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Chancen und Risiken bei grenzüberschreitenden Investitionen in Osteuropa am Beispiel Bulgarien

©2011 Diplomarbeit 167 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit ist heute kein Ausnahmephänomen mehr. Sie ist in vielen Wirtschaftsbereichen eher die Regel. Vor dem Hintergrund zumeist gesättigter westlichen Märkten wird es für nationale und internationale Unternehmen zunehmend schwieriger, ihre Produkte abzusetzen und Gewinne zu realisieren. Die Öffnung der Weltmärkte für neue Länder hat Wettbewerber wie China ins Spiel gebracht, die einen großen Kostendruck auf die westlichen Unternehmen erzeugen. Auf der anderen Seite werden dadurch aber auch neue Absatzmöglichkeiten geschaffen, die für Firmen aus Westeuropa unentbehrlich sind.
Eine Konzentration auf den Heimatmarkt ist nicht mehr ausreichend, um die langfristige Existenz eines Unternehmens zu sichern. Die Firmen aus den Hochlohnländern sind wegen der beträchtlichen Herstellungskosten nicht konkurrenzfähig. Folglich ergibt sich, unter Produktions- und Beschaffungsaspekten, die Notwendigkeit, die existierenden Wertschöpfungsstrukturen zu überprüfen. Aus diesen Überlegungen heraus und angesichts der Steuerbelastungen in den fortgeschrittenen westeuropäischen Ländern, resultieren in der Regel Entscheidungen zur Errichtung neuer Produktionsstandorte in Niedrigkostenländern.
In diesem Zusammenhang stellt sich für viele Unternehmen mit der Osterweiterung der Europäischen Union (EU) mehr denn je die Frage nach Expansionsmöglichkeiten. Nach vollzogenem Deregulierungs- und Liberalisierungsprozess wurden die ehemals sozialistischen osteuropäischen Länder in den Weltmarkt integriert. Zehn der mittel- und osteuropäischen Transformationsländer sind, u. a. aufgrund der positiven Wirtschaftsentwicklung in 2004 und 2007, der Europäischen Union beigetreten. Die Wachstumsraten der nationalen Bruttoinlandsprodukte dieser Länder lagen in den vergangenen Jahren meistens über denen westeuropäischer Länder.
Mit der Erweiterung der Europäischen Union wurden die rechtlichen Vorschriften in den Beitrittsländer an den Forderungen der Europäischen Kommission angepasst und der grenzüberschreitende Handel hat sich durch den Abbau von Barrieren im Warenverkehr vereinfacht. Demzufolge wurde auch das politisch-rechtliche Risiko in gewissem Maße verringert. Mit dieser Erweiterung hat sich der Binnenmarkt um gut 101 Mio. Einwohner vergrößert (vgl. Tabelle 1, Kapitel 3.2). Die geografische Nähe und die Größe der neuen Absatzmärkte, die sich durch eine steigende Nachfrage auszeichnen, erhöhen die Attraktivität dieser Länder. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Petko Radev
Chancen und Risiken bei grenzüberschreitenden Investitionen in Osteuropa am
Beispiel Bulgarien
ISBN: 978-3-8428-3504-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2011
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
... IV
Tabellenverzeichnis
... V
Abkürzungsverzeichnis
... VI
1
Problemstellung und Gang der Arbeit
...1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung
...1
1.2
Aufbau der Arbeit
...4
2
Theoretische Grundlagen der grenzüberschreitenden Investitionen
...7
2.1
Abgrenzung Direktinvestitionen und indirekte Investitionen
...7
2.2
Formen der Direktinvestitionen
...10
2.3
Motive für Direktinvestitionen
...11
3
Entscheidungskriterien für ausländische Direktinvestitionen in
Osteuropa
...13
3.1
Geografische Zuordnung
...14
3.2
Wirtschaftliche Entwicklung der osteuropäischen Länder
...15
3.3
Entwicklung der ausländischen Investitionen in Osteuropa
...20
3.4
Erfolgsfaktoren für Direktinvestitionen in Osteuropa
...21
4
Bulgarien als ausgewähltes Zielland für Investitionsvorhaben
...29
4.1
Länderprofil Bulgarien
...29
4.1.1
Geografische Lage und Klima
...29
4.1.2
Bevölkerung und Sprache
...32
4.2
Geschäftsumfeld für Investoren
...33
4.2.1
Wirtschaftliche Entwicklung Bulgariens
...33
4.2.2
Sektorale Struktur
...37
4.2.3
Infrastruktur
...39
4.2.3.1
Verkehr und Transport
...39
4.2.3.2
Energiewirtschaft
...46
4.2.3.3
Telekommunikationsnetz
...47
4.3
Ausländische Direktinvestitionen in Bulgarien
...48

II
4.3.1
Investitionsklima
...49
4.3.2
Stand und Perspektiven der ausländischen Direktinvestitionen in
Bulgarien
...52
5
Entscheidungskriterien für Direktinvestitionen in Bulgarien
...56
5.1
Wirtschaftliche
Rahmenbedingungen für Investitionstätigkeiten in
Bulgarien
...56
5.1.1
Staatshaushalt und Auslandsverschuldung
...56
5.1.2
Außenhandel
...59
5.1.3
Inflation und Wechselkursstabilität
...61
5.1.4
Finanzwirtschaftlicher Sektor
...64
5.1.5
Operative Kosten
...67
5.1.6
Arbeitsmarkt und Löhne
...69
5.1.7
Konsumklima
...74
5.1.8
Investitionsförderung durch die Europäischen Union
...76
5.1.9
Wirtschaftspolitische Beziehungen zwischen Deutschland und
Bulgarien
...80
5.1.9.1
Außenhandel zwischen Deutschland und Bulgarien
...81
5.1.9.2
Deutsche Direktinvestitionen in Bulgarien
...84
5.2
Rechtliche Rahmenbedingungen für Investitionstätigkeiten in Bulgarien
85
5.2.1
Investitionsrecht
...85
5.2.2
Gesellschaftsrecht
...89
5.2.2.1
Handelsregister und Handelsregistereintragung
...92
5.2.2.2
Registrierung nach BULSTAT
...93
5.2.2.3
Gründung einer Handelsvertretung und Zweigniederlassung
.93
5.2.2.4
Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung
...95
5.2.2.5
Gründung einer Aktiengesellschaft
...98
5.2.2.6
Gründung von Personenhandelsgesellschaften
...101
5.2.3
Immobilienerwerb durch ausländische Unternehmen
...102
5.2.4
Rechnungswesen und Bilanzen
...105
5.2.4.1
Buchführung
...106
5.2.4.2
Abschreibungen
...107
5.2.4.3
Jahresabschluss
...108

III
5.2.4.4
Prüfung und Veröffentlichung
...108
5.2.5
Steuerrecht und Zollrecht
...108
5.2.5.1
Einkommensteuer
...109
5.2.5.2
Körperschaftsteuer
...111
5.2.5.3
Umsatzsteuer
...114
5.2.5.4
Zölle
...116
5.3
Politische Rahmenbedingungen für Investitionstätigkeiten in Bulgarien
117
5.3.1
Administrative Gliederung
...117
5.3.2
Politische Situation
...118
5.3.3
Länderrisiken
...120
5.3.3.1
Politische Stabilität
...120
5.3.3.2
Korruption und Rechtssicherheit
...121
5.3.3.3
Rolle des Staates in der Wirtschaft
...123
5.3.4
Bulgarien als Mitglied von internationalen Organisationen
...124
6
Zusammenfassung und Ausblick
...126
Literaturverzeichnis
...134
Anhang
...150

IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Karte von Mittel- und Osteuropa
...14
Abbildung 2: Bulgarien Landkarte
...30
Abbildung 3: Wachstumsrate des realen BIP 2005-2011 (%)
...34
Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in KKS
in osteuropäischen Ländern
...37
Abbildung 5: Bruttowertschöpfung nach Sektoren in Bulgarien,
Rumänien, Tschechien und EU-27
...38
Abbildung 6: ADI-Zuflüsse in Bulgarien nach Sektoren
1996-2009 in Mio. EUR
...54
Abbildung 7: ADI-Bestände in Bulgarien nach Herkunftsland
1996-2009 in Mio. EUR
...55
Abbildung 8: Öffentlicher Schuldenstand in Prozent des BIP
...57
Abbildung 9: Strompreise für industrielle Verbraucher in
ausgewählten Europäischen Ländern 2010
...69
Abbildung 10: Durchschnittlicher Brutto-Monatslohn
(in Euro) 2010 in augewählten Ländern in MOE
...72
Abbildung 11: Arbeitskosten pro Arbeitsstunde in der verarbeitenden
Industrie in Euro (2009) in MOEL
...74
Abbildung 12: Zeitrahmen für Förderprojekt in Bulgarien
...78
Abbildung 13: Deutsche Investitionen in Bulgarien für die
Periode 1996 bis 2010 in Mio. EUR
...84
Abbildung 14: Körperschaftssätze in Mittel- und Osteuropa (in %)
...113

