Nachverhandlungen von Public Private Partnerships – Analyse des Beitrags „Renegotiation of Concession Contracts. A Theoretical Approach“ von Guasch / Laffont / Straub (2006)
					
	
		©2015
		Seminararbeit
		
			
				19 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				In über 41% der Konzessionen (den Telekommunikationssektor ausgeschlossen), die bei Infrastrukturprojekten in Latein- und Mittelamerika in den Jahren 1985 bis 2000 vergeben wurden, kam es zu Nachverhandlungen. Am stärksten betroffen waren die Transportbranche und der Sektor Wasserversorgung/Abwasserentsorgung mit 55% bzw. 75% Nachverhandlungen. Im Durchschnitt traten diese bereits zwei Jahre nach Vertragsunterzeichnung auf (vgl. Guasch, 2004, S. 34). Auch in Großbritannien wurden 33% der Public Private Partnership (PPP) Projekte zwischen 2004 und 2006 nachverhandelt (vgl. Iossa und Martimort, 2012, S. 445).
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Beitrag von Guasch et al. (2006), in dem mittels eines Regulierungsmodells die Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit von Nachverhandlungen von Konzessionsverträgen untersucht werden. Die Autoren erweitern dabei die Arbeiten von Laffont und Tirole (1993) und Laffont (2003), um auf dieser Basis ein Modell von firmen-initiierten Nachverhandlungen zu entwickeln. Neben den oben genannten Zahlen liefert vor allem die Tatsache, dass PPP in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ein zu-nehmendes Wachstum verzeichneten, einen Anlass für eine solche Untersuchung. So stieg beispielsweise das Volumen der neu abgeschlossenen Verträge in der EU von 2000 bis 2008 um über 61% auf ca. 24,2 Mrd. Euro. Allein in 2008 wurden 115 neue Verträge unterzeichnet, wobei Großbritannien für die Jahre 1990 bis 2009 mit ca. 52% der Projektvolumina den mit Abstand größten Anteil daran hat. Deutschland folgt mit ca. 4% an vierter Stelle (vgl. Kappeler und Nemoz, 2010, S. 7–8).
In Kapitel 2 dieser Seminararbeit folgt eine ausführliche Analyse der Methodik und der Vorgehensweise von Guasch et al. (2006) bei der Modellentwicklung, sowie eine Zusammenfassung der theoretischen Erkenntnisse aus dem Modell.
Das dritte Kapitel fasst die Arbeit zusammen und liefert eine Diskussion des Lösungsansatzes sowie mögliche Implikationen für die Praxis.
	Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Beitrag von Guasch et al. (2006), in dem mittels eines Regulierungsmodells die Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit von Nachverhandlungen von Konzessionsverträgen untersucht werden. Die Autoren erweitern dabei die Arbeiten von Laffont und Tirole (1993) und Laffont (2003), um auf dieser Basis ein Modell von firmen-initiierten Nachverhandlungen zu entwickeln. Neben den oben genannten Zahlen liefert vor allem die Tatsache, dass PPP in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ein zu-nehmendes Wachstum verzeichneten, einen Anlass für eine solche Untersuchung. So stieg beispielsweise das Volumen der neu abgeschlossenen Verträge in der EU von 2000 bis 2008 um über 61% auf ca. 24,2 Mrd. Euro. Allein in 2008 wurden 115 neue Verträge unterzeichnet, wobei Großbritannien für die Jahre 1990 bis 2009 mit ca. 52% der Projektvolumina den mit Abstand größten Anteil daran hat. Deutschland folgt mit ca. 4% an vierter Stelle (vgl. Kappeler und Nemoz, 2010, S. 7–8).
In Kapitel 2 dieser Seminararbeit folgt eine ausführliche Analyse der Methodik und der Vorgehensweise von Guasch et al. (2006) bei der Modellentwicklung, sowie eine Zusammenfassung der theoretischen Erkenntnisse aus dem Modell.
