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Schönheitsoperationen und deren Rezeption in den Medien. Eine sekundäranalytische und empirische Untersuchung am Beispiel des Mediums „woman“

©2009 Diplomarbeit 172 Seiten

Zusammenfassung

In Kapitel eins werden für die Arbeit relevante Definitionen und Begriffe erläutert (Kommunikationswissenschaftliche Theorien und Ansätze). Ein weiterer Teil des Kapitels 1 beschäftigt sich mit Schönheitsidealen und deren Wandel im Zeitverlauf. Darüber hinaus beschäftigt sich dieses Kapitel mit den Themen: „Schönheit als Machtfaktor“, „Schönheit und ihre Rezeption in den Medien und in der Werbewirtschaft“ und mit dem Thema „Schönheitschirurgie“.

Kapitel zwei beschäftigt sich mit den der Arbeit zugrunde liegenden Methoden und den forschungsleitenden Fragestellungen (in abstrahierter Form). Hier wird die Methode – der Inhaltsanalyse, deren Anwendung und Geschichte bearbeitet, wie auch Theoretisches zur Methode der Befragung und im speziellen zur Onlinebefragung ausgeführt wird.

Kapitel drei befasst sich mit der inhaltlichen Analyse ausgewählter Exemplare der Zeitschrift „woman“ in denen das Thema aufgegriffen wird. Weiters wird der Weg zu den Daten (dem Untersuchungsmaterial) erläutert.
Im vierten Kapitel meiner Arbeit findet sich die deskriptive Auswertung des empirischen Teils der Arbeit (der Onlinebefragung) und die Darstellung der linearen Häufigkeitsverteilungen. In diesem Kapitel findet sich auch die Dokumentation des Interviews mit der fachlich zuständigen „woman“-Redakteurin.
Kapitel fünf beinhaltet die Zusammenfassung der Ergebnisse der hier vorliegenden Arbeit vor dem Hintergrund der forschungsleitenden Fragestellungen und aufgestellten Hypothesen.
Die Arbeit beinhaltet weiters einen Anhang, in welchem sich der Fragebogen der Onlinebefragung findet. Den Abschluss bilden ein Literaturverzeichnis und der Lebenslauf.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Weiss, Laudina: Schönheitsoperationen und deren Rezeption in den Medien.
Eine sekundäranalytische und empirische Untersuchung am Beispiel des Mediums
,,woman", Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-430-3
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Universität Wien, Wien, Diplomarbeit, 2009
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2
Prolog:
,,Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen!
Ihr durchstudiert die gross' und kleine Welt,
Um es am Ende gehen zu lassen,
Wie's Gott gefällt.
Vergebens, dass ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohlgebaut,
An Kühnheit wird's euch auch nicht fehlen,
Und wenn ihr euch nur selbst vertraut,
Vertrauen euch die anderen Seelen.
Besonders lernt die Weiber führen!
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn ihr halbwegs ehrbar tut,
Dann habt ihr sie all unterm Hut.
Ein Titel muss sie erst vertraulich machen,
Dass eure Kunst viel Künste übersteigt;"
(Goethe, Faust 1)

3
INHALTSVERZEICHNIS
0
EINLEITUNG - GLIEDERUNG DER ARBEIT ... 8
1
RAHMENBEDINGUNGEN DER ARBEIT ... 9
1.1
Definitionen und Begriffsbestimmungen ... 9
1.1.1
Identifikation ... 9
1.1.2
Stereotyp ... 9
1.1.3
Frauenzeitschriften ... 11
1.2
Theorien zur Medienrezeption ... 12
1.2.1
Agenda Setting Theorie ... 12
1.2.2
Uses and Gratification Approach ... 13
1.2.3
Symbolischer Interaktionismus ... 13
1.3
Schönheitsideale im Wandel der Zeit ­ Definitionen und kulturgeschichtlicher
Überblick ... 14
1.3.1
Schönheit in der Antike... 20
1.3.2
Das Schönheitsideal im Mittelalter ... 22
1.3.3
Das barocke Schönheitsideal ... 23
1.3.4
Schönheitsidal im Rokoko, Klassizismus und in der Romantik ... 25
1.3.5
Schönheitsideal in der viktorianischen Ära und um die Jahrhundertwende ... 26
1.3.6
Schönheitsideal in der Zwischenkriegszeit ... 27
1.3.7
Schönheitsideale im Nationalismus und in der Nachkriegszeit ... 29
1.3.8
Schönheitsideale und Wertewandel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts31
1.3.9
Schönheitsideale und Wertvorstellungen der Gegenwart ... 36
1.4
Schönheit als Machtfaktor? ... 39
1.5
Das Thema ,,Schönheit" in den Medien ... 44
1.5.1
Schönheit als Ware und als Konsumgut ... 44
1.5.2
Mediale Aufbereitung eines globalen Schönheitsideals ... 47
1.5.3
Das ,,Geschäft" mit der Schönheit ... 50
1.6
Modezeitschriften und Werbung ... 53
1.7
Die Schönheitschirurgie ... 55
1.7.1
Exkurs: Die häufigsten Schönheitseingriffe und-operationen ... 60
1.8
Motive für eine Schönheitsoperation ... 60
1.9
Schönheitschirurgie als Psychotherapie? ... 63

4
2
Methodenbeschreibung und forschungsleitende Fragestellungen ... 66
2.1
Beschreibung der verwendeten Methoden ... 66
2.2
Was ist Inhaltsanalyse? Definition und Beschreibung der Methode ... 67
2.2.1
Die Inhaltsanalyse: Methode und Anwendung ... 67
2.2.2
Zielsetzung der Methode ... 71
2.2.3
Kategorien, Kodieren und Auswertung ... 71
2.2.4
Zur Vorgehensweise der qualitativen Inhaltsanalyse... 72
2.2.5
Induktive Kategorienentwicklung ... 72
2.2.6
Die deduktive Kategorienanwendung ... 72
2.3
Die Befragung ... 74
2.3.1
Die schriftliche Befragung ... 75
2.3.2
Die Online-Befragung als Sonderform der schriftlichen Befragung ... 75
2.4
Das Interview ... 77
2.5
Anwendung der standardisierten Befragung (Interview) in den
Sozialwissenschaften ... 77
2.5.1
Allgemeine Voraussetzungen für die Durchführung eines Interviews ... 78
2.6
Forschungsleitende Fragestellungen und Hypothesen ... 79
3
Inhaltsanalyse der Zeitschrift ,,woman" ... 82
3.1
Technisches ad ,,woman" ... 82
3.2
Vorauswahl ... 83
3.3
Kategorien der Inhaltsanalyse ... 83
3.4
Verteilung der ausgewählten Ausgaben im Untersuchungszeitraum ... 84
3.5
,,Placement" und ,,Keywords" der themenrelevanten Artikel ... 85
3.6
Umfang der ausgewählten Zeitschriften sowie der themenrelevanten Artikel und
Inserate ... 92
3.7
Anzahl und Umfang der themenrelevanten Inserate ... 92
3.8
Charakteristik und journalistische Aufbereitung der Artikel ... 93
3.9
Charakterisierung der Artikel nach Aussage und Bewertungstendenz ... 96
4
Ergebnisse der Online-Befragung ... 99
4.1
Beschreibung der BefragungsteilnehmerInnen ... 99
4.1.1
Geschlecht ... 99
4.1.2
Alter ... 100
4.1.3
Bildung und Erwerbsstatus ... 101
4.2
Das Thema Schönheit in den Medien ... 103
4.2.1
Medienkonsum ... 103
4.2.2
Idealbilder in den Medien ... 105
4.3
Persönliche Praxis der Körper- und Schönheitspflege ... 107
4.3.1
Zeitlicher und finanzieller Aufwand ... 107

5
4.3.2
Schönheitsprodukte und ihr Einsatz ... 108
4.4
Einstellungen zum Thema Schönheit ... 111
4.5
Einstellungen zum Thema Schönheitsoperationen ... 113
4.6
Die Bedeutung von Schönheit, Aussehen und Attraktivität aus der Sicht der
Befragten ... 119
4.7
Idealbilder: ,,Ich wäre gern so schön wie ..." ... 122
Interview mit der ,,woman"-Redakteurin ... 125
5
ZUSAMMENFASSUNG und INTERPRETATION - BEANTWORTUNG DER
FRAGESTELLUNGEN ... 128
ANHANG ... 136
Der Fragebogen der Onlinebefragung ... 136
Beispiele für Titelblatt, Artikel und Werbeschaltungen einer analyiserten Ausgabe ... 160
Abstract ... 164
Literatur ... 165
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Venus von Willendorf ... 18
Abbildung 2: Schönheitsideale in der Antike (Griechenland und Ägypten) ... 21
Abbildung 3: Schönheit im antiken Griechenland - Aphrodite ... 22
Abbildung 4: Schönheitsideal im 15. Jahrhundert ... 22
Abbildung 5: Schönheitsideal in der Hochrenaissance ... 23
Abbildung 6: Schönheitsideal des Barock ... 24
Abbildung 7:Weibliches Schönheitsideal im 19. Jahrhundert... 26
Abbildung 8: Schönheit in den 20 er Jahren - Buchcover ... 28
Abbildung 9: Schönheitsideale der 30er Jahre ­ Marlene Dietrich und eine
Stummfilmdarstellerin ... 29
Abbildung 10: Marylin Monroe ­ Schönheitsideal der 50er Jahre ... 31
Abbildung 11. Mary Quant ­ Erfinderin des Minirocks ... 32
Abbildung 12: Schönheitsideal der 60 er Jahre ... 32
Abbildung 13: Schönheit in den 70er Jahren ­ Claudia Cardinale ... 33
Abbildung 14: Schönheit und Fitness in den 80er Jahren ­ Jane Fonda ... 34
Abbildung 15: Supermodells der 90er Jahre: Kate Moss, Claudia Schiffer, Naomi
Campbell ... 35
Abbildung 16: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung nach Mayring ... 73
Abbildung 17: Stammdaten und Mediadaten der Zeitschrift ,,woman" ... 82
Abbildung 18: Woman Cover /Titelblatt ... 160
Abbildung 19: ,,woman"-Artikel (Seite 1) ... 161
Abbildung 20: ,,woman"-Artikel (Seite 2) ... 162
Abbildung 21: ,,woman"-Werbung ... 163

