Brasilien und China zwischen Kooperation und Konkurrenz - die Herausforderungen einer strategischen Partnerschaft
					
	
		©2013
		Diplomarbeit
		
			
				97 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Einleitung:
‘Was die Amerikaner an China so beunruhigt,
ist nicht sein Kommunismus, es ist sein Kapitalismus.’
Thomas Friedman (BBC 2011).
Als Teil der sogenannten BRICS-Staaten haben sowohl Brasilien als auch China eine führende Rolle in der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik eingenommen, insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund, dass die bilateralen Beziehungen nicht nur wirtschaftlich als auch politisch von beiden Seiten außergewöhnlich stark ausgebaut werden. China ist heute Brasiliens größter Handelspartner, zudem gewinnt die Partnerschaft nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Bühne wachsend an Bedeutung, da beide wirtschaftlich gesehen zu den stärksten wachsenden Schwellenländern gehören (Spanakos 2010: 86).
Bei den BRICS- Staaten handelt es sich um die vier aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und seit 2010 auch Südafrika. Was sie miteinander verbindet, ist nicht zuletzt ein starker Anstieg des Bruttoinlandsprodukts, enorme Rohstoffvorkommen und ein rasanter jährlicher Aufschwung des Wirtschaftswachstums. So stellten sie im Jahre 2008 beispielsweise 42 % der Weltbevölkerung und machten 14,6 % des Bruttoinlandsproduktes und 12,8 % des globalen Handels aus. Aller Voraussicht nach werden sie sehr bald zu den weltweit führenden Industrienationen aufschließen.
Die große Finanzkrise nach 2008 hat zudem dazu geführt, dass die globale politische und ökonomische Verschiebung der Kräfteverhältnisse sich noch weiter zugespitzt hat: mit den BRICS- Staaten entwickeln sich mehr und mehr neue kapitalistische Zentren. Vor allem die Länder Brasilien, Indien und China haben aufgrund spezifischer Bedingungen, wie beispielsweise die schärfere Banken- und Finanzregulierung, die weltweite Finanzkrise weit schneller überwunden als die Industrieländer und verzeichneten bereits ein Jahr später ein Rekordwachstum. Zudem wiesen beide Länder im Inland ein deutliches Wachstum des Binnenkonsums auf, was zusammenführend nach Schmalz für eine ‘graduelle Reorientierung auf endogene Entwicklungspotentiale und den Aufbau von sogenannten Mittelklassen bei starker Integration in den Weltmarkt’ spricht (Schmalz et al. 2011: 9).
[...]
	‘Was die Amerikaner an China so beunruhigt,
ist nicht sein Kommunismus, es ist sein Kapitalismus.’
Thomas Friedman (BBC 2011).
Als Teil der sogenannten BRICS-Staaten haben sowohl Brasilien als auch China eine führende Rolle in der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik eingenommen, insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund, dass die bilateralen Beziehungen nicht nur wirtschaftlich als auch politisch von beiden Seiten außergewöhnlich stark ausgebaut werden. China ist heute Brasiliens größter Handelspartner, zudem gewinnt die Partnerschaft nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Bühne wachsend an Bedeutung, da beide wirtschaftlich gesehen zu den stärksten wachsenden Schwellenländern gehören (Spanakos 2010: 86).
Bei den BRICS- Staaten handelt es sich um die vier aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und seit 2010 auch Südafrika. Was sie miteinander verbindet, ist nicht zuletzt ein starker Anstieg des Bruttoinlandsprodukts, enorme Rohstoffvorkommen und ein rasanter jährlicher Aufschwung des Wirtschaftswachstums. So stellten sie im Jahre 2008 beispielsweise 42 % der Weltbevölkerung und machten 14,6 % des Bruttoinlandsproduktes und 12,8 % des globalen Handels aus. Aller Voraussicht nach werden sie sehr bald zu den weltweit führenden Industrienationen aufschließen.
Die große Finanzkrise nach 2008 hat zudem dazu geführt, dass die globale politische und ökonomische Verschiebung der Kräfteverhältnisse sich noch weiter zugespitzt hat: mit den BRICS- Staaten entwickeln sich mehr und mehr neue kapitalistische Zentren. Vor allem die Länder Brasilien, Indien und China haben aufgrund spezifischer Bedingungen, wie beispielsweise die schärfere Banken- und Finanzregulierung, die weltweite Finanzkrise weit schneller überwunden als die Industrieländer und verzeichneten bereits ein Jahr später ein Rekordwachstum. Zudem wiesen beide Länder im Inland ein deutliches Wachstum des Binnenkonsums auf, was zusammenführend nach Schmalz für eine ‘graduelle Reorientierung auf endogene Entwicklungspotentiale und den Aufbau von sogenannten Mittelklassen bei starker Integration in den Weltmarkt’ spricht (Schmalz et al. 2011: 9).
