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Erfolgsfaktoren von profitorientierten und nicht-profitorientierten Crowdfunding-Kampagnen

Eine empirische Untersuchung

©2015 Bachelorarbeit 62 Seiten

Zusammenfassung

Crowdfunding ist eine neuere, innovative Form der Projektfinanzierung, bei der viele Menschen gemeinsam ein Projekt oder eine Idee finanziell unterstützen. Neben kommerziellen Kampagnen wächst auch die Anzahl sozialer bzw. nicht-profitorientierter Kampagnen kontinuierlich an.

Diese Arbeit untersucht daher die Erfolgsfaktoren des Crowdfunding als alternative Finanzierungsform für nicht-profitorientierte Kampagnen. Die bisherige Literatur zum Thema Crowdfunding beschäftigt sich überwiegend mit der Analyse von kommerziellen, gewinnorientierten Kampagnen, wobei hier ein spezifisches Thema die Untersuchung von Erfolgsfaktoren darstellt. Literatur über den Bereich sozialer Crowdfunding-Kampagnen ist allerdings nur eingeschränkt zu finden. Das bestimmende Unternehmensziel dieser Kampagnen ist dabei bedarfswirtschaftlich und nicht, wie bei kommerziellen Unternehmen, erwerbswirtschaftlich ausgerichtet. Daher kommt der Akquise von finanziellen Mitteln zur Umsetzung ihrer Leistung, eine besondere Bedeutung zu.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Abstract
Crowdfunding is a new and innovative form of project financing whereby a project or an idea
is financially supported by many people. Alongside commercial campaigns, the number of
social and non-profit-orientated campaigns is growing continuously.
This essay examines the potential success for Crowdfunding as an alternative form of financ-
ing for non-profit-orientated campaigns.
The previous and current literature about Crowdfunding examines, in the main, commercial
and profit-orientated campaigns. In doing so, it presents the success factors which are relevant
for this area of investigation. Work, which looks into the specific field of social Crowdfund-
ing campaigns is not well represented in the literature.
The decisive corporate aims of these campaigns are in line with the realization of enterprise
goals and not, as with commercial organizations, with the securing of profit. Therefore, the
acquisition of capital for the achievement of their goals becomes especially significant.
As a result, with regard to the literature, success factors will be selected first of all which, in
connection with an investigation into commercial campaigns, can be made available for other
campaigns.
Finally, as a result of an empirical investigation into 40 social Crowdfunding campaigns, the
question of whether the success factors for commercial Crowdfunding campaigns can be
transferred to social Crowdfunding campaigns will be answered.

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ... II
Abkürzungsverzeichnis... III
1
Einleitung ...1
1.1
Problemstellung ...1
1.2
Motivation und Zielsetzung der Arbeit ...2
1.3
Aufbau der Arbeit ...3
2
Aktueller Forschungsstand und Forschungslücken ...4
3
Begriffliche Abgrenzung, Ausprägungen und Ablauf einer Crowdfunding-Finanzierung .7
3.1
Definition und begriffliche Abgrenzung ...7
3.2
Crowdfunding-Modelle ...9
4
Eine empirische Untersuchung von Erfolgsfaktoren bei Crowdfunding-Kampagnen ... 10
4.1
Untersuchungsdesign und methodische Vorgehensweise bei der Datenerhebung ... 10
4.2
Untersuchungsmodell ... 12
4.3
Vorstellung der Ergebnisse und Prüfen der Hypothesen ... 15
4.3.1
Deskriptive Statistik ... 15
4.3.2
Auswertung der nicht-profitorientierten Erfolgsfaktoren bei Crowdfunding-
Kampagnen ... 16
5
Zusammenfassung der Ergebnisse ... 20
5.1
Diskussion ... 20
5.2
Limitation der Ergebnisse und Implikation für die Forschung und Praxis ... 24
5.3
Fazit ... 26

II
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Idealtypischer Ablauf des Crowdfunding über einen Intermediär
(Quelle: Moritz & Block, 2013)...8
Abbildung 2: Erfolgsfaktoren von profitorientierten Crowdfunding-Kampagnen
(Quelle: Eigene Darstellung)...12
Tabelle 1: Forschungsergebnisse im Bereich nicht-profitorientierter Crowdfunding-
Kampagnen
(Quelle: Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher,2014; Pitschner & Pitschner-Finn,
2014)...6
Tabelle 2: Übersicht Kontrollvariablen
(Quelle: Eigene Darstellung)...15
Tabelle 3: Übersicht profit- sowie nicht-profitorientierter Kampagnenerfolgsfaktoren...20
(Quelle: Eigene Darstellung)

