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Zur Bedeutung des Risikomanagements im Mittelstand

Eine Untersuchung des Verbreitungsgrades und der verwendeten Instrumente

©2010 Diplomarbeit 158 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Hintergrund und Problemstellung:
Die Verflechtung internationaler Kapitalmärkte und die daraus weit reichenden Folgen, wie die der aktuellen Wirtschaftskrise, stellen hohe Anforderungen an die Positionierung der Unternehmen – insbesondere in finanzwirtschaftlicher Hinsicht. Komplexer werdende Unternehmensstrukturen und Fertigungsprozesse prägen das weltwirtschaftliche Umfeld. Der Wettbewerbsdruck nimmt zu. Nicht nur der schnelle Wandel im technologischen Bereich, sondern auch die Globalisierung im 21. Jahrhundert stellen große ebenso wie mittlere Unternehmen vor immer neue komplexe Fragen. Die daraus folgenden Entscheidungen, welche in kürzester Zeit zu treffen sind, ergeben eine Vielzahl an Chancen und Risiken.
Je nach Art und Gewicht des Risikos kann die Existenz des Unternehmens bedroht werden. Treten mehrere vermeintlich kleine Risiken, für die keine Absicherung besteht, kumuliert auf, können daraus Zahlungsschwierigkeiten gar Insolvenzgründe wie Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung eintreten.
Verdeutlicht wird diese Entwicklung durch die jüngst gestiegenen Insolvenzzahlen in Deutschland. In 2009 wurden insgesamt 32.687 Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Mit einem Anstieg von 11,6% im Vorjahresvergleich zeigt sich das Ausmaß der Wirtschaftskrise. Nach aktuellen Einschätzungen wird mit steigender Zahl an Unternehmenszusammenbrüche 2010 insbesondere im Mittelstand gerechnet.
Ein ähnliches Bild zeigte sich in den 90er Jahren (Metallgesellschaft, Barings & Co.). Der Gesetzgeber reagierte darauf 1998 mit der Einführung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Dieses verpflichtet den Vorstand einer Aktiengesellschaft (AG) durch §91 Abs. 2 Aktiengesetz (AktG), geeignete Maßnahmen und Überwachungssysteme zu treffen, die den Unternehmensfortbestand sichern. Insbesondere Entwicklungen, welche eine Gefährdung des Unternehmens nach sich ziehen können, sollen dadurch frühzeitig erkannt werden. Wird diese Sorgfaltspflicht durch den Vorstand verletzt, besteht ein persönliches Haftungsrisiko.
Allein das Wissen um die Risiken reicht nicht aus, den Unternehmensfortbestand zu sichern. Vielmehr muss sich das Unternehmen konsequent mit Risiken befassen, diese messen und steuern. In der Konklusion ist die Forderung nach geeigneten Maßnahmen des Gesetzgebers nicht rein als Früherkennungssystem sondern umfassend als Risikomanagementsystem auszulegen.
Direkt angesprochen sind durch das KonTraG […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Petra Lehmeyer
Zur Bedeutung des Risikomanagements im Mittelstand
Eine Untersuchung des Verbreitungsgrades und der verwendeten Instrumente
ISBN: 978-3-8428-3933-5
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. FOM - Fachhochschule für Oekonomie und Management Essen, Essen,
Deutschland, Diplomarbeit, 2010
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... IV
Tabellenverzeichnis ...VII
1 Einleitung... 1
1.1
Hintergrund und Problemstellung ... 1
1.2 Zielsetzung ... 3
1.3
Aufbau der Arbeit... 3
2 Theoretische Grundlagen... 5
2.1
Grundlagen des Mittelstandes ... 5
2.1.1
Definitionsansätze zur Begrifflichkeit Mittelstand ... 5
2.1.1.1 Quantitative
Definitionsansätze... 6
2.1.1.2 Qualitative
Definitionsansätze... 8
2.1.1.3
Definitionsansatz für diese Arbeit ... 11
2.1.2
Wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes in Deutschland... 11
2.2
Grundlagen des Risikomanagements ... 14
2.2.1
Definition des Begriffes Risiko... 14
2.2.2
Definition und Bedeutung der Risikostrategie ... 17
2.2.3
Definition und Aufgaben des Risikomanagements ... 18
2.2.4
Rechtlicher Rahmen des Risikomanagements ... 19
2.2.5
Risikomanagementprozess und dessen Kernaufgaben ... 22
2.2.5.1 Risikoidentifikation... 24
2.2.5.2 Risikobewertung ... 34
2.2.5.3 Risikosteuerung ... 45
2.2.5.4
Risikokontrolle und Risikoprozessüberwachung ... 49
2.2.5.5
Dokumentation und Berichtssystem ... 51
2.2.6 Ansiedlung
im
Unternehmen ... 53
3 Risikomanagement im Mittelstand... 56
3.1
Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte ... 56
3.2
Spezifische Herausforderungen des Mittelstandes... 58
3.3
Stand der empirischen Forschung ... 59

III
3.4
Bewertung des Risikomanagements durch den Mittelstand ... 61
3.5
Umsetzung des Risikomanagementprozesses u. Bewertung der Instrumente ... 63
4 Umfrage zum Implementierungsstand und zu den Instrumenten ... 69
4.1 Aufbau ... 70
4.2 Methodenwahl... 71
4.3 Umfrageergebnisse
und
Auswertungen... 73
4.3.1
Allgemeine Fragen zum Unternehmen... 73
4.3.2
Fragen zum Umgang mit Risiken... 74
4.3.3
Allgemeine Fragen zum Risikomanagement ... 76
4.3.4
Spezifische Fragen zum Risikomanagement und dessen Instrumente ... 79
4.4
Zusammenfassung der Umfrage... 82
5 Fazit und Ausblick ... 85
Anhang ... 90
Anhang 1: Zeitlicher Verlauf des Rücklaufs... 90
Anhang 2: Ausgewählte Studien 2000-2010... 90
Anhang 3: Gesetzestexte ... 92
Anhang 4: Onlinefragebogen Fragen... 94
Anhang 5: Onlinefragebogen Antworten Datenbasis ohne Arbeitsselektion... 103
Anhang 6: Umfrageergebnisse Datenbasis mit Arbeitsselektion ... 117
Anhang 7: Beispiel Value at Risk... 132
Literaturverzeichnis ... 135

IV
Abkürzungsverzeichnis
AktG (1)
Aktiengesetz
Basel II (4)
Zweiter Baseler Akkord
BilReG (19)
Bilanzrechtsreformgesetz
BMWI (146)
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
DCGK (20)
Deutscher Corporate Governance Kodex
DRS (20)
Deutscher Rechnungslegungsstandard
EU (6)
Europäische Union
E(X) (38)
Erwartungswert
F&E (12)
Forschung & Entwicklung
FMEA (31)
Ausfalleffektanalyse, Failure Mode and Effects Analysis
FTA (32)
Fehlerbaumanalyse, Fault Tree Analysis
HGB (6)
Handelsgesetzbuch
H/G/K (63)
Studie von Hölscher/ Giebel/ Karrenbauer
IAS (20)
International Accounting Standards
IDW (22)
Institut der Wirtschaftsprüfer
IFM (6)
Institut für Mittelstandsforschung
IFRS (20)
Financial Reporting Standards
KapCoRiLiG (56) Kapitalgesellschaften- und Co- Richtlinien- Gesetz
KMU (5)
kleine und mittlere Unternehmen
KonTraG (1)
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
MaRisk (70)
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
P (37)
Wahrscheinlichkeit des Risikoeintritts
PublG (57)
Gesetz über die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und
Konzernen, Publizitätsgesetz
RB (34)
Risikobewertung
RI (24)
Risikoidentifikation
RK (49)
Risikokontrolle
RM (3)
Risikomanagement
RMP (3)
Risikomanagementprozess
RMS (4)
Risikomanagementsystem
RPÜ (24)
Risikomanagementprozessüberwachung

V
RS (45)
Risikosteuerung
SH (38)
Schadensausmaß
TransPuG (20) Transparenz- und Publizitätsgesetz
VaR (40)
Value at Risk

VI
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Eigenständige Unternehmen ... 7
Abbildung 2: Begrifflichkeiten Risiko und Chance ... 15
Abbildung 3: Risikobegriff (reines und spekulatives Risiko)... 16
Abbildung 4: Risikomanagementprozess... 23
Abbildung 5: Entwicklung der Frühwarnsysteme ... 29
Abbildung 6: Methoden der Risikoidentifikation... 30
Abbildung 7: Trichter zur Szenariobildung ... 34
Abbildung 8: Relevanzskala des Risikos ... 37
Abbildung 9: Risk-Map ... 39
Abbildung 10: Value at Risk ... 41
Abbildung 11: Risikosteuerungsmaßnahmen... 48
Abbildung 12: Einsatz der Risikoidentifikationsinstrumente ... 65
Abbildung 13: Einsatz der Risikobewertungsinstrumente... 66
Abbildung 14: Einsatz der Risikosteuerungsinstrumente ... 67
Abbildung 15: Aufbau der Umfrage ... 71
Abbildung 16: Anteil an Risikomanagementsystemen in allen befragten Unternehmen75
Abbildung 17: Allgemeine Aussagen zum Risikomanagement... 77
Abbildung 18: Durchführung der RM-Prozessschritte ... 79
Abbildung 19: Verwendete Instrumente der Risikoidentifikation ... 80
Abbildung 20: Verwendete Instrumente der Risikobewertung ... 80
Abbildung 21: Verwendete Instrumente der Risikosteuerung ... 81
Abbildung 22: Verwendete Instrumente der Risikokontrolle u. -prozessüberwachung . 81
Abbildung 23: Zeitlicher Verlauf des Rücklaufs... 90
Abbildung 24: Erster Kernbereich Fragen 1-4 ... 117
Abbildung 25: Zweiter Kernbereich Fragen 6-9 ... 118
Abbildung 26: Zweiter Kernbereich Nr. 1 zu Frage 10 ... 121
Abbildung 27: Zweiter Kernbereich Nr. 2 zu Frage 10 ... 121
Abbildung 28: Zweiter Kernbereich Nr. 3 zu Frage 10 ... 122
Abbildung 29: Zweiter Kernbereich Frage 11 ... 123
Abbildung 30: Zweiter Kernbereich Frage 12 ... 123
Abbildung 31: Zweiter Kernbereich Frage 13 ... 123
Abbildung 32: Zweiter Kernbereich Fragen 14-16 ... 124
Abbildung 33: Dritter Kernbereich Frage 35. 12 ... 124
Abbildung 34: Dritter Kernbereich Frage 36. 13 ... 125
Abbildung 35: Verknüpfung Analyse ­ RM-Definition ... 125
Abbildung 36: Dritter Kernbereich Fragen 37. 13- 38. 14... 125
Abbildung 37: Dritter Kernbereich Frage 17 ... 126
Abbildung 38: Dritter Kernbereich Frage 18 ... 127
Abbildung 39: Dritter Kernbereich Frage 19 ... 129
Abbildung 40: Dritter Kernbereich Frage 20 ... 130
Abbildung 41: Dritter Kernbereich Frage 21 ... 130
Abbildung 42: Dritter Kernbereich Frage 22 ... 131
Abbildung 43: Dritter Kernbereich Frage 23 ... 131

