Lade Inhalt...

Bewegte Pausen für die Klassen 5-7 – die Entwicklung eines Konzeptes als erste Phase auf dem Weg unseres Gymnasiums zu einer bewegten Schule

©2012 Examensarbeit 70 Seiten

Zusammenfassung

Die altbekannte lateinische Redwendung „mens sana in corpore sano“ ist besonders heute im Medienzeitalter des 21. Jahrhunderts wieder von hoher Aktualität. Die Meldungen überschla-gen sich, wonach viele Kinder der heutigen Generation, unter anderem durch hohen Medien-konsum und damit verbunden einer sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark veränderten Spielkultur bei Kindern, einen Bewegungsmangel und daraus resultierend häufig Übergewicht aufweisen. Ketelhut schreibt beispielsweise 2000 in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedi-zin davon, dass bei Schülern vom Übergang der Grundschule zu weiterführenden Schulen 17% Fettstoffwechselstörungen, 40-60% Haltungsschäden und 20-40% Übergewicht aufwei-sen . Selbst wenn diese Daten vielleicht nicht immer aus repräsentativen Untersuchungen stammen und nicht zu vorschnellen Pauschalurteilen verleiten lassen sollten, lassen sie den-noch eine klare Tendenz erkennen, die gerade auch weiterführende Schulen hellhörig werden lassen müsste.
Um sich dem zugrunde liegenden Thema dieser Hausarbeit auch wissenschaftlich anzunähern, wird zunächst ein kurzer Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf den Zusammenhang von Lernen und Bewegung sowie Bewegte Schulen und vor allem den daraus stammenden Teilbereich Bewegten Pausen gegeben. Es geht hierbei vor allem um das Zusammenspiel von Leistungsfähigkeit und körperlicher Aktivität bei Schülern, dem derzeit so oft konstatierten Bewegungsmangel vieler Kinder und der Darstellung von Schulkonzep-ten, die diese Tatsachen berücksichtigen und sich zur Aufgabe gemacht haben mehr Bewe-gung in den Schullalltag zu integrieren. Im Anschluss daran werden die für diese Arbeit be-sonders geforderten Lehrerfunktionen genauer erläutert, um schließlich daran anknüpfend die Entstehung und Planung sowie die Durchführung des bei dieser Arbeit zugrunde liegenden Konzeptes darzustellen. Um auch die Schüler an diesem Konzept partizipieren zu lassen, ist es im Rahmen dieser Arbeit unter anderem auch zu einer Fragebogenerhebung unter den Schülern der Klassen 5-8 gekommen, damit auch diese ihre Wünsche und Anregungen zu der Pausenaktivität an unserer Schule äußern können. Anschließend soll dann zur Reflektion durch eine erste Evaluation des Konzeptes überprüft werden, inwieweit die beabsichtigten Ziele der Bewegten Pausen erreicht werden konnten und die Schüler der Klassen 5-7 in den beiden Hofpausen tatsächlich mehr Bewegungsaktivität zeigen. ...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Reuter, Stephanie: Bewegte Pausen für die Klassen 5-7 ­ die Entwicklung eines
Konzeptes als erste Phase auf dem Weg unseres Gymnasiums zu einer bewegten
Schule, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-476-1
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bonn, Bonn, Examensarbeit, 2012
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages
unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und die Diplomica Verlag GmbH, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Alle Rechte vorbehalten
© Diplom.de, Imprint der Diplomica Verlag GmbH
Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2015
Printed in Germany

1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
... 3
2. Theoretische Verortung
... 6
2.1 Lernen und Bewegung
... 6
2.2 Die Bewegte Schule ... 8
2.3 Lehrerfunktionen ... 10
2.3.1 Evaluieren, Innovieren und Kooperieren ... 10
2.3.2 Erziehen ... 11
3. Planung des Konzeptes
... 12
3.1 Schulinterner Bedarf eines solchen Konzeptes ... 12
3.2 Erste Schritte ... 13
3.3 Durchführung einer Fragebogenerhebung ... 14
3.4 Auswertung der Fragebogenerhebung ... 15
4. Durchführung des Konzeptes
... 18
4.1 Anschaffung neuer Spielgeräte ... 19
4.2 Verleih von Spielgeräten ... 22
4.3 Regelmäßige Treffen des ,,Bewegte Pausen-Teams" ... 23
5. Evaluation ...
25
5.1 Durchführung und Auswertung einer Evaluation ... 25
5.2 Gespräche mit Lehrern und der Schulleitung ... 29
6. Ideen zur Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung
... 30
7. Zusammenfassung und Ausblick ...
32
8. Literaturverzeichnis
... 34
9. Anhang
... 36

2
Anhangsverzeichnis
A: Graphische Darstellung zur Bewegten Schule ... 36
B: Schülerfragebogen; Befragung vor Beginn der Bewegten Pausen ... 37
C: Zwei ausgefüllte Schülerfragebögen ... 39
D: Graphische Auswertung der Schülerfragebögen ... 43
E: Grundausstattung an Spielgeräten für die Hofpausen ... 51
F: Informationszettel ,,Bewegte Pausen" ... 51
G: Farbfotos der Spielgeräte inkl. Anleitung ... 52
H: Informationszettel für die Kollegen ... 54
I: Ausleihplan ... 55
J: Liste für Anregungen der Schüler ... 56
K: Fotos des Geräteschrankes und zwei ,,Ausleih-Teams" ... 56
L: Schülerfragbögen zur Evaluation der ,,Bewegten Pausen" ... 57
M: Zwei ausgefüllte Evaluationsfragebögen ... 59
N: Graphische Auswertung der Schüler-Evaluationsbögen ... 63
O: Feedback-Liste der Kollegen ... 69