III
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Aufl.
Auflage
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
d. h.
das heißt
ed.
editor
eds.
editors
et al.
et alii
etc.
et
cetera
f.
folgende
ff.
fort folgende
ggf.
gegebenenfalls
Hrsg.
Herausgeber
Kap.
Kapitel
Km
Kilometer
Nr.
Nummer
o. V.
ohne Verfasser
S. Seite
Tab.
Tabelle
u.
und
u.a.
unter anderen
v.
von, vom
vgl.
vergleiche
z. B.
zum Beispiel


1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Das Internet ist allgegenwärtig und verbindet die Menschen stärker miteinander als je zuvor
(vgl. Lin, Prabhala, & Viswanathan, 2013: 33 f.). Die digital-vernetzte Welt ermöglicht es,
physikalische Distanzen zu überbrücken und den Austausch von Informationen sowie die ge-
meinsame Leidenschaft für innovative Ideen zu fördern (vgl. Wirtz, Schilke, & Ullrich, 2010:
275 f.). Jeder Aspekt des Lebens wird durch moderne Technologien neu miteinander kombi-
niert: Von der Art wie wir kommunizieren, konsumieren und neuerdings auch, wie wir unser
Geld investieren bzw. anlegen. Durch die Entwicklung der Web 2.0-Technologien und der
damit einhergehenden Entstehung von Online-Communities, sind die Eckpfeiler eines neuen
sozioökonomischen Systems der Produktion entstanden (vgl. Andriole, 2010: 67).
Die Gründung eines Unternehmens oder die Realisierung und Umsetzung einer Idee stellt bis
heute eine bedeutende Hürde dar (vgl. Cosh, Cumming, & Hughes, 2009: 1530; Schwien-
bacher, 2007: 754). So fällt es Startup-Unternehmen meist schwer, in ihrer Gründungsphase
das benötigte Kapital durch Bankanleihen vorzufinanzieren (vgl. Berger & Udell, 1995: 351;
Cassar, 2004: 266; Zhang & Liu, 2012: 894). Die Entwicklung von konventionellen Finanzie-
rungsmöglichkeiten, hin zu Fundraising durch webbasierte Mikrokredite, ermöglicht eine Fi-
nanzierung durch eine Vielzahl an Privatpersonen, die einen beliebigen Geldbetrag investie-
ren (vgl. Allison, Davis, Short, & Webb, 2015: 55; Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher,
2014: 2). Das Ziel des Crowdfunding ist es, Unternehmen und Investoren zusammenzuführen
und die Finanzierungschancen für Startups zu verbessern. Durch Crowdfunding-Plattformen,
wie z.B. kickstarter.com, ist es Startups nun möglich, ihre Ideen einer Webcommunity vorzu-
stellen und durch diese Kommunikationsmaßnahmen Gelder für die Realisierung ihrer Unter-
nehmensidee zu akquirieren (vgl. Kuppuswamy & Bayus, 2013: 5 ff.). Der Begriff Crowd-
funding definiert dabei eine Möglichkeit zur Beschaffung von finanziellen Mitteln für Unter-
nehmensgründer, wobei im Vergleich zu anderen Finanzierungsoptionen die Anzahl der Un-
terstützer tendenziell größer und die Investitionssumme pro Unterstützer geringer ist (vgl.
Ahlers, Cumming, Günther, & Schweizer, 2015: 1). Ermutigt durch den Erfolg verschiedener
Kampagnen, erfährt die Nutzung dieser Plattformen zur Kreditvermittlung einen immer grö-
ßeren Zuspruch (vgl. Colombo, Franzoni, & Rossi-Lamastra, 2015: 2 f.). Die überwiegenden
Kampagnen dieser Plattformen stammen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dabei handelt
es sich um Kampagnen der Teilbereichen Musik, Literatur, Kunst, Film, Rundfunk, Markt der
Darstellenden Künste, Design, Architektur, Presse Werbung, Spiele sowie Technologie, die