[...]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Bedner Oliveira, Rafaela: Brasilien und China zwischen Kooperation und Konkurrenz - 
die Herausforderungen einer strategischen Partnerschaft, Hamburg, Diplomica Verlag 
GmbH 2014 
PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4225-0 
Herstellung: Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, 2014 
Zugl. Universität zu Köln, Köln, Deutschland, Diplomarbeit, September 2013 
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Printed in Germany
i 
Inhaltsverzeichnis 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ... iii
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...  iv
I EINLEITUNG ... 1
II METHODIK UND ERKENNTNISINTERESSE... 4
III POLITISCHER KOOPERATIONSBEGRIFF UND HINTERGRÜNDE DER 
INTERNATIONALEN HANDELSPOLITIK ...  5
1 Was ist eine Kooperation? Kooperationstheoretische Ansätze ... 5
1.2
 Neo-Realismus versus Liberalismus: wissenschaftlicher Diskurs zur Erklärung von 
Kooperationen ... 5
1.3
 Definition des Kooperationsbegriffes ... 7 
1.4
 Regimetheorie ... 9 
2 Die Internationale Handelspolitik ... 11
2.1
 Die Akteure der internationalen Beziehungen ... 14 
IV MULTILATERALISMUS DES SÜDENS UND DIE BILATERALE BEZIEHUNG AUF 
INTERNATIONALER EBENE ...  15
1 Der Begriff des Multilateralismus ... 15
1.2
 Der sino-brasilianische Multilateralismus ... 17 
2 Die WTO und ihre Rolle in den bilateralen Beziehungen beider Länder ... 19
V POLITISCH-STRATEGISCHE BEZIEHUNGEN: ZWEI AUFSTEIGENDE MÄCHTE 
MIT UNTERSCHIEDLICHEN INTERESSEN ... 22
1 Brasiliens wachsendes Interesse an China ab 1990 ... 22
2 Joint Action Plan 2010- 2014 ... 29
2.1
 Technische Zusammenarbeit im Bereich der Umweltpolitik ... 31 
2.2
 Technische Kooperation: Earth Resource Satellite (CBERS) ... 33 
VI HANDEL UND WIRTSCHAFT: EXPANSION DES BILATERALEN HANDELS  ... 36
1 Handel und wirtschaftliche Beziehungen beider Länder seit 2000 ... 36
ii 
1.2
 Beide Volkswirtschaften im Vergleich ... 40 
1.3
 Brasiliens Exportzusammensetzung nach China ... 43 
1.4
 Chinas Exportzusammensetzung nach Brasilien ... 45 
2 Direkte und Indirekte Einwirkungen auf den Handel mit China: Marktverluste in anderen 
Regionen ... 47
3 Vertiefung der Handelsbeziehungen: Aussicht auf den Handelsaustausch in lokalen 
Währungen ... 52
4 Ausländische Direktinvestitionen ... 53
4.1
 China als Empfänger und Quelle von ausländischen Direktinvestitionen... 55 
4.2
 Brasilien und China im Vergleich als Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen ... 56 
5 Probleme des bilateralen Handels für Brasilien: Der Effekt der ,,Deindustrialisierung" ...  60
VII FAZIT ... 66
ANHANG ... 70
LITERATUR ... 78
iii 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 
ALADI Asociación 
Latinoamericana 
de 
Integración 
AVIC  
China Aviation Industry Corporation 
BIT  
Bilateral 
Investment 
Treaties 
CAST   
Chinese Academy of Space Technology  
CBERS 
China Brazil Earth Resources Satellite 
CBHCCC China-Brazil 
High-level 
Coordination and Cooperation Committee  
CEBC  
Conselho Empresarial Brasil-China  
COPPE 
Instituto Alberto Luiz Coimbra de Pós-Graduação e Pesquisa de Engenharia 
CVRD  
Companhia do Vale Rio Doce 
DDA   
Doha Development Agenda 
EALACF 
Fórum de Cooperação Ásia do Leste-América Latina 
FDI  
Foreign 
Direct 
Investment 
FIESP  
Federation of Industries in the State of São Paulo 
GATT  
General Agreement on Tariffs and Trade  
INPE   
National Institute for Space Research 
ISS  
International 
Space 
Station 
IWF  
Internationaler 
Währungsfond 
MoU   
Memorandum of Understanding 
OECD  
Organization for Economic Cooperation and Development 
UNCTAD 
United Nations Conference on Trade and Development 
WTO   
World Trade Organisation 
iv 
ABBILDUNGSVERZEICHNIS 
Abbildung 1: Brasiliens Export an USA und China von 2005 bis 2009 
38 
Abbildung 2: Brasiliens Export- und Importquoten und die Handelsbilanz zwischen  
1990-2012 
          39 
Abbildung 3: Brasiliens größte Exportpartner (in %) von 2001 bis 2009   
42 
Abbildung 4: bilateraler Handelsaustausch von 2002 bis 2010 (in Millionen US Dollar)  44 
Abbildung 5: Beteiligung Chinas an den brasilianischen Importen von 2005 bis 2010  
(in 
%) 
           46 
Abbildung 6: Chinas direkte und indirekte Effekte auf den Handel und die  
Auslandsinvestitionen 
in 
Brasilien 
       48 
Abbildung 7: Abb. 6: Import Chinas von brasilianischem Eisenerz zwischen  
2002 
und 
2011          51 
Abbildung 8: Brasilianischer Export von Agrikulturprodukten nach China zwischen 2000  
und 
2011 
          62
1 
I EINLEITUNG 
,,Was die Amerikaner an China so beunruhigt,  
ist nicht sein Kommunismus, es ist sein Kapitalismus."  
Thomas Friedman (BBC 2011) 
Als Teil der sogenannten BRICS-Staaten haben sowohl Brasilien als auch China eine 
führende Rolle in der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik eingenommen, 
insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund, dass die bilateralen Beziehungen nicht nur 
wirtschaftlich als auch politisch von beiden Seiten außergewöhnlich stark ausgebaut werden. 
China ist heute Brasiliens größter Handelspartner, zudem gewinnt die Partnerschaft nicht nur 
auf nationaler, sondern auch auf internationaler Bühne wachsend an Bedeutung, da beide 
wirtschaftlich gesehen zu den stärksten wachsenden Schwellenländern gehören (Spanakos 
2010: 86). 
Bei den BRICS- Staaten handelt es sich um die vier aufstrebenden Wirtschaftsnationen 
Brasilien, Russland, Indien, China und seit 2010 auch Südafrika. Was sie miteinander 
verbindet, ist nicht zuletzt ein starker Anstieg des Bruttoinlandsprodukts, enorme 
Rohstoffvorkommen und ein rasanter jährlicher Aufschwung des Wirtschaftswachstums. So 
stellten sie im Jahre 2008 beispielsweise 42 % der Weltbevölkerung und machten 14,6 % des 
Bruttoinlandsproduktes und 12,8 % des globalen Handels aus. Aller Voraussicht nach werden 
sie sehr bald zu den weltweit führenden Industrienationen aufschließen
1
.  
Die große Finanzkrise nach 2008 hat zudem dazu geführt, dass die globale politische und 
ökonomische Verschiebung der Kräfteverhältnisse sich noch weiter zugespitzt hat: mit den 
BRICS- Staaten entwickeln sich mehr und mehr neue kapitalistische Zentren. Vor allem die 
Länder Brasilien, Indien und China haben aufgrund spezifischer Bedingungen, wie 
beispielsweise die schärfere Banken- und Finanzregulierung, die weltweite Finanzkrise weit 
schneller überwunden als die Industrieländer und verzeichneten bereits ein Jahr später ein 
Rekordwachstum. Zudem wiesen beide Länder im Inland ein deutliches Wachstum des 
Binnenkonsums auf, was zusammenführend nach Schmalz für eine ,,graduelle Reorientierung 
auf endogene Entwicklungspotentiale und den Aufbau von sogenannten Mittelklassen bei 
starker Integration in den Weltmarkt" spricht (Schmalz et al. 2011: 9). Mit der Öffnung beider 
1
 Die Definition der BRIC Staaten ist im cecu Wirtschaftslexikon zu finden 
(www.cecu.de/lexikon/wirtschaft/1914-bric.htm).  
