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Globalisierung und Soziale Arbeit

©2006 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Globalisierung. Kaum ein anderes Wort hat die politische und gesellschaftliche Debatte in den letzten Jahren so sehr beherrscht, wie dieses. Und wohl kaum ein anderes Wort wird für die Bezeichnung von so unterschiedlichen und vielfältigen Prozessen und Entwicklungen in einem Atemzug genannt. Wirtschaft und Politik, Religion und Kultur, Menschenrechte und Terrorismus, Migration und Demographie, Umwelt und ihre Zerstörung, Medien und Kommunikation, Finanz- und Absatzmärkte, Coca-Cola und Pepsi, Madonna und Batman; alles ist global geworden, oder lässt sich zumindest mit ein paar sprachlichen Handgriffen schnell in den Kontext der Globalisierung stellen.
Ob man sich einen neuen Film aus Holly- oder Bollywood ansieht, ein Produkt kauft, dessen Fertigungsketten sich über den gesamten Globus erstrecken, ob man seine Liebe zur Kultur der Maori oder zur fernöstlichen Küche entdeckt, oder sich bei amnesty international für die globale Durchsetzung von Menschenrechten engagiert; all das und mehr lässt sich unter dem schwammigen Begriff der Globalisierung subsumieren.
Gerade dies macht den Reiz aber auch die Problematik der Verwendung dieses Begriffes aus. Noch immer gibt es keinen einheitlichen und allgemein anerkannten Globalisierungsbegriff. Allgemeiner Konsens scheint mittlerweile dahingehend zu bestehen, dass Globalisierung keine vollkommen neue Erscheinung ist, die erst mit dem Ende des Kalten Krieges über die Welt hereingebrochen wäre, sondern einen geschichtlichen Prozess darstellt. Wie weit dieser allerdings in die Geschichte zurückreicht, also wo genau der „Startpunkt“ der Globalisierung anzusiedeln ist, herrscht weiterhin Uneinigkeit.
Dies ist eines der Probleme, die die Behandlung dieses Themas mit sich bringt. Ein anderes (und für meine Arbeit wesentlicheres) ist die stetig weiter steigende Zahl der Beiträge zu diesem Thema. Es ist schier unmöglich, im Wust der literarischen Neuerscheinungen, die sich diesem Thema widmen, auch nur in Ansätzen den Überblick zu behalten. Globalisierung scheint ein Thema von immensem Interesse zu sein, da sie das Leben aller Menschen auf dem gesamten Globus (daher der Begriff) zu erfassen vermag.
Dennoch könnte man gegenwärtig den Eindruck gewinnen, dass die Widerstände gegen diesen Prozess immer stärker werden. Schlagzeilen wie „Volkswagen streicht 14000 Arbeitsplätze“ (FAZ vom 06.09.2005) oder „Deutsche Telekom baut 32000 Arbeitsplätze ab“ (Die Welt vom 03.11.2005) und die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Jörg Fuhrmann
Globalisierung und Soziale Arbeit
ISBN: 978-3-8366-0866-4
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Fachhochschule Dortmund, Dortmund, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

1
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG 3
1. DEFINITION(EN) 7
2. ÖKONOMISCH-THEORETISCHE BETRACHTUNG
11
2.1. Die Theorie der komparativen Kostenvorteile (David Ricardo)
11
2.2. Antizyklische Fiskalpolitik (John Maynard Keynes)
13
2.3. Aktuelle Ansätze und Weiterentwicklungen
16
3. GESCHICHTE DER GLOBALISIERUNG
19
3.1. Vergangenheit 19
3.1.1. Merkantilismus
19
3.1.2. Die
Nationalökonomie, der Liberalismus und die Doppelrevolution
20
3.1.3. Ein
erster
Versuch und sein Scheitern
21
3.2. Gegenwart 22
3.2.1. Internationale
Finanzinstitutionen und ihre Aufgaben
23
3.2.1.1. Welthandelsorganisation
23
3.2.1.2. Weltbank
25
3.2.1.3. Internationaler Währungsfond
26
3.2.2. Ein
Neuanfang
28
3.2.3.
Vom Ende des Bretton Woods zum Ende des Kalten Krieges
29
3.2.4.
Welcome to the jungle?
31
3.3. Zukunft 39
4. DIE KULTURELLE DIMENSION DER GLOBALISIERUNG
43
4.1. Die Vereinheitlichung der Vielfalt
43

2
4.2. Globalisierung und Migration
47
4.2.1.
Globale Migration und die Folgen
47
4.2.2. Frauenspezifische
Aspekte globaler Migration
52
4.2.3.
Migration in der Bundesreublick Deutschland
54
4.2.3.1.
Geschichte der Migration in der Bundesrepublik
54
4.2.3.2. Die
Arbeits- und Bildungssituation von Migranten
58
5. STANDORT DEUTSCHLAND
69
5.1. Die ökonomischen Folgen der Globalisierung
69
5.1.1.
Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft? 69
5.1.2.
Der deutsche Arbeitsmarkt im internationalen Wettbewerb
73
5.2. Das Ende des Sozialstaates?
78
6. DIE FOLGEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT
85
6.1. Soziale Arbeit im Globalisierungsprozess
85
6.2. Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession (Staub-Bernasconi)
87
6.3. Migrationsozialarbeit 89
RESÜMEE 95
LITERATURVERZEICHNIS 101

3
Einleitung
Globalisierung. Kaum ein anderes Wort hat die politische und gesellschaftliche De-
batte in den letzten Jahren so sehr beherrscht, wie dieses. Und wohl kaum ein ande-
res Wort wird für die Bezeichnung von so unterschiedlichen und vielfältigen Prozes-
sen und Entwicklungen in einem Atemzug genannt. Wirtschaft und Politik, Religion
und Kultur, Menschenrechte und Terrorismus, Migration und Demographie, Umwelt
und ihre Zerstörung, Medien und Kommunikation, Finanz- und Absatzmärkte, Coca-
Cola und Pepsi, Madonna und Batman; alles ist global geworden, oder lässt sich
zumindest mit ein paar sprachlichen Handgriffen schnell in den Kontext der Globali-
sierung stellen.
Ob man sich einen neuen Film aus Holly- oder Bollywood ansieht, ein Produkt kauft,
dessen Fertigungsketten sich über den gesamten Globus erstrecken, ob man seine
Liebe zur Kultur der Maori oder zur fernöstlichen Küche entdeckt, oder sich bei am-
nesty international für die globale Durchsetzung von Menschenrechten engagiert; all
das und mehr lässt sich unter dem schwammigen Begriff der Globalisierung subsu-
mieren.
Gerade dies macht den Reiz aber auch die Problematik der Verwendung dieses
Begriffes aus. Noch immer gibt es keinen einheitlichen und allgemein anerkannten
Globalisierungsbegriff. Allgemeiner Konsens scheint mittlerweile dahingehend zu
bestehen, dass Globalisierung keine vollkommen neue Erscheinung ist, die erst mit
dem Ende des Kalten Krieges über die Welt hereingebrochen wäre, sondern einen
geschichtlichen Prozess darstellt. Wie weit dieser allerdings in die Geschichte zu-
rückreicht, also wo genau der ,,Startpunkt" der Globalisierung anzusiedeln ist,
herrscht weiterhin Uneinigkeit
1
.
Dies ist eines der Probleme, die die Behandlung dieses Themas mit sich bringt. Ein
anderes (und für meine Arbeit wesentlicheres) ist die stetig weiter steigende Zahl der
1
Die meisten Theorien gehen davon aus, dass die Globalisierung mit der Herausbildung des
kapitalistischen Wirtschaftssystems im 16. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Allerdings ist man
sich auch einig dahingehend, dass die Globalisierung durch die neuen Informationstechnologien
(insbesondere das Internet) und ihrer weltweiten Verbreitung in den 90er Jahren einen neuen
,,Schub" erhalten hat.

