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Printmedien in Nicaragua

©2011 Bachelorarbeit 44 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ich habe das Thema (Print-) Medien in Nicaragua anlässlich meines einmonatigen Aufenthalts dort gewählt. Da ich während dieser Zeit bei meinem Onkel, der Botschafter für Österreich ist, gewohnt habe, bekam ich zwangsläufig einiges von der Politik des Landes mit. Man wird überall mit Geschichte konfrontiert, vor allem die Revolution von 1979 ist allgegenwärtig. An den Hauswänden sieht man oft Parolen wie: ‘Viva Nicaragua! Viva Daniel! Viva la Revolucion!’, es gibt kaum einen Laternenmast – der Standort kann noch so abgelegen sein – an dem nicht das schwarz-rote Zeichen der jetzigen Regierungspartei FSLN (Frente Sadinista de Liberacion Nacional) prangt. Nicaragua ist ein Land, in dem viele Missstände herrschen, doch trotzdem sind die Einwohner stolz auf ihre Heimat und ihre Geschichte.
Man kann sagen, Historie ist lebendig: Ganz anders als bei uns in Österreich, wo Geschehnisse der letzten zwanzig bis dreißig Jahren in der Schule trocken auswendig gelernt werden, beschäftigen sich auch die Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten mit dem Thema Geschichte und Politik. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass es in Nicaragua keinen Status Quo gibt, mit dem die Mehrheit zufrieden ist. Die Regierung wird ständig kritisiert und ihre Handlungen werden mit Argusaugen verfolgt. Im Ausland herrscht die Meinung vor, dass die führende Partei, die FSLN, eine neue Diktatur aufbauen wolle – nachdem sie die alte 1979 gestürzt hatte. Doch nicht nur im Ausland gibt es zahlreiche Regimegegner, auch die nationalen Medien in Nicaragua stehen dem Staatspräsidenten Daniel Ortega alles andere als wohlgesonnen gegenüber. Berüchtigt ist die Feindschaft zwischen der Tageszeitung La Prensa und dem ersten Mann im Staat. Das Spannungsfeld Medien und Politik bildet den Schwerpunkt meiner Arbeit, da es in Nicaragua eine enorm große Rolle spielt. Es besteht eine große Wechselwirkung zwischen den beiden Feldern. Politiker sind auf mediale Berichterstattung angewiesen, nicht nur um die eigene Person zu inszenieren, sondern vor allem um mit dem Volk zu kommunizieren. Öffentlichkeit ist der Grundstein einer Demokratie, Politik muss Zustimmung unter den Bürgern finden um erfolgreich zu sein und setzt somit auf positive Berichterstattung. Auch Medien stehen in Abhängigkeit zur Politik, denn sie sind darauf angewiesen, dass ihnen Themen dargeboten werden. Natürlich muss der passende institutionelle Rahmen zur freien Entfaltung von öffentlichem Diskurs […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Anna Strohdorfer
Printmedien in Nicaragua
ISBN: 978-3-8428-3003-5
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Universität Wien, Wien, Österreich, Bachelorarbeit, 2011
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

Anna Strohdorfer 0908891
Bakkalaureats-Seminararbeit
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
3
2. Geschichte
5
2.1. Landesgeschichte
6
2.2. Geschichte der Presse
10
3. Soziale Lage
11
3.1. Aufgaben von Journalismus
11
3.2. Armut und Analphabetismus in Nicaragua
12
3.3. Gratiszeitungen
14
4. Medienfreiheit
16
4.1. Professionalität und Parteizugehörigkeit
16
4.2. Chamorro ­ Clan
18
4.3. La Prensa
21
4.4. Journalistische Arbeitsbedingungen
25
5. Kommunikationspolitik der Gegenwart
30
6. Allgemeine Daten zur Medienlandschaft
33
7. Abstract
36
8. Bibliographie
39

Anna Strohdorfer 0908891
Bakkalaureats-Seminararbeit
1. Einleitung
Ich habe das Thema (Print-) Medien in Nicaragua anlässlich meines einmonatigen Aufenthalts
dort gewählt. Da ich während dieser Zeit bei meinem Onkel, der Botschafter für Österreich
ist, gewohnt habe, bekam ich zwangsläufig einiges von der Politik des Landes mit. Man wird
überall mit Geschichte konfrontiert, vor allem die Revolution von 1979 ist allgegenwärtig. An
den Hauswänden sieht man oft Parolen wie: ,,Viva Nicaragua! Viva Daniel! Viva la Revolu-
cion!", es gibt kaum einen Laternenmast ­ der Standort kann noch so abgelegen sein ­ an dem
nicht das schwarz-rote Zeichen der jetzigen Regierungspartei FSLN (Frente Sadinista de Li-
beracion Nacional) prangt. Nicaragua ist ein Land, in dem viele Missstände herrschen, doch
trotzdem sind die Einwohner stolz auf ihre Heimat und ihre Geschichte.
