewerbes sind unter anderem in der Automobil- und Fertigungsindustrie zu finden.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung von Industrie 4.0 und die damit einhergehenden Chancen und Risiken für kleine und mittlere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, speziell dem Bereich der Automobilzulieferer, zu analysieren. Zudem werden die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, welche nötig sind, um Industrie 4.0 umsetzen zu können, wissenschaftlich untersucht. Vor diesem Hintergrund werden zunächst die theoretischen Grundlagen sowie der aktuelle wissenschaftliche Stand aufgezeigt, bevor es zur Auswertung der Experteninterviews kommt. Anschließend gilt es die theoretischen Kenntnisse mit den Ergebnissen aus den Interviews zu vergleichen.
	Durch den Einsatz von „Cyber-Physical Systems“, welche die automatische Kommunikation von Maschine zu Maschine ermöglichen, soll sowohl die Ressourceneffizienz als auch die Flexibilität von Arbeits-, Transport- und Lagersystemen gesteigert werden. Das zusätzliche Einbinden von Kunden und Zulieferern in den Geschäfts- und Wertschöpfungsprozess mit Hilfe des „Internet der Dinge und Dienste“ ebnet den Weg für die sogenannten „Smart Factories“ bzw. „intelligenten Fabriken“.
Im Zuge von Industrie 4.0 kommt Deutschland eine bedeutende Rolle zu, denn im Gegensatz zu anderen großen Industrienationen hält Deutschland seit den 90er Jahren einen stabilen und vergleichsweise hohen Industrieanteil von über 25 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (Voigt, 2008, S. 7-9). Dabei stellen die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einen entscheidenden Faktor dar, da sie nahezu 50 Prozent des Umsatzes des verarbeitenden Gewerbes erbringen. Industrielle Leitmärkte des verarbeitenden Gewerbes sind unter anderem in der Automobil- und Fertigungsindustrie zu finden.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung von Industrie 4.0 und die damit einhergehenden Chancen und Risiken für kleine und mittlere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, speziell dem Bereich der Automobilzulieferer, zu analysieren. Zudem werden die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, welche nötig sind, um Industrie 4.0 umsetzen zu können, wissenschaftlich untersucht. Vor diesem Hintergrund werden zunächst die theoretischen Grundlagen sowie der aktuelle wissenschaftliche Stand aufgezeigt, bevor es zur Auswertung der Experteninterviews kommt. Anschließend gilt es die theoretischen Kenntnisse mit den Ergebnissen aus den Interviews zu vergleichen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
II 
6.4.1  Hauptrisiken/ -probleme aus der Sicht der Befragten ... 31 
6.4.2  Potenziale von Industrie 4.0 für KMU ... 32 
6.5 Veränderungen auf das Geschäftsmodell durch Industrie 4.0 ... 33 
6.6 Wirtschaftspolitische Maßnahmen und Technologie-Trends ... 34 
7 
Diskussion der Ergebnisse ... 35 
7.1 Bedeutung von Industrie 4.0 für Automobilzulieferer-KMU ... 35 
7.2 Gesamtwirtschaftliche Maßnahmen ... 35 
7.3 Hemmnisse bei der Umsetzung von Industrie 4.0 und Potenziale ... 36 
7.4 Digitale Geschäftsmodelle ... 38 
8 
Fazit ... 39 
8.1 Zusammenfassung ... 39 
8.2 Limitationen und weiterer Forschungsbedarf ... 40 
9 
Literaturverzeichnis ... VII 
ANHANG ... XII 
III 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 
Abb. 
ABS 
AG 
BITKOM 
BMBF 
BMW 
BMWi 
Abbildung 
Antiblockiersystem 
Aktiengesellschaft 
Bundesverband  Informationswirtschaft,  Tele-
kommunikation und neue Medien e.V. 
Bundesministerium für Bildung und Forschung 
Bayerische Motoren Werke 
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 
BRIC 
bzgl. 
ca. 
CPS 
EDI 
ESP 
GmbH 
GPS 
Brasilien, Russland, Indien, China 
bezüglich 
circa 
Cyber-Physical System 
Electronic Data Interchange 
Elektronisches Stabilitätsprogramm 
Gesellschaft mit beschränkter Haftung 
Global Positioning System 
Hrsg. 
Herausgeber 
IFM 
IoT 
IT 
ITK 
KMU 
M2M 
Mbit/s 
Mio. 
Mrd. 
Institut für Mittelstandsforschung 
Internet of Things 
Informationstechnik 
Informations- und Kommunikationstechnik 
Kleine und mittlere Unternehmen 
Machine-to-Machine 
Megabit pro Sekunde 
Millionen 
Milliarden 
RFID 
USA 
WLAN 
WZ 
Radio-Frequency Identification 
United States of America 
Wireless Local Area Network 
Wirtschaftszweig 
z.B. 
