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Flow-Erleben und Motivation in Capoeira und in der Arbeit

©2012 Diplomarbeit 103 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Seit einem knappen Jahrhundert versucht die Sportpsychologie das Erleben und Verhalten bei Athleten und Trainern genauer zu untersuchen um unter anderem maximale Leistung zu erzielen, Gesundheitssport zu optimieren oder Sportverletzungen psychologisch zu betreuen. In der Sportpsychologie wird davon ausgegangen, dass der psychische und physische Bereich in einer Wechselwirkung stehen. Der psychologische Aspekt beschäftigt sich unter anderem mit den Beweggründen von Menschen Sport zu betreiben, insbesondere mit der Motivation und mit dem Selbstkonzept. Die physische Komponente fokussiert beispielsweise die Maximierung der sportlichen Leistung bei Wettbewerben oder das Erstellen eines idealen Bewegungsangebotes im Schulsport (Weinberg & Gould, 2006).
Schon in der Antike sind sportliche Wettkämpfe aufgrund des religiösen Charakters und mehr als ein Brauch im kulturellen Sinne ausgeübt worden. Die Zugehörigkeit zur gleichen Kultur und Religion sowie die Widmung der Spiele zuhanden der griechischen Götter war ein Hintergrund der olympischen Spiele 776v.Chr. (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000; Klein, 1992; Sinn, 1996). Auch repräsentiert Capoeira eine Sportart, die mehr als nur die Bewegung einzelner Körperteile ist. Capoeira ist ein afrikanisch-brasilianischer Kampftanz, dessen Wurzeln auf die afrikanischen Sklaven in Südamerika vor ca. 400 Jahren zurückgehen. Es besteht aus einem Zusammenspiel von Tanz-, Kampf- und Spielelementen und wird heute in Brasilien sowie in vielen Teilen Europas praktiziert.
Für sportliche Betätigung gibt es dieser Tage unterschiedlichste motivationale Faktoren. Ein möglicher davon ist die ‘Qualität der Erfahrung’, auch das Flow-Erleben genannt (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000). Dazu lautet eine Aussage eines Tänzers:
‘Deine Konzentration ist vollständig. Deine Gedanken wandern nicht herum; Du denkst an nichts anderes: Du bist total in deinem Tun absorbiert. In deinem Körper hast du ein gutes Gefühl. Du bemerkst nicht die geringste Steifheit. Der Körper ist überall wach. Kein Bereich, wo du dich blockiert oder steif fühlst. Deine Energie fließt sehr leicht. Du fühlst dich entspannt, angenehm und energievoll.’ (Csikszentmihalyi, 2010, S. 63).
Dieser Bericht eines Sportlers kennzeichnet den Zustand von Flow. Flow ist ein positiver psychologischer Zustand, welcher durch Freude und Glück in einer fließenden Tätigkeit beschrieben wird (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000). Infolgedessen gibt es nicht die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Marisa Schlackl
Flow-Erleben und Motivation in Capoeira und in der Arbeit
ISBN: 978-3-8428-3934-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Universität Salzburg, Salzburg, Österreich, Diplomarbeit, 2012
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http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

Danksagung
Ich bedanke mich bei meinen Eltern für die Kraft und den Glauben an mich, das Studium meistern
zu können. Als erste Akademikerin in der Familie war es nicht immer leicht, doch haben sie nicht
vergessen, dass dies ein Wunsch meines Lebens ist und mich seelisch wie auch finanziell
unterstützt.
Ich danke meinem Partner, meinem Freund, meinem Wegbegleiter für die stets positive Energie,
welche Zeiten auch gekommen sind und meinem Sohn, der mir immer ein Lächeln geschenkt hat
und mich daran erinnert hat, wie bezaubernd das Leben ist.
Danke an meine Freunde während des Studiums, ohne welchen es sicher nicht eine so aufregende
und bereichernde Zeit geworden wäre.

1
INHALTSVERZEICHNIS
Zusammenfassung ... 3
Abstract ... 4
EINLEITUNG ... 5
1. CAPOEIRA
... 7
1.1. Die Entwicklung und Geschichte von Capoeira ... 8
1.2. Die
Roda
... 9
2. DAS
FLOW-ERLEBEN
... 10
2.1. Begriffsdefinition von Flow ... 11
2.2. Die 9 Flow Komponenten nach Csikszentmihalyi ... 11
2.3. Die Ursprünge der Flow-Forschung ... 15
2.4. Das Flow-Modell ... 16
2.5. Auftreten von Flow ... 18
2.6. Psychophysiologie von Flow ... 18
2.7. Erhebung von Flow ... 20
2.8. Flow im Sport ... 21
2.9. Flow und Arbeit ... 24
3. MOTIVATION
... 25
3.1. Motivation ­ eine Begriffserklärung ... 25
3.2. Motivationstheorien und Forschungsansätze ... 25
3.2.1. Das Hierarchie-Modell der Bedürfnisse von Maslow ... 26
3.2.2. Das RUBIKON-Modell der Handlungsphasen ... 27
3.2.3. Leistungsmotivation ... 30
3.2.3.1. Erfolg und Misserfolg ... 30
3.2.4. Ein Hierarchisches Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation ... 31
3.2.4.1. Selbstbestimmungstheorie (SDT) ... 31
3.2.4.2. Hierarchisches Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation ... 34
3.3. Flow in Zusammenhang mit Motivation ... 36
4. FRAGESTELLUNG UND HYPOTHESEN ... 39
5. METHODE
... 42
5.1. Versuchspersonen
... 42
5.2. Untersuchte
Variablen
... 42
5.3. Untersuchungsablauf
... 43
5.4. Soziodemografische
Daten
...
43
5.5. Erhebungsinstrumente
... 45

2
5.5.1. Flow Kurz Skala (FKS) von Rheinberg et al. (2003) ... 45
5.5.2. Long Flow State Scale-2 general (FSS-2) von Jackson (2009) ... 46
5.5.3. Long Dispositional Flow Scale-2 general (DFS-2) von Jackson (2009) ... 48
5.5.4. Sport Motivation Scale (SMS - 6) (Pelletier et al., 1995) revidiert von Malett et al.
(2007) ... 49
5.6. Statistische
Auswertung
... 51
6. Ergebnisse
... 51
6.1. Reliabilität der Skalen ... 52
6.2. Situation und Fähigkeiten ... 57
6.2.1. Objektiv bestimmte Fähigkeiten und Situation ... 57
6.2.2. Subjektiv wahrgenommene Fähigkeiten und Situation ... 62
6.3. Motivation
... 66
7. Diskussion
... 68
7.1. Multidimensionalität und Reliabilität der Skalen ... 68
7.2. Flow im Sport ... 69
7.2.1. Quadranten-Modell ... 70
7.2.2. Expertise-Effekt ... 70
7.3. Die Rolle der subjektiven Wahrnehmung ... 71
7.3.1. Positives Selbstkonzept ... 71
7.3.2. Paradoxon der Arbeit ... 72
7.4. Hierarchisches Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation ... 73
7.5. Begrenzungen und Kritik ... 74
7.6. Zukünftige
Studien
... 74
8. LITERATURVERZEICHNIS
...
76
9. ANHÄNGE
... 83
9.1. Übersicht
der
Grafiken
... 83
9.2. Übersicht
der
Abbildungen
... 83
9.3. Übersicht der Tabellen ... 83
9.4. Fragebogenset
... 85

