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Die psychische Entwicklung eines Menschen im ersten Lebensjahr und ihre Bedeutung für seine Verhaltensweisen

©1995 Hausarbeit 33 Seiten

Zusammenfassung

Im ersten Lebensjahr eines Menschen bilden sich die Fundamente für das Verhalten, für die Ausübung sozialer Rollen und für das Verhalten in den Interaktionen. Nicht allein die Situation in die ein Mensch hineingeboren wird ist prägend, sondern auch die ersten Bezugspersonen, in der Regel die Eltern, sind als Modelle wichtige Orientierungen für das Neugeborene.
Im Hinblick auf die These, dass `gelernte Verhaltensstörungen´ verlernt, d.h. falsches oder unerwünschtes Verhalten korrigiert und zu erwünschtem Verhalten verändert werden kann, seien hier verschiedene entwicklungspsychologische Theorien, die sich auf Gestationszeit und das erste Lebensjahr beschränken, dargestellt.
In dieser Arbeit soll, durch die Darstellung der, von allgemein anerkannten Entwicklungspsychologen aufgestellten Theorien über sogenannte ´normale Entwicklungsprozesse`, deutlich gemacht werden, wo mögliche Ursachen für späteres ´unerwünschtes Verhalten` liegen könnten
Zum Vergleich stehen die modernen Lerntheorien, wie sie bis heute in psychologischen Fachbereichen gelehrt werden, ein kurzer Abriss der bis heute bedeutendsten entwicklungspsychologischen Theorie, der Stadientheorie von Jean Piaget, und die, ebenfalls leider in diesem Rahmen nur zu kurz zu beleuchtende psychoanalytische Theorie, die auf Sigmund Freud basiert, jeweils in ihrer Beschreibung für das erste Lebensjahr.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Schumacher, Ingrid: Die psychische Entwicklung eines Menschen im ersten Lebensjahr
und ihre Bedeutung für seine Verhaltensweisen, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH
2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-349-8
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Fernschule Akademie für ganzheitliche Lebens- und Heilweisen in Haan, Haan,
Deutschland, Hausarbeit, 1995
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

Gliederung
1. Einleitung
2. Die pränatal embryonale Verhaltensentwicklung
2.1 Entwicklung des Zentralnervensystems (ZNS) und des Gehirns
2.1.1 Entwicklung des Zentralnervensystems
2.1.2 Einflüsse auf die pränatale Entwicklung
3. Einflüsse der Geburt
3.1. Der neurotische Grundkonflikt als Folge des Wunsches nach
Rückkehr
3.1.1. Die perinatale Psychologie
4. Moderne Lerntheorien
4.1 Das Saugalter
4.2 Das Schaualter
4.3 Das Greifalter
4.4 Die frühe Kindheit
5. Die Einflüsse des Temperamentes auf das kindliche Verhalten
6. Die Stadientheorie von Jean Piaget
6.1 Die Stufen des sensumotorischen Stadiums im ersten Lebensjahr
6.1.1 Die Reflexmodifikation
6.1.2 Die primäre Zirkulärreaktion
6.1.3 Die sekundäre Zirkulärreaktion
6.1.4 Die Koordination der sekundären Verhaltensschemata
7. Die psychoanalytische Theorie von Sigmund Freud
7.1 Die orale Phase in der Entwicklung eines Kindes
8. Zusammenfassung und Schlussbemerkung
9. Literaturverzeichnis

