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Religiöse und kulturelle Konflikte von Muslimen in Deutschland und die Frage nach der Integration

©2011 Diplomarbeit 89 Seiten

Zusammenfassung

Nicht nur in der Politik, sondern auch in alltäglichen Gesprächen kommt es seit geraumer Zeit immer wieder zu Diskussionen rund um den Islam. Auch heute sind die Gespräche über Muslime in Deutschland und das Thema Integration nicht erloschen.
Dieses Buch gibt einen breitgefächerten Überblick über die prägnantesten Diskussionspunkte der letzten Jahre und versucht dabei vor allem auf die Sicht der Muslime in Deutschland selbst einzugehen. ‘Muslime müssen sich an die deutsche Kultur und die hiesige Lebensweise anpassen’. Diese und ähnliche Äußerungen sind schnell getroffen, doch was genau bedeutet es für einen Muslimen sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren und was versteht man überhaupt unter ‘deutscher’ Kultur? Immer häufiger werden Muslime aufgrund der stärker werdenden Medienpräsenz von Islamisten in eine radikale Schiene gedrängt. Auch diese Tatsache führt zu immer größeren Vorurteilen gegenüber dem Islam. Welche Auswirkungen hat das auf die Muslime in Deutschland und was zeichnet Islamisten eigentlich aus? Diesen und weiteren Fragestellungen wird im Folgenden auf den Grund gegangen, mit dem Ziel ein besseres Verständnis vom Leben der Muslime in Deutschland zu gewinnen um so zu einem fundierten Verständnis dieser Thematik zu gelangen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


2
Gliederung
0. Einleitung...S.3
1. Definition von Begriffen...S.5
1.1. Die Kultur und die Leitkultur...S.5
1.2. Die Integration...S.8
1.3. Der Islam und der Moslem...S.9
1.4. Die Scharia... ............................................S.12
2. Kulturtheorien...S.13
2.1. Die Multikulturalität...S.14
2.2. Die Interkulturalität...S.18
2.3. Die Transkulturalität...S.20
3. Die Kopftuchdebatte...S.22
3.1. Die religiöse und außerreligiöse Bedeutung der Kopfbedeckung...S.23
3.2. Das Kopftuch als politisches Symbol...S.28
3.3. Die Rolle des muslimischen Mannes in der Kopftuchdebatte...S.30
3.4. Die Situation der muslimischen Frau mit Kopftuch in Deutschland...S.31
3.5. Kurzinterviews zur Kopftuchfrage und eigene Stellungnahme...S.33
4. Das Leben der Muslime in Deutschland...S.38
4.1. Die Gastarbeiter...S.38
4.2. Der Kulturunterschied...S.42
4.3. Innerfamiliäre Konflikte...S.45
4.3.1. Die Eheschließung...S.47
4.3.2. Die Sexualität...S.48
4.4. Außerfamiliäre Konflikte...S.51
4.5. Religion als Zuflucht...S.54
5. Der Einfluss der Medien auf die Gesellschaft...S.55
5.1. Die Darstellung von Muslimen in deutschen Medien...S.55
5.2. Der Medienkonsum von Türken in Deutschland...S.58
6. Islam und der Islamismus...S.60
6.1. Islamisten in Deutschland und deren Werdegang...S.60
6.2. Der Islam aus Sicht der Islamisten...S.63
6.3. Der Islam aus Sicht der traditionellen Muslime...S.66
6.4. Islamismus und das Thema Integration...S.71
7. Integration in Zahlen...S.72
8. Schussfolgerung...S.78
9. Quellenverzeichnis...S.85

3
0. Einleitung
Der Islam ist die am schnellsten wachsende monotheistische Religion der Welt und zugleich
zweitgrößte Religionsgemeinschaft überhaupt. Mehr Anhänger hat nur das Christentum.
1
Prozentual gesehen verteilen sich ca. 31,5% der Anhänger aller Weltreligionen auf das
Christentum und in etwa 19,5% auf den Islam.
2
Menschen mit muslimischem Glauben sind
auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. Besonders in den Großstädten sind sie ein fester
Bestandteil der Gesellschaft. Der Bezug zur Religion scheint zumindest bei Teilen dieser
Glaubensgruppe besonders stark ausgeprägt zu sein.
3
Oft kommt es zu Konflikten zwischen
Christen und Muslimen. Nicht nur die starke Bindung zur Religion, sondern auch die religiöse
Kultur wirkt auf Teile der westlichen Welt befremdlich und stößt nicht selten auf
Unverständnis. Die zentrale Frage der Arbeit lautet daher:
Kann ein Moslem sich überhaupt vollständig in die Mehrheitsgesellschaft integrieren,
wenn er seinem Glauben nachgehen will und seine Kultur nicht aufgeben möchte?
Mein Ziel wird sein, im Laufe der Arbeit einen Überblick über die Thematik und zugleich
Problematik, die diese Fragestellung beinhaltet, zu geben und am Ende zu einer
weiterführenden Antwort zu gelangen.
Im ersten Kapitel werde ich zunächst die wichtigsten Begrifflichkeiten erläutern, welche sich
durch die gesamte Arbeit ziehen. Begriffe, wie bspw. der Islam oder Integration, sind zwar
jedem geläufig, aber die Bedeutung wird oft simplifiziert. Im Anschluss gehe ich auf die
derzeit besonders in der Politik diskutierten Theorien zum Thema Integration ein. Idealtypisch
lassen sie sich über die Begriffe Multikulturalität, Interkulturalität sowie Transkulturalität
fassen. Es handelt sich um Kulturtheorien, welche in die derzeit diskutierten Integrations-
modelle übergehen. Das darauffolgende Kapitel beschäftigt sich mit der Kopftuchdebatte,
welche in vielseitiger Weise die Probleme von Muslimen in Deutschland in Bezug auf
Integration und kultureller Entfaltung widerspiegelt. Die Frage nach dem Grund der
Kopfverhüllung soll dabei im Fokus stehen. Daran anknüpfend gehe ich im nächsten Kapitel
allgemeiner auf die Probleme muslimischer Männer und Frauen in der westlichen Welt ein.
1
Baumgarten, Reinhard: Gesichter des Islam. Begegnung mit einer faszinierenden Kultur, Stuttgart (2011), S.6
2
Vgl. http://www.ruhr-uni-bochum.de/relwiss/rp/religionen3.html (Stand 2005)
3
Vgl. Inci, Ramazan: Integration und Integrationshemmnisse in muslimischen Migrantenmilieus. Eine
Untersuchung der rechtlichen Ausgangslage und der tatsächlichen sozialen Situation sowie Einstellungen in
Organisationen aktiver Muslime, Berlin (2010), S.9