6
Grafikverzeichnis
Grafik 1: Ausgewählte ,,woman"-Ausgaben nach Erscheinungsjahr ... 84
Grafik 2: Ausgewählte ,,woman"-Ausgaben nach Erscheinungsmonat (2002-2007) ... 85
Grafik 3: Anzahl der auf das Thema Schönheitsoperationen bezogenen Inserate ... 92
Grafik 4: Kurzcharakteristik des Artikels: Merkmalskategorien einzeln und in
Kombination mit anderen ... 94
Grafik 5: Kurzcharakteristik des Artikels: Häufigkeit der Zuordnung zu den
Merkmalskategorien ... 94
Grafik 6: Erweiterte Charakteristik des Artikels: Häufigkeit der Zuordnung zu den
Merkmalskategorien ... 95
Grafik 7: Erweiterte Charakteristik des Artikels: Merkmalskategorien einzeln und in
Kombination mit anderen ... 95
Grafik 8: Charakteristik des Artikels nach Aussageinhalten (Häufigkeit der Zuordnung zu
den Merkmalskategorien) ... 96
Grafik 9: Charakteristik des Artikels nach Aussageinhalten (Merkmale einzeln und in
Kombination mit anderen) ... 97
Grafik 10: Aussage / Bewertungstendenz des Artikels ... 98
Grafik 11: Befragte nach Geschlecht (N = 206) ... 100
Grafik 12: Befragte nach Altersgruppen (N = 206) ... 100
Grafik 13: Höchste abgeschlossene Ausbildung (N = 206) ... 101
Grafik 14: Erwerbsstatus (N = 206) ... 102
Grafik 15: Konsumieren Sie Medienformate, welche sich mit Schönheit auseinandersetzen
bzw. thematisieren, z.B. Frauenzeitschriften, entsprechende Fernsehshows etc.? (N = 206)
... 103
Grafik 16: Wie oft konsumieren Sie Mode- und Frauenzeitschriften? ... 104
Grafik 17: Welche der unten angeführten Zeitschriften konsumieren Sie? ... 104
Grafik 18: Was glauben Sie, wie stark werden Sie persönlich von den Idealbildern der
abgebildeten Frauen in Zeitschriften beeinflusst? (N = 198) ... 105
Grafik 19: Was glauben Sie, wie stark werden Sie persönlich von den Idealbildern der
abgebildeten Frauen in Zeitschriften beeinflusst? Skalenmittelwerte nach Geschlecht ... 105
Grafik 20: Wenden Sie die dort angeführten Schönheitstipps bei sich selbst an? (N = 131,
weibliche Befragte) ... 106
Grafik 21: ,,Wie viel Zeit investieren Sie im Durchschnitt täglich für Ihr Aussehen?" nach
Geschlecht ... 107
Grafik 22: ,,Wie viel Geld geben Sie im Durchschnitt pro Monat für Schönheitsprodukte
aus?" nach Geschlecht ... 107
Grafik 23: Welche der unten angeführten Produkte betrachten SIE als Schönheitsprodukte?
... 108
Grafik 24: Was tun Sie für Ihre Schönheit? ... 109
Grafik 25: ,,Haben Sie schon einmal eine Diät gemacht?" nach Geschlecht ... 110
Grafik 26: Was verstehen Sie unter Schönheit? Wie sehr stimmen Sie den folgenden
Aussagen zu? ... 111
Grafik 27: Was an Ihrem Körper sehen Sie persönlich als Problemzone? (N=177
Antwortende) ... 112
Grafik 28: Würden Sie sich für die Erreichung ihrer Veränderungswünsche auch operieren
lassen? (N = 206) ... 113
Grafik 29: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, etwas an sich zu verändern: Was wäre das?
... 114

7
Grafik 30: Was glauben Sie: Würden Sie sich nach einer Schönheitsoperation besser
fühlen? Was würde sich verändern? ... 115
Grafik 31: Frage 16: Wie denken Sie ganz generell über Schönheitsoperationen? Welcher
der folgenden Aussagen stimmen Sie (am ehesten) zu? Bitte entscheiden Sie sich für 3
Antworten. ... 116
Grafik 32: Reden Sie über das Thema Schönheitsoperation mit Ihren Freunden oder
Angehörigen? (N = 206) ... 117
Grafik 33: Würden Sie es zugeben, wenn Sie sich operieren haben lassen / einen
Schönheitseingriff vorgenommen haben? (N = 206) ... 118
Grafik 34: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Attraktivität (Schönheit) für Erfolg im
Beruf? Wie wichtig ist Ihnen persönlich ein gutes Aussehen? (1 = gar nicht wichtig, 10
= sehr wichtig) ... 119
Grafik 35: Mittelwertvergleich: 1= gar nicht wichtig ... 10 = sehr wichtig ... 119
Grafik 36: Welche der unten angeführten Äußerlichkeiten machen eine Frau für Sie
weniger attraktiv? ... 120
Grafik 37: Wie schätzen Sie sich selbst ein? Mittelwertvergleich: 1 = niedrigster Wert ... 6
= höchster Wert ... 121
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Themen und Überschriften der analysierten Artikel ... 87

8
0 EINLEITUNG - GLIEDERUNG DER ARBEIT
Die hier vorliegende Arbeit gliedert sich in fünf große Kapitel mit den jeweiligen Unterka-
piteln, einem Anhang und einem Literaturverzeichnis.
,,Ich habe mich bemüht, sämtliche Inhaber der Bildrechte ausfindig zu machen und ihre
Zustimmung zur Verwendung der Bilder in dieser Arbeit eingeholt. Sollte dennoch eine
Urheberrechtsverletzung bekannt werden, ersuche ich um Meldung bei mir."
1
In Kapitel eins werden für die Arbeit relevante Definitionen und Begriffe erläutert (Kom-
munikationswissenschaftliche Theorien und Ansätze). Ein weiterer Teil des Kapitels 1
beschäftigt sich mit Schönheitsidealen und deren Wandel im Zeitverlauf. Darüber hinaus
beschäftigt sich dieses Kapitel mit den Themen: ,,Schönheit als Machtfaktor", ,,Schönheit
und ihre Rezeption in den Medien und in der Werbewirtschaft" und mit dem Thema
,,Schönheitschirurgie".
Kapitel zwei beschäftigt sich mit den der Arbeit zugrunde liegenden Methoden und den
forschungsleitenden Fragestellungen (in abstrahierter Form). Hier wird die Methode ­ der
Inhaltsanalyse, deren Anwendung und Geschichte bearbeitet, wie auch Theoretisches zur
Methode der Befragung und im speziellen zur Onlinebefragung ausgeführt wird.
Kapitel drei befasst sich mit der inhaltlichen Analyse ausgewählter Exemplare der Zeit-
schrift ,,woman" in denen das Thema aufgegriffen wird. Weiters wird der Weg zu den Da-
ten (dem Untersuchungsmaterial) erläutert.
Im vierten Kapitel meiner Arbeit findet sich die deskriptive Auswertung des empirischen
Teils der Arbeit (der Onlinebefragung) und die Darstellung der linearen Häufigkeitsvertei-
lungen. In diesem Kapitel findet sich auch die Dokumentation des Interviews mit der fach-
lich zuständigen ,,woman"-Redakteurin.
Kapitel fünf beinhaltet die Zusammenfassung der Ergebnisse der hier vorliegenden Arbeit
vor dem Hintergrund der forschungsleitenden Fragestellungen und aufgestellten Hypothe-
sen.
Die Arbeit beinhaltet weiters einen Anhang, in welchem sich der Fragebogen der Online-
befragung findet. Den Abschluss bilden ein Literaturverzeichnis und der Lebenslauf.
1
https://hopla.univie.ac.at/Infoblatt_Hochschulschriften.pdf
, zuletzt aufgerufen am 12.03.2009, 15:09:23.

9
1 RAHMENBEDINGUNGEN DER ARBEIT
1.1 Definitionen und Begriffsbestimmungen
Im Folgenden werden die der Arbeit zugrunde liegenden Definitionen und Termini kurz
erläutert.
1.1.1 Identifikation
Unter Identifikation wird Folgendes verstanden: ,,(...) emotionales Sichgleichsetzen mit
einer anderen Person oder Gruppe und Übernahme ihrer Motive und Ideale für die eigene
Person."
2
1.1.2 Stereotyp
Der Begriff ,,Stereotyp" wird im Wörterbuch der Psychologie wie folgt definiert: ,,Schab-
lonenhafte, vorgefasste, vereinfachte und verallgemeinerte Meinung über Objekte, be-
stimmte Menschen oder Gruppen, die nicht vom erforderlichen Wissen getragen werden,
also den Keim des Irrtums bereits in sich tragen. Sie schaffen die Grundlage für unsere
Einstellungen und beeinflussen erheblich unsere Urteilsfähigkeit und Wahrnehmungen."
3
Stereotype sind: ,,(...) sozial verankerte geistige Konstrukte, die als Orientierungs- und
Entscheidungshilfe operierten, indem sie Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse
durch Reduktion und Vereinfachung erleichtern und beschleunigen".
4
Die Anfänge der Stereotypenforschung gehen hauptsächlich auf die deskriptive Arbeit des
Journalisten Walter Lippmann zurück. In seinem Werk ,,Die öffentliche Meinung"
5
taucht
der Begriff ,,Stereotyp" nach seinem ursprünglichen Gebrauch im Bereich des Buchdru-
ckergewerbes erstmalig im sozialwissenschaftlichen Kontext auf. Den Ansatzpunkt seines
2
Duden, 5. Überarbeitet Auflage, Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2003, Seite 817.
3
Wörterbuch der Psychologie 1988, Seite 402.
4
Lippmann, Walter: Die öffentliche Meinung, Bochum. Lippmann (1922), (1990), zitiert nach Wernecken
(2000), Wernecken, J. Wir und die andere. Nationale Stereotypen im Kontext des Mediensports, Berlin,
Seite. 113.
5
Vergleiche dazu: Lippmann, Walter: Bochumer Studien zur Publizistik und Kommunikationswissenschaft,
1964, Reprint 1990.