VII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Quantitativer Definitionsansatz IfM Bonn ... 6
Tabelle 2: Quantitativer Definitionsansatz EU... 7
Tabelle 3: Quantitativer Definitionsansatz Deloitte ... 8
Tabelle 4: Quantitativer Definitionsansatz der Arbeit nach Deloitte ... 69
Tabelle 5: Übersicht ausgewählter Studien... 91
Tabelle 6: Symbolübersicht der VaR-Berechnung ... 132
Tabelle 7: Kurse Schweizer Franken ... 133
Tabelle 8: Zusammenfassung zur VaR-Berechnung ... 134
Tabelle 9: Konfidenzniveau, - Quantil, VaR... 134

1
1
Einleitung
1.1
Hintergrund und Problemstellung
Die Verflechtung internationaler Kapitalmärkte und die daraus weit reichenden Folgen,
wie die der aktuellen Wirtschaftskrise, stellen hohe Anforderungen an die Positionie-
rung der Unternehmen ­ insbesondere in finanzwirtschaftlicher Hinsicht. Komplexer
werdende Unternehmensstrukturen und Fertigungsprozesse prägen das weltwirtschaftli-
che Umfeld
1
. Der Wettbewerbsdruck nimmt zu. Nicht nur der schnelle Wandel im tech-
nologischen Bereich, sondern auch die Globalisierung im 21. Jahrhundert stellen große
ebenso wie mittlere Unternehmen vor immer neue komplexe Fragen. Die daraus folgen-
den Entscheidungen, welche in kürzester Zeit zu treffen sind, ergeben eine Vielzahl an
Chancen und Risiken.
2
Je nach Art und Gewicht des Risikos kann die Existenz des Unternehmens bedroht wer-
den. Treten mehrere vermeintlich kleine Risiken, für die keine Absicherung besteht,
kumuliert auf, können daraus Zahlungsschwierigkeiten gar Insolvenzgründe wie Zah-
lungsunfähigkeit oder Überschuldung eintreten.
3
Verdeutlicht wird diese Entwicklung durch die jüngst gestiegenen Insolvenzzahlen in
Deutschland. In 2009 wurden insgesamt 32.687 Unternehmensinsolvenzen gemeldet.
Mit einem Anstieg von 11,6% im Vorjahresvergleich zeigt sich das Ausmaß der Wirt-
schaftskrise.
4
Nach aktuellen Einschätzungen wird mit steigender Zahl an Unterneh-
menszusammenbrüche 2010 insbesondere im Mittelstand gerechnet
5
.
6
Ein ähnliches Bild zeigte sich in den 90er Jahren
7
(Metallgesellschaft, Barings & Co.
8
).
Der Gesetzgeber reagierte darauf 1998 mit der Einführung des Gesetzes zur Kontrolle
und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Dieses verpflichtet den Vorstand
einer Aktiengesellschaft (AG) durch §91 Abs. 2 Aktiengesetz (AktG), geeignete Maß-
nahmen und Überwachungssysteme zu treffen, die den Unternehmensfortbestand si-
1
Vgl. Zech, J. (2002), S. 34.
2
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 1, Klatt, M., Kortegast, S., Schubert, M. (2005), S. 68; Romeike, F., Hager,
P. (2009), S. 83f.
3
Vgl. Ibers, T., Hey A. (2005), S. 1.
4
Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland , (o. J. a), o. S. , Zugriff am 16.04.2010.
5
Vgl. Terpitz, K. (2010), S. 30.
6
Im März 2010 liegen die Unternehmensinsolvenzen um 8,7% höher als im Vorjahresmonat; vgl. Statis-
tisches Bundesamt Deutschland, (o. J. b), o. S., Zugriff am 09.06.2010.
7
Vgl. Bitz, H. (2000b), S. V.
8
Vgl. Erben, R. (2007), S. 51-58.

2
chern. Insbesondere Entwicklungen, welche eine Gefährdung des Unternehmens nach
sich ziehen können, sollen dadurch frühzeitig erkannt werden. Wird diese Sorgfalts-
pflicht durch den Vorstand verletzt, besteht ein persönliches Haftungsrisiko.
9
Allein das Wissen um die Risiken reicht nicht aus, den Unternehmensfortbestand zu
sichern. Vielmehr muss sich das Unternehmen konsequent mit Risiken befassen, diese
messen und steuern. In der Konklusion ist die Forderung nach geeigneten Maßnahmen
des Gesetzgebers nicht rein als Früherkennungssystem sondern umfassend als Risiko-
managementsystem auszulegen.
10
Direkt angesprochen sind durch das KonTraG Aktiengesellschaften. Nach herrschender
Meinung besteht eine ausstrahlende Wirkung der genannten Norm auch auf andere Ge-
sellschaftsformen.
11
Somit sind große wie mittlere Unternehmen betroffen.
12
Neben dem Gesetzgeber stellen auch Banken Anforderungen an das Vorhandensein
eines Risikomanagementsystems. Aus dem zweiten Baseler Akkord (Basel II) resultiert
eine veränderte Kreditvergabepraxis. Deren Grundlage besteht in der risikobewussten
Bepreisung von Krediten.
13
Unternehmen, die strukturiert ihre Risiken handhaben,
verbessern ihre Unternehmensbewertung ­ das sog. Rating. Die Kreditkosten können
somit aktiv beeinflusst werden. Nachdem der Mittelstand traditionell über die Hausbank
Fremdkapital beschafft,
14
ist der Mehrwert, systematisch mit Risiken umzugehen, be-
zeichnend.
15
Trotz der genannten wirtschaftlichen wie rechtlichen Aspekte und der sich zwischen-
zeitlich häufiger als früher in Richtung Insolvenz drehenden Spirale
16
beschäftigt sich
der Mittelstand noch wenig oder rudimentär mit dem systematischen Umgang mit Risi-
ken.
17
9
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 25; Henselmann, K. (2001), S. 33. Tiefergehende Ausführungen enthält
Romeike, F. (2008) dort insbesondere Münzenberg, T. (2008), S. 101-132.
10
Vgl. Gleißner, W., Lienhard, H., Stroeder, D., (2004), S. 9.
11
Vgl. Henschel, T. (2008b), S. 4.
12
Vgl. Gleißner, W., Lienhard, H., Stroeder, D., (2004), S. 11.
13
Vgl. Georgi, A. (2007), S. 13 und dort angegebene Literatur.
14
Vgl. IfM Bonn (2007), S. 40, Zugriff am 16.04.2010.
15
Vgl. Gleißner, W., Lienhard, H., Stroeder, D., (2004), S. 11.
16
Vgl. Bittner-Posavec, S. (2010), S. 47.
17
Vgl. BDU (2007), o. S., Zugriff am 03.04.2010; Henschel, T. (2008a), S. 92; Jonen, A., Simgen-Weber,
B. (2008), S. 110.

3
1.2
Zielsetzung
An diesem Punkt soll die vorliegende Arbeit ansetzen. Sie skizziert diese Problematik
für den Mittelstand und setzt sich als Ziel, den aktuellen Stand des Risikomanagements
im Mittelstand aufzuzeigen.
Dazu beantwortet sie die folgenden Forschungsfragen:
· Wie ist der Verbreitungsgrad des Risikomanagements im Mittelstand anzuse-
hen?
· Wie ist das Risikomanagement hinsichtlich der organisatorischen Anbindung
sowie der einzelnen Prozessschritte ausgestaltet?
· Welche der ausgewählten Instrumente werden vom Mittelstand innerhalb der
Kernprozesse verwendet?
Durch eine Onlineumfrage wird die Wahrnehmung der Befragten zum Risikomanage-
ment (RM) sowie die Ausgestaltung des RMs ermittelt. Die aus den Auswertungen ge-
wonnen Ergebnisse sollen einen Rückschluss auf den Verbreitungsgrad des RMs im
Mittelstand sowie der verwendeten Instrumente in den Kernschritten des Risikomana-
gementprozesses (RMP) ermöglichen.
Um diese Forschungsfragen beantworten zu können, werden theoretische Grundlagen
zum Mittelstand und RM gelegt und diese Themengebiete verknüpft. Bevor die Umfra-
ge ausgewertet und vorgestellt wird, werden bisherige Studienergebnisse zur Verknüp-
fung kurz beschrieben, um einen Vergleich in einzelnen Aspekten zu ermöglichen.
Schließlich wird ein Fazit gezogen und Ausblick zum Thema gegeben.
1.3
Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Das einführende Kapitel legt die Problematik
der aktuellen Situation offen, zeigt die Motivation für die Arbeit sowie deren Zielset-
zung.
Basierend auf der Zielsetzung ist es erforderlich, die theoretischen Grundlagen zu erläu-
tern. Diese Aufgabe übernimmt das zweite Kapitel. Dabei bilden die unterschiedlichen
Definitionsansätze für die Begrifflichkeit Mittelstand den ersten Teilabschnitt. In die-
sem Rahmen werden die quantitativen und qualitativen Abgrenzungsmerkmale vorge-

