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Stolz wie Oskar

Self-Conscious Emotions und Narzissmus

von Ulrike Pfeiffer (Autor:in)
©2015 Projektarbeit 30 Seiten

Zusammenfassung

In dieser Studie wird der Zusammenhang zwischen den beiden Self-Conscious Emotions Schuld und Scham sowie authentischem und anmaßendem Stolz als auch den beiden Komponenten von Narzissmus Admiration und Rivalry untersucht. 203 Versuchspersonen beantworteten drei Fragebögen zur Erfassung dieser Persönlichkeitseigenschaften.

Anmaßender Stolz korreliert sowohl mit Admiration als auch mit Rivalry. Authentischer Stolz und Admiration stehen in signifikant positivem Zusammenhang. Die Korrelationen zwischen den jeweils adaptiven und maladaptiven Komponenten von Stolz und Narzissmus sind signifikant größer als die Korrelation zwischen authentischem Stolz und Rivalry. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen anmaßendem Stolz und Admiration größer als zwischen Admiration und dem authentischen Stolz. Scham und Rivalry sind unkorreliert, wohingegen Schuld negativ mit Admiration korreliert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Stolz wie Oskar: Self-Conscious Emotions und Narzissmus
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Inhaltsverzeichnis
1. Theoretischer Hintergrund ... 3
1.1 Hypothesen ... 5
2. Methode ... 7
2.1 Versuchspersonen ... 7
2.2 Versuchsmaterial... 7
2.3 Versuchsdurchführung ... 9
3. Ergebnisse ... 10
4. Diskussion ... 13
5. Literaturverzeichnis ... 18

Stolz wie Oskar: Self-Conscious Emotions und Narzissmus
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STOLZ WIE OSKAR: SELF-CONSCIOUS EMOTIONS UND NARZISSMUS
Theoretischer Hintergrund
Self-Conscious Emotions entstehen aus den Schlüssen über Bewertungen anderer
bezüglich der eigenen Person, teilweise in Bezug auf ihre soziale Akzeptanz. Schuld
und Scham gehören zu den Self-Conscious Emotions und wurden in der Vergangenheit
auf verschiedene Arten differenziert. Aus emotionspsychologischer Sicht werden
Scham und Schuld durch die unterschiedliche Rolle des Selbst im Erleben dieser
Emotionen unterschieden (Tangney & Dearing, 2002). Bei Scham ist es das Selbst
direkt, das global negativ bewertet wird. Demnach empfinden Personen Scham, wenn
sie denken, sie wären ein schlechter Mensch. Hier zeigt sich also ein internales und
stabiles Attributionsmuster. Schuldgefühle hingegen zeichnen sich durch eine
Fokussierung auf eine negative Bewertung der Handlung aus. Demnach empfinden
Personen Schuld, wenn sie denken, sie hätten etwas Schlechtes getan. Bei Schuld wird
also entsprechend internal und variabel attribuiert. Schuld ist in diesem Vergleich die
weniger schmerzhafte und adaptive Emotion: Personen empfinden typischerweise Reue,
sind empathisch gegenüber denen, die sie verletzt haben und neigen zu Entschuldigung
und Verhalten, welches auf Wiedergutmachung ausgerichtet ist. Im Gegensatz dazu, ist
Scham eine schmerzhaftere, dysfunktionalere und somit eine maladaptive Emotion, die
mit Gefühlen von Wertlosigkeit, Leugnung bzw. Verlassen der Situation, Defensivität
und Ärger einhergeht (Leary, 2007). Bei Menschen allen Alters geht Scham in der
Regel mit einem Erleben von Wut einher, wohingegen Menschen mit einer
Schuldneigung weniger Wut erleben und auch eher bereit sind sich mit Konflikten
konstruktiv auseinanderzusetzen (Tangney, Wagner, Hill-Barlow, Marschall &
Gramzow, 1996). Beide Emotionen führen entsprechend zu unterschiedlichem