4
Beiträge zu diesem Thema. Es ist schier unmöglich, im Wust der literarischen Neu-
erscheinungen, die sich diesem Thema widmen, auch nur in Ansätzen den Überblick
zu behalten. Eine Suchanfrage bei verschiedenen Buchversandhandlungen im Inter-
net ergab am 17.03.2006 auf die Suchanfrage ,,Globalisierung" folgende mengenmä-
ßigen Ergebnisse:
www.amazon.de: 1734
www.bol.de:
1736 *
www.buch.de:
1736 *
www.buecher.de:
1
436
( * die identischen Ergebnisse bei bol.de und buch.de resultieren aus der Tatsache, dass bei-
de, zusammen mit 11 weiteren Online-Shops, zur buch.de internetstores AG gehören ­ auch
die Darstellungsform und die Reihenfolge der Titel sind daher auf beiden Internetseiten iden-
tisch)
Und knapp zwei Jahre nachdem Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums der Europä-
ischen Zentralbank, feststellte, dass das Thema Globalisierung ,,an den Rändern
längst ausfranst ­ die Nachfrage im Google-System ergab Anfang April 2004 eine
Trefferquote von 1,4 Millionen" (www.ecb.int/press/key/date/2004/html/sp040626.de.
html), hat sich dieser Trend weiter fortgesetzt. Eine Suchanfrage auf www.google.de,
ebenfalls am 17.03.2006, ergab eine Trefferquote von nunmehr 3,3 Millionen Einträ-
gen.
Globalisierung scheint also ein Thema von immensem Interesse zu sein, da sie das
Leben aller Menschen auf dem gesamten Globus (daher der Begriff) zu erfassen
vermag.
Dennoch könnte man gegenwärtig den Eindruck gewinnen, dass die Widerstände
gegen diesen Prozess immer stärker werden. Schlagzeilen wie ,,Volkswagen streicht
14000 Arbeitsplätze" (FAZ vom 06.09.2005) oder ,,Deutsche Telekom baut 32000
Arbeitsplätze ab" (Die Welt vom 03.11.2005) und die Rechtfertigungen dieser Maß-
nahmen mit dem Verweis auf den globalen Wettbewerb erzeugen Angst und Unsi-
cherheit in der Bevölkerung. Arbeitsplatz- und Sozialabbau, längere Wochen- und
Lebensarbeitszeiten, Rentenkürzungen und Hartz IV, alles lässt sich mit dem Ver-
weis auf die Globalisierung und den durch sie erzeugten globalen Wettbewerb recht-
fertigen. Hierdurch erhält Globalisierung für immer mehr Menschen einen schalen

5
Beigeschmack. Dass die Ursachen für solche Veränderungen oftmals inhärenten
Strukturdefiziten und / oder dem Missmanagement in den jeweiligen Unternehmen
und eben nicht dem Prozess der Globalisierung geschuldet sind, bleibt hierbei häufig
außer Acht gelassen.
Die Bayer AG hat am 24.03.2006 angekündigt, das Unternehmen Schering zu über-
nehmen. Daraufhin sahen sich viele der Beschäftigten als ,,Verlierer der Globalisie-
rung" aufgrund von befürchteten Stellenstreichungen (N-TV Nachrichten am
24.03.2006). An diesem Beispiel wird deutlich, wie widersprüchlich der Globalisie-
rungsbegriff innerhalb der Bevölkerung verwendet wird. Wenn es einen Begriff gibt,
der auf rein ökonomischer Ebene den der Globalisierung brauchbar ersetzen könnte,
wäre es der der Internationalisierung. Im vorliegenden Fall hat aber ein deutsches
Unternehmen ein deutsches Unternehmen übernommen. Also selbst wenn Deutsch-
land eine in sich geschlossene und abgeschottete Nationalökonomie wäre, hätte es
eine solche Übernahme gegeben (ohne hierbei den durch die Globalisierung erzeug-
ten Konkurrenzdruck zu übersehen). Denn innerhalb einer kapitalistischen National-
ökonomie gelten die gleichen Spielregeln wie innerhalb einer kapitalistischen Welt,
nur ist bei letzterem das Spielfeld eben ein größeres.
Die gewaltsamen Ausschreitungen von Globalisierungsgegnern / -kritikern in Seattle
(1999) und Genua (2001) haben diejenigen, die den Prozess der Globalisierung
weiterhin verteidigen, in die Defensive gebracht. Jene, die weiterhin die positiven
Chancen eines freien Welthandels betonen sehen sich (oftmals nicht ganz unberech-
tigten) kritischen Fragen gegenüber. Dient die Globalisierung nicht lediglich den
Interessen der multinationalen Konzerne? Verträgt die Umwelt eine weltweite Indust-
rialisierung und den stetig steigenden Verbrauch der natürlichen Ressourcen? Sollte
es nicht globale, soziale Standards geben, die unternehmerisches Handeln weltweit
regulieren und ein Mindestmaß an sozialer Sicherung schaffen?
Was hat aber all das mit Sozialer Arbeit in Deutschland zu tun? Welche Folgen erge-
ben sich aus diesem Prozess für sozialarbeiterisches Handeln? Wie verändert sich
die Struktur der Klientel Sozialer Arbeit?
Ich werde zu Beginn meiner Arbeit zunächst einige Definitionen von Globalisierung
vorstellen und eine (von Teusch) auswählen, welche mir für die Soziale Arbeit als
nutzbar erscheint.