V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Makroökonomische Indikatoren 2010 in MOEL
...15
Tabelle 2: Wirtschaftswachstum der MOEL 2002-2010 (in %)
...17
Tabelle 3: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts der MOEL
2002-2009 (in Mrd. EUR)
...17
Tabelle 4: BIP pro Kopf in KKS zu Marktpreisen in MOEL
...19
Tabelle 5: Nettodirektinvestitionszuflüsse in die MOEL
2002-2009 (in Mio. US-$)
...20
Tabelle 6: Entwicklung und Prognosen des bulgarischen BIP
2009-2015 (in %)
...36
Tabelle 7: Doing Business Länderrating 2011
...50
Tabelle 8: Ergebnisse der DBIHK-Stimmungsumfrage 2010
...51
Tabelle 9:Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen
in Bulgarien 2005-2012
...52
Tabelle 10: Jährliche Inflationsraten in Bulgarien (Prognose)
...62
Tabelle 11: Operative Kosten Bulgarien 2010
...67
Tabelle 12: Durchschnittliche Bruttomonatsgehälter und
Gehaltspannen 2010
...73
Tabelle 13: Außenhandel zwischen Deutschland und
Bulgarien 2007-2009 in Mio. EUR
...82
Tabelle 14: Kosten einer GmbH-Gründung in Bulgarien (2011)
...98
Tabelle 15: Maximale Jahresabschreibungssätze in Bulgarien (in %)
...107
Tabelle 16: Zusammenfassung der Chancen und Risiken für
Investoren in Bulgarien
...128

VI
Abkürzungsverzeichnis
ADI
ausländische Direktinvestitionen
AG
Aktiengesellschaft
Art. Artikel
BGN
bulgarischer Lew
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BTC
Bulgarian Telecommunications Company
CEE
Central and Eastern Europe
CEFTA
Central European Free Trade Agreement
CEI
Zentraleuropäische Initiative
DBA
Doppelbesteuerungsabkommen
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DI
Direktinvestitionen
EFRE
EU-Fonds für Regionale Entwicklung
EFTA
European Free Trade Assoziation
EG
Europäische Gemeinschaft
Einw.
Einwohner
EU
Europäische Union
EUR
Euro
Eurostat
European Statistical Data Support
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FDI
Foreign Direct Investment(s)

VII
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GWh
Gigawattstunde
Hrsg.
Herausgeber
HVPI
Harmonisierter Verbraucherpreisindex
Ifo
Institut für Wirtschaftsforschung
IMF
International Monetary Fund
incl.
Inklusive
IW
Institut der deutscher Wirtschaft
IWF
Internationaler Währungsfonds
Jg.
Jahrgang
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
km
Kilometer
KMU
klein und mittelständische Unternehmen
KSt
Körperschaftsteuer
kWh
Kilowattstunde
m
Meter
Mio.
Millionen
MOE
Mittel- und Osteuropa
MOEL
mittel- und osteuropäische(n) Länder(n)
Mrd.
Milliarde(n)
MWh
Megawattstunde
MwSt.
Mehrwertsteuer
NATO
North Atlantic Treaty Organization

VIII
OECD
Organization for Economic Cooperation and
Development
OSZE
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa
Q1
1. Quartal
qm
Quadratmeter
TEU
Twenty- foot- Equivalent Unit
u. a.
unter anderem
UN
United Nations
UNCD
United Nations Conference on Trade and
Development
USt.
Umsatzsteuer
WTO
World Trade Organization

1
1
Problemstellung und Gang der Arbeit
1.1
Problemstellung und Zielsetzung
Grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit ist heute kein Ausnahmephänomen
mehr. Sie ist in vielen Wirtschaftsbereichen eher die Regel.
1
Vor dem
Hintergrund zumeist gesättigter westlichen Märkten wird es für nationale und
internationale Unternehmen zunehmend schwieriger, ihre Produkte abzusetzen
und Gewinne zu realisieren
.
Die Öffnung der Weltmärkte für neue Länder hat
Wettbewerber wie China ins Spiel gebracht, die einen großen Kostendruck auf
die westlichen Unternehmen erzeugen. Auf der anderen Seite werden dadurch
aber auch neue Absatzmöglichkeiten geschaffen, die für Firmen aus
Westeuropa unentbehrlich sind.
2
Eine Konzentration auf den Heimatmarkt ist nicht mehr ausreichend, um die
langfristige Existenz eines Unternehmens zu sichern. Die Firmen aus den
Hochlohnländern sind wegen der beträchtlichen Herstellungskosten nicht
konkurrenzfähig.
Folglich ergibt sich, unter Produktions-
und
Beschaffungsaspekten, die Notwendigkeit, die existierenden
Wertschöpfungsstrukturen zu überprüfen. Aus diesen Überlegungen heraus
und angesichts der Steuerbelastungen in den fortgeschrittenen
westeuropäischen Ländern, resultieren in der Regel Entscheidungen zur
Errichtung neuer Produktionsstandorte in Niedrigkostenländern.
3
In diesem Zusammenhang stellt sich für viele Unternehmen mit der
Osterweiterung der Europäischen Union (EU) mehr denn je die Frage nach
Expansionsmöglichkeiten.
Nach vollzogenem Deregulierungs-
und
Liberalisierungsprozess wurden die ehemals sozialistischen osteuropäischen
Länder in den Weltmarkt integriert. Zehn der mittel- und osteuropäischen
Transformationsländer sind, u. a. aufgrund der positiven Wirtschaftsentwicklung
1
Vgl. Eckert, Stefan/ Engelhardt, Johann, Unternehmensinternationalisierung und Marktwert des
Eigenkapitals, in: Ausländische Direktinvestitionen, Moser, Reinhard (Hrsg.), Wiesbaden (Gabler) 2008,
S. 79­109, hier S. 81
2
Vgl. Bogaschewksy, Ronald, Standortwahl: Einkaufen in osteuropäischen Niedrigkostenländern, in:
Mittel- und Osteuropa Perspektiven, Jahrbuch 2005/ 2006, Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ) GmbH (OWC - Verlag für Außenwirtschaft GmbH) 2005, S. 304­308, hier S. 304
3
Vgl. Bogaschewksy, Ronald, a. a. O., S. 304

2
in 2004 und 2007, der Europäischen Union beigetreten. Die Wachstumsraten
der nationalen Bruttoinlandsprodukte dieser Länder lagen in den vergangenen
Jahren meistens über denen westeuropäischer Länder.
4
Mit der Erweiterung der
Europäischen Union wurden die rechtlichen
Vorschriften in den Beitrittsländer an den Forderungen der Europäischen
Kommission angepasst und der grenzüberschreitende Handel hat sich durch
den Abbau von Barrieren im Warenverkehr vereinfacht. Demzufolge wurde
auch das politisch-rechtliche Risiko in gewissem Maße verringert. Mit dieser
Erweiterung hat sich der Binnenmarkt um gut 101 Mio. Einwohner vergrößert
(vgl. Tabelle 1, Kapitel 3.2). Die geografische Nähe und die Größe der neuen
Absatzmärkte, die sich durch eine steigende Nachfrage auszeichnen, erhöhen
die Attraktivität dieser Länder. Die niedrigen Produktionskosten sind ein
weiterer Vorteil der neuen Mitgliedstaaten. Deutsche Unternehmen haben die
Expansionschancen in den EU-Beitrittsländer frühzeitig erkannt, so dass
Deutschland am stärksten von der EU-Erweiterung profitierte.
5
Bei näherem Hinblick sind die osteuropäischen Länder bezüglich der
Bedingungen für Investoren in keiner Weise als homogen anzusehen. So gibt
es in den einzelnen Ländern nicht nur extreme Lohnkostenunterschiede,
sondern auch Differenzen sowohl hinsichtlich Investitionsanreize als auch
wirtschaftspolitischer und rechtlicher Faktoren, die Investitionsströme
beträchtlich beeinflussen können.
6
Bulgarien war bis in die 1990er Jahre ein vom Kommunismus geprägtes Land.
Im Jahr 2007 konnte das Land nach dem vollzogenen Strukturwandel und
überdurchschnittlicher Entwicklung der Wirtschaft der Europäischen Union
beitreten. Bulgarien stellt die Ostgrenze der EU dar und fungiert somit als
wichtige Investitions- und Handelsbrücke von Westeuropa nach Asien und dem
Mittleren Osten (siehe Kapitel 4.3.2).
4
Vgl. Zemelka Matthias, Wissens- und Kompetenzmanagement von multinationalen Unternehmen in
mittel- und osteuropäischen Ländern, Berlin (Olaf Gaudig & Peter Veit GbR) 2007, S. 1
5
Vgl. Volery, Thierry, Chancen und Problemfelder der Internationalisierung für KMU, in:
Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleibetriebe, Kailer, Norbert/ Pernsteiner, Helmut (Hrsg.), Berlin
(Erich Schmidt Verlag GmbH & Co.) 2006, S. 1-19, hier S. 4; Bogaschewksy, Ronald, a. a. O., S. 304
6
Vgl. Bogaschewksy, Ronald, a. a. O., S. 304