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1.Einleitung
Im ersten Lebensjahr eines Menschen bilden sich die Fundamente für das
Verhalten, für die Ausübung sozialer Rollen und für das Verhalten in den
Interaktionen. Nicht allein die Situation in die ein Mensch hineingeboren
wird ist prägend, sondern auch die ersten Bezugspersonen, in der Regel
die Eltern, sind als Modelle wichtige Orientierungen für das Neugeborene.
Eine Reihe von Entwicklungspsychologen stellte eine Vielzahl von
Rahmentheorien über die kindliche Entwicklung auf, die eine Leitlinie
dessen darstellen, was gemeinhin als `normale Verhaltensentwicklung`
bezeichnet wird.
Im Hinblick auf die These, dass `gelernte Verhaltensstörungen´ verlernt,
d. h. falsches oder unerwünschtes Verhalten korrigiert und zu
erwünschtem Verhalten verändert werden kann, seien hier verschiedene
entwicklungspsychologische Theorien, die sich auf Gestationszeit und das
erste Lebensjahr beschränken, dargestellt.
Abgesehen von der Tatsache, dass sich die Entwicklung über ein ganzes
Leben erstreckt, ist das erste Lebensjahr von besonderer Bedeutung. Eine
eindeutige, durch wissenschaftliche Untersuchungen belegte Erklärung
über die Bedeutungsanteile der genetischen und der sozialen und
kulturellen Einflüsse auf die individuelle Entwicklung eines Menschen
gibt es bis heute nicht. Man geht vielmehr allgemein davon aus, dass die
Umwelteinflüsse eine, je nach Art, auslösende oder hemmende Funktion
auf die durch Anlagen vorgegebene Entwicklungstendenz ausüben. Nach
W. Stern spricht man von der seelischen Entwicklung als Ergebnis der
Konvergenz innerer Angelegenheiten mit äußeren
Entwicklungsbedingungen.
Moderne Lerntheorien gehen davon aus, dass alle überdauernden
Verhaltensänderungen auf äußere Einflüsse zurückgeführt werden können.
Die Voraussetzung für die Bildung von Seelischem sind die körperlichen
Gegebenheiten oder Wachstumskräfte. Geprägt ist die Entwicklung der

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individuellen Persönlichkeit mit ihren Verhaltensweisen vom sozialen
Umfeld, in das das jeweilige Individuum hineingeboren wird. Dazu zählt
nicht nur die häuslich familiäre Umgebung, sondern auch der jeweilige
Kulturkreis und die damit bereitgestellten Lernmöglichkeiten spielen eine
entscheidende Rolle.
Aus Untersuchungen mit tiefenpsychologischem Hintergrund sind
unbewusste Prozesse bekannt. Faktoren wie ´leitbildliche
Lebensvorstellungen` und ´frühkindliche Erfahrungen` sind oft als
eigentliche Ursache für Entwicklung oder negative Erfahrungen als
Ursache für unerwünschte Entwicklung anzusehen. Ebenso ist die sexuelle
Entwicklung stark von unbewussten dynamischen Prozessen abhängig.
Vergleicht man die psychische Entwicklung mit einem Bauwerk, so kann
gesagt werden, dass jede Entwicklungsstufe auf früheren Stufen ruht,
jedoch nicht unbedingt aus der vorhergehenden abgeleitet wird
(Fischer 1979).
In dieser Arbeit soll, durch die Darstellung der, von allgemein
anerkannten Entwicklungspsychologen aufgestellten Theorien über
sogenannte ´normale Entwicklungsprozesse`, deutlich gemacht werden, wo
mögliche Ursachen für späteres ´unerwünschtes Verhalten` liegen könnten.
Zum Vergleich stehen die modernen Lerntheorien, wie sie bis heute in
psychologischen Fachbereichen gelehrt werden, ein kurzer Abriss der bis
heute bedeutendsten entwicklungspsychologischen Theorie, der
Stadientheorie von Jean Piaget, und die, ebenfalls leider in diesem
Rahmen nur zu kurz zu beleuchtende psychoanalytische Theorie, die auf
Sigmund Freud basiert, jeweils in ihrer Beschreibung für das erste
Lebensjahr.
Zunächst wollen wir uns aber einer kurzen Darstellung der verschiedenen
Einflüsse auf die pränatale Entwicklung des Individuums zuwenden.
2. Die pränatal embryonale Verhaltensentwicklung
Mit dem Zeitpunkt der Geburt hat ein Kind bereits, in der Regel seit neun

