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Die Finanzierung der Technical Colleges im US-Bundesstaat Wisconsin als Modell für eine zukünftige selbständige berufliche Schule in Hessen

©2013 Masterarbeit 83 Seiten

Zusammenfassung

1, Problemstellung:
Einige berufliche Schulen in Hessen durchlaufen zur Zeit das Pilotprojekt SV+ oder haben inzwischen den Weg zur ‘Selbständigen beruflichen Schule’・(SBS) gefunden. Diese Schulen haben zwar eine gewisse Budgethoheit (auch als großes Schulbudget bekannt), die Finanzierungsquellen bleiben aber, wie bei der herkömmlichen nicht-selbständigen Schule, der Landeshaushalt und der Haushalt der kommunalen Schulträger. Im Rahmen einer größeren Selbstverantwortung und des Einsparungsdrucks der öffentlichen Hand aber auch neuer An¬forderungen, werden die zukünftigen selbständigen beruflichen Schulen jedoch langfristig andere und neue Finanzierungswege finden müssen. In Wisconsin, dem langjährigen Partnerland des Bundeslandes Hessen in Bildungsfragen, hat sich mit den Technical Colleges bereits seit langem die selbständige berufliche Schule mit einem komplexen System der Mischfinanzierung etabliert. Diese Arbeit soll dieses System darstellen und die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren einer Übernahme für das Land Hessen betrachten und bewerten.
Methodisch soll dies im Rahmen der Vergleichenden Erziehungswissenschaft durch eine Kombination der deskriptiven, historischen und soziologisch-empirischen Methoden geschehen, indem zunächst der Ist-Zustand in Wisconsin vorgestellt wird. Hierbei sollen zunächst die äußeren Rahmenbedingungen, innerhalb denen die Technical Colleges agieren, beschrieben werden, gefolgt von der allgemeinen Darstellung dieser Schulen. Ein erster Hauptteil dieser Arbeit wird anschließend die detaillierte Beschreibung aller finanziellen Aspekte der Technical Colleges sein. Nachfolgend wird der aktuelle Zustand der herkömmlichen und der selbständigen beruflichen Schulen in Hessen kurz dargestellt werden, um den Rahmen für eine Übernahme des Finanzierungssystems aus Wisconsin festzustellen. Im zweiten Hauptteil der Arbeit sollen dann darauf aufbauend die Chancen und Möglichkeiten der Einführung des betrachteten Systems in Hessen beleuchtet werden. Abschließend werden am Ende dieser Arbeit die Ergebnisse zusammengeführt, um die praktische Relevanz und die Aussagekraft dieser Arbeit kritisch zu betrachten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Fink, Torsten: Die Finanzierung der Technical Colleges im US-Bundesstaat Wisconsin
als Modell für eine zukünftige selbständige berufliche Schule in Hessen, Hamburg,
Diplomica Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-7536-4
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. Technische Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern, Deutschland, Masterarbeit,
April 2013
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
1
Problemstellung
1
2
Rahmenbedingungen im US-Bundesstaat Wisconsin
2.1
Der US-Bundesstaat Wisconsin
2
2.2
Das Bildungssystem Wisconsins
6
3
Aufbau, Auftrag und Rolle der Technical Colleges innerhalb der
Bildungslandschaft Wisconsins
11
4
Die Finanzierung der Technical Colleges
4.1
Die Elemente der Mischfinanzierung und der Budget der Technical
Colleges in Wisconsin
14
4.2
Finanzierung aus staatlichen Schulhaushalten
4.2.1 ,,Landesmittel" des Bundesstaats Wisconsin
17
4.2.2 Mittel der US-Bundesregierung
18
4.3
Kurs- und Lehrgangsgebühren
19
4.4
Direkte Demokratie: Investitionsfinanzierung durch die kommunale
Grundsteuer
21
4.5
Fundraising, Sponsoring und sonstige Einnahmequellen
26
5
Mittelverwendung und Controlling
28
6
Aktuelle politische Diskussion in Wisconsin
31
7
Bewertung des Systems
33
8.
Im Vergleich: Finanzierung und Mittelverwendung der beruflichen
Schulen in Hessen
8.1
Nicht-selbständige Schulen
37
8.2
Selbständige berufliche Schulen
39
9
Umsetzung des Finanzierungsmodells aus Wisconsin auf Hessen
9.1
Chancen durch eine Mischfinanzierung nach dem Vorbild Wisconsins
40

9.2
Haushaltsfinanzierung aus Landes- und Bundesmitteln
42
9.3
Probleme und Chancen bei der Einführung von Kursgebühren
44
9.4
Notwendige Veränderungen im Steuer- und Kommunalrecht zur
Einführung von Bürgerbegehren zur Investitionsfinanzierung
47
9.5
Fundraising und Sponsoring als neue Schulleitungsaufgabe
49
9.6.
Kontrollinstrumente und -organe
9.6.1 Schulintern
51
9.6.2 Externe Kontrollen
52
9.6.3 Finanzielle und pädagogische Evaluation ­ ein Zielkonflikt?
54
10
Umsetzungsprobleme, mögliche Widerstände und Lösungsansätze
55
11
Fazit
11.1 Die Finanzierung der Technical Colleges im US-Bundesstaat Wisconsin
als Modell für eine zukünftige selbständige berufliche Schule in Hessen? 56
11.2
Eine kurze Reflexion über die Relevanz dieser Arbeit
58

Anhänge:
Anhang 1
Regionale Verteilung der Technical Colleges in Wisconsin
61
Anhang 2
Das Schul- und Universitätssystem Wisconsins
62
Anhang 3
Einnahmequellen des FVTC 2011
63
Anhang 4
Wahlformular für das Referendum des FVTC 2012
64
Anhang 5
Organigramm der College-Leitung des FVTC
65
Anhang 6
Leitsätze zum Sponsoring und Fundraising
66
Anhang 7
Checkliste für Schulen zum Bildungssponsoring
67