3D 
zum Beispiel 
dreidimensional 
IV 
SYMBOLVERZEICHNIS 
% 
> 
Euro 
Prozent 
,,größer" 
V 
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 
Abbildung 2-1: Umsatz durch RFID-Tags in Milliarden USD weltweit ... 4 
Abbildung 2-2: Vernetzte horizontale Wertschöpfungskette ... 6 
Abbildung 2-3: Vernetzte vertikale Wertschöpfungskette ... 6 
Abbildung 3-1: Bedarf für eine Unterstützung durch die Politik bei der Umsetzung von 
Industrie 4.0 ... 11 
Abbildung 3-2: Entwicklung des Datenvolumens im stationären Breitband-
Internetverkehr im Festnetz in Deutschland von 2001 bis 2014 ... 13 
Abbildung 3-3: Nutzung von Cloud Computing in Unternehmen in Deutschland ... 14 
Abbildung 3-4: Die wichtigsten IT-Trends des Jahres 2014 ... 15 
Abbildung 3-5: Total Early-Stage Entrepreneurship Activity, 2014 ... 16 
Abbildung 3-6: Hemmnisse für die Umsetzung von Industrie 4.0 ... 19 
Abbildung 3-7: Vernetzung im Ex-ante-Szenario durch Industrie 4.0 ... 19 
Abbildung 3-8: Vernetzung im Ex-post-Szenario durch Industrie 4.0 ... 20 
Abbildung 3-9: Vernetzung im Koordinationsszenario durch Industrie 4.0 ... 21 
Abbildung 3-10: Motivation für die Umsetzung von Industrie 4.0 bei KMU ... 22 
Abbildung 3-11: Entwicklung der Modellvielfalt am Beispiel von BMW und VW ... 23 
VI 
TABELLENVERZEICHNIS 
Tabelle 2-1: Unternehmen, Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in 
Unternehmen 2009 in Deutschland in allen Wirtschaftszweigen nach 
Unternehmensgröße ... 8 
Tabelle 2-2: Verhältnis der Betriebs- zur Beschäftigtenzahl im Jahr 2014, 
Wirtschaftszweig 29: Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ... 9 
Tabelle 2-3: Verhältnis der Betriebs- zur Beschäftigtenzahl im Jahr 2014, 
Wirtschaftszweig 29.3: Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ... 10 
Tabelle 6-1: Befragte Unternehmen und Ansprechpartner ... 28 
1 
1 
Einleitung 
1.1  Problemstellung 
Spätestens mit dem Erscheinen des vorläufigen Abschlussberichts der Forschungsunion und 
deren Arbeitskreis Industrie 4.0 im Jahr 2012, hat sich um den Begriff ,,Industrie 4.0" ein re-
gelrechter Hype entwickelt. Mit der ,,vierten industriellen Revolution" erfolgt laut Experten ein 
notwendiger  Paradigmenwechsel  und  damit  verbunden  eine  grundlegende  Umwälzung  der 
gesamten Industrielandschaft (Baum et al., 2013, S. 1). 
Durch den Einsatz von ,,Cyber-Physical Systems", welche die automatische Kommunikation 
von  Maschine  zu  Maschine  ermöglichen,  soll  sowohl  die  Ressourceneffizienz  als  auch  die 
Flexibilität  von  Arbeits-,  Transport-  und  Lagersystemen  gesteigert  werden.  Das  zusätzliche 
Einbinden  von  Kunden  und  Zulieferern  in  den  Geschäfts-  und  Wertschöpfungsprozess  mit 
Hilfe des ,,Internet der Dinge und Dienste" ebnet den Weg für die sogenannten ,,Smart Fac-
tories" bzw. ,,intelligenten Fabriken" (Hellinger & Stumpf, 2013, S. 5). 
In den intelligenten Fabriken findet mittels besagter Systeme eine Kopplung von physischer 
und  virtueller  Welt  statt.  Damit  erfolgt  eine  durchdringende  digitale  Vernetzung  von  Perso-
nen,  Ressourcen  und  Maschinen  (Kraus,  2014,  S.  8-9).  Auf  diese  Weise  soll  entlang  der 
kompletten Wertschöpfungskette eine ganzheitliche Ausschöpfung der Optimierungspotenzi-
ale  gewährleistet  werden  (Bauernhansl,  ten  Hompel  &  Vogel-Heuser,  2014,  S. 59),  was  zu 
einer kostengünstigeren und effizienteren Produktion führen soll (Verein Deutscher Ingenieu-
re, 2013, S. 3). Als zentrale Vision hinter Industrie 4.0 lässt sich ,, [...] ein sich selbst organi-
sierendes  Netzwerk  von  Maschinen,  Lagersystem  und  Betriebsmitteln  [...]"  (Baum  et  al., 
2013,  S. 31)  identifizieren,  welches  sich  zunehmend  an  den  individualisierten  Kundenwün-
schen orientiert (Diegner et al., 2015, S. 3). 
Im Zuge von Industrie 4.0 kommt  Deutschland eine bedeutende Rolle zu, denn im Gegen-
satz zu anderen großen Industrienationen hält Deutschland seit den 90er Jahren einen stabi-
len und vergleichsweise hohen Industrieanteil von über 25 Prozent an der gesamtwirtschaft-
lichen Bruttowertschöpfung (Voigt, 2008, S. 7-9). Dabei stellen die kleinen und mittleren Un-
ternehmen (KMU) einen entscheidenden Faktor dar, da sie nahezu 50 Prozent des Umsat-
zes des verarbeitenden Gewerbes erbringen. Die Bedeutung der KMU wird weiterhin deut-
lich durch die Tatsache, dass etwa 60 Prozent der im verarbeitenden Gewerbe tätigen Per-
sonen in rund 42.500 KMU beschäftigt sind, während die restlichen 40 Prozent auf 1500 Un-
ternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten verteilt sind (Statistisches Bundesamt, 2014, S. 6-
11).  