3
Zusammenfassung
Diese Studie handelt von Flow-Erleben, ursprünglich definiert von Csikszentmihalyi (2000), und
weiter untersucht von Rheinberg (1996, 2006) und Jackson et al. (1998, 2001). Flow stellt eine
glattlaufende Tätigkeit unter Handlungskontrolle und Konzentration dar, wobei die
Zeitwahrnehmung variieren kann und das Können der Person und die Anforderungen der Situation
in Balance sind. Capoeira, eine Mischung aus brasilianischen Kampf-, Tanz- und Spielelementen
wurde hierbei als der Sportbereich aufgefasst, in dem Flow erlebt werden sollte. Für einen
multidimensionalen Ansatz von Flow werden anhand einer Stichprobe von 79 Capoeira-
Praktizierenden die Skalen Flow Kurz Skala (FKS) von Rheinberg et al. (2003), die Flow State
Scale-2 (FSS-2) und Flow Dispositional Scale-2 (DFS-2) von Jackson (2009) eingesetzt, sowie die
Sport Motivation Scale-6 (SMS-6) von Pelletier et al. (1995), revidiert von Mallett et al. (2007). Es
werden jeweils die FKS und FSS/DFS-2 in den drei Situationen (Roda, Capoeira, Arbeit)
verwendet. Zusätzlich werden objektiv und subjektiv wahrgenommene Fähigkeiten in Capoeira
erfasst und eine Einschätzung von subjektiv erlebtem Flow erhoben. Die Ergebnisse zeigen hohe
Reliabilitäten für die Skalen sowie hohe Flow-Werte in Capoeira als auch der Arbeit. Es konnte das
Quadrantenmodell von Csikszentmihalyi, der Expertise-Effekt von Rheinberg sowie das Modell
intrinsischer und extrinsischer Motivation (HMIEM) repliziert werden. Subjektiv wahrgenommenes
Flow-Erlebnis, wahrgenommene Fähigkeiten sowie ein positives Selbstkonzept spielen für das
Erleben von Flow eine bedeutende Rolle. Eine gezielte Förderung der positiven
Selbstwahrnehmung und folglich eine Motivationssteigerung können im Schulsport sowie Hobby-
und Spitzensport von Nutzen sein.
Schlüsselwörter: Flow, Capoeira, hierarchisches Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation,
Expertise-Effekt, Anforderungs-Fähigkeits-Passung.

4
Abstract
This study deals with the experience of Flow, defined by Cszikszentmihalyi (2000) and further
examined by Rheinberg (e.g. 1996, 2006) and Jackson et al. (e.g. 1998, 2001). Flow describes an
activity in which a person is fully immersed with total control of the situation and concentration.
Often, one´s abilities and the challenge of the situation are balanced and time perception can vary.
Capoeira, originally practiced in Brasil, is a mixture of Fight, Dance and Play. In this study it
represents the domain in which flow should be experienced. So, a multidimensional approach of
Flow measurement was conducted with 79 Capoeira players including Flow Kurz Skala (FKS) by
Rheinberg et al. (2003), Flow State Scale-2 (FSS-2), and Flow Dispositional Scale-2 (DFS-2) by
Jackson (2009). Additionally, motivational aspects were assessed through Sport Motivation Scale-6
(SMS-6) by Pelletier et al. (1995), revised by Mallett et al. (2007). The Flow scales (FKS and
FSS/DFS-2) were applied in three situations: Roda, Capoeira, and Work. Moreover, objective and
perceived abilities in Capoeira and perceived flow experience were measured. The results confirm
high reliabilities for these scales as well as high Flow scores in Capoeira and work. Moreover,
support for the Quadrant-Modell by Csikszentmihalyi, the expertise effect by Rheinberg as well as
the modell of intrinsic and extrinsic motivation (HMIEM) by Vallerand & Ratelle (2002) was
found. Perceived Flow experience, perceived ability as well as a positive self concept play a crucial
role in Flow experience. Endorsement of a positive sense of self and furthermore, a motivational
enhancement implicates a positive influence in physical education as well as in amateur and
professional sports.
Keywords: Flow, Capoeira, hierarchical Model of intrinsic and extrinsic Motivation, Expertise-
Effect, Challenge-Skill-Balance.

5
Einleitung
Seit einem knappen Jahrhundert versucht die Sportpsychologie das Erleben und Verhalten bei
Athleten und Trainern genauer zu untersuchen um unter anderem maximale Leistung zu erzielen,
Gesundheitssport zu optimieren oder Sportverletzungen psychologisch zu betreuen. In der
Sportpsychologie wird davon ausgegangen, dass der psychische und physische Bereich in einer
Wechselwirkung stehen. Der psychologische Aspekt beschäftigt sich unter anderem mit den
Beweggründen von Menschen Sport zu betreiben, insbesondere mit der Motivation und mit dem
Selbstkonzept. Die physische Komponente fokussiert beispielsweise die Maximierung der
sportlichen Leistung bei Wettbewerben oder das Erstellen eines idealen Bewegungsangebotes im
Schulsport (Weinberg & Gould, 2006).
Schon in der Antike sind sportliche Wettkämpfe aufgrund des religiösen Charakters und mehr als
ein Brauch im kulturellen Sinne ausgeübt worden. Die Zugehörigkeit zur gleichen Kultur und
Religion sowie die Widmung der Spiele zuhanden der griechischen Götter war ein Hintergrund der
olympischen Spiele 776v.Chr. (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000; Klein, 1992; Sinn, 1996). Auch
repräsentiert Capoeira eine Sportart, die mehr als nur die Bewegung einzelner Körperteile ist.
Capoeira ist ein afrikanisch-brasilianischer Kampftanz, dessen Wurzeln auf die afrikanischen
Sklaven in Südamerika vor ca. 400 Jahren zurückgehen. Es besteht aus einem Zusammenspiel von
Tanz-, Kampf- und Spielelementen und wird heute in Brasilien sowie in vielen Teilen Europas
praktiziert.
Für sportliche Betätigung gibt es dieser Tage unterschiedlichste motivationale Faktoren. Ein
möglicher davon ist die ,,Qualität der Erfahrung", auch das Flow-Erleben genannt
(Csikszentmihalyi & Jackson, 2000). Dazu lautet eine Aussage eines Tänzers:
,,Deine Konzentration ist vollständig. Deine Gedanken wandern nicht
herum; Du denkst an nichts anderes: Du bist total in deinem Tun
absorbiert. In deinem Körper hast du ein gutes Gefühl. Du bemerkst
nicht die geringste Steifheit. Der Körper ist überall wach. Kein
Bereich, wo du dich blockiert oder steif fühlst. Deine Energie fließt
sehr leicht. Du fühlst dich entspannt, angenehm und energievoll."
(Csikszentmihalyi, 2010, S. 63).
Dieser Bericht eines Sportlers kennzeichnet den Zustand von Flow. Flow ist ein positiver
psychologischer Zustand, welcher durch Freude und Glück in einer fließenden Tätigkeit
beschrieben wird (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000). Infolgedessen gibt es nicht die eine

