Anforderungen an die Avatargestaltung für online Lehr-/Lernszenarien am Beispiel von Second Life
					
	
		©2012
		Diplomarbeit
		
			
				96 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Fittkau und Maaß (2008) führten im Jahr 2007 eine schriftliche Internet-Umfrage (25. WWW-Benutzer-Analyse (W3B)) zu den Personen, die Second Life aktiv nutzen, durch. Die Stichprobe umfasste 100.272 deutschsprachige Personen (vgl. Fittkau und Maaß 2008b, Übersicht zum Report, www). 71,4% der gesamten Internet-Nutzer (m/w) war die virtuelle Welt Second Life ein Begriff. Junge Menschen unter 20 Jahren waren mit 83,7% der größte Teil der befragten Personen. Knapp darauf folgten junge Erwachsene im Alter von 20-29 Jahren mit 82,0%. Insgesamt war Second Life zu der Zeit mit 75,3% Männern bekannter als Frauen (67,2%).
Second Life ist heutzutage nicht nur sehr bekannt, sondern hat auch den Einstieg in den Sektor Bildung geschafft. Die Universität Duisburg-Essen führte beispielsweise im Sommersemester 2009 erneut ein Seminar in Second Life durch, in der sie auch mit entsprechendem Land und Universitätsgebäuden vertreten ist. Um teilnehmen zu können, haben sich die Teilnehmer auf dieser Plattform angemeldet und einen sogenannten 'Avatar' mit Phantasienamen kreiert. Mit diesen virtuellen Stellvertretern sind die Studenten (m/w) der Dozentin in Second Life gegenüber getreten. Die Kommunikation hat via Ton und Schrift stattgefunden, während je nach Anforderung zusätzlich die Avatare gesteuert wurden. Die Teilnehmer (m/w) hatten bei der Wahl und Gestaltung ihrer Avatare vielfältige Möglichkeiten und konnten sie an persönliche Präferenzen anpassen.
Die Avatargestaltung erhebt jedoch keinen Anspruch auf reale Übereinstimmung mit dem Menschen, der den Avatar nutzt. Daraus resultiert das Problem, dass die jeweilige Lehrperson auf Basis ihres individuellen Avatars wahrgenommen wird. So kann der erste Eindruck von dem Avatar, ob bewusst oder unbewusst, darüber entscheiden, ob die Teilnehmer (m/w) den Seminarleiter (m/w) als kompetent einschätzen, innerhalb der Veranstaltung mitarbeiten und von den Erfahrungen und Inhalten profitieren  oder nicht.
Bisherige Avatarstudien befassten sich beispielsweise mit der Identitätsbildung und der Ähnlichkeit zwischen Nutzer (m/w) und Avatar. Bisher blieb jedoch offen, welche Avatare sich als Stellvertreter (m/w) für Lehrpersonen in virtuellen Welten wie Second Life eignen. Unter Eignung wird hierbei verstanden, dass die Avatare als positiv, genauer kompetent, eingeschätzt werden, damit die Lernenden den Lehrpersonen, die durch die Avatare wirken, Respekt entgegenbringen und damit sowohl die Mitarbeit […]
	Fittkau und Maaß (2008) führten im Jahr 2007 eine schriftliche Internet-Umfrage (25. WWW-Benutzer-Analyse (W3B)) zu den Personen, die Second Life aktiv nutzen, durch. Die Stichprobe umfasste 100.272 deutschsprachige Personen (vgl. Fittkau und Maaß 2008b, Übersicht zum Report, www). 71,4% der gesamten Internet-Nutzer (m/w) war die virtuelle Welt Second Life ein Begriff. Junge Menschen unter 20 Jahren waren mit 83,7% der größte Teil der befragten Personen. Knapp darauf folgten junge Erwachsene im Alter von 20-29 Jahren mit 82,0%. Insgesamt war Second Life zu der Zeit mit 75,3% Männern bekannter als Frauen (67,2%).
Second Life ist heutzutage nicht nur sehr bekannt, sondern hat auch den Einstieg in den Sektor Bildung geschafft. Die Universität Duisburg-Essen führte beispielsweise im Sommersemester 2009 erneut ein Seminar in Second Life durch, in der sie auch mit entsprechendem Land und Universitätsgebäuden vertreten ist. Um teilnehmen zu können, haben sich die Teilnehmer auf dieser Plattform angemeldet und einen sogenannten 'Avatar' mit Phantasienamen kreiert. Mit diesen virtuellen Stellvertretern sind die Studenten (m/w) der Dozentin in Second Life gegenüber getreten. Die Kommunikation hat via Ton und Schrift stattgefunden, während je nach Anforderung zusätzlich die Avatare gesteuert wurden. Die Teilnehmer (m/w) hatten bei der Wahl und Gestaltung ihrer Avatare vielfältige Möglichkeiten und konnten sie an persönliche Präferenzen anpassen.
Die Avatargestaltung erhebt jedoch keinen Anspruch auf reale Übereinstimmung mit dem Menschen, der den Avatar nutzt. Daraus resultiert das Problem, dass die jeweilige Lehrperson auf Basis ihres individuellen Avatars wahrgenommen wird. So kann der erste Eindruck von dem Avatar, ob bewusst oder unbewusst, darüber entscheiden, ob die Teilnehmer (m/w) den Seminarleiter (m/w) als kompetent einschätzen, innerhalb der Veranstaltung mitarbeiten und von den Erfahrungen und Inhalten profitieren  oder nicht.
Bisherige Avatarstudien befassten sich beispielsweise mit der Identitätsbildung und der Ähnlichkeit zwischen Nutzer (m/w) und Avatar. Bisher blieb jedoch offen, welche Avatare sich als Stellvertreter (m/w) für Lehrpersonen in virtuellen Welten wie Second Life eignen. Unter Eignung wird hierbei verstanden, dass die Avatare als positiv, genauer kompetent, eingeschätzt werden, damit die Lernenden den Lehrpersonen, die durch die Avatare wirken, Respekt entgegenbringen und damit sowohl die Mitarbeit […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Marie-Louise Neumann 
Anforderungen an die Avatargestaltung für online Lehr-/Lernszenarien am Beispiel von 
Second Life 
ISBN: 978-3-8428-4446-9 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2013 
Zugl. Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2012 
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, 
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von 
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der 
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, 
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung 
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen 
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik 
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich 
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des 
Urheberrechtes. 
