Lade Inhalt...

Die Fabel, ihre Entstehung und (Weiter-)Entwicklung im Wandel der Zeit – speziell bei Äsop, de La Fontaine und Lessing

Zusätzlich ein kurzer Vergleich der Fabel „Der Rabe und der Fuchs“ bei diesen drei Fabelautoren

©2006 Hausarbeit (Hauptseminar) 30 Seiten

Zusammenfassung

Laut Lexikon handelt es sich bei einer Fabel um eine „knappe lehrhafte Erzählung in Vers oder Prosa, in der vorwiegend Tiere in einer bestimmten Situation so handeln, dass sofort eine Kongruenz mit menschl. Verhaltensweisen deutl. wird und der dargestellte Einzelfall als sinnenhaft- anschaul. Beispiel für eine daraus ableitbare Regel der Moral oder Lebensklugheit zu verstehen ist“. Daraus resultierend erscheint es interessant zu untersuchen, ob diese Aussage auch zu unterschiedlichen Zeiten und bei verschiedenen Autoren auf das damalige Verständnis des Fabelbegriffes zugetroffen hat oder ob es Abweichungen hierzu gegeben hat.

Zunächst werde ich darauf eingehen, wie die Fabel überhaupt entstanden ist und wodurch sie sich auszeichnet. Darüber hinaus soll dann besonders das Fabelverständnis von Äsop, de La Fontaine und Lessing untersucht werden. Ausgehend davon wird abschließend die Fabel Der Rabe und der Fuchs, die es sowohl von Äsop, de La Fontaine, als auch von Lessing gegeben hat, auf mögliche Unterschiede in Sachen Bedeutung des Fabelbegriffs, Intention, Aufbau, auftretende Akteure et cetera untersucht werden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Reuter, Stephanie: Die Fabel, ihre Entstehung und (Weiter-)Entwicklung im Wandel der
Zeit ­ speziell bei Äsop, de La Fontaine und Lessing. Zusätzlich ein kurzer Vergleich
der Fabel ,,Der Rabe und der Fuchs" bei diesen drei Fabelautoren, Hamburg,
Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-422-8
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Hausarbeit, 2006
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages
unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und die Diplomica Verlag GmbH, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
Alle Rechte vorbehalten
© Diplom.de, Imprint der Diplomica Verlag GmbH
Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2015
Printed in Germany

2
Inhalt
1. Einleitung
3
2. Definition des Fabelbegriffs
4
a.)
Entstehung
der
Fabel
4
b.)
Wesenszüge
der
Fabel
6
c.) Abgrenzung von anderen
Gattungen
10
3.
Verschiedene
Fabelzugänge
11
a.) Äsop und die Fabel
11
b.) de La Fontaine und die Fabel
13
c.) Lessing und seine Abhandlungen über die Fabel
16
4. Vergleich der Fabel Der Rabe und der Fuchs 20
a.)
bei
Äsop
20
b.)
bei
de
La
Fontaine
21
c.)
bei
Lessing
24
5. Schluss/ Fazit
28
6. Literaturverzeichnis
29

3
1. Einleitung
Laut Lexikon handelt es sich bei einer Fabel um eine ,,knappe lehrhafte
Erzählung in Vers oder Prosa, in der vorwiegend Tiere in einer bestimmten
Situation so handeln, dass sofort eine Kongruenz mit menschl.
Verhaltensweisen deutl. wird und der dargestellte Einzelfall als sinnenhaft-
anschaul. Beispiel für eine daraus ableitbare Regel der Moral oder
Lebensklugheit zu verstehen ist"
1
. Daraus resultierend erscheint es
interessant zu untersuchen, ob diese Aussage auch zu unterschiedlichen
Zeiten und bei verschiedenen Autoren auf das damalige Verständnis des
Fabelbegriffes zugetroffen hat oder ob es Abweichungen hierzu gegeben hat.
Zunächst werde ich darauf eingehen, wie die Fabel überhaupt entstanden ist
und wodurch sie sich auszeichnet. Darüber hinaus soll dann besonders das
Fabelverständnis von Äsop, de La Fontaine und Lessing untersucht werden.
Ausgehend davon wird abschließend die Fabel Der Rabe und der Fuchs, die
es sowohl von Äsop, de La Fontaine, als auch von Lessing gegeben hat, auf
mögliche Unterschiede in Sachen Bedeutung des Fabelbegriffs, Intention,
Aufbau, auftretende Akteure et cetera untersucht werden.
1
Schweikle, G. u. I. (Hrsg.): Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen. Stuttgart: Metzler
1990. S. 147.

