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Alternative Formen der Finanzierung von Immobilien in Deutschland

Ein möglicher Ansatz für die Bewältigung der sich abzeichnenden Finanzierungslücke bzw. Kreditklemme in der Immobilienwirtschaft

©2013 Masterarbeit 87 Seiten

Zusammenfassung

Thema der vorliegenden Arbeit sind sowohl alternative Formen der Finanzierung von Immobilien in Deutschland als auch ein möglicher Ansatz für die Bewältigung der sich abzeichnenden Finanzierungslücke bzw. Kreditklemme in der Immobilienwirtschaft.
Investitionen in Immobilien zählen nach wie vor, neben Aktien und Anleihen, zu einer der beliebtesten und sichersten Kapitalanlagen der heutigen Zeit. Allein in 2012 betrug das Investmentvolumen in Deutschland 36 Mrd. Euro (vgl. Fründ/Schulz-Wulkow/von Drygalski 2013, S. 4) und ist somit wieder auf einem Höchststand angelangt. Nur 2006 und 2007, in den „Boomjahren“ des Immobilieninvestments, wurde noch mehr Kapital in Immobilien investiert.
Traditionell werden diese großen Investmentvolumina durch eine hohe Fremdkapitalaufnahme bei den Banken finanziert. Durch die diversen Finanz- und Weltwirtschaftskrisen sind jedoch die Zugänge zu den Refinanzierungsmärkten beeinträchtigt, bis nahezu unmöglich geworden, was umgangssprachlich als sog. Kreditklemme bezeichnet wird. Einen vorläufigen Höhepunkt fand diese Problematik in den Jahren 2008 und 2009, nach den Boomjahren von 2006 und 2007. Es folgte anschließend eine leichte Entspannung des Marktes ab 2010.
Jedoch führen mehrere Faktoren dazu, dass das Thema aktueller denn je ist und in den kommenden Jahren deutlich an Signifikanz gewinnen wird. Faktoren hierfür sind einerseits das auseinanderklaffende Angebot und die Nachfrage nach Core-Objekten, die künftigen Vorschriften durch Basel III, aber auch vor allen die bevorstehende Ablösungswelle aus den Boomjahren. All diese Faktoren führen zu einem Umdenken auf dem Immobilienmarkt in Deutschland. Die Folge ist die zunehmende Beachtung, Wahrnehmung und Suche von und nach alternativen Finanzierungsformen, die über die klassischen, lange Jahre bewährten Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen hinausgehen. Ob diese Kreditderivate, wie beispielsweise Joint-Venture Finanzierungen, Real Estate Private Equitys, Wandelanleihen, Optionsanleihen etc. wirklich praktikable Alternativen darstellen, gilt es im Rahmen dieser Arbeit zu untersuchen. Dabei werden zunächst die signifikantesten alternativen Finanzierungsformen betrachtet und daraufhin eine aktuell heiß diskutierte Form (Debt Funds) genauer betrachtet. Außerdem soll anhand aktueller Umfragen und Studien aufgezeigt werden, ob alternative Finanzierungsformen für konservative Anbieter und Nachfrager überhaupt in Frage kommen (vgl. Radner/Volquarts 2011).[...]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kittler, Mirko: Alternative Formen der Finanzierung von Immobilien in Deutschland. Ein
möglicher Ansatz für die Bewältigung der sich abzeichnenden Finanzierungslücke bzw.
Kreditklemme in der Immobilienwirtschaft, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4816-0
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland, Masterarbeit, 2013
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... III
Abbildungsverzeichnis ... VI
Tabellenverzeichnis ... VIII
1 Einleitung ... 1
1.1 Einführung ... 1
1.2 Ziel der Arbeit ... 2
1.3 Aufbau der Arbeit ... 2
2 Formen der Immobilienanlagen ... 4
2.1 Direktinvestitionen ... 5
2.2 Immobilienfonds ... 5
2.2.1 Offene Immobilienfonds ... 7
2.2.2 Geschlossene Immobilienfonds ... 8
2.2.3 Spezialfonds ... 9
2.3 REITs ... 10
2.4 Zusammenfassung klassischer Immobilienanlageformen ... 11
3 Grundlagen der Immobilienbewertung in Deutschland ... 13
3.1 Verkehrswertverfahren ... 15
3.1.1 Vergleichswertverfahren ... 15
3.1.2 Ertragswertverfahren ... 16
3.1.3 Sachwertverfahren ... 20
3.1.4 Zusammenfassung Verkehrswertverfahren ... 21
3.2 DCF-Verfahren ... 22
3.3 Weitere Bewertungseinflüsse ... 26
4 Kriterien der Immobilienfinanzierung ... 27
4.1 Aktuelle Vorschriften durch Basel II ... 27

