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Fundamentale vs. Charttechnische Aktienanalyse

©2011 Diplomarbeit 85 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Gerade wegen ihrer ergiebigen Renditechance und steigender Publicity wird die Anlage in Aktien von immer mehr privaten Anlegern als Investitionsmöglichkeit favorisiert. Um ein fundiertes Wissen für diese spezielle Anlage zu erwerben, müssen Unternehmen analysiert und Aktienkurse verglichen werden. Gerade die neuen Medien wie das Internet oder immer besser werdende Quellen aus Fachliteratur aber auch neue Gesetzte, die mehr Einsichtigkeit der Jahresabschlüsse von Unternehmen ermöglichen, garantieren dem Privatanleger eine Informationskompetenz, mit der er dem professionellen Anleger in nichts mehr nachsteht und am Markt partizipieren kann. Damit der Analyst nicht einer Flut von Eindrücken und Fachterminologien ausgeliefert ist und auf Grund von Informationsüberfluss und Anglizismen den erwarteten Gewinn verpasst, ist es notwendig sich in dieses spezielle, aber sehr interessante Thema einzuarbeiten. Ebenso ist es relevant den Überblick zu behalten um Entscheidungen auf der Grundlage von sachlichen Prognosen und nicht durch Anstoß von überspitzten Behauptungen zu treffen.
Eine Begründung für eine Anlage in Aktien, neben dem Interesse am volkswirtschaftlichen Markt oder an den Unternehmen und ihren Anteilen, ist wie erwähnt die Renditechance. Im Gegensatz zu einem Tagesgeldkonto hätte ein Anleger mit einer langfristigen Anlage in den Dax von 1000 Euro im Jahr 1987 bis zum Jahr 2007 eine Rendite von 3670 Euro erhalten. Ein Tagesgeldkonto mit durchschnittlichem Zinssatz von 2,5% hätte nur um die 1600 Euro abgeworfen. Eine andere Sicht der Geldanlage bezieht sich auf kurzfristige Spekulationen am Aktienmarkt, mit denen sich das angelegte Geld vermehren lässt. Hierzu ist eine fundierte Einarbeitung in die Vorhersagen noch ausschlaggebender, um keine Verluste zu erleiden. Es gibt verschiedenste Gründe die hinter einer Entscheidung stehen, sein Geld am Aktienmarkt anzulegen. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist jedoch, ob die Chancen die Risiken übersteigen und welche Methoden es gibt, um seine Prognosen sowie seine Anlagechancen zu perfektionieren.
Die Frage, die mit dieser Arbeit beantwortet werden soll, lautet dementsprechend: Sind Aktienkurse vorhersagbar und wenn ja, sollte eher auf die fundamentale oder charttechnische Aktienanalyse zurückgegriffen werden? Fundamentalisten gehen davon aus, dass Kursschwankungen nur demjenigen ein Rätsel sind, der die Gründe nicht kennt. Aus ihrer Sicht, lassen sich sämtliche Bewegungen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Oliver Frankrone
Fundamentale vs. Charttechnische Aktienanalyse
ISBN: 978-3-8428-2938-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Zugl. Universität der Bundeswehr München, München-Neubiberg, Deutschland,
Diplomarbeit, 2011
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2012

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1.
Einleitung
2.
Technische Aktienanalyse
2.1
Historie
2.2
Philosophie
2.3
Konstruktion von Charts
2.3.1 Balkenchart
2.3.2 Kerzen- und Linienchart
2.3.3 Point&Figure Chart
2.3.4 Arithmetische oder Logarithmische Skalierungen
2.4
Grundkonzept des Trends
2.4.1 Klassifikationen eines Trends
2.4.2 Unterstützungen und Widerstände
2.4.3 Die Kanallinie
2.4.4 Kurslücken
2.5
Dow-Theorie
2.6
Chartformationen
2.6.1 Kopf-Schulter-Umkehrformation
2.6.2 Die inverse und fehlgeschlagene Kopf-Schulter-Formation
2.6.3 Doppel-Spitzen und Doppel-Böden
2.6.4 V- und Untertassen-Formation
2.7
Fortsetzungsformationen
2.7.1 Dreiecke
2.7.2 Flaggen und Wimpel
2.7.3 Rechteck-Formation
2.8
Ermittlung eines Kursziels
2.9
Elliott-Wellen-Theorie
2.9.1 Historie
2.9.2 Korrekturwellen
2.9.3 Fibonacci-Zahlen als Grundlage des Wellenprinzips
2.10 Analyse der beschriebenen Techniken
3.
Fundamentale Aktienanalyse
3.1
Kennzahlen