4
Dabei geht es nicht nur um die Religion alleine, sondern auch um die Kulturunterschiede, die
zum Teil eng mit der Religion verbunden sind. Untersucht werden unter anderem Konflikte
zwischen der Elterngeneration und deren Kindern, wenn es zum Beispiel um die Anpassung
an die Lebensweise der Mehrheitsgesellschaft und das Festhalten an der eigenen Kultur geht.
Bestandteil des nächsten Kapitels soll der Einfluss der Medien auf die Bevölkerung in Bezug
auf das Meinungsbild über Muslime sein. Des Weiteren untersuche ich die Mediennutzung
von Türken in Deutschland und ihren Bezug zu deutschen Medien. Im nächsten Teil der
Arbeit beschäftige ich mich mit dem Islamismus als der extremen Form der Integrations-
verweigerung. Hier werde ich u.a. versuchen, einen Vergleich zwischen der Auslegung des
Korans aus Sicht der Islamisten bzw. Fundamentalisten und derjenigen Muslime in
Deutschland zu ziehen, welche keiner islamistischen Gruppe angehören. Ziel dieser
Gegenüberstellung soll es sein, mögliche Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten
und diese darzustellen. Der Schwerpunkt liegt auf der Klärung der Frage, inwieweit der Islam
mit dem Islamismus gleichzusetzen und demnach nicht mit dem deutschen Grundgesetz
vereinbar ist, bzw. inwieweit der Islamismus ,,unislamisch" ist und somit nichts in der
Integrationsdebatte zu suchen hat. Bevor ich meine Arbeit mit einigen Schlussfolgerungen
abschließe, werde ich anhand von Grafiken und Statistiken den derzeitigen Stand im
Integrationsprozess aufzeigen und somit noch einmal die zentralen Probleme in Sachen
Integration aufdecken.
Da ich mich im Zuge meiner Diplomarbeit auf gewisse Kernpunkte beschränken muss, werde
ich in meiner Arbeit das Augenmerk auf die Situation der Muslime in Deutschland legen.
Eventuelle Überschneidungen mit dem Christentum oder anderen Religionen werden hier
nicht konkretisiert. Ebenso werden Sichtweisen in islamischen Ländern außer Acht gelassen
und der Fokus wird auf die Situation in Deutschland gelegt. In Anbetracht des Themas und
der daraus entstandenen Fragestellung werde ich bewusst auf die Probleme eingehen, die die
Muslime in Deutschland bzw. die Deutschen mit den Muslimen haben, und nicht oder nur
sehr eingeschränkt auf die positiven Aspekte der Migration. Zudem wird sich der Kern der
Arbeit auf die türkische Bevölkerung und zugleich auf die sunnitische Glaubensausrichtung
beziehen, da diese die größte muslimische Gruppe in Deutschland ist. Abschließend sei noch
anzumerken, dass ich mich im Verlauf meiner Arbeit auf die Verwendung des generischen
Maskulinums beschränke und die weibliche Form aus Gründen der Einfachheit nicht
zusätzlich aufführe.

5
1. Definition von Begriffen
Im hier aufgeführten Kapitel werde ich auf die wichtigsten Begriffe eingehen, welche sich
durch die gesamte Arbeit erstrecken. Deren Bedeutung ist oft nur oberflächlich bekannt und
wird daher meist nur vereinfacht dargestellt. Für jeden dieser Begriffe gibt es unterschiedliche
Interpretationsmöglichkeiten, weshalb es mir besonders wichtig erschien, diese für das
Verstehen der Arbeit vorerst zu definieren. All diese Begriffe stehen im direkten
Zusammenhang miteinander. So kann man den Begriff der Leitkultur erst dann verstehen,
wenn man zuvor den Begriff der Kultur erläutert hat. Des Weiteren kann man von Integration
erst dann sprechen, wenn geklärt ist, in welche Kultur bzw. Leitkultur man sich überhaupt
integrieren soll. Gleiches gilt auch für die übrigen Begrifflichkeiten. Um von einem Moslem
sprechen zu können, muss man vorerst seine Religion verstehen und erst im Anschluss daran
kann man auf Gesetze wie z.B. die ,,Scharia" eingehen. Diese Reihenfolge entspricht auch
dem Aufbau dieses Kapitels.
1.1. Die Kultur und die Leitkultur
"Kultur ist eine Form, in die wir alle geboren werden und die unser tägliches Leben auf
unvermutete Weise prägt"
4
Jeder Mensch wächst in einer Umgebung auf, die geprägt ist von einer bestimmten Kultur. Da
das Selbstverständnis der Menschen heutzutage weniger als zu früheren Zeiten an ihren
Herkunftsort gebunden ist und man im Laufe seines Lebens in verschiedene Milieus gelangt,
verändert sich auch die eigene kulturelle Identität. Lebt man beispielsweise für einige Jahre in
einem anderen Land, kann es passieren, dass man sich relativ schnell an die zuvor fremde
Kultur gewöhnt und bestimmte kulturelle Eigenschaften dieses Landes übernimmt. Dadurch
kommt es auch immer wieder zu Vermischungen von Kulturen. Reist man zurück in die
Heimat, legt man nicht automatisch die zuvor erhaltenen Eindrücke ab, sondern bindet sie in
den Alltag ein. Genauso geben Auswanderer Teile aus ihrer alten Kultur an ihre Kinder
weiter, welche diese dann mit den eigenen kulturellen Erfahrungen vermischen. Robert E.
Park schreibt dazu:
4
Hall, T. Edward: Was ist Kultur?, in: Allolio-Näcke, Lars u.a. (Hrsg.): Differenzen anders denken. Bausteine zu
einer Kulturtheorie der Transdifferenz, Frankfurt/Main u.a. (2005), S.239

6
Es ist richtig, dass Veränderungen der Rasse mit einigem Abstand
unvermeidlich auf Veränderungen der Kultur folgen. Auf die
Bewegung und Vermischung von Menschen, die schnelle,
plötzliche und oft katastrophale Veränderungen der Bräuche
und Gewohnheiten mit sich bringen, folgen langfristig eben als
Ergebnis der Vermischung entsprechende Veränderungen im
Temperament und im Aussehen.
5
Dass sich der hier zitierte Prozess der Veränderung durchaus über einen langwierigen
Zeitraum von mehreren Generationen erstrecken kann, wird in Kapitel 4 zu sehen sein. Kultur
ist laut Thomas Geisen von sehr unterschiedlicher Dauer. Sie ist zudem ein Mittel, um
Individualität zu erzeugen, so Geisen weiter.
6
Die eigene Kultur setzt sich unter anderem aus
moralischen, religiösen und weltanschaulichen Aspekten zusammen, die dann an die
nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. Als einer der wesentlichsten Punkte
einer Kultur gilt häufig die Sprache. So kann man beispielsweise die deutsche Sprache als
Grundlage der deutschen Kultur ansehen.
7
In der Bedeutung des Wortes Kultur steckt sowohl
etwas Individuelles als auch etwas Universelles. Jede dauerhafte soziale Gruppierung hat eine
eigene Kultur. Diese ,,beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller ihrer
Mitglieder und definiert somit ihre Zugehörigkeit zur Gesellschaft".
8
Überschreitet man die
Grenzen zu anderen Gruppierungen, stößt man sehr schnell auf gewisse Unterschiede. Man
bringt eine andere Lebensweise in Erfahrung und wird mit fremden Gegebenheiten
konfrontiert.
9
In der für die jeweilige soziale Gruppierung universellen Kultur finden sich aber
auch individuelle Kulturausprägungen wieder, die sich jeder Mensch im Laufe des Lebens
selbst angeeignet hat.
Das Wort ,,Leitkultur" ist ein viel diskutierter Begriff in der Politik. Über dessen Bedeutung
kam man auch heute noch zu keiner Einigung. Ob es eine sogenannte ,,Leitkultur" überhaupt
gibt oder geben kann, ist ebenfalls nicht geklärt. Werden auf der einen Seite die typischen
Verhaltensmuster einer Gesellschaft als Leitkultur bezeichnet, sieht man auf der anderen eine
5
Vgl. Park, Robert E.: Migration und der Randseiter, in: Merz-Benz, Peter-Ulrich/Wagner, Gerhard (Hrsg.):
Der
Fremde als sozialer Typus. Klassische soziologische Texte zu einem aktuellen Phänomen,
Konstanz (2002), S.57
6
Vgl. Geisen, Thomas: Kultur und Identität - Zum Problem der Thematisierung von Gleichheit und Differenz in
modernen Gesellschaften, in: Kalscheuer, Britta u.a. (Hrsg.): Kulturelle Differenzen begreifen. Das Konzept der
Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht, Frankfurt am Main u.a. (2008), S.174ff
7
Vgl. Esensee, Josef: Leitkultur als Idee und politischer Begriff, in: Fritzsche, Christine: Leitkultur - vom
Schlagwort zur Sache [Symposion "Leitkultur - vom Schlagwort zur Sache" am 3. Mai 2006], Bonn (2006), S.25
8
Vgl. Gebhardt, Jürgen: Interkulturelle Kommunikation: Vom praktischen Nutzen und theoretischen Nachteil
angewandter Sozialwissenschaft, In: Allolio-Näcke u.a. (Hrsg.) (2005), S.281f
9
Ebd. S.20f

