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Wassermanagement Palermo

Umsetzung des „Integrierten Wasserressourcen-Managements“ in der Abwasserwirtschaft für den Raum Palermo

©2014 Studienarbeit 29 Seiten

Zusammenfassung

Ziel ist die Umsetzung des Konzeptes des „Integrierten Wasserressourcen-Managements“ (IWRM) im Bereich Abwasserwirtschaft für den Raum Palermo, Sizilien. Dazu werden die theoretischen Wesenszüge des IWRM dargestellt und für den konkreten Beispielraum angewendet. Dabei wird besonders auf die infrastrukturellen, topographischen und sozialen Gegebenheiten der Region eingegangen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1: Lage und Provinzen Siziliens
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Abbildung 2: Temperatur- und Niederschlagsverteilung Palermo 2012
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1 Zielsetzung der Fallstudie ,,Wassermanagement Palermo"
Ziel ist die Umsetzung des Konzeptes des ,,Integrierten Wasserressourcen-
Managements" (IWRM) im Bereich Abwasserwirtschaft für den Raum Palermo,
Sizilien. Dazu werden die theoretischen Wesenszüge des IWRM dargestellt und für
den konkreten Beispielraum angewendet. Dabei wird besonders auf die infra-
strukturellen, topographischen und sozialen Gegebenheiten der Region eingegangen.

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Ausgangssituation
"Water is a key to development in all its many dimensions. First and foremost, it is
an essential element for human survival, and the combination of safe drinking water,
adequate sanitation and hygiene is recognized as fundamental to human well-being."
(UN Millennium Project 2003: S.9).
Aus dem UNESCO-Weltwasserbericht 2012 geht hervor, dass bei den sanitären
Anlagen das Millenniumsziel der Vereinten Nationen ­ die Halbierung des Anteils
der Menschen ohne dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch einwandfreiem
Trinkwasser ­ bis 2015 nicht erreicht wird. 2,6 Milliarden Menschen verfügen heute
über keine einfachen sanitären Anlagen. Nur 80 Prozent der städtischen Bevölkerung
in Entwicklungsländern haben Zugang zu sanitären Anlagen. Gäbe es überall
einfache sanitäre Anlagen und sauberes Trinkwasser, könnten neun von zehn Durch-
fallerkrankungen verhindert werden und damit zehn Prozent aller Erkrankungen
weltweit. Im Abwasserbereich sieht es noch drastischer aus: Weltweit fließen 80
Prozent des städtischen Abwassers unbehandelt in Flüsse, Seen oder ins Meer, in
Entwicklungsländern sind es bis zu 90 Prozent. Dies hat erhebliche Auswirkungen
auf die Ökosysteme, die wiederum entscheidend sind für die Wasserreinigung,
Wasserrückhaltung oder Verhinderung von Erosion. Täglich sterben tausende
Menschen auf Grund der schlechten Wasserversorgung und Abwasserbehandlung
(vgl. UN 2012: o.S.).
,,Wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist neben der einwandfreien
Trinkwasserversorgung auch die Beseitigung der verschmutzten Abwässer
erforderlich. Erst spät in der Neuzeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass nur die
rasche Ableitung aller Abwässer aus den Siedlungsgebieten einwandfreie
hygienische Verhältnisse in den Städten schaffen kann" (Kainz et al 2005: S.145).
,,Das Meer litt darunter, dass bis vor wenigen Jahren viele italienische Städte ihre
Abwässer ungeklärt einleiteten" (Francour et al 2001: S.155-188).
,,Besonders anfällig für Eutrophierung sind dabei die Flussmündungen des Tibers,
die Küste vor Pisa, die Buchten von Neapel und Palermo sowie die Nordwestküste
Siziliens" (Costa et al 2001: S.296-300).

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Die Europäische Kommission verklagte Italien 2010 vor dem Europäischen
Gerichtshof aufgrund von Verstößen gegen EU-Rechtsvorschriften (EU-
Wasserrahmenrichtlinie) zur Behandlung von kommunalem Abwasser. Die
Richtlinie verpflichtete Italien dazu, bis zum 31. Dezember 2000 in Gemeinden mit
mehr als 15.000 Einwohnern geeignete Systeme zur Sammlung und Behandlung von
Abwasser einzurichten. Eine Prüfung im Jahr 2010 ergab, dass 178 Städte in Italien,
darunter Palermo und Messina auf Sizilien nach wie vor gegen die EU-
Rechtsvorschriften verstießen (vgl. EU 2010: o.S.).
Fehlendes Bewusstsein für integrierende wasserwirtschaftliche Planungen führten
Mancherorts zum Bau großer zentraler Kläranlagen. Die gleichzeitige Einleitung von
Niederschlagswässern zur Verhinderung von Hochwässern verursacht jedoch eine
unnötige Verunreinigung mit Abwasser, eine Ableitung von Wasser für den Wasser-
Boden-Haushalt sowie einen enormen Nährstoffverlust, der in der Landwirtschaft
aufwändig und künstlich ausgeglichen werden muss.