2 
Industrielle Leitmärkte des verarbeitenden Gewerbes sind unter anderem in der Automobil- 
und Fertigungsindustrie zu finden (Kelkar & Heger, 2014, S. 13). Deutschland ist mit einem 
Jahresumsatz von ca. 368 Mrd. Euro in 2014 nach China, den USA und Japan das Land mit 
der viertgrößten Automobilindustrie weltweit. Der Industriezweig umfasst Kfz-Hersteller, Au-
tomobilzulieferer  und  Hersteller  von  Anhängern  und  Aufbauten  (Verband  der  Automobilin-
dustrie, 2015, S. 16-20). Die Automobilindustrie gilt damit als eine der Schlüsselbranchen in 
Deutschland.  In  besonderem  Maße  tragen  hierzu  die  Automobilzulieferer  bei,  denn  sie  er-
bringen Drei Viertel der Wertschöpfung beim Bau eines Automobils (IG Metall, 2015a).  
Trotz der Tatsache, dass ein Wachstum in allen drei Herstellergruppen vorliegt, gibt es große 
Unterschiede  bezüglich  der  strategischen  Herausforderungen.  Die  Autobauer,  zumeist 
Großunternehmen,  profitieren  unter  anderem,  als  Folge  von  Produktionsverlagerungen  in 
Niedriglohnländer,  von  geringeren  Produktionskosten  und  einer  bisher  stetig  steigenden 
Nachfrage nach Autos, vor allem aus den BRIC Staaten (Deutsche Industriebank IKB, 2014). 
Die deutschen Automobilzulieferer hingegen, wovon der Großteil mittelständisch geprägt ist, 
sehen  sich  in  Zukunft  möglicherweise  mit  Umsatzeinbußen  konfrontiert,  da  die  Automobil-
produktion in Europa mittel- bzw. langfristig nicht mehr gesteigert werden kann. Zudem be-
finden  sie sich  in  einer kritischen  Transformationsphase  aufgrund  von  neuen  Technologien 
und  Veränderungen  in  den  Wertschöpfungsmustern  (Bratzel,  Retterath  &  Hauke,  2015, 
S. 179-180).  Hier  hat  vor  allem  die  Umsetzung  von  Industrie  4.0  große  Bedeutung  für  die 
zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Automobilzulieferer-Unternehmen (Zlich, 2014). 
Einige Studien, wie beispielsweise die des Unternehmens PricewaterhouseCoopers AG über 
Chancen  und  Herausforderungen  der  vierten  industriellen  Revolution  (2014),  deuten  den-
noch  auf  eine  positive  Entwicklung  der  deutschen  Industrieunternehmen  hin.  Während  im 
Jahr 2014 der Digitalisierungsgrad der horizontalen und vertikalen Wertschöpfungskette von 
deutschen Automobilzulieferern sowie Maschinen- und Anlagenbauern bei etwa 19 Prozent 
lag, wird erwartet, dass bereits im Jahr 2020 rund 85 Prozent der Unternehmen ihre Wert-
schöpfungskette weitgehend digitalisiert haben werden (Geissbauer, Schrauf, Koch & Kuge, 
2014, S. 20) und dadurch ihre Bruttowertschöpfung im Bereich der Herstellung von Kraftwa-
gen und Kraftwagenteilen um bis zu 20 Prozent, im Maschinen- und Anlagenbau sogar um 
bis zu 30 Prozent steigern werden können (Kelkar & Heger, 2014, S. 11). 
1.2  Zielsetzung und Gang der Untersuchung 
Ziel  dieser  Arbeit  ist  es,  die  Bedeutung  von  Industrie  4.0  und  die  damit  einhergehenden 
Chancen und Risiken für kleine und mittlere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewer-
be,  speziell  dem  Bereich  der  Automobilzulieferer,  zu  analysieren.  Zudem  werden  die  wirt-
3 
schaftspolitischen  Maßnahmen,  welche  nötig  sind,  um  Industrie  4.0  umsetzen  zu  können, 
wissenschaftlich  untersucht.  Vor  diesem  Hintergrund  werden  zunächst  die  theoretischen 
Grundlagen sowie der aktuelle wissenschaftliche Stand aufgezeigt bevor es zur Auswertung 
der  Experteninterviews  kommt.  Anschließend  gilt  es  die  theoretischen  Kenntnisse  mit  den 
Ergebnissen aus den Interviews zu vergleichen. 
