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Originär strategische Aufgabenstellungen von Project Management Offices (PMO)

©2015 Masterarbeit 67 Seiten

Zusammenfassung

In unserer komplexen und dynamischen Arbeitswelt nimmt die Bedeutung von Projekten und Projektmanagement in Unternehmen nahezu aller Branchen und Bereiche immens zu. Eine Vielzahl von Aufgaben wird in Form von zeitlich befristeten, komplexen Projektvorhaben durchgeführt. Dabei tritt in den Unternehmen zumeist keine singuläre Projektstruktur auf, sondern es existieren oft mehrere Vorhaben, die zeitgleich und parallel durchgeführt werden müssen. Ebenso nimmt der Anteil der Projekte am Umsatz der Unternehmen stark zu. Je größer dieser Anteil wird, desto stärker wird die strategische Ausrichtung des Unternehmens durch Projekte beeinflusst. Projekte werden als Mittel zur Erreichung der Ziele eines Unternehmens, nämlich dessen gezielter Entwicklung und nachhaltiger Wertsteigerung, genutzt. Das Projektgeschäft wird somit mehr und mehr zum erfolgskritischen Faktor für Unternehmen.
Durch die gestiegene Bedeutung des Projektgeschäfts erhöhen sich auch die Anforderungen an das Management dieser Projekte. Projektmanagement wird zwar mit unterschiedlichsten Vorgehensweisen und Methoden zur Bewältigung komplexer Vorhaben seit Jahrzehnten eingesetzt, es wurde jedoch in der Vergangenheit vorwiegend für einzelne, voneinander weitestgehend unabhängige Großprojekte genutzt. Mit der steigenden Dynamik und Komplexität des Marktumfeldes ergeben sich heute jedoch neue, vielfältige Anforderungen an das Projektmanagement. Es genügt daher längst nicht mehr, Methoden und Strukturen einzusetzen, die lediglich der effizienten Durchführung einzelner, unabhängiger Projekte dienen. Vielmehr müssen diese Methoden und Strukturen für die Koordination vieler paralleler Projekte geeignet sein. Aus diesem Grund gewinnt modernes Projektmanagement zur Bewältigung der Anforderungen, die an Unternehmen gestellt werden, verstärkt an Bedeutung.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Beck, Julian: Originär strategische Aufgabenstellungen von Project Management
Offices (PMO), Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-500-3
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Nürtingen,
Masterarbeit, 2015
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2015
Printed in Germany

I. Inhaltsverzeichnis
II. Bildverzeichnis...III
III. Tabellenverzeichnis...IV
1
Projekte als Möglichkeit zur Erreichung von Unternehmenszielen ... 1
1.1 Bedeutung von Projekten und Projektmanagement in Unternehmen ... 1
1.2 Notwendigkeit des Konsenses zwischen Unternehmensstrategie und
Projektmanagement ... 2
1.2.1 Zentrale Probleme im Projektmanagement von Unternehmen ... 2
1.2.2 Verknüpfung von Unternehmensstrategie und Projektportfolio ... 4
1.3 Organisationale Kompetenz im Projektmanagement ... 6
1.4 Das PMO als mögliches Bindeglied zwischen Unternehmensstrategie und
Projektmanagement: Zielsetzung und Aufbau der Arbeit ... 9
2
Das PMO als Institution im Projektmanagement von Unternehmen ...12
2.1 Theoretische Grundlagen des PMO ...12
2.2 Das PMO in der betrieblichen Praxis ...14
2.3 Zwischenfazit ...16
3
Originär strategische Aufgabenstellungen von PMOs ...18
3.1 Schaffung eines gemeinsamen Strategieverständnisses ...19
3.2 Überprüfung des bestehenden Projektportfolios und Bewertung des
Projektportfolio-Managements ...20
3.3 Identifikation möglicher strategischer Lücken ...23
3.4 Gezielte Suche neuer Projektideen ...25
3.5 Unterstützung des strategiebasierten Projektportfolio-Managements ...26
3.5.1 Aufgaben des PMO bei der Zusammenstellung des Projektportfolios ...28
3.5.1.1 Inhaltliche und methodische Unterstützung bei der Auswahl
strategischer Projekte ...28
3.5.1.2 Inhaltliche und methodische Unterstützung bei der
Projektpriorisierung ...32

