Lade Inhalt...

Zusammenfassung

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Erkrankung „Endometriose“, die nach den Myomen die zweithäufigste benigne, proliferative Erkrankung der Frau darstellt. Obwohl die Morbidität sehr hoch ist, ist diese Erkrankung viel zu wenig erforscht, sodass die Ätiologie und die Pathogenese bislang nicht geklärt sind. Viele Frauen zeigen Symptome und erleiden Einschränkungen in ihrer Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und in ihrem Sexualleben, doch die Erkrankung wird oftmals nicht oder erst nach sehr vielen Jahren diagnostiziert. Als Therapie gilt die laparoskopische Entfernung der Implantate als der chirurgische „Goldstandard“.
Im Folgenden werden physiologische Eigenschaften des Endometriums beschrieben. Nach der Definition folgen mögliche Entstehungstheorien sowie verschiedene Formen der Endometriose. Daten zur Erkrankungshäufigkeit, zum Manifestationsalter sowie möglichen Risikofaktoren schließen sich an. Die Symptome, die Diagnostik, die Stadieneinteilungen und die Therapieformen werden differenzierter betrachtet. Den Abschluss dieser Arbeit bilden Aussagen zur Prognose sowie ein Fazit.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... 3
Tabellenverzeichnis... 3
1
Einleitung ... 4
2
Endometrium ... 4
3
Die hormonelle Einflussaufnahme auf das Endometrium ... 5
4
Begriffsbestimmung Endometriose ... 5
5
Entstehungstheorien ... 6
5.1
Retrograde transtubare Menstruation ... 6
5.2
Transplantationstheorie nach Sampson ... 6
5.3
Metaplasietheorie nach Meyer ... 7
5.4
Theorie der hämatogenen und lymphogenen Verschleppung ... 7
5.5
Weitere Vermutungen ... 7
6
Formen der Endometriose ... 8
6.1
Endometriosis genitalis interna ... 8
6.2
Endometriosis genitalis externa ... 8
6.3
Endometriosis extragenitalis ... 9
6.4
Weitere Formen ... 9
7
Erkrankungshäufigkeit ... 10
8
Manifestationsalter ... 10
9
Risikofaktoren ... 11
10
Das Symptombild der Endometriose ... 11
10.1
Schmerzen ... 11
10.2
Kinderlosigkeit ... 13
10.3
Weitere Symptome ... 13
11
Diagnostik ... 14
12
Stadieneinteilung ... 17
13
Formen der Therapie ... 21
13.1
Schmerztherapien ... 23
13.2
Hormontherapien ... 24
13.3
Operative Therapien ... 25
13.4
Komplementäre Therapien ... 26
14
Prognose ... 27
15
Fazit ... 29
Literaturverzeichnis ... 30
2

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Ausprägung der Lokalisationen bei Schmerzen (Eigendarstellung in
Anlehnung an Steck, 2004a, S. 64/ 65). ... 12
Abbildung 2. Verfahren zur Diagnostik bei dem Verdacht auf Endometriose
(Eigenerstellung). ... 15
Abbildung 3. Auswahl an Therapiemöglichkeiten bei der Erkrankung Endometriose
(Eigenerstellung). ... 2
2
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Symptome in Verbindung mit möglichen Lokalisationen der Endometriose
(Eigenerstellung in Anlehnung an Hinweise der Stiftung Endometriose-Forschung).
... 14
Tabelle 2. Revidierte Stadieneinteilung der Endometriose der American Fertility Society
(rASRM) (Steck, 2004a, S. 74). ... 18
Tabelle 3. Stadieneinteilung der Endometriose nach der Klassifikation der
Endometriose der American Fertility Society (rASRM) (Finas et al., 2004a, S. 8). 19
Tabelle 4. Stadieneinteilung nach der endoskopischen Endometriose-Klassifikation
(EEC) (Steck, 2004a, S. 77).... 20
Tabelle 5. Typische Endometrioseklassifikation (Tuttlies, 2008, S. 8). ... 21
Tabelle 6. Assoziation von Endometriose mit dem Auftreten von Malignomen (Finas et
al., 2004a, S. 16). ... 28
Hinweis:
In dieser Arbeit wird ausschließlich das feminine Genus verwendet, da nahezu nur
Frauen von dieser Krankheit betroffen sind. Das männliche Geschlecht ist stets mitge-
meint.
3

