Integration banachraumwertiger Funktionen: Bochner- und Birkhoff-Integration
©2013
Masterarbeit
140 Seiten
Zusammenfassung
Einleitung:
Für banachraumwertige Funktionen, welche auf einem Mengenring mit Prämaß definiert sind, wird eine gründliche einführende Darstellung der Bochner Integration und der Birkhoff-Integration vorgestellt. Es wird gezeigt, dass es für weite Teile der Theorie nicht erforderlich ist von einer α-Algebra im Definitionsbereich auszugehen. Die Bochner-Integration ist eine direkte Verallgemeinerung der Lebesgue-Integration für banachraumwertige Funktionen, wohingegen die Birkhoff-Integration als eine konsequent maßtheoretisch fundierte Verallgemeinerung der Einführung der Riemann-Integration über Riemann-Summen für banachraumwertige Funktionen betrachtet werden kann. Die Birkhoff-Integration wird in den drei Varianten endliche-, absolute- und unbedingte Integration beschrieben. Die verschiedenen Integrationsarten werden untereinander und mit der normalen Riemann-Integration verglichen. Der Haupttext wird ergänzt durch sehr umfangreich gehaltene Anlagenkapitel, in denen die themenspezifischen Grundlagen ausführlich zusammengestellt sind. Alle Sätze sind inklusive Beweise notiert, und es wurde Wert darauf gelegt, keine zu großen gedanklichen ‚Sprünge‘ innerhalb der Argumentationsketten der Beweisniederschriften zu machen.
Für banachraumwertige Funktionen, welche auf einem Mengenring mit Prämaß definiert sind, wird eine gründliche einführende Darstellung der Bochner Integration und der Birkhoff-Integration vorgestellt. Es wird gezeigt, dass es für weite Teile der Theorie nicht erforderlich ist von einer α-Algebra im Definitionsbereich auszugehen. Die Bochner-Integration ist eine direkte Verallgemeinerung der Lebesgue-Integration für banachraumwertige Funktionen, wohingegen die Birkhoff-Integration als eine konsequent maßtheoretisch fundierte Verallgemeinerung der Einführung der Riemann-Integration über Riemann-Summen für banachraumwertige Funktionen betrachtet werden kann. Die Birkhoff-Integration wird in den drei Varianten endliche-, absolute- und unbedingte Integration beschrieben. Die verschiedenen Integrationsarten werden untereinander und mit der normalen Riemann-Integration verglichen. Der Haupttext wird ergänzt durch sehr umfangreich gehaltene Anlagenkapitel, in denen die themenspezifischen Grundlagen ausführlich zusammengestellt sind. Alle Sätze sind inklusive Beweise notiert, und es wurde Wert darauf gelegt, keine zu großen gedanklichen ‚Sprünge‘ innerhalb der Argumentationsketten der Beweisniederschriften zu machen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Friedrich, Jürgen: Integration banachraumwertiger Funktionen: Bochner- und Birkhoff-
Integration, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4043-0
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014
Zugl. FernUniversität in Hagen, Hagen, Deutschland, Masterarbeit, September 2013
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Printed in Germany
Zusammenfassung
F¨
ur banachraumwertige Funktionen, welche auf einem Mengenring mit Pr¨amaß definiert sind,
wird eine gr¨
undliche einf¨
uhrende Darstellung der Bochner-Integration und der Birkhoff-Integration
vorgestellt. Es wird gezeigt, dass es f¨
ur weite Teile der Theorie nicht erforderlich ist von einer
-Algebra im Definitionsbereich auszugehen. Die Bochner-Integration ist eine direkte Verallge-
meinerung der Lebesgue-Integration f¨
ur banachraumwertige Funktionen, wohingegen die Birkhoff-
Integration als eine konsequent maßtheoretisch fundierte Verallgemeinerung der Einf¨
uhrung der
Riemann-Integration ¨
uber Riemann-Summen f¨
ur banachraumwertige Funktionen betrachtet wer-
den kann. Die Birkhoff-Integration wird in den drei Varianten endliche-, absolute- und unbedingte
Integration beschrieben. Die verschiedenen Integrationsarten werden untereinander und mit der
normalen Riemann-Integration verglichen. Der Haupttext wird erg¨anzt durch sehr umfangreich
gehaltene Anlagenkapitel, in denen die themenspezifischen Grundlagen ausf¨
uhrlich zusammenge-
stellt sind. Alle S¨atze sind inklusive Beweise notiert, und es wurde Wert darauf gelegt, keine zu
großen gedanklichen
"
Spr¨
unge" innerhalb der Argumentationsketten der Beweisniederschriften zu
machen.
Danksagung
Mein Dank gilt in erster Linie meiner lieben Frau Bianca. Sie hat mir das Masterstudium erm¨oglicht
und war immer verst¨andnisvoll und aufmunternd an meiner Seite. Meinem Betreuer Prof. Dr. M. Felten
danke ich daf¨ur, dass ich zum Thema
"
Integration von banachraumwertigen Funktionen" eine Master-
arbeit schreiben durfte und so meine innere Motivation voll aussch¨opfen konnte. Prof. Dr. M. Kersken
sei gedankt f¨ur den Blick ¨uber den
"
mathematischen Tellerrand", den ich im vorherigen Studiengang
das eine oder andere Mal erhaschen konnte, wie z.B. bei der Einf¨uhrung summierbarer Familien.
Erkl¨
arung des Verfassers
Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe selbstst¨andig verfasst und nur die
angegebenen Quellen benutzt habe. Alle Zitate wurden als solche kenntlich gemacht.
( J¨urgen Friedrich )
I
Inhaltsverzeichnis
1 Generelle Vereinbarungen und Bemerkungen
1
2 Einleitung
2
3 Bochner-Integration
7
3.1 Das abstrakte Bochner-Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
3.2 Der Raum der Bochner-integrablen Funktionen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
4 Birkhoff-Integration
28
4.1 Konvergente Mengenfolgen in Banachr¨aumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
4.2 Unbedingte-, absolute- und endliche Birkhoff-Integrabilit¨at . . . . . . . . . . . . . . . .
37
5 Grenzwerts¨
atze und Integration auf Teilmengen
47
5.1 Grenzwerts¨atze der Bochner-Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
47
5.2 Bochner-Integration auf Teilmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
56
5.3 Birkhoff-Integration auf einer Menge eines Mengenrings . . . . . . . . . . . . . . . . . .
58
5.4 Ein Grenzwertsatz der Birkhoff-Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
60
6 Vergleich verschiedener Integrationsarten
65
6.1 Riemann-integrable Funktionen sind endlich Birkhoff-integrabel . . . . . . . . . . . . .
65
6.1.1
Beispiel f¨ur endlich Birkhoff-integrabel aber nicht Riemann-integrabel . . . . . .
66
6.1.2
Beispiel f¨ur Riemann-integrabel aber nicht Bochner-integrabel . . . . . . . . . .
67
6.2 Zusammenhang von Bochner- und Birkhoff-Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
7 Das Birkhoff-Integral f¨
ur Funktionen ¨
uber einem Wahrscheinlichkeitsraum
71
8 Zusammenfassung und Ausblick
73
9 Anlagen
75
9.1 Einleitung zu den Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
75
9.2 Vervollst¨andigung von halbmetrischen- und halbnormierten R¨aumen . . . . . . . . . . .
77
9.3 Konvergente Reihen und summierbare Familien in abelschen Gruppen . . . . . . . . . .
83
9.4 Grundlagen aus der abstrakten Maßtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
98
9.5 Rechnen mit Mengen in (normierten) K-Vektorr¨aumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
9.6 Der Mengenring der Figuren im R
n
und das Lebesguesche-Pr¨amaß . . . . . . . . . . . . 117
9.7 Treppenfunktionen und Messbarkeitsbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
Literaturverzeichnis
130
Symbolverzeichnis
132
Index
134
II
1
Generelle Vereinbarungen und Bemerkungen
· In dieser Arbeit hat jede Definition und jeder mathematische Satz eine eindeutige sprachliche
Bezeichnung. Im Index sind diese Bezeichnungen aufgelistet. Innerhalb des Dokuments wird ein
behandelter Satz dadurch referenziert, dass man dessen Bezeichnung und dessen Seitenzahl in
Klammern, in dieser Schriftform(Seitenzahl), angibt.
· Alle f¨ur diese Arbeit notwendigen themenspezifischen Grundlagen sind ausf¨uhrlich in den An-
lagen zusammengefasst. Die einzelnen Unterkapitel der Anlagen, insbesondere deren Relevanz im
Bezug zum Haupttext der Masterarbeit, werden in der
"
Einleitung zu den Anlagen" kurz vor-
gestellt. Um die Lesbarkeit der Arbeit zu verbessern, sind wichtige Definitionen des Anhangs im
Haupttext an entsprechenden Stellen wiederholt.
· Im Symbolverzeichnis sind viele der in dieser Arbeit verwendeten Symbole aufgelistet und erkl¨art.
· Wenn R eine zweistellige Relation ist, dann sei a,bR H ein Abk¨urzung f¨ur aR HbR H. Ein Beispiel
ist:
= A,B X bedeutet = A X = B X.
· Folgendes Beispiel sei exemplarisch f¨ur ¨ahnliche F¨alle erkl¨art:
Sei I eine Indexmenge:
g G > 0endliches I
0
I endlichen I
0
J I g -
i
J
g
i
<
.
Mit
endlichen I
0
J I ist folgendes gemeint:
Da I bereit außerhalb des Ausdrucks eine Bedeutung als Indexmenge besitzt und I
0
durch den
vorherigen Existenzquantor gebunden ist, bezieht sich das Wort endlichen auf das einzige hier im
Kontext neue Symbol J. Auf diese Weise l¨asst sich die Darstellung oft wesentlich vereinfachen.
· Seien X,Y Mengen und f : X Y eine Funktion und M X und N Y und y Y , dann soll
gelten:
· f (M) := {f (x) | x M}.
· f
-1
(N) :=
{x X | f (x) N}.
· f
-1
(y) := f
-1
(
{y})
· Sei X eine Menge und G eine Gruppe und f : X G eine Funktion und M X, dann gilt:
· T
f
:=
g
f (X)\{0
G
}
f
-1
(g) heißt der Tr¨ager von f.
· f
M
: X
G; x
f (x) ,
falls x
M
0
G
,
falls x
M
heißt die Reduzierung von f auf M.
· Sei X eine Menge und V ein K-Vektorraum, dann sei:
Abb X, V :=
f : X
V f ist eine Abbildung der K-Vektorraum der Abbildungen
von X in V bzgl. der punktweise definierten Addition und der punktweise definierten
Multiplikation mit einem Skalar.
· Es sollen hier folgende Rechenregeln f¨ur gelten:
· + + (+) = +, - + (-) = -, x R(x + (+) = + x + (-) = -).
· x R(x > 0 x · (±) = (±) x < 0 x · (±) = ()).
· 0 · (±) = 0,
1
±
= 0,
1
0
= +
.
· x R(- < x < +).
· sup := -.
· Sei = X eine Menge und x
n nN
eine Folge aus X. Je nach Kontext wird x
n nN
als eine
Abbildung N
X; n x
n
oder/und als eine Teilmenge x
n nN
X interpretiert.
1
2
Einleitung
Die Integrationstheorie ist ein zentraler Eckpfeiler der Analysis und aller auf dieser aufbauenden ma-
thematischen Teildisziplinen. Nach Einf¨uhrung des Riemann-Integrals im 19. Jahrhundert durch B.