4
stellt sowie die Mittelstandsdefinition für die vorliegende Arbeit formuliert. Weiter wird
die wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands in Deutschland verdeutlicht.
Bevor näher auf die Grundlagen des RMs eingegangen werden kann, ist zunächst zu
klären, was unter dem Begriff Risiko und Risikostrategie zu verstehen ist. Dies erfolgt
im zweiten Teilabschnitt. Neben den Aufgaben, die das RM zu erfüllen hat, wird außer-
dem ein Überblick über die gesetzlichen Grundlagen gegeben. Um den Aufgaben des
RMs gerecht zu werden, kann der RMP als Regelkreis dargestellt werden. Daher wer-
den dessen Bestandteile, die Risikoidentifikation, -bewertung, -steuerung, und -
kontrolle, sowie eine Auswahl an Instrumenten erläutert. Mit der Beschreibung der Pro-
zessüberwachung, der Dokumentation und dem Berichtswesen sowie der organisatori-
schen Ansiedlung des RMs im Unternehmen schließt das Kapitel.
Der dritte Abschnitt verknüpft die Themengebiete Mittelstand und RM. Er zeigt die
Bedeutung des RMs im Mittelstand aus rechtlicher wie wirtschaftlicher Sicht. Dabei
sind die spezifischen Anforderungen angeführt, denen der Mittelstand unterliegt. Des
Weiteren wird ein Überblick der bisherigen empirischen Forschung zum RM im Mit-
telstand gegeben. Die Ergebnisse ausgewählter Studien stellen dar, wie der Mittelstand
das RM bewertet. Eine tiefergehende Betrachtung einer dieser Studien ermöglicht, die
verwendeten Instrumente im RM zu bewerten.
Anhand einer Erhebung wird die Umsetzung des RMP beurteilt sowie die Auswahl ge-
nutzter Instrumente des Mittelstandes evaluiert. Die Ergebnisse dieser Onlinebefragung
zum Implementierungsstand von Risikomanagementsystemen (RMS) im Mittelstand
stellt das vierte Kapitel dar. Es widmet sich, neben Ausführungen zum Aufbau und zur
Methodik, der Auswertung von drei Kernbereichen. Anhand der Umfrageergebnisse
wird ein Vergleich zur betrachteten Studie gezogen. Weiter sollen die Erhebungsresulta-
te die Leitfragen beantworten bzw. ein Bild des aktuellen Implementierungsstandes und
der verwendeten Instrumente im RMP liefern. Mit der Zusammenfassung der Umfrage-
ergebnisse schließt das Kapitel ab.
Im fünften Abschnitt wird anhand der gewonnenen, zusammengefassten Erkenntnisse
ein Fazit gezogen. Weiter wird Ausblick auf die künftige Entwicklung und zunehmende
Relevanz des RMs im Mittelstand gegeben sowie weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt.

5
2
Theoretische Grundlagen
Um die wirtschaftliche Bedeutung mittelständischer Unternehmen beschreiben zu kön-
nen, werden diese zunächst von Großunternehmen mittels quantitativer und qualitativer
Definitionsansätze abgegrenzt. Nachfolgend stehen begriffliche Grundlagen des RMs
im Fokus. Bevor auf die Entstehung und Aufgaben des RMs eingegangen wird, bedarf
es der Klärung des Terminus Risiko und Risikostrategie. Weiter werden der Aufbau des
RMPs sowie die Dokumentation und das Berichtwesen erläutert. Abschließend wird die
organisatorische Ansiedlung des RMs im Unternehmen beschrieben.
2.1
Grundlagen des Mittelstandes
Die herausragende wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes in Deutschland wird am
Ende dieses Abschnittes anhand wirtschaftlicher Zahlen aufgezeigt. Dazu bedarf es vor-
her der Definition des Terminus Mittelstand.
Eine klare Trennung der folgenden Begriffe
18
· Mittelstand bzw. mittelständische Unternehmen (quantitative und qualitative
Sichtweise umfassend),
· Kleine und mittlere Unternehmen (KMU; lediglich quantitativ orientierte Sicht-
weise),
· Familienunternehmen (nicht abschießend geklärt, jedoch zwingender Einfluss
der Unternehmerfamilie auf Leitung und / oder Eigentum)
19
.
besteht in der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Literatur im Gegensatz zur
strikten Trennung in den USA nicht.
20
Im Rahmen dieser Arbeit wird sich ausschließlich auf die erstgenannte Begrifflichkeit
gestützt und deren Definition fokussiert. Somit sind quantitative wie qualitative Aspekte
zu betrachten. Dies erfolgt im nachfolgenden Abschnitt.
2.1.1
Definitionsansätze zur Begrifflichkeit Mittelstand
Über 100 unterschiedliche Definitionsversuche in den 60er Jahren ­ zeigt die Bilanz
einer Literaturanalyse von Gantzel. Auch nachfolgende Forschungen kamen zu keiner
18
Vgl. IfM Bonn (2007) , S. 9, Zugriff am 16.04.2010; Becker, W., Staffel, M., Ulrich, P. (2008), S. 5.
19
Vertiefend hierzu Becker, W., Staffel, M., Ulrich, P., (2008), S. 22f u. dort angegebene Literatur.
20
Vgl. Damken, N. (2007), S. 57f; Khadjavi, K. (2005), S. 52.

6
abschließenden verbindlichen Mittelstandsdefinition. Erklärbar ist dieses Defizit durch
die Vielzahl verschiedener Erscheinungsformen, der Heterogenität des Mittelstandes
sowie der flexiblen Anpassungsfähigkeit
21
. Die verschiedenen Definitionsansätze lassen
sich danach gliedern, ob nach qualitativen oder quantitativen Kriterien oder einer Kom-
bination beider vorgegangen wird. Mit Zuhilfenahme dieser Merkmale kann eine Ab-
grenzung erreicht werden.
22
Quantitative Kriterien sind einfacher zu ermitteln und aus-
zuwerten als die qualitativen Faktoren.
23
Daher werden zunächst diese vorgestellt.
2.1.1.1
Quantitative Definitionsansätze
Als Differenzierungskriterium zu Großunternehmen wird meist in Anlehnung an Busse
von Colbe die Betriebsgröße herangezogen.
24
Nach Kosmider kann alternativ zur jährli-
chen Umsatzzahl neben der Beschäftigtenzahl die Bilanzsumme betrachtet werden.
25
In
Deutschland bestehen zwei bedeutsame Definitionsansätze. Erster stammt vom Institut
für Mittelstandsforschung Bonn (IfM). Gemäß IfM zählen beispielsweise Unternehmen
mit weniger als 500 Beschäftigten oder 50 Millionen (Mio.) Umsatz pro Jahr zum
Mittelstand. Die Tabelle zeigt die Abgrenzung des IFM in kleine, mittlere und große
Unternehmen.
26
Unternehmensgröße
Zahl der
Beschäftigten
Umsatz in Mio.
klein
bis 9
bis unter 1
mittel
10 bis 499
1 bis 50
groß
ab 500
über 50
In Anlehnung an: IFM, (o. J. a), o. S., Zugriff am 16.04.2010.
Tabelle 1: Quantitativer Definitionsansatz IfM Bonn
Der zweite Ansatz stammt von der europäischen Kommission. Dieser soll eine einheit-
liche Grundlage in der Europäischen Union (EU) schaffen und lehnt mit seiner Klassifi-
kation an §267 HGB
27
an. Die EU rechnet kleinste, kleine und mittlere Unternehmen bis
249 Mitarbeiter und bis 50 Mio. Umsatz pro Jahr oder 43 Mio. Bilanzsumme dem
Mittelstand zu siehe Tabelle.
21
Vgl. Forster, B. (2006), S. 670.
22
Vgl. Stroeder, D. (2008), S. 29.
23
Vgl. Stroeder, D. (2008), S. 31.
24
Vgl. Busse von Colbe, W. (1964), S. 31.
25
Vgl. Kosmider, A. (1993), S. 33.
26
Vgl. IFM (o. J. a), o. S., Zugriff am 16.04.2010.
27
Im Anhang 3: Gesetzestexte ist § 267 HGB angeführt, S. 92.

7
Unternehmensgröße
Zahl der
Beschäftigten
Umsatz in Mio.
Bilanzsumme in
Mio. / Jahr
kleinst
bis 9
bis 2
bis 2
klein
bis 49
bis 10
bis 10
mittel
bis 249
bis 50
bis 43
groß
ab 250
über 50
über 43
In Anlehnung an: IFM, (o. J. b), o. S., Zugriff am 16.04.2010.
Tabelle 2: Quantitativer Definitionsansatz EU
Weitere Voraussetzung ist, dass das betrachtete Unternehmen weniger als 25% an ei-
nem anderen Unternehmen und ebenso kein anderes Unternehmen mehr als 25% am
betrachteten Unternehmen hält.
28
Die zuletzt genannte Forderung bedeutet entsprechend
der Kommissionsempfehlung
Unabhängigkeit bzw. Eigenständigkeit.
29
30
Diese Unter-
teilung in Unternehmenstypen erfolgt seitens der EU, um Unterstützungsmaßnahmen an
mittelständische Unternehmen ihrer Definition zu leiten.
31
In Anlehnung an: Europäische Gemeinschaft (2006), S. 17, Zugriff am 13.05.2010.
Abbildung 1: Eigenständige Unternehmen
Simon fand durch die Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Kriterien heraus,
dass auch über die genannten Definitionsansätze hinaus Unternehmen bestehen, die
mittelständischen Charakter aufweisen. Es besteht seiner Untersuchung nach eine
Wachstumsschwelle zwischen mittelständischen und großen Unternehmen bei ca. 2.900
28
Vgl. Wallau, F. (2006), S. 13 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Mit-
telständische Unternehmen in Deutschland" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist; IFM (o. J. b), o. S., Zugriff
am 16.04.2010; Europäische Gemeinschaften (2006), S. 16f, Zugriff am 13.05.2010.
29
Vgl. IFM (o. J. b), o. S., Zugriff am 16.04.2010.
30
Vgl. hierzu vertiefend Europäische Gemeinschaften (2006), S. 16ff, Zugriff am 13.05.2010. An ange-
gebener Stelle sind Ausnahmen von dieser Regelung aufgeführt.
31
Vgl. Europäische Gemeinschaften (2006), S. 10, Zugriff am 13.05.2010.

