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Bestia Emblematica

Das Motiv des schlafenden Löwen in der Emblematik

©2015 Hausarbeit (Hauptseminar) 24 Seiten

Zusammenfassung

In dieser Hausarbeit geht es um den schlafenden Löwen in der Emblematik. Hier soll ein Einblick in die vielseitigen Bedeutungsebenen des schlafenden Löwen gegeben werden. Der Einfluss der Emblembuchautoren auf die Darstellungen und die Ausdeutungen durch die zugehörigen Subscriptiones wird ebenfalls hervorgehoben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2
1. Einleitung
In dieser Arbeit geht es um den Löwen in der Emblematik. Da der Löwe ein sehr vielseitiges
und unterschiedlich belegtes, symbolträchtiges Tier ist, muss die Auswahl der Embleme, die
für diese Hausarbeit verwendet werden, stark eingegrenzt werden. Diese Auswahl wurde
durch Lektüre des Physiologus getroffen. Es soll hier eine Darstellung des Löwen im Fokus
stehen, die immer wieder vorkommt und unterschiedlich ausgelegt werden kann: der schla-
fende Löwe. Jedes Emblem, das ihn zeigt, muss ohne Vorbehalte völlig neu betrachtet und
ausgelegt werden, da sich nie von vorn herein sagen lässt, auf was sich die Darstellung des
schlafenden Löwen bezieht. Jedes Emblem muss mit pictura, inscriptio und subscriptio im
Kontext seiner Zeit und seines Verfassers betrachtet werden, um die Intention der Darstellung
ganzheitlich zu erfassen.
Im Folgenden sollen unter Punkt 2 der Löwe und seine Bedeutungen untersucht werden. Zu-
nächst soll er so skizziert werden, wie er im Physiologus beschrieben wird. Daraufhin wird
sich ein Abschnitt mit dem schlafenden Löwen beschäftigen, um den es in dieser Hausarbeit
im Besonderen gehen soll. Um diese Einführung in das Thema Löwe visuell zu stützen, wer-
den gleich im Anschluss die Embleme betrachtet. Sie stehen in chronologischer Reihenfolge,
um die Entwicklung des Motivs und der Bedeutungsebene sowie mögliche Unterschiede darin
zu verdeutlichen. Zwei Themen stehen hierbei besonders im Fokus: Zum einen soll die Inter-
pretation des schlafenden Löwen als wachsamer Fürst vorgestellt werden, zum anderen die
des schlafenden Löwen als frommer Christ. Der Einfluss der Autoren der Embleme auf die
jeweiligen Darstellungen wird im Anschluss näher beleuchtet. Der Vergleich der emblemati-
schen Darstellungen und ihrer Deutungen schließt die Betrachtung der Embleme ab. Im Fazit
wird der schlafende Löwe noch einmal bezüglich der Embleme und ihrer Hintergründe reflek-
tiert.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen Ausschnitt der Vielseitigkeit des Sinnbildes Löwe in der Emb-
lematik festzuhalten. Gerade das Motiv des schlafenden Löwen, das so vielseitig interpretiert
werden kann, steht stellverstretend für die Tragweite dieses Tieres in der Emblematik.