10
Stereotypenkonzeptes bildet dabei die Unterscheidung zwischen den Vorgängen in der
Umwelt und den damit verbundenen Vorgängen des Wahrnehmens. Mit dieser Differen-
zierung möchte Lippmann darauf hinweisen, dass die menschliche Wahrnehmung ein se-
lektiver Prozess ist, der es den Menschen unmöglich macht, die äußere Welt in ihrer Kom-
plexität als Ganzes zu erfassen. ,,Wir sind nicht so ausgestattet, dass wir es mit so viel Sub-
tilität, mit so großer Vielfalt, mit so vielen Verwandlungen und Kombinationen aufnehmen
könnten. Obgleich wir in dieser Umwelt handeln müssen, müssen wir sie erst in einfache-
ren Modellen rekonstruieren, ehe wir damit umgehen können."
6
Lippmann bezeichnet die vereinfachten Modelle auch als die ,,Bilder in unseren Köpfen"
7
oder als ,,Stereotypen". Er betrachtet Stereotypen als kulturell geprägte Entitäten die tief
im Bewusstsein jedes einzelnen verankert sind. Damit existieren die meisten Dinge schon
in der Vorstellung des Individuums, bevor es eigene Erfahrungen mit ihnen macht.
,,Der Mensch lernt mit seinem Geist riesige Teile der Welt zu sehen, die er nie zuvor sehen,
berühren, riechen, hören oder im Gedächtnis behalten konnte. Allmählich schafft er sich
so für seinen eigenen Geschmack in seinem Kopf ein Bild von der Welt außerhalb seiner
Reichweite."
8
Mit dieser Aussage trifft Lippmann nicht nur den Kern des Stereotyps, sondern weist damit
auch auf das Wesen medialer Wirklichkeit hin. Die Medien ermöglichen uns den Zugang
zu einer Wirklichkeit, die außerhalb unserer Reichweite liegt. Diese vermittelte Medienrea-
lität stellt neben den Institutionen Familie, Schule und Freundeskreis eine entscheidende
Quelle bei der Erzeugung von Stereotypen dar. Stereotypen sind somit als Phänomene zu
verstehen, die vorrangig durch Sekundärerfahrung etabliert werden. Nach Lippmann erfül-
len sie vor allem zwei wichtige Aufgaben: ,,Zum einen besitzen Stereotypen eine ökonomi-
sche Strategie, mit der das komplexe Wahrnehmungsumfeld vereinfacht und die Orientie-
rung erleichtert wird, und zum anderen dienen sie der Verteidigung der gesellschaftlichen
Stellung und sind in diesem Sinne ein Instrument der Selbstbehauptung sowie der Identi-
tätsstiftung."
9
Stereotype sind damit ein essentieller Bestandteil menschlichen Denkens
und Handelns und spielen eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben. Ste-
reotypes Denken ist aber nicht in jeder Hinsicht von Vorteil, denn die Stereotypisierung ist
6
Lippmann,
1964 (Reprint 1990), Seite 18.
7
Ebenda.
8
Ebenda, Seite 27.
9
Lippmann 1964, Seite 24ff.

11
immer auch mit einer Art von Reduzierung verbunden. Was übrig bleibt ist ein vereinfach-
tes Muster der Welt, welches nicht unbedingt mit der Wirklichkeit übereinstimmen muss.
Herkner beschreibt Stereotype als ,,Übergeneralisation", somit werden allen Angehörigen
der Gruppe aufgrund ihrer Kategoriezugehörigkeit ähnliche Merkmale zugeschrieben.
"Zusätzlich werden Unterschiede zwischen der eigenen Gruppe und Außengruppen über-
betont. Stereotype Zuschreibungen gelten als kognitive Komponente von Vorurteilen, sind
sehr stabil und schwer veränderbar."
10
Den Stereotypen sehr ähnlich sind Vorurteile. Nach Herkner sind Vorurteile:
,,....Einstellungen, deren Objekte Außengruppen oder- als Spezialfall von Außengruppen-
Minoritäten sind. Dabei handelt es sich in der Regel um negative, abwertende Einstellun-
gen. Die kognitive Komponente der Vorurteile-das subjektive Wissen bzw. die Meinungen
über die Außengruppe- wird Stereotyp genannt."
11
Nach Lippman erhöht sich ,,mit wachsendem Leistungsvermögen der Massenmedien ... die
Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Menschen Informationen aus derselben Quelle und
zur selben Zeit beziehen. Das erhöht die Gefahr, dass übermittelte Information eben nicht
zum Entstehen einer differenzierten, von persönlichem Urteil geprägten Meinung, sondern
zu einer schablonenhaften Sicht der Dinge verleiht ­ zu einer Sicht der Stereotype."
12
1.1.3 Frauenzeitschriften
Die heutige Erscheinungsform von Frauenzeitschrift bildete sich in der Nachkriegszeit
heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in den 50er und 60er Jahren verzeichneten
Zeitschriftenformate generell einen besonderen hohen Leserzuwachs.
Definitionsversuche für den Begriff ,,Frauenzeitschriften" gibt es bis dato viele, jedoch gibt
es bis heute keinen einheitlichen Begriff beziehungsweise Definition. Die so genannten
,,Männerzeitschriften" unterscheiden sich meist durch ,,gröbere Spezialisierungen", wie
Autos, Motoren, Sport, Sex usw. Frauenzeitschriften hingegen weisen meistens nicht so
10
Herkner, Werner: Lehrbuch Sozialpsychologie, 2. Auflage, Verlag Hans Huber. Bern; Göttingen; Toronto;
Seattle: Huber 2001. Seite 493.
11
Ebenda. Seite. 493.
12
Lippmann1990, Seite 34.

12
eine klare Spezialisierung und Unterscheidbarkeit der Themenbereiche auf. Die Gemein-
samkeit von Frauenzeitschriften ist lediglich die Zielgruppe, welche diese ansprechen,
nämlich Frauen. Darüber hinausgehend gibt es keine weiteren Spezialisierungsinhalte.
13
1.2 Theorien zur Medienrezeption
Vor der Erläuterung der Theorien zur Medienrezeption zunächst eine kurze Definition des
Begriffs der Massenkommunikation:
,,Unter Massenkommunikation soll mithin jener Prozeß verstanden werden, bei dem Aus-
sagen öffentlich (d.h. ohne begrenzte oder personell definierte Empfängerschaft), indirekt
(d.h. bei räumlicher oder zeitlicher oder raum-zeitlicher Distanz zwischen den Kommuni-
kationspartnern) und einseitig (d.h. ohne Rollenwechsel zwischen Aussagendem und Auf-
nehmendem), durch technische Verbreitungsmittel (sog. ,,Massenmedien") an ein disper-
ses Publikum (im oben definierten Sinne) vermittelt werden."
14
1.2.1 Agenda Setting Theorie
Die Agenda Setting Theorie basiert im Wesentlichen auf der Annahme, ,,(...) dass die
Massenmedien nicht so sehr beeinflussen, was wir denken sollen, sondern eher bestimmen,
worüber wir nachzudenken haben. Sie legen gewissermaßen fest, welche Themen wir auf
unsere Tagesordnung (Agenda) setzen"
15
.
Somit werden den Medien mit dieser Thematisierungsfunktion kognitive Effekte zuge-
schrieben. In der Forschungsarbeit wird besonders auf den Kausalzusammenhang von Me-
dienagenda als Ursache für die Publikumsagenda geachtet. Nach McCombs 1997 zeichnen
sich drei Modellvarianten ab:
1. Das Awareness-Modell (das Aufmerksamkeitsmodell). Dieses Modell besagt, dass
das Publikum auf bestimmte Themen aufmerksam wird, da die Medien über diese
Themen berichten.
13
Krainer, Larissa: Österreichische Frauenzeitschriften. Zwischen Kommerz-und Alternativmedien. Drave
Verlag. Klagenfurt 1995. Seite 13.
14
Maletzke, Gerhard: Psychologie der Massenkommunikation. Hamburg 1963, Seite 32. In: Burkart, Ro-
land.(Hg), Kommunikationswissenschaft, Grundlagen und Problemfelder, 4 Auflage. 2002, Böhlau Verlag
Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln, Weimar. Seite 171.
15
Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft, Grundlagen und Problemfelder. 4 Auflage, 2002, Böhlau
Verlag Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln, Weimar, Seite 248-249.

13
2. Das Salience-Modell sieht die Ursache bei den unterschiedlichen Hervorhebungen
der Themen bei den Medien als Grund für die unterschiedliche Annahme der Wich-
tigkeit der Themen bei den Rezipienten.
3. Das Prioritätenmodell ist die radikale Form des Salience Modells und sagt noch
dazu, dass die Themenrangfolge der Medienagenda reziprok in der Publikumsa-
genda ist.
16
1.2.2 Uses and Gratification Approach
Der Uses and Gratification Approach (Nutzen- und Belohnungsansatz oder Theorie der
selektiven Zuwendung) geht von einem aktiven Publikum aus, welches die Medien als
Gratifikationsinstanzen für bestimmte Interessen, Wünsche und Bedürfnisse benutzt und
sich durch die Rezeption dieser massenmedial verbreiteten Medieninhalte eine Art Beloh-
nung erhofft oder erwartet.
17
Die Belohnung - Gratifikation ist hierbei nicht nur spezifischer Natur (hinsichtlich des
Subjektes) sondern auch inhaltsunabhängig. Das heißt, ganz unterschiedliche Menschen
rezipieren die gleichen Medieninhalte aus ganz unterschiedlichen Gründen und erwarten
sich auch unterschiedliche Gratifikationen. Eine Gratifikation kann zum Beispiel sein, dass
der Rezipient am nächsten Tag über die rezipierte Serie im Büro ,,mitreden" kann oder sich
in einem im Film gezeigten Ort als seinen letzten Urlaubsort wieder findet.
18
1.2.3 Symbolischer Interaktionismus
Die Theorie vom symbolischen Interaktionismus geht davon aus, dass der Mensch in einer
natürlichen Umwelt und auch in einer symbolischen Umwelt lebt und den Dingen die er
16
Vergleiche dazu: Uekermann/Weiß: Agenda-Setting: zurück zu einem medienzentrierten Wirkungskon-
zept? In: Saxer (Hrsg.): 1983, S69-79, in Burkart Roland (Hrsg) Kommunikationswissenschaft, Grundlagen
und Problemfelder, 4 Auflage. 2002, Böhlau Verlag Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln, Weimar. Seite
250-251.
17
Der Nutzen- und Belohnungsansatz (auch Uses and Gratifications Approach, Uses-and-Gratifications-
Ansatz oder Theorie der selektiven Zuwendung) ist ein Modell der Mediennutzungsforschung und wider-
spricht dem Wirkungsansatz des älteren Stimulus-Response-Modells. In Absetzung bzw. Ergänzung der
Medienwirkungs-forschung untersucht der Ansatz die aktive Rolle der Rezipienten im Umgang mit Mas-
senmedien. Der Begriff ,,Uses Gratifications" wurde Anfang der 1960er Jahre vom amerikanischen
Kommunikationswissenschaftler und Soziologen Elihu Katz geprägt. Vgl. dazu: Elihu Katz, David Foulk-
es: On the use of the mass media as ,escape' ­ Clarification of a concept. (Seite 377-388) In: Public Opini-
on Quarterly, 3/1962.
18
Burkart Roland: Kommunikationswissenschaft, Grundlagen und Problemfelder, 4 Auflage. 2002, Böhlau
Verlag Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln, Weimar. Seite 221-223.

