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Welche Möglichkeiten zur Resilienzförderung bietet eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft?

©2013 Diplomarbeit 52 Seiten

Zusammenfassung

Die nachfolgende Arbeit versucht die Frage zu klären, welche Möglichkeiten zur Resilienzförderung eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft bietet.
Während es zuerst um die theoretische Abklärung der Begrifflichkeiten geht, werden in weiterer Folge drei wichtige empirische Studien zu diesem Thema vorgestellt. Die unterschiedlichen risikoerhöhenden Faktoren und Bedingungen werden anschließend aufgeschlüsselt.
Es folgt die Erklärung der verschiedenen Schutzfaktoren, welche als Grundlage für die Resilienzförderung gelten. Hierbei ist der Transfer theoretischer Inhalte auf die sozialpädagogische Praxis besonders wichtig. Das abschließende Kapitel geht der Frage nach, was eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft ist, und warum es gerade hier wichtig ist, Resilienz zu fördern.
Anschließend wird anhand praktischer Übungen aufgezeigt, wie diese Resilienzförderung umgesetzt werden kann. Während der gesamten Arbeit liegt das Hauptaugenmerk darauf, eine ausgewogene Mischung aus theoretisch-fachlichen Inhalten, empirischen Daten und praktischen Beispielen zu bieten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Iser, Rafaela: Welche Möglichkeiten zur Resilienzförderung bietet eine
sozialpädagogische Wohngemeinschaft? Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4796-5
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. ARGE Bildungsmanagement Wien, Kolleg für Sozialpädagogik für Berufstätige,
Wien, Österreich, Diplomarbeit, 2013
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Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
http://www.diplom.de, Hamburg 2014
Printed in Germany

Vorwort
Resilienz ist ein Thema, das mich fasziniert und begeistert.
Im Rahmen dieser Arbeit gehe ich der Frage nach, welche Möglichkeiten zur
Resilienzförderung eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft bietet.
Dafür definiere ich zuerst den, in letzter Zeit in der sozialpädagogischen Diskussion so
häufig verwendeten, Begriff.
Anschließend befasse ich mich mit empirischen Studien zu diesem Thema.
Die Kauai Längsschnittstudie, die Mannheimer Risikokinderstudie und die Bielefelder
Invulnerabilitätsstudie beschreibe ich näher.
Nachfolgend gehe ich, der Vollständigkeit halber, auf die risikoerhöhenden Faktoren
und Bedingungen ein, um mich dann ausführlich den risikomildernden Faktoren und
Bedingungen zu widmen. Hierbei unterscheide ich zwischen Kind bezogenen und
Umwelt bezogenen Schutzfaktoren sowie den allgemeinen Resilienzfaktoren.
Im abschließenden Kapitel meiner Arbeit, beschäftige ich mich mit der Umsetzung des
Resilienzkonzepts und kläre im Rahmen dessen die Frage, was eine
sozialpädagogische Wohngemeinschaft ist. Ich erläutere warum es gerade hier wichtig
ist Resilienz zu fördern, und zeige anhand praxisorientierter Beispiele und Übungen,
wie Resilienzförderung in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft stattfinden
kann.
Abstract
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie Resilienz in einer
sozialpädagogischen Wohngemeinschaft gefördert werden kann.
Mit einem Blick auf die empirischen Studien, werden risikoerhöhende sowie
risikomildernde Faktoren dargestellt. Diese Schutzfaktoren sind in weiterer Folge in
Kind bezogene, Umwelt bezogene und Resilienzfaktoren unterteilt. Die
Aufschlüsselung dieser Faktoren beleuchtet, wie wichtig ein Paradigmenwechsel in
der Sozialpädagogik ist.
Wie er geschehen kann, zeigt eine Auswahl an praktischen Übungen zur Förderung
der Resilienz im letzten Kapitel.