8
Beschäftigten.
32
Aus dieser Erkenntnis resultiert ein weiterer Definitionsansatz für den
Mittelstand. Dieser Ansatz löst sich von den bisherigen alleinigen quantitativen Größen.
Er vereint ebenso wie das IfM qualitative und quantitative Abgrenzungsmerkmale, wo-
bei die qualitativen Aspekte
33
im Vordergrund stehen. Deloitte, das Mittelstandsinstitut
an der Universität Bamberg, legt die Obergrenze der Mitarbeiterzahl bei 3.000 und die
des Umsatzes bei ca. 600 Mio. pro Jahr fest, wie die Tabelle verdeutlicht.
34
Unternehmensgröße
Zahl der
Beschäftigten
Umsatz in Mio.
kleinst
bis 30
bis 8
klein
bis 300
bis 60
mittel
bis 3000
bis 600
groß
ab 3000
über 600
In Anlehnung an: Becker, W., Fischer, S., Staffel, M. u. a. (2008), S.21.
Tabelle 3: Quantitativer Definitionsansatz Deloitte
Trotz der einfachen, praktikablen Anwendung und objektiver Nachweisbarkeit quantita-
tiver Merkmale, die eine trennscharfe Abgrenzung von mittleren und großen Unterneh-
men ermöglicht, scheinen die vorgegebenen Abgrenzungsmerkmale willkürlich. Zumal
diese hinsichtlich der Besonderheiten des Landes, der Branche oder Rechtsform stark
differieren können. Weiter können quantitative Größenabgrenzungen aufgrund der wirt-
schaftlichen Entwicklungsdynamik den Mittelstand nicht unabhängig von Raum und
Zeit definieren.
35
Für eine weiterführende Unterscheidung sind Aspekte zu berücksich-
tigen, die eine weitere Detailliertheit ermöglichen. Daher erfolgt die Ergänzung um qua-
litative Kriterien.
36
2.1.1.2
Qualitative Definitionsansätze
Zur qualitativen Abgrenzung mittelständischer zu großen Unternehmen wurden mehrere
Merkmalskataloge erarbeitet.
37
An dieser Stelle soll auf Mugler und Pfohl verwiesen
werden. Sie unterscheiden sich insofern, dass Mugler eine Liste aufstellt, die mittelstän-
32
Vgl. Simon, H. (1992), S. 116.
33
Die qualitativen Aspekte der Mittelstansdefinition nach Deloitte werden im nachfolgenden Kapitel
näher erläutert.
34
Vgl. Becker, W., Ulrich, P. (2009), S. 3.
35
Vgl. Holland-Lentz, S. (2008), S. 13ff und dort angegebene Literatur.
36
Vgl. Stroeder, D. (2008), S. 31; Pfohl, H.-C. (1997), S. 8ff; Wallau, F. (2006), S. 15 an dieser Stelle
erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Mittelständische Unternehmen in Deutschland" in der
2. Aufl. nicht enthalten ist; Mäder, O. B., Hirsch, B. (2009), S. 7.
37
Vgl. Becker, W., Ulrich, P. (2009), S. 3.

9
dische Unternehmen charakterisiert. Pfohl hingegen überzeugt durch eine detaillierte
Gegenüberstellung der Beobachtungspunkte ­ Mittelstand vs. Großunternehmen. Be-
schreibend soll ein Überblick über die qualitativen Merkmale gegeben werden. Wichtig
ist hierbei, dass nicht sämtliche Merkmale erfüllt sein müssen.
38
Der Unternehmer prägt im Wesentlichen die Unternehmenskultur. Er trifft die Ent-
scheidungen im Unternehmen, trägt und verantwortet die einhergehenden Chancen und
Risiken. Unternehmerische Aufgaben und Entscheidungen zu delegieren, fällt schwer.
Dies schränkt den Freiraum für Management und Führung ein. Da die Person des Un-
ternehmers häufig auch als Kapitalgeber des Unternehmens fungiert, vereinigt er die
Leitungs- und Eigentumsfunktion.
39
Resultierend aus der überschaubaren Unternehmensgröße und der häufig vorliegenden
starken persönlichen Bindung der Mitarbeiter untereinander und zum Unternehmer
selbst, liegen flache Organisationsstrukturen, einhergehende kurze Dienstwege sowie
hohe Transparenz vor.
40
Mittlere Managementebenen oder Stabstellen bestehen oft
nicht
41
. Der Mittelstand zeichnet sich somit durch schnelle Kommunikation und kurze
Entscheidungswege aus, was hohe Flexibilität und die Anpassung an sich veränderte
Märkte sowie individuelle Kundenwünsche ermöglicht
42
. Jedoch werden moderne Ma-
nagementmethoden wie das Controlling
43
für Entscheidungen weniger beachtet als die
Intuition
44
. Weiter ist zu beobachten, dass durch die geringe Arbeitsteilung wenig Spe-
zialisierung vorliegt. Generalisten mit breitem Wissen sind die gefragten Mitarbeiter im
Mittelstand.
45
Ebenso aus der Betriebsgröße bedingt, bedienen Mittelständler kaum Massenmärkte.
Vielmehr erfolgt eine Konzentration mit maßgeschneiderten Produkt- oder Dienstleis-
38
Vgl. Wegmann, J. (2006), S. 15; Mugler, (2005), S. 17.
39
Vgl. Wegmann, J. (2006), S. 15; Wallau, F. (2006), S. 14f an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die
1.Aufl., da das Kapitel ,,Mittelständische Unternehmen in Deutschland" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist;
Mäder, O. B., Hirsch, B. (2009), S. 7; Fueglistaller, U., Müller, C., Volery, T. (2005), S. 92 an dieser
Stelle erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Entrepreneurship und KMU" in der 2. Aufl.
nicht enthalten ist.
40
Vgl. von Ahsen, A., Heesen, M. Kuchenbuch, A. (2010), S. 4, Forster, B. (2006), S. 672.
41
Vgl. Forster, B. (2006), S. 672; Jonen, A., Simgen-Weber, B. (2008), S. 100.
42
Vgl. Forster, B. (2006), S. 672.
43
Vgl. Urigshardt, T., Jacobs, J., Letmathe, P. (2008), S. 6.
44
Vgl. von Ahsen, A., Heesen, M. Kuchenbuch, A. (2010), S. 4.
45
Vgl. Wegmann, J. (2006), S. 15ff.

10
tungslösungen auf Nischen. Kleine Losgrößen und individualisierte, spezialisierte Pro-
dukte und Dienstleistungen prägen das Leistungsangebot. Enge Beziehungen zu Kun-
den und Lieferanten sind ein weiteres qualitatives Abgrenzungsmerkmal des Mittelstan-
des zu Großunternehmen.
46
Besondere Bedeutung kommt der finanziellen Aufstellung des Mittelstandes zu. Nicht
selten besteht eine eher dünne Eigenkapitaldecke vor allem im internationalen Ver-
gleich.
47
Alternative Finanzierungsmethoden
48
insbesondere die Finanzierung über den
Kapitalmarkt erfolgen selten. Die Hausbank als Kreditfinanzierer ist charakteristisch für
den Mittelstand, um sich Kapital zu beschaffen.
49
50
Nach Hausch und Damken können sich die qualitativen Kriterien auf drei Kernpunkte
konzentrieren lassen:
51
52
· Personenbezogenheit der Unternehmensführung.
· Einheit von Eigentum, Kontrolle und Leitung.
· Wirtschaftliche und rechtliche Selbstständigkeit (Ausschluss konzernabhängiger
Unternehmen).
Die genannten qualitativen Merkmale charakterisieren den Mittelstand treffend und
ermöglichen eine differenzierte Betrachtung. Jedoch geraten diese Merkmale wegen
ihrer schweren Fassbarkeit ins Hintertreffen. Häufig muss auf subjektive Einschätzun-
gen zurückgegriffen werden.
53
Daher werden die quantitativen Aspekte, die als Hilfe
anzusehen waren, aufgrund leichter Auswertbarkeit ,,...als konstitutiv für [die Definiti-
on] mittelständische[r] Unternehmen angesehen..."
54
.
55
46
Vgl. Forster, B. (2006), S. 672; Wegmann, J. (2006), S. 15.
47
Vgl. Adenäuer, C., Haunschild, L. (2008), S. 2f; Klatt, M., Kortegast, S., Schubert, M. (2005), S. 68.
48
Beispiele hierzu sind stille Beteiligung, Nachrangdarlehen, Factoring oder Leasing. Vgl. hierzu vertie-
fend Ahrweiler, S., Börner, C. J. (2003), S. 3-74; Fischl, B. (2006), S. 13-25.
49
Vgl. Forster, B. (2006), S. 672; Jonen, A., Simgen-Weber, B. (2008), S. 101 u. dort angegebene Litera-
tur; Fueglistaller, U., Müller, C., Volery, T. (2005), S. 92 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die
1.Aufl., da das Kapitel ,,Entrepreneurship und KMU" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist.
50
Vgl. Kraus, S. (2006), S. 14; Forster, B. (2006), S. 672.
51
Vgl. Hausch, K. (2004), S. 14ff.
52
Vgl. Damken, N. (2007), S. 58ff.
53
Vgl. Holland-Lentz, S. (2008), S. 13ff und dort angegebene Literatur.
54
Wallau, F. (2006), S. 15 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Mittelstän-
dische Unternehmen in Deutschland" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist.
55
Vgl. Wallau, F. (2006), S. 15 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Mit-
telständische Unternehmen in Deutschland" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist.

11
Abschließend ist anzumerken, dass weder die quantitativen noch qualitativen Definiti-
onsversuche allein für sich genommen zu einem qualifizierten Ergebnis gelangen. Beide
Ansätze müssen verbunden und als Einheit betrachtet werden.
56
Nachdem die verschiedenen Definitionsansätze diskutiert wurden, ist die Arbeitsdefini-
tion zu formulieren.
2.1.1.3
Definitionsansatz für diese Arbeit
Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte eine Onlineumfrage zum Stand des RM im Mit-
telstand. Da die quantitativen Abgrenzungen des IFM und der EU eng gefasst sind und
der Forschung nach Simon durchaus Unternehmen über diese Definitionen hinaus als
Mittelstand zu betrachten sind, wird zur Abgrenzung des Mittelstandes von Großunter-
nehmen der Definitionsansatz des Deloitte Mittelstandsinstitutes der Universität Bam-
berg herangezogen.
Da aus der Umfrage qualitative Merkmale nicht ermittelbar sind, erfolgt die Beschrän-
kung auf die in der Tabelle 3 aufgeführten quantitativen Größen. Um zumindest der
Anforderung der wirtschaftlichen und rechtlichen Selbstständigkeit Rechnung zu tragen,
wird das Kriterium, dass keine Beteiligung einer oder mehrerer Unternehmen zu mehr
als 25% vorliegen darf, gesetzt.
2.1.2
Wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes in Deutschland
Der Definition des IfM Bonn folgend sind in 2008 3,62 Mio. Unternehmen (99,7%) der
deutschen Wirtschaft Mittelständler. Nur 0,3% des Gesamtunternehmensbestands sind
Großunternehmen.
57
Nicht an der Anzahl allein lässt sich die wirtschaftliche Bedeutung des Mittelstandes in
Deutschland festmachen, vielmehr durch die volkswirtschaftlichen Aspekte Arbeitsplät-
56
Vgl. Wallau, F. (2006), S. 12ff an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die 1.Aufl., da das Kapitel ,,Mit-
telständische Unternehmen in Deutschland" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist. Darüber hinaus erweitert
das Deloitte Mittelstandsinstitut die qualitativen und quantitativen Merkmale um zwei weitere Kompo-
nenten. So soll eine Einordnung von Unternehmen in Kategorien ermöglicht werden, die Rückschlüsse
auf strukturelle Unterschiede der einzelnen Typen zulässt. Da diese Typisierung für die vorliegende Ar-
beit nicht elementar ist, wird hierzu vertiefend auf Becker, W., Ulrich, P. (2009), S. 4ff verwiesen.
57
Vgl. IFM, (o. J. c), o. S., Stand 16.04.2010.