3.5.1.3 Inhaltliche und methodische Unterstützung bei der Planung der
Allokation der Unternehmensressourcen ...35
3.5.1.4 Inhaltliche und methodische Unterstützung bei der Kombination von
Projekten zu Projektportfolios und bei der Auswahl des Projektportfolios ...37
3.5.2 Controlling und aktive Steuerung des strategischen Projektportfolios ...43
3.6 Kommunikationsfunktion und organisationales Lernen ...46
4
Vorteile und quantitativer Nutzen strategisch orientierter PMOs ...49
5
Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches strategieorientiertes PMO in der
Praxis ...55
6
Fazit und Ausblick ...58
Literaturverzeichnis ...60

III
II. Bildverzeichnis
Bild 1: Bedeutung des Managements von Projekten bzw. der Steuerung von
Projektportfolios zur optimalen Unterstützung der Unternehmensstrategie ... 4
Bild 2: Organisationale Kompetenz im Projektmanagement ... 7
Bild 3: Stakeholder der organisationalen Kompetenz im Projektmanagement ... 8
Bild 4: Das PMO als Mittler zwischen Strategieebene und operativen
Projektmanagement ...10
Bild 5: Bezeichnungen der PMO-Funktion ...13
Bild 6: Mögliche Funktionen und Zuständigkeiten eines PMOs in der Praxis ...14
Bild 7: Konkrete Beiträge des PMO aus der Sicht von Unternehmen ...16
Bild 8: Hilfsfragen zur Beurteilung des bestehenden Projektportfolios eines
Unternehmens ...21
Bild 9: Strategiebasiertes Projektportfolio-Management als Antwort auf
Schlüsselfragen für Unternehmen ...22
Bild 10: Gap-Analyse zur Identifikation von strategischen Lücken ...24
Bild 11: Iterativer Prozess des strategiebasierten Projektportfolio-Managements ...27
Bild 12: Kaskadierende Balanced Scorecard zur Analyse der strategischen Eignung
von Projekten ...30
Bild 13: Matrix für die Projektpriorisierung (Beispiel) ...34
Bild 14: Projektportfolio-Analyse zur Vorauswahl von Projektportfolios ...39
Bild 15: Häufigkeit der Nutzenbestimmung von PMOs in Unternehmen ...54

IV
III. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zielertragsmatrix für die Nutzwertanalyse der Projektportfolios ...41
Tabelle 2: Zielwertmatrix für die Nutzwertanalyse der Projektportfolios ...42
Tabelle 3: Berechnung der Zielwertmatrix zur Bestimmung des Projektportfolios mit
dem größten Nutzwert ...43
Tabelle 4: Exemplarische Übersicht über die entstehenden Kosten bei der
Übernahme der originär strategischen Aufgabenstellungen durch das PMO ...51
Tabelle 5: ROI und Amortisationsdauer bei der Einführung einer Softwarelösung für
das Projektportfolio-Management ...53