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3 Das Konzept des Integrierten Wasserressourcen-Managements und sein
Konnex zur Abwasserwirtschaft
Das Integrierte Wasserressourcen-Management (IWRM) wurde in den neunziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts auf internationaler Ebene als neuer wasserpolitischer
Konsens verankert und ist seitdem auf zahlreichen internationalen Konferenzen und
in verschiedenen Deklarationen bestätigt worden (vgl. Neubert et al 2012: S.99).
Integriertes Wasserressourcen-Management (Integrated Water Resources Manage-
ment) ist ein flexibler, prozessorientierter und ganzheitlicher Ansatz. Er dient der
koordinierten Entwicklung und des Managements von Wasser, Land, und damit in
Beziehung stehenden Ressourcen und zielt auf die Maximierung des ökonomischen
und menschlichen Wohles unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit lebens-
wichtiger Ökosysteme (vgl. GWP 2000: o.S.).
,,Das Leitbild des IWRM geht davon aus, dass die Wasserkrise nicht in erster Linie
hydrologisch zu verstehen ist; sie wird vor allem als Managementproblem in den
betroffenen Ländern gesehen. Das entscheidende Problem ist nicht die absolute
Wasserarmut, sondern schwache Institutionen, fragmentierte und ineffiziente Politik-
ansätze und die Dominanz sektorspezifischer Programme. Für den guten Umgang
mit Wasser sind politische, institutionelle und ökonomische Reformen entscheidend"
(Neubert et al 2012: S.101).
Die integrativen und interdisziplinären Schlüsselelemente des Konzepts des IWRM
sind (vgl. Neubert et al 2012: S.101):
- Wassereinzugsgebiete: sind entscheidende Planungs- und Bewirtschaft-
ungseinheiten; so können organisatorische und administrative Fragmen-
tierungen wie Länder- und Verwaltungsgrenzen überwunden werden
- Gewässereinzugsgebiete: sollen die Herstellung komplexer Beziehungen
zwischen allen Gewässern (ober- und unterirdisch) und zwischen Wasser- und
Landressourcen ermöglichen.
- Wasserwirtschaftliche Rahmenplanungen: sollen sektorübergreifend sein und
auf den Schutz der Wasserressourcen ausgerichtet werden
- Interdisziplinärer Ansatz: gleichwertige Rolle bei der Abwägung von
Bewirtschaftungsalternativen bei Hydrologie, Ingenieurswissenschaften,
Ökologie, Ökonomie und Gesellschaftswissenschaften

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Die Verschmutzung von Trinkwasserquellen mit menschlichen und tierischen
Fäkalien, aber auch die Belastung mit Industrieabwässern und Agro-chemikalien
kann zu Krankheiten und langsamer Vergiftung der Menschen führen. Von den fünf
am häufigsten tödlich endenden Infektionskrankheiten weltweit, stehen Diarrhöe,
Tuberkulose und Malaria in einem ursächlichen Zusammenhang mit Wasser bzw.
dem unsachgemäßen Umgang damit. Von Durchfallerkrankungen sind insbesondere
Kinder betroffen. Durchfall stellt die zweithäufigste Todesursache bei Kindern dar.
Eine adäquate Trinkwasser- und Sanitärversorgung muss daher zusammen gesehen
werden und angemessenes hygienisches Verhalten ist die Grundvoraussetzung für
die Gesundheit der Menschen (vgl. Neubert et al 2012: S.41).
,,Sanitäre Grundversorgung hinkt hinter der sicheren Trinkwasserversorgung
weltweit hinterher, und der Anteil der Weltbevölkerung, der heute Zugang zu einer
solchen Grundversorgung hat, ist zwischen 1990 ­ 2008 nur von 55 Prozent auf 62
Prozent gestiegen" (WHO / UNICEF 2010: S.8).
,,Ein Grund für die nicht ausreichenden Fortschritte im Sanitärbereich ist, dass
bisherige Maßnahmen oft zu stark die bloße Errichtung von Toiletten beinhalteten,
aber zu wenig auf die Verhaltensänderung setzten. Ohne Bewusstseinsveränderung
werden Toiletten oft nicht angenommen oder verkommen in kürzester Zeit.
Hygienisches Verhalten und die Einsicht, dass dies wichtig ist, muss daher erst
erlernt und verinnerlicht werden. Um nachhaltige Lösungen zu gewährleisten, ist
daher auch ­ und gerade auch ­ in diesem Bereich die Partizipation der Bevölkerung
fundamental" (UNESCO / WWAP 2006: S.240).