4
2. Definition des Fabelbegriffs
a.) Entstehung der Fabel
Das heutige Wort Fabel leitet sich von dem lateinischen Begriff fabula ab,
welches als `Rede´, `Erzählung´ oder `das Erdichtete´ übersetzt wird. Bis
heute sind sich die Forscher noch uneinig darüber, welches als das
Entstehungsland der Fabel gilt, Griechenland oder Indien. Da die große
Fabelsammlung des Pantschatantra (d.h. das Buch in fünf Abschnitten) die
Existenz der Fabel bereits für das 3. Jahrhundert bezeugt, tendieren sehr
viele Experten zu der Ansicht, dass Indien das Entstehungsland der Fabel
sei. Auf der anderen Seite ist es mittlerweile jedoch auf Grund gleicher oder
zumindest ähnlicher allgemein-menschlicher und sozialer Strukturen aber
auch zu der Annahme einer oder sogar zur Einigung auf eine Polygenese
gekommen. Bekanntermaßen lassen sich zum Beispiel Tierdichtungen im
volkstümlichen Erzählgut in nahezu allen Völkern vorfinden. Dennoch bieten
diese verschiedenen Thesen zur Herkunftsbestimmung der Fabel und die
Frage nach dem Ursprung einzelner Fabelmotive nach wie vor ausreichend
Diskussionsstoff
2
.
Für das europäische Mittelalter sind jedoch vor allem die Fabeldichtungen
der Antike, Griechenlands und Roms wesentlich. Im Werk Hesiods ist im 8.
Jahrhundert vor Chr. die älteste überlieferte Fabel dieses Kulturraumes
enthalten. Darüber hinaus zählen auch noch zwei Fabeln des Archilochos zu
den vermutlich ältesten europäischen Fabeln. Dem Dichter Äsop, der
angeblich um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf Samos gelebt haben
soll, wird die größte Zahl der altgriechischen Fabeln zugeschrieben.
Allerdings besteht auch hierbei keine Gewissheit, ob Äsop tatsächlich der
Verfasser dieser Fabeln gewesen ist oder ob er die Stoffe lediglich
gesammelt und zusammengefasst hat. Diese äsopischen Fabeln sind dann
etwa um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert v. Chr. von Demetrios von
2
Vgl. Dithmar, R.: Die Fabel. Geschichte, Struktur, Didaktik. Paderborn: Schöningh 1988. S. 157.
[künftig zitiert als: Dithmar, R.: Die Fabel. 1988.]