2 
Länder für den Weltmarkt und der damit einhergehenden florierenden Wirtschaft ging die 
graduelle Intensivierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern einher. Für Brasilien 
hat sich der Handel mit China zwischen 2006 und 2010 beispielsweise verdreifacht und die 
wirtschaftlichen Verflechtungen nehmen mehr und mehr zu (Salama 2012: 224). 
Mit der Einführung des demokratischen Systems Mitte der 80er sowie der Öffnung Brasiliens 
für den internationalen Markt ging die Diversifizierung der bilateralen Beziehungen einher, da 
Brasilien sich global nun sehr offen für neue internationale Partnerschaften zeigte. Zeitgleich 
begannen nach Ende des Kalten Krieges auch Chinas Wachstum und die breite Öffnung 
seiner nationalen Märkte, so dass eine Annäherung beider Länder bereits vorauszusehen war 
(Oliveira 2012: 1). Zudem ist der Außenhandel Brasiliens in den letzten Jahren von einer 
wachsenden Teilnahme an den sogenannten ,,Neuen Märkten" gekennzeichnet, das heißt 
außerhalb der traditionellen Märkte wie der EU, der NAFTA, Lateinamerikas und Japans. 
Unter diesen spielt China mit wachsendem Gewicht die größte Rolle (Meier 2005). Brasilien 
und China stellen hiermit eine Herausforderung für die bestehende globale Ordnung und 
damit vor allem für die einzige bis dato bestehende wirtschaftliche Supermacht USA dar.  
Ziel dieser deskriptiv-analytischen Arbeit ist es, die Entwicklung der bilateralen Beziehungen 
zwischen der Volksrepublik China und der República Federativa do Brasil seit etwa Anfang 
2000 kontrovers zu diskutieren. Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind vor 
allem in den letzten fünf Jahren soweit ausgebaut worden, dass 2009 China den Platz der 
USA als wichtigsten Handelspartner Brasiliens eingeholt hat - zum ersten Mal nach etwa 
sieben Jahrzehnten- und bis dato noch ist (Tavener 2010). Die strategische Partnerschaft muss 
sich jedoch immer mehr sowohl nationalen als auch globalen Herausforderungen stellen, da 
beide Länder nicht nur in einem Kooperations- sondern auch in einem Konkurrenzverhältnis 
stehen. Immerhin handelt es sich hier um die zwei am stärksten wachsenden Entwicklungs- 
und Schwellenländer, die um Drittmärkte und internationalen politischen Einfluss 
wettstreiten. Zudem hat der Handel mit China bereits starke Negativeffekte in Brasiliens 
industrieller Landschaft hinterlassen, hier kam es beispielsweise zu einer Konzentration der 
brasilianischen Wirtschaft auf den Sektor der Rohstoffproduktion. So warnt man in der 
brasilianischen Politik bereits vor der wachsenden Gefahr der ,,Deindustrialisierung" 
(Barbosa/Mendes 2006: 4). Daher stellt sich die Frage: inwieweit kann das Verhältnis der 
beiden Länder als kooperativ definiert werden? Zur Beantwortung dieser Fragestellung 
präzisiert die Arbeit zunächst den Begriff der Kooperation mit Hilfe der Kooperationstheorie. 
Was bedeutet eine Kooperation im politikwissenschaftlichen Sinne? Dazu wird der Diskurs 
3 
zwischen dem Neo-Realismus und dem Institutionalismus zur Kooperationstheorie kurz 
dargestellt. Ausgehend von den hier erlangten Erkenntnissen wird vertiefend die 
Regimetheorie herangezogen. Zur Erklärung des internationalen Kontextes, in dem die beiden 
Länder miteinander interagieren, ist sie durchaus dienlich, da die Kooperation sich schon seit 
Jahren auch im internationalen Kontext abspielt. Eine kurze Einführung in die internationale 
Handelspolitik und die Darstellung der relevanten internationalen Akteure geben einen 
Einblick in die Wirtschaftspolitik, die im Kapitel VI auf beide Länder später übertragen wird. 
Daran anschließend werden die Erwartungen an die strategische Partnerschaft sowie die 
zentralen Forschungsthesen dargestellt.  
Um die bilateralen Beziehungen umfassend zu verstehen, ist es zudem notwendig, den 
internationalen Kontext, in dem sie gebettet sind, zu untersuchen, denn beide Länder ordnen 
ihre Partnerschaft einer strategischen Ebene unter. Kapitel IV definiert daher den Begriff des 
Multilateralismus und beschreibt, was unter einem Multilateralismus des Südens in Bezug auf 
beide Länder zu verstehen ist. Daran anschließend wird kurz der Einfluss der WTO als eine 
der wichtigsten internationalen Wirtschaftsorganisation auf die Partnerschaft dargestellt.  
Was die politischen, strategischen und institutionellen Unterschiede für einen Einfluss auf die 
bilateralen Beziehungen haben, soll hier in Kapitel V dargestellt werden. Dafür wird zunächst 
eine kurze historische Abhandlung mit den wichtigsten Eckdaten und zentralen Abkommen 
gegeben, um dann als bedeutsames politisch-strategisches Abkommen zwischen Brasilien und 
China, den Joint Action Plan, genauer zu untersuchen. Als Beispiel gelungener technischer 
Zusammenarbeit wird im Anschluss das Earth-Resource Satellite- Projekt (CBERS) als 
wichtigste technisch-wissenschaftliche Kooperation behandelt. Kapitel VI bildet schließlich 
den Hauptteil und Schwerpunkt dieser Arbeit, welches sich dem Ausbau des Handels und der 
wirtschaftlichen Zusammenarbeit widmet. Zuerst werden die wirtschaftlichen 
Handelsbeziehungen beider Länder seit etwa 2000 kurz skizziert, um dann einen Vergleich 
beider Volkswirtschaften zu ermöglichen. Nach einem kurzen Ausblick auf die Möglichkeit, 
den zukünftigen Handelsaustausches in den jeweiligen lokalen Währungen durchzuführen, 
geht die Arbeit etwas näher auf die Zusammensetzung der Exporte Brasiliens nach China ein. 
