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Management von Diskontinuitäten

©2015 Masterarbeit 79 Seiten

Zusammenfassung

Zu den wesentlichen Bestandteilen von Managementmodellen gehört die Planung zum Zwecke des zielgerichteten Einsatzes von Unternehmensressourcen. Die Planung orientiert sich dabei an den beobachteten Gegebenheiten der Umwelt. Ein erfolgreiches Management zeichnet sich durch folgerichtiges Ableiten von Maßnahmen aus den gegebenen Bedingungen und deren Entwicklung aus. Dabei können Änderungen von Entwicklungen oder nicht erkannte Entwicklungen zu einer Fehlplanung führen und somit zu einer Gefahr für das Unternehmen werden.
Ansoff/McDonnell sehen einen zunehmenden Wandel der Unternehmensumwelt. Sie formulieren:
"Another distinctive characteristic of the twentieth century has been acceleration of both incidence and diffusion of change. Change became less predictable and surprise more frequent."
Sie äußern eine Zunahme der Geschwindigkeit von Änderungen seit den 1960ern. Das Phänomen begründet sich durch eine Zunahme der Häufigkeit von Änderungen und der Erweiterung der Arten von Änderungen. Als Erklärung für das Phänomen wird eine Zunahme neuer Produkte und neuer Technologien auf dem Markt und eine Zunahmen sozio-politischer Verschiebungen herangezogen. In einem unternehmerischen Zusammenhang ist darauf zu achten, wie sich die rascher ändernde Unternehmensumwelt auf das Management auswirkt. Aktuell ist die voranschreitende Digitalisierung der Gesellschaft ein Beispiel für einen Wandel, der zu einer Gefahr für Geschäftsmodelle und den Unternehmenserfolg werden kann. Das veränderte Nutzungsverhalten und neue konkurrierende Geschäftsmodelle haben Auswirkungen auf eine breite Anzahl an Industrien und Branchen, z. B. die Medienbranche oder den Einzelhandel. In diesen Branchen gefährdet ein verändertes Nutzungsverhalten und eine neue Wettbewerbssituation die auf analogen Technologien basierenden Geschäftsmodelle. Das Management ist also gefragt, in vorausschauender Weise zu agieren und Risiken abzuwehren oder auch Chancen zu nutzen.
Ansoff/McDonnell sehen die Entwicklung von Managementsystemen bis in die 1970er hinein als Folge von zunehmendem Wandel in der Unternehmensumwelt sowie absinkender Vorhersehbarkeit der Zukunft. Aufgrund dessen muss das Management mit unterschiedlichen Plänen arbeiten, die auf veränderten Betrachtungsweisen von Umweltentwicklungen basieren. Bei zunehmender Geschwindigkeit von Änderungen in der Unternehmensumwelt besteht hierbei die Gefahr, dass Anpassungen im Unternehmen nicht mehr zeitgerecht durchgeführt werden können.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Schwabe, Michael: Management von Diskontinuitäten, Hamburg, Diplomica Verlag
GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-513-3
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Universität Potsdam, Masterarbeit, 2015
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2015
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... II
1. Einleitung ... 1
1.1 Problemstellung ... 1
1.2 Erkenntnisproblem ... 2
1.3 Gang der Untersuchung ... 3
2. Theoretische Grundlagen ... 4
2.1 Diskontinuitäten als Rahmenbedingung des Managements ... 4
2.1.1 Der Diskontinuitätenbegriff ... 4
2.1.2 Bedeutung von Diskontinuitäten ... 7
2.2 Elemente des strategischen Managements ... 9
2.2.1 Strategiefindung und Strategieplanung ... 9
2.2.2 Erklärung für Unternehmenserfolg und Wettbewerbsvor-teile ... 13
3. Voraussetzungen zum Management von Diskontinuitäten ... 15
3.1 Gewinnung und Nutzung umweltbezogener Informationen ... 15
3.1.1 Abgrenzung von strategischer Vorausschau und Zukunftsforschung .. 15
3.1.2 Das Konzept der schwachen Signale nach Ansoff ... 17
3.1.3 Systeme der strategischen Vorausschau ... 19
3.1.4 Zukunftsforschungsmethoden ... 23
3.1.5 Zusammenfassende Betrachtung ... 26
3.2 Wissen und Lernen im organisationalen Kontext ... 28
3.2.1 Organisationales Lernen ... 28
3.2.2 Exploitation und Exploration ... 31
3.3 Anpassungs- und Innovationsfähigkeit ... 32
3.4 Zusammenfassende Betrachtung ... 35
4. Handlungsebenen des Managements unter der Rahmenbedingung von
Diskontinuitäten ... 36
4.1 Planung unter Diskontinuitäten ... 36
4.2 Organisationale Wandlungsfähigkeit ... 38
4.3 Innovationen als Managementaufgabe ... 40
4.4 Netzwerke und Allianzen ... 42
4.5 Handhabung von Risiken ... 45
4.5.1 Risikomanagement ... 45
4.5.2 Risikostrategien ... 46
4.6 Entscheidungsfindung ... 47
4.7 Zusammenfassende Betrachtung ... 51
5. Strategische Konzepte in Verbindung mit dem Management von
Diskontinuitäten ... 54
5.1 Konzept der lernenden Organisation ... 54
5.2 Konzept einer dynamischen Strategie ... 56
5.3 Die geplante Evolution ... 57
5.4 Organisationale Ambidextrie ... 59
5.5 Kritische Würdigung ... 62
6. Fazit ... 64
6.1 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse ... 64