1
1 Projekte als Möglichkeit zur Erreichung von Un-
ternehmenszielen
1.1 Bedeutung von Projekten und Projektmanagement in
Unternehmen
In unserer komplexen und dynamischen Arbeitswelt nimmt die Bedeutung von Pro-
jekten und Projektmanagement in Unternehmen nahezu aller Branchen und Bereiche
immens zu. Eine Vielzahl von Aufgaben wird in Form von zeitlich befristeten, kom-
plexen Projektvorhaben durchgeführt. Dabei tritt in den Unternehmen zumeist keine
singuläre Projektstruktur auf, sondern es existieren oft mehrere Vorhaben, die zeit-
gleich und parallel durchgeführt werden müssen
1
. Ebenso nimmt der Anteil der Pro-
jekte am Umsatz der Unternehmen stark zu. Je größer dieser Anteil wird, desto stär-
ker wird die strategische Ausrichtung des Unternehmens durch Projekte beeinflusst
2
.
Projekte werden als Mittel zur Erreichung der Ziele eines Unternehmens, nämlich
dessen gezielter Entwicklung und nachhaltiger Wertsteigerung, genutzt. Das Projekt-
geschäft wird somit mehr und mehr zum erfolgskritischen Faktor für Unternehmen.
Durch die gestiegene Bedeutung des Projektgeschäfts erhöhen sich auch die Anfor-
derungen an das Management dieser Projekte. Projektmanagement wird zwar mit
unterschiedlichsten Vorgehensweisen und Methoden zur Bewältigung komplexer
Vorhaben seit Jahrzehnten eingesetzt, es wurde jedoch in der Vergangenheit vor-
wiegend für einzelne, voneinander weitestgehend unabhängige Großprojekte ge-
nutzt. Mit der steigenden Dynamik und Komplexität des Marktumfeldes ergeben sich
heute jedoch neue, vielfältige Anforderungen an das Projektmanagement
3
. Es genügt
daher längst nicht mehr, Methoden und Strukturen einzusetzen, die lediglich der effi-
zienten Durchführung einzelner, unabhängiger Projekte dienen. Vielmehr müssen
diese Methoden und Strukturen für die Koordination vieler paralleler Projekte geeig-
net sein
4
. Aus diesem Grund gewinnt modernes Projektmanagement zur Bewältigung
der Anforderungen, die an Unternehmen gestellt werden, verstärkt an Bedeutung.
1
Vgl. Glaschak, 2006, S. 2
2
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 464
3
Vgl. Amberg / Prinz / Sandrino-Arndt / Thomas, 2009, S. 34
4
Vgl. Patzak / Rattay, 2009, S. 505

2
1.2 Notwendigkeit des Konsenses zwischen Unterneh-
mensstrategie und Projektmanagement
1.2.1 Zentrale Probleme im Projektmanagement von Unternehmen
Wie bereits im vorangegangenen Kapitel angedeutet, erlangen Projekte und das Pro-
jektmanagement in Unternehmen zunehmend strategische Bedeutung (vgl. Kapitel
1.1). Projekte beeinflussen mehr und mehr die strategische Ausrichtung eines Unter-
nehmens, was zu großen Schnittmengen zwischen Unternehmensführung, strategi-
scher Unternehmensausrichtung und Projektmanagement führt
5
. Eine wichtige
Schnittmenge liegt dabei zwischen Unternehmensstrategie und Projektmanagement
vor. In diesen Bereichen muss zwingend eine Übereinstimmung bestehen. Dies be-
deutet, dass die Unternehmensstrategie in die Projektlandschaft übersetzt werden
muss. Es müssen also Projekte ausgewählt und durchgeführt werden, die die strate-
gische Ausrichtung eines Unternehmens unterstützen bzw. die Unternehmensstrate-
gie umsetzen. Die Gesamtheit dieser Projekte wird zum Projektportfolio eines Unter-
nehmens zusammengefasst. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass unter
dem Begriff Projektportfolio hier die Gesamtheit aller Projekte eines Unternehmens
verstanden wird. Ein Unternehmen hat demnach nur ein einziges Projektportfolio.
Andere Definitionen des Begriffes, die z.B. alle Projekte eines Geschäfts- oder Funk-
tionsbereichs einem gemeinsamen Projektportfolio zuordnen, sodass ein Unterneh-
men auch mehrere Projektportfolios haben kann, werden hier nicht angewendet.
Die Übersetzung der Unternehmensstrategie in ein entsprechendes Projektportfolio
bereitet jedoch vielen Unternehmen große Probleme. Neben diesen Mängeln bei der
Implementierung der Unternehmensstrategie durch das Projektportfolio fehlt es auch
an der Abstimmung zwischen Unternehmensstrategie und Projektarbeit
6
. Glaschak
nennt einige Probleme, die beim Management des Projektportfolios in Unternehmen
auftreten
7
. Das erste Problem besteht darin, dass man sich bei der Zusammenstel-
lung des Projektportfolios vorrangig an universell verwendeten Erfolgskennzahlen
und Bewertungsgrößen und weniger an der Unternehmensstrategie orientiert. Zudem
5
Vgl. Scheurer, Unternehmensentwicklung und Wertsteigerung durch PMOs, in Sandrino-Arndt /
Thomas / Becker (Hrsg.), 2012, S. 203
6
Vgl. Spang / Graf, 2014, S. 16
7
Vgl. Glaschak, 2006, S. 84