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Verhalten und Denken. Wenn beispielsweise Scham oder Schuld induziert werden,
dann führt dies zu einer Tendenz Aspekte des Selbst ändern zu wollen (Scham) oder
dazu, das gezeigte Verhalten ändern zu wollen (Schuld) (Niedenthal, Tangney &
Gavanski, 1994).
Analog hierzu nehmen Tracy und Robins (2007) auch hinsichtlich der positiven
Self-Conscious Emotion Stolz eine Binnendifferenzierung vor. Authentischer Stolz
entsteht, wenn Personen denken, sie hätten etwas Positives getan, zum Beispiel ,,ich bin
stolz auf das, was ich getan habe". Demnach wird authentischer Stolz durch internale
und variable Attributionen eines Erfolges ausgelöst und kann somit als adaptive
Komponente des Stolzes bezeichnet werden. Dem gegenüber steht der anmaßende
Stolz, welcher abbildet, dass Personen sich grundsätzlich für großartig halten, zum
Beispiel ,,ich habe gewonnen, weil ich immer super bin". Demnach entsteht
anmaßender Stolz durch internale und stabile Attributionen eines Erfolges und gilt
somit eher als die maladaptive Komponente des Stolzes.
Die hier beschriebenen Emotionen spielen eine besondere Rolle beim
Verständnis von Narzissmus und dessen zugrundeliegenden affektiven und
selbstbewertenden Mechanismen. Beispielsweise gehen Tracy, Cheng, Martens und
Robins (2011) davon aus, dass Narzissmus mit Scham und anmaßendem Stolz
einhergeht, wohingegen Personen mit stabilem hohen Selbstwert eher zu den
adaptiveren Emotionen Schuld und authentischer Stolz neigen. Allerdings sind die
Befunde hierzu bislang heterogen, was eventuell auf die unidimensionale
Konzeptualisierung von Narzissmus zurückzuführen ist. Laut Back et al. (2013) lässt
sich die Eigenschaft Narzissmus in zwei positiv korrelierende Dimensionen aufteilen:
Admiration und Rivalry. Diese beiden Dimensionen setzen sich aus jeweils

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unterschiedlichen kognitiven, emotional-motivationalen und behavioralen Facetten
zusammen und sind das Resultat zweier unterscheidbarer interpersoneller Strategien:
von anderen zum Zwecke der Selbsterhöhung bewundert zu werden (Admiration) und
sich zum Zwecke des Selbstschutzes gegen andere durchzusetzen (Rivalry). Gemeinsam
ist diesen Dimensionen das übergeordnete Ziel, die Vorstellung eines grandiosen Selbst
aufrechtzuerhalten. Admiration steht hierbei in positivem Zusammenhang mit
Indikatoren von Anpassung, wie zum Beispiel Selbstwert oder emotionale Stabilität und
kann deshalb als adaptive Komponente des Narzissmus bezeichnet werden. Im
Gegensatz dazu ist Rivalry mit Fehlanpassung assoziiert, wie beispielsweise Misstrauen
oder Impulsivität und repräsentiert deshalb die maladaptive Komponente von
Narzissmus. Die Differenzierung der beiden Dimensionen sollte zu einem besseren
Verständnis der Determinanten, Prozesse und Konsequenzen von Narzissmus beitragen
(Back et al. 2013).
Vor dem Hintergrund dieser neuen Konzeptualisierung von Narzissmus stellt
sich die Frage, inwiefern die zwei Dimensionen Admiration und Rivalry mit den Self-
Conscious Emotions Scham, Schuld, authetischer und anmaßender Stolz
zusammenhängen.
Hypothesen
Der vorliegenden Arbeit liegen somit folgende Hypothesen zugrunde:
1. Je stärker die Tendenz authentischen Stolz zu empfinden ausgeprägt ist, desto
stärker ist Admiration ausgeprägt.
2. Je stärker die Tendenz authentischen Stolz zu empfinden ausgeprägt ist, desto
stärker ist Rivalry ausgeprägt.

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3. Je stärker die Tendenz anmaßenden Stolz zu empfinden ausgeprägt ist, desto
stärker ist Rivalry ausgeprägt.
4. Je stärker die Tendenz anmaßenden Stolz zu empfinden ausgeprägt ist, desto
stärker ist Admiration ausgeprägt.
5. Die Korrelation der maladaptiven Komponenten (anmaßender Stolz & Rivalry)
ist signifikant höher als jeweils die Korrelation zwischen den adaptiven und
maladaptiven Komponenten ((5.1) anmaßender Stolz & Admiration;
(5.2) authentischer Stolz & Rivalry).
6. Die Korrelation der adaptiven Komponenten (authentischer Stolz & Admiration)
ist signifikant höher als jeweils die Korrelationen zwischen den adaptiven und
maladaptiven Komponenten ((6.1) anmaßender Stolz & Admiration;
(6.2) authentischer Stolz & Rivalry).
7. Je stärker die Tendenz Scham zu empfinden ausgeprägt ist, desto stärker ist
Admiration ausgeprägt.
8. Je stärker die Tendenz Scham zu empfinden ausgeprägt ist, desto stärker ist
Rivalry ausgeprägt.
9. Je stärker die Tendenz Schuld zu empfinden ausgeprägt ist, desto stärker ist
Rivalry ausgeprägt.
10. Je stärker die Tendenz Schuld zu empfinden ausgeprägt ist, desto stärker ist
Admiration ausgeprägt.
11. Die Korrelation der maladaptiven Komponenten (Scham & Rivalry) ist
signifikant höher als jeweils die Korrelationen zwischen den adaptiven und
maladaptiven Komponenten ((11.1) Scham & Admiration; (11.2) Schuld &
Rivalry).

