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Underachiever - Hochbegabte Problemkinder

©2007 Diplomarbeit 48 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Underachievements im Bereich der Hochbegabung.
Im theoretischen Teil wird zunächst der Begriff der Hochbegabung definiert, gefolgt von Modellen und Identifikations- und Fördermaßnahmen.
Der Hauptteil behandelt die Thematik des Underachievers. Fragen wie „Was ist ein Underachiever?“, „Wie wird man dazu gemacht?“ werden dabei ebenso behandelt wie die theoretischen Möglichkeiten Underachiever zu erkennen und zu identifizieren. Am Ende finden sich Beispiele für konkrete Hilfs- und Fördermaßnahmen.
Im praktischen Teil steht ein leicht zu handhabender Fragebogen im Zentrum. Mit Hilfe dessen und den Anregungen in der Folge ist es eventuell möglich, Underachiever schon im Vorfeld, bei Verdacht, schnell und einfach zu identifizieren.
Die beschriebenen Hilfs- und Beratungsmaßnahmen auf breiter Basis könnten für eine Lösung der Underachievement-Problematik des Kindes sorgen. Schließlich werden mögliche Vorgangsweisen beschrieben, wenn Lehrkräfte mit dem Thema in der Praxis konfrontiert sind. Es soll daraus eine Handreichung für Kolleginnen und Kollegen mit einem Abriss dieser Arbeit und dem Focus auf der Identifikation potentiell hochbegabter Underachiever durch den Fragebogen folgen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Krenner, Andreas: Underachiever - Hochbegabte Problemkinder, Hamburg, Diplomica
Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-2310-5
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Radboud Universiteit Nijmegen, Niederlande, Diplomarbeit, 2007
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© Diplom.de, Imprint der Diplomica Verlag GmbH
Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

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Inhaltsverzeichnis
Abstract
1. Einleitung
2. Theoretischer Teil zur Hochbegabung
2.1 Hochbegabung ­ Was ist das?
2.2 Modelle der Hochbegabung
2.3 Identifikation, Erkennen von Hochbegabung
2.4 Hilfs- und Fördermaßnahmen
3. Underachiever
3.1 Begriffsklärung
3.2 Wie wird man zum Underachiever? ­ Ursachen
3.3 Missverständnis der Begabtenförderung in Bezug auf Underachievement
3.4 Identifikation, Erkennen von hochbegabten Underachievern
3.5 Fallbeispiele: Praxisfälle zum Thema Underachievement aus dem "Ambulatorium
Haus
der
Zuversicht", Waidhofen/Thaya, NÖ
3.6 Hilfs- und Fördermaßnahmen
4.
Verhaltensfragebogen bei Verdacht auf Underachievement
4.1 Entwicklung des Fragebogens
4.2 Verhaltensfragebogen von Krenner
4.3 Evaluation des Fragebogens "Underachievement"
4.4 Auswertungsmodus des Fragebogens
4.5 Wissenschaftliche Überprüfung des Fragebogens auf Gültigkeit
5.
Leitfaden für Lehrkräfte, Verfahren bei Verdacht auf Underachievement
5.1 Gespräche im Kollegium und mit Erziehungsberechtigten
5.2 Einsatz des Fragebogens
5.3 Information des Bezirksschulrates und Anforderung der Schulpsychologie
5.4 Schulische individuelle Begabtenförderung als echte Herausforderung zur
Verminderung der Unterforderung
5.5 Zusätzliche therapeutische Hilfen
6. Diskussion und Ausblick
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang

2
Abstract
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Underachievements im
Bereich der Hochbegabung.
Im theoretischen Teil wird zunächst der Begriff der Hochbegabung definiert, gefolgt von
Modellen und Identifikations- und Fördermaßnahmen.
Der Hauptteil behandelt die Thematik des Underachievers. Fragen wie ,,Was ist ein
Underachiever?", ,,Wie wird man dazu gemacht?" werden dabei ebenso behandelt wie die
theoretischen Möglichkeiten Underachiever zu erkennen und zu identifizieren. Am Ende
finden sich Beispiele für konkrete Hilfs- und Fördermaßnahmen.
Im praktischen Teil steht ein für den Pflichtschulbereich entwickelter, leicht zu handhabender
Fragebogen im Zentrum. Mit Hilfe dessen und den Anregungen in der Folge ist es eventuell
möglich, Underachiever schon im Vorfeld, bei Verdacht, schnell und einfach zu
identifizieren.
Die wissenschaftliche Überprüfung der Gültigkeit/Nichtgültigkeit war zum Zeitpunkt der
Abgabe dieser Diplomarbeit noch im Gange, sie steht aber unmittelbar bevor.
Für eine Lösung der Underachievement-Problematik des Kindes könnten die beschriebenen
Hilfs- und Beratungsmaßnahmen auf breiter Basis sorgen. Schließlich werden mögliche
Vorgangsweisen beschrieben, wenn Lehrkräfte mit dem Thema in der Praxis konfrontiert
sind. Es soll daraus eine Handreichung für Kolleginnen und Kollegen mit einem Abriss dieser
Arbeit und dem Focus auf der Identifikation potentiell hochbegabter Underachiever durch den
Fragebogen folgen.

3
1. Einleitung
Können Sie sich vorstellen, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die in der Schule schlechte
Leistungen bringen, nicht motiviert sind, keine Aufgaben bringen, ja sogar den Besuch der
Schule verweigern? ­ Wahrscheinlich schon, denn als Lehrkräfte haben wir es schließlich
auch mit diesen im Schulbereich zu tun.
Können Sie sich aber auch vorstellen, dass es unter diesen jungen Menschen auch welche
gibt, bei denen sich bei psychologischen Tests herausstellt, dass sie IQ-Werte im Bereich von
130 und darüber haben? ­ Mit diesem Phänomen sind wir in der Schulpraxis vermutlich noch
nicht konfrontiert worden.
Aber trotzdem gibt es auch diese Fälle von Schülerinnen und Schülern, die bedingt durch
ungünstige Umstände in der Schule, im familiären Umfeld, durch negative Einflüsse von
außen (Freunde, etc.), bzw. aufgrund innerpsychischer Probleme oder anderer Gründe, es
nicht schaffen ihr Begabungspotential adäquat in Leistung umzusetzen. Man spricht in diesem
Zusammenhang von "Hochbegabten Underachievern".
Wie kam ich zu diesem Thema? Meine Frau, der ich an dieser Stelle danken möchte für den
Zugang zur vorliegenden Materie und die Durchsicht meiner Arbeit, arbeitet in einem
Ambulatorium für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ("Haus der
Zuversicht" in Waidhofen/Thaya, NÖ). In dieser Einrichtung versuchen etwa 20 ausgebildete
Psychologinnen und Therapeutinnen jungen Leuten bei Problemen aller Art zu helfen. Meine
Frau machte mich wie gesagt auf das Thema Underachievement aufmerksam, als sie mir vor
ca. zwei Jahren den Fall eines Kindes erzählte, das von der Volksschule in die Sonderschule
überstellt werden sollte, weil es Verhaltensweisen zeigte, die für die Lehrerin unzumutbar
waren. Bei der ärztlichen und psychologischen Begutachtung stellte sich zur Überraschung
aller eine Hochbegabung heraus.
An dieser Stelle sei auch der Dank an der klinischen Psychologin im "Haus der Zuversicht"
angemerkt. Ihr verdanke ich die Praxisbeispiele, die eindrucksvoll schildern, was manche
junge Menschen als Underachiever durchmachen bis das Problem als solches erkannt wird.
Viele Fälle werden leider nicht entdeckt. Nun sind diese Kinder zahlenmäßig in einem äußerst
kleinen Bereich angesiedelt. Trotzdem könnte man einige Schüler und Schülerinnen als
hochbegabt identifizieren, von denen man vorher aufgrund des problematischen Verhaltens
und der gebrachten schwachen Leistungen eher das Gegenteil hätte annehmen können.