12
ze, Wertschöpfung, Investitionen sowie Forschung und Entwicklung wird die Signifi-
kanz klar.
58
· Arbeitsplätze: Über zwei Drittel der Beschäftigten und gut 80% der Auszubil-
denden finden sich im Mittelstand wieder.
59
Somit trägt er den Großteil der
Ausbildung
60
. Auch im Hinblick auf die Sicherung
61
und Arbeitsplatzentstehung
liegt der Mittelstand laut einer empirischen Untersuchung des IfM in der absolu-
ten Anzahl wie auch im relativen Beitrag zur Beschäftigung vor den Großunter-
nehmen im betrachteten Zeitraum der Jahre 2001-2005
62
.
· Wertschöpfung: Knapp die Hälfte der Nettowertschöpfung in Deutschland ent-
fällt auf den Mittelstand.
63
· Umsätze: Im Jahr 2007 betrugen der Gesamtumsatz umsatzsteuerpflichtiger Un-
ternehmen in Deutschland 5,148 Billionen . Hiervon setzt der Mittelstand
37,5% (rund 1,9 Billionen ) um.
64
· Investitionen: 46% aller Bruttoinvestitionen nimmt der Mittelstand vor.
65
2008
erhöhten mittelständische Unternehmen ihre Investitionen in Anlagen und Bau-
ten um 12,3% während Großunternehmen ihre Investitionstätigkeiten ein-
schränkten. Damit trägt der Mittelstand gut ein Drittel dieses Bereichs. Bei den
Unternehmensinvestitionen sind es 55%, die auf den Mittelstand entfallen.
66
· Forschung und Entwicklung (F&E): ,,Knapp 12 Prozent der gesamten [F&E]...
werden vom Mittelstand betrieben."
67
Unternehmen, die in den zurückliegenden
drei Jahren (ausgehend von 2009) neue Produkte, Dienstleistungen oder Produk-
tionsverfahren eingeführt haben, sind nach Steigerungen von 2002 bis 2006 auf-
grund der konjunkturellen Lage deutlich von 43% auf 36 % gesunken.
68
58
Vgl. IFM, (o. J. c), o. S., Stand 16.04.2010. Die Daten zum Umsatz und zur Nettowertschöpfung bezie-
hen sich auf das Jahr 2007, die Aussagen zum Aspekt Arbeitsplätze auf das Jahr 2008. Neuere Daten
lagen zum Zeitpunkt der Abgabe nicht vor.
59
Vgl. IFM, (o. J. c), o. S., Stand 16.04.2010.
60
Vgl. Kienbaum, J. (2003), S. 144.
61
Vgl. Goeke, M. (2008), S. 14.
62
Vgl. Haunschild, L., May-Strobl, E., Hauser, H.-E. (2009), S. 1.
63
Vgl. IFM, (o. J. c), o. S., Stand 16.04.2010.
64
Vgl. IFM, (o. J. c), o. S., Stand 16.04.2010.
65
Vgl. Pufahl, M., Laux, D., Gruhler, J. (2006), S. 11. Datenbasis 2004.
66
Vgl. Risiko Manager (2009), o. S., Zugriff am 11.04.2010.
67
Pufahl, M., Laux, D., Gruhler, J. (2006), S. 12. Datenbasis 2004.
68
Vgl. KFW-Mittelstandspanel (2009), S. 6, Zugriff am 11.04.2010.

13
Es lässt sich konstatieren, dass der Mittelstand die wirtschaftliche Entwicklung und Be-
ständigkeit von Regionen und Nationen maßgeblich unterstützt.
69
Darüber hinaus wird
der Bündelung der Wirtschaft auf lediglich große Unternehmen durch eine Vielzahl
mittelständischer Unternehmen entgegengewirkt und ein funktionsfähiger Wettbewerb
ermöglicht.
70
Damit leistet der Mittelstand einen großen Beitrag zur wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Stabilität.
71
Vor allem die mittelständischen Betriebe zeichnen sich durch Kundennähe und Anpas-
sungsfähigkeit an Marktveränderungen sowie individuelle Kundenbedürfnisse aus. Auf
diese Punkte passgenau einzugehen, wird durch die Unternehmensgröße der Mittel-
ständler erleichtert. Sie finden sich im Bereich der Investitionsgüter teilweise in der
Position des Zulieferers wieder, in der sie Großunternehmen mit wichtigen Erzeugnis-
sen beliefern. Auch zur Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft leistet der Mittelstand be-
deutsamen Anteil, in dem er Produkt- und Verfahrensinnovation schafft.
72
Nachdem der Mittelstand als tragende Säule der deutschen Wirtschaft zu betrachten
ist
73
, scheint es als konstitutiv, das ähnlich wie bei Großunternehmen der systematische
Umgang mit Risiken zum Tagesgeschäft zählt. Mehr denn je unterliegt der Mittelstand
Marktsättigung, einem anhaltenden Druck auf die Marge sowie kürzeren Produktle-
benszyklen.
74
1980 waren ca. 20% der Produkte jünger als fünf Jahre, die Hälfte älter
als zehn Jahre dazu der Vergleich: Im Jahr 2000 sind bereits Dreiviertel der Produkte
jünger als fünf Jahre gerade 3% weisen eine Lebenszeit von mehr als zehn Jahren auf
75
.
Die fortschreitende Globalisierung öffnet neue Märkte, jedoch treten auch neue Wett-
bewerber in den Heimatmarkt. Chancen und Risiken resultieren.
76
Um der Pflicht des
ordentlichen Kaufmanns sowie den gesetzlichen Anforderungen durch das KonTraG
69
Vgl. Krüger, W. (2006), S. 14.
70
Vgl. Fueglistaller, U., Müller, C., Volery, T. (2005), S. 98 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die
1.Aufl., da das Kapitel ,,Entrepreneurship und KMU" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist.
71
Vgl. Bundestag, (o. J.), o. S., Zugriff am 16.04.2010; Risiko Manager (2009), o. S., Zugriff am
11.04.2010.
72
Vgl. Fueglistaller, U., Müller, C., Volery, T. (2005), S. 98 an dieser Stelle erfolgt der Verweis auf die
1.Aufl., da das Kapitel ,,Entrepreneurship und KMU" in der 2. Aufl. nicht enthalten ist.
73
Vgl. Bass, H.-H. (2006), S. 9.
74
Vgl. Erben, R., Romeike, F. (2004) S. 45; Klatt, M., Kortegast, S., Schubert, M. (2005), S. 67; Deimel,
K., Kraus, S. (2008), S. 155; Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 83f.
75
Vgl. Heupel, T. (2010), S. 31, Zugriff am 12.02.2010.
76
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 23.

14
nachzukommen, müssen Unternehmen die Risiken in einem revolvierenden Prozess
erkennen, bemessen, steuern, dokumentieren und kontrollieren ­ RM betreiben.
77
Daher werden im Folgenden die theoretischen Grundlagen dieser Aufgabe erläutert.
2.2
Grundlagen des Risikomanagements
Um Risiken identifizieren zu können, bedarf es einer begrifflichen Festlegung des Ter-
minus Risiko. Das folgende Kapitel fokussiert die Grundlagen der Begriffe Risiko und
Risikostrategie. Das RM, dessen Entwicklung und Aufgaben zu erläutern, ist Zielset-
zung des Abschnittes 2.2.3. Daran knüpfen rechtliche Rahmenbedingungen an. Vertie-
fend wird der RMP mit seinen Prozessschritten sowie ausgewählter Instrumente vorge-
stellt. Neben der Prozessüberwachung, der Dokumentation und dem Berichtswesen geht
die Arbeit zum Abschluss des Kapitels auf die organisatorische Ansiedlung des RM im
Unternehmen ein.
2.2.1
Definition des Begriffes Risiko
Eine einheitliche Definition des Begriffes Risiko besteht in der betriebswirtschaftlichen
Literatur nicht.
78
Von der ,,Gefahr einer Fehlabweichung" bis zur mathematischen Defi-
nition ,,Risiko = Wahrscheinlichkeit x Ausmaß" bestehen viele Begriffsbestimmun-
gen
79
. Im Rahmen dieser Arbeit soll auf
· die Abgrenzung des engen und weiten Risikobegriffes,
· die Differenzierung nach reinem und spekulativen Risiken,
· die Unterscheidung von Risiko und Ungewissheit nach Knight sowie
· die wirkungs- und ursachenbezogene Definition
kurz eingegangen werden.
Mit Risiko wird im allgemeinen Sprachgebrauch ein mögliches negatives Ergebnis ­
eine Gefahr ­ deklariert. Das Pendant ­ die Chance ­ bleibt bei diesem eng gefassten
Risikobegriff außen vor.
80
Im weiten Risikobegriff hingegen, welcher nach Meyer in
den Wirtschaftswissenschaften gewöhnlich verwendet wird, sind die positiven wie ne-
77
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 1.
78
Vgl. Rogler, S. (2002), S. 5ff; Mikus, B. (2001), S.5f. Begriffliche Risikodefinitionen anderer wissen-
schaftlicher Disziplinen werden im Rahmen dieser Arbeit nicht ausgeführt. Meyer, R. (2008) zeigt auf
den Seiten 28ff dazu einen kurzen Abriss.
79
Vgl. Romeike, F. (2004a), S. 102; Engels, J., Cluse, M. (2007), S. 21.
80
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 24.

15
gativen Ergebnisse enthalten.
81
Der Unterschied des engen und weiten Risikobegriffs
wird in folgender Abbildung verdeutlicht. Dabei stellt x
t
Ausprägungen von Zielvariab-
len dar. Diese werden mit einer Wahrscheinlichkeit W(x
t
) um ein z.B. erwartetes Jah-
resergebnis (Erwartungswert E(x
t
)) gestreut. Zielvariablen, welche negativ vom Erwar-
tungswert abweichen, bezeichnen das Risiko im engeren Sinn. Dieser Bereich wird auch
vom KonTraG angesprochen. Demgegenüber steht der weit gefasste Risikobegriff, der
positive wie negative Abweichungen berücksichtigt. In der Realität werden auch die
positiven Zielabweichungen (Chance im engeren Sinn) in die Betrachtung einbezogen.
82
In Anlehnung an: Meyer, R. (2008), S. 25; Romeike, F., Müller-Reichart, M. (2008), S. 48.
Abbildung 2: Begrifflichkeiten Risiko und Chance
Spekulative Risiken entstehen durch jegliches unternehmerisches Handeln und beinhal-
ten positive wie negative Zielabweichungen also Gewinn- oder Verlustmöglichkeiten.
83
Demgegenüber stehen die so genannten reinen Risiken, die nicht direkt aus unternehme-
rischen Aktivitäten und Entscheidungen hervorgehen. Es handelt sich um Schadensge-
fahren, welche selten und unregelmäßig auftreten, wie zum Beispiel Sturmschäden.
Letztgenannte werden den versicherbaren Risiken zugerechnet.
84
Verdeutlicht wird dies
durch die nachfolgende Abbildung.
81
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 24f; Knigge, K. (2006), S. 21 u. dort angegebene Literatur.
82
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 24f; Knigge, K. (2006), S. 22 u. dort angegebene Literatur.
83
Vgl. Seidel, U.-M. (2002), S. 49.
84
Vgl. Hartmann, S. (2003), S. 7.