3
Trotz der sozialen und teilweise wirtschaftlichen Probleme, mit denen Bulgarien
zu kämpfen hat (siehe Kapitel 5.1), hat sich das Investitionsklima in den letzten
Jahren stark verbessert. Bulgarien bietet eine Vielzahl von Anreizen und
Investitionsförderungen, die mehrere ausländische Investoren angezogen
haben. Einige der wichtigsten sind die europaweit niedrigsten Steuersätze ­
10% Körperschaftssteuer, staatliche sowie EU-finanzierte Subventionen und die
niedrigsten operativen Kosten in der EU (siehe Kapitel 5.1 und 5.2).
Ferner stellt Bulgarien ein interessanter und zukunftsträchtiger Markt für
ausländische Investoren dar. Das Bruttoinlandsprodukt wies in den
vergangenen Jahren reale Wachstumsraten von über 6% pro Jahr auf. Dieser
Trend dürfte sich nach dem krisenbedingten Einbruch im Jahr 2009 ab 2011
wieder fortsetzen.
7
Die ausländischen Investitionen in Bulgarien werden weiterhin durch die
attraktiven Rahmenbedingungen begünstigt. Nach Angaben der Weltbank in
ihrem Bericht ,,Doing Business 2011", der jährlich die aus Unternehmersicht
wichtigsten Rahmenbedingungen für Investitionen von 183 Ländern bewertet,
nimmt Bulgarien Rang 55 ein, in Osteuropa Rang 5 (siehe Kapitel 4.3.1).
Jedoch darf man die Risiken, die mit einer grenzüberschreitenden
Investitionstätigkeit verbunden sind, nicht außer Acht lassen. Risiken im
Auslandsengagement entstehen daraus, dass sich die wirtschaftspolitischen
und die rechtlichen Rahmenbedingungen im Ausland von denen unterscheiden,
die aus der Heimat bekannt sind. Unüberlegtes und überstürztes Vorgehen
kann zu Rentabilitätsminderungen führen oder sogar langfristig den Fortbestand
der Unternehmung gefährden.
8
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Chancen und Risiken für deutsche
Unternehmen im osteuropäischen Markt untersucht werden. Dabei wird der
Somit ist es für Unternehmen, die ein
Auslandsgeschäft in Bulgarien planen, besonders wichtig, sich umfassend mit
diesem Thema zu beschäftigen.
7
Vgl. Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer: Erfolgreich in Bulgarien, auf:
http://bulgarien.ahk.de/fileadmin/ahk_bulgarien/Dokumente/ERFOLGREICH_IN_BULGARIEN.pdf, S. 6,
abgerufen am 26.02.2011
8
Vgl. PricewaterhouseCoopers International Limited: Exkurs: Risikosteuerung bei Auslandsinvestitionen,
auf: http://www.agaportal.de/pdf/dia_ufk/presse/dia_exkurs_risiko.pdf, abgerufen am 26.02.2011

4
Schwerpunkt auf Bulgarien gestellt. Die Rahmenbedingungen in den Staaten
Mittel- und Osteuropas werden gegenübergestellt; dadurch werden sich
gewisse Vorteile Bulgariens abzeichnen. Das Ziel ist es, eine
Entscheidungsgrundlage zu erstellen, die für jedes spezielle
Investitionsvorhaben explizit auf Erfolgsaussichten geprüft werden soll.
Anhand der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung Bulgariens werden Faktoren
bestimmt, welche die Attraktivität des Landes für deutsche Investoren
begründen. Das Investitionsklima, im Allgemeinen und für ausländische
Investoren im Speziellen, wird hierfür kurz und konzise anhand verschiedener
wirtschaftspolitischer und rechtlicher Rahmenbedingungen, die eine
Investitionsentscheidung beeinflussen können, untersucht. Thema dieser Arbeit
sind nur die Direktinvestitionen, da sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht die
verbreitete Form von Auslandsinvestitionen für deutsche Unternehmen in
Osteuropa sind.
1.2
Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Um das Investitionsklima
für ausländische Direktinvestitionen detailliert analysieren zu können, widmet
sich jedes Kapitel einem einzelnen, für Investitionsentscheidungen relevanten
Faktor. Die Faktoren stellen dabei Bestandteile der wirtschaftlichen, rechtlichen
und politischen Investitionsdeterminanten dar. Die Wahl der Reihenfolge beruht
nicht auf einer Gewichtung der Standortvorteilhaftigkeit.
Kapitel 1: Nach kurzer Einführung in die Problematik werden die
Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit knapp zusammengefasst.
Kapitel 2: Hier werden zunächst die relevanten Begriffe erklärt. In diesem
Zusammenhang werden Direktinvestitionen von indirekten Investitionen
(Portfolioinvestitionen) abgegrenzt. Danach werden die unterschiedlichen
Formen der Direktinvestitionen kurz erläutert. Weiterhin werden die
verschiedenen Motive für Direktinvestitionen dargestellt.

5
Kapitel 3:
In diesem Kapitel werden die wichtigsten
Entscheidungskriterien für Investitionen in Osteuropa dargestellt. Zur
Einführung wird die Region Osteuropa mit ihren geografischen, sozialen
und wirtschaftlichen Komponenten im Jahr 2010 präsentiert. Danach
wird ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung und seine Auswirkung
auf die Direktinvestitionen geworfen. Schließlich sollen die
Erfolgsfaktoren für Direktinvestitionen kurz erläutert werden. Dabei
werden die wesentlichen Risiken und Chancen bei Investitionen
dargestellt.
Kapitel 4: Zunächst wird ein Überblick auf die geografische Lage, das
Klima und die Bevölkerung Bulgariens verschafft. Danach wird das
Geschäftsumfeld für Investoren anhand der wirtschaftlichen Entwicklung,
der sektoralen Struktur und der Infrastruktur untersucht. Dabei werden
die für einen Investor wichtigen Infrastrukturbereiche sowohl aus der
Nutzersicht als auch unter dem Aspekt der Attraktivität für eine
potenzielle Investition analysiert. Im Anschluss daran werden auf Basis
statistischer Quellen das Investitionsklima und die Perspektiven der
Direktinvestitionen in Bulgarien betrachtet.
Kapitel 5: Als Kernpunkt dieser Arbeit wird in diesem Kapitel Bulgarien
als Investitionsstandort untersucht. Zunächst werden die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen
analysiert. Hierzu zählen die wichtigsten
makroökonomischen
Indikatoren wie Auslandsverschuldung,
Außenhandel, Inflation und Wechselkursrisiko, die operativen Kosten,
das Konsumklima und die Investitionsförderung in Form staatlicher und
EU-Subventionen.
Danach werden die grundlegenden rechtlichen
Rahmenbedingungen beschrieben. Dabei werden die verschiedenen
Gesellschaftsformen detailliert dargestellt. Die politischen Komponenten
sind weitere wichtige Kriterien für Direktinvestitionen. Daher werden die
politischen Situation und Stabilität erörtert. Darüber hinaus wird die
Korruption als Investitionshemmnis thematisiert. Es wird anhand der
Untersuchung spezifischer wirtschaftlicher, rechtlicher und politischer
Standortfaktoren versucht, eine möglichst exakte Darstellung der

6
wesentlichen Chancen und Risiken für Investitionstätigkeiten in Bulgarien
vorzulegen.
Kapitel 6: Schlussfolgerung und Ausblick ­ hier werden die Ergebnisse
der oberen Kapiteln zusammengefasst sowie Chancen und Risiken für
die Zukunft abgleitet. Darüber hinaus werden Akzente auf die schärfsten
Probleme der Wirtschaft Bulgariens gesetzt.

7
2
Theoretische Grundlagen der grenzüberschreitenden
Investitionen
In diesem Kapitel werden in einem ersten Schritt die Direktinvestitionen (DI) von
den indirekten Investitionen abgegrenzt. Im Anschluss daran werden die
Formen und die wesentlichen Motive für Direktinvestitionen dargestellt.
2.1
Abgrenzung Direktinvestitionen und indirekte
Investitionen
Der Begriff der Investition wird in der Literatur nicht einheitlich definiert. Unter
Investition versteht man allgemein die Anlage von Geld oder Kapital. Abhängig
davon, ob die Investitionen im eigenen Land getätigt werden, unterscheiden wir
Inlands- und Auslandsinvestitionen.
9
Grundsätzlich
werden als grenzüberschreitende Investitionen
alle
Kapitalanlagen eines Investors außerhalb der Staatsgrenzen seines Landes
bezeichnet. Es werden zwei Arten von Auslandsinvestitionen unterschieden:
direkte Auslandsinvestitionen (Direktinvestitionen) und
indirekte Auslandsinvestitionen (Portfolioinvestitionen).
10
In der Fachliteratur kursieren einige Definitionen von ausländischen
Direktinvestitionen (ADI). Im deutschsprachigen Raum wird die Bestimmung der
Deutschen Bundesbank verwendet:
,,Als Direktinvestitionen in fremden
Wirtschaftgebieten sind Anteile am Kapital und an den Rücklagen von
gebietsfremden Unternehmen, Zweigniederlassungen und Betriebsstätten
9
Vgl. Oelmann, Anabel, Direktinvestitionen nach Mittel- und Osteuropa: Ein Branchenvergleich der
deutschen Automobil- und Maschinenbauindustrie, Diss. Universität Osnabrück (Nomos
Verlagsgesellschaft) 2009, S. 35
10
Vgl. Pott, Philipp, Direktinvestitionen im Ausland: Investitionsmotive, Standortfaktoren und Hilfsmittel bei
der Entscheidung für die optimale Auslandsinvestition, München (WB-Druck GmbH & Co.) 1983, S. 1