II
6.2 Implikationen für die Praxis ... 66
6.3 Forschungsausblick ... 67
Literaturverzeichnis... 69
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Reaktionsstrategien bei Diskontinuitäten ... 19
Abbildung 2: Integrierter Ansatz strategischer Früherkennung ... 21
Abbildung 3: 4I-Modell des organisationalen Lernens ... 30
Abbildung 4: Modell der Mikrofundierungen von Second-Order Capability
Konstrukten und Dynamic Capabilites ... 33
Abbildung 5: Dynamische strategische Positionierung ... 57
Abbildung 6: Konzept der geplanten Evolution ... 59

1
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Zu den wesentlichen Bestandteilen von Managementmodellen gehört die Planung
zum Zwecke des zielgerichteten Einsatzes von Unternehmensressourcen. Die Pla-
nung orientiert sich dabei an den beobachteten Gegebenheiten der Umwelt. Ein
erfolgreiches Management zeichnet sich durch folgerichtiges Ableiten von Maß-
nahmen aus den gegebenen Bedingungen und deren Entwicklung aus. Dabei kön-
nen Änderungen von Entwicklungen oder nicht erkannte Entwicklungen zu einer
Fehlplanung führen und somit zu einer Gefahr für das Unternehmen werden
1
.
Ansoff/McDonnell sehen einen zunehmenden Wandel der Unternehmensumwelt.
Sie formulieren:
"Another distinctive characteristic of the twentieth century has
been acceleration of both incidence and diffusion of change.
Change became less predictable and surprise more frequent."
2
.
Sie äußern eine Zunahme der Geschwindigkeit von Änderungen seit den 1960ern.
Das Phänomen begründet sich durch eine Zunahme der Häufigkeit von Änderun-
gen und der Erweiterung der Arten von Änderungen. Als Erklärung für das Phä-
nomen wird eine Zunahme neuer Produkte und neuer Technologien auf dem
Markt und eine Zunahmen sozio-politischer Verschiebungen herangezogen
3
. In
einem unternehmerischen Zusammenhang ist darauf zu achten, wie sich die ra-
scher ändernde Unternehmensumwelt auf das Management auswirkt. Aktuell ist
die voranschreitende Digitalisierung der Gesellschaft ein Beispiel für einen Wan-
del, der zu einer Gefahr für Geschäftsmodelle und den Unternehmenserfolg wer-
den kann. Das veränderte Nutzungsverhalten und neue konkurrierende Ge-
schäftsmodelle haben Auswirkungen auf eine breite Anzahl an Industrien und
Branchen, z. B. die Medienbranche oder der Einzelhandel. In diesen Branchen
gefährdet ein verändertes Nutzungsverhalten und eine neue Wettbewerbssituation
die auf analogen Technologien basierenden Geschäftsmodelle. Das Management
1
Vgl. Mintzberg (1994), S. 110.
2
Ansoff/McDonnell (1990), S. 11.
3
Vgl. ebd. (1990), S. 10.

2
ist also gefragt, in vorausschauender Weise zu agieren und Risiken abzuwehren
oder auch Chancen zu nutzen.
Ansoff/McDonnell sehen die Entwicklung von Managementsystemen bis in die
1970er hinein als Folge von zunehmendem Wandel in der Unternehmensumwelt
sowie absinkender Vorhersehbarkeit der Zukunft. Aufgrund dessen muss das Ma-
nagement mit unterschiedlichen Plänen arbeiten, die auf veränderten Betrach-
tungsweisen von Umweltentwicklungen basieren. Bei zunehmender Geschwin-
digkeit von Änderungen in der Unternehmensumwelt besteht hierbei die Gefahr,
dass Anpassungen im Unternehmen nicht mehr zeitgerecht durchgeführt werden
können
4
. Unternehmen sind gezwungen, Änderungen in der Unternehmenswelt,
bezeichnet als Diskontinuitäten, in Managementsysteme zu integrieren.
1.2 Erkenntnisproblem
Unter den Umständen, dass Umweltentwicklungen sich weiter beschleunigen und
die strategische Planung gefährdet scheint, sind Auswirkungen auf das strategi-
sche Management zu untersuchen. Wenn Trendänderungen in immer kürzeren
Zyklen auftreten und immer schnellere Reaktionen des Managements fordern, ist
es denkbar, dass die Bedeutung von kurzfristigen Maßnahmen steigt, da aus lang-
fristigen Wettbewerbsvorteilen kurzfristige Gelegenheiten werden beziehungs-
weise Wettbewerbsvorteile eine zunehmend kürzere Lebensdauern besitzen
5
. Da-
von ausgehend lässt sich vermuten, dass die Bedeutung eines langfristig orientier-
ten und auf Festlegungen bedachten strategischen Managements sinkt. Allerdings
scheint beispielsweise der Ansatz eines alleinigen operativen Managements eben-
falls nicht den Anforderungen einer sich schneller wandelnden Unternehmen-
sumwelt gerecht zu werden, da dieses als "change-resistent", "efficiency seeking"
und "highly structured" zu verstehen ist
6
. Wie ist die Bedeutung des strategischen
Managements in einer sich ständig wandelnden Umwelt einzuschätzen? Diese
Frage soll im Rahmen der Masterthesis geklärt werden.
4
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 18.
5
Vgl. Rühli (2005), S. 77.
6
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 246.