Abkürzungsverzeichnis:
BAFöG
Bundesausbildungsförderungsgesetz
FTE
Full Time Equivalent (Vollzeitschülerin /-schüler / -studierende)
FVTC
Fox Valley Technical College
GAAP
Generally Accepted Accounting Principles
HAFöG
Hessisches Ausbildungsförderungsgesetz
SBS
Selbständige Berufliche Schule
SV+
Selbstverantwortung plus
UFFAS
Uniform Financial Fund Accounting Systems
UW
University of Wisconsin
WEAC
Wisconsin Education Association Council
WTCS
Wisconsin Technical College System

- 1 -
1
Problemstellung
Einige berufliche Schulen in Hessen durchlaufen zur Zeit das Pilotprojekt SV+
oder haben inzwischen den Weg zur ,,selbständigen beruflichen Schule" (SBS)
gefunden. Diese Schulen haben zwar eine gewisse Budgethoheit (auch als
großes Schulbudget bekannt), die Finanzierungsquellen bleiben aber, wie bei der
herkömmlichen nicht-selbständigen Schule, der Landeshaushalt und der Haus-
halt der kommunalen Schulträger. Im Rahmen einer größeren Selbstverant-
wortung und des Einsparungsdrucks der öffentlichen Hand aber auch neuer An-
forderungen, werden die zukünftigen selbständigen beruflichen Schulen jedoch
langfristig andere und neue Finanzierungswege finden müssen. In Wisconsin,
dem langjährigen Partnerland des Bundeslandes Hessen in Bildungsfragen,
1
hat
sich mit den Technical Colleges bereits seit langem die selbständige berufliche
Schule mit einem komplexen System der Mischfinanzierung etabliert. Diese Ar-
beit soll dieses System darstellen und die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren
einer Übernahme für das Land Hessen betrachten und bewerten.
Methodisch soll dies im Rahmen der Vergleichenden Erziehungswissenschaft
2
durch eine Kombination der deskriptiven, historischen und soziologisch-empi-
rischen Methoden
3
geschehen, indem zunächst der Ist-Zustand in Wisconsin vor-
gestellt wird. Hierbei sollen zunächst die äußeren Rahmenbedingungen, inner-
halb denen die Technical Colleges agieren, beschrieben werden, gefolgt von der
allgemeinen Darstellung dieser Schulen. Ein erster Hauptteil dieser Arbeit wird
anschließend die detaillierte Beschreibung aller finanziellen Aspekte der Tech-
nical Colleges sein. Nachfolgend wird der aktuelle Zustand der herkömmlichen
und der selbständigen beruflichen Schulen in Hessen kurz dargestellt werden,
um den Rahmen für eine Übernahme des Finanzierungssystems aus Wisconsin
festzustellen. Im zweiten Hauptteil der Arbeit sollen dann darauf aufbauend die
Chancen und Möglichkeiten der Einführung des betrachteten Systems in Hessen
beleuchtet werden. Abschließend werden am Ende dieser Arbeit die Ergebnisse
zusammengeführt, um die praktische Relevanz und die Aussagekraft dieser Ar-
1 Vgl. Gemeinsame Erklärung zwischen Technical College System von Wisconsin und dem Hessischen
Kultusministerium, in: Hessisches Kultusministerium (Hrsg.), Amtsblatt des Hessischen
Kultusministeriums, 51. Jahrgang, Heft 12/1998, Wiesbaden, S. 947
2 Vgl. Getao, Francis Ngwere: International Education Systems, Lectern Publications, Nairobi 1996, S.
1ff.
3 Vgl. ebenda S. 23ff.

- 2 -
beit kritisch zu betrachten.
2
Rahmenbedingungen im US-Bundesstaat Wisconsin
2.1
Der US-Bundesstaat Wisconsin
Ein Bildungssystem ist immer eingebettet in die Kultur und das politische Sys-
tem des Landes, so dass ein Verständnis für die Besonderheiten eines nationalen
Bildungssystems nur möglich ist, wenn man auch dessen Umfeld betrachtet.
4
Daher soll in diesem einleitenden Kapitel zunächst die kulturellen und poli-
tischen Rahmenbedingungen der Technical Colleges in Wisconsin dargestellt
werden.
Der amerikanische Bundesstaat Wisconsin liegt im nördlichen Mittleren Westen
der Vereinigten Staaten. Administrativ ist der Staat in 72 Regierungsbezirke
(Counties)
5
und 585 Landkreise (municipal governments)
6
aufgeteilt.
Die Größe
des Staates entspricht mit etwa 140.000 Quadratkilometern fast dem sieben-
fachen des Bundeslandes Hessen. Die geschätzte Bevölkerungsgröße im Jahr
2012 betrug etwa 5.726.000. Der Anteil von Minoritäten an der Gesamtbevöl-
kerung liegt bei 16,9 % und damit weit unter dem US-Durchschnitt (2011:
36,6%).
Das durchschnittliche Einkommen in Wisconsin entspricht mit etwa 27.000 US$
(21.100 )
7
etwa dem der USA. Im Vergleich dazu liegt das Pro-Kopf-Ein-
kommen von Hessen bei 37.600
8
.
Die größte Stadt des Staates ist Milwaukee mit etwa 600.000 Einwohnern.
9
Be-
merkenswert ist hier, dass dort die einzige Region des Staates ist, in dem sich die
weiße, nicht-hispanische Bevölkerungsgruppe in der Minderheit befindet.
Gleichzeitig liegt das Durchschnittseinkommen mit rund 19.000 US$ weit unter
dem Landesdurchschnitt.
4 Vgl. Fink, Torsten: Verschiedene nationale Konzepte der beruflichen Bildung ­ Ein Vergleich exem-
plarisch ausgewählter Nationen, Diplomarbeit, Professur für Wirtschaftspädagogik, Johann-Wolfgang-
Goethe-Universität, Frankfurt am Main 1999, S. 105
5 Vgl. Wisconsin Quickfacts (
http://quickfacts.census.gov/qfd/states/55000.html
) Zugriff: 10.1.2013
6 Vgl. Wisconsin ­ local government (
http://www.city-data.com/states/Wisconsin-Local-
government.html
) Zugriff: 08.03.2013
7 Durchschnittlicher Wechselkurs 2012 (http://www.oanda.com/lang/de/currency/average)
8 Vgl. Hessische Landesbank: Zahlen und Fakten ­ Die Bundesländer Hessen und Thüringen, Frankfurt
am Main 2012, S. 1
9 Wisconsin Department of Administration (
http://www.doa.state.wi.us/docs_view2.asp?docid=418
)
Zugriff 01.12.2013

