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Umgang mit verbaler Gewalt an Schulen

Eine strukturierte Übersicht über Maßnahmen zur Prävention und Intervention

©2015 Bachelorarbeit 35 Seiten

Zusammenfassung

Kommunikation ist eines der wichtigsten Elemente jeder Gesellschaft und es sorgt für eine Ordnung innerhalb der Strukturen. „Unsere Fähigkeit, erfolgreich mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren, ist ein elementarer Bestandteil des Menschseins.“ Dabei ist unbedingt erforderlich, dass man Kommunikation so gestaltet, dass sie verstanden und akzeptiert wird. „Wirksam mit anderen Menschen interagieren zu können, ist in allen Bereichen des Lebens, so auch in der Schule, von entscheidender Bedeutung.“ Mittlerweile hat sich gezeigt, dass verbale Gewalt zu einem ernstzunehmenden Problem geworden ist, und besonders unter den Kindern und Jugendlichen wird sie fast tagtäglich genutzt. Dieses Problem ist jedoch nicht nur im Alltag erkennbar, sondern besonders an den Schulen ist es ein Thema geworden, dem sich alle Beteiligten stellen müssen, denn die Auswirkungen dieser verbalen Gewalt nimmt Ausmaße an, die immer weniger unter Kontrolle der Verantwortlichen erscheint. Eine der Formen dieser Gewalten ist hierbei das sogenannte 'Mobbing', bei dem einer Person dermaßen heftig verbal zugesetzt wird, dass sich psychische Störungen beim Opfer ergeben können. Depressionen, Psychosen und im extremsten Fall Suizid sind Folgen solcher heftigen Attacken auf eine Person. Aber auch gewalttätige Gegenreaktionen, wie im extremsten Fall Amokläufe können Reaktionen auf verbale Gewalt in dieser Form sein. Das Opfer weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als in einer gewalttätigen Aktion sich Luft zu verschaffen und somit den Konflikt in einem tragischen Ende münden lässt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mutluel, Talha: Umgang mit verbaler Gewalt an Schulen:
Eine strukturierte Übersicht über Maßnahmen zur Prävention und Intervention,
Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-454-9
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Universität Siegen, Siegen, Bachelorarbeit, 2015
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Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
...2
1.1Problemstellung...2
1.2Zielsetzung...4
2.DefinitionenalstheoretischeGrundlagen
...5
2.1Kommunikation...6
2.2Gewalt...7
2.3VerbaleGewalt...9
2.4PräventionundIntervention...11
3.VerbaleGewaltinderSchule
...11
3.1KommunikationalszentralesSpannungsfeldinderSchule...12
3.2.FormenderverbalenGewalt...15
3.2.1.Härtegradunterscheidung...15
3.2.1.1 Der vermutete Angriff ... 15
3.2.1.2 Storendes Verbalverhalten/Disziplinlosigkeit ... 17
3.2.1.3 Angriffe auf Grund von Normverletzungen ... 18
3.2.1.4 Drohen und Herausfordern ... 18
3.2.1.5 Streiten ... 19
3.2.1.6 Schimpfen und Beschimpfen/Beleidigen ... 19
3.2.1.7 Lacherlich machen ... 20
3.2.1.8 Anprangernde Angriffe ... 21
3.2.1.9 Mobbing ... 22
3.3StrukturierterÜberblicküberverbaleGewaltunddiegeeignetenInstrumentezur
InterventionundPrävention...23
4.Zusammenfassung...30
5.Literaturverzeichnis...32