Man kann sagen, Historie ist lebendig: Ganz anders als bei uns in Österreich, wo Geschehnis-
se der letzten zwanzig bis dreißig Jahren in der Schule trocken auswendig gelernt werden,
beschäftigen sich auch die Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten mit dem Thema Ge-
schichte und Politik. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass es in Nicaragua keinen
Status Quo gibt, mit dem die Mehrheit zufrieden ist. Die Regierung wird ständig kritisiert und
ihre Handlungen werden mit Argusaugen verfolgt. Im Ausland herrscht die Meinung vor, dass
die führende Partei, die FSLN, eine neue Diktatur aufbauen wolle ­ nachdem sie die alte 1979
gestürzt hatte. Doch nicht nur im Ausland gibt es zahlreiche Regimegegner, auch die nationa-
len Medien in Nicaragua stehen dem Staatspräsidenten Daniel Ortega alles andere als wohlge-
sonnen gegenüber. Berüchtigt ist die Feindschaft zwischen der Tageszeitung La Prensa und
dem ersten Mann im Staat. Das Spannungsfeld Medien und Politik bildet den Schwerpunkt
meiner Arbeit, da es in Nicaragua eine enorm große Rolle spielt. Es besteht eine große Wech-
selwirkung zwischen den beiden Feldern. Politiker sind auf mediale Berichterstattung ange-
wiesen, nicht nur um die eigene Person zu inszenieren, sondern vor allem um mit dem Volk
zu kommunizieren. Öffentlichkeit ist der Grundstein einer Demokratie, Politik muss Zustim-
mung unter den Bürgern finden um erfolgreich zu sein und setzt somit auf positive Berichter-
stattung. Auch Medien stehen in Abhängigkeit zur Politik, denn sie sind darauf angewiesen,
dass ihnen Themen dargeboten werden. Natürlich muss der passende institutionelle Rahmen
zur freien Entfaltung von öffentlichem Diskurs durch die Regierung gewährt werden. Stim-
men Gerüchte um Sabotageakte der FSLN gegenüber namhafter Tageszeitungen, ist dies in
Nicaragua wohl kaum der Fall. Womit ich zu meinem nächsten Punkt komme, den Umstän-
den unter denen die Presse dort arbeitet. Ich werde auf verschiedene Aspekte eingehen, wie

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Reichweite der Zeitungen in Bezug auf Armut und Analphabetismus, Medienfreiheit und Par-
teiabhängigkeit.
Ein weiterer Grund für meine Themenwahl war die Faszination die vom Chamorro Clan aus-
geht. Die größte Zeitung Nicaraguas La Prensa ist sozusagen ein Familienunternehmen, der
wirtschaftliche und politische Einfluss der Chamorros enorm. Politisch hat sich die Familie
gespalten ­ die liberale La Prensa und ihre Redakteure usw. sind anti-sandinistisch, während
aber auch einige Mitglieder überzeugte Anhänger der FSLN sind.
Ich hoffe mit meiner Arbeit das Ziel zu erreichen, dass sich der Leser selbst ein differenziertes
Bild zur Lage von Printmedien in Nicaragua bilden kann. Deswegen baue ich in meine Arbeit
zwei Perspektiven ein. Knapp zusammengefasst steht auf der einen Seite die Meinung, dass
die aktuelle Regierung die Medien sabotiert und in der freien Berichterstattung hemmt. Ande-
rerseits gibt es die zweite Perspektive, die von einer Anti-Ortega- Strategie der nationalen und
internationalen Medien ausgeht. Demnach würde die demokratiepolitische Situation in Nica-
ragua in der Presse verzehrt dargestellt werden.