3
1.3 Gang der Untersuchung
Zur Klärung der Frage soll zuerst untersucht werden, wie der Begriff der Diskon-
tinuitäten verstanden wird und welche Bedeutung diese für das Unternehmen ha-
ben. Hierzu werden Forschungsansätze von Ansoff, Macharzina und Zahn aufge-
griffen. Es wird weiterhin erläutert, welche Besonderheiten Diskontinuitäten be-
stimmen und welche Anforderungen damit für das Management verbunden sind.
Anschließend werden Elemente des strategischen Managements aufgegriffen und
Erklärungsansätze von langfristigen Wettbewerbsvorteilen herangezogen.
Auf die theoretischen Grundlagen folgt eine Analyse von notwendigen Vorausset-
zungen, um ein Management von Diskontinuitäten zu entwickeln. Dieser Teil
verbindet zunächst das von Ansoff entwickelte Konzept der schwachen Signale
mit der strategischen Früherkennung, der strategischen Frühaufklärung und der
strategischen Vorausschau. Einen weiteren Beitrag zum Management von Diskon-
tinuitäten leistet die Zukunftsforschung. Ihre Methoden sind in unterschiedlichem
Maße für ein strategisches Management wertvoll und werden dahingehend unter-
sucht. Schließlich folgt eine Betrachtung der Möglichkeiten, Wissen und Lernen
im organisationalen Kontext anzuwenden mit dem Ziel der Verbesserung der An-
passungs- und Innovationsfähigkeit. Die Fähigkeit zur Anpassung und innovati-
vem Verhalten wirkt sich auf das Erreichen von Wettbewerbsvorteilen aus. In
einem weiteren Kapitel werden die Zusammenhänge modellhaft dargestellt.
Daran anschließend werden Handlungsebenen des Managements analysiert und
mit den vorher dargestellten Anpassungs- und Innovationsfähigkeiten in Verbin-
dung gesetzt. In diesem Abschnitt wird deutlich, wie die Vorstellung von einem
strategischen Management unter Diskontinuitäten realisierbar ist.
Schließlich werden ausgewählte strategische Konzepte dargestellt und vorher her-
ausgearbeitete strategische Aspekte des Managements von Diskontinuitäten nach-
gewiesen. Abschließend werden die Managementkonzepte kritisch gewürdigt.
Am Ende der Arbeit stellt das Fazit die zentralen Ergebnisse dar. Es werden wei-
terhin Implikationen für die Praxis gegeben. Notwendige weiterführende For-
schungsarbeiten werden abschließend dargelegt.

4
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Diskontinuitäten als Rahmenbedingung des Managements
2.1.1 Der Diskontinuitätenbegriff
Eine Definition des Begriffs der Diskontinuität ist von verschiedenen Autoren
hergeleitet worden. Letztlich fehlt jedoch eine einheitliche Definition, da sowohl
abrupte Änderungen interner als auch externer Unternehmensvariablen sowie
Verhaltensänderungen des Managements von verschiedenen Autoren als Diskon-
tinuität bezeichnet werden
7
. In der Arbeitsdefinition werden Diskontinuitäten je-
doch ausschließlich als abrupte Veränderungen externer Unternehmensvariablen
betrachtet.
Zur Entwicklung von Diskontinuitäten stellt Macharzina fest, dass bereits seit
Ende der 1970er kontinuierliche Entwicklungsmuster abnehmen. Im Gegenzug
nehmen die Fälle abrupter und systemhafter Entwicklungsänderungen zu. Hierzu
führt er einen Diskontinuitätenkatalog mit fünf unternehmensrelevanten Berei-
chen auf, die von Diskontinuitäten betroffen sind. Unternehmensrelevante Bereich
von Diskontinuitäten sind demnach Politik, Energieversorgung, Wirtschaft, Tech-
nologie und kognitive Orientierungen beziehungsweise Einstellungen in der Ge-
sellschaft. In allen diesen Bereichen lässt sich zeigen, dass bestimmte Ereignisse
oder ein allmählicher Wandel von Einstellungen und Orientierungen existieren,
durch die Entwicklungstrends beendet werden und in weiterer Folge frühere Ge-
setzmäßigkeiten und Systemvariablen nicht mehr in der Zukunft wirken. Syno-
nym zu Diskontinuitäten treten in der Literatur die Bezeichnungen Trendbrüche,
Strukturbrüche, Turbulenzen oder revolutionäre Veränderungen auf
8
. Als Beispiel
führt Macharzina die Ölkrise der 1970er an, die zu einem plötzlichen Preisanstieg
von Öl auf dem Weltmarkt führte.
Weitere Synonyme für den Begriff Diskontinuitäten lassen sich bei Zahn finden.
Als Umschreibungen werden Unstetigkeiten, Turbulenz, Instabilität, Katastrophe,
Umschlag und Sprung verwendet. Die Umwelt unter Diskontinuitäten, die auch
als turbulente Umwelt bezeichnet werden kann, ist durch das mehr oder weniger
7
Vgl. Schulenburg (2008), S. 116.
8
Vgl. Macharzina (1984), S. 5.

