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Erfassung und Bewertung von Fluss-Uferstrukturen und -vegetation

Entwicklung eines Verfahrens zum Einsatz bei Effizienzkontrollen und Monitoring am Beispiel der Ems

©2000 Diplomarbeit 233 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit wurde ein Erfassungs- und Bewertungsverfahren für Vegetationsstrukturen an Flussufern entwickelt. Dieses ist für die Anwendung bei Effizienzkontrollen renaturierter Flussabschnitte sowie beim Ufermonitoring vorgesehen.
Eingangs werden die Grundlagen und Kriterien für eine Bewertung von Uferstrukturen sowie die Anforderungen, denen ein derartiges Verfahren gerecht werden muss, betrachtet. Gestützt auf eigene Geländeuntersuchungen an der Ems entstand der Entwurf für einen Erfassungsbogen mit Bewertungsschlüssel.
Die Fließgewässer und Auen in NRW befinden sich nach den menschlichen Eingriffen der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr in einem natürlichen oder naturnahen Zustand. Grund dafür sind Gewässerausbau, intensive Nutzung der Auen sowie häufige und intensive Unterhaltungsmaßnahmen an den Ufern. Das Gewässerauenprogramm NRW sieht vor, Flussauen und Gewässernetze als natürliche Lebensadern der Landschaft zu erhalten und zu renaturieren. Aktuelle Schutz- und Maßnahmekonzepte haben als Entwicklungsziel ein ausgewogenes Mosaik aus naturnahen und kulturell geprägten Anteilen der Auelandschaft, wobei die naturnahe Entwicklung Vorrang genießt.
Voraussetzung für den Erhalt der typischen Biotope in der Aue sind naturnahe Strukturen an den Ufern, da diese Zeichen einer natürlichen Flussdynamik sind. Bei entsprechender Längsausdehnung bilden naturnahe Ufer zudem ein natürliches Biotopverbundsystem und gehören durch den kleinräumigen Wechsel verschiedener Strukturen zu den artenreichsten Standorten einer Auenlandschaft.
Nach Renaturierungsmaßnahmen wird zur regelmäßigen Effizienzkontrolle ein Verfahren benötigt, das eine praxisgerechte einfache Erfassung und eine naturschutzfachlich aussagekräftige Bewertung ermöglicht.
Gang der Untersuchung:
Als Ergebnis der Diplomarbeit liegt der grundlegende Entwicklungsschritt zu einem standardisierten Verfahren vor, welches Soll-Ist-Vergleiche und Vorher-Nachher-Vergleiche zulässt. Im Unterschied zu bisher üblichen Verfahren wird der Schwerpunkt auf eine hohe Genauigkeit bezüglich der Vegetation an den Ufern gelegt.
Dem Verfahren liegt ein Parametersystem zugrunde, denn Parametersysteme weisen in der ersten Entwicklungsstufe entscheidende Vorteile auf. Der entwickelte Erfassungsbogen ermöglicht es, im Gelände für jeden Indikatorparameter definierte Ufermerkmale anzusprechen. Im Bewertungsbogen ist jedem dieser Ufermerkmale ein Indexwert zugeordnet. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dirk Filzek
Erfassung und Bewertung von Fluss-Uferstrukturen und -vegetation
Entwicklung eines Verfahrens zum Einsatz bei Effizienzkontrollen und Monitoring am
Beispiel der Ems
ISBN: 978-3-8366-0856-5
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Münster, Deutschland, Diplomarbeit,
2000
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http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
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Inhaltsangabe
Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit wurde ein Erfassungs- und Bewertungs-
verfahren für Vegetationsstrukturen an Flussufern entwickelt. Dieses ist für die
Anwendung bei Effizienzkontrollen renaturierter Flussabschnitte sowie beim
Ufermonitoring vorgesehen.
Eingangs werden die Grundlagen und Kriterien für eine Bewertung von Uferstrukturen
sowie die Anforderungen, denen ein derartiges Verfahren gerecht werden muss, betrachtet.
Gestützt auf eigene Geländeuntersuchungen an der Ems entstand der Entwurf für einen
Erfassungsbogen mit Bewertungsschlüssel.
Die Fließgewässer und Auen in NRW befinden sich nach den menschlichen Eingriffen der
vergangenen Jahrzehnte nicht mehr in einem natürlichen oder naturnahen Zustand. Grund
dafür sind Gewässerausbau, intensive Nutzung der Auen sowie häufige und intensive
Unterhaltungsmaßnahmen an den Ufern. Das Gewässerauenprogramm NRW sieht vor,
Flussauen und Gewässernetze als natürliche Lebensadern der Landschaft zu erhalten und
zu renaturieren. Aktuelle Schutz- und Maßnahmekonzepte haben als Entwicklungsziel ein
ausgewogenes Mosaik aus naturnahen und kulturell geprägten Anteilen der Auelandschaft,
wobei die naturnahe Entwicklung Vorrang genießt.