2
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ... 1
Abstract ... 1
Inhaltsverzeichnis ... 2
1. Einleitung
...
4
2. Begriffsdefinition
Resilienz
...
4
3. Empirische
Studien
...
7
3.1. Die Kauai Studie ... 7
3.2. Mannheimer Risikokinder Studie ... 8
3.3. Bielefelder Invulnerabilitätsstudie ... 9
3.4. Schlussfolgerungen ... 10
4. Risikoerhöhende Faktoren und Bedingungen ... 10
5. Risikomildernde Faktoren und Bedingungen ... 14
5.1. Kind bezogene Schutzfaktoren ... 15
5.2. Umwelt bezogene Schutzfaktoren ... 17
5.2.1. Schutzfaktoren innerhalb der Familie ... 18
5.2.2. Schutzfaktoren in Bildungsinstitutionen... 23
5.2.3. Schutzfaktoren im sozialen Umfeld ... 23
5.3. Resilienzfaktoren ... 26
5.3.1. Selbst- und Fremdwahrnehmung ... 26
5.3.2. Selbststeuerung ... 29
5.3.3. Selbstwirksamkeit... 30
5.3.4. Soziale Kompetenz ... 31
5.3.5. Problemlösungsstrategien ... 31
5.3.6. Positive Grundeinstellung ... 32
6. Umsetzung des Resilienzkonzepts ... 33
6.1. Was ist eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft? ... 37
6.2. Warum ist es gerade hier wichtig Resilienz zu fördern? ... 38

3
6.3. Wie kann das geschehen? ... 40
6.3.1. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung ... 40
6.3.2. Förderung der Fähigkeit zur Selbststeuerung ... 41
6.3.3. Förderung der Selbstwirksamkeit ... 43
6.3.4. Förderung der sozialen Kompetenzen ... 44
6.3.5. Förderung der Problemlösungskompetenzen ... 45
6.3.6. Förderung der positiven Grundeinstellung ... 46
7. Resümee
...
47
8. Anhang
...
49
8.2. Literaturverzeichnis ... 49

4
1. Einleitung
Die nachfolgende Arbeit versucht die Frage zu klären, welche Möglichkeiten zur
Resilienzförderung eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft bietet.
Während es zuerst um die theoretische Abklärung der Begrifflichkeiten geht,
werden in weiterer Folge drei wichtige empirische Studien zu diesem Thema
vorgestellt. Die unterschiedlichen risikoerhöhenden Faktoren und Bedingungen
werden anschließend aufgeschlüsselt.
Es folgt die Erklärung der verschiedenen Schutzfaktoren, welche als Grundlage für
die Resilienzförderung gelten. Hierbei ist der Transfer theoretischer Inhalte auf die
sozialpädagogische Praxis besonders wichtig. Das abschließende Kapitel geht der
Frage nach, was eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft ist, und warum es
gerade hier wichtig ist, Resilienz zu fördern.
Anschließend wird anhand praktischer Übungen aufgezeigt, wie diese
Resilienzförderung umgesetzt werden kann. Während der gesamten Arbeit liegt
das Hauptaugenmerk darauf, eine ausgewogene Mischung aus theoretisch-
fachlichen Inhalten, empirischen Daten und praktischen Beispielen zu bieten.
2. Begriffsdefinition Resilienz
Wer nach einer Definition dieses aktuellen Begriffes sucht, kommt um das
lateinische Wort ,,resilio" nicht umhin.
Es hat seinen Ursprung in der Physik und wird dort speziell in der
Materialforschung verwendet. Hier bezeichnet es ,,hochelastische Werkstoffe die
nach jeder Verformung wieder ihre ursprüngliche Form annehmen". (vgl. Maehrlein
2012, S.19)
Andere behaupten, der ursprüngliche Begriff leitet sich von dem englischen Wort
,,resilience" ab. Das Erklärungsmodell der Widerstandsfähigkeit bleibt jedoch
dasselbe.
Im Rahmen dieser Arbeit ist vor allem die Definition der Psychologin Ann Masten
wesentlich. Sie beschreibt Resilienz als ,,[...] Prozess, die Fähigkeit oder das
Ergebnis erfolgreicher Adaption angesichts herausfordernder oder bedrohender
Umstände im Sinne inneren Wohlbefindens und/oder effektiver
Austauschbeziehungen mit der Umwelt." (Masten 1990, S. 426)

