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Community Supported Agriculture (CSA)

Nachhaltige Netzwerke zur urbanen Nahversorgung

©2015 Hausarbeit 32 Seiten

Zusammenfassung

Die Versorgung mit hochwertigen regionalen, saisonalen, biologischen und fair gehandelten Lebensmitteln gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während im ländlichen Bereich durchaus noch ein direkter, nachbarschaftlicher Kontakt zwischen Landwirtschaft und Verbraucher vorhanden ist und vereinzelt ein „Ab-Hof“-Bezug von Lebensmitteln erfolgt, ist in urbanen Gebieten ein Direktbezug oft nicht mehr realisierbar. Um die urbane Nahversorgung mit Lebensmitteln, die unter nachhaltigen Gesichtspunkten erzeugt und gehandelt werden, zu gewährleisten, bedient sich die städtische Bevölkerung den Supermärkten und Bioläden. In einigen Städten wird auch die Zustellung von „Biokisten“ bzw. „Abo-Kisten“ angeboten.
In konventionellen Erzeuger-Verbraucher-Systemen besteht das Problem, dass der Erzeuger nicht planen kann, wie viele seiner Produkte tatsächlich verkauft werden können. Der Verbraucher hat heute die Auswahl zwischen verschiedensten Bezugsquellen und kann täglich neu entscheiden, bei welcher Quelle er wie viel einkauft. Die Folge fehlender Planbarkeit beim Erzeuger und auch im Handel sind große Mengen an biologischem Abfall, in vielen Fällen auch noch genießbare Ware, die jedoch nicht mehr verkäuflich ist. Der Druck ständig volle Regale bieten zu müssen und optisch nicht mehr einwandfreie Ware, trotz Genussfähigkeit, nicht mehr anzubieten, verursacht zusätzlich große Mengen an Kosten, die indirekt der Verbraucher bezahlt und die Druck auf die Erzeugerpreise ausüben.
Initiativen, welche zu verbindlichen Netzwerken zwischen Erzeugern und Verbrauchern führen, werden „Community-Supported-Agriculture“ (CSA), „Soziale Landwirtschaft“ (SoLaWi) oder „Gemeinsame Landwirtschaft“ (GeLaWi) genannt. Dabei binden sich Verbraucher an eine Abnahme von Lebensmitteln bei einem regionalen Erzeuger […].
Zielsetzung dieser Hausarbeit zum Thema CSA ist es, die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit der Bildung von Netzwerken zwischen Erzeugern und Verbrauchern landwirtschaftlicher Produkte aufzuzeigen. Dabei sollen sowohl die Vorteile, als auch die Nachteile für beide Seiten beleuchtet, das Entwicklungspotenzial und die Zielgruppen bewertet und eine Übertragbarkeit auf Entwicklungsländer analysiert werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis



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1 Zielsetzung der Hausarbeit ,,Community Supported Agriculture (CSA)"
Die Versorgung mit hochwertigen regionalen, saisonalen, biologischen und fair
gehandelten Lebensmitteln gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während im länd-
lichen Bereich durchaus noch ein direkter, nachbarschaftlicher Kontakt zwischen
Landwirtschaft und Verbraucher vorhanden ist und vereinzelt ein ,,Ab-Hof"-Bezug
von Lebensmitteln erfolgt, ist in urbanen Gebieten ein Direktbezug oft nicht mehr
realisierbar. Um die urbane Nahversorgung mit Lebensmitteln, die unter nachhaltig-
en Gesichtspunkten erzeugt und gehandelt werden, zu gewährleisten, bedient sich die
städtische Bevölkerung den Supermärkten und Bioläden. In einigen Städten wird
auch die Zustellung von ,,Biokisten" bzw. ,,Abo-Kisten" angeboten.
In konventionellen Erzeuger-Verbraucher-Systemen besteht das Problem, dass der
Erzeuger nicht planen kann, wie viele seiner Produkte tatsächlich verkauft werden
können. Der Verbraucher hat heute die Auswahl zwischen verschiedensten Bezugs-
quellen und kann täglich neu entscheiden, bei welcher Quelle er wie viel einkauft.
Die Folge fehlender Planbarkeit beim Erzeuger und auch im Handel sind große
Mengen an biologischem Abfall, in vielen Fällen auch noch genießbare Ware, die
jedoch nicht mehr verkäuflich ist. Der Druck ständig volle Regale bieten zu müssen
und optisch nicht mehr einwandfreie Ware, trotz Genussfähigkeit, nicht mehr anzu-
bieten, verursacht zusätzlich große Mengen an Kosten, die indirekt der Verbraucher
bezahlt und die Druck auf die Erzeugerpreise ausüben.
Initiativen, welche zu verbindlichen Netzwerken zwischen Erzeugern und
Verbrauchern führen, werden ,,Community-Supported-Agriculture" (CSA), ,,Soziale
Landwirtschaft" (SoLaWi) oder ,,Gemeinsame Landwirtschaft" (GeLaWi) genannt.
Dabei binden sich Verbraucher an eine Abnahme von Lebensmitteln bei einem
regionalen Erzeuger. Dieser kann den Bedarf gut planen, reduziert den Überschuss
bzw. Abfall, kann sich durch die fixierten Einnahmen (Mitgliedsbeiträge) auf eine
aufwändigere, biologische Produktion einlassen, schaltet den Handel und dessen
Spannen aus und entkoppelt insgesamt den Preis von einer Stück- bzw. Kilopreis-
Thematik. Auch das Risiko von Ernteausfällen und Katastrophen wird geteilt.
Der Verbraucher erhält eine garantierte Menge an hochwertigen, biologischen,
regionalen, saisonalen und fair gehandelten Lebensmitteln, trägt damit zur Wert-
schöpfung in der Region bei und sichert die Existenz der regionalen Landwirtschaft.
In manchen Fällen ist auch eine Mitarbeit am Hof möglich.

