Die Geschichte der Universität
Ein bildhermeneutischer Blick auf das Verhältnis von Professor und Student
©2014
Bachelorarbeit
38 Seiten
Zusammenfassung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der europäischen Universität vom Mittelalter bis zum heutigen Tage. Die Institution, die über die schulische Grundbildung hinaus Wissen vermitteln will, soll in ihren einzelnen, epochenbezogenen Fortschritten beleuchtet werden. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des Verhältnisses von Professor und Student gelegt, um besonders die Veränderungen innerhalb des sozialen Gefüges der Universität erklären zu können. Da sich die verwendeten Werke lediglich auf Männer beziehen und Frauen nicht eindeutig identifizierbar sind, können genderbezogene Formulierungen in diese Arbeit vernachlässigt werden. Anhand der Methode der Bildhermeneutik sollen die Neuerungen der Leserin oder dem Leser auch visuell verdeutlicht werden.
Die Gliederung der Arbeit baut sich wie folgt auf: Zunächst werden die Methode der Bildhermeneutik und die verwendeten Analyse- und Interpretationsverfahren erläutert. Zu den jeweiligen, für die Entwicklung der Universität bedeutendsten Epochen - Mittelalter, Neuzeit, Aufklärung, Moderne - soll dann ein kurzer, inhaltlicher Überblick zur Universitätsgeschichte und den allgemeinen gesellschaftlichen Zuständen folgen, an den sich eine zugehörige Bildbeschreibung und -interpretation anschließt. Für jede Epoche soll jeweils ein Bildwerk herangezogen werden, um auf die Entwicklung innerhalb eines Zeitabschnitts eingehen zu können. Das Einbeziehen weiterer Werke würde den Rahmen der für diese Arbeit angemessenen Seitenanzahl sprengen. Da das Bildmaterial zum Thema Universität zudem sehr begrenzt ist, wird größtenteils auf unbekanntere Künstler zurückgegriffen, deren Werke die Zustände an den Hochschulen zu den jeweiligen Zeiten jedoch klar widerspiegeln. Am Ende soll ein Fazit den erarbeiteten Inhalt zusammenfassen und die besprochenen Bildwerke noch einmal miteinander vergleichen, um die historische Entwicklung so weit wie möglich verdeutlichen zu können. Zum Abschluss des Fazits wird ein Ausblick auf mögliche, zukünftige Entwicklungen gegeben.
Die Gliederung der Arbeit baut sich wie folgt auf: Zunächst werden die Methode der Bildhermeneutik und die verwendeten Analyse- und Interpretationsverfahren erläutert. Zu den jeweiligen, für die Entwicklung der Universität bedeutendsten Epochen - Mittelalter, Neuzeit, Aufklärung, Moderne - soll dann ein kurzer, inhaltlicher Überblick zur Universitätsgeschichte und den allgemeinen gesellschaftlichen Zuständen folgen, an den sich eine zugehörige Bildbeschreibung und -interpretation anschließt. Für jede Epoche soll jeweils ein Bildwerk herangezogen werden, um auf die Entwicklung innerhalb eines Zeitabschnitts eingehen zu können. Das Einbeziehen weiterer Werke würde den Rahmen der für diese Arbeit angemessenen Seitenanzahl sprengen. Da das Bildmaterial zum Thema Universität zudem sehr begrenzt ist, wird größtenteils auf unbekanntere Künstler zurückgegriffen, deren Werke die Zustände an den Hochschulen zu den jeweiligen Zeiten jedoch klar widerspiegeln. Am Ende soll ein Fazit den erarbeiteten Inhalt zusammenfassen und die besprochenen Bildwerke noch einmal miteinander vergleichen, um die historische Entwicklung so weit wie möglich verdeutlichen zu können. Zum Abschluss des Fazits wird ein Ausblick auf mögliche, zukünftige Entwicklungen gegeben.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Starck-Ottkowitz, Eva: Die Geschichte der Universität. Ein bildhermeneutischer Blick
auf das Verhältnis von Professor und Student, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2015
PDF-eBook-ISBN: 78-3-95636-410-5
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2015
Zugl. Christian-Albrechts-Universität Kiel, Bachelorarbeit, 2014
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Printed in Germany