3
2. Der Löwe und seine Bedeutung
Im Folgenden soll der Löwe mit seinen unterschiedlichen Bedeutungen skizziert werden.
Hierfür wird der Physiologus herangezogen. Es sollen sowohl Aspekte genannt werden, die in
den Emblemen dieser Arbeit wieder aufgegriffen werden, als auch Eigenschaften, die generell
in weiteren Emblemen vorkommen, aber für diese Arbeit weniger bedeutsam sind. Alle Ei-
genschaften in Emblemen aufzuführen, würde über den Rahmen einer Hausarbeit hinausge-
hen, daher wurden einzelne Embleme des gleichen Motivs nach den oben genannten Kriterien
ausgewählt.
2.1 Der Löwe im Physiologus
Der Physiologus gilt als eines der ältesten überlieferten Werke, das Tiere behandelt. Das um
200 n. Chr. entstandene Werk gilt als viel genutzte Vorlage für die Symbolsprache der Tiere
in Kunst und Literatur. Da es besonders für Embleme eine wichtige Rolle spielt und die Aus-
legungen der Bedeutungen der Tiere häufig aus dieser Schrift übernommen werden, bietet
dessen Betrachtung eine gute Grundlage für weitere Ausführungen über den Löwen.
Der Physiologus rechnet dem Löwen durchweg positive Eigenschaften an: Er gilt als voraus-
ahnend und umsichtig (,,Wenn er im Gebirge umhergeht und wandelt und ihm die Witterung
eines Jägers kommt, so verwischt er mit dem Schwanze seine Spuren, damit nicht der Jäger
seine Höhle finde, indem er seinen Spuren folgt, und ihn belästige."
1
), listig und schlau
(,,Wenn er nichts zu fressen findet, so geht er auf einen wüsten Acker oder auf einen Berg und
schließt einen großen Raum durch einen Kreis ein, den er mit seinem Schwanze beschreibt,
indem er ihn auf dem Erdboden hinter sich her schleifen lässt, und bildet eine Art Hürde. Und
wenn er sich der Stelle genähert hat, von wo er den Anfang machte, legt er sich ausgestreckt
auf die Erde mit geöffneten Augen. Wenn nun die Tiere kommen und sich fürchten, an dem
Löwen vorbeizugehen, gehen sie nach der Richtung, von wo der Löwe nicht gekommen ist,
und da sie ihn nicht finden, nähern sie sich dem Löwen. Dann ergreift und verzehrt er sie."
2
).
Zudem wird ihm die Fähigkeit zugeschrieben, seine eigenen Jungen zum Leben erwecken zu
können (,,Wenn die Löwin das Junge gebiert, gebiert sie es tot. Die Löwin aber behütet ihr
Kind, bis sein Vater am dritten Tage kommt, in sein Gesicht bläst und es erweckt. So erweckt
auch der Gott und Vater des Alls den Erstgeborenen vor allen Kreaturen, unsern Herrn Jesus
1
Peters 2013, S. 7
2
Ebd., S. 8 f.

4
Christus, seinen Sohn, von den Toten."
3
). Dies gibt dem Löwen als Herrscher über Leben und
Tod einen göttlichen Funken. Die Wachsamkeit, die der Physiologus dem Löwen zuschreibt,
bildet für diese Arbeit die Grundlage: ,,Wenn der Löwe in der Höhle schläft, so wacht er
vielmehr, denn seine Augen sind geöffnet."
4
2.2 Der schlafende Löwe
Die Annahme aus dem Physiologus, dass der Löwe wacht, auch wenn er schläft, könnte daher
rühren, dass das Tier annähernd zwanzig Stunden pro Tag schläft oder döst. Diese Zeitspanne
wirkt im Vergleich mit dem Schlafbedürfnis des Menschen sehr lang und könnte in den Na-
turbeobachtungen so interpretiert worden sein, dass der Löwe eigentlich wacht und es nur den
Anschein hat, dass er schläft. Zudem hat der Löwe sehr gute Ohren und nimmt kleinste Ver-
änderungen in seiner Umwelt sofort wahr. Möglicherweise ist dies falsch interpretiert worden
und die ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit wurde nicht den Ohren, sondern den Augen des
Löwen zugeordnet. All dies kann dazu geführt haben, dass der Löwe auch im Schlaf mit ge-
öffneten Augen dargestellt wurde.
Diese Annahme über den Löwen hielt sich scheinbar sehr lange, da sich bis mindestens 1980
Darstellungen finden lassen, auf denen er mit geöffneten Augen schläft. Ein Beispiel hierfür,
das zwar nicht aus der Emblematik stammt, aber trotzdem ein Beweis für die Haltbarkeit die-
ser Annahme darstellt, ist das ,,Tintenfass in Form eine Sarkophags mit schlafendem Löwen"
(Abb. 1). Das aus Eisen bestehende Kunstwerk ist zwischen 1890 und 1980 datiert. Es zeigt
einen Miniatur-Sarkophag, dessen Sockel fein verziert ist. Auf den Seiten ist jeweils eine
Blumenornamentik zu erkennen. Auf der ,,Grabplatte" ruht ein Löwe mit überkreuzten Vor-
derpfoten, auf denen er seinen Kopf abgelegt hat. Seine Augen sind ­ trotz des Werktitels ­
leicht geöffnet. Die Funktion, die dieses Kunstwerk erfüllt, ist die eines Tintenfasses. In dieser
Funktion kann er den Schreiber, der es nutzt, daran erinnern, seine Schriften wachsam zu ver-
fassen. Oder aber es dient als Anspielung, dass Schriften den Tod des Verfassers überdauern.
Wie auch immer das Tintenfass zu deuten ist, es ist eines von vielen Beispielen für die Lang-
lebigkeit der Ansichten, die vom Physiologus überliefert werden.
3
Ebd., S. 8
4
Ebd.