Riemann erfuhr die Analysis eine rasante Weiterentwicklung. Gerade der Ausbau der Funktionentheo-
rie ist ohne einen klar definierten Integral-Begriff nicht ohne weiteres denkbar. Viele Beweise w¨urden
ohne Integrale unn¨otig lang und kompliziert. Einer Bemerkung im Kurs Funktionentheorie I der Fern-
Universit¨at Hagen zur Folge existiert bis heute kein g¨anzlich integralfreier Beweis f¨ur den Entwicklungs-
satz von Laurent. Trotz dieser Erfolge stellte sich das Riemann-Integral als nicht ausreichend f¨ur die
moderne Fortentwicklung der Mathematik heraus. In der Riemannschen Integrationstheorie sind die
Anforderungen an eine Funktionenfolge, deren Grenzfunktion integrabel sein soll, relativ hoch. H. Le-
besgue konnte Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung des Lebesgue-Integrals viele Nachteile
des Riemann-Integrals beseitigen. Mit dem Satz von der monotonen Konvergenz(49) und dem Satz
von der majorisierten Konvergenz(51)
stehen nun
"
m¨achtige" Werkzeuge zur Verf¨ugung, um die
Integrierbarkeit der Grenzfunktion einer Funktionenfolge zu untersuchen. Des Weiteren ist der Raum
aller Lebesgue-integrablen Funktionen bzgl. einer bestimmten Integralnorm ein vollst¨andiger halbnor-
mierter Raum. Dieser ist ein wichtiger
"
Basisraum" in der Funktionalanalysis. Ein zus¨atzlicher zentraler
Pluspunkt des Lebesgue-Integrals ist dessen verallgemeinerte Anwendbarkeit auf beliebige Maßr¨aume
im Definitionsbereich einer Funktion.
Im Zuge der Beschreibung von realen Problemen durch mathematische Modelle sind im 20. Jahrhundert
immer mehr neue mathematische Teildisziplinen entstanden bzw. wurden axiomatisch begr¨undet, wie
z.B. die Zeitreihenanalyse und deren wahrscheinlichkeitstheoretischen Fundierung durch Stochastische
Prozesse. Dabei stellte sich die Lebesguesche Integrationstheorie als ¨außerst n¨utzlich heraus. F¨ur man-
che Fragestellungen war das Lebesgue-Integral jedoch immer noch nicht allgemein genug, denn manche
Funktionen besaßen einen Banachraum als Wertebereich. In der ersten H¨alfte des 20. Jahrhunderts wur-
den viele verschiedene M¨oglichkeiten aufgezeigt, wie man f¨ur vektorraumwertige Funktionen Integrale
definieren kann. In dieser Arbeit sollen die Bochner-Integration und die Birkhoff-Integration f¨ur
banachraumwertige Funktionen vorgestellt werden.
Die Bochner-Integration ist eine direkte Verallgemeinerung der Lebesgue-Integration und erbt damit
fast alle Eigenschaften der Lebesgue-Integration, die sich nicht direkt auf die Ordnungsstruktur der
Reellen Zahlen beziehen.
Die Birkhoff-Integration ist ein Weg die Grundidee der Riemann-Integration, n¨amlich das Bilden von
"
Riemann-Summen" ¨uber Partitionen, auf banachraumwertige Funktionen, die auf einem beliebigen
-endlichen Maßraum definiert sind, zu ¨ubertragen. Die Birkhoff-Integrabilit¨at tritt in den drei
unterschiedlichen Auspr¨agungen endliche-, absolute- und unbedingte Integrabilit¨
at auf. Der Un-
terschied liegt darin, ob man endliche oder abz¨
ahlbare Partitionen des Definitionsbereichs einer
Funktion betrachtet und wenn man abz¨ahlbare Partitionen betrachtet, ob dabei die unbedingte- oder
die absolute Konvergenz der
"
Riemann-Summen" verlangt wird.
Außerdem erl¨autern wir den Zusammenhang zwischen einem verallgemeinerten Riemann-Integral,
dem Bochner-Integral und dem Birkhoff-Integral. Wie so oft, wenn man die Sph¨are der Endlichdimen-
sionalit¨at verl¨asst, treten dabei neue
"
Ph¨anomene" auf. Zuvor ¨aquivalente Eigenschaften m¨ussen im
Allgemeinen nicht mehr ¨aquivalent sein, und Schlussfolgerungen k¨onnen ihre G¨ultigkeit verlieren. So
ist eine reellwertige Riemann-integrable Funktion immer auch Lebesgue-integrabel, aber eine verallge-
meinert Riemann-integrable Funktion muss nicht Bochner-integrabel sein. Jedoch wird gezeigt, dass
eine verallgemeinert- Riemann-integrable Funktion stets endlich Birkhoff-integrabel ist. Allgemein gilt,
wenn f¨ur zwei der hier betrachtet Integrationsarten f¨ur eine Funktion beide Integrale existieren, so sind
die beiden Integralwerte identisch. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Integrierbarkeiten ist
folgende:
verallg. Riemann-int.
endlich Birkhoff-int. absolut Birkhoff-int. unbedingt Birkhoff-int.
Bochner-int.
F¨ur -endliche -Algebren ergibt sich dadurch eine g¨anzlich neue Perspektive bei der Betrachtung des
Integrals von Bochner-integrablen Funktionen.
2
Die Bochner-Integration ist eine der am h¨aufigsten verwendeten vektorwertigen Integrationsarten. Dies
ist sicherlich auch den besonders sch¨onen Eigenschaften des Bochner-Integrals geschuldet. Das Birkhoff-
Integral wurde, fast zur selben Zeit wie das Bochner-Integral, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhun-
derts entwickelt. Es f¨uhrte aber lange Zeit nur ein Nischendasein in der Wahrnehmung der mathema-
tischen ¨
Offentlichkeit. Seit ca. 20 Jahren wird das Birkhoff-Integral wieder verst¨arkt untersucht. Doch
eine systematische und ausf¨uhrliche Darstellung der Birkhoff-Integration ist mir nicht bekannt. Die Pa-
per, die dieses Integral behandeln, bieten keine systematische Einf¨uhrung. Lediglich das Original-Paper
[2] von Birkhoff beschreibt einen systematischen Zugang. Allerdings sind die dort gef¨uhrten Beweise
mehr oder weniger skizzenhaft.
Bei den meisten Abhandlungen ¨uber diese beiden Integrationsarten stellt man fest, dass von einer -
Algebra mit Maß im Definitionsbereich der Funktionen ausgegangen wird. Dies erweckt den Eindruck,
als w¨are das eine notwendige Voraussetzung. In dieser Arbeit soll unter Anderem gezeigt werden, dass
dem nicht so ist und oft eine Mengenringstruktur mit Pr¨
amaß ausreichend ist. Die Vorteile f¨ur
diese Art des Zugangs sind:
· Man erh¨alt einen anschaulicheren Zugang zur Integration, siehe z.B. Mengenring der Figuren im R
n
.
· Wenn -Algebren nur dort eingesetzt werden, wo sie wirklich ben¨otigt werden, lernen wir gerade die
Vorteile einer -Algebra gegen¨uber einem Mengenring kennen.
Zielsetzungen dieser Masterarbeit
· Gr¨undliche einf¨uhrende Darstellung der Bochner- und Birkhoff-Integration mit ausf¨uhrlichen und
¨
ubersichtlichen Beweisen, die sich themenspezifisch nur auf die in den Anlagen bereitgestellten De-
finitionen und S¨atze beziehen.
· Die Integrationstheorien sollen mit m¨oglichst wenig Maßtheorie zug¨anglich sein, so dass wenn m¨oglich
als
"
Basistruktur" im Definitionsbereich einer Funktion lediglich ein Mengenring mit Pr¨amaß vor-
ausgesetzt wird.
· Auch an den Banachraum, in den die Funktionen abbilden, sollen keine weiteren Anforderungen
gestellt werden.
· Es soll keinerlei andere Integrationsart vorausgesetzt werden. Also insbesondere soll die Bochner-
Integration nicht auf die Lebesgue-Integration zur¨uckgef¨uhrt werden, sondern die Letztere nur als
ein Spezialfall der Ersteren angesehen werden.
· Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Integrationsarten untereinander sollen aufgezeigt wer-
den.
Es folgt nun eine anschauliche Gegen¨uberstellung der beiden Integrationsarten. Sei dazu f : [0, a]
R
eine stetige Funktion.
Das Bochner-Integral
x
y
f
x
y
f
x
y
f
Der Fl¨acheninhalt zwischen der blauen Funktion f und der x-Achse entspricht der anschaulichen Inter-
pretation des Integrals dieser Funktion f . Die roten Funktionen bezeichnet man als Treppenfunktionen.
Die Integrale der Treppenfunktionen sind relativ einfach zu bestimmen, n¨amlich als die Summe der Teil-
rechteckfl¨achen unter den Treppenfunktionen. Wie man an der Grafik erkennen kann, n¨ahert sich die
Treppenfunktionsfl¨ache und damit das Treppenfunktionsintegral dem Fl¨acheninhalt unter der Funktion
f und damit dem Integral von f an.
Man kann sich nun ganz allgemein fragen, wie muss eine Funktion f beschaffen sein, damit man ein
Integral von f als konvergente Folge von Treppenfunktionsintegralen sinnvoll definieren kann?
3
Es wird sich zeigen, dass daf¨ur zwei Anforderungen hinreichend sind:
· Die Funktion f ist punktweiser Grenzwert von einer Folge von Treppenfunktionen. Dabei darf es
sogar eine Ausnahmenmenge geben auf der die Treppenfunktionsfolge nicht gegen f konvergieren
muss, eine sogenannte Nullmenge.
· Damit es aber auch eine Treppenfunktionsfolge gibt, deren zugeh¨orige Treppenfunktionsintegralfolge
konvergiert, bedarf es einer weiteren Anforderung.
Die Menge aller Treppenfunktionen bildet bzgl. der punktweise definierten Addition und Multiplika-
tion mit einem Skalar ein Vektorraum. Des Weiteren kann man f¨ur jede Treppenfunktion die abbil-
dungstheoretische Verkn¨upfung dieser Treppenfunktion mit der Norm des Banachraums betrachten.
Diese Verkn¨upfungen sind Treppenfunktionen nach R
+
0
. Die Integrale dieser
"
normierten Treppen-
funktionen" definieren gerade eine Halbnorm auf dem urspr¨unglichen Treppenfunktionsraum. Wenn
nun f¨ur eine Treppenfunktionsfolge zus¨atzlich zu dem ersten Punkt noch weiter gilt, dass diese bzgl.
der Halbnorm eine Cauchy-Folge darstellt, so konvergiert auch die zugeh¨orige Treppenfunktionsin-
tegralfolge. Weiter gilt, dass f¨ur alle Treppenfunktionsfolgen, die fast ¨uberall punktweise gegen f
konvergieren und zudem Cauchy-Folgen darstellen, der Grenzwert der zugeh¨origen Treppenfunkti-
onsintegralfolgen immer derselbe ist. Dieser Grenzwert ist dann das Bochner-Integral von f .
Das Birkhoff-Integral
x
y
f
x
y
f
x
y
f
Man kann das Integral von f aber auch ganz anders approximieren. F¨ur eine Partition des Defini-
tionsbereichs von f , bestehend aus Intervallen, bildet man f¨ur jede Menge M
folgende Menge
µ (M) f (M) :=
µ (M)
· f (x) x M , wobei µ (M) gerade die L¨ange des Intervalls M ist. Im
Anschluss bildet man noch folgende Menge:
M
µ (M) f (M) :=
M
w
M
M w
M
µ (M)f (M)
.
Diese Menge besteht so zu sagen aus allen
"
Riemann-Summen" der Funktion f ¨uber der Partition .
Die Grafik suggeriert, dass der Integralwert von f ein Element von
M
µ (M) f (M) sein muss. Diese
Menge bildet also eine Menge von
"
Integralwertkandidaten" f¨ur die Funktion f . Weiter ist zu erkennen,
dass die Mengen der Integralwertkandidaten sich von links nach rechts zunehmend verengt. Außerdem ist
eine Menge von Integralwertkandidaten eine Teilmenge einer beliebigen weiter links stehenden Menge
von Integralwertkandidaten. Der Integralwert von f wird also f¨ur eine entsprechende Partitionsfolge
n nN
das einzige Element der nachstehenden Menge sein:
n
N M
n
µ (M) f (M) .
Aus der obigen Grafik geht auch hervor, dass wenn man f¨ur jedes n
N zum konvexen- und dann
zum topologischen Abschluss von
M
n
µ (M) f (M) ¨ubergeht, der Integralwert von f immer noch
das einzige Element in folgender Menge ist:
n
N
konv
M
n
µ (M) f (M) .