8
anzusehen, sofern dem Kapitalgeber 10% und mehr des Nennkapitals des
betreffenden Unternehmens zustehen".
11
Die UNSTAD definiert auf Basis des Begriffsverständnisses der OECD und des
IMF Direktinvestitionen als ,,an investment involving a long-term relationship and
reflecting a lasting interest and control by a resident entity in one economy
(foreign direct investor or parent enterprise) in an enterprise resident in an
economy other than that of the foreign direct investor (FDI enterprise or affiliate
enterprise or foreign affiliate)".
12
Aufgrund der oben genannten Definitionen lässt sich feststellen, dass eine
Direktinvestition immer dann vorliegt, wenn ein Unternehmen das Ziel verfolgt,
über eine Investition langfristig die Kontrolle und den Einfluss über die
geschäftliche Entwicklung eines Unternehmens im Ausland zu erlangen.
13
Bei der zitierten Definition sind drei Begriffe zu erläutern: Der Direktinvestor
(direct investor), das Direktinvestitionsunternehmen (foreign direct investment
enterprise) und die Langfristigkeit (lasting interest).
14
Als Direktinvestor wird das Unternehmen bezeichnet, das die Direktinvestition
im Ausland vornimmt, das Direktinvestitionsunternehmen ist das Unternehmen
im Empfängerland, an das die Investition adressiert ist.
15
Die Langfristigkeit der Investition zeigt sich durch den erheblichen Einfluss des
Direktinvestors auf das Management des Direktinvestitionsempfängers. Nach
der Definition des Internationalen Währungsfonds hat der Investor einen
erheblichen Einfluss, wenn er mindestens 10% der Kapitalanteile oder
Stimmrechte am ausländischen Investitionsobjekt im Besitz hat.
16
11
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., 36-37
12
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 36
13
Vgl. Zschiedrich, Harald, Ausländische Direktinvestitionen und Regionale Industriecluster in Mittel- und
Osteuropa, Mering; München (Hampp) 2006, S. 1
14
Vgl. Detscher, Stefan, Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa, Saarbrücken (VDM Verlag Dr.
Müller) 2006, S. 13
15
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 38
16
Vgl. Kemmler-Holz, Fee, Die Determinanten des Investitionsklimas im Neuen Südafrika und ihre
Auswirkungen auf ausländische Direktinvestitionen, Frankfurt am Main (Peter Lang Verlag) 2001, S. 14

9
Eine Direktinvestition im Ausland ist folglich durch drei wesentliche Merkmale
charakterisiert: Langfristigkeit, Beeinflussungsaspekt und Ertragserzielung.
17
Von den Direktinvestitionen abzugrenzen sind die indirekten Investitionen, also
die Portfolioinvestitionen. Die Portfolioinvestitionen sind durch den Erwerb von
Anteilen an Immobilienfonds, ausländischen Unternehmen, börsengängigen,
ausländischen Wertpapiere wie Aktien oder langfristigen
Schuldverschreibungen etc. gekennzeichnet. Im Vordergrund stehen Zins- und
Renditeerhöhung
(Ertragsmotiv)
sowie Risikodiversifizierung. Bei den
Portfolioinvestitionen wird eine Beteiligung an den laufenden Erträgen
angestrebt und nicht eine Beteiligung an der Erzielung dieser Erträge. Von
Bedeutung ist also nicht das Kontrollmotiv, sondern das Ertragsmotiv. Weiterhin
gelten indirekte Investitionen als kurzfristig.
18
Die Abgrenzung zwischen Portfolioinvestitionen und Direktinvestitionen ist in
vielen Fällen schwer. Das Hauptunterscheidungskriterium zwischen den beiden
Investitionstypen ist nach herrschender Meinung das Kontrollmotiv, das jedoch
nicht das Hauptziel der Direktinvestitionen darstellt. Dieses Problem wird in den
amtlichen Statistiken mit Hilfe des Indikators Beteiligungshöhe gelöst. Folglich
wird ab einer bestimmten Beteiligungshöhe ein Kontrollmotiv unterstellt und die
Investition als Direktinvestition erklärt. Die Abgrenzung bleibt somit mehr oder
weniger willkürlich, da eine höhere Beteiligung nicht zwangsläufig ein hohes
Ausmaß an Kontrolle bedeutet.
19
Auch bei einer nur geringen Beteiligung des
Investors kann eine Kontrolle vorliegen, wenn der Einfluss auf den Investitions-
und Produktionsprozess, die Absatzpolitik oder die Gewinnverteilung vertraglich
vereinbart ist. Folglich kann eine Direktinvestition auch bei einer geringeren
Beteiligung vorliegen.
20
17
Vgl. Zschiedrich, Harald, a. a. O., S. 1
18
Vgl. Plum, Monika, Auswirkungen von Direktinvestitionen im Empfängerländern, Bergisch Gladbach
(Josef Eul Verlag GmbH) 1995, S. 6; Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 38
19
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 39
20
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 7

10
Direktinvestitionen sind komplexer als Portfolioinvestitionen, da das
Empfängerland in der Regel nicht nur Kapital, sondern auch Know-how und
Managementfähigkeiten erhält.
21
2.2
Formen der Direktinvestitionen
In der Praxis können Direktinvestitionen in unterschiedlichen Formen auftreten.
Als wichtigste Erscheinungsformen lassen sich folgende Arten nennen:
Neugründung von Tochterunternehmen, Zweigniederlassungen oder
Betriebsstätten (Greenfield Investment)
Kauf von Unternehmen im Ausland (Akquisition)
Beteiligung an neu zu gründenden Unternehmen oder Erwerb von
Beteiligungen an bestehenden Unternehmen
Erweiterung von Tochterunternehmen bzw. Aufstockung von
Beteiligungen.
22
Die Neugründungen stellen die traditionelle Form der DI dar. Sie haben jedoch
seit Anfang der 1980er Jahre gegenüber den Übernahmen von bestehenden
Unternehmen stark an Bedeutung verloren. Beim Unternehmenskauf handelt es
sich um die sogenannten Mergers and Akquisitions (Deutsch Fusionen und
Übernahmen).
23
Eine weitere Möglichkeit unternehmerischer Auslandsaktivitäten stellen die
Joint Ventures und die strategischen Allianzen dar. Bei einem Joint Venture
handelt sich um die gemeinsame Übernahme von Verantwortung und Risiko bei
einem Vorhaben durch mindestens zwei rechtlich und wirtschaftlich
voneinander unabhängigen Unternehmen. Aus diesem Grund werden Joint
Ventures in der Literatur oft als Alternative zu FDI betrachtet. Eine gesonderte
Form der Joint Ventures ist das sogenannte Ost-West-Joint Venture.
Mindestens einer der Partner stammt dabei aus Mittel- und Osteuropa und
21
Vgl. Kemmler-Holz, Fee, a. a. O., S. 13
22
Vgl. Zemelka Matthias, a. a. O., S. 7
23
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 42

11
mindestens einer aus Westeuropa dabei das Gemeinschaftsunternehmen
seinen Sitz in Mittel- und Osteuropa hat. Bei den strategischen Allianzen
handelt es sich um eine partielle Zusammenarbeit, die in der Regel zeitlich
begrenzt ist.
24
Direktinvestitionen unterscheiden sich ferner nach horizontalen, vertikalen und
konglomeraten. Bei einer konglomeraten Direktinvestition ist das
Empfängerunternehmen in einer komplett anderen Industrie als der Investor
tätig.
25
Bei einer horizontalen Direktinvestition produziert das
Tochterunternehmen im Empfängerland das gleiche Gut wie die
Muttergesellschaft im Investorenland.
Horizontale Investitionen erfolgen
meistens durch den Aufbau eigener Produktionsstätten im Ausland oder im
Rahmen der Übernahme eines ausländischen Wettbewerbers. Bei vertikalen
Direktinvestitionen werden im Investorenland und im Empfängerland in einer
Wertschöpfungskette nachgelagerte Produktionsschritte verrichtet.
26
2.3
Motive für Direktinvestitionen
Die Motive für Direktinvestitionen können sehr unterschiedlich sein.
Direktinvestitionen lassen sich nicht monokausal erklären. Ihnen liegt ein
komplexes Motivbündel aus mehreren Einzelmotiven zugrunde.
27
Folglich ergibt
sich, dass die Motive sich untereinander nicht ausschließen, sondern in einem
gegenseitigen Wechselverhältnis zueinander stehen.
28
Absatzorientierung
Die Motive für
Direktinvestitionen lassen sich in vier Gruppen einteilen:
Beschaffungsorientierung
Umweltorientierung
24
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 42-43
25
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., S. 17
26
Vgl. Otto, Alkis Henri, Makroökonomische Effekte der Direktinvestitionen, Frankfurt am Main (Peter Lang
Verlag) 2005, S. 24
27
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 14
28
Vgl. Oelmann, Anabel, a.a.O., S. 72