6
bestimmte Tätigkeit, die für jede Person flow-auslösend ist. Vielmehr können verschiedene
Handlungen ­ abhängig von den Anforderungen der Situation, den persönlichen Fähigkeiten sowie
subjektiven und mentalen Komponenten ­ zu flow-auslösenden Situationen werden. Flow kann
sowohl in der Arbeit, im Sport oder auch beim Computerspielen erlebt werden. Einige Studien
legen dar, dass viele Sportarten wie Laufen, Radfahren, Tanzen, Klettern mögliche Flow-
Tätigkeiten darstellen (Jackson, Kimiecik, Ford & Marsh, 1998; Jackson, Thomas, Marsh &
Smethurst, 2001; Stavrou & Jackson, 2007). Somit soll im Capoeira die Vereinigung von Kampf,
Tanz, Musik, trickreichem Spiel (in der sogenannten roda) und Kultur, es ermöglichen, den Zustand
des Glücks und der optimalen Erfahrung - den Flow - zu erreichen.
Csikszentmihalyi (2010), Autor von Flow, postulierte zum Flow-Erleben das sogenannte
Quadrantenmodell. Die Idee ist, dass als Voraussetzung für Flow eine Anforderungs-
Fähigkeitspassung mit hoch ausgeprägten Anforderungen und Fähigkeiten vorhanden sein muss. So
berichten erfahrene Läufer mit einer ihren Fähigkeiten angepassten Anforderung häufiger den
Flow-Zustand. Ebenso zeigt der Expertise-Effekt von Rheinberg (2006), dass Flow eher bei
erfahreneren Sportlern und Experten auftritt, da diese keine Überlegungen zur Ausführung der
Bewegung benötigen, was Flow-Zustand leichter erreichen lässt.
Die Befundlage (Csikszentmihalyi & Le-Fevre, 1989; Csikszentmihalyi, 2000; Rheinberg et al.,
2007; Schallberger & Pfister, 2001) verweist außerdem darauf, dass Flow ebenso in der Arbeit hoch
ausgeprägt sein kann. Menschen investieren circa ein Drittel ihrer verfügbaren Zeit in Arbeit
(Csikszentmihalyi, 1997). Das Paradoxon der Arbeit (Csikszentmihalyi & Le-Fevre, 1989;
Schallberger & Pfister, 2001) besagt dazu, dass Personen in ihrem Job im Vergleich zur Freizeit
höhere Flow-Werte aufweisen. Im gleichen Zuge dessen geben sie an andere Tätigkeiten zu
bevorzugen. Aufgrund dieser Überlegungen wird in der hier vorliegenden Untersuchung ebenso der
Aspekt von Flow-Erleben in der Arbeit behandelt.
Mittlerweile ist eine multidimensionale Erhebung von Flow-Erleben über verschieden Skalen (Flow
Kurz Skala (FKS) von Rheinberg et al. (2003); Flow State Scale-2 und Flow Dispositional Scale-2
von Jackson (2009); The Flow Scales for Games von Killie (2006)) möglich. Allerdings wird bei
diesen Skalen ein wichtiger Aspekt vernachlässigt: die subjektive Wahrnehmung. Subjektive
Wahrnehmung, worunter ein positives Selbstkonzept fällt, sowie mentale Aspekte (beispielsweise
mentale Vorstellungstrainings) spielen eine bedeutende Rolle hinsichtlich des Flow-Erlebens
(Jackson, Kimiecik, Ford & Marsh, 1998; Nicholls & Polman, 2005; Stavrou & Jackson, 2007).
Meines Erachtens beeinflusst die Perzeption von sich selbst und der gegebenen Situation das
Auftreten und die Intensität des Flow-Erlebens eindeutig mit. Somit ist es wichtig, zusätzlich zur

7
objektiven Datenerhebung von Flow eine Erhebung der subjektiven Komponenten
miteinzubeziehen (subjektiv wahrgenommene Fähigkeiten, subjektiv wahrgenommenes Flow-
Erlebnis).
Wie schon erwähnt, stellt der Flow-Zustand als optimale Erfahrung einen der vielen Beweggründe
für sportliche Betätigung dar. Demnach besteht ein enger Zusammenhang zwischen Flow und
Motivation (Engeser & Rheinberg, 2008; Stoll & Lau, 2005; Watermann, 2005). Nach der
Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 2002) und dem darauf aufbauenden hierarchischen
Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation (HMIEM, Vallerand & Ratelle, 2002) wird
Motivation auf einem Kontinuum, welches von Amotivation (Ausbleiben von Motivation) über
extrinsische bis intrinsische Motivation reicht, dargestellt. Der Flow-Zustand wird hier am Ende des
Kontinuums bei selbstbestimmender extrinsischer und intrinsischer Motivation angeordnet.
Inwieweit Flow-Erleben, Capoeira und Sportmotivation zusammenhängen, stellt sich im Verlauf
der hier vorliegenden Studie heraus. Grundsätzlich wird von einem Flow-Erleben im Capoeira
ausgegangen, jedoch wird es wohl bei fortgeschrittenen Capoeira-Praktizierenden am stärksten
ausgeprägt sein, da diese schon über mehr Routine verfügen. Erwartet werden außerdem
Zusammenhänge zwischen Flow-Erleben und intrinsischer Motivation beziehungsweise den
selbstbestimmten Arten von Motivation. Dass subjektive Selbstwahrnehmung, welche mit einem
positiven Selbstkonzept verbunden ist, für Flow-Erleben einen entscheidenden Faktor spielt, soll in
der hier vorliegenden Studie ebenso dargelegt werden. Zusätzlich soll im Zuge dieser Studie das
hierarchische Modell intrinsischer und extrinsischer Motivation (HMIEM) von Vallerand & Ratelle
(2002), der Expertise Effekt von Rheinberg (2006), das Paradoxon der Arbeit (Csikszentmihalyi &
Le-Fevre, 1989), sowie eine Anforderungs-Fähigkeiten-Passung nach Csikszentmihalyis
Quadrantenmodell (2010) repliziert und bestätigt werden.
1. CAPOEIRA
Im folgenden Kapitel wird Capoeira - soweit es zum Verständnis für die empirische Untersuchung
notwendig ist - erklärt. Dazu gehört die Kultur und ihre Geschichte, wie Capoeira heute praktiziert
wird, Musik und die typische Roda, in der Capoeira praktiziert wird.
Capoeira, ein afrikanisch-brasilianischer Kampftanz, ist eine Mischung aus Kampfkunst,
Akrobatikelementen, tänzerischem Spiel und Musik. Es entwickelte sich aus der damaligen
Widerstandsbewegung gegen Unterdrückung und Rassismus der von Afrika nach Südamerika
verschifften Sklaven. Heute nimmt Improvisation (es gibt keine einstudierten Choreografien) und