II
4.2 Befürchtete Kreditklemme (Faktoren) ... 29
4.2.1 Künftige Vorschriften durch Basel III ... 30
4.2.2 Angebot & Nachfrage nach Core-Objekten ... 35
4.2.3 Bevorstehende Ablösungswelle aus den Boomjahren ... 37
5 Grundlagen alternativer Finanzierungsformen ... 39
5.1 Unterscheidung von Finanzierungsinstrumenten ... 39
5.1.1 Eigenkapital ... 40
5.1.2 Fremdkapital ... 41
5.1.3 Mezzanine-Kapital ... 42
5.1.4 Zusammenfassung der herkömmlichen Finanzierungsformen ... 44
5.2 Auswahl alternativer Immobilien-Finanzierungsformen ... 46
5.2.1 Eigenfinanzierungsinstrumente ... 49
5.2.1.1 Joint-Venture-Finanzierungen ... 49
5.2.1.2 Real Estate Private Equity ... 50
5.2.2 Mezzanine-Finanzierungsinstrumente ... 53
5.2.2.1 Stille Beteiligungen ... 53
5.2.2.2 Nachrangdarlehen ... 54
5.2.3 Fremdfinanzierungsinstrumente ... 54
5.2.3.1 Schuldverschreibungen ... 54
5.2.3.2 Hypothekenanleihen ... 55
5.2.4 Sonderformen der Finanzierungsinstrumente ... 55
5.2.4.1 Immobilienverbriefungen ... 55
5.2.4.2 Leasing und Factoring ... 57
6 Mögliche Schließung der Finanzierungslücke durch alternative Finanzierungsinstrumente
am Beispiel der Wirkungsweise von Debt Funds ... 61
7 Fazit ... 68
Literaturverzeichnis ... IX

III
Abkürzungsverzeichnis
Abs. Absatz
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BauGB Baugesetzbuch
BGH Bundesgerichtshof
bspw. beispielsweise
BVI
Bundesverband Investment und Asset Management e.V.
BW Bodenwert
BWK Bewirtschaftungskosten
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CBRE
CB Richard Ellis
CDS
Credit Default Swap
CF Cash
Flow
CMBS
Commercial Mortgage Backed Securities
d. h.
das heißt
DCF Discounted
Cash
Flow
DFV
Deutscher Factoring Verband e.V
EG Europäische
Gemeinschaft
EK Eigenkapital
EKQ Eigenkapitalquote
EKR Eigenkapitalrentabilität
et al.
und andere
EUSD
EU Savings Tax Directive
EW Ertragswert
FAS
Financial Accounting Standards
FASB
Financial Accounting Standards Board
FATCA
Foreign Account Tax Compliance Act
FGM Finanzierungsgruppe
Mittelstand
FK Fremdkapital
FKQ Fremdkapitalquote
FKR Fremdkapitalrentabilität
FKZ Fremdkapitalzins

IV
GK Gesamtkapital
GKR Gesamtkapitalrentabilität
HGB Handelsgesetzbuch
Hrsg. Herausgeber
i Zins
i. d. R.
in der Regel
i. S. d.
im Sinne der
IAS
International Accounting Standard
IFRS
International Financial Reporting Standards
ImmoWertV Immobilienwertermittlungsverordnung
INREV
European Association for Investors in Non-Listed Real Estate Vehi-
cles
InvG Investmentgesetz
IRR
Internal Rate of Return
JV Joint
Venture
JVC
Joint Venture Capital
JVF
Joint Venture Finanzierung
KAG Kapitalanlagegesellschaft
KAGG Kapitalanlagegesetz
KWG Kreditwesengesetz
LCR
Liquidity Coverage Ratio
LR Leverage
Ratio
LTV
Loan To Value
MBS
Mortgage Backed Securities
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
NSFR
Net Stable Funding Ratio
o. g.
oben genannt
REIT
Real Estate Investment Trust
REPE
Real Estate Private Equity
RES Real
Estate
Securitisation
RoE Rohertrag
s. siehe