- 3 -
Hauptstadt, Regierungssitz und Verwaltungszentrum des Staates ist Madison mit
einer Bevölkerungsgröße von 237.000. Als Sitz der University of Wisconsin hat
Madison einen überdurchschnittlichen Anteil von Einwohnern zwischen 20 und
30 Jahren.
10
Sieht man von den beiden Zentren Milwaukee und Madison sowie dem zum
Großraum Chicago gehörenden Südwesten des Bundesstaates ab, ist Wisconsin
eher landwirtschaftlich geprägt, insbesondere durch die starke Molkerei-
wirtschaft. Weitere bedeutende Wirtschaftszweige sind Handel, Dienstleistungen
und Tourismus.
11
Die meisten Arbeitsplätze sind zwar in der Industrie, diese kon-
zentriert sich aber hauptsächlich in Milwaukee und im Grenzgebiet zu Illinois
nahe der Millionenstadt Chicago. Auf den gesamten Bundesstaat bezogen sind
die größten Arbeitgeber die Handelskette Walmart, die Universität von Wiscon-
sin, die US-Postbehörde und das öffentliche Schulwesen.
12
Historisch ist Wisconsin durch eine starke deutschstämmige Einwanderung ge-
prägt worden, was auch für die Entwicklung des Schulwesens eine wichtige Rol-
le spielte
13
, insbesondere durch den Einfluss liberaler Flüchtlinge nach der ge-
scheiterten Revolution von 1848
14
sowie lutheranische und katholische Glau-
bensgemeinschaften
15
. So war Wisconsin der erste Bundesstaat mit frühkind-
licher Erziehung in Kindergärten und gesetzlichen Regelungen zur Berufsaus-
bildung.
16
Weiterhin wurden über die University of Wisconsin die berühmten
Universitäten der US-Ostküste wie beispielsweise Harvard hinsichtlich eines
deutschen Lehrbetriebs beeinflusst.
17
Besondere Bedeutung im Rahmen dieser
Arbeit hat die Einführung des ersten staatsweiten Systems der beruflichen und
Erwachsenenbildung im Jahre 1911
18
als geistiger Vorläufer des heutigen Sys-
10 Vgl. United States Census Bureau: American Fact Finder - Madison
(
http://factfinder2.census.gov/faces/tableservices/jsf/pages/productview.xhtml?src=bkmk
), letzter Zu-
griff am 18.02.2013
11 Vgl. United States Census Bureau: American Fact Finder ­ Wisconsin
(
http://factfinder2.census.gov/faces/tableservices/jsf/pages/productview.xhtml?src=bkmk
), letzter Zu-
griff am 18.02.2013
12 Vgl. Wisconsin's WORKnet (
http://worknet.wisconsin.gov/worknet/largemp.aspx
) Zugriff 03.03.2013
13 Vgl. Zeitlin, Richard H.: Germans in Wisconsin, revised and expanded edition, The State Historical
Society of Wisconsin, Madison 2000, S. 25f.
14 Vgl. Jacobi-Dittrich, Juliane: ,,Deutsche" Schulen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Historisch-
vergleichende Studie zum Unterrichtswesen im Mittleren Westen (Wisconsin 1840 ­ 1900),
Marburger Beiträge zur Vergleichenden Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung Band 20,
Minerva Pulikationen, München, 1988, S. 115ff.
15 Vgl. S. 123
16 Vgl. WTCS History (
http://www.wtcsystem.edu/history.htm
) Zugriff 02.02.2013
17 Vgl. Conrad, Dianne: Continuing Education, in: English, Leona M.(Editor): International
Encyclopedia of Adult Education, Palgrave Macmillan, Houndmills und New York 2008, S. 149f.
18 Vgl. Zeitlin, Richard H.: Germans in Wisconsin, revised and expanded edition, The State Historical