Das dritte Kapitel fasst die Arbeit zusammen und liefert eine Diskussion des Lösungsansatzes sowie mögliche Implikationen für die Praxis.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
II 
Abbildungsverzeichnis 
Abbildung 1:
Zeitlicher Ablauf des Vertragsangebotsprozesses ... 5
Tabellenverzeichnis 
Tabelle 1:
Einfluss der Variablen auf die Wahrscheinlichkeit von firmen-initiierten 
Nachverhandlungen ... 10
III 
Abkürzungsverzeichnis 
ÖPP 
Öffentlich Private Partnerschaften 
PPP 
Public Private Partnerships 
IV 
Symbolverzeichnis 
Unternehmensassets für das Projekt 
Irreversible Investition / Fixkosten 
Investitionen des Unternehmens 
Umfang der privaten Kredite 
 Effizienzparameter 
 Effizienter 
Vertragstyp 
 Ineffizienter 
Vertragstyp 
Grad des State Capture 
Kostenparameter von Nachverhandlungen 
 Störterm 
Güte der Bürokratie und Rechtsstaatlichkeit 
Kosten für Staatsmittel 
1 
1 
Einleitung 
In über 41% der Konzessionen (den Telekommunikationssektor ausgeschlossen), die bei 
Infrastrukturprojekten in Latein- und Mittelamerika in den Jahren 1985 bis 2000 vergeben 
wurden, kam es zu Nachverhandlungen. Am stärksten betroffen waren die Transportbranche 
und der Sektor Wasserversorgung/Abwasserentsorgung mit 55% bzw. 75% Nachverhandlun-
gen. Im Durchschnitt traten diese bereits zwei Jahre nach Vertragsunterzeichnung auf (vgl. 
Guasch, 2004, S. 34). Auch in Großbritannien wurden 33% der Public Private Partnership 
(PPP) Projekte zwischen 2004 und 2006 nachverhandelt (vgl. Iossa und Martimort,  2012,     
S. 445). 
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Beitrag von Guasch et al. (2006), in dem 
mittels eines Regulierungsmodells die Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit von Nach-
verhandlungen von Konzessionsverträgen untersucht werden. Die Autoren erweitern dabei die 
Arbeiten von Laffont und Tirole (1993) und Laffont (2003), um auf dieser Basis ein Modell 
von firmen-initiierten Nachverhandlungen zu entwickeln. Neben den oben genannten Zahlen 
liefert vor allem die Tatsache, dass PPP in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ein zu-
nehmendes Wachstum verzeichneten, einen Anlass für eine solche Untersuchung. So stieg 
beispielsweise das Volumen der neu abgeschlossenen Verträge in der EU von 2000 bis 2008 
um über 61% auf ca. 24,2 Mrd. Euro. Allein in 2008 wurden 115 neue Verträge unterzeichnet, 
wobei Großbritannien für die Jahre 1990 bis 2009 mit ca. 52% der Projektvolumina den mit 
Abstand größten Anteil daran hat. Deutschland folgt mit ca. 4% an vierter Stelle (vgl. Kappe-
ler und Nemoz, 2010, S. 78). 
Engels (2013, S. 3) liefert für den Begriff der PPP bzw. Öffentlich Privaten Partnerschaften 
(ÖPP) eine umfassende Definition: 
,,ÖPP ist eine langfristige, vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen Öffentlicher Hand 
und Privatwirtschaft zur wirtschaftlichen Erfüllung öffentlicher Aufgaben über den gesamten 
Lebenszyklus eines Projektes. Die für die Aufgabenerfüllung erforderlichen Ressourcen [...] 
werden von den Partnern in einem gemeinsamen Organisationsmodell zusammengeführt und 
vorhandene Projektrisiken [...] angemessen verteilt." 
Eine allgemeingültige Definition gibt es in Deutschland jedoch nicht. Unterschieden werden 
können PPP zunächst nach der zugrundeliegenden rechtlichen Struktur. Neben dem Gesell-
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schaftsmodell existiert das Vertragsmodell, in welches Konzessionsverträge einzuordnen sind. 
In einem Betreibermodell geht das Asset dabei vorübergehend in Privatbesitz über, bleibt aber 
Eigentum des Staates; die Details der Privatisierung werden in einem Vertrag festgehalten. 
Üblicherweise werden Konzessionen für den Neubau oder die Erweiterung bzw. Modernisie-
rung eines Assets vergeben, oftmals für Zeiträume von 25 bis 30 Jahren (vgl. Europäische 
Kommission, 2003, S. 24). Der Konzessionär besitzt damit in der Regel ein natürliches Mo-
nopol, welches der Staat mittels des Konzessionsvertrags zur Steigerung der sozialen Wohl-
fahrt beschränkt und verpflichtet sich, bestimmte Dienstleistungen gegenüber Dritten 
(Verbrauchern bzw. Konsumenten) zu erbringen, wofür er im Rahmen der Konzessions-
vereinbarungen ein Nutzungsentgelt erhält. 
Im Zuge der Vertragsvergabe hat der private Anbieter zunächst ein Interesse an einem mög-
lichst günstigen Gebot, um die Konzession zu erhalten. Nach der Unterzeichnung ändert sich 
die Interessenslage des Unternehmens, welches nun höhere Nutzungsentgelte für sein Asset 
anstreben wird. Da diese von den Konsumenten bezahlt werden, hat der Staat ein vergleichs-
weise geringes Interesse an einem starken Widerstand gegen ein solches Bestreben. Unter 
Wohlfahrtsgesichtspunkten erscheinen PPP damit nicht in jedem Fall vorteilhaft. 