5
überraschende Auftreten von neuartigen Situationen gekennzeichnet
9
. Basierend
auf Forschungen von Drucker hebt Zahn vier Bereiche der Unternehmensumwelt
für potentielle Diskontinuitäten hervor. Diese sind neue Technologien, zuneh-
mende Globalisierung, Institutionenpluralismus und wachsende Bedeutung des
Wissens als Produktionsfaktor
10
. Als Beispiele für Ursachen von Diskontinuitäten
führen Ansoff/McDonnell die Sättigung von traditionellen Märkten, technologi-
sche Entdeckungen und den Eintritt neuer Wettbewerber an
11
.
Neue Technologien ermöglichen es dem Unternehmen, neue Geschäftsmodelle
aufzubauen oder die Regeln eines bestehenden Marktes zu durchbrechen. Wes-
sel/Christensen untersuchten dies anhand disruptiver Innovationen. Diese Innova-
tionen ersetzen alte Produkte oder Technologien
12
. Der Markt ist also nicht mehr
in fortführender Weise zu sehen, sondern er hat sich geändert. Die Änderungen
beziehen sich unter anderem auf Verhaltensweisen der Anwender, auf Wettbe-
werber und auf Wettbewerbsvorteile
13
. Es wird auch deutlich, dass Diskontinuitä-
ten sowohl als Ausgangsvariable für Aktivitäten des Managements zu sehen sind,
als auch das Ergebnis von Managementaktivitäten sein können
14
.
Auch der Prozess der Globalisierung wird als ein Diskontinuitätentreiber gesehen.
Weltweit werden Rohstoffe eingekauft, die Produktion organisiert und Absatz-
märkte bearbeitet. Ist ein Unternehmen auf verschiedenen internationalen Märkten
aktiv, muss dieses sich den Gegebenheiten anpassen. Unternehmen in Transfor-
mationsländern wie Russland sowie international expandierende Unternehmen
sind veränderten Rahmenbedingungen ausgesetzt. Mit der fortschreitenden Globa-
lisierung sind auch frühere Vorteile, z. B. günstige Produktionskosten vor Ort,
zurückgegangen auf Grund von größerer Macht der Entwicklungsländer wie Chi-
na, das den Unternehmen zunehmend eigene Marktregeln diktieren kann, um
mehr von der gestiegenen Macht zu profitieren. Diese Veränderung in der Globa-
lisierung muss als Teilaspekt im Management von Unternehmen aufgenommen
werden
15
. Jedoch betrachtet das strategische Management eher sektorale als län-
9
Vgl. Zahn (1984), S. 55.
10
Vgl. ebd., S. 22 f.
11
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 46.
12
Vgl. Poguntke (2014), S. 4.
13
Vgl. Wessel/Christensen (2012), S. 58 ff.
14
Vgl. Hutzschenreuter/Israel (2009), S. 443 f.
15
Vgl. Bremmer (2014), S. 103 ff.

6
derbezogene Diskontinuitäten, das heißt, Technologien, Inputfaktoren, Nachfrage
oder Wettbewerber
16
.
Insgesamt wird deutlich, dass die als relevant zu bezeichnende Umwelt des Un-
ternehmens weitgreifender, komplexer, wandelbarer und turbulenter geworden ist.
Auswirkungen ökonomisch-technischer und sozio-politischer Bereiche spielen für
die Unternehmensführung eine größere Rolle. Ein sich stetig beschleunigender
technischer Fortschritt geht mit immer kürzeren Produktlebenszyklen und der
Entwicklung von mehr Produktinnovation einher
17
.
Schließlich kann gesagt werden, dass Diskontinuitäten also als Entwicklungen
von Faktoren in der Unternehmensumwelt betrachtet werden, die wiederum Ein-
fluss auf die Unternehmensaktivitäten haben. Für das Management eines Unter-
nehmens ist es also wichtig, Kenntnisse und Informationen über die Diskontinui-
täten zu sammeln und deren Einfluss auf die Aktivitäten des Unternehmens zu
regulieren. Dazu muss es dem Management gelingen, die Aktivitäten des Unter-
nehmens mit den Diskontinuitäten in einen strategischen Fit zu setzen
18
. Das Ma-
nagement ist also gefragt, die Bedeutung, Eigenschaften und Besonderheiten von
Diskontinuitäten zu kennen und Möglichkeiten des Umgangs mit diesen zum
Zwecke einer erfolgreichen Unternehmensführung zu erarbeiten und zu imple-
mentieren.
Der Begriff des Diskontinuitätenmanagements ist in der Literatur allerdings kaum
zu finden, obwohl Konzepte zur Problematik bereits seit vielen Jahren existieren.
Macharzina sieht hier Ansoffs Konzept des strategischen Managements als we-
sentlichen Ansatzpunkt
19
. Mit dem Konzept des Diskontinuitätenmanagements
sollen Abhängigkeiten von nicht vorhersehbaren Ereignissen begrenzt, schädliche
Wirkungen auf das Unternehmen reduziert und Möglichkeiten zur Erweiterung
des Erfolgspotenzials erfasst und genutzt werden. Als Kernanliegen des Diskonti-
nuitätenmanagements sieht Macharzina demnach "die erfolgreiche Handhabung
der (strategischen) Abhängigkeiten von nicht vorhersagbaren Umweltereignissen
im Hinblick auf die Stärkung des Erfolgspotentials bzw. die Erhaltung der Unter-
16
Vgl. Elbenna/Child (2007), S. 569.
17
Vgl. Zahn 1984, S. 20 f.
18
Vgl. Venkatraman/Prescott (1990), S. 1 ff.
19
Vgl. Macharzina (1984), S. 9.

