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Technikbildung gestern - heute - morgen in Kärnten

©2016 Fachbuch 368 Seiten

Zusammenfassung

Das Kronland Kärnten der Habsburgermonarchie hat im 19. Jahrhundert noch ein blühendes Bergbau- und Hüttenwesen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhudert gibt es in Kärnten Bestrebungen, eine gehobene Montanlehranstalt zu gründen, wobei diese dann auf Initiative und Förderung von Erzherzog Johann in der Steiermark entsteht. Die Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt wird im Jahre 1840 in Vordernberg errichtet. Das Vorstudium von vier Jahren findet am Joanneum Graz statt, wobei zwei Jahre Berg- und Hüttenkunde nunmehr in Vordernberg gelehrt werden. Die k. k. Montanlehranstalt wird im Jahre 1849 nach Leoben verlegt und beginnt den Lehrbetrieb mit 48 Hörern. Die hochschulähnliche Ausbildung der künftigen Berg- und Hütteningenieure beträgt sechs Jahre, wobei die lange Studienzeit anfänglich einen Rückgang der Hörerzahlen bewirkt. Ab dem Jahre 1861 wird der Name „k. k. Bergakademie“ geführt, und im Jahre 1904 wird die Bergakademie zur Montanistischen Hochschule aufgewertet. Die Kärntner Landstände haben schon früh den Wunsch geäußert, eine Technische Lehranstalt für Industrie und Gewerbe in Klagenfurt entstehen zu lassen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2
INHALTSVERZEICHNIS
VORBEMERKUNG
1
EINLEITUNG ... 9
2
TECHNIKBILDUNG IN DER HABSBURGERMONARCHIE IN
KLAGENFURT ... 11
2.1
Mechanische Lehrwerkstätte 1861 ... 14
2.2
Mechanische Lehrwerkstätte zur Maschinengewerblichen Fachschule 26
2.2.1
Lehrwerkstätte zur Fachschule ... 46
2.2.2
Lehrwerkstätte zur Fachschule mit Fachtheorie ... 50
2.3
Fachschule zur Staats-Gewerbeschule ... 55
2.4
Staats-Gewerbeschule und höhere Gewerbeschule ... 68
2.4.1
Staats-Gewerbeschule und parallele Entwicklung Staats-
Handwerkerschule ... 70
2.4.2
Staats-Gewerbeschule mit zunehmenden elektrotechnischen
Unterricht ... 79
3
HANDWERKLICHE BERUFSVORBILDUNG IN KLAGENFURT ... 95
3.1
Handwerkerschulen zur Berufsvorbildung ... 100
3.2
Handfertigkeitsunterricht zur Förderung des Handwerks-Gewerbes 110
3.3
Zeichen- und Modellierschule mit Fachzeichnen ... 122
3.4
Zeichen- und Modellierschule und gewerbliche Fortbildungsschule .. 128
3.5
Staats-Handwerkerschule zur Berufsvorbildung für das
Handwerksgewerbe ... 136
3.6
Bau- und Kunsthandwerkerschule und Handwerksbildung ... 150
4
BUNDESLEHRANSTALT BIS ZUR ISCHLER REFORM ... 157
4.1
Gewerbliches Bildung ohne Reform in der Ersten Republik ... 159
4.1.1
Bundeslehranstalt mit zusätzlicher Elektrotechnik ... 164
4.1.2
Bundeslehranstalt mit Versuchsanstalt ... 174
4.1.3
Höhere Bundesgewerbeschule im Ständestaat ... 175

3
4.2
Drittes Reich und spezialisierte Staats-Gewerbeschule ... 183
4.2.1
Bildungssystem mit Praxisorientierter Ingenieursschule ... 184
4.2.2
Vergleich der Gewerbebildung im Dritten Reich und Ständestaat ... 188
4.3
Gewerbebildung mit Anpassung der Lehrpläne ... 192
4.3.1
Reformprogramm mit Lehrplananpassungen ... 196
4.3.2
Bundesgewerbeschule und Ischler Reform ... 207
5
SCHULORGANISATIONSGESETZ UND HÖHERE TECHNISCHE
LEHRANSTALT KLAGENFURT ... 227
5.1
Gleichheit allgemeiner und beruflicher höherer Bildung ... 229
5.2
Vervollkommnung durch allgemeine und fachliche Bildung ... 234
5.3
Bildung der Berufstätigen ... 239
5.4
Flexibel angepasste Lehrpläne ... 243
5.4.1
Kompetenz- und Persönlichkeitsorientierung ... 247
5.4.2
Mechatronik-Kompetenz und Wirtschaftsanpassung ... 250
5.5
Versuchsanstalt mit zusätzlicher Praxisnähe ... 253
5.6
Mechatronik-Zentrum zur Wirtschaftsanpassung ... 258
5.7
Bildung an der höheren Abteilung seit der Monarchie ... 266
5.8
Hohe Technische Lehranstalt als Berufsbildende Hochschule ... 267
5.8.1
Allgemeinform ... 268
5.8.2
Sonderform ... 273
5.8.3
Fachlehranstalt ... 276
6
ENTWICKLUNG DER TECHNIKBILDUNG AUSSERHALB VON
KLAGEENFURT ... 281
6.1
Fachschule für Gewehrindustrie in Ferlach 1878 ... 281
6.2
Fachschule für Holzindustrie in Villach 1878 ... 285
7
ZUKUNFTSPOTENZIAL INTEGRATION DER
INGENIEURPRAXIS IN DAS BILDUNGSSYSTEM ... 291
7.1
Fachtheorie und Fachpraxis zur Vervollkommnung ... 297
7.2
Ingenieurpraxis und eine Qualifizierung zum Bachelor ... 308
7.3
Strukturwandel und Informationstechnologie ... 316

4
7.4
Bildungsstandards und ein Vergleich der Ingenieurbildung ... 320
7.4.1
Kompetenzentwicklung und Bildungsstandards ... 322
7.4.2
Diplom und eine Weiterqualifizierung zum Ingenieur ... 324
7.5
Ingenieur und eine gesellschaftliche Aufwertung ... 330
7.5.1
Flexible Lehrpläne und technischer Strukturwandel ... 334
7.5.2
Fachbildung mit maßvollen Vertiefungsschwerpunkten ... 338
7.5.3
Spannungsfeld der allgemeinen und fachlichen Bildung ... 339
7.5.4
Ingenieurpraxis mit Weiterqualifizierung zum Bachelor-Grad ... 341
7.6
Ingenieurpraxis und Anbindung an das Bildungssystem ... 347
8
LITERATUR ... 351
8.1
Primärliteratur ... 351
8.2
Sekundärliteratur... 358
8.3
Internetadressen ... 365

5
Zur Erinnerung an meine Schulzeit an der Bundesgewerbeschule/Höheren
Technischen Lehranstalt in Klagenfurt

6
VORBEMERKUNG
Das Kronland Kärnten der Habsburgermonarchie hat im 19. Jahrhundert noch
ein blühendes Bergbau- und Hüttenwesen. In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhudert gibt es in Kärnten Bestrebungen, eine gehobene Montanlehranstalt zu
gründen, wobei diese dann auf Initiative und Förderung von Erzherzog Johann
in der Steiermark entsteht. Die Steiermärkisch-Ständische Montanlehranstalt
wird im Jahre 1840 in Vordernberg errichtet. Das Vorstudium von vier Jahren
findet am Joanneum Graz statt, wobei zwei Jahre Berg- und Hüttenkunde
nunmehr in Vordernberg gelehrt werden.
1
Die k. k. Montanlehranstalt wird im
Jahre 1849 nach Leoben verlegt und beginnt den Lehrbetrieb mit 48 Hörern. Die
hochschulähnliche Ausbildung der künftigen Berg- und Hütteningenieure
beträgt sechs Jahre, wobei die lange Studienzeit anfänglich einen Rückgang der
Hörerzahlen bewirkt. Ab dem Jahre 1861 wird der Name ,,k. k. Bergakademie"
geführt, und im Jahre 1904 wird die Bergakademie zur Montanistischen
Hochschule aufgewertet.
2
Die Kärntner Landstände haben schon früh den
Wunsch geäußert, eine Technische Lehranstalt für Industrie und Gewerbe in
Klagenfurt entstehen zu lassen.
,,Rücksichtlich Klagenfurts hatten die Stände Kärnthens zuerst im Jahre
1834 den Beschluss gefasst, eine vorzugweise zur Heranbildung von
Zimmermeistern, Schmieden, Hammerwerks-Meistern und
Hammerwerks-Verwesern bestimmte Technische Lehranstalt dort zu
errichten".
3
In Kärnten entsteht im Jahre 1869, in der liberalen Phase in der
Habsburgermonarchie, im heutigen Österreich, eine niedere ,,Bergschule". Einer
Privatinitiative von ,,Werksbesitzern und Montanbeamten" ist zu verdanken,
1
Vgl. Binder, Dieter A. 1999: Vom Museum zur Pilotuniversität, S. 46.
2
Vgl. Roth, Paul W. 1990: 150 Jahre Montanuniversität Leoben 1840-1990, S. 50-61.
3
Bidermann, Hermann Ignaz 1854: Die Technische Bildung im Kaiserthume Oesterreich,
S. 95.

7
dass in Klagenfurt eine Bergschule mit einem zweijährigen Vor- und Fachkurs
entsteht. Im Jahre 1903 wird diese niedere Montanlehranstalt eine zweijährige
gewerblich-montane Fachschule, wobei aufgrund der Kriegswirren im Jahre
1915 der Lehrbetrieb eingestellt wird. Nach dem Ersten Weltkrieg wird infolge
des revolutionären politischen Umbruchs die große Vielvölkermonarchie zu
einem kleinen deutschen Reststaat Österreich. Am 12. November 1918 wird die
demokratische Republik Deutsch-Österreich ausgerufen. An diesen Reststaat der
Habsburgermonarchie glauben nur wenige Menschen, und die Bergschule wird
aufgrund der geänderten politischen Situation nicht mehr aktiviert.
4
Die
Bergschule besteht anfänglich aus einer einjährigen Vorbereitungsschule und
der eigentlichen einjährigen Fachschule:
,,Im `Vorkurs` wird Rechnen, Geometrie, Mineralogie, Geognosie, Physik
und Chemie, Maschinenkunde, Rechtschreiben und Stilübungen,
Linearzeichnen und Schönschreiben nebst Kartenschreiben gelehrt. Im
`Fachkurs` wird Bergbaukunde, Aufbereitung, Bergmaschinenlehre,
Markscheidekunde, allgemeines österreichisches Berggesetz,
Grubenrechnungsführung, Bergwerksgeographie Österreichs,
Stilübungen, Linearzeichnen, Zierschriften und Wartung und Führung von
stationären Dampfmaschinen gelehrt".
5
Ein reges Metall- und Eisenverarbeitendes Gewerbe und eine ebensolche
Industrie hat durch die Errichtung von besonderen gewerblich-technischen
Speziallehranstalten zu deren pädagogisch-didaktischen Förderung geführt. Eine
gehobene, naturwissenschaftlich-technische Bildung entwickelt sich bereits in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese Polytechnischen Institute
entwickeln sich zu technisch-wissenschaftlichen Fachschulen in Form von
Technischen Hochschulen weiter. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert
entstehen aufgrund einer zunehmenden Industrialisierung gewerblich-technische
Schulanstalten auf mittlerer Bildungsebene. In der Landeshauptstadt Klagenfurt
4
Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 72 f.
5
Ebenda, S. 73.