2
1. Einleitung
Kommunikation ist eines der wichtigsten Elemente jeder Gesellschaft und es sorgt für eine
Ordnung innerhalb der Strukturen.
1
,,Unsere Fähigkeit, erfolgreich mit unseren Mitmenschen
zu kommunizieren, ist ein elementarer Bestandteil des Menschseins."
2
Dabei ist unbedingt
erforderlich, dass man Kommunikation so gestaltet, dass sie verstanden und akzeptiert wird.
,,Wirksam mit anderen Menschen interagieren zu können, ist in allen Bereichen des Lebens,
so auch in der Schule, von entscheidender Bedeutung."
3
Mittlerweile hat sich gezeigt, dass
verbale Gewalt zu einem ernstzunehmenden Problem geworden ist, und besonders unter den
Kindern und Jugendlichen wird sie fast tagtäglich genutzt. Dieses Problem ist jedoch nicht nur
im Alltag erkennbar, sondern besonders an den Schulen ist es ein Thema geworden, dem sich
alle Beteiligten stellen müssen, denn die Auswirkungen dieser verbalen Gewalt nimmt
Ausmaße an, die immer weniger unter Kontrolle der Verantwortlichen erscheint.
4
Eine der
Formen dieser Gewalten ist hierbei das sogenannte 'Mobbing', bei dem einer Person dermaßen
heftig verbal zugesetzt wird, dass sich psychische Störungen beim Opfer ergeben können.
Depressionen, Psychosen und im extremsten Fall Suizid sind Folgen solcher heftigen Attacken
auf eine Person. Aber auch gewalttätige Gegenreaktionen, wie im extremsten Fall Amokläufe
können Reaktionen auf verbale Gewalt in dieser Form sein. Das Opfer weiß sich nicht mehr
anders zu helfen, als in einer gewalttätigen Aktion sich Luft zu verschaffen und somit den
Konflikt in einem tragischen Ende münden lässt.
1.1 Problemstellung
Da sich verbale Gewalt immer mehr ausbreitet und eine Eindämmung sich nur schwer
abzuzeichnen scheint
5
, will sich diese Arbeit mit dem Thema der verbalen Gewalt an Schulen
auseinandersetzen und Möglichkeiten der Prävention und Intervention vorstellen, die sich in
der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Thematik bisher ergeben haben.
Verbale Gewalt findet in unserem Alltag ständig statt.
6
Sie wird des Öfteren in
wissenschaftlichen Darstellungen auch allgemein als 'psychische Gewalt' definiert und gilt als
eine der Gewaltformen, die am meisten verbreitet ist. Darunter zählen auch die nonverbalen
1 Vgl. Knopf, 1996, S. 126
2 Hargie, 2011, S. 10
3 Knopf, 1996, S. 32
4 Vgl. Knopf, 1996, S. 32
5 Vgl. Struck, 2007, S. 71
6 Vgl. Jäger/Fluck, 2013, S. 227