- 4 -
tems der Technical Colleges. Von der derzeitigen Bevölkerung des Staates haben
etwa 42 % deutsche Vorfahren.
19
Das politische System Wisconsins ist dem der Vereinigten Staaten nachemp-
funden. An der Spitze der Legislative steht ein Gouverneur
20
, die Exekutive be-
steht aus Senat und Repräsentantenhaus
21
, die Judikative beinhaltet Ortsgerichte
(municipal courts), Landgerichte auf County-Ebene, ein Berufungsgericht und
einen Obersten Gerichtshof (supreme court)
22
.
Historisch hat das politische System Wisconsins große nationale Bedeutung als
Geburtsort der Republikanischen Partei.
23
In jüngerer Zeit ist der Staat allerdings
den sogenannten ,,Swing-States" ohne feste Parteibindung zuzurechnen, was
sich auch in den letzten Wahlergebnissen zeigt. So wählte bei den US-Präsident-
schaftswahlen 2008 eine Mehrheit den Demokraten Barack Obama
24
, bei den
Gouverneurswahlen 2010 den Republikaner Scott Walker
25
. Dieser musste sich
im Jahr 2012 nach einer verlorenen Volksabstimmung
26
einem Abwahlverfahren
stellen, dass er allerdings gewann
27
, was auch schulpolitisch von großer Be-
deutung ist (siehe hierzu Abschnitt 6). In der Präsidentschaftswahl 2012 konnte
sich dagegen der Amtsinhaber Barack Obama wieder behaupten.
28
Das politische Geschehen in Wisconsin war in den letzten Jahren durch die Bud-
get-Konsolidierungspolitik und die anti-gewerkschaftlichen Maßnahmen der
Walker-Administration sowie die Proteste gegen diese gekennzeichnet (siehe
Abschnitt 6 dieser Arbeit).
29
Diese Proteste (u. a. gegen die schulpolitisch be-
Society of Wisconsin, Madison 2000, S. 26
19 Vgl. United States Census Bureau: Ancestry
http://www.census.gov/prod/2004pubs/c2kbr-35.pdf
S. 2
20 Vgl. Office if the Governor Scott Walker (
http://www.wisgov.state.wi.us/Home
) Zugriff 28.02.2013
21 Vgl. Wisconsin State Legislature (
http://legis.wisconsin.gov/Pages/default.aspx
) Zugriff 28.02.2013
22 Vgl. Wisconsin Court System (
http://www.wicourts.gov/
) Zugriff 28.02.2013
23 Vgl. Wisconsin Historical Society: Wisconsin and the Republican Party
(
http://www.wisconsinhistory.org/turningpoints/tp-022/?action=more_essay
) Zugriff 01.03.2013
24 Vgl. Government Accountability Board: 2008 Fall Election Cycle
(
http://elections.state.wi.us/subcategory.asp?
linksubcatid=2154&linkcatid=2154&linkid=155&locid=47
) Zugriff 07.03.2013
25 Vgl. Government Accountability Board: 2010 Fall General Elections Results
(
http://gab.wi.gov/elections-voting/results/2010/fall-general
) Zugriff 08.03.2013
26 Vgl. Government Accountability Board: 2011 Recall Elections (
http://gab.wi.gov/elections-
voting/results/2011/August-16
) Zugriff 08.03.2013
27 Vgl. Government Accountability Board: 2012 Recall Election for Govenor, Lt. Govenor and State
Senator (
http://gab.wi.gov/elections-voting/results/2012/recall-election
) Zugriff 08.03.2013
28 Vgl. Government Accountability Board: 2012 Fall General Election (
http://gab.wi.gov/elections-
voting/results/2012/fall-general
) Zugriff 08.03.2013
29 Vgl. Left and Right News: Wisconsin Protest Timeline and Facts
(
http://www.leftandrightnews.com/2011/02/28/wisconsin-protest-timeline-and-facts/
) Zugriff
08.03.2013

- 5 -
deutsame ,,Wisconsin Repair Bill" Senate Bill 11)
30
hatten weltweiten Einfluss
auf die sogenannten ,,Occupy-Bewegungen".
Vor dem Hintergrund der aktuellen Konflikte im Bildungsbereich Wisconsins
(siehe Kapitel 6 dieser Arbeit) muss auch die starke Gewerkschaftstradition in
diesem Staat genannt werden. So gilt Wisconsin beispielsweise auch als Ge-
burtsstätte der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes der Vereinigten
Staaten.
31
Die erste Lehrervereinigung als Vorgängerin des heutigen Wisconsin
Education Association Council wurde dort schon 1854 gegründet.
Von großer Bedeutung für die Schul- und Hochschulverwaltung (siehe Abschnitt
2.2) sind auch die Verwaltungen auf Landkreis und Kreis- bzw. Gemeindeebene.
Die oberste administrative Ebene der Counties sind die ,,County Boards of
Supervisors".
32
Diese werden so gewählt, dass die Bezirke des Landkreises
gleichmäßig vertreten werden. Die Aufgaben dieser Organe liegen u. a. bei den
sozialen Unterstützungssystemen und der Wohlfahrt, dem Strafvollzug und dem
Baurecht.
33
In einzelnen Fällen haben die Gemeinden auch einige ihrer Aufgaben
an die Landkreise übertragen, um diese koordiniert zu erfüllen.
34
35
Ein Beispiel
für die Kooperation mit dem Schulwesen ist die ,,Fox Cities Operational
Excellence Association", in der der Outagamie County u. a. mit dem dort behei-
mateten Fox Valley Technical College und Vertretern der lokalen Wirtschaft zum
Zwecke der Wirtschaftsförderung zusammenarbeitet.
36
Unterstützt werden die
Supervisory Boards durch die County Board Commitees
37
, d. h. ernannte Komi-
tees für einzelne Geschäftsbereiche und gewählte Amtsträger wie die County
Sheriffs
38
. Eine Legislative auf County-Ebene existiert nicht.
Die Gemeinden werden von den Common Councils sowie Village Boards oder
Statutory Officers geführt.
39
Erste stellen als eine Art Gemeindeparlament die
30 Vgl. State of Wisconsin Senate Bill 11
(
http://docs.legis.wisconsin.gov/2011/related/proposals/jr1_sb11.pdf
) Zugriff 08.03.2013
31 Vgl. WEAC History Book Chp 1, History, About WEAC, Wisconsin Education Assiciation Council
(
http://www.weac.org/About_WEAC/history/history_book_chp1-1.aspx
) Zugriff 02.01.2013
32 Vgl. UW Extension Local Government Center Fact Sheet Number 19, März 2003, S. 1f.
(
http://lgc.uwex.edu//program/pdf/fact19.pdf
) Zugriff 08.03.2013
33 Vgl. ebenda S. 4
34 Vgl. ebenda S. 4
35 Vgl. Wisconsin Statutes Sec. 59.03(2)
36 Vgl. Fox Valley Technical College: Fox Valley Operational Excellence Association
(
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?ID=1382&PID=6
) Zugriff 10.03.2013
37 Vgl. UW Extension Local Government Center Fact Sheet Number 19, März 2003, S. 2
(
http://lgc.uwex.edu//program/pdf/fact19.pdf
) Zugriff 08.03.2013
38 Vgl. ebenda S. 4
39 Vgl. League of Wisconsin Municipalities: The Reporter's Guide to Wisconsin Village & City
Government, S. 9ff. (
http://www.lwm-info.org/vertical/sites/%7B92F7D640-E25A-4317-90AD-