5
3. Der schlafende Löwe in der Emblematik
Wie der mit offenen Augen schlafende Löwe in Emblemen verwendet wurde und gedeutet
werden kann, soll im Folgenden erörtert werden. Ob religiös oder moralisierend, naturgetreu
oder dem natürlichen Verhalten entfremdet ­ die Vielseitigkeit der Darstellungen und Inter-
pretationsalternativen des schlafenden Löwen sollen einen Einblick in die Symbolträchtigkeit
des Löwenmotivs geben.
Der Themenkomplex lässt sich sinnvoll einteilen in die Interpretationsmöglichkeiten des
wachsamen Fürsten und des frommen Christen, die nun skizziert werden sollen. Embleme des
schlafenden Löwen, die für den wachsamen Fürsten stehen, sollen anderen Herrschern aufzei-
gen, wie eine rechte Regentschaft aussehen soll ­ oder wie sie eben nicht aussehen soll. Sie
dienen sowohl als Orientierungshilfe als auch ­ meistens besonders deutlich in der subscriptio
hervorgehoben ­ als Vorbild für moralisches Handeln gegenüber dem Volk. Der mit offenen
Augen schlafende Löwe, wie er im Physiologus erwähnt wird, verkörpert sehr passend den
wachsamen Fürsten. Auch in Friedenszeiten, wenn der Herrscher ruht, muss er die Augen
offen halten und stets wachsam sein, um sein Volk zu schützen und zu fördern. Die zweite
Möglichkeit, das Bild des mit offenen Augen schlafenden Löwen auszulegen, ist die, ihn als
Sinnbild des frommen Christen zu betrachten. Hier dient der Löwe einerseits als Gegenpart
des frommen Christen und verkörpert meist die Ungläubigen, denen durch ihre Abwendung
von Gott Schlimmes widerfährt; der Gläubige ist jedoch gerettet. Andererseits kann der Löwe,
betrachtet man ihn aus Sicht des Physiologus, auch positiv gedeutet werden, nämlich als
wachsam und pflichtbewusst. So kann der Löwe auch als Vorbild für den frommen Christen
herangezogen werden.
Beide Deutungen des Löwenmotivs, sowohl die des wachsamen Fürsten als auch die des
frommen Christen, sollen im Folgenden anhand von Emblemen erläutert werden. Dass sich
die Themenfelder durchaus überschneiden können und ein Emblem beide Seiten anzuspre-
chen vermag, sei an dieser Stelle vorweggenommen. Die Reihenfolge der Embleme ist hier
chronologisch gewählt, da eine Entwicklung des Bildmotivs und des Inhaltes hierdurch ver-
deutlicht werden kann, wie es bereits in der Einleitung erwähnt wurde.