14
sieht eine Bedeutung zuspricht. Das zentral symbolisch- interaktionistische Denken wird
durch die Kategorie ,,Bedeutung" gekennzeichnet. Die Prämissen für den symbolischen
Interaktionismus nach Blumer
19
sind:
,,1. Menschen handeln den ,,Dingen" ihrer Umwelt (Personen Gegenständen, Zuständen,
Ereignissen, Ideen...etc.) gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen, welche diese
Dinge für sie besitzen.
2. Die Bedeutung dieser ,,Dinge" entsteht in bzw. wird abgeleitet aus den sozialen Interak-
tionen, die Menschen miteinander eingehen.
3. Diese Bedeutungen werden dann in einem interpretativen Prozess im Zuge der Ausei-
nandersetzung mit diesen ,,Dingen" benützt und gegebenenfalls auch wieder verändert."
20
Kommunikation ist also ein Prozess in dem Menschen mittels Symbolen reziprok Bedeu-
tungen austauschen, nonverbal und verbal. Um im Sinne des symbolischen Interaktionis-
mus erfolgreich zu kommunizieren, müssen die Kommunikationspartner sich auf die zu
benützenden Symbole einigen, bzw. den gleichen ,,Symbolvorrat" besitzen um die gleichen
Bedeutungen im gleichen Sinne verstehen und deuten zu können. Weiters geht es um die
Botschaft die mit den Bedeutungen vermittelt wird und nicht zuletzt die vermeintliche Hal-
tung des anderen Kommunikationspartners, der dies wiederum durch den Gebrauch von
Symbolen vermittelt.
21
1.3 Schönheitsideale im Wandel der Zeit ­ Definitionen und kul-
turgeschichtlicher Überblick
Ein Schönheitsideal ist eine bestimmte Vorstellung von Schönheit innerhalb einer Kultur.
In der Regel bezieht sich der Begriff auf das Aussehen des menschlichen Körpers und des
Gesichtes. Auf Kleidung, Schmuck oder Frisur bezogene Schönheitsvorstellungen werden
als Mode bezeichnet, die beiden Begriffe überschneiden sich jedoch oftmals. Jede Zeit hat
ihre Ideale und Vorstellungen von Schönheit. So ist die Definition von Schönheit immer
19
Blumer, Herbert: Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe
Bielefelder Soziologen (Hrsg) 1973, Seite 80-146. In Burkart Roland. Kommunikationswissenschaft,
Grundlagen und Problemfelder, 4 Auflage. 2002, Böhlau Verlag Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln,
Weimar. Seite 432.
20
Blumer, Herbert: Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe
Bielefelder Soziologen (Hrsg) 1973, Seite 80-146 in Burkart Roland. Kommunikationswissenschaft,
Grundlagen und Problemfelder, 4 Auflage. 2002, Böhlau Verlag Ges. m. b. H. und Co KG, Wien, Köln,
Weimar. Seite 432.
21
Ebenda, Seite 432 ff.

15
im kulturellen Kontext zu sehen und an diesen gebunden, der wiederum abhängig von
Raum und Zeit ist und sich ständig verändert.
Umberto Eco zeigt in seinem Buch ,,Geschichte der Schönheit",
22
dass Schönheit nie un-
veränderlich und absolut ist. Schönheit hat ,,geht mit der Zeit", unterliegt einem Wandel
und unterliegt einem Wandel der zeit- und kulturabhängig ist. Dies gilt sowohl für die
Kunst in allen ihren sinnlich erfahrbaren Ausformungen, aber auch insbesondere für die
Schönheit von Frauen und Männern.
,,Schön ist neben ,,anmutig", ,,hübsch" oder auch ,,erhaben", ,,wunderbar", ,,prächtig"
und ähnlichen Worten ­ ein Adjektiv, das wir oft benutzen, um etwas zu bezeichnen, das
uns gefällt. Es scheint, so gesehen, als wäre das was schön ist identisch mit dem, was gut
ist, und tatsächlich gibt es in verschiedenen Epochen der Geschichte eine enge Verbindung
zwischen dem Schönen und dem Guten. Wenn wir jedoch nach unserer Alltagserfahrung
urteilen, neigen wir dazu, als gut nicht nur das zu bezeichnen, was uns gefällt, sondern
auch das, was wir gerne hätten."
23
Eco folgert weiters: ,,Oder wir nennen etwas gut, das einem idealen Prinzip entspricht,
aber Leiden kostet, wie der ruhmreiche Tod der Helden, die hingebungsvolle Sorge für
einen Leprakranken, die Opferung des eigenen Lebens, wenn eine Mutter ihr Kind ret-
tet..."
24
,,Schönheit liegt ganz allein im Auge des Betrachters. Doch wird erfahrungsgemäß als
attraktiv eingeschätzt, wer wie der Durchschnitt aussieht. Auch hier ist die goldene Mitte
das beste Rezept."
25
,,Das Adornosche Postulat der Kritik der Populärkulturproduktion muss im 21. Jahrhun-
dert um die körperliche Schönheitsnivellierung erweitert werden. Sie ist als neuer Präge-
stempel eines Unterdrückungsmechanismus zu interpretieren. Der ,,Cultural Turn" er-
zeugte den Körper als populärkulturelles Produkt. Gängigen Schlagworten wie Persön-
lichkeit und Individualität zum Trotz, ist unsere Gesellschaft geprägt durch eine hohe
Normierung dessen, wie Frauen und Männer auszusehen haben. Die Echtzeitkommunika-
22
Eco, Umberto (Hrsg.): Die Geschichte der Schönheit. 2. Auflage, dtv, München 2007
23
Eco, Umberto (Hrsg.): Die Geschichte der Schönheit. 2. Auflage, dtv, München 2007, Seite 1.
24
Eco, Umberto (Hrsg.): Die Geschichte der Schönheit. 2. Auflage, dtv, München 2007, Seite 1.
25
Dahlke, Rüdiger: Der Körper als Spiegel der Seele. Gräfe und Unzer, 2007, Seite 23.

16
tionsmedien erlauben es kaum, sich gegen die erdrückende Übermacht der vorgegebenen
Schönheitsideale zu wehren. Der Schönheitsmainstream gibt die vorherrschenden Ideale
vor und wird durch die Echtzeitkommunikation in rasanter Geschwindigkeit in die Gesell-
schaft transportiert. Das individuelle Schönheitsideal orientiert sich am vorherrschenden
Mainstream. Die scheinbare Selbstbestimmung über unserem Körper unterliegt in Wirk-
lichkeit einer Ökonomie der Massenproduktion und Angleichung."
26
Der italienische Universalgelehrte Umberto Eco, stellt in seinem Werk ,,Geschichte der
Schönheit" die Frage nach der sogenannten ,,Schönheitshalbwertszeit" und folgert, dass im
16. Jahrhundert eine Frau wenn diese als schön betrachtet wurde, sich im Laufe ihres Le-
bens an dieser Sichtweise nichts änderte, hingegen hat Schönheit heute ein immer schnelle-
res ,,Verfallsdatum". So wie die Produktzyklen immer kürzer werden, werden auch die
Intervalle der Definition dessen, was als schön bezeichnet wird immer kürzer. Diese Ge-
schwindigkeit in Sachen Schönheit ist es auch, die bewirkt, dass verschiedene Schönheits-
ideale und ­modelle zeitlich parallel existieren (können).
27
Rüdiger Dahlke folgert zu diesem Themenkomplex: ,,Der Eindruck von körperlicher
Schönheit ergibt sich am ehesten aus der stimmigen Proportion der Formen. Wenn eine
Frau sogenannte Traummaße vorweisen kann, was an Hüft-, Taillen- und Brustumfang
festgemacht wird, geht es genau darum. Diese Art der Bewertung mag primitiv sein; sie
verrät jedoch die Wichtigkeit der Proportionen. Ein jeweils größerer Umfang von Brust
und Hüfte bekommt seinen Wert erst durch eine vergleichsweise schmale Taille. Sobald
dieser mittlere Wert wächst, verlieren die beiden Rahmendaten ihre Bedeutung, und die
Figur büßt an Attraktivität ein."
28
Der äußere Eindruck gewinnt immer mehr an Bedeutung. Kobald
29
schreibt dazu: ,,Wir
leben in einer Epoche in der unser Körper als medizinisch optimierbar erlebt wird. Der
Körper wird als Konsumgut, als austauschbare Ware aufgefass. Quer durch alle Gesell-
26
Kobald Roland: Zeitschrift für Philosophie und Kultur. im Netz, Nummer 8 2007: Zur Philosophie der
Schönheit im 21. Jahrhundert, oder die Ökonomie des Impressionsmanagement,
http://www.sicetnon.org/content/phil/oekonomie_der_schoenheit.pdf
, Seite 5, zuletzt aufgerufen am
12.03.2009 um 16:24:19
27
Vergleiche dazu: Eco, Umberto (Hrsg.): Die Geschichte der Schönheit. 2. Auflage, dtv, München 2007.
28
Dahlke, Rüdiger: Der Körper als Spiegel der Seele. Gräfe und Unzer, München 2007, Seite 21ff.
29
Kobald Roland: Zeitschrift für Philosophie und Kultur. im Netz, Nummer 8 2007: Zur Philosophie der
Schönheit im 21. Jahrhundert, oder die Ökonomie des Impressionsmanagements,
http://www.sicetnon.org/content/phil/oekonomie_der_schoenheit.pdf
, Seite 5, zuletzt aufgerufen am
12.03.2009 um 16:24:19