V
S. Seite
SPV
Special Purpose Vehicle
Tab. Tabelle
u. a.
unter anderem
u. v. m.
und viele mehr
US-GAAP
United States Generally Accepted Accounting Principles
usw.
und so weiter
VE Verkaufserlös
vgl. vergleiche
WertV Wertermittlungsverordnung

VI
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Klassifizierung von Anlagemöglichkeiten ... 4
Abbildung 2: Das Investmentdreieck. ... 6
Abbildung 3: Initiierung von Spezialfonds ... 9
Abbildung 4: Vorteile von REITs ... 11
Abbildung 5: Wesentliche Immobilienbewertungsanlässe ... 13
Abbildung 6: Wesentliche Wertermittlungsverfahren ... 14
Abbildung 7: Sachwertzusammensetzung ... 20
Abbildung 8: DCF-Diskontierung ... 22
Abbildung 9: DCF-Verfahren ... 23
Abbildung 10: DCF-Beispielrechnung ... 24
Abbildung 11: Werteinflussfaktoren auf eine Immobilie ... 26
Abbildung 12: Säulen von Basel II ... 27
Abbildung 13: Umfrage Ernst&Young über Basel III ... 32
Abbildung 14: Umfrage Ernst&Young über Solvency II ... 33
Abbildung 15: Top 3 der Investorentypen im Dreijahresvergleich ... 34
Abbildung 16: Rendite/Risikostruktur der Immobilienanlagen ... 36
Abbildung 17: Transaktionsvolumina in Mrd. Euro in Deutschland ... 37
Abbildung 18: Möglichkeiten der Kapitalzufuhr ... 39
Abbildung 19: Eigenkapitalkonzeption i. S. d. § 10 KWG ... 41
Abbildung 20: Alternative und klassische Finanzierungsinstrumente ... 45
Abbildung 21: Bedeutung alternativer Finanzierungsinstrumente für Neu-Investitionen ... 46
Abbildung 22: Einsatz und Suche nach alternativen Finanzierungsinstrumenten ... 47
Abbildung 23: Negative Einflussfaktoren auf alternative Finanzierungsformen... 48
Abbildung 24: Bedeutungsgewinn von alternativen Finanzierungsformen ... 51
Abbildung 25: Charakteristika von REPE ... 52

VII
Abbildung 26 Umfrage Ernst&Young über Verbriefungsmarkt 2013 ... 57
Abbildung 27: Rendite/Risikostruktur der Debt Funds ... 66

VIII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zusammenfassung klassischer Immobilienanlageformen...12
Tabelle 2: Fiktives Beispiel für das Vergleichswertverfahren...16
Tabelle 3: Ertragswertverfahren...17
Tabelle 4: Formel des Ertragswertverfahrens...18
Tabelle 5: Fiktives Beispiel für das Ertragswertverfahren...19
Tabelle 6: Klassifizierung des Eigenkapitals...40
Tabelle 7: Klassifizierung des Fremdkapitals...41
Tabelle 8: Unterscheidung Operating- und Finance-Leasing...58
Tabelle 9: Vorteile des Immobilienleasings...59
Tabelle 10: Namenhafte Neuauflegungen von Debt Funds 2012...65