5
Da die Sozialpädagogik, speziell sozialpädagogische Wohngemeinschaften, immer
eng mit der Entwicklungspsychologie und deren Erkenntnissen verknüpft ist,
kommt einer Begriffsdefinition aus dem Bereich der Psychologie besondere
Bedeutung zu.
Ebenso wie Erklärungsmodellen aus der Psychotherapie, wie das der Schweizer
Psychotherapeutin Rosemarie Welter-Enderlin. Sie versteht unter Resilienz ,,[...]die
Fähigkeit von Menschen [...], Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf
persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für
Entwicklung zu nutzen." (Welter-Enderlin 2006, S.13)
Mit diesen Ressourcen, und wie sie konkret in sozialpädagogischen
Wohngemeinschaften gefördert werden können, beschäftigt sich das sechste
Kapitel dieser Arbeit.
Vorerst ist es wichtig, die drei Erscheinungsformen der Resilienz im pädagogischen
Kontext zusammenzufassen.
Dazu zählen:
· die gesunde, positive Entwicklung trotz hohem Risikostatus
· die positive, bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen
· die beständige Kompetenz unter extremen Stressbedingungen
(vgl. Wustmann 2004, S.19)
Im Gegensatz zu Freud, der Menschen mit schwerer Kindheit lebenslangen Ballast
prophezeite, zeigt Resilienz auf, dass es Möglichkeiten gibt, trotz Krisen und
belastenden Erfahrungen sein Leben positiv zu gestalten.
Hochgatterer konfrontiert diesbezüglich jedoch mit einer provokativen Frage:
,,Worüber sprechen wir nicht, nicht mehr oder zumindest deutlich weniger, wenn wir
über Resilienz sprechen?" (Hochgatterer 2012, S.5)
Er zeigt die Gefahr, die entsteht, wenn statt Stärken zu fördern, nach einem
Allheilmittel für die Unverwundbarkeit gesucht wird.
Er plädiert für die Vulnerabilität, die Verletzlichkeit von Kindern. Sie dürfen
verletzbar sein, Halt und Hilfe brauchen.

6
Wenn die Gesellschaft heute viel in die Resilienzforschung investiert, liegt der
Verdacht nahe, dass sie sich ihrer ureigensten Aufgabe entziehen will.
Die Aufgabe, sich um die Schwächsten und Verletzlichsten zu kümmern.
Es darf daher nicht die einzige Aufgabe der Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen sein, ihre Schützlinge resilient gegen die Widrigkeiten des
Lebens zu machen.
Ebenso wichtig ist es, Missstände wie Gewalt in den Familien, Armut, Hunger und
soziale Ausgrenzung zu bekämpfen. Denn nur so haben diese Kinder eine Chance
auf ihr Kind-sein, ihr Anrecht auf Verletzlichkeit, auf Zuspruch, Zuneigung und
jemanden, der ihre Stärken erkennt und sie fördert.
Obwohl Resilienz und Vulnerabilität eng miteinander verknüpft sind, gilt es in der
Begriffserklärung vorerst die verschiedenen Aspekte der Resilienz aufzuzeigen.
Resilienz ist...
... ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess
Sowohl das Kind oder der Jugendliche wie auch die Umwelt tragen zur Entwicklung
von resilientem Verhalten bei. Das heißt, dass die Kinder und Jugendlichen aktiv
und regulierend auf ihre Lebensumwelt einwirken.
...eine variable Größe
Je nachdem welche Erlebnisse oder Erfahrungen die Kinder und Jugendlichen zu
bewältigen haben, verändert sich die Resilienz. Diese ist aber auch abhängig von
verschiedenen Umwelteinflüssen. Gerade in der Pubertät verändern sich Kinder
sehr stark. In dieser Phase müssen viele Herausforderungen und Krisen gemeistert
werden.
Das heißt, dass Kinder und Jugendliche manchmal resilienter und dann wieder
verletzbarer sind.
...situationsspezifisch und multidimensional
Kinder und Jugendliche sind nicht allgemein resilient oder vulnerabel.
Das kann von Situation zu Situation stark variieren.
Während ein Kind, das lange unter der instabilen Beziehung einer Bezugspersonen
litt, ein vulnerables Verhalten bezüglich sozialer Kontakte zeigt, kann es zur