1. Einleitung... 1
2. Die Methode der Bildhermeneutik... 2
3. Das Mittelalter... 3
3.1 Bildbeschreibung zu ,Das Kolleg des Henricus de Allemania`... 6
3.2 Bildhermeneutische Untersuchung zu ,Das Kolleg des Henricus de
Allemania`... 7
4. Die Neuzeit... 10
4.1 Bildbeschreibung zu ,Student in seinem Zimmer`... 13
4.2 Bildhermeneutische Untersuchung zu ,Student in seinem Zimmer`... 14
5. Die Aufklärung... 16
5.1 Bildbeschreibung zu ,Das Kolleg in der Privatwohnung des Professors`. 18
5.2 Bildhermeneutische Untersuchung zu ,Das Kolleg in der Privatwohnung
des Professors`... 19
6. Die Moderne... 21
6.1 Bildbeschreibung zu ,Akademie II`... 24
6.2 Bildhermeneutische Untersuchung zu ,Akademie II`... 25
7. Vergleichendes Fazit und ein Ausblick... 27
Literatur... 31
Abbildungsverzeichnis... 33
1
1. Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der europäischen Universität vom
Mittelalter bis zum heutigen Tage. Die Institution, die über die schulische Grundbildung
hinaus Wissen vermitteln will, soll in ihren einzelnen, epochenbezogenen Fortschritten
beleuchtet werden. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des Verhältnisses
von Professor und Student gelegt, um besonders die Veränderungen innerhalb des sozialen
Gefüges der Universität erklären zu können. Da sich die verwendeten Werke lediglich auf
Männer beziehen und Frauen nicht eindeutig identifizierbar sind, können genderbezogene
Formulierungen in diese Arbeit vernachlässigt werden. Anhand der Methode der
Bildhermeneutik sollen die Neuerungen der Leserin oder dem Leser auch visuell verdeutlicht
werden.
Die Gliederung der Arbeit baut sich wie folgt auf: Zunächst werden die Methode der
Bildhermeneutik und die verwendeten Analyse- und Interpretationsverfahren erläutert. Zu den
jeweiligen, für die Entwicklung der Universität bedeutendsten Epochen - Mittelalter, Neuzeit,
Aufklärung, Moderne - soll dann ein kurzer, inhaltlicher Überblick zur Universitätsgeschichte
und den allgemeinen gesellschaftlichen Zuständen folgen, an den sich eine zugehörige
Bildbeschreibung und -interpretation anschließt. Für jede Epoche soll jeweils ein Bildwerk
herangezogen werden, um auf die Entwicklung innerhalb eines Zeitabschnitts eingehen zu
können. Das Einbeziehen weiterer Werke würde den Rahmen der für diese Arbeit
angemessenen Seitenanzahl sprengen. Da das Bildmaterial zum Thema Universität zudem
sehr begrenzt ist, wird größtenteils auf unbekanntere Künstler zurückgegriffen, deren Werke
die Zustände an den Hochschulen zu den jeweiligen Zeiten jedoch klar widerspiegeln. Am
Ende soll ein Fazit den erarbeiteten Inhalt zusammenfassen und die besprochenen Bildwerke
noch einmal miteinander vergleichen, um die historische Entwicklung so weit wie möglich
verdeutlichen zu können. Zum Abschluss des Fazits wird ein Ausblick auf mögliche,
zukünftige Entwicklungen gegeben.
Die Betrachtung des Verhältnisses von Professor und Student scheint insofern von besonderer
Relevanz, als dass der Rahmen, in dem sich der Student in seiner Studienzeit bewegt, von den
Professoren abgesteckt wird. Die Institution Universität besteht nur solange, wie Professoren
und Studenten im Lehr-Lern-Verhältnis zusammenarbeiten. Jegliche Veränderung innerhalb
dieses Gefüges sorgt für eine Entwicklung, die hier im Folgenden genauer betrachtet werden
soll und die Basis dieser Arbeit darstellt. Die Methode der Bildhermeneutik dient hier als
direkte Hilfe zum Verständnis der jeweiligen Epoche, da durch die Möglichkeit der
2
Visualisierung in Verbindung mit dem Anbringen von niedergeschriebenen Wissensbeständen
eine doppelseitige Herangehensweise an das bearbeitete Thema möglich ist. Zudem
vermitteln die Darstellungen das Empfinden des in die jeweilige Epoche involvierten
Künstlers, der als Zeitgenosse präzise sein Wissen und auch seine Meinung über den
aktuellen Zustand der Universität wiedergibt.