1 Einleitung
Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Erkrankung ,,Endometriose", die nach
den Myomen die zweithäufigste benigne, proliferative Erkrankung der Frau darstellt
(Finas, Küpker, Dietrich & Felberbaum et al., 2004a, S. 10; Schweppe, 2005, S. 373;
Stiftung Endometriose-Forschung). Obwohl die Morbidität sehr hoch ist, ist diese Er-
krankung viel zu wenig erforscht, sodass die Ätiologie und die Pathogenese bislang
nicht geklärt sind (AWMF, 2013, S. 37). Viele Frauen zeigen Symptome und erleiden
Einschränkungen in ihrer Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und in ihrem Sexualleben,
doch die Erkrankung wird oftmals nicht oder erst nach sehr vielen Jahren diagnostiziert
(IKK Nord; Schweppe, 2005, S. 373). Als Therapie gilt die laparoskopische Entfernung
der Implantate als der chirurgische ,,Goldstandard" (AWMF, 2013, S. 37).
Im Folgenden werden physiologische Eigenschaften des Endometriums beschrieben.
Nach der Definition folgen mögliche Entstehungstheorien sowie verschiedene Formen
der Endometriose. Daten zur Erkrankungshäufigkeit, zum Manifestationsalter sowie
möglichen Risikofaktoren schließen sich an. Die Symptome, die Diagnostik, die Stadi-
eneinteilungen und die Therapieformen werden differenzierter betrachtet. Den Ab-
schluss dieser Arbeit bilden Aussagen zur Prognose sowie ein Fazit. Aufgrund der Ein-
schränkung der Zeichen für diese Hausarbeit wird insbesondere bei der Therapie auf
Details für jede einzelne Endometrioseform verzichtet.
2 Endometrium
Das Endometrium (endos=innen; metra=Gebärmutter), die Uterusschleimhaut, bildet
die innere Gewebeschicht des Uterus. Es besteht aus einschichtigem, hochprismati-
schem Epithel, welches mit zeitweisem Kinozilienbesatz bedeckt ist. Schlauchförmige
Drüsen, die sich zyklusabhängig ausbilden, finden sich dort. Diese Schleimhaut, die in
der ersten Zyklushälfte von den Zellen des Endometriums gebildet wird, sorgt dafür,
dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten könnte. Ist dieses nicht gegeben, wird die
Schleimhaut, die 8 mm hohe Lamina functionalis (kurz ,,Lamina")` mit der Menstruati-
on abgestoßen. Die zweite Schicht des Endometriums, die Lamina basalis (kurz ,,Basa-
lis") ist ca. 1 mm dick und bleibt bei der Menstruation bestehen. (Endometriose-
Vereinigung Deutschland e.V., 2012, S. 4; Mutschler, Schaible & Vaupel, 2007, S.
606).
4