- 6 -
Legislative dar,
40
während Village Boards bei kleinen Gemeinden eine Kombi-
nation aus Legislative und Exekutive bilden.
41
Die obersten Statutory Officers
einer Gemeinde sind der Mayor (Bürgermeister) oder Village President (Ortsvor-
steher). Eine wichtige Funktion in der Zusammenarbeit mit den Schulbezirken
haben die Treasurer, die in etwa dem deutschen Kämmerer entsprechen.
42
Zu de-
ren Aufgaben zählt sowohl die Erhebung der lokalen Steuern wie auch deren
Verwendung und die Rechnungslegung. Bei der Erhebung der für die Schulfi-
nanzierung bedeutenden Grundsteuer (siehe hierzu Abschnitt 4.4) arbeitet der
Treasurer mit dem Assessor
43
zusammen, dessen Aufgabe die Ermittlung der
Grundstückswerte als Besteuerungsgrundlage ist. Während Bürgermeister und
Ortvorsteher gewählt werden, werden Treasurer und Assessor durch diese er-
nannt.
Ein wichtiger Unterschied zu den Landkreisen und kreisfreien Städten in Hessen
ist, dass die ,,Municipalities" in Wisconsin nicht identisch sind mit den Schulbe-
zirken. So liegen beispielsweise auf dem Gebiet der Stadt Madison sieben Schul-
bezirke
44
, während der Durand School District neun Städte umfasst und auf den
Gebiet von drei Counties liegt.
45
Die wesentlich größeren Bezirke der Technical
Colleges umfassen naturgemäß mehrere Counties (siehe Anhang 1).
2.2
Das Bildungssystem Wisconsins
Auch wenn diese Arbeit die Technical Colleges zum Inhalt hat, ist zum Ver-
ständnis von deren Stellung als Hauptträger beruflicher Bildung (siehe Kapitel 3)
ein Grundverständnis des Schul- und Bildungssystem als Ganzes erforderlich.
Daher soll an dieser Stelle ein kurzer Überblick über das Schul- und Universi-
tätswesen Wisconsins gezeigt werden.
Der formale Aufbau des Bildungssystems in Wisconsin entspricht im Wesent-
lichen dem der restlichen Vereinigten Staaten (siehe Anhang 2). Eine typisch
4976378A8F8D%7D/uploads/%7B1FD8AC2B-5012-44C1-847E-2F9020121298%7D.PDF
) Zugriff
09.03.2013
40 Vgl. ebenda S. 9
41 Vgl. ebenda S. 9f.
42 Vgl. ebenda S. 11
43 Vgl. ebenda S. 12f.
44 Vgl. City of Madison Comprehensive Plans: Intergovernmental Cooperation. Background
Information, Januar 2006
(
http://www.cityofmadison.com/planning/ComprehensivePlan/dplan/v1/Chapter11/v1c11.pdf#page=5
) Zugriff 10.03.2013
45 Vgl. Durand School District (
http://www.usa.com/school-district-5503840.htm
) Zugriff 09.03.2013

- 7 -
amerikanische Eigenart ist dabei die starke Stellung der Schulbezirke.
46
Diese
sind zwar den Schulämtern der hessischen Kreise bzw. kreisfreien Städte ähn-
lich, jedoch unterscheiden sie sich in einigen entscheidenden Punkten. Wie be-
reits im vorherigen Abschnitt dieser Arbeit erwähnt, sind School Districts nicht
unbedingt identisch mit den Municipalities. Dies zeigt sich schon darin, dass den
585 Kreisen Wisconsins nur 426 Schulbezirke
47
gegenüberstehen. Der größte
Schulbezirk ist Milwaukee mit etwa 100.000 Schülerinnen, Schülern und Studie-
renden
48
, der kleinste ist Washington Island mit etwa 70
49
. Auch der Aufgaben-
bereich der School Districts unterscheidet sich von dem der Stadt- und Kreis-
schulämter Hessens. So dienen die School Boards der Schuldistrikte beispiels-
weise auch als Schulaufsicht und sind für die Qualität der Lehre und die Qualifi-
kationen der Lehrkräfte verantwortlich.
50
Darüber hinaus liegen die Finanzver-
waltung (einschließlich der Einstellung der Lehrkräfte) und das Controlling der
Mittelverwendung in den Schulen bei den Schuldistrikten.
51
Ein weiterer wich-
tiger Unterschied zu Hessen ist, dass wichtige Funktionsträger der School Dis-
tricts wie z. B. die Mitglieder der School Boards als Leitung der Distrikte direkt
vom Volk gewählt werden,
52
während Amtsträger der Stadtschulämter Hessens
entweder durch die Bürgermeister oder Landräte ernannt werden (also nur indi-
rekt demokratischer Kontrolle unterliegen), sofern sie nicht als Beamte oder An-
gestellte beschäftigt werden.
Grundsätzlich sind die School Districts nur für die Schulen des Primar- und Se-
kundarschulbereichs sowie für die Kindergärten zuständig, sofern diese nicht di-
rekt von den Gemeinden betrieben werden, allerdings bestehen mit den Tech-
nical Colleges Kooperationen wie z. B. über den Erwerb von College Credits an
den Highschools
53
oder der ersatzweisen oder ergänzenden Beschulungen von
Highschool-Schülern in den Colleges
54
.
46 Vgl. Keller, Johannes: Das amerikanische Bildungssystem ­ Ein Überblick, GRIN Verlag, Norderstedt
2008, S. 8ff
47 Vgl. Sunshine Review: Wisconsin School Districts
(
http://sunshinereview.org/index.php/Wisconsin_school_districts
) Zugriff 01.03.2013
48 Vgl. Alliance for Excellent Education: Wisconsin's Ten Largest School Districts
(
http://www.all4ed.org/about_the_crisis/schools/state_and_local_info/wisconsin/10_largest_districts
)
Zugriff 28.02.2013
49 Quelle: E-Mail-Anfrage im School District
50 Vgl. Wisconsin Statutes Chapter 120, 120.12 (1) ff.
51 Vgl. Wisconsin Statutes Chapter 120, 120.14, 120.16 und 120.135
52 Vgl. Wisconsin Statutes Chapter 120, 120.06
53 Vgl. Fox Valley Technical College: High School Educators (
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?
ID=1626&PID=9
) Zugriff 28.02.2013
54 Vgl. Fox Valley Technical College: Youth Options (
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?