2. Die Methode der Bildhermeneutik
Die Bildhermeneutik bietet nach Rittelmeyer und Parmentier viele verschiedene
Forschungsfelder. Für diese Arbeit sind jedoch lediglich die Bereiche der historischen
Bildanalyse und der Analyse von Kunstwerken von Relevanz, mit deren Hilfe sich historische
Veränderungen abbilden und in Bezug auf ihre jeweilige Epoche deuten lassen.
1
Die
elementaren Methoden, die in die nachfolgende Analyse der Bildwerke einbezogen werden,
sind die strukturale, die kontextuelle, die psychologische oder auch mimetische und die
komparative Interpretation.
Die strukturale Interpretation beschäftigt sich mit dem Eindruck, den ein Bild in der gesamten
Komposition auf den Betrachter ausübt. Hierbei werden die Ikonographie, also ,,(...) der
Zweig der Kunstgeschichte, der sich mit dem Sujet (Bildgegenstand) oder der Bedeutung von
Kunstwerken im Gegensatz zu ihrer Form beschäftigt (...)"
2
, die Anordnung einzelner
Elemente im Verhältnis zueinander und die Farbwahl in die Überlegungen mit einbezogen.
3
Die kontextuelle Interpretation versucht das Werk im Zusammenhang mit seiner
Entstehungszeit zu deuten. Die grundlegende Fragestellung lautet hier: Warum hat der
Künstler ausgerechnet diese Darstellungsweise gewählt und was zeichnet sie in Bezug auf
ihre Epoche aus? Der Betrachter muss sich dafür Hintergrundwissen über die jeweilige Zeit
aneignen, um die Symboliken hinter den einzelnen ikonographischen Bildelementen in einem
allgemeinen Zusammenhang entschlüsseln zu können.
4
Bei der psychologischen oder
mimetischen Interpretation wird das Abgebildete als vom Künstler subjektiv
wahrgenommener, visueller Eindruck verstanden. Dieser muss vom Betrachter erkannt und
verstanden werden, er muss sich also in die Gedanken und Gefühle des Künstlers
1
Rittelmeyer und Parmentier 2001, S. 72
2
Panofsky 1975, S. 36
3
Vgl. Rittelmeyer und Parmentier 2001, S. 74 f.
4
Vgl. ebd., S. 76 f.
3
hineinversetzen.
5
Mit Hilfe der komparativen Interpretation lassen sich Zusammenhänge und
Unterschiede innerhalb der Bilder zu einem gemeinsamen Thema herausarbeiten. Die
Stilepochen spielen hier eine wichtige Rolle, da sich anhand dieser die verwendeten
Bildelemente jener Zeiten besser nachvollziehen und interpretieren lassen.
6
Diese Form der
Interpretation wird vor allem abschließend für den Vergleich der Werke im letzten Punkt
dieser Arbeit verwendet werden.
Die oben genannten Analyse- und Interpretationsansätze sind sehr komplex und gehen Hand
in Hand, sodass durch das Nichtbeachten auch nur einer Methode innerhalb der
Bildhermeneutik die gesamte Bedeutung eines Werkes völlig anders ausgelegt werden könnte.
Daher werden, nachdem die einzelnen, historischen Epochen im Folgenden kurz beschrieben
wurden, für die Betrachtung der Bildwerke alle Interpretationsmöglichkeiten in Verbindung
miteinander angewandt.
3. Das Mittelalter
Der Begriff ,,Mittelalter" stammt aus der Neuzeit und grenzt die bezeichnete Zeit deutlich
vom Altertum und der später aufkommenden Renaissance ab. Er bezeichnet ,die Zeit
dazwischen`, die auch ,das dunkle Zeitalter` genannt wird.
7
Aus kunsthistorischer Sicht ist
das Mittelalter eine Zeit, in der Sakralkunst populär wird und nahezu als einziges Bildthema
die Religion beziehungsweise der Glaube existiert. Der Künstler gilt als Handwerker, der im
Auftrag der Kirche und der Herrscher tätig ist. Die Formensprache der Werke ist eher flächig,
es wird nicht auf Dreidimensionalität oder Individualität der Darstellung geachtet.
Geschichten und Personen aus der Bibel sind die zentralen Bildthemen.