3 Die hormonelle Einflussaufnahme auf das Endometrium
Östrogene und Gestagene, insbesondere das Progesteron, regulieren den Eisprung und
haben somit einen bedeutenden Einfluss auf das Endometrium. Das Endometrium baut
sich durch den Einfluss von Östrogenen auf (Endometriose-Vereinigung Deutschland
e.V., 2012, S. 17; Mutschler et al., 2007, S. 587). In der zweiten Zyklushälfte wird das
Endometrium der Proliferationsphase durch den Einfluss von Progesteron und Östroge-
nen zum Endometrium der Sekretionsphase umgewandelt (Mutschler et al., 2007, S.
588). Kommt es nicht zur Befruchtung einer Eizelle, bildet sich der Gelbkörper zurück
und die Östrogen- und Progesteronspiegel sinken bis zum Beginn der Menstruation ab.
Dieses hat zur Folge, dass das Endometrium abgestoßen werden kann (Stiftung Endo-
metriose-Forschung). Wenn es zur Befruchtung gekommen ist, nistet sich das Ei in der
Gebärmutter ein und Humanes Chorion Gonadotropin (HCG) wird abgegeben. Der
Gelbkörper wird stimuliert, sodass die Progesteron- und Östrogenspiegel steigen und
das Endometrium nicht abgestoßen wird.
4 Begriffsbestimmung Endometriose
Endometriose ist abgeleitet vom Endometrium und bezeichnet ,,das Vorkommen endo-
metriumartiger Zellverbände außerhalb des Cavum uteri" (AWMF, 2013, S. 8). Die
benigne Erkrankung tritt typischerweise zwischen der Menarche und dem Klimakterium
auf und betrifft ca. 10% aller Frauen. Sie weist eine Östrogenabhängigkeit auf und ist an
den unterschiedlichsten Stellen im gesamten Organismus in unterschiedlichen makro-
skopischen und mikroskopischen Formen nachzuweisen (Brucker, 2004, S. 81). Die
Endometriose ist mit sehr unterschiedlichen Symptomen vergesellschaftet, vor allem
der Schmerz sowie die Sterilität sind als Kardinalsymptome anzusehen (Brucker, 2004,
S. 82). Verschiedene Theorien geben Hinweise auf die Pathogenese, die jedoch noch
nicht abschließend geklärt ist. (Finas et al., 2004a, S. 1).
,,In abnehmender Häufigkeit sind befallen: Beckenperitoneum, Ovarien, Ligg. sacroute-
rina, Septum rectovaginale/ Formix vaginae sowie extragenitale Manifestationen (z.B.
Rektosigmoid und Harnblase)." (AWMF, 2013, S. 10). Zum Vorkommen in Uterus und
Tube liegen keine genauen Inzidenzen vor. Selten tritt Endometriose am Zwerchfell-
peritoneum, Appendix vermiformis, am Nabel, in Operationsnarben nach Hysterekto-
mie, Sectio caesarea und Episiotomie bzw. Dammrissen auf, ursächlich am ehesten
5

durch eine mechanische Übertragung von Endometriumpartikeln. Ganz selten sind die
Milz, die Nieren, das Gehirn oder das Skelett befallen. (AWMF, 2013, S. 10).
5 Entstehungstheorien
Bisher gibt es noch keine eindeutige evidenzbasierte Beschreibung der Entstehung, Auf-
rechterhaltung und Modulation der Erkrankung Endometriose. Verschiedene Theorien
zu diesen Aspekten sind in der Literatur zu finden. Die Transplantationstheorie erfährt
allgemeine Akzeptanz und wird von der Metaplasietheorie sowie von der Theorie der
hämatogenen und lymphogenen Verschleppung ergänzt (Brucker, 2004, S. 85/ 86).
5.1 Retrograde transtubare Menstruation
Perimenstruell kommt es zum Transport endometrialen Gewebes in Richtung des Peri-
toneums, bedingt durch eine Störung der ,,zum Cavum uteri gerichtete[n] expulsive[n]
Bewegung der Tuba uterina und des intratubaren Zilienschlages der Tubenschleimhaut
[...]." (Finas et al., 2004a, S. 17). Zellen des Endometriums werden nicht mit der
Menstruation abgestoßen sondern wandern durch die Eileiter in das kleine Becken (En-
dometriose-Forschung).
Diese Theorie weist jedoch Anzeichen für ein multifaktorielles Geschehen auf, da bei
90% aller perimenstruellen Frauen Mentrualblut im Peritoneum nachgewiesen werden
konnte und somit eine eher physiologische Entstehung vorliegt und nicht zur Ausbil-
dung einer Endometriose führen muss (Halme et al., 1984 zit. nach Finas et al., 2004a,
S. 17).
5.2 Transplantationstheorie nach Sampson
Bei dieser Theorie wird davon ausgegangen, dass eine sogenannte Heteroplasie vorliegt.
,,Vitale Endometriumzellen [gelangen] durch retrograde Menstruation über die Tuben in
das Abdomen" (Brucker, 2004, S. 85), implantieren sich dort und wachsen ein. Dieses
verschleppte Gewebe befindet sich aufgrund physiologischer, traumatischer oder iatro-
gener Gegebenheiten an den unterschiedlichsten Stellen im Körper (Finas et al., 2004a,
S. 18). Vor allem nach gynäkologischen Operationen, insbesondere einer Sectio, kann
eine Endometriose im Bereich des Hautschnitts entstehen (Brucker, 2004, S. 86).
6