5
Phaleron gesammelt worden. Der in Rom lebende griechische Dichter
Babrios hat diese Fabeln dann wiederum in eine volkstümliche Sprachform
gebracht, er hat ,,den Prosavorlagen eine dichterische Form gegeben"
3
.
Die römische Fabeltradition, die sich auf den äsopischen Fabelkreis stützt,
wird vor allem durch die Namen Phädrus, Avianus und Romulus
gekennzeichnet. Phädrus, ein Freigelassener des Augustus, soll eine fünf
Bücher umfassende Fabelsammlung im 1. Jahrhundert v. Chr. geschrieben
haben. Er hat hierbei besonders die lehrhaften Elemente ausgebaut, da die
Fabel seiner Meinung nach sowohl der Unterhaltung als auch der Belehrung
zu dienen habe. Die Weitergabe des antiken Fabelgutes hat sich
wahrscheinlich während des gesamten Mittelalters vollzogen
4
; so ist
beispielsweise die Fabelsammlung des Avianus zu einem sehr beliebten
lateinischen Lehrbuch für den Schulunterricht im Mittelalter geworden. Das
sogenannte Romulus-Corpus, eine Sammlung, die aus 98 in lateinischer
Prosa gehaltene Fabeln bestanden hat, ist dann zusammen mit der bereits
erwähnten Sammlung des Avianus zur Grundlage der mittelalterlichen
Fabelrezeption geworden.
Wichtig erscheint noch, dass die Fabel in der Antike und im Mittelalter keine
selbstständige Gattung gewesen ist. In der griechischen Literatur ist sie unter
den Begriffen mythos und logos und im Mittelalter unter dem Begriff bîspel
subsumiert worden. Erst seit etwa dem 18. Jahrhundert hat man die
Bezeichnung Fabel als Gattungsbezeichnung für diese spezielle Form der
Erzählung benutzt, in der vor allem Tiere eine führende Rolle spielen, durch
die eine ganz bestimmte Lehre verdeutlicht wird
5
.
3
Doderer, K.: Fabeln. Formen, Figuren, Lehren. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1977. S.
280. [künftig zitiert als: Doderer, K.: Fabeln. 1977.]
4
Vgl. Ebd. S. 282.
5
Vgl. Leibfried, E.: Fabel. Stuttgart: Metzler 1976. S. 1. [künftig zitiert als: Leibfried, E.: Fabel.
1976.]

6
b.) Wesenszüge der Fabel
Fabeln sind schon immer dann erzählt worden, wenn es darum ging sich
zwischen richtigem und falschem Handeln zu entscheiden. Für unser
heutiges Verständnis von einer Fabel ist als erstes anzumerken, dass es ein
wichtiges Ziel der Fabel ist, eine Regel, eine Moral oder einen Leitsatz zu
verdeutlichen und letztendlich auch zu kultivieren. Daher wird mit nahezu
jeder Fabel ein Vorgang geschildert (Information) und an diesen dann eine
Deutung (Interpretation) angehängt. Eine Fabel beginnt also üblicherweise
ohne Einleitung mit der Erzählung, woran sich dann eine allgemeine Lehre
anschließt. Werden nun Erzählung und Deutung zusammen betrachtet,
ergibt dies eine Demonstration. Damit es auch tatsächlich zu dieser
Demonstration kommen kann, sind selbstverständlich noch einige weitere
Faktoren erforderlich, zum Beispiel ein spezielles Inventar dieser
Erzählungen: ,,Zum Inventar einer Fabel gehören unbelebte
Naturgegenstände, Pflanzen und Tiere"
6
.
Die handelnden Figuren sind zumeist Tiere, die in unmittelbarer Umgebung
der Menschen leben und somit dem Leser bekannt sind. Folglich sprechen
die Fabeln auch ein breites Publikum an. Zudem muss an dieser Stelle
bedacht werden, dass Fabeln zu Zeiten entstanden sind, ,,als der jeweilige
Bildungshorizont ihrer Anwender noch keine Theorie oder Intellektualisierung
kannte"
7
und die dargestellten Konflikte somit möglich einfach dargestellt
werden mussten. Da es innerhalb vieler Fabeln zu einer
Anthropomorphisierung konstanter Eigenschaften kommt, [das bedeutet,
dass bestimmten Tieren spezielle, typische menschliche Eigenschaften
zugeschrieben werden,] ist die Zahl der Verwendung von dem Leser
unbekannten Tieren recht gering. Andernfalls könnte es dem Leser schwerer
fallen, die Verhaltensweisen der Tiere auf den Menschen zu übertragen und
die Fabel somit ihren lehrhaften Charakter verlieren. Bei moralischen Fabeln
wird das Tier mit seinem Erscheinungsbild sogar so sehr in dem
6
Leibfried, E.: Fabel. 1976. S. 21.
7
Krafft, P.: Was ist Aesop? Ludwigsburg: Ed. Libri illustri 1998. S. 10.