3
Formen, die sich in Gestik und Mimik äußern.
7
In der zugänglichen Literatur zu diesem
Thema, wird das Thema Gewalt und Kommunikation, oder anders ausgedrückt, die verbale
Gewalt zwar angesprochen und taucht immer wieder als Begriff auf, sie bietet aber kaum
systematische Ansätze, wie man ihr mit Mitteln der Intervention und/oder Prävention
begegnen kann. Hinzu kommt, dass sie meistens in den Darstellungen in ihrer Komplexität
ignoriert wird und nur in einem zusammenfassenden Betrachtungswinkel erarbeitet wird, der
für die zahlreichen Formen der verbalen Gewalt unzureichend erscheint.
8
Es erschwerte auch
die Erstellung einer strukturierten Übersicht über die intervenierenden und präventiven
Methoden, die zur Verfügung stehen, um verbaler Gewalt zu begegnen.
Ein Ort, an dem solche Attacken häufig auftauchen, sind die Schulen, da hier in einer großen
Zahl Gleichaltrige aufeinandertreffen, die sich im Alltag wohl eher aus dem Weg gehen
würden. Nach Braun/Braselmann haben mehr als 50% aller Schüler nach statistischen
Erhebungen schon verbale Gewalt erlebt oder zumindest beobachtet.
9
Da aber nun mal der
Zwang besteht eine Schule zu besuchen, treffen gerade hier verschiedene Typen von Schülern
und Menschen aufeinander, die versuchen müssen miteinander klarzukommen. Da Gruppen
aber auch eine eigene Dynamik besitzen, ergeben sich oftmals bei solch heterogen
Konstellationen Konfliktpotentiale, die zu erheblichen Folgen führen können. Beteiligt an den
Konfliktfeldern sind am meisten die Schüler untereinander, jedoch treten auch Lehrer-
Schüler-Konflikte auf, die ebenso in ihrer Brisanz zu fatalen Folgen führen können.
10
Hinzu
kommen noch Eltern, die für ihre Kinder eintreten und sich somit in das Konfliktfeld Lehrer-
Eltern begeben. Es ist also ersichtlich, dass sich an den Schulen besondere Situationen
ergeben, die häufig auch Konflikte in sich tragen können. Da trotz eventuellem jahrelangen
Zusammensein sich immer noch eine starke Trennung zu einer Privatsituation ergibt, werden
entstehende Konflikte auch vehementer ausgetragen.
11
Hier herrscht somit auch ein dringender Bedarf an gezielten Möglichkeiten, solchen
Konflikten zu begegnen. Sie müssen sowohl präventiv wirken als auch intervenierend sein,
um aktuellen Situationen Schärfe zu nehmen, ohne dabei ein neues Fass aufzumachen.
12
Hurrelmann und Bründel sind der Meinung, dass die Schule ein besonders geeigneter Ort für
eine gezielte Gewaltprävention ist.
13
,,Die Vorbeugung gegen inakzeptable Gewaltformen der Schülerinnen und Schüler beginnt
bei der Intensivierung der individuellen Förderung der Leistungen der Schülerinnen und
7 Vgl. Braun/Braselmann, 2013, S. 14
8 Vgl. Schmitz, 2009; in: Döring, 2009, S. 3
9 Vgl. Braun/Braselmann, 2013, S. 15
10 Vgl. Struck, 2007, S. 62
11 Vgl. Struck, 2007, S. 59 ­ 60
12 Vgl. Knopf, 1996, S. 35
13 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 133

4
Schüler und der Entwicklung von klaren Umgangsformen innerhalb einer von Lehrkräften
und Schülerschaft miteinander abgestimmten Schulkultur. Dazu gehören auch gezielte
Strategien des Aufbaus von emotionalen und sozialen Kompetenzen sowohl von Lehrern als
auch von Schülern in den Schulen."
14
Wie wichtig dies auch für die Lehrer ist, zeigt sich in der Art und Weise, wie Lehrer an ihren
Beruf herangehen und mit dem alltäglichen Stress umgehen. Durch eine öfters erkennbare
Unfähigkeit mit den Situationen von Gewalt in jedweder Form gezielt umzugehen, führt zu
einer Gegengewalt der Lehrer gegen die Schüler.
15
,,Es entsteht ein Teufelskreis von Überforderung und inadäquaten Erziehungsstilen der
Lehrerschaft und problematischen Verhaltensweisen der Schülerschaft, aus dem viele
Lehrerinnen und Lehrer durch vorzeitiges Quittieren des Schuldienstes aussteigen."
16
Dies ist aber nicht allein den Schülern geschuldet, sondern auch ein Problem im Umgang im
Kollegium, wo sich verbale Gewalt ebenso zeigt und in seinen Folgen als eine zusätzliche
Belastung herausstellt.
17
Somit ist ersichtlich, wie wichtig ein Vorgehen gegen verbale Gewalt in den Schulen ist, da
sich das Phänomen nicht alleine auf die Schüler erstreckt, sondern ein Problem der gesamten
Institution darstellt. Horn und Knopf haben dazu schon sehr früh erkannt, dass Gewalt auch
mit dem persönlichen Umgangston zu tun hat und hier eine Wechselwirkung zwischen den
beiden Punkten bestehen. Ist der Umgangston freundlicher und gibt es eine höhere
Wertschätzung untereinander, treten Gewaltakte jedweder Form in geringerer Zahl auf.
18
Folglich muss an der verbalen Gewalt in der Schule gearbeitet werden, damit ein Schulklima
aufgebaut werden kann, dass Schule zu einem friedlicheren Ort macht und Auswirkungen
auch auf den außerschulischen Alltag zeigt.
1.2 Zielsetzung
Diese Arbeit möchte sich den Methoden gegen verbale Gewalt an der Schule widmen, die in
der Theorie entwickelt wurden und entweder als Prävention gedacht sind oder als
intervenierende Methoden angewendet werden können. Grundlage sind dabei wissenschaftlich
anerkannte Methoden, die in der gängigen Literatur vorgestellt werden. Dabei soll darauf
geachtet werden die Methoden in ihren Wirkungsgraden zu berücksichtigen und einen
Überblick zu bieten, welche Methode in welchen Wirkungsgrad fällt. Dies richtet sich auch
14 Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 8 ­ 9
15 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 82 ­ 83
16 Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 83
17 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 83
18 Vgl. Horn/Knopf, 1996, S. 24 ­ 25