7
gleichen Zeit bei schulischen Leistungen ein resilientes Verhalten an den Tag
legen.
(vgl. Klein 2012, S.18f.)
3. Empirische Studien
Bevor auf Emmy E. Werners Kauai Studie näher eingegangen wird, die ohne zu
übertreiben als Pionierstudie der Resilienzforschung bezeichnet werden kann, hier
ein paar Worte zu ihrer Person:
Emmy E. Werner wurde 1929 in Deutschland geboren. Sie überlebte als Kind die
Bombennächte in Mainz. Mit 20 Jahren wanderte sie mit ihren Eltern in die USA
aus. Dort studierte sie Psychologie und spezialisierte sich als Kinderpsychologin an
der Universität Nebraska. Das brachte ihr einen ausgezeichneten Ruf als
angesehene Wissenschaftlerin ein.
Ihr Werdegang ist Beispiel für den von ihr geprägten Begriff der Resilienz. (vgl.
Lauermann 2012, S.26)
3.1. Die Kauai Studie
... ist nicht nur die größte und bekannteste Studie, sie ist auch die längste
systematische Untersuchung zu dieser Thematik.
Die Datenaufzeichnungen reichen über einen Zeitraum von 40 Jahren.
Sie wurden von einem multiprofessionellen Team aus Forscherinnen und Forschern,
Kinderärztinnen und Kinderärzten, Psychologinnen und Psychologen so wie
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Gesundheits- und Sozialdiensten erstellt.
Die daraus gewonnen Informationen umfassen den Einfluss von biologischen sowie
psychosozialen Risikofaktoren. Sie beschreiben ebenso die Wichtigkeit schützender
Faktoren auf die Entwicklung der Beobachteten.
Dabei handelt es sich um 698 Kinder, die auf Kauai (eine der acht Hauptinseln von
Hawai) 1955 geboren wurden.
Um einen möglichst umfassenden Einblick zu bekommen, wurden die Probandinnen
und Probanden zu unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht.
Die erste Erhebung fand direkt nach der Geburt statt, die weiteren Daten wurden im
Alter von 1,2,10,18,32 und 40 Jahren festgehalten.