6
Die Globalisierung ist und bleibt jedoch ein zuvorderst ökonomischer bzw. durch die
Ökonomie vorangetriebener Prozess. Aus diesem Grund werde ich mich sodann auf
die ökonomisch-theoretischen Grundlagen des Prozesses beziehen. Hierbei soll
insbesondere auf die Theorie der komparativen Kostenvorteile nach David Ricardo
und John Maynard Keynes` antizyklische Fiskalpolitik eingegangen werden. Darüber
hinaus sollen aktuellere Theorieansätze vorgestellt werden (insbesondere die Devi-
sentransaktionssteuer von James Tobin, welche in der gegenwärtigen Globalisie-
rungsdiskussion von zentraler Bedeutung ist).
Sodann soll ein geschichtlicher Überblick des Prozesses der Globalisierung gegeben
werden, in dem auch die internationalen Wirtschaftsinstitutionen, welche die Globali-
sierung maßgeblich prägen, vorgestellt werden.
In einem weiteren Schritt soll die kulturelle Dimension der Globalisierung beleuchtet
werden. Hierbei geht es zunächst um eine Positionierung innerhalb der soziologi-
schen Debatte von Homogenisierungs- vs. Heterogenisierungstendenzen und so-
dann um die Bedeutung der Migration im Rahmen des Globalisierungsprozesses.
Hierbei werde ich zunächst auf die globale Dimension der Migration und auf Frauen-
spezifische Aspekte globaler Migration eingehen, bevor ich auf die Situation in der
Bundesrepublik eingehe. Neben einem geschichtlichen Überblick soll ausführlich auf
die Bildungs- und Arbeitsmarktsituation von Migranten eingegangen werden, wobei
ich mich schwerpunktmäßig auf die Studie von Peter Bremer beziehen werde.
Im nächsten Schritt werde ich wieder auf die wirtschaftliche Dimension des Globali-
sierungsprozesses zurückkommen und auf seine Auswirkungen auf die Bundesrepu-
blik und den Sozialstaat eingehen, bevor ich mich schließlich den Auswirkungen auf
die Soziale Arbeit zuwende.
Da ich mich schon seit langem mit der Thematik der Globalisierung und ihrer Auswir-
kungen (insbesondere) auf Deutschland befasse, sollen im Resümee einige offene
Fragen zur Diskussion gestellt werden, wie die Soziale Arbeit auf diesen Wandel
reagieren könnte / sollte.

7
1. Definition(en)
Wie eingangs erwähnt, gibt es noch immer keinen allgemein anerkannten Globalisie-
rungsbegriff. Nach dem Brockhaus ist Globalisierung die Bezeichnung ,,für die Ent-
stehung weltweiter Märkte, d. h. die zunehmende Internationalisierung des Handels,
der Finanz-, Waren- und Dienstleistungsmärkte sowie die internationale Verflechtung
der Volkswirtschaften. Der G.-Prozess wird v. a. durch neue Technologien im Kom-
munikations-, Informations- und Transportwesen, neue Organisationsformen der
betriebl. Produktionsprozesse sowie Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnah-
men in vielen Ländern vorangetrieben; Hauptakteure sind multinationale Unterneh-
men..." (Brockhaus, 2005, S. 334).
Auch für Friedrichs nimmt die Ökonomie und besonders ihre transnationale Vernet-
zung die entscheidende Rolle im Globalisierungsprozess ein: ,,Unter Globalisierung
sei die weltweite Vernetzung ökonomischer Aktivitäten verstanden" (Friedrichs in:
APuZ B 33-34 / 1997, S. 3). Auf dieser Definition aufbauend ergeben sich für Fried-
richs drei Annahmen:
1. Abhängigkeitsannahme: durch die weitere Vernetzung sowohl von einzelnen
Individuen bis hin zu ganzen Volkswirtschaften, ergeben sich Rückwirkungs-
zusammenhänge; z. B. durch die Leitfunktion diverser Börsenmärkte (New
York, London, Frankfurt a. M., Tokio).
2. Verlagerungsannahme: wenn die Übermittlungs- und / oder Transportkosten
für Waren und Dienstleistungen günstiger sind als die Lohndifferenz, wird eine
Verlagerung von Produktionsstätten rentabel. Derartige Vorgänge sind ge-
genwärtig insbesondere in arbeitsintensiven Produktionsbereichen (z. B. Teile
der Automobilindustrie) immer stärker zu beobachten.
3. Konzentrationsannahme: durch die weltweite Verflechtung von Produktions-
ketten wird eine Zentralisation zur Koordination der weltweiten Unternehmens-
tätigkeiten notwendig. Die Ansiedlung von Unternehmenszentralen erfolgt in-
nerhalb von global cities, in denen viele Unternehmen auf die gleiche Infra-
struktur zurückgreifen können (ebd. S. 4).

8
Innerhalb der soziologischen Debatte über Globalisierung unterscheidet man drei
Kerndebatten:
1. Periodisierung: neben der Unterscheidung unterschiedlicher Phasen der Glo-
balisierung, geht es hierbei auch um das Verhältnis von Moderne und Globali-
sierung.
2. Antriebslogik: dieser Diskussionsstrang versucht die treibende Kraft hinter
dem Globalisierungsprozess zu identifizieren, wobei man zwischen mono- und
multikausalen Erklärungsmustern unterscheidet.
3. Homogenisierung vs. Heterogenisierung: hierbei geht es um die Frage, ob
Globalisierung zu einer Nivellierung oder einer (Re-)Vitalisierung kultureller
Unterschiede führt (vgl. Dürrschmidt, 2004, S. 10 f.).
Die soziologische Globalisierungsdiskussion hat diverse Vor- und Nebenläufer, wel-
che sich ganz oder teilweise in eine der drei Kerndebatten eingliedern lassen
2
.
Ulrich Beck unterscheidet in der Diskussion um Globalisierung zwischen den Begrif-
fen des Globalismus, der Globalität und eben dem der Globalisierung. Als Globalis-
mus bezeichnet er ,,die Auffassung, daß (!) der Weltmarkt politisches Handeln ver-
drängt oder ersetzt, d. h. die Ideologie der Weltmarktherrschaft, die Ideologie des
Neoliberalismus. Sie verfährt monokausal, ökonomistisch, verkürzt die Vieldimensio-
nalität der Globalisierung auf eine, die wirtschaftliche Dimension,..." (Beck, 1997, S.
26). Verkürzt man hierbei den Begriff des Globalismus auf die globale Ausweitung
(irgend)einer Ideologie, könnte man aber auch das Bestreben z. B. einer Religion
oder der Ökologiebewegung hin zur globalen Ausweitung, als einen solchen be-
zeichnen.
2
Für einen groben Überblick vgl. Dürrschmidt 2004. Hier finden sich sowohl Vor- und Nebenläufer
der soziologischen Globalisierungsdebatte (Wallersteins Weltsystemtheorie, Gilpins und Rose-
naus International Relations Theory (IR), Marshall McLuhans ,,globales Dorf" der elektronischen
Medien und das Konzept der planetaren, ökologischen Einheit von James Lovelock (,,Gaia-
Hypothese") und Fritjof Capra), sowie die soziologische Globalisierungsdebatte (Anthony Giddens
,,radikalisierte Moderne", das ,,globale Feld" von Roland Robertson, die Auflösung von Raum und
Zeit nach David Harvey) und Erweiterungen und Radikalisierungen (Globale Kulturökonomien
nach Arjun Appadurai, Scott Lash und John Urry, die zunehmende Bedeutung transnationaler
Praktiken, Netzwerke und Räume nach Leslie, Sklair, Ulf Hannerz und Manuel Castells, Ulrich
Becks und Alberto Melucis ökologische Globalisierung und neue soziale Bewegungen und
schließlich Martin Albrows Abschied von der Moderne und die Entstehung eines ,,global ages").