F¨ur nicht notwendig stetige Funktionen, die in einen allgemeinen Banachraum abbilden, erzeugen wir
grunds¨atzlich den konvexen- und dann den topologischen Abschluss von
M
µ (M) f (M), um auf die
Existenz eines Integralwerts im Durschnitt schließen zu k¨onnen, siehe Durchschnittss¨atze der Birkhoff-
Integration.
4
Kapitel¨
ubersicht
3 Bochner-Integration:
Einf¨uhrung in die Bochner-Integration inklusive den grundlegenden Eigenschaften des Integrals.
3.1 Das abstrakte Bochner-Integral:
Das Bochner-Integral wird f¨ur Treppenfunktionen definiert, und es werden die wichtigsten Eigen-
schaften dieses Integrals bewiesen. Anschließend erkl¨aren wir auf dem Raum aller Treppenfunktio-
nen eine Integral-Halbnorm. Dieser halbnormierte K-Vektorraum wird unter Benutzung der Ver-
vollst¨
andigung eines halbnormierten Raums(81)
zum abstrakten Bochnerraum vervollst¨an-
digt. F¨ur die Elemente des abstrakten Bochnerraums definiert wir dann ein abstraktes Bochner-In-
tegral und zeigen außerdem die f¨ur sp¨ater relevanten Eigenschaften dieses Integrals.
3.2 Der Raum der Bochner-integrablen Funktionen:
Hier wird das eigentliche Bochner-Integral f¨ur banachraumwertige Funktionen definiert. Wir werden
im Fundamentalmonomorphismus der Bochner-Integration(23) die lineare und injektive Abbil-
dung Leb zwischen einem Quotientenraum des abstrakten Bochnerraums und einem Quotientenraum
des Vektorraums aller Abbildungen konstruieren und mit deren Hilfe das Bochner-Integral auf Abbil-
dungen ¨ubertragen. Durch die Anwendung der Abbildung Leb leiten wir in den nachfolgenden beiden
S¨atzen die grundlegenden Eigenschaften des Bochner-Integrals her.
4 Birkhoff-Integration:
Einf¨uhrung in die Bikhoff-Integration inklusive den grundlegenden Eigenschaften des Integrals.
4.1 Konvergente Mengenfolgen in Banachr¨
aumen:
Unter Verwendung der Anlagenkapitel
"
Konvergente Reihen und summierbare Familien" und
"
Rechnen mit Mengen in K-Vektorr¨
aumen" definieren wir konvergente Mengenfolgen in Ba-
nachr¨aumen und f¨uhren in das Rechnen mit konvergenten Mengenfolgen ein. Dieses Kapitel ist eine
technische Vorbereitung f¨ur die unbedingte- und die absolute Birkhoff-Integration. Das Verfeine-
rungstheorem f¨
ur unbedingt konvergente Mengenfolgen(34)
wird durch seine Anwendung im
Inklusionssatz f¨
ur Integralbereiche I(39)
f¨ur die Definition des unbedingten bzw. absoluten
Birkhoff-Integrals ben¨otigt.
4.2 Unbedingte-, absolute- und endliche Birkhoff-Integrabilit¨
at:
In diesem Kapitel wird das Birkhoff-Integral in seinen drei Auspr¨agungen -unbedingt, absolut und
endlich- beschrieben. Dabei werden die Theorien der unbedingten Birkhoff-Integrabilit¨at und der
endlichen Birkhoff-Integrabilit¨at parallel entwickelt. In Bemerkungen erl¨autern wir, wie die ent-
sprechenden Aussagen f¨ur die absolute Birkhoff-Integrabilit¨at aus denen der unbedingten Birkhoff-
Integrabilit¨at zu gewinnen sind.
F¨ur die unbedingte bzw. absolute Birkhoff-Integrabilit¨at ben¨otigen wir bestimmte abz¨
ahlbare Par-
titionen des Definitionsbereichs, wohingegen man in der endlichen Birkhoff-Integrabilit¨at ausschließ-
lich bestimmte endliche Partitionen heranzieht. Wenn f¨ur eine abz¨ahlbare Partition jede formal
m¨ogliche
"
Riemann-Summe" einer Funktion f auch existiert, d.h. unbedingt bzw. absolut kon-
vergent ist, dann nennt man f unbedingt bzw. absolut konvergent bzgl. dieser Partition.
F¨ur endliche Partitionen ist eine entsprechende Begriffsbildung nicht notwendig, da endliche Sum-
men immer existieren. Bildet man den topologischen Abschluss vom konvexen Abschluss von der
Menge aller
"
Riemann-Summen" einer Funktion f f¨ur eine entsprechende Partition, dann nennt man
diese neu entstandene Menge den Integralbereich von f unter dieser Partition. Gibt es eine Fol-
ge von Partitionen, so dass die zugeh¨orige Folge der Durchmesser der Integralbereiche gegen 0
konvergiert, dann existiert ein eindeutig bestimmtes Element im Durchschnitt all dieser Integral-
bereiche, siehe Durchschnittssatz f¨
ur unbedingt Birkhoff-integrable Funktionen(40)
und
Durchschnittssatz f¨
ur endlich Birkhoff-integrable Funktionen(41)
. Dieses eindeutige Ele-
ment wird das unbedingte- bzw. absolute- bzw. endliche Birkhoff-Integral genannt.
In den darauf folgenden S¨atzen f¨uhren wir die grundlegenden Eigenschaften der Birkhoff-Integrale vor
und stellen zudem die Beziehungen zwischen den drei verschiedenen Birkhoff-Integrabilit¨aten dar.
5 Grenzwerts¨
atze und Integration auf Teilmengen:
Dieses Kapitel beinhaltet wichtige Aussagen ¨uber das Verhalten von Funktionenfolgen bzgl. der
Bochner-Integration bzw. der Birkhoff-Integration. Des Weiteren diskutieren wird auch die Integration
¨
uber Teilmengen.
5
5.1 Grenzwerts¨
atze der Bochner-Integration:
Wir behandeln hier unter Anderem den zentralen Grenzwertsatz der Bochner-Integration, n¨amlich
den Satz von der majorisierten Konvergenz(51). Dar¨uber hinaus machen wir in diesem Kapitel
das erste mal Gebrauch von einer -Algebra und zwar in der Charakterisierung der Bochner-
Intergrabilit¨
at auf einer
-Algebra(52) und in dem Satz Bochner-integrable Funktionen
als Grenzwert abz¨
ahl. Treppenfunktionen(54)
, welcher sp¨ater beim Vergleich von Bochner-In-
tegration und Birkhoff-Integration im Satz Bochner-integrable Funktionen sind absolut Birk-
hoff-integrabel I(68)
verwendet wird.
5.2 Bochner-Integration auf Teilmengen:
Wir erkl¨aren das Bochner-Integral f¨ur Teilmengen und beweisen einen Satz ¨uber die -Additivit¨at
des Bochner-Integrals(56)
. Dieser Satz wird sp¨ater beim Vergleich von Bochner-Integration und
Birkhoff-Integration im Beweis des Satzes Bochner-integrable Funktionen sind absolut Birk-
hoff-integrabel II(70)
angewendet.
5.3 Birkhoff-Integration auf einer Menge eines Mengenrings:
Hier definieren wir die verschiedenen Birkhoff-Integrale f¨ur bestimmte Teilmengen und thematisie-
ren einen kleinen Fehler im Paper [2], welcher Auswirkungen auf den Beweis des Satzes Bochner-
integrable Funktionen sind absolut Birkhoff-integrabel II(70)
hat.
5.4 Ein Grenzwertsatz der Birkhoff-Integration:
In diesem Kapitel wird eine leichte Verallgemeinerung eines Grenzwertsatzes aus [23] f¨ur die unbe-
dingte Birkhoff-Integration bewiesen. Auf den entsprechende Satz f¨ur die endliche Birkhoff-Integration
gehen wir ebenfalls ein und behandeln damit einen Satz, welcher in den verwendeten Papern gar nicht
angesprochen wird.
6 Vergleich verschiedener Integrationsarten:
Dieses Kapitel dient dem Vergleich zwischen der Bochner-Integration, der Birkhoff-Integration und einer
mittels Riemann-Summen definierten Riemann-Integration.
6.1 Riemann-integrable Funktionen sind endlich Birkhoff-integrabel:
Wir geben hier eine Definition f¨ur die Riemann-Integrabilit¨at mittels Riemann-Summen und zeigen,
dass Riemann-integrable Funktionen stets endlich Birkhoff-integrabel sind. Die beiden folgenden Bei-
spiele illustrieren, dass die Klasse der endlich Birkhoff-integrablen Funktionen im Allgemeinen echt
gr¨oßer als die der Riemann-integrablen ist, und es Riemann-integrable Funktionen gibt, also insbe-
sondere auch Birkhoff-integrable Funktionen, die nicht Bochner-integrabel sind, siehe
6.1.1 Beispiel f¨
ur endlich Birkhoff-integrabel aber nicht Riemann-integrabel,
6.1.2 Beispiel f¨
ur Riemann-integrabel aber nicht Bochner-integrabel.
6.2 Zusammenhang von Bochner- und Birkhoff-Integration:
Ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit, der Satz Bochner-integrable Funktionen sind absolut
Birkhoff-integrabel II(70)
, wird in diesem Kapitel bewiesen. Dieser Beweis ist letzten Endes
in den aufgelisteten Papern nicht enthalten. Man beachte, dass auch hier wieder eine -Algebra
vorausgesetzt wird.
7 Das Birkhoff-Integral f¨
ur Funktionen ¨
uber einem Wahrscheinlichkeitsraum:
F¨ur banachraumwertige Funktionen, die ¨uber einem Wahrscheinlichkeitsraum definiert sind, f¨uhren wir
die Begriffe Erwartungswert und Varianz mit Hilfe des unbedingten Birkhoff-Integrals ein und zeigen
auch einen grundlegenden Zusammenhang zwischen diesen beiden Begriffen.
8 Zusammenfassung und Ausblick:
Neben den wichtigsten Ergebnissen dieser Masterarbeit sowie einem kurzen zusammenfassenden Ver-
gleich der behandelten Integrationen wird ein kleiner Ausblick auf weitere Integrationsarten gegeben.
Wir stellen das Pettis-Integral kurz vor und setzen es in Relation zu den anderen Integralen, dabei
wird auch das McShane-Integral erw¨ahnt.
9 Anlagen:
In den Anlagen werden die im Haupttext verwendeten themenspezifischen Grundlagen ausf¨uhrlich und
einheitlich eingef¨uhrt. Eine ¨
Ubersicht ¨uber die Kapitel der Anlagen geben wir in der
"
Einleitung zu
den Anlagen" auf der Seite 75.
6
3
Bochner-Integration
Die Bochner-Integration wurde von S. Bochner 1933 in
"
Fundamenta Mathematicae" unter dem Titel
"
Integration von Funktionen, deren Werte die Elemente eines Vektorraumes sind" eingef¨uhrt, siehe [4].
Sie stellt eine direkte Verallgemeinerung der Lebesgue-Integration dar und
"
erbt" die meisten Eigen-
schaften, welche die Lebesgue-Integration gegen¨uber der Riemann-Integration besonders auszeichnet,
wie z.B. die Vollst¨andigkeit des halbnormierten Vektorraums der Bochner-integrablen Funktionen oder
den Satz von der majorisierten Konvergenz(51).
Bochner setzt bei seinem Zugang jedoch die Lebesgue'sche Integrationstheorie voraus, in dem er eine
banachraumwertige Funktion f als Bochner-integrabel bezeichnet, wenn diese µ-messbar ist und die reel-
lewertige Funktion f Lebesgue-integrabel ist. Die Gleichwertigkeit mit dem hier vorgestellten Zugang
ist haupts¨achlich Teil des Satzes Charakterisierung der Bochner-Intergrabilit¨at auf einer -
Algebra(52)
. In [5] wird die Bochner-Integration unabh¨angig von der Lebesgue-Integration eingef¨uhrt.