8
List einen großen Stellenwert in Capoeira ein. Capoeira ist zwar ein Teil einer Kampfsportart,
jedoch geht es ­ vor allem in vielen Teilen Europas ­ mehr um ein harmonisches Spiel zwischen
zwei Capoeiristas als um das Ausschalten des Gegners oder den Wettkampf. Zusätzlich kann
Capoeira auch als Selbstverteidigungsstrategie verwendet werden (Capoeira, 2007; Downey, 2005;
Hegmanns, 1998).
Von den Auswirkungen der Capoeira her, macht es kräftiger, beweglicher, stärkt Reflexe und
verhilft dazu, sich körperlich wie auch geistig fit zu halten. Ebenso verbessern sich die
musikalischen Fähigkeiten eines Capoeiristas wie Gesang und Instrumentalität. ,,Es hilft bei der
Entwicklung des Selbst, beim Ausdruck seiner Individualität, und das alles im Rahmen einer
traditionellen Kampfkunst" (Almeida, 2007, S. 8). Capoeira gibt ein kulturelles und historisches
Erbe weiter und lässt Capoeiristas in traditionelle Rituale eintauchen (Almeida, 2007).
1.1.
Die Entwicklung und Geschichte von Capoeira
Wird über Capoeira gesprochen, werden Begriffe verwendet wie ,,Tanz", ,,Spiel", ,,Kampf",
,,Sport", ,,Kunst", und auch ,,Witz, List, Improvisation, Rhythmus, Poesie" (Downey, 2005;
Hegmanns, 1998). Capoeira wird nun nicht nur als Sport aufgefasst, sondern vielmehr ,,als eine
lebendige Lebensphilosophie, die sich in Rhythmus, Bewegung, Musik und Liedern manifestiert"
(Hegmanns, 1998, S. 11). Capoeira Nestor (2007) schreibt, dass Capoeira ein Mix aus
verschiedenen afrikanischen Tanz- und Kampfrichtungen ist, die in Brasilien stattgefunden haben.
Es gibt unterschiedliche Auffassungen von den Wurzeln Capoeiras. Die am weitesten verbreitete
versteht unter Capoeira eine Afro-brasilianische Kultur, stammend von den vor ca. 400 Jahren
versklavten Afrikanern, welche nach Brasilien und andere Teile Südamerikas verschifft wurden.
Capoeira wurde in geheimen Kreisen praktiziert um Widerstand gegen die Unterdrückung zu
leisten. Getarnt wurde es als religiöses Ritual, da die Grundherren an das ,,Bild tanzender und
singender Sklaven" (Hegmanns, 1998, S. 18) gewöhnt waren und die Ausübung der Rituale nicht
weiter beachteten. Kam jemand dem Kreis zu nahe, wurde der Kampf in ein harmloses Ritual
umgewandelt, um nicht den Eindruck eines Kampfes zu erwecken. So entwickelte sich Capoeira,
eine waffenlose Kampfkunst (Downey, 2005; Hegmanns, 1998).
Am 13. Mai 1888 wurde mit dem ,,Golden Law" die Sklaverei in Brasilien abgeschafft (Capoeira,
2007). 1972 wurde Capoeira als eine offizielle Sportart anerkannt und seit 1980 verbreitet sich
Capoeira von Bahia, Rio de Janeiro und Sao Paulo aus über ganz Brasilien und darauf über Europa.
Heute ist der Gedanke der Egalität und des gegenseitigen Respektes ein wesentlicher Bestandteil

9
der Capoeira. Somit gibt es keine ethnischen, sozialen und ökonomischen Grenzen und ist für
Männer, Frauen und Kinder gleichwertig zu praktizieren (Almeida, 2007).
1.2.
Die Roda
Das portugiesisch-brasilianische Wort für Kreis bedeutet ,,roda". Die Roda ist der Ort, an dem
Capoeira praktiziert wird. Sie besteht aus einer Bateria (Musik- und Taktweiser; bestehend aus
Berimbau, Trommeln, Tamburine, Klangstäbe etc.) und den übrigen Capoeiristas, die mit ihren
Gesängen und Klatschrhythmen zur Stimmung in der Roda beitragen (Almeida, 2007).
Die Dauer eines jeden Spiels in der Roda kann von 30 Sekunden bis zu mehreren Minuten variieren
mit einer Durchschnittsdauer von zwei Minuten (Lewis, 1992). Capoeira spielt man immer zu zweit
und eng zusammen, so dass die Bewegungen des einen Spielers den anderen immer zum
Ausweichen zwingen, was man als physischen Dialog sehen kann (Lewis, 1992). Ein flüssiges
Spiel zeigt sich vor allem ,,in der Kombination der Techniken, der Improvisation und dem
Vermögen des Spielenden, auf Bewegungen des Gegenübers spontan und angemessen zu
reagieren" (Hegmanns, 1998, S. 131).
Das Capoeira-Spiel ist also ein Frage und Antwort Dialog, eine Konversation, wobei die Frage
meist ein Tritt ist und die Antwort eine Ausweichbewegung oder ein erneuter Angriff sein kann.
Mit List und Geschick versucht man dem Gegner zu zeigen, dass man ihn erwischen könnte,
schlussendlich sollte man sich jedoch so weit unter Kontrolle haben, dass niemand verletzt wird
(Hegmanns, 1998). Es geht im Capoeira also nicht darum, jemanden mit einem harten Schlag
auszuschalten, sondern darum, sein Gegenüber mit schlauen Bewegungen, Täuschungen und
,,geschickten Manövern zu verwirren und so in die Defensive zu drängen" (Hegmanns, 1998, S.
90). Nichtsdestotrotz ist und bleibt Capoeira ein Teil eines Kampfsportes, wo es auch zu
Verletzungen kommen kann. Daher ist es von immenser Bedeutung, dass der Capoeirista in der
Roda ständig bei klarem Bewusstsein und völliger Kontrolle und Konzentration sein muss.
Ansonsten kann man sich in nur kurzen Augenblicken Verletzungen zufügen bzw. jemand anderes
aus Unvorsichtigkeit verletzen (Hegmanns, 1998).

10
Grafik 1: Beispiel einer Roda am Ende einer gemischten Kinder- und Erwachsenen-Trainingsstunde (Das
Bild wurde in der Akademia von Meia Lua Inteira, Recife, Brasilien aufgenommen).
Wie schon erwähnt ist die Roda nicht nur ein Ort zum Kämpfen. Es bietet vielmehr einen Ort, an
dem man Stärken und Schwächen, sein Ego, sein wahres Ich zeigt, wo es um Fairplay geht, wo man
neu erlernte Bewegungsabläufe oder Akrobatikelemente ausprobiert, wo Vater und Sohn behutsam
miteinander spielen können, wo zwei erfahrene Capoeiristas sich gegenseitig austricksen können
und wo man die Geschichte und ihren Bezug zur Gegenwart erleben kann. In der Roda zeigt man
sein Wesen. Es geht weniger um Körperkraft sondern mehr um Schläue, Timing und Wissen.
Jemand aus dem Gleichgewicht und so zu Fall zu bringen, erfordert oft nur zur richtigen Zeit eine
einfache Bewegung. Es heißt, die Erfahrung geht vor Beweglichkeit und Schnelligkeit (Almeida,
2007; Downey, 2005; Lewis, 1992).
2. DAS FLOW-ERLEBEN
Im Folgenden wird ein Überblick zu dem Konzept ,,Flow-Erleben" gegeben. Flow, ursprünglich
definiert von Csikszentmihalyi Mihaly (1997, 2000), ist die zentrale Quelle von Freude und Glück
und kann in vielen Aktivitäten erlebt werden. Dem Flow-Erleben kommt vor allem in der Sport-
und ABO- (Arbeit, Betrieb und Organisation) Psychologie (Schallberger & Pfister, 2001) immer
mehr an Interesse zu.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen an einem lauwarmen Sommermorgen am Treppelweg der Donau
laufen, alles rund herum liegt nur Ihnen zu Füßen. Sie fühlen sich Eins mit der Natur, mit Ihrem