7
viel weitreichendere Bedeutung in diesem Wort.
10
Hier wird nicht spezifisch von einer
,,deutschen Leitkultur" gesprochen, sondern von einer Kultur, die sich ,,zumindest teilweise
mit den Wertemustern anderer, nicht westlicher Kulturen" deckt.
11
Zudem geht es weniger
um die Kultur im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um eine ,,Anleitung" zum
Zusammenleben mit Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen. Inhalte dieser Anleitung sind
die Normen des Grundgesetzes:
12
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und des religiösen und weltanschaulichen
Bekenntnisses sind unverletzlich.
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.
Teile dieser Normen, wie z.B. die Gleichberechtigung der Frauen und die Religionsfreiheit,
sind auch Bestandteil der UNO-Menschenrechtskonvention.
Eine Leitkultur gibt es demnach schon lange, nur ist man sich nicht einig, ob der Ausdruck
,,Leitkultur" hierfür geeignet ist, da sich darunter ganz unterschiedliche Sachverhalte
verstehen und zusammenfassen lassen. Der Begriff Leitkultur ist somit gleichzusetzen mit
einem konnotativen Stereotyp bzw. einem Plastikwort, um es mit den Worten Pörksens
auszudrücken.
13
Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs ,,Leitkultur" geht auf dessen Erfinder Bassam Tibi
zurück. Der Politikwissenschaftler vertritt ebenfalls die Auffassung, dass sich eine Leitkultur
nicht spezifisch auf Deutschland beziehen muss, sondern europaweit Anwendung finden
kann. Er bezeichnet mit seinem Begriff eine Art ,,innere Hausordnung", der alle Menschen
eines Landes, ganz gleich welcher Kultur oder Religion sie angehören, Folge zu leisten haben.
Er erläutert ausdrücklich, dass es sich um keine Unterordnung oder Überordnung der
Mehrheitsgesellschaft handele, sondern lediglich ein gemeinsamer Rahmen an Werten und
10
Sadzio, Maik: Kulturenwende. Transkulturelle und transreligiöse Identitäten - Auswertung einer empirischen
Studie unter pädagogischen Multiplikatoren/-innen in Belém-Pará, Brasilien, München (2010), S.83
11
Vgl. Wierling, Dorothee: Leitkultur? ­ Mögliche Inhalte, in: Fritzsche (2006), S.52
12
Vgl. Herrmann, Joachim: Podiumsdiskussion ,,Brauchen wir im Zeitalter der Globalisierung eine Leitkultur?",
in: Ebd. S.124
13
Vgl. Pörksen, Uwe: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur, Stuttgart (1988), S.21ff

8
Normen zu bilden sei, welcher für alle gleichermaßen einzuhalten ist. Man behält, so Tibi,
also das ,,Recht auf Anderssein und Andersdenken", verpflichtet sich aber gleichzeitig zu der
Einhaltung gemeinsamer Regelungen, wie z.B. gegenseitiger Respekt und Toleranz. Gäbe es
eine solche ,,Leitkultur" nicht, lebe man in einer Parallelgesellschaft und nicht in einer
kulturellen Vielfalt miteinander, so eine weitere zentrale These Tibis.
14
1.2. Integration
Ebenso wie die Leitkultur ist auch der Begriff ,,Integration" ein konnotatives Stereotyp.
Überall wird davon gesprochen, dass sich die Muslime in Deutschland integrieren müssen und
die deutsche Gesellschaft sich an die neuen Gegebenheiten anpassen soll, sich also ebenfalls
integrieren muss. Es bestehen jedoch ganz unterschiedliche Auffassungen von der Umsetzung
dieser Aufforderung. Für den einen ist eine erfolgreiche Integration dann gelungen, wenn man
die deutsche Sprache beherrscht und sich selbstständig verständigen kann, für andere, wenn
Teile der Religionsausübung eingeschränkt werden, bspw. das öffentliche Tragen der
Kopfbedeckung bei der Frau. Doch auch das reicht einigen nicht, wenn sie von einer
,,vollkommenen" Integration sprechen. Für eine vollständige Integration müsse man bereit
sein, seine komplette Vergangenheit hinter sich zu lassen, so deren Meinung. Hierbei handelt
es sich jedoch nicht einfach um ,,Integration", sondern es geht um ,,Assimilation", ,,welche
einen erzwungenen Verlust der religiösen oder ethnischen Identität impliziert."
15
Der zu
diesem Zeitpunkt amtierende Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sagte 2009, dass
Assimilation der falsche Weg sei, um auf die Migranten zuzugehen. Es gehe nicht um eine
Aufgabe der eigenen Wurzeln und um ein Aufgehen in der neuen Kultur, sondern vielmehr
gehe es darum, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, und um ein gemeinschaftliches
Verständnis vom Zusammenleben.
16
Eine andere, durchaus geläufige Interpretation von
Integration, setzt sich aus vier Punkten zusammen, die es einzuhalten gilt. Demnach ist
Integration dann gelungen, wenn man sich an die ,,Beachtung des staatlichen
Gewaltenmonopols", sprich an die Einhaltung der Rechtsordnung hält, die Religionsfreiheit
anerkennt, für Gleichberechtigung einsteht und viertens über ,,die Kenntnis der deutschen
Sprache und die in der Sprache aufbewahrten Geschichte und Kultur des Gastlandes"
14
Vgl. http://www.bpb.de/publikationen/40QIUX,2,0,Leitkultur_als_Wertekonsens.html#art2
15
Vgl. Gencer, Mustafa: Zwischen Integration und Ausgrenzung, in: Ucar, Bülent (Hrsg.): Die Rolle der Religion
im Integrationsprozess. Die deutsche Islamdebatte, Frankfurt am Main u.a. (2010) , S.282
16
Vgl. Baumgarten (2011), S.70