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Monaten, eine Verhaltensentwicklung durchgemacht. Hierzu gibt es
Beobachtungsmethoden wie Ultraschall und andere diagnostische
Untersuchungsmethoden, deren Ausführung den Rahmen dieser Arbeit
sprengen würden, die, unter anderem, das Verhalten des ungeborenen
Kindes in seiner natürlichen Umgebung zu beobachten ermöglichen. Die
normale Gestationszeit beträgt 38 bis 42 Wochen. Während dieser Zeit
wirkten eine Reihe von Einflüssen auf das Verhalten des Kindes ein und
beeinflussen langfristig dessen psychische Entwicklung.
Zum Ende der 8. Woche:
· erste Bewegungen,
· unterscheidbare Bewegungsmuster,
· Gesamtbewegungen,
· Zusammenzucken,
· Schluckauf,
· isolierte Arm- und Beinbewegungen und
· Zurückbeugen und Rotation des Kopfes.
Bis ungefähr zum Ende der 11. Woche:
· erster Hand- Gesichtskontakt.
12. bis 16. Woche:
· Atmungs- und Kieferbewegungen,
· sich Strecken,
· gähnen,
· Vorbeugen des Kopfes,
· zwinkern,
· saugen,

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· schlucken,
· Schreitbewegungen und `Salto rückwärts´ und
· Bewegungen der Finger- und Handgelenke.
Bis zur 14. Woche:
· Zunahme der Aktivität des gesamten Körpers.
Etwa ab der 14. Woche:
· Zyklen von Aktivitätsschüben und Ruhepausen.
16. bis 20. Woche:
· Bewegungen des Fötus von der Mutter spürbar,
· feinmotorische Gesichts- und Handbewegungen,
· Reflexe auslösbar,
· viel spontane Aktivität,
· bevorzugte Lage- und Schlafhaltung,
· Wachzeiten und Dämmerzustände wie beim Neugeborenen und
· erste Differenzierung zwischen taktilen- und Schmerzreizen.
25. bis 28. Woche:
· Anpassung der Körperhaltung (z. B. an die Bewegungen der
Mutter),
· Augenbewegungen bei geöffneten Augen,
· unregelmäßige Atembewegungen,
· Schlucken amniotischer Flüssigkeit (das eigene Gewicht kann
extrauterin bei Auslösung des Greifreflexes gehalten werden).
· unabhängiges extrauterines Überleben ist möglich,

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· Fähigkeit zu Atmung, Schreien und Schlucken,
· das Kind ist fähig zu vielen spezialisierten Reaktionen, aber
temperaturunstabil und sehr infektionsanfällig.
33. bis 36. Woche:
· sehr aktiv,
· hören möglich, aber Umweltgeräusche werden von Herzschlag und
Darmgeräuschen der Mutter überdeckt.
37. bis 42. Woche:
· mithören des extrauterinen Geschehens möglich mit mütterlichem
Herzschlag und Darmgeräuschen im Hintergrund und
· Abnahme der spontanen Motilität wegen der räumlichen Enge und
der daraus resultierenden motorischen Hemmung (RAUH 1987).
2.1 Entwicklung des Zentralnervensystems (ZNS) und des Gehirns
Wegen des ausschließlichen Bezugs auf entwicklungspsychologische
Gegebenheiten kann im Rahmen dieser Ausarbeitung nur auf die
Entwicklung des ZNS sowie des Gehirns eingegangen werden, soweit
diese verantwortlich sind für die Reiz-Reflexions-Reaktion im
embryonalen Entwicklungsstadium bzw. im frühen Kindesalter.
2.1.1. Entwicklung des Zentralnervensystems
Bereits in der ersten Schwangerschaftswoche beginnt die Entwicklung des
ZNS mit der Nervenplatte im Rückenmark und deren räumliche
Orientierung. Die späteren Funktionen werden schon zu diesem Zeitpunkt
lokal festgelegt. Dorthin wandern die sich bildenden Nervenzellen