2
überwiegend einen profitorientierten Charakter aufweisen (vgl. Sixt, 2014: 114 ff.). Aber auch
Kampagnen aus anderen Bereichen haben einen immer größeren Zulauf und suchen nach Un-
terstützung. Vermehrt nutzen beispielsweise nicht-profitorientierte (soziale) Organisationen
diese Form der Geldakquise, um mittels einer Webcommunity die eigenen Projekte zu ver-
wirklichen (vgl. Bouncken, Komorek, & Kraus, 2015: 408; Cholakova & Clarysse, 2015: 145
f.; Pitschner & Pitschner-Finn, 2014: 391 ff.).
1.2
Motivation und Zielsetzung der Arbeit
Das Ziel einer jeden Crowdfunding-Kampagne ist es, dass zuvor festgelegte und auf der
Crowdfunding-Plattform veröffentlichte Finanzierungsziel zu erreichen. Es zeigt sich aller-
dings, dass eine Vielzahl der online gestellten Kampagnen auf Crowdfunding-Plattformen
ihre gewünschte Kapitalsumme und damit die Realisierung ihrer Kampagnenidee nicht errei-
chen konnten (vgl. Gerber & Hui, 2013: 33 f.). Bisherige Forschungen haben sich daher mit
der Frage auseinandergesetzt, welche allgemeinen Kampagneneigenschaften zu einem Finan-
zierungserfolg führen. So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Genauigkeit der Kam-
pagnenbeschreibung (z. B. Xiao, Dong, & Qi, 2014) oder die Höhe der Finanzierungssumme
(z. B. Mollick, 2014) einen wesentlichen Einfluss auf den Finanzierungserfolg haben. Weitere
Analysen fokussieren sich auf den Aspekt der Informationsasymmetrie und gehen dabei der
Frage nach, ob Informationen über den Kampagnengründer den Finanzierungserfolg beein-
flussen (vgl. Zvilichovsky, Inbar, & Barzilay: 2014: 32 f.). Bei der Betrachtung der Literatur
ist jedoch eine Gemeinsamkeit zu erkennen: Der Großteil der Studien beschäftigt sich mit der
Analyse von unternehmerischen bzw. künstlerisch-kreativen Kampagnen, die einen kommer-
ziellen Eigennutzen verfolgen. Betrachtungen sozialer Kampagnen aus Sicht der Social Ent-
repreneurship-Forschung sind allerdings nur wenige zu finden (vgl. Lehner, 2013: 1). Entre-
preneurship wird im Allgemeinen definiert als ein ,,Prozess der Identifikation und Umsetzung
neuer unternehmerischer Gelegenheiten in marktfähige Produkte und Dienstleistungen (Fueg-
listaller, Müller, Müller, & Volery, 2012: 26)." Als Unternehmertum unter sozialen Restrikti-
onen kann Social Entrepreneurship als eine weitere Form der Entrepreneurship-Forschung
gesehen werden und wird in dieser Arbeit definiert als "innovative, social value creating acti-
vity that can occur within or across the nonprofit, business, or government sectors (Austin,
Stevenson, & Wei-Skillern, 2006: 2)". Im weiteren Kontext dieser Arbeit werden als die zwei
Enden eines Kontinuums der Social Entrepreneurship-Forschung die Begriffe ,,profitorien-
tiert/kommerziell" sowie ,,nicht-profitorientiert/sozial" betrachtet. Nicht-profitorientierte Un-