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Übersicht
Zu Beginn der Arbeit hier eine Übersicht über die wichtigsten Personen und Eckdaten in der
Geschichte und Gegenwart Nicaraguas. Diese soll zum besseren Verständnis beitragen, da
viele Namen ­ vor allem innerhalb des Chamorro Clans ­ sich ähneln oder nur an einem
Punkt der Arbeit näher erläutert werden.
Sandinisten / FSLN (Frente Sandinista de Liberacíon Nacional)
Die politisch links orientiert (nahe am Kommunismus) Partei ist hervorgegangen aus
der
revolutionären Guerillaorganisation.
General Augusto César Sandino (1895 - 1934)
war Führer des Widerstands gegen die US ­ Besatzung und ist heute Nationalheld.
Anastasio Somoza García (1896
­
1956)
war Patriarch des Somoza-Clans und Diktator (1937 ­ 1947 bzw. 1950 ­ 1956)
Seine Söhne Luís Somoza Debayle, Anastasio Somoza Debayle führten Diktatur
weiter.
Revolution 1979
Die Sandinisten ­ in Form einer Guerillagruppe organisiert, stürzten das diktatorische
Regime des Somoza-Clans.
Daniel Ortega
(geboren
1945)
ist amtierender Präsident und war zuvor schon 1985 ­ 1990 im Amt. Er zählt zu den
Sandinisten und ist Führer der FSLN.
La Prensa
ist die wichtigste Tageszeitung in Nicaragua (neben El Nuevo Diario) und pflegt seit
Jahren aufgrund ihrer anti-sandinistischen Blattlinie eine Tiefe Feindschaft zur Regie-
rung
Daniel
Ortegas

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Bakkalaureats-Seminararbeit
Violeta Barrios de Chamorro (geboren 1929)
ist eine ehemalige Sandinistin, die ihre politische Linie grundlegend änderte (anti-
sandinistisch) und von 1990 bis 1996 Präsident von Nicaragua war. Während ihrer
Amtszeit
wurde
La Prensa zur wichtigsten Tageszeitung des Landes.
Pedro Joaquín Chamorro Cardenal (1924 ­ 1978)
ist der verstorbene Ehemann von Violeta Chamorro. Er war Herausgeber von La
Prensa unter der Somoza Diktatur und wurde in Folge seiner Regierungskritik ermo-
det.
Carlos
Fernando
Chamorro
ist Inhaber des Medienforschungszentrums Cinco und Herausgeber der Wochenzei-
tung
Confidencial. Früher war er Sandinist, heute ist der gefeierte Journalist ein Re-
gimegegner.
Medienkrieg
Auf der einen Seite stehen die konservativen Mächte (USA, La Prensa, etc.) auf der
anderen die politisch Linke (FSLN).
2.1.
Landesgeschichte
Die ersten Europäer kamen 1502 nach Nicaragua; 20 Jahre später erreichte eine spanische
Entdeckungsmission die südliche Küste des Lago de Nicaragua. Es folgte die Kolonisierung
und die Gründung der Städte Granada und León, die sich in zwei komplett gegensätzliche
politische Richtungen entwickelten. In Granada, der reichen Kolonialstadt, wurde die konser-
vative Partei gegründet. Ihre Unterstützung galt der wohlhabenden Schicht und der katholi-
schen Kirche. León hingegen entwickelte zum Zentrum der politischen Elite, diese bestand
aus Anhängern des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus. Sie waren die Vertreter der
Kaufmänner, der Kleinbauern und ihre Forderung schloss die Öffnung der Märkte mit ein.