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Zielsetzung dieser Hausarbeit zum Thema CSA ist es, die Möglichkeit und Sinn-
haftigkeit der Bildung von Netzwerken zwischen Erzeugern und Verbrauchern land-
wirtschaftlicher Produkte aufzuzeigen. Dabei sollen sowohl die Vorteile, als auch die
Nachteile für beide Seiten beleuchtet, das Entwicklungspotenzial und die Zielgrup-
pen bewertet und eine Übertragbarkeit auf Entwicklungsländer analysiert werden.

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2 Ausgangsituation und gesellschaftlicher Wandel
2.1 Beziehung zwischen Verbrauchern und regionalen Lebensmitteln
Das derzeitige System der Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -verteilung ist
weder ökologisch, ökonomisch, noch sozial nachhaltig. (vgl. UNEP 2010).
Noch vor rund 40 Jahren war das Angebot im Lebensmittelhandel wesentlich ge-
ringer, dafür jedoch regionaler sowie saisonaler geprägt. Große Supermarktketten
waren damals noch rar. Der Bezug von Lebensmitteln erfolgte durch einen der
unzähligen ,,Greißler-Läden" mit ausgewähltem, begrenztem Gemischtwarensorti-
ment, beim Wochenmarkt, direkt beim ,,Spezialisten" wie dem Fleischer, Bäcker,
Obst-, Gemüse- oder Fischhändler oder den lokalen Bauern. Spätestens in den 90er
Jahren des vorigen Jahrhunderts hatten große Supermarktketten fast jede kleine
Gemeinde ,,erobert" und eine Filiale errichtet. Dadurch wurden die kleinen lokalen
Strukturen verdrängt und für unwirtschaftlich und überholt erklärt. Als paradiesische
Situation für den Verbraucher wurde ein globales Sortiment an Lebensmitteln, unab-
hängig vom saisonalen und regionalen Angebot zu sehr günstigen Preisen angeboten.
Der Bezug zwischen Erzeuger und Verbraucher schien und scheint kaum Jemanden
noch zu interessieren. Auch die Produktionsbedingungen, Erzeugerpreise oder klima-
relevante Emissionen durch globale Transportwege traten durch Angebote und
günstige Preise in den Hintergrund. Erst seit einigen Jahren treten wieder verstärkt
Initiativen zum bewussten Lebensmittel-Einkauf auf, ,,unterstützt" von vielen medial
öffentlich gewordenen Skandalen um unseriöse Produktionsbedingungen und unfaire
Einkommenssituationen in den Erzeugerländern, die Auswirkungen von unnötigen
Emissionen durch globale Transporte auf unser Weltklima sowie auch ausbreitende
Krankheitserreger. Einhergehend mit diesen Auswirkungen stieg die Wertschätzung
für qualitativ hochwertige, regionale, biologische Lebensmittel. Die Beziehung
zwischen Verbraucher und regionalem Erzeuger von Lebensmitteln hat wieder
deutlich zugenommen.
2.2 Beziehung zwischen konventionellen und biologischen Lebensmitteln
Im Wandel ist auch die Beziehung zwischen konventionell und biologisch erzeugten
Lebensmitteln begriffen. Während bis vor rund 80 Jahren prinzipiell alle landwirt-
schaftlichen Produkte biologisch erzeugt wurden, nahm im Wesentlichen nach dem
2. Weltkrieg der Einsatz von Düngern, Pflanzenschutzmitteln und wachstumsför-