Hier wurde bewusst der Schwerpunkt auf die Ausfuhr Brasiliens nach China gelegt, da dieser 
gerade in den letzten Jahren einen wahren Aufschwung erlebt hat, was sowohl positive als 
auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Brasiliens nach sich ziehen. Im Anschluss 
werden die ausländischen Direktinvestitionen, die einen starken Effekt der 
Institutionalisierung und Legalisierung haben und somit auch die Wirkung von Kooperationen 
4 
verstärken und somit eine wichtige Funktion in der bilateralen Partnerschaft erfüllen, 
analysiert. Dazu erfolgt ein Vergleich beider Länder als Empfänger von ausländischen 
Direktinvestitionen. Abschließend zum Kapitel VI werden als Ergebnis der aktuellen 
wirtschaftlichen Entwicklungen die zum Teil schädlichen Einflüsse genauer erläutert und 
kontrovers dargelegt. 
Zusammenfassend wird eine Prognose über die Entwicklung der strategischen Partnerschaft 
zwischen Brasilien und China und ihre Auswirkung sowohl auf nationaler als auch auf 
internationaler Ebene gewagt.  
II METHODIK UND ERKENNTNISINTERESSE  
Nach der Festlegung des theoretische Rahmen der vorliegenden Arbeit nähert sie sich 
methodisch gesehen von außen nach innen der Fragestellung, inwieweit die strategische 
Partnerschaft beider Länder in einem Konkurrenz- oder Kooperationsverhältnis stehen. So 
werden in einem ersten Schritt die Internationalen Restriktionen, denen beide Länder in ihren 
außenpolitischen Handlungsmöglichkeiten unterworfen sind, beschrieben. Dabei stellt sich 
die Frage: wie sind die institutionellen Vorgaben? Bei welchen internationalen 
Organisationen handelt es sich um zentrale Determinanten und wie war der politische Auftritt 
beider Länder in diesen internationalen Foren bis derzeit? Kann ihre Vorgehensweise 
Aussage treffen über die Idee einer neuen internationalen Matrix unter dem Begriff des 
Multilateralismus? Über die Darstellung des institutionellen und gesetzlichen Rahmens im 
nationalen Umfeld durch die politischen Abkommen erfolgt die eigentliche Analyse des 
zentralen Kerns der Kooperation: die wirtschaftspolitischen Handelsbeziehungen, worüber 
sich die strategische Partnerschaft ja hauptsächlich definiert. Vornehmliches 
Erkenntnisinteresse ist dabei, inwieweit sie einen Gewinn oder Gefahr für beide Seiten, hier 
insbesondere für Brasilien bedeuten. Was sind dabei die zentralen Interessen Chinas, welche 
Strategie verfolgt es mit Brasilien?  
So lautet die Annahme dieser Arbeit, dass die Partnerschaft zwischen Brasilien und China in 
einem starken Ambivalenzverhältnis zwischen Fluch und Segen für Brasilien steht, da hinter 
dem Tauziehen der Länder auch die Rivalität der beiden Schwergewichte ihrer jeweiligen 
Kontinente existiert. Die Arbeitshypothese geht von der Annahme aus, dass, wenn Brasilien 
es nicht schafft, strukturelle Veränderungen der politischen Vorgaben in der eigenen 
5 
Wirtschaft durchzuführen, es letztendlich in Zukunft aufgrund von Deindustrialisierung und 
Marktverlusten in Drittländern stark unter dem chinesischen Einfluss leiden wird.  
Es kann zudem die Hypothese aufgestellt werden, dass die erste Motivation für die 
Kooperation wirtschaftlich geprägt ist, jedoch mittlerweile ein wachsendes politisches 
Interesse zur internationalen Durchsetzung von regionalem Ausdruck und die Möglichkeit 
zum gemeinsamen Handeln, um Interessen auch global, vor allem gegen die Industrieländer 
durchzusetzen, besteht. Das gemeinsame Vorgehen der führenden Mächte des Südens hat das 
Potenzial, eine neue "Geographie des internationalen Handels" zu erschaffen. Der 
Schlüsselpartner dazu ist derzeit China (Barbosa 2006: 1, da Silva/Visentini 2010: 55).  
Die vorliegende Arbeit wurde somit bewusst größtenteils aus der brasilianischen Perspektive 
verfasst, denn Ziel ist es, die Chancen und Risiken darzustellen, die China für Brasilien 
bedeuten. 
III POLITISCHER KOOPERATIONSBEGRIFF UND HINTERGRÜNDE DER 
INTERNATIONALEN HANDELSPOLITIK 
1 Was ist eine Kooperation? Kooperationstheoretische Ansätze  
Um die aktuellen Kooperationsbeziehungen und -geflechte der beiden Länder im 
internationalen Kontext verstehen zu können, bieten vor allem die Theorien der 
internationalen Kooperation und Verflechtung einen umfassenden Rahmen zur Analyse und 
Auswertung der sino-brasilianischen Partnerschaft. 
1.2 Neo-Realismus versus Liberalismus: wissenschaftlicher Diskurs zur Erklärung von 
Kooperationen  
Die Kooperationstheorien in den internationalen Beziehungen sind das Ergebnis einer 
kritischen Auseinandersetzung mit dem Realismus und dem Neo-Realismus, da dieser davon 
ausgeht, dass das von Natur aus anarchische Staatensystem dem Strukturprinzip des 
6 
Sicherheitsdilemmas unterliegt und Prozessen der nullsummenspielartigen Konkurrenz um 
Macht, Einfluss und Ressourcen ausgeliefert ist (Kabus 2012: 13). Dementsprechend ist der 
Selbstschutz und das Überlebensinteresse des Nationalstaates zentrales Motiv staatlichen 
Handelns und die nationale Sicherheit steht über der ökonomischen Wohlfahrt. Der 
strukturelle Realismus bietet nur geringe Anreize für das Zustandekommen von 
zwischenstaatlichen Kooperationen, denn er betont die Schwäche von internationalen 
Institutionen und die Zerbrechlichkeit von Kooperationen (Kabus 2012: 14). Diese 
Grundbedingungen führen dazu, dass internationale Kooperationen schwierig herzustellen 
und zu erhalten sind (Meyers 2004: 503). 