Voraussetzung für den Erhalt der typischen Biotope in der Aue sind naturnahe Strukturen
an den Ufern, da diese Zeichen einer natürlichen Flussdynamik sind. Bei entsprechender
Längsausdehnung bilden naturnahe Ufer zudem ein natürliches Biotopverbundsystem und
gehören durch den kleinräumigen Wechsel verschiedener Strukturen zu den artenreichsten
Standorten einer Auenlandschaft.
Nach Renaturierungsmaßnahmen wird zur regelmäßigen Effizienzkontrolle ein Verfahren
benötigt, das eine praxisgerechte einfache Erfassung und eine naturschutzfachlich
aussagekräftige Bewertung ermöglicht.
Als Ergebnis der Diplomarbeit liegt der grundlegende Entwicklungsschritt zu einem
standardisierten Verfahren vor, welches Soll-Ist-Vergleiche und Vorher-Nachher-
Vergleiche zulässt. Im Unterschied zu bisher üblichen Verfahren wird der Schwerpunkt auf
eine hohe Genauigkeit bezüglich der Vegetation an den Ufern gelegt.
Dem Verfahren liegt ein Parametersystem zugrunde, denn Parametersysteme weisen in der
ersten Entwicklungsstufe entscheidende Vorteile auf. Der entwickelte Erfassungsbogen
ermöglicht es, im Gelände für jeden Indikatorparameter definierte Ufermerkmale
anzusprechen. Im Bewertungsbogen ist jedem dieser Ufermerkmale ein Indexwert
zugeordnet. Dabei wurde ein 5-stufiger Bewertungsmaßstab angelegt. Da als vorrangiges
Bewertungskriterium die Naturnähe gilt, wird eine große Variabilität in den
Strukturausprägungen hoch bewertet ­ denn diese Strukturausprägungen sind Ausdruck
einer natürlichen Gewässerdynamik. Dies bezieht sich auf alle drei Parametergruppen
Ufermorphologie, Ufervegetation und Umfeld.

Um die angestrebte hohe Verlässlichkeit des Erfassungs- und Bewertungsverfahrens zu
erreichen sind weitere Entwicklungsschritte vorzusehen ­ insbesondere Geländearbeiten,
anhand derer Feinjustierungen vorgenommen werden können. Als Voraussetzung für eine
landesweite Standardisierung wäre der räumliche Geltungsbereich auszuweiten. Im
Verlauf der nächsten Entwicklungsstufe könnte es sich als sinnvoll erweisen, typisierte
Uferabschnitten zu beschreiben. Bei der Erfassung stünde dann eine Auswahl definierter
Ufertypen zur Verfügung, die eine unmittelbare Bewertung ermöglichte. Die geeigneten
Trennparameter für den Prozess einer solchen Typisierung könnten im Gelände mit Hilfe
des hier vorgelegten Verfahrens qualitativ ermittelt und anschließend gewichtet werden.
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen denen bedanken, ohne deren
Unterstützung die Arbeit in der vorliegenden Form sicherlich nicht möglich gewesen wäre:
Prof. Dr. Gerd Schulte stellte das Thema und betreute die Arbeit gemeinsam mit Dr.
Andreas Vogel am Institut für Landschaftsökologie der WWU in Münster.
Dr. Joachim Weiss erklärte sich bereit, die Zweitkorrektur zu übernehmen und betreute
die Arbeit gemeinsam mit Michael Kettrup bei der LÖBF.
StUA Münster und LÖBF stellten Gutachten, fachliche Informationen und Materialien
sowie Karten zur Verfügung.
Bei der Nachbestimmung von Pflanzen beriet mich Thomas Hövelmann.
Gabriele Wessling (StUA Münster) gab mir eine ausführliche Einführung in die
praktische Landschaftsplanung an der Ems und erteilte mehrfach weitere Auskünfte.
Luise Hauswirth (Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz ABU Lippstadt)
gab mir in Diskussionen wertvolle Anregungen und stellte mir Literatur zur Verfügung.
Achim Filzek half mehrfach, Computerprobleme zu beseitigen.
Thomas Döring, Silke Köhler, Hauke Schiek und Carola Schneier unterstützten mich
unermüdlich und gaben mir zahlreiche wertvolle Hinweise und Anregungen.
Meine Freundin Daniela Wohlfahrt, meine Schwester Petra Filzek und meine Eltern
Rosemarie und Peter Filzek haben mir über lange Zeit mit viel Verständnis, nützlicher
Kritik und tatkräftiger Unterstützung zur Seite gestanden.
Von mehreren Seiten bekam ich einzelne mündliche Auskünfte und Tipps. Herzlichen
Dank!