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dernden Chemikalien in der Landwirtschaft, zur Minimierung der Ausfälle, Maxi-
mierung der Produktion sowie zur Spezialisierung von Hochleistungssorten rasant
zu. Weiterhin chemiefrei-wirtschaftende Landwirte wurden verhöhnt, wenn diese auf
die nicht abschätzbaren Folgen durch die Aufnahme von Chemikalien mit den
Lebensmitteln hinwiesen. Seit einigen Jahren nimmt die Wertschätzung qualitativ
hochwertiger, regionaler, biologischer Lebensmittel stark zu. Auch die im Vergleich
höheren Preisen von biologischen Produkten im Vergleich zur konventionellen Ware
sind bewusste Verbraucher bereit zu bezahlen, um sich gesünder zu Ernähren und zu
einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion beizutragen.
Aus Verzweiflung über fallende Milchpreise, ,,Bauernsterben" und die Billig-Preis-
politik großer Handelsketten schlossen sich Anfang 2004 österreichische Bauern zur
Interessensgemeinschaft Milch zur gemeinsamen Vermarktung und Bewusstseins-
bildung für die Konsumenten zusammen. ,,A faire Milch" wurde eine erfolgreiche
Marke und setzte sich auch in anderen europäischen Ländern wie Deutschland,
England, Frankreich, Dänemark und Italien durch (vgl. Weiss 2010: 139).
In Österreich werden rund 20 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche biologisch
bewirtschaftet. Weltweit gesehen belegt Österreich damit den dritten Platz hinter den
Falklandinseln (35,9 %) und Liechtenstein (27,3 %) und innerhalb der Europäischen
Union verteidigt es die Spitzenposition (vgl. Willer et al 2012: S. 26ff).
Die konventionelle Landwirtschaft der Industriestaaten zeichnet sich für die Emis-
sion von 40 % des weltweit produzierten CO
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verantwortlich. Zudem ist sie in
hohem Maße auf fossile Energieträger angewiesen, verbraucht mehr Energie als sie
zur Verfügung stellt, ist für die Degradation fruchtbaren Bodens verantwortlich und
dezimiert nach und nach die Biodiversität (vgl. Lutz et al 2012: S. 1).
Durch nachhaltige Produktionsweisen und sorgsamen Umgang mit den Ressourcen
Boden, Wasser und Energie ist eine umweltschonende, biologische Landwirtschaft
möglich. Wesentlich ist jedoch, dass unnötige Überproduktionen vermieden werden.
Aktuelle Bedrohungen für die vergleichbar kleinen Landwirtschaften in Österreich
und anderen europäischen Staaten stellen TTIP und CETA dar. TTIP und CETA sind
derzeit noch in Verhandlung befindliche, zukünftige Freihandelsabkommen in Form
von völkerrechtlichen Verträgen zwischen den USA, Kanada und der Europäischen

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Union. Ziel ist der Abbau von Handelshemmnissen, die dazu führen könnten, dass
hohe geltende nationale und europäische Standards im Umwelt-, Verbraucher-,
Arbeits- und Gesundheitsschutz aufgehoben werden und dadurch Verarbeitungs-
methoden und Wirkstoffe zugelassen werden, die den europäischen Markt für um-
strittene landwirtschaftliche Billigprodukte aus Nordamerika öffnen würden.
Der landwirtschaftliche Sektor verlangt in Marktöffnungs- und Globalisierungs-
prozessen besondere Lösungen, wenn Nachhaltigkeit erreicht werden soll (vgl.
Radermacher 2005: 174).
Gerade die Verabschiedung von der agroindustriellen Produktionsweise würde
regionale Wertschöpfung und wieder mehr Arbeitsplätze in der heimischen Land-
wirtschaft schaffen (vgl. Holzinger 2012: 211).
Eine Ökologie der kurzen Wege umfasst Denken und Handeln, das dem natürlichen
Kreislauf gerecht wird, vom Futtermittelanbau bis hin zur Nutzung biologischer
Abfälle. Nach diesem Prinzip stammt die Mehrzahl der Lebensmittel aus der Region.
Kurze Wege sind weniger kostenintensiv. Sie lassen insbesondere keine Kosten
infolge von umwelt-, tier- und pflanzenschädlichem Verhalten entstehen, welche die
Gesellschaft als Gesamtheit tragen muss. Eine zukunftsfähige Agrar- und Ernähr-
ungskultur stärkt durch ihre Ökoeffizienz vor allem die kleineren bäuerlichen Be-
triebe (vgl. Gottwald 2007: 14).
2.3 Beziehung zwischen Lebensmitteln und Abfall
Verändertes Konsumverhalten und veränderte Angebotspolitik haben in beinahe
allen westlichen Ländern zu längeren Öffnungszeiten und übervollen Regalen in den
Supermärkten geführt. Kein Anbieter will kurz vor Ladenschluss halbleere Regale
bieten. Umgekehrt will der Konsument möglichst rund um die Uhr einkaufen gehen
und dann kein verringertes Sortiment vorfinden. Unweigerlich führt wenig planbarer
Absatz und Überangebot zu einer stetig steigenden Menge an Lebensmittelabfällen,
für den jeweils der andere Teil der Konsumgesellschaft verantwortlich sein soll. Die
Dimension an Lebensmittelabfällen erreicht mittlerweile ein unfassbares Ausmaß.
Täglich wird in Wien eine Menge an Brot weggeworfen, welche zur Versorgung der
zweitgrößten österreichischen Stadt Graz (280.000 Einwohner) ausreichen würde.
Ähnlich ist die Situation in Deutschland, wo jährlich rund 500.000 Tonnen Brot
weggeworfen werden. Damit könnte ganz Niedersachsen versorgt werden. Rund die