5
nach den Wirkungsgraden der verwendeten verbalen Gewalt, die von den Beteiligten
angewendet wird. Denn nicht jede verbale Gewalt fällt unter die gleiche Kategorie und kann
folglich auch nicht mit einheitlichen Methoden bearbeitet werden. Ziel soll eine strukturierte
Überblicksdarstellung verschiedener in der Theorie entwickelter Methoden sein, die für einen
bestimmten Fall der verbalen Gewalt anwendbar erscheint. Eine weitere Trennung ist die
Prävention von der Intervention, da sich die beiden Arten erheblich in ihrer Ausformung von
Methodenansätzen unterscheiden.
Dadurch ergibt sich eine strukturierte Übersicht über Möglichkeiten in verschiedenen
Situationen mit unterschiedlichen Wirkungen und Wirkungsgraden, die einen strukturierten
Überblick über die in verschiedenen wissenschaftlichen Werken angesprochenen Methoden
bieten.
Die Ausarbeitung der Thematik ist in vier Teile untergliedert und beginnt mit den Definitionen
der wichtigsten immer wiederkehrenden Begriffe, die in ihrer Darstellung eine Eingrenzung
benötigen, da sie in ihrer Definitionsmöglichkeit zu komplex erscheinen, um undefiniert
angemessen in diesem Kontext genutzt zu werden.
Darauffolgend wird sich der verbalen Gewalt an der Schule zugewandt und es werden die
Konfliktfelder in der Schule und die Akteure aufgezeigt, die mit ihrem Verhalten verbale
Gewalt in der Schule praktizieren.
Im dritten Teil der Ausarbeitung folgt eine Darstellung verschiedener Formen der Gewalt, die
hier schon in ihrer Gewichtung aufgelistet wurden. Ziel ist es, die einzelnen Arten in ihrer
Ausformung und Effekt zu unterscheiden und somit die Vielfältigkeit von verbaler Gewalt zu
betonen.
Der vierte Teil umfasst die tabellarische strukturierte Übersicht der verbalen Gewalten und
ihre Möglichkeiten der Prävention und Intervention. Im Anschluss an die grafische
Darstellung erfolgt eine exemplarische Auswertung der auffälligsten Ergebnisse, um eine
Vertiefung der einzelnen Punkte zu ermöglichen.
Im letzten Kapitel erfolgt eine kurze Zusammenfassung der erzielten Ergebnisse und ein
Appell an eine Weiterführung der hier geleisteten Arbeit, da sie einen gezielten Effekt auf die
Arbeit an den Schulen bieten kann.
2. Definitionen als theoretische Grundlagen
Um eine Grundlage für eine Argumentation in Bezug auf ein solch komplexes Thema zu
finden, bedarf es einer geeigneten Definition von Begriffen, die determinierend für die