I
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
1
2
GRUNDLAGEN ZUR ENTWICKLUNG EINES UFERBEWERTUNGSVERFAHRENS
3
2.1
Zielsetzung des Verfahrens und Abgrenzung gegenüber bestehenden Verfahren ... 3
2.2
Anforderungen an das Verfahren ... 3
2.2.1 Eignung
für
Effizienzkontrollen
3
2.2.2 Eignung
für
Monitoringaufgaben
4
2.2.3 Spezielle
Anforderungen
4
2.3 Verfahrens-Systeme ... 5
2.3.1
System typisierter Ufer
6
2.3.2 Parametersystem
6
2.4
Grundlagen für die Bewertung von Uferstrukturen ... 8
2.4.1 Ökologische
Funktionen
8
2.4.2
Naturschutzziele für die Emsufer
8
2.4.3
Landschaftsökologisches Leitbild für die Emsufer
9
2.4.4 Bewertungskriterien
10
2.5 Bewertungsmethodik... 12
2.5.1
Bewertungsmaßstab und Bewertungsrahmen
12
2.5.2 Bewertungsfunktionen
von
Parametern
13
2.5.3 Indexgestützte
Bewertung
13
2.5.4
Gewichtung der Parameter
14
2.5.5 Plausibilitätskontrolle
14
2.6
Grenzen des Verfahrens und Geltungsbereich ... 14
3 UNTERSUCHUNGSGEBIET
15
3.1 Geographische
und
naturräumliche Einordnung... 15
3.2 Geologie
und
Geomorphologie ... 16
3.3 Boden ... 17
3.4 Klima und Witterungsverlauf ... 17
3.5 Potentielle
natürliche
Vegetation... 19
3.6
Hydrogeographie, Hydrologie und Gewässergüte ... 19
3.7
Nutzung, Ausbau und Unterhaltung im geschichtlichen Abriß ... 22
3.8
Bewirtschaftung und Maßnahmen an der Ems / Plangrundlagen ... 24

II
4 UNTERSUCHUNGSMETHODEN
26
4.1 Geländearbeit... 26
4.1.1
Festlegung der Untersuchungsabschnitte
4.1.1.1 Auswahl
26
4.1.1.2
Abgrenzung und Länge
27
4.1.2
Beschreibung der Untersuchungsabschnitte
27
4.1.2.1
Detail-Erfassung der Querprofile
28
4.1.2.2
Detailaufnahmen der Vegetation
28
4.1.2.3
Vermessung und Bezugsgrößen
30
4.2
Aufstellung von potentiellen Parametern auf Grundlage der Geländeergebnisse... 30
4.2.1 Datengrundlage
30
4.2.2
Formulierung der Parameter
30
4.2.3 Spezielle
Methoden
31
4.2.3.1
Definition von Böschungszonen
31
4.2.3.2
Stetigkeitsvergleiche auf Grundlage der Detailaufnahmen
32
4.2.3.3
Auswertung nach den Ellenberg´schen Zeigerwerten
32
4.2.3.4
Auswertung nach Hemerobiewerten
33
4.2.3.5
Auswertung nach Lebensformen
33
4.3 Methodenkritik ... 33
5
VORSCHLAG FÜR EIN PARAMETERVERFAHREN
AM BEISPIEL DER UNTERSUCHUNGSABSCHNITTE
35
5.1 Parametergruppe
Morphologie... 37
5.1.1
Hauptparameter (HP) Art des Querprofils
37
5.1.1.1 Einzelparameter
(EP)
Profiltyp
37
5.1.1.2 EP
Profilhöhe
39
5.1.1.3
EP Ausbauzustand des gegenüberliegenden Ufers
40
5.1.1.4
EP Schädigungsgrad der Ufersicherung
40
5.1.1.5
EP Schädigung des Uferprofils
41
5.1.1.6 EP
Spezielle
Profilstrukturen
42
5.1.1.7
EP Böschungswinkel (nicht berücksichtigt)
42
5.1.1.8
EP Uferformtypen (nicht berücksichtigt)
42
5.1.2
HP Verzahnung Wasser-Land
44
5.1.2.1
EP Amphibische Uferbreite
44
5.1.2.2 EP
Uferlinie
45
5.1.2.3
EP Verlauf der Böschungsoberkante
46
5.1.2.4 EP
Substratdiversität
46
5.1.3
HP/ EP Besondere morphologische Strukturen
48
5.1.4 HP
Längsprofil
50
5.1.4.1 EP
Linienführung
50
5.1.4.2
EP Breitenvarianz des Gerinnes
50
5.1.4.3
EP besondere ufernahe Sohlstrukturen
51
5.1.4.4
EP Schwimmblattpflanzen / Rückstau
51

III
5.2 Parametergruppe
Uferbewuchs ... 52
5.2.1
HP Vegetationsstruktur: Gehölze
52
5.2.1.1 EP
Gehölzanteil
53
5.2.1.2
EP Strukturreichtum der Gehölzbestände
54
5.2.1.3
EP Bodenständigkeit der Gehölze
55
5.2.1.4 EP
Jungwuchs
55
5.2.2
HP Vegetationsstruktur: krautige Vegetation
57
5.2.2.1
EP Typen der krautigen Vegetation
62
5.2.2.2
EP Struktur der Krautigen Vegetation
66
5.2.2.3
EP Pflanzensoziologischer Verband (nicht berücksichtigt)
67
5.2.3
