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Tourismus als Teil von Städtepartnerschaften

Beispiele zweier deutscher Städte und ihrer Partner im Ausland

©2013 Bachelorarbeit 74 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Bachelorarbeit verschafft einen Überblick über die Geschichte städtepartnerschaftlicher Beziehungen und untersucht, welchen Einfluss Städtepartnerschaften auf den Tourismus der beteiligten Städte haben. Der historische Überblick bezieht sich vorwiegend auf Deutschland und Europa und beschreibt die dortige Entwicklung sowie die Organisation städtepartnerschaftlicher Verbindungen.
Es werden beispielhaft die Städtepartnerschaften Mainz-Watford sowie Wiesbaden-Tunbridge Wells betrachtet, für deren Untersuchung Experten aus den jeweiligen Städten befragt wurden. Diese Experteninterviews dienen der Beantwortung der im Vorfeld aufgestellten Hypothesen sowie der Leitfrage.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Köhler, Thorsten: Tourismus als Teil von Städtepartnerschaften. Beispiele zweier
deutscher Städte und ihrer Partner im Ausland, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH
2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-666-6
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland, Geowissenschaften,
2013
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http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

1
Zusammenfassung
Die vorliegende Bachelorarbeit verschafft einen Überblick über die Geschichte
städtepartnerschaftlicher Beziehungen und untersucht, welchen Einfluss Städtepartnerschaften
auf den Tourismus der beteiligten Städte haben. Der historische Überblick bezieht sich
vorwiegend auf Deutschland und Europa und beschreibt die dortige Entwicklung sowie die
Organisation städtepartnerschaftlicher Verbindungen.
Es werden beispielhaft die Städtepartnerschaften Mainz-Watford sowie Wiesbaden-Tunbridge
Wells betrachtet, für deren Untersuchung Experten aus den jeweiligen Städten befragt
wurden. Diese Experteninterviews dienen der Beantwortung der im Vorfeld aufgestellten
Hypothesen sowie der Leitfrage.

2
A
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
3
2. Die Idee der Städtepartnerschaft
4
2.1
Definition
des
Begriffs
4
2.2 Motive für die Aufnahme von Partnerschaften
5
2.3 Organisation einer Partnerschaft
7
2.4
Trägerorganisationen
9
2.4.1 Internationale Bürgermeister Union
9
2.4.2 Rat der Gemeinden und Regionen Europas
9
2.4.3 Fédéation Mondiale des Villes Jumelées
10
2.4.4
Weitere
Trägerorganisationen
10
2.5
Historische
Entwicklung
11
3. Vorstellung der ausgewählten Partnerschaften
14
3.1 Mainz ­
Watford
14
3.2 Wiesbaden ­
Tunbridge
Wells
15
4. Der Einfluss auf den Tourismus
17
4.1
Der
Begriff
Tourismus
17
4.2
Die
Interviews
18
4.2.1 Anmerkung zur Methode
19
4.2.1.1 Methodisches Vorgehen bei den Interviews
19
4.2.1.2 Methodisches Vorgehen bei der Auswertung
20
4.2.2
Die
Hypothesen
21
4.2.3
Die
Interviewpartner
22
4.3
Auswertung
der
Ergebnisse
24
4.3.1 Der Zweck der Städtepartnerschaften
24
4.3.2
Alter
der
Partizipanten
28
4.3.3 Profit der Städte durch städtepartnerschaftlichen Tourismus 29
4.4
Zusammenfassung 33
5. Fazit
34
B Literaturverzeichnis
C Anhang