5.3 Metaplasietheorie nach Meyer
Andererseits wird eine Metaplasietheorie beschrieben, die Endometriose als Umwand-
lung bestimmter Zellen sieht, die aus der gleichen Zelllinie wie die des Endometriums
stammen. Bestätigt werden kann diese Theorie dadurch, dass einerseits der Serumspie-
gel des zölomepithelassoziierten Antigens CA-125 bei Betroffenen mit einer Endomet-
riose erhöht ist (Barbieri et al., 1986, Kammerer-Doak et al., 1996 zit nach Finas et al.,
2004a, S. 19) und andererseits auch bei Mädchen vor der Menarche sowie bei kastrier-
ten Männern mit Östrogenbehandlung eine Endometriose nachgewiesen werden wurde
(Suginami, 1991 zit. nach Finas et al., 2004a, S. 19).
5.4 Theorie der hämatogenen und lymphogenen Verschleppung
Die Endometriose-Forschung berichtet über eine Theorie, die davon ausgeht, dass En-
dometriumzellen über das Blut- und Lymphsystem des Körpers zu anderen Organen
transportiert werden. Vor allem der Nachweis von Endometriose in der Lunge (Terada
et al., 1999, Kiyan et al., 2002 zit. nach Finas et al., 2004a, S. 20) und im Gehirn (Thi-
bodeau et al., 1987 zit. nach Finas et al., 2004a, S. 20) wäre mit dieser Variante folge-
richtig. Sie ist sozusagen vereinbar mit der Transplantationstheorie nach Sampson (Bru-
cker, 2004, S. 85).
5.5 Weitere Vermutungen
Die IKK Nord beobachtet ein vermehrtes Auftreten innerhalb der Familie. Laut Statistik
der Endometriose Vereinigung Austria, haben nahe weibliche Verwandte ein siebfach-
erhöhtes Risiko an einer Endometriose zu erkranken. Diese Daten sprechen für eine
genetische Disposition, bei der davon ausgegangen wird, dass ,,versprengte Endometri-
umzellen" schon bei der Entwicklung der Geschlechtsorgane außerhalb der Gebärmutter
anwachsen (Stiftung Endometriose-Forschung).
Auch das Immunsystem oder zu viel Stress könnten eine Endometriose auslösen (Nes-
terenko, 2010, S.21/ 22).
7