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in 
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, 
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei 
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. 
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können 
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und der Verlag, die Autoren oder 
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl. 
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. 
© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2013 
Abstract
Das Thema dieser Arbeit ist die Gestaltung von Avataren, die dabei hilfreich 
sein kann, wenn Avatare innerhalb beruflicher Kontexte online eingesetzt 
werden sollen. Als theoretische Fundierung wird die Theorie der 
symbolischen Selbstergänzung nach Wicklund und Gollwitzer gewählt. 
Innerhalb der Theorie streben Personen mit Selbstzielen nach bestimmten 
Symbolen, um ihre Bestrebung anderen Menschen zu signalisieren. Die
Prämisse dieser Arbeit besteht darin, dass eine Lehrperson sich bei Online-
Seminaren durch die Gestaltung ihres Avatars selbst ergänzt, um auf ihr Ziel 
,,kompetente Lehrperson" in virtuellen Szenarien hinzudeuten. Die 
Fragestellungen sind daher, ob menschliche Avatare positiver eingeschätzt 
werden als nicht-menschliche Avatare, welchen Einfluss die private oder 
berufliche Nutzung sowie die zeitliche Nutzung von Second Life auf die 
Avatarbewertung haben und ob Unterschiede zwischen den Geschlechtern, 
Altersgruppen und Bildungsabschlüssen erkennbar sind. Als Methode wird 
ein Online-Fragebogen verwendet, um die Personen, die Second Life nutzen, 
zu erreichen und verschiedene Avatare bewerten zu lassen. Die Ergebnisse 
zeigen, dass die Zusammenhänge insgesamt schwach ausgeprägt und die 
Werte nur in Teilbereichen aussagekräftig sind. 
III
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
V
TABELLENVERZEICHNIS
VI
1. EINLEITUNG
1
2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
3
2.1 Theorie der symbolischen Selbstergänzung
3
2.1.1 Grundlegende Begriffe
4
2.1.1.1 Symbole der Vollständigkeit
5
2.1.1.2 Verbindliche Zielsetzung
6
2.1.1.3 Soziale Realität
7
2.1.2 Die zentralen Hypothesen
7
2.1.2.1 Studien zur Kompensationshypothese
8
2.1.2.2 Studien zur sozialen Realisierungshypothese
10
2.1.2.3 Studien zur sozialen Insensibilitätshypothese
13
2.1.3 Aktuelle Forschung: Symbolische Selbstergänzung im Hochschulbereich
15
2.2 Avatare im Fokus der Forschung
17
2.2.1 Avatarkategorien in Spielen
18
2.2.2 Die Wirkung von Avatareigenschaften und -gestaltungen
19
2.2.3 Avatare in Second Life
21
2.3 Transfer der theoretischen Modelle
22
2.4 Die Kompetenzen einer Lehrperson
22
2.5 Forschungsfragen
24
3. METHODE
24
3.1 Wahl der Methode
25
3.2 Operationalisierung
26
3.3 Aufbau des Fragebogens
28
3.3.1 Frage-Typen
29
3.3.2 Die Wahl der Avatare
30
3.4 Ziehung der Stichprobe
31
3.5 Pretest
32
3.6 Auswahl der Online-Foren
32
3.7 Durchführung der Online-Umfrage
33
IV
3.8 Hypothesenbildung
34
4. ERGEBNISSE
40
5. DISKUSSION
60
6. AUSBLICK
65
LITERATURVERZEICHNIS
VII
ANHANG
IX
Anlage A: Foreneinträge
IX
Anlage B: Screenshots des Online-Fragebogens
XI
Anlage C: Häufigkeitstabellen zu den Hypothesen 1 und 2
XVI
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Items zur Avatareinschätzung (Eigene Darstellung)
27
Abbildung 2: Geschlecht der befragten Personen (Eigene Darstellung)
40
Abbildung 3: Alter der befragten Personen (Eigene Darstellung)
41
Abbildung 4: Foreneintrag 1 (Eigene Darstellung)
IX
Abbildung 5: Foreneintrag 2 (Eigene Darstellung)
IX
Abbildung 6: Foreneintrag 3 (Eigene Darstellung)
X
Abbildung 7: Fragebogen  Willkommen zur Umfrage (Eigene Darstellung)
XI
Abbildung 8: Fragebogen  Szenario der Befragung (Eigene Darstellung) XI
Abbildung 9: Fragebogen  Weiblicher Avatar (Eigene Darstellung)
XII
Abbildung 10: Fragebogen  Dinosaurier-Avatar (Eigene Darstellung)
XII
Abbildung 11: Fragebogen  Baumstamm-Avatar (Eigene Darstellung) XIII
Abbildung 12: Fragebogen  Männlicher Avatar (Eigene Darstellung)
XIII
Abbildung 13: Fragebogen  Weiblicher Furry-Avatar (Eigene Darstellung)
XIV
Abbildung 14: Fragebogen  Nutzung Kontext (Eigene Darstellung)
XIV
Abbildung 15: Fragebogen  Nutzung Tage (Eigene Darstellung)
XIV
Abbildung 16: Fragebogen  Geschlecht (Eigene Darstellung)
XV
Abbildung 17: Fragebogen  Alter (Eigene Darstellung)
XV
Abbildung 18: Fragebogen  Höchster Bildungsabschluss (Eigene 
Darstellung)
XV
Abbildung 19: Fragebogen  Danksagung (Eigene Darstellung)
XV
VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Höchster Bildungsabschluss (Eigene Darstellung)
42
Tabelle 2: Nutzung Tage (Eigene Darstellung)
42