3
1. Einleitung
Wird man aufgefordert, alle Partnerstädte der eigenen Heimatstadt aufzuzählen, kommen
wohl die meisten ins stocken. Vielleicht hat man von zwei oder drei schon mal auf den
obligatorischen Begrüßungsschildern am Stadteingang gelesen. Vielleicht aber auch nicht und
man kann keine einzige benennen. Dass dies bei zu vielen Leuten der Fall sei, wird immer
wieder von denjenigen beklagt, die sich um die stadteigenen Städtepartnerschaften kümmern.
Schaut man sich allerdings die Aktivitätenlisten der Partnerschaftsvereine mal genauer an,
kommt man zu dem Schluss, dass der Bekanntheitsgrad gar nicht so klein sein kann. Denn
eine Städtepartnerschaft beruht nicht nur auf ein paar Brieffreundschaften, jährlichen
Weihnachtsgrüßen und einem gelegentlichen Besuch des Bürgermeisters in der Partnerstadt.
Sondern es beteiligen sich an den städtepartnerschaftlichen Aktivitäten auch viele Schulen,
Musikvereine, Sportclubs, u.v.m. Sie hinterlassen den Eindruck, dass durch die regelmäßigen
Besuche, von denen zu lesen ist, ein reger Tourismus zwischen den Städten stattfindet,
welcher sich auch auf die ansässige Tourismusindustrie positiv auswirken könnte.
Da L
EGENDRE
(2006: 87) der Meinung ist, ,,that the tourism industry does not benefit
significantly from town twinning", soll in dieser Bachelorarbeit geklärt werden, ob dies
wirklich der Fall ist und wie sich Städtepartnerschaften auf den Tourismus der beteiligten
Städte tatsächlich auswirken. Dies geschieht unter der Leitfrage ,,Wie beeinflussen
Städtepartnerschaften den Tourismus in den Partnerstädten?". Zur Veranschaulichung sollen
dabei zwei Partnerschaften genauer betrachtet werden. Dies sind die Partnerschaften zwischen
Mainz und Watford sowie zwischen Wiesbaden und Royal Tunbridge Wells, wobei beide
Partner der deutschen Städte im Umland der englischen Hauptstadt London liegen.
Zunächst soll diese Arbeit einen Überblick von der historischen Entwicklung des Phänomens
der Städtepartnerschaften geben, bevor organisatorische und strukturelle Eigenschaften
solcher Verbindungen beschrieben werden. Im weiteren Verlauf werden die ausgewählten
Partnerschaften vorgestellt sowie das methodische Vorgehen bei den Interviews wie auch bei
der Auswertung erläutert. Daran schließt sich die qualitative Auswertung an, welche die
Leitfrage beantworten sowie zu einem schlüssigen Fazit führen soll.
Diese Arbeit wird sich vor allem in ihrem theoretischen Teil bei der allgemeinen
Beschreibung von Städtepartnerschaften überwiegend auf Deutschland beziehen. Das liegt
zum Einen daran, dass es einfacher und schlüssiger ist, sich bei der Beschreibung und bei
Beispielen auf ein Land zu beschränken, und weil ­ und das ist der entscheidende Punkt ­

4
Deutschland als Ausgangspunkt der Städtepartnerschaftsbewegung gesehen werden kann und
daher bei der historischen Entwicklung von enormer Bedeutung ist.
2. Die Idee der Städtepartnerschaft
Um deutlich zu machen, was sich genau hinter dem Begriff ,,Städtepartnerschaft" verbirgt, ist
es wichtig, dies vorab zu klären. Ebenso gilt es, die historische Entwicklung der
Partnerschaften zu schildern und einen Überblick über die Organisation, von der Auswahl
eines Partners bis hin zu der Pflege der Partnerschaft, zu vermitteln.
2.1 Definition des Begriffs
Betrachtet man die aktuelle Literatur, scheint der Begriff ,,Städtepartnerschaft" zwar der
gängigste und bekannteste zu sein, dennoch ist er laut F
IEBER
(1994: 25) nicht ganz korrekt.
Sinnvoller sei es, von ,,Gemeindepartnerschaften" zu sprechen, da diese auch die
Partnerschaften der Dörfer mit einschließen würden. Da in dieser Arbeit aber zwei
Partnerschaften von kommunalrechtlichen Städten (Mainz und Wiesbaden) untersucht und
dabei eine Angleichung an die allgemeine Literatur eingehalten werden soll, wird hier
weiterhin von ,,Städtepartnerschaften" die Rede sein.
In deutschen sowie französischen Texten ist stets die Rede von Partnerschaften, aber in
anderen Sprachräumen werden unterschiedliche Begriffe zur Beschreibung solcher
Städteverbindungen genutzt. Während die Briten von Zwillingsstädten (,,Town Twinning")
reden, sehen die US-Amerikaner darin eher eine schwesterliche Verbindung (,,Sister Cities").
In der russischen Sprache ist der Bezug zu Städtepartnerschaften eher männlich, da in diesem
Zusammenhang das russische Wort für Bruder (,,pobratimy") verwendet wird. (J
OENNIEMI
und S
ERGUNIN
2011b: 232)
Eine offizielle Definition für ,,Städtepartnerschaft" lässt sich noch nicht finden. Viele
europäische Organisationen, die sich um kommunale Verbindungen kümmern
1
, nutzen dies,
1
Diese Organisationen werden in Kapitel 2.4 näher beschrieben.