3
wird das vorhandene Projektportfolio bei der Auswahl neuer Projekte nur unzu-
reichend beachtet. Auch bei der Priorisierung der ausgewählten Projekte wird wenig
Bezug auf die Unternehmensstrategie und das bestehende Projektportfolio genom-
men. Dies führt dazu, dass verschiedene Bestandteile der Unternehmensstrategie
nicht gemäß ihrer jeweiligen Bedeutung für die Ziele des Unternehmens mit passen-
den Projekten abgedeckt werden. Weiterhin werden die Auswirkungen von Verände-
rungen in der Unternehmensumwelt sowie Anpassungen oder Änderungen der Un-
ternehmensstrategie oftmals bei der Zusammenstellung des Projektportfolios unbe-
achtet gelassen oder das Projektportfolio wird trotz Änderung der Prämissen unver-
ändert beibehalten. Die genannten Punkte führen dazu, dass das Projektportfolio
eines Unternehmens in unzureichendem Maße mit der Unternehmensstrategie ver-
knüpft ist und diese somit nur in geringerem Umfang umgesetzt wird als es potenziell
möglich wäre
8
.
Zusätzlich treten auch noch Probleme an den Schnittstellen zwischen Unterneh-
mensstrategie und Projektarbeit auf
9
. Diese äußern sich darin, dass im Unternehmen
die Übersicht und wichtige Informationen über die Projektlandschaft fehlen. Weiterhin
werden knappe Ressourcen verschwendet, Schlüsselressourcen überlastet und Sy-
nergiepotentiale nicht ausgeschöpft. Risiken und Probleme, die auf das Unterneh-
men zukommen, werden entweder zu spät erkannt oder ungenügend beachtet. Au-
ßerdem fehlt es den Entscheidungen des Topmanagements im Bezug auf das Pro-
jektportfolio häufig an Transparenz und Strategiekonsistenz.
Alle genannten Aspekte bedingen, dass Unternehmen Projekte durchführen, die kei-
ne Konformität zur Unternehmensstrategie aufweisen oder dieser schlimmstenfalls
sogar widersprechen. Bei derartigen Projekten ist es dann unerheblich, ob die opera-
tiven Zielkriterien (Qualität, Kosten und Zeit) eingehalten werden. Selbst Projekte, die
die Vorgaben hinsichtlich dieser operativen Anforderungen vollumfänglich erfüllen,
müssen als Fehlinvestition betrachtet werden, wenn sie keine Strategiekonsistenz
aufweisen und somit nicht zur betrieblichen Realität des Unternehmens passen
10
.
8
Vgl. Glaschak, 2006, S. 136
9
Vgl. Dumont du Voitel, 2011, S. 9
10
Vgl. Crawford, 2011, S. 141