- 8 -
Die Schulpflicht beginnt mit sechs Jahren und endet mit Vollendung des 18. Le-
bensjahres. Damit gehört Wisconsin zu den US-Bundesstaaten mit der längsten
Schulpflicht.
55
56
Im vorschulischen Bereich gibt es die Nursery Schools (Kinderkrippen) und
Kindergartens. Wie bereits erwähnt haben diese vorschulischen Einrichtungen
eine lange Tradition in Wisconsin. Der Besuch dieser Einrichtungen ist freiwil-
lig, jedoch besuchen 75 % der Vier- bis Sechsjährigen zumindest zeitweise eine
Nursery School, einen Kindergarten oder eine ähnliche Einrichtung.
57
Träger der
Kindergärten sind in erster Linie die Schuldistrikte, allerdings nicht flächen-
deckend, sondern nur in rund der 3/4 der Schulbezirke.
58
Darüber hinaus gibt es
vorschulische Einrichtungen in direkter kommunaler Trägerschaft in etwa 100
Kreisen. Weiterhin gibt es auch Kinderkrippen und Kindergärten von Religions-
gemeinschaften.
Die Kinder besuchen die Grundschulen (elementary schools) ab dem Alter von
sechs Jahren und für die Dauer von vier Jahren (im Gegensatz zu vielen US-
Staaten mit sechsjähriger Grundschule)
59
, somit entsprechen sie in etwa ihren
deutschen Pendants. Auf die Elementary School folgt die Middle School
60
, die in
den letzten Jahren die Junior High School als eigenständige Schulform abgelöst
hat, auch wenn einige dieser Middle Schools aus historischen Gründen weiterhin
,,Junior High" im Namen tragen.
61
Die Middle Schools in Wisconsin dauern vier
Jahre und sollen sich als Schulform speziell den Bedürfnissen der Zehn- bis
Vierzehnjährigen im Sinne einer ganzheitlichen Persönlichkeitsförderung
widmen.
62
Auf die Middle School folgt die 4-Years-High School (im folgenden
,,High School" genannt), die im Wesentlichen der früheren Senior High School
entspricht. Die High School ist eine Gesamtschule, die nicht nur akademische
sondern auch berufsbildende Inhalte in einem Kurssystem anbietet. Zum Erlan-
ID=1659&PID=1
) Zugriff 28.02.2013
55 Vgl. Vgl. Münch, Joachim: Berufsbildung und Bildung in den USA. Bedingungen, Strukturen,
Entwicklungen und Pobleme, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1989, S. 22
56 Vgl. ebenda Anlage 6, S. 220
57 Vgl. The Wisconsin Council for Children and Family: The Unique History of 4-Year-Old
Kindergarten in Wisconsin, September 2010, S. 4
(
http://www.wccf.org/pdf/great_start_6_history_4K.pdf
) Zugriff 06.06.2013
58 Vgl. ebenda S.8
59 Vgl. Keller, Johannes, 2008, S. 4f.
60 Vgl. ebenda S. 6
61 Vgl. Valverde, G. A., in: Postlethwaite, T. Neville (Ed.), International Encyclopedia of National
Systems of Education, Second Edition, Cambridge 1995, S. 1034f.
62 Vgl. Davis Powell, Sara: Introduction to Middle School (2
nd
Edition), Prentice Hall, Upper Saddle
River 2004, S. 18