Die Lebesgue-Integration erscheint nun nur noch als Spezialfall der Bochner-Integration. Zudem wird
im Definitionsraum keine -Algebrastruktur mehr vorausgesetzt, sondern lediglich eine Halbmengen-
ringstruktur. In dieser Masterarbeit soll jedoch durchg¨angig mindestens von einer Mengenringstruktur
im Definitionsbereich der Funktionen ausgegangen werden, da diese von ihren Eigenschaften her ein-
facher zu handhaben ist als eine Halbmengenringstruktur. Wegen des in den Anlagen bereitgestellten
konstruktiven Fortsetzungssatzes f¨
ur Inhalte auf Halbmengenringen(103)
ist dies jedoch kein
nennenswerter Nachteil.
Heutzutage wird bei der Einf¨uhrung der Bochner-Integration meist mit einer -Algebrastruktur im
Definitionsbereich begonnen, ohne dass dies f¨ur weite Teile der Theorie von N¨oten w¨are, siehe z.B. in
[17]. Es gibt zwar auch einen universellen Satz ¨uber die Fortsetzung von Inhalten auf Mengenringen
zu vollst¨andigen Maßen auf einer -Algebra mit Hilfe von ¨außeren Maßen, dieser ist aber alles ande-
re als konstruktiv und im
"
nicht -endlichen Falle" noch nicht einmal notwendig eindeutig. Bei der
Einf¨uhrung einer Integrationstheorie auf Mengenringen kann immer sofort als anschauliches Beispiel
der in den Anlagen bereitgestellte Mengenring der Figuren im R
n
verwendet werden. Bei einer auf
-Algebren basierenden Integrationstheorie muss zuvor ein gr¨oßerer maßtheoretischer Aufwand betrie-
ben werden, worunter eben auch die Anschaulichkeit leidet. -Algebren sollen also nur dann verwendet
werden, wenn deren reichere Struktur wirklich ben¨otigt wird, wie z.B. bei der Verwendung des in den
Anlagen behandelten Messbarkeitstheorems(127).
Die Motivation mich mit diesem Zugang der Bochner-Integration zu besch¨aftigen liegt darin begr¨undet,
dass ich bei meinen Studien ¨uber lineare Operatoren im Hilbertraum im Anhang von [30] eine recht
knappe aber inspirierende Einf¨uhrung in die Lebesgue'sche Integrationstheorie auf Mengenringen vor-
fand. Dabei erkannte ich, dass recht selten davon Gebrauch gemacht wird, dass die dort untersuchten
Funktionen R-wertig sind. Also wollte ich eine entsprechende Integrationstheorie f¨ur banachraumwerti-
ge Funktion finden und stieß so auf die Bochner-Integration. Anf¨anglich fand ich nur Darstellungen die
auf -Algebren basierten, so dass ich schließlich anfing, die dargebotenen Beweise
"
zu Fuß" daraufhin
zu untersuchen, ob -Algebren wirklich notwendig sind.
Diese Einf¨uhrung in die Bochner-Integration orientiert sich an [5], [17], [19], [29] und [30]. Die Basis-
struktur im Definitionsbereich der Funktionen ist jedoch ein Mengenring mit endlichem Pr¨amaß.
3.1
Das abstrakte Bochner-Integral
Die f¨ur dieses Kapitel notwendigen Kenntnisse sind in den Anlagenkapitel
"
Grundlagen aus der ab-
strakten Maßtheorie" und
"
Treppenfunktionen und Messbarkeitsbegriffe" und
"
Vervollst¨
an-
digung von halbmetrischen- und halbnormierten R¨
aumen" ausf¨uhrlich zusammengestellt.
Ein eleganter Zugang zur Bochner-Integration wird in [17] beschrieben, den wir hier in leicht modifi-
zierter Form und damit letztlich noch ein wenig konsequenter pr¨asentieren. Wir benutzen explizit die
abstrakte Vervollst¨
andigung eines halbnormierten Raums mit Hilfe von Cauchy-Folgen, siehe An-
lagen. Dadurch tritt der Prozess der Vervollst¨andigung nicht nur
"
beil¨aufig" beim Konstruieren der
Bochner-integrablen Funktionen in Erscheinung. Auf dem K-Vektorraum der Treppenfunktionen f¨uhren
wir zun¨achst die Bochner-Integration ein. Mit diesem Integralbegriff wird anschließend eine Halbnorm
auf dem Treppenfunktionsraum definiert. Dieser halbnormierte Vektorraum wird nun unter Zuhilfenah-
me des erw¨ahnten abstrakten Vervollst¨andigungsverfahrens vervollst¨andigt. Danach definieren wir auf
diesem vollst¨andigen halbnormierten Raum das abstrakte Bochner-Integral.
7
Zuerst wollen wir die grundlegenden Begriffe bereitstellen. Eine Mengenringstruktur R auf einer
Menge X ist ein System von Teilmengen von X mit den folgenden Eigenschaften:
R =
und A,B R A B R A\B R .
Eine Abbildung µ : R
[0,] heißt Pr¨amaß auf dem Mengenring R, wenn µ die nachstehenden
Bedingungen erf¨ullt:
µ (
) = 0 und
M
j jN
R sind paarweise disjunkt
j
N
M
j
R µ
j
N
M
j
=
j
N
µ (M
j
) .
Gilt zudem noch
M R µ (M) < , so nennt man µ ein endliches Pr¨amaß auf R. Jeder
Mengenring R mit einem darauf definierten Pr¨amaß µ besitzt nach dem Satz Mengenring der endlich
messbaren Mengen(101)
einen
"
Untermengenring" R
µ
, so dass µ
|R
µ
ein endliches Pr¨amaß darstellt. Ein
Pr¨amaß µ heißt -endlich, wenn gilt:
M
i iN
R X =
i
N
M
i
i N µ (M
i
) <
.
Ein besonders anschauliches und zugleich auch wichtiges Beispiel ist der -endliche Mengenring der
Figuren im R
n
, welcher aus allen beliebigen endlichen Vereinigungen von beschr¨ankten Intervallen des
R
n
besteht. Das darauf definierte Lebesguesche Pr¨
amaß ist endlich und entspricht gerade dem ele-
mentargeometrischen Inhalt, siehe Anlagenkapitel
"
Der Mengenring der Figuren im R
n
und das
Lebesguesche-Pr¨
amaß". Nach Bemerkung 9.14 auf Seite 99 ist das Lebesguesche Pr¨amaß auf dem
Mengenring der Figuren -endlich.
Eine Abbildung f : X
V von einem Mengenring X,R in einen K-Vektorraum V nennt man
R-Treppenfunktion, wenn
f (X) endlich ist und zudem noch gilt
b f (X)\{0
V
} f
-1
(b)
R .
Die Menge aller R-Treppenfunktionen von X nach V bezeichnet man mit Trep X, R, V . Diese ist nach
dem Satz ¨uber den Treppenfunktionsvektorraum(125) bez¨uglich der punktweise definierten Addition
und der punktweise definierten Multiplikation mit einem Skalar ein Untervektorraum von Abb X, V .
Um mit Treppenfunktionen bequem
"
rechnen" zu k¨onnen, geben wir nun folgende Definition:
Definition 3.1 (Disjunkte Darstellungen einer Treppenfunktion)
Sei (X, R) ein Mengenring und V ein K-Vektorraum und M
1
, . . . , M
n
R und v
1
, . . . , v
n
V :
· f :=
n
i
=1
v
i
X
M
i
heißt disjunkte Darstellung der Treppenfunktion f
:
M
1
, . . . , M
n
sind paarweise disjunkt.
· f :=
n
i
=1
v
i
X
M
i
heißt normalisierte disjunkte Darstellung der Treppenfunktion f
:
M
1
, . . . , M
n
sind paarweise disjunkt
0
V
{v
1
, . . . , v
n
}.
Bemerkung 3.1 (Folgerungen)
· f Trep X,R,V {O : X V ;x 0
V
}
b
f (X)\{0
V
}
b
X
f
-1
(b)
ist eine norm. disj. Darstel. von f .
·
m
i
=1
v
i
X
M
i
ist eine disj. Darstel. von
O : X V ;x 0
V
i {1,...,m} v
i
= 0
V
M
i
=
.
· 0
V
X
ist eine disjunkte Darstellung von
O.
F¨ur V =
{0
V
} ist O die einzige Treppenfunktion.
F¨ur V =
{0
V
} gilt v
0
V v
0
= 0
V
. Damit ist v
0
X
eine normalisierte disjunkte Darstel. von
O.
8
Die im n¨achsten Satz hergeleitete Invarianzeigenschaft bildet die Grundlage f¨ur die Wohldefiniertheit
des Bochner-Integrals f¨ur Treppenfunktionen.
Satz 3.1 (Invarianzeigenschaft disjunkter Darstellungen einer Treppenfunktion)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f
Trep X,R,B :
m
i
=1
v
i
X
M
i
und
n
j
=1
w
j
X
N
j
sind disjunkte Darstellungen von f
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) =
n
j
=1
w
j
µ (N
j
) .
Beweis:
Sei
f =
O : X B;x 0
B
, dann folgt aufgrund von Bemerkung 3.1 auf S. 8 f¨ur eine beliebige
disjunkte Darstellung
m
i
=1
v
i
X
M
i
von f , dass gilt
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) = 0
B
.
Sei
f =
O : X B;x 0
B
, dann folgt f¨ur eine beliebige disjunkte Darstellung
m
i
=1
v
i
X
M
i
von f ,
i
{1,...,m}
vi=0B
v
i
X
M
i
ist eine normalisierte disjunkte Darstel. von f und es gilt:
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) =
i
{1,...,m}
vi=0B
v
i
µ (M
i
) .
Seien
m
i
=1
v
i
X
M
i
und
n
j
=1
w
j
X
N
j
normalisierte disjunkte Darstellungen von f , dann gilt:
m
i
=1
v
i
X
M
i
= f =
n
j
=1
w
j
X
N
j
0
B
{v
1
, . . . , v
m
, w
1
, . . . , w
n
}
M
1
, . . . , M
m
R bzw. N
1
, . . . , N
n
R sind paarweise disjunkt.
Damit folgt:
x X x
m
i
=1
M
i
f (x) = 0
B
x
n
j
=1
N
j
i {1,...,m}j {1,...,n} M
i
N
j
=
v
i
= w
j
.
Damit folgt wegen der paarweisen Disjunktheit und da µ ein Pr¨amaß ist:
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) =
m
i
=1
v
i
µ
n
j
=1
(M
i
N
j
)
=
m
i
=1
v
i
n
j
=1
µ (M
i
N
j
) =
m
i
=1
n
j
=1
v
i
µ (M
i
N
j
) =
n
j
=1
m
i
=1
w
j
µ (N
j
M
i
) =
n
j
=1
w
j
m
i
=1
µ (N
j
M
i
) =
n
j
=1
w
j
µ
m
i
=1
(N
j
M
i
)
=
n
j
=1
w
j
µ (N
j
) .
Mit diesem Satz in der Hinterhand ist die folgende Definition des Bochner-Integrals f¨ur Treppenfunk-
tionen wohldefiniert.
Definition 3.2 (Bochner-Integral f¨
ur Treppenfunktionen)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum
und f
Trep X,R,B und
n
i
=1
b
i
X
M
i
eine disjunkte Darstellung von f :
b
-
X
f dµ :=
n
i
=1
b
i
µ (M
i
) heißt Bochner-Integral der R-Treppenfunktion f ¨uber X bzgl. µ.
9
Jetzt k¨onnen wir bereits erste Eigenschaften des Bochner-Integrals f¨ur Treppenfunktionen bereitstellen,
wie die Linearit¨at und bestimmte Monotonieeigenschaften von R-wertige Treppenfunktionen.
Satz 3.2 (Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f, g
Trep X,R,B und , K:
b
-
X
(f + g) dµ = b-
X
f dµ + b-
X
g dµ.
Beweis:
Da
Trep X, R, B
nach dem Satz
Treppenfunktionsvektorraum(125)
ein K-Vektorraum ist,
folgt f, f + g
Trep X,R,B .
Seien f =
m
i
=1
v
i
X
M
i
und g =
n
j
=1
w
j
X
N
j
jeweils disjunkte Darstellungen von f und g.