17
schaftsschichten wurde das Körpertuning ein zentrales Lebensprinzip. Ist dieser Körper-
kult, an dessen Wahn etwa Models sterben, ethisch noch vertretbar? Das Ungenügen am
eigenen Körper ist eine marktförmig zugeschnittene Variante des alten Problems des Dua-
lismus von Geist und Körper. In Zeiten des egalisierten Massengeschmacks geht es uns
allerdings nicht mehr um das Jenseits. Ganz körperlos konnten sich die Menschen wohl nie
das Weiterleben in der Ewigkeit des Paradieses oder der Hölle vorstellen. Im philosophi-
schen Schönheitsparadies eines Epiktet gab es keine entstellten alten Körper, denn alle
Schönheit kam, unter Voraussetzung von philosophischen Übungen, von innen. Im nach
außen geleiteten Schönheitsmodell ist die schwierigste Frage der Körperbörse wohl eher
die, welche Bugs aus der Version 1.0 bei der Körperversion 2.0 behoben werden sollen.
Man macht sich schön, da in jedem sozialen Kontext Wohlbefinden und Selbstsicherheit
damit verbunden wird. Dieses Wohlbefinden und die Selbstsicherheit benötigen wir für
unser gesellschaftliches Impressionsmanagement. Sie gelten als Ausdruck einer erfolgrei-
chen Persönlichkeit, denn sie lassen alltagsphilosophische Rückschlüsse über den sozialen
Status, den beruflichen Erfolg und die körperliche Leistungsfähigkeit zu. Sie entscheiden
letztendlich über Antipathie und Sympathie. Körperliche Attraktivität spielt in unserer Kul-
tur eine große Rolle, da sie als Faktor des persönlichen Erfolges interpretiert wird. Die
aber wird den meisten Menschen in aller Regel nicht in die Wiege gelegt, dafür lässt sich
aber mit kosmetischer Chirurgie der Körper verbessern. Das hässliche Entlein gehört
nicht ganz der Vergangenheit an, sondern unzeitgemäße Hässlichkeit oder Unvollkom-
menheit wird zum Zeichen von Armut. Kosmetik und Mode, oberflächliche und temporäre
Veränderungen oder eher Verhüllungen, sind nicht passé, aber reichen schon lange nicht
mehr aus. Die Illusion hat ausgedient, wenn der Vorhang fällt, soll die Körperrealität dem
Schönheitsideal entsprechen."
30
,,Die Sozialwissenschaften bekommen bei ihren philosophischen Erklärungsmodellen, bei
denen sie von einer inneren Ästhetikentwicklung ausgehen, Schützenhilfe aus den Natur-
wissenschaften. Britische Wissenschaftler konnten zeigen, dass unsere Gehirne auf be-
stimmte Gesichter, die als schön empfunden werden, stärker reagieren. Ein neurologischer
Belohungsmechanismus wird bei Betrachtung ausgelöst. Das ist der Grund, warum schöne
Menschen höhere Aufmerksamkeit erfahren. Wenig attraktive Menschen müssen sich mit
anderen Eigenschaften Anerkennung verschaffen, wollen sie nicht am unteren Ende der
sozialen Hierarchie landen. In ihrem Buch ,,Survival of the Prettiest: The Science of Beau-
30
Ebenda.

18
ty" vertritt die Psychologin Nancy Etkoff die Ansicht, dass die Wahrnehmung von Schön-
heit angeboren ist und dass ähnliche Merkmale universell als schön betrachtet werden.
Kant behält zwar Recht damit, dass das Schönheitsurteil subjektiv ist, laut diesen Erkennt-
nissen ist das Geschmacksurteil aber einer überindividuellen, natürlichen Selektion im
Gehirn unterworfen. Bestätigt wird das dadurch, dass sogar schon Babies im Alter von
einer Woche schöne Gesichter den hässlichen bevorzugen, egal welche Hautfarbe jemand
hat."
,,Unser Körper wurde zur wichtigsten sozialen Dimension. Wir sind zuerst Körper, der in
der sozialen Interaktion abgescannt wird, und erst danach Charakterwesen in einem Kör-
per."
31
Abbildung 1: Venus von Willendorf
Quelle: hypersoil.uni-muenster.de/0/02/img/05_1.jpg zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um 16:22:16
Als ,,(Schönheits)Ideal" wurde im ursprünglichen Sinne etwas Vollkommenes und Uner-
reichbares, ein ,,erstrebenswertes Vorbild" definiert. Das Schönheitsideal konnte sich also
je nach Epoche und kulturellen Raum auf den Menschen, auf eine Gottesschöpfung oder
die Götter selbst beziehen. Das Schönheitsideal symbolisierte stets etwas Unpersönliches.
Dies zeigt sich auch schon in der historischen Namensgebung der Ideale. Ideale wurden
mit metaphorischen Namen wie Venus und Frühling benannt. Hier zeigt sich eine starke
Überindividualität dieser Definition des Ideals. In unserer heutigen Zeit stehen die Namen
der Models nicht für ein abstraktes, überindividuelles Ideal welches für den Menschen auf
ewig unerreichbar bleibt, sondern für ein ganz konkretes mit ihrer Person und ihrem Äuße-
rem konnotiertes Schönheitsideal. So entwickelte sich das Ideal von einer ,,Überindividua-
31
Ebenda.

19
lität" hin zu einem fleischgewordenen Ideal.
32
Die bildgewordene genaue Vorstellung von
Schönheit ist jedoch stets im Wandel des Bewusstseins der Menschen.
,,Der Körper ist das Material des Schönen, aber dieses Material bedarf immer der For-
mung, gleichsam einer 'Übersetzung' in kulturelle Symbole. Somit balanciert das Schöne
stets zwischen gegebener Natur und kulturellem Bild."
33
In allen Kulturen und zu allen Zeiten entwickelten die Menschen ihre eigenen kontextbe-
zogenen Schönheitsvorstellungen, der sie dann die Definition von Schönheit gaben. Von
jeher strebten die Menschen nach ihr und versuchten ihr, wenn sie nicht naturgegeben war,
nachzuhelfen, zu den jeweiligen Zeiten mit den vorherrschenden Mitteln und Praktiken,
die in früheren Zeiten besonders kostspielig und vor allem schmerzhaft waren. Ungebro-
chen bleibt bis zum heutigen Tage der Wille des Menschen, dem Schönheitsideal mög-
lichst genau zu entsprechen.
Der Mensch änderte an diesem Verhalten nichts, sondern das Ideal selbst ist es was sich im
Laufe der Zeit mehrmals geändert hatte. Schönheit an sich ist undefinierbar und relativ,
doch lassen sich die jeweils geltenden und temporären Schönheitsideale genau definieren.
Abgesehen von der Endlichkeit einer Zeit und des Raumes in der sie gelten, jedoch sind sie
immer bestimmbar und genau festgelegt.
Jede Gesellschaft hat ihre eigenen rituellen, sozialen oder ästhetischen ,,Körper-Diktate".
Diese Normen sind den Menschen bekannt, die sich danach richten und versuchen, best-
möglich an sie heranzukommen. Die Maßstäbe der Schönheit ändern sich meistens, wenn
es die Mehrheit schafft, sich dem geltenden Ideal anzupassen. Schönheit ist etwas Außer-
gewöhnliches, und deshalb können nur wenige den für ein Ideal ,,festgelegten" Eigenschaf-
ten entsprechen.
34
,,Seit der Mensch über das Stadium des Tieres hinausgewachsen ist, hat er nicht aufgehört,
die Vorstellung von Schönheit zu formen, ja ihr sogar eine regelrechte Diktatur aufzubür-
den!"
35
32
Drolshagen, Ebba D.: Des Körpers neue Kleider, Die Herstellung weiblicher Schönheit, Fischer Taschen-
buch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1995, Seite 157f.
33
Trapp, Wilhelm: Wie viel Schönheit braucht der Mensch? in: von Randow, Gero: Wie viel Körper braucht
der Mensch? Edition Körber Stiftung. Hamburg 2001, Seite 68.
34
Vgl. dazu: Freedman, Rita: Die Opfer der Venus. Vom Zwang schön zu sein, Kreuz Verlag, Zürich 1989
Seite 21.
35
Didou-Manent, Michèle ; KY, Tran ; Robert, Hervé : Dick oder dünn ? Körperkult im Wandel der Zeit,

20
Die Auffassung von Schönheit und einem schönen Körper schwankte stark zwischen Ext-
remen in den verschiedenen Epochen und Kulturen. Nichts wandelte sich so stark und so
schnell wie die Vorstellung und Definition von Schönheit. An manchen Orten wurde das
Schönheitsideal verehrt und angestrebt und an anderen Orten das gleiche Ideal sogar ver-
abscheut.
36
Interessant ist hierbei jedoch unser wandelbares Empfinden und die ,,Aufnahmen" von
Schönheit, denn sobald sich die geltenden Schönheitsnormen ändern, passen die Menschen
ihr Schönheitsempfinden diesen an und eifern dem neuen Ideal nach. Sobald sich die gel-
tenden Schönheitsnormen ändern, wird unser Schönheitsempfinden revidiert.
37
1.3.1 Schönheit in der Antike
Die platonische Philosophie war der Beginn der Diskussion über Schönheit und das Schö-
ne an sich. In der platonischen und neuplatonischen Philosophie gehört das heute abge-
grenzte und definierte ethisch schöne und ästhetisch Schöne eng zusammen, da die Philo-
sophen sehr nahe an der Definition des Begriffes Schönheit agierten und argumentierten.
Das Wort ,,schön" kommt aus dem griechischen (kalós) und bezieht sich auf die Schönheit
in verschiedenen Bereichen oder auf die Schönheit von Dingen, wie natürlicher Gegen-
stände, dem Himmel, dem Körper, im Bereich des Seelischen auf die Schönheit der Tu-
genden, im Bereich des Geistigen auf die Schönheit der Wissenschaft, im Bereich des sinn-
lich wahrnehmbaren auf die Schönheit der Kunstwerke und Gegenstände, aber auch auf
das Schöne an sich.
Verlagsgruppe Lübbe GmbH Co. Verlags KG, Bergisch Gladbach 2000. Seite 11.
36
Vergleiche dazu: Didou-Manent, Michèle ; KY, Tran ; Robert, Hervé : Dick oder dünn ? Körperkult im
Wandel der Zeit, Verlagsgruppe Lübbe GmbH Co. Verlags KG, Bergisch Gladbach 2000 Seite 13.
37
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999 Seite 15.