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Hälfte unserer Lebensmittel landet im Müll. Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite
Kartoffel und jedes fünfte Brot wird aussortiert, bevor es überhaupt unseren Esstisch
erreicht. Alles soll jederzeit verfügbar sein und muss perfekt aussehen. Der Wunsch
der Konsumenten, über Alles jederzeit verfügen zu können, verschärft auch den
weltweiten Hunger. Würden wir weniger wegwerfen, fielen die Weltmarktpreise und
es stünde genug für die Hungrigen der Welt zur Verfügung. Lebensmittelvernichtung
trägt in hohem Maß auch zum Klimawandel bei. In Österreich landen jährlich
166.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Die weggeworfenen Lebensmittel Europas
und Nordamerikas würden dreimal ausreichen, um alle Hungernden der Welt satt zu
machen (vgl. Roth 2012: 1f).
Die Folgen reichen weit, denn die Auswirkungen auf das Weltklima sind verheerend.
Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und
Pestiziden. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft.
Nicht unbedeutend sind auch die auf den Müllkippen vergärenden Lebensmittel-
Abfälle, denn die entstehenden Klimagase haben entscheidenden Einfluss auf die
Erderwärmung (vgl. Kaufmann et al 2010: XIXff).
Da ein Großteil der Lebensmittelabfälle noch vor Ablauf von Mindesthaltbarkeits-
daten und bei voller Genussfähigkeit entsorgt werden, können Initiativen zur ,,Restl-
küche" (Rezepte für leckere Gerichte aus Lebensmittelresten) und zur Haltbarmach-
ung von Lebensmitteln (Verarbeitung zu Marmelade, Saft, Suppe sowie Konser-
vierung durch Einfrieren oder Trocknen), Weitergabe von Lebensmitteln an Sozial-
märkte, Obdachlose, Bedürftige und weitere Institutionen (Flüchtlings- und Hilfs-
einrichtungen), sowie Lebensmittel-Tauschbörsen im Internet zu einer Vermeidung
von Lebensmittelabfällen beitragen.
Nachhaltige Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und ­vermarktung ist marktfähig:
Sie entspricht dem Wunsch der Verbraucher nach Sicherheit, Transparenz und
Vertrauen. Eine starke regionale Lebensmittelwirtschaft stellt eine hohe Kunden-
bindung her (vgl. Gottwald 2007: 14).