Wegen
m
i
=1
v
i
X
M
i
=
m
i
=1
v
i
X
M
i
= f
ist die linke Seite der Gleichung eine disjunkte Darstellung von f . Damit folgt:
b-
X
f dµ =
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) =
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) = b-
X
( f ) dµ.
Sei
i {1,...,m} M
i
:= M
i
n
j
=1
N
j
und
j {1,...,n} N
j
:= N
j
m
i
=1
M
i
, dann
ist wegen
m
i
=1
n
j
=1
(v
i
+ w
j
)
X
M
i
N
j
+
m
i
=1
v
i
X
M
i
+
n
j
=1
w
j
X
N
j
=
m
i
=1
v
i
X
M
i
+
n
j
=1
w
j
X
N
j
= f + g
die linke Seite der Gleichung eine disjunkte Darstellung von f + g. Damit folgt wegen der paar-
weisen Disjunktheit und da R ein Mengenring und µ ein Pr¨amaß ist:
b
-
X
f dµ + b-
X
g dµ =
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) +
n
j
=1
w
j
µ (N
j
) =
m
i
=1
v
i
µ
M
i
n
j
=1
N
j
M
i
+
n
j
=1
w
j
µ
N
j
m
i
=1
M
i
N
j
=
m
i
=1
v
i
µ
n
j
=1
M
i
N
j
M
i
+
n
j
=1
w
j
µ
m
i
=1
N
j
M
i
N
j
=
m
i
=1
v
i
n
j
=1
µ (M
i
N
j
) + µ (M
i
)
+
n
j
=1
w
j
m
i
=1
µ (N
j
M
i
) + µ N
j
=
m
i
=1
n
j
=1
(v
i
+ w
j
) µ (M
i
N
j
) +
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) +
n
j
=1
w
j
µ N
j
= b-
X
(f + g) dµ.
Satz 3.3 (Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
· f Trep X,R,B
f : X
R; x f (x) Trep X,R,R .
· f Trep X,R,B
b
-
X
f dµ
b-
X
f dµ .
· f,g Trep X,R,R x X f (x) g (x)
b-
X
f dµ
b-
X
g dµ .
10
Beweis:
Da
R ein Mengenring ist, folgt der erste Punkt direkt aus der Definition einer Treppenfunktion
und der Definition einer Norm.
Sei
f
Trep X,R,B und f =
n
i
=1
b
i
X
M
i
eine disjunkte Darstellung. Dann ist
f
=
n
i
=1
b
i
X
M
i
eine disjunkte Darstellung von f . Also folgt:
b
-
X
f dµ =
n
i
=1
b
i
µ (M
i
)
n
i
=1
b
i
µ (M
i
) = b-
X
f dµ.
Seien
f, g
Trep X,R,R mit f =
m
i
=1
v
i
X
M
i
und g =
n
j
=1
w
j
X
N
j
seien jeweils nor-
malisierte disjunkte Darstellungen und
x X(0 f (x) g (x)) und j {1,...,n}(N
j
:=
N
j
\
m
i
=1
M
i
), dann gilt:
m
i
=1
M
i
n
j
=1
N
j
i {1,...,m}j {1,...,n} M
i
N
j
=
0 v
i
w
j
.
Damit folgt:
b
-
X
f dµ =
m
i
=1
v
i
µ (M
i
) =
m
i
=1
v
i
µ
n
j
=1
(M
i
N
j
)
=
m
i
=1
v
i
n
j
=1
µ (M
i
N
j
) =
m
i
=1
n
j
=1
v
i
µ (M
i
N
j
)
n
j
=1
m
i
=1
w
j
µ (M
i
N
j
) =
n
j
=1
w
j
m
i
=1
µ (M
i
N
j
)
n
j
=1
w
j
µ N
j
+
m
i
=1
µ (M
i
N
j
)
=
n
j
=1
w
j
µ N
j
+ µ
m
i
=1
(M
i
N
j
)
=
n
j
=1
w
j
µ N
j
+ µ N
j
m
i
=1
M
i
=
n
j
=1
w
j
µ N
j
N
j
m
i
=1
M
i
=
n
j
=1
w
j
µ (N
j
) = b-
X
g dµ.
Seien
f, g
Trep X,R,R mit x X(f (x) g (x)) und
h : X
R; x |
min f (X)
|, falls x T
f
T
g
,
0
R
,
sonst,
dann ist h
Trep X,R,R und x X 0 (f + h)(x) (g + h)(x) und es folgt mit der
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen(10)
:
b
-
X
f dµ + b-
X
h dµ = b-
X
(f + h) dµ
b-
X
(g + h) dµ = b-
X
g dµ + b-
X
h dµ.
Also gilt b-
X
f dµ
b-
X
g dµ.
Auf dem Treppenfunktionsraum Trep X, R, B werden wir unter Verwendung der letzten beiden S¨atze
eine Halbnorm .
µ
einf¨uhren. Sp¨ater wird dieser halbnormierte K-Vektorraum mit Hilfe der Vervoll-
st¨
andigung eines halbnormierten Raums(81)
zum Abstrakten Bochnerraum vervollst¨andigt,
d.h. zu L
1µ
X, R, B , .
1
.
11
Satz 3.4 (Halbnormierte Treppenfunktionsraum)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
.
µ
: Trep X, R, B
R; f b-
X
f dµ.
Dann gilt:
· Trep X,R,B , .
µ
ist ein halbnormierter K-Vektorraum.
· f Trep X,R,B
f
µ
= f
µ
.
Beweis:
Nach
Satz
Treppenfunktionsvektorraum(125)
ist Trep X, R, B ein K-Vektorraum.
Seien
f, g
Trep X,R,B und K und
m
i
=1
b
i
X
M
i
eine disjunkte Darstellung von f , dann
folgt:
· 0
m
i
=1
b
i
µ (M
i
) = b-
X
f dµ = f
µ
.
· Mit Hilfe der
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen(10)
folgt:
f
µ
= b-
X
f
dµ = b-
X
(
|| f ) dµ = ||b-
X
f
dµ =
|| f
µ
.
· Weiter gilt f¨ur ein beliebiges x X:
f
+ g (x) = f (x) + g (x)
f (x) + g (x) = f (x) + g (x) = ( f + g ) (x).
Mit dem Satz ¨uber die
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
und
dem Satz ¨uber die
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen(10)
folgt da-
mit:
f
+ g
µ
= b-
X
f
+ g dµ
b-
X
( f + g ) dµ = b-
X
f
dµ + b-
X
g
dµ = f
µ
+ g
µ
.
Also ist .
µ
eine Halbnorm auf Trep X, R, B .
Sei
f
Trep X,R,B , dann gilt wegen der
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppen-
funktionen(10)
f
Trep X,R,R und es folgt:
f
µ
= b-
X
f
dµ = b-
X
f
dµ = f
µ
.
Bevor wir zum abstrakten Bochnerraum kommen, f¨uhren wir noch Treppenfunktionen ¨uber Mengen
eines Mengenrings ein. Dies sind Treppenfunktionen, die außerhalb einer Menge des Mengenrings auf
0
B
gesetzt werden. Im Unterkapitel
"
Bochner-Integration auf Teilmengen" und im Beweis des
wichtigen Fundamentaltheorems der Bochner-Integration(17) werden wir auf die nachfolgenden
Ergebnisse zur¨uckgreifen.
Satz 3.5 (Treppenfunktionen ¨
uber Mengen von R)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f
Trep X,R,B und M R und
X
M
· f : X B; x X
M
(x)
· f (x).
Dann gilt:
X
M
· f Trep X,R,B .
12
Beweis:
Sei
m
j
=1
b
j
X
M
j
eine disjunkte Darstellung von f , dann gilt:
x X (X
M
· f)(x) = X
M
(x)
·
m
j
=1
b
j
X
M
j
(x) =
m
j
=1
b
j
X
M
(x)
· X
M
j
(x) =
m
j
=1
b
j
X
M
M
j
(x) .
Da R ein Mengenring ist, folgt weiter:
j {1,...,m} M M
j
R .
Also ist
X
M
· f =
m
j
=1
b
j
X
M
M
j
Trep X,R,B .
Definition 3.3 (Bochner-Integral f¨
ur Treppenfunktionen ¨
uber Mengen von R)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f
Trep X,R,B und M R:
b
-
M
f dµ := b-
X
(
X
M
· f)dµ heißt Bochner-Integral der R-Treppenfunktion f ¨uber M bzgl. µ.
Satz 3.6 (Eigenschaften des Bochner-Integrals von Treppenfunk. ¨
uber Mengen von R)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f
Trep X,R,B und A,B R:
· X
A
· f
µ
f
µ
.
· µ (A)min
x
A
f (x)
b-
A
f dµ
µ (A)max
x
A
f (x) .
· A B = b-
A
B
f dµ = b-
A
f dµ + b-
B
f dµ.
Beweis:
Sei
m
j
=1
b
j
X
M
j
eine disjunkte Darstellung von f , dann ist
m
j
=1
b
j
X
A
M
j
eine disjunkte Dar-
stellung von
X
A
· f. Mit den
Eigenschaften von Inhalten auf Mengenringen(99)
folgt damit:
X
A
· f
µ
= b-
X
X
A
· f dµ =
m
j
=1
b
j
µ (A
M
j
)
m
j
=1
b
j
µ (M
j
) = b-
X
f dµ = f
µ
.
Seien
f
mi
: X
R; x
min
y
A
f (y) ,
falls x
A
0,
sonst,
f
ma
: X
R; x
max
y
A
f (y) ,
falls x
A
0,
sonst.
Dann gilt f
mi
, f
ma
Trep X,R,R und es folgt weiter:
x X 0 f
mi
(x)
X
A
(x)
· f (x) f
ma
(x) .
Mit den
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
folgt damit:
b
-
X
f
mi
dµ
b-
X
(
X
A
· f )dµ b-
X
f
ma
dµ.
Damit folgt:
µ (A) min
x
A
f (x) = b-
X
f
mi
dµ
b-
A
f dµ
b-
X
f
ma
dµ = µ (A) max
x
A
f (x) .
13
Sei
A
B = .
Es gilt A
B R, also ist
m
j
=1
b
j
X
(AB)M
j
eine disjunkte Darstellung von
X
A
B
· f. Damit
folgt wegen der Disjunktheit und da µ ein Pr¨amaß ist:
b
-
A
B
f dµ =
m
j
=1
b
j
µ ((A
B) M
j
) =
m
j
=1
b
j
µ ((A
M
j
)
(B M
j
)) =
m
j
=1
b
j
µ (A
M
j
)
+µ (B
M
j
)
=
m
j
=1
b
j
µ (A
M
j
) +
m
j
=1
b
j
µ (B
M
j
) = b-
A
f dµ + b-
B
f dµ.
Jetzt kehren wir wieder zu unserem eigentlichen Ziel zur¨uck, der abstrakten Vervollst¨andigung von
Trep X, R, B , .
µ
. Die Vervollst¨andigung verl¨auft im Grunde genauso, wie bei der Vervollst¨andi-
gung von Q zu R, n¨amlich mit Hilfe von Cauchy-Folgen. Siehe Anlagenkapitel
"
Vervollst¨
andigung
von halbmetrischen- und halbnormierten R¨
aumen".
F¨ur Folgen f
n nN
von Treppenfunktionen sei abk¨urzend auch f
n n
als Bezeichnung zugelassen, siehe
Bemerkung 9.5 auf S. 80.
Definition 3.4 (Abstrakter Bochner-Raum)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum
und
Trep
C
(X, R, B) , .
µC
die nach dem Satz
Vervollst¨
andigung eines halbnormierten Raums-
(81)
existierende Vervollst¨andigung von Trep X, R, B , .
µ
:
L
1µ
X, R, B , .
1
:=
Trep
C
(X, R, B) , .
µC
heißt abstrakter Bochner-Raum.
T
: Trep X, R, B
L
1µ
X, R, B ; f
f
n
heißt die abstrakte Bochner-Einbettung.
Bemerkung 3.2 (Folgerung)
L
1µ
X, R, B , .
1
ist nach dem Satz ¨uber die Vervollst¨andigung eines halbnormierten Raums-
(81)
ein vollst¨andiger halbnormierter K-Vektorraum und T ist eine lineare, halbnormerhaltende und
injektive Funktion, deren Bild dicht in L
1µ
X, R, B liegt.