6
Betrachtung sind. Da es sich dabei oft um weitgefasste Begriffe handelt, muss eine klare
Definition vorhanden sein, damit eine einheitliche Basis für das Verständnis der Thematik
vorliegt. Daher werden die Begriffe 'Kommunikation', 'Gewalt', 'verbale Gewalt' und
'Prävention'/'Intervention' definiert, um gleichgerichtete Ansichten zu den Begriffen zu
ermöglichen und die weitgefassten Begriffe auf einen thematischen Konsens zu reduzieren.
2.1 Kommunikation
Kommunikation ist die Interaktion zweier oder mehrerer Menschen unter Zuhilfenahme der
Sprache. Doch Kommunikation ist mehr als nur eine Sprachverwendung. Kommunikation
geht auch den Weg über nonverbale Merkmale, die sich in Gestik und Mimik ausdrücken
können. Paul Watzlawick formulierte dies, indem er betonte, dass man unmöglich nicht
kommunizieren kann, da Kommunikation mehr ist als verwendete Worte.
19
Frindte definiert:
,,Wenn wir von ,,Kommunikation" reden, meinen wir offenbar vor allem das, was Menschen
alltäglich tun: in Beziehung treten, Verbindungen schaffen, miteinander umgehen, sich
verständigen. Und dieses alltägliche Tun bestimmt auch unsere Vorstellung darüber, was wir
tun. Mit anderen Worten: Unsere Vorstellungen über Kommunikation werden entschieden
davon bestimmt, was und wie wir kommunizieren."
20
Ebenso können paraverbale Kommunikationsmerkmale, wie Stimmlagen und Lautstärken,
über Nuancen der Vermittlung von Botschaften dienen.
21
Durch diese Kombination der
verschiedenen Mittel der Kommunikation ergeben sich auch eine Menge Spielräume für
Probleme in der Kommunikation. Wenn nur ein Merkmal der Vermittlung falsch interpretiert
wird, dann kann es zu einer misslungen Kommunikation führen, die Folgen nach sich ziehen
kann.
22
,,Gelungen scheint eine Kommunikation dann zu sein, wenn es den Kommunikationspartnern
gelingt, ihre Situationsdefinitionen, ihre Vorstellungen von der Kommunikationssituation
aufeinander abstimmen können. Man könnte auch sagen, die Kommunikation ist dann
gelungen, wenn sich die Kommunikationspartner verstanden haben."
23
Dieses Wechselspiel verschiedener Einflussfaktoren in der Kommunikation formuliert Schulz
von Thun in seinem 'Vier-Ohren-Modell'.
24
Dieses Modell wird in seinen vier Aspekten
Sachebene, Beziehungsebene, Inhaltsebene und Selbstoffenbarungsebene sowohl beim Sender
19 Vgl. Watzlawick/Beavin/Jackson, 2000, S. 52 ­ 53
20 Frindte, 2001, S. 12
21 Vgl. Vogel/Gleich, 2013, S. 29
22 Vgl. Vogel. 2013, S. 18
23 Frindte, 2001, S. 52
24 Vgl. Schulz von Thun, 1999, S. 44 - 61