3
1. Einleitung
Die altbekannte lateinische Redwendung ,,mens sana in corpore sano"
1
ist besonders heute im
Medienzeitalter des 21. Jahrhunderts wieder von hoher Aktualität. Die Meldungen überschla-
gen sich, wonach viele Kinder der heutigen Generation, unter anderem durch hohen Medien-
konsum und damit verbunden einer sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark veränderten
Spielkultur bei Kindern, einen Bewegungsmangel und daraus resultierend häufig Übergewicht
aufweisen. Ketelhut schreibt beispielsweise 2000 in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedi-
zin davon, dass bei Schülern vom Übergang der Grundschule zu weiterführenden Schulen
17% Fettstoffwechselstörungen, 40-60% Haltungsschäden und 20-40% Übergewicht aufwei-
sen
2
. Selbst wenn diese Daten vielleicht nicht immer aus repräsentativen Untersuchungen
stammen und nicht zu vorschnellen Pauschalurteilen verleiten lassen sollten, lassen sie den-
noch eine klare Tendenz erkennen, die gerade auch weiterführende Schulen hellhörig werden
lassen müsste.
Bei der Frage nach der Kompensation dieser Tendenzen sind sich die Wissenschaftler dar-
über einig, dass eine Integration der Bewegung in den Alltag der Kinder unumgänglich ist, da
der organisierte Sport in Vereinen und auch der Schulsport hierfür nicht ausreichen. Dennoch
kann die Schule sicherlich einen wichtigen Beitrag dazu leisten und somit ihre Vorbildfunkti-
on wahrnehmen und die Schüler langsam an mehr Bewegungsaktivität heranführen und ihnen
auch die Freude, die durch sportliche Betätigung entstehen kann, näher bringen.
Viele Studien belegen darüber hinaus, dass ,,nicht nur eine enge Beziehungen zwischen der
körperlichen Aktivität und der Leistungsfähigkeit [liegt], sondern es lässt sich auch die schu-
lische Leistung positiv beeinflussen
3
. So kann beispielsweise der Stressabbau bei Schülern
durch sportliche Betätigung deutlich gesteigert werden, was sich wiederum positiv auf die
Konzentrationsfähigkeit und somit die Leistungsfähigkeit der Schüler auswirken kann.
,,In einer `guten und gesunden´ Schule wird auch der Körper nicht vernachlässigt- sollte man
meinen"
4
, doch die schulische Realität entwickelt sich leider oftmals in eine andere Richtung.
Gerade nach dem unbefriedigenden Abschneiden bei den PISA-Studien der letzten Jahre wird
von vielen Bildungspolitikern gefordert, dass in der Schule wieder mehr gelernt werden müs-
1
Ein verkürztes Zitat aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal mit der Bedeutung ,,Ein gesunder Geist in
einem gesunden Körper."
2
Vgl. Ketelhut, K.: Bewegungsmangel im Kindesalter. Gesundheit und Fitness heutiger Kinder besorgniserre-
gend? In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 51 (2000). S. 350.
3
Völker, K.: Die körperliche Fitness von Schulkindern und Schülern. In: Hundeloh, H./ Schnabel, G./
Yurdatap, N. (Red.): Kongress Dokumentation. Gute und gesunde Schule. Moers: Zero 2004. S. 253.
4
Zimmer, R.: Bewegung- ein grundlegendes Element der Erziehung und Bildung. In: Hundeloh, H./ Schnabel,
G. / Yurdatap, N. (Red.): Kongress. Gute und gesunde Schule. Moers: Zero 2004. S. 243.

4
se (z. B. Fremdsprachen bereits ab dem Kindergarten oder der Grundschule, standardisierte
Leistungstests usw). Hinzu kommt, dass viele Eltern und Schüler seit der Einführung der ver-
kürzten Gymnasialzeit (G8), wonach die Schüler auf den Gymnasien bereits nach acht Jahren
das Abitur ablegen können, eine Überlastung der Kinder und zu wenig Zeit für Außerschuli-
sches beklagen
5
.
Dieses Ungleichgewicht zwischen scheinbar immer höher ansteigenden kognitiven Anforde-
rungen an die Schüler und einer immer weniger beachteten körperlichen Betätigung dieser
blieb jedoch nicht unbeachtet. So gibt es bereits seit den neunziger Jahren, verstärkt aber seit
etwa knapp zehn Jahren, Modellversuche wie beispielsweise ,,Bewegte Schule
6
" aus Nieder-
sachsen oder das Projekt ,,Bewegungsfreudige Schule NRW 2010
7
", bei denen die Zielper-
spektive neben einer verstärkten sportlichen Betätigung der Schüler auch eine Veränderung
der Schule zu einer kind-, lehrer- und lerngerechten Rhythmisierung des Unterrichts impli-
ziert. Es geht also bei diesen Konzepten beispielsweise darum die tägliche Bewegungszeit zu
steigern, eine bewegungsgerechte Gestaltung des Schulhofs umzusetzen oder eben auch
Spielgeräte in den Pausen für die Schüler bereitzustellen
8
. Somit stellt das im Folgenden nä-
her erläuterte Konzept der Bewegten Pausen an unserem Gymnasium einen Teilbereich des
Gesamtkonzeptes Bewegte Schule dar.
Da an meiner Schule in der letzten Zeit öfter zur Sprache gekommen ist, dass auch an unserer
Schule eine Veränderung in Richtung zu einer Bewegten Schule als sehr sinnvoll erscheint,
habe ich mich dieser Aufgabe im Hinblick auf diese Hausarbeit gestellt, um ebenfalls einen
Beitrag zu dem Gesamtkonzept ,,Unser Gymnasium als Bewegte Schule" beizusteuern. Denn
gerade an einer Jungenschule darf man sicherlich besonders die Überzeugung oder Hoffnung
haben, den den meisten Jungen angeborenen besonderen Bewegungsdrang durch gezielte
Konzepte und Teilschritte sinnvoll für die weitere Entwicklung der Jungen nutzen zu können.
Meine Überlegungen, mit dem Konzept der Bewegten Pausen für die Klassen 5-8
9
an unse-
rem Gymnasium den ersten Schritt unserer Schule auf dem Weg zu einer bewegten Schule zu
gehen, setzen somit zwar im schulischen, nicht aber im unterrichtlichen Rahmen an. Es sollen
5
Vgl. http://www.sueddeutsche.de/karriere/g-reform-danach-bist-du-platt-1.579258
6
Vgl. http://www.bewegteschule.de/redaktion/projekt/projektidee.php
7
Vgl. http://www.schulsport-nrw.de/info/01_schulsportentwicklung/bewegungsfreudigeschule/
bewegungsfreudige_schule_infos_10.html
8
Vgl. http://www.bewegteschule.de/redaktion/projekt/projektidee.php
9
Ursprünglich war mein Konzept für die Klassen 5-8 angedacht, nach einer ersten Fragebogenerhebung mit
den Schülern dieser Klassen hat sich jedoch herausgestellt, dass eine Spielgeräteausleihe in einem ersten
Schritt lediglich für die Klassen 5-7 als sinnvoller erscheint (s. 3.3 und 3.4).