Tabelle 3: Übersicht über die p-Werte nach dem exakten Fisher-Test für 
nicht-menschliche Avatare (Eigene Darstellung)
46
Tabelle 4: Avatarbewertung Dinosaurier  Item ,,unseriös-seriös" mit 
Nutzungsart (Eigene Darstellung)
47
Tabelle 5: Avatarbewertung Dinosaurier  Item ,,inkompetent-kompetent" 
mit Nutzungsart (Eigene Darstellung)
48
Tabelle 6: Übersicht über die r-Werte nach Spearmans Rangkorrelationstest 
für nicht-menschliche Avatare (Eigene Darstellung)
49
Tabelle 7: Übersicht über die p-Werte nach Fisher für den Furry-Avatar 
(Eigene Darstellung)
51
Tabelle 8: Übersicht über die p-Werte nach Fisher für den weiblichen 
Avatar (Eigene Darstellung)
52
Tabelle 9: Kreuztabelle zum weiblichen Avatar  Item ,,unattraktiv-
attraktiv" (Eigene Darstellung)
53
Tabelle 10: Kreuztabelle zum weiblichen Avatar  Item ,,unseriös-seriös" 
(Eigene Darstellung)
54
Tabelle 11: Kreuztabelle zum weiblichen Avatar  Item ,,unterwürfig-
durchsetzungsfähig" (Eigene Darstellung)
55
Tabelle 12: Übersicht über die Werte von Kendalls Tau-b für die 
menschlichen Avatare (Eigene Darstellung)
56
Tabelle 13: Kreuztabelle Altersangaben für weiblichen Avatar  Item 
,,unattraktiv-attraktiv" (Eigene Darstellung)
58
Tabelle 14: Übersicht über die Werte von Kendalls Tau-b für die nicht-
menschlichen Avatare (Eigene Darstellung)
59
1
1. Einleitung
Fittkau und Maaß (2008) führten im Jahr 2007 eine schriftliche Internet-
Umfrage (25. WWW-Benutzer-Analyse (W3B)) zu den Personen, die 
Second Life aktiv nutzen, durch. Die Stichprobe umfasste 100.272 
deutschsprachige Personen (vgl. Fittkau und Maaß 2008b, Übersicht zum 
Report, www). 71,4% der gesamten Internet-Nutzer (m/w) war die virtuelle 
Welt  Second Life ein Begriff. Junge Menschen unter 20 Jahren waren mit 
83,7% der größte Teil der befragten Personen. Knapp darauf folgten junge 
Erwachsene im Alter von 20-29 Jahren mit 82,0%. Insgesamt war Second 
Life zu der Zeit mit 75,3% Männern bekannter als Frauen (67,2%). 
Second Life ist heutzutage nicht nur sehr bekannt, sondern hat auch den 
Einstieg in den Sektor Bildung geschafft. Die Universität Duisburg-Essen 
führte beispielsweise im Sommersemester 2009 erneut ein Seminar in 
Second Life durch, in der sie auch mit entsprechendem Land und 
Universitätsgebäuden vertreten ist. Um teilnehmen zu können, haben sich 
die Teilnehmer auf dieser Plattform angemeldet und einen sogenannten
,,Avatar" mit Phantasienamen kreiert. Mit diesen virtuellen Stellvertretern 
sind die Studenten (m/w) der Dozentin in Second Life gegenüber getreten. 
Die Kommunikation hat via Ton und Schrift stattgefunden, während je nach 
Anforderung zusätzlich die Avatare gesteuert wurden. Die Teilnehmer
(m/w) hatten bei der Wahl und Gestaltung ihrer Avatare vielfältige 
Möglichkeiten und konnten sie an persönliche Präferenzen anpassen. 
Die Avatargestaltung erhebt jedoch keinen Anspruch auf reale 
Übereinstimmung mit dem Menschen, der den Avatar nutzt. Daraus 
resultiert das Problem, dass die jeweilige Lehrperson auf Basis ihres
individuellen Avatars wahrgenommen wird. So kann der erste Eindruck von 
dem Avatar, ob bewusst oder unbewusst, darüber entscheiden, ob die 
Teilnehmer (m/w) den Seminarleiter (m/w) als kompetent einschätzen, 
2
innerhalb der Veranstaltung mitarbeiten und von den Erfahrungen und 
Inhalten profitieren  oder nicht.
Bisherige Avatarstudien befassten sich beispielsweise mit der 
Identitätsbildung und der Ähnlichkeit zwischen Nutzer (m/w) und Avatar.
Bisher blieb jedoch offen, welche Avatare sich als Stellvertreter (m/w) für 
Lehrpersonen in virtuellen Welten wie Second Life eignen. Unter Eignung 
wird hierbei verstanden, dass die Avatare als positiv, genauer kompetent,
eingeschätzt werden, damit die Lernenden den Lehrpersonen, die durch die 
Avatare wirken, Respekt entgegenbringen und damit sowohl die Mitarbeit 
als auch der Lernerfolg begünstigt werden können.
Im Rahmen dieser Arbeit werden Avatare als virtuelle Stellvertreter (m/w) 
für Online-Lehrende betrachtet. Ziel dieser Diplomarbeit ist es festzustellen,
welche Avatargestaltungen positiv, das heißt kompetent, auf Second-Life-
Nutzer (m/w) wirken. Dabei liegt der Fokus ausschließlich auf 
avatarbasierten Online-Lernumgebungen. Die Avatargestaltung wird am 
Beispiel von Second Life thematisiert. Programmierte, softwaregesteuerte 
Avatare werden nicht behandelt.
Diese Arbeit beinhaltet folgende Forschungsfragen:
1. Werden menschliche Avatare positiver eingeschätzt als tierische 
oder sachliche?
2. Welchen Einfluss hat die Art der Nutzung (beruflich/privat) sowie 
die Vielnutzung von Second Life, das heißt fünf bis sieben Tage 
wöchentlich, auf die Avatareinschätzung?