Zeitgeschichtlich sind sowohl der Beginn als auch das Ende des Mittelalters kaum genau zu
bestimmen. Als mögliches, ausschlaggebendes Ereignis könnte die Anerkennung des
Christentums durch Kaiser Konstantin um 311 n. Chr. genannt werden. Spätestens seit dem
Ende des Weströmischen Reiches 476 beginnt sich ein Wandel in der Gesellschaft und der
Mentalität des Volkes zu vollziehen. Der von Rom nach Byzanz verlagerte Kaisersitz
beeinflusst die politische Situation, die von ständigen Machtkämpfen zwischen profanen und
kirchlichen Wortführern gekennzeichnet ist. Durch Karl den Großen aus dem
5
Vgl. ebd., S. 82 ff.
6
Vgl. ebd., S. 78 ff.
7
Vgl. Gombrich 1995, S. 157
4
Herrschergeschlecht der Karolinger werden die renovatio imperii und die translatio studii
durchgeführt, welche das große Reich durch Bildung vereinigen sollen.
8
Durch
Buchproduktion und malerei sollen der illiteraten Gesellschaft Bildungsinhalte vermittelt
werden. In Klöstern und an Höfen wird die ausschließlich männliche Elite versammelt und
ausgebildet. Hier werden die ,,septem artes liberales" unterrichtet, die von Alkuin, einem
Lehrer am Hofe Karl des Großen, ins Leben gerufen wurden.
9
Die vom Christentum
geprägten Ausbildungsstätten sind neben dem Unterricht zugleich für die Buchproduktion
zuständig, welche somit religiöse Themen behandelt. Kunst gilt zur damaligen Zeit daher
entweder als propagandistisches Instrument zur Stärkung der kirchlichen beziehungsweise der
weltlichen Macht oder aber als Bildungsträger. Im Zuge des immer wiederkehrenden
Bilderstreites werden viele Zeitdokumente vernichtet und das Bürgertum zerteilt sich in
Ikonoklasten - Bilderzerstörer - und Ikonodulen - Bilderverehrer. Die Kreuzzüge bringen
wiederholt Krieg, Zerstörung und Krankheiten mit sich, unter denen die Bevölkerung leidet.
Durch die viele Not flüchtet man sich weiter in den Glauben und sehnt sich nach einem
besseren Leben und dem Erlöser. So gewinnen die Kirche und die mit ihr verbundene sakrale
Kunst weiter an Popularität. Neben der Kirche existieren jedoch zwei weitere
Gründungsformen für Hochschulen: Zum Einen gibt es die ,,(...) genossenschaftlichen
Zusammenschlüsse von Lehrenden und Lernenden (...)"
10
und zum anderen Gründungen, die
von Stiftern kirchlicher oder weltlicher Macht, meist von Landesherren, ins Leben gerufen
werden. Die erste, selbstverwaltete Universität, die weder der kirchlichen noch der weltlichen
Macht unterstellt ist, wird um 1200 in Bologna von Studenten für Studenten gegründet.
11
Die
Rektoren und Professoren entstammen der Studentenschaft selbst und werden von dieser
gewählt. Die Möglichkeit, nach einer Amtszeit einem Jahr wieder gewählt zu werden,
dient als Motivation für die Professoren, Vorlesungen interessant zu gestalten und ihr Wissen
stetig zu erweitern.
12
Viele weitere Universitäten entstehen aus Zusammenschlüssen, die sich
das Geschehen in Bologna als Vorbild nehmen.
Die drei oberen Fakultäten sind im Mittelalter die der Theologie, der Jurisprudenz und der
Medizin. Die vierte wird als Artistenfakultät bezeichnet und bereitet durch die Vermittlung
einer Grundbildung auf den Besuch einer der anderen drei Fakultäten vor, berechtigt aber
8
Vgl. Schwenk 1996, S. 236
9
Vgl. Reble 2009, S. 60 f.
10
Ellwein 1985, S. 23
11
Vgl. Hödl 1994, S. 21
12
Vgl. ebd., S. 32
5
bereits zur Arbeit als Lehrer.