8
Bei ungefähr einem Drittel der Untersuchten bestand ein hohes Entwicklungsrisiko
durch geburtsbedingte Komplikationen, elterliche Psychopathologien, chronische
Armut und/oder Disharmonien.
Etwa 66% Prozent dieser Kinder, die vier oder mehr Risikofaktoren ausgesetzt waren,
entwickelten ­wie erwartet- schwere Verhaltens- und Lernprobleme. Sie hatten
psychische Probleme und wurden straffällig.
Etwa 33% Prozent von ihnen entwickelten sich allerdings, entgegen aller Erwartungen,
zu leistungsfähigen und fürsorglichen Erwachsenen.
(vgl. Sauer-Stricker 2012, S.5-6)
Interessant ist, dass im Alter von 40 Jahren genau diese ehemaligen Risikokinder, im
Vergleich mit der entsprechenden Altersgruppe, die niedrigste Rate an Todesfällen,
chronischen Gesundheitsproblemen und Scheidungen hatten.
Selbst nach der Verwüstung der Insel durch einen Orkan, die eine ökonomische Krise
mit sich zog, fanden diese, mittlerweile Erwachsenen, rasch wieder Arbeit und
erlangten schnell wieder ihre Selbstständigkeit. Niemand benötigte die Hilfe vom
Sozialdienst oder geriet in Konflikt mit dem Gesetz.
(vgl. Lauermann 2012, S.25)
Die Forscher konnten eigene schützende Faktoren herausfinden, die dazu beitrugen,
dass diese Entwicklungen so positiv verlaufen sind.
3.2. Mannheimer Risikokinder Studie
Doch nicht nur Emmy Werner beschäftigte sich mit den sogenannten Schutzfaktoren.
Auch Dr. phil. Manfred Laucht und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit setzten sich im Rahmen der
Mannheimer-Risikokinder-Studie ausgiebig mit den Schutz- und Risikofaktoren von
384 Kindern auseinander.
Hierbei wurden 184 Mädchen und 178 Jungen der Jahrgänge 1986 bis 1988
untersucht. Die Erhebungen fanden bei der Geburt, mit drei Monaten, sowie mit
2,4,8,11,15,19,22 und 23 Jahren statt.

9
Die Stichprobe der Studie ist so zusammengestellt, dass sie mit Risiken
angereichert ist: zum einen durch Kinder mit organischen Risiken [...] zum anderen
durch Kinder mit psychosozialen Belastungen [...].
(Lauermann 2012, S.25)
Die beobachteten Kinder wurden anhand einer dreistufigen Skala bei der Geburt
eingestuft. Diese betraf die Ausprägung ihrer organischen und psychosozialen
Risikobelastungen. Während zu den organischen Risiken leichte und schwere prä- und
perinatale Komplikationen zählten, fielen unter die psychosozialen Belastungen
ungünstige familiäre Lebensverhältnisse. (vgl. Göppel 2000, S.82)
Laucht weist darauf hin, dass die organischen und psychosozialen Risiken annähernd
gleich schwer wiegen, trotzdem aber unterschiedlich wirken.
Während sich organische Risiken besonders auf die motorische und kognitive
Entwicklung der Kinder auswirken, beeinflussen die psychosozialen Risiken vor allem
den sozial-emotionalen Bereich der Entwicklung. Tendenziell, kann jedoch festgestellt
werden, dass die organischen Risiken im Laufe der Entwicklung an Bedeutung
abnehmen, während die psychosozialen Risiken immer bedeutender werden.
Kinder und Jugendliche die in beiden Bereichen beeinträchtigt sind, sind besonders in
ihrer Entwicklung gefährdet.
3.3. Bielefelder Invulnerabilitätsstudie
Obwohl sie sich von den Ergebnissen nicht wesentlich von der Kauai-Studie oder der
Mannheimer Risikokinderstudie unterscheidet, ist sie, gerade im sozialpädagogischen
Kontext, sehr bedeutsam.
Diese Studie beschäftigt sich mit Kindern und Jugendlichen mit besonders hohem
Entwicklungsrisiko.
Konkret wurden die Daten von 146 Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren, die aus
einem Heim der stationären Kinder- und Jugendhilfe kamen, ausgewertet.
66 der 146 Jugendlichen entwickelten sich trotz hoher Risikofaktoren wie Armut,
Gewalt oder Suchtproblemen in der Herkunftsfamilie positiv. 80 Jugendliche hingegen,
mit gleichem oder vergleichbarem belastenden Hintergrund, entwickelten
Verhaltensprobleme. Durch diese Studie konnten viele Schutzfaktoren ermittelt
werden, die bei einem Teil der Gruppe (den 66 Jugendlichen) zu resilientem Verhalten
geführt hatten. (vgl. Lauermann , 2012, S.25f.)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783842847965
ISBN (Paperback)
9783842897960
Dateigröße
813 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
ARGE Bildungsmanagement Wien – Kolleg für Sozialpädagogik für Berufstätige
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
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