3. Gibt es geschlechts-, alters- und bildungsabhängige Unterschiede in 
der Avatareinschätzung?
Das theoretische Kapitel stellt die Theorie der symbolischen 
Selbstergänzung nach Wicklund und Gollwitzer im Hinblick auf die 
grundlegenden Termini und bisherigen Forschungsergebnisse vor. Daraufhin 
wird die gegenwärtige Avatarforschung skizziert. Die theoretischen 
Hintergründe werden verwendet, um auf das Thema dieser Arbeit 
3
überzuleiten. Es werden zusätzlich die verschiedenen Kompetenzen von 
Lehrpersonen behandelt, um eine Definitionsgrundlage zu schaffen. Der 
Methodenteil stellt einen Online-Fragebogen in Verbindung mit dem 
semantischen Differential als Methode für die Datengewinnung vor. Das
Fragebogendesign, die Avatar- und Forenselektion, die Strichprobenziehung 
sowie die Durchführung von Pretest und Umfrage werden thematisiert. Das 
Methodenkapitel schließt mit den einzeln formulierten Hypothesen, die im 
Ergebnisteil auf auffällige Ergebnisse und Signifikanz geprüft werden. 
Zuletzt werden die Resultate diskutiert und ein Ausblick auf zukünftige 
Forschungsansätze gegeben. Das Ergebnis soll Lehrpersonen, die bereits in 
virtuellen Szenarien auftreten oder es vorhaben, Hinweise für ihre 
Avatargestaltung liefern.
2. Theoretische Grundlagen
Im Folgenden werden die Theorie der symbolischen Selbstergänzung nach 
Wicklund und Gollwitzer (1980, 1981, 1982, 1983, 1985; Gollwitzer, 
Wicklund & Hilton 1982; Gollwitzer, Bayer & Wicklund 2002) und aktuelle 
Avatarforschungen thematisiert.
Die behandelten Theorien werden im Anschluss auf das Thema dieser 
Arbeit übertragen. Da die Kompetenzen, die eine Lehrperson besitzen sollte, 
dabei eine wichtige Rolle spielen, runden sie das theoretische Kapitel ab 
und leiten zu den Forschungsfragen über.
2.1 Theorie der symbolischen Selbstergänzung 
Die Theorie der symbolischen Selbstergänzung nach Wicklund und 
Gollwitzer thematisiert das Streben einer Person nach Selbstzielen, das heißt 
nach dem Status, den sie zu erreichen wünscht (vgl. Gollwitzer et al. 2002, 
S. 193).
4
Eine Person verfolgt beispielsweise das Selbstziel ,,Lehrender (m/w)". Es 
mangelt ihr jedoch an Erfahrung, die als Indikator für diesen Status dienen 
kann. Sie unternimmt daher selbstsymbolisierende Anstrengungen (vgl. 
Wicklund und Gollwitzer 1981, S. 90), indem sie sich durch fallbezogene 
Fachliteratur weiterbildet, Schulungen besucht und selbstorganisierte
Seminare durchführt. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass sich Personen 
bei einem Gefühl von Unvollständigkeit alternativer Symbole bedienen. Bei 
bereits vorhandenen Erfahrungen sind Statussymbole dagegen überflüssig 
(vgl. Wicklund und Gollwitzer 1980, S. 56).
Die Kernhypothese der Selbstergänzungstheorie besagt, dass die Indikatoren 
beziehungsweise Symbole der Vollständigkeit gegeneinander austauschbar 
sind (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1983, S. 67). Wenn ein selbstbezogenes 
Ziel vorhanden ist, kann ein notwendiges Symbol möglicherweise 
unerreichbar sein. In dem Fall können alternative Symbole als Ersatz 
dienen, es gilt das Substitutionsprinzip. (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 194)
Unter bestimmten Umständen kann die Person ihre Identitätsziele auch 
aufgeben: Sie erfüllt die Voraussetzungen nicht, ein neues Ziel kollidiert mit 
dem alten oder ihre Selbstsymbolisierungen werden wiederholt nicht 
wahrgenommen oder falsch interpretiert (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 
206).
2.1.1 Grundlegende Begriffe
Die Theorie der symbolischen Selbstergänzung beinhaltet die 
grundlegenden Begriffe ,,Symbole der Vollständigkeit", ,,verbindliche 
Zielsetzung" und ,,soziale Realität" (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1980, S. 
59), die nachfolgend behandelt werden. 
5
2.1.1.1 Symbole der Vollständigkeit
Um sich selbstbezogenen Zielen anzunähern, ist es notwendig, sozial 
festgelegte Zielindikatoren zu erwerben. Nach der Theorie der symbolischen 
Selbstergänzung sind die Zielindikatoren sogenannte Symbole einer 
Selbstdefinition, die das Identitätsziel darstellt. Die Selbstdefinition nimmt 
durch den ,,Gebrauch und Besitz" der Symbole, die ihre Einzelteile sind, 
ihre Form an. Zu den Symbolvarianten zählen Körpersprache, materielle 
Zielindikatoren und verbale Ausdrücke, zum Beispiel Selbstbeschreibungen. 
(vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 193)
Die Symbole heben sich darin voneinander ab, wie zugänglich und 
dauerhaft sie sind. Wer sich unvollständig fühlt, sucht nach schnell 
erreichbaren Symbolen, beispielsweise materiellen Gegenständen oder neigt 
zur Prahlerei. Da die Symbole jedoch nicht beständig sind, erfährt die 
Person wiederum symbolische Unvollständigkeit. Sogenannte 
höherwertigere ,,unvergängliche" Symbole, wie eine Berufsausbildung, sind 
langfristig angelegt, erfordern allerdings mehr Zeit und Anstrengung als ein 
schnell vollzogener Kauf. (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1980, S. 63)
Welche Symbole hilfreich sind, um die Selbstdefinition zu unterstreichen, 
spiegeln die Gesellschaft und die jeweilige Gruppenzugehörigkeit wider, da 
sich Mitglieder jeweils an bestimmte Regeln zu halten haben, um anerkannt 
zu werden. Der Zugang zu den Symbolen muss möglich sein, da die 
Selbstdefinition sonst nicht ausgestaltet werden kann. Der Erwerb von 
Symbolen zeigt, dass eine Person eine bestimmte Selbstdefinition anstrebt. 