6
3.1 Erstes Emblem
Das erste Emblem stammt aus Zincgrefs (1591-1635) Emblematum Ethico-politicorum
Centuria (Abb. 2). Die hier verwendete Abbildung ist aus dem Jahr 1666, die Erstausgabe des
Emblembuchs erschien jedoch bereits 1619. Dieses Emblem ist aus einer Vielzahl von ande-
ren Emblemen mit ähnlichen Motiven und Inhalten ausgewählt worden, da allein schon die
Kupferplatte von Matthaeus Merian (1593-1650) häufig wiederverwendet wurde und als Vor-
lage für Embleme in anderen Kontexten diente. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, das
Emblem im Zusammenhang mit dieser Hausarbeit anzuführen.
Die pictura ist rund eingerahmt. Sie zeigt im Zentrum und im Vordergrund einen mit offenen
Augen schlafenden Löwen. Sein Kopf ruht auf seinen Vorderpfoten und seine lockige Mähne
fällt über seine Schultern. Im Hintergrund sind die Umrisse einer Stadt zu erkennen. Auf einer
Anhöhe auf der rechten Seite ist eine Befestigung zu erkennen. Weiter zur linken ist ein
Kirchturm angedeutet. Um die Stadt herum ist Wald zu erkennen, in dem auch der Löwe
selbst ruht. Das Motto des Emblems lautet ,,PARTE TAMEN VIGILAT" [EIN TEIL ABER
WACHT]. Dies bezieht sich eindeutig auf die Darstellung des Löwen ­ schlafend, aber mit
geöffneten Augen. Die Ursprungsidee dieses Emblems stammt, wie Henkel und Schöne 1682
festgehalten haben
5
, aus Ovids Metamorphosen, genauer gesagt aus der Erzählung, in der Ar-
gos mit einigen seiner Augen über Io wacht, dann aber durch eine Geschichte von Hermes
einschläft und von diesem enthauptet wird.
6
Die subscriptio steht im Original auf Französisch,
ist aber von Henkel/Wiemann bereits ins Deutsche übersetzt worden:
,,Je dors les yeux Ouverts. / Voyez moy ce Lion veillant en sommeillant, / Les yeux demi-
ouverts, la queue menaçante. / Un Prince quand il dort la nature contente, / Mais tousiours
pour les siens son penser est veillant."
7
[Ich schlafe mit offenen Augen. Seht mich, diesen
Löwen, der im Schlafen wacht, die Augen halboffen, mit drohendem Schweif. Ein Fürst tut,
wenn er schläft, der Natur Genüge, doch der Gedanke an die Seinen ist immer wach.
8
]
Die subscriptio ist erstmals in der Ausgabe von 1624 durch deutsche Verse ergänzt worden, in
der Erstausgabe war sie lediglich auf Französisch zu lesen.
9
5
Henkel/Schöne 1682, Sp. 400
6
Schwab, Gustav 2011, S. 32-41
7
Henkel/Wiemann (Hgg.) 1986, S. 15
8
Henkel/Wiemann (Hgg.) 1986, S. 31
9
Harper 2000, S. 87

7
Pictura, Motto und subscriptio zusammen zeigen, dass ein Herrscher sich immer ein Beispiel
an dem Löwen nehmen soll: Er soll stets wachsam sein und sein Volk nicht aus den Augen
lassen. Selbst im Schlaf darf er nichts ausblenden, weil er mit Leib und Seele Tag und Nacht
sein Amt ausfüllen muss. Er muss zwar der Natur nachgeben, die nicht zulässt, dass ein Le-
bewesen ohne Schlaf auskommt, aber das Unterbewusstsein muss auch im Schlaf wachsam
sein. Die weiteren Hintergründe des Emblembuchs, auch speziell dieses Emblems, und des
Autoren werden unter Punkt 3.4 genauer beleuchtet und lassen dadurch noch weitere Rück-
schlüsse auf das Emblem zu.
3.2 Zweites Emblem
Das zweite Emblem, nun zum Themenbereich des frommen Christen, stammt aus dem Jahr
1631 (Abb. 3). Die pictura ist die gleiche, die bereits unter Punkt 3.1 erläutert wurde, daher
wird an dieser Stelle auf die Beschreibung verzichtet. Der Kupferstich von Matthaeus Merian
wurde ­ unter anderem ­ für das nun behandelte Emblembuch Emblemata Sacra von Bartho-
lomaeus Hulsius (um 1601-1642) wiederverwendet. Dieses Emblem wird daher als Beispiel
für die Wiederverwendung des Kupferstichs angeführt. Da es aus einem der bekanntesten
Emblembücher stammt und sich zudem die Deutung des Emblems von der ursprünglichen
Interpretation bei Zincgref unterscheidet, ist es sinnvoll, dieses Emblem im Kontext der
Hausarbeit anzuführen.
Das Motto lautet hier ,,Waeckt ende bidt, / Behertight dit" [Wachet und betet: beherzigt die-
ses!
10
] An dieser Stelle lässt sich bereits anhand der Aufforderung ,,betet" erkennen, dass es
sich um ein christliches Emblem handelt. Dies wird in der subscriptio noch deutlicher:
,,Den Leüw wanneer hyslaept, die rüst met open oogherr, / Dan roert hy noch den steert dus
t`sessens waeckt en slaept, / Daeruyt elck Christen dan een goede Leffe raept / Die elck moet
t'aller tyd int werck te stellen pooghen" [Der Löwe, wenn er einschläft, der ruht mit offenen
Augen, dann rührt er noch den Schwanz, daher wacht er beruhigt und schläft, daher jeder
Christ dann ein gutes Leben führt, der jedem Druck aller Zeit und Arbeit sich zu stellen
sucht.
11
]
10
Henkel/Schöne 1682, Sp. 400 f.
11
Sinngemäße Übersetzung der Verfasserin