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12. Die Korrelation der adaptiven Komponenten (Schuld & Admiration) ist
signifikant höher als jeweils die Korrelationen zwischen den adaptiven und
maladaptiven Komponenten ((12.1) Scham & Admiration; (12.2) Schuld &
Rivalry).
Methode
Versuchspersonen
Insgesamt 234 Personen nahmen freiwillig an dieser Untersuchung teil, jedoch
mussten 31 davon ausgeschlossen werden, da sie die Befragung abgebrochen haben.
Die endgültige Stichprobe bestand deshalb aus 203 Personen, davon waren 60 männlich
(29,56%) und 143 weiblich (70,44%). Das durchschnittliche Alter betrug 28 Jahre
(SD = 10,4), die jüngste Person war zum Zeitpunkt der Befragung 18, die älteste
60 Jahre alt. 194 (95,57%) der Versuchspersonen hatten die deutsche Nationalität und
neun Personen besaßen eine andere Nationalität. 66% der Teilnehmer waren Studenten
von denen 34,53% das Studienfach Psychologie studierten.
Versuchsmaterial
Zur Erfassung von Schuld und Scham wird der von Tangney, Dearing, Wagner
& Gramzow (2000) entwickelte und von Rüsch et al. (2007) ins Deutsche übersetzte
Test of Self Conscious Affekt 3 (TOSCA-3) eingesetzt. Beim TOSCA-3 handelt es sich
um ein szenarienbasiertes Messinstrument zur differenzierten Erfassung
selbstbewertender Emotionen. Im Fragebogen werden Schuld und Scham als Emotionen
nicht direkt benannt, sondern es sollen mehrere Reaktionsweisen eingeschätzt werden,
die affektive, kognitive und motivationale Aspekte von Scham und Schuld sowie der

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Skalen Externalisierung und emotionale Unberührtheit abbilden. Der TOSCA-3 besteht
aus elf negativen und fünf positiven alltagsnahen Szenarien, in denen eigenes
Fehlverhalten beschrieben wird. Ein Beispielszenario ist ,,Sie haben sich mit einem
Freund zum Mittagessen verabredet. Um 17.00 Uhr merken Sie, dass Sie nicht zur
Verabredung erschienen sind." Für jedes Szenario gibt es in der originalen Version vier
Reaktionsmöglichkeiten. Da für diese Untersuchung allerdings nur Schuld und Scham
von Interesse sind, werden die Reaktionsmöglichkeiten für die Skalen Externalisierung
und emotionale Unberührtheit nicht berücksichtigt und nur die beiden
Reaktionsmöglichkeiten für Scham und Schuld dargeboten. Die vermutete
Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Reaktionen als eigene Reaktion ist von den
Probanden auf einer 5-stufigen Ratingskala (von 1 = ,,nicht wahrscheinlich" bis
5 = ,,sehr wahrscheinlich") zu bewerten.
Zur Erfassung von Stolz wird die von Tracy und Robins (2007) entwickelte und
von Sullivan (2010) ins Deutsche übersetzte Authentic and Hubristic pride scale
eingesetzt. In diesem Fragebogen finden sich 14 Lickert-skalierte Items mit einer
Skalenausprägung von 5 Antwortmöglichkeiten (1 = ,,Überhaupt nicht", 2 = ,,ein
bisschen", 3 = ,,mittelmäßig", 4 = ,,eher stark", 5 = ,,extrem stark"). Die Items sollen
daraufhin beurteilt werden, wie sehr die Aussagen auf einen selbst zutreffen. Die
Authentic and Hubristic pride scale soll in dieser Arbeit zur Messung des dualen Stolz
Anwendung finden, da sie als einzige bekannte Skala die Differenzierung zwischen
authentischen Stolz und anmaßenden Stolz wiedergeben kann. Ein Beispielitem für den
authentischen Stolz ist ,,ich habe das Gefühl, erfolgreich zu sein", für anmaßenden Stolz
ist es ,,ich bin arrogant".