12
Kostenorientierung.
29
Absatzorientierte, oder auch marktorientierte Direktinvestitionen genannt,
können nach dem Zielmarktdifferenziert werden. Sie können sich auf den
Export aus dem Gastland, auf den Markt des Gastlandes oder auf den Export
aus dem Gastland in eines oder mehrere Drittländer ausrichten. Sie können
horizontale oder nachgelagerte vertikale Direktinvestitionen sein.
30
Aufgrund
der marktorientierten Motive werden Direktinvestitionen vorgenommen, um
tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnissen in einem oder mehreren Länder
umzugehen.
31
Weitere Gründe sind Ausbau der Marktposition, Kundennähe,
Anpassung der Güter an die lokalen Besonderheiten, Vermeidung von
Transportkosten, etc.
32
Beschaffungsorientierte oder auch ressourcenorientierte Direktinvestitionen
werden vorgenommen, um die Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukte zu
gewährleisten. Ferner
können der
Zugriff auf besonders qualifizierte
Humanressourcen oder kostengünstige Arbeitskräfte sowie der Zugang zu
bestimmten Technologien und Management Know-how als wichtige
ressourcenorientierte Motive angesehen werden.
33
Die umweltorientierten Motive stellen die Rahmenbedingungen dar, die aus
Sicht des Investors erfüllt sein müssen, um Investitionen zu tätigen. Durch die
Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen kann das Empfängerland den
Zufluss von Direktinvestitionen in dieses Land beeinflussen. Zu den
allgemeinen Rahmenbedingungen gehören politische und wirtschaftliche
Stabilität, eine stabile Rechtsordnung, ein attraktives Steuer-
und
Abgabesystem sowie eine adäquate Infrastruktur. Darüber hinaus können
Länder durch aktive Maßnahmen, wie steuerliche Anreize, diverse
Subventionen und spezielle Infrastrukturmaßnahmen, Direktinvestitionen
fördern.
34
29
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 14
30
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 15-20
31
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., S. 18
32
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 73
33
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., S. 18
34
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 23-24

13
Eine eindeutige Abgrenzung der Motive, insbesondere der effizienz- und
kostenorientierten Motive gegenüber den anderen, ist jedoch nicht möglich. Da
es sich bei Direktinvestitionen um unternehmerische Entscheidungen handelt,
die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, sind die Kostenüberlegungen von
großer Bedeutung. Dennoch lässt sich feststellen, dass bei einigen
Direktinvestitionen die Kostengründe im Vordergrund stehen.
35
Effizienzorientierte Direktinvestitionen werden vorgenommen, um für das
Unternehmen Vorteile aus den Unterschieden in der Faktorausstattung der
einzelnen Länder zu gewinnen. Weiterhin wird durch die kostenorientierten
Motive das Erzielen so genannter Economies of Scale und Economies of Scope
bestrebt. Dadurch können Produkte kostengünstiger standardisiert in
rationalisierten Herstellungsprozessen hergestellt werden.
36
3
Entscheidungskriterien für ausländische Direktinvestitionen
in Osteuropa
In diesem Kapitel werden die Rahmenbedingungen für Direktinvestitionen in
Osteuropa kurz vorgestellt. Zuerst wird auf die geografische Zuordnung der
osteuropäischen Länder eingegangen. Im Anschluss daran soll ihre
wirtschaftliche Entwicklung umrissen werden. Ferner wird ein Blick auf die
ausländischen Direktinvestitionen in Osteuropa geworfen. Schließlich sollen die
Erfolgsfaktoren dieser Direktinvestitionen erläutert werden.
35
Vgl. Plum, Monika, a. a. O., S. 25
36
Vgl. Zemelka Matthias, a. a. O., S. 11; Detscher, Stefan, a. a. O., S. 18-19

14
3.1
Geografische Zuordnung
Wegen ihrer wirtschaftlichen und politischen Ähnlichkeit werden in dieser Arbeit
nur die osteuropäischen Länder, die EU-Mitglieder sind, untersucht. Dabei wird
zum Teil der Focus auf Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei gelegt, da
für diese Länder ausreichend Informationen für eine Untersuchung vorliegen.
Die Staaten des ehemaligen Ostblocks, die früher dem Einfluss der
Sowjetunion unterlagen, wurden in Westeuropa ab 1989 mit dem Begriff Mittel-
und Osteuropa (MOE) gekennzeichnet. Die neuen EU-Mitgliedstaaten aus MOE
sind Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Rumänien, Bulgarien,
Slowenien und Ungarn, sowie die baltischen Staaten Lettland, Litauen und
Estland.
37
Folgende Karte veranschaulicht die Region der osteuropäischen Länder.
Im Rahmen dieser Arbeit wird aus Vereinfachungsgründen für die
Länder Osteuropas der Begriff Mittel- und Osteuropa (MOEL) verwendet.
Abbildung 1: Karte von Mittel- und Osteuropa; Quelle: Technische Universitätsbibliothek
Universität Hannover: http://www.tib-hannover.de/uploads/RTEmagicC_osteuropa3.gif.gif,
abgerufen am 21.02.2011
37
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 139

15
3.2
Wirtschaftliche Entwicklung der osteuropäischen Länder
Die Darstellung folgender makroökonomischer Daten verschafft einen Überblick
über die geografische, demografische und ökonomische Situation in den MOEL.
Länder
Fläche in
1000 km²
Einwohner
in Mio.
BIP 2010*
(in Mio.
EUR)
BIP pro Kopf in
KKS in EUR
BIP-
Wachstum
in %*
Polen
313
38,01
353.967,0
14.300
3,5
Tschechien
77
10,4
145.937,8
19.200
2,4
Slowakei
49
5,4
65.973,1
17.200
4,1
Ungarn
93
10,1
98.167,8
15.300
1,1
Rumänien
230
21,3
123.262,0
10.900
-1,9
Bulgarien
111
7,56
35.861,2
10.900**
0,1
Slowenien
20
2,03
35.850,4
20.700
1,1
Estland
43
1,34
14.184,5
15.000
2,4
Lettland
62
2,25
17.835,9
12.200
-0,4
Litauen
63
3,34
26.691,7
12.900
0,4
Tabelle 1: Makroökonomische Indikatoren 2010 in MOEL, eigene Darstellung
38, 39, 40, 41, 42
Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahre 1989 wurde klar, dass
eine Modernisierung durch Einführung einer Marktwirtschaft sowie Errichtung
demokratischer Strukturen vorrangiges Ziel im Transformationsprozess werden
sollte.
;
* Prognose; ** Wert für Bulgarien von 2008
43
38
Vgl. Europa: EU-Mitgliedstaaten, Länderfläche auf:
Die Transformation in den ehemaligen Ostblockländern erwies sich als
schmerzhaft, dafür aber erfolgreich.
Dabei nahm
jedes Land eine
unterschiedliche Entwicklung. Einige der Länder hatten den Anschluss an die
Marktwirtschaft schneller geschafft. Polen war das erste Land, das bereits 1992
den Übergang zu realem Wachstum schaffte. In Tschechien und Rumänien
http://europa.eu/abc/keyfigures/sizeandpopulation/howbig/index_de.htm#chart2, abgerufen am
21.02.2011
39
Vgl. Eurostat: Bevölkerungsprognosen, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tps00002&plugin=
1, abgerufen am 21.02.2011
40
Vgl. Eurostat: BIP zu Marktpreisen, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/refreshTableAction.do?tab=table&plugin=1&pcode=tec00001&lang
uage=de, abgerufen am 21.02.2011
41
Vgl. Eurostat: BIP pro Kopf in KKS, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/refreshTableAction.do?tab=table&plugin=1&pcode=tec00001&lang
uage=de, abgerufen am 21.02.2011
42
Vgl. Eurostat: Wachstumsarte des realen BIP, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tsieb020&plugin=,
abgerufen am 21.02.2011
43
Vgl. Madl, Marc-Tell, Investitionsschutz und Transformation in Mittel- und Osteuropa, Diss., Gießen
Universität, 2001, S. 152