Die Person muss davon überzeugt sein, dass die Symbole zur Kenntnis 
genommen werden. In dem Fall ist die ,,soziale Realisierung des 
erworbenen Symbols vollzogen". (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 194)
Die Verwendung und Darstellung von Symbolen zeigt anderen Menschen, 
dass die potentiell von der Selbstdefinition abhängigen Leistungen 
vorhanden sind (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1983, S. 69) und ob die 
Person ihr Selbstziel erreicht hat. Sie besitzen implizit ,,soziale Realität" 
6
(vgl. Kapitel 2.1.1.3), beispielsweise in Form von Titeln, und werden 
dadurch für andere Menschen sichtbar. Ein Symbol, das eine hohe soziale 
Realität erreicht, eignet sich besser dafür, die Vollständigkeit eines 
Selbstziels darzustellen, als ein Symbol mit geringerer sozialer Realität. 
Wenn eine Person sich selbst anderen Menschen gegenüber positiv 
beschreibt, formt sich bei ihr ein Gefühl der Vollständigkeit. (vgl. Wicklund 
und Gollwitzer 1980, S. 59) 
In dem Fall, wenn sich eine Person mit einem Identifikationsbegriff, wie 
Dozent (m/w), vorstellt, wird angenommen, dass ihre Qualifikation an 
ihrem Verhalten ablesbar ist. Ohne Beweise dafür zu haben, werden der 
Person Kompetenzen und Fähigkeiten zugewiesen, wenn sie positiv von 
ihren Eigenschaften spricht. Von den zur Schau gestellten Statussymbolen 
werden Qualifikationen abgeleitet, obwohl sich dabei nicht automatisch und 
korrekt darauf schließen lässt, dass eine Person auch hält, was sie verspricht.
(vgl. Wicklund und Gollwitzer 1980, S. 56)
2.1.1.2 Verbindliche Zielsetzung
Eine Person setzt sich ein Ziel, das ihr wichtig ist, und verpflichtet sich 
diesem Ziel (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1980, S. 59). Dadurch entsteht 
nach Lewin (1926) ein ,,Quasibedürfnis", das als Druck oder innerer 
Spannungszustand verstanden werden kann. Diese Spannung nimmt das 
Individuum wahr, wenn es beispielsweise bei einer Handlung unterbrochen 
wird (vgl. Lewin 1926, S. 348). Ihre Dauer ist davon abhängig, wie lange 
sich das Individuum seinem Ziel verpflichtet fühlt (vgl. Wicklund und 
Gollwitzer 1980, S. 63). Sobald die Handlung ausgeführt und das Ziel 
erreicht wurde, wird das Quasibedürfnis befriedigt, sodass die Spannungen 
verschwinden (vgl. Lewin 1926, S. 384).
Die Verpflichtung zu einer Selbstdefinition, auch ,,Commitment" (vgl. 
Wicklund und Gollwitzer 1981, S. 92) genannt, kann als Ziel ausgelegt 
werden und signalisiert das Streben der Person, diese ,,ideale" Bedingung zu 
7
erreichen, die alle für die Selbstdefinition angemessenen Qualitäten 
beinhaltet. Diese Aktivitäten müssen nicht tatsächlich ausgeführt werden.
Die Person mit der Selbstdefinition behauptet lediglich, dass sie das 
Potential zur Ausführung hat. (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1983, S. 69)
Ob sich eine Person einer Selbstdefinition verpflichtet hat, lässt sich durch 
verschiedene Methoden feststellen. Die Person kann nach wichtigen 
Aspekten des Selbst gefragt werden. Das offenkundige Verhalten der Person 
kann beobachtet werden, um ihre Bestrebungen hinsichtlich der 
Selbstdefinition  abzulesen. Es können auch die Ergebnisse des bisherigen 
Engagements der Person untersucht werden, die sich auf relevante 
selbstdefinierende Aktivitäten beziehen. Indem die Person bei diesen 
Aktivitäten unterbrochen wird, kann überprüft werden, ob die Person einer 
Selbstdefinition verpflichtet ist und Ersatzsymbole weiterverfolgt. (vgl. 
Wicklund und Gollwitzer 1982, S. 3839)
2.1.1.3 Soziale Realität
Eine Person bietet Symbole dar, um anderen Menschen zu signalisieren, 
dass die für ihr Selbstziel notwendigen Eigenschaften vorhanden sind. 
Sobald eine Person über ein Symbol verfügt, sollte sie das Gefühl haben, 
dass sie sich ihrer Vollständigkeit annähert. Es ist jedoch wichtig, dass 
andere Personen die Vollständigkeit der Selbstdefinition potentiell 
anerkennen. Dazu sollten die Symbole für möglichst viele Menschen 
sichtbar sein. (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1983, S. 70)
2.1.2 Die zentralen Hypothesen
Wicklund und Gollwitzer formulierten die folgenden drei Hypothesen, um 
die Theorie der symbolischen Selbstergänzung zu prüfen (vgl. Gollwitzer et 
al. 2002, S. 195200):
1.  