7
nehmensidentität"
20
. Ansätze, die allein genutzt nicht hinreichend sind und zu
einer Einengung des Blickfelds führen, sind das Konzept der schwachen Signale,
aktive Beeinflussung der Umwelt und der Risikostreuungsansatz. Das heißt, es
sind weitere Ansätze hinzuzufügen und in ein strategisches Management zu integ-
rieren. Die Ansätze beinhalten zum Beispiel die Erhöhung der Anpassungsfähig-
keit durch Unternehmensstrukturen mit geringer Stabilität und niedrigem Ord-
nungsgrad.
2.1.2 Bedeutung von Diskontinuitäten
"[Diskontinuitäten sind] unter Managementgesichtspunkten ne-
gativ zu beurteilen, da wegen des Fehlens historischer Parallelen
vorhandene Erfahrungswerte an Wert verlieren und zudem die
Vorlaufzeit für den Entwurf unternehmenspolitischer Reakti-
onsmaßnahmen gegen Null tendiert."
21
.
Mit dieser Aussage wird deutlich, dass Macharzina Diskontinuitäten Eigenschaf-
ten zuspricht, die für das Management zu Problemen führen. Die negativen Eigen-
schaften ergeben sich zum einen aus der verkürzten Dauer zwischen dem Entste-
hen beziehungsweise dem Erkennen der Diskontinuität und den Auswirkungen
auf das Unternehmen. Nur in der Zwischenzeit ist es möglich, Gegenmaßnahmen
zu erarbeiten und umzusetzen. Tendiert diese Zwischenzeit gegen 0 ist es umso
schwieriger Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Aufgabe des Diskontinuitäten-
managements ist es demnach, Trendbrüche frühzeitig zu erkennen, um den Zeit-
raum zwischen Erkennen und Auswirken der Diskontinuitäten so gering wie mög-
lich zu halten. Zum anderen sieht Macharzina es als Problem an, dass die Reakti-
on des Unternehmens auf ein Ereignis erfolgen soll, zu dem bisher Erfahrungs-
werte fehlen. Somit sind folgende Entscheidungen unter Risikogesichtspunkten zu
sehen
22
. Allerdings zeigen andere Autoren, dass Diskontinuitäten auch positive
Entwicklungen für das Unternehmen bedeuten können und somit Chancen darstel-
len
23
.
Weitere Probleme für das Management sieht Macharzina in der mangelnden Vor-
hersehbarkeit unternehmensrelevanter Umweltveränderungen mit zusätzlich ge-
20
Macharzina (1984), S. 9.
21
ebd. (1984), S. 5 f.
22
Vgl. Macharzina (1984), S. 5 ff.
23
Vgl. Schulenburg (2008), S. 112.

8
steigerter Mehrdeutigkeit der Situation, welche zu einer erhöhten Auswahl strate-
gischer Optionen führt und Gestaltungen von Routinen erschwert. Auch wenn
also Maßnahmen der Vorausschau ergriffen werden, sind die resultierenden Er-
kenntnisse nur mit einer Wahrscheinlichkeit zutreffend, die nicht zwingend erre-
chenbar sein muss. Die Ableitung einer Optionsauswahl aus Voraussagen mit
unvollständigen Informationen ist dementsprechend schwierig und unsicher
24
.
Hinzu kommt, dass einer zunehmenden Dynamik von Umweltentwicklungen eine
eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit gegenübersteht. Die Wahrnehmungsfä-
higkeit wird bestimmt durch die kognitive Informationsverarbeitung, beschränkte
Verarbeitungskapazitäten in begrenzter Geschwindigkeit, Bindung der Perzeption
an bereits vorhandene Gedankenstrukturen und dem Streben nach Dissonanzre-
duktion. Einhergehend sinkt die subjektive Sicherheit in der Einschätzung von
Problemsituationen, welche auch die Erfolgswahrscheinlichkeit der Reaktionsstra-
tegien reduziert
25
.
Für das strategische Management bringen eine erhöhte Informationsdichte in einer
dynamischen Umwelt die Gefahr mit sich, zielrelevante Informationen aus den
Augen zu verlieren durch den Einfluss ablenkender Stimuli, die zusätzliche kogni-
tive Fähigkeiten des Managements erfordern
26
. Zusätzlich ist es schwierig bei
erhöhter Auslastung kognitiver Vorgänge, Einschätzungen unter unvollständigen
Informationen zu treffen
27
. Weiterhin können die Einschätzungen zu inkonsisten-
tem Verhalten führen, welches von dem Manager selbst nicht einmal bemerkt
werden muss
28
. All diese Faktoren führen zur Gefahr einer Fehlplanung und einer
Fehlanpassung zwischen Umweltvariablen, Unternehmensstrukturvariablen und
Strategievariablen. Schließlich kann die Diskontinuität existenzbedrohend für das
betroffene Unternehmen werden
29
.
Ansoff/McDonnell beschreiben ein typisches Problem im Umgang mit Diskonti-
nuitäten wie folgt: Wenn die Diskontinuität anfängt, sich auf ein Unternehmen
auszuwirken, bleibt dies typischerweise hinter den üblichen Leistungsschwankun-
gen verborgen. Wenn die Bedrohung beziehungsweise Chance also nicht voraus-
24
Vgl. Lewis (2014), S. 72.
25
Vgl. Macharzina (1984), S. 6.
26
Vgl. Lavie (2005), S. 75 und Mitchell et al. (2011), S. 688.
27
Vgl. Gilbert et al. (1988), S. 738
28
Vgl. Bargh/Thein (1985), S. 1143 f.
29
Vgl. Schulenburg (2008), S. 111 f.