5
um eigene, eurozentrische Definitionen zu verbreiten. J
OENNIEMI
und S
ERGUNIN
(2011a:
122) definieren dies etwas allgemeiner:
,,the term `twin cities´ has been employed to connote cooperative agreement be-
tween cities, towns and even counties which are not neighbours but located at a
considerable distance and even in separate countries to promote economic, com-
mercial and cultural ties [...]. Most town twinning unfolds between cities facing
similar social, economical and political situations or sharing historical links."
Demgemäß werden Partnerschaften auf freiwilliger Basis zwischen Städten und Kommunen
geschlossen, die eine größere geographische Entfernung aufweisen, nach Möglichkeit in zwei
unterschiedlichen Ländern liegen und auf verschiedenen Ebenen Gemeinsamkeiten
aufweisen. Neben dem Kulturaustausch versprechen sich die Städte und Kommunen auch
politische sowie wirtschaftliche Effekte durch den Austausch zwischen Schulen, Firmen,
Vereinen, usw..
2.2 Motive für die Aufnahme von Partnerschaften
Während der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges waren viele Städte darum bemüht, die
Kriegsfolgen zu bereinigen und etwas zur europäischen Integration beizutragen. Dafür sahen
sie, inspiriert durch erste Beispiele, die Partnerschaften auf kommunaler Ebene als geeignetes
Mittel an. Sie gingen dafür kulturelle Kooperationen ein und versuchten, bestehende
Vorurteile abzubauen und eine allgemeine Horizonterweiterung zu fördern. Neben den
Prozessen der Völkerverständigung, versprachen sich die Städte durch das Eingehen einer
Partnerschaft aber auch diverse ,,Prestige- und Selbstdarstellungsanliegen" (G
RUNERT
1981:
154) zu befriedigen.
Generell spielen bei der Auswahl der Partnerstadt verschiedene Gründe und Motive eine
Rolle. Vor allem zu Beginn der Partnerschaftsbewegung, als sich die meisten Verbindungen
dieser Art noch auf Europa beschränkten, war eine Gemeinsamkeit bzw. Ähnlichkeit
zwischen den Städten von Wichtigkeit. G
RUNERT
(1981: 158f), der vor allem deutsch-
französische Verbindungen betrachtet, sieht die Gemeinsamkeiten in historischer Betrachtung
als entscheidenden Punkt. So sind bspw. die ehemaligen Krönungsstädte Aachen und Reims
Partnerstädte sowie Fulda und Arles, die als traditionelle Bischofssitze bekannt sind.

6
Aber auch ökonomisch-touristisch ähnliche Städte finden oft in Form einer Partnerschaft
zueinander. Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft zwischen Hamburg und Marseille, da
beide Städte maßgebend durch ihren Hafen geprägt werden und diesbezüglich ähnliche
Erfahrungen machen. Besteht bei den Städten ein Interesse, wirtschaftliche Vorteile aus einer
Partnerstadt zu schöpfen, dann liegen diese überwiegend im direkten sowie indirekten
touristischen Sektor. Außerhalb dieses Bereichs sind es höchstens die ansässigen Firmen, die
bspw. Kooperationen wie Praktikantenprogramme oder Firmenaustausche mit Unternehmen
aus der Partnerstadt eingehen und sich dadurch eine wirtschaftliche Wertschöpfung
versprechen.
Im Laufe der Zeit haben sich die Motive für die Städtepartnerschaftsaufnahme und der
Auswahl der Partner erheblich gewandelt. Während in den ersten Jahren vor allem die
Völkerverständigung im Vordergrund stand, ist heute das allgemeine ,,kulturelle Interesse der
Bürger am anderen Land" (F
IEBER
1994: 31) von größerer Bedeutung. Waren es zu Beginn
vor allem ehemalige Kriegsteilnehmer, die an Austauschprogrammen teilnahmen, ist es heute
die Jugend, die immer mehr in diese Programme mit einbezogen wird und von den
Partnerschaften profitiert.
Betrachtet man andere Länder, finden sich noch weitere Motive für das Eingehen von
Städtepartnerschaften. Da die Bundesrepublik Deutschland die DDR nicht als eigenen Staat
anerkennen wollte und bei anderen Staaten damit auf Uneinsichtigkeit stoß, gab es einige
kommunistisch regierte Gemeinden in Frankreich und Italien, die Partnerschaften mit Städten
in der DDR eingingen, um ihre Meinung ,,politisch zu unterstreichen" (F
IEBER
1994: 31).
Aber auch die Bundesrepublik nahm Partnerschaften mit Gemeinden aus dem Ostblock auf.
Jedoch gab es bei diesen lediglich gegenseitige Besuche der Stadtvertretungen, da ein
Austausch der Bevölkerung an Reisebeschränkungen und finanziellen Schwierigkeiten
scheiterte (vgl. F
IEBER
1994: 31). Mit dem Ende des Kalten Krieges entwickelten sich auch
einige Partnerschaften zwischen US-amerikanischen sowie ehemals sowjetischen Städten. Die
Amerikaner hatten bei der Aufnahme dieser Verbindungen insbesondere die Absicht,
beginnende Demokratiebewegungen zu unterstützen.
Aber auch die gegenseitige Hilfe zwischen den Partnern hat schon immer eine Rolle gespielt.
Nach Kriegsende waren es vor allem die deutschen Städte, die Hilfe bei der Beseitigung der
Kriegsfolgen von ihren Partnern aus ehemals alliierten Staaten erfuhren. Später haben sich die
Verhältnisse auf ein gleichwertiges Niveau angeglichen, sodass sich die Hilfe heute auf die
Bewältigung von Naturkatastrophen o. ä. beschränkt. Partnerschaften werden aber auch