16
gelangt es ein Jahr später. Ungarn, die Slowakei und Bulgarien verzeichneten
ein positives Wachstum erst 1994.
44
Mit der EU-Erweiterung 2004 und 2007
sind wichtige Schritte im Transformationsprozess der osteuropäischen
Entwicklungsländer gemacht worden.
45
Die so genannten Visedrádländern Polen, Tschechien, Ungarn und die
Slowakei hatten sich bereits vor dem Fall des sozialistischen Systems unter
bestimmten Restriktionen für ADI geöffnet. Die Möglichkeit, Direktinvestitionen,
in diesen Ländern vorzunehmen, war allerdings meist auf die Form von Joint
Ventures unter Beteiligung der einheimischen Unternehmen sowie auf
bestimmte Industriesparten der Gastländer begrenzt.
46
Die absatzmarktorientierten Motive für Direktinvestitionen können durch die
Market-Size-Hypothese erklärt werden. Sie basiert auf dem Zusammenhang
zwischen
Markgröße und Marktwachstum, approximiert durch
Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder BIP pro Kopf, bzw. deren Wachstumsraten.
Marktwachstum und Marktgröße können als Indikatoren des gegenwärtigen
oder zukünftigen Absatzpotenzials eines Landes interpretiert werden. Folglich
lässt sich feststellen, dass es sich für ein Unternehmen bei der Belieferung
eines ausländischen Marktes erst ab einem bestimmten Absatzvolumen lohnt,
vom Export zur risikoreicheren und mit höherem Aufwand verbundenen
Alternative der Direktinvestition überzugehen. Bei einer gegenwärtigen geringen
Marktgröße kann ein hohes Marktwachstum potentiellen Direktinvestoren
zukünftige Gewinnchancen und Expansionsmöglichkeiten signalisieren.
Allerdings sind die Marktgröße und das Marktwachstum keine notwendige
Bedingung für den Zustrom ausländischer Direktinvestitionen, denn für
ressourcenorientierte Direktinvestitionen sind Marktgröße und Marktwachstum
kein wichtiges Kriterium.
47
Um die entsprechenden Zusammenhänge in den MOE-Staaten zu beleuchten,
wird in den nachfolgenden zwei Tabellen ein Überblick über die Niveaus und
Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts
verschafft, die als
44
Vgl. Cluse, Reinhard, Ausländische Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten Mittel- und
Osteuropas, Freiburg (Rudolf Haufe Verlag) 1999, S. 238
45
Vgl. Delhaes, Karl von, Vom Sozialismus zur Marktwirtschaft, München (Olzog) 2009, S. 7
46
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 139
47
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 68-69

17
Indikatoren für die Entwicklung von Marktgröße und Marktwachstum verstanden
werden sollen.
Länder
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010*
Polen
1,4
3,9
5,3
3,6
6,2
6,8
5,1
1,7
3,5
Tschechien
1,9
3,6
4,5
6,3
6,8
6,1
2,5
-4,1
2,4
Slowakei
4,6
4,8
5,1
6,7
8,5
10,5
5,8
-4,8
4,1
Ungarn
4,1
4,0
4,5
3,2
3,6
0,8
0,8
-6,7
1,1
Rumänien
5,1
5,2
8,5
4,2
7,9
6,3
7,3
-7,1
-1,9
Bulgarien
4,7
5,5
6,7
6,4
6,5
6,4
6,2
-4,9
0,1
Slowenien
4,0
2,8
4,3
4,5
5,9
6,9
3,7
-8,1
1,1
Estland
7,9
7,6
7,2
9,4
10,6
6,9
-5,1
-13,9
2,4
Lettland
6,5
7,2
8,7
10,6
12,2
10,0
-4,2
-18,0
-0,4
Litauen
6,9
10,2
7,4
7,8
7,8
9,8
2,9
-14,7
0,4
Deutschland
0,0
-0,2
1,2
0,8
3,4
2,7
1,0
-4,7
3,6
Osteuropa
4,7
5,5
6,2
6,3
7,6
7,1
2,5
-8,1
1,3
EU-27
1,2
1,3
2,5
2,0
3,2
3,0
0,5
-4,2
1,8
EU-15
1,2
1,2
2,3
1,8
3,0
2,8
0,3
-4,3
1,8
*Prognose
Tabelle 2: Wirtschaftswachstum der MOEL 2002-2010 (in %), eigene Darstellung nach:
Eurostat: Wachstumsrate des realen BIP, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tsieb020
&plugin=1, abgerufen am 21.02.2011
Länder
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Polen
209,6
191,6
204,2
244,4
272,1
311,0
363,2
310,5
Tschechien
80,0
80,9
88,3
100,2
113,7
127,3
147,9
137,2
Rumänien
48,6
52,6
61,1
79,8
97,8
124,7
139,8
117,5
Ungarn
70,9
74,3
82,7
88,6
89,8
100,7
106,4
92,9
Slowakei
36,8
40,6
45,2
49,3
55,1
61,6
67,0
63,1
Slowenien
24,5
25,7
27,1
28,8
31,1
34,6
37,3
35,4
Bulgarien
17,0
18,4
20,4
23,3
26,5
30,8
35,4
35,0
Litauen
15,1
16,5
18,2
20,9
24,0
28,6
32,3
26,5
Lettland
9,9
10,0
11,2
13,0
16,0
21,1
23,0
18,5
Estland
7,8
8,7
9,7
11,2
13,4
15,8
16,1
13,9
Osteuropa
520,2
519,3
568,1
659,5
739,5
856,2
968,4
850,5
Deutschland
2.143
2.163
2.211
2.242
2.327
2.432
2.481
2.397
EU-27
9.950
10.118
10.616
11.072
11.699
12.396
12.493
11.787
EU-15
9.425
9.594
10.043
10.405
10.950
11.525
11.504
10.914
Tabelle 3: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts der MOEL 2002-2009 (in Mrd. EUR), eigene
Darstellung nach: Eurostat: BIP zu Marktpreisen, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/refreshTableAction.do?tab=table&plugin=1&pcode=tec000
01&language=de, abgerufen am 21.02.2011, die Länder wurden nach Jahr 2009 sortiert

18
Wie aus der Tabelle 3 ersichtlich wird, stellt Polen über den gesamten Zeitraum
mit Abstand den größten Binnenmarkt dar, gefolgt von Tschechien und
Rumänien. Das Wirtschaftswachstum und das Nachholpotenzial in diesen
Ländern signalisieren gemäß der oben genannten Market-Size-Hypothese
Gewinnchancen für Direktinvestoren.
In einem stabilen außenwirtschaftlichen Umfeld zeichneten sich
die
osteuropäischen Länder mit einem stetigen Wirtschaftswachstum aus. Wie in
Tabelle 2 zum Ausdruck gebracht wurde, lag das BIP-Wachstum in den
Transformationsstaaten zwischen 2002 und 2007 über den Wachstumsraten
der EU-15-Länder und Deutschland. In allen Ländern wuchs das BIP am
stärksten im Jahr 2007.
Eine große Rolle bei der Gewinnsteigerung spielten die verbesserten
Finanzierungsmöglichkeiten, die für hohe Importe sorgende Binnennachfrage,
das steigende Realeinkommen und die makroökonomische Stabilisierung.
48
Ab 2008 ist einen Rückgang zu beobachten. In Folge der Verschlechterung der
Weltkonjunktur ist das Wirtschaftswachstum im Jahr 2009 enorm eingebrochen.
Besonders stark wurden die baltischen Länder Lettland, Litauen und Estland
betroffen. Grund für den Einbruch ist zum einen die große Exportabhängigkeit
der osteuropäischen Länder und zum anderen die schrumpfende
Inlandsnachfrage. Dazu kommt noch die hohe Kreditabhängigkeit des Konsums
und der Investitionen. Die Kredite wurden bei ausländischen Banken
aufgenommen, die im Verlauf der Finanzkrise ihre Aktivitäten aber verringert
haben.
49
Die Wirtschaft in Mittel- Osteuropa hat sich nach dem massiven Einbruch im
2009 stabilisiert. In Polen, wo das Wirtschaftswachstum auch im Krisenjahr
2009 positiv war, erhöhte sich das Expansionstempo weiter. In der Slowakei
und der Tschechischen Republik ist einen Anstieg der Produktion zu
verzeichnen. Auffällig sind die große Steigung der Nettoexporte und das
48
Vgl. Himmighoffen, Christian, Die politische und wirtschaftliche Entwicklung im Überblick, in Mittel- und
Osteuropa Perspektiven, Jahrbuch 2005/ 2006, Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
(GTZ) GmbH (OWC - Verlag für Außenwirtschaft GmbH) 2005, S. 6­12, hier S. 6-7
49
Vgl. Brenke, Karl/ Dreger Christian, Wochenbericht der DIW: Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung
2009/ 2010, Nr. 1-2/ 2009, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin, S. 10