8
wird in der beginnenden liberalen Ära im Jahre 1861 eine Mechanische
Lehrwerkstätte gegründet. Diese Lehrwerkstätte ist die erste gewerblich-
praktische Bildungsanstalt im heutigen Österreich der Habsburgermonarchie.
Aus der Fachschule einer mechanisch-technischen Lehrwerkstätte entwickelt
sich im Jahre 1884 die selbstständige, Maschinengewerbliche Fachschule in
Klagenfurt. Das Reformprogramm 1883 zur ,,Vereinigung des gesamten
gewerblichen Bildungswesens unter die Oberleitung des
Unterrichtsministeriums"
6
wird vom gewerblichen Schulreformer Armand
Freiherr von Dumreicher in die Wege geleitet. Dieses Reformprogramm gilt als
ein ,,Versuch einer Neuorganisation des gewerblichen Bildungswesens"
7
während der Habsburgermonarchie. Im Jahre 1911 entsteht spät, nach
Hemmnissen, die organisatorisch vereinheitlichte Staats-Gewerbeschule mit
unterschiedlichen Bildungseben der neuen, vierjährigen mechanisch-technischen
Höheren Gewerbeschule neben der bereits vorhandenen dreijährigen
Maschinengewerblichen Fachschule.
6
Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens
in Österreich, S. 98.
7
Schermaier, Josef 2009: Fachschulen in Österreich- Schulen der Facharbeiterausbildung,
S. 10.

9
1 EINLEITUNG
In den kleingewerblichen und den kleinindustriellen Betrieben der
Metallverarbeitung herrscht ein Mangel an geschulten Mechanikern, Monteuren
und Kleinmaschinenbauern mittlerer Bildungskategorie. Die Handels- und
Gewerbekammer gründet eine gewerblich-praktische, mechanisch-technische
Lehrwerkstätte im großen Magazinraum des Bürgerspital-Friedhofsgebäude in
der Lidmanskygasse 22, wo derzeit eine Musikvolksschule untergebracht ist.
Diese unselbstständige Lehrwerkstätte steht organisatorisch vorerst mit der
Oberrealschule in Verbindung. Das Realschulgesetz 1868 bewirkt, dass im Jahre
1869 die eigenständige, mechanisch-technische Lehrwerkstätte durch einen
gewerblich-theoretischen Unterricht allmählich als Fachschule etabliert wird.
Die Realschulen entfernen den gewerblich-theoretischen Unterricht. Die
Realschulen werden zu Allgemeinbildenden Höheren Lehranstalten mit einer
mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausrichtung. Diese Lehranstalten werden
organisatorisch und in den Berechtigungen immer mehr den Gymnasien
angepasst. Durch das Reformprogramm 1883 für das gewerbliche
Unterrichtswesen wird die Fachschule als Mechanisch-Technische
Lehrwerkstätte mit einem gewerblich-theoretischen Unterricht erweitert. Im
Jahre 1884 erfolgt die Umwandlung in die selbstständige,
Maschinengewerbliche Fachschule. Die k. k Maschinengewerbliche Fachschule
übersiedelt im Jahre 1888 von der Lidmanskygasse in den Neubau in der
Jessernigstraße. Dieser Standort wird bis in die Gegenwart ausgebaut, wobei es
laufend Raumprobleme gibt. Die selbstständige, Maschinengewerbliche
Fachschule wird nach vielen Hindernissen erst nach Jahrzehnten, im Jahre 1911,
in die höhere Organisationsform einer ,,Staats-Gewerbeschule" umgewandelt,
die noch vor dem Ersten Weltkrieg entsprechend umgesetzt wird.
Die Staats-Gewerbeschule Klagenfurt hat die erste vierjährige, höhere
Gewerbeschule mechanisch-technischer Richtung im österreichischen

10
Alpenland in der Habsburgermonarchie. Die dreijährige gewerblich-technische,
Maschinengewerbliche Fachschule wird übernommen. Es werden vermehrt
elektrotechnische Inhalte in die höhere Gewerbeschule und in die
Maschinengewerbliche Fachschule eingebaut. Die gewerblich-theoretischen
Inhalte der Werkmeister-Fachschulen kommen in der Zwischenkriegszeit nicht
mehr zum Tragen. Die gewerblich-technischen Fachschulen, ähnlich der
traditionsreichen und praxisnahen Klagenfurter Maschinengewerblichen
Fachschule, werden an den Bundeslehranstalten in der Ersten Republik
installiert.

11
2 TECHNIKBILDUNG IN DER HABSBURGERMONARCHIE
IN KLAGENFURT
Diese regionale pädagogisch-didaktische Förderung der Eisen- und
Metallindustrie erfolgt vornehmlich durch Lehrwerkstätten mit handwerklich-
praktischer Bildung. Die gewerblich-praktischen Lehranstalten erweitern im
Laufe der Zeit den Fachtheoretischen Unterricht. Die Lehrwerkstätten werden
während der Habsburgermonarchie zu selbständigen Fachschulen. Diese
Lehranstalten entwickeln sich oft weiter und werden nach dem
Schulorganisationsgesetz 1962 bis in die Gegenwart zu Höheren Technischen
Lehranstalten. Die erste gewerblich-praktische Mechanische Lehrwerkstätte im
heutigen Österreich entsteht in Klagenfurt, und diese wird erst im Jahre 1911 zur
Staats-Gewerbeschule. Damit entsteht eine gewerbliche Mittelpunkts- und
Musterschule, in deren Rahmen verschiedene gewerblich-technische
Bildungsebenen organisatorisch vereinheitlicht werden.
8
Der Aufschwung des metallverarbeitenden Gewerbes und der
Kleineisenindustrie hat in Kärnten in den 1860er Jahren einen entsprechenden
Mangel geschulter Arbeits- und Fachkräfte zur Folge. In der Zeit des
aufstrebenden deutschen Liberalismus fehlen vor allem Mechaniker, Monteure
und Kleinmaschinenbauer der mittleren Bildungskategorie. Um den
Fachkräftemangel zu beseitigen, wird über Anregung der Kärntner Handels- und
Gewerbekammer im Jahre 1861 eine Mechanische Lehrwerkstätte errichtet. In
Klagenfurt entsteht damit die erste gewerblich-praktische Lehranstalt dieser Art
im heutigen Österreich, die vorerst von freiwilligen, privaten Beiträgen erhalten
wird. Diese neue Schulart einer praktischen Lehrwerkstätte befindet sich im
beengten, großen Magazinraum des Bürgerspital-Friedhofsgebäudes in der
Lidmanskygasse 22, wo heute die Musikvolksschule untergebracht ist.
8
Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. 3,
S. 203-206.

12
Diese gewerblich-praktische Lehranstalt entwickelt sich wegen der zu
gering verfügbaren Unterrichtszeit der Oberrealschüler nur langsam. Die
Maschinen-Lehrwerkstätte wird vorerst organisatorisch mit der Oberrealschule
verbunden. Die Realschule ist am Nachmittag die Hauptzubringerschule für die
Lehrwerkstätte. Aufgrund der beginnenden Subventionierung dieser
Mechanisch-Technischen Lehrwerkstätte durch das Handelsministerium im
Jahre 1872 kann allmählich ein entsprechender Entwicklungsfortschritt in der
Schulausstattung festgestellt werden. Die gänzliche Übernahme der
Lehrwerkstätte durch das Handelsministerium erfolgt im Jahre 1878. Dies
bewirkt eine gedeihliche Weiterentwicklung dieser gewerblichen Lehranstalt.
,,Der Staat bestellte von nun an die Lehrkräfte und kam für die Errichtung
und den Betrieb der [Lehr-] Anstalt auf. Die Handels- und
Gewerbekammer sorgte für die Erhaltung des Gebäudes".
9
Es erfolgt eine entsprechende Schulentwicklung durch eine Erneuerung des
Unterrichts in praktischer und vor allem auch in theoretischer Hinsicht.
10
Das
Reformprogramm 1883 des Unterrichtsministeriums bezüglich der
Fachschulen
11
unterscheidet im Wesentlichen zwischen ,,Fachlehranstalten mit
Werkstattunterricht", wie die selbstständige Maschinengewerbliche Fachschule
in Klagenfurt und den ,,Gewerblichen Lehrwerkstätten", wie sie in Fulpmes
1897 und in Waidhofen an der Ybbs 1890 noch entstehen werden.
,,An der Fachschule ist die Produktion gewerblicher Erzeugnisse nicht wie
bei der Werkstätte der Zweck der Institution, sondern nur eine
nebenhergehende Erscheinung, eine unvermeidliche Konsequenz dessen,
dass die Schüler in praktischen Arbeiten unterrichtet werden. [...] Das
9
Festschrift 125 Jahre 1861-1986 Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt,
S. 25.
10
Vgl. Vgl. Klimburg, Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen
Unterrichtswesen in Österreich 1884, S. 138.
11
In der Habsburgermonarchie wird zwischen selbständigen Fachschulen, wie in Ferlach und
in Klagenfurt bis 1911, und den höher organisierten Staats-Gewerbeschulen unterschieden.

13
Entstehen solcher Produkte ist so wenig das Ziel der Institution, dass es
sogar in manchen Beziehungen eher Verlegenheit als fördernde Momente
für das Fachschulwesen bedingt".
12
Bei dem modernen Typus von Fachschulen müssen die Begriffe ,,Werkstätte",
,,Staatsmanufaktur" und ,,Bildungsanstalt" unbedingt getrennt werden. Der
Betrieb von Werkstätten durch den Staat ist nur dann gerechtfertigt, wenn diese
ein Bestandteil der Unterrichtsinstitution sind. Die Schüler erreichen dadurch
eine vollkommenere Ausbildung in einem entsprechenden Fach- oder
Gewerbebereich. Diese Lehrwerkstätten sollen das allgemeine
Produktionsniveau heben. Damit ist eine pädagogisch-didaktische Förderung des
Gewerbe- und Industriewesens gegeben. Diese Staats-Werkstätten sollten zu
wirklichen Fachbildungsanstalten weiterentwickelt werden. Es entstehen
Lehrwerkstätten, die zu Fachschulen werden und einige werden sogar zu höher
organisierten Staats-Gewerbeschulen. So manche Fachschule, in der
Habsburgermonarchie oft nur für eine gewerbliche Hauptgruppe gegründet,
entwickelt sich zu einer fachlich vielfältigen Höheren Technischen Lehranstalt.
Aus der Schule für die Gewehrindustrie 1878 in Ferlach ist heute eine Höhere
Technische Lehranstalt mit Schwerpunkten im Maschineningenieurwesen, .wie
Büchsenmacher und Waffentechnik, Fertigungstechnik, Industriedesign und
dem Kunsthandwerk geworden. Aufgrund des Reformprogrammes 1883 ist es
eine wichtige Aufgabe des Unterrichtsministeriums, auch gewerbliche
Fachschulen zu schaffen. Diese Lehranstalten sollen zu staatlichen
Musteranstalten für verschiedene Zweige der gewerblichen Produktion
ausgebaut werden, wie sie durch die Staats-Gewerbeschulen gegeben sind. Die
Grundlage der Fachschulen ist der Lehrzweck und nicht eine dominierende
Produktionstätigkeit, wenn auch die beteiligten Schüler für ihre Produktion
etwas bekommen sollten. Das Hauptaugenmerk liegt neben der praktischen,
12
Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens
in Österreich, S. 139.