3.1.1 Eigenkapitalquote
3.1.2 Verschuldungsgrad
3.1.3 Kurs-Gewinn-Verhältnis
3.1.4 Cash-Flow
3.1.5 Innerer Wert
3.2
Theoretische Modelle
3.2.1 Dividenden-Diskontmodell
3.2.2 Residualgewinnansatz
3.2.3 Das Ohlson-Modell
3.3
Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF)
3.3.1 WACC-Ansatz
3.3.2 Total Cash-Flow-Ansatz
3.3.3 Adjusted-Present-Value-Ansatz (APV)
3.3.4 Nettoverfahren
3.4
Ertragswertverfahren
3.4.1 Ertragsgrößen
3.4.1.1 Netto-Cash-Flows
3.4.1.2 Netto Ausschüttung
3.4.1.3 Einzahlungsüberschüsse
3.4.1.4 Netto Einnahmen (Einnahmenüberschüsse)
3.4.1.5 Periodenerfolge (Ertragsüberschüsse)
3.4.2 Kapitalisierungszins im Ertragswertverfahren
3.5
Marktorientierte Unternehmensbewertung
3.5.1 Das Bewertungsmodell
3.5.2 Ablauf der Multiplikatorbewertung
3.5.3 Eigenschaften geeigneter Indikatoren
3.5.4 Bewertung bei Börseneinführung
3.5.5 Auswahl der Peer Group
3.6
Auswahl der Aktien
3.6.1 Selection-Modell von Markowitz
3.6.2 Untersuchung des Selection-Modells
3.7
Beurteilung der Volkswagen AG
4.0
Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Webseitenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Balkenchart ... 10
Abbildung 2: Linienchart ... 11
Abbildung 3: Point&Figure Chart ... 13
Abbildung 4: Widerstands- und Unterstützungslinien ... 17
Abbildung 5: Kanallinie ... 19
Abbildung 6: Kurslücke ... 20
Abbildung 7: Schulter-Kopf-Schulter-Formation ... 25
Abbildung 8: Doppel-Spitze ... 28
Abbildung 9: Untertassen-Formation... 29
Abbildung 10: symmetrisches Dreieck ... 31
Abbildung 11: Flaggen und Wimpel Formationen ... 33
Abbildung 12: Rechteck-Formation... 34
Abbildung 13: Elliott-Wellen-Theorie ... 36
Abbildung 14: VW Aktie Mai 2010 - Mai 2011 ... 40
Abbildung 15: Trendverläufe ... 41
Abbildung 16: Schulter-Kopf-Schulter-Formation ... 42
Abbildung 17: Fehlgeschlagene Flaggenformation ... 43
Abbildung 18: Kurs-Gewinn-Verhältnis der Dax Werte ... 47
Abbildung 19: Ablauf der Multiplikatorbewertung ... 67
Abbildung 20: Aktienvergleich ... 72
Abbildung 21: Vergleich Volkswagen mit Peer Group ... 74
Abbildung 22: Kennzahlen Volkswagen ... 75

Abkürzungsverzeichnis
APV
Adjusted-Present-Value
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsüberwachung
Dax
Deutscher Aktienindex
CAPM
Capital Asset Pricing Model
EBIT
Earnings Before Interests and Tax
EBITDA
Earnings Before Interests and Tax, Depreciation and Amortisation
HGB
Handelsgesetzbuch
FTE
Flow to Equity
IAS
International Accounting Standards
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
US GAAP
Amerikanische Generally Accepted Accounting Principles
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
DVA/SG
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung und die
Schmalenbach-Gesellschaft
DCF
Discounted-Cash-Flow
OFCF
Operating free Cash-Flow
WACC
Weighed Average Cost of Capital
WphG
Wertpapiergesetz

1. Einleitung
Gerade wegen ihrer ergiebigen Renditechance und steigender Publicity wird die Anlage
in Aktien von immer mehr privaten Anlegern als Investitionsmöglichkeit favorisiert.
Um ein fundiertes Wissen für diese spezielle Anlage zu erwerben, müssen Unternehmen
analysiert und Aktienkurse verglichen werden. Gerade die neuen Medien wie das Inter-
net oder immer besser werdende Quellen aus Fachliteratur aber auch neue Gesetzte, die
mehr Einsichtigkeit der Jahresabschlüsse von Unternehmen ermöglichen, garantieren
dem Privatanleger eine Informationskompetenz, mit der er dem professionellen Anleger
in nichts mehr nachsteht und am Markt partizipieren kann. Damit der Analyst nicht ei-
ner Flut von Eindrücken und Fachterminologien ausgeliefert ist und auf Grund von In-
formationsüberfluss und Anglizismen den erwarteten Gewinn verpasst, ist es notwendig
sich in dieses spezielle, aber sehr interessante Thema einzuarbeiten. Ebenso ist es rele-
vant den Überblick zu behalten um Entscheidungen auf der Grundlage von sachlichen
Prognosen und nicht durch Anstoß von überspitzten Behauptungen zu treffen.
Eine Begründung für eine Anlage in Aktien, neben dem Interesse am volkswirtschaftli-
chen Markt oder an den Unternehmen und ihren Anteilen, ist wie erwähnt die Rendi-
techance. Im Gegensatz zu einem Tagesgeldkonto hätte ein Anleger mit einer langfristi-
gen Anlage in den Dax von 1000 Euro im Jahr 1987 bis zum Jahr 2007 eine Rendite
von 3670 Euro erhalten. Ein Tagesgeldkonto mit durchschnittlichem Zinssatz von 2,5%
hätte nur um die 1600 Euro abgeworfen. Eine andere Sicht der Geldanlage bezieht sich
auf kurzfristige Spekulationen am Aktienmarkt, mit denen sich das angelegte Geld ver-
mehren lässt. Hierzu ist eine fundierte Einarbeitung in die Vorhersagen noch ausschlag-
gebender, um keine Verluste zu erleiden. Es gibt verschiedenste Gründe die hinter einer
Entscheidung stehen, sein Geld am Aktienmarkt anzulegen. Ein nicht zu vernachlässi-
gender Punkt ist jedoch, ob die Chancen die Risiken übersteigen und welche Methoden
es gibt, um seine Prognosen sowie seine Anlagechancen zu perfektionieren.
Die Frage, die mit dieser Arbeit beantwortet werden soll, lautet dementsprechend: Sind
Aktienkurse vorhersagbar und wenn ja, sollte eher auf die fundamentale oder charttech-
nische Aktienanalyse zurückgegriffen werden? Fundamentalisten gehen davon aus, dass
Kursschwankungen nur demjenigen ein Rätsel sind, der die Gründe nicht kennt. Aus
ihrer Sicht, lassen sich sämtliche Bewegungen mit Hilfe der Unternehmenskennzahlen
begründen und dementsprechend auch vorhersagen. Ergebnis der Theorie ist, dass es
grundlegende Begründungen dafür gibt, ob Kurse steigen oder sinken und diese liegen
in der Branche und dem Unternehmen selbst. Die Thematik, welche in diesem Bereich
abgehandelt werden soll, beschäftigt sich damit die richtigen Informationen und ent-