,,Personen, die sich ein selbstbezogenes Ziel gesetzt haben, 
versuchen, den Mangel an relevanten Symbolen durch das 
8
Zurschaustellen alternativer Symbole auszugleichen. Derartige 
Anstrengungen einer Person heißen ,selbstsymbolisierende 
Handlungen'." (Die Kompensationshypothese)
2. ,,Die Effektivität selbstsymbolisierender Handlungen im Sinne der 
Ausgestaltung einer Selbstdefinition ist an die soziale 
Kenntnisnahme erworbener Symbole gebunden." (Die soziale 
Realisierungshypothese)
3. ,,Die Person, die eine selbstsymbolisierende Handlung ausübt, 
vernachlässigt die psychische Befindlichkeit (Gedanken, Motive, 
Einstellungen, usw.) der sie umgebenden Personen und ist allein 
darauf fixiert, dass andere die selbstsymbolisierende Handlung zur 
Kenntnis nehmen." (Die soziale Insensibilitätshypothese)
Zu jeder Hypothese sind empirische Arbeiten vorhanden. In den 
Untersuchungen wurde die symbolische Unvollständigkeit entweder durch 
die Unterbrechung der Aktivität manipuliert, die das Selbst symbolisierte, 
oder durch das Hervorheben eines Symbols (vgl. Wicklund und Gollwitzer 
1980, S. 61).
Die Studien waren so aufgebaut, dass zuerst ein bestimmter symbolischer 
Mangel festgestellt werden musste, über den die Versuchspersonen keine 
Kontrolle hatten. Daraufhin benötigten die Versuchspersonen Zugang zu
Mitteln der Selbstsymbolisierung. Zur Wahl standen die Möglichkeiten, sich 
neue symbolische Indikatoren, wie Statussymbole, anzueignen oder durch 
die Ausbreitung unmittelbarer sozialer Realität, wie durch 
Selbstbeschreibungen oder sozialen Einfluss, die angestrebte 
Selbstdefinition zu bewerben. (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1981, S. 93)
2.1.2.1 Studien zur Kompensationshypothese
Die Studien waren so konstruiert, dass die Versuchsteilnehmer ein 
bestimmtes Selbstziel hatten. Von den Versuchspersonen wurde die Hälfte 
darüber informiert, dass ein für ihr Selbstziel relevantes Symbol fehlte. Die 
zweite Hälfte erhielt keine Information darüber. In einem weiteren Versuch, 
der vom ersten unabhängig erschien, hatten die Versuchspersonen die 
9
Gelegenheit, sich ein alternatives Symbol anzueignen oder ihr soziales
Umfeld darüber in Kenntnis zu setzen, dass es bereits vorhanden sei. Es 
wurde daraufhin beobachtet, ob die Versuchspersonen mit ,,Mangelerleben", 
das heißt mit dem fehlenden Symbol, sich im Vergleich zu den nicht 
informierten Versuchspersonen mehr anstrengten, um das kompensierende 
Symbol zu erwerben. (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 195)
Wicklund und Gollwitzer (1981) zeigten in zwei korrelierenden Studien, 
dass je weniger Bildung oder Berufserfahrung die Versuchspersonen hatten, 
desto mehr wünschten sie, andere Menschen zu beeinflussen. Die 
Versuchspersonen, die in einer Studie während des Schreibens eines
positiven selbstbeschreibenden Textes unterbrochen wurden, zeigten 
deutlichere Versuche, andere Personen zu beeinflussen als 
Versuchspersonen, denen es erlaubt war, den Text zu vollenden. Eine 
weitere Studie untersuchte Selbstbeschreibungen als selbstsymbolisierende 
Bestrebung. Die Unvollständigkeit wurde variiert, indem frühere auffällige 
Lehrer abgefragt wurden, die entweder positive oder negative Wirkung auf 
die Versuchspersonen hatten. Wenn daraufhin Druck auf die 
Versuchspersonen ausgeübt wurde, sich selbst innerhalb ihrer einzelnen 
Bereiche negativ zu charakterisieren, waren die Personen, die sich an einen 
positiven Lehrer (m/w) erinnerten, am ehesten gewillt, sich negativ zu 
darzustellen. (vgl. Wicklund und Gollwitzer 1981, S. 89)
Gollwitzer, Wicklund und Hilton (1982) untersuchten die Anerkennung von 
Misserfolg in Verbindung mit der symbolischen Selbstergänzung, indem die 
Relation zwischen einer selbstunterstützenden und einer 
selbsterniedrigenden Aktion betrachtet wurde. Die Versuchspersonen 
führten die selbstrelevanten Handlungen im Kontext ihrer
Selbstdefinitionen, zum Beispiel Journalist (m/w), durch, zu denen die 
Personen aktiv verpflichtet wurden. Die Versuchspersonen hatten im 
Rahmen des ersten Experiments die Aufgabe, einen unterstützenden 
selbstbeschreibenden Aufsatz zu verfassen, der später von anderen Personen
gelesen werden sollte. Die Hälfte beendete den Aufsatz, während die andere
Hälfte der Versuchspersonen unterbrochen wurde. Im Anschluss wurden 
10
alle Versuchspersonen in einem anderen Kontext gebeten, die Fehler, die sie 
zuvor im Bereich ihrer jeweiligen Selbstdefinitionen gemacht hatten, 
aufzulisten. Das Ergebnis zeigte, dass die Versuchspersonen, die keiner 
Unterbrechung ausgesetzt waren, bereitwilliger ihre Fehler zugaben als 
unterbrochene Versuchspersonen. (vgl. Gollwitzer et al. 1982, S. 358)
Im zweiten Experiment wurden die Versuchspersonen gebeten, sechs Fehler
aufzulisten, die sie früher in ihren jeweiligen Fachgebieten begangen hatten.
Die Kontrollgruppe sollte ebenfalls ihre Fehler vermerken, die sich 
allerdings auf Bereiche bezogen, in denen sie keine besonderen Kenntnisse 
hatten. Daraufhin hatten die Versuchspersonen 15 Minuten Zeit, um einen 
selbstbeschreibenden Aufsatz zu ihren jeweiligen Interessengebieten 
schreiben. Das Ergebnis zeigte, dass die Versuchspersonen, die zuvor Fehler 
in ihren Fachgebieten aufgelistet hatten, mehr Zeit in ihre Aufsätze 
investierten und längere Texte verfassten als Versuchspersonen, die vorher 
auf Fehler in anderen Bereichen hingewiesen hatten. (vgl. Gollwitzer et al. 