Der Neo-Realismus sieht zudem in der zwischenstaatlichen Machtverteilung die zentrale 
Zusammensetzung des internationalen Systems und darin auch die hohe Wahrscheinlichkeit 
für Konflikte. Staaten sind nach neo-realistischem Ansatz grundsätzlich an relativen 
Gewinnen interessiert, daraus resultiert ja das relative Gewinndilemma, siehe dazu vor allem 
Kenneth Waltz als zentraler Vertreter des strukturellen Realismus: "The first concern of states 
is not to maximize power but to maintain their position in the system" (Waltz 1979: 126). 
Dieser Ansatz machte es der politischen Forschung zu der damaligen Zeit kaum möglich, 
neuere globale Entwicklungen der internationalen Beziehungen zu interpretieren.  
Zudem erfolgte mit dem Ende des Kalten Krieges die Neuordnung und Entspannung der 
globalen Ordnung, was zu einem Wiederaufleben der liberalen Ansätze führte, da der 
neorealistische Ansatz starke Erklärungsschwächen bei dem Diskurs über zwischenstaatliche 
Kooperationen vor allem auf dem, für die vorliegende Arbeit wichtigen, wirtschaftlichen 
Gebiet zeigte (Schweller/Pu 2011: 1).  
Der Liberalismus bietet mit ,,seinem subsystemischen Analyseansatz und pluralistischen 
Politikverständnis (...) eine gewichtige paradigmatische Alternative zur Erklärung 
internationaler Kooperations- und Konfliktphänomene. Staatliches Außenverhalten ist nach 
liberaler Lesart nicht als Substrat struktureller Zwänge, sondern als konstitutives Element des 
internationalen Systems aufzufassen" (Kabus 2012: 16). Die Chancen auf eine Kooperation 
sind demnach höher, wenn sie als bilaterale Zusammenarbeit höhere Gewinne versprechen als 
das unilaterale Vorgehen und sind damit abhängig von der Zusammensetzung der 
interdependenten Staatspräferenzen.  
Empirisch gesehen wurde mit dem Sturz des kommunistischen Herrschaftssystems der mittel- 
und osteuropäischen Staaten Ende der 1980er Jahre und dem beginnenden Machtverfall der 
USA der Forschung der internationalen Politik die Relevanz von gesellschaftlichen 
Gruppierungen und die Gültigkeit der liberalen Analyse besonders deutlich (Schieder 2010: 
7 
187). Rittberger bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass die ,,Vergesellschaftung" die 
zunehmende Partizipation gesellschaftlicher Interessengruppen am außenpolitischen 
Entscheidungsprozess bedeute und damit ein grundlegendes Subjekt der internationalen 
Politik, nämlich die Gesellschaft ins Zentrum rückt (Schieder 2010: 188)
2
. Mit Blick auf die 
globalen Entwicklungen und hier speziell auf die sino-brasilianischen Beziehungen kann nicht 
bestritten werden, dass sich staatliches Handeln wachsend und in großen Teilen aus 
gesellschaftlichen Strukturen und Interessen ableitet. Genau diese Tatsache findet sich in der 
politischen Forschung zu den Theorien über Kooperation und Verflechtung, die eher der 
Schule des liberalen Internationalismus und dem liberalen Institutionalismus zuzuordnen sind, 
wieder.  
Die zentrale Gemeinsamkeit des Neorealismus mit dem neoliberalen Institutionalismus 
besteht darin, dass Staaten primär aus reinem Selbstinteresse handeln und damit die 
strukturelle Analyse der systematischen Ebene wichtig ist, um Machtkonstellationen zu 
interpretieren (Kabus 2012).  
1.3 Definition 
des 
Kooperationsbegriffes  
Um das Entstehen und die Aufrechterhaltung von Kooperationen zwischen zwei Akteuren, in 
diesem Fall zweier Staaten zu analysieren, muss zuallererst definiert werden, was eine 
Kooperation im politischen Sinne eigentlich ist. Dabei geht die Politikwissenschaft davon aus, 
dass die Akteure in einem Konflikt- und Konkurrenzverhältnis stehen, und macht sich zum 
Ziel zu erklären, wie diese mit Hilfe von Kooperationsvereinbarungen überwunden werden.  
Nach Müller (1993: 4) setzt man bei der Entstehung einer Kooperation voraus, dass- ,,bei aller 
ursprünglichen Interessendivergenz der Akteure - eine Schnittmenge gemeinsamer 
Interessen" besteht:  
,,Ihr typisches Bezugsfeld sind Nicht-Nullsummenspiele, in denen die Akteure auf der 
Basis eines Grundbestands gemeinsamer Interessen - etwa der Systemerhaltung, des 
Schutzes ihrer Unabhängigkeit oder Souveränität und/ oder der Garantie eines 
zumindest negativen, durch die Abwesenheit organisierter militärischer 
Gewaltanwendung zwischen gesellschaftlichen Großgruppen charakterisierten 
2
 Der Autor verweist hier auch nochmal auf weitere wichtige Vertreter des Liberalismus und dem Thema 
Vergesellschaftung wie Bruce Russett, Michael Doyle, Robert D. Putnam, Thomas Risse und Andrew 
Moravcsik. 
8 
Friedens - um die Verteilung von Werten konkurrieren. In Situationen die eine 
Mischung konfligierender und komplementärer Interessen der Akteure enthalten, 
entsteht Kooperation, wenn die Akteure ihr Verhalten an die tatsächlichen oder 
antizipierten Präferenzen anderer Akteure anpassen." (Meyers 2004: 483) 
Rittberger definiert Kooperation als auf ,,freiwilliger Basis eingegangene Beziehung von 
Akteuren im Kontext internationaler Organisationen oder Institutionen als Antwort auf 
wachsende Interdependenz im globalen Umfeld, die durch Institutionalisierung gelöst werden 
kann" (Rittberger 1994: 77). Schaut man sich die zentralen Autoren wie Keohane (1994), Oye 
(1986) und Krasner (1983) zur Kooperationstheorie an, so besteht Einigkeit darüber, dass 
Kooperationen aufgrund einer fehlenden übergeordneten Kontrollinstanz entstehen, da sie in 
einem dezentralisierten internationalen Milieu stattfinden, eine Annahme, die auch im Neo-
Realismus wiederzufinden ist (Oye 1986, zit. nach Meyers 2004). Diese Annahme ist auf das 
zu untersuchende Thema der sino-brasilianischen Beziehung übertragbar und spielt eine 
zentrale Rolle, da sie die Rahmenbedingung für das Verhältnis beider Länder bildet und prägt. 