7
zwischen Städten aus Industrienationen und Städten aus ärmeren Ländern, bzw. Dritte-Welt-
Ländern, geschlossen. In dem Fall wurden die Partnerschaften meistens mit der Absicht
einseitiger Hilfe eingegangen und dienen damit auch der Entwicklungshilfe. Ein Beispiel
dafür bietet die Stadt Wiesbaden, die seit 1990 eine Städtepartnerschaft zu Ocotal in
Nicaragua unterhält und durch verschiedene Projekte versucht, ihrem zentralamerikanischen
Partner zu helfen. Unter anderem wird jungen Menschen aus Wiesbaden zwischen 18 und 25
Jahren die Möglichkeit geboten, für zwölf Monate nach Ocotal zu gehen, um dort im Rahmen
eines Freiwilligen Sozialen Jahres, Entwicklungshilfe zu leisten. (Stadt Wiesbaden o. J.)
2.3 Organisation einer Partnerschaft
Ins Leben gerufen wird eine Partnerschaft, wenn entweder der Bürgermeister selbst oder aber
auch eine Privatperson aus den bereits geschilderten Motiven eine Partnerschaft mit einer
bestimmten Stadt für angemessen hält. Sieht die Stadtverwaltung das ähnlich, wird geprüft,
wie die Reaktionen dazu in der Bevölkerung sind und ob es genügend potentielle
Interessenten für Aktivitäten, Austausche, usw. gibt. Ist das der Fall, wird Kontakt zum
Wunschpartner aufgenommen, der ebenfalls zunächst einige Parameter klären muss, bevor die
ersten Treffen mit Vertretern beider Städte stattfinden.
Sind sich die beiden Städte bzw. Kommunen darüber einig geworden, eine Partnerschaft
einzugehen, bzw. erachten es als vorteilhaft, eine schon länger bestehende Freundschaft zu
einer Partnerschaft aufzuwerten, wird von beiden Seiten eine Partnerschaftsurkunde
unterschrieben, welche auf unbestimmte Zeit gültig sein soll. Diese Ehre steht meistens den
Bürgermeistern der Städte zu und soll auch dazu dienen, die Erwartungen und Ziele der
Partnerschaft festzuhalten. Über allem soll jedoch die Freundschaft und Völkerverständigung
stehen, welche durch verschiedene Projekte, besonders Austausche, gefördert werden kann.
Laut Z
ELINSKY
(2010: 3) zählen dazu unter anderem folgende Aktivitäten:
"athletic and musical events; visits by theatrical groups, craft persons, hobbyists,
dancers, [...] language instruction; the staging of festivals and trade fairs; [...] ex-
changes of letters, publications, schoolchildren, college students, war veterans,
and members of professional organizations".
Oftmals bilden sich zu Partnerschaften durch Initiativen aus der Bevölkerung so genannte
Partnerschaftsvereine. Diese ,,übernehmen die organisatorischen Funktionen zur Pflege der

8
Partnerschaften. Daneben bieten sie zusätzlich eigene Veranstaltungen für ihre Mitglieder an"
(F
IEBER
1994: 136). Die Mitglieder sind zum Einen die Bewohner der Gemeinden, die an der
Pflege einer Partnerschaft interessiert sind und sich daran aktiv beteiligen wollen und zum
anderen ganze Vereine, die meist aus dem sportlichen, musischen, o. ä. Bereichen kommen.
Aber auch Schulen organisieren über die Partnerschaftsvereine ihre Austausche in die
Partnerstadt.
Finanziert werden die Austausche in der Regel von den Teilnehmern selber. Dies ist vor allem
dann der Fall, wenn kein Partnerschaftsverein vorhanden ist. Gezeigt hat das ein Interview mit
Partnerschaftsbeauftragten der Stadt Wiesbaden, in dem es vornehmlich um die Partnerschaft
zu Tunbridge Wells ging
2
. Zu der Finanzierung wurde dort gesagt, dass lediglich die
Partnerschaftsvereine Fördergelder für Austausche o. ä. beantragen können, jedoch nicht die
Sportvereine oder Schulen. Voraussetzung für die Bewilligung der Fördergelder ist eine rege
Teilnahme an von der Stadt organisierten Aktivitäten.
Wie in vielen Bereichen des Lebens können auch Städtepartnerschaften zu Ende gehen, indem
sich die Verantwortlichen aus den verschiedensten Gründen dazu entschließen, eine
Beziehung zu einer Partnerstadt abzubrechen. Laut F
IEBER
(1994: 78) kann das u. a. daran
liegen, dass zu starke Vorurteile und Abneigungen gegenüber einem Partner bestehen, sodass
kein Interesse an einer Aufrechterhaltung der Beziehung besteht. Bei der Bekanntgabe des
Abbruchs einer Partnerstadt werden meist andere Gründe vorgeschoben. Neben reinem
Desinteresse können aber internationale Krisen die städtepartnerschaftlichen Beziehungen
beeinflussen. Vor allem in England sei wieder eine spürbare Europaskepsis vorhanden, wie
T
RENTMANN
(2011) in Die Welt zu berichten weiß. Ihm zufolge haben schon mehrere,
insbesondere kleinere, britische Städte ihre Partnerschaften zu Kontinentaleuropa gekappt.
Als Beispiele führt sie Bishop's Stortford, Doncaster und Wallingford an, die hauptsächlich
Verbindungen nach Deutschland und Frankreich unterhielten und diese jetzt nach mehreren
Jahrzehnten aufgegeben haben. Als Grund zitiert T
RENTMANN
den Parlamentarier Denis
MacShane von der Labourpartei, der aufkommenden Fremdenhass in der britischen
Gesellschaft, beflügelt durch die Anti-Europa-Ideologie des Premiers David Cameron, als
verantwortlich für diese Entwicklung sieht.
2
Vgl. Interview Rathaus Wiesbaden, Anhang S. 50f.