5
hierbei vor allem Vorteile und Chancen beziehungsweise Möglichkeiten der Bewegen Pausen
aufgezeigt werden. Je nachdem wird die genauere Auseinandersetzung mit dem Konzeptent-
wurf oder aber auch die Auswertung einer ersten Evaluation der Bewegten Pausen aber auch
deutlich machen, an welchen Stellen solch ein Konzept an Grenzen stößt.
Die zentralen Fragen, mit der sich diese Arbeit beschäftigen und auseinandersetzen wird, sind
daher: ,,Welche Schritte müssen für das Einführen eines aktiven Pausenkonzeptes an unserer
Schule bedacht und beschritten werden?, und ,,Was können Bewegte Pausen letztendlich (auf
dem Weg zu einer Bewegten Schule) leisten?".
Um sich dem zugrunde liegenden Thema dieser Hausarbeit auch wissenschaftlich anzunähern,
wird zunächst ein kurzer Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Bezug auf
den Zusammenhang von Lernen und Bewegung sowie Bewegte Schulen und vor allem den
daraus stammenden Teilbereich Bewegten Pausen gegeben. Es geht hierbei vor allem um das
Zusammenspiel von Leistungsfähigkeit und körperlicher Aktivität bei Schülern, dem derzeit
so oft konstatierten Bewegungsmangel vieler Kinder und der Darstellung von Schulkonzep-
ten, die diese Tatsachen berücksichtigen und sich zur Aufgabe gemacht haben mehr Bewe-
gung in den Schullalltag zu integrieren. Im Anschluss daran werden die für diese Arbeit be-
sonders geforderten Lehrerfunktionen genauer erläutert, um schließlich daran anknüpfend die
Entstehung und Planung sowie die Durchführung des bei dieser Arbeit zugrunde liegenden
Konzeptes darzustellen. Um auch die Schüler an diesem Konzept partizipieren zu lassen, ist
es im Rahmen dieser Arbeit unter anderem auch zu einer Fragebogenerhebung unter den
Schülern der Klassen 5-8 gekommen, damit auch diese ihre Wünsche und Anregungen zu der
Pausenaktivität an unserer Schule äußern können. Anschließend soll dann zur Reflektion
durch eine erste Evaluation des Konzeptes überprüft werden, inwieweit die beabsichtigten
Ziele der Bewegten Pausen erreicht werden konnten und die Schüler der Klassen 5-7 in den
beiden Hofpausen tatsächlich mehr Bewegungsaktivität zeigen. Dies geschieht durch die
Auswertung und Interpretation des von mir entworfenen Schüler-Evaluationsfragebogens zu
den Bewegten Pausen und durch Gespräche mit Kollegen. Abschließend soll dann überlegt
werden, welchen Mehrwert die Bewegten Pausen für die Schüler und letztlich die gesamte
Schule gebracht haben und welche weiteren Schritte gegangen werden müssen, um einerseits
die Nachhaltigkeit dieses Konzeptes zu garantieren und andererseits dem übergeordneten Ziel,
unser Gymnasium auf den Weg zu einer Bewegten Schule zu bringen, immer näher zu kom-
men.