11
Atem, mit ihren Schritten. Die Zeit vergeht wie ,,im Flug". Ihre Gedanken sind frei von
Alltagssorgen, alles ist fließend, harmonisch, kommt wie von selbst.
Das gerade beschriebene Erlebnis stellt eine typische Situation dar, wann ein Läufer Flow erleben
könnte. Die Mischung aus Natur, Sport und Harmonie macht es hier möglich, den Zustand des
Flows zu erfahren.
2.1.
Begriffsdefinition von Flow
Es stellt sich nun die Frage, warum Menschen Tätigkeiten ausführen ohne dafür Belohnung in Form
von Geld oder Ruhm zu erlangen. Beispielsweise Schachspieler, Bergsteiger, Tänzer, und viele
mehr, verbringen viele Stunden damit, ihrem ,,Hobby" nachzugehen. Dabei begeben sie sich oft in
Gefahr, nehmen Schwierigkeiten auf sich, fordern das Risiko heraus und stoßen an ihre
persönlichen Grenzen. Die Qualität ihrer Erfahrungen oder auch autotelischen Erfahrungen
(Csikszentmihalyi, 1997) sind der Grund dafür. ,,Autotelisch" leitet sich aus dem Griechischen ab:
autos= Selbst und tele= Ziel. Der Begriff bezeichnet eine Aktivität, die ohne Erwartung von
Vorteilen, sondern vielmehr aufgrund sich lohnender Erfahrung ausgeführt wird (Csikszentmihalyi,
2001). Eine autotelische Erfahrung erklärt Csikszentmihalyi (2001) wie folgt: ,,Aus Entfremdung
wird Engagement, Freude ersetzt Langeweile, Hilflosigkeit verwandelt sich in ein Gefühl von
Kontrolle, und die psychische Energie hilft dem Selbst, sich zu stärken, statt sich im Dienst äußerer
Ziele zu verlieren" (S.99). Er meint damit, dass sich unser Leben durch das Erlebnis von Flow
qualitativ verbessert und zu mehr Vergnügen führt. Csikszentmihalyi (1975, 1999) beschreibt Flow
als das völlige Aufgehen in einer glatt laufenden Tätigkeit, die man trotz hoher Beanspruchung gut
unter Kontrolle hat oder "the holistic sensation that people feel when they act with total
involvement" (Csikszentmihalyi, 2000, S. 36). Des Weiteren definiert Csikszentmihalyi und
Jackson (2000) das Flow-Erleben über neun Komponenten, welche im folgenden Kapitel erläutert
werden.
2.2.
Die 9 Flow Komponenten nach Csikszentmihalyi
Flow hat eine starke mentale Komponente und kann daher nur durch die Kontrolle der eigenen
Aufmerksamkeit erreicht werden. Csikszentmihalyi und Jackson (2000, S. 23-39) beschreiben dazu
neun Komponenten, welche diesen mentalen Aspekte am besten berücksichtigt:
· Herausforderung und Können
· Verschmelzung von Körper und Geist

12
· Klare Zielsetzung
· Eindeutiges Feedback
· Konzentration auf die bevorstehende Aufgabe
· Kontrolle
· Ablegen von Befangenheit
· Subjektive Wahrnehmung der Zeit
· Autotelisches Erlebnis
Diese neun Komponenten beschreiben den Zustand von Flow. Es ist nicht zwingend notwendig,
dass für ein Flow-Erlebnis alle neun Dimensionen erfüllt sind. Es geht vielmehr darum, dass jede
Person individuell unterschiedlich Flow erlebt und aufgrund der subjektiven Interpretation und
Wahrnehmung, der eine mehr und der andere weniger Komponenten für sein Flow-Erleben
miteinbezieht (Csikszentmihalyi und Jackson, 2000).
Passung zwischen Anforderung und Fähigkeit (AFP)
Die Ausgewogenheit zwischen den eigenen Fähigkeiten und der Herausforderung der Situation ist
eine der wichtigsten Komponenten für eine optimale Erfahrung. So muss die Herausforderung auf
das Können abgestimmt, wie auch umgekehrt, müssen die eigenen Fertigkeiten der
Herausforderung angepasst sein. Dabei bestimmt der Sportler für sich, wie er eine Herausforderung
wahrnimmt, was auch von den realen Anforderungen der Situation abweichen kann. Die subjektive
Interpretation der eigenen Fertigkeiten (wahrgenommene Fähigkeit) in Bezug auf die
wahrgenommenen Anforderungen ist entscheidet bei dieser AFP. Die Selbstwahrnehmung und -
interpretation der eigenen Leistung ist in diesem Fall bedeutender als die Fertigkeit selbst. So
definiert jeder Sportler mehr oder minder seine eigene Balance und kann seinen eigenen Beitrag
dazu leisten, ob er Flow erlebt oder nicht.
Autoren, wie Rheinberg (1996, 2006) sehen einen wesentlichen Unterschied zwischen den
Begriffen Anforderung (demand) und Herausforderung (challenge), denn Csikszentmihalyi hat
diese Begriffe synonym verwendet. Aus Gründen der Einfachheit und besseren Verständlichkeit
werden in der hier vorliegenden Arbeit die beiden Begriffe gleichbedeutend verwendet.
Verschmelzung von Körper und Geist (Action-Awareness-Merging)
Ist eine Person in eine Aktion völlig versunken, kann sie eins mit der Bewegung werden. Dieses
Verschmelzen ist ein Prozess, bei welchem man sich fortwährend an seiner Leistungsgrenze bewegt