6 Formen der Endometriose
Endometriose beschreibt das zyklusabhängige Wachsen und ,,Vorkommen von Gebär-
mutterschleimhaut außerhalb ihrer normalen Lokalisation in der Gebärmutter" (Mutsch-
ler et al., 2007, S. 621). Abgestoßenes Gewebe wird nicht mit der Menstruation ausge-
schieden, sondern verbleibt im Körper. Diese Erkrankung führt zu zahlreichen unspezi-
fischen Symptomen, kann Organe zerstören und die Organfunktionen beeinträchtigen
(Stiftung Endometriose-Forschung). In erster Linie werden drei Formen unterschieden,
auf weitere wird nur ansatzweise eingegangen.
6.1 Endometriosis genitalis interna
Diese Form weist eine Endometriose im Myometrium auf (Finas et al., 2004a, S. 1).
Betroffen sein können die Tuben sowie der Uterus. Eine Adenomyosis uteri gilt als
Sonderform der Endometriose und weist die häufigste Manifestation auf. Sie liegt vor,
wenn das Endometrium in das Myometrium einwächst und führt bei 60-80% der Be-
troffenen zu einer Vergrößerung des Uterus. Symptome sind in erster Linie eine Hy-
permenorrhoe, eine Dysmenorrhoe sowie gelegentlich eine Dyspareunie. ,,Ein endstän-
diger Tubenverschluss bei Endometriose der Tube kann zu einer Hämatosalpinx führen"
(Brucker, 2004, S. 87). Oft ist das eingewachsene Endometrium knotig verdickt und die
Tuben sind dadurch verschlossen. (Brucker, 2004, S. 86/ 87).
6.2 Endometriosis genitalis externa
Endometriose befindet sich am inneren Genitale. Am häufigsten betroffen sind die Ova-
rien ­ Endometriose wird an dieser Stelle als Endometriom bezeichnet -, der Douglas-
Raum und die Ligg. sacrouterina. Seltene Lokalisationen der Endometriosis genitalis
externa sind die Vagina, die Vulva, das Peritoneum sowie die Ligg. rotunda. Diese
Form der Endometriose ist mit keinen oder lediglich geringen Symptomen vergesell-
schaftet (Brucker, 2004, S. 87; Finas et al., 2004a, S. 1). An den Ovarien wird auch von
sogenannten ,,Schokoladenzysten", aufgrund des braunen Inhaltes gesprochen. Einge-
stülpte Herde auf der Ovarialoberfläche führen zu Zysten oder Höhlen, die sich weiter
oberflächlich ausbreiten. Ovarielle Endometriome können durch eine vaginale Sonogra-
phie diagnostiziert werden und mittels einer operativen Sanierung der Zysten therapiert
werden (AWMF, 2013, S. 17). Vaginale Endometrioseherde sind meist livide verfärbt
8

und isoliert oder tief infiltrierend ins Septum rectovaginale, im Scheidengewölbe oder
an der Portio erkennbar (Brucker, 2004, S. 87).
6.3 Endometriosis extragenitalis
Bei der Endometriosis extragenitalis sind Herde außerhalb des Genitale zu finden. Be-
vorzugte Lokalisation ist das Peritoneum - sowohl intra- als auch retroperitoneal - in der
Nähe der Ovarien. Die Harnblase bzw. das Blasendach, der Darm, das Netz und die
Ureter können zudem betroffen sein. Im Bereich des Darmes ist meist die Serosa, teils
auch die Muskularis betroffen. Zyklische Darmblutungen, zyklusunabhängige Schmer-
zen sowie Defäkationsbeschwerden von Diarrhoen bis zur Obstipation, können auf ei-
nen Befall der Muskularis hindeuten. (Brucker, 2004, S. 87-90)
6.4 Weitere Formen
Unterscheiden kann man weitere Formen der Endometriose. Die ,,tiefe" Endometriose
im Septum rectovaginale führt häufig zu einer Dyspareunie. Diagnostisch ist diese Art
schwer zu erfassen, sodass vor allem die Äußerungen der Patientin hinzugezogen wer-
den müssen.
Als ausgeprägteste Form zählt die ,,Frozen pelvis", bei der es zu erheblichen Organ-
schädigungen aufgrund der Endometriose kommt. ,,Verwachsungen können zur Bildung
eines Konglomerattumors aus Uterus, Tuben, Adnexen und Rektosigmoid führen."
(Brucker, 2004, S. 91). Betroffene leiden vorwiegend unter chronischen Schmerzen im
Bereich des Beckens sowie einer Dyspareunie.
Die ,,Endometriose der ableitenden Harnwege" ist eher selten und betrifft die Blasen-
wand, bei der es erst im Verlauf beim Durchbrechen dieser zu charakteristischen Symp-
tomen wie einer Hämaturie kommt. Ebenso können die Ureteren betroffen sein, die häu-
fig eine kritische asymptomatische Ausprägung besitzen, denn durch den möglichen
folgenden Harnstau kann eine Nephrektomie notwendig werden. (Brucker, 2004, S. 91-
93)
Auch viele weitere extragenitale Manifestationen sind bekannt. Bei manchen Betroffe-
nen wird Endometriose auch im Gehirn, den peripheren Nerven, den Knochen, der Le-
ber, der Lunge oder der Haut nachgewiesen. Außerdem können Narben nach Operatio-
nen von Endometriose durch eine iatrogene Ausbreitung betroffen sein. (Brucker, 2004,
S. 87-90; Mutschler et al., 2007, S. 621).
9