9
Mit dem Begriff der Globalität meint Beck: ,,Wir leben längst in einer Weltgesellschaft,
und zwar in dem Sinne, daß (!) die Vorstellung geschlossener Räume fiktiv
wird" (ebd. S. 27 f.). Das bedeutet, dass sich alle, mitunter auch widersprüchlichen,
Prozesse, die sich als Globalisierung oder als Teil dieser bezeichnen lassen, inner-
halb des Bezugrahmens von Globalität, als einen weltumspannenden, aber eben
auch in diesem planetaren und räumlich-zeitlich begrenzten, Rahmen, ereignen.
Und schließlich meint die Globalisierung nach Beck ,,die Prozesse, in deren Folge die
Nationalstaaten und ihre Souveränität durch transnationale Akteure, ihre Machtchan-
cen, Orientierungen, Identitäten und Netzwerke unterlaufen und quer- verbunden
werden" (ebd. S. 28 f.).
Demgegenüber plädiert Teusch für einen ,,integrativen Globalisierungsbegriff" und
versucht hiermit, eine, wenn auch nicht ganzheitliche, so doch zumindest partielle,
Einbettung von benachbarten Termini wie Internationalisierung, Universalisierung,
Liberalisierung, Denationalisierung, Konvergenz und Interdependenz in den Globali-
sierungsbegriff vorzunehmen. Zudem weist er auf die ,,Multidimensionalität" der
Globalisierung hin und bezieht sich auf die soziale, politische, kulturelle und insbe-
sondere auf die ökonomische Dimension. Zugleich lässt er den Begriff der Multidi-
mensionalität offen, so dass neben den von ihm eingebrachten Dimensionen, je nach
Betrachtungsweise, weitere (z. B. ökologische, militärische, rechtliche) Dimensionen
hinzugefügt werden können. Beides, den integrativen Globalisierungsbegriff und die
Multidimensionalität, schließt er in eine ,,Dialektik der Globalisierung" ein (Teusch,
2003, S. 28 ff.). Hiermit sollen die ,,immanente[n] Widersprüche von Teilprozessen
(...), Widersprüche zwischen Teilprozessen bzw. immanente Widersprüche des
Globalisierungsprozesses in seiner Gesamtheit" erfasst werden (ebd. S. 57 f. Her-
vorhebungen im Original).
Hierunter fallen bspw. jene widersprüchlichen Tendenzen von Globalisierung und
Lokalisierung / Regionalisierung, also z. B. Projekte wie ,,Mehr Eifel" aber auch das
Aufflammen alter Nationalismen und des religiösen Fundamentalismus´ (siehe zu
letzterem Kienzler, 2002).
Dieser integrative, multidimensionale und in eine, auch widersprüchliche Tendenzen
einschließende, Dialektik eingebundene Globalisierungsbegriff erscheint mir für die
Soziale Arbeit am brauchbarsten, da er der Komplexität unterschiedlichster sozialer

10
Problemlagen im Kontext der Globalisierung gerecht wird. Zudem ermöglicht er es,
einer defensiven Ideologiekritik gegenüber der (rein ökonomischen) Globalisierung
zu entwachsen und Globalisierung als einen auf vielen Ebenen gestaltbaren Prozess
zu begreifen.

11
2. Ökonomisch-theoretische
Betrachtung
2.1. Die Theorie der komparativen Kostenvorteile (David Ricardo)
David Ricardo (1772-1823) entwickelte die Theorie der komparativen Kostenvorteile.
Sie ist eine der theoretischen Grundlagen, auf die der transnationale Handel zurück-
zuführen ist. Die Kernthese Ricardos ist hierbei, dass Außenhandel auch für ein Land
von Vorteil ist, welches im Vergleich zu allen anderen Ländern in jeder Hinsicht
unterlegen ist, also in jedem Produktionszweig höhere absolute Stückkosten aufweist.
Die Stückkosten ergeben sich nach Ricardo aus den für die Herstellung des Produk-
tes nötigen Arbeitsstunden (dieser Teil von Ricardos Theorie bildet auch die Grund-
lage für Marx´ ,,Mehrwerttheorie"). Um im Außenhandel mit anderen Ländern trotz
der absoluten Kostennachteile dennoch einen Gewinn zu erzielen, muss es sich auf
die Produktion des Produktes spezialisieren, bei dem es einen relativen (komparati-
ven) Vorteil hat. Ricardo verdeutlichte dies am Beispiel von England und Portugal
(vgl. Kurz in: Piper (Hrsg.), 1996, S. 37 ff.). Er nahm an, dass beide Länder Wein und
Tuch herstellen können. Portugal kann beide Produkte zu niedrigeren (absoluten)
Stückkosten herstellen. Bei der Weinerzeugung ist Portugal dabei im Vergleich noch
produktiver als bei der Tuchherstellung, d. h. der komparative Kosten-vorteil liegt für
Portugal in der Weinerzeugung. Spiegelbildlich hierzu hat England trotz der absolu-
ten Kostennachteile, in der Tuchherstellung einen komparativen Kostenvorteil, kann
also dieses Produkt verhältnismäßig produktiver herstellen als Wein. Durch die Auf-
nahme von Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern können beide Länder
jeweils das Produkt tauschen, bei welchem sie einen komparativen Kostenvorteil
haben. Hierdurch erhöht sich der Wohlstand beider Nationen und es findet eine
produktivere Auslastung des Produktionsfaktors Arbeit statt. Ein Beispiel soll dies
verdeutlichen:
Die USA stellen Weizen her, England Stoff. In den USA ist die Herstellung eines Gu-
tes, z.B. von Weizen, relativ kostengünstiger als die Herstellung von Stoff. Die USA
haben somit einen komparativen Kostenvorteil in der Herstellung von Weizen. Im
Vergleich zu England haben die USA einen absoluten Kostenvorteil in der Produktion
beider Güter. Das heißt, dass sie beide Güter billiger herstellen können als England.
In England ist die Produktion von Stoffen kostengünstiger als die Produktion von