3
ternehmen differenzieren sich gegenüber kommerziellen Unternehmen vor allem durch ihren
Charakter der Freiwilligkeit, Entscheidungsautonomie, dem Mindestmaß an formaler Selbst-
verwaltung und dem Verzicht auf Gewinnausschüttung (vgl. Salamon & Anheier, 1992: 125).
Die im Folgenden untersuchten Crowdfunding-Kampagnen agieren in diesem Kontinuum und
sind demnach einem dieser Bereiche zuordenbar.
Die Idee der vorliegenden Arbeit entstand aus der Motivation heraus, eine Thematik in den
Fokus zu rücken, die bislang in der Literatur nur wenig Beachtung gefunden hat. Im Zusam-
menhang mit kommerziellen Kampagnen konnten bereits mögliche Erfolgsfaktoren nachge-
wiesen werden. Aber besonders für nicht-profitorientierte Kampagnen stellt Crowdfunding
eine neue Form der Geldakquise und Gewinnung neuer Spender dar. Ziel dieser Arbeit ist
daher die folgende Forschungsfrage zu klären:
Sind dieselben Erfolgsfaktoren im kommerziellen Sektor auch übertragbar auf soziale
Crowdfunding-Kampagnen?
Forschungserkenntnisse über diese Prädikatoren sind nicht nur aus praktischer, sondern auch
aus theoretischer Sicht von Bedeutung, da hier die Rolle der Informationstechnologie bei der
Entwicklung neuartiger Geschäftsmodelle deutlich wird (vgl. Timmers, 1998: 4). Die Trans-
parenz auf Crowdfunding-Plattformen ermöglicht es den Nutzern, sich an der interaktiven
Wertschöpfung profitorientierter, aber vor allem auch nicht-profitorientierter Kampagnen zu
beteiligen und somit die Entwicklung neuer Geschäftsmodell zu unterstützen (vgl. Benlian &
Hess, 2011: 36 f.). Crowdfunding-Plattformen bieten somit Sozialunternehmen die Möglich-
keit ihren Kreis potentieller Spender zu erweitern. Durch das Herausfiltern von Erfolgsfakto-
ren profitorientierter sowie nichtprofitorientierter Kampagnen können Sozialunternehmer
1
bzw. Entrepreneurs ihre Geschäftsmodelle in Zukunft differenzierter aufstellen. Plattform-
Betreiber erhalten durch diese Informationen die Möglichkeit der Neuausrichtung bzw. Er-
weiterung der Plattformoberfläche um nicht-profitorientierte Kategorien.
1.3 Aufbau
der
Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand einer empirischen Untersuchung, die Erfolgsfakto-
ren von Crowdfunding-Kampagnen im nicht-profitorientierten Bereich zu analysieren. Die
1
Die in der vorliegenden Forschungsarbeit auftretenden personenbezogenen Bezeichnungen, die nur
in männlicher Form angeführt sind, dienen einzig der leichteren Lesbarkeit. Jedoch beziehen sich die
personenbezogenen Bezeichnungen stets auf Frauen und Männer gleichermaßen.

4
Arbeit soll dem Leser zunächst zur Verständnissteigerung eine Einführung in das Themenge-
biet des Crowdfundings bieten. Diese Einführung inkludiert unter anderem einen Überblick
über den aktuellen Forschungsstand sowie Forschungslücken, gefolgt von einer Beschreibung
des Kontextes und Zielsetzung der Arbeit in Kapitel 1. In Kapitel 2 erfolgt eine Definition
und Erläuterung von Crowdfunding sowie eine Abgrenzung der verschiedenen Crowdfun-
ding-Modelle. Der empirische Teil der Arbeit wird in Kapitel 3 und 4 behandelt. In Kapitel 3
wird zunächst das Untersuchungsdesign sowie die methodische Vorgehensweise der empiri-
schen Untersuchung beschrieben. Der Abschnitt der Datenerhebung liefert grundlegende In-
formationen zum Erhebungsdesign, -instrument und -zeitraum als auch zur Stichprobe. Im
nachfolgenden Kapitel der Datenanalyse werden die Ergebnisse der Studie vorgestellt. In die-
sem Kapitel wird zudem die aufgestellte Hypothese auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Die
Schlussbetrachtung im letzten Kapitel fasst die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zu-
sammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsperspektiven. Begründet in den Um-
fangsrestriktionen einer Bachelorarbeit erhebt diese Arbeit keinen Anspruch auf Vollständig-
keit.
2 Aktueller
Forschungsstand
und
Forschungslücken
Die Verwendung der ,,wisdom of the crowd" zur Unterstützung und Umsetzung einer Produk-
tidee ist weit verbreitet. Crowdfunding ist ein aktuelles Beispiel dieses Phänomens (vgl.
Schwienbacher & Larralde, 2010: 7). Forscher aus den Bereichen Entrepreneurship und Un-
ternehmensfinanzierung haben begonnen, die verschiedenen Facetten des Crowdfundings
sowie dessen Geschäftsmodelle (vgl. Bouncken, Komorek, Kraus, 2015: 408; Bruton, Khavul,
Siegel, & Wright, 2015: 12), die Beziehung zwischen Entrepreneur und Investor (vgl. Agra-
wal, Catalini, & Goldfarb, 2011: 1) und den Blickwinkel aus Sicht des Entrepreneurs näher zu
untersuchen. Gegenstand dieser Arbeit ist allerdings das Verhalten der Kapitalgeber und de-
ren Motivation zur Teilnahme an Crowdfunding-Kampagnen sowie die Untersuchung der
relevanten Faktoren, die die Investitionsentscheidungen potentieller Geldgeber erfolgreich
beeinflussen. Crowdfunding führt dazu, dass Konsumenten zu Investoren werden (vgl.
Ordanini, Miceli, Pizzetti, & Parasuraman, 2011: 444). Die geografische Nähe zwischen bei-
den Parteien spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auf Basis von Archivdaten der Musik-
plattform Sellaband untersuchten Agrawal, Catalini, & Goldfarb (2011) diesen Effekt. Bei
erfolgreich finanzierten Kampagnen betrug die durchschnittliche Entfernung der Musiker zu
den Geldgebern 3.000 Meilen (4.800 km). Wohingegen zu Beginn der Finanzierungslaufzeit