14
schulischen Unterweisung vor allem auf einer Steigerung der geistigen
Grundlagen durch eine Ausweitung des Fachtheoretischen Unterrichts. Es
entstehen in den Ländern der Habsburgermonarchie folgende Fachschulen für
das Metallgewerbe und das Maschinenwesen: Die Landesfachschule für das
Maschinenwesen in Wiener Neustadt 1873, die Fachschule für Handfeuerwaffen
in Ferlach 1878, die Fachschulen für das Eisen- und Stahlgewerbe in Steyr 1878,
in Waidhofen an der Ybbs 1890 und in Fulpmes im Jahre 1897, die sich alle zu
Höheren Technischen Bundeslehranstalten in der Zweiten Republik
weiterentwickeln.
2.1 Mechanische Lehrwerkstätte 1861
Im 18. Jahrhundert entwickelt sich im Zuge der Umsetzung
naturwissenschaftlicher Erkenntnisse allmählich der moderne Maschinenbau,
dessen Antriebsmotor die Dampfmaschine ist. Die dampfbetriebenen
Arbeitsmaschinen haben im 19. Jahrhundert die Industrialisierung entscheidend
mitbegründet. Es wird auch von einem ,,Jahrhundert der Großen Industrie"
gesprochen. Eine Schule, die der frühen Technisierung und Industrialisierung
dient, kommt nach vielen anderen Versuchen in der Aufklärungsperiode im
Jahre 1765 wirklich zustande. Im Jahre 1604 wird in Klagenfurt das
Jesuitenkolleg, eine höhere Lehranstalt, am Vorplatz westlich des Domes in der
damaligen Viktringer- und heutigen Karfreitstraße gegründet.
13
Am
Jesuitenkolleg entsteht im Jahre 1865 die ,,Mechanische Schule":
,,Eine andere der Industrialisierung Kärntens dienende Schule kam wirklich
zustande, nämlich die im Jahre 1765 am Klagenfurter Jesuitenkolleg
errichtete `Mechanische Schule`, welche Pater Abfalter leitete. Dieser hielt
auf Verlangen auch Privatkollegien und erfreute sich eines guten
Zuspruchs von Hörern. Der Klagenfurter Kommerzkonseß gab ihm noch
13
Vgl. Rainer, Johann 1991: Das Jesuitenkolleg in Klagenfurt von 1604-1773, S. 69.

15
einen Gehilfen bei und bewilligte Zuschüsse zur Anschaffung von
Maschinen und Instrumenten".
14
Die Schülerzahl beträgt in den letzten Jahrzehnten vor der Auflösung im Jahre
1773 zwischen 500 bis 600, wobei etwa ein Fünftel Hörer der Theologie und
Philosophie waren. Im Jahre 1765 gibt es 102 in den höheren Studien und 438
im Gymnasium Studierende.
15
Der reiche Orden der ,,Gesellschaft Jesu" wird
vom Papst, da er zu viel Einfluss in der Kirche bekommt, im Jahre 1773
aufgehoben. Es erfolgt dadurch auch eine Auflösung des Jesuitenkollegs in
Klagenfurt. Das Kolleg zählt im Jahre 1773 47 Mitglieder, davon 30 Priester,
vier ,,Magistri" und 13 Brüder, und davon lehren:
,,zwei Moraltheologie, einer Kirchenrecht, zwei Philosophie, einer Ethik,
einer Mathematik und `Mechanik`, einer Rhetorik, einer Poesie und vier
Magistri lehren in den vier Klassen des Untergymnasium Infima,
Principia, Grammatica und Syntax".
16
Die gewerblichen Lehrlinge frequentieren zur Fortbildung an
Sonntagvormittagen einen Wiederholungsunterricht zur Festigung des
Elementaren sechsjährigen Pflichtschulstoffes. Die epochale Schulpflicht wird
von der absolutistisch-aufgeklärten Kaiserin Maria Theresia durch die
,,Allgemeine Schulordnung" am 6. Dezember 1774 eingeführt.
,,Deshalb sei es notwendig, daß durch wohlgetroffene Erziehungs- und
Lehranstalten die Finsterniß der Unwissenheit aufgekläret, und jedem der
seinem Stande angemessene Unterricht verschaffet werde".
17
14
Dinklage, Karl 1953: Kärntens gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart,
S. 251.
15
Vgl. Rainer, Johann 1991: Das Jesuitenkolleg in Klagenfurt von 1604 bis 1773, S. 77.
16
Ebenda, S. 77 f.
17
Gesetzessammlung Maria Theresia 7, 1786 Wien, S. 116.

16
Das niedere ,,deutsche" Schulwesen erfährt durch die Erzherzogin von
Österreich und Römische Kaiserin Maria Theresia einen enormen Aufschwung.
Die Anfänge der deutschen Schulen gehen auf das Spätmittelalter zurück. Die
,,deutschen Lese- und Schreibschulen"
18
sind ein ,,ureigenes" Produkt des
städtischen Bürgertums, wobei bereits ein Gruppenunterricht gegeben ist. In
diesen Schulen wird auch praktisches Wissen für das Handwerk und den Handel
vermittelt. Mit der Urbanisierung und dem Entstehen von Märkten und Städten
erlangt im Spätmittelalter das Geld als Tauschmittel eine immense Bedeutung.
Die Rechenkenntnisse werden für das städtische Bürgertum immer wichtiger.
19
Ein neuer Schultyp, die deutsche Schule, entsteht nach den Bedürfnissen der
Bürger. Diese Schule hebt sich von der meist ,,höheren" Lateinschule ab.
,,Auch sie war, wie die Ausbildung der Ritter, eine Abspaltung von den
lateinischen Prototypen schulischen Lernens und half bei der
Emanzipation einer Gesellschaftsschicht, des Bürgertums, wesentlich mit.
Sie muß als eine ureigene Schöpfung des mittelalterlichen Bürgertums
und als eine Vorläuferin der Volksschule angesehen werden. Der deutsche
Schulmeister war nun nicht mehr im Dienst der Kirche Messner und
Chorleiter, sondern stand im Schutze der Stadt. [...] Ab dem 16.
Jahrhundert, als sich viele Institutionen der Kirche auflösen oder bloß
dahinsiechten, wird die Stadt den deutschen Schulmeister besonders
fördern, ihm ein ausreichendes Einkommen sichern. Die `Teutsche schuel`
wurde damit zu einer brauchbaren und rationellen Institution, in der
allmählich weitere Schichten der Bevölkerung einer gewissen
Elementarbildung zugeführt werden konnten. Erst die deutsche Schule
schuf die Voraussetzung für ein nationales Schulwesen [Kaiserin Maria
Theresia]".
20
Die ,,deutsche" Schule ist eine gehobene Elementarschule in der Stadt, die von
Mädchen und Knaben besucht wird. Daraus entwickelt sich historisch mit der
18
Engelbrecht, Helmut 1982: Geschichte des österreichischen Bildungswesens, Bd. I,
S. 174 f.
19
Vgl. ebenda, S. 174-176.
20
Ebenda, S. 176 f.

17
,,Allgemeinen Schulordnung" 1774 die Haupt- und Normalschule im städtischen
Bereich. Mit dem Reichsvolksschulgesetz 1869 kann die dreijährige
Bürgerschule als gehobene Volksschule im städtischen Bereich als
Weiterentwicklung gesehen werden. Mit der Schulreform von Otto Glöckel
entsteht in der Ersten Republik, gesetzlich im Jahre 1927, aus der unglücklichen,
dreijährigen Bürgerschule, die vierjährige Hauptschule mit zwei Klassenzügen,
die bis zum Schuljahr 1985/86 Geltung hat.
21
Zur Förderung vor allem der produktiven Wirtschaft wird ein
gewerbliches Schulwesen erforderlich. Aufgrund der ,,Politischen
Schulverfassung 1805" werden die Normalhauptschulen zu Musterschulen in
den Landeshauptstädten. An der Normalhauptschule in Klagenfurt wird im Jahre
1820 die 4. Klasse durch zwei Jahrgänge mit gewerblich-realistischen Unterricht
erweitert, wobei sich im Jahre 1849 daraus die Unterrealschule entwickelt. Die
Unterrealschule bleibt vorerst mit der Normalhauptschule organisatorisch
verbunden. In Klagenfurt hat sich die Normalschule als Elementare
Musterschule
22
folgendermaßen entwickelt:
,,Die Knabenschule hob sich seit dem letzten Dezenium zur Doppelzahl
der Schüler, und erhielt mit Ausgang des Schuljahres 1830 in vier
Classen, wovon die erste zwei Abtheilungen, die letzte zwei Jahrgänge
einschlissig der Zeichenschule bildet, unter einem Director, 2 Katecheten,
9 Lehrern und zwei Gehilfen und 834 Schüler".
23
Am 1. Oktober 1851 entsteht in Klagenfurt die dreiklassige, selbstständige
Unterrealschule, da diese organisatorisch von der gehobenen Elementarschule,
der Normalhauptschule getrennt wird. Die Unterrealschule hat bereits eine
umfangreiche, enzyklopädisch-theoretische, gewerblich-technische Bildung
21
Vgl. Schermaier, Josef 1990: Geschichte und Gegenwart des allgemeinbildenden
Schulwesens in Österreich, S. 29.
22
Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 21 f.
23
Hermann, Heinrich 1832: Klagenfurt wie es war und ist, S. 215.

18
durch die vorbereitende Mathematik, die Maschinenlehre, die Baukunde, die
Markscheidekunst als Geodäsie des Bergbaues und durch die Bergbaukunde.
Die Aufgabe der Realschule ist es, dem industriellen und handwerklichen
Nachwuchs eine technische Bildung zu gewährleisten. Diese Forderung nach
Vermittlung gewerblich-industrieller Kenntnisse wird durch die Erweiterung
einer dreijährigen Oberrealschule im Jahre 1854 entsprechend erfüllt.
24
Die Kärntner Delegation des innerösterreichischen Gewerbe- und
Industrievereines hat die notwendige didaktische Förderung von Gewerbe und
Industrie durch gewerblich-technische Bildung bereits im Jahre 1842 durch
Einführung von Sonntagsvorträgen auf dem Gebiete der Technischen Chemie,
der Physik, der Mathematik und Mechanik bewerkstelligt.
25
Museen und
Sammlungen, wie das ,,Naturhistorische Museum" am Kardinalplatz, dessen
Gebäude noch heute existiert, sind in dieser Zeit oft der Ausgangspunkt von
naturwissenschaftlich-technischen Bildungsstätten. Unter der Patronanz der
,,Landwirtschaftsgesellschaft" beginnen an diesem Museum am 24. Oktober
1848 kostenlose und gut besuchte Vorträge, deren Fortgang durch Förderer
namhaft unterstützt wird. Durch die Initiative des Ministeriums für
,,Öffentlichen Unterricht" entsteht mit Erlass vom 11. Dezember 1849 im Jänner
1850 eine ,,Technische Vorschule". Dieser ,,zweijährige Privatlehrkurs" entsteht
am Naturhistorischen Museum in Klagenfurt.
26
An dieser befristeten,
Technischen Schule werden in den beiden Jahrgängen folgende Gegenstände
vorgetragen:
,,`Erster Jahrgang` mit Geologie, Statistik, Mineralogie, Mathematik,
Zeichnen und Religionslehre. `Zweiter Jahrgang` zusätzlich mit
24
Vgl. Dinklage, Karl 1953: Kärntens gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur
Gegenwart, S. 438.
25
Vgl. Ebenda, S. 438 f.
26
Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 68.