16
In Anlehnung an: Stroeder, D. (2008), S. 140.
Abbildung 3: Risikobegriff (reines und spekulatives Risiko)
Nach Knight liegt Risiko vor, wenn Wahrscheinlichkeiten für Umweltzustände oder
eintretende Ereignisse angegeben werden können. Diese Wahrscheinlichkeiten können
aufgrund empirischer Daten bzw. statistischer Modelle (objektiv) oder resultierend aus
Überzeugungen und Erwartungen in Abhängigkeit vom Informationszustand (subjektiv)
abgeschätzt werden. Ist es nicht möglich, Wahrscheinlichkeiten zu bestimmen, spricht
Knight von Ungewissheit.
85
Der Entscheidungsträger hat dabei nur Kenntnis, dass ein
Ereignis eintritt, jedoch keine Vorstellung über Abweichungen.
86
Weiter kann der Terminus Risiko hinsichtlich Wirkung und Ursache differenziert wer-
den. Trifft der Entscheidungsträger seine Wahl aufgrund von Informationsdefiziten also
unter Unsicherheit spricht man vom ursachenbezogenen Ansatz.
87
Bei den wirkungsbe-
zogenen Risiken stehen die Ergebnisse des eingetretenen Risikos und deren Zielabwei-
chung im Fokus ­ also die Folgen einer (Fehl-) Entscheidung.
88
Die nachstehende Begriffsbestimmung bildet, den in den Wirtschaftswissenschaften
üblichen Risikobegriff ab
89
. ,,Risiko ist die Abweichung (sowohl positiv als auch nega-
tiv) eines zukünftigen Ereignisses von dem erwarteten Ausgang dieses Ereignisses."
90
Sie berücksichtigt Chancen sowie Risiken. Diese können aus Entscheidungen, wie z.B.
85
Vgl. Blum, U. (2001), S. 410; Knigge, K. (2006), S. 22 u. dort angegebene Literatur.
86
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M. (2006), S. 15.
87
Vgl. Bitz, H. (2000a), S. 235.
88
Vgl. Hölscher, R. (2002), S. 5; Mikus, B. (2002), S. 5; Wolf, R.-J. (2010), S. 110ff u. dort angegebene
Literatur.
89
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 25.
90
Meyer, R. (2008), S. 25.

17
einer Investition in ein neues Produkt, entstehen und sind jeder unternehmerischen Ent-
scheidung immanent.
91
Daher bildet die genannte Definition die Grundlage der Arbeit.
Neben der Definition des Begriffes Risiko ist es erforderlich, den Rahmen für den Um-
gang mit Risiken im Unternehmen mittels der Risikostrategie festzulegen. Daher wird
die Definition und die Bedeutung der Risikostrategie nachfolgend thematisiert.
2.2.2
Definition und Bedeutung der Risikostrategie
Um die langfristigen Ziele des Unternehmens unter Berücksichtigung ihrer Umwelt zu
verwirklichen, werden grundsätzliche und langfristige Maßnahmenpläne im Unterneh-
men getroffen. Sie geben Auskunft zum Tätigkeitsbereich, zu den eigenen Ressourcen
und den angestrebten Zielen. Es wird die Unternehmensstrategie festgelegt, deren inte-
graler Bestandteil die Risikostrategie
92
ist.
93
Die Aufgabe der Risikostrategie besteht
darin, die risikopolitische Ausrichtung des Unternehmens aufzuzeigen.
94
Grundsätzlich
werden drei Risikoneigungen unterschieden:
95
· risikofreudig.
· risikoneutral.
· risikoavers.
Basierend auf der vorliegenden Risikoneigung des Unternehmens werden risikopoliti-
sche Grundsätze
96
durch die Unternehmensführung abgefasst.
97
Über die Formulierung
hinaus, muss das Risikobewusstsein in der gesamten Unternehmensorganisation und
beim einzelnen Mitarbeiter verankert werden.
98
Die Vorgaben, wie mit Risiken der je-
weiligen Risikobereiche umzugehen ist, hängen vom Ausmaß der einzelnen Risiken ab.
Es ist zu determinieren:
99
· Welche Risiken dürfen eingegangen werden?
91
Vgl. Wolf, R.-J. (2010), S. 110ff u. dort angegebene Literatur; Hölscher, R. (2002), S. 5.
92
Risikostrategie und Risikopolitik werden in dieser Arbeit synonym verwendet. Gleißner bezeichnet die
Risikopolitik, Strohmeier die Risikostrategie als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie.
93
Vgl. Strohmeier, G. (2007), S. 94.
94
Vgl. Nevries, P.; Strauß, E. (2008), S. 108.
95
Vgl. Pauli, M. (2008), S. 283.
96
Beispiele hierfür sind: ,,Ertragsrisiken sind durch eine angemessene Rendite zu honorieren."; ,,Keine
Handlung bzw. Entscheidung darf zu einem existenzgefährdenden Risiko führen." (entnommen aus:
Schmitz, T., Wehrheim, M. (2006), S. 33).
97
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 37.
98
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 361; Erben, R., Park, M. H., Cruz Mancera, D. (2010), S. 36.
99
Vgl. Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 41; Gleißner, W. (2000), S. 1628.

18
· Welche Kriterien sollen für das Abwiegen von Rendite und Risiko vorliegen?
· Ab welcher Schadenhöhe sind Maßnahmen zu ergreifen? (Limit und Meldung)
· Wie hoch ist die Obergrenze für den Gesamtrisikoumfang?
Hinsichtlich des Risikoausmaßes ist zu beachten, das existenzgefährdende Risiken be-
stehen, wenn ihr Eintreten mindestens die Hälfte des vorhandenen Eigenkapitals auf-
zehrt.
100
Die Risikostrategie stellt den Ausgangspunkt und Gestaltungsrahmen des RMP dar,
denn sie bestimmt die Risikoorganisation und die Risikoprozesse. Somit ist sie als ele-
mentar für den RMP zu betrachten.
101
Bevor der RMP dargestellt werden kann, ist der
Terminus RM und seine Entstehung im folgenden Abschnitt zu erläutern.
2.2.3
Definition und Aufgaben des Risikomanagements
Das RM hat seinen Ursprung in den USA. Dort wurde es vornehmlich in der Versiche-
rungswirtschaft angewendet. Es diente zum Schutz der Vermögenswerte. Hierbei sollten
die zu zahlenden Versicherungsprämien mit dem Leistungsumfang der Versicherung
optimal gestaltet werden.
102
Damit lag eine Beschränkung auf die reinen (versicherbaren) Risiken vor. Dieser Ansatz
wurde zum speziellen RM weiterentwickelt. Welches zur Aufgabe hat, das Unterneh-
men gegen negative Veränderungen der Rahmenbedingung im Unternehmensumfeld zu
sichern. Um den erwarteten Zielerreichungsgrad zu steigern, wurden Risikoursachen
und -wirkungen erfasst und beeinflusst. Jedoch bestand auch hier noch die Beschrän-
kung auf Einzelrisiken. Hierunter fallen die reinen Risiken sowie diejenigen, die aus
einer Entscheidung resultieren. Lediglich Einzelrisiken zu betrachten, ist wegen vorlie-
gender Korrelationen (negativ wie positiv) und einer nicht eindeutigen Abgrenzbarkeit
bzw. Kategorisierung der Einzelrisiken problematisch. Auch besteht die Gefahr Risiken
komplett vermeiden zu wollen, wenn die gegenüberstehenden Chancen keine Beachtung
finden.
Eine Gesamtrisikobetrachtung erfolgte nicht.
103
Aus dieser Diskrepanz entstand
das generelle RM. Es bezeichnet ,,ein nachvollziehbares und alle Unternehmensaktivi-
100
Vgl. Füser, K., Gleißner, W., Meier, G. (1999), S. 753.
101
Vgl. Weber J., Weißenberger B. E., Liewek, A. (2001), S. 53.
102
Vgl. Rogler, S. (2002), S. 20; Mikus, B. (2001), S. 10.
103
Vgl. Mikus, B. (2001), S. 10f; Knigge, K. (2006), S. 33f u. dort angegebene Literatur.

19
täten umfassendes System zur Identifikation, Analyse, Bewertung, Steuerung, Dokumen-
tation und Kommunikation von Risiken sowie zur Überwachung dieser Aktivitäten, die
systematisch und permanent erfolgen"
104
.
105
Zielsetzung des generellen RM ist somit,
· den Unternehmensfortbestand zu sichern.
106
· bestehende Erfolgspotentiale auszubauen.
107
· den Unternehmenswert zu steigern, den Erwartungswert zukünftiger Erträge zu
mehren und die Planungssicherheit zu erhöhen.
108
· Risikokosten (bestehend aus Versicherungsprämien, Kosten der Schadenverhü-
tung und Verwaltung) zu minimieren.
109
· Transparenz über die Gesamtrisikosituation des Unternehmens zu gewähren.
110
· schließlich gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.
111
Diesen Zielen wird das RM durch einen systematischen, zweckmäßigen und zyklischen
Prozess gerecht.
112
Da der rechtliche Rahmen bestimmte Anforderungen an das RM und
den Aufbau des RMP stellt, wird dieser im folgenden Kapitel erläutert.
2.2.4
Rechtlicher Rahmen des Risikomanagements
Der Grundstein des RMs wurde aus rechtlicher Sicht mit der Einführung des KonTraG
gelegt. Es erfolgte eine Erweiterung der reinen Risikobetrachtung, welche dem
KonTraG innewohnt, durch das Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG) im Jahr 2004. Die
bisherige Risikoberichterstattung wurde um die Chancenberichterstattung erweitert.
113
Im Folgenden werden die Bestimmungen von Basel II kurz angeschnitten bevor
schwerpunktmäßig auf das KonTraG eingegangen wird. Weitere Rechtsgrundlagen wie
104
Filipiuk, B. (2008), S. 154.
105
Vgl. Mikus, B. (2001), S. 10f.
106
Vgl. Romeike, F. (2004a), S. 119; Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 31.
107
Vgl. Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 31.
108
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 14; Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 31; Gleißner, W., Lienhard, H.,
Stroeder, D. (2004), S. 18 u. 20.
109
Vgl. Scherpereel, P. (2005), S. 15; Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 31, Romeike, F., Müller-
Reichart, M. (2008), S. 73; Romeike, F. (2004a), S. 150.
110
Vgl. Mikus, B. (2001), S. 12; Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 31.
111
Vgl Gleißner, W. (2008), S.12.
112
Vgl. Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 32.
113
Vgl. Filipiuk, B. (2008), S. 138.