5
(Frühphase) eine geringere räumliche Distanz zwischen beiden Parteien festzustellen ist. Das
Ergebnis begründen die Forscher durch einen ,,Familien und Freunde-Effekt" (F & F-Effekt)
2
(vgl. Agrawal, Catalini, & Goldfarb, 2011: 2). Auch Untersuchungen im Peer-to-Peer Markt
bestätigen diesen positiven Einfluss durch eine geografische Nähe der Parteien auf die Finan-
zierungsbereitschaft (vgl. Burtch, Ghose, & Wattal, 2013: 514; Lin & Viswanathan, 2013: 13
ff.). Im Peer-to-Peer Lending Markt konnte jedoch der F & F-Effekt den Home-Bias nicht
erklären. Hier scheinen emotionale (vgl. Lin & Viswanathan, 2013: 3) sowie kulturelle
Faktoren (vgl. Burtch, Ghose, Wattal, 2013: 502), z. B. ein starker Bezug zu regionalen Pro-
dukten und Dienstleistungen, verantwortlich für die Finanzierungsbereitschaft zu sein. Mol-
lick (2014) erweitert diese Untersuchungsergebnisse um die Aspekte der Finanzierungssum-
me und Laufzeit. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Kampagnenfinanzierung durch
die Crowd nimmt demnach mit steigender Finanzierungssumme und Laufzeit ab (vgl. Mol-
lick, 2014: 8). Demgegenüber erhöht sich die Finanzierungswahrscheinlichkeit mit der geo-
grafischen Nähe der Parteien, dem Vorhandensein von Kampagnenvideos und -bildern sowie
einer großen Anzahl an Facebook-Fans (vgl. Mollick, 2014: 8; Saxton & Wang, 2014: 13).
Auf weitere Erfolgsfaktoren wird in Kapitel 4 näher eingegangen.
Den Fokus auf die Motivation und Verhaltensweise von Geldgebern legten unter anderem
van Wingerden und Ryan (2011). Die Forscher sammelten Daten von 124 Befragten über
einen Online-Fragebogen. Als ein wesentliches Motiv der Kapitalgeber zur Teilnahme an
einer Crowdfunding-Kampagne wurde der intrinsisch motivierte Wunsch, an einer Interaktion
in sozialen Netzwerken teilzunehmen, genannt (vgl. Baty & Sommer, 2002: 289). Ein weite-
rer Strom der Literatur fokussiert sich daher auf die Wirkung von Kommunikations- und Peer-
Effekten und deren Konsequenzen auf das Entscheidungsverhalten der Kapitalgeber (Zvi-
lichovsky, Inbar, & Barzilay, 2014: 8). Verschiedene Forschungen zeigen, dass soziale Netz-
werke einen positiven Effekt auf die Finanzierungswahrscheinlichkeit einer Crowdfunding-
Kampagne haben (vgl. Colombo, Franzoni, & Rossi-Lamastra, 2015: 78). Dementgegen greift
die Forschungsarbeit von Ward & Ramachandran (2010) die Wichtigkeit von Peer-Effekten
und deren Auswirkungen auf Crowdfunding-Kampagnen auf. Crowdfunding-Kampagnen
weisen Informationsasymmetrien auf, durch die es potentiellen Unterstützern schwer fällt, die
Qualität des Produktes, ex ante, zu bestimmen. Potentielle Geldgeber deuten daher die Signale
von Peers, die durch ihre bereits getätigte Investitionsentscheidungen zu Unterstützern ge-
2
Trotz der anerkannten Bedeutung des F & F-Effekts gibt es nur wenig empirische Studien, die sich auf diese
Form der Investition fokussieren. Vermutlich aufgrund eines Mangels an ausreichenden Daten (vgl. Agrawal,
Catalini, & Goldfarb, 2011: 2)