4
Die vorliegende Arbeit kann vielleicht in dem einen oder anderen Fall dazu beitragen,
umzudenken bzw. auch diesen Aspekt zumindest in Erwägung zu ziehen.
Beim Bestimmen muss man vorsichtig sein, denn egal welche Symptome das Kind zeigt und
woher die Auffälligkeiten auch rühren, eine vorzeitige Einordnung, welcher Richtung auch
immer, ist schlecht. Man sollte sich selbst aus dem Spiel nehmen und zu einer objektiven
Betrachtung übergehen. Vielleicht kann der Fragebogen in diesem Sinne ein geeignetes
Hilfsmittel für Lehrer und Lehrerinnen darstellen. Ich habe ihn unter Anleitung und
Betreuung von Prof. Dr. Gerhard Lehwald nach Auflistung von Items aus der Literatur
erstellt. Diese Merkmale wurden dann in eine Abfrageform gebracht, mehrmals im Kollegen-
kreis erprobt und dann durch ECHA-Lehrkräfte evaluiert. So entstand der vorliegende
Fragebogen, zu dessen Gelingen auch die rege Korrespondenz mit meinem betreuenden
Lehrer, Dr. Lehwald, dem ich hier auch herzlich danken darf, beigetragen hat.
Eines darf man nicht vergessen: Oft sind Verhaltensauffälligkeiten in der Schule nichts
anderes als Hilferufe ­ für mehr Aufmerksamkeit, Zuwendung, oder aber auch wegen
Unterforderung und Langeweile.
In diesem Fall sollen Hilfe und Unterstützung dergestalt angeboten werden können, dass die
schulpsychologischen Ansprechpartnerinnen und -partner Beratung und Diagnostik beitragen
und an der Behebung von Verhaltensproblemen und ­ der zugehörigen Erstellung und
Umsetzung von individuellen Förder- bzw. Lernplänen sowie an der Koordination externer
Hilfe mitwirken.
Es gilt zu erreichen, dass die betreffende Schülerin oder der Schüler am angestammten
Lernplatz der allgemeinen Schule, eventuell mit Hilfe gezielter pädagogischer Unterstützung,
erbleiben und erfolgreich den jeweiligen Schulabschluss erwerben kann.

5
2. Hochbegabung
In diesem theoretischen Teil soll ein kurzer Streifzug über Definitionen und Modelle der
Hochbegabung, sowie Identifikationsmöglichkeiten und Fördermaßnahmen für hochbegabte
Schülerinnen und Schüler gemacht werden.
2.1 Hochbegabung, was ist das?
Man
kann
den
Begriff
der
Hochbegabung
definieren
als hohe allgemeine Intelligenz, also die
Fähigkeiten, neue Informationen aufzunehmen, zu speichern, zu verarbeiten und anzu-
wenden, sowie Schlussfolgerungen anzustellen und schwierige Probleme zu lösen.
Nach der Definition des US-Bundesgesetzes aus den 70er Jahren haben Hochbegabte im
Vergleich zu anderen Kindern herausragende Fähigkeiten oder das Potential dazu ­ in
Bezug auf ihr Alter, ihre Erfahrung und ihre Umwelt.
Mönks & Ypenburg (2005, S. 17) sehen in der Hochbegabung die individuelle Fähigkeit,
auf einem oder mehreren Gebieten gute oder gar ausgezeichnete Leistungen zu erbringen.
Damit aus dem Potential Leistung entstehen kann, müssen sowohl in der Person als auch im
Umfeld unterstützende und erfolgssteigernde Faktoren gegeben sein. Begabung kann nicht
nur auf den IQ reduziert werden. Stern (1916, S. 107ff.) sagte schon im Jahre 1916, dass
Begabung immer nur die Möglichkeit zur Leistung ist, sie ist aber nicht die Leistung an
sich.
Die beiden vorher genannten Autoren verweisen auch auf die recht treffende Marland-
Definition (S. 17): "Hochbegabte verfügen über verwirklichte oder potentielle Fähigkeiten,
die Ausdruck sind von hohen Leistungsmöglichkeiten auf intellektuellem, kreativem,
künstlerischem (musikalisch oder darstellend) oder einem spezifisch akademischen Gebiet
oder von außergewöhnlichen Führungsqualitäten. Es sind Kinder, die ein differenziertes
Unterrichtsangebot und Fördermaßnahmen erfordern."
Falk-Frühbrodt räumt in ihrem Artikel über hochbegabte Minderleister auf mit der IQ-
Gäubigkeit. Die Frage nach dem, was Hochbegabung eigentlich bedeutet, führt sie in die

