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Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-Prozesskette

©2014 Diplomarbeit 133 Seiten

Zusammenfassung

Moderne Flugzeuge lassen auch hinsichtlich der beabsichtigten Leichtbauweisen einen vermehrten Einsatz an kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) als Werkstoff mit zukünftigen Gewichtsanteilen von über 60% erkennen. Die damit einhergehende Wirtschaftlichkeit des leichten Werkstoffes durch eine Senkung des Treibstoffverbrauchs wirkt den steigenden Treibstoffkosten entgegen und der damit verbundene Aspekt des geringeren CO2-Austsosses wirkt sich auch positiv auf den Umweltschutz aus. Zu den gewichtsspezifischen Eigenschaften zählen zudem die hohen Festigkeiten und Steifigkeiten von CFK. Auch das Forschungsprojekt HP CFK zielt darauf ab, einen Rumpfauschnitt eines Flugzeuges komplett aus CFK herzustellen. Die dafür angedachte Prozesskette zur Herstellung dieses Rumpfauschnittes muss zur optimalen Auslegung auf vorhandene prozessübergreifende Wechselwirkungen untersucht werden. Dadurch können die einzelnen Fertigungsprozesse aufeinander abgestimmt werden.
In dieser Arbeit werden die vorhandenen Wechselwirkungen innerhalb der Prozesskette durch Beschreibung der Prozesskette identifiziert. Im nächsten Schritt erfolgt während eines Workshops die Bewertung der erarbeiteten Wechselwirkungen, so dass die Auswahl der Wechselwirkung mit dem größten Einfluss auf die Bauteilqualität vorgenommen wird. Die anschließende Charakterisierung dieser Wechselwirkung beinhaltet die Untersuchung der in Wechselwirkung zueinander stehenden Fertigungsprozesse. Dabei werden Einflussgrößen beider Fertigungsprozesse auf ein gemeinsames Qualitätskriterium erarbeitet und modelliert. Diese gewonnen Ergebnisse werden bei der experimentellen Untersuchung der Wechselwirkung dazu genutzt, das Modell zu parametrieren und mittels der durchgeführten Versuche die Stärke des Einflusses auf das Qualitätskriterium zu ermitteln. Dazu werden aus den Prozessparametern Paarungen gebildet und diese untereinander variiert. Nach der Auswertung der durchgeführten Versuche liefert ein abschließender Vergleich der experimentell erzielten Ergebnisse mit den theoretischen Vorüberlegungen einen Überblick hinsichtlich einer Übereinstimmung des Einflusses der Einflussgrößen auf das Qualitätskriterium.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis
I
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... II
Tabellenverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ... IV
1
Einleitung ... 1
2
Stand der Technik ... 2
2.1
Faserverbundkunststoffe... 2
2.1.1
Allgemeine Faserverbundwerkstoffe ... 2
2.1.2
Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe ... 4
2.1.3
Duromere ... 6
2.1.4
Thermoplaste ... 9
2.1.5
Halbzeuge ... 10
2.2
Fertigungsverfahren ... 13
2.2.1
Handlaminieren ... 13
2.2.2
LCM-Verfahren ... 14
2.2.3
Tapelegen/ Automatic Fiber Placement ... 18
2.2.4
Autoklavtechnik ... 20
2.2.5
Pultrusion ... 21
2.2.6
Wickeltechnik ... 22
2.3
Prüfmethoden ... 24
2.4
Technologische Schnittstellen und Wechselwirkungen ... 26
3
Identifizierung von möglichen Wechselwirkungen ... 28
3.1
Prozesskette des Forschungsprojektes HP CFK ... 28
3.2
Identifizierung möglicher Wechselwirkungen innerhalb der Prozesskette ... 31
3.3
Auswahl der zu untersuchenden Wechselwirkung ... 42
4
Theoretische Analyse der Wechselwirkung Infusion/ Autoklav mit dem
Qualitätskriterium Poren ... 51
4.1
Poren in CFK-Bauteilen ... 51

Inhaltsverzeichnis
II
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
4.2
Einfluss des Infusionsprozesses auf Poren ... 53
4.3
Einfluss des Autoklaven auf Poren ... 65
5
Experimentelle Untersuchung der Wechselwirkung ... 79
5.1
Versuchsaufbau ... 79
5.1.1
Harzsystem ... 79
5.1.2
Verstärkungsfasern ... 80
5.1.3
Wärme- und Trockenofen ... 81
5.1.4
Vakuumaufbau ... 82
5.2
Versuchsdurchführung ... 85
5.3
Versuchsauswertung ... 92
5.3.1
Beobachtungen und Erkenntnisse der Versuchsdurchführung ... 92
5.3.2
Einfluss des Vakuumdruckes nach der Infusion ... 96
5.3.3
Einfluss des Druckgradienten während der Infusion ... 99
5.3.4
Einfluss der Luftfeuchtigkeit ... 101
5.3.5
Einfluss des Umgebungsdruckes beim Aushärten ... 105
5.3.6
Einfluss der Infusionstemperatur ... 106
5.3.7
Einfluss der Fadenorientierung ... 107
5.3.8
Zusammenfassung der experimentellen Ergebnisse ... 107
6
Abgleich der experimentellen Ergebnisse mit den theoretischen
Vorüberlegungen ... 109
6.1
Vergleich der Ergebnisse zu den Einflussgrößen Harzgeschwindigkeit/
Infusionstemperatur ... 109
6.2
Vergleich der Ergebnisse zur Einflussgröße Prozessdruck ... 110
6.3
Vergleich der Ergebnisse zur Einflussgröße Fadenorientierung ... 110
6.4
Vergleich der Ergebnisse zur Einflussgröße Vakuumdruck nach der
Infusion bzw. beim Aushärten ... 111
6.5
Vergleich der Ergebnisse zur Einflussgröße Luftfeuchtigkeit ... 112
6.6
Vergleich der Ergebnisse Umgebungsdruck beim Aushärten ... 113
6.7
Zusammenfassung ... 114
7
Zusammenfassung Ausblick ... 116
8
Literaturverzeichnis ... 118

Inhaltsverzeichnis
III
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014

Abbildungsverzeichnis
IV
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Anordnung von Duromeren ... 7
Abbildung 2-2: Anordnung von Thermoplasten ... 9
Abbildung 2-3: Anlagenaufbau zur Prepregherstellung ... 12
Abbildung 2-4: Fertigungsfolge beim Harzinjektionsverfahren ... 16
Abbildung 2-5: Lagenaufbau Harzinfusionsverfahren ... 17
Abbildung 2-6: Tapelegekopf... 18
Abbildung 2-7: AFP-Maschine bei der Bearbeitung gekrümmter Formen ... 19
Abbildung 2-8: Fertigungsfolge beim Resin Film Infusion ... 21
Abbildung 2-9: Verfahrensaufbau beim Nasswickeln ... 23
Abbildung 2-10: Aufbau einer Prozesskette ... 26
Abbildung 3-1: Demonstrator ... 29
Abbildung 3-2: Prozesskette zur Fertigung des Demonstrators ... 30
Abbildung 3-3: Betrachtete Fertigungsprozesse ... 31
Abbildung 3-4: Wechselwirkungen zwischen den fertigungsprozessen ... 41
Abbildung 4-1: Größenordnung von Poren ... 54
Abbildung 4-2: Porengehalt über Kapillarzahl ... 55
Abbildung 4-3: Einfluss von Harzfrontgeschwindigkeit und Harzviskosität auf das
Faserverbundbauteil ... 56
Abbildung 4-4: Geschwindigkeit von Mikroporen in Abhängigkeit der
Harzgeschwindigkeit ... 60
Abbildung 4-5: Porengehalt bei einem hohen Entlüftungsdruck von 1,0 bar (links)
und bei einem niedrigen Entlüftungsdruck von 0,1 bar (rechts) ... 61
Abbildung 4-6: Abhängigkeit der Permeabilität vom Faservolumengehalt ... 63
Abbildung 4-7: Anteil des Porengehaltes in Kett- und Schussfäden ... 65
Abbildung 4-8: Allgemeine Zyklen der Prozessgrößen beim Autoklavprozess ... 69
Abbildung 4-9: Porendruck in Abhängigkeit von Porendurchmesser und dem
Druck im Harz ... 70