19
theoretisch-praktischer Chemie, Zoologie, Geschäftsstil und Einführung
in die praktische Geometrie als Vermessungskunde".
27
Da keine entsprechende öffentliche, technisch vorbereitende Lehranstalt in
Klagenfurt existiert, wird ein weiterer Ausbau geplant. Diese Lehranstalt soll
auch auf eine gehobene technische Bildung an einem Polytechnischen Institut
vorbereiten. Neben einer allgemeinen Bildung, werden auch für ,,Gewerbeleute"
und Handwerker nützliche Kenntnisse über die Naturwissenschaft und Technik
vermittelt. Diese Technische Privatschule hat immense finanzielle
Schwierigkeiten, die Lehrkräfte zu bezahlen.
,,Das Ministerium für Cultus und Unterricht beteiligte sich für das Jahr
1850/51 dabei noch mit einem Betrag von 1000 Gulden
Konventionsmünze, aber die bereits angeordnete Errichtung einer
Unterrealschule in Klagenfurt bedeutet im selben Jahr das Ende der
privaten Technischen Vorschule am Naturhistorischen Museum".
28
Die Technische Vorschule hat somit ihren Zweck, den Bedürfnissen der
Wirtschaftstreibenden zu dienen, erfüllt. Die Gründung einer
Allgemeinbildenden Realschule mit gewerblich-theoretischem Unterricht wird
nach dem ,,Organisationsentwurf 1849" unausweichlich, wobei die Realschule
folgenden speziellen Bildungsauftrag bekommt:
,,Eine selbständige Bildung für die niederen Kreise der städtischen und
ländlichen Gewerbe. [...] der öffentliche Unterricht nicht die zur Pflege
und Ausübung der industriellen Gewerbe erforderliche Bildung vermittle.
Er [Unterrichtsminister Leo Graf Thun von Hohenstein] forderte den
Ausbau des Realschulwesens, vermehrte Berücksichtigung
Berufsvorbildender Inhalte und eine der regionalen und lokalen
Erfordernissen angemessene Organisation".
29
27
Ebenda, S. 68 f.
28
Ebenda, S. 69 f.
29
Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung zentralstaatlicher Bildungsmaßnahmen im
Vielvölkerstaat Österreich, S. 2 f.

20
Der Österreichische Gewerbe- und Industrieverein wird im Jahre 1839 als
niederösterreichischer gegründet, da die Zensurbestimmungen von Metternich
im Vormärz Vereinigungen, die sich über die gesamte Habsburgermonarchie
erstrecken, nicht zulassen. Aus dem Niederösterreichischen Industrie- und
Gewerbeverein löst sich durch Gründung am 20. September 1850 der ,,Kärntner
Industrie- und Gewerbeverein" heraus. Zur Ergänzung der ,,Technischen
Vorschule" entsteht noch im Jahre 1850 auf Initiative des Industrie- und
Gewerbevereines eine freiwillige ,,Sonntagsschule für Handwerker" auf der
heutigen Adlerschütt am Kardinalplatz. Diese Unterrichtstätigkeit kann als
Beginn des ,,Gewerblichen Fortbildungsschulwesens in Klagenfurt"
30
betrachtet
werden.
,,So unterhielt der Industrie- und Gewerbeverein schon im Jahre 1851 an
Sonntagen von 9 bis 12 Uhr eine Zeichenschule, und von 13 bis 14 Uhr
wird Buchführung vorgetragen. Dienstag und Freitag von 16 bis 17 Uhr
fanden freie Vorträge über Chemie und Physik statt. Es wird auch für ein
Chemisches Labor vorgesorgt, er kaufte Werkzeuge und richtet ein
Lesezimmer ein, das an Wochentagen von 16 bis 20 Uhr und an
Sonntagen von 9 bis 12 Uhr für das Publikum zugänglich war. Im Jahre
1852 wurde neben dem Zeichnen auch das Bossieren betrieben, worunter
das Bearbeiten von Steinen und das Formen und Modellieren in Ton und
Wachs zu verstehen ist".
31
Die gewerbliche ,,Zeichen- und Bossierschule" des Industrie- und
Gewerbevereins erhält eine Hausordnung, denn diese wird im Jahre 1853/1854
von 78/76 Fortbildungswilligen Lehrlingen und Gesellen und von 28/11
Realschülern freiwillig besucht. Im Schuljahr 1855/56 wird an der
Oberrealschule eine ,,Gewerbliche Sonntagsschule" eingerichtet. Dem Industrie-
und Gewerbeverein erscheint es sinnvoll, die erfolgreiche Zeichen-und
30
Dinklage, Karl 1953: Kärntens gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart;
S. 438 f.
31
Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918; S, 75 f.

21
Bossierschule mit jener vom Staat an der Oberrealschule eingerichteten zu
vereinen. Dadurch wird ein paralleler Unterricht wirksam beseitigt, denn der
Industrie- und Gewerbeverein bringt in diese Gewerbeschule nicht nur seine
Lehrmittel, sondern er engagiert sich auch finanziell. Die Oberleitung der
Sonntagsschule hat nunmehr Realschuldirektor Josef Payer, wobei dadurch die
entsprechenden Räumlichkeiten abgesichert sind. Der Industrie- und
Gewerbeverein ist daran interessiert, dass die Schulbehörde eine ,,Gewerbliche
Fortbildungsschule" einrichtet. Dieser Wunsch wird im Schuljahr 1860/61
erfüllt.
32
Die Realschule steht im Spannungsfeld zwischen Allgemein- und
Berufsbildung. Die Reform der Realschule im Jahre 1868 bringt eine
siebenjährige, Allgemeinbildende Mittelschule mit einem mathematisch-
naturwissenschaftlichem Schwerpunkt und einer Pflege moderner Sprachen
hervor. Die Realschule nimmt gegenüber dem Gymnasium immer mehr an
Bedeutung zu. Es werden die gewerblich-theoretischen und die gewerblich-
fachlichen Unterrichtsfächer aus dem Lehrplan gestrichen. Die Realschule
verliert dadurch ihren gewerblichen Charakter. Es entstehen in den 1870er-
Jahren, in der Hochphase des Liberalismus, in der Habsburgermonarchie
aufstrebende gewerbliche Mittelschulen. Die Staats-Gewerbeschulen erfahren
als Mittelpunkt- und Schwerpunktschulen eine Aufwertung, vor allem auch mit
ihren verschiedenen gewerblichen Bildungsebenen. An den Staats-
Gewerbeschulen erfahren die vierjährigen, ,,höheren Gewerbeschulen", aber
auch die zweijährigen Werkmeisterschulen zur beruflichen Weiterbildung als
Tagesschulen in der Habsburgermonarchie eine große Bedeutung. Die
Realschule wird zu einer Zubringerschule für die Technischen Hochschulen und
das Gymnasium für die Universitäten. Auch in Klagenfurt verliert die
Realschule den Charakter einer gewerblich-theoretischen-fachliche
Bildungsergänzung für die Mechanische Lehrwerkstätte. Die selbstständige,
32
Vgl. ebenda, S. 75-77.

22
mechanisch-technische Lehrwerkstätte baut allmählich zusätzlich einen
gewerblich-theoretischen Unterricht auf. Im Jahre 1867 erfolgt eine
Reorganisation der Realschule, wobei diese ihren gewerblich-technischen
Charakter verliert.
33
Die Staats-Gewerbeschulen entwickeln sich zu
aufstrebenden gewerblichen Mittelschulen, wobei sich diese zentralen
Lehranstalten als Ursprung der erfolgreichen gewerblich-technischen Bildung in
Österreich entwickeln.
Die Eisen- und Metallindustrie spielt in Kärnten wie auch in der Steiermark,
in Böhmen und Mähren eine wichtige Rolle. Die Montanindustrie ist im 19.
Jahrhundert in Kärnten von großer Bedeutung. In Lippitzbach entsteht im 18.
Jahrhundert das erste Eisenwalzwerk in der Habsburgermonarchie. Für die
Habsburgermonarchie ist der Süden für den Handel von Draht-, Drahtstift- und
Sensenprodukten, Schlosserei- und Schmiedeerzeugnissen von Bedeutung. In
Klagenfurt, Villach und Brückl gibt es Maschinenfabriken.
34
In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts macht sich die ausländische Konkurrenz im Inland
ungünstig bemerkbar. Eine neue Zeit verlangt auch andere Erwerbs- und
Arbeitsmarktfähigkeiten,
,,Leute mit ausgedehnterem Gesichtskreis, tüchtiger Fachbildung und
gestähltem Willen; man sah ein, dass in Zukunft nur Intelligenz, geistige
und sittliche Bildung zu wirtschaftlichem Erfolg führen könnten. An das
kleine Wirtschaftsgebiet Kärntens trat daher die Forderung nach Erfüllung
dieser Vorbedingungen einer gedeihlichen Weiterarbeit heran, wenn es
seinen alten Ruf als Land der Metalle und des Holzes neben den stärkeren
Produktionsräumen der engeren und weiteren Nachbarschaft bewahren
wollte".
35
33
Vgl. Kimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen
Unterrichtswesens in Österreich, S. 24-37.
34
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1884, Bd. III,
S. 197 f.
35
Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 7.

23
Im Jahre 1851 wird die Kärntner Handels- und Gewerbekammer gegründet.
Diese wird eine Trägerin des Gedankengutes, die Jugend des Landes ,,praktisch
und theoretisch" für die berufliche Verwendung in den verschiedenen Industrie-
und Gewerbezweigen auszubilden. Die Produktion kleingewerblicher Betriebe
geht zurück, und es fehlt an geschulten Mechanikern, Monteuren und
Maschinenschlossern. In der Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht, durch den
riesigen industriellen Fortschritt Englands angetrieben, ein Mangel an
gewerblich-fachlich ausgebildeten Arbeitskräften. Es klagt in dieser
Angelegenheit vor allem die Kärntner ,,Handels- und Gewerbekammer".
36
Dies
ist der Anlass, dass es im Jahre 1861 zur Gründung einer ,,Mechanischen
Lehrwerkstätte" als gewerblich-praktische Spezialschule kommt in Klagenfurt
kommt.
37
Die Handels- und Gewerbekammer äußert sich Ende der 1850er-Jahre zu
einem gewerblich-praktischen Schulprojekt in Klagenfurt folgend: Die Aufgabe
der neuen ,,Lehrwerkstätte" sollte es sein, die gewerblich-theoretischen
Realschüler mit den gewerblich-praktischen Arbeiten eines ,,Mechanikers und
Maschinenschlossers" vertraut zu machen. Dadurch werden eine Fabriktätigkeit
und die selbstständige Leitung eines Gewerbes erleichtert, da dazu die
gewerblich-theoretische Bildung eines Realschülers nicht ausreicht. Diese
Lehranstalt soll eine ,,Arbeitsbildungsschule" für Metall- und Holzarbeiter
werden, da dies für das ,,Gewerbewesen" erforderlich ist. Diese ,,Arbeitslehre"
kann nur in einer gewerblich-praktischen Lehranstalt mechanisch-technischer
Richtung gelernt werden, wie dies von ,,deutschen Maschinen-Lehrwerkstätten"
durch ,,learning by doing" bekannt ist. Die neue Lehrwerkstätte dient auch der
Anfertigung von Modellen, Instrumenten und Apparaten. Diese von den
Schülern selbst angefertigten Werkstücke dienen der Vervollständigung der
Lehrmittel der Ober-Realschule. Die ,,Brauchbarkeit" eines Arbeiters ist durch
36
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1884, Bd. III, S. 198.
37
Vgl. Schermaier, Josef 1999, Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche
Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 237 f.