1
1 Einleitung
1.1 Einführung
Thema der vorliegenden Arbeit sind sowohl alternative Formen der Finanzierung von Immo-
bilien in Deutschland als auch ein möglicher Ansatz für die Bewältigung der sich abzeichnen-
den Finanzierungslücke bzw. Kreditklemme in der Immobilienwirtschaft.
Investitionen in Immobilien zählen nach wie vor, neben Aktien und Anleihen, zu einer der
beliebtesten und sichersten Kapitalanlagen der heutigen Zeit. Allein in 2012 betrug das In-
vestmentvolumen in Deutschland 36 Mrd. Euro (vgl. Fründ/Schulz-Wulkow/von Drygalski
2013, S. 4) und ist somit wieder auf einem Höchststand angelangt. Nur 2006 und 2007, in den
,,Boomjahren" des Immobilieninvestments, wurde noch mehr Kapital in Immobilien inves-
tiert.
Traditionell werden diese großen Investmentvolumina durch eine hohe Fremdkapitalaufnah-
me bei den Banken finanziert. Durch die diversen Finanz- und Weltwirtschaftskrisen sind
jedoch die Zugänge zu den Refinanzierungsmärkten beeinträchtigt, bis nahezu unmöglich
geworden, was umgangssprachlich als sog. Kreditklemme bezeichnet wird. Einen vorläufigen
Höhepunkt fand diese Problematik in den Jahren 2008 und 2009, nach den Boomjahren von
2006 und 2007. Es folgte anschließend eine leichte Entspannung des Marktes ab 2010.
Jedoch führen mehrere Faktoren dazu, dass das Thema aktueller denn je ist und in den kom-
menden Jahren deutlich an Signifikanz gewinnen wird. Faktoren hierfür sind einerseits das
auseinanderklaffende Angebot und die Nachfrage nach Core-Objekten, die künftigen Vor-
schriften durch Basel III, aber auch vor allen die bevorstehende Ablösungswelle aus den
Boomjahren. All diese Faktoren führen zu einem Umdenken auf dem Immobilienmarkt in
Deutschland. Die Folge ist die zunehmende Beachtung, Wahrnehmung und Suche von und
nach alternativen Finanzierungsformen, die über die klassischen, lange Jahre bewährten Ei-
gen- und Fremdkapitalfinanzierungen hinausgehen. Ob diese Kreditderivate, wie beispiels-
weise Joint-Venture Finanzierungen, Real Estate Private Equitys, Wandelanleihen, Options-
anleihen etc. wirklich praktikable Alternativen darstellen, gilt es im Rahmen dieser Arbeit zu
untersuchen. Dabei werden zunächst die signifikantesten alternativen Finanzierungsformen
betrachtet und daraufhin eine aktuell heiß diskutierte Form (Debt Funds) genauer betrachtet.
Außerdem soll anhand aktueller Umfragen und Studien aufgezeigt werden, ob alternative Fi-
nanzierungsformen für konservative Anbieter und Nachfrager überhaupt in Frage kommen
(vgl. Radner/Volquarts 2011).

2
1.2 Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist, den Leser an die Grundlagen der Immobilienfinanzierung in Deutsch-
land heranzuführen. Daraufhin wird aufgezeigt, welche Faktoren Einfluss auf eine mögliche
Kreditklemme bzw. Finanzierungslücke haben können. Im Anschluss daran werden die am
weitesten verbreiteten alternativen Finanzierungsmöglichkeiten exemplarisch erläutert und ein
möglicher Lösungsansatz anhand eines Beispiels der Finanzierung einer Immobilie durch
alternative Finanzierungsformen dargelegt. Abschließend soll das Fazit noch eine kritische
Würdigung darstellen, ob tatsächlich bereits eine Kreditklemme existiert oder sie wahrschein-
lich kommen könnte, wie viele Medien behaupten (vgl. Flatow 2009).
1.3 Aufbau der Arbeit
Im ersten Kapitel erfolgt eine Heranführung des Lesers an das Thema dieser Masterarbeit.
Das folgende Kapitel behandelt die grundlegenden Formen der Immobilienanlagen. Hierbei
erfolgt eine Fokussierung auf der Investorenseite, welche Klassifikationen von Investoren gibt
es, und wie hoch sind die investierten Volumina der vergangenen Jahre?
Im dritten Kapitel stehen die Formen der Immobilienbewertung im Fokus. Bevor genauer auf
die Finanz- und Kostenstruktur eingegangen wird, muss der Leser zunächst darüber informiert
werden, wie genau sich die einzelnen Werte zusammensetzen. Zentral herausgegriffen wird
hier das Discounted Cash Flow Verfahren, welches eine signifikante Rolle bei der Immobili-
enbewertung in den letzten Jahren eingenommen hat.
Kapitel vier beschäftigt sich mit Formen der Immobilienfinanzierung: Zunächst soll aufge-
zeigt werden, welche aktuellen Vorschriften bei den Finanzierungen eingehalten werden müs-
sen, bspw. durch Basel II, und es geht um die Faktoren, welche zu einer befürchteten Kredit-
klemme führen könnten.
Im fünften Kapitel geht es um die Grundlagen der alternativen Finanzierungsformen: Es er-
folgt eine Auswahl der häufigsten und geläufigsten alternativen Finanzierungsformen, mit der
Anmerkung, dass in der Literatur über 20 verschiedene Formen auffindbar sind. Zur Vermei-
dung eines Lehrbuchcharakters wird in diesem Kapitel folglich auf die neun wichtigsten ge-
nauer eingegangen. Dabei werden zwei Formen der Eigenfinanzierung, zwei der Mezzanine-
Finanzierung, zwei der Fremdfinanzierung und schlussendlich drei sog. Sonderformen der
Finanzierung vorgestellt.