12
Weizen. Englands komparativer Kostenvorteil liegt in der Produktion von Stoff, wäh-
rend es insgesamt einen absoluten Nachteil hat. Die Frage stellt sich nun, warum
sich England spezialisieren sollte und nicht beide Güter importiert, während die USA
beide Güter exportieren.
Arbeitsstunden pro Einheit des Outputs
Land
Büschel
Wei-
zen
Ballen
Stoff
England
9
8
USA 3
4
Die Grundannahme ist, dass ein Ballen Stoff international für ein Büschel Weizen ge-
tauscht wird. Die USA brauchen 3 Stunden für die Herstellung eines Büschel Wei-
zens und 4 Stunden für die Herstellung von einem Ballen Stoff. England braucht 9
Arbeitsstunden pro Büschel Weizen und 8 Arbeitsstunden pro Ballen Stoff. Nun kann
man sich einen britischen Arbeiter denken, der entweder Stoff oder Weizen produzie-
ren kann. In 8 Stunden produziert er einen Ballen Stoff, kann jedoch nur 8/9tel eines
Büschel Weizens produzieren. Indem er die ganzen 8 Stunden der Stoffproduktion
widmet, kann er einen ganzen Ballen Stoff produzieren. Tauscht er diesen internatio-
nal gegen Weizen, erhält er ein ganzes Büschel Weizen. Er erhält also mehr Weizen
als er selbst in 8 Stunden hätte produzieren können. Der amerikanische Arbeiter
kann in 8 Stunden 8/3, also 2 2/3 Büschel Weizen herstellen, wenn er sich ganz der
Weizenproduktion widmet. Diese kann er international gegen 2 2/3 Ballen Stoff tau-
schen. Er erhält 2/3 Ballen Stoff mehr, als wenn er es selbst produziert hätte. Beide
Arbeiter und Länder gewinnen also durch die Spezialisierung und den internationalen
Handel (
www.weltpolitik.net/Sachgebiete/Weltwirtschaft%20und%20Globalisierung/
Grundlagen/Grundlagen/Fortsetzung1:%20Theorien.html
).
Ricardos Theorie wurde und wird noch immer vielfach kritisiert. Zum einen sei seine
Theorie an sehr strenge Voraussetzungen gebunden und werde der komplexen
Realität internationaler Wirtschaftsbeziehungen nicht gerecht. Im Rahmen der Globa-
lisierungsdebatte wird insbesondere der Vorwurf erhoben, eine Spezialisierung der
Länder auf einen oder nur wenige Wirtschaftszweige zementiere das vorhandene
wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Ländern. Das genaue Gegenteil aber
ist bzw. wäre der Fall. Durch die Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen zwei
Ländern erhöht sich der Wohlstand beider und in beiden werden Produktivitätsreser-
ven freigesetzt, da eine produktivere Auslastung des Faktors Arbeit entsteht. Diese
Produktivitätsreserven können dann für die Produktion von weiteren und hochwerti-
geren Produkten eingesetzt werden. Die Spezialisierung auf ein (oder wenige) Pro-
dukt(e) ist somit lediglich zu Beginn der Marktöffnung erforderlich, um den jeweiligen

13
komparativen Kostenvorteil auf dem Weltmarkt ausnutzen zu können. China kon-
zentrierte sich zu Beginn seiner Marktöffnung 1978 zunächst auf die arbeitsintensive
Produktion von Textilien, da es hier über einen komparativen Vorteil im Sinne von
billigen und massenhaft vorhandenen Arbeitskräften verfügte. Mittlerweile werden
dort auch hochwertige technologische Produkte in Massenproduktion hergestellt.
Chinas Anteil an der Weltproduktion von DVD-Spielern bspw., belief sich 2003 auf
rund 80% (vgl. Spiegel Nr. 42 / 2004, S. 112 ff.). Auch das Notebook der Firma Acer,
auf dem ich diese Arbeit schreibe, ist ,,made in China".
An dem Beispiel China wird deutlich, dass ein freier Marktzugang für andere Entwick-
lungsländer die beste Möglichkeit wäre, ihre Vorteile, welche insbesondere innerhalb
der Agrarproduktion liegen, auf globaler Ebene nutzen zu können. Durch den Ver-
kauf ihrer Produkte auf dem Weltmarkt erhielten sie die Möglichkeit, Kapital zu bilden
bzw. ihre Agrarprodukte gegen andere Produkte zu tauschen. Dies würde die wirt-
schaftliche Weiterentwicklung hin zu Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften
(also vom primären hin zum sekundären und tertiären Wirtschaftssektor) überhaupt
erst ermöglichen und wäre sicherlich das beste Entwicklungshilfeprogramm für diese
Länder. Dies scheitert allerdings am Widerstand der Industriestaaten, die ihre Märkte
gegen jene Produkte systematisch abschirmen bzw. mithilfe von Subventionen ihre
eigenen Agrarprodukte so stark verbilligen, dass sie auf dem Weltmarkt unter den
eigentlichen Herstellungskosten angeboten werden können. Über 40% des EU-
Haushaltes werden für jene Agrarsubventionen verschwendet, die lediglich 4% der
Erwerbstätigen in der EU zugute kommen (Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2004, S.
104
3
).
2.2. Antizyklische Fiskalpolitik (John Maynard Keynes)
John Maynard Keynes´ (1883-1946) Theorie stellt eine Zäsur in den Wirtschaftswis-
senschaften dar. Alle vorangegangenen Theorien waren (fast) ausnahmslos ange-
3
Die Daten im Bezug auf den prozentualen Anteil der Erwerbstätigen stammen aus dem Jahr 2002.
Durch die Osterweiterung der EU am 01.05.2004 hat sich der Anteil der Erwerbstätigen in der
Landwirtschaft möglicherweise im Gesamtdurchschnitt erhöht. Aber ich unterstelle, dass sich das
proportionale Verhältnis von 1:10 hierdurch nur unwesentlich verändert hat und wohl kaum ein
Gleichgewicht erreicht hat.

14
botsorientiert, d. h. kurz gesagt: was produziert und angeboten wird, wird auch nach-
gefragt. Sättigungsgrenzen, wie sie die Drei-Sektoren-Theorie, nach der sich die
Bedürfnisse des Menschen von primären über sekundäre hin zu tertiären Gütern
entwickelt, beschreibt, waren demnach nicht existent, was natürlich dem Mangel an
Gütern in der damaligen Zeit geschuldet war.
Keynes entwickelte seine Theorie im Hinblick auf die Weltwirtschaftskrise im Jahre
1929. Insbesondere auf die Frage der Massenarbeitslosigkeit, die hiermit verbunden
war (in Deutschland waren seinerzeit 6 Millionen Menschen ohne Beschäftigung),
hatten die alten Theorien keine Antwort.
Nach den klassischen Theorien gab es grundsätzlich nur zwei Arten der Arbeitslosig-
keit: ,,Reibungs-,, und ,,freiwillige" Arbeitslosigkeit. Reibungsarbeitslosigkeit meint
hiernach eine temporäre Arbeitslosigkeit, die z.B. auf eine abrupte Schwankung im
Nachfrageverhalten oder einen Beschäftigungswechsel zurückzuführen ist. Freiwilli-
ge Arbeitslosigkeit ist demgegenüber darauf zurückzuführen, dass ein Mensch ,,aus
Gründen, die mit der Gesetzgebung, sozialen Gebräuchen, Vereinigungen zwecks
gemeinsamer Verhandlungen, langsamer Anpassung an veränderte Verhältnisse
oder auch nur mit menschlicher Starrköpfigkeit zusammenhängen ­ eine Entschädi-
gung nicht annehmen will oder nicht annehmen kann, deren Wert dem Erzeugnis
entspricht, das (..) [seiner] Grenzproduktivität zuzuschreiben ist" (Keynes, 1974, S. 5
f.).
Diesen beiden Arten der Arbeitslosigkeit fügte Keynes eine dritte Art hinzu, nämlich
jene der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit, wie sie nach der Weltwirtschaftskrise überall
in Europa zu beobachten war. Keynes führte dies auf die mangelnde gesamt-
wirtschaftliche Nachfrage zurück und forderte, dass der Staat durch Investitionen die
Wirtschaft wieder ankurbeln solle. Die staatliche Zurückhaltung bei der Bereitstellung
von Kapital verschärft nach Keynes deflationäre (Deflation = Geldaufwertung) Ten-
denzen. Hierdurch halten die Verbraucher ihr Geld zusammen bzw. legen es auf die
Bank. Zwar entsteht nun rein theoretisch für die Banken ein höherer Kreditvergabe-
rahmen, da sie über mehr Kapital verfügen. Aber es finden sich kaum bereitwillige
Kreditnehmer, die eine Investition tätigen wollen, da die Hortung des Kapitals höhere
Erträge verspricht, als eine Investition.