24
sein ,,Denken" und seine ,,Handfertigkeit" gegeben, wobei die ,,Wissenschaft
der Arbeit" als Teil der Betriebswissenschaft in der Habsburgermonarchie noch
nirgends gelehrt wird, und doch ist diese berufen
38
,,die Grundlage gewerblichen und materiellen Aufschwunges zu werden,
wenn sie am rechten Orte und in der rechten Weise gepflegt wird. Die
beantragte Lehrwerkstätte in Klagenfurt soll ferner zur Anfertigung von
Modellen, Instrumenten und Apparaten dienen und diese soll durch
Vervollständigung der Lehrmittel der Oberrealschule beitragen.".
39
Die späte Gründung der Staats-Gewerbeschule Klagenfurt im Jahre 1911 muss
in der Habsburgermonarchie in einem größeren Zusammenhang gesehen
werden. In den 1880er-Jahren gibt es in den österreichischen Alpenländern
keine Staats-Gewerbeschule mechanisch-technischer Richtung. Es gibt in dieser
Zeit nur Werkmeisterschulen mit Bau- und Kunstgewerblichen Abteilungen, in
Salzburg und Graz im Jahre 1886 und in Innsbruck 1884 gegründet. Wegen
dieser Tatsache wird auch Kärnten in die Standortfrage einer mechanisch-
technischen, gewerblichen Hauptgruppe einbezogen. Die Landeshauptstadt
Klagenfurt wird schon im Jahre 1889 als möglicher Standort einer
Werkmeisterschule mechanisch-technischer Art in Betracht gezogen.
40
Die
Errichtung einer Staats-Gewerbeschule in Klagenfurt wird in der ,,Central-
Commission", einem Beratungsorgan für das gewerbliche Unterrichtswesen,
mehrmals zur Sprache gebracht. Thema der Unterrichtsverwaltung ist auch, die
gegenwärtige selbstständige Maschinengewerbliche Fachschule in Klagenfurt in
eine Werkmeisterschule mechanisch-technischer Richtung umzuwandeln.
Ministerial-,,Vicesecretär" erstattet der ,,Central-Commission" bezüglich der
Fachschule für Metallindustrie in Klagenfurt folgenden Bericht:
38
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1884, Bd. III,
S. 197 f.
39
Ebenda, S. 199.
40
Vgl. Schermaier, Josef 1999: Wirtschaftsförderung durch zentralstaatliche
Bildungsmaßnahmen im Vielvölkerstaat Österreich, S. 233-237.

25
,,Zwar hat der Herr Fachschul-Inspector Hofrath von Hauffe in einer über
Aufforderung der Unterrichtsverwaltung erstatteten Aeusserung auf die
Notwendigkeit der Förderung der Maschinen- und Elektrotechnischen
Betriebe in den Alpenländern durch Heranbildung entsprechender Kräfte
hingewiesen und als die beste Lösung dieser die Unterrichtsverwaltung
schon seit längerem beschäftigten Frage die Umgestaltung dieser für
Maschinenindustrie in eine Werkmeisterschule Mechanisch-technischer
Richtung mit Elektrotechnischer Abtheilung [...] empfohlen".
41
Bei einer Werkmeisterschule wird die gewerbliche Hauptgruppe meist noch in
Fachschulen für einzelne Gewerbezweige zerlegt. Es ist auch in Klagenfurt die
Errichtung einer Elektrotechnik- Werkmeisterschule, wie an der Staats-
Gewerbeschule Wien X geplant, die im Jahre 1991 zusätzlich zur vorhandenen
Werkmeisterschule für Metallindustrie in Wien X installiert wird.
42
Die
Werkmeistermeisterschulen dienen der gewerblich-theoretischen, beruflichen
Weiterbildung ,,intelligenter" Facharbeiter. Der Sonderfall
,,Maschinengewerbliche Fachschule in Klagenfurt" bietet in der Erstausbildung
neben einer gewerblich-theoretischen Bildung eine nicht unbeträchtliche,
gewerblich-praktische Bildung, unter anderem zur Anrechnung der
Meisterlehre. Der Grund des Vorschlages von Fachschulinspektor Hauffe, eine
bewährte, vorwiegend gewerblich-praktische Lehranstalt der Erstausbildung in
eine eher gewerblich-theoretische Lehranstalt in der beruflichen Weiterbildung
einer Werkmeisterschule umzuwandeln, kann nicht nachvollzogen werden. Das
Bildungsprinzip der Maschinengewerblichen Fachschule in Klagenfurt passt
offenbar nicht ganz in das Konzept der Staats-Gewerbeschule im auslaufenden
19. Jahrhundert, obwohl dieses Bildungsprinzip zum Vorbild der Fachschulen
an den Bundeslehranstalten in der Ersten Republik wird.
41
Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1896, Bd. XV, S. 173.
42
Vgl. ebenda, S. 173 f.

26
2.2 Mechanische Lehrwerkstätte zur Maschinengewerblichen
Fachschule
Aufgrund des ,,Entwurfes der Organisation der Gymnasien und Realschulen
1849" wird im Jahre 1851 eine ,,Landes-Realschule" in Klagenfurt errichtet. Es
bestehen Überlegungen, dieser neuen realistischen Lehranstalt zusätzlich eine
gewerblich-praktische Ausrichtung zu geben. Im Jahre 1850 entsteht eine vom
Industrie- und Gewerbeverein für Lehrlinge gegründete und erhaltene
Sonntagsschule mit Wiederholungsunterricht. Diese Fortbildungs-Teilzeitschule
wird mit der Realschule verbunden, wobei an dieser vorwiegend das
gewerbliche Zeichnen gepflegt wird. Die Realschule bietet damals einen
einseitigen, gewerblich-theoretischen Unterricht ohne eine praktische
Komponente an. Das Unterrichtsministerium errichtet mit ,,Erlass vom 9. Mai
1855" an der neuen Oberrealschule eine Zeichen- und Modellierschule mit
Sonntagsunterricht zwischen 10 bis 12 Uhr für Gewerbetreibende,
43
wobei
besonders auf die örtlichen Verhältnisse mit einem modifizierten Lehrplan
Rücksicht zu nehmen ist.
,,Die Besonderheit in Klagenfurt war, dass der sonntägige Unterricht für
Gewerbetreibende von Anfang an sich auf je zwei Stunden Elementares
Zeichnen, Freies Handzeichnen und Zirkelzeichnen verlagerte, weil sich
für die Fächer der III. Gruppe in Physik und Chemie kaum Schüler
meldeten".
44
Diese gewerbliche Zeichenschule wird auch mit Beiträgen der Innung und der
Stadtgemeinde Klagenfurt erhalten. Diese gilt als Vorläuferin der gewerblichen
Fortbildungsschule. Der Unterricht ist weniger gewerblich-fachlich orientiert,
sondern er ist eine Wiederholung für den Elementarunterricht der
43
Vgl. III. Jahresbericht der k. k. Realschule zu Klagenfurt 1855, S. 55.
44
V. Jahresbericht der k. k. Oberrealschule zu Klagenfurt 1857, S. 105.

27
Pflichtschulen.
45
Die Sonntagsschule für Gewerbetreibende steht mit der
Realschule organisatorisch in Verbindung. Von den Gewerbetreibenden wird
hauptsächlich der Zeichenunterricht verlangt, und an der Sonntags-
Zeichenschule gibt es folgende Schülerbewegung:
,,Schuljahr/Anzahl der Schüler: 1856/57- 107; 1958- 174, 1959- 129,
1860- 109, 1861- 98, 1862- 137, 1863- 130, 1864- 107, 1865- 122".
46
Seit der Errichtung der Oberrealschule im Jahre 1855 in Klagenfurt versucht die
Handels- und Gewerbekammer, auf eine gewerblich-praktische Richtung des
Unterrichts an der Realschule einzuwirken. Die Einführung eines praktischen
Jahrganges an der Oberrealschule wird von der Handels- und Gewerbekammer
angedacht. Die Realschule soll ihre ,,Wirksamkeit" den praktischen
Bedürfnissen des Gewerbe- und des Industriestandes so viel als möglich
annähern. Die gewerblich-theoretische Realschule soll sich als Mittelschule
,,allmählig" mit einer Fachschule oder Gewerbeschule organisatorisch
verbinden. Die Gründung einer ,,Maschinenlehrwerkstätte" an der Realschule
wird geplant. Die zu gründende Lehrwerkstätte wird die Realschüler mit den
Arbeiten eines Mechanikers vertraut machen. Die gewerblich-theoretische
Vorbildung der Realschüler dient zu wenig den Bedürfnissen der produktiven
Wirtschaft. Auch eine gewerblich-praktische ,,Arbeitsbildungsstelle" für Holz-
und Metallarbeiter wird geschaffen. Die Praxisvermittlung dieser neuartigen
Schule erfolgt vorwiegend im Maschinenbau- und Metallbaufache.
47
,,Die Arbeit des Mechanikers, das ist die eigentliche Handarbeit, hat auch
ihre wissenschaftliche Grundlage, die man keinem Buche behandelt findet,
die auch in Maschinen-Fabriken nicht gelehrt wird, wo man die
Befähigung eines Arbeiters einfach voraussetzt und verlangt; die Arbeit
45
IV. Jahresbericht der k .k. Oberrealschule Klagenfurt 1856, S. 86 f.
46
V. bis XIII. Jahresbericht der k. k. Oberrealschule zu Klagenfurt 1857 bis 1865.
47
Vgl. Kärntner Handels- und Gewerbe-Kammer 1861, KLA, Fasz. IV/3 S. 1 f.