13
und dabei das eigene Denken und die Handlung eins werden. Sportler im Flow beschreiben ihre
Aktionen als mühelos und auch körperlicher Überanstrengung wird nicht als solche vernommen, da
die eigenen Bewegungen als etwas Selbstverständliches wahrgenommen werden. Beschreibungen
wie ,,sich gewissermaßen ferngesteuert fühlen" oder ,,sich ganz auf die Instinkte zu verlassen" sind
Beispiele für das Verschmelzen von Denken und Tun im Flow-Zustand.
Klare Zielsetzung
Um in einen Flow-Zustand zu gelangen, müssen sich Sportler darüber bewusst sein, was sie mit
ihren Aktionen erreichen wollen. Kennt man seine definierten Ziele, kann man seine
Aufmerksamkeit alleinig auf das Ziel richten und dafür sorgen, Ablenkungen abzuschirmen. Es ist
hilfreich schon vor einem Ereignis zu wissen, was man zu tun hat; zum Einen einen Plan zu
erstellen, wie man sich verhalten wird und zum Anderen schon vorher zu wissen, dass man gute
Leistungen erbringen wird. Dies kann unmittelbar oder schon lange Zeit vor einem Wettkampf
bewusst gemacht werden.
Eindeutiges Feedback
Feedback bedeutet eine Rückmeldung über die eigene Leistung zu bekommen und ist nützlich, um
die eigene Leistung selbst beurteilen zu können. Dieses Wissen befähigt zu mehr Konzentration und
öffnet uns die Möglichkeit, Ziele weiter zu verfolgen. Feedback kommt ständig vor; zumeist von
der eigenen Wahrnehmung der Bewegungen und des Körpers, aber auch über Mitteilungen und
Kommentare von Trainer, Teamkollegen, Familie etc.
Konzentration auf die bevorstehende Aufgabe
Athleten im Flow-Zustand beschreiben, dass sie ihre Konzentration oft über lange Zeit aufrecht
erhalten können, dass sie hellwach sind, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen ihre
Aufmerksamkeit völlig fokussieren können. Für viele Sportarten ist dies enorm wichtig, denn ein
Konzentrationsverlust kann oft fatale Folgen haben, wie zum Beispiel bei Skirennen. Im Flow-
Zustand müssen sich die Gedanken im ,,Jetzt" befinden und die Person muss sich völlig auf die
Gegenwart einlassen. Es bleibt daher kein Platz für andere (störende) Gedanken. Darum berichten
manche Sportler, dass sie eins werden mit der Aktion und rund um sich nichts anderes wahrnehmen
bzw. sich durch nichts ablenken lassen.
Kontrolle
Das Gefühl von Kontrolle, oder auch verstanden als Selbstvertrauen und positives Denken, ist eine

14
weitere Komponente von Flow. Dieses Gefühl verhilft dazu, nicht in Versagensängsten zu
versinken, sondern jede Herausforderung als lösbar wahrzunehmen. Dabei geht es vielmehr um das
Wissen, sich durch richtige Anstrengung Kontrolle verschaffen zu können als darum, Kontrolle
tatsächlich zu besitzen. Aus der Überzeugung, etwas leisten zu können, entsteht ein Gefühl von
Selbstvertrauen und Gelassenheit. Dadurch stellen sich Sorgen, vor allem über Misserfolg, ein und
der Sportler kann Flow erreichen.
Ablegen von Befangenheit (Loss of Selfconsciousness)
Befinden sich Menschen im Flow, befreit dies von Selbstzweifel, Versagensängste und
Unsicherheit, denn die intensive Auseinandersetzung mit der Bewegung lässt keinen Platz für diese
negativen Faktoren. Flow verleiht viel mehr Gefühle von Stärke wie auch Sicherheit. Sicherheit
bedeutet in dem Sinn, stets zu wissen, wie man in bestimmten Situationen handeln muss. Darum ist
diese Dimension eng verknüpft mit der des Verschmelzen von Tun und Denken. Wenn kein Platz
frei ist für störende Gedanken, kann man sich nur der eigentlichen Aufgabe widmen.
Subjektive Wahrnehmung der Zeit
Der moderne Lebensstil hat die Zeit zu einem lebensnotwendigen Partner gemacht. Im Flow-
Zustand ist es jedoch möglich, die Zeit verändert wahrzunehmen und die Abhängigkeit von ihr zu
nehmen. So nehmen Befragte die Zeit während Flow-Erleben schneller wahr (,,Stunden vergehen
wie im Flug") oder sie berichten eine Verlangsamung der Zeit und Minuten vergehen wie Stunden.
Das Zustandekommen der subjektiven Wahrnehmung von Zeit scheint ein Nebenprodukt der
völligen Konzentration zu sein. Wenn man auf nur eine Sache fokussiert ist, wird der Zeit-Aspekt
nicht beachtet. Es kann aber auch passieren, dass durch die Konzentration auf ein Ereignis die
Dinge bewusster und die Zeit langsamer wahrgenommen werden. Doch nicht alle Sportler nehmen
die Zeit subjektiv verändert wahr. Anscheinend hängt dies von dem ab, wie wichtig Zeit als
Bestandteil des Sportes ist (siehe Stavrou & Jackson, 2007).
Autotelisches Erlebnis
Unter einem autotelischen Erlebnis, wie man ursprünglich Flow bezeichnen wollte, versteht man
das Ausführen von Tätigkeiten, ihrer selbst willen, weil sie befriedigend sind. Berichte, Sportlern zu
Folge, beinhalten, dass sie sich ,,high" gefühlt und etwas Großartiges verspürt haben; sie waren
zutiefst mit Freude erfüllt.
Diese letzte Dimension des Autotelischen Erlebnisses ist sozusagen das Endergebnis der zuvor
beschriebenen acht Dimensionen von Flow. ,,Flow gibt Sportlern so viel, dass sie, ihren Berichten

15
zufolge, noch lange danach ein Hochgefühl empfinden" (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000, S.38).
Solche Erlebnisse sind nicht nur unter Athleten anzutreffen, sondern für jeden erreichbar.
2.3.
Die Ursprünge der Flow-Forschung
Csikszentmihalyi Mihaly beschrieb 1975 das Flow-Erleben ausführlich und verfasste dazu das erste
Buch ,,Beyond Boredom and Anxiety" (Csikszentmihalyi, 2000). Er war jedoch nicht der erste, der
über dieses Konzept schrieb, denn schon Kurt Hahn verwendete 1908 ein Synonym ,,schöpferische
Leidenschaft" (Obländer, Bräuninger & Rutsch, 2009).
Das Interesse für die Untersuchungen an optimalen oder auch autotelischen (intrinsisch motivierten)
Erfahrungen - heute bekannt als der Flow Begriff - entstand vor allem aus der Erkenntnis, dass viele
Menschen Tätigkeiten nachgehen ohne externer Belohnung. Daraufhin befragten Csikszentmihalyi
und seine Studenten Personen, die sich in Tätigkeiten engagierten ohne dafür belohnt zu werden
und trotzdem Freude und Glück erlebten. Arbeiten von Csikszentmihalyis und anderen Autoren (im
folgenden erläutert) fanden schon Anwendung im Bereich der Erziehung, im Wirtschaftssektor, im
klinischen Bereich und in der Werbung (Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi, 1988).
Beispielsweise fand Mayers (1978 zitiert nach Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi, 1988) heraus,
dass Schüler, die mehr Freude im Unterricht erlebten, bessere Schulnoten aufwiesen. Umgekehrt
dazu hat Plihal (1982) gezeigt, dass sich die Freude, mit der ein Lehrer den Unterricht leitet, in der
vermehrten Aufmerksamkeit der Schüler widerspiegelt. Des Weiteren wurde das Flow-Erleben im
Management-Bereich eingesetzt, indem in Seminaren für Führungspersonen das Flow-Modell
eingebettet wurde (Bloch & Bruce, 1984). In der klinischen Psychologie repräsentiert Flow einen
Standard positiver psychischer Funktionen (Massimini, Csikszentmihalyi, & Carli, 1987). Darüber
hinaus wurden das Flow-Modell und die damit verbunden Erfahrungen in Anit-Drogen Kampagnen
eingesetzt (Csikszentmihalyi & Larson, 1987).
Wie der Begriff ,,Flow" zustande gekommen ist, stammt von den Teilnehmern aus
Csikszentmihalyis (1975) Interviews zu diesem Thema. Viele Interviewteilnehmer haben den
Begriff ,,Flow" benutzt, um ihren Zustand in Höchstform, gekoppelt mit fließenden Gedanken zur
Bewegung und dem Gefühl von Freude zu beschreiben.
Ähnlich wie Csikszentmihalyi beschäftigte sich auch Rheinberg (2006) mit der Frage, warum
manche Aktivitäten ohne entsprechende Belohnung ausgeführt werden. Rheinbergs Arbeiten
(Rheinberg, 1993; Rheinberg & Manig, 2003) gehen mehr davon aus, dass Flow-Erleben mit einer
,,spezifischen Anreizstruktur" vor allem dem Tätigkeitsanreiz gekoppelt ist. Bei Tätigkeitsanreizen