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(=Neuronen), gestützt durch ein Gerüst aus Gliazellen (=weiße
Hirnmasse), das die chemoelektrische Kommunikation der Nervenzellen
regelt. Im Gegensatz zu den Gliazellen vermehren sich die Neuronen ab
einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr. Die Zellen im Kleinhirn, die für
die Koordination der Fortbewegungen zuständig sind, benötigen den
größten Zeitraum für ihre Vermehrung (bis etwa sechs Monate nach der
Geburt).
Die Neuronen differenzieren sich in ihrem zweiten Wachstumsschub nach
einer Phase von einigen Wochen vor bis etwa vier Monate nach der
Geburt. Später sterben die überzähligen Gehirnzellen ab. Nach dem
scheinbaren Entwicklungsprinzip nach einer Phase der Überproduktion
werden für Verbindungen notwendige Zellen ausgesucht und die
überzähligen Zellen (und später Dendriten und Synapsen) eine Zeit für
Korrekturen und Ausbesserungen in Reserve gehalten. Zunächst
entwickeln sich das Gehirn und die Sinnesorgane voneinander unabhängig.
Deren Verschaltung findet zwischen der 32. und der 37. Woche statt
(OERTER/MONTADA 1987).
Beobachtungen des Spontanverhaltens von Föten zeigten, dass das
werdende Kind als Reflexwesen bezeichnet werden kann; ebenso kann das
Entstehen von Bewegungsmustern nicht über Lerngesetze des
Behaviorismus erklärt werden. Nach dem Biologen Prechtel zeigt das Kind
in den ersten zwei Lebensmonaten nach der Geburt nur fötale
Bewegungsmuster unter Schwerkrafteinfluss, jedoch nur verdeckt, da die
Muskeln noch zu schwach sind um im neuen Bewegungsfeld zu agieren.
Einige Verhaltensmuster dürfen als ´Vorläufer` späterer Bewegungsmuster
gelten, z. B. Schreiten. Komplexe motorische Verhaltensmuster können als
´operants` für instrumentelle Konditionierung verwendet werden
(OERTER/MONTADA 1987).
2.1.2. Einflüsse auf die pränatale Entwicklung
Die häufigsten Einflüsse, die gravierende Spätfolgen für die Entwicklung
des Individuums hervorrufen, sind:

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· Unter- und/oder Fehlernährung der Mutter,
· Metabulismusfehler (Stoffwechselerkrankung) der Mutter,
· relativ hohes Alter der Mutter (Funktionsun- oder mindertüchtigkeit
der Plazenta),
· Infektionskrankheiten der Mutter,
· Strahlenexposition (z. B. Röntgenstrahlen),
· Umweltbelastungen (z. B. Bleigehalt der Luft),
· Alkoholabusus der Mutter,
· Rauchen der Mutter bzw. deren extremes Passivrauchen,
· Stress der Mutter und/oder
· eine ablehnende Einstellung zum zu erwartenden Kind.
Je weiter der Fötus zum Zeitpunkt des schädlichen Einflusses entwickelt
ist, um so mehr wird die psychische Entwicklung betroffen. In jeder
einzelnen pränatalen Entwicklungsphase wird auch die Entwicklung des
ZNS und des Gehirns von der Schädigung mitbetroffen.
Aufgrund der heutigen intensiven medizinischen Betreuung werden
gravierende Schäden oft rechtzeitig erkannt und können daher vermieden
werden, aber es werden z.Zt in verstärktem Maß ungewöhnlich
mindergewichtige Frühgeburten am Leben gehalten, die nicht nur für
Eltern und Mediziner eine Herausforderung darstellen, sondern auch für
die mögliche psychologische Arbeit mit diesen Kindern ein breites
Ursachenspektrum bieten.
3. Einflüsse der Geburt
S. Freud, Rank (1924), Berfeld (1925) sprechen vom ´Trauma der Geburt`,
weil das Kind durch den engen Geburtskanal herausgestoßen und unter
Atemnot von der Mutter getrennt wird. Sie führen alle späteren Angst- und
Schreckensreaktionen darauf zurück und beschreiben sie als ´Urangst`
(OERTER/MONTADA 1987).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
1995
ISBN (eBook)
9783956363498
ISBN (Paperback)
9783956366932
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fernschule Akademie für ganzheitliche Lebens- und Heilweisen in Haan – BGZ Haan
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Note
1
Schlagworte
Entwicklung Geburt Frühstadium Prägung Lerntheorie Eltern Kindheit Freud Sigmund Jean Piaget
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