4
1.2.2 Verknüpfung von Unternehmensstrategie und Projektportfolio
Die in Kapitel 1.2.1 genannten Probleme von Unternehmen machen deutlich, wie
wichtig ein Konsens zwischen Unternehmensstrategie und Projektportfolio ist. Diese
Notwendigkeit ist in vielen Unternehmen bereits vor längerer Zeit erkannt worden.
Wie anhand von Unternehmensbefragungen im Rahmen der PMO Maturity Studie
2009 deutlich wurde, wird die Bedeutung der Steuerung von Projektportfolios zur op-
timalen Unterstützung der Unternehmensstrategie von den befragten Unternehmen
als stark steigend angesehen
11
. Bild 1 verdeutlicht dies. Demnach messen 47,9 Pro-
zent der befragten Unternehmen der Steuerung von Projektportfolios zur optimalen
Unterstützung der Unternehmensstrategie eine sehr hohe zukünftige Bedeutung bei,
38,8 Prozent eine hohe zukünftige Bedeutung.
Bild 1: Bedeutung des Managements von Projekten bzw. der Steuerung von Pro-
jektportfolios zur optimalen Unterstützung der Unternehmensstrategie
12
11
Vgl. Amberg / Prinz / Sandrino-Arndt / Thomas, 2009, S. 37
12
Aus Amberg / Prinz / Sandrino-Arndt / Thomas, 2009, S. 37

5
Die Unternehmensstrategie müsste demnach der Hauptfaktor bei der Zusammenstel-
lung des Projektportfolios und richtungsweisend bei dessen Steuerung sein. Aktuelle
Erkenntnisse zeigen jedoch, dass das Projektportfolio von einem Großteil der Unter-
nehmen weiterhin kaum strategiebezogen zusammengestellt und gesteuert wird
13
.
Um eine Verknüpfung zwischen Unternehmensstrategie und Projektportfolio zu er-
möglichen, müsste die Strategie zunächst vollumfänglich im Unternehmen kommuni-
ziert werden, sodass ein gemeinsames Strategieverständnis im gesamten Unter-
nehmen vorhanden ist. Anschließend sollte die Unternehmensstrategie so mit der
Zusammenstellung des Projektportfolios kombiniert werden, dass ein Geschäftspro-
zess entsteht, der die Projekte für das Projektportfolio priorisiert und auswählt, die
die Unternehmensstrategie bestmöglich unterstützen bzw. umsetzen
14
. Dies bedeu-
tet, dass die Projekte durchgeführt werden, die der strategischen Unternehmensent-
wicklung und der Steigerung des Unternehmenswertes dienen
15
. Diese Projekte
müssen anschließend mit den benötigten Ressourcen ausgestattet werden. Eine pro-
jektübergreifende Koordinierung der Unternehmensressourcen hilft dabei, Fehlalloka-
tionen zu vermeiden
16
, sodass die Projekte, die die Erreichung der genannten Unter-
nehmensziele unterstützen, ohne Ressourcenengpässe umgesetzt werden können.
Eine weitere wesentliche Herausforderung liegt darin, einen direkten Strategiebezug
der Kontrolle und Steuerung des Projektportfolios zu schaffen, der im klassischen
Projektmanagement so nicht vorhanden ist
17
. Auch muss dafür gesorgt werden, dass
die Erkenntnisse, die aus der strategiebezogenen Zusammenstellung und Steuerung
des Projektportfolios gewonnen werden, im Unternehmen erhalten bleiben und für
die Zukunft genutzt werden können. Diese Anforderungen stellen die Unternehmen
vor große Herausforderungen. Sie sind jedoch, bei zunehmender Bedeutung des
Projektgeschäfts, wesentliche Faktoren für den Unternehmenserfolg.
13
Vgl. Wald / Wagner / Nuhn / Schneider, 2014, S. 36
14
Vgl. Crawford, 2011, S. 141
15
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 11
16
Vgl. Glaschak, 2006, S. 83
17
Vgl. Wald / Wagner / Nuhn / Schneider, 2014, S. 34