Jedem Element f
n n
des abstrakten Bochnerraums kann, als Resultat des n¨achsten Satzes, ein Integral
als Grenzwert der Integralfolge b-
X
f
n
dµ
n
N
zugeordnet werden.
Satz 3.7 (Abstraktes Bochner-Integral auf dem abstrakten Bochner-Raum)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
f
n n
L
1µ
X, R, B
b
-
X
f
n
dµ
n
N
ist konvergent in B bzgl. . . .
Beweis:
Sei
f
n n
L
1µ
X, R, B , dann gilt:
f
n n
ist eine Cauchy-Folge in Trep X, R, B bzgl. .
µ
.
Damit folgt:
> 0n
0
Nk,l n
0
f
k
- f
l µ
< .
Damit folgt mit der
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen(10)
und den
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
:
> 0n
0
Nk,l n
0
b
-
X
f
k
dµ
- b-
X
f
l
dµ = b-
X
(f
k
- f
l
) dµ
b
-
X
f
k
- f
l
dµ = f
k
- f
l µ
< .
Damit ist b-
X
f
n
dµ
n
N
eine Cauchy-Folge in B bzgl. . .
Wegen
der Vollst¨andigkeit von (B, . ) konvergiert diese Folge gegen ein I
B.
14
Definition 3.5 (Abstrakte Bochner-Integral)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
f
n n
L
1µ
X, R, B
b
-
X
f
n n
dµ := lim
n
b
-
X
f
n
dµ .
Satz 3.8 (Eigenschaften des abstrakten Bochner-Integrals)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
· f
n n
L
1µ
X, R, B
f
n
n
L
1µ
X, R, R
b-
X
f
n n
dµ
f
n n 1
= lim
n
f
n µ
.
· f,g L
1µ
X, R, B
, K b-
X
(f + g) dµ = b-
X
f dµ + b-
X
g dµ .
· f
n n
L
1µ
X, R, B
f L
1µ
X, R, B
f
n
f (n ) b-
X
f
n
dµ
b-
X
f dµ (n
) .
Beweis:
Sei
f
n n
L
1µ
X, R, B , dann gilt wegen der Stetigkeit der Norm und den
Monotonie-
eigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
und dem Satz
Halbnormierte Raum der
Cauchy-Folgen(79)
:
b
-
X
f
n n
dµ =
lim
n
b
-
X
f
n
dµ = lim
n
b
-
X
f
n
dµ
lim
n
b
-
X
f
n
dµ = lim
n
f
n µ
=
f
n n 1
.
Weiter
gilt wegen der 2. Dreiecksungleichung:
n,l Nx X f
n
- f
l
(x) =
f
n
(x)
- f
l
(x)
f
n
(x)
- f
l
(x) = f
n
- f
l
(x) .
Mit den
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
und dem Satz
Halb-
normierter Treppenfunktionsraum(12)
folgt:
n,l N
f
n
- f
l
µ
= b-
X
f
n
- f
l
dµ
b-
X
f
n
- f
l
dµ = f
n
- f
l µ
.
Also ist
f
n
n
eine .
µ
-Cauchy-Folge und damit gilt
f
n
n
L
1µ
X, R, R .
Seien
f
n n
, g
n n
L
1µ
X, R, B und ,
K, dann gilt wegen der Stetigkeit der Addition
und der Multiplikation und der
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen-
(10)
und dem Satz
Halbnormierte Raum der Cauchy-Folgen(79)
:
b-
X
f
n n
dµ + b-
X
g
n n
dµ = lim
n
b
-
X
f
n
dµ + lim
n
b
-
X
g
n
dµ
=
lim
n
b-
X
f
n
dµ + b-
X
g
n
dµ
= lim
n
b
-
X
f
n
+ g
n
dµ
=
b
-
X
f
n
+ g
n n
dµ = b-
X
f
n n
+ g
n n
dµ.
Sei
f
n n
L
1µ
X, R, B und f
L
1µ
X, R, B mit f
n
f (n ) bzgl. .
1
, dann gilt:
b
-
X
f
n
dµ
- b-
X
f dµ = b-
X
f
n
- f dµ f
n
- f
1
0 (n ).
15
3.2
Der Raum der Bochner-integrablen Funktionen
In der Regel m¨ochte man jedoch nicht Cauchy-Folgen von Treppenfunktionen integrieren, sondern ba-
nachraumwertige Funktionen, die auf einem Mengenring definiert sind. In diesem Abschnitt wird nun
das Bochner-Integral f¨ur solche Funktionen eingef¨uhrt.
Um dies zu erreichen, erzeugen wir zuerst den normierten Quotientenraum von L
1µ
X, R, B , d. h.
bzgl. des Nullraums
N
1
der Halbnorm .
1
bildet man den linearen Quotientenraum und definiert an-
schließend die zugeh¨orige Norm auf den ¨
Aquivalenzklassen. Dann erzeugen wir mit dem linearen Unter-
raum
N
µ
X, B aus dem Satz Lineare Unterraum der Abbildungen die µ-f. ¨
u. glich der Nul-
labbildung sind(123)
den linearen Quotientenraum von Abb X, B . Schließlich konstruiert man eine
lineare und injektive Abbildung Leb : L
1µ
X, R, B /
N
1
Abb X,B /N
µ
X, B . Mit Hilfe die-
ser Abbildung wird anschließend eine Norm auf dem Bildraum Leb L
1µ
X, R, B /
N
1
Abb X,B /
N
µ
X, B induziert und auch der Bochner-Integralbegriff wird durch diese Abbildung ¨ubertragen. Die
folgenden Graphik veranschaulicht unser Vorgehen.
Treppenfunktionsraum
Abstrakter Bochnerraum
Normierter Quotientenraum
Aequivalenzklassenbildung bzgl.
Nullraum der Halbnorm
Vervollstaendigung durch
Cauchy-Folgen
Linearer Quotientenraum
Vektorraum aller Abbildungen
Aequivalenzklassenbildung bzgl.
Unterraum der mue-fast Nullabbildungen
Bildraum von LEB
Bochner-integrable Funktionen
Entklassifizierung
Lineare und injektive Abbildung LEB
Ab hier sei nochmal auf die Bemerkung 9.5 auf S. 80 verwiesen.
Definition 3.6 (Normierte Quotientenraum des abstrakten Bochner-Raums)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
N
1
der Nullraum der Halbnorm .
1
von L
1µ
X, R, B :
L
1µ
X, R, B := L
1µ
X, R, B /
N
1
sei der lineare Quotientenraum bzgl.
N
1
und
.
1
: L
1µ
X, R, B
R; x x
1
die entsprechende Norm auf dem Quotientenraum.
Bemerkung 3.3 (Folgerung und Definition)
Wegen den Eigenschaften des abstrakten Bochner-Integrals(15) gilt:
f
n n
L
1µ
X, R, B
g
n n
f
n n
b
-
X
g
n n
dµ = b-
X
f
n n
dµ .
Denn es gilt:
b
-
X
g
n n
dµ
- b-
X
f
n n
dµ = b-
X
( g
n n
- f
n n
) dµ
g
n
- f
n n 1
=
g
n n
- f
n n 1
= 0.
Also ist folgende Definition sinnvoll:
f
n n
L
1µ
X, R, B
b
-
X
f
n n
dµ := b-
X
f
n n
dµ .
16
In der Bochner-Integration ist eine zentrale Eigenschaft von Mengen die, dass Mengen so genannte µ-
Nullmengen sein k¨onnen. Da wir jedoch von Mengenringen und nicht von -Algebren als Grundstruktur
ausgehen, ist die Definition von µ-Nullmengen hier etwas komplizierter als bei -Algebren. Diese erweist
sich aber f¨ur -Algebren als mit der ¨ublichen Definition bedeutungsgleich, siehe Charakterisierung
von
µ-Nullmengen einer -Algebra(106). F¨ur einen Mengenring X, R mit Pr¨amaß µ : R
[0,]
ist ein Menge N
X genau dann ein µ-Nullmenge, wenn gilt:
> 0 M
i iN
R N
i
N
M
i
i
=1
µ (M
i
) < .
Eine Folge von Abbildungen f
n nN
von X in einen Banachraum B konvergiert punktweise µ-fast
¨
uberall, wenn es ein µ-Nullmenge N gibt, so dass die Folge auf X
\N punktweise konvergiert.
Die Folge f
n nN
konvergiert µ-fast gleichm¨aßig, wenn gilt:
> 0 A
k kN
R
k
=1
µ (A
k
) <
f
n nN
konvergiert gleichm¨aßig auf X
k
N
A
k
.
F¨ur jedes > 0 gibt es also eine Menge, so dass die Folge auf deren Komplement gleichm¨aßig kon-
vergiert und die Menge sich durch abz¨ahlbar viele Mengenringmengen ¨uberdecken l¨asst, f¨ur die gilt,
dass die Summen der zugeh¨origen Maße kleiner ist. Die verschiedenen Arten der punktweisen Kon-
vergenz einer Funktion werden auf den Seiten 123 125 behandelt und miteinander in Beziehung gesetzt.
Das nachfolgende Fundamentaltheorem der Bochner-Integration(17) bildet das Bindeglied zwi-
schen dem abstrakten Bochnerraum und dem Raum der Bochner-integrablen Funktionen. In diesem
steckt die
"
Hauptarbeit" bei der Einf¨uhrung des Bochner-Integrals.
Im anschließenden Satz ¨uber den Fundamentalmonomorphismus der Bochner-Integration(23) f¨uhren
wir dann unter Verwendung des Fundamentaltheorem der Bochner-Integration(17) die oben erw¨ahn-
te lineare und injektive Abbildung Leb ein. In den S¨atzen Eigenschaften des Bochner-Integrals
I(25)
und Eigenschaften des Bochner-Integrals II(26) sind die Eigenschaften f¨ur Bochner-inte-
grable Funktionen zusammengefasst, welche sich als relativ einfache Konsequenzen aus der Anwen-
dung dieser Abbildung Leb und den Resultaten aus dem Unterkapitel
"
Das abstrakte Bochner-
Integral" erweisen.
Satz 3.9 (Fundamentaltheorem der Bochner-Integration)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
· f
n n
L
1µ
X, R, B
Teilfoge f
n
k
k
von f
n n
f
n
k
k
konvergiert µ-fast gleichm¨aßig .
· f
n n
, g
n n
L
1µ
X, R, B
f
n n
, g
n n
konvergieren punktweise µ-fast ¨uberall
f
n n
= g
n n
h : X B f
n n
, g
n n
konvergieren punktweise gegen h µ-fast ¨uberall
.
Beweis:
Sei
f
n n
L
1µ
X, R, B , dann gilt:
> 0n
0
Nn,l n
0
f
n
- f
l µ
< .
Damit folgt:
k Nn
0k
Nn,l n
0k
f
n
- f
l µ
<
1
3
k
.
Damit folgt:
()
Teilfolge f
n
k
k
von f
n n
k N f
n
k
- f
n
k
+1
µ
<
1
3
k
.
17
Sei
k N M
k
:=
x
X f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
1
2
k
und
l N N
l
:=
k
=l
M
k
, dann
folgt:
l Nx X\N
l
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x) =
l
-1
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x) +
k
=l
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
l
-1
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x) +
k
=l
1
2
k
<
.
Damit folgt
l Nx X\N
l
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x) ist absolute konvergent und damit
wegen der Vollst¨andigkeit von B insbesondere konvergent . Damit folgt:
()
l Nx X\N
l
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
= lim
r
r
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
=
lim
r
f
n
1
(x)
- f
n
r
+1
(x)
= f
n
1
(x)
- lim
r
f
n
r
+1
(x)
.
Also folgt
l N f
n
k
k
konvergiert punktweise auf X
\N
l
.
Weiter
gilt:
> 0l Nr
l
N l r
l
r r
l
k
=r+1
1
2
k
<
.