- 9 -
gen des Abschlusses müssen die Schülerinnen und Schüler 23 bis 28 Credit
Points innerhalb der vier Jahre erbringen.
63
Diese Credit Points erwirbt man
durch den erfolgreichen Besuch bestimmter Fächer / Kurse für ein Halbjahr oder
Schuljahr.
64
Fehlende Credit Points nach Erfüllung der Schulpflicht können bei
den Technical Colleges und Community Colleges nachträglich erworben
werden.
65
Im Gegensatz zu anderen Bundesstaaten
66
ist in Wisconsin die
Belegung berufsbildender Kurse an der High School zwar möglich, aber nicht
zwingend.
67
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Bildungsniveau der High
School-Absolventen im Vergleich mit Deutschland eher dem Mittleren
Abschluss als dem Abitur oder der Fachhochschulreife entspricht.
68
Daher
berechtigen nicht alle High School-Abschlüsse zum Besuch eines 4-Years-
Colleges, darüber hinaus verlangen diese häufig zusätzliche Eingangs- oder
Aufnahmetests.
Colleges umfassen nach deutschen Maßstäben sowohl die Sekundarstufe II wie
auch die tertiäre Bildung. Zu unterscheiden sind die Colleges dabei in 4-Years-
Colleges und 2-Years-Colleges, letztere können nochmals unterschieden werden
in Junior Colleges, Community Colleges und Technical Colleges.
69
Bei den
Junior Colleges handelt es sich faktisch um gymnasiale Oberstufen innerhalb des
Systems der Universität von Wisconsin. Hier erwerben Studenten in mehrheit-
lich allgemeinbildenden Kursen einen Associate's Degree, der in etwa dem deut-
schen Abitur entspricht und zum Besuch der fachbezogen zweiten Phase des
Colleges zum Erwerb des Bachelors berechtigt.
70
Sie entsprechen somit den ers-
ten zwei Jahren der 4-Years-Colleges.
Community Colleges sind in den USA üblicherweise eine Mischung zwischen
gymnasialer Oberstufe, Stätte der Erwachsenenbildung und Volkshochschule.
71
Dies trifft in Wisconsin allerdings sowohl auf die Community Colleges
72
wie
63 Vgl. Kenosha Unified School Disdrict No. 1, Policy 6456, Graduation Requirements, Kenosha /
Wisconsin, S. 1 (
http://www.kusd.edu/media/pdf/policy/6000/6456.pdf
) Zugriff 26.02.2013
64 Vgl. Münch, Joachim, 1989, S. 26f.
65 Vgl. Fox Valley Technical College: High School Educators (
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?
ID=1626&PID=9
) Zugriff 28.02.2013
66 Vgl. Münch, Joachim, 1989, S, 42ff.
67 Vgl. Kenosha Unified School Disdrict No. 1, Policy 6456, Graduation Requirements, Kenosha /
Wisconsin, S. 4 (
http://www.kusd.edu/media/pdf/policy/6000/6456.pdf
) Zugriff 26.02.2013
68 Vgl. Münch, Joachim, 1989, S. 23
69 Vgl. ebenda S. 29f
70 Vgl. Types of Degrees and Diplomas, WTCS
(
http://www.witechcolleges.org/explore_careers/degrees.php
) Zugriff 11.04.2013
71 Vgl. Münch, Joachim, 1989, S. 30ff.
72 Vgl. Lac Courte Oreilles Ojibwa Community College: About LCOOCC

- 10 -
auch auf die Technical Colleges zu, so dass dieser begriffliche Unterschied letzt-
endlich nur über die Mitgliedschaft bzw. Nichtmitgliedschaft im Wisconsin
Technical College System aussagt. Darüber hinaus sind Community Colleges
häufig in privater Trägerschaft (wie beispielsweise den Reservationen der ameri-
kanischen Ureinwohner), während sich alle Technical Colleges in öffentlicher
Trägerschaft befinden (siehe Abschnitt 3).
Hauptträger des tertiären Bildungsbereichs abseits der Technical Colleges ist das
System der Universität von Wisconsin.
73
Hauptsitz der Universität ist die Staats-
hauptstadt Madison, allerdings gibt es Außenstellen und ausgelagerte Institute
verteilt über den gesamten Bundesstaat. Die 13 Four-Years-Colleges
74
führen
,,undergraduate studies" dabei wie bereits erwähnt zum ,,Bachelor's Degree", die
darauf aufbauenden (nach amerikanischer Vorstellung universitären)
75
Studien-
gänge zum ,,Master's Degree" bzw. ,,Doctor's Degree". Insgesamt umfasst das
System der Universität von Wisconsin derzeit 181.000 Studierende und etwa
39.000 Beschäftigte. Das Budget umfasst mehr als 5,7 Milliarden US$ pro Jahr,
die sich aus Studiengebühren (über 3 Milliarden US$), staatlichen Zuschüsse
(1,1 Milliarden US$) sowie Stiftungen und anderen Zuwendungen (etwa 1,6
Milliarden US$) zusammensetzen. Pro Jahr werden im kompletten Universitäts-
system mehr als 33.000 Abschlüsse vergeben. Die starke Verbindung der Univer-
sität zum Heimatstaat zeigt sich unter anderem auch darin, dass die Studienge-
bühren Studierender aus Wisconsin um etwa 60 % reduziert sind gegenüber Stu-
dierenden anderer Herkunft.
76
Wie bereits erwähnt, hat Wisconsin innerhalb der Vereinigten Staaten durch den
starken deutschen Einfluss eine besondere Bildungstradition.
77
Diese zeigt sich
in der besonderen Einbindung des Bildungssystems in die Gesellschaft des Staa-
tes und der Kommunen. Die zugrundeliegende Philosophie wurde zum Ende des
19. Jahrhunderts als ,,Wisconsin Idea" formuliert.
78
Ursprünglich auf die Univer-
sity of Wisconsin bezogen, wurde diese Philosophie schlagwortartig folgender-
(
http://www.lco.edu/about/alco
) Zugriff 12.03.2012
73 Vgl. About UW System (
http://www.wisconsin.edu/about/
) Zugriff 15.01.2013
74 Vgl. ebenda
75 Vgl. Keller, Johannes, 2008, S. 6f.
76 Vgl 2010-11 UW Fact Book, S. 40 (
http://www.uwsa.edu/cert/publicat/factbook.pdf
) Zugriff
13.03.2013
77 Vgl. Zeitlin, Richard H.: Germans in Wisconsin, Revised and Expanded Edition, State Historical
Society of Wisconsin, Library of Congress, Madison 2000, S. 25ff.
78 Vgl. Current, Richard Nelson: Wisconsin. A history, University of Illinois Press, Urbana and Chicago
1977, Ausgabe 2001, S. 191ff.