21
Abbildung 2: Schönheitsideale in der Antike (Griechenland und Ägypten)
Quelle:Linkes Bild: www.arsmundi.de/products/307640.html
Rechtes Bild:
http://www.reinhardschmid.de/gewoelbe/pics/f0_ag_nofretete.jpeg zuletzt aufgerufen am
13.03.2009
um 16:22:38
Platon (428-348 v. Chr.) beschrieb den ,,transzendentalen Charakter des Schönen". Die
Idee der Schönheit ist erst die Bedingung hierfür, dass Menschen überhaupt das einzelne,
konkret Schöne als Schönes sehen. Platon schreibt der Schönheit eine natürliche Macht zu,
da sie die Aufmerksamkeit der Menschen lenkt, den Menschen führt und den Menschen in
Spannung versetzt.
38
Platon geht auf die metaphysische Theorie des Schönen zurück, die
besagt, dass das Schöne das Gute und das Gute das Schöne ist.
39
Die Schönheit bewirkt
alle guten Tugenden; denn sie verleitet Menschen dazu ihrem Gegenüber mit den guten
Tugenden, wie Fleiß, Tapferkeit und Freigiebigkeit gegenüberzutreten, so meinte man in
der Antike.
40
Aristoteles hingegen bezeichnet das Gesicht als den Spiegel der Seele. Diese
Auffassung, dass das Gesicht und der Körper auf bestimmte Charaktereigenschaften zu-
rückzuführen beziehungsweise Charaktereigenschaften widerspiegeln ist bis heute geblie-
ben
41
. Die Schönheitswahrnehmung im antiken Griechenland basierte auf der Klarheit und
Verständlichkeit. Die Regeln der Schönheit, behaupteten die Griechen beruhen auf dem
subtilen Zusammenspiel von Zahlen und Proportionen. So wurden die Proportionsvorlagen
systematisch in Beziehung zur Mythologie gesetzt und Schönheit darin messbar gemacht.
So galten die Körper von Zeus, Apollo oder Herkules als männliche Schönheitsvorbilder
und die von Aphrodite, Artemis und Hera als weibliche Schönheitsvorbilder denen es
nachzueifern galt.
38
Hergovich, Andreas (Hg.) Psychologie der Schönheit. 2001 Facultas Verlags- und Buchhandesl AG,
WUV-Univ.Verlag. 2001, Wien, Seite15-18.
39
Hassebrauck, Manfred (Hg.)/Niketta, Reiner. Physische Attraktivität. Westdeutscher Verlag, Opladen
1990, Seite 63.
40
Hergovich, Andreas (Hg.) Psychologie der Schönheit. 2001 Facultas Verlags- und Buchhandels AG,
WUV-Univ.Verlag. 2001, Wien, Seite19.
41
Hassebrauck, Manfred (Hg.)/Niketta, Reiner. Physische Attraktivität. Westdeutscher Verlag, Opladen
1990, Seite 63.

22
Abbildung 3: Schönheit im antiken Griechenland - Aphrodite
Quelle:
www.jelcic.ch/mediac/400_0/media/aphrodite02.jpg zuletzt aufgerufen am 13.03.2009
um 16:23:06
Die Griechinnen mussten also nun um diesem Schönheitsideal zu entsprechen, oder nahe-
zukommen, kleine Becken und spitze Brüste haben. Außerdem mussten sie strahlend sein,
elegant, und je nach Ideal auch muskulös.
42
1.3.2 Das Schönheitsideal im Mittelalter
War das Schönheitsvorbild im Mittelalter noch eine zierliche, schlanke und flachbrüstige
Frauengestalt, so kehrte das Schönheitsideal der Renaissance sich ins Gegenteil und nur
üppige Damen mit ausladenden Rundungen entsprachen diesem.
Abbildung 4: Schönheitsideal im 15. Jahrhundert
Quelle: Mode der ,,hohen Stirn" im 15. Jahrhundert Portrait eines jungen Mädchens von Petrus Christus um
1514,
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Petrus_Christus_006.jpgfiletimestamp=20050519070409
zuletzt aufgerufen
am 13.03.2009 um 16:23:22
42
Didou-Manent, Michèle ; KY, Tran ; Robert, Hervé: Dick oder dünn ? Körperkult im Wandel der Zeit,
Verlagsgruppe Lübbe GmbH Co. Verlags KG, Bergisch Gladbach 2000 Seite 50ff.

23
Abbildung 5: Schönheitsideal in der Hochrenaissance
Quelle: Weibliches Schönheitsideal der Hochrennaissance, La Velata von Raffael, 1470,
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Raffael_044.jpgfiletimestamp=20050521025553
zuletzt
aufgerufen am 13.03.2009 um16:23:50
Die mittelalterlichen Ansichten zur Schönheit die da eine schmale, schlanke und zerbrech-
liche Frau mit einer sehr schmalen Taille idealisierten, sahen zu diesem Zeitpunkt auch
Mediziner als ungesund an und meinten, ,,dass sich der Körper, das Geschlecht und der
Geist nur durch üppige Nahrung entfalten können und entwickeln können". So galt nun als
schön einen vollen, ausladenden und weißen Körper zu haben mit dicken, fleischigen und
kräftigen Armen, weiße, kurze und dicke Hände, ein bis zum Hals ,,hinabhängendes" Dop-
pelkinn, hohe blutrote Wangen und einen üppigen Hals. Es gab sogar Rezepte die sich ei-
fersüchtige Frauen besorgten um das Fett ihrer Rivalin zu schmelzen umso weiter mit ihren
üppigen Formen in der Gunst der Schönheit zu sein.
43
1.3.3 Das barocke Schönheitsideal
Im Zeitalter der Vernunft und der Privilegierten, des Barocks entwickelte sich eine betonte
Lebensbejahung. Glück und Lust auf Erden; eine kräftige Gesellschaft die zu genießen
wusste. Der Körper erblühte in neuer und betonter Üppigkeit wie man aus Rubens Bildern
deutlich erkennen kann.
43
Didou-Manent, Michèle ; KY, Tran ; Robert, Hervé : Dick oder dünn ? Körperkult im Wandel der Zeit,
Verlagsgruppe Lübbe GmbH Co. Verlags KG, Bergisch Gladbach 2000 Seite 137-143.

24
Abbildung 6: Schönheitsideal des Barock
Quelle: Peter Paul Rubens, Ausschnitt aus: Ankunft der Maria de' Medici in Marseille.
http://www.oel-
bild.de/Bilder/Bacchanal.htm zuletzt aufgerufen am 13.03.2009
16:24:00
Der privilegierte Lebensstil schrieb dem üppigen Essen und dem Genuss einen hohen Stel-
lenwert zu. Als schön galt bei Damen, wie auch bei Herren Korpulenz und Größe. Männer
,,vergrößerten" sich durch Allongeperücken und Frauen streckten ihren Körper optisch mit
extrem hochfrisierten, toupierten Haaren und zusätzlichen Perücken. Die Herren betonten
zusätzlich ihren korpulenten Körper mit Hüft- und Wadenpolster und die Frauen betonten
ihre üppigen Rundungen mit ausladenden Gewändern. Ebenso betonten sie ihre Brüste und
Arme, jedoch schnürten sie sich immer noch in ein steifes Mieder.
Gesellschaftlich gesehen war der Mann der vernünftige und den Frauen weit überlegen. Es
herrschte eine, gesellschaftlich ,,gelebte" extreme Unterlegenheit von Frauen gegenüber
Männern. Frauen hatten nach Auffassung der Zeit weder Verstand und von Natur aus nicht
die Gabe Wissen aufzunehmen. Hingegen in der Erotik war es beiden Geschlechtern er-
laubt, sich Liebhaber und Maitressen zu halten. Für Männer gab es sogar eigene ,,Liebes
Klubs", in denen sie mit Einsatz von Geld ihr sexuellen Leistungsvermögen beweisen
konnten und vor unabhängigen Zeugen ,,aufgenommen" wurden. Erotik bedeutete zu die-
ser Zeit absolute Sinnesfreude.

25
1.3.4 Schönheitsidal im Rokoko, Klassizismus und in der Romantik
Der üppige Barock ging in den überfeinerten Rokoko über und die Körper wurden wieder
schlanker und anmutiger und während der Französischen Revolution (1789) gewannen
auch die Frauen ­ wenn auch nur am Rande- einige Rechte, welche unter den Schlagwor-
ten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit subsumiert werden können.
44
Mit dieser Ära ging
das Ideal der wohlgenährten, korpulenten Figuren zu ende. So üppig waren die Schönheits-
ideale kaum zuvor oder je danach.
45
Im Klassizismus 1770 bis 1830 war das Schönheitsideal sehr nah an der Antike angelehnt.
Natürlichkeit und zarte, durchscheinende antikisierende Gewänder ohne ein einschnüren-
des Korsett galten als Schön. Das erstrebenswerte Körperideal war wie in der Antike
wohlproportioniert. Der Busen allerdings musste wohlgerundet sein. Wenn dem Busen
Fülle gefehlt hatte, wurde er durch einen kunstvoll verarbeiteten Wachsbusen ersetzt, die
dem natürlichen Busen an Natürlichkeit kaum in Gegensatz standen.
Die Romantik betonte Innerlichkeit und Individualität. Erstmals wurde das Thema ,,Ge-
fühl" diskutiert und als wichtiger erachtet als Vernunft. Der Frau schrieb man all das Ge-
fühlsleben zu und die Stellung von Mann und Frau wurde romantisiert. Die Frau wurde
wegen ihres Gefühlslebens als ein wertvolles Wesen betrachte und quasi ,,emporgehoben"
und wurde so aber auch in eine passive Rolle gedrängt. Das zeigte sich äußerlich in Form
von Korsetten, welche so eng wie möglich an die Frauen gelegt und möglichst eng ge-
schnürt wurden. Die Kleidung der Frau behinderte jede Bewegung und zwang sie in eine
,,neue Unnatürlichkeit". Die hilflose Zartheit der Frau wurde somit betont, doch der Busen
musste wohlgerundet sein, was dem ,,neuen" Schönheitsideal dieser Zeit entsprach.
44
Vergleiche dazu: Grauer, Angelika/Schlottke, Peter F.: Muss der Speck weg? Der Kampf ums Idealge-
wicht im Wandel der Schönheitsideale, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH Co. KG, München 1987,
Seite142-146.
45
Deuser Karin/ Gläser, Elisabeth/ Köppe, Daniela: 90-60-90. Zwischen Schönheit und Wahn, Zyankrise
Druck Verlag, Berlin 1995 Seite 22.