Bei den theoretischen Grundlagen werden die verschiedenen technologischen Aspekte von 
Industrie  4.0  verdeutlicht  und  die  gegenwärtige  Situation  der  Automobilzulieferer-KMU  dar-
gestellt. Anschließend wird der Stand der Forschung zusammengefasst, um klar zu definie-
ren in welchem Bereich der Wissensstand zu vertiefen ist und neue Erkenntnisse zu erarbei-
ten sind. Anschließend erfolgt die Herleitung der Forschungsfragen, um das inhaltliche Ziel 
der Arbeit zu konkretisieren. In Kapitel vier wird die Methodik bei der Durchführung und Aus-
wertung der Experteninterviews besprochen. Die Experteninterviews werden dann in Kapitel 
fünf  nach  dem  Prinzip  der  qualitativen  Inhaltsanalyse  von  Mayring  ausgewertet.  Darauffol-
gend  werden  die  Ergebnisse  der  Experteninterviews  mit  dem  Theorieteil  der  Arbeit  vergli-
chen, damit Übereinstimmungen und Abweichungen herausgearbeitet werden können bevor 
abschließend das Fazit gezogen wird.  
4 
0
5
10
15
20
25
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2020
In Milliarden 
USD
2 
Theoretische Grundlagen 
2.1  Grundlegende technologische Aspekte von Industrie 4.0 
Begriffe wie Cyber-Physical System, Smart Factory und Internet der Dinge bzw. Internet of 
Things (IoT) prägen das allgemeine Bild von Industrie 4.0. Im nachfolgenden sollen deshalb 
zunächst diese grundlegenden Begriffe erklärt werden. 
Das Internet der Dinge besteht aus einem riesigen Netzwerk mit Milliarden von vernetzten Ge-
genständen.  Dabei  werden  Menschen  mittels  Smartphones,  Smartwatches,  Tablets,  etc.  mit 
Dingen wie Maschinen, Automobilen oder dem ,,intelligenten" Eigenheim verbunden (Andelfin-
ger & Hänisch, 2015, S. 9). Die zunehmende Allgegenwärtigkeit solch intelligenter Alltagsge-
genstände  wird  ,,Ubiquitous  Computing"  genannt  und  bildet  die  Vorstufe  der  sogenannten 
,,Ambient Intelligence", der intelligenten Umgebung (Bullinger & ten Hompel, 2007, S. 21).  
Um eine solche intelligente Umgebung zu erschaffen werden Technologien benötigt, die eine 
Verbindung  zwischen  virtueller  und  physikalischer  Welt  herstellen.  Eine  besondere  Bedeu-
tung  kommt  hier  der  RFID-Technologie  als  Sender-Empfänger-System  zu.  Diese  gilt  als 
branchenübergreifende  Schlüsseltechnologie,  da  sie  Gegenständen  ermöglicht  eine  eigene 
Information mit sich zu tragen, welche das Objekt berührungslos und automatisch identifizier- 
und lokalisierbar macht. Die Informationen in dem sogenannten RFID-Tag erlauben jedoch 
nicht nur die reine Identifikation des Gegenstandes, sondern befähigen den Gegenstand von 
Anfang an zu ,,wissen", wohin er muss und wie er dort hingelangt (Bullinger & ten Hompel, 
2007, S. 21).  
Abbildung 2-1: Umsatz durch RFID-Tags weltweit 
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Mazhelis et al. (Computer Science and Informationen Systems Re-
ports 2013), S. 16 
5 
Die zunehmende Relevanz der RFID-Technologie spiegelt sich in Abb. 2-1 wieder. Laut des 
State of the Art Reports der finnischen Universität von Jyväskylä ist der Umsatz durch RFID-
Tags innerhalb der letzten fünf Jahre von fünf auf über zehn Mrd. US Dollar angestiegen und 
hat sich damit mehr als verdoppelt. Bis 2020 wird erwartet, dass eine weitere deutliche Stei-
gerung des Umsatzes auf über 20 Mrd. US Dollar durch RFID-Tags stattfindet. Damit würde 
eine jährliche Wachstumsrate von 14,6 Prozent vorliegen (Mazhelis et al., 2013, S. 16). 
Gerade in der Produktion und Logistik befindet sich die RFID-Technologie bereits in Anwen-
dung.  Die  RFID-Transponder  bilden  dabei  einen  Grundbaustein  der  sogenannten  ,,Embed-
ded Systems", welche einen weiteren zentralen Begriff um Industrie 4.0 darstellen. Embed-
ded Systems bestehen aus Identifikatoren (z.B. RFID-Transponder), Mikrocontrollern, Kom-
munikationssystemen, Sensoren sowie Aktoren und werden daher informationsverarbeitende 
Systeme genannt (Bauer, Schlund, Marrenbach & Ganschar, 2014, S. 19). Beispiele für Em-
bedded Systems sind in der Automobilindustrie das Antiblockiersystem (ABS), das adaptive 
Kurvenlicht und das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) (Wagner, Nascimento & Olivei-
ra, 2012). 
Durch die Vernetzung physischer Vorgänge über Sensoren und Aktoren einer Vielzahl von 
eingebetteten Systemen mit digitalen Diensten, welche an weltweite Netze angebunden sind, 
entsteht  eine  direkte  Verbindung  zwischen  physikalischer  und  virtueller  Welt  und  damit  ein 
cyber-physisches System oder auch Cyber-Physical System (CPS) (Broy, 2010, S. 17). An-
wendung  finden  CPS  z.B.  im  Qualitätsmanagement,  bei  der  Optimierung  von  Produktions-
prozessen,  im  Produkt-Lebenszyklus  Management,  bei  dem  Informationsaustausch  in  der 
Wertschöpfungskette  sowie  bei  Service  und  Wartungsprozessen  (Wolff  &  Schulze,  2013). 