13
Daher besteht die Möglichkeit, den Freund und Kommilitonen
in einem anderen Fach als Lehrer anzutreffen. Scholaren und Magister heute Studenten und
Dozenten leben und wohnen zusammen in einer Klostergemeinschaft, wodurch die Kirche
aus dem Lehr- und Lernalltag nicht wegzudenken ist. Erst mit der Zeit, durch den Streit
zwischen Rom und Avignon bezüglich des Papstsitzes und dem damit einhergehenden Verlust
von Ansehen und Macht, verlagern sich die Fakultäten auch in städtische Gebiete, entfernen
sich somit aus dem Umfeld kirchlichen Einflusses und werden verstaatlicht.
14
Das Studium
muss nun, um den Magistern ein Gehalt zu sichern, von den Studenten selbst finanziert
werden, folglich werden adeliges Klientel und der reiche Teil der Bevölkerung bevorzugt,
obgleich bereits Stipendien vergeben werden. Das Bestehen der Universität ist also abhängig
von der Nachfrage der Studenten. Sie ist weitestgehend autonom und reguliert sich selbst
durch Pedelle ähnlich einer Polizei und ein eigenes Gericht. Von den Studenten wird
oberste Disziplin verlangt und ein Zuwiderhandeln wird unverzüglich geahndet, da
Studierende und Lehrende der Oberschicht entstammen und gewisse Umgangsformen
erwartet werden. In erhaltenen Dokumenten werden jedoch viele Verfahren und Ahndungen
geschildert, wodurch der Eindruck entsteht, dass die strikten Sanktionen gerechtfertigt sind.
15
Die Prüfungen zum Bakkalaureat und dem Magisterium vergleichbar mit dem heutigen
Bachelor- und Masterstudium müssen, in Verbindung mit Prüfungsgebühren und Bewirtung
der Prüfer, erfolgreich abgelegt werden und verfolgen den Zweck, den Scholasten zu einem
gesellschaftsfähigen Menschen mit der Qualifikation zur Disputation zu versehen.
16
Der Ursprung der Universität liegt also im Umfeld der Kirche, verlagert sich aber zusehends
in einen von weltlichen Belangen bestimmten, privilegierten Lebensraum. Mit dem Ende des
Mittelalters, das zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert liegt, spätestens mit der Reformation
1517, findet ein erneutes Umdenken in der Volksmentalität statt, sodass ein Umschwung, der
auch die Entwicklung der Hochschulen betrifft, unumgänglich ist.
13
Vgl. Ellwein 1985, S. 24 f. u. S. 35
14
Vgl. ebd., S. 29 ff.
15
Vgl. ebd., S. 35 ff.
16
Vgl. ebd.
6
3.1 Bildbeschreibung zu ,Das Kolleg des Henricus de Allemania`
Das Werk ,Das Kolleg des Henricus de Allemania` von Laurentius de Voltolina entsteht im
14. Jahrhundert (Abb. 1). Es ist eine Miniatur aus dem ,Liber ethicorum` des Henricus de
Allemania und wurde mit Deckfarben auf Pergament gemalt.
Das Werk zeigt einen Ausschnitt aus einer mittelalterlichen Vorlesung. Auf der vom
Betrachter aus linken Bildseite sitzt ein älterer Herr in einer thronähnlichen Architektur. Er
wird von einem aus der Lehne übergehenden Baldachin mit seitlichen Verzierungen
überfangen. Vor ihm befindet sich auf einem Pult ein aufgeschlagenes Lehrbuch, aus dem er
zu rezitieren scheint. Auf seinem Kopf, der von langen, gewellten Haaren und einem grauen
Bart umgeben ist, trägt er einen Turban und er ist mit einem langen, blauen Gewand
bekleidet. Zu seiner Rechten sitzt unter ihm ein ebenfalls älterer Mann mit einer
turbanähnlichen Frisur und grauem Bart, der zu dem Lehrenden aufblickt. Rechts neben ihm
befindet sich ein Pult, an dem sich drei Hörer, mit dem Rücken zum Betrachter gewandt,
befinden. Auf der vom Rezipienten aus rechten Bildseite haben weitere Studenten ihren Platz.
Alle tragen ähnliche Gewänder wie der Lehrende in den Farben blau, rosafarben und rot.
Teilweise bedecken Hüte ihre Köpfe, teilweise Turbane oder sie besitzen keinerlei
Kopfbedeckung. Das Alter variiert vom Jüngling bis zum Greis, und auch die Tätigkeiten
divergieren: Einige Zuhörer lesen in aufgeschlagenen Büchern, blicken zum Lehrer auf,
unterhalten sich oder schlafen sogar.