Eine der wichtigsten Fragen, die sich die Kooperationstheorie stellt ist, aus welchem Grund 
Akteure bereit sind, sich auf eine Kooperation überhaupt einzulassen. Sie findet dafür zwei 
mögliche Antworten: entweder aus altruistischem Grund, der nicht auf unmittelbaren 
Gegenwert, sondern auf den auf lange Sicht bestehende Vorteil des Handelnden basiert und 
weswegen Akteure aus rationalen Gründen der allgemeinen Wohlfahrt darauf eingehen. Die 
zweite Möglichkeit ist, dass Akteure aus rational kalkuliertem Eigeninteresse kooperieren 
(Meyers 2004: 485). Kooperation setzt demnach zwei prinzipielle Bedingungen voraus, 
nämlich, dass das Akteursverhalten rational und zielgerichtet ist und dass die Übereinkunft 
einen größeren Gewinn einbringt, als den ohne das Eingehen der Kooperation. Dabei 
verpflichtet sich jeder Akteur, durch die eigene Verhaltensänderung dem anderen Akteur 
durch das Erreichen der eigenen Ziele zu fördern und wird so im Gegenzug ein solches 
Verhalten der Gegenseite antizipieren.  
Die beiden zentralen Vertreter des liberalen Institutionalismus Axelrod und Keohane stellen 
sich in ihrem Diskurs die Frage, unter welchen Bedingungen zum Beispiel Kooperation in 
einer Welt aus Egoisten ohne zentrale Autorität und internationaler Anarchie entsteht 
(Axelrod/Keohane 1985). Für Akteure ergibt sich hieraus eine Gratwanderung zwischen der 
Erfüllung von Kooperationserwartungen und dem Risiko von Betrugsversuchen, die mit Hilfe 
von Sanktionen eingedämmt werden können, die jedoch geringer ausfallen müssen als der 
9 
kooperative Gewinn. In diesem Zusammenhang können Institutionen eine feste Struktur 
sowie Regeln und Normen eine Erwartungssicherheit schaffen, Kooperationen über die Zeit 
stabilisieren, die Verhaltensstruktur der beteiligten Akteure aneinander anpassen und somit 
die Kooperation im Wesentlichen erleichtern. Damit spielt auch der Faktor Zeit eine wichtige 
Rolle: ,,je öfter also Akteure in strukturell vergleichbaren Situationen miteinander 
kooperieren, desto mehr werden sich nicht nur ihre Verhaltenserwartungen und -strategien 
aneinander anpassen." (Meyers 2004: 486). Die herausragende Rolle vom Prozess der 
Institutionenbildung stellt Keohane in seinem Werk International Institutions And State 
Power dar:  
"the ability of states to communicate and cooperate depends on human-constructed institutions (...). 
States are at the center of our interpretation of world politics...but formal and informal rules play a 
much larger role..." (Keohane 1989: 2). 
So weist Keohane hier auf die zentrale Funktion von Institutionen hin und ist damit 
wegführend für den in diesem Zusammenhang entstehenden liberalen Institutionalismus, der 
sich die in den späten 70er Jahren in den USA unter der noch damaligen Dominanz des 
Neorealismus herausgebildet hat. Als einen zentralen Kritikpunkt der Politikwissenschaft am 
Liberalismus ist der Vollständigkeit halber zu ergänzen, dass er zwar durch seine Begründung 
von Wirtschaftskooperationen überzeugt, aber in weiten Teilen das staatliche außenpolitische 
Verhalten auf eine utilitaristische und auf rein wirtschaftlichen Interessen geleitete Handlung 
reduziert.  
Vertiefend dazu dient die sogenannte Regimetheorie, die dem Neoinstitutionalismus 
zuzuordnen ist, da sie ganz dezidiert internationale Regime in den internationalen 
Beziehungen ins Zentrum der Untersuchung rückt und das Ziel hat, ein besseres Verständnis 
für Kooperationen in den Weltwirtschaftsbeziehungen zu schaffen. Damit hat sie für diese 
Forschungsdiskussion, nämlich inwieweit Kooperationen und Institutionen Einfluss auf das 
staatliche Verhalten Brasiliens und China haben, eine hohe Relevanz.  
1.4 Regimetheorie 
Als der wichtigste Vertreter der Regimetheorie ist auch hier Keohane mit seinem Werk After 
Hegemony  (1984) und schließlich Power  and Interdependence (1977) zu nennen. Definiert 
werden nach Keohane Regime als  
10 
,,problemfeldspezifische inhaltliche wie prozedurale Prinzipien, Normen und Regeln, die von Staaten 
vereinbart und als gültig betrachtet werden. Dabei gelten als Prinzipien allgemeine Verhaltensstandards; 
Normen dagegen sind konkrete Verhaltensvorschriften und in Regeln drücken sich überprüfbare 
Verhaltensvorschriften aus, die von den Regeladressaten ein spezifisches Verhalten verlangen bzw. ein 
spezifisches Verhalten verbieten." (Zangl 2010: 133). 
Wichtig ist bei der Definition von Regimen, zwischen Internationalen Regimen und 
internationalen Organisationen (wie beispielsweise der UNO) zu unterscheiden: erstere 
besitzen keinerlei Akteursqualität. Zudem sind sie, wie die oben genannte Definition schon 
ausdrücklich beschreibt, auf ganz spezifische Problemfelder der Internationalen Beziehungen, 
hauptsächlich aus der Wirtschaftspolitik, bezogen.  
Auch die damalige amerikanische Regimeforschung hatte wie die Theorien zu Kooperation 
und Verflechtung zum Ziel, ein besseres Verständnis der Kooperationen in den 
Weltwirtschaftsbeziehungen zu schaffen (Zangl 2010: 134). Da Regime nun keine 
Akteursfunktion haben, greifen sie somit nicht in Interessen der beteiligten Staaten selbst ein, 
sondern bieten lediglich eine Art Plattform, ihre Interessen zu vertreten und somit zur 
Kooperation zur verhelfen. Zudem haben internationale Regime den großen Vorteil, dass sie 
die relativen Transaktionskosten senken (Keohane 1984: 89-92). So skizziert Zangl (2010: 
139 -140) in seinem Aufsatz zur Regimetheorie vier Wirkungspfade, die zur Bildung von 
Regimen führen:  
1.  sie senken Kosten, da sie einen genauen Verhandlungsrahmen mit den festen 
Verhandlungspartnern und zielen bieten, so dass zeitraubende Vorverhandlungen 
wegfallen.  