Das wohl bekannteste Cyber-Physical System ist jedoch das Smartphone. Es befindet sich 
über  Nutzerschnittstellen,  Sensoren  (z.B.  in  Form  von  Beschleunigungs-,  GPS-  oder  Kom-
passsensoren) und Aktoren  mit der Umgebung in direkter Interaktion, kommuniziert gleich-
zeitig aber auch im digitalen Netz (Broy, 2010, S. 2122).   
Dieses  Prinzip  der  Vernetzung  findet  sich  ebenfalls  bei  Produktionssystemen  von  Fabriken 
und  Unternehmen.  ,,Die  eingebetteten  Produktionssysteme  sind  einerseits  vertikal  mit  be-
triebswirtschaftlichen  Prozessen  in  Fabriken  und  Unternehmen  vernetzt  und  andererseits 
horizontal  zu  verteilten  Wertschöpfungsnetzwerken  verknüpft    von  der  Bestellung  bis  zur 
Lieferung" (Baum et al., 2013, S. 31). Besagte Vernetzung wird graphisch anhand von Abb. 
2-2  und  Abb.  2-3  dargestellt.  Dabei  beschreibt  Abb.  2-2  die  unternehmensübergreifende 
Vernetzung der horizontalen Wertschöpfungskette, welche sich aus Lieferant, Unternehmen 
und  Kunde  zusammensetzt,  während  Abb.  2-3  die  Vernetzung  der  vertikalen  Wertschöp-
fungskette innerhalb des Unternehmens darstellt. Deutlich wird hier vor allem, dass die Ver-
6 
netzung  jeweils  in  beide  Richtungen  erfolgt  und  damit  die  klassische  Abgrenzung  von  Ge-
schäftsbereichen auflöst (Geissbauer et al., 2014, S. 21). 
Abbildung 2-2: Vernetzte horizontale Wertschöpfungskette 
Quelle: in Anlehnung an Geissbauer et al. (Industrie 4.0  Chancen und Herausforderungen 2014), S. 21 
Abbildung 2-3: Vernetzte vertikale Wertschöpfungskette 
Quelle: in Anlehnung an Geissbauer et al. (Industrie 4.0  Chancen und Herausforderungen 2014), S. 21 
7 
Das  unternehmensübergreifende  Vernetzen  von  mehreren  eingebetteten  Produktionssyste-
men  zu  cyber-physikalischen  Systemen  lässt  eine  ,,intelligente"  Umgebung  entstehen,  wel-
che  wiederum  Grundbaustein  der  Smart  Factory  ist  (Kelkar  &  Heger,  2014,  S. 2).  In  der 
Smart  Factory  erfolgt  zum  einen  eine  Machine-to-Machine  (M2M)  Kommunikation,  welche 
den automatischen  Datenaustausch zwischen Endgeräten beschreibt und zum anderen die 
klassische Mensch-Maschine Kommunikation, bei welcher der Mensch mit der Maschine z.B. 
via  Touch-Bildschirmen  kommuniziert.  So  kann  beispielsweise  der  Instandhalter  einer  Ma-
schine  über  ein  mobiles  Endgerät  benachrichtigt  werden,  wenn  die  Maschine  ausfällt  und 
erhält  Informationen  warum  diese  ausgefallen ist.  Die  Wartung  kann mit  diesen  Informatio-
nen signifikant beschleunigt werden, was zu geringeren Maschinenausfallzeiten führt (Emm-
rich et al., 2015, S. 38-39).  
Die intelligente Fabrik wird durch die Gesamtheit der beschriebenen automatisierten Syste-
me  weniger  störanfällig  und  steigert  gleichzeitig,  aufgrund  der  höheren  Flexibilität  in  der 
Wertschöpfung,  die  Effizienz  und  Nachhaltigkeit  der  gesamten  Produktion.  Zusammen  mit 
Schnittstellen  für  intelligente  Industrie  4.0-Lösungen  in  Bereichen  wie  Mobilität,  Logistik, 
Stromversorgung  und  Gebäudemanagement  bildet  die  Smart  Factory  einen  wichtigen  Teil 
der  zukünftigen  intelligenten  Infrastruktur  und  zeigt  auf,  dass  Industrie  4.0  kein  isoliertes 
Entwickeln  von  Lösungen  darstellt,  sondern  ganzheitlich  zu  betrachten  ist  (Hellinger  & 
Stumpf, 2013, S. 23). 