3
Im sechsten Kapitel soll anhand eines aktuellen Beispiels, der sog. Debt Funds, aufgezeigt
werden, wie eine Finanzierungslücke mit Hilfe der Anwendung einer alternativen bzw. inno-
vativen Finanzierungsform vermieden werden kann.
Im abschließenden siebten Kapitel erfolgt sowohl eine kritische Würdigung des Finanzie-
rungsmarktes für Immobilien als auch ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.

4
2 Formen der Immobilienanlagen
In Deutschland existieren beinahe unbegrenzte Anlagemöglichkeiten für private und instituti-
onelle Investoren. Investitionen in Immobilien zeichnen sich aus durch: Schutz vor Inflation,
meist regelmäßige Cash Flows und eine Gesamtportfolio Diversifikation (vgl. Gondring 2011,
S. 20). Wie bei allen Investitionen muss die Berücksichtigung zweier Faktoren abgewogen
werden, und zwar der Rendite und des Risikos. Eine genauere Darlegung der möglichen Ren-
dite-Risiko-Kombinationen erfolgt jedoch noch an späterer Stelle dieser Arbeit.
Zunächst lässt sich bei den Anlagemöglichkeiten in Immobilien folgende Unterscheidung
treffen:
Abbildung 1: Klassifizierung von Anlagemöglichkeiten
(Eigene Darstellung, in Anlehnung an Trübestein 2012, S. 20)
Ein Investor kann aus mehreren Anlageformen in Immobilien auswählen: eine Direktinvesti-
tion (direkter Kauf einer Immobilie), eine mittelbare Anlage über Immobilienfonds oder eine
indirekte Anlage über eine Investition bei einer Gesellschaft, welche über eine oder mehrere
Immobilien in ihrem Portfolio verfügt. Weiterhin gilt es zu unterscheiden, ob die Anlage
,,public" ist, d. h. an der Börse gehandelt wird, oder ,,private", d. h. am außerbörslichen Han-
del geschieht (vgl. Trübestein 2012, S. 20).

5
2.1 Direktinvestitionen
Bei einer Direktinvestition erfolgt ein rechtlicher und wirtschaftlicher Eigentumstransfer der
Immobilie vom Verkäufer an den Investor, welcher zum Eigentümer des Objektes wird. Hie-
raus resultiert einerseits die uneingeschränkte Befugnis über die Immobilie, andererseits bein-
haltet diese Form jedoch auch die daraus resultierenden Rechte und Pflichten. Zentraler Vor-
teil einer Direktinvestition in eine Immobilie ist oftmals die erhöhte Rendite, da die finanziel-
len Überschüsse (Mieteinnahmen) dem Investor direkt und unmittelbar zufließen (vgl. Kohli
et al 2007, S. 35). Die Voraussetzung hierfür ist jedoch die Abschließung von längerfristigen
Mietverträgen mit Mietern, die eine gute Bonität aufweisen können und dadurch eine stabile
Cash Flow Generierung sicherstellen.
Neben diesem Vorteil seien jedoch auch die sich daraus ergebenden Nachteile erwähnt. Durch
die Direktinvestition erfolgt eine sehr lange und hohe Kapitalbindung, welche einhergeht mit
hohen Transaktions- und Folgekosten (vgl. Trübestein 2012, S.20). Als Folgekosten seien hier
beispielsweise das Property- oder das Facility-Management genannt, die der Eigentümer der
Immobilie tragen muss, ebenso wie der Personalaufwand, der einkalkuliert werden muss, um
eine Immobilie zu managen.
Aus diesem Nachteil der hohen Kapitalbindung ergibt sich auch die eigentliche Problematik
einer Direktinvestition in Immobilien für private Investoren: das sog. Klumpenrisiko. Auf-
grund der hohen Kapitalbindung kann nicht ausreichend innerhalb des Portfolios diversifiziert
werden. Ein risikodiversifizierender Mix aus den unterschiedlichen Asset-Klassen (Wohnen,
Büro, Hotel, Logistik, Einzelhandel) ist häufig nicht möglich. Es folgt eine Klumpenbildung
von einer Asset-Klasse mit sehr ähnlicher Mieterstruktur (vgl. Del Casino 1995, S. 919).
Die Folge dieser Problematik ist, dass Privatanleger sich zwar über die Jahre hinweg durch
Direktinvestitionen einen hohen Bestand an z.B. Wohnimmobilien angeeignet haben, die an-
deren Asset-Klassen jedoch aufgrund der größeren Investmentvolumina den institutionellen
Investoren vorbehalten bleiben (vgl. Fröhling/Ragotzky 2006, S. 485).
2.2 Immobilienfonds
Immobilienfonds in Deutschland werden aktiv verwaltet und zählen zu der klassischen Form
der indirekten Anlagemöglichkeit. Immobilien stellen hierbei das zentrale Fondsvermögen
dar. Durch Ausgabe von Zertifikaten des Fonds kann ein Investor einen verbrieften Teil des
Immobilienvermögens des Fonds erwerben. Das Kapital der Investoren wird dafür verwendet,