7
menschlichen Bereich integriert, dass es beinahe zu einer Gleichschaltung
von Mensch und Tier kommt. Die Tiere werden dann hierbei sozusagen zu
Menschen, da sie Verantwortung und Schuld tragen.
Der Frage, warum gerade Tiere die bevorzugten Akteure der Fabeln sind,
sind schon sehr viele Philologen und Schriftsteller nachgegangen. Zum einen
wäre es denkbar, dass Tiere, die miteinander reden etwas Unglaubliches und
somit Faszinierendes für den Leser darstellen. Hingegen weisen andere
Experten daraufhin, ,,daß das Wunderbare durch das häufige Vorkommen
seine Wirkung verliert
8
". Ein anderes Argument für die Bevorzugung der
Tiere als Akteure der Fabeln ist sicherlich auch, dass auf die Eigenschaften
der (den Menschen bekannten) Tiere nicht mehr in besonderer Weise
hingewiesen werden muss, da es eine Beständigkeit ihrer Charaktere gibt.
Darüber hinaus zeichnet sich die Fabel, wie bereits in der Einleitung erwähnt,
dadurch aus, dass sie sehr knapp und lehrreich ist. Es herrscht eine Einheit
von Ort, Zeit und Handlung, was bedeutet, dass sich das Geschehen nur an
einem einzigen Ort abspielt, es keine großen Zeitspannen und auch nur eine
einzige Handlung gibt. Der übliche Aufbau einer Fabel sieht nun so aus, dass
die Fabel ohne Einleitung mit der Erzählung anfängt, an die dann eine
allgemeine Lehre angehängt wird. Außerdem besitzt die Fabel einen
dialogischen Charakter, da ihr Figurenkatalog begrenzt ist und nur sehr
selten mehr als zwei Tiere auftreten; dies würde die Handlung nur unnötig
ausdehnen. Zwei auftretende Figuren reichen in der Fabel im Normalfall
völlig aus, um die Absicht der einzelnen Motive zu demonstrieren. Treten in
einer Fabel doch einmal mehr als zwei Tiere auf, dann werden Gruppen
gebildet, so dass letztendlich wieder nur zwei Parteien vorhanden sind. ,,In
der Fabel gibt es nämlich keine feinen Schattierungen und Nuancen, in ihr
gibt es arm und reich, [...] groß und klein"
9
, und somit ist festzuhalten, dass
die Fabelerzählungen eine eindeutige Tendenz zur Zweipoligkeit aufweisen.
8
Vgl. Dithmar, R.: Die Fabel. 1988. S. 198.
9
Doderer, K.: Fabeln. 1977. S. 155.

8
Zudem weisen oftmals auch schon die Überschriften, wie beispielsweise Der
Fuchs und der Rabe, auf den antithetischen Bau der Fabeln hin.
Einen weiteren Wesenszug der Fabel macht die Typisierung der Figuren aus,
denn ,,die einzelnen typischen Züge werden weitgehend beibehalten; sie sind
konstant"
10
(z.B. Esel ­ dumm, Fuchs ­ schlau) und werden nicht umgekehrt.
Es ist vielleicht sogar denkbar, dass die Verbreitung der Fabeln selber dazu
beigetragen hat, dass sich bestimmte Vorstellungen von der Art eines Tieres
durch die dauernde Wiederholung herausgebildet und eingeprägt haben.
c.) Abgrenzung von anderen Gattungen
Hierbei muss nun erst einmal deutlich darauf hingewiesen beziehungsweise
berücksichtigt werden, ,,[...] dass Gattungen als zeitlose Urtypen nicht
bestehen"
11
, sondern dass es lediglich möglich ist durch ihre Bauelemente zu
einer Umschreibung zu gelangen
12
.
Die Abgrenzung der Fabel von dem Märchen ist insofern nicht ganz einfach,
weil die Definitionen des Märchens recht weit auseinander gehen. Da der
Terminus Märchen Tier- und Lügengeschichten, Legenden und auch Fabeln
umfasst, ist er kein präziser Gattungsbegriff. Sicherlich macht jedoch das
Inventar einen wichtigen Unterschied dieser beiden Gattungen aus, denn
während im Märchen Riesen, Zwerge und Feen konzentriert auftreten, sind
in der Fabel vor allem Tiere oder Pflanzen die Hauptakteure, und nur in ganz
seltenen Fällen spielen dort menschliche Wesen eine Rolle. Im Märchen
dominiert somit das Zauberhafte und Phantastische. Zudem wendet sich die
Fabel an die Ratio des Menschen, da sie belehren und eben nicht nur
unterhalten möchte. Während es beim Märchen oftmals um eine ,,»Welt
traumhafter Wunscherfüllung«"
13
geht und somit das reflexive Moment fehlt,
möchte die Fabel in erster Linie belehren und letztendlich überzeugen.
10
Leibfried, E.: Fabel. 1976. S. 23.
11
Doderer, K.: Fabeln. 1977. S. 177.
12
Da es in diesem Zusammenhang jedoch schwer ist einen anderen kongruenten Ausdruck hierfür zu
finden, wird daher im Folgenden dennoch der Begriff Gattungen weiterhin benutzt werden.
13
Dithmar, R.: Die Fabel. 1988. S. 168.