9
gesehen wurde, treten die üblichen Maßnahmen in Kraft wie Kostenreduktion,
Effizienzsteigerung, Verbesserung oder Sales-Verstärkung. Damit sollen die Ein-
flüsse korrigiert werden. Wenn die bisherigen erfolgreich eingesetzten Maßnah-
men aber wiederholt fehlschlagen, wird es deutlicher, dass sich das Unternehmen
mit einer neuen Diskontinuität konfrontiert sieht
30
. Es wird deutlich, dass An-
soff/McDonnell Diskontinuitäten auch positive Eigenschaften zuschreiben. Die
Möglichkeit eine Umweltveränderung als Chance zu sehen, wird durch den Um-
gang mit dieser bestimmt
31
.
Weiterhin ist der Handlungszeitrahmen unterschiedlich, da Diskontinuitäten
schnell Einfluss haben können und keine langen Überlegungen möglich sind.
Auch hierauf sollte das Management vorbereitet sein. In großen Unternehmen
kommt es meist zu Verzögerungen der Antwort auf Diskontinuitäten mit Beginn
der Realisierung, dass sie vorhanden ist. Zum einen sind dies systematische Ver-
zögerungen durch die notwendige Dauer in der Nachrichtenübermittlung oder
durch die in Anspruch genommene Zeit für die Entscheidungsfindung. Weiterhin
gibt es Verzögerungen in der Verifizierung durch Manager, die entweder bezwei-
feln, dass der Wandel permanent ist oder die behaupten, der Wandel kehrt sich
wieder um. Drittens kommt es zu einer politisch motivierten Verzögerung durch
Manager, deren Macht oder Ansehen geschwächt werden würde. Und viertens
gibt es die Verzögerung durch Zurückweisung von Unbekanntem, wonach auf
vorhandene Erkenntnisse vertraut wird und unbekannte Erfahrungen zurückge-
wiesen werden. Auch in kleinen Unternehmen ohne Vorausschau gibt es das
Problem, dass zu spät reagiert wird, da die Erkenntnis einer Diskontinuität erst
eintritt, nachdem diese sich bereits auf die Umsätze auswirkt
32
.
2.2 Elemente des strategischen Managements
2.2.1 Strategiefindung und Strategieplanung
Nach Ansoff/McDonnell kann Strategie grundsätzlich als eine Reihe von Regeln
zur Entscheidungsfindung im Rahmen der Führung einer Organisation angesehen
30
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 359.
31
Vgl. ebd., S. 358 f.
32
Vgl. ebd., S. 359 f.

10
werden
33
. Die Regeln können dabei in 4 verschiedene Typen eingeteilt werden.
Zuerst sind Ziele festzulegen, die unterschieden werden können in eine qualitative
Ebene und eine quantitative Ebene. Weiterhin soll mit Hilfe der Regeln die Be-
ziehung des Unternehmens mit seiner Umwelt entwickelt werden. Diese Regeln
beziehen sich auf die Geschäftsstrategie und ermöglichen Schlussfolgerungen
bezüglich zu entwickelnder Produkte und Technologien, wo und an wen die Pro-
dukte verkauft werden und wie das Unternehmen Wettbewerbsvorteile entwickeln
will. Eine weitere Art von Regeln, das sogenannte organisationale Konzept, legt
fest, wie interne Beziehungen und Prozesse gestaltet werden. Schließlich gibt es
noch den Typ Regeln, nach dem die Firma seine Tagesaktivitäten ausrichtet, wel-
che Operating Policies genannt werden.
Nach Chandler ist Strategie gleichermaßen die Festlegung von langfristigen Zie-
len sowie die Einführung von Tätigkeitsabläufen und die Verteilung von Ressour-
cen, um die strategischen Ziele zu erreichen. Als Struktur bezeichnet Chandler die
Organisationsgestaltung, um das Unternehmen zu leiten. Änderungen in Strate-
gien und den daraus folgenden Strukturen können eintreten, wenn Änderungen in
der Unternehmensumwelt neue Möglichkeiten oder die Notwendigkeit zum Wan-
del erzeugen
34
. Daraus folgt, dass die Abläufe und die Verteilung der Ressourcen,
den strategischen Zielen untergeordnet werden. Die langfristigen Ziele binden
also Ressourcen und beschränken die Handlungsoptionen. Für eine erfolgreiche
Leitung sollte die Struktur ebenso den Zielen sowie deren Ableitungen entspre-
chen.
Das Verständnis des klassischen strategischen Managements ist weniger gut auf
Diskontinuitäten vorbereitet. Danach muss das Unternehmen, die bisherigen Stär-
ken analysieren und nutzen, um damit in neue Geschäftsfelder einzusteigen. Es
hat sich aber gezeigt, dass ein Beharren auf alten Stärken eine Begrenzung sein
kann für die strategischen Handlungen oder schlimmer noch, Stärken können sich
in Schwächen verwandeln wie von Ansoff/McDonnell am Beispiel von Henry
Ford gezeigt wird, der in der Massenproduktion von Autos in der gleichen Farbe
33
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 43.
34
Vgl. Hoskisson et al. (1999), S. 422.