1982, S. 366367)
2.1.2.2 Studien zur sozialen Realisierungshypothese
Innerhalb der Studien wurden die Versuchspersonen, die bestimmte 
Identitätsabsichten hatten, in einen Mangelzustand versetzt. Bei der 
angebotenen Gelegenheit zum Ausgleich wurde das Kompensationsstreben 
entweder zur Kenntnis genommen oder ignoriert. Es wurde beobachtet, wie 
persistent sich die Versuchspersonen verhielten. Die Versuchspersonen, 
deren Kompensationsstreben von anderen Menschen wahrgenommen 
wurde, verhielten sich weniger beharrlich, da sie das Gefühl der 
Vollkommenheit erreicht hatten. (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 197198)
Gollwitzer (1986) untersuchte im Rahmen von vier Studien den Einfluss der 
sozialen Realität auf selbstsymbolisierende Anstrengungen (vgl. Gollwitzer 
1986, S. 146).
11
Studie 1 thematisierte identitätsbezogene Selbstbeschreibungen. Die 
Versuchspersonen waren Studentinnen, die Interesse an der Gründung einer 
eigenen Familie bekundet hatten. Sie sollten persönliche Fähigkeiten 
notieren, die ihnen für die Mutterrolle wichtig erschien. Bevor sie sich mit 
einem Gesprächspartner darüber austauschen sollten, wurde den 
Versuchspersonen entweder mitgeteilt, dass ihr Gesprächspartner ihre 
Selbstbeschreibungen sorgfältig studiert oder dass er sie verworfen hatte. 
Die Versuchspersonen konnten sich im Rahmen eines Fragebogens zu ihrem
Persönlichkeitsprofil zusätzlich selbst symbolisieren, das heißt positiv 
darstellen.
Wenn die Gesprächspartner die ursprünglichen 
Selbstbeschreibungen nicht zur Kenntnis genommen hatten, fühlten sich die 
Versuchspersonen gezwungen, sich zusätzlich selbst zu symbolisieren, 
indem sie ihr eigenes Persönlichkeitsprofil an das ideale Mutterprofil 
anglichen. Die Versuchspersonen, deren Selbstbeschreibungen von ihrem 
Gesprächspartner wahrgenommen wurden, wählten im Fragebogen 
Eigenschaften aus, die uneins mit dem idealen Mutterprofil waren. Das 
Ergebnis zeigte, dass sich die Versuchspersonen bei gefühlter 
Unvollständigkeit an dem beispielhaft gezeigten Idealprofil einer Mutter 
orientierten. (vgl. Gollwitzer 1986, S. 146)
Studie 2 hatte identitätsbezogene Leistungen zum Inhalt. Männliche 
Medizinstudenten, deren Selbstziel ,,Arzt" war, sollten aus insgesamt 45 
Problemfällen für einige Fälle Lösungen finden. Es erschien eine Person, 
die verdeckt zu den Versuchsleitern gehörte, einige Lösungen überflog und 
die Hälfte der Versuchspersonen als Mediziner ansprach. Wie die andere 
Hälfte die Aufgaben erfüllt hatte, wurde von der Person nicht 
wahrgenommen. Zudem wurde diese Hälfte nicht als Mediziner bezeichnet. 
Anschließend wurde gemessen, wie lange die zweite Hälfte an den 
Aufgaben weiterarbeitete. Die Versuchspersonen, deren Lösungen zur 
Kenntnis genommen und die als Mediziner bezeichnet wurden, zeigten 
weniger Ausdauer bei den Aufgaben. Daraus folgt, dass bei 
wahrgenommenen Selbstsymbolisierungen ein stärkerer Sinn dafür entsteht,
dass die beabsichtigte Identität erreicht wird, als bei unberücksichtigten 
Selbstsymbolisierungen. (vgl. Gollwitzer 1986, S. 146147)
12
Studie 3 untersuchte die Eigeninitiative von männlichen Medizinstudenten, 
die Mediziner werden wollten. Die Versuchspersonen erhielten eine 
Rückmeldung, ob ihre persönlichen Qualitäten denen erfolgreicher
Mediziner entsprachen. Ein anschließendes Experiment gab den 
Versuchspersonen die Möglichkeit, 15 medizinische Aufgaben zu lösen und 
bereits vollständige, einzelne Aufgabenteile dem Versuchsleiter vorzulegen. 
Das Ergebnis zeigte, dass mehr als 50% der Versuchspersonen mit zuvor 
negativem Persönlichkeitsfeedback versuchten, bereits vollständige 
Aufgaben einzureichen, bevor die gesamten Aufgaben erledigt waren. Nur 
bei 8% der Versuchspersonen mit positivem Feedback traf dieses Verhalten 
zu. (vgl. Gollwitzer 1986, S. 147148)
Studie 4 prüfte die Neigung, die eigenen selbstsymbolisierenden 
Anstrengungen anderen zu vermitteln. Dazu wurden Studentinnen mit dem 
Selbstziel ,,Tänzerin" um einen langen Aufsatz gebeten. Eine Hälfte sollte 
den schlechtesten Lehrenden beschreiben, den sie je hatte, die andere Hälfte 
sollte sich auf den besten Lehrenden beziehen. Anschließend wurden die 
Versuchspersonen gebeten, in einem anderen sozialen Kontext vor einem 
kleinen, öffentlichen Publikum zu tanzen. Auf einem Anmeldeformular 
sollten sie vermerken, in wie vielen Tagen sie wieder für einen derartigen 
Auftritt angerufen werden wollten. Das Ergebnis zeigte, dass die 
Versuchspersonen, die sich an ihren schlechtesten Lehrenden erinnert 
hatten, zwei Wochen früher auftreten wollten als die Versuchspersonen, die 
ihren besten Lehrenden beschrieben hatten. (vgl. Gollwitzer 1986, S. 148)
Selbstsymbolisierungen, die durch die Wahrnehmung anderer Menschen zu 
einer sozialen Tatsache werden, eignen sich demzufolge effektiver dazu, 
anderen Menschen die beabsichtigte Identität, das heißt das Selbstziel,
glaubhaft zu machen, als nicht wahrgenommene Selbstsymbolisierungen
(vgl. Gollwitzer 1986, S. 146). Eine soziale Tatsache ist dann erreicht, wenn 
die Person mit Selbstziel ihr Kompensationsstreben aktiv vermittelt oder 
wenn die Menschen das Streben bereitwillig zur Kenntnis nehmen. (vgl. 