28
kann man nur in einer Mechanischen-Lehranstalt, wie z.B. die deutschen
Maschinenlehrwerkstätten sind, kennen lernen. Die Brauchbarkeit eines
Arbeiters beruht nicht bloß auf der eigentlichen Handfertigkeit desselben,
sondern auch darauf wie er denkt, und wie er durch sein Denken den
Zweck und Ziel der Thätigkeit erreicht. Also gibt es auch eine
Wissenschaft des Arbeiters, welche in Österreich noch nirgends gelehrt
wird, die also für uns neu ist, und doch ist sie berufen, die Grundlage
gewerblichen und materiellen Aufschwungs zu werden, wenn sie am
rechten Ort und in der rechten Weise gepflegt wird".
48
Auf Betreiben der Handels- und Gewerbekammer finden zwischen dem
Industrie- und Gewerbeverein und der Realschule wegen eines praktischen
Unterrichts entsprechende Verhandlungen statt. Das Ergebnis dieser
Besprechungen wird im Erlass der Kärntner Landesregierung vom 7. Jänner
1857 festgehalten.
49
Es werden sinnvollerweise beide Gewerblichen
Zeichenschulen vereinigt, wobei diese unter die Leitung der Realschule gestellt
werden sollen. Die Vereinigung beider Gewerblicher Zeichenschulen bringt
einige Vorteile mit sich, wobei der Sonntagsunterricht in drei Abteilungen
gegliedert wird:
,,Für das Elementare Zeichnen, das Freihandzeichnen und Modellieren und
für das Bau- und Maschinenzeichnen, wobei sich die Lehrfächer in drei
Gruppen gliedern, die `erste Gruppe` mit Religion, Geschäftsstil,
Handelsgeographie, Gewerbliches Rechnen und Buchführen, die `zweite
Gruppe` mit Geometrie und Gewerbliches Zeichnen, die `dritte Gruppe`
mit Physik und Chemie. Diese drei Abtheilungen werden im Jahre 1858
bereits von 138 Schülern besucht, die sich auf 33 verschiedene Gewerbe
verteilen. [...] Der steigende Besuch dieser Abtheilungen und die Erfolge,
die namentlich in der Gewerblichen Zeichenschule alle Anerkennung
fanden, legten dem rührigen Kärntner Industrie- und Gewerbeverein unter
der Leitung von Paul Baron Herbert den Gedanken nahe, für
48
Ebenda, S. 2.
49
Vgl. Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 7 f.

29
Gewerbetreibende in Klagenfurt eine offizielle `Gewerbliche
Fortbildungsschule` einzurichten".
50
Trotz der allgemeinen Anerkennung der Zeichenleistungen sind Kreise der
Industrie und des Handwerkes unzufrieden, da die gewerblich-praktischen
Erfordernisse der produktiven Wirtschaft zu wenig berücksichtigt werden. Die
Handels- und Gewerbekammer hat bereits im Jahre 1856 auf diesen Umstand
hingewiesen und einen Fonds gegründet, der dazu dienen soll, in Klagenfurt
eine Mechanische Lehrwerkstätte ins Leben zu rufen.
51
Es soll dadurch den
Bedürfnissen der Wirtschaft nach einem entsprechend besser ausgebildeten
Nachwuchs Folge geleistet werden. Durch die Initiative der Handels- und
Gewerbekammer wird eine Mechanische Lehrwerkstätte in Klagenfurt
errichtet.
52
Nach einer wechselvollen und von Hindernissen geprägten, 50-
jährigen Entwicklung entsteht daraus im Jahre 1911 eine höher organisierte
Muster- und Mittelpunktschule in Klagenfurt. Die organisatorische
Verwaltungseinheit ,,Staats-Gewerbeschule" ist der Ursprung der heutigen
Höheren Technischen Bundeslehranstalt Klagenfurt-Lastenstraße. Diese feiert
daher im Jahre 2011 ihr 150-jähriges Bestandsjubiläum.
,,Es blieb den Kärntnern vorbehalten, in dieser Richtung den ersten Schritt
zu thun, und eine Mechanische Lehrwerkstätte ins Leben zu rufen, welche
mit der Ober-Realschule in Klagenfurt in Verbindung gebracht wird. Die
Schüler sollen in derselben wirkliche Handarbeiten erlernen, um einerseits
mehr Achtung vor der Arbeit zu gewinnen, andererseits sie auch besser zu
beurtheilen, als es bloß theoretisch Gebildeten möglich ist. Die
Fundament-Arbeiten der Maschinenbauer, das Feilen, Drehen, Bohren,
Löthen, Härten der Metalle und die Modelltischlerei sollen vorzüglich die
Schüler beschäftigen. [...] Außerdem soll die Werkstätte jungen Metall-
Arbeitern Gelegenheit geben, sich gründlicher als Mechaniker
auszubilden. Da die Realschüler nur den kleineren Theil des Tageszeit die
50
Ebenda, S. 8.
51
Vgl. ebenda, S. 8 f.
52
Vgl. 25 Jahre Kärntner Wirtschaftsgeschichte 1951-1976, S. 10.

30
Anstalt benützen, so lassen sich beide Zwecke leicht miteinander
verbinden".
53
Der Lehrwerkstätten-Unterricht im großen Magazinraum des Spital-
Friedhofgebäudes schließt die Lücke zwischen dem gewerblich-theoretischen
Unterricht an der Realschule und der Arbeit in der produktiven Industrie und im
Handwerksgewerbe. Die Lehrwerkstätte ermöglicht einen umfassenden,
gewerblich-praktischen Unterricht für den praktisch tätigen Mechaniker. Der
Unterricht beginnt an der gewerblich-praktischen Lehranstalt nach Allerheiligen
des Jahres 1861, mit der beginnenden politisch-liberalen Phase, nach der Zeit
des bescheiden liberal-katholischen wirkenden Neoabsolutismus der 1850er-
Jahre in der Habsburgermonarchie. Der Organisationsplan der ,,Mechanischen
Lehrwerkstätte" zu Klagenfurt wird am 2. September 1861 von der ,,Handels-
und Gewerbe-Kammer veröffentlicht, mit folgendem Auszug:
,,§5: Die unmittelbare Leitung der Werkstätte wird einem Dirigenten
übertragen, welchem sowohl die Schüler als auch die Arbeiter unbedingte
Folge zu leisten haben. [...] §8: Der jeweilige Professor der Mechanik an
der Oberrealschule, wird zugleich Dirigent in der Werkstätte, wenn
derselbe außer seiner theoretischen Fachbildung auch die Befähigung zur
Leitung der praktischen Arbeiten besitzt".
54
Die Mechanische Lehrwerkstätte hat die Aufgabe, den Schülern der
Oberrealschule sowie den angehenden Handwerkern in Metall- und
Holzarbeiten am Schraubstock, an der Drehbank, beim Schmiedefeuer und der
Hobelbank, sowie in Maschinenzeichnen und im Zusammenbau von
Maschinenelementen zu unterrichten.
55
Die erste gewerblich-praktische
Lehranstalt im heutigen Österreich geht auf eine Initiative der Kärntner Handels-
53
Zeitung für Kärnten, Nr. 11, 1861, S. 50.
54
Kärntner Landesarchiv. Akten des Landesausschusses (1861-1925), Fasz. XIX, Copia Nr.
3715 ad XIX/1866: Organisationsentwurf der Mechanischen Lehrwerkstätte.
55
Vgl. Dinklage, Karl 1953: Kärntens gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis in die
Gegenwart, S. 440.

31
und Gewerbekammer zurück. Die Klagenfurter Lehranstalt ist eine würdige
,,Specialität" des Kronlandes Kärnten. Sie macht eine Sonderentwicklung als
Maschinengewerbliche Fachschule in der Habsburgermonarchie mit.
,,Unsere Klagenfurter Mechanische-Lehrwerkstätte" ist bekanntlich den
Lokal-Verhältnissen entsprechend nach dem Vorbild der berühmten
gleichnamigen Anstalt in Augsburg eingerichtet, wo auch der tüchtige
Leiter der hiesigen, Herr Realschul-Professor Josef Winter, die
einschlägigen Erfahrungen gesammelt und einen praktischen Lehr-Kurs
vollständig durchgemacht hat. [...] Im zweiten Unterrichtsjahr wird auch
das Schmieden in den Lehrplan aufgenommen und es erfolgt eine
Vergrößerung der Tischlerei. [...] Heute [Schuljahr 1862/63] beträgt die
Zahl der an der Werkstätte beschäftigten Zöglinge 63, um 20 mehr als im
vorigen Jahr".
56
Diese gewerblich-praktische Lehranstalt wird entsprechend den räumlich
begrenzten Möglichkeiten im großen Magazinraum des Bürgerspital-
Friedhofsgebäudes in der Lidmanskygasse vergrößert. Die nach dem ersten
Schuljahr 1861/62 ausgestellten Werkstücke der Schüler, die selbst
angefertigten Lehrstücke, wie Übungsstücke, Werkzeuge und Maschinenteile,
sind deren gelungene Leistungen. Der Industrieproduktion und dem
Handwerksgewerbe muss in der Zukunft pädagogisch-didaktisch geholfen
werden. Ein regsames Metallgewerbe und eine florierende Metallindustrie
macht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Errichtung von gewerblich-
technischen Speziallehranstalten erforderlich. Diese gewerblich-technischen
Lehranstalten sollen auf mittlerer Bildungsebene in der Habsburgermonarchie
positioniert werden. Die anfänglich unselbstständige, gewerblich-praktische
Lehrwerkstätte ist eine Gründung der Kärntner Handels- und Gewerbekammer.
Die Mechanisch-Technische Lehrwerkstätte hat sich im Jahre 1884 durch das
Reformprogramm 1883 zur selbstständigen, Maschinengewerblichen Fachschule
weiterentwickelt. Es findet zwei Drittel des Unterrichts in der Lehrwerkstätte
56
Bote für Kärnten, Nr. 18, 1862, S. 75.

32
statt, wobei dadurch die Meisterlehre ersetzt wird. Die Sonderkategorie
,,Maschinengewerbliche Fachschule" wird aufgrund von Hindernissen erst im
Jahr 1911 zur höher organisierten Staats-Gewerbeschule mechanisch-
technischer Richtung in Klagenfurt. Bei dieser Staats-Gewerbeschule entsteht
eine höhere Gewerbeschule mechanisch-technischer Richtung neu. Die bereits
vorhandene Maschinengewerbliche Fachschule und auch zwei gewerblich-
fachliche Fortbildungsschulen werden in diese gewerbliche Mittelpunkts- und
Musterschule eingegliedert.
57
Die Klagenfurter gewerblich-praktische
Bildungsstätte, gegründet 1861, ist die erste praktische Gewerbeschule in
Österreich. Der Werkstätten-Unterricht steht bei dieser selbstständigen
Fachschule im Zentrum. Es erfolgt allmählich eine Ergänzung und Erweiterung
des praktischen Unterrichts durch einen allgemeinen und fachtheoretischen
Unterricht.
Eine Bildung zur Vervollkommnung der Praxis in der Industrie und im
Handwerk erfordert mehr als nur eine reine Zeichenausbildung. Entsprechend
den praktischen Erfordernissen von Industrie und Handwerk soll zusätzlich zu
dem Zeichenunterricht der gewerblichen Fortbildungsschule, die mit der
Realschule verbundenen ist
58
, eine gewerblich-praktische Lehranstalt entstehen.
Diese Lehranstalt bildet anfänglich vor allem die gewerblich-theoretischen
Realschüler praktisch aus. Im Protokoll des Kärntner Landtages aus dem Jahre
1863 kann nachgelesen werden:
,,Der Mangel einer Fachschule für Mechanik war schon längst von den
Geschäftsleuten auf das tiefste empfunden: Das Ausland gewann uns in
dieser Beziehung einen entschiedenen Vorsprung ab, den wir mit Zeit,
Geld und Anstrengung einholen müssen".
59
57
Vgl. Paschinger, Viktor 1836: Die Geschichte der Lehranstalt, S. 7-24.
58
Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1914, S. 76.
59
Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 9.