Abbildungsverzeichnis
V
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Abbildung 4-10: Porengehalt über den prozentualen Anteil des vollen
Umgebungsdruckes beim Aushärten von 7 bar (100%) ... 71
Abbildung 4-11: Porengehalt in Abhängigkeit des Umgebungsdruckes beim
Aushärten ... 71
Abbildung 4-12: Verlauf von Porenradius, Temperatur, Druck und Viskosität
während des Autoklavzyklus zur Untersuchung der
Porenentwicklung ... 76
Abbildung 5-1: Harzviskosität von 977-20 für verschiedene Temperaturen ... 80
Abbildung 5-2: Glasfilamentgewebe aus E-Glas ... 81
Abbildung 5-3: Wärme- und Trockenofen ... 81
Abbildung 5-4: Legeschema multiaxialer Lagenaufbau ... 83
Abbildung 5-5: Markierung des Infusionsbereiches und nachfolgendes Eintrennen . 83
Abbildung 5-6: Auflegen des Lagenaufbaus auf die eingetrennte Fläche ... 84
Abbildung 5-7: Anbringen der Fließhilfe ... 84
Abbildung 5-8: Anbringen der PTFE-Schläuche für Zu- und Abfluss ... 84
Abbildung 5-9: Fertiger Vakuumaufbau ... 85
Abbildung 5-10: Endgültiger Versuchsaufbau ... 85
Abbildung 5-11: Versuchsaufbau zur Variation des Infusionsdruckes ... 88
Abbildung 5-12: Voranschreitende Harzfließfront während der Infusion Probe 16 ... 92
Abbildung 5-13: Vollständige Durchtränkung Probe 16 ... 93
Abbildung 5-14: Harzfließgeschwindigkeit ... 94
Abbildung 5-15: Harzverbrauch ... 94
Abbildung 5-16: Anordnung der Ultraschallmessung ... 95
Abbildung 5-17: Amplitudensignal während des Scans der Versuchsprobe ... 96
Abbildung 5-18: Unterseitenecho der Probe 4... 97
Abbildung 5-19: Unterseitenecho der Probe 5... 97
Abbildung 5-20: Unterseitenecho der Probe 15... 97
Abbildung 5-21: Rückwandecho der Probe 4 ... 98
Abbildung 5-22: Rückwandecho der Probe 15 ... 98

Abbildungsverzeichnis
VI
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Abbildung 5-23: Rückwandecho zur Probendicke der Probe 4 ... 98
Abbildung 5-24: Rückwandecho zur Probendicke der Probe 22 ... 99
Abbildung 5-25: Unterseitenecho der Probe 23... 100
Abbildung 5-26: Oberseitenecho der Probe 23 ... 100
Abbildung 5-27: Porenverteilung Probe 11 (links) und Probe 21 (rechts) ... 102
Abbildung 5-28: Unterseitenecho der Probe 11... 102
Abbildung 5-29: Unterseitenecho der Probe 24... 102
Abbildung 5-30: Unterseitenecho der Probe 21... 103
Abbildung 5-31: Rückwandecho der Probe 11 ... 103
Abbildung 5-32: Rückwandecho der Probe 21 ... 103
Abbildung 5-33: Rückwandecho zur Probendicke der Probe 11 ... 104
Abbildung 5-34: Rückwandecho zur Probendicke der Probe 21 ... 104
Abbildung 5-35: Rückwandecho der Probe 16 ... 105
Abbildung 5-36: Rückwandecho zur Probendicke der Probe 16 ... 106

Tabellenverzeichnis
VII
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Tabellenverzeichnis
Tabelle 3-1: Qualitätskriterien der betrachteten Fertigungsprozesse ... 38
Tabelle 3-2: Bewertungskriterien und zugehöriges Punktesystem ... 43
Tabelle 3-3: Bewertungsmatrix der Fertigungsprozess AFP/ Autoklav ... 44
Tabelle 3-4: Prozessparameter der Fertigungsprozesse ... 45
Tabelle 3-5: Vollständige Bewertungsmatrix für die Wechselwirkung Porengehalt
AFP/ Autoklav ... 46
Tabelle 3-6 Erneuerte Bewertungsmatrix für das Qualitätskriterium
Faservolumengehalt infolge der Aushärtung im Autoklaven ... 47
Tabelle 3-7: Gegenüberstellung der einzelnen Qualitätskriterien ... 49
Tabelle 3-8: Ranking der Qualitätskriterien ... 50
Tabelle 3-9: Ranking der Wechselwirkungen ... 50
Tabelle 5-1: Untersuchte Prozessparameter und deren Ausprägungen ... 87
Tabelle 5-2: Versuchsplanmatrix ... 91
Tabelle 5-3: Einfluss der Prozessparameter auf Poren ... 108
Tabelle 6-1: Ergebnis des Abgleichs theoretisch beschriebener und experimentell
ermittelter Einflüsse auf Poren ... 115

Abkürzungsverzeichnis
VIII
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung
Beschreibung
AFP
Automated Fiber Placement
CFK
Carbon- bzw. kohlenstofffaserverstärkter Kunst-
stoff
FVG
Faservolumengehalt
HP CFK
Hochleistungsproduktion von CKF-Strukturen
LCM
Liquid Composite Moulding
PAN
Polyacrylnitril
PTFE
Polytetrafluorethylen
RFI
Resin Film Infusion
RTM
Resin Transfer Moulding
VAP
Vacuum Assisted Process
VARI
Vacuum Assisted Resin Infusion
VARTM
Vacuum Assisted Resin Transfer Moulding

1 Einleitung
1
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
1 Einleitung
Moderne Flugzeuge lassen auch hinsichtlich der beabsichtigten Leichtbauweisen
einen vermehrten Einsatz an kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) als
Werkstoff mit zukünftigen Gewichtsanteilen von über 60% erkennen. Die damit ein-
hergehende Wirtschaftlichkeit des leichten Werkstoffes durch eine Senkung des
Treibstoffverbrauchs wirkt den steigenden Treibstoffkosten entgegen und der damit
verbundene Aspekt des geringeren CO
2
-Austsosses wirkt sich auch positiv auf den
Umweltschutz aus. Zu den gewichtsspezifischen Eigenschaften zählen zudem die
hohen Festigkeiten und Steifigkeiten von CFK. Auch das Forschungsprojekt HP CFK
zielt darauf ab, einen Rumpfauschnitt eines Flugzeuges komplett aus CFK herzustel-
len. Die dafür angedachte Prozesskette zur Herstellung dieses Rumpfauschnittes
muss zur optimalen Auslegung auf vorhandene prozessübergreifende Wechselwir-
kungen untersucht werden. Dadurch können die einzelnen Fertigungsprozesse auf-
einander abgestimmt werden.
In dieser Arbeit werden die vorhandenen Wechselwirkungen innerhalb der Prozess-
kette durch Beschreibung der Prozesskette identifiziert. Im nächsten Schritt erfolgt
während eines Workshops die Bewertung der erarbeiteten Wechselwirkungen, so
dass die Auswahl der Wechselwirkung mit dem größten Einfluss auf die Bauteilquali-
tät vorgenommen wird. Die anschließende Charakterisierung dieser Wechselwirkung
beinhaltet die Untersuchung der in Wechselwirkung zueinander stehenden Ferti-
gungsprozesse. Dabei werden Einflussgrößen beider Fertigungsprozesse auf ein
gemeinsames Qualitätskriterium erarbeitet und modelliert. Diese gewonnen Ergeb-
nisse werden bei der experimentellen Untersuchung der Wechselwirkung dazu ge-
nutzt, das Modell zu parametrieren und mittels der durchgeführten Versuche die
Stärke des Einflusses auf das Qualitätskriterium zu ermitteln. Dazu werden aus den
Prozessparametern Paarungen gebildet und diese untereinander variiert. Nach der
Auswertung der durchgeführten Versuche liefert ein abschließender Vergleich der
experimentell erzielten Ergebnisse mit den theoretischen Vorüberlegungen einen
Überblick hinsichtlich einer Übereinstimmung des Einflusses der Einflussgrößen auf
das Qualitätskriterium.