9
verfügt.
17
Dies zeigt, wie unpräzise und interpretationsoffen die Auffassungen von Integration
sein können. Es ist also zwingend erforderlich klarzustellen, was genau man meint, wenn man
von einer ,,erfolgreichen Integration" spricht, um Missverständnisse zu umgehen.
1.3. Der Islam und der Moslem
,,Der Islam ist die Unterordnung unter Gott, das Symbol des Friedens."
18
Die Ursprungserzählung des Islams basiert auf der Geschichte von Allah und dem Propheten
Mohammed. In der Zeit von 610 bis 632 n. Chr. wurde dieser von Allah beauftragt,
Botschafter zwischen ihm und den Menschen zu sein. Dies ist der Beginn des Islams. Da Gott
allmächtig ist, sollen sich die Menschen ihm komplett unterwerfen. Darin besteht die
Hauptbotschaft dieser Religion und ist zugleich Grundstein aller monotheistischen
Religionen.
19
Allah schickte den Erzengel Gabriel, um seine Botschaft an den Propheten
weiterzuleiten.
20
Daher wird der Islam als ,,göttliche Offenbarung"
21
bezeichnet und gilt als
unverfälscht. Der gesamte Koran wurde Wort für Wort an Mohammed übermittelt. Dies
geschah nicht an einem Stück, sondern erstreckte sich über eine Zeitspanne von 22 Jahren,
seit dem ersten Kontakt mit dem Erzengel bis hin zum Todestag des Propheten.
22
In dieser Offenbarung erteilt Allah den Menschen die Aufgabe, sich an bestimmte Regeln zu
halten und bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Nur wer dieser Regeln aufrichtig verfolgt, hält
sich an die Grundsätze des Islams. Diese Handlungsanweisungen hat man als die ,,fünf Säulen
des Islams" zusammengefasst:
23
Der Glauben an einen einzigen Gott, der Glaube an die Propheten und Offenbarung
sowie an das Leben nach dem Tod und das Gericht Gottes.
Das Verrichten von 5 Gebeten am Tag
Die Einhaltung des Fastenmonats ,,Ramadan"
17
Vgl. Maier, Hans: ,,Leitkultur" ­ Das Wort und die Sache, in: Fritzsche (2006), S.48f
18
Ben Jelloun, Tahar: Papa, was ist der Islam? Gespräch mit meinen Kindern, Berlin (2002), S.25
19
Vgl. Assmann, Jan: Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus, München (2003), S.59ff
20
Vgl. Meyer, Andrea: Das ABC des Islam. Im Islam hat Jesus eine andere Rolle, in: Frankfurter neue Presse
(18.11.2010), S.3
21
Unter einer Offenbarung versteht man die Verkündung göttlicher Wahrheiten bzw. Anweisungen, welche
erstmals in Erscheinung treten
22
Vgl. Amt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands u.a. (Hrsg.): Was jeder vom Islam
wissen muss, Gütersloh (2007), S.18
23
Vgl. Meyer, in: Frankfurter neue Presse (18.11.2010), S.3

10
Das Bezahlen der Armensteuer (zakat)
24
Die Wallfahrt nach Mekka
Die aufgeführten fünf Säulen sind das, was alle Muslime miteinander verbindet, d.h. es ist der
Kernbestand der religiösen Kultur im Islam. Abgesehen von dieser Auflistung unterscheidet
sich die Ausübung der Religion jedoch teils erheblich. Sobald man die Grenze eines Landes
überschreitet, verändert sich auch die Ansicht vom Islam der dort lebenden Gläubigen. Es
gelten unterschiedliche ,,religiöse Gesetze" und was in dem einen Land noch als
,,unislamisch" angesehen wird, kann in dem anderen Land als vollkommen legitim der
Religion gegenüber aufgefasst werden. Mit anderen Worten, es ist unwahrscheinlich, ,,dass
ein Chinese die gleiche Auffassung von der Ausübung des Islam hat wie ein Marokkaner, ein
Afrikaner oder ein Europäer, der zum Islam übergetreten ist."
25
Das Wort ,,Moslem" stammt vom gleichen Wort ab wie der Islam (,,aslama") und bedeutet
der Unterworfene, Untergebene.
26
Genauso, wie es unterschiedliche Auffassungen vom Islam
gibt, existieren auch zahlreiche Unterscheidungen zwischen den Muslimen. Es ist zwar immer
die Rede von ,,dem Moslem", aber den ,,einen Moslem" gibt es nicht. Derzeit leben Muslime
aus etwa 50 verschiedenen Ländern in Deutschland ­ alle mit ihren eigenen Traditionen und
Vorstellungen vom ,,richtigen Glauben", weshalb man nicht von einer einheitlichen Gruppe
sprechen kann.
27
Wie bereits erwähnt, gibt es nur minimale Punkte im Glauben der Muslime,
die für alle unumstritten sind. Diese Punkte sind zusammengefasst in den zuvor beschriebenen
fünf Säulen des Islams. Obwohl alle Moslems daran glauben, dass der Koran das exakte Wort
Gottes ist, gibt es erhebliche Unterschiede in der Auslegung dieser Worte. Die einen
verstehen das Wort Gottes als Gesetz, welches man nicht hinterfragen und deuten darf.
Anderen wiederum dient der Koran lediglich als Richtlinie und Wegweiser für das eigene
Leben. Ebenso sehen die einen das Leben Mohammeds als Vorbild für sich selbst und
versuchen ihn in allen Lebensbereichen nachzuahmen, während andere ihn als historische
Figur betrachten, welche zwar als Vorbild angesehen wird, aber in den Kontext der heutigen
24
Wer sein Gebet ernst nimmt, fühlt sich verpflichtet, einen bestimmten Anteil an seinem Vermögen dem
Bettler und dem Unbemittelten zu überlassen (vgl. Sure 70,24f)
25
Vgl. Tahar (2002), S.91
26
Vgl. Meyer, Andrea: Das ABC des Islam. Spitze Türme und heilige Städte, in: Frankfurter neue Presse
(22.11..2010), S.3
27
Vgl. Miksch, Jürgen: Können wir das Islambild verändern?, in: Ucar (2010) S.217