2.2  Mittelständische Automobilzulieferer 
2.2.1  Begriffsbestimmung: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 
Der Begriff KMU steht gemäß der Definition im EU-Recht für ,,kleine und mittlere Unterneh-
men"  (Empfehlung  2003/361  der  Kommission,  06.05.2003).  Aufgrund  der  Tatsache,  dass 
sowohl  auf  nationaler  als  auch  auf  internationaler  Ebene  die  quantitative  Abgrenzung  von 
KMU  variiert,  eine  Strukturierung  der  Größenklassen  für  die  wissenschaftliche  Bearbeitung 
jedoch  notwendig  ist,  wird  in  dieser  Arbeit  die  neue  Mittelstandsdefinition  des  Instituts  für 
Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn übernommen. Als kleine Unternehmen werden laut dem 
Forschungsinstitut  solche  Unternehmen  angesehen,  deren  Anzahl  an  Beschäftigten  nicht 
mehr  als  9  beträgt.  Zudem  darf  der  Umsatz  pro  Jahr  maximal  eine  Million  Euro  betragen. 
Mittlere Unternehmen hingegen beschäftigen bis zu 499 Personen und weisen einen jährli-
chen Umsatz von höchstens 50 Mio. Euro auf (Institut für Mittelstandsforschung Bonn, 2002, 
S. 14). 
8 
Tabelle 2-1: Unternehmen, Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Unternehmen 2009 in 
Deutschland in allen Wirtschaftszweigen nach Unternehmensgröße 
Unternehmensgröße 
Anzahl (Anteil in Prozent) 
der Unternehmen 
Umsatz  (Anteil  in  Pro-
zent) in 1.000 
Anzahl  (Anteil  in  Prozent) 
der 
sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten 
Kleine Unternehmen 
3.158.065 (87,8) 
434.679.443 (8,7) 
3.596.986 (14,3) 
Mittlere Unternehmen 
426.695 (11,9) 
1.513.291.107 (30,4) 
11.693.855 (46,5) 
KMU insgesamt 
3.584.760 (99,7) 
1.947.970.550 (39,1) 
15.290.841 (60,8) 
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Unternehmensgrößenstatis-
tik 2012), S. 16 
Wie  in  Tabelle  1-1  zu  sehen  ist,  zählten  im  Jahr  2009  in  Deutschland  in  allen  Wirtschafts-
zweigen (WZ) zusammen 99,7 Prozent, also etwa 3,6 Millionen Betriebe zu den kleinen und 
mittleren Unternehmen. Damit erwirtschafteten die KMU etwa 39 Prozent des Gesamtumsat-
zes in Deutschland und beschäftigten ca. 15,3 Millionen Menschen (Institut für Mittelstands-
forschung Bonn, 2012, S. 16). 
Trotz  der  Vorteile,  welche  aus  der  Grobstrukturierung  der  Unternehmensgrößen  durch  das 
IfM entstehen, soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass diese Betrachtung Unterschiede 
aufgrund  von  differierenden  Branchenmerkmalen  zwischen  den  Unternehmen  ausblendet. 
Die Größe  eines Unternehmens kann von Branche zu Branche eine unterschiedliche Rolle 
spielen. Das hängt beispielsweise von der Kapitalintensität, Exportverflechtung oder der In-
novationsdynamik der jeweiligen Branche ab (Bass, 2006, S. 10). 
2.2.2  Quantifizierung von mittelständischen Automobilzulieferer-KMU 
Laut  dem  Statistischen  Bundesamt  werden  die  Automobilzulieferer-KMU  dem  Wirtschafts-
zweig  29  ,,Herstellung  von  Kraftwagen  und  Kraftwagenteilen"  zugeordnet.  Dieser  unterteilt 
sich in zweiter Ebene in die ,,Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenmotoren", die ,,Her-
stellung von Karosserien, Aufbauten und Anhängern" und in die ,,Herstellung von Teilen und 
Zubehör  für  Kraftwagen"  (Statistisches  Bundesamt,  2008,  S. 309).  Anzumerken  ist  jedoch, 
dass die dem Wirtschaftszweig 29.1 angehörenden Hersteller von Kraftwagen und Kraftwa-
genmotoren  keine  Automobilzulieferer  in  diesem  Sinne  sind,  sondern  Automobilhersteller. 
Ebenso sind die Hersteller von Karosserien, Aufbauten und Anhängern des WZ 29.2 im en-
geren Sinne keine Zulieferer (Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH, 2011, 
S. 2-3). Da jedoch die in Kapitel sechs und sieben behandelten Experteninterviews innerhalb 
des Wirtschaftszweigs 29 geführt wurden, wird zunächst der komplette Wirtschaftszweig be-
9 
trachtet bevor anschließend eine genauere Betrachtung der Automotive-Zulieferer des Wirt-
schaftszweigs 29.3 erfolgt. 