2 Stand der Technik
2
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
2 Stand der Technik
Dieses Kapitel gibt einen Einblick in die Grundlagen der Verbundwerkstoffe, insbe-
sondere der kohlenfaserverstärkten Kunststoffe(CFK) und in die verschiedenen Fer-
tigungsverfahren zur Herstellung von Verbundbauteilen. Dabei werden zum besseren
Verständnis auch die Unterschiede zwischen Duroplasten und Thermoplasten her-
vorgehoben. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird auf die Thermoplaste keine Berück-
sichtigung genommen, da ausschließlich der Einsatz von duromeren Harzsystemen
erfolgt. Die angeführten Prüfmethoden geben zudem einen Einblick der Möglichkei-
ten zur Bewertung der Bauteilqualität. Zum Ende des Kapitels wird dann noch ein
Augenmerk auf die Begriffe der technologischen Schnittstellen und die der Wech-
selwirkungen geworfen.
2.1 Faserverbundkunststoffe
Hier wird über die Beschreibung allgemeiner Faserverbundkunststoffe anschließend
näher auf die kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe eingegangen.
2.1.1 Allgemeine
Faserverbundwerkstoffe
Bei einem Verbundwerkstoff handelt es sich um einen Mehrphasenwerkstoff, der sich
aus einer kontinuierlichen Phase, der Matrix und einer oder mehreren diskontinuierli-
chen Phasen in Form von Verstärkungskomponenten zusammensetzt [HOR01]. Da-
bei werden die Verstärkungskomponenten in dem formgebenden Grundwerkstoff
eingebettet und durch Wechselwirkungen der beteiligten Komponenten werden Ei-
genschaften erzielt, die keine der Ausgangsstoffe besitzen oder die höher sind als
die Eigenschaften der Ausgangsstoffe [FIE09]. Faserverstärkte Kunststoffe sind da-
bei eine Untergruppe der Verbundwerkstoffe [AVK10]. Bei Faserverbundkunststoffen
kommen temperaturbeständige, hochfeste und hochsteife Fasern als Verstärkungs-
komponenten zum Einsatz, die in einer mechanisch und thermisch hochbelastbaren
polymeren Matrix zumeist in Hauptbelastungsrichtung angeordnet werden [BÄT92].
Die eingebrachten Fasern können dabei entweder einzeln in Kurz- oder Endlosfasern
oder durch Verarbeitung der Fasern zu Halbzeugen als Gewebe und Gestricke in der
Matrix vorliegen. Zu den kennzeichnenden Eigenschaften von Faserverbundwerk-
stoffen zählen unter anderem [R&G99]:

2 Stand der Technik
3
Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
03/2014
x hohe
Steifigkeit
x hohe
Festigkeit
x hohe
Schwingfestigkeit
x geringe
Wärmeausdehnung
x gute
Formstabilität
x günstiges
Schlagverhalten
x Korrosionsbeständigkeit
x richtungsabhängige
Eigenschaften
x stufenweises
Versagen
Die Matrix und die Verstärkungsfasern erfüllen dabei unterschiedliche Aufgaben mit-
tels derer die geforderten Eigenschaften des Faserverbundkunststoffes erzielt wer-
den. Zu den Hauptaufgaben der Matrix zählen die Fixierung der Fasern in der ge-
wünschten geometrischen Anordnung, die Übertragung der Kräfte auf die Fasern
und auch zwischen den Fasern, das Stützen der Fasern bei Druckbeanspruchung
und der Schutz der Fasern vor Einwirkung von Umgebungsmedien [BÄT92]. Die Fa-
sern dagegen übernehmen den wesentlichen Teil der Lastübertragung und bestim-
men damit die maßgebenden mechanischen Eigenschaften des Faserverbundwerk-
stoffes wie die Zug- und Biegefestigkeit, Energieaufnahmefähigkeit, Duktilität und
Schlagzähigkeit. Das äußere Erscheinungsbild des Faserverbundwerkstoffes wie
Farbe oder Oberflächenstruktur wird zudem auch durch die Matrix bestimmt. Für ein
optimales Zusammenwirken der Fasern und der Matrix innerhalb des Verbundwerk-
stoffes müssen die Fasern eine höhere Bruchfestigkeit und ein höheres E-Modul als
die Matrix haben und die Matrix dagegen sollte eine höhere Bruchdehnung als die
Fasern vorweisen [DEH05]. Der Werkstoffzustand wird dabei erst im Bauteil erreicht,
da die Verstärkungsfasern in eine flüssige Reaktionsmasse eingebettet werden, wel-
che mit der Zeit aushärtet und somit für eine Verankerung der Fasern in dem so ent-
standenen festen Formstoff sorgt [R&G99]. Eigenfestigkeit des Fasermaterials, Fa-
sergehalt, Form der Fasern, Faserorientierung, Haftung zwischen Faser und Matrix
sowie die Herstellungsverfahren des Werkstoffverbundes entscheiden über die Art
und das Ausmaß der Verstärkung infolge der Verstärkungsfasern [DEH05].
Bei der Form der Fasern wird zwischen Kurz- und Endlosfasern unterschieden, die
jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Kurzfasern sind stochastisch verteilt und er-
möglichen die Einstellung isotroper und somit richtungsunabhängiger Eigenschaften

2 Stand der Technik
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Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
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des Verbundes und weisen eine geringere Bruchwahrscheinlichkeit gegenüber End-
losfasern auf. Der Nachteil zeigt sich in den nicht so hohen Festigkeiten und Elastizi-
tätsmodulen wie bei Endlosfasern und kann bei hohen Fasergehalten zudem das
Einbringen der Fasern in die Matrix erschweren. Die eingebrachten Kurz- oder Lang-
fasern können entweder aus Einzelfasern in Form von Filamenten oder aus einem
Bündel zusammengefasster Einzelfasern, sogenannten Rovings bestehen [HOR01,
DEH05]. Endlosfasern dagegen machen den Einfluss von festigkeitsmindernden
Scherspannungskonzentrationen an den Faserenden, die bei der Übertragung der
einwirkenden Kräfte an der Faser-Matrix-Grenzfläche auftreten bedeutungslos und
kommen somit für Bauteile die späteren Dauerlasten oder schwingender Belastung
ausgesetzt sind zum Einsatz [AVK10, HOR01]. Werden die Endlosfasern bei gege-
benem Faser- und Matrixmaterial und bei einem festgelegten Fasergehalt alle paral-
lel angeordnet, so ergeben sich optimale mechanische Eigenschaften, was aber
gleichzeitig zu starken richtungsabhängigen Verbundeigenschaften führt. Soll der
Faserverbundwerkstoff nicht nur Belastungen in einer sondern auch in zwei oder drei
Richtungen standhalten können, so kann der Anisotropie durch die Anordnung der
unidirektionalen Faserverbundwerkstoffschichten in verschiedenen Winkeln überei-
nander entgegengewirkt werden. Das sind dann quasiisotrope Werkstoffverbunde.
Diese Anordnung hat den Nachteil, dass die Festigkeitswerte aufgrund der 45°- und
90°-Lagen nur etwa zu einem Drittel der Festigkeitswerte des unidirektionalen Ver-
bundes entsprechen [HOR01]. Faserverbundwerkstoffe sind mit ihren Materialeigen-
schaften und ihrer Leistungsfähigkeit vielfältig einsetzbar, wobei deren Einsatzgebiet
und auch Anwendungszweck auch vom gewählten Fasermaterial abhängt. Als Fa-
sern kommen dabei überwiegend Glas-, Kohlenstoff- und Aramidfasern zum Einsatz
[FIE09]. Während Kohlenstoffasern höhere Zugfestigkeiten oder Biegefestigkeiten
als Glas- oder Aramidfasern besitzen, haben diese eine höhere Schlagzähigkeit als
Kohlenstofffasern. Aramidfasern überzeugen zudem mit ihrer geringen Dichte und
Glasfasern sind kostengünstig [CTM13].
2.1.2 Kohlenstofffaserverstärkte
Kunststoffe
Die sehr guten in großen Bereichen variierbaren mechanischen Eigenschaften kom-
biniert mit der geringen Dichte ermöglichen den Kohlenstofffasern eine herausste-
chende Stellung als Verstärkungsfaser [Fied´09]. Einige kennzeichnende Eigen-
schaften der Kohlenstofffaser sind [DEH05]:

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Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
Prozesskette
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x verhalten sich in Faserrichtung linear-elastisch
x Zugfestigkeit zwischen 2000 und 6000 N/mm²
x E-Modul zwischen 150 und 500 kN/mm²
x Festigkeitssteigerung mit zunehmender Temperatur und einem Maximum zwi-
schen 1200-1600 °C
x thermisch stabil mit einem negativen Wärmeausdehnungskoeffizienten in Fa-
serrichtung, der bei
0,5 10
liegt
x geringer elektrischer Widerstand
x chemisch weitgehend inert
x unschmelzbar
x durchlässig
für
Röntgenstrahlen
x biokompatibel
Die Einzelfasern weisen einen runden Querschnitt und eine glatte, strukturlose Ober-
fläche mit einem Faserdurchmesser, der meist zwischen 5-10 µm liegt auf. Die Aus-
gangsmaterialien von C-Fasern sind Polyacrylnitril(PAN), Pech oder Zellulose. Der
Großteil der heute gebräuchlichen Hochleistungsfasern wird jedoch aus PAN gefer-
tigt. Bei der Herstellung wird durch eine Reaktion des Ausgangsmaterials in einem
oxidierenden Medium im ersten Schritt Wasserstoff abgespalten und es erfolgt eine
Vororientierung des Moleküls in einer Pyridin-Ringanordnung, was die Faser un-
schmelzbar und unbrennbar macht. Im zweiten Schritt wird bei einer Karbonisierung
Cyanwasserstoff und Stickstoff abgespalten und es findet eine Zusammenlagerung
der Pyridinketten zu molekularen Bändern statt, wodurch ein Kohlenstoffanteil von 96
bis 98 Gew.-% erreicht wird. Zudem wird durch unterschiedliche Temperaturen bei
der Karbonisierung eine unterschiedlich starke Graphitstruktur ausgebildet, die mit
einigen Gitterfehlstellen die Oberfläche der C-Faser prägt. Diese Gitterfehlstellen in
den C-Atomen stellen Zonen erhöhter Energie und Reaktivität dar. Mit der Höhe der
Temperatur bei der Karbonisierung steigt die Perfektion der Graphitisierung, wodurch
diese Fehlstellen ausgeheilt werden. Das hat eine Verringerung der Angriffsmöglich-
keiten durch die Matrix zur Folge und führt zudem dazu, dass die Faser/Matrix-
Haftung sinkt [FIE09, AVK10]. Infolge der unterschiedlichen Temperaturen bei der
Karbonisierung findet eine Unterscheidung der C-Fasern in
x HT(high tenacit)-Fasern=hochfeste Fasern (1200-1500 °C)
x IM(intermediate modul)-Fasern=Zwischenmodulfasern (1500-1800 °C)
x HM(high modul)- bzw. UHM(ultra high modul)-Fasern (bis zu 3000 °C)
statt [DEH05].

2 Stand der Technik
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Prozesskette
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Somit lassen sich nicht nur die elastischen, sondern auch die elektrischen und ther-
mischen Eigenschaften wie Wärmeleitfähigkeit und Ausdehnungskoeffizient der Koh-
lenstofffasern in einem großen Bereich variieren. Dadurch ist die Herstellung von
kohlenstofffaser- bzw. carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK) möglich, die keine
thermische Ausdehnung besitzen und sich formstabil gegenüber Temperatur-
schwankungen verhalten. Der sehr geringe thermische Ausdehnungskoeffizient wie-
derum verringert die thermische Ausdehnung der Matrix. Diese Eigenschaften haben
daher ihren Nutzen für Anwendungen in der Raumfahrt oder aber auch im allgemei-
nen Maschinenbau für spezielle Anwendungen [HOR01, FIE09].
Damit aber ein optimales Zusammenspiel von Matrix und Faser und somit ein hohes
Niveau der mechanischen Eigenschaften erzielt wird, muss eine hohe Güte der
Grenzflächenhaftung zwischen Matrix und Faser vorhanden sein. Diese Grenz-
schicht bestimmt die Beanspruchungsübertragung zwischen den beteiligten Kompo-
nenten und damit auch die Effizienz der Verstärkungsfasern. Die Einhaltung dieser
Güte kann durch eine große Anzahl an Oberflächenmodifikationen erreicht werden
[DEH05, AVK10]. Dazu zählen einerseits nichtoxidative Verfahren, wodurch entwe-
der die Oberfläche vergrößert, eine gezielte Veränderung der Schicht zwischen Fa-
ser und Matrix bewirkt oder durch Beschichten der Faser mit Pyrokohlenstoff die me-
chanische Verzahnung erhöht wird. Bei oxidativen Verfahren dagegen wird durch
eine chemische Behandlung durch Bildung reaktiver Gruppen an der Faseroberflä-
che, die mit reaktiven Gruppen aus der Matrix reagieren die Benetzbarkeit der Ober-
fläche der Kohlenstofffaser erhöht. Bei den oxidativen Verfahren jedoch sollte sehr
kontrolliert und mit Vorsicht vorgegangen werden, da es durch einen oxidativen Ab-
bau zu Kerbstellen an der Faseroberfläche kommen kann, welche eine Verringerung
der Faserfestigkeit nach sich ziehen [AVK10]. Die so entstandenen Haftungsmecha-
nismen sind dann entweder kovalente Bindungen, chemische Bindungen oder me-
chanische Bindungen bei denen die Matrix in die Riefen und Poren der Faseroberflä-
che eingreift [HOR01].
2.1.3 Duromere
Bei der Herstellung von Faserverbundbauteilen aus einem polymeren Matrixmaterial
wird zwischen den Einsatz von Duromeren bzw. Duroplasten und Thermoplasten
unterschieden, die zusammen mit Elastomeren die drei unterschiedlichen Gruppen

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der Kunststoffe bilden. Duromere kennzeichnen sich dadurch, dass deren Moleküle
in allen Richtungen fest miteinander verbunden sind und sie somit ein 3D-Netzwerk
bilden(Abbildung 2-1). Sie zählen zu den härtbaren Kunststoffen, die plastisch nicht
wieder verformt werden können. Aufgrund der starken Vernetzung ihrer Moleküle
sind Duromere weder schweißbar noch schmelzbar und somit auch unlöslich
[DEH05].
Abbildung 2-1: Anordnung von Duromeren [BAC08]
Die Herstellung der zum Einsatz kommenden Matrixharze aus Duromeren erfolgt
entweder über Polymerisation oder Polykondensation bzw. Polyaddition. Die Duro-
mere liegen bei der Verarbeitung als flüssige Reaktionsmasse vor, mittels derer die
Verstärkungsfasern getränkt werden und durch das Härten dieser Reaktionsmasse
werden die Verstärkungsfasern in dem so entstandenen Formstoff fest eingebunden.
Dabei werden den Duromeren durch Polymerisation infolge einer radikalischen Aus-
härtung positive Eigenschaften wie kurze Härtezeiten bei der Verarbeitung mitgege-
ben. Dagegen ist eine verringerte Zähigkeit nachteilig anderen Duromeren gegen-
über und auch im Vergleich zu Additionsharzen weisen Polymerisationsharze
schlechtere Eigenschaften auf. Zur Reduzierung der Aushärtezeit bei der Verarbei-
tung müssen den Reaktionsharzen Härter zugemischt werden, welche für einen
schnelleren Übergang der flüssigen Reaktionsmassen in dreidimensional vernetzte
Produkte sorgen. Ohne die Härter kann es ansonsten auch zu keiner Vernetzungs-
reaktion kommen. Oftmals ist auch die Rede von Laminier- bzw. Imprägnierharzen
anstatt von Reaktionsharzen [BÄT92]. Zu den so entstandenen Untergruppen der
Duromere zählen zum einen die ungesättigten Polyesterharze, die durch die Poly-
merisation entstehen und aufgrund der günstigen Materialkosten auf der einen Seite
und der niedrigen Dichte sowie ihres mechanischen, chemischen und thermischen
Leistungsprofils auf der anderen Seite für vielseitige Anwendungen zum Einsatz