scheidenden Quellen zu erfassen. Die Hauptthese der Charttechniker spricht genau ge-
gen diese Annahmen und besagt, dass alle relevanten Informationen in dem Aktienkurs
selber eingepreist sind und auch nur da die Entscheidung zu finden ist, ob ein Kurs
steigt oder fällt. Ebenso gibt es eine Lösung für die Informationen und Beeinflussungs-
faktoren, welche im fundamentalen nur schwer quantifizierbar sind, wie zum Beispiel
politische Entscheidungen oder die Stimmung der Marktteilnehmer. Auch diese sind im
Kurs enthalten und können mit dem nötigen Know-How analysiert und in die eigene
Prognose einbezogen werden. Ein Vorteil dieser Kursprognose kann im Vorhinein
schon genannt werden und zwar nimmt sie wesentlich weniger Zeit in Anspruch, weil
sämtliche Informationen schnell zu finden sind und keine Vergleiche angestellt werden
müssen. Aus Sicht der technischen Vertreter bekommt der Analyst alle Informationen
auf einen Blick präsentiert.
Die vorliegende Arbeit geht zuerst auf die Technische Aktienanalyse ein und stellt in
den ersten Kapiteln die Charttechnik mit ihrer Historie und der Philosophie vor. An-
schließend wird auf den Chart an sich Bezug genommen, wie dieser aufgebaut ist und
welche unterschiedlichen Möglichkeiten es zur Darstellung gibt. Um darauf aufzubauen
wird im anschließenden Abschnitt der Trend erörtert, mit den markanten Punkten, wo
sich erste Anzeichen für eine Trendbestätigung oder ein Bruch des aktuellen Trends
bemerkbar machen. Es folgt eine kurze Vorstellung von Charles Dow mit seiner Theo-
rie der Aktienanalyse, um auf die Begründung der Charttechnik einzugehen bevor im
nächsten Kapitel die Chartformationen erläutert werden. Der Anknüpfungspunkt wird
mit den Fortsetzungsformationen gemacht, bevor es im letzten Kapitel zu der Elliott-
Wellen-Theorie übergeht, in dem auch die Fibonacci Zahlen erörtert werden. Um das
Ganze praktisch vorzustellen, soll die Volkswagenaktie mit Hilfe einiger Untersu-
chungsmethoden aufgeschlüsselt und eine Kursprognose abgegeben werden.
Das Thema der Fundamentalen Aktienanalyse wird mit dem Hintergrundwissen über
die unternehmensspezifischen Kennzahlen eingeleitet. Hier soll sowohl das Kurs-
Gewinn-Verhältnis als auch der Cash-Flow sowie der Verschuldungsgrad erläutert wer-
den. Aufgebaut wird darauf mit den theoretischen Modellen, die sich im Rahmen der
Analyse eingliedern und auch in der Wirtschaft und bei Analysten genutzt werden. Im
Folgenden wird speziell das Discounted-Cash-Flow-Verfahren vorgestellt, welches in
der Fundamentalen Aktienanalyse einen großen Punkt einnimmt. Anschließend ist das
Ertragswertverfahren zu erörtern, wo Zahlungsströme und Ertragsgrößen analysiert
werden, um im Folgenden auf die Unternehmensbewertung im marktorientierten Sinne