- 11 -
maßen formuliert: "the boundaries of the University are the boundaries of the
state."
79
Der dahinterstehende Grundgedanke ist, dass die Daseinsberechtigung
der Universität nicht die individuelle Bildung des Einzelnen ist, sondern die poli-
tische und gesellschaftliche Weiterentwicklung des Staates durch bessere Bil-
dung,
80
also den direkten Dienst des Bildungssystems am Staat.
81
Zugeschrieben
wird die Idee dem damaligen progressiven Gouverneur Charles McCarthy, der
zuvor umfangreiche Beobachtungen des deutschen Bildungswesens vorge-
nommen hatte.
82
Das Prinzip der ,,Wisconsin Idea" findet sich auch heute noch
in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens Wisconsins.
Im Bildungsbereich bildet es die theoretisch-philosophische Grundlage der Ko-
operation der verschiedensten Gruppen der Gesellschaft, den sogenannten ,,Sta-
keholders" zum gegenseitigen Vorteil.
83
Zu diesen ,,Stakeholders" gehören unter
anderem die Bildungseinrichtungen wie z. B. die Universität oder die Technical
Colleges, die Gemeinden, die politischen Entscheidungsträger, der Schul- und
Collegebezirke, die Wirtschaft und deren Verbände, gesellschaftliche Interessen-
vertreter und engagierten Privatpersonen. Ein weiterer Aspekt der ,,Wisconsin
Idea" ist die ,,Responsiveness", also die schnelle Anpassung von Bildungsange-
boten an aktuelle gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen
und Bedürfnisse. Erst durch diese Verknüpfung, in der das Bildungssystem Teil
der Gesellschaft ist und alle gesellschaftlichen Gruppen Teil des Bildungs-
systems sind, sind die plebiszitären Elemente der Bildungsplanung und -finan-
zierung (siehe Kapitel 4 bis 6 dieser Arbeit) zu verstehen.
3
Aufbau, Auftrag und Rolle der Technical Colleges innerhalb der
Bildungslandschaft Wisconsins
Wie bereits erwähnt, gehören die Technical Colleges zu den Two-Years-Colleges
und sind der wesentliche Träger beruflicher Bildung in Wisconsin. Ihre Rolle
folgt dabei dem Geist der ,,Wisconsin Idea". So definiert das Fox Valley Tech-
79 Stark, Jack: The Wisconsin Idea: The University's Service to the State, 1995 ­ 1996 Wisconsin Blue
Book, Reprint, Legislative Reference Bureau, S. 1f.
(
http://legis.wisconsin.gov/lrb/pubs/feature/wisidea.pdf
) Zugriff: 03.01.2013
80 Vgl. Current, Richard Nelson, S. 191
81 Vgl. Stark, Jack, S. 2
82 Vgl. Zeitlin, Richard H., S. 26
83 Knox, Alan B. / Corry, Joe: The Wisconsin Idea for the 21
st
Century, 1995 ­ 1996 Wisconsin Blue
Book, Reprint, Legislative Reference Bureau, S. 91

- 12 -
nical College (FVTC), das hier exemplarisch dargestellt werden soll, dessen
Mission sowohl als Angebot zum Erreichen individueller Bildungswünsche wie
auch darin, der lokalen Wirtschaft einen gut ausgebildeten Arbeitskräftepool zu
schaffen.
84
Dies zeigt sich auch in den Werten, die die Schulkultur des Colleges
definieren. Dort sind vor allem die ,,Kundenorientierung" und die Kooperations-
kultur, beispielsweise mit den Kommunen, der Wirtschaft, der Politik, den Bil-
dungspartnern und den Gewerkschaften, aber auch der soziale Charakter des
FVTC zu nennen. Darüber hinaus haben die Werte einen starken gesellschaft-
lichen Vorbildcharakter, indem sie z.B. ethische und ökologische Werte betonen.
Im Sinne eines starken Qualitätsfokus sind auch die kontinuierliche Weiterent-
wicklung und Innovation Teil der Schulkultur.
Die Mission und die Schulkultur werden durch folgende Angebote an die Stake-
holders umgesetzt:
Angebot von berufsqualifizierender Bildung auf verschiedenen Niveaustufen
von einfachen Zertifikatskursen bis zum Erwerb des Associate's Degree
Training und berufliche Fort- und Weiterbildung sowohl für Einzelpersonen
als auch für die lokalen Unternehmen
Teilnahme und Unterstützung von beruflicher Lehrlingsausbildung (quasi als
,,Berufsschule im dualen System")
Beratung und Unterstützung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung für private
und öffentliche Arbeitgeber
nicht-berufliche Bildungsangebote für die allgemeine Öffentlichkeit zur indi-
viduellen persönlichen Weiterentwicklung (Funktion einer Volkshochschule)
Zusammenarbeit sowohl mit den vorgelagerten Schulen wie auch mit
anderen Colleges und den Universitäten
individuelle Lernförderung
besondere Bildungsangebote für benachteiligte Gruppen.
Das Angebot des FVTC umfasst etwa 200 Degree-, Diplom- und Zertifikats-
kurse, sowie den ,,berufsschulischen" Teil in 15 dualen Ausbildungsberufen
(apprenticeships).
85
35 Fachbereiche sind dabei innerhalb des Wisconsin Techni-
cal College System alleine dem FVTC vorbehalten, darunter so verschiedene Be-
reiche wie die Ausbildung von Feuerwehrleuten, Flugzeugelektronikern oder
84 Vgl. Fox Valley Technical College: Mission, Vision and Values
(
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?ID=1699&PID=1
) Zugriff 14.03.2013
85 Vgl. FVTC Facts (
http://www.fvtc.edu/public/content.aspx?ID=1845&PID=1
) Zugriff 14.03.2013

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783842875364
Dateigröße
768 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Human Resources
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Zurück

Titel: Die Finanzierung der Technical Colleges im US-Bundesstaat Wisconsin als Modell für eine zukünftige selbständige berufliche Schule in Hessen
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