2.  Dadurch entsteht eine Erwartungsverlässlichkeit, insbesondere, da die verhandelten 
Vereinbarungen auch eine höhere Chance haben, eingehalten zu werden, was mit den 
Kontrollmechanismen von Regimen sicherlich zu tun hat: ,,What these arrangements 
have in common is that they are designed not to implement centralized enforcement of 
agreements, but rather to establish stable mutual expectations about others´ patterns of 
behavior and to develop working relationships that will allow the parties to adapt their 
practices to new situations." (Keohane 1984: 89) 
3.  internationale Regime verbinden in diesem Zusammenhang oft verschiedene 
spezifische Kooperationsvereinbarungen innerhalb eines Problemfelds miteinander, so 
dass die Durchsetzung von einer Kooperationsvereinbarung als Anregung zu weiteren 
Kooperationen dienen kann. Das führt wiederum zu einer Vertiefung und weiteren 
11 
Vereinfachung von Kooperationen sowie einer Reduzierung von Unsicherheit über die 
Kooperationstreue, da an die Kooperation mehrere Übereinkünfte gebunden sind.  
4.  Regime binden Staaten an ihre Kooperationsvereinbarungen, und ein Verstoß gegen 
die Vorgaben kann kostspielig sein. Dieser Staat verliert zudem seinen Ruf als 
vertrauenswürdiger Partner und würde es in Zukunft weit schwerer haben, auf 
internationaler Ebene Kooperationspartner zu finden. So sind Staaten oft bereit, auch 
Kooperationsverpflichtungen einzugehen, die nicht in ihrem eigentlichen Interesse 
stehen (Zangl 2010: 140). 
Im Falle der sino-brasilianischen Kooperationen kann man davon ausgehen, dass aufgrund der 
geringen Anzahl der Partner, -nämlich nur zwei Staaten- die gegenseitige Kontrolle relativ 
einfach durchzuführen ist bzw. gar kaum einer Überprüfung bedarf. Das spart sowohl 
Transaktionskosten und erhöht das gegenseitige Vertrauen in die Beziehungen. In dem 
Kapitel VI zu den wirtschaftlichen Kooperationen wird das über die Jahre zwischen den 
beiden Staaten wachsende Vertrauensverhältnis noch deutlicher und bestätigt hiermit diese 
theoretische Annahme. 
2 Die Internationale Handelspolitik  
Die internationale Handelspolitik dient grundsätzlich der Koordinierung der nationalen 
Handelspolitiken einzelner Staaten und setzt einen Eingriff der Nationalstaaten in die 
Wirtschaft voraus. Sie hat das Ziel, eine ,,höhere Wohlfahrt der Weltbevölkerung durch die 
Optimierung des Tauschs von Waren und Dienstleistungen über Staatsgrenzen hinweg" zu 
ermöglichen (Häckel 2004: 186).  
Im Idealfall führt sie zu einem effizienten Ausbau der Absatzmärkte und damit letztendlich zu 
Einkommenssteigerungen der Nationalstaaten. Zudem wird die Versorgung der 
Weltbevölkerung vor allem durch die Lieferung von Rohstoffen weltweit ausgebaut und 
somit verbessert. Dazu bietet sie durch die gemeinsame Abstimmung einen gewissen Schutz 
für einheimische Unternehmen gegen ausländische Konkurrenz (beispielsweise in Form von 
Protektionismus). Hauptinstrumente des Protektionismus sind nach Schmidt (2004) Zölle, 
Quoten, Maßnahmen zur Devisenbewirtschaftung und Handelshemmnisse unterhalb der 
Schwelle von Zöllen, wie nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Mit Hilfe des Modells der 
strategischen Handelspolitik nach Krugman (2003) können sogenannte Spill-over-Effekte 
12 
(Übertragungseffekte) ausgemacht werden. Dieser geht von Marktstrukturen mit einer kleinen 
Anzahl von Konkurrenten auf dem Weltmarkt aus, in denen Staaten einheimischen 
Unternehmen durch meist finanzielle Hilfen Wettbewerbsvorteile verschaffen, in der 
Hoffnung, erhöhte Marktanteile im globalen Markt und nationalen Wachstum oder 
technischen Fortschritt, der auch andere Branchen mit beeinflusst, zu erzielen.  
Diese von Regierungen zum Beispiel in Form von Importzuschlägen, Exportsubventionen 
oder Forschungs- und Entwicklungszuschläge verbilligten Produkte, verdrängen teurere 
Handelsgüter der ausländischen Konkurrenz, werden in der Konsequenz häufiger gekauft und 
können daher zu immer billigeren Herstellungskosten in Masse gefertigt werden, womit sie 
im Endeffekt die Verbraucher im Inland stark belasten. Die nationalen Unternehmen 
profitieren zwar hochgradig vom Exportboom, aber im Gegenzug dazu müssen die Bürger der 
Nationalstaaten die Staatshilfen über höhere Preise oder Steuern hauptsächlich mitfinanzieren 
(Häckel 2004).  
Handelspolitik kann letztendlich auch dem sogenannten aktuell viel beobachtbaren Neo-
Kolonialismus dienlich sein: mit diesem Begriff wird versucht, ein altbekanntes Phänomen in 
neuem Gewand zu beschreiben, nämlich andere Länder in ökonomischer und politischer 
Abhängigkeit zu halten und sie in ihren Ressourcen so weit wie möglich auszuschöpfen. 
Eine andere Frage, die sich die Handelspolitik stellt, ist, warum ein Staat in den Freihandel 
eingreift, wo doch der Markt über Wettbewerb sehr klar und effizient die Nachfrage und 
Produktion regelt? Diese Frage lässt sich schnell beantworten: aus rationalem Eigeninteresse. 
Die staatliche Regulierung schafft eine Stärkung des eigenen Marktes und damit des 
inländischen Wohlstandes und erweitert die globalen Marktanteile, da hohe Exporte das 
Wirtschaftswachstum sichern. So greifen Staaten mit einer aggressiven strategischen 
Handelspolitik oder Billiglohnländer- als gutes Fallbeispiel hier China, was dem Land auch 
gerne mal eine hohe Medienpräsenz sichert, häufig zu unfairem Wettbewerb. Sie schaffen 
sich Vorteile auf Kosten der anderen Staaten, greifen schnell zu Vergeltungsmaßnahmen oder 
bremsen Importwellen (Häckel 2004: 188). 