33
Solche Überlegungen hat die Kärntner Handels- und Gewerbekammer bereits im
Jahre 1856 gehabt. Die Handels- und Gewerbekammer hinterlegte einen
,,Sammelbetrag" von 1274 Gulden zur Bildung eines Schulfonds zur Errichtung
einer ,,Maschinen-Lehrwerkstätte" in Klagenfurt. Dieser Fonds wird im Laufe
der Jahre entsprechend erhöht. Die Handels- und Gewerbekammer hat bezüglich
eines gewerblich-praktischen Arbeitskräftemangels Abhilfe geschaffen. Die
erste gewerblich-praktische Lehranstalt in Österreich wird als ,,Mechanische
Lehrwerkstätte" im Jahre 1861 in Klagenfurt gegründet.
60
,,Zweck der Anstalt war zunächst, für die Realschüler, deren Beteiligung
durch einen Ministerialerlass bewilligt wurde, die Kluft zwischen Theorie
und Praxis in der Mechanik durch systematische Einübung von
Handarbeiten, Kenntnis der Maschinenteile und Anfertigung von
Modellen und Apparaten für die Lehrmittelsammlung der Anstalt zu
überbrücken und eine gewisse Vertrautheit mit den wichtigsten
maschinellen Arbeitsweisen in Fabrik und Handwerk zu vermitteln".
61
Ein Magazinraum des Bürgerspital-Friedhofsgebäudes wird vom provisorischen
Landtagausschuss für die ,,Werkstätte" unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Vorerst wird der Werkstätten-Lehrbetrieb unter einfachen Bedingungen
aufgenommen.
62
Ein Problem ist von Anfang an eine zweckmäßige
Unterbringung und Ausstattung der neuen gewerblich-praktischen
Bildungsstätte für den Gewerbestand. Die Maurerarbeiten besorgen die
Baufirmen Kallister und Baroggi unentgeltlich. Die räumlichen
Erweiterungsmöglichkeiten sind begrenzt, wobei die Räumlichkeiten mit
beträchtlichen Kosten entsprechend erweitert und verwendbar gemacht werden.
60
Vgl. Schöffmann, Peter 1994: Klagenfurt als Schulstadt 1848-1918, S. 78 f.
61
Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 9.
62
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1903, Bd. XXI,
S. 84.

34
Ein kurzer Auszug aus dem ursprünglichen Organisations-Statut des Jahres 1861
der ,,Mechanischen Lehrwerkstätte":
63
,,Die `Mechanische Lehrwerkstätte` zu Klagenfurt hat den Zweck, die
Schüler der k. k. Ober-Realschule in den Arbeiten des Mechanikers zu
unterweisen und auch angehenden Metall- und Holzarbeitern
Gelegenheit zu geben, sich in ihrem Fache auszubilden. Diese Anstalt
steht unter der Oberaufsicht der Handels- und Gewerbekammer von
Kärnten und der Direction der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt: §1:
Für die Aufbringung der Kosten der Einrichtung und Erhaltung der
Werkstätte beschafft die Handels- und Gewerbekammer die Mittel durch
freiwillige Beiträge der Gründer und Wohltäter der Anstalt. Im Namen
dieser steht ihr das Eigentumsrecht über das gesammte Inventar der
Anstalt zu. Sie setzt das Ausmaß der jährlich aufzuwendenden
Geldbeträge im Vorhinein fest und führt die Oberleitung der
Verwaltung. [...] §2: Als Hauptaufgabe der Werkstätte ist die
Unterweisung der Realschüler in den Arbeiten des Mechanikers zu
betrachten. §3: Die Teilnahme am Unterricht in der Mechanischen
Werkstätte ist jedem Realschüler gestattet, der körperlich hierfür
befähigt ist. Die Aufnahme geschieht auf den ausgesprochenen Wunsche
der Eltern oder deren Stellvertreter. §4: Der Unterricht für Realschüler
wird an allen Wochentagen Nachmittag außer der Schulzeit ertheilt. §5:
Für Realschüler wird der Unterricht unentgeltlich ertheilt. Die Schüler
werden in Abtheilungen so eingereiht, dass wöchentlich mindestens vier
Lehrstunden entfallen. §6: Die Leistungen jedes Realschülers bei den
praktischen Arbeiten werden in seinem Schulzeugnisse unter den
Freigegenständen angeführt".
64
Die Auswahl des ,,Schülermaterials" macht anfänglich große Probleme.
Aufgrund der finanziellen Situation der neuen gewerblich-praktischen Schule
können nicht unbedingt die fachlich qualifiziertesten Lehrkräfte für einen
erfolgreichen und nutzbringenden Lehrwerkstätten-Unterricht gewonnen
werden. Der Werkstätten-Unterricht ist an der Oberrealschule ein
63
Vgl. ebenda, Bd. III, S. 199.
64
Ebenda, S. 199.

35
Freigegenstand und beginnt nach Allerheiligen 1861 mit zwei wöchentlichen
Doppelstunden. Der ,,Dirigent" der Lehrwerkstätte, Josef Winter, ist auch deren
Lehrer. Winter unterrichtet an der Oberrealschule auch Mechanik, wobei diese
auch inhaltlich nicht allzu weit von der Mechanischen Lehrwerkstätte entfernt
ist.
Das folgende Bild
65
mit Blick in die Lidmanskygasse ist um 1900
entstanden und ist im Kärntner Landesarchiv aufbewahrt. Im Jahre 1827
befindet sich aufgrund eines Stadtplanes im Kärntner Landesarchiv östlich der
Bürgerspital-Kirche ein Friedhof, wobei dieser noch ohne irgendein Gebäude
gegeben ist. Dieses Spital-Friedhofsgebäude könnte somit in der Zeit von 1827-
1861 gebaut worden sein. Darin befindet sich der große Magazinraum, der
adaptiert und hergerichtet wird und in dem der Werkstätten-Unterricht im Jahre
1861 beginnt, wobei dies der Ursprung der heutigen Höheren Technischen
Lehranstalt Lastenstraße ist. Das Gebäude wird mit Blick links in die
Lidmanskygasse im Friedhofsbereich errichtet. Im großen Magazinraum dieses
Gebäudes beginnt der erste, gewerblich-praktische Unterricht im heutigen
Österreich und ,,vermutlich" auch in der Habsburgermonarchie überhaupt.
65
Bildquelle: Kärntner Landesarchiv.

36
In den Jahren 1861-1878 ist in diesem Gebäude die Mechanische
Lehrwerkstätte, von 1878-1884 die Mechanisch-technische Lehrwerkstätte und
von 1884-1888 die Maschinengewerbliche Fachschule untergebracht. Im Jahre
1888 erfolgt wegen akutem Platzmangel eine Übersiedlung der k. k.
Maschinengewerblichen Fachschule in den Neubau in der Jessernigstraße.
Der Schulleiter und ein Werkmeister unterrichten später in sechs
,,Abtheilungen" in Gruppen von zehn Schülern. In dieser gewerblich-
praktischen Lehranstalt gibt es anfänglich kaum eine Maschine noch eine
planmäßig angelegte Lehrmittel-Sammlung und teilweise viel zu schlechte
Modelle. Der Andrang an diese neue, gewerblich-praktische Lehranstalt ist groß.
Bei der Eröffnung des Schuljahres 1861/62 gibt es nahezu 100 Anmeldungen,
wobei jedoch nur 40 Schüler aufgenommen werden können.
66
,,Im Gegensatz zu den gewerblichen Fortbildungsschulen bezweckten die
`gewerblichen Spezialschulen` eine eingehendere fachliche Ausbildung
für bestimmte gewerbliche Zweige [und Gruppen]. Derartige Schulen
waren seitens privater Unternehmungen oder lokalen Faktoren bis zu
Beginn der siebziger Jahre entstanden. [...] wie die Mechanische
Lehrwerkstätte in Klagenfurt".
67
Mit der Leitung der gewerblich-praktischen Lehranstalt wird der Professor für
Mechanik an der Oberrealschule, Josef Winter, von der Handels- und
Gewerbekammer betraut. Infolge eines Studienurlaubs im Jahre 1858 besucht
Josef Winter im Auftrag und mit Unterstützung der Handels- und
Gewerbekammer ausländische Lehrwerkstätten. Es wird die ,,musterhaft
gerühmte Werkstätte" der württembergischen Polytechnischen Schule in
Augsburg und andere Lehrwerkstätten in Deutschland besichtigt. Das deutsche
Nachbarland ist in der gewerblich-praktischen Bildung der
66
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1884, Bd. III,
S. 199 f.
67
Klimburg, Rudolf Freiherr von 1900: Die Entwicklung des gewerblichen Unterrichtswesens
in Österreich, S. 39.

37
Habsburgermonarchie um einiges voraus. Die Kärntner Handels- und
Gewerbekammer unter ihrem Vorstand, Oberbergrat Karl Ritter von Hillinger,
und ihrem Sekretär, Josef Leodegargehr, versucht, diesen gewerblich-
praktischen Plan energisch zu verwirklichen:
68
,,Den Schülern der Realschule Gelegenheit zu geben, sich mit der
Bearbeitung des Holzes und der Metalle vertraut zu machen und Einblick
in die Herstellungsweise verschiedener Maschinenobjekte zu
ermöglichen. [...] Der damalige provisorische Landtagsausschuss übergab
dem Verein zur unentgeltlichen Benützung für den gedachten Zweck
einen großen Magazinraum im Spitalfriedhofsgebäude in der
Lidmanskygasse. [...] Der aber soweit benützbar gemacht wurde, dass der
Unterricht am 1. November 1861 eröffnet werden kann".
69
Die Mechanische Lehrwerkstätte nimmt an ihrer ,,Wiege" eine besondere
Stellung ein. Diese ist die einzige ,,praktische" Lehranstalt dieser Art in der
Habsburgermonarchie im heutigen Österreich und bekommt eine Bedeutung für
Industrie und Gewerbe. Für das Kronland Kärnten ist diese schulische
Innovation im Jahre 1861 gleichbedeutend mit dem Beginn der gewerblich-
technischen Bildung. Die unselbstständige Mechanische Lehrwerkstätte
entwickelt sich durch das Reformprogramm 1883 Dumreichers zur Organisation
des gewerblichen Unterrichtswesens zur selbstständigen
Maschinengewerblichen Fachschule. Es dauert noch einige Jahrzehnte, bis die
selbständige Sonderentwicklung Maschinengewerbliche Fachschule Klagenfurt
zur höher organisierten Staats-Gewerbeschule wird.
,,Als solche ist die Mechanische Lehrwerkstätte eine preiswürdige
Spezialität unseres Kronlandes, auf die die Kärntner Handels- und
Gewerbekammer mit Stolz als ihre Schöpfung blicken kann".
70
68
Vgl. Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 8 f.
69
Ebenda, S. 9.
70
Bote für Kärnten, Nr. 18/1862, S. 75

38
Das Ergebnis des Fachpraktischen Unterrichts war trotz der Bemühung des
Leiters Josef Winter und der opferwilligen Unterstützung der Kärntner Handel-
und Gewerbekammer, des Kärntner Landtages und der Sparkassa eher
bescheiden. In den 1870er-Jahren wetteiferte das Unterrichts- und
Handelsministerium in der Gründung gewerblicher Lehranstalten. Bis zur
gänzlichen Übernahme der Mechanisch-Technischen Lehrwerkstätte durch das
Handelsministerium im Jahre 1878 gibt es durch Adaptierungsarbeiten im
Spital-Friedhofsgebäude ständig finanzielle Krisen. Als im Jahre 1866 im
Landtag eine weitere Beitragsleistung diskutiert wird, zeigt es sich, dass die
Lehrwerkstätte unter den Industriellen nicht wenige Gegner hat.
71
,,Es bedurfte erst des warmen Eintretens seitens des Landtags-
Abgeordneten Josef Leodegar Canaval, den die Schule auch heute noch
[1884] zu ihren besten Freunden zählt, um den Landtag zu bestimmen, die
seit 1863 geleistete Subvention von jährlich 1000 Gulden auch ferner zu
bewilligen".
72
Die Leitung der Lehrwerkstätte wird von der Handels- und Gewerbekammer
dem erfahrenen Josef Winter als ,,Dirigenten" übertragen, der auch durch das
Staatsministerium entsprechend bestätigt wird. Er wird bereits im Jahre 1858
vom ,,Schulkomitee" mit der Errichtung einer Lehrwerkstätte betraut.
73
,,Mit hohem Erlasse des k. k. Staats-Ministeriums vom 29. März 1861, Z.
10347/737 C: U. wurde die von der Kärntner Handels- und
Gewerbekammer erfolgte Ernennung des wirklichen Lehrers Joseph
Winkler zum Dirigenten der mit der Anstalt [Ober-Realschule] in
Verbindung stehenden Lehrwerkstätte bestätiget".
74
71
Vgl. Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1884, Bd. III, S. 200.
72
Ebenda, S. 200 f.
73
Vgl. ebenda, S. 200-202.
74
Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des Schuljahres 1862,
S.12.