9
2.4 Trägerorganisationen
In manchen Fällen finden Städte nicht selber zueinander, sondern lassen sich bei der Suche
nach einem geeigneten Partner von Trägerorganisationen helfen. Diese sollen im nächsten
Kapitel vorgestellt werden.
2.4.1 Internationale Bürgermeister Union
Die Internationale Bürgermeister Union (IBU) war die erste bedeutende Trägerorganisation
für partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges.
Gegründet wurde sie 1950 in Stuttgart von deutschen und französischen Bürgermeistern und
im folgenden Jahr mit der Integration von Vertretern aus weiteren Staaten in ihren
endgültigen Namen ,,Internationale Bürgermeister-Union für deutsch-französische
Verständigung und europäische Zusammenarbeit" umbenannt (G
RUNERT
1981: 58). Die Ziele
und Tätigkeiten der IBU bestanden aus folgenden Punkten:
,,die dauerhafte Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich, der
europäische Zusammenschluß, die Sicherung des Friedens, die Wahrung der
persönlichen Freiheit und die Wahrung der Menschenrechte" (F
IEBER
1994: 19).
Im Jahr 1988 löste sich die Internationale Bürgermeister Union auf, wurde aber als deutsch-
französischer Ausschuss in den RGRE (vgl. Kapitel 2.4.2) integriert.
Da die IBU in der historischen Entwicklung der Städtepartnerschaften eine entscheidende
Rolle spielt, wird sich im Kapitel 2.2 nochmals näher und ausführlicher mit ihr befasst.
2.4.2 Rat der Gemeinden und Regionen Europas
Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) ist eine Organisation, die sich um alle
Angelegenheiten der Gemeinden und Regionen der EU und um die außerhalb der Grenzen der
Europäischen Union liegenden Regionen kümmert. Insgesamt repräsentiert der RGRE
150.000 Gebietskörperschaften aus 41 europäischen Ländern (RGRE o. J.).
Die Anfänge des RGRE gehen bis ins Jahr 1951 zurück (C
LARKE
2011: 117). Ähnlich wie
andere Organisationen wurde die RGRE von französischen und deutschen Bürgermeistern,
damals noch unter dem Namen ,,Rat der Gemeinden Europas" (RGE), in Genf gegründet um

10
Annäherungsversuche der beiden Länder voranzutreiben. 1984 wurde durch eine
Namensänderung der Bezug zu den Regionen Europas deutlich gemacht (RGRE o. J.). Seinen
Sitz hat der RGRE in Paris, ein Büro in Brüssel sowie eine ,,Deutsche Sektion" (RGRE o. J.)
mit Sitz in Frankfurt am Main.
Wie jede Organisation, verfolgte auch die RGE von Anfang an bestimmte Ziele bei der
Bildung von Partnerschaften. Neben der Schaffung einer europäischen Einheit, sollte
hauptsächlich die christliche Zivilisation gegen dem Kommunismus verteidigt werden, was
laut C
LARKE
(2011: 117) in erster Linie durch ,,ritual oath taking" während christlicher
Zeremonien geschah.
2.4.3 Fédéation Mondiale des Villes Jumelées
Im Gegensatz zur IBU und zum RGRE hat es sich die 1957 in Aix-les-Bains gegründete
Fédéation Mondiale des Villes Jumelées (FMVJ) zum Ziel gesetzt, Gemeinden aus West- und
Osteuropa partnerschaftlich miteinander zu verbinden (F
IEBER
1994: 21). Dies galt bereits
während des Kalten Krieges und soll auch heute noch zur Entspannung zwischen den beiden
Seiten dienen. In der FMVJ kann jede Stadt oder Gemeinde Mitglied werden, egal welcher
politischen Orientierung sie angehört. Auch wenn die Organisation versucht, sich nicht in
politische Systeme einzumischen, tritt sie dennoch für demokratisches Handeln sowie eine
Stärkung von Kommunalautonomie ein. G
RUNERT
(1981: 67) zeigt das an einem Beispiel mit
der südafrikanischen Metropole Kapstadt, welche einen Mitgliedschaftsantrag gestellt hatte,
welcher von der FMVJ abgelehnt wurde. Begründet wurde dies mit der
Rassendiskriminierung der südafrikanischen Regierung. Jedoch wurde die Mitgliedsstadt
Nizza, welche zu diesem Zeitpunkt bereits eine Partnerschaft zu Kapstadt unterhielt, nicht
aufgefordert, diese abzubrechen, da dies allein die Entscheidung der Stadt sei.
2.4.4 Weitere Trägerorganisationen
Die bereits vorgestellten Trägerorganisationen stellen nur einen kleinen, dafür aber in ihrer
historischen Betrachtung wichtigen Teil der heutigen Bandbreite von Organisationen dar, die
sich um Städtepartnerschaft kümmern. Neben weiteren hauptsächlich auf den europäischen
Raum konzentrierte Verbände, gibt es auch immer mehr Organisationen, die sich auf andere
Regionen der Welt konzentrieren, oder aber global agieren.