11
Zeit zu übertragen ist.
28
Trotz dieser Unterschiede, kann man den Großteil der Muslime
bestimmten Gruppierungen, sogenannten Idealtypen zuordnen. Dadurch ändert sich zwar
nicht die Tatsache, dass es große Differenzen zwischen den verschiedenen Ländern gibt, aber
die zentralen Glaubensansichten lassen sich so in diesen Gruppen zusammenfassen. Nach
Mohammeds Tod kam es zur Aufspaltung in unterschiedliche Glaubensrichtungen. Auf der
einen Seite bildeten sich die Sunniten, auf der anderen die Schiiten. Ersteren gehören die
meisten Gläubigen des Islams an, nämlich nahezu 90 %. Die Schiiten trifft man überwiegend
in Ländern wie Iran, Saudi-Arabien oder Afghanistan an. Basierend auf diesen beiden
Glaubensgruppen entstanden weitere Gruppen wie z.B. die Alewiten, welche zum Teil
wiederum andere Ansichten vertreten. Grund für die Spaltung der Muslime war die Frage
nach dem Nachfolger Mohammeds. Während die Sunniten der Ansicht waren Abu Bakr,
Freund und Weggefährte Mohammeds, sei ein geeigneter Nachfolger des Propheten, waren
die Sunniten der Auffassung, in Ali ibn Abi Talib, Mohammeds Cousin und zugleich sein
Schwiegersohn, den einzig möglichen Nachfolger des Gesandten Allahs gefunden zu haben.
29
Dies ist eines der Hauptunterscheidungsmerkmale dieser Gruppierungen. Des Weiteren gibt
es Uneinigkeit in Bezug auf die Auslegung des Korans sowie anderer Schriften und Riten.
Während die Schiiten sich bspw. auf die Aussprüche und Sammlungen der Imame beziehen,
haben die Sunniten die Sunna, welche sich aus den Aussprüchen Mohammeds
zusammensetzt.
30
Es bestehen zudem differenzielle Ansichten im Blick auf den Ursprung des
Islams und der Ausführung religiöser Regeln. Ebenso gibt es unterschiedliche Festtage bei
den beiden Glaubensausrichtungen. So feiern die Schiiten jährlich eine zehntägige
Trauerzeremonie in Gedenken an den dritten Imam Al-Husain ibn 'Al. Während dieser
sogenannten ,,Muharram-Passionsfeiern" begehen die Gläubigen Selbstjustiz in Form von
Kettenschlägen. Dieses Fest gibt es bei den Sunniten nicht. Seit Jahren herrschen
Glaubenskriege zwischen den Sunniten und Schiiten. Es handelt sich um ,,innermuslimische
Kämpfe", welche zudem immer brutaler werden, was man an der Lage im Irak und Pakistan
sehen kann. Konfliktpunkte gibt es zahlreiche, wie folgende Beispiele beweisen:
31
28
Vgl. Mohagheghi, Hamideh: Religion und Identität - Überlegungen zur Integration, in: ebd. S.428
29
Primor, Avi: Mit dem Islam gegen den Terror, Düsseldorf (2008), S.27ff
30
Halm, Heinz: Der schiitische Islam. Von der Religion zur Revolution, München (1994) S.111
31
Vgl. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/3369/pdf/Ende_Sunniten_und_Schiiten.pdf, S.189-193

12
Die Sunniten sehen in der starken Verehrung der Imame seitens der Schiiten Züge des
Polytheismus.
Die Auslegung des Korans stützt sich bei den Schiiten in hohem Maße auf die
Äußerungen der Imame, ist also als gleichwertig mit dem Propheten-Hadith
(Äußerung, Erzählung von Mohammed) zu sehen. Für die Sunniten ist dies nicht
akzeptabel.
Die 12 Imame gelten bei den Schiiten als sündlos. Die Sunniten verurteilen dies, da
diese Eigenschaft einzig und allein Gott zugeschrieben ist.
Uneinigkeit herrscht auch in der Auslegung der islamischen Rechtslehre. Sunniten und
Schiiten haben unterschiedliche Ansichten hinsichtlich des Erbrechts und des
Familienrechts.
1.4. Die Scharia
Die Scharia setzt sich aus vier verschiedenen Quellen zusammen und bildet zusammen das
islamische Gesetz. Deren erste Quelle ist der Koran, welcher als ,,Offenbarungsschrift der
Muslime" gilt.
32
Diese beinhaltet eine Anleitung für ein gottgefälliges Leben und bereitet die
Gläubigen auf das ewige Leben vor. Der Koran gilt unter den Muslimen als ,,wörtliche Rede
Gottes" und ist daher unveränderlich und zu jeder Zeit gültig. Er enthält Aussagen über
(1) die Glaubensüberzeugungen, wie den Glauben an Gottes Einheit, die Propheten
und Gesandten, die offenbarten Bücher, die Engel und das Jüngste Gericht;
(2) die gottesdienstlichen Ordnungen, zu denen auch das Fasten im Monat Ramadan
und die Wallfahrtsriten beim Haddsch (Wallfahrt) nach Mekka gehören;
(3) die sozial-gesellschaftlichen Ordnungen, insbesondere über das Familienrecht;
(4) die sittlich-gesellschaftlichen Ordnungen, an denen sich jeder Muslim zu
orientieren hat.
33
Die zweite Quelle ist die Sunna und bedeutet wörtlich ,,begangener Weg".
34
In ihr finden die
Muslime Berichte über das Leben des Propheten Mohammed sowie dessen Lebens- und
32
Vgl. Neuwirth, Angelika: Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang, Berlin (2010), S.120
33
Amt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (2007), S.23
34
Vgl. Dewinter, Filip: Inch' Allah? Die Islamisierung Europas, Graz (2010), S.31

13
Handlungseisen. Auch die Aussprüche Mohammeds, bezeichnet als ,,Hadith", sind
zusammengefasst in der Sunna aufgeführt.
35
Muslime sehen die Erzählungen und Beispiele
als Vorbild für ihr eigenes Handeln an. Aus ihnen lassen sich ebenso Hinweise für die
Umsetzung der Regeln im Koran herauslesen. Die Berichte Mohammeds ,,gelten als
verbindliche Tradition" und stehen für ,,das rechte Handeln der Muslime". Die Geschichten
wurden ursprünglich mündlich überliefert und später in der Scharia festgehalten.
36
Die Sunna
enthält die größte Anzahl an Rechtsbestimmungen und ist neben dem Koran die zweit-
wichtigste Quelle des Islams. In Analogie dazu wurden weitere Regeln festgelegt, welche die
dritte Quelle des Islams bildet. Die vierte und letzte Quelle ,,beruht auf dem Konsens der
Theologen."
37
Die Scharia beinhaltet also gleichzeitig Regeln und Gesetze, die das Leben eines jeden
Moslems oft bis ins kleinste Detail festschreibt. Sie ist eine religiöse Pflichtenlehre, bestimmt
aber nicht nur den Umgang von Mensch zu Allah, sondern regelt auch das
zwischenmenschliche Verhalten. Die Scharia gilt zwar als islamisches Gesetz, ist aber
vielmehr eine Art Verhaltenskodex basierend auf dem Koran. Sie ist nicht obligatorisch. Es
gibt viele islamische Länder, in denen sie keine Anwendung findet, da sie oft mit der
modernen Welt nicht in Einklang zu bringen ist. Dennoch gibt es Gläubige, für die die Scharia
mehr als nur ,,moralische Regeln" enthält.
38
2. Kulturtheorien
Anknüpfend an die Erläuterungen der wichtigsten Begriffe in Kapitel 1, beschäftige ich mich
im Zuge dieses Kapitels mit drei verschiedenen Kulturtheorien. Diese sind meiner Auffassung
nach die wichtigsten Theorien für die Integrationsdebatte. Das neuere Modell der
,,Transdifferenz" so wie andere Konzepte beziehe ich nicht in meine Arbeit mit ein, da ich die
aufgeführten Modelle für wichtiger halte.
Sowohl dieses wie auch das vorangegangene Kapitel sind Voraussetzung für das Verstehen
der gesamten Arbeit. Ziel dieses Kapitels soll es sein, einen Überblick über die verschiedenen
Theorien zu geben, um im weiteren Verlauf meiner Arbeit besser auf die Integrationsfrage
eingehen zu können. Die folgenende Kulturtheorien sind die Basis der Integrationsdebatte. In
35
Vgl. Baumgarten (2011), .61
36
Vgl. Amt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (2007), S.23
37
Dewinter (2010), a.a.O.
38
Vgl. Ben Jelloun (2002), S.101