Wegen der Definition der N
l
folgt damit mit () und den
Eigenschaften absolut konvergenter
Reihen(87)
f¨ur ein > 0 und ein l
N:
r r
l
x X\N
l
lim
p
f
n
p
+1
(x)
- f
n
r
+1
(x) = f
n
1
(x)
-
k
=1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
-
f
n
r
+1
(x) = f
n
1
(x)
- f
n
r
+1
(x)
- f
n
1
(x)
- f
n
2
(x) + f
n
2
(x)
- f
n
3
(x) + . . . +
f
n
r
(x)
- f
n
r
+1
(x) +
k
=r+1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
=
k
=r+1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
k
=r+1
f
n
k
(x)
- f
n
k
+1
(x)
k
=r+1
1
2
k
< .
Also gilt
l N f
n
k
k
konvergiert gleichm¨aßig punktweise auf X
\N
l
.
Da
gilt
k N f
n
k
- f
n
k
+1
Trep X,R,B , folgt aus der Definition der M
k
:
k N M
k
R .
Sei
k N M
k
=
M
k
1
, . . . , M
km
k
:=
f
n
k
- f
n
k
+1
-1
(y) y
f
n
k
- f
n
k
+1
(X)
y
1
2
k
und
k N M
k
=
j {1,...,m
k
} x
M
kj
M
kj
, dann folgt aus ()
wegen der paarweisen Disjunktheit und da µ ein Pr¨amaß ist:
k N M
k
=
µ (M
k
)
1
2
k
=
m
k
j
=1
µ (M
kj
)
1
2
k
m
k
j
=1
µ (M
kj
)
f
n
k
- f
n
k
+1
x
M
kj
b
-
X
f
n
k
- f
n
k
+1
dµ = f
n
k
- f
n
k
+1
µ
<
1
3
k
.
Also gilt
k N µ (M
k
)
2
3
k
.
Damit folgt:
l N
k
=l
µ (M
k
)
k
=l
2
3
k
.
18
Damit folgt:
> 0l N
k
=l
µ (M
k
) < .
Da gilt
l N N
l
=
k
=l
M
k
, folgt damit f
n
k
k
konvergiert µ-fast gleichm¨aßig.
Seien
f
n n
, g
n n
L
1µ
X, R, B punktweise konvergent µ-fast ¨uberall, dann gilt:
· F¨ur f
n n
= g
n n
und h
n n
:= f
1
, g
1
, f
2
, g
2
, f
3
, g
3
, . . .
folgt:
0 =
f
n n
- g
n n 1
=
f
n
- g
n n 1
= lim
n
f
n
- g
n µ
n N h
n
=
f
n
2
+
1
2
,
falls n ungerade
g
n
2
,
falls n gerade
.
Damit folgt:
> 0n
0
Nn,l n
0
f
n
- g
n µ
<
2
f
n
- f
l µ
<
2
g
n
- g
l µ
<
2
.
Sei > 0 und n, l
2n
0
, dann folgt:
h
n
- h
l µ
=
g
n
2
- g
l
2
µ
,
falls n, l gerade,
f
n
2
+
1
2
- f
l
2
+
1
2
µ
,
falls n, l ungerade,
g
n
2
- f
l
2
+
1
2
µ
,
falls n gerade und l ungerade,
f
n
2
+
1
2
- g
l
2
µ
,
falls n ungerade und l gerade.
F¨ur die F¨alle n, l gerade und n, l ungerade folgt damit unmittelbar h
n
- h
l µ
<
2
< . Der
Fall n gerade und l ungerade geht durch eine
"
symmetrische" Betrachtung aus dem Fall n
ungerade und l gerade hervor. Sei also O.B.d.A. n ungerade und l gerade.
Weiter sei m :=
n
2
+
1
2
und k :=
l
2
, dann folgt:
h
n
- h
l µ
= f
m
- g
k µ
f
m
- f
k µ
+ f
k
- g
k µ
<
2
+
2
= .
Also ist h
n n
eine Cauchy-Folge.
F¨
ur
die Folge h
n n
durchlaufe man nun nochmal den Beweis f¨ur den ersten Punkt dieses
Theorems. Nur an der Stelle () soll die gew¨ahlte Teilfolge h
n
k
k
von h
n n
zus¨atzlich zu ()
noch folgende Bedingung erf¨ullen:
k N (k ist gerade h
n
k
g
n n
)
(k ist ungerade h
n
k
f
n n
) .
F¨ur h
n
k
k
folgt dann analog zu oben, dass h
n
k
k
µ-fast gleichm¨aßig konvergiert. Aus dem Satz
Zusammenhang zwischen den verschiedenen punktweisen Konvergenzarten(124)
folgt damit
h
n
k
k
konvergiert punktweise µ-fast ¨uberall. Damit folgt:
N
f
, N
g
, N
h
X N
f
, N
g
, N
h
sind µ-Nullmengen
f
n n
bzw. g
n n
bzw. h
n
k
k
konvergieren punktweise auf N
c
f
bzw. N
c
g
bzw. N
c
h
.
Sei N := N
f
N
g
N
h
, dann ist N eine µ-Nullmenge und f
n n
, g
n n
, h
n
k
k
konvergieren
punktweise auf N
c
.
Betrachtet
man nun die Teilfolge von h
n
k
k
mit den geraden Indizes und die Teilfolge von
h
n
k
k
mit den ungeraden Indizes, so ist die erstere ebenfalls eine Teilfolge von g
n n
und
letztere eine Teilfolge von f
n n
.
Wegen der Eindeutigkeit der punktweisen Grenzwerte und da Teilfolgen von konvergenten
Folgen gegen denselben Grenzwert konvergieren wie die konvergente Folge selber, folgt:
x N
c
(f
n
(x))
n
N
, (g
n
(x))
n
N
haben den selben eindeutigen Grenzwert .
19
Sei e : X
B; x
lim
n
f
n
(x) ,
falls x
N
c
,
0
B
,
sonst.
Dann folgt:
f
n n
, g
n n
konvergieren punktweise gegen e µ-fast ¨uberall.
· F¨ur h
n n
Trep X,R,R gilt:
( )
x X n N 0 h
n
(x)
i,j N i < j h
i
(x)
h
j
(x)
h
n n
konvergiert punktweise gegen 0
R
µ-fast ¨uberall
h
n µ
n
N
konvergiert gegen 0
R
,
denn wenn die Voraussetzungen von () erf¨ullt sind, folgt mit den
Monotonieeigenschaften
reellwertiger Treppenfunktionen(10)
:
i,j N i < j h
i µ
= b-
X
|h
i
| dµ = b-
X
h
i
dµ
b
-
X
h
j
dµ = b-
X
|h
j
|dµ = h
j µ
0
R
.
Also ist
h
n µ nN
eine monoton fallende und nach unten durch 0
R
beschr¨ankte Folge in R
und damit konvergent. Damit folgt f¨ur n, l
N mit O.B.d.A. n l:
h
n
- h
l µ
= b-
X
|h
n
- h
l
|dµ = b-
X
(h
n
- h
l
) dµ = b-
X
h
n
dµ
- b-
X
h
l
dµ =
b
-
X
|h
n
|dµ - b-
X
|h
l
|dµ = h
n µ
- h
l µ
0
R
(n, l
).
Also ist h
n n
L
1µ
X, R, R . Damit folgt mit dem ersten Punkt dieses Theorems:
Teilfolge h
n
k
k
von h
n n
h
n
k
k
konvergiert µ-fast gleichm¨aßig .
Weiter
gilt:
N X N ist eine µ-Nullmenge h
n
k
k
konvergiert punktweise gegen 0
R
auf N
c
.
Sei > 0, dann folgt:
A
l lN
, B
l lN
R N
l
=1
A
l
l
=1
µ (A
l
) <
2
l
=1
µ (B
l
) <
2
h
n
k
k
konvergiert gleichm¨aßig punktweise auf X
l
=1
B
l
.
Sei M
l lN
:= A
1
, B
1
, A
2
, B
2
, . . . , dann folgt mit dem
Aggregations-/Partitionssatz f¨
ur
absolut summierbare Familien(96)
und den
Eigenschaften konvergenter Reihen(85)
:
l
=1
µ (M
l
) =
l
=1
µ (A
l
) + µ (B
l
)
=
l
=1
µ (A
l
) +
l
=1
µ (B
l
) <
2
+
2
=
h
n
k
k
konvergiert gleichm¨aßig punktweise gegen 0
R
auf X
l
=1
M
l
.
20
Da h
n n
auf X punktweise monoton fallend und gr¨oßer 0
R
ist, folgt weiter:
> 0n
k
n
1
, n
2
, . . .
n n
k
x X
l
=1
M
l
0
R
h
n
(x)
h
n
k
(x) < .
Sei
n n
k
M
n
:= x
X < h
n
(x)
, dann folgt:
n n
k
M
n
R X
l
=1
M
l
x X h
n
(x)
= X
\M
n
.
Also gilt
n n
k
M
n
l
=1
M
l
. Damit folgt mit den
Eigenschaften von Mengenringen
und Pr¨
amaßen(100)
:
n n
k
µ (M
n
)
l
N
µ (M
l
) < .
Weiter
gilt:
n n
k
M
n
T
h
n
R x T
h
n
\M
n
0
R
h
n
(x)
.
Mit den
Eigenschaften des Bochner-Integrals von Treppenfunk. ¨
uber Mengen von R(13)
folgt damit f¨ur jedes n
n
k
:
h
n µ
= b-
X
|h
n
| dµ = b-
X
h
n
dµ = b-
T
hn
h
n
dµ = b-
M
n
h
n
dµ + b-
T
hn
\M
n
h
n
dµ
µ (M
n
) max
x
M
n
|h
n
(x)
| + µ (T
h
n
\M
n
)
max
x
T
hn
\M
n
|h
n
(x)
|
l
=1
µ (M
l
) max
x
M
n
h
1
(x) + µ (
T
h
1
\M
n
)
max
x
T
hn
\M
n
h
n
(x) <
max
x
M
n
h
1
(x) + µ (
T
h
1
\M
n
)
max
x
X
h
1
(x) + µ (
T
h
1
) .
Da > 0 beliebig war folgt damit h
n µ
0
R
(n
).
· F¨ur h : X B f
n n
, g
n n
konvergieren punktweise gegen h µ-fast ¨uberall folgt:
N
f
, N
g
X N
f
, N
g
sind µ-Nullmengen
f
n n
bzw. g
n n
konvergieren punktweise gegen h auf N
c
f
bzw. N
c
g
.
Sei N := N
f
N
g
, dann ist N eine µ-Nullmenge und es folgt:
f
n
- g
n n
konvergiert punktweise gegen 0
B
auf N
c
.
Damit folgt:
f
n
- g
n
n
konvergiert punktweise gegen 0
R
auf N
c
.
Weiter
gilt f
n
- g
n n
ist eine Cauchy-Folge bzgl. .
µ
.
Damit folgt wegen
n,l N (f
n
- g
n
)
- (f
l
- g
l
)
µ
f
n
- g
n µ
- f
l
- g
l µ
:
f
n
- g
n µ n
ist eine Cauchy-Folge bzgl.
|.| und damit konvergent.
Annahme: f
n
- g
n µ
c > 0 (n ), dann folgt:
f
n
- g
n
µ
= f
n
- g
n µ
c > 0 (n ).
Sei f
n n
:=
f
n
- g
n
n
, dann gilt:
Teilfolge f
n
k
k
von f
n n
2
3
c
f
n
1
µ
k N f
n
k
- f
n
k
+1
µ
<
1
3
c
1
2
k
+1
.
21
Sei f
+
1
:= f
n
1
und mit min
{f,g } aus dem Satz
Max-Funktion und Min-Funktion(120)
sei
k 2 f
+
k
:= min f
n
1
, f
n
2
, . . . , f
n
k
:= min
. . . min min f
n
1
, f
n
2
, f
n
3
. . . , f
n
k
.
Da Trep X, R, R
ein K-Vektorraum ist, folgt durch mehrmaliges Anwenden von Satz
Max-Funktion und Min-Funktion(120)
:
f
+
k
k
Trep X,R,R .
Weiter gilt:
x X k N 0 f
+
k
(x)
i,j N i < j f
+
i
(x)
f
+
j
(x)
.