11
erfolgreich war, mit dem Wandel der Anforderung des Marktes hin zu einer brei-
teren Palette an Farben keine passende Strategie hatte
35
.
Weiterhin gehören zum strategischen Management in einem Unternehmen ver-
schiedene Prozesse. Unter anderem können hier Strategiefindung, Planung, Im-
plementierung und Kontrolle genannt werden
36
. Strategische Planung kann be-
trachtet werden als ,,zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Gesamtunterneh-
mens unter Berücksichtigung der planungsrelevanten Umweltfaktoren."
37
Sie be-
inhaltet einen entscheidungsorientierten Prozess mit dem Ziel der Formulierung
von Absichten, Strategien und Zielen. Absichten, Strategien, Ziele und Maßnah-
men erklären, wie das Unternehmen Chancen wahrnehmen und Bedrohungen ab-
wehren soll
38
. Planung kann als systematischer, formalisierter Ansatz zur Strate-
gieformulierung bezeichnet werden
39
. Die strategische Planung muss einen Fluss
neuer Ideen sichern, um dem Unternehmen zu ermöglichen, neue Quellen zur
Entwicklung von Wettbewerbsvorteilen zu sichern. Der Wettbewerbsvorteil ist
wiederum dadurch zu erreichen, dass die Planung inhaltlich sowohl Märkte und
Produkte als auch Personal, Organisation, physische und finanzielle Ressourcen
umfasst
40
.
Der Planung kommt unter Diskontinuitäten gesteigerte Bedeutung zu, da ein lang-
fristiges Planen unter der Prämisse einer sich schnell wandelnden Umwelt, wider-
sprüchlich erscheint. Weiterhin weisen Mintzberg et al. darauf hin, dass Strategien
anpassungsfähig sein müssen, da das Management nicht alle Bereiche der Unter-
nehmensführung, beispielsweise Umwelteinflüsse, Wettbewerberverhalten oder
technologische Einflüsse, mit einer Strategie erfassen kann. Mit dieser Anmer-
kung geben Mintzberg et al. zu bedenken, dass es zu einer Gefahr werden kann,
wenn eine zu weit ausformulierte Strategie zu Inflexibilität führt
41
. Zusätzlich
berücksichtigt das Modell der emergenten Strategien den Aspekt, dass Manager
dazu neigen, sich in der Fähigkeit zu überschätzen, zukünftige Entwicklungen
vorherzusehen und diese präzise in die Planung einbeziehen zu können
42
. Den-
35
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 16 f.
36
Vgl. ebd., S. 47.
37
Meyer-Schönherr (1992), S. 6.
38
Vgl. ebd., S. 6.
39
Vgl. Grant (2003), S. 491.
40
Vgl. Simon (1993), S. 131.
41
Vgl. Mintzberg et al. (2009), S. 38.
42
Vgl. Martin (2014), S. 82.

12
noch erkennen Mintzberg et al. die Bedeutung der Planung unter Diskontinuitäten
an. Sie sollte neben der Förderung von kreativem Denken und dem Führen von
schwierigen Überlegungen auch nach emergenten Strategien suchen und weniger
bürokratisch und hierarchisch gestaltet werden
43
. Auch Hamel fordert, dass die
Strategie im Kontext einer volatilen Umwelt als ein emergenter Prozess gesehen
werden sollte
44
. Martin merkt an, dass in der Praxis oft die Gefahr besteht, dass im
Zusammenhang mit der Einbeziehung emergenter Strategien diese oft als Ausrede
dafür herhalten müssen, dass ein ängstliches und zögerliches Management in einer
volatilen Umwelt vor strategischen Entscheidungen und Festlegungen zurück-
schreckt
45
. Dadurch gehen Wettbewerbsvorteile verloren. Obwohl Planung unter
Diskontinuitäten zu einer Falle werden kann, werden durch eine planlose, ent-
scheidungsarme, risiko-averse und auf Zufällen basierende Strategieführung
Wettbewerbsvorteile und Investitionen vernichtet
46
sowie Strukturlosigkeit und
Ineffektivität begünstigt
47
.
Die Vorteile des strategischen Managements eines Unternehmens liegen darin,
dass das finanzielle Unternehmensergebnis verbessert werden kann
48
. Jedoch ist
das Verfolgen einer expliziten Strategie nicht zwingend notwendig, um positive
Unternehmensergebnisse zu erzielen. Unter bestimmten Voraussetzungen, kann
das Unternehmen auch ohne eine explizite Strategie erfolgreich sein. Es ist in der
Literatur jedoch nicht eindeutig geklärt, ob es Unternehmen geben kann, die nicht
strategisch handeln. Möglicherweise existieren immer wenigstens eine stille
Übereinkunft und eine implizite strategische Ausrichtung. Hierbei ist es fraglich,
wie sich die implizite Strategie unter Diskontinuitäten verändert.
Die Nachteile des strategischen Managements sind darin zu sehen, dass damit ein
hohes Maß an finanziellen und personellen Ressourcen gebunden ist
49
. Als Kosten
für strategische Investitionen sind Investitionen in Gebäude und Ausstattung, In-
vestitionen in Personal und Kompetenzen und Investitionen in weitere strategi-
43
Vgl. Mintzberg et al. (2009), S. 83 f.
44
Vgl. Hamel (2009), S. 94.
45
Vgl. Martin (2014), S. 82.
46
Vgl. Tiberius/Rasche (2011), S. 309.
47
Vgl. Rasche (2002), S. 352 f.
48
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 45 f.
49
Vgl. ebd., S. 44.