Darüber hinaus scheint auch das Argument, PPP senkten die Kosten von Infrastrukturprojek-
ten, nicht zwangsläufig stichhaltig.  So hat der Bundesrechnungshof (2014) in seinem Bericht 
über ÖPP im Fernstraßenbau festgestellt, dass die Kooperation mit der Privatwirtschaft in den 
untersuchten Fällen deutlich teurer als die Projektumsetzung durch die öffentliche Hand war. 
Als Hauptgrund hierfür werden die höheren Finanzierungskosten der privaten Anbieter im 
Vergleich zur staatlichen Finanzierung genannt. Die frühere Realisierbarkeit von Projekten 
und die Tatsache, dass PPP nicht in die Staatsverschuldung eingehen, führt dennoch dazu, 
dass solche Projekte politisch gefördert werden (vgl. Bundesrechnungshof, 2014, S. 3840). 
Die grundlegende Literatur zu Regulierungsverträgen ging traditionell von vollständigen 
Verträgen aus (vgl. Guasch et al., 2006, S. 57). Unter dieser Annahme wird das Ergebnis 
einer potenziellen Nachverhandlung bei Vertragsschluss antizipiert, wodurch dieser gegen 
eine solche abgesichert ist. Folglich ist ein unvollständiger Vertrag die Voraussetzung dafür, 
dass in einem Modell Nachverhandlungen auftreten (vgl. z.B. Segal und Whinston, 2002). 
Begründet sein kann diese Unvollständigkeit beispielsweise in vorhandenen Transaktionskos-
ten bei der Vertragsbildung oder einem mangelhaften Justizsystem (vgl. Tirole, 1999, S. 743). 
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Empirische Erkenntnisse über Einflussfaktoren auf die Wahrscheinlichkeit von Nachverhand-
lungen liefern z.B. Guasch et al. (2003, S. 2829). Sie untersuchen anhand der Charakteristika 
von Konzessionsverträgen in Latein- und Mittelamerika aus den Jahren 1989 bis 2000 die 
Determinanten von Nachverhandlungen, die auf Initiative des Unternehmens hin durchgeführt 
werden. Beschränkt auf den Transport- und Wasserversorgungssektor identifizieren die Auto-
ren beispielsweise Rezessionen, Wahlen oder das Fehlen einer geeigneten Regulierungsbe-
hörde als positive Einflussfaktoren, während unter anderem eine funktionsfähige Bürokratie 
Nachverhandlungen unwahrscheinlicher machen. 
Auf Grundlage derselben Daten untersuchen die Autoren in einer weiteren Arbeit die Deter-
minanten von Nachverhandlungen, welche jedoch von der Regierung initiiert werden. Dies 
führt unter anderem zu anderen Ergebnissen bezüglich des Einflusses der privaten Finanzie-
rung sowie des Auftretens von Korruption  beide Faktoren haben eine entgegengesetzte 
Wirkung im Vergleich zu von Unternehmen verursachten Nachverhandlungen (vgl. Guasch et 
al., 2007, S. 12831286). Eine Auswertung hinsichtlich des Verursachers ergibt, dass 58% der 
beobachteten Nachverhandlungen vom Staat und 33% vom Unternehmen eingeleitet werden. 
Die übrigen 9% gehen auf die Initiative beider Vertragspartner zurück. Ein Grund für diese 
Verteilung könnte in der politischen Situation der betrachteten Länder liegen, da 79% der 
staatlich initiierten Nachverhandlungen in zeitlichem Zusammenhang mit der ersten Wahl 
nach der Vertragsunterzeichnung stehen (vgl. Guasch et al., 2007, S. 12761278). 
In Kapitel 2 dieser Seminararbeit folgt eine ausführliche Analyse der Methodik und der Vor-
gehensweise von Guasch et al. (2006) bei der Modellentwicklung, sowie eine Zusammenfas-
sung der theoretischen Erkenntnisse aus dem Modell. 
Das dritte Kapitel fasst die Arbeit zusammen und liefert eine Diskussion des Lösungsansatzes 
sowie mögliche Implikationen für die Praxis. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (Paperback)
- 9783956367595
- ISBN (PDF)
- 9783956369094
- Dateigröße
- 393 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Ulm – Institut für Controlling
- Erscheinungsdatum
- 2016 (Juni)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- Public Private Partnerships Konzessionsverträge Nachverhandlungen
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					