(vgl. Press Reference, 2011)
Nach 297 Jahren erlangte Nicaragua am 15. September 1821 die Unabhängigkeit vom Mutter-
land Spanien. Im Oktober beschloss man in Léon, der zweitgrößten Stadt Nicaraguas, dass
das Land Teil des Mexikanischen Imperiums werden sollte, während man in Granada eine
lokale zentralamerikanische Regierungsstelle gründete. Es kam zu erheblichen Spannungen
zwischen den zwei Städten, da beide sich zur Hauptstadt erklärten. Schließlich ernannte man

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Managua als neue Hauptstadt. Der aus Nordamerika stammende William Walker wurde von
der liberalen Partei zur Hilfe gerufen und intervenierte in den Konflikt, 1856 übernahm er die
Präsidentschaft. Sein Ziel war es Nicaragua und die Nachbarländer unter die Gewalt der USA
zu bringen. Dieses Vorhaben führte dazu, dass sich die Konfliktparteien Nicaraguas vorerst
verbündeten und Walkers Söldner bekämpften. Am 14. September kam es zur Entscheidungs-
schlacht in der Nähe der Hacienda San Jacinto nördlich von Managua, bei der Nicaragua mit
Hilfe der Zentralamerikanischen Streitmächte den Sieg davontrug. ,,Der Sieg kam für Nicara-
gua überraschend da die Gegner bessere Waffen besaßen." (Engler-Hamm, 2009) Walker kam
vor Gericht und wurde 1860 von honduranischen Truppen erschossen.
Für die nächsten 30 Jahre lag die Herrschaft in den Händen der wohlhabenden Familien aus
Granada bis 1893 der konservative Präsident von einer liberalen Bewegung unter General
José Santos Zelaya gestürzt wurde. Der General tat viel für die Modernisierung des Landes
und 1893 setzte er eine neue Verfassung auf, die den Bewohnern des Landes im Sinne von
Freiheit und Gleichheit Grundrechte wie Meinungsfreiheit zusprach. Als es jedoch 1909 zu
Sympathisierungsversuchen mit Japan kam, wurde er mithilfe von US Marines gestürzt.
Mit Unterstützung der USA in Form von Millionenkrediten ­ im Gegenzug bekamen sie die
Kontrolle über die Zolleinnahmen - etablierte sich General Juan Estrada als neuer Präsident.
Estradas Politik ging anscheinend auch nicht konform mit den Vorstellungen der USA, denn
am 4. August 1911 wurden US-Truppen nach Nicaragua entsandt um Ordnung zu sichern und
Adolfo Díaz als neues Staatsoberhaupt einzusetzen. Es folgten immer mehr Probleme, als
1917 Emiliano Chamorro im Amt war, forderte Díaz weitere US-Truppen an um ihm wieder
in die Präsidentschaft zu helfen.
1927 entflammte ein weiterer Streit zwischen Konservativen unter US-Führung und Liberalen
unter der Führung von General Augusto Sandino. 1933 zogen die USA ihre Truppen ab,
nachdem sie ihren Vertrauten Anastasio Somoza Garcia mit dem Oberbefehl über die neue
Nationalgarde ausgestattet und dessen Onkel Juan Bautista Sacasa zum Präsidenten gemach-
ten hatten. Nach dem Abzug legten Sandino und seine Männer die Waffen nieder; der heutige
Nationalheld Nicaraguas wurde am 12. Februar 1934 in einem Hinterhalt Somozas getötet.
Drei Jahre später übernahm Somoza, nach einem Putsch gegen die Regierung, die Herrschaft
und seine Familie baute bis 1979 mithilfe dubioser Methoden das größte Imperium Latein-
amerikas auf. Offiziell behielt man zwar das Mehrparteiensystem bei, doch eine Opposition
hatte aufgrund der Unterdrückung durch die Nationalgarde keine Chance. Der Somoza-Clan

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häufte in dieser Zeit ein enormes Vermögen an - inklusive Landbesitz von der Größe El Sal-
vadors. Die ständige Korruption und der Machtmissbrauch des Regimes führten zu einem
Bürgerkrieg. Der folgende Sieg der Nicaraguanischen Revolution führte dazu, dass der dama-
lige Präsident Anastasio Somoza Debayle am 17. Juli 1979 in die USA fliehen musste.