Zu den klassischen Instrumenten der Außenwirtschaftspolitik zählen beispielsweise 
Handelsverträge sowie Handelsabkommen, die Wechselkurspolitik, Zölle und 
außenhandelsbezogen die direkte oder indirekte Förderung durch Ausgleichsabgaben oder 
Subventionen und nichttarifäre Handelshemmnisse (Schmidt 2004: 62). Handelsverträge sind 
im Gegensatz zu Handelsabkommen langfristige Vereinbarungen über die zuvor genannten 
Instrumente und sind meist multilateral. Bilaterale Vereinbarungen betreffen eher 
13 
Handelsabkommen, die kurzfristiger Natur sind und detailliertere Bestimmungen über 
beispielsweise Zolltarife beinhalten. (Häckel: 2004: 190)  
Die Kooperation spielt dabei eine wichtige Rolle und beinhaltet die Zusammenarbeit 
hauptsächlich in Einzelvorhaben, so wie die Partnerschaft zwischen Brasilien und China in 
größten Teilen auch charakterisiert und gesteuert ist.  
Die Struktur der internationalen Handelsbeziehungen hat in den letzten Jahrzehnten eine 
tiefgreifende Transformation durchlebt, was letztendlich einen immensen Einfluss auf die 
Entwicklung der Partnerschaft zwischen Brasilien und China hatte.  
So haben die GATT- und später WTO-Runden beispielsweise Handelshemmnisse abgebaut, 
die Verschiebung der Wirtschaftszonen lösten zudem Integrationsschübe aus und mit Ende 
des Kalten Krieges und des Zusammenbruchs des Ostblocks kam es zu einer Aufhebung der 
Planwirtschaft (Häckel 2004: 191). Mit wachsender Globalisierung trat ein Prozess der 
weltweiten Arbeitsteilung in Kraft, die politisch gesetzte Handelsgrenzen zwischen Staaten 
zunehmend abbaute und somit den Wettbewerbsdruck zwischen den Unternehmen erheblich 
steigerte.  
Andererseits hat sie zu verbesserten Kommunikations- und Transportmöglichkeiten geführt, 
die eine weltumspannende Arbeitsteilung ermöglicht, bei der immer kleinere Produktionsteile 
in den Ländern verarbeitet werden, die die höchsten Kostenvorteile bieten. Eine solche 
Verlagerung ist größtenteils in die asiatischen Ländern zu beobachten, wo auf eine hohe 
Anzahl an günstigen Arbeitskräften zuzugreifen ist.  
Im Ganzen ist eine Produktivitäts- und Effizienzsteigerung zu beobachten, die zum Beispiel 
das Auftauchen von Doppelentwicklungen verhindert, da der globale Markt hier schnell 
reguliert. Somit werden gleichzeitig Ressourcen und Kosten eingespart und eine höhere 
Leistungsbreite und tiefe erreicht. 
Schaut man sich sehr große Projekte an, so sind diese heutzutage nur noch im weltweiten 
Umfang durchführbar aufgrund des hohen Investitionsausmaßes und der technischen 
Komplexität. Als ideales Beispiel für gelungene Zusammenarbeit soll an dieser Stelle 
nochmal das Satellitenprojekt CBERS zwischen Brasilien und China genannt werden, auf das 
im vorherigen Kapitel näher eingegangen worden ist.  
Häckel bringt es auf den Punkt, wenn er feststellt, dass ,,die Globalisierung den Trend zur 
Ökonomisierung der Politik" verstärkt. Nationalstaaten werden ihm nach von Unternehmen 
immer mehr zu ,,Wirten" gemacht, da Unternehmen (meist multinationale Konzerne) 
bestimmte Funktionen ins Ausland verlagern- mit im Vergleich niedrigerem Lohnniveau und 
14 
dies oft als Reaktion auf die Anwerbung der Regierungen durch günstigere 
Produktionsbedingungen. In der Wirtschaft ist dieses heute so gängige Phänomen auch als 
offshoring bekannt. (Häckel 2004: 193).  
Nationalstaaten und Regime versuchen sich davor zu schützen, indem sie 
Regulierungsmaßnahmen schaffen, die private Akteure dazu bringt, im eigenen Land zu 
produzieren. Oft werden mit Hilfe von Direktinvestitionen in Form von Tochterfirmen nur 
noch beispielsweise die Montage von einzelnen Bauteilen ins Ausland verlagert, da dort die 
Arbeitskräfte sehr viel günstiger sind. Unter Kapitel VI über Direktinvestitionen wird auch 
darauf näher eingegangen.  
2.1 
Die Akteure der internationalen Beziehungen 
In der Forschung zu den internationalen Beziehungen gibt es mehrere relevante 
Akteursklassen, die meist autorenübergreifend sehr ähnlich zusammengefasst werden 
(Luckenbach 2010, Schieder/Spindler (Hrsg.) 2010, Woyke 2011) und hier, wenn auch sehr 
grob umrissen, dargestellt werden sollen:  
1. International anerkannte Staaten  
2. Internationale Regime und Organisationen wie beispielsweise die UNO  
3. Transnationale Unternehmen (abgekürzt oft als BINGO: Business International Non-
Governmental Organisation) wie multinationale Konzerne, die auch unter dem gängigen 
Begriff Global Player in der Literatur wiederzufinden sind und  
4. Gesellschaftliche transnationale Akteure und Netzwerke wie 
Nichtregierungsorganisationen  (NRO) beziehungsweise Non-Governmental Organisations 
(NGO) wie zum Beispiel Amnesty International oder Greenpeace.  
Schaut man sich die internationale Wirtschaftspolitik an, so stellt sich die Frage: wer ist an 
den Kooperationen beteiligt, wer ist bei globalen Beziehungen zu beachten und zu 
berücksichtigen? 
In der internationalen Wirtschaftspolitik wird zwischen Akteuren unilateraler (autonomer) 
und multilateraler (kooperativer) internationaler Wirtschaftspolitik unterschieden 
(Luckenbach 2010: 3). Demnach sind Akteure der unilateralen internationalen Handelspolitik 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2013
- ISBN (eBook)
- 9783842842250
- Dateigröße
- 1 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität zu Köln – Philosophosche Fakultät
- Erscheinungsdatum
- 2014 (März)
- Note
- 1,0
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					