HP Flora / Ökologische Artengruppen (ÖG)
68
5.2.3.1 ÖG
Eutrophierungszeiger
68
5.2.3.2 ÖG
Neophyten
70
5.2.3.3
ÖG Floristische Besonderheiten
71
5.2.3.4 ÖG
Gewässerdynamik
72
5.3 Gewässernahes
Umfeld ... 76
5.3.1
HP Gewässernahes Umfeld
76
5.3.1.1
EP Typisierung der gewässernahen Aueflächen
76
5.3.1.2
EP Uferstreifen / Abstand zur Intensiv-Nutzung
78
5.3.1.3
EP Relief des gewässernahen Umfeldes
80
5.3.1.4
EP Weitere Beeinträchtigungen
80
6
ANWENDUNG DES VERFAHRENS ALS PLANUNGSINSTRUMENT
81
6.1
Vorbereitungen zur Kartierung ... 81
6.1.1
Arbeitsmittel und Einarbeitung
81
6.1.2
Festlegung der Untersuchungsabschnitte
82
6.1.4
Eichung des UBV auf die Planvorgaben
83
6.1.5
Zeitpunkt der Geländeuntersuchung
83
6.2 Geländeuntersuchungen ... 83
6.3 Auswertung und Dokumentation der Geländeergebnisse... 84
6.3.1
Verrechnung der Einzelergebnisse
84
6.3.2
Dokumentation der Ergebnisse
85
7 AUSBLICK
87
8
ZUSAMMENFASSUNG / ABSTRACT
89
9 LITERATUR
91

IV
Anhangsverzeichnis
A) Methoden und Datengrundlage
A.1 Schätzskala
nach
B
RAUN
-B
LANQUET
A.2
Parameterausprägungen der Untersuchungsabschnitte (,,Strukturtabelle")
A.3
Ergänzende Bemerkungen zu den Untersuchungsabschnitten
A.4
Einteilung der Zeigerwertskalen nach E
LLENBERG
und Gewichtungsschlüssel /
Einteilung der Hemerobieskala nach K
OWARIK
A.5
Detailaufnahmen zur Beschreibung der UA (siehe Diskettentasche)
A.6
Liste aller in der Krautschicht vorgefundenen Pflanzenarten
B) Anmerkungen
B.1
Ermittlung der Anzahl besonderer morphologischer Strukturen im Bestzustand
B.2
Wirkungen von Neophyten auf Ufer
B.3
Beispiel für Aggregation 1
C) Ausführliche Zwischenschritte
C.1
Sicherungsschäden und Verzahnung Wasser-Land
C.2
EP Uferformtypen: Formtypengruppen und Anwendung des EP
C.3
Aufstellung der ÖG Eutrophierungszeiger
C.4
Arten der ÖG Floristische Besonderheiten: Verbreitung, Standortansprüche u. Fundorte im UG
C.5
Bemerkenswerte Arten (keiner Bewertungskategorie zugeordnet)
C.6
Nicht aufgefundene floristische Besonderheiten
C.7
ÖG Floristische Besonderheiten: Beispielhafte Klassifizierung
C.8
Unabhängigkeit der ÖG ,,Gewässerdynamik" von der Böschungshöhe - Stetigkeitsvergleich
D) Karten und Fotos
Karte 1
Lage der Untersuchungsabschnitte bei Münster
Karte 2
Lage der Untersuchungsabschnitte bei Rheine
Foto 1
steiles Ausbauufer mit gerader Uferlinie
Foto 2
strukturreiches, nicht ausgebautes Ufer
Foto 3
Steinschüttung, darüber Neophyt ,,Reynoutria japonica"
Foto 4
wiederbewachsener Abbruch mit ausgebreiteter Steinschüttung
Foto 5
Anlandung und Kolk hinter der Böschungsoberkante
Foto 6
großer Abbruch
Foto 7
Uferlinie mit Einbuchtungen und Vorsprüngen
Foto 8
Weidenstrauch, ins Wasser vorragend
Foto 9
strukturreiches Weidengebüsch
Foto 10
standortfremdes und bodenständiges Ufergehölz
Foto 11
Jungwuchs
Foto 12
Weidenjungwuchs in vorgerückter Position, darüber Röhrichtflecken
Foto 13
extensiv beweidetes Ufer
Foto 14
Veronica longifolia

V
Foto 15
Ufer mit Flutrasen
Foto 16
Flutrasen- und Rohrglanzgras-Flecken
Foto 17
Seifenkraut an Anlandung
Foto 18
Rohrglanzgrasröhricht-Band
Foto 19
Ruderale Hochstaudenflur mit Tanacetum vulgare
Foto 20
Brennessel-Dominanzbestand
E) Materialien zur Erfassung und Bewertung
E.1
Bewertungsrahmen für die Hauptparameter
E.2 Erfassungsbogen
E.3 Bewertungsbogen
E.4 Stammbogen
E.5
Bogen zur Abgrenzung der Untersuchungsabschnitte
E.6
Liste bodenständiger und nicht bodenständiger Gehölze im UG
E.7
Artenlisten der ökologischen Pflanzengruppen mit Indikatorfunktion
E.8 Liste
weiterer
Beeinträchtigungen
E.9
Liste pflanzensoziologischer Verbände an der Ems