6
Vergangenheit. "Lange Zeit wurden besondere Begabungen als ein Geschenk des Himmels
betrachtet. Das Zusammenspiel von Vererbung und Umwelt war noch nicht bekannt, eine
einheitliche Definition lag in weiter Ferne. Heute gilt als hochbegabt, wer in einem
Intelligenztest (z.B. dem HAWIK) einen Wert erreicht hat, der über 130 liegt. Dieses
Ergebnis wird von zwei bis drei Prozent der Gesamtbevölkerung erzielt. Der IQ-Wert bildet
Fähigkeiten in bestimmten Bereichen ab, etwa logisches Denken oder räumliches
Vorstellungsvermögen. Kreativität und soziale Intelligenz aber sind Talente, die mit
Intelligenztests nicht erfasst werden können und dennoch ebenfalls entscheidend sind für die
intellektuelle Entwicklung eines Menschen. Soll die Begabung eines Kindes eingeschätzt
werden, wird daher neben dem IQ-Wert das Eltern- und Lehrerurteil berücksichtigt
.
"
Natürlich muss klar sein, dass hohe Leistung neben intellektueller Begabung auch intensives
kumulatives Lernen erfordert und weiters stark abhängig ist von der Motivation, einer
förderlichen sozialen Umwelt und der Kreativität, also von Faktoren, die wir im triadischen
Modell von Mönks & Renzulli graphisch aufbereitet finden.
Wie wird Hochbegabung diagnostiziert?
Die übliche Vorgangsweise zur Hochbegabungsdiagnostik sieht folgendermaßen aus:
1) Messung der Intelligenz als erster Schritt
2) Fähigkeitstests (verbal, mathematisch-naturwissenschaftlich,
.
.. ­ umfasst die
nicht- intellektuellen Talente)
3) Alterstypische Messung erworbener Leistungskompetenzen
Abschließend kann angemerkt werden, weil sich um diesen Bereich viele Mythen ranken,
dass gravierende Schul- und Leistungsprobleme bei Hochbegabten eher die Ausnahme denn
der Regelfall sind. Hochbegabung ist somit kein Risikofaktor für ungünstige Entwicklungs-
verläufe und daher als solche auch kein Thema für die Sonderpädagogik, wie mancherorts
beschrieben. Unter Hochbegabten treten problembehaftete Entwicklungsverläufe nicht
häufiger auf als unter anderen Begabungsausprägungen.
Wagner, H. (2006,
S.
4) beschreibt das eigentliche Drama von vielen hochbegabten Kindern,
das sich seiner Ansicht nach aber weitgehend unbemerkt und im Verborgenen abspielt: "Sie
erleben die Schule vielfach ab der 1. Klasse als einen Ort, der für sie vor allem Leerlauf,
Langeweile und Unterforderung bedeutet. Sie sehen selten einmal die Notwendigkeit, sich