15
Daher soll der Staat durch Investitionsprogramme die Wirtschaft ankurbeln, trotz der
hiermit verbundenen inflationären (Inflation = Geldentwertung) Tendenzen.
,,Während die Arbeiter sich gewöhnlich einer Kürzung der Geldlöhne widersetzen,
pflegen sie die Arbeit nicht bei jedem Steigen der Preise der Lohngüter niederzule-
gen" (ebd. S. 8). Hierbei wird ein psychologisches Moment deutlich: Rein rechnerisch
spielt es keine Rolle ob die Nettolöhne sinken und die Preise stagnieren, oder ob die
Nettolöhne gleich bleiben und die Preise steigen. In beiden Fällen bleiben die Real-
löhne (also die tatsächliche Kaufkraft des Geldes) im Verhältnis gleich. Psycholo-
gisch aber führt ersteres zu einer Konsumzurückhaltung auf der Nachfrageseite und
somit schließlich auch zu einer Investitionszurückhaltung auf der Angebotsseite. Der
Geldkreislauf stagniert, es kommt zu einer sich selbst verstärkenden Spirale nach
unten. Unternehmen setzen Arbeitskräfte frei was zu einer weiteren Verringerung der
Nachfrage führt usw.
Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, sah Keynes eine antizyklische Fiskalpolitik
des Staates vor. Der Staat soll hiernach stabilisierend auf die Konjunkturzyklen (Auf-
schwung, Boom, Rezession (Abschwung), Depression) einwirken und ihre Schwan-
kungen abmildern. In Phasen wirtschaftlichen Aufschwungs bildet der Staat durch
eine zunehmende steuerliche Belastung eigene Kapitalrücklagen. Dieses Kapital
wird dann bei einer abnehmenden Konjunktur in den Wirtschaftskreislauf zurückge-
führt, um die Konjunktur wieder anzukurbeln.
Hierdurch wird auf der einen Seite die ,,Überhitzung" der Wirtschaft verhindert und
auf der anderen Seite den Gefahren einer Deflation entgegengewirkt. Eine moderate
Inflation durch die staatliche Erhöhung der Geldmenge, hält den Geldkreislauf in
Schwung.
Da der Staat in Keynes´ Theorie als aktiver Nachfrager in das Marktgeschehen ein-
greift, verschiebt sich das Angebot hin zu jenen Wirtschaftszweigen, in denen der
Staat seine Aufgaben wahrnimmt. Dies führte insbesondere in den angelsächsischen
Ländern zu einer Expansion in der Rüstungsindustrie: ,,Im Grunde war zu jeder Zeit
die Kriegsindustrie die Basis des Keynsianismus. Hier kam alles zusammen, was
diese Epoche auszeichnet: Massenproduktion, standardisierte Produkte, Auftrags-
vergabe durch den Staat, mehr oder weniger monopolisierte Wirtschaftsverbän-
de" (www.tydecks.info/online/math_multi_key.html).

16
Innerhalb der westeuropäischen Staaten führte die Anwendung des Keynsianismus´
nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem stetigen Ausbau des europäischen Sozial-
staatsmodells. Allerdings führte die nur halbherzige Durchführung von Keynes´ Theo-
rie zu einer stetig wachsenden Verschuldung: während man sich in Phasen der
wirtschaftlichen Rezession über die Kreditaufnahme an den internationalen Kapital-
märkten neues Kapital beschaffte, um die Wirtschaft zu beleben (also über so ge-
nanntes defecit spending, welches Keynes ablehnte), wurden hierdurch erzeugte
wirtschaftliche Aufschwünge nicht dazu genutzt, die gemachten Defizite wieder ab-
zubauen (vgl. www.zeit.de/archiv/1999/39/199939.biblio .serie_19_.xml? page=all).
Nach Keynes´ Theorie ist es im Prinzip zwar egal, ob man in konjunkturellen Boom-
phasen Rücklagen bildet und dann in Phasen der Konjunkturschwäche diese zur
Ankurbelung der Wirtschaft verwendet oder umgekehrt vorgeht. In letzterem Fall
allerdings muss das Wachstum höher ausfallen, um neben der entsprechenden
Kreditsumme auch die hierfür anfallenden Zinsen abdecken zu können.
2.3. Aktuelle Ansätze und Weiterentwicklungen
Neben den oben beschriebenen Theorien soll im Folgenden auf einige weitere öko-
nomische Theorieansätze lediglich kurz eingegangen werden, welche in der Globali-
sierungsdiskussion von Bedeutung sind.
Zunächst sei auf den so genannten Neoliberalismus hingewiesen. Nach dieser Ideo-
logie verdrängt der Weltmarkt politisches Handeln, wie Beck es konstatiert (s. o.).
Der Staat hat hiernach lediglich die Aufgabe, für ein stabiles Preis- und Währungsni-
veau zu sorgen. Ihm fallen also lediglich Aufgaben in der Geldpolitik zu. Daher be-
zeichnet man den Neoliberalismus auch mit dem Begriff des Monetarismus (von
monetär = geldlich). Der Staat hat sich in allen anderen Belangen aus dem Marktge-
schehen herauszuhalten, da der Markt sich selbst reguliere. Diese Einschätzung
geht auf die klassische Wirtschafttheorie von Adam Smith zurück, nach der die ,,un-
sichtbare Hand" des Marktes für einen natürlichen Ausgleich im Zusammenspiel von
Angebot und Nachfrage sorgt. Unter dieser Prämisse werden gegenwärtig wohl-
fahrtsstaatliche Leistungen und Regelungen, die das Marktgeschehen kontrollieren
sollen abgebaut. Prominente Vertreter dieser Theorie sind Milton Friedman und die