6
2. Theoretische Verortung
2.1 Lernen und Bewegung
Mit ihrer These ,,Wer sich bewegt, dem fällt das Denken leichter"
10
untermauert Ursula Op-
polzer
11
ihre Ansicht, wie elementar Bewegung gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung
und den Lernprozess von Kindern und Jugendlichen ist. Es ist wohl unbestritten, dass Bewe-
gung zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört und dass Bewegungsmangel schlecht
für den Körper ist. Dass sich Bewegung auch positiv auf die menschliche Denkleistung aus-
wirkt, erschließt sich, wenn man bedenkt, dass ein gut funktionierendes Gehirn unter anderem
von einer optimalen Blutzirkulation abhängig ist, und diese zum Beispiel eben dann erreicht
wird, wenn der Kreislauf in Ordnung ist
12
. Zudem stellt jeder Lehrer immer wieder fest, dass
viele Kinder nur begrenzt stillsitzen können, und gerade nach dem Wochenende oder Feierta-
gen scheint es so, dass die Schülerinnen und Schüler besonders zappelig sind und den Bewe-
gungsmangel dieser Tage (häufiger Fernsehkonsum, Computerspiele...) scheinbar ausglei-
chen müssen. Trotz dieser Erfahrungen sieht der Schullalltag an den meisten Schulen nach
wie vor jedoch so aus, dass die Unterrichtseinheiten nur selten durch Bewegungseinheiten
aufgelockert werden und ein aus Schülersicht recht passiver lehrerzentrierter Unterricht vor-
herrscht.
Die heutige Forschung untermauert den Ausspruch Konfuzius´ ,,Erzähl mir etwas, und ich
vergesse es, zeig mir etwas, und ich erinnere mich, lass es mich tun, und ich verstehe es". Seit
Jahren ist beispielsweise wissenschaftlich belegt, dass Kinder und Erwachsene am effektivs-
ten lernen, wenn möglichst viele Sinne aktiviert und angesprochen werden. Es ist bekannt,
dass wir beispielsweise durchschnittlich nur 20% von dem, was wir hören behalten, jedoch
90% von dem, was wir selber tun
13
. Bewegung erleichtert es sich anzustrengen und ermög-
licht eine differenzierte Wahrnehmung der materiellen und sozialen Umwelt. Je intensiver
Bewegung die Wahrnehmungssysteme aktiviert, desto leichter können sich diese entwickeln.
So ist des Weiteren wissenschaftlich belegt, dass bereits eine halbe Stunde gehen ausreicht,
um das Gehirn aufnahme- und denkfähiger zu machen, da das Gehirn durch die gesteigerte
Sauerstoffaufnahme verstärkt aktiviert wird. Zudem werden durch Bewegung zusätzliche Bo-
10
Oppolzer, U.: Bewegte Schüler lernen leichter- ein Bewegungskonzept für die Primarstufe, Sekundarstufe I
und II. Dortmund 2006. S. 9.
11
Realschullehrerin und Fachbuchautorin im Bereich Hirn- und Gedächtnistraining.
12
Oppolzer, U.: Bewegte Schüler lernen leichter. Dortmund 2006. S. 9.
13
Vgl. Bolay, E./ Platz, F./ Wolf, H.: Bewegung- ein Unterrichtsprinzip: Bewegungspädagogik für weiterführ-
ende Schulen, Bewegungspausen im Unterricht, Entspannung und Stille im Klassenzimmer. In: Anrich, C.
(Hrsg.): Bewegte Schule, bewegtes Lernen. Bd. 2. Leipzig 2002. S. 6.

7
tenstoffe, wie beispielsweise Endorphine oder Dopamin produziert, die zu einer Verbesserung
des Wohlbefindens oder zur Steigerung der Motivation führen können
14
. Neuere Studien zei-
gen darüber hinaus, dass körperliche Aktivität über verschiedene Faktoren auf die Hirnleis-
tungen des Menschen wirkt. So zeigen beispielsweise Untersuchungen von Hollmann und
Strüder
15
, dass bei Ergometerbelastungen von 25 beziehungsweise 100 Watt die Gehirn-
durchblutung um 14 bzw. 25% gesteigert wird. Die Wissenschaftler stellten bei dieser Unter-
suchung zudem signifikant fest, ,,dass ein Zusammenhang zwischen physischer Aktivität und
der Synthese von Neurotransmittern [im Gehirn] besteht"
16
. Dazu stimmig erscheinen auch
die Ergebnisse des CHILT-Projektes (Children´s Health Interventional Trial) aus dem Jahre
2003, wonach die körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die Konzentrationsleis-
tung von Schülerinnen und Schülern hat. So konnte beispielsweise im Zusammenhang mit
diesen Untersuchungen gezeigt werden, dass Kinder bei einem quantitativen Leistungstest
weit überdurchschnittlich abschnitten, die auch im Körperkoordinationstest gute Ergebnisse
erzielten
17
. Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass die aktuelle Forschung
sich einig darüber ist, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen konzentrativer und ko-
ordinativer Leistungsfähigkeit besteht.
Ebenso ist bekannt, dass Bewegungsmangel sehr leicht zu Haltungsschäden führen und zu-
dem auch negative Auswirkungen auf die physische und eben auch psychische Gesundheit
eines Menschen haben kann. Daran anknüpfend lassen aktuelle Untersuchungen einen aufhor-
chen, wonach immer häufiger auch bereits bei Kindern Altersdiabetes oder Depressionen auf-
treten. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung aus dem Jahre 2011 zeigten beispielswei-
se mehr als die Hälfte der Schulkinder in den Klassen 1-7 Haltungsschäden, bei 40% der Kin-
der wurden Konzentrationsprobleme attestiert und etwa 20% sind demnach übergewichtig
18
.
Diese Zahlen können und müssen sicherlich als ein alarmierendes Signal gewertet werden,
vor dem gerade auch die Schulen, deren obersten Ziel eine positive Entwicklung der Schüler
und Schülerinnen sein sollte, die Augen nicht länger verschließen können. Auch dann nicht,
wenn selbstredend ist, dass die Schule allein keine Trendwende herbeiführen kann.
14
Vgl. Beigel, D.: Beweg dich, Schule. Dortmund 2005. S. 29.
15
Hollmann, W./ Strüder, H./ Tagarakis, C.: Körperliche Aktivität fördert Gehirngesundheit und ­leistungsfähig-
keit. In: Nervenheilkunde. 9 (2003). S. 473.
16
Vgl. http://www.rehoruli.de/resources/Lernen_braucht_Bewegung.pdf
17
Vgl. Ebd.
18
Vgl. Bolay, E. u. a.: Bewegung- ein Unterrichtsprinzip. In: Anrich, C. (Hrsg.): Bewegte Schule, bewegtes
Lernen. Bd. 2. Leipzig 2002. S. 7.