Gollwitzer et al. 2002, S. 197)
13
2.1.2.3 Studien zur sozialen Insensibilitätshypothese
Im Rahmen der Untersuchungen wurde den Versuchspersonen mitgeteilt, 
dass die Gesprächsperson bestimmte Wünsche hatte, die absichtlich 
inhaltlich so angelegt waren, dass sie potentiellen Kompensationsinteressen 
der Versuchspersonen entgegenstanden. Die Reaktion der Versuchspersonen 
wurde beobachtet, das heißt, ob sie die Wünsche befolgten oder ihre eigenen 
Interessen verfolgten. (vgl. Gollwitzer et al. 2002, S. 199) 
In den beiden durchgeführten Studien wurde geprüft, wie sich die 
Versuchspersonen verhielten, wenn ihre Selbstsymbolisierungen durch 
positive Selbstbeschreibungen in Konflikt mit den Wünschen der
Gesprächsperson standen (vgl. Gollwitzer und Wicklund 1985, S. 704).
Im Rahmen von Studie 1 wurde weiblichen Versuchspersonen mitgeteilt, ob 
ihre Persönlichkeiten ihren Karriere-Selbstzielen entsprachen. Daraufhin
wurden Zweiergruppen gebildet, die aus einer positiv bewerteten und einer 
negativ bewerteten Versuchsperson bestanden. Beide Personen sollten ihre 
Kompetenzindikatoren hinsichtlich ihrer Selbstziele nennen, beispielsweise 
Fähigkeiten. Wer seine Selbstbeschreibungen schnell vortrug, blockierte 
dadurch den Versuch des Gesprächspartners, das gleiche Ziel zu erreichen.
In einer anderen Gruppe bezogen sich die Indikatoren auf die Kompetenz 
als potentielle Mütter, was nicht den Selbstzielen der Versuchspersonen 
entsprach. (vgl. Gollwitzer und Wicklund 1985, S. 705706)
Die Ergebnisse zeigten, dass die Versuchspersonen mit nicht-idealem Profil 
angaben, dass ihr Persönlichkeitsprofil dem Idealprofil unähnlich sei,
wohingegen die Versuchspersonen mit idealem Profil es als wichtiger 
empfanden, die ideale Persönlichkeit zu besitzen. 73% der 
Gesprächsdurchgänge gewannen Versuchspersonen mit dem nicht-idealen 
Profil. In der Mutter-Bedingung setzten sich 27% mit nicht-idealem Profil 
durch. Insbesondere in der Karriere-Bedingung wurden Versuchspersonen 
14
mit nicht-idealem Profil von Gesprächspersonen mit idealem Profil als 
egoistisch wahrgenommen. (vgl. Gollwitzer und Wicklund 1985, S. 706
707)
Studie 2 war so angelegt, dass die Bindung männlicher Studenten an 
bestimmte Bereiche, zum Beispiel Journalismus, sichergestellt wurde. Die 
Versuchspersonen sollten einen Persönlichkeitsfragebogen ausfüllen und 
eine attraktive Frau namens Debbie treffen. Es wurden ihnen die 
Selbstbeschreibungen anderer Männer vorgelegt, die mit Debbies 
Kommentaren zu ihren Präferenzen versehen waren. Den Versuchspersonen 
mit der negativen Bedingung wurde vermittelt, dass Debbie Männer 
bevorzugte, die sich negativ charakterisierten, während den Personen mit 
der positiven Bedingung mitgeteilt wurde, dass Debbie Männer präferierte, 
die sich positiv darstellten. Die Studenten erhielten das Feedback, ob ihre 
Persönlichkeit dem idealen Profil ähnelte und sollten daraufhin ihre 
Selbstbeschreibungen für Debbie verfassen. (vgl. Gollwitzer und Wicklund 
1985, S. 710711)
Die Ergebnisse zeigten, dass sich Versuchspersonen mit nicht-idealem 
Profil positiver beschrieben als jene mit idealem Profil. Versuchspersonen 
mit nicht-idealem Profil folgten in der positiven Bedingung leichter dem 
Aufruf zur Selbstdarstellung als Versuchspersonen mit idealem Profil. 
Zudem waren Versuchspersonen mit nicht-idealem Profil weniger gewillt,
Debbies Präferenz zu folgen und sich selbst negativ darzustellen. Es war 
ihnen nicht wichtig, Debbie sympathisch zu sein, da ihre Bedürfnisse 
hinsichtlich ihrer Selbstdefinition stärker waren. (vgl. Gollwitzer und 
Wicklund 1985, S. 712)
Für unvollständige Individuen sind die Wünsche und Bedürfnisse anderer 
sekundär. Obwohl die Personen das Bedürfnis haben, eine Bestätigung für 
die Erzielung ihrer Selbstdefinition zu erhalten, interessieren sie sich nicht 
aufrichtig für die Personen, die ihr erreichtes Selbstziel bestätigen können. 
(vgl. Gollwitzer und Wicklund 1985, S. 704) 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2012
- ISBN (eBook)
- 9783842844469
- DOI
- 10.3239/9783842844469
- Dateigröße
- 2.6 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Duisburg-Essen – Erziehungswissenschaft
- Erscheinungsdatum
- 2012 (Dezember)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- second life avatar selbstergänzung avatargestaltung
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					