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4 Strukturelle und topographische Gegebenheiten für Wasserwirtschaft auf
Sizilien und im Raum Palermo
4.1 Geographie und Geologie Siziliens
,,Sizilien ist die größte Insel des Mittelmeeres. Drei Meere umschließen sie: das
Tyrrhenische Meer im Norden, das Ionische Meer im Osten und das Afrikanische
(oder Sizilianische) im Süden" (Fritzsche 2001: S.322).
Abb. 1: Lage und Provinzen Siziliens (Liligo.es 2014: o.S.)
Küsten und Inseln spiegeln die erdgeschichtliche Entstehung des Tyrrhenischen
Meers wider, und sind dementsprechend komplex und abwechslungsreich. Zahl-
reiche Inseln, so auch Sizilien, sind vulkanischen Ursprungs (vgl. Allen 2001: S.66).
Der höchste Berg Siziliens ist der Ätna (3323 m), der sogar im Hochsommer von
Schnee bedeckt ist. Er ist zugleich der größte und aktivste Vulkan Europas. Zwei
Gebirgszüge queren die Insel von Osten nach Westen. Da bei Sizilien die
Kontinentalplatten von Europa, Afrika und Asien aufeinander treffen, hat die Insel
auch eine turbulente Geohistorie hinter sich. Im Laufe der bewegten Erdgeschichte
wechselten sich Sedimentationsprozesse mit Phasen der Gebirgsbildung und vulkan-
ischer Tätigkeit ab. Parallel zur Nordküste verläuft in Fortsetzung des Kalabrischen
Apennin eine Faltengebirgskette, die im Wesentlichen aus Kalken, Quarzsandsteinen
und kristallinen Gesteinen aufgebaut ist (vgl. Fritzsche 2001: S.322).

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4.2 Klima und Klimawandel auf Sizilien
In diesem Teil des Mittelmeeres herrscht ein subtropisches Mittelmeerklima mit
heißen, trockenen Sommern und milden, regenreichen Wintern. Generell nimmt von
Norden nach Süden der Niederschlag ab (vgl. Mussi 2001: S.5).
Abbildung 2: Temperatur- und Niederschlagsverteilung Palermo 2012 (Hanisch
2014: o.S.)
Die Klimaveränderung ist auch auf Sizilien feststellbar. Der durchschnittliche
Niederschlag gemäß Aufzeichnungen am Standort Salemi (an der Westküste von
Sizilien) sinkt seit 1980 merkbar. In der Periode 1980-1989 lag dieser im
Durchschnitt bei 560 mm/m², sowie in den Jahren 1990-1994 ebenfalls noch bei 570
mm/m². In den Jahren 1995-2000 sank der Niederschlag bereits auf durchschnittlich
491 mm/m² (vgl. Societa Gestione Impianti Idrici 2007: S. 6)
Die durchschnittlichen Temperaturen steigen seit einigen Jahrzehnten leicht, aber
stetig an. Dies bringt auch eine höhere Wasseraufnahmekapazität der Luft mit sich.
Zwar sinken die absoluten Regenmengen seit einigen Jahren leicht aber stetig und
nimmt die Anzahl an Regentagen ab, die Intensität von Regenereignissen hat jedoch
stark zugenommen und fallen häufig innerhalb kürzester Zeit durch intensive
Niederschläge die gesamten Monatsmengen. Treffen diese Regenmengen auf karge,
ausgetrocknete Böden, so kann das Wasser nicht aufgenommen werden und führen
die oberflächlichen Abflüsse zu Hochwässern, Erdrutschen, Schlammlawinen und
massiven Erosionen. Diese Konsequenz des Klimawandels stellt für unzureichend
geplante Siedlungsstrukturen und die Landwirtschaft ein zunehmendes Problem dar.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783956365386
ISBN (Paperback)
9783956368820
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit
Erscheinungsdatum
2015 (August)
Note
1,7
Schlagworte
Wassermanagement Palermo Sizilien Abwasserwirtschaft Wassermangel Flussmanagement Entwicklungszusammenarbeit Entwicklungshilfe Integriertes Wasserressourcen-Management IWRM
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