8
2.2 Die Bewegte Schule
Die Anfänge der Bewegten Schule in Deutschland sind auf die frühen 1990er-Jahre zu datie-
ren, wobei das ursprüngliche Konzept der Bewegten Schule auf den Schweizer Urs Illi zu-
rückgeht
19
, dessen Ziel es war mehr Bewegung in die traditionelle ,,Sitzschule" zu bringen.
Kritisiert hat Illi vor allem die gesundheitlichen Belastungen für Kinder und Jugendliche im
Lebensraum Schule, beispielsweise durch statische Lehr-/Lernformen ohne Handlungsbezug,
starres Schulmobiliar, zu kurze Pausen, zu große Stofffülle und demgegenüber einen zu gro-
ßen Bewegungsmangel. Somit ging es am Anfang bei den ersten Konzepten zur Bewegten
Schule darum, ,,kompensatorisch gesundheitliche Belastung auszugleichen"
20
Wesentlich bei den der Bewegten Schule zugrunde liegenden Konzepten ist ein ganzheitlicher
Gedanke, wonach sich die angestrebten Veränderungen- gerade im Hinblick auf mehr Bewe-
gung- eben nicht nur auf einen Bereich (z. B. den Sportunterricht) beziehen sollen, sondern
auf die gesamte Schulstruktur. Diese Schulform versteht sich somit als ,,einen Lern- und Le-
bensraum für Kinder, in dem das Lernen mit allen Sinnen groß geschrieben wird [und] in dem
die Bewegung in das gesamte Schulleben integriert wird"
21
. Die Betonung der Ganzheitlich-
keit der Konzepte zur Bewegten Schule, also neben den kognitiv-intellektuellen Aspekten
auch die Berücksichtigung von körperlichen und affektiv-emotionalen Aspekten, ist jedoch
nicht gänzlich neu, sondern knüpft an reformpädagogische Konzepte an und erinnert sehr
stark an Pestalozzis Ausspruch ,,Lernen mit Kopf, Herz und Hand"
22
. Doch obwohl es bereits
durch die Reformpädagogik in vielen Schulen ,,einen radikaler Wechsel im Verständnis von
Schule und Unterricht gegeben hat"
23
, haben sich diese Konzepte bis heute nicht flächende-
ckend durchsetzen können. Anfänglich in erster Linie für den Primarbereich entwickelt, wird
jedoch verstärkt seit den letzten 20 Jahren (teilweise sehr erfolgreich) versucht, Elemente der
Bewegten Schule auch im Sekundarbereich zu etablieren.
Basierend auf der Vorstellung von Bewegung als anthropologisches Grundbedürfnis des
Menschen kann eine Bewegungserziehung nur als umfassende Aufgabe der Schulentwicklung
verstanden werden, die alle Fächer und ebenso den außerschulischen Bereich mit einbezieht
24
.
Die Idee der Bewegten Schule versteht sich wie bereits erwähnt als ein ganzheitliches Kon-
19
Vgl. Laging, R.: Warum macht ,,Bewegte Schule" Sinn? - Vortrag zur bundesweiten Tagung ,,Was bewegt die
Bewegte Schule?" Hannover: 2006. S. 1.
20
Vgl. Laging, R.: Warum macht ,,Bewegte Schule" Sinn? Hannover: 2006. S. 3.
21
Zimmer, R.: Toben macht schlau. Freiburg 2004. S. 63-65.
22
Vgl. Edelmann, W.: Lernpsychologie. Weinheim 2000. S. 153.
23
Laging, R.: Warum macht ,,Bewegte Schule" Sinn? Hannover: 2006. S. 2.
24
Vgl. Müller, C./ Petzold, R.: Bewegte Schule. Aspekte einer Didaktik der Bewegungserziehung in den Klassen
5- 10/12. Tübingen 2006. S. 24.

9
zept, das Bewegung als einen grundlegenden Beitrag zur Förderung der kindlichen Entwick-
lung ansieht und lehnt sich somit unter anderem an interaktionistische Entwicklungstheorien
des Schweizer Entwicklungspsychologen Piaget an. Somit besteht das Fundament der meisten
Konzepte zur Bewegten Schule aus vornehmlich zwei schulpädagogisch bedeutenden Elemen-
ten, nämlich dem engen Zusammenhang zwischen ,,Bewegung und Entwicklung" sowie
,,Bewegung und Lernen" der Schüler. Da sich Kinder die Bedeutung ihres Lebensraumes zum
großen Teil über Bewegung erschließen, brauchen sie demzufolge auch in der Schule ausrei-
chend Gelegenheiten dazu. Die Möglichkeiten hierzu bieten sich angefangen in der Klassen-
raumnutzung als Bewegungsraum, in themenbezogenen Bewegungsangeboten im Unterricht
oder eben auch in den Pausen oder darüber hinausgehenden außerunterrichtlichen Angebo-
ten
25
. Die graphischen Darstellungen von Illi beziehungsweise Klupsch-Sahlmann (s. Anhang
A) geben hierzu einen guten Überblick über die verschiedenen Bausteine des Gesamtkonzep-
tes der Bewegten Schule. Hierbei wird dann erneut deutlich, dass auch ein aktives Pausenkon-
zept wie die Bewegten Pausen einen wichtigen Teilbereich des Gesamtkonzeptes Bewegte
Schule ausmachen.
Die verschiedenen Konzepte zur Bewegten Pause streben alle nach dem gleichen Ziel. Es geht
hierbei darum, die meist tristen Schulhöfe in eine anregende Lernumgebung mit einem positi-
ven Appell-Charakter umzuwandeln, auch größere Geräte auf dem Schulgelände und den
Schulhöfen zu installieren, an denen Kinder leicht und mit Freude spielen können (z. B.
Tischtennisplatten, Klettergerüste usw.), Spiel- und Bewegungsmaterial zur Verfügung zu
stellen oder eben auch (Natur-)Freiräume zu schaffen, in denen die Schüler und Schülerinnen
sich ungestört bewegen, bauen und spielen können
26
. Die eingeräumten Bewegungschancen
sind hierbei als ein Angebot an die Schüler und Schülerinnen zu verstehen, welche von den
Lehrern zu betreuen, nicht jedoch alleinig zu leiten sind. Bei ausgewiesenen Sporträumen
sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass diese von verschiedenen Interessengruppen
genutzt werden können und beispielsweise ,,nicht ausschließlich von fußballspielenden Jun-
gen besetzt werden
27
. Der Schulhof ist hierbei auch als ein Ort des sozialen Lernens zu ver-
stehen, weil das gemeinsame Spiel und die Bewegung hierfür vielfältige Möglichkeiten bie-
ten. Da vielleicht aber auch Probleme im sozialen Miteinander entstehen können, müssen die-
se im Rahmen von Unterrichts- oder persönlichen Gesprächen aufgegriffen werden. Neben
25
Vgl. Laging, R.: Warum macht ,,Bewegte Schule" Sinn? Hannover: 2006. S. 5.
26
Vgl. Klupsch-Sahlmann, R.: Bewegte Schule. In: Sportpädagogik 19. 1995, S. 17.
27
Frohn, J./ Gebken, U.: Bewegte Schule in der Sekundarstufe I. In: Hildebrandt-Stramann, R. (Hrsg.): Bewegte
Schule- Schule bewegt gestalten. 2007. S. 125.