einzugehen. Den Abschluss bildet eine Betrachtung, welche Aktien in die engere Aus-
wahl genommen und letztendlich auch für das Portfolio ausgewählt werden. Abgerundet
wird der fundamentale Teil, ebenfalls wie der Technische, mit einer Analyse der
Volkswagen Aktie in Bezug auf einige Verfahren im Branchenvergleich.
Die Zusammenfassung sowie ein Fazit, ob eine erfolgreiche Prognose auf Aktienkurse
mit eventuellen Kaufempfehlungen abgegeben werden kann, bilden den Schluss der
Diplomarbeit.
2. Technische Aktienanalyse
Eine der wesentlichsten Herangehensweisen im Bereich der Wertpapieranalyse ist die
Technische Aktienanalyse. Diese Methode bezieht sich auf den Aktienkurs und beurteilt
die Marktschwankungen, um hieraus Erkenntnisse für den späteren Verlauf zu ziehen
und eine Kursprognose vornehmen zu können. Der Punkt an dieser Form ist, dass der
Börsenkurs nicht nur den tatsächlichen Wert definiert, sondern auch die Hoffnungen,
Befürchtungen, Stimmungen und Vermutungen von potentiellen Käufern und Verkäu-
fern reflektiert. All dies sind Faktoren, die sich der einzelnen wirtschaftlichen Betrach-
tung entziehen, aber ebenso im Kurs abgebildet werden und damit den Aktienwert dar-
bieten, zu denen sich später Käufer und Verkäufer zusammenfinden, um eine Aktien-
transaktion zu tätigen.
1
Einer der größten Vorteile der Technischen Analyse ist die Flexibilität und Anpassungs-
fähigkeit an praktisch jeden Markt. Wo die Fundamentale Analyse ihre Grenzen in der
Datenmenge findet, ist es mit Hilfe der Technischen Analyse möglich, mehrere Märkte
gleichzeitig zu betrachten und Trends zu erkennen. Ein weiterer großer Vorteil ist die
Gesamtübersicht, welche bei der Technischen Analyse entsteht. Da die Untersuchung
auf allen Märkten gleich funktioniert, ist es möglich, zahlreiche Erfahrungen auf ver-
schiedenen Märkten zu machen und somit einen Scheuklappeneffekt zu vermeiden.
2
Im Wesentlichen geht es bei der Technischen Analyse darum, Trendverläufe frühzeitig
zu erkennen und deren Umkehrpunkte möglichst schnell prognostizieren zu können.
3
1
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 129.
2
Vgl. Murphy, (2011) S. 26-27.
3
Vgl. Hielscher, (1999) S. 178.

2.1 Historie
Als Entwickler der Technischen Analyse wird bis heute noch der Amerikaner Charles
H. Dow gehandelt. Er sah seine Technik allerdings weniger als Prognose, sondern mehr
als Diagnosemittel im Sinne eines Barometers für jeweilige Marktschwankungen. So
versuchte er als Erster, den Trendverlauf im Rahmen von Durchschnittspreisen vorher-
zusagen. Diese Theorie wurde von seinem Nachfolger beim Wallstreet-Journal, William
P. Hamilton, aufgegriffen und zu der heute berühmten Dow-Theorie entwickelt. Später
wurde die Technische Aktienanalyse durch immer neue Indikatoren und computerge-
stützte Theorien in ein zweifelhaftes Licht gerückt.
4
2.2 Philosophie
,,An der Börse ist alles möglich - auch das Gegenteil."
5
Alleine dieses Zitat von André Kostolany (1906-1999) trifft das unberechenbare Wesen
der Aktienanalyse sehr gut. Trotzdem ist es möglich, gewisse Vorhersehungen zu täti-
gen, um mit Hilfe der Technischen Analyse Prognosen zu treffen. Hierzu sind drei
Grundannahmen zu betrachten:
¾
Die Marktbewegung diskontiert alles
¾
Die Geschichte wiederholt sich selbst
¾
Kurse bewegen sich im Trend
Der erste Punkt spiegelt den primären Kern der Technischen Analyse wieder. Dieser
besagt, dass alle fundamentalen, politischen oder psychologischen Ereignisse durch den
Marktpreis wiedergespiegelt werden, demnach auch die Acts of God
6
, welche, laut
Charles Dow, ebenfalls im Kurs niedergeschlagen werden. Im Ergebnis führt die Aus-
sage dazu, dass die Analyse der Kursbewegung ausreichend ist, um die aktuelle Lage zu
verstehen und eine Betrachtung in die Zukunft zu tätigen. Oftmals mit dem Resultat,
dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine eindeutige Begründung genannt werden
kann, warum die Kurse aktuell nicht mehr steigen oder fallen. Die wirtschaftliche Be-
gründung bei der Technischen Analyse wird zur Nebensache.
7
Auf der Tatsache beruhend, dass ein großer Teil der Kursbewegungen auf der menschli-
chen Psyche basiert und sich diese nicht ändert, ist das Studium der Geschichte ein we-
4
Vgl. Hielscher, (1999) S. 175-177.
5
Esser, (2002) S. 94.
6
,,Acts of God" sind Naturkatastrophen oder andere Ereignisse, auf die der Mensch keinen Einfluss hat.
7
Vgl. Murphy, (2011) S.22.