13
sche Aktivitäten wie Planung, Marktforschung, Produktentwicklung und Pro-
dukteinführung zu sehen
50
.
2.2.2 Erklärung für Unternehmenserfolg und Wettbewerbsvor-
teile
Grundsätzlich lassen sich im strategischen Management verschiedene Views un-
terscheiden, die den Erfolg eines Unternehmens erklären. Um das erfolgreiche
strategische Verhalten von Unternehmen unter der Bedingung von Diskontinuitä-
ten erklären zu können, soll der Blick auf den Ressource Based View, den Market
Based View, die Dynamic Capabilities und deren jeweiligen Ableitungen im
Rahmen dieser Arbeit genügen. Ziel ist es, mögliche Gestaltungen der Hand-
lungsebenen des Managements von Diskontinuitäten abzuleiten.
Der Ressource Based View blickt auf die im Unternehmen vorhandenen materiel-
len und immateriellen Werte und untersucht das Verhältnis zwischen internen
Stärken und Schwächen und externen Chancen und Bedrohungen
51
. Es werden
unter anderem interne Prozesse wie Entscheidungsfindung, Informationsverarbei-
tung, Prozesse in Bezug auf Macht und Koalitionen und Prozesse unter hierarchi-
schen Strukturen betrachtet
52
. Wenn diese Prozesse schließlich mit den äußeren
Anforderungen übereinstimmen, kann das Unternehmen Wettbewerbsvorteile
realisieren. Prahalad/Hamel fügen dem Ressource Based View das Konzept der
Kernkompetenzen hinzu, wonach der Erfolg eines Unternehmens auf einzigarti-
gen Kompetenzen beruht
53
. Oft erscheinen diese Betrachtungen aber als zu sta-
tisch für Erklärungen von Unternehmenserfolg unter Diskontinuitäten. Eine er-
weiterte Betrachtung des Ressource Based View stellt der Knowledge Based
View dar. Mit dem Knowledge Based View lässt sich erklären, wie das Wissen in
einem Unternehmen zu Erfolg führen kann
54
.
Der Market Based View erklärt den Erfolg eines Unternehmens aus dem Verhal-
ten, das sich aus externen Variablen ableitet. Dies bezieht sich auf die Struktur des
Marktes, auf dem das Unternehmen Wettbewerbsvorteile erreichen will. Die The-
50
Vgl. Ansoff/McDonnell (1990), S. 74.
51
Vgl. Hoskisson et al. (1999), S. 418.
52
Vgl. ebd., S. 421.
53
Vgl. Prahalad/Hamel (1990), S. 83 ff.
54
Vgl. Hoskisson et al. (1999), S. 437 ff.

14
orien des Market Based View leiten sich aus dem Structure-Conduct-
Performance-Paradigma ab
55
. Als eine wichtige Theorie dieses Views gilt die
Theorie der Five Forces von Porter, welche die Profitabilität eines Unternehmens
anhand von fünf Wettbewerbsdimensionen erklärt
56
.
Die Forschung im strategischen Management entwickelt sich zunehmend dahin,
dass die Veränderungen von Umweltvariablen in die Erklärung von Unterneh-
menserfolg einbezogen werden, da dieser sich in einer Umwelt mit hohen Diskon-
tinuitäten mit den vorherigen statischen Views nicht mehr erklären lässt
57
. Als ein
geeigneter Ansatz gilt der Ansatz der Dynamic Capabilities nach Teece et al. und
wird von ihnen definiert als ,,The firm's ability to integrate, build, and reconfigure
internal and external competences to address rapidly changing environments"
58
.
Es sollen spezifische strategische Ressourcen und Kompetenzen identifiziert und
Handlungen zur Entwicklung, Nutzung und Verteidigung aus der Kombination
von Kompetenzen und Ressourcen abgeleitet werden, um besser auf Veränderun-
gen der Umwelt reagieren zu können und damit Wettbewerbsvorteile zu errei-
chen. Der Ansatz beschäftigt sich mit den Bereichen Innovationsmanagement,
Produkt- und Prozessentwicklung, Technologietransfer, geistiges Eigentum, Per-
sonalführung und organisationales Lernen
59
. Zusätzlich können strategische Ent-
scheidungsfindung und Allianzschließungen genannt werden
60
.
Die Bezeichnung des Ansatzes setzt sich zusammen aus dem Begriff Dynamic,
der sich auf die Fähigkeit bezieht, Kompetenzen zu erneuern und einer sich ver-
ändernden Unternehmensumwelt anzupassen, sowie den Capabilities als Bezeich-
nung für den strategisch angemessenen Umgang mit organisationalen Befähigun-
gen, Ressourcen und funktionalen Kompetenzen im Kontext einer sich ständig
wandelnden Umwelt
61
. Konzepte wie Routinen, Kompetenzen, Capabilities und
Lernen sind in der Literatur mittlerweile gleichbedeutend hoch anzusehen wie
ältere Konzepte
62
. Zudem hat sich in der Weiterentwicklung des Konzeptes ge-
zeigt, dass sich Capabilities in verschiedene hierarchische Stufen unterteilen las-
55
Vgl. Hoskisson et al. (1999), S. 425.
56
Vgl. Porter (2008), S. 79 f.
57
Vgl. Hoskisson et al. (1999), S. 446.
58
Teece et al. (1997), S. 516.
59
Vgl. ebd., S. 510.
60
Vgl. Eisenhardt/Martin (2000), S. 1105.
61
Vgl. ebd., S. 515.
62
Vgl. Augier/Teece (2009), S. 418.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956365133
ISBN (Paperback)
9783956368578
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Potsdam – Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2015 (Juli)
Note
1,3
Schlagworte
Diskontinuitäten Management Ansoff Macharzina Mintzberg Wissensmanagement Organisationales Lernen Strategsiches Management Geplante Evolution Strategische Vorausschau Strategische Planung Innovation Organisationale Ambidextrie
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Titel: Management von Diskontinuitäten
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