6
worden sind und dadurch wichtige Signale aussenden. Diese Signale geben Aufschluss über
die Qualität einer Kampagne, sodass die Erwartungshaltung der potentiellen Geldgeber aktua-
lisiert werden kann (vgl. Ward & Ramachandran, 2010: 1). Peer-Effekte haben daher einen
stärkeren Einfluss auf die Investitionsentscheidungen von Individuen als Netzwerk-Effekte
(vgl. Lin, Prabhala, Viswanathan, 2013: 31).
Bei Untersuchungen zur Motivation der Unternehmer zum Crowdfunding, identifizierten
Belleflamme, Lambert & Schwienbacher (2010) in einer qualitativen Analyse drei Hauptfak-
toren für die Wahl der Finanzierungsart. Dabei galt das Erwirken finanzieller Unterstützung
als ein Hauptmotiv, gefolgt von Motiven der Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit sowie
das Erlangen eines ersten Feedbacks für die Crowdfunding-Idee (vgl. Belleflamme, Lambert
& Schwienbacher, 2010: 6). Siehe auch weiterführend ,,Hauptergebnisse der Crowdfunding-
Literatur" (vgl. Tab. 1: A2).
Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher (2013) sowie Pitschner und Kollege (2014) betrach-
ten erstmalig NonProfit-orientierte Crowdfunding-Kampagnen und kommen auf folgende
Ergebnisse:
Inhalt
Hauptergebnisse
Methodik
Pitschner &
Pitschner-
Finn (2014)
Untersuchung der Erfolgs-
quote von gewinnorientier-
ten im Vergleich zu Non-
Profit-Crowdfunding-
Kampagnen.
NonProfit-Projekte sind eher
in der Lage ihre Finanzie-
rungsziele zu erreichen und
erhalten im Durchschnitt
mehr Geld.
Quantitativ: Daten aus
50.000 Crowdfunding-
Kampagnen
Belleflamme
et al. (2013)
Motivation für Unterneh-
men und Bedeutung der
Unternehmensform für den
Finanzierungserfolg.
NonProfit-Organisationen
beeinflussen positiv die
Erfolgschancen einer Kam-
pagne.
Quantitativ: Daten aus 44
direkten Crowdfunding-
Transaktionen
Tabelle 1: Forschungsergebnisse im Bereich nicht-profitorientierter Crowdfunding-Kampagnen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (vgl. Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher, 2013: 27
f.; Pitschner & Pitschner-Finn, 2014: 392)
Beide Forschungsgruppen leiten aus ihrer jeweiligen empirischen Untersuchung ab, dass
Kampagnen mit einem profitorientierten Hintergrund eine höhere Wahrscheinlichkeit der er-
folgreichen Finanzierung aufweisen (vgl. Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher, 2013: 27
f.; Pitschner & Pitschner-Finn, 2014: 392). In beiden Analysen werden jedoch keine konkre-
ten Determinanten genannt, die die wesentlichen Erfolgsunterschiede der beiden Kampagnen-
formen begründen. Die Motivation dieser Arbeit besteht in dem Versuch, die oben genannte