39
Dem Werkstätten-Leiter, Josef Winkler, sind drei Vorarbeiter als Hilfspersonal,
ein Mechaniker, ein ,,Feuerarbeiter" als Schmied und ein Tischler unterstellt,
wobei dadurch drei gewerbliche Zweige vorgezeichnet sind. Ein Schulgeld wird
nicht eingehoben, weil der Unterricht für die Realschüler ein freiwilliger ist und
vorschriftsmäßig erfolgt. Der Lehrwerkstätten-Unterricht ist für die sonstigen
,,Theilnehmer", welche aus den Gewerbebetrieben kommen, vorläufig
unentgeltlich.
75
,,Der Unterrichtsplan und die Methode des Unterrichts in der Werkstätte
sind bedingt durch das Ziel, das sich die Gründer der Anstalt [Handels-
und Gewerbekammer] vorgesteckt haben. Gründliche Kenntnis aller
Arbeiten des Mechanikers und Erwerbung einer solchen Handfertigkeit
in denselben, dass ein ausgebildeter Zögling der Anstalt alle diese
Arbeiten eigenhändig und ohne Nachhilfe auszuführen imstande ist, sind
dieses vorgezeichnete Ziel".
76
Bei der Eröffnung des Werkstätten-Unterrichts werden 40 Schüler in vier
Arbeitsgruppen in den Bereichen Feilen, Drehen und Tischlerei unterwiesen.
Die Reihenfolge der einzelnen Arbeitsgänge an den Werkstücken wird vorher
festgelegt, so dass sich die Schüler im Übungsprozess vom leichteren zum
schwereren voran bewegen. In jeder ,,Abtheilung" gibt es im Schuljahr 1861/62
10 Schüler ­ acht Schüler zum Feilen, ein Schüler zum Drehen und einer ist in
der Tischlerei beschäftigt. Es wird mit den Feilarbeiten begonnen, mit dem
Drehen auf der Drehbank, mit dem Schmieden in der Schmiedewerkstätte und
mit den Tischlerarbeiten in der Tischlerei fortgesetzt.
77
Im Schuljahr 1862/63
besuchen den Freigegenstand ,,Arbeiten in der Mechanischen Lehrwerkstätte"
75
Vgl. Winter, Josef 1863: Über die Wirksamkeit und Bedeutung der Mechanischen
Lehrwerkstätte, S. 4.
76
Ebenda, S. 4 f.
77
Vgl. Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des Schuljahres
1862, S. 17 f.

40
die Schüler in fünf Abteilungen mit wöchentlich zweimal zwei Stunden den
gewerblich-praktischen Unterricht:
,,Dieser Unterricht wurde von 5 Schülern der I., 9 der II., 11 der III., 11
der IV., 11 der V. Abtheilung, also im Ganzen von 57 Schülern besucht,
welche sich in Gruppen von 12, 12, 12, 11 und 10 auf die einzelnen
Abtheilungen verteilen".
78
Von den gewerblich-theoretischen Gegenständen werden Baukunde und
Bauzeichnen mit drei Stunden in der III. Klasse abgehalten. Die
Fachlehrgegenstände Maschinenlehre und Baukunde finden in der VI. Klasse
der Oberrealschule mit jeweils drei Stunden statt. ,,Bergbaukunde" gibt es als
Freigegenstand wöchentlich eine Stunde, sie wird von 17 Schülern besucht.
79
Die Handels- und Gewerbekammer betrachtet es als ihre Aufgabe, die Erhaltung
und Erweiterung der Mechanischen Lehrwerkstätte für die Zukunft zu sichern.
Aufgrund von Wirtschafts- und Beschäftigungskrisen gibt es im Februar 1863
finanzielle Probleme und die Handels- und Gewerbekammer wendet sich an den
Kärntner Landtag mit der Bitte,
,,die Mechanische Lehrwerkstätte in seinen Schutz zu nehmen und
gnädigst eine Jahresdotation aus Landesmitteln zu bewilligen. [...] Die
Handels- und Gewerbekammer konnte mit der Errichtung der Anstalt
getanen ersten Schritt zur Einlenkung unseres technischen
Unterrichtswesens in zeitgemäße Bahnen hinweisen. [...] Binnen
Monatsfrist war das Ansuchen vom Kärntner Landtag günstig erledigt in
der Weise, dass für 1863 und die folgenden Jahre ein Betrag von 1000
Gulden zu gesichert wurde. [...] Es ergab sich also ein erfreuliches
Zusammenwirken, wenn Kärntner Landtag, Stadtgemeinde Klagenfurt,
Kärntner Sparkasse, Handels- und Gewerbekammer, Gewerke,
Genossenschaften und andere Private für eine hoffnungsvolle Gründung
Opfer brachten. [...] Damit konnten sowohl die Adaptierung der
78
Ebenda, 1863, S. 15.
79
Vgl. ebenda, S. 15.

41
Werkstätte, wie die Anschaffung von Werkzeugen und Materialien,
Beheizung und Beleuchtung, Gehälter und Löhne beglichen werden".
80
Die Werkstattausbildung erfolgt anfänglich in ,,zweijähriger Wirksamkeit",
wobei die praktischen Arbeiten mit einem ,,lobenswerten Eifer" betrieben
werden. Im Allgemeinen ist die Jugend zu einer ,,zwanglosen körperlichen
Thätigkeit" mehr zugeneigt, als zu ,,rein geistiger Anstrengung" im Unterricht.
Der Gegensatz zwischen Theorie und Praxis bringt Nachteile in der geistigen
und körperlichen Entwicklung des Menschen mit sich. Die Kluft zwischen dem
theoretisch gebildeten Gelehrten und dem praktisch gebildeten Gewerbemann
wird ausgeglichen, sobald die junge Generation nach beiden Richtungen, wie in
Gewerbe- und Fachschulen, gebildet wird. Die Rückwirkung der Werkstattarbeit
auf die geistige und sittliche Bildung der Schüler ist günstig, da diese
heranwachsenden Jugendlichen körperlich und geistig gestärkt werden.
81
,,So erklärt sich auch die bei einzelnen Schülern gemachte Wahrnehmung,
dass sie in den theoretischen Gegenständen tüchtiger geworden sind,
seitdem sie die Werkstätte besuchen. [...] Tritt der Zögling der
Realschule, welcher die Werkstätte mit Fleiß und Ausdauer besucht und
befriedigende Fortschritte gemacht hat, in die Praxis über und kommt in
eine Stellung, welche ihn mit Mechanischen Gewerben,
Maschinenanlagen und Betrieb in Berührung bringt, oder hat derselbe
geleistete Arbeiten zu beurteilen, so wird er in jene Befangenheit und
Verlegenheit nicht kommen, welcher der bloß theoretisch Gebildete
ausgesetzt ist, wenn er merkt, dass selbst ein gewöhnlicher Arbeiter ihm
in dieser Hinsicht überlegen ist".
82
Es besteht die Absicht, den Werkstattunterricht so zu organisieren, dass eine
wesentliche Lücke in der gewerblich-technischen Bildung geschlossen wird. Es
ist daher grundsätzlich möglich, schon in den unteren Klassen der Realschule
80
Paschinger, Viktor 1936: Die Geschichte der Anstalt, S. 10.
81
Vgl. Winter, Josef 1863: Über die Wirksamkeit und Bedeutung der Mechanischen
Lehrwerkstätte, S. 5.
82
Ebenda, S. 6f.

42
am Unterricht in der Lehrwerkstätte teilzunehmen. Die Übungen in der
Lehrwerkstätte können dadurch einige Jahre dauern. Die Kluft zwischen Theorie
und Praxis, besonders in der angewandten Mechanik, soll durch eine
Vervollkommnung beseitigt werden,
,,indem die Schüler die Maschienentheile, welche beim obligaten
Unterrichte nur theoretisch behandelt werden können, auch wirklich
ausführen lernen, so dass sie bei ihrem Uebertritt in die Praxis nicht nur
einen sehr wertvollen Schatz von Erfahrung aus der Werkstätte
mitbringen, sondern auch die Befähigung erlangen, die Lehren der
Mechanik in der letzten Oberrealschulklassen, dann bei ihrem weiteren
Studium an der höheren Anstalt [Polytechnisches Institut] viel gründlicher
zu verstehen, als es ohne die Vorübung in der Werkstätte möglich ist".
83
Der fachlich geeignete, ,,wirkliche Lehrer" an der Oberrealschule und der ,,erste
Dirigent" der Mechanischen Lehrwerkstätte, Professor Josef Winter, wird mit
dem Erlasse des k. k. Staatsministeriums vom 5. Oktober 1864, Z. 8811 an die k.
k. Oberrealschule nach Laibach ,,übersetzt". Der Theoretiker und Praktiker Josef
Winter kann an der Mechanischen Lehrwerkstätte in Klagenfurt nicht
entsprechend ersetzt werden. Der Leiter der ,,Mechanischen Lehrwerkstätte"
verlässt im Jahre 1864 die Klagenfurter gewerblich-praktische Bildungsstätte.
Sein Nachfolger in der theoretischen Mechanik an der Oberrealschule besitzt
keine praktische Ausbildung. Zum Leiter der Lehrwerkstätte wird Werkmeister
Dietlein bestellt, der in der Werkstätte der Polytechnischen Schule in Augsburg
ausgebildet wurde.
84
,,Der Unterricht wurde 1865/66 mit 13 ordentlichen 7 außerordentlichen
Schülern der Unterrealschule aufgenommen. [...] Die wenigen
ordentlichen Schüler werden von 6 Uhr früh und 6 Uhr abends
83
Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt am Schlusse des Schuljahres 1862,
S. 17.
84
Vgl. Festschrift: 125 Jahre 1861-1986 Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt
Klagenfurt, S. 24 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2016
ISBN (PDF)
9783956368332
ISBN (Paperback)
9783956366697
Dateigröße
3.9 MB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Mai)
Schlagworte
Technikbildung Handwerkerschule Kärnten Habsburgermonarchie Klagenfurt
Produktsicherheit
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