sentlicher Faktor. So kann man zum Beispiel aus den Handlungen der Vergangenheit
eventuelle Vorgänge der Gegenwart oder Zukunft ableiten.
Der dritte Punkt besagt, dass sich Kurse im Trend bewegen. Dies ist auf ähnliche psy-
chische Begründungen zurückzuführen und für die Technische Analyse unentbehrlich.
Als Argument ist der sogenannte ,,Herdentrieb" zu nennen oder auch eine Anpassung an
Newtons erstes Gesetz der Bewegung
8
. Bei einem Vergleich verschiedener Analyseme-
thoden stellt man fest, dass eine Vielzahl darauf ausgelegt ist, dem Trend zu folgen.
9
2.3 Konstruktion von Charts
Um ein gewisses Hintergrundwissen für die Technische Aktienanalyse zu bekommen
und Vergleiche zwischen einzelnen Wertpapieren ziehen zu können, ist es notwendig,
sich zunächst den Aufbau eines Charts anzusehen. Die Betrachtung der verschiedenen
Charttypen, von dem Point&Figure Chart bis hin zu dem am häufigsten verwendeten
Tages-Balkenchart, ist ebenso wichtig wie die Darstellung der Kursdaten.
10
Grundsätzlich ist es möglich, zwischen verschiedenen Ansichten der Charts zu wech-
seln. So kann der Zeitraum des Kursverlaufes von Jahren über Monate bis hin zu Se-
kunden geändert werden. Auf der Y-Achse ist der Wert der einzelnen Aktie ausgegeben.
Meistens wird er in Punkten, einer Währung oder in sogenannten Ticks dargestellt. Auf
der X-Achse wird hingegen die zeitliche Dimension abgebildet, in der dieser Kursver-
lauf entstanden ist. Wie oben bereits aufgezeigt, kann die Skala nach Belieben angepasst
werden, um ein präferiertes Zeitfenster zu erhalten. Zu sehen ist die Einteilung eines
Charts in Abbildung eins.
11
2.3.1 Balkenchart
Wie zuvor beschrieben, ist der Balkenchart einer der meist genutzten in der Techni-
schen Analyse. Um einen solchen Chart zu konstruieren, werden die Kursentwicklun-
gen in ein Diagramm übertragen. In dieser Variante lassen sich der Eröffnungskurs,
8
Das erste Bewegungsgesetzt nach Isaac Newton (1642-1727) ist das Trägheitsgesetz. Dieses besagt,
dass wenn ein physikalischer Körper in eine Richtung Bewegung ausübt, sich nichts daran ändert, bis
durch Krafteinfluss eine Bewegungsänderung hervorgerufen wird.
9
Vgl. Murphy, (2011) S.23.
10
Vgl. Murphy, (2011) S.51.
11
Vgl. CharTec, (23.03.2011).

Höchstkurs, Tiefstkurs und der Schlusskurs ablesen. Dargestellt wird der Eröffnungs-
kurs, wie in der Grafik eins zu erkennen, durch eine kleine Querlinie nach links ebenso
wie das Pendant, der Schlusskurs durch eine kleine Querlinie nach rechts. Die Höchst-
und Tiefstände sind auf der eigentlichen senkrechten Linie, dem Balken, abzulesen. Zur
Auswahl stehen, wie in dem Teil Konstruktion von Charts schon beschrieben, verschie-
dene Zeitskalen. Bei der Betrachtung eines Tagescharts sind auf dem beschriebenen
Balken die Tageshöchst- und Tagesschlusskurse festgehalten.
12
Bei Wochen oder Mo-
natscharts ist dies sinngemäß auf den jeweiligen Zeitraum bezogen.
13
In Abbildung eins
ist der Dax im Jahr 2004 mit einer Skala von 3.550 bis 4.200 Punkten über einen Zeit-
raum von circa sieben Monaten in einem Balkenchart zu sehen.
Abbildung 1: Balkenchart
14
2.3.2 Kerzen- und Linienchart
Diese beiden Charttypen dienen ebenfalls dazu, den Kurs in ausgewählten Zeiträumen
auszugeben. Beim Linienchart findet sich der erhebliche Unterschied in der Informati-
onsbereitstellung. In diesem werden ausschließlich die Kassakurse oder Schlusskurse
ausgegeben. In den meisten Fällen sind es die Tagesschlusskurse. Aus analytischer
Sicht sind dies die wichtigsten Zeitpunkte und damit ausreichend, um mit ihnen arbeiten
zu können.
12
Vgl. Murphy, (2011) S.52.
13
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 130.
14
Vgl. Geldanlage, (18.04.2011).

Der Kerzenchart ist der japanische Balkenchart und stellt sich ähnlich wie dieser dar.
Abgebildet werden ebenfalls die vier Informationen, der Eröffnungs-, Schluss-, Höchst-
und Tiefstände. Der Unterschied liegt in der grafischen Darstellung. Statt eines Balkens
bezeichnet eine Kerze, genannt Schatten, den Kurstagesverlauf und die Höchst- bezie-
hungsweise Tiefstände werden durch einen breiten Teil, Körper genannt, ähnlich des
Balkens, sichtbar. Liegt der Schlusskurs niedriger als der Eröffnungskurs und ist damit
negativ, wird der Körper schwarz oder rot gezeichnet. Bei positiver Tendenz wird er
weiß ausgefüllt.
15
In Abbildung zwei wird der Dax in einem Linienchart mit einer Ska-
lierung von 3600 bis 4200 Punkten über den Zeitraum von sieben Monaten abgebildet.
Im Vergleich zu dem Balkenchart ist hier, wie schon dargestellt, nur der Tageschluss-
kurs und nicht der Tagesverlauf zu erkennen.
16
Abbildung 2: Linienchart
17
2.3.3 Point&Figure Chart
Im Gegensatz zu den vorher genannten Charttypen hat dieser, durch seinen anders ge-
stalteten Aufbau, den Vorteil, Kauf- und Verkaufssignale besser darzustellen. Auf der
Y-Achse wird wie zuvor die Kursentwicklung abgebildet. Anders als bei den Vorheri-
gen ist auf der X-Achse keine zeitliche Einteilung vorzunehmen. Trotz allem gilt wei-
terhin die Regel, dass weiter rechts eingetragene Kurse aktueller sind als die links ver-
15
Vgl. Murphy, (2011) S.52.
16
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 131.
17
Vgl. Geldanlage, (18.04.2011).