7
für die Bewältigung einer Aufgabe besonders anstrengen zu müssen und sie erliegen ohne
äußere Anregung und Führung allzu leicht den ungleich verlockenderen, amüsanteren und
abwechslungsreicheren Angeboten unserer Konsum- und Medienwelt."
Somit bleibt nur mehr anzumerken
,
dass die Grundvoraussetzungen für die "richtige" Ent-
wicklung der befriedigende Umgang und eine kindgerechte Förderung sind. Das Prinzip
,
auf
Bedürfnisse und Neigungen des einzelnen Kindes einzugehen, gilt für alle
,
egal ob sie nun
hoch
,
mittelmäßig oder niedrig begabt sind. Es tr
i
fft also auch für hochbegabte Kinde zu
,
sind sie doch anders in ihrer Entwicklung. Was sie auf dem schulischen Sek
t
or wirklich
brauchen
,
sind daher differenzierte und individuell abgestimmte Unterrichts- und Förder-
angebote.
2.2 Modelle der Hochbegabung
Renzulli stellte 1979 sein 3-Ringe-Modell vor
,
das die Begabung als Schnittmenge von
überdurchschnittlichen Fähigkeiten
,
Aufgabenverpflichtung und Kreativität sieht.
Mönks & Ypenburg (2005
,
S. 23-27) erweiterten sein Modell zum Mehrfaktorenmodell:
"Eine besondere Begabung kann in moto
r
ischen
,
sozialen
,
küns
t
lerischen oder hohen
intellektuellen Fähigkeiten zum Ausdruck kommen. Oft treten diese Begabungsformen
gemeinsam auf
.
Jede Anlage erfordert Begleitung und Förderung
,
damit sie sich entwickeln
kann. Hochbegabung kann man erst dann erkennen, wenn sie sich manifestiert
,
d.h. in
außergewöhnlichen Leistungen oder Handlungen zum Ausdruck kommt. Für hochbegabte
Kinder ist es aber nicht immer einfach, ihre besonderen Leistungen zu verwirklichen."
Intellektuelle Hochbegabung umfasst mindestens drei Persönlichkeitsmerkmale:
a) Hohe intellektuelle Fähigkeiten b) Motivation
c) Kreativität
Die
s
e drei Faktoren hängen zusammen
,
und so heißt das Modell von Mönks daher auch
"Triadisches Interdependenzmodell" (1990). Der Mensch ist ein soziales Wesen, für eine
gesunde Entwicklung bedarf es eines Austauschs mit der Familie
,
der Schule und Freunden
(peers)
.
Eine gut
v
erlaufende Interaktion z
w
ischen Person und Umgebung kann aber erst
dann
zustande
kommen
,
wenn
s
ich
die
betreffende
Person
auch
genügend
soziale Kompetenz

8
zueigen gemacht hat
,
d.h. fähig ist, mit anderen einen befriedigenden Umgang zu haben.
a) Hohe intellektuelle Fähigkeiten: Liegt der IQ-Wert bei oder über 130, gehört man zu
den obersten 5% auf diesem Sektor.
b) Motivation bedeutet nach Mönks, "dass jemand den Willen und das Durchhaltevermögen
hat
,
eine bestimmte Aufgabe auch zu Ende zu führen, dass man Spaß an
etwas hat (Gefühlskompetenz). Sie bedeutet weiterhin
,
dass man Ziele setzen
bzw. Pläne machen kann (kognitive Komponente) und dass man R
i
siken und
Unsicherheitsfaktoren in Kauf nehmen kann (Zukunftsperspektive)."
c) Kreativität bedeutet
,
dass man die Fähigkeit besitzt
,
auf originelle und erfinderische Art
Lösungen für Probleme zu finden. Dabei zeigt sich in besonderem Maße
selbständiges und produkti
v
es Denken
.
Beim Mehrfaktorenmodell (triadisches Modell) üben alle Elemente Einfluss aufeinander
aus
.
Die genannten Persönlichkeitsmerkmale sind Anlagefaktoren, die in unterschiedlicher
Weise beim Menschen anwesend sind. Sie müssen begleitet und gefördert werden, um sich
auch entwickeln zu können
,
wofür die Sozialumgebung unentbehrlich ist. Mönks spricht
daher auch dann erst von Hochbegabung, wenn alle sechs F
a
ktoren in richtiger Weise in-
einander greifen
,
so dass sich eine harmonische
E
ntwicklung vollziehen kann
.
Die Fähigkeit
zum sozialen Umgang (Sozialkompetenz) stellt dafür ein wichtiges Verbindungsglied dar.
Abb. 1:
Triadisches
Modell
v
on
Mönk
s