11
Dazu zählen zum Beispiel die Organisation ,,Sister Cities International" (SCI), welche 1967
gegründet wurde und auf das 1956 von US-Präsident Dwight Eisenhower ins Leben gerufene
,,Sister City Programme" zurückgeht (K
ÖHLE
2005:10). Betreut werden vor allem die
weltweiten Partnerschaften US-amerikanischer Städte, wobei sich an folgenden Grundsatz
bzw. Leitidee gehalten wird:
,,Sister Cities International helps advance peace and prosperity through cultural,
educational, humanitarian, and economic development efforts, and serves as a hub
for institutional knowledge and best practices to benefit citizen diplomats" (SCI
2012).
Zwar haben viele Organisationen in ihrer Agenda stehen, dass ein Ziel die Bildung von
Städtepartnerschaften sein soll, jedoch steht diese Intention nicht immer an erster Stelle. Viel
mehr wollen sie andere Ziele erreichen, bei deren Verwirklichung Städtepartnerschaften
lediglich ein Mittel zum Zweck darstellen. Ein Beispiel für solch eine Organisation ist die
,,United Cities and Local Governments" (UCLG), welche im Mai 2004 "through the joining
of the United Towns Organisation (UTO), the International Union of Local Authorities (IU-
LA) and Metropolis" (
DE
V
ILLIERS
2005: 63) gebildet wurde. Die UCLG, die nach eigener
Aussage über die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentiert, setzt sich unter anderem für einen
Bedeutungsgewinn von lokalen Regierungen und für weitreichende Demokratiebewegungen
ein. Städtepartnerschaften werden auf dieser Ebene gefördert, dienen aber ,,nur" als Hilfe zum
Erreichen der Ziele (vgl. UCLG o. J.).
2.5 Historische Entwicklung
Im 21. Jahrhundert ist es für die Metropolen dieser Welt selbstverständlich, partnerschaftliche
Beziehungen zu Städten ihresgleichen im Ausland zu führen und die Verbindung als offizielle
Städtepartnerschaft urkundlich festzuhalten. Dass Städte wie New York City oder Rom heute
mit Metropolen wie London oder Tokio bzw. Paris oder Peking partnerschaftlich verbunden
sind, scheint da nur selbstverständlich zu sein. Doch in der historischen Betrachtung der
Städtepartnerschaften spielen diese Verbindungen keine tragende Rolle. Stattdessen tauchen
dort eher Städtenamen wie Montbéliar, Hannover oder Ludwigsburg auf (G
RUNERT
1981:
58).

12
Es gibt zwar Verbindungen zwischen Städten, die sich bis ins Mittelalter oder sogar noch
weiter zurückverfolgen lassen, diese sind aber keine Partnerschaften wie die des 21.
Jahrhunderts. Ein Großteil der heutigen Städtepartnerschaften sind infolge des Zweiten
Weltkrieges geschlossen worden, um die zwischenstaatlichen Beziehungen zu festigen bzw.
neu aufzubauen. Vielfach wird in der Literatur davon gesprochen, dass Städtepartnerschaften
ein Produkt der Nachkriegsgeschichte seien (vgl. G
RUNERT
1981: 56) und vorher lediglich
Freundschaften und Patenschaften zwischen Städten geschlossen wurden. Diesen Punkt gilt es
an dieser Stelle richtig zu stellen, denn auch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden bereits
vereinzelte Partnerschaften urkundlich besiegelt. Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft
zwischen Wiesbaden und Klagenfurt aus dem Jahr 1930. Diese ist, laut der offiziellen
Homepage der Stadt Klagenfurt (o.J.), sogar die älteste Städtepartnerschaft der Welt.
Letztendlich war es der Zweite Weltkrieg mit seinen Folgen, der bei vielen den Wunsch und
die Sehnsucht nach mehr Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung aufkommen ließ.
Insbesondere zwischen Deutschland und den Siegermächten England und Frankreich war das
Verhältnis zerrüttet wie selten zuvor. In beiden Ländern gab es in den Nachkriegsjahren
Bestrebungen zur Verbesserung des Verhältnisses zu Deutschland, die zwar unterschiedlich
aufgebaut wurden, sich aber durch den Leitgedanken, ,,daß eine Verständigung zwischen den
Bevölkerungen verschiedener Staaten ein wirksames Mittel zur Verhinderung kriegerischer
Katastrophen darstellen könnte" (G
RUNERT
1981: 56) vereint sahen. Anders als in den Jahren
zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, ,,in denen sich nur die zwischenstaatlichen
Institutionen um eine internationale Verständigung bemüht hatten, sollte nun die Bevölkerung
der Nationen mit in die Verständigungsarbeit einbezogen werden" (F
IEBER
1994: 17). Da
Deutschland zu dieser Zeit kein eigenständig funktionierender Staat war, galten zu jenem
Zeitpunkt die Kommunen und Gemeinden als am besten geeignete Basis für die Etablierung
von Maßnahmen zur Völkerverständigung.
Besonders bemüht um eine nachhaltige Völkerverständigung, zur Sicherung des Friedens in
Europa, waren der Schweizer Schriftsteller Eugen Wyler sowie der Professor Hans Zbinden,
die ,,die Verständigung von Deutschland und Frankreich [...] als die Grundvoraussetzung zu
einer europäischen Integration" (F
IEBER
1994: 17) sahen. Ihren Bemühungen ist es zu
verdanken, dass im Juni 1948 ein Treffen deutscher und französischer Bürgermeister in der
Schweiz stattfand, das dem ,,Ziel zugrunde lag, auf der Basis einer kommunalen
Zusammenarbeit zu einer dauerhaften Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland zu
gelangen" (G
RUNERT
1981: 56). Zwar war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede von