Der Raum, in dem sich die Szene abspielt, ist relativ klein und beengt, hat drei größere,
gotisch verzierte und ein kleineres, vergittertes Fenster. Die Wandfarben sind in einem
kräftigen Rotton und einem schwächeren, rosafarbenen Ton gehalten. Der Fußboden ist
olivgrün, während die Bankreihen und Pulte in einem sandigen Gelb gehalten sind. Das
Bildfeld wird von einem gemalten Rahmen eingegrenzt und links und rechts gerahmt von
zwei Säulen mit weiteren Verzierungen. Durch eine Signatur im rechten, unteren
Bildabschnitt ist die Zuschreibung des Bildes eindeutig nachgewiesen.
7
3.2 Bildhermeneutische Untersuchung zu ,Das Kolleg des Henricus de Allemania`
Da eine Buchmalerei mit dem dargestellten Thema für das Mittelalter, in dem zumeist
religiöse Themen behandelt werden, sehr selten ist, ist sie von großer kunsthistorischer
Bedeutung. Der Bildaufbau des zuvor beschriebenen Werkes von Laurentius de Voltolina ist
charakteristisch für eine Miniatur seiner Zeit. Der gemalte Rahmen ist in den meisten
Buchmalereien vorzufinden und soll den bildhaften Aspekt der Wissensvermittlung von dem
textgebundenen differenzieren. Auch die Aufteilung innerhalb des Bildwerkes ist durch die
Abgrenzung zwischen linker und rechter Bildhälfte mittels Freiraum zwischen Lehrerpult und
Studentenbänken eher traditionell gehalten. Der Anklang von Dreidimensionalität in der
Raumstruktur und in den architektonischen Elementen wie den Säulen, den Bänken und den
Pulten sowie die gotisch verzierten Fenster im Hintergrund lassen darauf schließen, dass das
Werk im Spätmittelalter entstanden ist. Die Farbigkeit des Werkes stellt einen interessanten
Punkt dar: Rottöne, zu denen auch das rosafarbene Kolorit zählt, dominieren eindeutig. Diese
Färbung wird beispielsweise im Kontext der Kirche mit den obersten Würdenträgern
assoziiert, wird aber auch von weltlichen Herrschern als Farbe der Autorität bevorzugt. Des
Weiteren steht sie für Energie, kann jedoch auch mit negativen Aspekten in Verbindung
gebracht werden, die an dieser Stelle jedoch weniger vom Künstler intendiert scheinen.
17
Die
Farbe Blau, die im kirchlichen Verständnis auf die Gottesmutter oder Gott selbst Bezug
nimmt, würde sich somit an die klerikale Symbolik der Rottöne anschließen. Das gelbe
Kolorit der Sitzbänke und Pulte kann sowohl mit Gold als auch mit der Sonne in Verbindung
gebracht werden, vermittelt also erneut eine positive Grundstimmung im Bild.
18
Allgemein
lässt sich feststellen, dass die drei Grundfarben, Rot, Blau und Gelb, das Bildfeld dominieren
und in ihrer Symbolik sowohl auf etwas Positives als auch auf die Kirche verweisen. Der
grüne Fußboden erinnert an eine Wiese und kann als Nährboden für das wachsende Wissen
gedeutet werden. Der Bezug zum christlichen Glauben, wie er im Mittelalter in nahezu allen
Bild- und Schriftwerken besteht, bildet also interpretiert man die Farbgebung wie soeben
beschrieben auch hier den Mittelpunkt der Darstellung.
Die Bekleidung der abgebildeten Personen ist in Formen und Farben auf einander
abgestimmt. Die Erklärung dafür ist, dass zur Zeit des Mittelalters Trachten, eine Art
Uniform, sowie Universitätsinsignien ins Leben gerufen werden, um sich gegenüber der nicht
17
Vgl. Müller und Groß 2006, S. 114
18
Vgl. ebd.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783956364105
- ISBN (Paperback)
- 9783956367540
- Dateigröße
- 3.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Christian-Albrechts-Universität Kiel – Medienpädagogisches Institut
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Januar)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- Universität Uni Bildanalyse Hermeneutik Bild Malerei Student Professor
- Produktsicherheit
- Diplom.de