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Zur Erfassung von Narzissmus wird der von Back et al. (2013) entwickelte Narcissistic
Admiration and Rivalry Questionnaire (NARQ) eingesetzt. In diesem finden sich
18 Lickert-skalierte Items mit einer Skalenausprägung von sechs Antwortmöglichkeiten
(von 1 = ,,Trifft überhaupt nicht zu" bis 6 = ,,Trifft vollkommen zu"). Die Items sollen
auch hier daraufhin beurteilt werden, wie sehr die Aussagen auf einen selbst zutreffen.
Die NARQ Skala soll in dieser Arbeit zur Messung des dualen Narzissmus Anwendung
finden, da sie als einzige bekannte Skala die Differenzierung zwischen narzisstischer
Bewunderung (Admiration) und narzisstischer Rivalität (Rivalry) wiedergeben kann.
Ein Beispielitem für Admiration ist ,,Ich bin großartig", für Rivalry ist es ,,Die meisten
Menschen werden es zu nichts bringen".
Versuchsdurchführung
Der Onlinefragebogen wurde mittels SoSci Survey (Leiner, 2014) realisiert und
den Teilnehmern auf www.soscisurvey.de zur Verfügung gestellt. Der Link zu dieser
Untersuchung wurde per E-Mail und über das soziale Netzwerk an die Teilnehmer
gesendet. Es gab eine Coverstory, sodass die Probanden glaubten an einer Untersuchung
zum Thema ,,Situations- und Selbstwahrnehmung" teilzunehmen. Zu Beginn des
Fragebogens wurde auf die Anonymität und den vertrauten Umgang mit den Daten
hingewiesen. Danach wurden die drei Fragebögen ­ der TOSCA-3 zur Erfassung von
Schuld und Scham, die Authentic and Hubristic pride scale zur Erfassung von Stolz und
der NARQ zur Erfassung von Narzissmus ­ randomisiert vorgegeben. Anschließend
wurden die demographischen Daten , wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, Nationalität
und höchster erreichter Schulabschluss der Probanden erhoben. Das Ausfüllen des

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Fragebogens nahm in etwa zehn Minuten in Anspruch. Die Datenerhebung erfolgte in
einem Zeitraum von Anfang Dezember 2014 bis Anfang Januar 2015.
Ergebnisse
Die Hypothesen wurden mithilfe der Statistik-Software IBM SPSS Statistics 22
mittels einer Korrelationsanalyse geprüft. Zu Beginn wurden Reliabilitätsanalysen
durchgeführt zur Berechnung von Cronbach's Alpha für die Skalen Schuld ( = .71),
Scham ( = .83), authentischer Stolz ( = .83), anmaßender Stolz ( = .81), Admiration
( = .82) und Rivalry ( = .72). Im nächsten Schritt wurden die
Korrelationskoeffizienten zwischen den Komponenten von Narzissmus und Stolz sowie
Scham und Schuld berechnet. In Tabelle 1 werden die entsprechenden
Korrelationskoeffizienten zwischen den Komponenten dargestellt. Es ist erkennbar, dass
die beiden Komponenten von Narzissmus, also Rivalry und Admiration
(r = .76, p
<
.01), die beiden Komponenten von Stolz, also authentischer und
anmaßendem Stolz (r = .19, p < .01), ebenso wie die beiden Self-Conscious Emotions
Schuld und Scham (r = .33, p < .01) signifikant positiv miteinander korrelieren. Zudem
besteht ein bedeutsamer positiver Zusammenhang zwischen anmaßendem Stolz und
Rivalry (r = .57, p < .01), anmaßendem Stolz und Admiration (r = .61, p < .01) und ein
bedeutsamer negativer Zusammenhang von anmaßendem Stolz zu Schuld (r = -.19,
p < .01). Des Weiteren steht Admiration in einer bedeutsamen negativen Beziehung zu
Schuld (r = -.14, p < .05) und in einer signifikant positiven Beziehung zu authentischem
Stolz (r = .26, p < .01). Außerdem korreliert authentischer Stolz mit r = -.37, p < .01
signifikant positiv mit Scham.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783956364426
ISBN (Paperback)
9783956367861
Dateigröße
750 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Note
1,0
Schlagworte
Narzissmus Psychologie Self-Conscious Emotion Sozialpsychologie

Autor

  • Ulrike Pfeiffer (Autor:in)

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