19
Ausmaß des Lagerabbaus, die im Zuge der Wirtschaftskrise zu verzeichnen
waren. Der Einbruch der in- und ausländischen Nachfrage führte zu einer
Verringerung der Produktion und hatte eine Importeinschränkung zur Folge, die
den Rückgang der Exporte übertraf. Somit haben sich die hohen
Leistungsbilanzdefizite, die als Hauptrisikokomponente eines Landes gelten,
reduziert.
50
Um auch ein Eindruck von der Marktgröße und der Kaufkraft der Bevölkerung
der osteuropäischen Länder zu vermitteln, werden in der nachfolgenden Tabelle
die Werte und die Veränderung der Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit dem Jahr
2001 dargestellt.
Länder
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Slowenien
15800
16800
17300
18700
19700
20700
22100
22800
20700
Tschechien
13900
14400
15200
16300
17100
18200
19900
20200
19200
Slowakei
14900
15700
15800
16400
17400
18500
19000
18800
17200
Ungarn
11700
12600
13000
13700
14200
14900
15600
16200
15300
Estland
9200
10200
11300
12400
13800
15600
17300
17000
15000
Polen
9400
9900
10100
11000
11500
12300
13600
14100
14300
Litauen
8200
9000
10200
10900
11900
13100
14700
15300
12900
Lettland
7700
8400
9000
9900
10900
12200
13900
14100
12200
Rumänien
5500
6000
6500
7400
7900
9100
10400
11700
10900
Bulgarien
5900
6500
7000
7500
8200
9000
10100
10900
:
Deutschland 23100
23600
24200
25200
26300
27500
28900
29000
27400
Osteuropa
10220
10950
11540
12420
13260
14360
15660
16110
13770
EU-27
19800
20500
20800
21700
22500
23700
25000
25100
23600
EU-15
22700
23400
23600
24500
25400
26600
27800
27700
26000
Tabelle 4: BIP pro Kopf in KKS zu Marktpreisen in MOEL, eigene Darstellung nach: Eurostat,
BIP pro Kopf in KKS, auf:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/refreshTableAction.do?tab=table&plugin=1&pcode=tec000
01&language=de, abgerufen am 21.02.2011, die Länder wurden nach Jahr 2009 sortiert
Eine stetig steigende Tendenz des BIP pro Kopf ist bei allen Ländern zu
beobachten. Dabei führt Slowenien über den gesamten Zeitraum die Liste an,
gefolgt von Tschechien und der Slowakei. Polen als das bevölkerungsreichste
Land weist ein relativ niedriges BIP pro Kopf auf. Die hintersten Plätze belegen
Rumänien und Bulgarien. Der Abstand zu Deutschland, der EU-27 und der
50
Vgl. ohne Verfasser, Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr: Differenziertes Bild in den mittel- und
osteuropäischen Mitgliedsländern, in: Institut für Wirtschaftswachstum an der Universität München, ifo
Schnelldienst, 63. Jg., Heft 8/ 2010, S. 25­26, hier S. 26

20
EU-15 ist groß. Bulgarien und Rumänien erreichten noch nicht einmal 50% des
EU-27-Durchschnitts.
3.3
Entwicklung der ausländischen Investitionen in Osteuropa
Tabelle 5 zeigt die Entwicklung des Zuflusses ausländischer Direktinvestitionen
in die mittel- und osteuropäischen Ländern in den Jahren 2002 bis 2009.
Länder
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
kumuliert
Polen
4.123
4.588
12.874 10.293 19.603 23.561 14.689 11.395
101.126
Tschechien
8.482
2.103
4.974
11.653
5.463
10.444 6.451
2.725
52.295
Slowakei
4.142
2.160
3.030
2.429
4.693
3.581
3.411
23.446
Ungarn
51
3.185
1.887
3.633
6.172
5.609
3.956
4.752
1.021
30.215
Rumänien
1.141
2.196
6.436
6.483
11.367 9.921
13.909 6.329
57.781
Bulgarien
923
2.089
3.397
3.916
7.804
12.388 9.795
4.467
44.779
Slowenien
1.659
302
831
577
648
1.514
1.924
7.455
Estland
289
928
958
2.869
1.797
2.725
1.726
1.680
12.972
Lettland
253
304
637
707
1.663
2.322
1.261
72
7.220
Litauen
725
180
774
1.028
1.817
2.015
1.823
348
8.710
Summe
24.922 16.738 37.544 46.127 60.463 72.428 59.742 28.037
346.000
Tabelle 5: Nettodirektinvestitionszuflüsse in die MOEL, 2002-2009 (in Mio. US-$); eigene
Darstellung nach UNCTAD Handbook of Statistics 2010: Foreign direct investment auf:
http://unctadstat.unctad.org/TableViewer/tableView.aspx, abgerufen am 25.02.2011
Die MOE-Staaten verzeichneten in den Jahren 2002 bis 2009 einen
Gesamtzufluss von 346.000 Mio. US-$. Betrachtet man die Entwicklung der DI
im Zeitablauf ist eine steigende Tendenz ersichtlich.
Im Jahr 2003 sind Direktinvestitionsströme jedoch von 24.922 Mio. US-$ auf
16.738 Mio. US-$ stark zurückgegangen. Hauptgrund dafür ist das Ende der
Privatisierungsprozesse in der Tschechische Republik und der Slowakei.
52
51
Aufgrund Fehler in der UNCTAD-Datenbank sind die Zahlen für Ungarn in EUR und von der Deutsch-
Ungarische Industrie und Handelskammer abgerufen, auf:
http://www.ahkungarn.hu/fileadmin/ahk_ungarn/Dokumente/Wirtschaftsinfos/HU/Statistik/INFO_HU_Dire
ktinvestitionen.pdf, abgerufen am 25.02.2011
52
Vgl. Bushkevitch, Alena, Determinants of Foreign Direct Investment Flows in Selected CEE und CIS
countries: An Assessment of Invest Opportunities in Belarus, Diss., Universität St. Gallen, Bamberg
(Difo-Druck GmbH) 2007, S. 48

21
Wie aus der Tabelle ersichtlich wird, sind die ADI nach der EU-Osterweiterung
in 2004 stetig angestiegen. In den Jahren 2008 und 2009 ist ein krisenbedingter
Rückgang zu beobachten. 2009 sind die Zuströme stark eingebrochen und sind
fast auf demselben Niveau wie 2002 gefallen. Weiterhin ist auffällig, dass mit
knapp 193.000 Mio. US-$ etwa 55% der Direktinvestitionen in den MOE-
Staaten allein in den Jahren 2005-2008 erfolgten.
53
Mit gut 101 Mrd. US-$ ist Polen das erfolgreichste Land bei der Akquirierung
ausländischer Direktinvestitionen, gefolgt von Rumänien mit 57,8 Mrd. US-$
und Bulgarien mit 44,8 Mrd. US-$. Litauen und Slowenien belegen die
hintersten Plätze.
3.4
Erfolgsfaktoren für Direktinvestitionen in Osteuropa
Bevor die Erfolgsfaktoren erläutert werden, sind an dieser Stelle die
wesentlichen Risiken, die mit grenzüberschreitenden Investitionen verbunden
sind, darzustellen.
Das Länderrisiko ist der bedeutendste Standortfaktor bei ADI. Unter dem
Länderrisiko werden politische, administrative oder gesellschaftliche Faktoren
verstanden, die einen Einfluss auf die Unternehmensentscheidung für die
Investitionsdurchführung haben. Das Länderrisiko kann zu einer Erhöhung der
Unsicherheit in Bezug auf die
Investitionsplanung oder zu einer
Beeinträchtigung der gegenwärtigen bzw. zukünftigen Tätigkeiten eines
Unternehmens führen. Folglich kann es zu einer Gefährdung oder Zerstörung
eines Direktinvestitionsprozesses kommen. Politische Risiken setzen sich unter
anderem aus den Teilrisiken Krieg, Bürgerkrieg oder innere Unruhen, die
Schädigung oder Gefährdung von Eigentum oder Personal durch gewaltsame
Einflüsse, Generalstreiks, Enteignungen oder Verstaatlichung sowie Risiken auf
politischer Ebene
zusammen.
Diese können zu einer Änderung der
53
Eigene Berechnung

22
institutionellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen,
die wiederrum einen unmittelbaren Einfluss auf Direktinvestitionen haben.
54
Die Länderrisiken waren von hoher Bedeutung für ausländische Investoren in
den MOEL vor allem zum Zeitpunkt des Falls des ,,Eisernen Vorhangs" sowie in
den Jahren direkt danach. Das ökonomische Klima in diesen Ländern war von
einer inneren Instabilität geprägt und führte zu einer Transformationskrise.
55
In
diesem Zusammenhang sind die gewaltsame Entmachtung des rumänischen
Diktators Ceausescu im Dezember 1989, die staatliche Trennung Tschechiens
und der Slowakei zu Beginn des Jahres 1993 sowie die Furcht vor einem
Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien zu nennen.
56
Ein weiterer Aspekt der politischen Stabilität war die fragliche Kontinuität des
Transformationsprozesses von der sozialistischen Planwirtschaft hin zur
demokratischen marktwirtschaftlichen Ordnung. Für ausländische
Direktinvestoren war nicht politische Stabilität per se, sondern Stabilität
innerhalb eines marktwirtschaftlichen Systems entscheidend. So galt die
begonnene Systemtransformation in vielen Ländern lange Zeit keinesfalls als
unumkehrbar. Zu nennen sind Polen, Slowakei, Rumänien und Bulgarien, wo
die Einführung glaubwürdiger Reformschritte nur sehr schleppend vorankam.
57
Die MOE-Staaten wiesen jedoch bereits Mitte der neunziger Jahre ein Maß an
politischer Stabilität auf, das zu Beginn des Transformationsprozess nicht
erwartet wurde. Durch die EU-Erweiterung 2004 und 2007 wurden wichtige
Schritte hinsichtlich der politischen Stabilität gemacht. Bereits vor dem
Beitrittszeitpunkt haben sich in den neuen Mitgliedstaaten stabile Demokratien
und funktionierenden Marktwirtschaft gebildet. Zudem existierte in vielen
Bereichen ein freier Marktzugang für in- und ausländische Unternehmen.
58
Die politische Stabilität eines Landes hängt auch von den allgemeinen
rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Ein sich schnell vollziehender Wandel des
rechtlichen Umfelds kann einen negativen Einfluss auf die
54
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 65
55
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., S. 33
56
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 231-232
57
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 232-233
58
Vgl. Fischer, Matthias Andreas Stefan, Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf die
Wettbewerbstätigkeit von KMU, Diss., Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2006, S. 115-116