10
der Einrichtung zahlreicher Bewegungsanlässe erscheint es auch sinnvoll klar strukturierte
und funktional ausgewiesene Flächen auf dem Schulhof einzurichten
28
, um den Schülerinnen
und Schülern das Spielen verschiedenster Spiele nebeneinander möglichst einfach und rei-
bungslos zu ermöglichen.
2.3 Lehrerfunktionen
Im Kontext dieser Arbeit und der dabei zugrunde liegenden Thematik werden verschiedenste
Lehrerfunktionen tangiert oder sind relevant hierfür. Vor allem aber drei Lehrerfunktionen
sind hierbei von besonderer Bedeutung für die Auseinandersetzung mit dem vorliegenden
Thema und werden daher im Folgenden etwas genauer betrachtet und ausgeführt.
2.3.1 Evaluieren, Innovieren und Kooperieren
Um das nachfolgend genau erläuterte Konzept (s. 3. und 4.) realisieren zu können, ist eine
gute Kooperation mit Schülern, Kollegen und der Schulleitung unabdingbar. Ohne die Zu-
stimmung und Unterstützung der Schulleitung scheint es nahezu unmöglich solch ein Konzept
zu verwirklichen, denn möchte man sich beispielsweise (erst einmal) nicht in die Abhängig-
keit von schulexternen Sponsoren begeben, ist man unter anderem auf die finanzielle Unter-
stützung von Schulseite (z. B. des Fördervereins) angewiesen. Neben der Finanzierung ist vor
allem aber der nachhaltige Erfolg und Fortbestand eines solchen Vorhabens von der guten
Kooperation mit der Schulleitung und den Kollegen abhängig. Erst wenn alle Beteiligten hin-
ter solch einem Konzept stehen und es als festen Bestandteil des Schulalltags ansehen, kann
dieses sukzessive verbessert und ausgebaut werden und somit für Schüler und Lehrer von
nachhaltiger Bedeutung sein und seine damit angestrebten Potentiale (s. 2) entfalten.
Die Schüler, die während der Pausen aktiv bei der Spielgeräteausleihe beteiligt sind, lernen
zudem auch mit Schülern anderer Klassen und Klassenstufen zusammenzuarbeiten und er-
kennen während ihrer Arbeit, wie wichtig eine gute Kooperation innerhalb des Ausleih-
Teams für den reibungslosen Ablauf einer solchen Ausleihe und den Erfolg dieses gesamten
Vorhabens ist.
Wie bereits erwähnt sollte es gerade an einer Jungenschule ausreichend Gelegenheiten geben,
damit die (jüngeren) Schüler ihren zumeist recht hohen Bewegungsdrang sinnvoll ausleben
können. In Bezug auf die bisherigen Möglichkeiten der aktiven Pausengestaltung an unserer
Schule muss dieser Bereich jedoch leider als ein Desiderat angesehen werden, da den Schü-
28
Laging, R.: Warum macht ,,Bewegte Schule" Sinn? Hannover: 2006. S. 9.

11
lern neben einer Wiese und den recht kahlen Schulhöfen wenige Anreize zur sportlichen Betä-
tigung in den Pausen gegeben werden. Somit stellt dieses Konzept der Bewegten Pausen ein
innovatives Moment dar, weil es auf den aktuellen Bedarf der Schule reagiert und in einem
ersten Schritt versucht die Wünsche zur Pausengestaltung der Schüler und Lehrer zu verbin-
den und umzusetzen.
Um das Konzept der Bewegten Pausen für die Klassen 5-7 nach einer ersten Testphase über-
prüfen zu können, habe ich nach etwa drei Monaten eine erste Evaluation mithilfe einer Fra-
gebogenerhebung bei den beteiligten Schülern durchgeführt. Dabei konnten die Schüler sich
unter anderem dazu äußern, inwiefern sie das Angebot der Bewegten Pausen nutzen, welche
Spielgeräte hierbei besonders beliebt sind und welche Verbesserungsvorschläge und Anre-
gungen sie gegebenenfalls dazu haben. Somit können die Ergebnisse einer solch internen
Evaluation dabei helfen, das vorliegende Konzept noch besser auf die Wünsche der Schüler
abzustimmen und kleinere Fehler frühzeitig auszubessern, um so möglichst alle Potentiale des
Konzeptes auszuschöpfen und einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.
2.3.2 Erziehen
Zum Selbstverständnis von Schule und Unterricht gehört neben der Vermittlung und Aneig-
nung von Kenntnissen und Fähigkeiten zugleich auch die Lehrerfunktion des Erziehens. Hier-
bei geht es vor allem darum, die ,,Entwicklung einer mündigen und sozial verantwortlichen
Persönlichkeit [zu] fördern"
29
. Auch bei dem Konzept zu den Bewegten Pausen an unserem
Gymnasium nimmt das Erziehen zum eigenständigen, selbstbestimmten und vor allem ver-
antwortungsbewussten Handeln einen hohen Stellenwert ein. Zur Verantwortungsübernahme
gehört beispielsweise auch, dass die Schüler lernen die Ausleihe der Spielgeräte selbstständig
in den Pausen durchzuführen, wobei ein gemeinschaftliches und demokratisches Handeln in
Teams im Vordergrund steht. Das Ausleih-Team der Bewegten Pausen hat beispielsweise
gemeinschaftlich einen Regelkatalog für die Ausleihe der Spielgeräte zusammengestellt,
wodurch die demokratische und soziale Einstellung, Verhaltensweisen und Werthaltungen der
Schüler gefördert werden. Wenn es um die Einhaltung von bestimmten Regeln oder Werthal-
tungen (z. B. Pünktlichkeit und Verlässlichkeit) geht, bin auch ich als Lehrkraft bemüht durch
das eigene Verhalten vorbildhaft zu wirken. Da es in regelmäßigen Abständen Feedbackrun-
den des Ausleih-Teams mit mir gibt, erhalten die Schüler somit auch die Gelegenheit ihre
Meinung frei vor der Gruppe zu äußern und so auch durch konstruktive Kritik an einer steti-
gen Verbesserung des Konzeptes mitzuarbeiten. Somit sind das Einüben einer demokrati-
29
http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/Lehrerausbildung/Rahmenvorgabe_OVP.pdf

