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Wolfram von Eschenbach: „Der helden minne“

Eine Interpretation nach Peter Wapnewski

©2011 Hausarbeit (Hauptseminar) 12 Seiten

Zusammenfassung

Wolfram von Eschenbach ist weithin für seine Tagelieder bekannt, die von leidenschaftlicher Intensität, spannungsreicher Dichte und vitaler Unmittelbarkeit personell erfüllter Liebe geprägt sind. In der folgenden Arbeit wird näher auf sein fünftes und letztes Tagelied Der helden minne, also der heimlichen Liebe, eingegangen. Dieses Tagelied steht am Ende eines Zyklus, zu dem noch genauer Stellung genommen wird, und nimmt sowohl dadurch als auch durch seine „Aussage“, die im Folgenden näher erläutert wird, eine besondere Stellung ein.
Nachdem ein Überblick über die Form und den Inhalt des Tageliedes gegeben wurde, beschäftigt sich die Arbeit zu ihrem Großteil mit der Ansicht und Forschungsmeinung von Peter Wapnewski, der sich in seinem Aufsatz ‚Das fünfte Lied - Der helnden minne’ in „Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition. Kommentar. Interpretation.“ mit eben diesem auseinander gesetzt hat. Bevor ein Fazit die Quintessenz zur Interpretation darzustellen versucht, gibt die Arbeit noch einen kurzen Überblick über die Forschungssituation.
Doch was versteht man eigentlich genau unter der Gattung „Tagelied“? De Gruyter versuchte bereits 1887 das Tagelied folgendermaßen zu definieren:
„Das tagelied – im weitesten Sinne gefaßt – hat zum gegenstand den lyrischen ausdruck der empfindung liebender, die nach einem durch die nacht begünstigten zusammensein der tagesanbruch trennt.“

Trivial gesagt: Tagelieder handeln vom Abschied Liebender nach einer gemeinsam verbrachten Nacht. Der Tagesanbruch wird meist von einem Wächter verkündet, der die Liebenden mahnt, auseinanderzugehen. Wolfram nimmt nun, aufgrund der poetischen Exzeptionalität seiner fünf Lieder, eben angesprochener Wächterfrage und den chronologischen Verhältnissen, in der Tagelieddichtung eine Schlüsselstellung ein.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Huber, Nicola: Wolfram von Eschenbach: ,,Der helden minne". Eine Interpretation nach
Peter Wapnewski, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-95636-325-2
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Universität Passau, Passau, Deutschland, 2011
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Printed in Germany

2
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung...3
2
Formanalyse und Inhalt des Tageliedes Der helden minne ...4
2.1 Inhalt...4
2.2 Metrik und Form ...4
3
Interpretation nach Peter Wapnewski...5
4
Überblick über die Forschungsdiskussion...9
5
Fazit...10
6
Literaturverzeichnis...12
6.1 Primärliteratur...12
6.2 Sekundärliteratur...12

3
1 Einleitung
Wolfram von Eschenbach ist weithin für seine Tagelieder bekannt, die von
leidenschaftlicher Intensität, spannungsreicher Dichte und vitaler Unmittelbarkeit
personell erfüllter Liebe geprägt sind.
1
In der folgenden Arbeit wird näher auf sein
fünftes
2
und letztes Tagelied Der helden minne, also der heimlichen Liebe,
eingegangen. Dieses Tagelied steht am Ende eines Zyklus, zu dem noch genauer
Stellung genommen wird, und nimmt sowohl dadurch als auch durch seine
,,Aussage", die im Folgenden näher erläutert wird, eine besondere Stellung ein.
Nachdem ein Überblick über die Form und den Inhalt des Tageliedes gegeben
wurde, beschäftigt sich die Arbeit zu ihrem Großteil mit der Ansicht und
Forschungsmeinung von Peter Wapnewski, der sich in seinem Aufsatz ,Das fünfte
Lied - Der helnden
3
minne' in ,,Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition.
Kommentar. Interpretation." mit eben diesem auseinander gesetzt hat. Bevor ein
Fazit die Quintessenz zur Interpretation darzustellen versucht, gibt die Arbeit noch
einen kurzen Überblick über die Forschungssituation.
Doch was versteht man eigentlich genau unter der Gattung ,,Tagelied"? De
Gruyter versuchte bereits 1887 das Tagelied folgendermaßen zu definieren:
,,Das tagelied ­ im weitesten Sinne gefaßt ­ hat zum gegenstand den lyrischen
ausdruck der empfindung liebender, die nach einem durch die nacht begünstigten
zusammensein der tagesanbruch trennt."
4
Trivial gesagt: Tagelieder handeln vom Abschied Liebender nach einer gemeinsam
verbrachten Nacht.
5
Der Tagesanbruch wird meist von einem Wächter verkündet, der
die Liebenden mahnt, auseinanderzugehen. Wolfram nimmt nun, aufgrund der
poetischen Exzeptionalität seiner fünf Lieder, eben angesprochener Wächterfrage
1
Vgl.
Wapnewski, Peter: Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar,
Interpretation. München 1972, S. 156.
2
Die Zählung der Tagelieder richtet sich nach ihrer Anordnung in der von Martina Backes
ausgewählten, übersetzten und kommentierten Fassung von ,,Tagelieder des deutschen Mittelalters",
in der Der helden minne am Ende des Tageliederzyklus' von Wolfram von Eschenbach als fünftes
seiner Lieder aufgeführt wird.
3
Vgl.
Backes, Martina: Tagelieder des deutschen Mittelalters.
Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart 2003, S. 249: helden = helnden, Partizip Präsens von
heln ,geheim halten, verstecken'.
4
W. de Gruyters, 1887, 1, in: Koop, Ulrich: Das mittelhochdeutsche Tagelied. Inhaltsanalyse
und literarhistorische Untersuchungen, Marburg 1976, Marburger Beiträge zur Germanistik, Band 52,
S. 3.
5
Vgl.
Ruh, Kurt: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Band 109,
Wiesbaden 1980, S. 314.