20
das Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG), das BilReG, der deutsche Rech-
nungslegungsstandard (DRS)
114
, der deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK)
sowie die internationalen Rechnungslegungsstandards International Financial Reporting
Standards (IFRS) und International Accounting Standards (IAS) beeinflussen laut Kal-
wait die Auffassung und Ausgestaltung des RMs. Darüber hinaus bestehen noch Stan-
dards wie die weltweit gültige Norm ISO
115
31000 oder die österreichische Norm ONR
49001, die versucht RM und Qualitätsmanagement zu verbinden.
116
Aus rechtlicher
Sicht sind diese Gesetze zweifellos bedeutsam jedoch nicht Kern der Arbeit und werden
daher an dieser Stelle nur genannt.
117
Aufgrund Basel II sind Banken verpflichtet, ihre vergebenen Kredite je nach Risiko des
einzelnen Kreditnehmers mit Eigenkapital zu unterlegen. Kreditinstitute benoten daher
anhand verschiedener Messgrößen (wie z.B. quantitativ über Bilanzkennzahlen bzw.
qualitativ hinsichtlich Unternehmensführung)
118
ihre Schuldner im so genannten Ra-
ting.
119
Je schlechter diese Ratingnote desto höher das Risiko eines Kreditausfalles, was
wiederum zu einer erhöhten Eigenkapitalunterlegung der Kreditinstitute führt. Diese für
die Bank gestiegenen Kosten werden über die Kreditkondition an den Kreditnehmer
weitergegeben.
120
Positiv auf das Rating und somit auf die Fremdkapitalkosten wirkt
sich unter anderem der systematische und gezielte Umgang mit Chancen und Risiken
des Unternehmens aus.
121
Unternehmen, die RM betreiben, können nicht nur die ge-
nannten RM-Ziele erreichen, sondern auch die Risikokosten aktiv beeinflussen.
122
Bedeutend für die Implementierung des RMs ist das KonTraG. Es trat am 01.05.1998,
als so genanntes Rahmengesetz (d.h. es veranlasst Veränderungen in anderen Geset-
114
Vgl. hierzu tiefergehend Denk, R., Exner-Merkelt, K., Ruthner, R. (2006), S. 26f.
115
Die Abkürzung ISO steht für die internationale Organisation für Normierung (International Organiza-
tion for Standardization).
116
Vgl. Risikomanagement-Wissen (o. J. a), o. S., Zugriff am 31.03.2010; Risikomanagement-Wissen (o.
J. b), o. S., Zugriff am 31.03.2010; Erben, R., Park, M. H., Cruz Mancera, D. (2010), S. 14-24.
117
Vgl. Kalwait, R. (2008), S. 93f, vertiefende Literatur hierzu Winter, P. (2008a), S. 71-100; Brühwiler,
B. (2008), S. 26-27; Engels, J., Cluse, M. (2007), S. 21-38; o. V. (2008), S. 42-63; Hermes, M., Weiland,
H. (2007), S. 62ff; Lorenz, M. (2008), S. 3-29 hierbei sind die Ausführungen zu den drei unterschiedli-
chen Auffassungen zur Einrichtungspflicht des RM nach KonTraG zu beachten. Im Rahmen der Arbeit
wird der Auffassung des ,,betriebswirtschaftlichen Schrifttums" gefolgt.
118
Vgl. Flacke, K., Krol, F. (2005), S. 151f.
119
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M. (2006), S. 22f.
120
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M. (2006), S. 26.
121
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 14; Schmitz, T., Wehrheim, M. (2006), S. 26; Klatt, M., Kortegast, S.,
Schubert, M. (2005), S. 68; Flacke, K., Krol, F. (2005), S. 151.
122
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 14; Georgi, A. (2007), S. 13 und dort angegebene Literatur; Hermes, M.,
Weiland, H. (2007), S. 67.

21
zen)
123
in Kraft. Auslöser waren eine Vielzahl negativer Unternehmensentwicklungen
(wie z.B. Metallgesellschaft, Schneider, Holzmann)
124
. Heftiger Kritik mussten sich
bezüglich dieser schweren Unternehmenskrisen Banken, Wirtschaftsprüfer und Auf-
sichtsräte stellen, da ihnen Mitschuld an der Entwicklung zugeschrieben wurde.
125
Zum einen wird der Geschäftsleitung börsennotierter Unternehmen durch das KonTraG
die Einrichtung eines Risikofrüherkennungssystems und eines internen Überwachungs-
systemes auferlegt
126
. Zum anderen ist sie auch in der Pflicht, im Lagebericht über er-
kannte Risiken, die bestehen oder drohen, detailliert zu informieren.
127
Der Abschluss-
prüfer muss dies gutachterlich prüfen, im Prüfbericht an den Aufsichtsrat Stellung be-
ziehen
128
und die Ergebnisse im Rahmen eines Testats offen legen
129
.
130
Ziel ist es laut
Gesetzentwurf der Bundesregierung, Schwächen und Verhaltensfehlsteuerungen im
aktienrechtlichen System der Unternehmenskontrolle zu korrigieren und eine deutlich
höhere Transparenz im Unternehmen zu schaffen.
131
Zwar beziehen sich die genannten Pflichten primär auf börsennotierte Gesellschaften, in
der Begründung des Gesetzgebers wird jedoch verdeutlicht, dass für die Gesellschafts-
form der GmbH grundsätzlich die gleichen Regelungen bestehen. Zu beurteilen sind
Größe, Komplexität und Struktur der Unternehmen. In diesem Zusammenhang wird von
der so genannten Ausstrahlungswirkung gesprochen.
132
133
Hinsichtlich der Ausgestaltung eines RMS bzw. einzelner Elemente des Systems hat der
Gesetzgeber keine Details festgelegt.
134
Festzuhalten ist, dass sich das Verständnis des
Gesetzgebers (KonTraG) in Sachen RM auf die reinen Risiken bezieht, Chancen werden
123
Vgl. Stroeder, D. (2006), S.150; Borchert, J. (2008), S. 234.
124
Vgl. Henselmann, K. (2001), S. 31.
125
Vgl. Martin, T. A., Bär, T. (2002), S. 37.
126
Vgl. Engels, J., Cluse, M (2007), S.23, Romeike, F. (2004b), S. 67 das Kapitel gesetzl. Grundlagen,
Einordnung u. Trends ist aufgrund eines veränderten Aufbaus der 2.Aufl. (2009) dort nicht enthalten;
§ 91 II AktG.
127
Vgl. Romeike, F. (2004a), S. 67; § 289 Abs.1 HGB.
128
Vgl. Romeike, F. (2004a), S. 68; § 321 Abs. 1, 4 HGB.
129
Vgl. Romeike, F. (2004a), S. 68; § 322 Abs. 2, 3 HGB.
130
Vgl. Kalwait, R. (2008), S. 97.
131
Vgl. Bundestag Drucksache (1998); S. 11, Zugriff am 17.04.2010.
132
Vgl. Fiege, S. (2006), S. 27 u. dort angegebene Literatur; Beiner, C. (2003), S. 29; Martin, T.A., Bär,
T. (2002), S. 39f.
133
Ausführungen zur Auswirkung auf den Mittelstand sind in Kapitel 3.1 angeführt.
134
Vgl. Gleißner, W., Hinrichs, K., Sieger, C. (2001), S. 429; Stroeder, D. (2006), S. 179.

22
nicht berücksichtigt
135
. In der Literatur wird das geforderte Risikofrüherkennungssys-
tem für bestandsgefährdende Risken als Subsystem des betriebswirtschaftlichen RM
betrachtet.
136
Um dem Anspruch eines ganzheitlichen RMS, was die gesetzlich gefor-
derten reinen Risiken und die aus betriebswirtschaftlicher Sicht erforderlichen Chancen
umfasst, gerecht zu werden, hat das Institut für Wirtschaftsprüfer (IDW) den Prüfungs-
standard 340 konzipiert. Er stellt zentrale Anforderungen an ein RMS.
137
· Definieren von Risikofeldern.
· Durchführen der Risikoidentifikation und -analyse.
· Vorhandensein der Risikokommunikation.
· Zuweisen von Verantwortlichkeiten und Aufgaben.
· Installieren eines Überwachungssystemes.
· Dokumentieren getroffener Maßnahmen.
Diesen Forderungen nachkommend ist der RMP konstruiert. Dessen Aufbau und Kern-
aufgaben werden anschließend fokussiert.
2.2.5
Risikomanagementprozess und dessen Kernaufgaben
Aus den gesetzlichen Vorgaben und den Erweiterungen des IDW setzt sich der Kreis-
lauf des RMP zusammen. Ausgehend von der Risikostrategie, die wie aufgezeigt dem
allgemeinen Führungsprozess angehört, soll im nachfolgend auf den RMP eingegangen
werden. Dabei werden die einzelnen Prozessschritte grafisch dargestellt sowie ausge-
wählte Instrumente und Methoden der Bausteine erläutert.
Bestehende und künftige Risiken erkennen sowie zielorientiert steuern und damit kalku-
lierbar sowie kontrollierbar zu machen, ist Ziel des RMP. Dieser läuft kontinuierlich
und revolvierend, da sich Risiken im Laufe der Zeit dynamisch entwickeln.
138
Auf diese
Veränderungen mit ausreichend Handlungsspielräumen
139
adäquat reagieren zu können,
135
Vgl. Henselmann, K. (2001), S. 13.
136
Vgl. Wieben, H.-J. (2004), S. 53.
137
Vgl. Gleißner, W. (2008), S. 198ff.
138
Vgl. Nevries, P., Strauß, E. (2008), S. 107; Kromschröder, B., Lück, W. (1998), S. 1574.
139
Vgl. Scherpeerel, P. (2005), S. 16.