12
schen Haltung, das Erkennen einer Sinnhaftigkeit von gemeinsam festgelegten ,,Spielregeln"
und auch die Förderung von Teamfähigkeit wichtige Aspekte des Kompetenzbereiches Erzie-
hen, der auch bei diesem Konzept von großer Relevanz ist.
3. Planung des Konzeptes
3.1 Schulinterner Bedarf eines solchen Konzeptes
Das VPK in Rheinbach ist eine der letzten vier Jungengymnasien in Deutschland, wobei es
eine Kooperation in der Oberstufe mit dem benachbarten Gymnasium gibt. Bereits im norma-
len Schulalltag unserer Schule wird sehr schnell deutlich, welch hohen Bewegungsdrang die
meisten Jungen (vor allem in den unteren Klassen 5-8) zeigen. Für viele Jungen ist die Pause
und damit die Möglichkeit zur Bewegung, zu kleineren Wettkämpfen und dem sportlichen
Messen mit anderen Jungen ein besonderes Highlight ihres Schulalltages. Gerade bei Schü-
lern der Klassen 5 und 6 ist spätestens gegen Ende der vierten Schulstunde deutlich bemerk-
bar, dass viele Jungen Bewegung brauchen, um den Kopf vom Unterrichtsgeschehen freizu-
bekommen und somit auch wieder aufnahmefähig für weitere Unterrichtsinhalte zu werden.
Darüber hinaus kann gerade an einer Jungeschule oftmals in den Pausen beobachtet werden,
wie es zu kleineren handfesten Auseinandersetzungen zwischen den Jungen kommen kann.
Auch hier könnte der Anreiz zu noch mehr sportlicher Betätigung beziehungsweise sinnvol-
ler, aktiver Bewegung und der dabei entstehende Spaß am gemeinsamen Spiel eventuell ein
wenig Abhilfe schaffen.
Seit Beginn meines Referendariats ist mir jedoch aufgefallen, dass unsere Schule zwar dank
seiner Internatsvergangenheit über ein recht großes Schulgelände mit zwei Wiesen und meh-
reren Schulhöfen verfügt, diese jedoch oftmals zu wenig Anreiz für sportliche Betätigungen
bieten und auch von ästhetischer Seite her betrachtet Anlass für kreative und künstlerische
Verschönerungen bieten. Diese Tatsache ist dann auch in einer Lehrerkonferenz zur Sprache
gebracht worden und es hat sich ein Lehrer-Team gebildet, welches Ideen zur Verbesserung
der Pausengestaltung an unserem Gymnasium überdenken wollte. Aufgrund der Tatsache,
dass der ganz alltägliche Schulalltag neben dem normalen Unterricht und seiner Vorbereitung
jedoch von allen Lehrern auch sonst viel verlangt, konnte dieses ,,Pausengremium" bisher
noch nicht wirklich aktiv werden. Da ich jedoch von Anfang an von einem Mehrwert für un-
sere Schule und ganz konkret für unsere Schüler durch das Implementieren eines aktiveren
Pausenangebots für die Schüler der Klassen 5-8 überzeugt gewesen bin, habe ich den Bedarf
an einer Überarbeitung der Pausengestaltung ernst genommen und mir diesen ersten Schritt