E.10 Liste
möglicher
Maßnahmenvorschläge
E.11
Liste benötigter Materialien für die Anwendung des UBV

VI
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2-1: Eingliederung des UBV in Effizienzkontrolle und Monitoring /
Verhältnis zur Gewässerstrukturgütekartierung... 5
Abb. 3-1: Geographische Lage des Untersuchungsgebietes ... 15
Abb. 3-2:
Monatliche Niederschlagshöhen und mittlere monatliche Temperaturen im Jahr 1999 sowie im
langjährigen Mittel... 18
Abb. 3-3: Monatliche Wasserstände am Pegel Einen im langjährigen Mittel ... 21
Abb. 3-4: Statistische Mittelwerte für den Abfluß am Pegel Einen ... 21
Abb. 3-5: Mittlere Tageswerte am Pegel Haus Langen während des Untersuchungszeitraumes... 21
Abb. 4-1: Beispiel einer Querprofilbeschreibung ... 29
Abb. 5-1: Intaktes Ausbauprofil mit Steinschüttung... 38
Abb. 5-2:
Idealisierte Formtypen von Uferquerprofilen ... 42
Abb. 5-3: Schematische Darstellung der Uferlinien-Entwicklung an einem Ausbauufer nach Unterlassung
der Unterhaltungsmaßnahmen ... 45
Abb. 5-4: Ökologische Einflußfaktoren auf die Ufervegetation ... 52
Abb. 5-5: Minimale, mittlere und maximale gewichtete mittlere Stickstoffwerte für die klassifizierte
ökologische Artengruppe "Eutrophierungszeiger"... 69
Abb. 5-6:
Häufigkeitsv
erteilung der Deckungen von Arten der Ökologischen Artengruppe
,,Gewässerdynamik" in den Detailaufnahmen ... 74
Abb. 5-7: Häufigkeitsverteilung der Arten-Anzahl der ÖG ,,Gewässerdynamik" in den Detailaufnahmen ... 75
Abb. 6-1: Ablauf einer Kartierung mit dem UBV... 81
Abb. 6-2: Graphische Dokumentation der Ergebnisse für vergleichende Auswertungen ... 86
Abb. 6-3: Graphische Dokumentation der Ergebnisse zur Maßnahmenplanung ... 86
Abb. 7-1: Optimierung des Verfahrens ... 88
Tabellenverzeichnis
Tab. 2-1: Bewertungsmaßstab zur Bewertung des ökologischen Zustandes von Fließgewässerrändern ... 12
Tab. 5-1: Übersicht über das vorgeschlagene Parameterverfahren... 35
Tab. 5-2: Ausprägungen des Rohrglanzgrasröhrichts bei Berücksichtigung weiterer Uferstrukturen ... 58
Tab. 5-3: Arten, die mit geringen Stetigkeiten in Glatthaferbeständen und sonst mit deutlich höheren
Stetigkeiten vorkommen. ... 61
Tab. 5-4: Ausgewählte morphologische Strukturen und korrelierende Pflanzenarten ... 73
Tab. 6-1: Regel zur Umwandlung von gebrochenen zu ganzzahligen Werten... 85
Tab. 6.2: Farbwahl zur kartographischen Darstellung der Uferbewertung ... 86

VII
Abkürzungsverzeichnis
B/M Bonus/
Malus
D Deutschland
EP Einzelparameter
GLA Geologisches
Landesamt
Nordrhein-Westfalen
HHQ Hochwasser-Abfluß
HP Hauptparameter
hpnZ
heutiger potentiell natürlicher Zustand
LÖBF
Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen
LÖLF
Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen
LUA
Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen
LWG Landeswassergesetz
MHQ Mittlerer
Hochwasser-Abfluß
MHW Mittleres
Hochwasser
MQ Mittelwasser-Abfluß
MNQ Mittlerer
Niedrigwasser-Abfluß
MW Statistischer
Mittelwasserstand
MURL
Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW
NNQ Niedrigwasser-Abfluß
NRW Nordrhein-Westfalen
NW Statistischer
Niedrigwasserstand
ÖG Ökologische
Artengruppe
StAWA
Staatliches Amt für Wasser und Abfall
StUA Staatliches
Umweltamt
UA Untersuchungsabschnitt
UBV Uferbewertungsverfahren
UG Untersuchungsgebiet
Begriffe
(Begriffe, die zur Benennung von EP verwendet werden, werden in den entsprechenden Kapiteln definiert)
Amphibischer Uferbereich: Ufer unter- und oberhalb des Mittelwasserstandes, die eigentliche Wasser-
wechselzone (M
EYER
1992).