7 Erkrankungshäufigkeit
Die Zahlen der Erkrankungshäufigkeit schwanken sehr in der Literatur. Wie schon in
der Einleitung angedeutet, wird die Endometriose meistens sehr spät erkannt. Es wird
davon ausgegangen, dass die Inzidenz bei ca. 40.000 liegt (Endometriose-Vereinigung
Deutschland e.V., 2012, S. 4; Finas et al., 2004a, S. 11; Nesterenko, 2010, S. 11). Ca.
10-20% aller Frauen weltweit leiden unter dieser Erkrankung (EEL; Finas et al., 2004a,
S. 10; Nesterenko, 2010, S. 9). In Deutschland beträgt die Prävalenz zwei Millionen,
wobei ca. 678000 Menschen Symptome zeigen (Finas et al., 2004a, S. 11). Experten
schätzen, dass noch viel mehr Frauen betroffen sind, die nicht erfasst sind, da die Er-
krankung aufgrund der unspezifischen Symptomatik nicht oder nur sehr spät erkannt
wird. Deutlich zu erkennen ist, dass die Diagnose Endometriose im Durchschnitt erst
nach sechs Jahren bei den Betroffenen mit entsprechenden Symptomen gestellt wird.
Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch erhalten die Diagnose bereits nach drei Jahren
(Stiftung Endometriose-Forschung). Mehr als 50% der Frauen mit unerfülltem Kinder-
wunsch sind von einer Endometriose betroffen (Stiftung Endometriose-Forschung). Bei
Betroffenen mit Schmerzen als Leitsymptom vergehen häufig bis zu zehn Jahre bevor
die Diagnose gestellt wird. Erschreckenderweise werden häufig Fehldiagnosen gestellt,
wie unter anderem eine Adnexitis, ein prämenstruelles Syndrom (PMS) oder psychoge-
ne Beschwerden (Nesterenko, 2010, S. 16; Stiftung Endometriose-Forschung).
Extrem selten sind auch Männer betroffen an dieser Erkrankung zu leiden (EEL).
Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes listet eine Statistik des Statistischen Bun-
desamtes auf, in der ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen in den Krankenhäusern zu
erkennen ist (Statistisches Bundesamt, 2013). Dieses kann unter anderem auch daran
liegen, dass die medizinische Entwicklung immer weiter voranschreitet und aus diesem
Grund die Erkrankung immer häufiger erkannt wird.
8 Manifestationsalter
In der Regel sind Frauen zwischen der Menarche, in etwa dem 10. bis 14. Lebensjahr,
und der Menopause, dem 48. bis 55. Lebensjahr, betroffen (Endometriose-Vereinigung
Deutschland e.V., 2012, S. 4; Mutschler et al., 2007, S. 588; Stiftung Endometriose-
Forschung). In der Literatur wird vereinzelt von Frauen berichtet, bei denen nach der
Menopause eine hormonunabhängige Endometriose diagnostiziert wird (Finas et al.,
2004a, S. 16; Nesterenko, 2010, S. 12). Sehr selten ist die Endometriose auch bei Mäd-
10

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783956365256
ISBN (Paperback)
9783956368691
Dateigröße
863 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Münster – Bildung im Gesundheitswesen - Fachrichtung Pflege
Erscheinungsdatum
2015 (August)
Note
1,0
Schlagworte
Endometriose Pflegepädagogik Endometrium Gebärmutter Krankheitslehre Adenomyose Gynäkologie
Zurück

Titel: Endometriose
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
31 Seiten
Cookie-Einstellungen