6
1.3 Organisationale Kompetenz im Projektmanagement
Die in einem vorangegangenen Abschnitt aufgezeigten Probleme an der Schnittstelle
zwischen Unternehmensstrategie und Projektmanagement (vgl. Kapitel 1.2.1) erfor-
dern Veränderungen im Unternehmen und erhöhen zusammen mit dem Bedeu-
tungsgewinn des Projektgeschäfts die Anforderungen an das Projektmanagement
der jeweiligen Unternehmen. Aus diesem Grund müssen sich Unternehmen umso
mehr hin zu projektorientierten Unternehmen entwickeln, je größer der Anteil von
Projekten an deren Gesamtumsatz wird. Als projektorientiert werden dabei Unter-
nehmen bezeichnet, deren betriebliche Tätigkeiten überwiegend in Projekten umge-
setzt werden
18
. Für diese Unternehmen ist es besonders wichtig, ein hohes Maß an
Kompetenz im Projektmanagement zu haben, um langfristig erfolgreich zu sein und
dauerhaft in einem sich laufend verändernden Umfeld bestehen zu können. Bei den
Kompetenzen, die von Unternehmen und im Besonderen von projektorientierten Un-
ternehmen benötigt werden, spricht man von organisationaler Kompetenz im Pro-
jektmanagement. Unter der organisationalen Kompetenz im Projektmanagement
werden dabei die Fähigkeiten eines Unternehmens verstanden, mit Hilfe des Pro-
jektgeschäfts seine Ziele ,,durch die geschickte Kombination bzw. den Einsatz ver-
fügbarer individueller, strategischer, struktureller und kultureller Kompetenzen sowie
von Vermögenswerten"
19
zu erreichen.
Organisationale Kompetenz im Projektmanagement muss dabei in allen Bereichen
des Unternehmens vorhanden sein und neben den Prozessen und Strukturen des
Unternehmens auch dessen Kultur und Strategie mit einbeziehen. Wie aus Bild 2
ersichtlich wird, muss die organisationale Kompetenz im Projektmanagement die vier
genannten Kategorien umfassen, um im dynamischen und instabilen Marktumfeld
bestehen zu können.
18
Vgl. Wagner, 2010, S. 25
19
Cron / Dierig / Rietiker / Wagner, 2010, S. 16

7
Bild 2: Organisationale Kompetenz im Projektmanagement
20
Wenn von organisationaler Kompetenz im Projektmanagement gesprochen wird, be-
zieht sich diese immer auf das Unternehmen als Ganzes. Es ist nicht ausreichend,
wenn nur die Projektwelt, d.h. die direkt in den Projekten tätigen Personen, die orga-
nisationale Kompetenz im Projektmanagement verkörpern. Vielmehr müssen in der
gesamten Organisation, mindestens jedoch bei allen Stakeholdern des Projektge-
schäfts, grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen im Projektmanagement vorhan-
den sein
21
. Die Stakeholder der organisationalen Kompetenz im Projektmanagement
und deren vielfältige Wechselwirkungen sind in Bild 3 dargestellt. Nur bei einem Zu-
sammenspiel von Linie, Projektportfolio-Welt, Projektwelt und externer Umwelt kann
eine projektfreundliche Kultur entstehen, deren Handeln an den Bedürfnissen des
Projektgeschäfts ausgerichtet ist und die Projekte nicht als störende Nebentätigkei-
ten begreift
22
. Dies ist Grundvoraussetzung für den Aufbau von organisationaler
Kompetenz im Projektmanagement.
20
Aus Cron / Dierig / Rietiker / Wagner, 2010, S. 16
21
Vgl. Cron / Dierig / Rietiker / Wagner, 2010, S. 17
22
Vgl. Cron / Dierig / Rietiker / Wagner, 2010, S. 17