14
diesen Theorien werden die unterschiedlichen Arten von kulturellem Zusammenleben
aufgezeigt, welche wiederum für das Gelingen oder Scheitern einer Integration von
Bedeutung sind.
Im Schlussteil meiner Arbeit werde ich versuchen anhand meiner Erkenntnisse diese Theorien
auf ihre Aktualität hin zu prüfen.
2.1. Die Multikulturalität
Ziel des Multikulturalismus ist das Erlangen einer multikulutrellen Gesellschaft. Es handelt
sich in erster Linie also um ein politisches Konzept, welches erst mit dem Übergang zur
multikulturellen Gesellschaft zu einer Theorie wird. Unter Multikulturalität versteht man eine
Gesellschaft, in der mehrere verschiedene Kulturen nebeneinander bestehen. Diese sind in
sich homogen, grenzen sich aber von den anderen existierenden Kulturen der Gesellschaft
meist stark ab. Es kommt also nicht zu einer Verschmelzung. Der Multikulturalismus versucht
indes Konzepte zu entwickeln, die es den verschiedenen ethnischen und kulturellen Gruppen
ermöglichen, in einer Gemeinschaft untereinander auszukommen.
39
Die unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen sollen ihre Eigenexistenz beibehalten und zugleich die Anforderungen
des Gemeinwesens erfüllen. Über die Umsetzung dieser Forderung herrscht jedoch noch
Uneinigkeit in den Multikulturalismustheorien. Peter McLaren zufolge gibt es drei Formen
von Multikulturalismus. Zum einen die konservative, welche für die ethnische und kulturelle
Diversität steht. Hier steht die Kultur des Landes zwar im Zentrum, andere Kulturen können
aber in ihrer Eigenheit nebenbei existieren. Eine Vermischung der Kulturen soll vermieden
werden. Des Weiteren gibt es den liberalen Multikulturalismus. Dieser macht, anders als die
konservative Variante, keine Unterschiede zwischen den Kulturen. Die Kultur des
Einwanderungslandes ist somit gleichwertig mit der Kultur der Muslime anzusehen. Ganz
anders ausgerichtet ist die Form des kritischen Multikulturalismus. Hier findet eine
Verschiebung der Kulturen statt. Es gibt keine dominante Kultur mehr und die Kultur der
Einwohner eines Landes gilt als genauso fremd wie die ,,peripheren Kulturen".
40
Anhand folgender Beispiele lassen sich diese drei Arten von Multikulturalismus vereinfacht
darstellen:
39
Vgl. Allolio-Näcke, Lars: Multikulturalität, in: Allolio-Näcke u.a. (Hrsg.) (2005), S.151
40
Ebd. S.153f

15
Europäer und Afro-Amerikaner wohnen gemeinsam in einem Land. Der Afro-
Amerikaner ist aber nicht gleichgestellt mit dem Europäer, sondern wird als Diener
des ,,weißen Volkes" missbraucht. Der Schwarze hat demnach nicht die gleichen
Rechte wie der Weiße. Es ist ihm gestattet in dem fremden Land zu leben, es gelten
aber die Regeln und Rechte des ,,Gastlandes". (konservativer Multikulturalismus)
Türken, Russen, Araber usw. leben alle gemeinsam in Deutschland. Sie haben
untereinander die gleichen Rechte und sind auch dem ,,Gastland" nicht untergeordnet.
Sie haben ebenso wie die Deutschen das Recht auf eigene Gotteshäuser, die
Ausübung religiöser Riten usw. (liberaler Multikulturalismus)
Es ist weder die Rede von einer deutschen Kultur noch von einer türkischen oder
muslimischen Kultur. Das Resultat des Zusammenlebens verschiedener Kulturen ist
eine ganz neue Kultur, welche weder als deutsch noch türkisch bezeichnet werden
kann. Durch das Zusammenleben ist etwas Neues entstanden, so dass jeder zu Beginn
,,fremd" ist und sich an die Situation anpassen und eingewöhnen muss. (kritischer
Multikulturalismus)
Nicht nur über die Umsetzung der Multikulturalismustheorien besteht Unstimmigkeit, auch
die Theorie von einer multikulturellen Gesellschaft an sich stößt nicht überall auf
Zustimmung, wie Wolfgang Welsch beweist.
Kulturen, die im Prinzip als autonom und kugelartig aufgefaßt [sic!] sind,
können einander letztlich nicht verstehen, sondern müssen sich,
der Logik dieser Auffassung gemäß, voneinander absetzen,
müssen einander ignorieren, verkennen, diffamieren und bekämpfen.
41
Welsch zu folge kann man die Probleme zwischen verschiedenen Kulturen nicht beheben,
wenn man an der Vorstellung von sich abgrenzenden Gruppen festhält. Es ist nicht möglich,
homogene Gruppen auf Dauer von Konflikten fernzuhalten. Erst wenn das
,,Multikulturalitätskonzept" von dem alten Kulturbegriff loskommt und aufhört die Kulturen
41
Welsch, Wolfgang: Auf dem Weg zu transkulturellen Gesellschaften, in: Ebd. S.320