Tabelle  2-2:  Verhältnis  der  Betriebs-  zur  Beschäftigtenzahl  im  Jahr  2014,  Wirtschaftszweig  29:  Herstellung  von 
Kraftwagen und Kraftwagenteilen 
Branche  insgesamt  (An-
zahl in Prozent) 
KMU (Anzahl in Prozent) 
Großunternehmen  (An-
zahl in Prozent) 
Betriebe 
1.312 (100) 
1.102 (84) 
210 (16) 
Beschäftigte 
797.183 (100) 
138.237 (17,3) 
658.946 (82,7) 
Umsatz in 1.000 
370.977.932 (100) 
36.897.563 (10) 
334.080.369 (90) 
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Statistisches Bundesamt (Betriebe, Tätige Personen und Umsatz 
des Verarbeitenden Gewerbes 2014), S. 30-41 
Wie  in  Tab.  2-2  zu  erkennen  ist,  wurden  in  Deutschland  Ende  September  2014  insgesamt 
1.312 Unternehmen gezählt, welche in der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 
tätig waren. Davon gehörten 1.102, also knapp 84 Prozent der Betriebe zu den kleinen und 
mittleren  Unternehmen,  welche  jedoch  lediglich  17,3  Prozent  der  in  der  Automobilzuliefer-
branche  tätigen  Personen  beschäftigten.  Dabei  erzielten  die  KMU  einen  Umsatzanteil  von 
lediglich ca. zehn Prozent, während die übrigen 210 Betriebe, die zu den Großunternehmen 
gezählt werden, rund 90 Prozent des Umsatzes im Wirtschaftszeig 29 erzielten und mit ca. 
659.000 tätigen Personen auch den Großteil an Beschäftigten stellten. Aufgrund der Tatsa-
che,  dass  die  hier  mitaufgeführten  Großunternehmen  des  WZ  29.1  ,,Herstellung  von  Kraft-
wagen und Kraftwagenmotoren" alleine einen Umsatzanteil von rund 281 Mrd. Euro (ca. 76 
Prozent)  am  Gesamtumsatz  des  WZ  29  trugen,  ist  die  Umsatzverteilung,  bezogen  auf  die 
reinen Automobilzulieferer, verzerrt dargestellt (Statistisches Bundesamt, 2014, S. 30-41).  
Tatsächlich entspricht  die  Umsatzverteilung  unter  den  Automobilzulieferern  nämlich  dem  in 
Tabelle  2-3  aufgezeigten  Verhältnis.  2014  wurden  40  Prozent  des  Umsatzes  im  WZ  29.3 
durch KMU erbracht und 60 Prozent durch Großunternehmen. Wie auch in den vorherigen 
Tabellen, besteht in Tabelle 3-3 der Großteil der Unternehmen (83,5 Prozent) aus KMU. An-
ders als jedoch in Tabelle 3-1 sind nur 34,1 Prozent der Beschäftigten im WZ 29.3 den klei-
nen  und  mittleren  Unternehmen  zuzuordnen.  Damit  ist  das  Verhältnis  zwischen  KMU  und 
Großunternehmen bzgl. Anzahl der Betriebe, Beschäftigte und Umsatz im WZ 29.3 deutlich 
ausgewogener  als  in  der  übergeordneten  Ebene  des  Wirtschaftszweigs  29  (Statistisches 
Bundesamt, 2014, S. 30-41). 
10 
Tabelle 2-3: Verhältnis der Betriebs- zur Beschäftigtenzahl im Jahr 2014, Wirtschaftszweig 29.3: Herstellung von 
Teilen und Zubehör für Kraftwagen 
Branche  insgesamt  (An-
zahl in Prozent) 
KMU (Anzahl in Prozent) 
Großunternehmen  (An-
zahl in Prozent) 
Betriebe 
869 (100) 
726 (83,5) 
143 (16,5) 
Beschäftigte 
305.136 (100) 
104.045 (34,1) 
201.091 (65,9) 
Umsatz in 1.000 
75.456.387 (100) 
30.307.986 (40) 
45.148.401 (60) 
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Statistisches Bundesamt (Betriebe, Tätige Personen und Umsatz 
des Verarbeitenden Gewerbes 2014), S. 30-41 
Anzumerken  ist  allerdings,  dass  die  tatsächlichen  Zahlen  der  Automobilzuliefererindustrie 
wesentlich höher sind, da der Wirtschaftszweig 29 nicht alle Automobilzulieferer erfasst. Her-
steller von Reifen werden beispielsweise dem WZ 22 ,,Herstellung von Gummi- und Kunst-
stoffwaren" zugeordnet und Hersteller von Aluminiumteilen dem WZ 25 ,,Herstellung von Me-
tallerzeugnissen". 
11 
3 
Stand der Forschung 
3.1  Wirtschaftspolitische Maßnahmen 
Die Umsetzung von Industrie 4.0 und der damit einhergehenden Digitalisierung hängt nicht 
allein  von  der  Innovationskraft  der  Industriebetriebe  ab.  Vielmehr  müssen  erst  einmal  die 
Grundvoraussetzungen  für  zukünftiges  Wirtschaftswachstum  durch  gesamtwirtschaftliche 
und  politische  Maßnahmen  sowohl  auf  nationaler  als  auch  auf  internationaler  Ebene  ge-
schaffen werden. Dazu lassen sich als wichtigste Faktoren die Förderung von qualifiziertem 
Nachwuchs,  der  Ausbau  der  Kommunikationsinfrastruktur,  die  Verbesserung  der  IT-
Sicherheit  sowie  die  staatliche  Unterstützung  von  Forschung  und  Entwicklung  im  Rahmen 
von Leuchtturmprojekten sowie Start-Ups identifizieren (Dorst & Heyer, 2015). Die erfolgrei-
che Umsetzung von Industrie 4.0 bedarf laut der Studie über die Chancen und Herausforde-
rungen der vierten industriellen Revolution des Unternehmens PricewaterhouseCoopers AG 
(2014) einer breiten Unterstützung durch die Politik. Dabei fordern die befragten Unterneh-
men  vor  allem  Unterstützung  im  Bereich  der  Förderung  von  qualifiziertem  Nachwuchs,  bei 
der  internationalen  Standardisierung  und  der  Schaffung  eines  wettbewerbsfähigen  Daten-
schutzrechts. Weitere wichtige Punkte sind die Forschungs- und Entwicklungsförderung so-
wie die Bereitstellung von hochverfügbaren Breitbandnetzen (Geissbauer et al., 2014, S. 37). 