2 Stand der Technik
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kommen [AVK10]. Die aber mit Abstand wichtigste Untergruppe der Duromere für
Hochleistungs-Faserverbundbauteile stellen jedoch die Epoxidharze dar, die durch
Polyaddition gebildet werden. Aufgrund ihrer besseren mechanischen und thermi-
schen Eigenschaften wie höhere Wärmebeständigkeit sowie der niedrigeren Viskosi-
tät und daher der besseren Verarbeitbarkeit können sie für hochwertige Anwendun-
gen wie beispielsweise in der Luft- und Raumfahrt und dem Maschinenbau einge-
setzt werden. Selbst nach mehreren zehntausend Lastwechseln weisen Epoxidharze
den geringsten Festigkeitsabfall und damit die größte dynamische Festigkeit auf.
Nachteilig sind der hohe Preis und die Neigung der Feuchtigkeitsaufnahme. Weitere
Untergruppen stellen Polyurethan und die Phenolharze dar, wobei die Phenolharze
ein ausgezeichnetes Brandverhalten aufweisen und in Verbindung mit ihren hohen
Materialkosten zumeist Anwendung in der Luft- und Raumfahrt finden [BÄT92,
FIE09, R&G99]. Die Verarbeitung von Duromeren ist mit relativ einfach Prozessen
und Werkzeugen realisierbar [FIE09]. Da aufgrund der Vernetzungsstruktur der
Duromere eine thermische Umformung nach der Aushärtung nicht mehr möglich ist,
erfolgt die Formgebung schon vor der Aushärtung und wird im ausgehärteten Zu-
stand beibehalten [HOR01]. Bei der Aushärtung werden die Molekülketten vernetzt
indem eine Gelbildung stattfindet die zeitgleich von einer Glasbildung durch ein Ein-
frieren der Segmentbewegungen begleitet wird. Die Aushärtung dagegen ist tempe-
ratur- und zeitabhängig, so dass sie viel Zeit benötigt. Sie bedarf zusätzlich einer Er-
wärmung wie auch einer aufwendigen Prozessüberwachung. Bei der Fertigung von
Faserverbundkunststoffen ist der Aushärtegrad eine entscheidende Größe. Durch
eine anforderungsgerechte und kostensparende Anpassung der Fertigungszyklen
infolge der Auslegung von benötigten Materialien und Werkzeugen kann durch den
Aushärtegrad die Einhaltung der geforderten Qualitätsstandards gewährleistet wer-
den. Mittels einer Wärmezufuhr wird eine Verarbeitung des Duromers erst möglich,
wobei abhängig vom eingesetzten Duromer eine bestimmte Glasübergangstempera-
tur erzielt werden muss. Diese Glasübergangstemperatur
, beschreibt die Tempe-
ratur bei der eine Zustandsänderung vom glasartigen, eingefrorenen in den gummi-
elastischen Bereich stattfindet und eine Entropiezunahme und somit eine Bewegung
der Segmente hervorgerufen wird. Diese wird von einer Wärmefreisetzung begleitet.
Liegen die Verarbeitungstemperaturen knapp unterhalb der Zersetzungstemperatur
des Duromers, so muss für eine geeignete Wärmeabfuhr gesorgt werden, damit es
infolge der Wärmeverteilung nicht zu einer Zersetzung des Duromers kommt

2 Stand der Technik
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Auswahl und Charakterisierung einer spezifischen technologischen Schnittstelle und Wechselwirkung innerhalb einer CFK-
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[Fied´09]. Über den Aushärtegrad lässt sich die Sprödigkeit und die Wärmeformbe-
ständigkeit einstellen, welche bei höherem Aushärtegrad höhere Werte aufweisen.
Jedoch findet mit zu hohem Aushärtegrad auch eine Abnahme der Bruchdehnung
des Faserverbundbauteiles statt [HOR01].
2.1.4 Thermoplaste
Bei Thermoplasten dagegen handelt es sich um sehr lange und orientierungslos an-
geordnete Moleküle (Abbildung 2-2). Unter Wärme zeigen sie ein plastisches Verhal-
ten und lassen sich daher wiederholt verformen. Aufgrund der kaum vorhandenen
Vernetzung der Moleküle sind Thermoplaste schweißbar und durch dieses Ein-
schmelzen wieder verwendbar, was ein Recycling dieser Werkstoffgruppe zulässt
[DEH05]. Weitere positive Eigenschaften sind eine hohe Thermostabilität, eine hohe
Duktilität, eine unbegrenzte Lagerfähigkeit sowie eine geringe Feuchteaufnahme. Die
kurze Verarbeitungszeit macht zudem kürzere Zykluszeiten bei der Halbzeug- bzw.
Bauteilherstellung möglich. Als nachteilig ist eine hohe Viskosität anzuführen,
wodurch höhere Verarbeitungstemperaturen erforderlich sind um diese Viskosität in
einen verarbeitungsfähigen Zustand überführen zu können. Diese Viskosität bei
Thermoplasten ist aber dennoch viel höher als bei Duroplasten. Zudem sind Ther-
moplaste sehr teuer und weisen neben einer fehlenden Klebrigkeit auch ein unbe-
kanntes Langzeitverhalten vor [BÄT92].
Abbildung 2-2: Anordnung von Thermoplasten [BAC08]
Im Vergleich zu Duromeren haben Thermoplaste eine bessere Ausnutzung der Fa-
serfestigkeit unter Zugspannung aufgrund der höheren Dehnung, eine höhere
Schlagzähigkeit und zeigen zudem eine Kriechneigung bei höheren Temperaturen.
Desweiteren gestaltet sich die Imprägnierung der Fasern aufgrund der hohen Visko-
sität schwieriger [HOR01]. Die am meisten eingesetzte Untergruppe der langfaser-

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verstärkten Thermoplaste bildet Polypropylen gefolgt von Polyamiden mit einer nicht
allzu entscheidenden Bedeutung der anderen thermoplastischen Untergruppen. Fa-
serverbundbauteile mit einer thermoplastischen Matrix stellen insgesamt eine sehr
interessante Materialgruppe dar, da ihr werkstofft- und verfahrenstechnisches Ent-
wicklungspotenzial hohe Wachstumsraten verspricht, so dass sie unter anderem für
sehr anspruchsvolle Aufgaben in der Luft- und Raumfahrt sowie im Fahrzeugbau ge-
eignet sind [AVK10]. Auch bei Thermoplasten kann die Glasübergangs- oder auch
die Kristallisationstemperatur als Ansatzpunkt zur Einleitung von Bewegung bei der
Erwärmung bzw. der Spannungsentwicklung bei der Abkühlung herangezogen wer-
den [FIE09].
2.1.5 Halbzeuge
Die bei der Verarbeitung zum Einsatz kommenden Komponenten werden entweder
direkt zum Endprodukt verarbeitet oder liegen als Halbzeug vor, die dann weiterver-
arbeitet werden. Abhängig vom vorgesehenen Fertigungsverfahren können die ein-
zelnen Fasern entweder nur auf Spulen zu einzelnen Bündeln bestehend oder aus
vielen Endlosfilamenten aufgewickelt sein. Sie werden zudem zu flächigen textilen
Halbzeugen wie Geweben, Geflechten oder Gelegen weiterverarbeitet. Diese textilen
Verstärkungshalbzeuge können auf das Bauteil und auch auf das Anforderungsprofil
angepasst werden. Zur Erzielung komplexer Bauteilgeometrien erfolgt die Verarbei-
tung zu Preforms, die aus zugeschnittenen Halbzeugen bestehen und durch speziel-
le Fügeverfahren miteinander verbunden sind [AVK10]. Eine weitere Möglichkeit ist
die Herstellung von Prepregs. Dabei handelt es sich um mit Polymerharz vorgetränk-
te und vorimprägnierte Halbzeuge, die anschließend bis zu ihrer Weiterverarbeitung
bis zu sechs Monate bei -18 °C gelagert werden können [FIE09]. Die Lagerung bei
so tiefen Temperaturen sorgt für eine Verlangsamung einer kontinuierlich fortschrei-
tenden Aushärtung bzw. Alterung der Matrix im Prepreg [Klein´08]. Nachfolgend
werden die unterschiedlichen Halbzeuge kurz beschrieben.
Gewebe bestehen aus sich rechtwinklig verkreuzenden Fäden zweier Fadensyste-
me, die Kett- und Schussfäden genannt werden. Die Art und Verkreuzung der Fäden
kennzeichnet die Bindung, die in den drei Grundtypen Leinwand-, Atlas- und Köper-
bindung unterteilt wird [ERM07, PAR00]. Die Bindung gibt die Anzahl der stattfinde-
nen Verkreuzungen innerhalb einer bestimmten Länge an. Indem den Geweben auf