13
Städtepartnerschaften und direkten Beziehungen zwischen deutschen und französischen
Kommunen, dennoch war man sich einig, es nicht bei einem einmaligen Treffen zu belassen.
Daher wurde ein Informations- und Verbindungsbüro eingerichtet, das unter der Leitung von
Eugen Wyler bereits im Juni 1949 zur nächsten Konferenz deutscher und französischer
Bürgermeister einlud (G
RUNERT
1981: 57). Während auf dieser erstmalig über den Austausch
von Personen und Informationen zwischen deutschen und französischen Kommunen
entschieden wurde, war es die darauf folgende Konferenz im März 1950 in Stuttgart, auf der
die Bürgermeister einen entscheidenden Schritt in Richtung deutsch-französische
Städtepartnerschaften unternahmen. Die 20 französischen und 28 deutschen
Gemeindevorsteher gründeten ,,Die Internationale Union von Bürgermeistern zur deutsch-
französischen Verständigung" (F
IEBER
1994: 18), die im folgenden Jahr, mit dem Einladen
von Bürgermeistern aus weiteren Ländern, zu ,,Internationale Bürgermeister-Union für
deutsch-französische Verständigung und europäische Zusammenarbeit (IBU)" (G
RUNERT
1981: 58) umbenannt wurde. Mit der Gründung dieser Union, die in der Folge alle ein bis
zwei Jahre tagte, wurde auch vereinbart, dass ein grenzüberschreitender Austausch der Bürger
durch Partnerschaften strukturell ähnlicher Städte stattfinden soll (vgl. G
RUNERT
1981: 58).
Und bereits 1950, im Gründungsjahr der IBU, konnte die erste deutsch-französische
Städtepartnerschaft besiegelt werden. Nach mehreren ersten Kontaktgesprächen sowie
gegenseitigen Besuchen, entschlossen sich die Repräsentanten der Städte Ludwigsburg und
Montbéliard (im deutschen Mömpelgard gennant), die Partnerschaftsurkunde zu
unterschreiben. In den folgenden Jahren sind weitere deutsche Städte französische
Partnerschaften eingegangen; mit dabei waren unter anderem Celle ­ Meudon, Heidelberg ­
Clichy, Ettlingen ­ Epernay, uvm. (vgl. G
RUNERT
1981: 58). Nur kurze Zeit nachdem die
IBU ins Leben gerufen wurde, gründeten sich weitere Trägerorganisationen, wie der RGE
(Rat der Gemeinden Europas) oder die UTO (United Towns Organisations), welche zunächst
meist einen Bezug zu Deutschland oder Frankreich aufwiesen.
Allerdings waren die deutsch-französischen Annäherungen auf Initiative der IBU nicht die
ersten Aussöhnungsversuche in Europa. Denn unmittelbar nach Kriegsende bemühten sich
einige britische Städte um Partnerschaften im Ausland, zunächst besonders mit Kontakten in
die Niederlande. Doch bereits 1947 war es die Stadt Bristol, die als erste den Schritt wagte,
mit Hannover eine Partnerschaft im Land des ehemaligen Feindes aufzunehmen (C
REMER
et
al. 2001: 380). Ins Leben gerufen wurde diese von dem deutschstämmigen August Closs, der
als Professor an der Bristol University lehrte, und über diesen Weg der deutschen
Bevölkerung bei der Bewältigung der Kriegsfolgen helfen wollte. Für die ,,sacks of food and