8
Die subscriptio besteht im Original aus mehreren Strophen, hier wird jedoch nur die erste
angeführt, da sie den Kontext des Emblems bereits klarstellt. Hier geht es um moralische
Hinweise für fromme Christen. In dieser Strophe wird der fromme Christ mit dem Löwen
verglichen, wie er im Physiologus beschrieben wird. Die Wachsamkeit des Löwen soll für den
Christen ein Vorbild sein. Der Löwe ruht nie, er ist stets bereit sich seinen Aufgaben zu stel-
len. Ebenso soll der Christ sich seinen Pflichten stellen und hart arbeiten, denn nur so erfüllt
er das Bild eines frommen Christen in der damaligen Zeit.
3.3 Drittes Emblem
Das dritte Emblem, das hier als Beispiel für eine gemischte Interpretationsweise herangezo-
gen wird, stammt aus dem Jahr 1679. Es befindet sich in dem Emblembuch von Caietanus
Veranus (1647-1713), Monumentum extremi honoris, perennis virtutis piis manibus serenis-
simi (Abb. 4). Es lässt sich anhand des Werketitels durch das Wort Monumentum sowie an-
hand des Erscheinungsjahres in Verbindung mit dem Tod desjenigen, dem das Buch gewid-
met ist, darauf schließen, dass es sich um eine Leichenpredigt handelt. Aus dem Titel geht
auch hervor, dass es um Lob und Ehre für den Verstorbenen geht, was die Vermutung, dass es
hierbei um eine Leichenpredigt und kein gewöhnliches Emblembuch geht, bestärkt. Der Ein-
fachheit und Homogenität halber wird die Leichenpredigt jedoch im Folgenden ebenfalls als
Emblembuch bezeichnet werden. Das Emblem wird an dieser Stelle in die Arbeit integriert,
da es in seiner subscriptio sowohl Anteile des frommen Christen als auch Anteile des wach-
samen Fürsten enthält und verbindet. Daher ist dies ein gutes Beispiel dafür, dass beide Inter-
pretationsansätze auch in Kombination innerhalb eines Emblems vorkommen können. Diese
Erkenntnis ist wichtig, um deutlich zu machen, dass die Bereiche nicht immer klar voneinan-
der abzugrenzen sind und sie sich gegenseitig bedingen können.
Die pictura zeigt einen Löwen, der im Zentrum des Bildes bäuchlings auf dem Boden liegt.
Sein abgelegter Kopf ist seitlich gedreht und seine weit offenen Augen blicken gen Fußboden.
Um ihn herum sind Gräser, Büsche und Bäume zu erkennen. Die ganze Szene wird von einem
bewölkten Himmel überfangen. Das Motto des Emblems ist mit einem Schriftband in die pic-
tura mit eingebunden, es befindet sich am oberen Bildrand. Die querovale pictura wird um-
rahmt von einer reich verzierten Ornamentik, Früchten und zwei in weite Gewänder gekleide-
ten Frauen. Das Motto des Emblems lautet ,,Oculis indormit apertis" [Er schläft mit geöffne-
ten Augen]. In der subscriptio wird die Interpretationsebene des Emblems deutlich:

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956368684
ISBN (Paperback)
9783956367328
Dateigröße
3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel – Kunsthistorisches Institut
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Note
2,0
Schlagworte
bestia emblematica motiv löwen emblematik
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