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diese Art ein wellenförmiger Fadenverlauf gegeben wird, ist mit einer Verschlechte-
rung der mechanischen Eigenschaften der Gewebe im Vergleich zu unidirektionalen
Verstärkungen, bei denen die Endlosfasern nur in Belastungsrichtung gestreckt vor-
liegen, zu rechnen. Eine geeignete Auswahl des Bindungstypen sowie der Kett- und
Schussfadendichte verringert die Fadenkrümmung, so dass die Einbußen in den me-
chanischen Eigenschaften nicht so stark sind [AVK10, RUD97].
Bei Geflechten dagegen findet die Verkreuzung der Flechtfäden in schräger Richtung
statt und es entsteht ein geschlossenes Warenbild. Dabei sollte bei der Herstellung
die Fadenspannung aufrecht gehalten werden, die durch die ständige Bewegung der
Spulen zum Flechtmittelpunkt, dem Flechtauge, hin und wieder davon weg variieren
kann. Diesem Problem kann mit Gewichts- und Federsystemen entgegengewirkt
werden, wodurch eine Kompensation der unterschiedlichen Fadenlängen und somit
ein gut ausgebildetes Verstärkungshalbzeug erzielt wird [AVK10].
Gelege bestehen aus einer oder mehreren parallelen Lagen gestreckter Fäden, die
alle unidirektional oder in verschiedenen Orientierungen angeordnet sein können
[Erm´07]. Bei mehreren Lagen erfolgt die Fixierung der einzelnen Lagen über ein
Maschinensystem oder durch chemische Bindungssysteme. Im Vergleich zu Gewe-
ben und Gelegen sind die Fäden gestreckt, was zu besseren mechanischen Eigen-
schaften führt. Solche Multiaxialgelege spielen in der Luftfahrt eine wichtige Rolle
und ermöglichen die Herstellung von qualitativ hochwertigen Laminaten [AVK10].
Die mit Reaktionsharz vorgetränkten Fasergebilde (Prepregs) werden großtechnisch
vom Halbzeughersteller zur Verfügung gestellt und ermöglichen eine exakte Fa-
serausrichtung und somit eine optimale Ausnutzung der Fasereigenschaften
[Klein´08]. In Abbildung 2-3 ist der schematische Aufbau einer Anlage zur Prepreg-
herstellung mit einer duromeren Matrix gezeigt. Hier erfolgt die Imprägnierung der
Fasern mittels Harzfolien, welche über Walzen temperiert werden. Dadurch wird zum
einen die für die Imprägnierung günstige Harzviskosität eingestellt und durch den
Walzendruck wird die Imprägnierung zudem unterstützt.

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Abbildung 2-3: Anlagenaufbau zur Prepregherstellung [HUB10]
In einem vorangegangenen Schritt werden Trägerfolien mit der für den Einsatz beab-
sichtigten Matrix unter Temperaturzuführung beschichtet und zwischengelagert.
Nachdem Harz und Fasern zusammengebracht werden, erfolgt eine Kühlung und
eine Aufwicklung der Prepregfolien, die dann bei erreichen einer vorbestimmten Län-
ge abgeschnitten werden. Dieser Herstellungsprozess wird Schmelzharzimprägnie-
rung genannt und ist gut reproduzierbar. Er ermöglicht zudem eine genaue Einstel-
lung des Faservolumengehaltes der Prepregs, der ungefähr bei 60% liegt. Die Pre-
pregdicken liegen dabei im Bereich von 0,125-0,250 mm, um eine gute Faser-Matrix-
Haftung zu erzielen und somit die Ausbildung faser- bzw. matrixreichen Zonen zu
vermeiden [AVK10].
Weiterhin besteht die Möglichkeit neben den Hauptkomponenten Matrix und Faser
auch die Integration anderer Materialien wie beispielsweise Faservliesen, Beschich-
tungen oder Schäumen zur weiteren Verbesserung des Leistungsprofils der Faser-
verbundkunststoffe [AVK10].
Neben den Halbzeugen für duromere Faserverbundkunststoffe gibt es auch Halb-
zeuge für thermoplastische Faserverbundkunststoffe. Zu denen zählen neben den
thermoplastischen Prepregs, die vorimprägnierte Verstärkungshalbzeuge darstellen,
auch Organobleche. Diese sind vollständig imprägniert und konsolidiert und können
entweder aus den Prepregs oder auch direkt aus den Verstärkungsfasern und dem
Thermoplast hergestellt werden. Die Konsolidierung bzw. Kompaktierung erfolgt ent-

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weder im Autoklaven oder in einer Presse. Weiterhin existieren die nicht vorkonsoli-
dierten Halbzeuge, bei denen die Verstärkungsfasern mit einem in Pulverform oder
Faserform vorliegendem Thermoplastpolymer imprägniert werden. Durch Aufheizen
dieses Verbundes erfolgt die Imprägnierung der Faserfilamente mit der geschmolze-
nen Matrix, dem der Konsolidierungsschritt folgt [ERM07].
Entscheidend für die Weiterverarbeitung der Halbzeuge ist deren Drapierbarkeit.
Diese gibt an wie stark die Halbzeuge verformt werden können, ohne dass zum Bei-
spiel eine Faltenbildung im Material hervorgerufen wird. Dabei sind die textilen Halb-
zeuge drapierfähiger als die Prepregs, so dass bei Prepregs eine Drapierbarkeit teil-
weise nur durch Erwärmung mit einhergehender Reduktion der Harzviskosität mög-
lich ist. Daher eignen sich Prepregs für Bauteile mit einfachen Geometrien wie zum
Beispiel den Aufbau von dünnwändigen Schalenstrukturen [AVK10].
2.2 Fertigungsverfahren
Bei der Herstellung von CFK-Bauteilen bzw. Faserverbundwerkstoffen allgemein
richtet sich das einzusetzende Fertigungsverfahren einerseits nach quantitativen Ge-
sichtspunkten wie der Stückzahl des herzustellenden Bauteils und andererseits nach
qualitativen Gesichtspunkten. Darunter zählen die Größe, die Oberflächenbeschaf-
fenheit, die Transparenz und ganz wichtig nach dem Anforderungsprofil der mecha-
nischen Eigenschaften und dem vorhandenem Matrixmaterial das beabsichtigte Ein-
satzgebiet des fertigen Endproduktes [R&G99]. Hier werden einige gängige Ferti-
gungsverfahren für die Herstellung von Faserverbundbauteilen vorgestellt.
2.2.1 Handlaminieren
Das Handlaminieren zählt zu den ältesten, einfachsten und am weitesten verbreite-
ten Verfahren zur Herstellung von Prototypen und kleinen Produktionsserien sowie
für Serien mit der Erforderlichkeit zur mehrmaligen Umsetzung von Änderungen. Die
im Handlaminierverfahren hergestellten Bauteile weisen eine formglatte und form-
strukturierte bzw. faserstrukturierte Oberfläche auf, die mit geringem Werkzeugauf-
wand und geringen Investitionskosten realisierbar sind. Kennzeichnend ist die Er-
zeugung vollflächiger und dünnwandiger Bauteile mit beliebig gewölbten und mul-
denartigen Formen. Diese Werkzeugformen aus Metall, Holz oder aus Faserverbund-