7
als auch beim Empfänger angewendet.
25
Dadurch, dass vier Ebenen gleichzeitig angewendet
werden, ergeben sich Kommunikationsstörungen, wenn auch nur eine der Ebenen Probleme
verursacht.
26
Mittlerweile ist die Kommunikation aber über den Punkt hinaus, dass sie nur vis a vis oder
durch Sprachübermittlung stattfindet. Neue Arten der Technik erweitern das Feld der
Kommunikation auf einen elektronischen Weg, der weitaus vielfältiger gestaltbar ist, als dies
Briefe oder andere schriftliche Kommunikationsformen tun konnten und können.
27
Durch die
Verwendung von medial-technischer Kommunikation verändert sich auch die
Kommunikationsstruktur, da Kontexteinflüsse, wie z.B. Umweltfaktoren, Geschlecht und
Status, in dieser Art der Kommunikation wegfallen.
28
Durch diese Komplexität des Kommunikationsbegriffs ergibt sich nach Six, Gleich und
Gimmler folgende Definition:
,,Menschliche Kommunikation ist ein Prozess zwischen zwei oder mehr Beteiligten
(Einzelpersonen, Mitglieder sozialer Gemeinschaften oder Institutionen, jeweils als Sender
bzw. Kommunikator und/oder als Empfänger bzw. Rezipient), in dem die Akteure durch
Zeichen und Symbole verschiedene Modalitäten direkt (von Angesicht zu Angesicht, ,,face-
to-face") oder indirekt über Medien miteinander in Beziehung treten."
29
Aber Kommunikation kann auch eine Gewaltdimension beinhalten, die Gewalt in den
Kommunikationsprozess einbringt.
30
Dazu muss aber der Begriff 'Gewalt' definiert werden,
damit die Aspekte von Gewalt in der Kommunikation deutlich gemacht werden können.
2.2 Gewalt
Eine klar umrissene Definition des Begriffes 'Gewalt' ist bis in die Gegenwart ein schwieriges
Unterfangen, da Gewalt sich als ein sehr vielfältiger Begriff herausstellt.
31
Gewalt wird in so
viele Arten unterteilt, so dass sie als Begriff nur für diese Teilbereiche umrissen wird. Sie wird
in der wissenschaftlichen Betrachtung in physische, psychische, strukturelle, politische,
symbolische und viele andere Betrachtungsweisen unterteilt.
32
Der Bergriff 'Gewalt' wird sehr
oft in gleicher Bedeutung mit dem Begriff 'Aggression' verwendet.
33
25 Vgl. Schulz von Thun, 1999, S. 44
26 Vgl. Schulz von Thun, 1999, S. 46
27 Vgl. Vogel, 2013, S. 21
28 Vgl. Frindte, 2001, S. 207
29 Six/Gleich/Gimmler, 2007, S. 21; zit. n. Vogel, 2013, S. 10
30 Vgl. Döring, 2009, S. 43
31 Vgl. Christ/Gudehus, 2013, S. 1
32 Vgl. Christ/Gudehus, 2013, S. 1
33 Vgl. Bäuerle, 1999, S. 8

8
Verschiedene Wissenschaftler haben sich an einer Definition versucht und sind zu
unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. So wird Gewalt nach Selg folgendermaßen
definiert:
,,Eine Aggression besteht in einem gegen einen Organismus oder ein Organismussurrogat
gerichteten Austeilen schädigender Reize (,,schädigen" meint beschädigen, verletzen,
zerstören und vernichten, es impliziert aber auch [...] schmerzzufügende, störende, Ärger
erregende und beleidigende Verhaltensweisen, welche der direkten Verhaltensbeobachtung
schwerer zugänglich sind)."
34
In dieser Definition werden die Gewalten in ihrem Effekt zusammengefasst und bestimmen so
die Wahrnehmung. Hurrelmann und Bründel unterscheiden in ihren Definitionen stärker nach
Arten und geben für die psychische Gewalt, die hier im Mittelpunkt der Betrachtung steht,
folgende Beschreibung. Sie sind der Meinung, dass sich psychische Gewalt in Haltungen und
Gebärden als auch in Worten ausdrücken kann, womit sie die verbale Gewalt meinen.
Weiterhin führen sie aus, dass man die Folgen und Schädigungen durch solche Gewalt nicht
so erkennen kann, wie bei der physischen, und sie sich in einigen Fällen erst später erkennen
lassen.
35
Döring bringt noch einen anderen Aspekt in die Definition von Gewalt. Sie bezieht sich in
ihrem Buch auf den Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung, der Gewalt als eine
Einflussnahme ansieht.
36
Sie stellt dabei fest:
,,Ein vollständiges Einflussverhältnis setzt dabei drei Faktoren voraus: etwas, das beeinflusst,
etwas, das beeinflusst wird und eine praktische Methode der Einflussnahme. Gewalt könne
demnach bedeuten, dass einer oder auch etwas (z.B. ein System) sich einer bestimmten
Methode bedient, um einen anderen zu beeinflussen. Die Beeinflussung bezeichnet dabei
sowohl den Prozess als auch das Ergebnis von Gewalt."
37
Gewalt allgemein hat ihre Ursache bei Kindern und Jugendlichen, die in den Schulen als
Hauptträger von Gewalt angesehen werden, in den sozialen Strukturen, in denen Kinder und
Jugendliche aufwachsen.
38
,,Insofern hat Gewalt von Schülerinnen und Schülern Ursachen, die nur zu einem Teil direkt
auf schulische Bedingungen zurückzuführen sind. Viele Komponenten aggressiven
Verhaltens in Unterricht und Schulleben werden von den Schülerinnen und Schülern in die
Schule ,,mitgebracht", also gewissermaßen aus anderen sozialen Systemen, nämlich Familie,
Gleichaltrigengruppe und Medienbereich, ins Umfeld der Schule ,,importiert"."
39
34 Selg, 1982, S. 382; zit, n. Bäuerle, 1999, S. 8
35 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 19
36 Vgl. Galtung, 1971, S. 10; in: Döring, 2009, S. 30
37 Döring, 2009, S. 31
38 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 50
39 Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 50