zeichneten. Somit versucht diese Chartmethode, eine deutlichere Aussagekraft durch die
Verdichtung der Informationen zu erreichen.
18 19
Dargestellt werden Kursänderungen in den Symbolen X und 0, wobei X einen Auf-
wärtstrend und 0 einen Abwärtstrend dokumentiert. Im Fall eines stetigen Aufwärts-
trends wird die X-Säule nach oben ausgebaut. Das nächste X wird gezeichnet, wenn der
Kursanstieg über einen bestimmten Punktzuwachs fortgesetzt wird. Umgekehrt wird bei
fallendem Kurs eine 0 gezeichnet, wenn ein bestimmter Kursverfall eingetreten ist.
Bei einem Trendwechsel wird eine neue Säule gezeichnet, welche so den Bruch des
laufenden Trends symbolisiert. In der Regel werden erst neue Säulen gezeichnet, wenn
mindestens drei X oder 0 dokumentiert sind. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass sich
die verschiedenen Säulen mit X und 0 abwechseln. Diese Verfahren werden auch als
Drei-Punkt-Umkehr-Charts bezeichnet. Wird eine Säule erst gezeichnet, wenn mindes-
tens fünf Symbole in eine Richtung dokumentiert werden können, spricht man folglich
von einem Fünf-Punkt-Umkehr-Chart. Die Kursdifferenz eines jeden Symbols hängt
von dem aktuellen Kurs ab und kann von Aktie zu Aktie variieren. In manchen Fällen
kann ein Anstieg über zwei Euro von einem X markiert werden, in anderen Fällen ist es
mehr oder weniger. Auf der X-Achse werden oft noch die Jahreszahlen des Charts auf-
geführt.
20
Zur besseren Orientierung und Einordnung werden oft zusätzlich Ziffern und Buchsta-
ben abgebildet. Sie sollen signalisieren, dass der Kurs in dem Zeitraum erreicht wurde.
Die Monate Januar bis September werden durch die Ziffern eins bis neun dargestellt.
Für die Monate Oktober, November und Dezember gibt es zwei Möglichkeiten. Entwe-
der werden die Buchstaben A, B und C oder die Zahlen zehn, elf und zwölf genutzt.
21
Grundsätzlich ist bei diesem Chart allerdings in Frage zu stellen, ob eine Informations-
gewinnung tatsächlich stattfindet, wenn auf signifikante Informationen, wie zum Bei-
spiel die konkrete Trenddauer, verzichtet wird.
22
In der anschließenden Abbildung ist der Point&Figure Chart mit einem Kurs zwischen
70 und 104 Punkten dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, wie sich die Symbole X
und 0 abwechseln um den Trendverlauf zu belegen. Zusätzlich gibt es keine Säule mit
weniger als drei Zeichen, da erst ab dieser Anzahl gezeichnet wird.
18
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 131.
19
Vgl. Hielscher, (1999) S. 183.
20
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 131-135.
21
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 135.
22
Vgl. Hielscher, (1999) S. 183.

Abbildung 3: Point&Figure Chart
23
2.3.4 Arithmetische oder Logarithmische Skalierungen
Bei der Skalierung von Charts unterscheidet man zwischen logarithmischer oder arith-
metischer Einteilung. Die arithmetische Skalierung stellt die Kurse immer in dem glei-
chen Abstand zwischen den Schwankungsbreiten dar. Bei dem logarithmischen Verfah-
ren verringert sich der Abstand mit dem Anstieg des Kurses. Zum Beispiel wird der
Abstand zwischen 10 und 20 Euro auf 5cm skaliert, während sich der Abstand zwischen
20 und 30 Euro auf 2,5 cm verringert. Die Abstände wachsen dementsprechend nicht
proportional mit. Eine Umrechnung erfolgt so, dass eine Kursverdopplung auch die
Verdopplung des Abstandes auf der Skala bedeutet. In dem obigen Beispiel wäre dem-
nach der Unterschied zwischen 20 und 40 Euro wieder ebenso groß, wie der, zwischen
10 und 20 Euro. Auf einer arithmetischen Skala hätten beide den gleichen Abstand, ob-
wohl es sich im ersten Fall um eine Kursverdopplung handelt und im zweiten nur um
einen Anstieg um 66,6%. Welche Darstellung die bessere ist, lässt sich pauschal nicht
bestimmen. Die logarithmische Form wird in vielen wissenschaftlichen Veröffentli-
chungen auf Grund der punktgenaueren Darstellung genutzt.
24
23
Vgl. StockCharts, (18.04.2011).
24
Vgl. Murphy, (2011) S. 54-56.