Ausgeprägte Uferstrukturen: nach LUA (1998): ,,Die Strukturen sind typisch ausgeprägt und im einzelnen
so groß, daß sie nicht zu übersehen sind. Ihr weiterer Fortbestand erscheint gewiß."
Ansätze von Uferstrukturen: nach LUA (1998): ,,Die Strukturen sind erst in Ansätzen oder in Überresten
vorhanden. Sie sind durch ihre geringe Größe leicht zu übersehen. Ihr Fortbestand erscheint ungewiß."
Berme: ebene Stufe im Querprofil mit deutlicher Breitenausdehnung und Längserstreckung
Böschungsoberkante: Stelle, an der das Ufer im Querprofil die höchste Höhe erreicht und die
Böschungsneigung den Wert Null annimmt, bevor es in die Aue übergeht. An Hochufern kann zum
Vergleich die Höhenlage der Böschungsoberkante des gegenüberliegenden Ufers betrachtet werden.
Böschungszone (obere/ mittlere/ untere): s. Kap. 4.2.3.1

VIII
Extensive Landnutzung: keine gezielten Veränderungen der Standortbedingungen mit Ausnahme des
Mikroklimas (D
IERSCHKE
1984)
Faschinen: Reisig, nicht ausschlagfähig, mit geglühtem Stahldraht zu Walzen von 25 ­ 40 cm Durchmesser
und beliebiger Länge gebunden (MURL 1989)
Flachwasser: ,,Teilstrecke eines Gewässers, in der die Gewässersohle sehr breit und ebenerdig ist. Als
Mindeststrecke für die Ansprache ist bei mittelgroßen Fließgewässern die 1 ½-fache Mittelwasser-
spiegelbreite nötig" LUA (1998)
(Fließ-) gewässerdynamische Prozesse: natürliche Fließgewässer schaffen durch Hydrodynamik und der
daraus resultierenden Morphodynamik eine Vielfalt unterschiedlicher Standortbedingungen. Diese
bedingen die unterschiedlichsten Lebensgemeinschaften, die in Rückkopplung die Standortbedingungen
beeinflussen. Komplexes System, in sich dynamisch stabil (B
AUMGÄRTEL
Z
EHM
1999, V
OLLMER
S
TELZIG
1995a).
Galerie: einreihiger geschlossener Gehölzbestand oder ein mehrreihiger Jungbestand (DVWK 1997).
Galeriewald: mindestens zweireihiger geschlossener Gehölzbestand (DVWK 1997)
Hochstaudenflur: im allgemeinen feuchtigkeitsliebende, hochwüchsige Staudengesellschaften auf extensiv
genutzten Feuchtwiesen und -weiden, an Ufer- und Heckensäumen (LÖLF 1985)
Intensive Landnutzung: bewußte Standortveränderung für eine intensivere, vorwiegend landwirtschaftliche
Nutzung, hiermit verbundene Änderung der Wirtschaftsweise (D
IERSCHKE
1984)
Kolk (sofern nicht am Ufer): ,,Extreme örtliche Vertiefung der Gewässersohle, die bei Mittelwasser mehr als
dreimal so tief ist wie die durchschnittliche Wassertiefe des Kartierabschnittes" (LUA 1998)
Laufweitungen und Laufverengungen werden nach LUA 1998 als solche bezeichnet, sofern das
Gewässerbett an dieser Stelle doppelt so breit bzw. schmal ist wie die durchschnittliche Breite im
Abschnitt
Schwimmblattpflanzen: Wasserpflanzen, die am Grund wurzeln, deren Blätter aber auf der
Wasseroberfläche liegen.
Spreitlage (Weiden-): Reisigruten, nicht ausschlagfähig, dicht an dicht verlegt und mit Draht an
Holzpflöcken befestigt (MURL 1989)
Sturzbaum: ,,Ein umgestürzter Uferbaum, der entlang des Ufers liegt." (LUA 1998)
Terrestrischer Uferbereich: Ufer oberhalb des amphibischen Bereichs und die Aue (M
EYER
1992). (Die
Definition weicht ab von der Definition amphibischer und terrestrischer Auenbereiche).
Treibholzansammlungen: ,,Eine massenhafte örtliche Ansammlung von Totholz, die am Ufer fest ineinander
verkeilt und teilweise am Boden einsedimentiert ist, so daß sie bei mittleren Hochwasserständen nicht
aufschwimmen und forttreiben kann" (LUA 1998)
Ufer: ,,Seitliche, im Verhältnis zur Gewässersohle schwach geneigte bis annähernd senkrechte Teile des
Gewässerbettes. Unter natürlichen Verhältnissen gehen Ufer und Gewässersohle häufig ineinander über.
In der Regel ist ein Ufer im unteren Teil überwiegend oder dauernd benetzt, im Bereich der
Mittelwasserlinie (amphibischer Bereich) im Wechsel trocken oder benetzt und oberhalb überwiegend
trocken" (LÖLF 1985). Uferbänke werden bei diesem Verfahren dem Ufer zugerechnet. Die
Böschungsoberkante bildet die obere Grenze.