Abbildung 3-1: Bedarf für eine Unterstützung durch die Politik bei der Umsetzung von Industrie 4.0 
Quelle: in Anlehnung an Geissbauer et al. (Industrie 4.0  Chancen und Herausforderungen 2014), S. 37 
32%
30%
28%
24%
23%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
Förderung von qualifiziertem Nachwuchs
Unterstützung der internationalen Standardisierung
Schaffung eines wettbewerbsfähigen
Datenschutzrechts
Forschungs- und Entwicklungsförderung
Bereitstellung hochverfügbarer Breitbandnetze
Anteil der Befragten
12 
3.1.1  Förderung von qualifiziertem Nachwuchs 
Die  zunehmende  Digitalisierung  der  deutschen  Wirtschaft  schafft  neben  Wirtschaftswachs-
tum und steigenden Exporten auch unmittelbare neue Arbeitsplätze. Dies wird durch die Er-
gebnisse  der  Studie  des  Forschungsinstituts  Prognos,  welche  im  Auftrag  des  BITKOM 
durchgeführt wurde, bestätigt. Demnach wurden seit 1998 bis 2012 durch die Digitalisierung 
1,46  Millionen  Menschen  zusätzlich  beschäftigt.  Die  Industrie  sorgte  dabei  für  300.000  zu-
sätzliche Stellen, wobei 28.000 auf den Maschinenbau und 24.000 auf die Automobilindustrie 
entfielen (Streim, 2014). 
Die zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze im Zuge der Digitalisierung setzen veränderte An-
forderungen  an  die  Qualifikationen  bzgl.  der  naturwissenschaftlichen,  mathematischen  und 
technischen  Kenntnisse  der  Arbeiter  voraus.  Diese  grundlegenden  Veränderungen  am  Ar-
beitsmarkt  führen  somit  zu  neuen  Herausforderungen  für  die  berufliche  und  akademische 
Aus-  und  Weiterbildung  von  IT-Fachkräften.  Die  Politik  muss  die  frühe  Begeisterung  für 
technische  Wissensgebiete  vorantreiben  und  die  Lerninhalte  von  Ausbildungsberufen  und 
Studiengängen an die Anforderungen der Digitalisierung anpassen (Geissbauer et al., 2014, 
S. 37).  
Dazu gehört die Einführung von neuen Hybridstudiengängen im Bereich der ,,Produktionsin-
formatik",  welche  neben  den  theoretischen  Inhalten  auch  praxisorientierte  Bereiche  bezüg-
lich  ITK-Technologien  beinhalten.  Zudem  müssen  digitale Kompetenzen  noch  weiter  in  der 
Allgemeinbildung verankert werden (Dorst & Heyer, 2015). 
3.1.2  Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur 
Von besonderer Bedeutung für Industrie 4.0 ist die allgemeine digitale Infrastruktur Deutsch-
lands. Es muss mit Hilfe von staatlicher Unterstützung ein Ausbau des Kommunikationsnet-
zes  erfolgen.  Dabei  ist  es  besonders  wichtig,  dass  informationstechnologische  Hochleis-
tungsinfrastrukturen wie Breitbandnetze flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Die-
se  stellen  eine  essenzielle  Grundlage  für  die  internationale  Wettbewerbsfähigkeit  Deutsch-
lands  dar  und  ermöglichen  gleichzeitig  das  zukünftige  wirtschaftliche  Wachstum  des  Stan-
dortes  zu  sichern  (Bachmann  et  al.,  2014,  S. 29-30).  Die  grundlegende  Bedeutung  von 
Breitband-Internet wird in Abb. 3-2 deutlich. Seit dem Jahr 2001 ist das jährliche Datenvolu-
men im stationären Breitband-Internetverkehr von 22 Millionen Gigabyte auf geschätzte 9,3 
Milliarden Gigabyte im Jahr 2014 angewachsen und hat sich damit allein in den letzten fünf 
Jahren mehr als verdreifacht (VATM, 2014).  
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2015
 - ISBN (PDF)
 - 9783961160846
 - ISBN (Paperback)
 - 9783961165841
 - Dateigröße
 - 683 KB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – Lehrstuhl für Industrielles Management
 - Erscheinungsdatum
 - 2017 (Februar)
 - Note
 - 1,3
 - Schlagworte
 - Industrie4.0 Cyber-physische Systeme Internet der Dinge Automobilzulieferer Digitalisierung Mittelstand Smart Factory KMU Cyber-physical Systems Internet of Things
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de