Weiter gilt:
k Nx N
c
f
+
k
(x)
f
n
k
(x) = f
n
k
(x)
- g
n
k
(x)
.
Also gilt f
+
k
k
konvergiert punktweise gegen 0
R
µ-fast ¨uberall. Damit erf¨ullt f
+
k
k
die Vor-
aussetzungen von ( ) und es folgt:
f
+
k
µ
0
R
(k
).
Weiter gilt:
f
+
1
= f
n
1
k 2 f
+
k
= min
{f
+
k
-1
, f
n
k
} f
+
k
-1
- |f
n
k
-1
- f
n
k
| .
Damit folgt:
k N f
+
k
f
n
1
- |f
n
1
- f
n
2
| - |f
n
2
- f
n
3
| - ... - |f
n
k
-1
- f
n
k
| .
Mit
den
Monotonieeigenschaften reellwertiger Treppenfunktionen(10)
und
der
Linearit¨
at des Bochner-Integrals f¨
ur Treppenfunktionen(10)
folgt dann:
k N f
+
k
µ
= b-
X
|f
+
k
| dµ = b-
X
f
+
k
dµ
b
-
X
f
n
1
- |f
n
1
- f
n
2
| - |f
n
2
- f
n
3
| - ... - |f
n
k
-1
- f
n
k
| dµ =
b
-
X
f
n
1
dµ
- b-
X
|f
n
1
- f
n
2
| dµ - ... - b-
X
|f
n
k
-1
- f
n
k
| dµ =
f
n
1
µ
- f
n
1
- f
n
2
µ
- ... - f
n
k
-1
- f
n
k
µ
2
3
c
-
1
3
c
1
2
2
+ . . . +
1
2
k
2
3
c
-
1
3
c
j
=1
1
2
j
=
2
3
c
-
1
3
c
lim
j
1
2
j
- 1
j
1
2
- 1 -
1
=
2
3
c
-
1
3
c 2
- 1 =
1
3
c > 0 .
Also gilt f
+
k
µ
0
R
(k
). Widerspruch!
Damit
folgt:
f
n n
- g
n n 1
=
f
n n
- g
n n 1
=
f
n
- g
n n 1
= lim
n
f
n
- g
n µ
= 0.
Da .
1
auf L
1µ
X, R, B eine Norm ist folgt damit f
n n
= g
n n
.
22
Satz 3.10 (Fundamentalmonomorphismus der Bochner-Integration)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
N
1
der Nullraum in L
1µ
X, R, B bzgl. .
1
und
N
µ
(X, B) der
Lineare Unterraum der Abbildungen
die µ-f. ¨
u. glich der Nullabbildung sind(123)
von Abb X, B und
Leb
: L
1µ
X, R, B
Abb X,B /N
µ
(X, B) ;
f
n n
N1
h
Nµ(X,B)
falls gilt
Teilfolge f
n
k
k
von f
n n
f
n
k
k
konver. punkt. gegen h µ-f. ¨u. .
Dann gilt:
· Leb ist eine wohldefinierte lineare und injektive Abbildung.
· f Trep X,R,B Leb T (f)
N1
= f
Nµ(X,B)
.
Beweis:
Sei
f
n n
L
1µ
X, R, B , so folgt mit dem
Fundamentaltheorem der Bochner-Integration(17)
:
Teilfolge f
n
k
k
von f
n n
f
n
k
k
konvergiert µ-fast gleichm¨aßig .
Mit dem Satz ¨uber den
Zusammenhang zwischen den verschiedenen punktweisen Konvergenz-
arten(124)
folgt:
f
n
k
k
konvergiert punktweise µ-fast ¨uberall.
Seien
g
n n
, p
n n
f
n n
und g
n
k
k
bzw. p
n
k
k
Teilfolgen von g
n n
bzw. p
n n
die punkt-
weise konvergieren µ-fast ¨uberall, dann folgt mit dem Satz
Nullabstand einer Teilfolge einer
Cauchy-Folge von der Cauchy-Folge(80)
:
g
n
k
k
g
n n
= f
n n
= p
n n
p
n
k
k
.
Dann folgt mit dem
Fundamentaltheorem der Bochner-Integration(17)
:
h Abb X,B
g
n
k
k
, p
n
k
k
konvergieren punktweise gegen h µ-fast ¨uberall .
Mit dem Satz
Eigenschaften der punktweisen Konvergenz µ-fast ¨
uberall(123)
folgt:
f h
Nµ(X,B)
g
n
k
k
, p
n
k
k
konvergieren punktweise gegen f µ-fast ¨uberall
f Abb X,B \h
Nµ(X,B)
Sowohl f¨ur g
n
k
k
als auch f¨ur p
n
k
k
gilt nicht,
dass diese punktweise gegen f konvergieren µ-fast ¨uberall .
Sei
p
n n
f
n n
und p
n
k
k
eine Teilfolge von p
n n
die punktweise konvergiert µ-fast ¨uberall,
dann folgt wie eben
h
Abb X,B so dass gilt:
f h
Nµ(X,B)
g
n
k
k
, p
n
k
k
konvergieren punktweise gegen f µ-fast ¨uberall
f Abb X,B \h
Nµ(X,B)
Sowohl f¨ur g
n
k
k
als auch f¨ur p
n
k
k
gilt nicht,
dass diese punktweise gegen f konvergieren µ-fast ¨uberall .
Damit folgt h
Nµ(X,B)
= h
Nµ(X,B)
. Also ist Leb wohldefiniert.
Seien
f
n n
, g
n n
L
1µ
X, R, B und h
Abb X,B mit Leb f
n n
= h = Leb
g
n n
und O.B.d.A. seien f
n n
, g
n n
bereits punktweise konvergent µ-fast ¨uberall, dann folgt mit dem
Fundamentaltheorem der Bochner-Integration(17)
:
f
n n
= g
n n
.
Also ist Leb injektiv.
23
Seien
f
n n
, g
n n
L
1µ
X, R, B und f, g
Abb X,B mit f
n n
bzw. g
n n
konvergiert
punktweise gegen f bzw. g und ,
K, dann folgt mit den
Eigenschaften der punktweisen
Konvergenz µ-fast ¨
uberall(123)
, dass gilt f
n
+ g
n n
L
1µ
X, R, B konvergiert punktwei-
se gegen f + g µ-fast ¨uberall. Damit folgt weiter:
Leb
f
n n
+ Leb
g
n n
= f + g = f + g =
Leb
f
n
+ g
n n
= Leb f
n n
+ g
n n
= Leb f
n n
+ g
n n
.
Also ist Leb linear.
Sei
f
Trep X,R,B , dann gilt f
n
= T (f )
L
1µ
X, R, B konvergiert punktweise gegen f
µ-fast ¨uberall. Damit folgt f¨ur die abstrakte Bochner-Einbettung T:
Leb T
(f ) = Leb
f
n
= f .
Jetzt k¨onnen wir endlich den Raum der Bochner-integrablen Funktionen mit Hilfe des Bildraums der
Abbildung Leb definieren.
Definition 3.7 (Raum der Bochner-interablen Funktionen)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
· L
1µ
X, R, B := Leb L
1µ
X, R, B .
· L
1µ
X, R, B :=
f
Abb X,B F L
1µ
X, R, B
f
F ,
heißt Raum der Bochner-integrablen Funktionen.
Bemerkung 3.4 (Folgerungen)
· Damit ist Leb ein linearer Isomorphismus zwischen L
1µ
X, R, B und L
1µ
X, R, B . Aufgrund von
Satz Induzierte Halbnorm bzw. Norm(82) wird damit durch die folgende Definition mit Hilfe
von .
1
eine Norm auf L
1µ
X, R, B definiert, bzgl. der Leb normerhaltend ist und so zu einem
Normisomorphismus wird.
· Aufgrund von Bemerkung 3.3 auf S.16 ist die nachfolgende Definition des Bochner-Integrals f¨ur die
Funktionen in
L
1µ
X, R, B wohldefiniert.
Definition 3.8 (Bochner-Integral und Bochner-Norm)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum:
· .
1
: L
1µ
X, R, B
R; F Leb
-1
(F )
1
heißt Bochner-Norm auf L
1µ
X, R, B .
· f L
1µ
X, R, B
b
-
X
f dµ := b-
X
Leb
-1
f
dµ .
Wir fassen in den n¨achsten beiden S¨atzen die wichtigsten Eigenschaften des Bochner-Integrals zusammen
und
"
ernten" damit die ersten Fr¨uchte des bis hier hin erbrachten hohen technischen Aufwands bei der
Definition des Bochner-Integrals f¨ur banachraumwertige Funktionen.
24
Satz 3.11 (Eigenschaften des Bochner-Integrals I)
Sei (X, R) ein Mengenring und µ : R
[0,[ ein endliches Pr¨amaß und (B, . ) ein Banachraum und
f L
1µ
X, R, B
f
1
:= f
1
.
Dann gilt:
· Trep X,R,B L
1µ
X, R, B .
· f Trep X,R,B Das in der Definition 3.2 f¨ur f definierte Integral hat den selben Wert,
wie das in Definition 3.8 definierte Integral von f .
· f L
1µ
X, R, B
f
n n
Leb
-1
f
b
-
X
f dµ = lim
n
b
-
X
f
n
dµ .
· f L
1µ
X, R, B
f
n n
Leb
-1
f
f
n n
konvergiert gegen f bzgl. .
1
.
· L
1µ
X, R, B , .
1
ist ein vollst¨andiger halbnormierter K-Vektorraum mit
L
1µ
X, R, B , .
1
als normierten Quotientenraum und Trep X, R, B liegt dicht in
L
1µ
X, R, B bzgl. .
1
.
Beweis:
Sei
f
Trep X,R,B , dann folgt aus dem Satz
Fundamentalmonomorphismus der Bochner-
Integration(23)
:
Leb T
(f ) = f .
Also gilt f
L
1µ
X, R, B .
Sei
f
L
1µ
X, R, B und f
n n
Leb
-1
f , dann folgt:
b
-
X
f dµ = b-
X
Leb
-1
f dµ = b-
X
f
n n
dµ = b-
X
f
n n
dµ = lim
n
b
-
X
f
n
dµ.
Sei
f
Trep X,R,B , dann gilt:
f
n
= T (f )
Leb
-1
f .
Damit folgt mit dem eben Gezeigtem:
b
-
X
f dµ = lim
n
b
-
X
f dµ = b-
X
f dµ,
wobei das erste Integral bzgl. der neuen Definition interpretiert werden soll und das letzte Integral
bzgl. der alten. Damit folgt die Identit¨at der beiden Integralwerte f¨ur f .
Sei
f
L
1µ
X, R, B und f
n n
Leb
-1
f , dann folgt mit dem Satz
Vervollst¨
andigung
eines halbnormierten Raums(81)
:
f
n i n
konvergiert gegen f
n n
bzgl. .
1
in L
1µ
X, R, B .
Weiter gilt wegen den S¨atzen
Lineare halbnormerhaltende Abbildung(77)
und
Eigenschaften
abstandserhaltender Funktionen(77)
, dass Leb stetig ist bzgl. der beiden .
1
. Damit folgt nun:
f = Leb
f
n n
= Leb
lim
n
f
n i
= lim
n
Leb
f
n i
= lim
n
Leb T
(f
n
) = lim
n
f
n
.
Damit folgt nun f
n n
konvergiert gegen f bzgl. .
1
.
()
Es
gilt
L
1µ
X, R, B , .
1
ist ein normierter K-Vektorraum und
L
1µ
X, R, B , .
1
ist
ein Banachraum und Leb : L
1µ
X, R, B
L
1µ
X, R, B ein Normisomorphismus. Also ist
L
1µ
X, R, B , .
1
vollst¨andig.
Weiter
gilt
L
1µ
X, R, B ist ein Unterraum von Abb X, B mit
N
µ
(X, B)
L
1µ
X, R, B .
25
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2013
- ISBN (eBook)
- 9783842840430
- Dateigröße
- 1.1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- FernUniversität Hagen – Mathematik und Informatik
- Erscheinungsdatum
- 2014 (März)
- Note
- 1,0
- Produktsicherheit
- Diplom.de