9
Doch gilt es für die Betrachtung in der vorliegenden Arbeit den Gewaltbegriff einzugrenzen
und auf die verbale Gewalt zu konzentrieren.
2.3 Verbale Gewalt
Die verbale Gewalt ist mittlerweile das größere Problem als die körperliche Gewalt, da sich
durch die neuen Kommunikationsformen ­ also besonders die elektronischen ­ eine
Steigerung der Kommunikation allgemein zeigt. Peter Struck ist der Meinung, dass die
sprachliche Gewalt auch zugenommen hat, da die körperliche weitestgehend erfolgreicher
bekämpft wurde, als dies mit der sprachlichen geschieht.
40
Dem Sprachproblem wurde sich oft
in der Sprachverwendung gewidmet, aber es ist selten von der Sprache als Gewaltmittel die
Rede, obwohl sie genauso als Gewalt zu bezeichnen ist, wie dies auch mit der körperlichen
geschieht.
41
Einzuordnen ist sie nach Schubarth unter die psychischen Gewaltakte, die
angewendet werden können.
42
Psychische Gewalt wird durch Mittel der Kommunikation
ausgeübt, indem man sich der verschiedenen Mittel der Kommunikation bedient, um eine
Schädigung bei seinem Gegenüber zu erreichen. Dies kann durch Mimik, Gestik und Worte
geschehen.
43
,,Im Unterschied zur physischen Gewalt sind die Schädigungen und Verletzungen oft weniger
sichtbar oder manifestieren sich erheblich später. Psychische Gewalt wirkt sehr stark im
Verborgenen und ist deswegen von Außenstehenden auch schwer erkennbar und
beeinflussbar als physische Gewalt."
44
Verbale Gewalt, so die Annahme, entsteht aus einem Unvermögen sich sprachlich angemessen
äußern zu können und hat ihre Ursache in der Vermittlung von Sprache im Elternhaus bzw.
anderer nahestehender sozialer Gruppen oder Gruppenmitglieder.
45
,,Gewalt fängt also meist mit dem Sprechverhalten der Eltern an, sie wird dann auf das
Sprechverhalten der Kinder übertragen und später auf die Körpersprache und auf das
Zuschlagen und Zerstören ausgedehnt."
46
Diese weitere Ausformung der Körpersprache ist zwar grundlegend für Gewaltverhalten, soll
aber in dieser Arbeit nicht weiter vertieft werden. Vielmehr ist der frühe Auslöser für
Sprachgewalt wichtig, da er sich auch in späteren Jahren weiterträgt und auch in anderen
40 Vgl. Struck, 2007, S. 71
41 Vgl. Struck, 2007, S. 71
42 Vgl. Schubarth, 2013, S. 18
43 Vgl. Hurrelmann/Bründel, 2007, S. 19
44 Hurrelmann/Bründek, 2007, S. 19
45 Vgl. Struck, 2007, S. 71 ­ 72
46 Struck, 2007, S. 71

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956364549
ISBN (Paperback)
9783956367984
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Siegen
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Note
3,1
Schlagworte
Gewalt verbal Schule Gewalt an Schulen Prävention Intervention verbale Gewalt Mobbing Ausdrücke Schimpfwörter
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