9
Demzufolge haben wir es hierbei auch mit unterschiedlichen Rezipienten zu
tun, denn das Märchen spricht heute vor allem Kinder an, wohingegen die
Fabel einen bestimmten Grad an Vernunft voraussetzt. Das Märchen würde
also erst zur Fabel werden, ,,wenn die Darstellung der Handlung durch die
Absicht der Lehre beeinflusst ist"
14
.
Oftmals kommt es auch zu dem Vergleich zwischen der Fabel und der
Beispielerzählung, die das Allgemeine an einem besonderen Fall zeigt. Der
Leser muss dann also lediglich diesen Fall verallgemeinern und
gegebenenfalls auf sich beziehen. Die Gattung Fabel ist nun mit der
Begründung abgelehnt worden, dass es unmöglich sei, von Tieren eine
Moral erlernen zu können. Bei dieser Begründung hat jedoch das
Missverständnis zu Grunde gelegen, die Fabel sei eine Beispielgeschichte,
die keiner Übertragung vom Bildbereich auf den Bezugsbereich bedarf.
Schon auf Grund des Inventars ist es naheliegend auch das Tierepos
zusammen mit der Fabel zu betrachten, denn auch dieses weist Tiere als
handelnde Figuren auf. Bei der Fabel ist es allerdings so, dass allgemein
menschliche Probleme thematisiert werden, wohingegen sich das Tierepos
meist mit aktuellen, speziellen Problemen in der Gesellschaft
auseinandersetzt und diese behandelt. Zur Entstehung des Tierepos gibt es
verschiedene Ansätze. So wäre es einerseits denkbar, ,,dass eine
Kompilation mehrerer Fabeln erst das Epos entstehen ließ"
15
, andererseits
könnte es jedoch auch plausibel sein, dass sich die Fabeln als einzelne
Erzählzüge aus dem Epos gelöst haben und erst anschließend mit einer
Lehre versehen worden sind.
14
Wienert, W.: Das Wesen der Fabel. In: Carnes, P. (Hrsg.): Proverbia in Fabula. Essays on the
Relationship of the Proverb and the Fable. Bern: Lang 1988. S. 55. [künftig zitiert als: Wienert,
W.: Das Wesen der Fabel. In: Carnes, P. (Hrsg.): Proverbia in Fabula. 1988.]
15
Leibfried, E.: Fabel. 1976. S. 17.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (PDF)
9783956364228
ISBN (Paperback)
9783956367663
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster – Germanistisches Institut
Erscheinungsdatum
2015 (Januar)
Note
2,1
Schlagworte
fabel entstehung weiter- entwicklung wandel zeit äsop fontaine lessing zusätzlich vergleich rabe fuchs fabelautoren
Zurück

Titel: Die Fabel, ihre Entstehung und (Weiter-)Entwicklung im Wandel der Zeit – speziell bei Äsop, de La Fontaine und Lessing
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
30 Seiten
Cookie-Einstellungen