2.4 Grundkonzept des Trends
Für die Technische Analyse ist das Konzept des Trends unverzichtbar. Sämtliche
Hilfsmittel, die bei der Aktienanalyse angewandt werden, dienen der Bestimmung des
Trends, um schließlich an diesem partizipieren zu können.
Summarisch ist der Trend die allgemeine Richtung des Marktes, in die er sich im Au-
genblick bewegt. Weiterhin muss davon ausgegangen werden, dass sich Märkte niemals
geradlinig, sondern immer in Zacken bewegen, welche auch als Wellen tituliert werden.
In diesen Zacken sind immer eindeutige Täler und Gipfel zu erkennen, die den eigentli-
chen Markttrend konstruieren. In diesem Bereich kann bestimmt werden, ob sich die
Täler und Gipfel seitwärts oder auf und ab bewegen, woraus anschließend der Verlauf
des Trends bestimmt werden kann. Ein Aufwärtstrend ist dementsprechend eine Anei-
nanderreihung von steigenden Gipfeln und Tälern, während der Abwärtstrend durch
genau das Gegenteil bezeichnet wird. Falls die Gipfel und Täler über eine bestimmte
Zeit die gleichen Höhen ausweisen, ist von einem Seitwärtstrend auszugehen, der auch
als Trading-Range bezeichnet wird.
25
2.4.1 Klassifikationen eines Trends
Neben den drei Richtungen, in die ein Trend klassifiziert wird, kommt noch die Unter-
teilung in drei Kategorien hinzu. Es lässt sich übergeordnet zwischen lang-, mittel- und
kurzfristigen Trends differenzieren. Im Falle das weiter ins Detail gegangen wird, lässt
sich fortlaufend in extrem kurzfristige, die nur Minuten oder gar einige Sekunden an-
dauernde, bis zu sehr lang andauernden Trends unterteilen. Grundsätzlich ist es jedem
Charttechniker selbst überlassen, welche zeitliche Einteilung er vornimmt. Allgemein
hat sich aber durchgesetzt, dass ein langfristiger Trend alles über mindestens sechs Mo-
nate definiert. Der mittelfristige liegt in einem Zeitraum von drei Wochen bis zu sechs
Monaten und der kurzfristige wird mit allem bis zu zwei bis drei Wochen bestimmt.
26
Innerhalb dieser verschiedenen Trendmuster kann sich auch ein sekundärer Trend ab-
zeichnen. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass sich innerhalb eines Auf-
wärtstrends von über einem Jahr eine kurzfristige Korrektur und somit ein Abwärtstrend
von mehreren Wochen bildet.
27
25
Vgl. Murphy, (2011) S. 63.
26
Vgl. Murphy, (2011) S. 67.
27
Vgl. Schwanenfelder, (2008) S. 95.

2.4.2 Unterstützungen und Widerstände
Wie bereits vorgehend erwähnt, gibt es so genannte Täler und Gipfel, bei denen der
Trend seinen Höchst-, beziehungsweise Tiefstand markiert. Um spezifisch auf diese
Punkte eingehen zu können, ist es notwendig, sie neu zu definieren und das Marktver-
halten in den jeweiligen Punkten genauer zu betrachten. Die angesprochenen Extrem-
punkte werden dadurch hervorgerufen, dass das Kaufinteresse in den Tiefständen das
Verkaufsinteresse übersteigt und somit stark genug ist, um eine Gegenbewegung her-
vorzurufen. In diesem Fall spricht man von Unterstützungen. Tritt der umgekehrte Fall
ein und die Verkaufskraft übersteigt die Kaufkraft, spricht man von einem Widerstand.
Diese beiden Phänomene werden oft durch vorherige Kurswechsel definiert und erzeu-
gen am Markt ein Verhalten, wie es in der Vergangenheit schon einmal stattgefunden
hat. In dem Fall kommt der Ausspruch Die Geschichte wiederholt sich selbst sehr stark
zum Tragen.
28
In einem anhaltenden Trend können Widerstands- oder Unterstützungslinien gezogen
werden, um eine etwaige Absicherung zu markieren und kleine Zwischentrends, soge-
nannte Konsolidierungen, zu begrenzen. Allerdings muss bei einem intakten Aufwärts-
trend die nächste Widerstandslinie, welche durchbrochen werden muss, immer oberhalb
der vorherigen liegen. Wenn dies nicht der Fall ist, entsteht ein Seitwärtstrend. Bei ei-
nem Abwärtstrend verhält es sich dementsprechend umgekehrt. Für den Fall, dass die
Unterstützungslinie gebrochen wird und eine Korrektur über den Verlauf des bisherigen
Aufwärtstrends zurückgelegt wird, ist dies oft ein erstes Anzeichen für den Bruch des
Trends und eine Trendumkehr könnte stattfinden.
29
In den Phasen, in denen sich der Trend in der Nähe einer Unterstützungs- oder Wider-
standslinie befindet, ist eine kritische Ebene erreicht. In dieser kann ein Wechsel statt-
finden und damit ist dem Bereich mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Bei dem Bruch
einer Linie kommt ein neues Merkmal zum Tragen und zwar ändern die Unterstützungs-
, beziehungsweise Widerstandslinien ihre Bedeutungen. Dies heißt, dass die Wider-
standslinie zur Unterstützungslinie wird und umgekehrt. Um diesen Vorgang zu analy-
sieren, ist es notwendig, sich die Psychologie der einzelnen Marktteilnehmer näher an-
zusehen. In diesem Zusammenhang wird von psychologischen Barrieren gesprochen.
30
Wenn von einem Aufwärtstrend ausgegangen wird, gibt es drei verschiedene Typen von
Marktteilnehmern: Diejenigen, welche Long sind, diejenigen die Short sind und eine
28
Vgl. Murphy, (2011) S. 70.
29
Vgl. Murphy, (2011) S. 70.
30
Vgl. Mühlbrandt, (1985) S. 163.