9
Weitere Modelle der Hochbegabung waren in der Folge
das "Münchner Hochbegabungsmodell" von Heller, Perleth und Hany (1992),
das "Differenzierte Begabungs- und Talentmodell" von Gagne (1993) ode
r
das "Mehrdimensionale Begabungskonzept" von Urban (1993).
Pyramidenmodell der Hochbegabung von Krenner nach Mönks/Renzulli (2007)
Nachdem es sich beim triadischen Modell der Hochbegabung von Mönks & Renzulli eigent-
lich um ein 3-D-Modell handelt, habe ich die 3 Eckpunkte um einen Faktor erweitert
,
nämlich
um den des Indi
v
iduums und dieses an die Spitze einer gleichseitigen Pyramide gesetzt. Der
Mensch als
E
inzelwesen wird beeinflusst und geprägt
v
on den drei Dominanten Schule
,
Freunde
,
Peers und Familie
.
Aufgrund der Tatsache
,
dass heute die Sozialkompetenz eine
immer wichtigere Rolle im Leben des Menschen
,
in unserer heutigen von Konkurrenz
geprägten Gesellschaft spielt, habe ich sie als verbindendes Element vom Individuum zu den
drei anderen Komponenten eingesetzt. Ohne Sozialkompetenz kann auch ein begabt
e
r
Mensch keine besonderen Leistungen erbringen bzw. werden sie nicht erkannt bzw. an-
erkannt. Die Akzeptanz seitens des Feldes ist enorm wichtig geworden
,
deswegen bedarf es im
Umgang mit den anderen Menschen um uns herum einer adäquaten sozialen Auseinandersetzung
.
Abb. 2:
3-D-P
y
ramidenmodell
v
on Krenn
e
r nach
Mönks

10
2.3 Identifikation, Erkennen
Die Frage, wie man Hochbegabte erkennt, beschäftigte schon viele Psychologen, Lern-
forscher, Lehrerinnen und Lehrer. Dass das nicht so einfach funktioniert, zeigen viele Artikel
in Büchern und im Internet.
So schreibt etwa Falk-Frühbrodt, dass Hochbegabte das größte Potential für Lernerfolg
haben, doch drücken sich Begabungen im intellektuellen Bereich nicht immer in guten
schulischen Leistungen aus. Dauerhafte geistige Unterforderung führt zu Langeweile, die
früher oder später in Verhaltensauffälligkeiten und Störverhalten umschlagen kann. Die
wenigsten Lehrkräfte würden bei verhaltensauffälligen Kindern eine unentdeckte Hoch-
begabung vermuten. Zu sehr werden Intelligenz und Begabung in Verbindung gebracht mit
Angepasstheit, Motivation und der Fähigkeit, Schwierigkeiten wie ein Erwachsener erkennen,
artikulieren und lösen zu können. Kinder, die trotz nachgewiesener hoher Intelligenz im
schulischen Kontext versagen, stellen ihr soziales Umfeld vor Rätsel: Wie ist es möglich, dass
begabte Kinder und Jugendliche weit unter ihren Möglichkeiten bleiben?
Somit wäre es für alle Beteiligten, für das Kind, das Lehrpersonal und natürlich auch für die
Eltern, äußerst positiv
,
dass potentielle Hochbegabte eine frühe Identifikation erfahren.
Mönks & Ypenburg (2005, S. 40-46) merken dazu an, dass es nicht so sein darf, dass ein
Kind dafür "bestraft" wird, wenn es seinen spontanen Entwicklungsbedürfnissen folgt. Auf
der Suche nach Identifikationskriterien finden sie, "dass die Sprachentwicklung ein frühes
Merkmal für Hochbegabung zu sein scheint. Produktiver Umgang mit der Sprache ist
offensichtlich ein zentrales Merkmal bei jungen hochbegabten Kindern. In psychologischer
Hinsicht ist ein Entwicklungsvorsprung feststellbar, wodurch sie oft frühe intellektuelle
Interessen haben, die keineswegs altersgemäß sind. Es kommt häufig zu einer asynchronen
Entwicklung
,
d
.
h. die intellektuelle Entwicklung verläuft schneller als die emotionale und die
körperliche. Aber in keinem Lehrbuch der Entwicklungspsychologie steht, dass sich Körper
und Geist mit derselben Geschwindigkeit entwickeln müssen
.
Das kalendarische Alter ist nur
eine globale Norm, es ist ein unbrauchbarer Bezugsrahmen für die Beurteilung von
hochbegabten Kindern und Jugendlichen."
Unten stehende Liste von möglichen Indizien, dass ein Kind hochbegabt sein kann, ist unvoll-
ständig. Sie soll aber eine brauchbare Hilfe sein beim frühen Erkennen von Hochbegabung.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783842823105
ISBN (Paperback)
9783842873100
Dateigröße
786 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Radboud Universiteit Nijmegen
Erscheinungsdatum
2014 (Juni)
Note
2
Schlagworte
Echa Hochbegabte Hochbegabung Underachiever Minderleister Begabtenförderung Fragebogen
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