6
um im Namen des Fonds Immobilien zu erwerben. Weiterhin lassen sich Immobilienfonds
unterscheiden in offene und geschlossene Immobilienfonds sowie Spezialfonds (vgl. Koffner
2004: S. 75). Grundlegend ist jedoch für alle Fonds das sog. Investmentdreieck:
Abbildung 2: Das Investmentdreieck.
(Eigene Darstellung, in Anlehnung an BVI 2012, S. 8)
Das Investmentdreieck wird gebildet durch den Anleger, die Fondsgesellschaft (auch Kapital-
anlegegesellschaft KAG genannt) und die Depotbank. Durch §75 InvG ist vorgeschrieben,
dass die Kapitalanlagegesellschaft (KAG) das Eigentum an den Immobilien hält. Die Verbin-
dung zu den einzelnen Anlegern besteht dadurch, dass diese durch die Zeichnung der Anteile
schuldrechtlich mit der KAG verbunden sind. Entscheidend ist hier, dass die Immobilien als
Sondervermögen der KAG gehandhabt werden, so dass die Anleger vor dem Zugriff anderer
Gläubiger geschützt werden. Die Depotbank nimmt bei Immobilienfonds, anders als etwa bei
Aktienfonds, eine eher marginale Rolle ein. Im Folgenden sollen die einzelnen Formen der
Immobilienfonds genauer dargestellt werden.

7
2.2.1 Offene Immobilienfonds
Die Offenen Immobilienfonds in Deutschland stellen eine Vermögensanlage in Kollektivform
dar. Die Grundstruktur eines Offenen Immobilienfonds ist dabei relativ simpel: Viele kleine
Anleger oder auch größere Investoren werden durch den Fonds vereint, um hierdurch Immo-
bilien erwerben zu können, welche sie als einzelne nicht in der Lage wären zu finanzieren.
Dadurch können hochvolumige und besser diversifizierte Anlageobjekte erworben werden.
Die zentrale Charakteristik eines offenen Immobilienfonds zeichnet sich dadurch aus, dass
Anteile von den Investoren jederzeit individuell gekauft und zurückgegeben werden können.
Hierbei existieren zwar des Öfteren gewisse Mindestanlagesummen (z.B. ab 10.000 Euro),
aber der Kreis der Anleger ist nicht begrenzt und ,,jeder", sowohl Privatleute, als auch institu-
tionelle Investoren können Anteile zeichnen (vgl. Servatius 2012, S. 2).
Bei einem Offenen Immobilienfonds unterliegt die KAG (vgl. Abbildung 2: Das Investment-
dreieck) den strengen Kontrollen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Anders als bspw. bei geschlossenen Immobilienfonds, können bei der offenen Variante stän-
dig neue Zertifikate ausgegeben werden, wodurch sich das Gesamtvolumen des Fonds immer
weiter erhöhen kann. Es existiert folglich keine Begrenzung bei der Anzahl und dem Wert der
Zertifikate (Open-End-Prinzip). Das dadurch frisch generierte Kapital kann genutzt werden,
um weitere Immobilien zu erwerben. Des Weiteren gibt es einen Sekundärmarkt, an welchem
täglich ein Handel stattfindet. Bei einem funktionierenden Sekundärmarkt können somit die
Zertifikate zum Tageskurs ge- und verkauft werden (vgl. Kofner 2004, S. 75).
Zwar versuchen die Offenen Immobilienfonds nur begrenzt Risiken einzugehen, durch bspw.
Kauf von Objekten in sehr guten Mikrolagen oder auch dem gesetzlich vorgeschriebenen Ge-
bot der Risikodiversifizierung (vgl. §§1 S.2, 67, 73 InvG), dennoch sollten die Hauptrisiken
nicht außer Acht gelassen und hier erwähnt werden:
1. Keine vollständige Veröffentlichung darüber, um welche Immobilie es sich genau
handelt, die erworben wurde (vgl. Deter et al 2005, S. 43).
2. Ist ein Fonds erfolgreich, kommt es zu einem sog. Anlegerzulauf. Dies führt dazu,
dass das Fondsmanagement einem gewissen Investmentdruck ausgesetzt wird und
folglich investieren muss und dadurch nicht optimale Objekte erworben werden, weil
bessere zu dem jeweiligen Zeitpunkt nicht auf dem Markt verfügbar sind. Daraus kann