17
,,Chicago Boys" (,,Die beste Sozialpolitik ist eine freie Marktwirtschaft" Milton Fried-
man in: Piper (Hrsg.), 1996, S. 274).
Demgegenüber steht der Ordoliberalismus, basierend auf der Ordnungstheorie von
Walter Eucken, der als geistiger Vater der sozialen Marktwirtschaft bezeichnet wird.
Nach seiner Theorie kommt dem Staat die wichtige Rolle der Rahmensetzung zu (vgl.
Oswalt in: Piper (Hrsg.), 1996, S. 196). Innerhalb dieses Rahmens können die Wirt-
schaftssubjekte frei agieren, der Staat greift aber in das Marktgeschehen ein. Der
Staat agiert hierbei als ,,Hüter des Wettbewerbs" (Andreas u. a., 1999, S. 126), indem
er durch gesetzliche Regelungen (Kartellrecht, Gesetz gegen den unlauteren Wett-
bewerb, etc.) steuernd in das Marktgeschehen eingreift. Darüber hinaus nimmt er
Lenkungsaufgaben (Strukturpolitik, Konjunkturpolitik, Umweltpolitik, etc.) und soziale
Funktionen (Umverteilungsfunktion, Transferzahlungen, Subventionen, etc.) wahr
(ebd. S. 124 ff.).
Des weiteren sei auf das Stolper-Samuelson-Theorem hingewiesen, das besagt,
dass sich die Faktorpreise im Zuge der Aufnahme von Handelsbeziehungen zwi-
schen Ländern angleichen. Steigt hiernach der relative Preis eines Gutes, eben
infolge jener Handelsbeziehungen, steigt die reale Entlohnung des Faktors, der in
der Produktion intensiv genutzt wird (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Stolper-
Samuelson-Theorem). Im Rahmen eines zunehmend globalen Marktes kommt es so
zur Angleichung bspw. bei den Löhnen, wie auch der Chef des Ifo Instituts, Sinn
glaubt: ,,Die Globalisierung schafft einen gemeinsamen Arbeitsmarkt, die Löhne
gleichen sich an" (Spiegel Special Nr. 7 / 2005, S. 18). Dies geschieht nicht in einem
,,race to the bottom", wie von vielen befürchtet, sondern verläuft jeweils entgegenge-
setzt. Während also die Löhne für einfache Tätigkeiten in den Entwicklungs- und
Schwellenländern steigen, da hier vor allem der Faktor Arbeit intensiv genutzt wird,
verringern sie sich in den Industrieländern. Durch das Einfließen ausländischen
Kapitals und den nachholenden Technologietransfer erhöht sich die Inflation aber
auch die Produktivität. Hierauf aufbauend ergeben sich die produktivitätsabhängigen
Möglichkeiten, aber zugleich auch der Druck durch die Arbeitnehmer, für Lohnsteige-
rungen in diesen Ländern (zu sorgen).
Zum Schluss des ökonomisch-theoretischen Teils sei auf die, im Rahmen der Globa-
lisierungsdiskussion immer wieder vorgebrachte, Devisentransaktionssteuer von
James Tobin hingewiesen. Tobin geht es hierbei um eine geringe (0,5 ­ 1%) Besteu-

18
erung von jenen Kapitaltransaktionen, welche verschiedene Währungsräume über-
schreiten. Der Sinn einer solchen Steuer liegt darin, (Währungs-)Spekulanten abzu-
schrecken, die Währungsschwankungen für kurzfristige Gewinne ausnutzen. Hier-
durch soll das internationale Finanzsystem stabilisiert und gegen allzu starke
Schwankungen abgesichert werden.
Die globalisierungskritische Bewegung ATTAC (Association une Taxation des Trans-
actions financières pour l´ Aide aux Citoyens ­ Vereinigung zur Besteuerung von
Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen) verdankt ihren Namen eben
dieser Steuer, auch wenn Tobin selbst sich gegen diesen Missbrauch seines Na-
mens zu Wehr setzt (vgl. Spiegel Nr. 36 / 2001 in: Bundeszentrale für politische
Bildung (Hrsg.), 2003, S. 26).

19
3. Geschichte der Globalisierung
3.1. Vergangenheit
3.1.1. Merkantilismus
Der Merkantilismus war eine Wirtschaftform vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, wel-
che durch staatlichen Interventionismus und Dirigismus geprägt war. Die absolutisti-
schen Staaten, Fürstentümer und Königreiche Europas verfolgten hierbei durch
militärische und wirtschaftliche Ausdehnung eine Mehrung des eigenen Reichtums,
insbesondere in Form der Goldanhäufung. Großgewerbliche Produktion wurde ge-
fördert aber zugleich an staatlichen (Herrschafts-)Interessen ausgerichtet. In dieser
Zeit liegen die Wurzeln des kapitalistischen Wirtschaftssystems und seiner globalen
Ausdehnung. Mit dem transkontinentalen Handel zwischen Europa, Asien und Teilen
Afrikas nimmt der Prozess der Globalisierung seinen Anfang und es kommt in eini-
gen oberitalienischen Städten zur Herausbildung erster Versicherungen, insbesonde-
re für den maritimen Handel. Die regionale Integration erfolgte zunächst über Groß-
reiche und religiöse Ökumene, wobei die Religionen sich in der Regel über mehrere
politische Räume erstreckten, mit der bis heute weitestgehend gültigen Ausnahme
Chinas, in der der politische und religiöse Raum in etwa deckungsgleich sind. ,,Eine
dritte Form der Integration war schließlich die Fernhandelsverbindung" (Osterhammel
und Petersson, 2004, S. 29, H. i. O.). Über diese Verbindungen wurde Handel über
Reichsgrenzen hinaus betrieben und an den Rändern der Reiche kam es ohnehin zu
wirtschaftlichen Allianzen. Globalisierung hatte also schon immer die Aufweichung
fixer Grenzen zur Folge.
Neben einer stetigen Zunahme der Mobilität im Bereich des Warenhandels kam es
nach der Entdeckung und Besiedlung Amerikas zu einer (erzwungenen) Mobilität von
Menschen, in Form des Sklavenhandels: ,,Schon bevor Holland und England die
führenden Handelsnationen wurden, entwickelte sich zwischen Europa, Afrika und
Amerika der so genannte Dreieckshandel: Billige, oft wertlose Tauschwaren, (...)
wurden vor allem an der westafrikanischen Küste gegen Sklaven getauscht. In Ame-
rika wurden sie gegen die Produkte der Sklavenarbeit (...) eingetauscht und diese