16
werden Tätigkeiten aufgrund dessen ausgeführt, da die Ausführung positiv ausgerichtet ist und
Spass und Freude bringt. Dafür bieten sich Aktivitäten an, bei denen die Zielerreichung nicht im
Vordergrund steht.
Das Flow-Erleben hat seit 1995 an außergewöhnlicher Beachtung gefunden, was aus Umfragen der
Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalysen (1995-2000) hervorgeht. Demnach geben nur 10%
der deutschen Bevölkerung an, Flow-Erleben nicht zu kennen und 64% erleben den Zustand
,,zumindest ab und zu (davon 24% häufig)" (siehe Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003, S. 4).
2.4.
Das Flow-Modell
Csikszentmihalyi (1975, 2000) hat zum Verständnis von Flow das Modell des Flow-Zustandes
entworfen. Er hat herausgefunden, dass sich alle Flow Aktivitäten bestimmte Charakteristika teilen:
Alle bieten die Möglichkeit, die Aktivität ohne Langeweile und Sorge auszuführen und somit Flow
erleben zu können.
Das Modell in Abbildung 5 zeigt, dass der Flow-Zustand eine Balance zwischen Anforderungen
und Fähigkeiten benötigt. Glaubt eine Person, dass die Anforderungen der Situation zu hoch und zu
herausfordernd für ihr Können sind, resultiert Angst. Werden die Anforderungen als etwas niedriger
wahrgenommen, aber immer noch zu hoch, kann sich Besorgnis einstellen. Genauso verhält sich
dies in umgekehrter Weise: d.h. würde ein Sportler hohe Fertigkeiten auf dem Gebiet aufweisen, die
Anforderung sind jedoch zu niedrig, führt dies zu Langeweile. Dies bedeutet, dass Flow-Aktivitäten
optimale Anforderungen bieten, welche passend zu den Fertigkeiten der Person sind.
Abbildung 1: Diagonalen Modell zum Flow-Erleben (Bildquelle: aus Engeser & Rheinberg, 2008).
Im Anschluss an dieses Modell nehmen Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi (1988) eine

17
Änderung des Modells vor: das Quadrantenmodell (orthogonales Modell). Dieses revidierte Modell
geht davon aus, dass beide Faktoren ­ Herausforderung und Fertigkeiten ­ überdurchschnittlich
hoch ausgeprägt sein müssen, um Flow erleben zu können. Zu hohe Anforderungen führen zu
Angst, zu hohe Fähigkeiten hingegen zu Langeweile oder Entspannung. Sind Anforderungen und
Fähigkeiten zu niedrig, so entsteht kein Flow. Csikszentmihalyi nennt diesen Zustand ,,Apathie".
Abbildung 2: Quadranten Modell nach Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi (1988) (Bildquelle: aus
Engeser & Rheinberg, 2008).
Angelehnt an das Quadrantenmodell beschreibt Rheinberg (2006) den Expertise-Effekt beim Flow-
Erleben. Dieser besagt ebenso, dass Flow eher unwahrscheinlich erlebt wird, wenn zwar eine
Balance zwischen Können und Anforderungen gegeben ist, aber beide Komponenten niedrig
gehalten sind. Anders ist dies, wenn Fähigkeiten und Anforderungen hoch sind, wie bei Experten,
bei denen die notwendigen Basisoperationen schon automatisiert sind und einem glatten
Handlungsablauf nichts mehr im Wege steht. Daher ist anzunehmen, dass Flow-Zustände eher bei
Experten als bei Novizen auftreten (z.B. Rheinberg & Manig, 2003).
Wissenschaftlich gesehen, gibt es aber Begrenzungen. In der Tat hängt es nicht alleinig von der
objektiven Sicht der Herausforderungen ab, ob jemand Flow erlebt oder nicht. Es kommt vielmehr
auf die subjektiv wahrgenommene Situationsherausforderung an, d.h. wie die Person ihre Fertigkeit
und die Herausforderungen wahrnimmt, spielt eine wichtige Rolle im Flow-Erleben
(Csikszentmihalyi, 2000).

18
2.5.
Auftreten von Flow
Csikszentmihalyi (2001) hat in seinen Studien über Flow in den letzten Jahren herausgefunden, dass
alle Flow-Aktivitäten (Sport, Musizieren, Spiele, Rituale) zu einem kreativen Gefühl führen und die
Person in eine andere Realität versetzen können. Es kann zu höheren Leistungen und zu einem
vorher noch unbekannten Bewusstseinszustand kommen.
So kann es sein, dass Flow aus unterschiedlichen Gründen entsteht: entweder zufällig ­ aus einer
strukturierten Tätigkeit, aus der Fähigkeit des Einzelnen oder aber auch aus beiden letzteren.
Warum die einen leichter und die anderen schwieriger Flow erleben, liegt in der Verbesserung der
Lebensqualität durch die Umgestaltung von Erfahrung. Erfahrungen können subjektiv interpretiert
werden (subjektiv wahrgenommene Situationsherausforderung), wobei die Auswirkungen des
Erlebnisses einen Einfluss darauf haben, wie Erfahrungen umgestaltet werden um Freude erleben zu
können (Csikszentmihalyi, 2000). Diese Erkenntnis führt wieder darauf zurück, dass wir optimale
Erfahrungen benötigen um den Zustand von Flow erreichen zu können (Csikszentmihalyi, 2001).
2.6.
Psychophysiologie von Flow
Für ein umfassenderes Verständnis des Flow-Zustandes wird im Folgenden die Psychophysiologie
von Flow erklärt. Da das Flow-Konzept Komponenten der Freude, Aufmerksamkeit sowie
Konzentration beinhaltet, werden in Studien zur Psychophysiologie und Neurobiologie von Flow
(Kivinkangas, 2006; Manzano, 2010; Marr, 2001; Nacke & Lindley, 2008) Theorien zu Emotionen
und Aufmerksamkeit herangezogen.
Kivikangas (2006) war einer der ersten Autoren, der Zusammenhänge zwischen Flow-Erleben und
psychophysiologischen Messungen (Elektromyographie - EMG, Elektroenzephalographie - EEG,
Elektrokardiographie ­ ECG, Galvanischer Hautleitwiderstand - GSR) untersuchte. In der Studie
ging es grundsätzlich darum, Flow-Erleben (während dem Computerspielen) mit Gesichts-EMG
und Hautleitfähigkeit in Beziehung zu bringen. Demnach wurde das Gesichts-EMG als Index für
Valenz sowie die Messung der Hautleitfähigkeit als Index für Erregung eingesetzt. Diese beiden
Parameter stellen Basisdimensionen von Emotionen dar und werden in der Studie von Kivikangas
zur Untersuchung von Freude herangezogen, welche als eine Komponente von Flow aufgefasst
wird. Es wurden negative Zusammenhänge zwischen negativer Valenz (Aktivität des Musculus
corrugator supercilii1) und Flow gefunden. Zwischen der Hautleitfähigkeit und Flow-Erleben
1
Der Muskel corrugator supercilii ist ein schmaler Muskel, welcher am inneren Endpunkt der Augenbraue
(Supercilium) platziert ist (,,Stirnrunzler") (Gray & Carter, 1858).