8
eine Verwässerung der Qualität bzw. eine Renditeschmälerung erfolgen und auf län-
gere Sicht auch ein erhöhtes Risiko, da zu risikoreicheren Produkten gegriffen wird
(vgl. Deter et al 2005, S. 43).
3. Durch das Liquiditätsrisiko (unzureichende liquide Mittel oder zu viele Anteilsschein-
rückgaben auf einmal) besteht die Gefahr, dass das Fondsvermögen ,,eingefroren"
werden muss, somit das Kapital längerfristig gebunden wird und erhebliche Einbußen
in Kauf genommen werden müssen (vgl. Servatius 2012, S. 3­4). Als eines der promi-
nentesten deutschen Beispiele für einen offenen Immobilienfond, der liquidiert und
über die BaFin abgewickelt werden musste, kann hier der AXA Immoselect genannt
werden (vgl. Leykam, 2013), der Degi International, der SEB ImmoInvest, und viele
weitere mit einem Wert der Fondsimmobilien von über 9,2 Mrd. Euro (vgl. n-tv
2012).
2.2.2 Geschlossene Immobilienfonds
Der grundlegende Unterschied zwischen geschlossenen und offenen Immobilienfonds besteht
darin, dass erstgenannte einmalig das Kapital einsammeln und dann investieren. Danach wird
der Fonds geschlossen und es ist kein weiterer Erwerb von Anteilen möglich. Oftmals be-
schränkt sich das Kapital der Investition dann auch nur auf ein höhervolumiges Objekt, z.B.
ein Einkaufszentrum oder ein Bürohaus für mehrere Millionen Euros. Die Rendite für die
Investoren errechnet sich aus den laufenden Mieteinnahmen und dem Verkaufspreis des Ob-
jektes nach dem Ende der geplanten Laufzeit.
Kennzeichnend für geschlossene Fonds ist, dass der Investor die Rolle eines Kommanditisten
einnimmt; juristisch gesehen wird der Investor somit selbst zum Unternehmer und trägt alle
Chancen, aber auch Risiken, die aus dieser Anlage resultieren. Der Kommanditist haftet näm-
lich in voller Höhe seiner Einlage (vgl. Deter et al 2005, S. 44), jedoch entfällt der Aufwand
für die Verwaltung, da dieser von der Fondsgesellschaft getragen wird (vgl. Pfnür 2011, S.
155). Wie bei den offenen Immobilienfonds, sollte auch auf die Risiken dieser Form der Im-
mobilienanlage eingegangen werden:
1. Die geringe Transparenz bei der Mittelverwendung, welche auch gesetzlich nicht vor-
geschrieben wird (vgl. Pilz 2007, S. 42).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783842848160
ISBN (Paperback)
9783842898165
Dateigröße
7.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,3
Schlagworte
Immobilien Finanzierung Real Estate Investment Basel III Fonds Projektentwicklung Valuation Innovation
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