Die Sandinisten übernahmen die Macht, die Mitglieder der ,,Junta des Nationalen Wiederauf-
baus" waren: Daniel Ortega (Präsident), Autor Sergio Ramirez, Physikprofessor Dr Moises
Hassan und Violeta Barrios de Chamorro (siehe Der Chamorro Clan). (Vgl. Arghi-
ris/Leonardi, 2008: 30) Die neue Regierung übernahm ein von Armut geplagtes Land mit ho-
hen Obdachlosen- und Analphabetenraten und einem mangelhaften Gesundheitssystem Die
FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional), wie sich die sandinistische Partei später
nannte, verfolgte zunächst ein demokratisches Programm und förderte das Gesundheitswesen,
das Schulwesen sowie die Frauenrechte. Das Land des Somoza-Clans wurde verstaatlicht und
landwirtschaftliche Genossenschaften wurden gegründet.
,,From the U.S. point of view, the Sandinista victory turned Nicaragua into a
teetering domino poised to fall onto the rest of Central America. In this scena-
rio, one communist nation would topple neighboring ,democratic` regimes ul-
timately turning the ,backyard` of the United States into one large swath of
communism." (McCleary, 2011)
Zum ersten Mal mussten sich die USA wirklich sorgen um ihren Einfluss in Mittelamerika
machen. Infolgedessen waren 1980er geprägt von dem Versuch Reagans das als kommunis-
tisch bezeichnete Regime zu stürzen. Der US-Präsident reagierte in einer seiner ersten Amts-
handlungen auf diese ,,Gefahr": Entwicklungshilfe an Nicaragua wurde unterbunden, dafür
setzte er 10 Millionen US-Dollar zur Organisation der anti-revolutionären Contra-Bewegung
ein. Die USA rekrutierten nicaraguanische Bauern unter falschen Versprechungen mit dem
Ziel der Zerstörung der gesamten Infrastruktur Nicaraguas. Zur Verteidigung mussten die
Sandinisten einen großen Teil der staatlichen Ressourcen verwenden. Der grausame Bürger-
krieg, der daraufhin folgte, kostete über 50 000 Menschen das Leben. Für diese militärischen
Aktionen verurteilte der europäische Gerichtshof die USA später zu einer Strafe für direkte
und indirekte Teilnahme. Die USA verweigerten die Zahlung.
Bei den Wahlen 1984 setzte sich Daniel Ortega, Führer der Sandinisten als Sieger durch. Die
USA erließen daraufhin ein fünfjähriges Handelsembargo, das die Wirtschaft Nicaraguas er-
stickte. Obwohl der US-Kongress einige Gesetzesentwürfe zur Einstellung der Finanzierung
einreichte, dauerte die Unterstützung der Contras an bis der sogenannte Irangate Scandal auf-

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flog. Die CIA hatte dem Iran illegal Waffen zu überhöhten Preisen verkauft und den Profit
den Contras bereitgestellt. (vgl. McCleary, 2011)
In den 1990er kam zu einer Vertrauenskrise des Volkes in die Regierung, da sich die FSLN
weigerte, dubiose Geschäfte von einigen Führungskadern zu hinterfragen. Die Enttäuschung
der Bevölkerung führte zu einem Wahlsieg des antisandinistischen Wahlbündnis UNO (Unión
Nacional Opositora) mit Violetta Chamorro als neuer Präsidentin. Sie verkündete das Ende
der Kämpfe und Amnestie für politische Verbrechen; ihre Anliegen waren die Festigung von
demokratischen Strukturen, die Reduzierung der militärischen Kräfte, die Privatisierung staat-
licher Unternehmen und die Pressefreiheit.
Doch auch während dieser Zeit waren die Sandinisten in der Nationalversammlung stark ver-
treten; sie kontrollierte auch weiter die Streitkräfte und die Gewerkschaften. Ortega kandidier-
te 1996 erneut für das Präsidentenamt als ,,Mann der [politischen] Mitte" (McCleary, 2008)
und entschuldigte sich öffentlich für die sandinistischen Exzesse. Als Wahlsieger ging aller-
dings Arnoldo Alemán, antikommunistischer ehemaliger Bürgermeister von Managua, hervor.