14
clothes [which] were sent as relief goods from Bristol to Hannover" (C
REMER
at al. 2001:
380), bedankten sich die Hannoveraner Schüler, die in erster Linie von der Hilfe profitierten,
mit musikalischen Darbietungen. Später entstand daraus die ,,Operation scholar", welche
mittlerweile über 20.000 jungen Menschen einen Austausch ins Partnerland ermöglicht hat
(C
REMER
at al. 2001: 380). Neben dieser Eintracht entstanden in den Jahren danach weitere
deutsch-britische Partnerschaften wie Bonn ­ Oxford, Düsseldorf ­ Reading, Köln ­
Liverpool, uvm. (vgl. C
REMER
et al. 2001: 380). Insgesamt sollen seit den 1950er Jahren
weltweit über 11.000 Städtepartnerschaften mit Beteiligten aus aus 159 Länder entstanden
sein (Z
ELINSKY
2010: 1).
3. Vorstellung der ausgewählten Partnerschaften
Im Folgenden werden kurz die beiden britischen Partnerstädte, Watford und Tunbridge Wells
vorgestellt, ein Überblick über die historische Entwicklung sowie aktuelle Aktivitäten der
Partnerschaften an sich vermittelt. Auf eine Beschreibung der Städte Mainz und Wiesbaden
soll hier verzichtet werden.
3.1 Mainz ­ Watford
Watford ist eine Stadt vor den Toren der englischen Hauptstadt Londons. Gelegen in der
Grafschaft Hertfordshire liegt sie mit ihren 81.000 Einwohnern nur ca. 32km in
nordwestlicher Richtung von London entfernt (Freundschaftskreis Mainz-Watford 2013).
Daher dient sie als optimaler Wohnort für Pendler, die in London arbeiten.
Neben einigen größeren Unternehmen, die in Watford ansässig sind und die für eine sehr
geringe Arbeitslosenquote der Stadt sorgen, nimmt vor allem die Druckindustrie eine
bedeutende Rolle ein. Diese ist auf den aus Watford stammenden William Caxton
zurückzuführen, der nach dem Mainzer Vorbild Johannes Gutenberg den Buchdruck in
England einführte. Diese Brücke war ein entscheidender Punkt bei der Aufnahme der
Partnerschaft zwischen den beiden Städten. Abgeschlossen wurde diese 1956, wie so viele
deutsch-britische Partnerschaften in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen die

15
Partnerschaft auch die Aussöhnung zwischen den beiden Völkern unterstützen sollte (Stadt
Mainz 2013).
Geprägt wird diese Verbindung vor allem durch Schüleraustausche und Kontakte kirchlicher
Gemeinden. Im Interview mit Herrn E
gner
, dem Vorsitzenden des Freundschaftskreises
Mainz Watford stellte sich heraus, dass die partnerschaftlichen Aktivitäten nicht besonders
ausgeprägt sind und in Mainz eine höhere Beteiligung auf englischer Seite gewünscht wird.
3
Problem sei, dass es in Watford weder einen Freundschaftsverein gäbe, noch eine
verantwortliche Person auf kommunaler Ebene, die sich um eben diese Angelegenheiten
kümmern könnte.
3.2 Wiesbaden ­ Tunbridge Wells
Die Stadt Tunbridge Wells liegt im Südosten Englands in der Grafschaft Kent und ist weniger
als eine Autostunde von der Hauptstadt London entfernt. Der Kurort, mit seinen knapp
100.000 Einwohnern, ist für eine Vielzahl von Gärten und Schlösser in unmittelbarer
Umgebung bekannt (Stadt Wiesbaden o.J.a). Daher spielt heute auch der Tourismus eine
wichtige Rolle für die Wirtschaft der Stadt.
Im Vergleich zu vielen anderen deutsch-britischen Städtepartnerschaften ist die zwischen
Wiesbaden und Tunbridge Wells erst relativ spät entstanden, geschah aber dennoch vor dem
Hintergrund einer Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Laut einer Pressemitteilung der Royal Tunbridge Wells-Wiesbaden-Vereinigung
4
geht die
Verbindung auf die Freundschaft zweier Männer zurück. Im Jahr 1959 lernte der ehemalige
Fallschirmjäger Edgar Pinkert aus Wiesbaden den ehemaligen britischen Soldaten Fred
Thornton kennen, der aus Tunbridge Wells stammt und sich zu diesem Zeitpunkt in
Wiesbaden aufhielt. Beide vereinbarten, eine Verbindung zwischen ihren beiden Städten
aufzubauen. Thornton kam nur ein Jahr später zusammen mit drei ehemaligen Kameraden aus
dem Zweiten Weltkrieg, William Murray, Harold Hooker sowie Tom McAndrew, erneut in
die hessische Landeshauptstadt. Die vier britischen Ex-Soldaten, die zum Ende des Krieges in
Kämpfe am Rhein verwickelt waren, kamen mit einer Botschaft des Bürgermeisters der Stadt
aus der Grafschaft Kent an den damaligen Wiesbadener Bürgermeister, Georg Buch, mit der
3
Vgl. Herr E
gner
, Anhang S. 66f.
4
Nachzulesen im Anhang S. 72f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783956363221
ISBN (Paperback)
9783956366666
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Geographisches Institut
Erscheinungsdatum
2014 (August)
Note
2,3
Schlagworte
tourismus teil städtepartnerschaften beispiele städte partner ausland
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Titel: Tourismus als Teil von Städtepartnerschaften
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