4
und den chronologischen Verhältnissen, in der Tagelieddichtung eine
Schlüsselstellung ein.
6
2 Formanalyse und Inhalt des Tageliedes
Wolfram von Eschenbachs Tagelied Der helden minne ist sowohl in der
Weingartner Liederhandschrift in HS. B als auch in der Großen Heidelberger bzw.
Manessischen Liederhandschrift in HS. C überliefert. Als gemeinsame Vorlage
diente BC, in denen das Tagelied an vierter und fünfter Stelle steht, also von Parodie
und Wächter-Selbstauffassung eingerahmt wird.
7
2.1 Inhalt
In Der helden minne lässt sich feststellen,
8
dass ein Sprecher-Ich zunächst die
übliche Tagelied-Situation beklagt. Schlagwörter wie minne, klage, scheiden,
morgensterne und wahtaere fallen. Liebe und Zärtlichkeit waren nur unter der
Bedingung möglich, dass sich die Liebenden bei Tagesanbruch wieder trennen
mussten: alsô empfienc / daz si sich muosen scheiden, -. Dem Wächter wird
verdeutlicht, dass er schweigen möge, denn nur derjenige kann den neuen Tag in
aller Ruhe erwarten, der sich nicht vor den Aufpassern fürchten und verstecken
musste, wenn er die Nacht bei seiner Geliebten verbrachte. Und die einzige Liebe,
die ohne ein solches Risiko auskommen kann, ist die eheliche Liebe: Ein offeniu
süeze wirtes wîp / kan sölhe minne geben.
2.2 Metrik und Form
Aber nicht nur inhaltlich, sondern auch formal nimmt das fünfte Tagelied eine
Sonderstellung ein: Der helden minne besteht aus zwei Strophen mit jeweils zehn
6
Vgl.
Koop, Ulrich: Das mittelhochdeutsche Tagelied. Inhaltsanalyse und literarhistorische
Untersuchungen, Marburg 1976, Marburger Beiträge zur Germanistik, Band 52, S. 9.
7
Vgl.
Wapnewski, Peter: Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar,
Interpretation. München 1972, S. 148.
8
Vgl.
Backes, Martina: Tagelieder des deutschen Mittelalters.
Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart 2003, S. 250.

5
Versen und ist somit kürzer als die anderen Lieder Wolframs.
9
Während sich
Wapnewski sowohl im Reim als auch in der Metrik für gleich aufgebaute dreizeilige
Mittelperioden entscheidet, denen zwei metrisch gleich gebaute Eckperioden (4a 3a,
3b- b- 2c, 3d- d- 2c, 4w 3c) den Rahmen geben,
10
ist die Bauform des fünften
Tageliedes bei anderen Forschern heiß umstritten.
11
Da die zweite Strophe besser
überliefert ist als die erste, empfiehlt es sich, in Zweifelsfällen von der zweiten auf
die erste rückzuschließen.
12
Zwischen der ersten und zweiten Strophe herrscht eine metrische Inkongruenz
vor, die sich daran festmachen lässt, dass die Verse 1 und 2 in der ersten Strophe
drei, in der zweiten Strophe aber vier Hebungen aufweisen. Außerdem hat der letzte
Vers der ersten Strophe zwei, und derjenige der zweiten Strophe drei Hebungen. Die
Bauform entspricht somit nicht der klassischen Kanzonenstrophe. Wapnewksi sieht
sich durch eine widersprüchliche Überlieferung der Eingangs- und Schlussverse dazu
veranlasst, die Verse metrisch auf sieben Takte anzugleichen.
13
Er sieht Vers neun
und zehn der zweiten Strophe als Schlußversikel an:
14
ein offeniu süeze wirtes wîp /
kan sölhe minne geben.
3 Interpretation nach Peter Wapnewski
Peter Wapnewski stellt das Tagelied an sich als eine sog. wânwîse dar, das heißt,
es finden sich keine biographischen Entsprechungen darin.
15
Ältere
Forschungsansichten sprechen zwar oft von einem autobiographischen ,,Zeugnis für
die Abkehr Wolframs von den amourösen Irrwegen der Jugendzeit", diese Ansicht
wird heute jedoch von der Auseinandersetzung mit einem literarischen Modell
9
Vgl. ebd.
10
Vgl. ebd., S. 148f, S. 152.
11
Vgl. Backes, Martina: Tagelieder des deutschen Mittelalters.
Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, Stuttgart 2003, S. 249. und Wapnewski, Peter: Die Lyrik
Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar, Interpretation. München 1972, S. 149f.
12
Vgl.
Wapnewski, Peter: Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar,
Interpretation. München 1972, S. 150.
13
Vgl.
Wapnewski, Peter: Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar,
Interpretation. München 1972, S. 151.
14
Vgl. ebd.
15
Vgl.
Wapnewski, Peter: Die Lyrik Wolframs von Eschenbach. Edition, Kommentar,
Interpretation. München 1972, S. 156.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2011
ISBN (eBook)
9783956363252
Dateigröße
315 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Passau – Philosophische Fakultät
Erscheinungsdatum
2014 (August)
Note
2,1
Schlagworte
Peter Wapnewski Wolfram von Eschenbach Der helden minne Tagelieder
Produktsicherheit
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