8
Bild 3: Stakeholder der organisationalen Kompetenz im Projektmanagement
23
Die in Kapitel 1.2.2 genannten Aufgabenstellungen an der Schnittstelle zwischen Un-
ternehmensstrategie und Projektportfolio-Management fallen dabei unter die organi-
sationalen Kompetenzen im Projektmanagement im Bereich Strategie. Projektma-
nagement wird als strategische Führungskonzeption zu einem zentralen Erfolgsfaktor
für das ganze Unternehmen
24
. Die organisationale Kompetenz im Projektmanage-
ment im Bereich Strategie kann dabei helfen, einen ,,strategischen Fit" zwischen den
Umwelt- und Marktanforderungen und der langfristigen strategischen Ausrichtung
des Unternehmens zu erzeugen
25
. Sie kann dadurch das Unternehmen bei der Ver-
folgung seiner Gesamtunternehmensziele unterstützen
26
und somit dazu beitragen,
dass das Unternehmen Wettbewerbsvorteile generiert und einen dauerhaft über-
durchschnittlichen Erfolg am Markt erzielt.
23
Aus Cron / Dierig / Rietiker / Wagner, 2010, S. 17
24
Vgl. Scheurer, Unternehmensentwicklung und Wertsteigerung durch PMOs, in Sandrino-Arndt /
Thomas / Becker (Hrsg.), 2012, S. 190
25
Vgl. Wagner, Organisationale Kompetenz ­ Neue Wege zum Projekterfolg, in Sandrino-Arndt /
Thomas / Becker (Hrsg.), 2012, S. 127
26
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 556

9
1.4 Das PMO als mögliches Bindeglied zwischen Unter-
nehmensstrategie und Projektmanagement: Zielset-
zung und Aufbau der Arbeit
Die vorstehenden Ausführungen verdeutlichen, wie wichtig die Berücksichtigung der
Unternehmensstrategie für das Projektportfolio-Management von Unternehmen ist.
Es muss deshalb nach Personen oder Institutionen im Unternehmen gesucht wer-
den, die der Forderung nach Verknüpfung von Unternehmensstrategie und Projekt-
portfolio nachkommen können. Diese Personen oder Institutionen sind für die Aufga-
ben, die auf der Strategieebene des Projektmanagements entstehen, mitverantwort-
lich. Die Strategieebene des Projektmanagements umfasst die Zusammenstellung
des Projektportfolios und das Projektportfolio-Management
27
. Die Personen oder In-
stitutionen müssen dabei helfen, das Projektmanagement in die strategische Unter-
nehmensausrichtung zu integrieren
28
. Sie sind einer der Träger der in Kapitel 1.3 ge-
nannten organisationalen Kompetenz im Projektmanagement im Unternehmen im
Bereich Strategie.
Es wird an dieser Stelle vorgeschlagen, dem Project Management Office (PMO) eine
Hauptrolle bei der Erfüllung der oben genannten Aufgaben auf der Strategieebene
des Projektmanagements zu übertragen und somit dabei zu helfen, den Konsens
zwischen Unternehmensstrategie und Projektportfolio herzustellen (vgl. Kapitel
1.2.2). Das PMO soll eine wichtige Rolle an der Schnittstelle zwischen Linienorgani-
sation und Projektmanagement einnehmen
29
und schwerpunktmäßig bei einem sys-
tematischen Projektportfolio-Management im Unternehmen mitwirken
30
. Dabei über-
nimmt das PMO eine Mittlerfunktion zwischen der Ebene des Topmanagements und
der des operativen Projektmanagements. Diese Schnittstellenrolle wird anhand von
Bild 4 verdeutlicht. Was an dieser Stelle als PMO bezeichnet wird, ist in diesem Bild
als ,,Strategic Project Office" benannt.
27
Vgl. Heines / Füller, 2010, S. 2
28
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 633
29
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 443 f.
30
Vgl. Bea / Scheurer / Hesselmann, 2011, S. 555

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956365003
ISBN (Paperback)
9783956368448
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen – Internationales Projektmanagement
Erscheinungsdatum
2015 (Juni)
Note
1,7
Schlagworte
PMO Projektmanagement Unternehmensführung Strategie Unternehmensziel Projektportfolio Controlling
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