Alemán verließ das Amt in Folge von Korruptionsskandalen 2001, sein Nachfolger wurde
Vize-Präsident Enrique Bolaños.
Bei den Wahlen 2006 konnte sich die FSLN schließlich wieder durchsetzen und der ehemali-
ge Guerilla-Führer und erster Staatschef der Revolution, Daniel Ortega, wurde erneut Präsi-
dent.
Die Beschäftigung mit der Geschichte eines Landes ist enorm wichtig, um politische Struktu-
ren der Gegenwart und die darin ablaufenden komplexen Prozesse zu verstehen. Wichtig ist
bei der Historie Nicaraguas, dass das Land immer um seine Unabhängigkeit kämpfen musst.
Zuerst war es der Gegner Spanien und bis jetzt heute sind es die USA, die Nicaragua ­ wie
Costa Rica ­ unter ihre Kontrolle bringen wollen.

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2.2.
Geschichte der Presse
(vgl. McCleary, 2008)
Um 1450 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern, mit diesem
Zeitpunkt begann der Siegeszug des Buchdrucks um die Welt. Erst 1829, also ziemlich spät
nach lateinamerikanischen Standards, erreichte die erste Druckpresse Granada. Um nicht von
ihrem Rivalen im Kampf um die politische und kulturelle Vormacht ausgestochen zu werden,
begann 1833 auch in León eine Presse zu arbeiten. Wenig später hatten auch die nächste drei
größeren Städte Druckmaschinen. Als erste Zeitung erschien Gaceta de Nicaragua im August
1830, die zweite, La Opinión Pública, folgte 1833. Diese ersten Zeitungen waren kleinforma-
tig und bestanden oft nur aus ein paar Seiten abgedruckter Gesetze und Verordnungen. Nach
1840 verbesserten eingefügte Essays, Leitartikel und Lyrik die Qualität und den Umfang. Zur
selben Zeit begann die geistige Elite Nicaraguas Breitseiten zu veröffentlichen um hauptsäch-
lich politische Informationen zu verbreiten. Bibliotheken waren damals nicht öffentlich und
nur die Oberschicht des Staates hatte Zugriff auf gedrucktes Material und somit die Chance
auf Bildung.
Unter der Herrschaft des Somoza-Clans (1937 - 1979) führten JournalistInnen ein gefährli-
ches Leben ­ viele von ihnen wurden sogar getötet. Offensichtlich spielte die Pressefreiheit in
der Somoza Ära keine große Rolle. Die Nummer von Tageszeitungen sank von neun im Jahr
1950 auf vier 1972. JournalistInnen, die es wagten die Nationalgarde zu kritisieren, mussten
mit brutalen Konsequenzen rechnen. Die strenge Diktatur führte zwangsläufig zu einer star-
ken Opposition. La Prensa, unermüdlicher Regimegegner, wurde oft zensiert und musste kri-
tische Nachrichten mithilfe von Radio Sandino verbreiten. Somoza hatte seine eigene Zeitung,
Novedades, und pries Medien an, die von Familie und Freunden kontrolliert wurden.
1972 zerstörte ein Erdbeben die Hauptstadt Managua und markierte den Beginn vom Ende der
Diktatur. Der Großteil der Auslandshilfe wanderte während dieser Zeit in die Taschen der
Somoza-Familie; man ging soweit, dass man gespendetes Blut an die Erdbebenopfer verkauf-
te. Nach dem Erdbeben gab es nur mehr zwei Tageszeitungen: La Prensa und Novedades.
Auslöser für eine blutige Revolution war der Mord an Pedro Chamorro Cardenal, dem Chef-
redakteur von La Prensa. Als Sieger der Auseinandersetzung nahmen die Sandinisten 1979
die Macht an sich und etablierten daraufhin einen staatlichen Apparat zur Kontrolle der Me-
dien.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783842830035
DOI
10.3239/9783842830035
Dateigröße
743 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Wien – Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Erscheinungsdatum
2012 (April)
Note
1,0
Schlagworte
nicaragua medien politik ortega zeitung
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Titel: Printmedien in Nicaragua
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book preview page numper 10
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