23
ist eine weitere Aufgabe des RMP.
140
Romeike spricht von einem Regelkreis, der in die
Unternehmensprozesse integriert wird.
141
Der RMP umfasst aufbauend auf der Risikostrategie die Risikoidentifikation, -bewer-
tung, -steuerung und -kontrolle. Die vier letztgenannten bilden die Kernaufgaben des
RMPs.
142
Dieser Kern wird durch die phasenübergreifenden Querschnittsfunktionen der
Risikoprozessüberwachung sowie deren Dokumentation und Berichterstattung verbun-
den
143
, wie die nachfolgende Abbildung verdeutlicht.
In Anlehnung an: Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 40; Reichmann, T. (2006), S. 610; Rauten-
strauch, T., Mittelstädt, E., Salomon, K. S. (2008), S. 143.
Abbildung 4: Risikomanagementprozess
In der Risikostrategie werden
· das Chancen-Risiko-Verhältnis,
· die Maßnahmen zum Vorgehen in den einzelnen Prozessschritten,
· die Schritte für die organisatorischen Rahmenbedingungen und
140
Vgl. Nevries, P., Strauß, E. (2008), S. 107.
141
Vgl. Romeike, F. (2007), S. 162; Regelkreis als Input-Output-System mit Kontrollmechanismus und
Rückkopplung. Wobei letztgenannte in Form der Risikokontrolle besteht. Vgl hierzu Scheerperell, P.
(2006), S. 17.
142
Vgl. Gampenrieder, P., Greiner, M. (2002), S. 284.
143
Vgl. Rautenstrauch, T., Mittelstädt, E., Salomon, K. S. (2008), S. 142ff.

24
· die maximalen Verlustgrenzen
definiert.
144
145
Alle relevanten Risiken sollen im Rahmen der Risikoidentifikation erfasst werden. Die
Beurteilung bzw. Bewertung dieser Risiken folgt im zweiten Schritt. Wie mit den Risi-
ken umzugehen ist, ist Aufgabe der Risikosteuerung. In der Risikokontrolle werden
bestehende Prämissen und Einzelrisiken geprüft sowie Abweichungsanalysen zu den in
der Risikostrategie definierten Sollgrößen durchgeführt.
146
Parallel laufen die Berichter-
stattung, Dokumentation und Kommunikation. Die Risikoprozessüberwachung (RPÜ)
erfolgt unabhängig vom Kern des RMP. Dieser soll vielmehr andauernd durch die RPÜ
hinsichtlich seiner Effizienz und Adäquanz überprüft werden.
147
Da die Risikoidentifikation die Basis der nachfolgenden Prozessschritte darstellt und
deren Wirksamkeit bestimmt
148
sowie die ,,Informationsgrundlage für alle risikopoliti-
schen Entscheidungen liefert"
149
, soll diese im nächsten Kapitel näher erläutert werden.
2.2.5.1
Risikoidentifikation
Grundlegend für die Qualität der Risikobewertung und -steuerung ist die Risikoidentifi-
kation (RI). Denn nur eindeutig identifizierte Risiken können bewertet und gehandhabt
werden.
150
Somit besteht die Aufgabe bzw. das Ziel der RI darin, alle wesentlichen be-
stehenden und potentiellen Einzelrisiken und damit einhergehenden Chancen
151
in ei-
nem adäquaten zeitlichen Rahmen zu erfassen.
152
Unter wesentlichen Risiken sind die-
jenigen zu verstehen, die das Zielsystem ­ die angestrebten Ziele ­ maßgeblich beein-
flussen.
153
Relevanzskalen ermöglichen, die Risiken z.B. von ,,1" unbedeutend bis ,,5"
existenzgefährdend als wesentlich einzugliedern.
154
Gleichzeitig wird so auch die Wirt-
144
Vgl. Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 40; Burger, A., Buchhart, A. (2002), S. 43.
145
Vgl. hierzu auch die Ausführungen des Kapitels 2.2.2 Bedeutung und Definition der Risikostrategie.
146
Vgl. Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 40; Burger, A., Buchhart, A. (2002), S. 43.
147
Vgl. Weber, J., Weißenberger, B. E., Liekweg, A. (2001), S. 63; Brünger, C. (2009), 223.
148
Vgl. Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 121.
149
Romeike, F. (2004b), S. 165, das wörtliche Zitat ist in der 2.Aufl. nicht enthalten S. 121.
150
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 349.
151
Vgl. Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 41.
152
Vgl. Burger, A., Buchhart, A. (2002), S. 32; Stroeder, D. (2008), S. 213; Jeetun, B. S. (2003), S. 532;
Meyer, R. (2008), S. 349.
153
Vgl. Burger, A., Buchhart, A. (2002), S. 32; Stroeder, D. (2008), S. 212.
154
Vgl. Gleißner, W. (2001), S. 114.

25
schaftlichkeit der RI gewährleistet, da nach Gleißner i. d. R. nur Risiken der Kategorie
,,3-5" präziser bewertet werden.
155
Nach Meyer sind für jedes Risiko
156
· der Risikoursprung,
· die potentiellen Risikoauslöser (auf die Eintrittswahrscheinlichkeit wirkende
Faktoren),
· die Verlustpotentiale (die Schadenhöhe beeinflussende Faktoren),
· und die temporalen Risikoparameter (Daten zu möglichen Eintrittszeitpunkten
und Abläufen von Schäden)
aufzustellen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in das Risikoinventar ein, welches
die Daten strukturiert listet.
157
Weiter sind Wirkungszusammenhänge
158
und Korrelatio-
nen von Risiken zu erkennen, als Aufgabe der RI zu berücksichtigen.
159
Um der Dynamik der Unternehmensumwelt und daraus resultierender Veränderungen
der Risiken Rechnung zu tragen, soll die RI permanent, funktionsübergreifend und un-
ternehmensweit erfolgen.
160
Zumindest einmal jährlich soll durch standardisierte Vor-
gehensweise die RI durchgeführt werden, damit gewährleistet ist, dass alle wesentlichen
Risiken vollständig und aktuell erfasst werden.
161
Sinnvoll in der Praxis ist, auf Basis
des wiederkehrenden Prozesses ein Backtesting durchzuführen. Häufig wird diese Me-
thode der rückwärtigen Betrachtung bei Großunternehmen angewendet. Es wird unter-
sucht, ob jegliche signifikanten Schäden der letzten Periode als potentielles Risiko in
der RI enthalten waren. Defizite werden erkennbar und der Prozess infolgedessen modi-
fiziert.
162
Um die Risiken zu ermitteln, bestehen unterschiedliche Ansätze. Meyer und
Wolf/Runzheimer stellen die Top-down- und Bottom-up-Ansätze einerseits sowie die
progressive und retrograde Vorgehensweise andererseits vor.
163
Die progressive Metho-
de geht stufenweise von den Risikoursachen zu den Zielabweichungen. Entgegengesetzt
155
Vgl. Gleißner, W. (2001), S. 114.
156
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 348.
157
Vgl. Mott, B. P. (2001), S. 204.
158
Vgl. Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 121.
159
Vgl. Rosenkranz, F., Missler-Behr, M. (2005), S. 143.
160
Vgl. Jeetun, B. S. (2003), S. 532; Romeike, F. (2004b), S. 165.
161
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 348; Burger, A., Buchhart, A. (2001), S. 44; Gleißner, W. (2001), S. 114.
162
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 348.
163
Vgl. Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 42f; Meyer, R. (2008), S. 348f.

26
wird bei der retrograden Methode von dem erkannten Risiko der Zielabweichung rück-
wärts sukzessiv auf die Ursache geschlossen.
164
Im Rahmen dieser Arbeit wird auf den Top-down- und Bottom-up-Ansatz näher einge-
gangen.
165
Ebenso finden bei der Systematisierung verschiedener Risikoarten bestehen-
de branchen-, regional- oder produktspezifische Besonderheiten
166
hier keine Berück-
sichtigung. Zielstellung der Arbeit ist, allgemeine Grundlagen und ausgewählte Instru-
mente des RM insbesondere der RI vorzustellen.
Der Top-down-Ansatz erfolgt aus der Makroperspektive.
167
Es wird auf ein breites Ri-
sikoverständnis insbesondere des Managements abgestellt, um die Hauptrisiken des
Unternehmens effizient und zielführend zu identifizieren. Problematisch ist hierbei, dass
diffizile Risiken wegen fehlender Detailtiefe nicht erfasst oder Wirkungszusammenhän-
ge von Einzelrisiken nicht oder fehlerhaft bewertet werden. Diese Entwicklung kann
dadurch verstärkt werden, dass im Rahmen des Top-down-Ansatzes keine Spezialisten
hinzugezogen werden.
168
Diese Schwäche gleicht der Bottom-up-Ansatz aus, indem Risiken auf der untersten
Hierarchieebene identifiziert und so alle Geschäftsbereiche bzw. Prozesse erfasst sowie
analysiert werden.
169
Ausgangspunkt des Ansatzes sind die Risikoursachen. Hieraus
sollen mögliche Folgen für das Unternehmen abgeleitet werden.
170
Allerdings ist es
möglich, dass neuartige Risiken nicht erfasst werden, da kein ausgeprägtes Wissen zu
diesen Risiken auf der unteren Ebene besteht. Zudem ist der Aufwand des Prozesses
aufgrund der Detailtiefe relativ hoch.
171
Eine Reihe von Autoren sieht in der Kombination beider Ansätze die Lösung für die
Praxis.
172
Der Top-down-Ansatz wird aufgrund seiner Makroperspektive regelmäßig für
164
Vgl. Wolf, K., Runzheimer, B. (2009), S. 42f.
165
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 348; Stroeder, D. (2008), S. 213; Burger, A., Buchhart, A. (2001), S. 33;
Romeike, F. (2007), S. 162; Fiege, S. (2006), S. 101; die genannten Autoren führen diese Ansätze an.
166
Vgl. Wolke, T. (2008), S. 5.
167
Vgl. Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 134.
168
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 348f; Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 134; o. V. (2008), S. 85.
169
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 349.
170
Vgl. Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 134.
171
Vgl. Meyer, R. (2008), S. 349; o. V. (2008), S. 85.
172
Vgl. Romeike, F., Hager, P. (2009), S. 134; Filipiuk, B. (2008), S. 45; Fiege, S. (2007), S. 101 u. dort
angegebene Literatur; Meyer, R. (2008), S. 349; o. V. (2008), S. 86.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2010
ISBN (eBook)
9783842839335
DOI
10.3239/9783842839335
Dateigröße
14.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule – Controlling
Erscheinungsdatum
2012 (September)
Note
1,1
Schlagworte
risikomanagement mittelstand instrumente verbreitungsgrad umfrage
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