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3 Das CSA-Konzept
CSA - Community Supported Agriculture, auch solidarische Landwirtschaft genannt,
ist eine direkte Partnerschaft zwischen Konsumenten und Produzenten für eine
Saison, in der sowohl die Risiken als auch die Vorteile mit den Bauern geteilt
werden, Dabei rücken Konsumierende und Produzierende näher zusammen und
werden zu Partnern. Ein Ziel ist ein sicheres Einkommen für die Bauern und eine
sichere Lebensmittelversorgung für die Konsumenten zu garantieren und damit einen
Schritt in Richtung Ernährungssouveränität zu gehen (vgl. ATTAC 2014).
Die Grundidee einer CSA ist, dass ein Hof sein Umfeld (bzw. eine Kooperation aus
mehreren Höfen) mit Lebensmitteln versorgt, während das Umfeld dem Hof die
nötigen finanziellen Mittel bereitstellt, um wirtschaften zu können. Damit
übernehmen beide Parteien eine wechselseitige Verantwortung. Im Idealfall
ermöglicht das Konzept den Landwirten, von ökonomischen Zwängen befreit,
nachhaltig zu wirtschaften. Dazu gehört einen weitestgehend geschlossenen
Wirtschaftskreislauf anzustreben, der über den landwirtschaftlichen Betrieb hinaus
die Verbraucher seiner Produkte mit einbezieht (vgl. Kraiß 2008: 1).
Das CSA-Konzept erlaubt somit Landwirten als auch Nicht-Landwirten aktiv
Verantwortung für die Produktion gesunder Lebensmittel zu übernehmen. Grund-
gedanke ist, dass der Mensch von Natur aus kooperativ ist, und dass die Natur
innerhalb gesunder Natur- bzw. Betriebskreisläufe genügend Überschüsse produziert,
von denen die Menschen leben können.
Ein Ziel solidarischer Landwirtschaft ist es, den kleinbäuerlichen Strukturen der
regionalen Lebensmittelversorgung Sicherheit zu bieten. Die Umsetzung erfolgt in
jeder Region ein bisschen anders und ist an die Standortbedingungen angepasst.

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4 Historische Entwicklung und aktuelle Verbreitung
In Österreich ist Community Supported Agriculture, auch Solidarische Landwirt-
schaft genannt, ein noch relativ unbekanntes Konzept. Mit Ausnahme einiger
weniger Landwirte und kritischer Konsumenten, ist diese neue Form der Direkt-
vermarktung noch nicht an die breite Öffentlichkeit gelangt (vgl. Nagy 2013: 25).
Der Begriff CSA wurde in den 1980er Jahren in den USA für das beschriebene Kon-
zept geprägt. Jan Vander Tuin nahm diese Idee aus der Schweiz nach Amerika mit,
wo er es auf der Indian Line Farm in Massachusetts umsetzte. Zur gleichen Zeit und
unabhängig davon, aber auf dem gleichen Gedanken beruhend, entwickelte sich das
CSA-Konzept in den USA in einem Kreis um den biologisch-dynamischen Landwirt
Trauger Groh und in Deutschland auf dem Demeter-Betrieb Buschberghof. Im Jahr
2012 gab es bereits mehr als 4.000 CSA-Farmen in den USA (vgl. Nagy 2013: 35).
Initiiert durch 3 Landwirte entstand 1988 in Deutschland die erste europäische CSA
am Buschberghof. Anstoß hierfür gab der anstehende Generationswechsel am Hof
sowie erste Berichte von erfolgreichen CSAs aus den USA (vgl. Kraiß 2008: 21).
In der Zukunft haben Bündnisse zwischen Bauern und Konsumenten immer größere
Bedeutung. Für die Bauern bedeutet es mehr Sicherheit für ihre Höfe, da eine Gruppe
von Konsumenten hinter ihren Höfen steht, für die Konsumenten, eine hohe Trans-
parenz, ihre Lebensmittelquellen persönlich zu kennen (vgl. Mayr-Lamm 2013: 1).
Auch in Österreich haben sich in den letzten Jahren mehrere Erzeuger- und konsu-
menteninitiierte alternative Lebensmittelnetzwerke aus dem Wunsch heraus ent-
wickelt, eine Lebensmittelversorgung mit lokalen, hochqualitativen und leistbaren,
ökologischen Lebensmitteln zu sichern sowie eine engere Verbindung zwischen
Konsumenten und Produzenten wieder aufleben zu lassen (vgl. Lutz et al 2012: 1).
Die mit 250 Mitgliedern größte und älteste CSA-Initiative in Österreich ist der
Gärtnerhof GeLa-Ochsenherz im Umland von Wien. Gegründet wurde diese CSA
2011. Dies zeigt, wie jung die CSA-Initiative insgesamt in Österreich ist. Während es
in Österreich nur 6 CSA-Initiativen gibt, sind in Deutschland mindestens 150 aktiv
und im Nahbereich von Städten zu finden (vgl. Solidarische Landwirtschaft 2015).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956365393
ISBN (Paperback)
9783956368837
Dateigröße
300 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit
Erscheinungsdatum
2015 (August)
Note
2,3
Schlagworte
Landwirtschaft Ernährungssicherheit CSA Community Supported Agricultur Bürgerinitiative Genossenschaft Lebensmittel Regionale Versorgung Ab Hof Bio-Lebensmittel Fairtrade biologische Landwirtschaft
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