Gruppe, welche nicht im Markt ist. Ist der Aufwärtstrend intakt, das heißt, der Aktien-
kurs ist innerhalb der beiden Trendlinien, werden alle drei Gruppen unterschiedlich rea-
gieren. Die Shortgänger, welche auf sinkende Kurse gesetzt haben, hoffen auf einen
Kursrückgang, um ihre Positionen ohne Verlust beim Einstandswert wieder veräußern
zu können, während diejenigen mit der Long-Position bei einem Kursrückgang ihre
Positionen aufstocken wollen. Personen, die dem Markt ferngeblieben sind, wollen von
dem Aufwärtstrend ebenfalls profitieren und hoffen, eine günstige Einstiegschance bei
Kursrückgang zu finden.
Nimmt der Kursverlauf jetzt eine übliche Korrektur vor und läuft auf die nächste Unter-
stützungslinie zu, sehen alle drei Anlegertypen ihre Chance und werden handeln. Die
Short-Positionen werden aufgelöst, die Long-Positionen aufgestockt und die enthaltenen
Händler treten in den Markt ein. Jede einzelne Reaktion erhöht somit die Nachfrage und
treibt den Preis der jeweiligen Aktie nach oben. Je mehr Handelsaktivitäten in der je-
weiligen Zone stattfinden und umso häufiger genau in diesem Bereich ein Kauf einge-
setzt hat, desto markanter und bedeutender wird sie.
Es gibt drei Merkmale, die die Wichtigkeit der Unterstützung symbolisieren. Zum einen
ist es die Häufigkeit, in der die Zone aktiviert wurde. Zum anderen das Handelsvolumen
und zuletzt der Zeitumfang, in der sich der Kurs in diesem Bereich aufhält. Wie er-
wähnt, wird auf das Beobachten der Marktteilnehmer gesetzt. Je kürzer eine Änderung
der Trendrichtung oder eine Durchbrechung der Widerstandslinie zurückliegt, desto
mehr Marktteilnehmer sind aktiv mit dem Geschehen beschäftigt, beobachten die Aktie
und umso mehr reagieren sie auch auf Geschehnisse und treten wieder in den Markt
ein.
31
Das oben genannte Beispiel lässt sich auch in umgekehrter Richtung interpretieren. So
müssen die Unterstützungs- durch Widerstandslinien sowie die Kaufkraft durch Ver-
kaufskraft ausgetauscht werden. Der psychologische Effekt bleibt aber prinzipiell der-
selbe und ist wichtig, um die Technische Aktienanalyse zu verstehen.
Um eine Widerstandslinie signifikant zu durchbrechen und sie in eine Unterstützungsli-
nie umzuwandeln, ist eine mindestens drei prozentige Steigung zu erwarten. Diese
Grenze hat sich durchgesetzt als Zeichen dafür, dass eine eindeutige Durchbrechung
stattgefunden hat aber nicht zu lange gewartet wird, bis ein Handeln zu spät wäre. In der
Praxis muss aber jeder Marktteilnehmer für sich entscheiden, wann eine Durchbrechung
31
Vgl. Murphy, (2011) S. 73.

signifikant stattgefunden hat. Eine starke Bedeutung kommt auch den runden Zahlen,
wie zum Beispiel 100 oder 1000 Punkte, zu, die ständig als Widerstands- oder Unter-
stützungslinien fungieren.
32
Bei Aktien mit geringerem Volumen können solche Grenzen auftreten, wenn ein Groß-
aktionär immer wieder zu bestimmten Kursen seine Anteile kauft oder wieder frei
gibt.
33
In Abbildung vier wurde eine rote Widerstandslinie eingezogen. Diese wird von keinem
Aufwärtstrend durchbrochen, sondern lässt den Kurs jedes Mal nach unten abprallen.
Auf der Unterseite wurde der Unterstützungsbereich mit einer grünen Linie markiert. Es
entsteht Aufwärtspotential, so dass der Kurs vom Fallen abgebremst wird und ein ge-
samter Seitwärtstrend die Folge ist.
Abbildung 4: Widerstands- und Unterstützungslinien
34
2.4.3 Die Kanallinie
Die Kanallinie, oder auch Rückkehrlinie, ist eines der einfachsten, aber auch grundle-
gendsten Instrumente der Technischen Analyse. In Abbildung fünf ist eine Kanallinie
mit ihrer oberen und unteren Begrenzung zu erkennen. Oftmals pendelt der Kurs inner-
halb eines Trends zwischen zwei Linien, in der Abbildung rot und grün eingezeichnet.
Diese beiden Grenzen geben den tatsächlichen Trendverlauf vor, der auch als Kanal
32
Vgl. Murphy, (2011) S. 76.
33
Vgl. Hielscher, (1999) S. 186.
34
Vgl. fxgm, (18.04.2011).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783842829381
DOI
10.3239/9783842829381
Dateigröße
10.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2012 (Februar)
Note
1,3
Schlagworte
charttechnik fundamentale aktienanalyse charttechnische dow-theorie formationen
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Titel: Fundamentale vs. Charttechnische Aktienanalyse
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