26
1.3.5 Schönheitsideal in der viktorianischen Ära und um die Jahrhun-
dertwende
Die viktorianische Ära von 1850 bis 1900 (oder auch das sogenannten ,,Maschinenzeital-
ter" genannt) kann (gesellschaftlich) auch als die ,,Zeit der Doppelmoral" in jeglicher Hin-
sicht bezeichnet werden. Die Menschen konnten sich nicht nur mehr der Gefühlswelt des
Romantikzeitalters hingeben, sondern mussten hart arbeiten. Frauen arbeiteten ebenso,
jedoch hatte sie keinerlei Rechte oder Ansprüche. Hinzu kommt der sexuelle Aspekt der da
war, dass Frauen rein asexuell waren und komplett unterdrückt wurden. Doch die Prostitu-
tion erlebte ihre Hochblüte und es gehörte bei den Männern zum ,,guten Ton" sich in der
Hinsicht zu Vergnügen, und auch eine Mätresse ,,zu halten". Jedoch wurde Selbstbefriedi-
gung als etwas absolut schädliches gesehen, was soweit ging, dass jungen Männern die
Hände während des Schlafens zusammengebunden wurden. Die Frau wurde in jeder Le-
benslage unterdrückt und die Meinung Schopenhauera (1788-1860), der Frauen generell
als minderwertig ansah, galt als eine weit verbreitete.
Abbildung 7:Weibliches Schönheitsideal im 19. Jahrhundert
Quelle: La Naissance de Venus, 1862,
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Duval_La_Naissance_de_Venus.jpgfiletimestamp=20060725122039
zuletzt aufge-
rufen am 13.03.2009 um 16:24:12
Das Schönheitsideal war ähnlich wie das im Klassizismus, jedoch sollte der Körper rundli-
cher und weiblicher sein. Die Taille wurde stark eingeschnürt, der Busen, die Extremitäten
und Schultern mussten weich und rundlich sein. Wenn der Busen zu klein war, wurde er
ausgepolstert.
46
46
Grauer, Angelika/ Schlottke, Peter F.: Muss der Speck weg? Der Kampf ums Idealgewicht im Wandel der

27
Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war der Beginn für ein konstantes, absolut
schlankes Schönheitsideal. Schlankheit bleibt als Ideal bis zur Gegenwart erhalten mit
Ausnahme der 40er und 50er Jahre, da zeigte es von Wohlstand wenn man trotz des vor-
herrschenden Ernährungsmangels infolge des 2. Weltkrieges üppigere Forme hatte. So
konnte eine ,,kurze Hochkonjunktur der Formen" verzeichnet werden. Zu dieser Zeit kann
auch der Beginn der massenmedialen Vermittlung festgemacht werden. Die Massenmedien
welche die Schönheitsideale immer weiter verbreiten konnten wurden für immer mehr
Menschen zugänglich.
47
.
1.3.6 Schönheitsideal in der Zwischenkriegszeit
In den Anfängen des Jahrhunderts, um 1910 waren die neuen verkörperten Schönheiten die
Fotografien der Damen der Aristokratie. Diese trugen moderne Frisuren, Kleider und hat-
ten eine Taille die von einem Schnürkorsett zusammengezogen wurde. Die Haare waren zu
Turmfrisuren frisiert und diese schmückte ein breiter Hut.
48
In den sogenannten ,,goldenen 20er Jahren", in den Jahren nach dem Schrecken des 1.
Weltkrieges war jedoch ein deutlicher Kontrast zu sehen. Einerseits das Elend nach dem
Krieg, die Trauer, der Verlust der Angehörigen, Hungersnot, Massenarbeitslosigkeit, Infla-
tion, politische Unruhen und Streiks und andererseits dazu der ungebrochene Fortschritts-
glaube und Wille zur Veränderung. Eine Gier, die alles erleben wollte, um die schreckli-
chen Ereignisse zu vergessen. Das Leben nach dem Krieg sollte ein Neubeginn sein und in
vollen Zügen genossen werden. Für jeden Geschmack, für jedermann wurden die passen-
den Amüsements entwickelt und angeboten; so entstanden neue Theater, Kabaretts, Filme,
Tänze, Revuen und die gelebte Freizügigkeit in Nachtbars. Mit diesen Entwicklungen ein-
hergehend veränderte sich auch das Schönheitsideal.
Schönheitsideale, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH Co. KG, München 1979, Seite150-154
47
Penz, Otto: Die Metamorphosen der Schönheit. Eine Kulturgeschichte moderner Körperlichkeit, Verlag
Turia + Kant, Wien 2001, Seite162 .
48
Schiefer Faux, Dorothy: Schönheit. Beauty. Beauté. Eine Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Schir-
mer/Mosel, München 2000, Seite11.

28
Abbildung 8: Schönheit in den 20 er Jahren - Buchcover
Quelle:
http://images.buch.de/images-adb/1f/f5/1ff57f17-c5e0-4c9b-bfce-0e5de4afa651.jpg
zuletzt aufgeru-
fen am 13.03.2009 um 16:24:59
Die ,,Garconne" war der neue Begriff für die moderne Frau.
49
So begann der Körper an
Wichtigkeit zuzunehmen, denn Frau begann Körper zu zeigen. Ein schmaler schlanker
Körper und eine knabenhafte Figur verkörperten die ,,Garconne" mit typischer, knabenhaf-
ter ,,Bubikopf" Frisur. Dies stand sehr im Kontrast zu den Schönheitsidealen des letzten
Jahrzehnts.
50
Die moderne Frau hatte eine schlanke Figur. Sie wollte sich von der vorigen Generation
absetzen und nichts mehr von der sich unterordnenden, unterwürfigen, unselbstständigen
Hausfrauen- und Mutterrolle wissen. Frauen begannen Sport zu betreiben, sie gingen in die
Sauna, zum Friseur, schnitten sich die Haare kurz und achteten mehr auf sich selbst, auf ihr
Äußeres.
51
,,Als Frauen anfingen, sich gesellschaftlich und politisch auf eine Stufe mit den Männern
zu stellen, und ihr Recht einforderten, als ebenbürtig anerkannt zu werden, gaben sie all-
mählich auch die üppigen Figuren mit Signalwirkung auf. Ähnlich wie sie die Zöpfe ab-
schnitten und auf Männerfrisuren wie den Pagenkopf setzten, die Röcke gegen Hosen ein-
49
Vergleiche dazu: Grauer, Angelika/ Schlottke, Peter F.: Muss der Speck weg? Der Kampf ums Idealge-
wicht im Wandel der Schönheitsideale, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH Co. KG, München 1979.
50
Vergleiche dazu: Drolshagen, Ebba D.: Des Körpers neue Kleider, Die Herstellung weiblicher Schönheit,
Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1995.
51
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999. Seite. 39f

29
tauschten, wechselten sie ­ soweit bei der Trägheit der Evolution möglich ­ von betont
weiblichen zu archetypisch männlichen Figuren."
52
1921 wurde in den USA die erste Miss Amerika gewählt und legte somit den Grundstein
für die sich schnell verbreitende Mode der Schönheitswettbewerbe die in dieser Zeit die
Träume und Hoffnungen vom sozialen Aufstieg widerspiegelte.
53
In den 30er Jahren wurde das Schönheitsideal wieder etwas weiblicher. Man betonte Hüfte,
Brust und Taille. Die konservativen Werte waren wieder mehr in den Vordergrund gerückt
und so blieben die Frauen auch wieder vermehrt zu Hause.
54
Abbildung 9: Schönheitsideale der 30er Jahre ­ Marlene Dietrich und eine Stummfilmdarstellerin
Quelle:
http://www.leninimports.com/marlene_dietrich_gallery_4.jpg
zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um
16:25:19
Vorbilder waren Stars aus dem Film wie z.B. Marlene Dietrich. Platinblonde, längere
leicht gewellte Haare, schillernde Kleider und Fuchsstolen waren in Mode gekommen.
55
1.3.7 Schönheitsideale im Nationalismus und in der Nachkriegszeit
,,In Deutschland verschob sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 das
populäre Frauenbild immer stärker in Richtung Mütterlichkeit. Nach Grundvorstellungen
52
Dahlke, Rüdiger: Der Körper als Spiegel der Seele. Gräfe und Unzer, 2007, Seite 39.
53
Chahine, Nathalie: Schönheit. Die zwanziger Jahre, in: Schiefer Faux, Dorothy: Schönheit. Beauty. Beauté.
Eine Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Schirmer/Mosel, München 2000, Seite108.
54
Vergleiche dazu: Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag,
Frankfurt am Main, New York 1999. Seite 40.
55
Mulvey, Kate; Richards, Melissa: Beauty Mode. Frauenschönheit im 20. Jahrhundert, Ullstein Buchver-
lage GmbH Co. KG, Berlin 1999. Seite 88-90.