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laminaten selbst stellen die Negativform des zu fertigenden Bauteils dar und ermögli-
chen eine vielseitige Bauteilgestaltung. Bei der Herstellung erfolgt ein lagenweiser
Aufbau der unterschiedlichen Schichten, die auf eine zuvor gesäuberte und mit
Trennmittel versehene Formseite aufgetragen werden. Das Harz wird entweder mit
einem Pinsel oder einer Pistole auf das dort liegende textile Halbzeug hinzugegeben
und sorgt für die Durchtränkung. Nach jeder Lage wird mit einem Handroller oder
einer Handwalze die Lage entlüftet und verdichtet um Fehlstellen zu vermeiden. Zur
Erzielung höherer Festigkeiten und der Aufnahme von Kräften in definierten Richtun-
gen können Zwischenlagen aus Gewebe oder Gelege integriert werden. Die Aushär-
tung der Lagen erfolgt immer drucklos und bei Raumtemperatur oder auch bei höhe-
ren Temperaturen abhängig vom Einsatzbereich und der Temperaturbelastung der
fertigen Bauteile. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei diesem Fertigungsverfah-
ren um reine Handarbeit handelt, ist das Handlaminieren sehr lohnintensiv und mit
langen Fertigungszeiten verbunden. Das macht eine wirtschaftliche Fertigung nur bei
kleinen Stückzahlen möglich auch aufgrund der bedingten Reproduzierbarkeit infolge
handwerklicher Einflüsse [ERM07, R&G99, AVK10].
2.2.2 LCM-Verfahren
Liquid Composite Moulding beschreibt eine Gruppe von Flüssigimprägnierverfahren
zur Herstellung von Bauteilen aus Faserverbundkunststoff. Hierbei erfolgt die Bau-
teilherstellung hauptsächlich aus einer duroplastischer Matrix unter Verwendung von
trockenen textilen Faserhalbzeugen. Diese textilen Halbzeuge werden in eine Form
eingelegt und mittels eines anliegenden Druckgefälles imprägniert und somit Faser-
volumengehalte von über 60% erreicht [AVK10]. Dabei wird entweder anhand der
Werkzeugausführung zwischen ,,Open Mould"-Verfahren und ,,Closed Mould"-
Verfahren sowie anhand der Art der Harzzuführung zwischen Harzinjektions- und
Harzinfusionsverfahren unterschieden. Bei ,,Closed Mould"-Verfahren ist das in die
Form bzw. Kavität eingelegte und vorgeformte textile Halbzeug beidseitig von einer
unteren und einer oberen Werkzeughälfte umschlossen. Das hat seine Vorteile in der
Produktion von genau definierten Bauteilen mit einer beidseitig hohen Oberflächen-
güte sowie engen Oberflächentoleranzen was zu einem geringeren Nachbearbei-
tungsaufwand in der Prozessfolge führt. Beim ,,Open Mould"-Verfahren dagegen ist
das zu fertigende Bauteil einseitig vom Basiswerkzeug umgeben und die andere Sei-
te wird durch eine luftdichte Membran gebildet die mit dem Basiswerkzeug verbun-

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den ist [KLE08]. Bei der Harzinjektion wird die Harzmatrix durch einen anliegenden
Überdruck in die Kavität befördert, wogegen bei der Harzinfusion die Harzmatrix
durch einen Unterdruck in das Werkzeug gelangt und das Verstärkungshalbzeug
durchtränkt.
Das gängigste Verfahren zur Herstellung von lang- und endlosfaserverstärkter
Kunststoffe ist das ,,Resin Transfer Moulding (RTM)"-Verfahren, das zur Gruppe der
Harzinjektionsverfahren zählt [AVK10]. Dazu werden wie in Abbildung 2-4 gezeigt zur
Herstellung komplizierter Bauteile in einem vorangegangenen Schritt die textilen
Halbzeuge zu Preforms vorgeformt. Anschließend werden diese Preforms faltenfrei
sowie endkonturnah zu einer oder mehreren Lagen in die ebenfalls zuvor gereinigte
und mit Trennmittel versehene untere Form der Vorrichtung eingelegt. Anschließend
wird die obere Form geschlossen, so dass der eingeschlossene Hohlraum dem zu
fertigenden Bauteil entspricht. Die komplette Vorrichtung wird über Leitungen mit Be-
hältern verbunden in denen das Duromer enthalten ist und in die Form befördert
wird. Zeitgleich erfolgt ein Vorheizen des Werkzeuges, so dass im nächsten Schritt
das Harz als Ein- oder Mehrkomponentensystem im vorgemischten Zustand in die
Kavität injiziiert werden kann. Das Harz durchströmt die Faserlagen und tritt nach
dem Durchtränken an den Entlüftungen aus. Dabei spielen die Wahl der Anguss-
punkte und der Entlüftungen eine entscheidende Rolle zur Ausbildung einer gleich-
mäßigen Harzfront zur Erzielung einer optimalen Prozessführung ohne Einbußen in
der Bauteilqualität. Nach dem vollständigen Füllen der Kavität und einer möglichen
zweiten Spülphase, die der Imprägnierung möglicher trockener Bereiche dient, wer-
den die Entlüftungen geschlossen und die Temperatur erhöht. Damit wird die Aus-
härtung des Harzes in Gang gesetzt. Nachdem das Bauteil ausgehärtet ist erfolgt die
Abkühlung auf Raumtemperatur und die Entnahme aus der Vorrichtung, so dass
Nacharbeiten durchgeführt werden können. Diese beschränken sich aufgrund der
endkonturnahen Fertigung meist nur auf Entgratevorgänge. Im letzten Schritt erfolgt
eine Qualitätsprüfung des fertigen Bauteils [AVK10, FIE09, MEI07].

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Abbildung 2-4: Fertigungsfolge beim Harzinjektionsverfahren [HUB10]
Die Vorteile des RTM-Verfahrens und allgemein der Harzinjektionsverfahren liegen in
der Möglichkeit der Fertigung von komplexen Bauteilen mit hohen Oberflächengüten
und engen Fertigungstoleranzen, der Automatisierbarkeit im Vergleich zum Handla-
minieren sowie der hohen Reproduzierbarkeit zu geringen Stückkosten was eine Fer-
tigung von mittleren bis großen Serien im Automobil-, Flugzeug- und Schiffbau wirt-
schaftlich macht [FIE09]. Zu den Nachteilen zählen neben den hohen Werkzeugkos-
ten aufgrund ihrer komplizierten Gestaltung teilweise auch hohe Imprägnierzeiten bei
sehr hohen Fasergehalten und langen Fließwegen die zu sich aufbauenden Fließwi-
derständen führen können [AVK10].
Die Harzinfusionsverfahren dagegen erfordern einen hohen manuellen Vorberei-
tungsaufwand zum Anbringen des Vakuumaufbaus was zeitintensiv ist. Alle ,,Open
Mould"-Verfahren wie beispielsweise das Vacuum Assisted Process (VAP) zählen zu
den Infusionsverfahren. Der Vakuumaufbau ist in Abbildung 2-5 beispielhaft für den
VAP-Prozess dargestellt. Dieser besteht aus einer Vakuumfolie und weiteren Ferti-
gungshilfsmitteln wie Absaugvliesen, Abreißgeweben oder semipermeablen Memb-
ranen, die meist nur einmal verwendbar sind und eine Entsorgung nach dem Ende
des Fertigungsablaufes erfordern [AVK10]. Das eingelegte Preform wird mit dem Ab-
reißgewebe abgedeckt auf die als Trennfolie die semipermeable Membran kommt.
Mit dieser nur für Luft durchlässigen Folie können kleine Luftblasen auch während
der Infusion aus dem Harz entfernt werden.

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Abbildung 2-5: Lagenaufbau Harzinfusionsverfahren [FIE09]
Über die semipermeable Membran kann eine Platte aufgelegt werden, die wiederum
von einem luftdurchlässigen und zweilagigen Absaugvlies umgeben ist. Um das alles
herum wird die Vakuumfolie gelegt und luftdicht mit der unteren Formwerkzeughälfte
verbunden. Die Harzinfusion erfolgt im Innern des Folienaufbaus und sorgt für eine
Füllung aller Zwischenräume des Preforms bis zur semipermeablen Membran. Dabei
wird der Folienaufbau durch das Absaugen der Luft aus dem Innern des Aufbaus
zusammen mit dem Laminat gegen die untere Form gedrückt. Darauf wirkt der Atmo-
sphärendruck von 1 bar. Eine Druckdifferenz zwischen dem Umgebungsdruck und
dem Vakuumdruck sorgt für den Harzfluss und die Imprägnierung der Verstärkungs-
struktur [LOU04]. Die anschließende Aushärtung erfolgt abhängig vom Harz entwe-
der bei Raumtemperatur oder in einem Umluftofen bei Temperaturen von 120-180
°C, so dass insgesamt kein aufwendiges Formwerkzeug benötigt wird. Vorteile sind
eine hohe Festigkeit bei mittleren Investitionskosten mit der Möglichkeit der Fertigung
sowohl komplexer Geometrien wie auch großflächiger Bauteile mit geringen Stück-
zahlen [MEY08, R&G99]. Im Vergleich zu den Harzinjektionsverfahren können bei
den Harzinfusionsverfahren enge Toleranzen nicht so leicht eingehalten werden, weil
de Wandstärken beispielsweise abhängig vom Halbzeug und von den Parametern
des Fertigungsprozesses sind [KLE08].
Zudem besteht die Möglichkeit eine Kombination der Harzinjektions- und der Harzin-
fusionsverfahren wie beispielsweise beim Vacuum Assisted Resin Transfer Moulding
(VARTM). Dabei können Serienbauteile in sehr hoher Qualität wie beispielsweise für
den Flugzeugbau hergestellt werden [FIE09, KLE08].