19
zeigten sich keine Zusammenhänge. Die Beziehungen zwischen Flow-Erleben und positiver Valenz
(Aktivität der beiden Muskel Musculus zygomaticus major2 und orbicularis oculi3) waren nicht
schlüssig.
Im Gegensatz dazu konnten Nacke & Lindley (2008) in einer Studie zu physiologischen Reaktionen
im Computerspiel hohe Zusammenhänge der Flow-Werte mit positiver Valenz sowie hoher
Erregung aufzeigen (,,high-arousal positive emotions"). Die Autoren unterstreichen dieses Ergebnis,
da es sukzessive Herausforderungen in einer kompetitiven Umwelt mit positiven Emotionen
verbindet. Das heißt, dass herausfordernde Aufgaben im Vergleich zu Langeweile mit höherer
Erregung einhergehen und zu positiven Emotionen führen.
Ebenso untersuchten Manzano & Theorell (2010) die Psychophysiologie von Flow. Es zeigt sich
ein Zusammenhang zwischen Flow-Werten und der Herzrate, Blutdruck, Herzratenvariabilität,
Aktivität des Muskels zygomaticus major (ZM) und Atemtiefe, wobei höhere Flow-Werte unter
anderem mit einer Abnahme der Herzrate sowie einer Zunahme der Atemtiefe und der Aktivität des
ZM einher gingen.
Daraus folgend wird Flow als ein Zustand müheloser Aufmerksamkeit (effortless attention)
aufgefasst, welche durch die Interaktion zwischen positivem Affekt und hoher Aufmerksamkeit
entsteht.
Eine weitere Studie zum Flow-Erleben bei computerbasierten Aufgaben kommt von Keller, Bless,
Blomann & Kleinböhl (2011), welche zum Einen eine Anforderungs-Fähigkeits-Passung unterstützt
und zum Anderen physiologische Aspekte behandelt. Mit dem Flow-Zustand geht vor allem eine
Verringerung der Herzratenvariabilität sowie höheres Cortisol in der Speicheldrüse einher.
Dietrich (2004) behandelte die zugrundliegenden neurokognitiven Aspekte von Flow-Erleben. Es
wird vor allem auf einen Zustand transienter Hypofrontalität verwiesen. Dietrich (2003) postulierte
die Hypothese der funktionellen Hypofrontalität bei veränderten Bewusstseinszuständen und nimmt
so Bezug zum Flow-Erleben. Diese Theorie geht davon aus, dass es während veränderter
Bewusstseinszustände zu einer Deregulierung der frontalen Bereiche vor allem der präfrontalen
Funktionen kommt während der Gesamtregulierung von bewusst wahrgenommener Information.
2
Der Muskel zygomaticus major hebt die oberen Mundwinkel beim Lachen. Er entspringt am Jochbogen und strahlt in
den Mundwinkel ein (,,großer Jochbeinmuskel" oder ,,Lachmuskel") (Okabayashi, 2011).
3
Der Muskel orbicularis oculi kontrolliert das Augenzwinkern und umgreift das Auge ringförmig (Schließmuskel der
Augenlieder) (Okabayashi, 2011).

20
Die zentrale Annahme in der Studie von Dietrich (2004) ist, dass um Flow erleben zu können, diese
transiente Hypofrontalität gegeben sein muss. Beim Flow-Erleben wird dann eine ausgeführte
Aktivität durch das implizite
4
System repräsentiert und durch das explizite
5
System nicht
beeinträchtigt. Wichtig dabei ist die Fähigkeit sensorische und motorische Information zu
integrieren um ein maximalen Ausmaß an impliziten Vorgängen garantieren zu können.
Das heißt, Kivikangas (2006) konnte ­ mit Ausnahme zur negativen Valenz ­ keine eindeutige
Beziehung zwischen Flow-Erleben und psychophysiologischen Messungen finden. Nacke &
Lindley (2008) hingegen, finden hier Zusammenhänge und zeigen, dass eine angemessene
Herausforderung zu Erregung und positiven Emotionen führen. Zusätzlich weisen Manzano &
Theorell (2010) auf, dass Flow von einem Zustand müheloser Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist
und Keller et al. (2010) meint, dass mit Flow-Zuständen die Stresstoleranz steigt. Somit kann
zusammengefasst werden, dass das Flow-Erleben mit (psychophysiologisch erfassten) Aspekten der
Erregung, positiver Emotion, müheloser Aufmerksamkeit, erhöhter Stresstoleranz und impliziter
Gedächtnisvorgänge positiv in Verbindung steht.
2.7.
Erhebung von Flow
Zur Erfassung des Flow-Erlebens verwendete Csikszentmihaly ursprünglich Interviews. Die
Teilnehmer wurden im Anschluss an eine Aktivität gefragt, wie sie sich dabei gefühlt haben.
Danach wurden die Antworten kodiert und inhaltlich analysiert.
Daraus entstand die Experience Sampling Mehode (ESM), entwickelt von Csikszentmihalyi
(1977) mit dem Hauptziel, subjektive Erfahrungen zu erfassen. Die Idee für diesen Zugang
resultiert daraus, dass Menschen nicht fähig sind, retrospektive Informationen über ihr tägliches
Leben und ihre emotionalen Erfahrungen genau und adäquat wiederzugeben. Somit wird versucht
mittels dieser Methode subjektive Erfahrungen systematisch und so ,,objektiv" wie möglich zu
sammeln. Dafür werden den Personen elektronische Instrumente, zumeist Pager, gegeben, die sie in
zufälligen Zeitintervallen zum Beispiel durch ein Piepsen auffordern, einen Fragebogen,
beispielsweise den ESF (Experience Sampling Form) oder auch die Flow Kurz Skala (FKS)
auszufüllen (Csikszentmihalyi & Larson, 1987).
Mehr Strukturierung bekamen die Untersuchungen von Flow durch Fragebögen. Dabei wurden die
Items aus den Flow Modellen abgeleitet, welche dann auf einer Likert Skala beantwortet werden
4
unbewusst, automatisch
5
seriell, bewusstes Nachdenken

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783842839342
DOI
10.3239/9783842839342
Dateigröße
2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Salzburg – Psychologie
Erscheinungsdatum
2012 (September)
Note
2
Schlagworte
flow capoeira hierarchisches modell motivation anforderungs-fähigkeits-passung expertise-effekt
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