7
Forschungslücke durch eine empirische Analyse verschiedener Erfolgsfaktoren, im Hinblick
auf die differenzierten Branchen gewinnorientierter und nicht-gewinnorientierter Kampagnen,
zu schließen.
3
Begriffliche Abgrenzung, Ausprägungen und Ablauf einer Crowdfunding-
Finanzierung
3.1
Definition und begriffliche Abgrenzung
Wo früher Gründer und Selbstständige auf der Suche nach Investoren für ihre Kampagnenfi-
nanzierung waren, ermöglichen heute Mikrokredite bzw. spezielle Crowdfunding-Plattformen
den Zugang zu einer Vielzahl von möglichen Kleininvestoren (vgl. Morduch, 1999: 1569). Da
Crowdfunding ein noch recht junges Objekt der Mikrokreditforschung ist (vgl. Mollick, 2014:
4), existiert für den Begriff noch keine trennscharfe Definition, weshalb ein breites Spektrum
der Begriffsauslegung in der Literatur vorhanden ist. Eine gängige Definition von Belle-
flamme, Lambert, Schwienbacher (2014) lautet jedoch wie folgt: ,,Crowdfunding involves an
open call, mostly through the Internet, for the provision of financial ressources either in the
form of donation or an exchange for the future projects or some form of rewards to support
initiatives for specific purposes (Belleflamme, Lambert, Schwienbacher 2014: 7)".
Der Begriff des Crowdfunding geht zurück auf den im Jahr 2006 von Jeff Howe geprägten
Ausdruck des Crowdsourcing (vgl. Bayus, 2013: 226). Dieser Begriff setzt sich aus den Wor-
ten ,,Crowd" sowie ,,Outsourcing" zusammen und beschreibt die Auslagerung von bestimm-
ten Funktionen aus dem Unternehmen (vgl. Lilien, Morrison, Searls, Sonnack, & Hippel,
2002: 26 ff.) an die Menge, die Crowd (vgl. Piller & Walcher, 2006: 17). Beim Crowdsour-
cing wird die Crowd als Quelle für Ressourcen genutzt (vgl. Poetz & Schreier, 2012: 2). Beim
Crowdfunding hingegen, einem Teilbereich des Crowdsourcing, dient sie als Quelle zur Fi-
nanzierung (englisch: funding) einer Kampagnenidee oder einer Unternehmensgründung (vgl.
Ordanini, Miceli, Pizzetti, & Parasuraman 2011: 445). Eingebunden in den Prozess des
Crowdfunding sind die Kapitalnehmer, die Kapitalgeber (die Crowd) und die Intermediäre
(Crowdfunding-Plattformen). Ein typischer Crowdfunding-Prozess kann aus Sicht des Kapi-
talnehmers grob in drei Phasen unterteilt werden: Veröffentlichung der Kampagne, Warten
auf Finanzierung und Umsetzung oder Rückzahlung. In der folgenden Grafik ist der Durch-

8
führungsprozess einer Crowdfunding-Kampagne über eine online Plattform, wie bspw. Kick-
starter
3
, grob skizziert:
Abbildung 1: Idealtypischer Ablauf des Crowdfunding über einen Intermediär
Eigene Darstellung in Anlehnung an Moritz & Block, 2013: 7
Nachdem eine finanzierungssuchende Partei ihre Kampagne auf einer Plattform online ge-
stellt hat, erhalten die Besucher Zugriff auf diese Informationen. Veröffentlicht werden dabei
die Projektidee, das Budgetziel, das Zeitlimit und die für verschiedene Finanzierungsstufen
festgelegte Gegenleistungen (vgl. Moritz & Block, 2013: 6 f.). Eine gezielte Kampagnenwer-
bung sorgt dafür, dass die nötige Aufmerksamkeit generiert und dadurch das Interesse bei
potentiellen Besuchern geweckt wird. Der Initiator hat bspw. die Möglichkeit via sozialen
Medien oder Netzwerken eine Verknüpfung zu der Crowdfunding-Plattform herzustellen (vgl.
Belleflamme, Lambert, & Schwienbacher, 2014: 587). Die Plattform dient in diesem Prozess
zum einen als Oberfläche zur Darstellung einer Kampagnenidee und zum anderen ist sie die
vertragsschließende Partei (vgl. Moritz & Block, 2013: 7). Entscheidet sich ein Besucher für
eine finanzielle Unterstützung einer Kampagnenidee, wird das Geld zunächst auf einem Treu-
handkonto deponiert (vgl. Colombo, Franzoni, & Rossi-Lamastra, 2015: 78). In dem gewähl-
ten Beispiel der Crowdfunding-Plattform Kickstarter findet eine Finanzierung nach dem ,,Al-
les-oder-nichts"-Prinzip statt. Erreicht die Kampagne ihr Finanzierungsziel nicht, so wird
auch kein Geld an den Gründer gezahlt (vgl. Allison, Davis, Short, & Webb, 2015:63). Eine
Erläuterung der Crowdfunding-Modelle findet im Folgenden statt.
3
www.kickstarter.com

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956369810
ISBN (Paperback)
9783956368073
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Note
1,7
Schlagworte
Crowdfunding Erfolgsfaktoren Projektfinanzierung Startup Gründungsphase Plattform Entrepreneurship Non-Profit Kleininvestoren
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