16
als ,,Inseln" zu verstehen, ist eine ,,wirkliche Verständigung oder eine Überschreitung der
separierenden Schranken" denkbar.
42
Im Hinblick auf den Islam und Deutschland bedeutet Welschs Einwand, dass es zu keinem
friedlichen Zusammenleben kommen kann, wenn man den Islam weiterhin als etwas
,,Fremdes" ansieht. Es kann zu keiner Verständigung kommen, da man es nicht geschafft hat,
eine gemeinsame Basis zu finden. Dieser Separatismus führt früher oder später zu
Auseinandersetzungen und Konflikten. Erst wenn der Islam als Teil von Deutschland
angesehen wird, kann es zu einer gegenseitigen Verständigung und einem friedlichen
Miteinander kommen.
Multikulturalität kann auf unterschiedliche Weise entstehen. In der Schweiz ist diese durch
kulturell unterschiedliche Bevölkerungskulturen entstanden, welche sich zu einem größeren
System zusammengeschlossen haben. Es kann aber auch passieren, dass Menschen aus
unterschiedlichen Kulturen in ein Land einwandern und ihre eigene Kultur komplett
beibehalten. Sie passen sich nicht an die bestehende Kultur des neuen Landes an und es
kommt nicht zur ,,Bildung eines gemeinsamen ,Wissensvorrates` (melting pot)"
43
. Will
Kymlickas Auffassung nach darf man den Wunsch nach Multikulturalismus jedoch nicht als
Ablehnung der Integration auffassen. In einer durchweg multikulturellen Gesellschaft zu
leben ist nämlich kaum umsetzbar, so Kymlicka. Man müsse Schulen und Behörden errichten,
welche in der eigenen Sprache betrieben werden, und zudem wäre man komplett
ausgeschlossen von den politischen und ökonomischen Entscheidungen des Landes.
44
Tendenziell sind es eher die nationalen Minderheiten, welche für die Erhaltung der eigenen
Kultur kämpfen.
Es gibt einige Strategien, die in Bezug zum Multikulturalismus häufig diskutiert werden:
1. Gezielte Förderung bestimmter Gruppen
2. Änderung des Lehrplans für die Fächer Geschichte und Literatur
3. Berücksichtigung religiöser Feiertage in Schulen und Betrieben
4. Einschränkung von Kleidervorschriften
5. Antirassistische Unterrichtseinheiten
6. Normen zur Vermeidung von Belästigung am Arbeitsplatz und in der Schule
7. Finanzierung ethnischer Kulturfestivals und Forschungsprogramme
42
Ebd. S.319f
43
Vgl. Dr. Hoffmann-Nowotny, Hans-Joachim: Analytisch alter Wein in ideologisch neuen Schläuchen, in:
http://www.kommunikation.uzh.ch/static/unimagazin/archiv/2-96/multikulturalitaet.htm
44
Vgl. Kymlicka, Will: Kulturelle Staatsbürgerschaft, in: Allolio-Näcke u.a. (Hrsg.) (2005), S.161ff

17
8. Muttersprachliches Dienstleistungsangebot für erwachsene Einwanderer
9. Zweisprachiger Unterricht für Kinder von Einwanderern
45
Dies alles sind Punkte, die die Integration fördern, und nicht, wie man auf den ersten Blick
vielleicht annehmen kann, ,,Separatismus der Kulturen" hervorruft. Durch die Umsetzung
dieser Forderungen kann es einer Gesellschaft gelingen, dass niemand seine Kultur aufgeben
muss und man gemeinsam in einer Gesellschaft auskommen kann. Die aufgezählten
Strategien führen dazu, dass sich mehr Muslime am öffentlichen Leben und den staatlichen
Organisationen beteiligen und sich somit in die Gesellschaft eingliedern. Sie verhindern, dass
sich die Anhänger der verschiedenen Kulturen ausgeschlossen fühlen und eigene
Einrichtungen zu gründen versuchen. Menschen aller Kulturen erhalten somit das Gefühl,
erwünscht zu sein und mit ihren Traditionen und Sitten bezüglich der Religion und des
alltäglichen Lebens akzeptiert zu werden.
46
Nimmt man Rücksicht auf islamische Feiertage,
so kommt es weder zu innerlichen Konflikten noch zu Konflikten zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer bzw. Schüler und Lehrer. Genauso wenig wie deutsche Schüler sich vorstellen
können, an Weihnachten zur Schule gehen zu müssen, ist es für Schüler muslimischen
Glaubens nur schwer umsetzbar, bei wichtigen religiösen Festen nicht im Kreise der Familie
zu sein. Laut der unter Punkt drei aufgeführten Strategie wäre es daher sinnvoll, Feste anderer
Religionen zu berücksichtigen und das Fehlen der Teilnehmer zu entschuldigen. Ebenso ist es
Teil der Strategie, bestimmte Gruppen gezielt zu fördern. Dies wäre von Vorteil, um einer
Person den Einstieg in ein neues Land zu erleichtern. Eine frühzeitige Förderung hätte sowohl
Vorteile für die eingewanderte Person als auch für das Einwanderungsland. Die Person würde
schneller mit der Kultur und der Sprache zurechtkommen und könnte sich auf der anderen
Seite schneller in das System eingliedern und Arbeit finden bzw. einen guten Schulabschluss
erzielen, was wiederum den Staat entlasten würde.
Multikulturalismus hat aber nicht nur die Aufgabe, die Integration zu regeln. Folgt man der
Theorie des liberalen Multikulturalismus, müsse man alle Kulturen gleich behandeln. Dies
schließt die Berücksichtigung der Bräuche und Sitten ein. Die Theorie stößt jedoch an ihre
Grenzen, wenn es zu ,,gruppeninterne
[r]
Unterdrückung" kommt. Akzeptiert man plötzlich
häusliche Gewalt auf Grund der eigenen Kultur oder die Beschneidung der Frau, untergräbt
45
Ebd. S.174
46
Ebd. S.175f

18
man die Gleichheit der Bürger sowie die Menschenrechte, die in einem Land wie Deutschland
in der Verfassung an oberster Stelle festgeschrieben sind.
47
2.2. Die Interkulturalität
"Unter Interkulturalität versteht man das Aufeinandertreffen von zwei oder mehr Kulturen,
bei dem es trotz kultureller Unterschiede zur gegenseitigen Beeinflussung kommt."
48
In der Interkulturalität interagieren die verschiedenen Kulturen miteinander. Sie sind nicht
voneinander abhängig und konkurrieren auch nicht untereinander. Durch die gegenseitige
Beeinflussung entsteht eine ,,neue Kultur", die sich aus Teilen aller vorherigen Kulturen
zusammensetzt. Damit Interkulturalität jedoch überhaupt funktionieren kann, müssen einige
Bedingungen erfüllt sein. So ist ein gegenseitiges Interesse der Kulturen unabdingbar. Hinzu
kommt, dass man über eine gewisse Kompetenz verfügen muss, um diese Andersartigkeit zu
verstehen und zu verarbeiten. Heutzutage lernen Kinder bereits im Kindergarten, mit anderen
Kulturen umzugehen, was das Zusammenleben mit Menschen anderer Herkunft wesentlich
erleichtert. ,,Die Verschiedenheit muss als Normalfall angesehen werden." Sind diese
Bedingungen erfüllt, kann es zu einer ,,Vernetzung der Kulturen" kommen, und die
Interkulturalität ist erreicht.
49
Die ,,interkulturelle Kompetenz", welche zum Erlangen der Interkulturalität nötig ist, setzt
sich aus einer Kette von Anforderungen zusammen, wie Alexander Thomas ausführlich
erklärt.
50
So müsse man zunächst erst mal erkennen, dass Andersartigkeit und Fremdheit
kulturell bedingt sind, was er als ,,interkulturelle Wahrnehmung" bezeichnet. Des Weiteren
müsse man Kenntnisse über die Art und Weise der Handlungswirksamkeit einer Kultur
erlangen (interkulturelles Lernen). Ein weiterer wichtiger Punkt, den Thomas anspricht, ist die
interkulturelle Wertschätzung. Hier liegt die Aufgabe darin zu reflektieren, warum der andere
so handelt, fühlt, urteilt etc., wie er es tut, und dies dann auch akzeptiert. Weiter in der Kette
geht es mit dem Verständnis der eigenen Person. In diesem Schritt müsse der Mensch sein
eigenes Handeln und Empfinden reflektieren. Auch die Reaktion auf fremde Kulturen zählt
47
Ebd. S.169f
48
Institut für Interkulturelle Kompetenz & Didaktik: Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität und
Plurikulturalität., in: http://www.ikud.de/Multikulturalitaet-Interkulturalitaet-Transkulturalitaet-und-
Plurikulturalitaet.html
49
Dr. Subklew, Erna: Multikulturalität - Interkulturalität ­ Transkulturalität, in: http://www.europa-
erleben.net/hintergrundtexte/articles/multikulturalitaet---interkulturalitaet---transkulturalitaet.html
50
Vgl. Thomas, Alexander: Interkulturelle Kompetenz: Grundlagen, Probleme und Konzepte, in: Allolio-Näcke
u.a.(Hrsg) (2005), S.152f