23
Direktinvestitionsströme haben, die Rechtsunsicherheit erhöhen und somit die
ausländischen Investoren abschrecken. Die MOEL
waren in den
Transformationsjahren durch eine fehlende Gesetzgebung bzw. mangelnde
Umsetzung gekennzeichnet.
59
Mit dem EU-Beitritt wurde der rechtliche Rahmen an die europäischen
Vorgaben
angepasst und wurden somit sicherere Rechtsverhältnisse
geschaffen, welche die Geschäftstätigkeit mit osteuropäischen Staaten
einfacher gestalten sollten. So wurden etliche Beschränkungen wie
beispielsweise der Erwerb von Unternehmen oder Immobilien durch
ausländische Personen abgeschafft. Auch die Risikoabschätzung aus
rechtlicher Sicht wurde für Investoren überschaubar, da zwischen den meisten
Ländern Doppelbesteuerungsabkommen bestehen.
60
Die Korruption als eine Form der Rechtsunsicherheit kann zu einer negativen
Auswirkung auf die Investitionsentscheidung führen. Im Vergleich zu den
anderen EU-Staaten herrscht in den MOE-Ländern ein hohes Maß an
Korruption.
61
Nach Angaben des so genannten Corruption Perception Index der
unabhängige Organisation Transparency International
liegen die Werte
zwischen 3,8 und 6,6 auf einer Skala, in der 10 für keine Korruption und 0 für
sehr korrupt steht (siehe Anhang A.1, S. 150).
62
Die Zins-, Währungs- und Inflationsrisiken sind ebenfalls von großer Bedeutung
bei der Investitionsstandortwahl. Bei der Beurteilung der monetären Stabilität
können für die MOEL die Kriterien der Europäischen Währungsunion
angewendet werden, da die Länder planen, sich in mittlerer Zukunft auch dem
Euroraum anzuschließen.
63
Die nachfolgenden Angaben über die Zins-, Währungs-
und
Inflationsentwicklung der MOE-Staaten beziehen sich auf den
59
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 234; Detscher, Stefan, a. a. O., S. 35
60
Vgl. Volery, Thierry, Chancen und Problemfelder der Internationalisierung für KMU, in:
Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleibetriebe, Kailer, Norbert/ Pernsteiner, Helmut (Hrsg.), Berlin
(Erich Schmidt Verlag GmbH & Co.) 2006, S. 1-19, hier S. 15
61
Vgl. Oelmann, Anabel, a. a. O., S. 174
62
Vgl. Transparency International: Corruption Perceptions Index 2009, auf:
http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2009/cpi_2009_table, abgerufen am
12.02.2011
63
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., 36-37

24
Konvergenzbericht der Europäischen Zentralbank für den Referenzzeitraum
2008- 2010.
64
Die hohe Inflation hat eine negative Auswirkung auf die
Direktinvestitionsentscheidung ausländischer Unternehmen. Am Anfang des
Transformationsprozesses waren die MOEL durch eine sehr hohe Inflation
gekennzeichnet, wobei Länder wie Rumänien und Bulgarien eine Hyperinflation
hatten.
Die Tabelle mit der Referenzwerten ist im Anhang A.2, S. 151 zu
finden.
65
Der Referenzwert für Zinsstabilität liegt aktuell bei 6,0%. Nur Tschechien und
Bulgarien konnten in dem betrachteten Zeitraum dem Kriterium entsprechen.
Allerdings wurde für Bulgarien 2010 ein Anstieg der langfristigen Zinsen auf
6,9% erwartet.
Die makroökonomische Lage dieser Länder hat sich aber im Laufe der
Zeit deutlich verbessert. Die jährlichen Inflationsraten lagen in den MOEL in den
Jahren 2009 und 2010 zwischen 0,2% und 5,6%. Das so genannte Maastricht-
Kriterium für Preisstabilität mit dem aktuellen Referenzwert von 1,0%
Preissteigerung wurde nur von Estland und Tschechien erfüllt. Alle anderen
Staaten weisen relativ hohe Inflationsraten auf. Über den gesamten Zeitraum
hat Rumänien die höchste Inflationsrate (zwischen 7,9% 2008 und 5,0% 2010).
Aufgrund des dauerhaften Einflusses auf die Erlöse, Kosten und Gewinne
ausländischer Unternehmen kann der Wechselkurs eine
Bestimmungsdeterminante für internationale Direktinvestitionen sein.
Verschiedene Wechselkursschwankungen können ADI sowohl negativ als auch
positiv beeinflussen. Eine reale Abwertung führt zu einer Kostensenkung und
erhöht somit die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte. Allerdings bewirkt eine
reale Abwertung Kostensteigerungen für die importierten Vorleistungen. Eine
reale Abwertung fördert jedoch den Zustrom ausländischer Direktinvestitionen
in ein Land.
66
64
Vgl. Europäische Zentralbank: Konvergenzbericht Mai 2010, auf:
http://www.ecb.int/pub/pdf/conrep/cr201005de.pdf, S. 35­40, abgerufen am 12.02.2011
65
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 248
66
Vgl. Cluse, Reinhard, a. a. O., S. 72-73

25
Im Rahmen des so genannten Wechselkursmechanismus II darf die Währung
eines Landes nicht mehr als 15% gegenüber einem Paritätskurs mit dem Euro
über einen Zeitraum von zwei Jahren schwanken.
67
Der Eurozone sind
Slowenien (2007), die Slowakei (2009) und Estland (2011) beigetreten.
68
In den
restlichen mittel- und osteuropäischen Ländern war eine starke Abwertung der
heimischen Währungen gegenüber dem Euro in 2009 zu beobachten. Am
stärksten wurden der polnische Zloty (23,2%) gefolgt vom rumänischen Leu
(15,1%) abgewertet. Nach dem Einbruch der Währungen wurde für 2010 eine
Aufwertung erwartet.
69
Bei grenzüberschreitenden Investitionen bestehen Risiken auch hinsichtlich der
Kultur, sei es die national vorherrschende Kultur oder die Unternehmenskultur.
Obwohl die MOEL kulturell affiner sind als ostasiatische Länder wie China,
dürfen diese potenziellen Unterschiede nicht unterschätzt werden. Um diese
Risiken effizient zu managen, ist eine interkulturelle Kompetenz der
Unternehmer und der Führungskräfte gefordert.
70
Verschiedene Investitionsanreize können die Attraktivität eines Landes für
ausländische Direktinvestoren erhöhen. Sie werden von einigen Autoren und
Organisationen für Maßnahmen eines Gastlandes gehalten, um gezielt
ausländische Investoren anzulocken.
Investitionsanreize sind darauf
ausgerichtet, potentielle Standortnachteile oder denkbare Risiken aufzuheben
und werden in folgende Formen unterteilt:
Fiskalische Anreize: Sie sind weltweit die gebräuchlichsten und
beinhalten beispielsweise Steuervergünstigungen, Steuerbefreiungen,
Steuerstundung, Verlustvortrag, schnelle Abschreibungsverfahren etc.
Finanzielle Anreize: Das sind meist Garantien oder subventionierte
Kredite seitens der Regierung, den Bundesländern oder der einzelnen
Städte.
67
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O.,S. 38
68
Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland: Die Europäische Union und die Eurozone im Zeitverlauf, auf:
http://www.eds-destatis.de/de/publ/download/de_accession.pdf, abgerufen am 25.02.2011
69
Vgl. Detscher, Stefan, a. a. O., 38
70
Vgl. Volery, Thierry, Chancen und Problemfelder der Internationalisierung für KMU, in:
Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleibetriebe, Kailer, Norbert/ Pernsteiner, Helmut (Hrsg.), Berlin
(Erich Schmidt Verlag GmbH & Co.) 2006, S. 1-19, hier S. 16

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783842835047
DOI
10.3239/9783842835047
Dateigröße
3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Regensburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2012 (Juli)
Note
1,0
Schlagworte
bulgarien direktinvestition auslandsverschuldung haushaltssanierung staatsverschuldung
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Titel: Chancen und Risiken bei grenzüberschreitenden Investitionen in Osteuropa am Beispiel Bulgarien
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