13
auf dem Weg unserer Schule zu einer Bewegten Schule als Grundlage für diese Hausarbeit zu
eigen gemacht.
3.2 Erste Schritte
Bei einer ersten ,,Bestandsaufnahme" habe ich durch Erkundungen vor Ort und durch viele
Gespräche mit Schülern, Kollegen und der Schulleitung eruiert, wie der derzeitige Ist-Stand in
Sachen Gestaltung der Pausenhöfe, Spielmöglichkeiten, Nutzung verschiedener Räumlichkei-
ten (Schulhöfe, Wiesen, Sportplatz, gesonderte Räume usw.) und das Vorhandensein von
Spielgeräten derzeit aussieht. Hierbei ist unter anderem herausgekommen, dass die Schule
über zwei Schulhöfe und zwei Wiesen- von denen aber nur eine für die Schüler tatsächlich
geöffnet ist- verfügt. Der größte Schulhof ist mit einem Basketballständer mit drei Körben
und zwei Tischtennisplatten ausgestattet; auf dem zweiten, etwas kleineren Schulhof befinden
sich zusätzlich zwei weitere Tischtennisplatten. Auffällig war jedoch, dass mir aus Gesprä-
chen mit mehreren Schülern bekannt war, dass viele Jungen in ihrer Freizeit aktiv Tischtennis
und/oder Basketball spielen, die Basketballkörbe und Tischtennisplatten in den Pausen jedoch
nur sehr unregelmäßig und vereinzelt genutzt werden. Auch dem Fußballspielen, einer Dis-
ziplin, in der nach wie vor viele unserer Schüler in diversen Schulmannschaft aktiv sind und
dort auch etliche Erfolge verzeichnen, gingen wider Erwarten recht wenige Schüler in den
Pausen nach. Auf die direkte Nachfrage bei einzelnen Schülern, warum dies so sei, beklagten
viele Schüler, dass es sehr umständlich wäre, neben der alltäglichen Schlepperei an Büchern
und Heften für den Unterricht auch noch Spielgeräte wie etwa Basket- und Fußbälle oder
Tischtennisschläger den ganzen Tag mit sich zu tragen. Zudem fiel mir erneut deutlich ins
Auge, wie kahl und grau doch das Schulgelände unserer Schule- abgesehen von ein paar krea-
tiven Wandbemalungen verschiedener ehemaliger Abiturjahrgänge- wirkt. Ebenso ist zu kon-
statieren, dass unsere Schulhöfe meiner Meinung nach im Vergleich zu anderen Schulen über
recht wenig Sitzmöglichkeiten oder Ruhezonen (Tische, Bänke, besondere Räumlichkeiten)
verfügen.
Bei allen Überlegungen und Planungen zur Umgestaltung des Pausenkonzeptes an unserem
Gymnasium ist immer wieder deutlich geworden, dass solch ein Konzept nur Erfolg verspre-
chend sein kann, wenn ein reger Austausch zwischen allen Beteiligten, also Schülern, Leh-
rern, der Schulleitung und dem weiteren Schulpersonal (z. B. Hausmeister, Sekretariat) be-
steht. Da nur die Schülermeinungen in einer Fragebogenerhebung (s. 3.3) eruiert worden sind,
habe ich mit den anderen Beteiligten ausgiebige und regelmäßige Gespräche geführt. Nahezu
alle Kollegen (inkl. der Schulleitung) unserer Schule standen einer Neugestaltung des derzei-

14
tigen Pausenkonzeptes an unserem Gymnasium von Anfang an positiv gegenüber und sicher-
ten ihre Unterstützung zu.
Um einen guten Überblick und Anregungen zu den verschiedenen Möglichkeiten einer akti-
ven Pausengestaltung zu erhalten, habe ich auch frühzeitig Kontakt zu anderen Gymnasien in
der näheren Umgebung aufgenommen, die- wie ich durch meine Internetrecherchen zu die-
sem Thema festgestellt habe- bereits seit längerem ein aktives Pausenkonzept an ihren Schu-
len erproben. Vor allem an zwei Gymnasien in Köln und Leverkusen
30
habe ich mehrfach die
Gelegenheit erhalten mich vor Ort umzuschauen, mir das Pausengeschehen einmal live anzu-
sehen und mir bei den verantwortlichen Lehrern gute Tipps für die Implementierung eines
solchen Konzeptes an unsere Schule in Rheinbach zu holen, auch Unsicherheiten zu klären
und mir offene Fragen beantworten zu lassen.
3.3 Durchführung einer Fragebogenerhebung
Aufgrund meiner bereits erwähnten eigenen Beobachtungen und diverser Gespräche mit
Schülern und Kollegen zur Pausenaktivität an unserem Gymnasium und mit anderen Schulen
zu deren Erfahrungen mit aktiven Pausenkonzepten ist es dann zu der Erstellung des Schüler-
fragebogens (s. Anhang B)
gekommen. Hierbei ging es darum festzustellen, wie die derzeitige
Pausengestaltung unserer Schüler der Klassen 5-8 aussieht und welche Veränderungen sich
die Schüler diesbezüglich wünschen würden. Hierfür sind jeweils drei Klassen der Stufen 5-8,
insgesamt 325
Schüler, befragt worden. Um sicherzustellen, dass die Fragebögen gewissen-
haft ausgefüllt werden, ist im Vorfeld mit den Klassenlehrern der betroffenen Klassen verein-
bart worden, dass den Schüler ausreichend Zeit zum Überdenken und Ausfüllen der Fragebö-
gen gegeben wird. Bei weiteren Fragen oder Unklarheiten konnten die Schüler sich zudem
jederzeit an mich wenden.
Bei dem Umfang des Fragebogens von zwei Din-A4-Seiten ist berücksichtigt worden, dass zu
lange Fragebögen gerade bei jüngeren Schülern oftmals nicht intensiv genug ausgefüllt wer-
den und die erzeugte Informationsflut zu Schwierigkeiten beim Ausfüllen und Auswerten
führen kann. Ebenso ist auch bei der Formulierung der Fragen auf eine möglichst präzise Fra-
gestellung, die für Schüler der Klassen 5-8 gut verständlich sein müsste, geachtet worden. Um
den Schülern Anregungen zu geben, welche Aktivitäten in den Schulhofpausen möglich wä-
ren, den Schülern aber dennoch die Möglichkeit zu bieten eigene individuelle Wünsche zu
äußern, ohne sie dabei in eine bestimmte Richtung zu lenken, gibt es in diesem Fragebogen
30
Vor allem zu erwähnen sind hierbei das Schillergymnasium in Köln (Marlene Dickler) und das Lise-Meitner-
Gymnasium in Leverkusen (Marcelo Jansen), wo ich sehr freundlich empfangen und beraten worden bin.

Details

Seiten
Jahr
2012
ISBN (PDF)
9783956364761
ISBN (Paperback)
9783956368202
Dateigröße
9.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bonn
Erscheinungsdatum
2015 (Mai)
Note
2,0
Schlagworte
bewegte pausen klassen entwicklung konzeptes phase gymnasiums schule
Zurück

Titel: Bewegte Pausen für die Klassen 5-7 –  die Entwicklung eines Konzeptes als erste Phase auf dem Weg unseres Gymnasiums zu einer bewegten Schule
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
70 Seiten
Cookie-Einstellungen