Uferabschnitt: zu bestimmten Zwecken definierter Teilbereich eines Ufers an einer Uferseite horizontal
entlang der Fließrichtung. Bei der Anwendung des UBV wird die zu untersuchende Gesamtstrecke in
gleich lange Abschnitte unterteilt.
Unterhaltung: Maßnahmen zur ,,Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustandes für den Wasserabfluß"
(MURL 1989)
Unterhaltungsweg: Wege entlang der Böschungsoberkante an ausgebauten Ufern, heute meist Trampelpfade
Unterstand: ,,Uferbereich, der tief und weit zum Land hin unterspült und unterkolkt ist" (LUA 1998).
Vegetationsstruktur: Hier gemeinsam verwendet für die von D
IERSCHKE
(1994) getrennt verwendeten
Begriffe der Vegetationstextur (,,qualitative und quantitative Zusammensetzung aus verschiedenen
morphologischen Elementen wie Typen der Blattgröße und -konsistenz, Höhenklassen, Wuchs- und
Lebensformen, Pflanzensippen) und der Vegetationsstruktur (,,räumliche und zeitlich-rhythmische
Anordnung und Beziehung der Elemente, z.B. Arten- und Populationsverteilung, Schichtung,
Vergesellschaftung in Synusien, Mikrogesellschaften...").

Einleitung
1
1. Einleitung
Flüsse und Flußauen in ihren Lebensraumfunktionen zu erhalten und zu reaktivieren gehört
zu den vorrangigen Zielen des Naturschutzes (vgl. B
OHN ET AL
. 1989, S
CHMIDT
1995).
Besonders wegen ihrer Funktionen im Arten- und Biotopschutz sowie für den Hochwasser-
und Grundwasserschutz verdienen Flüsse und Auen unsere Beachtung. Zudem besitzen sie
große Bedeutung für den landesweiten Biotopverbund (vgl. G
ERKEN
1988).
Nach den menschlichen Eingriffen der vergangenen Jahrzehnte, die vor allem im Flußaus-
bau und der intensivierten Nutzung der Aue bestanden, befinden sich die Fließgewässer
und Auen Nordrhein-Westfalens (NRWs) nicht mehr in einem natürlichen oder naturnahen
Zustand (vgl. H
ÜBNER
T
ARA
1995). Erst in letzter Zeit wurde man auf den Verlust be-
deutender Funktionen der Fließgewässerauen im Naturhaushalt aufmerksam. Dies führte zu
Bemühungen um Schutzmaßnahmen, die 1990 im Gewässerauenprogramm mündeten.
Darin ist gemäß den eingangs angeführten Zielen vorgesehen, eine möglichst naturnahe
Eigenentwicklung der Gewässer im Ökosystem zu erreichen (MURL 1990).
Die Ems als wichtigste Gewässer- und Naturschutzachse im Münsterland (S
TEINMANN
E
ICKHOFF
1995) ist durch das Ems-Auen-Schutzkonzept in das Gewässerauenprogramm
einbezogen. Dies sieht wasserwirtschaftliche Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung
von Ems und Emsaue vor (LUA 1999). Ein wesentlicher Schritt in dieser Richtung wurde
mit der kürzlich erfolgten Unterschutzstellung der gesamten Emsaue in NRW erreicht.
Um Maßnahmenplanungen optimieren zu können, werden zwei Instrumente zur Maßnah-
menkontrolle und zur Langzeitbeobachtung von Veränderungen im Naturhaushalt einge-
setzt: die Effizienzkontrolle und das Biomonitoring (S
CHMIDT
1996). Langfristig angelegte
Effizienzkontrollen sind nach den bisherigen Erfahrungen allerdings kaum bei den Behör-
den durchsetzbar (B
ERNHARDT ET AL
. 1994). Bei der Beschäftigung der Landesanstalt für
Ökologie, Bodenordnung und Forsten / Landesanstalt für Agrarordnung Nordrhein-
Westfalen (LÖBF NRW) mit Fragen zu Effizienzkontrollen an Fließgewässern entstand
der Bedarf nach einem neuen Verfahren. Dies soll es kostengünstig ermöglichen, den Blick
bei routinehaften Untersuchungen stärker als bisher üblich auf die Ufer und die sie prägen-
den Strukturen zu richten.
Naturnahe Ufer bilden bei entsprechenden Längsausdehnungen ein natürliches Biotopver-
bundsystem (K
AULE
1991) und gehören durch den kleinräumigen Wechsel verschiedener
Strukturen zu den artenreichsten Standorten einer Auenlandschaft (B
AUMGÄRTEL
Z
EHM
1999). Naturnahe Strukturen an Ufern stellen als Zeichen einer natürlichen Flußdynamik
die Voraussetzung für den Erhalt der typischen Biotope in der Aue dar. (vgl. B
UNZEL
-
D
RÜKE
1995, LUA 1997). Zugleich sind Flußufer als Schnittstelle zwischen Gerinne und
Aue jedoch diejenigen Teile der Aue, an denen die häufigsten und intensivsten Unterhal-
tungsmaßnahmen durchgeführt werden (N
IEHOFF
1996).