20
Produkte schließlich mit großem Gewinn in Europa verkauft" (Schroedter, 2002, S.
11).
3.1.2. Die Nationalökonomie, der Liberalismus und die Doppelrevolution
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kommt es innerhalb Europas zu einer
historischen ,,Doppelrevolution" (Osterhammel und Petersson, 2004, S. 46):
In England und sich von dort aus beginnend auszubreiten, kommt es etwa ab 1760
zur ersten Industriellen Revolution (wirtschaftliche Revolution) und 1789 in Frank-
reich zur Französischen Revolution (politische Revolution), welche sich ebenfalls von
dort aus beginnt auszubreiten, allerdings in einem wesentlich langsameren Tempo.
Diese beiden Revolutionen bilden zugleich den Beginn der Moderne und ihrer Aus-
dehnung (ihrer Globalisierung).
Hierüber hinaus kommt es durch die Arbeiten von Adam Smith (1723-1790) zur
Begründung der modernen Wirtschaftstheorie, der Nationalökonomie und des wirt-
schaftlichen Modells des Liberalismus´. Seine Theorie, welche durch Ricardo
(siehe 2.1.) um die Theorie der komparativen Vorteile erweitert wurde (Smith ging
noch von absoluten Kostenvorteilen aus), und ihre Anerkennung, verhilft dem welt-
weiten Freihandel zu einem ersten Durchbruch. ,,Mit der Idee des Liberalismus be-
gann das Zeitalter der wirtschaftlichen Globalisierung" (Bundeszentrale für politische
Bildung (Hrsg.), 2003, S.15).
Die Entwicklung des Dampfschiffes und der Eisenbahn, sowie die Erfindung der
Telegraphie erzeugten einen gewaltigen Beschleunigungsschub innerhalb des
Transportes und der Kommunikation (vgl. Schroedter, 2002, S. 14 ff.).
Die USA nutzten die neuen Transporttechnologien zunächst zu einer Abgrenzung zu
Europa und der Erschließung des amerikanischen Kontinents nach Westen. ,,Der
zweite außereuropäische Modernisierungspionier [neben den USA] war Japan",
welches sich ab 1868 einer Selbstreform unterwarf (Osterhammel und Petersson
2004, S. 57). Japan orientierte sich hierbei an verschiedenen Vorbildern in Europa
und vermischte europäische Elemente aus dem Bereich der Wirtschaft und der
Staatorganisation mit den japanischen Traditionen (,,Hybridisierung").

21
Schon zu diesem Zeitpunkt (1868) bildet sich also jene Triade heraus, welche auch
heute noch für den globalen Welthandel die führende(n) Rolle(n) spielt.
3.1.3. Ein erster Versuch und sein Scheitern
In der Zeit von ca. 1880 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs kommt es zum
ersten Mal in der Menschheitsgeschichte zu einem Zustand wirtschaftlicher und
weitestgehend auch politischer Globalität, durch die fast vollkommene Kolonisierung
der Welt. Insbesondere Großbritannien behauptet über das gesamte 19. Jahrhundert
seine Vormachtstellung in der Welt (,,Pax Britannica"). In den 1880er Jahren findet
auch erstmals der Begriff der einen Weltwirtschaft Eingang in die Lebenswelt der
Menschen. Die Menschen, insbesondere innerhalb Europas und den USA, beginnen
sich als eine globale Schicksalsgemeinschaft zu begreifen.
Nachdem der Handel zwischen 1850 und 1870 bereits stärker angestiegen war, als
die Produktion, stiegen beide zwischen 1880 und 1913 gleich stark an. Durch die
Möglichkeit, weltweit Informationen mittels Telegraphie auszutauschen, kam es zu
einem starken Anwachsen der Umsätze an den internationalen Börsen. Die Stabilität
des Finanzsystems wurde durch eine Kopplung der unterschiedlichen Währungen an
einen Goldstandard gewährleistet. Hierdurch konnten Währungsschwankungen und
Inflation verhindert werden. Die weltwirtschaftlichen Interdependenzen und ihre
Bewusstwerdung in der Bevölkerung führten allerdings schon frühzeitig zu einer
,,Politisierung von Globalität" innerhalb Europas (Osterhammel und Petersson, 2004,
S. 69). Der Feind war da draußen: es waren die USA, Australien und andere wirt-
schaftlich aufstrebende Länder, bspw. in Südostasien, die mit ihrem Import billiger
Getreideprodukte die Märkte in Europa belieferten. Dies führte in Deutschland bereits
1879 zur Einführung von Schutzzöllen auf ausländische Agrarprodukte. Ein Beispiel,
dem viele europäische Staaten folgten. Lediglich Großbritannien hielt weiterhin am
Freihandel fest. Im Zuge dieser Entwicklungen fand ein Übergang von der Kolonisie-
rung zum Imperialismus statt. Die europäischen Großmächte begannen einen Wett-
lauf um die Herrschaft in den bis dahin noch nicht kolonisierten Gebieten, an dem
sich schließlich auch die USA und Japan aktiv beteiligten (vgl. Schroedter, 2002, S.
20 ff.). Diese Verlagerung von wirtschaftlichen Kolonisierungsinteressen hin zu
machtpolitischen Interessen ging einher mit einem Aufflammen von Nationalismen

22
überall in Europa. Die ,,Balkankriege", das ,,Attentat von Sarajewo" am 28. Juni 1914,
sowie das Festhalten Deutschlands an der Doktrin des ,,Schlieffenplans" (Müller,
2003, S. 211 f. und S. 208), führten in dieser aufgeladenen Stimmung innerhalb
Europas schließlich zum Ersten Weltkrieg (1914-1918). Am Ende des Ersten Welt-
kriegs waren die Ökonomien Europas zerstört und die USA zur führenden Wirt-
schaftsmacht geworden. Der Übergang von einer Kriegsökonomie zu einer Frie-
densökonomie ging zunächst (nicht nur) in Deutschland mit einer massiven Inflation
einher. Kostete ein US-Dollar 1914 noch 4,20 Mark, kostete er auf dem Höhepunkt
der Inflation am 15. November 1923 4,2 Billionen Mark (ebd. S. 243 f.).
Es kam zu einer Abschottungspolitik, zu einer Phase der De-Globalisierung innerhalb
Europas. Nationale Wirtschaftpolitiken setzten sich durch. Der (National-)Staat hatte
in Kriegszeiten das Ruder übernommen, nun sollte er auch die Folgewirkungen des
Krieges beseitigen. Dies führte zu einem starken Anwachsen der Produktion bei
gleichzeitiger Stagnation des Welthandels. Überproduktion und, ihr folgend, geringe
Kapazitätsauslastungen, sowie die Widereinführung des Goldstandards (während
des Krieges war dieser aufgehoben) verschärften deflationäre Tendenzen. ,,Der
sogenannte (!) ,,Regionalismus" der Weltwirtschaft dieser Zeit war das Ergebnis des
in der Krise durchgesetzten Primats der Politik über wirtschaftliche Interaktion"
(Osterhammel und Petersson, 2004, S. 82). Diese Versuche der Herauslösung aus
dem internationalen Dependenzgeflecht vor allem von Deutschland und Japan führ-
ten schließlich in den Zweiten Weltkrieg.
Das ,,Primat der Politik" ist exakt das, was angesichts der gewaltigen Zunahme der
wirtschaftlichen Globalisierung innerhalb der 90er Jahre gegenwärtig sowohl von
Globalisierungskritischen Bewegungen als auch von diversen Parteien (in Deutsch-
land vor allem von der Linkspartei (vormals PDS, vormals SED)) gefordert wird.
3.2. Gegenwart
An diesem Punkt sei noch auf die Problematik der chronologischen Aufteilung des 3.
Punktes meiner Arbeit hingewiesen. Da die Globalisierung ein vielschichtiger Pro-
zess ist, dessen Entwicklungen auf unterschiedlichen Ebenen oftmals, auch inner-
halb des gleichen Zeitfensters, unterschiedlich schnell oder gar widersprüchlich

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783836608664
Dateigröße
650 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Dortmund – Sozialarbeit
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
deutschland globalisierung sozialarbeit neoliberalismus sozialstaat migration standort
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Titel: Globalisierung und Soziale Arbeit
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