30
der NS-Ideologie war es die oberste Aufgabe der Frauen dem Führer Kinder zu gebären,
um so der Ausbreitung des germanischen Rassenmenschen Vorschub zu leisten. Die Rolle
der Frau wurde festgeschrieben auf ihre biologischen Funktionen als Hüterin des Lebens
in seinen kostbarsten Eigenschaften der Rasse und des Charakters"
56
Der 2. Weltkrieg veränderte wieder das gesamte Leben der Menschen. Geld war sehr
knapp, die Lebensmittel ebenso, denn in den Fabriken wurde nur mehr das produziert was
wirklich für den Krieg gebraucht wurde. Die Frauen mussten hart arbeiten und wurden in
allen Bereichen dahingehend auch gefördert, denn ihre Produktivkraft war gefragt, da die
Männer oftmals an der Front waren. Welche Arbeit auch immer anfiel, sie musste erledigt
werden. So wurden Frauen in der Rüstungsproduktion eingesetzt und als ,,Not am Mann"
war sogar an den Frontdienst versetzt. Mode und Schönheit war zu dieser Zeit kein Thema,
dies war weder die Zeit dafür, noch war Geld und auch eine Ambition dahingehend vor-
handen. Es ging um das Überleben an sich und damit einhergehend fand eine Art Werte-
wandel statt. Es wurde getragen was praktisch und bequem war und womit man gut arbei-
ten konnte.
57
Das Schönheitsideal war geprägt vom Nationalsozialismus. Frauen sollten
wieder natürlich sein, und üppige Formen haben. Denn ein üppiger Körper war wieder
modern beziehungsweise wurde vom Regime verherrlicht. Die breiten Hüften sollten zum
Gebären dienen und die prallen und fülligen Brüste zum Stillen für den Nachwuchs. Der
Körper einer Frau sollte ganz im Dienste und Interesse des Volkes und der Rasse stehen
und dementsprechend von der Frau geachtet werden. Denn das Wichtigste war zu dieser
Zeit das Mutterglück.
58
Der 2. Weltkrieg war vorbei und die Menschen waren im Aufbruch und Aufbau. Viele
Menschen waren nach dem Krieg etwas dicker, da dies dem im Nationalsozialismus gän-
gigen Frauenbild entsprach: Man wollte weibliche Rundungen, die Gesundheit, Wohlstand
und Attraktivität vermitteln sollten. Blonde hochgesteckte Haare wie Marilyn Monroe sie
trug und mit einer Kleidergröße von 42 ausgestattet, das entsprach dem Schönheitsideal
der 50er Jahre. Die Frauen waren großteils Hausfrauen, die sehr jung heirateten und Kinder
bekamen und zu Hause blieben und nicht in den Erwerbsprozess einstiegen. Sie sollten
attraktiv sein und dem Mann gefallen.
59
. Die Traumfigur war die ,,Eieruhrfigur".
56
Grauer/ Schlottke, 1997, Seite 125.
57
Mulvey, Kate; Richards,, Melissa: Beauty Mode. Frauenschönheit im 20. Jahrhundert, Ullstein Buchver-
lage GmbH Co. KG, Berlin 1999. Seite 100-106.
58
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999. Seite 40-41.
59
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999. Seite 41-42.

31
Viel Busen, wenig Taille und gebärfreudige Hüften ­ das war das neue Ideal.
60
Abbildung 10: Marylin Monroe ­ Schönheitsideal der 50er Jahre
Quelle:
kavips.wordpress.com
zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um 16:25:31
1.3.8 Schönheitsideale und Wertewandel in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts
In den 60er Jahren wurde weibliche Schönheit zu einem großen öffentlichen Thema. Die
Rede war von Make-up, Frisur, langen Beinen und Idealmaßen. Mit der Einführung der
Pille und der somit entstanden Freiheit begann die sogenannte ,,sexuelle Revolution".
Ende der 60er Jahren kam der Minirock auf den Markt und in Mode. Die Frauen wollten
neue Ideale wie Freiheit, Lust und eine selbstbestimmte Sexualität in der Gesellschaft ha-
ben. Sie kämpften in Frauenbewegungen um mehr Platz und Selbstbestimmung in der
Welt.
60
Drolshagen, Ebba D.: Des Körpers neue Kleider, Die Herstellung weiblicher Schönheit, Fischer Taschen-
buch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1995, Seite96.

32
Abbildung 11. Mary Quant ­ Erfinderin des Minirocks
Quelle:
einestages.spiegel.de/.../S4279.html
zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um 16:25:42
Schlank sein war das Schönheitsideal dieser Zeit und dies hatte zur Folge, dass damit eine
starke Verunsicherung der Frauen mit ihrem Körper einherging. Twiggy hieß das englische
Topmodel und wog 41kg bei einer Größe von 167cm. Sie verkörperte das burschikose Ide-
al dieser Zeit.
61
Abbildung 12: Schönheitsideal der 60 er Jahre
Quelle:
http://file1.npage.de/000143/39/bilder/twiggy.jpg zuletzt aufgerufen am 13.03.2009
um 16:25:50
61
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999. Seite 44-46.

33
Die Schönheitsidole und Mannequins nannte man ,,Bohnenstangen" mit überdurchschnitt-
lich langen Knabenbeinen, schmale Hüften und mit einem kleinen knackigen Hintern. Das
Ideal war rundum straff, schmal, glatt, fest und schlank.
62
Der Markt der Schönheitskosme-
tik begann zu boomen. Die Frauen schminkten sich große schwarze Augen mit falschen
Wimpern und schminkten dazu die Lippen hell.
63
Die 70er waren geprägt von dem sportlichen, schlanken und langbeinigen Frauentyp. Die
Frau wurde auch zunehmender konsumfreudiger. Ende der 60er war die Blütezeit des Jog-
gings. Die Jeans wurde die Alltagshose gleichermaßen für Damen und Herren, denn sie
verkörperte Jugendlichkeit, Freiheit, Protest und Sex. Plateauschuhe waren ein weiteres
modisches Accessoire das man ,,einfach tragen musste".
64
Abbildung 13: Schönheit in den 70er Jahren ­ Claudia Cardinale
Quelle: p3.focus.de/.../4/0/HB40WnPz_Pxgen_r_311xA.jpg zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um 16:26:00
Das neue Bild der idealen Frau war das einer beruflich und privat erfolgreichen Frau und
diesem Vorbild wurde nach Kräften nachgeeifert. Die neuen Supermodels waren die gro-
ßen Vorbilder, da sie selbst ihre weltweite Präsenz, Einnahmen und ihre Karriere steuerten
und unabhängig verwalten konnten.
65
62
Drolshagen, Ebba D.: Des Körpers neue Kleider, Die Herstellung weiblicher Schönheit, Fischer Taschen-
buch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1995, Seite 99.
63
Mulvey, Kate; Richards, Melissa: Beauty Mode. Frauenschönheit im 20. Jahrhundert, Ullstein Buchver-
lage GmbH Co. KG, Berlin 1999 . Seite146.
64
Vergleiche dazu: Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag,
Frankfurt am Main, New York 1999. Seite 46.
65
Schiefer Faux, Dorothy: Schönheit. Beauty. Beauté. Eine Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Schir-
mer/Mosel, München 2000. Seite 19.

34
In den 80er wurde das Schönheitsideal immer extremer. Das von den Models verkörperte
und in den Medien transportierte Idealbild der Frau entfernte sich immer grotesker von
dem normalen und gesunden und auch von einem natürlich, biologisch möglichen Körper-
bau.
Der neue Fitnesswahn und der sogenannte Aerobic-Boom bewirkte ein schlankes und auch
sehr durchtrainiertes Körperideal. Dieses extreme Ideal reizte die menschlichen Grenzen
der Erreichbarkeit bis zum Letzten aus.
66
Abbildung 14: Schönheit und Fitness in den 80er Jahren ­ Jane Fonda
Quelle:
www.poster.net/fonda-jane/fonda-jane-photo-ja... zuletzt aufgerufen am 13.03.2009
um 16:26:09
Mit diesen neuen Extremen begannen auch die Diäten zu boomen In Mode waren Leg-
gings und enge Radlerhosen, in denen man besonders die langen schlanken und durchtrai-
nierten Beine und den ,,Po" zeigen konnte.
67
Das schlanke und durchtrainierte Idealbild galt auch noch in den 90er Jahren. Es begann
66
Drolshagen, Ebba D.: Des Körpers neue Kleider, Die Herstellung weiblicher Schönheit, Fischer Taschen-
buch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1995, Seite159.
67
Mulvey, Kate; Richards Melissa: Beauty Mode. Frauenschönheit im 20. Jahrhundert, Ullstein Buchver-
lage GmbH Co. KG, Berlin 1999, Seite185.

35
die Ära der Supermodels, was die durchschnittliche Frau zur Verzweiflung trieb, denn die-
ses Ideal war ein unerreichbares. Neu hinzu kommt der sogenannte ,,Girlie" Look. Das
Ideal war plötzlich jung, mager und eine ein wenig verwahrlost aussehende Frau, wie z.B.
Kate Moss, die da als Vorbild galt.
68
Abbildung 15: Supermodells der 90er Jahre: Kate Moss, Claudia Schiffer, Naomi Campbell
Quellen:
Kate Moss:
http://www.contentimages.de/content/GlobalPictureGallery/25/1204890725_1127400662863.jpg
,
Claudia Schiffer:
http://static.rp-online.de/layout/fotos/195x156/CAN2827-004324-pih46552965a835.jpg
,
Naomi Campbell:
http://static.rp-online.de/layout/showbilder/25409-ddp_016DD200F4C967EA.jpg
zuletzt aufgerufen am 13.03.2009 um 16:26:19
,,Die 90er bieten eine nie gekannte Vielfalt an Designermode, und die Stile der Haute Cou-
ture werden nahezu zeitgleich auf der Straße übernommen. Dank der vielen Medienberich-
te und der Bekanntheit der Models wird alles, was auf dem Laufsteg und hinter den Kulis-
sen in der Modewelt geschieht, von der Öffentlichkeit begierig aufgenommen."
69
Ein weiterer Aspekt der Schönheit der 90er Jahre war die Natürlichkeit. Der ganze Auf-
wand der betrieben wurde um ,,schön ,,zu sein, sollte so aussehen, als wäre es ganz natür-
lich und absichtslos. Es sollte mühelos und zufällig aussehen. Dies ist bis heute die schwie-
rigste Aufgabe ­ auch des aktuellen Schönheitsideals.
70
Mit dem Boom der Kosmetikindustrie die besonders Ihre Abnehmer im Bereich der Par-
68
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999, Seite 47.
69
Mulvey, Kate; Richards, Melissa: Beauty Mode. Frauenschönheit im 20. Jahrhundert, Ullstein Buchver-
lage GmbH Co. KG, Berlin 1999, Seite 196.
70
Posch, Waltraud: Körper machen Leute. Der Kult um die Schönheit, Campus Verlag, Frankfurt am Main,
New York 1999, Seite 72.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (PDF)
9783956364303
ISBN (Paperback)
9783956367748
Dateigröße
6.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Wien
Erscheinungsdatum
2015 (Januar)
Note
2
Schlagworte
schönheitsoperationen rezeption medien eine untersuchung beispiel mediums
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Titel: Schönheitsoperationen und deren Rezeption in den Medien. Eine sekundäranalytische und empirische  Untersuchung am Beispiel des Mediums „woman“
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