19
hierunter (interkulturelles Verstehen). In der Phase der ,,interkulturelle[n] Sensibilität" liegt es
an der eigenen Person in Anknüpfung an das ,,interkulturelle Verstehen", sensibel auf das
Gegenüber zu reagieren und die ,,kulturspezifische Perspektive partiell zu übernehmen". Sind
diese Schritte erfüllt, erlangt man als Ergebnis die ,,interkulturelle Kompetenz" und ist somit
in der Lage, ,,den interkulturellen Handlungsprozess so (mit-) gestalten zu können, dass
Missverständnisse vermieden oder aufgeklärt werden können und gemeinsame
Problemlösungen kreiert werden, die von allen beteiligten Personen akzeptiert und produktiv
zu nutzen sind". Zusammenfassend bedeutet die kulturelle Kompetenz also, dass man in der
Lage ist, sowohl die fremde als auch die eigene Kultur zu reflektieren, die Andersartigkeit zu
akzeptieren und diese Erkenntnisse dann produktiv im Sinne einer ,,wechselseitigen
Anpassung" ausdrückt.
51
Ziel der interkulturellen Theorie ist es somit, die Differenzen von
koexistierenden Kulturen kooperativ zu machen.
52
Anhand der räumlichen Geschlechtertrennung im Islam wird der beschriebene Prozess noch
einmal deutlich:
Für den Europäer ist es die Normalität, dass sich Männer und Frauen bei Festen oder anderen
Veranstaltungen gemeinsam in einem Raum aufhalten. Besucht dieser nun jedoch eine
muslimische Feier, ist er womöglich irritiert über die räumliche Trennung von Männern und
Frauen. Dies könnte schnell zu Missverständnissen führen und als Diskriminierung o.ä.
gedeutet werden. Ist der Europäer jedoch im Stande die zuvor beschriebenen Kompetenzen
abzurufen, versteht er sofort, dass die räumliche Trennung kulturell bedingt ist und keinerlei
diskriminierenden Charakter mit sich bringt.
Ebenso wie die Theorie der Multikulturalität ist auch die Interkulturalität nicht frei von Kritik.
Der ,,Insel-Gedanke" von Wolfgang Welsch findet hier gleichermaßen seinen Platz.
53
Ihm
zufolge hat auch der Gedanke einer interkulturellen Gesellschaft ihren Ursprung in der
Andersartigkeit der Kulturen. Fremde Kulturen sind anders, also auch schwerer zu verstehen.
Der Unterschied zum Multikulturalismus drückt sich in der Interaktion der Kulturen aus.
Doch genau hier liegt Welsch zufolge das Problem. Eine Kommunikation zwischen Kulturen
aufzubauen, die derart unterschiedlich sind, sei unmöglich. ,,[J]e mehr die andere Kultur
anders ist, desto mehr wird das Verstehen bloß ein scheinbares sein können und in Wahrheit
Akte der Aneignung, der Umsetzung ins Eigene darstellen", so die These Welschs.
51
Vgl. Hall, in: Ebd. S.257f
52
Vgl. Gebhardt, Jürgen, in: Ebd. S.283f
53
Vgl. Welsch, in: Ebd. S.321

20
2.3. Die Transkulturalität
Nachdem Wolfgang Welsch an den vorherigen Theorien zum Teil große Mängel festgestellt
hat, widmet er sich selbst der Theorie der Transkulturalität. Diese beschreibt seiner
Auffassung nach die aktuellste aller Varianten. In Folge der Globalisierung gehen Vertreter
der Transkulturalität nicht mehr von abgrenzbaren Kulturen aus, wie es die der
Multikulturalität und der Interkulturalität bevorzugen. Vielmehr spricht man bei der
Transkulturalität von einer ,,Vermischung" der Kulturen.
54
Hier stehen nicht die Divergenzen,
sondern die Anknüpfmöglichkeiten der jeweiligen Kulturen im Vordergrund. Diese sollen
insofern erweitert werden, dass sich etwas Gemeinsames daraus entwickeln kann.
55
Es lassen
sich keine klaren Grenzen mehr zwischen den verschiedenen Gesellschaften ziehen. Die
Transkulturalität ist Welschs Äußerung nach nicht nur auf der Makroebene, sondern auch auf
der Mikroebene sichtbar:
,,Die meisten unter uns sind ihrer kulturellen Formation durch mehrere kulturelle Herkünfte
und Verbindungen bestimmt. Wir sind kulturelle Mischlinge."
56
Grund für diese Vermischung der Kulturen sind die veränderten Lebensbedingungen der
Menschen. Veränderungen zeichnen sich in der Erreichbarkeit der verschiedenen Länder, der
Möglichkeit mit Menschen aus aller Welt auf einfachste Weise zu kommunizieren, sowie der
Tatsache, dass viele Länder mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben (Bsp.
Klimawandel) ab. Auch in der Vielfalt der Nahrung wird die ,,Hybridisierung der Kulturen"
deutlich. Galten bestimmte Früchte früher schlichtweg als ,,exotisch", sind sie heute fester
Bestandteil eines jeden Supermarktes. Oft kann man heutzutage überhaupt nicht mehr
auseinander halten, was nun seinen Ursprung in der eigenen Kultur hat und was nicht. Etwas
,,Fremdes" gibt es kaum noch. ,,Die Trennlinie zwischen Eigenkultur und Fremdkultur ist
dahin".
57
Hinzu kommt die enorme Auswahl an anderen Nahrungsmitteln aus allen
Kontinenten. Restaurants aus aller Welt findet man auf den Straßen jeder Großstadt. Diese
Vielfalt an Angeboten macht sich auch in dem Umgang mit den Kulturen bemerkbar.
Jugendlichen, welche an den Reichtum der Angebote in allen Lebensbereichen gewöhnt sind,
54
Institut für Interkulturelle Kompetenz & Didaktik, in: http://www.ikud.de/Multikulturalitaet-
Interkulturalitaet-Transkulturalitaet-und-Plurikulturalitaet.html
55
Vgl. Welsch, in: Allolio-Näcke u.a.(Hrsg.) (2005), S.332
56
Ebd. S.326
57
Ebd. S.323ff

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783956363788
ISBN (Paperback)
9783956367229
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Erscheinungsdatum
2014 (November)
Note
2,0
Schlagworte
Islam Muslim Konflikt Deutschland
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Titel: Religiöse und kulturelle Konflikte von Muslimen in Deutschland und die Frage nach der Integration
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