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2.2.3 Tapelegen/
Automatic
Fiber
Placement
Das Tapelegen ist ein von der Luftfahrtindustrie entwickeltes Fertigungsverfahren,
bei dem unidirektionale Tapes aus Kohlenstofffasern automatisiert auf eine vorgege-
bene Kontur abgelegt werden. Die Tapes liegen als Prepregs vor und werden lagen-
weise auf den Bauteilkern bei Sandwichstrukturen oder ansonsten auf die Form ab-
gelegt. Mit dieser Art der Ablage sind qualitativ hochwertige und hochfeste sowie
leichte und große flächige Bauteile wie zum Beispiel das Seitenleitwerk eines Flug-
zeuges realisierbar. So können die Anforderungen eines reduzierten Gesamtgewich-
tes unter Beibehaltung bzw. Optimierung der Materialeigenschaften erfüllt werden
[ZEN92]. Diese ursprünglich manuell durchgeführte Ablage der Tapes, was mit sehr
hohem Aufwand verbunden war, erfolgt heutzutage aufgrund der höheren Wirtschaft-
lichkeit mit Tapeanlagen. Tapeanlagen bestehen aus den Funktionseinheiten Ma-
schine und Legekopf (Abbildung 2-6) bestehen [MEI07].
Abbildung 2-6: Tapelegekopf [MEI07]
Zur Realisierung der Herstellung von Bauteilen mit gekrümmten und geometrisch
komplexeren Geometrien wurde das Tapelegen zum Automatic Fiber Placement
(AFP) weiterentwickelt, wodurch neben dem Automatisierungsgrad auch eine Opti-
mierung der Ablegeleistung erreicht werden konnte [FRA13].
Die auf Spulen kühl vorgelagerten Prepregs werden über ein Zuführsystem in den
Legekopf geführt, wo eine von den Fertigungsparametern abhängige Temperierung
mit einer Spulenheizung erfolgt. Infolge der Temperierung können die Tapes an-
schließend über den Legekopf auf die vorgegebene Bahn abgelegt und mittels einer
am Legekopf montierten Kunststoffrolle auf den Untergrund gepresst werden Dabei
Maschi-
Legekopf
Kunststoffrol-

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entscheidet die zu fertigende Konturform über die Breite der Tapes. So werden bei
flachen Konturen breite Tapes und bei komplexeren Konturen schmalere Tapes ein-
gesetzt, die aufgrund ihrer besseren Drapierbarkeit an die komplexe Formgebung
angepasst werden können.
Daher kommen Tapes mit Breiten im Bereich von 125 bis 300 mm zum Einsatz
[FRA13, ZEN92]. Einen entscheidenden Einfluss bei der Ablage spielt das Tack-
Verhalten der Tapes, womit die Klebrigkeit des eingesetzten Materials und somit das
Anhaftungsvermögen auf dem Untergrund. Dieses Tack-Verhalten wird beim Materi-
allieferanten, der für die Prepregherstellung verantwortlich ist, eingestellt. Eine im
Legekopf integrierte Schneideinrichtung sorgt dann für den präzisen Abschnitt der
Tapes, so dass durch den Einsatz von Ultraschall-Schneidklingen nur die für die Ab-
lage erforderlichen Tapes abgeschnitten werden und das die Tapes umgebende
Trägerpapier zurückbleibt [MEI07]. Durch die mehrfache Ablage solcher Einzellagen
nebeneinander und auch in unterschiedlich einstellbaren Faserorientierungen ent-
steht die gewünschte Bauteildicke. Dabei kann das Werkstück entweder ruhend oder
sich bewegend abgefahren werden (Abbildung 2-7) [ZEN92].
Abbildung 2-7: AFP-Maschine bei der Bearbeitung gekrümmter Formen [HIN12]
Diese Art der Bauteilgestaltung ist sowohl mit Prepregs aus duroplastischer sowie
auch aus thermoplastischer Matrix realisierbar. Der Einsatz von Thermoplast-
Prepregs hat den Vorteil der kürzeren Taktzeiten, jedoch ist hinsichtlich der hohen
Viskosität der Matrix ein dementsprechender Temperatureintrag am Ablagepunkt
zum Aufschmelzen erforderlich. Dieses Aufschmelzen erfolgt hauptsächlich mit La-
sern, die wiederum aufgrund der hohen benötigten Strahlungsleistung hohen

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Schutzeinrichtungen und Sicherheitsvorkehrungen unterliegen [FRA13]. Neben den
fertigungstechnischen Zielen wie zum Beispiel einem großen Massendurchsatz bzw.
Legeleistung bei einem effizienten Materialverbrauch mit wenig Abfall und möglichst
kurzen Zykluszeiten steht die Qualität des gefertigten Bauteils im Vordergrund und
erfordert insbesondere in der Luftfahrtindustrie umfangreiche Qualitätssicherungs-
maßnahmen. Ein Nachteil dieses Fertigungsverfahrens liegt in den hohen Anschaf-
fungskosten der Anlagen [ZEN92].
2.2.4 Autoklavtechnik
Bei einem Autoklaven handelt es sich um einen gasdicht verschließbaren Druckbe-
hälter, in dem zuvor imprägnierte Laminatschichten mit duromerer Matrix unter kon-
trollierten Temperatur- und Druckverhältnissen miteinander verpresst und ausgehär-
tet werden [MEI07]. Autoklaven ermöglichen mit Durchmessern von bis zu 6,5 m und
Längen von bis zu 40 m die Fertigung großer Bauteile mit hochwertiger Qualität für
Anwendungen insbesondere in der Luft- und Raumfahrt oder auch im Rennsport.
Dieses Fertigungsverfahren zählt zu einem der teuersten und aufwändigsten im Ver-
gleich zu anderen. Hauptsächlich erfolgt der Einsatz von Prepregs aus denen sich
infolge der Aushärtung mechanisch und thermisch hochbelastete Bauteile mit sowohl
flächigen als auch sehr komplexen Geometrien herstellen lassen [R&G99].
Zur Erzielung einer hohen Bauteilgüte ist ein komplexer Lagenaufbau, der dem aus
dem zuvor beschriebenem Lagenaufbau beim Harzinfusionsverfahren entspricht,
erforderlich und zieht daher eine aufwendige Arbeitsvorbereitung nach sich was zu-
sammen mit den meist langen Aushärtezyklen von bis zu 7 h zu insgesamt langen
Taktzeiten führt. Mit einstellbaren Drücken von über 6 bar und Temperaturen bis zu
180 °C und mehr ist zur Erzielung der geforderten Bauteilqualität eine präzise Steue-
rung von Druck und Temperatur von größter Bedeutung [FIE09]. Damit lassen sich
nicht nur hochfeste Bauteile herstellen, sondern es können in vorangegangenen Fer-
tigungsverfahren entstandene Fertigungsfehler minimiert bzw. behoben werden.
Das Absaugvlies oder auch Bleeder genannt dient dabei der Aufnahme von über-
schüssigem Harz und lässt somit eine kontrollierbare Einstellung des Faservolumen-
gehaltes zu. Nach erfolgter Aushärtung infolge der chemischen Vernetzungsreaktion
erfolgt die kontinuierliche Abkühlung des Bauteils, dessen Außenkontur durch das in
die Form eingelegte Verarbeitungsmaterial gebildet wird [FIE09].

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783956363535
ISBN (Paperback)
9783956366970
Dateigröße
3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW)
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Note
1,7
Schlagworte
Fasern Harz CFK Thermoplast Kunststoffe Luftfahrttechnik LCM-Verfahren
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