Einleitung
2
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll ein erster Schritt in der Entwicklung eines stan-
dardisierten Verfahrens vorgenommen werden, das es ermöglicht, auf einfache Weise den
Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen und ihrer Auswirkungen auf die naturnahen Funkti-
onen der Ufer im Ökosystem zu messen. Dies geschieht am Beispiel der Ems bei Münster
mit dem Hauptaugenmerk auf morphologische Uferstrukturen und Ufervegetation und ihre
Bedeutung im Naturhaushalt.
Folgende Fragen stehen dabei im Vordergrund:
· Wie kann ist der Aufbau eines solchen Verfahrens zu gestalten?
· Welche Uferstrukturen sind von Relevanz?
· Wie können die Strukturen erfaßt und bewertet werden?
· Wie kommt das Uferbewertungsverfahren nach weiterer Optimierung zur Anwendung?
Anhand von Geländeuntersuchungen und der theoretischen Auseinandersetzung mit dem
Thema werden Grundlagen für eine mögliche Verwirklichung des Verfahrens erarbeitet
und darauf aufbauend ein vorläufiger Erfassungsbogen mit Bewertungsschlüssel entwor-
fen. Abschließend werden Vorschläge für die weitere Verfahrensentwicklung und Anwen-
dung gegeben. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein Uferbewertungsverfahren. Aufgrund der
Praxis-orientierung folgt sie nicht dem für Diplomarbeiten üblichen Gliederungsschema.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
3
2 Grundlagen zur Entwicklung eines Uferbewertungsverfahrens
In diesem Kapitel werden die konzeptionellen Überlegungen für ein Verfahren zur ökolo-
gischen Bewertung von Uferstrukturen einschließlich der dazugehörigen Methoden darge-
legt.
2.1
Zielsetzung des Verfahrens und
Abgrenzung gegenüber bestehenden Verfahren
Ziel der Verfahrensentwicklung ist ein Verfahren zur Uferbewertung, das bei Effizienz-
kontrollen von renaturierten Flußabschnitten sowie Ufermonitoring als Planungsinstrument
eingesetzt werden kann. Es soll im folgenden Uferbewertungsverfahren (UBV) genannt
werden.
Die Entwicklung des UBV orientiert sich an den bestehenden Verfahren zur ökologischen
Bewertung von Fließgewässern. Dabei wird Kompatibilität mit Verfahren angestrebt, die
sich in vergleichbaren Anwendungsfeldern bereits bewähren. Insbesondere sind zwei
Verfahren für Gewässerstrukturgütekartierungen zu erwähnen: a) die aktuelle Kartieranlei-
tung für kleinere Fließgewässer in NRW (LUA 1998) und b) das am Beispiel der Mulde
konzipierte Verfahren für mittlere Fließgewässer (DVWK 1997), weiterhin die sog. ,,Grü-
ne Schrift" zur ,,Bewertung des ökologischen Zustandes von Fließgewässern" (LÖLF/
LWA 1985). Ein direkt für die Ems geeignetes Verfahren für Gewässerstrukturgütekartie-
rungen wird derzeit durch die Universität GH Essen entwickelt (mündl. E
HLERT
) und
konnte noch nicht als Grundlage dienen.
Gemeinsam sind dem UBV und den genannten Verfahren - speziell denen zur Gewässer-
strukturgüte - die Beschreibung und Bewertung von Uferstrukturen. Die Hauptunterschiede
bestehen darin, daß das UBV sich derzeitig auf die Ufer beschränkt, näher auf die Vegeta-
tion eingeht und sich auf kürzere Flußstrecken (vorgegeben durch die Renaturierungsmaß-
nahmen) bezieht. Außerdem fokussiert das UBV die Verhältnisse von Sand-
Tieflandflüssen am Beispiel der Ems. Durch den größeren Untersuchungsmaßstab und die
Möglichkeit zur Ansprache auch einzelner Uferabschnitte soll erreicht werden, daß Einzel-
strukturen an den Ufern genauer betrachtet werden können. Dies ermöglicht u.a. die Ablei-
tung von Aussagen für Effizienzkontrollen.
2.2
Anforderungen an das Verfahren
2.2.1 Eignung für Effizienzkontrollen
Unter dem Begriff der Effizienzkontrolle werden alle diejenigen Untersuchungen verstan-
den, die geeignet sind, Maßnahmen im Naturschutz hinsichtlich ihrer Wirkung zu beurtei-
len (W
EISS
1996). Effizienzkontrollen bieten die Grundlage für eine Maßnahmen-
optimierung und die Beurteilung weiteren Handlungsbedarfs. Ein Verfahren ist dann für
Effizienzkontrollen geeignet, wenn einzelne der folgenden vier Prüfschritte vorgenommen
werden können (vgl. W
EISS
1996):

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
4
· Kontrolle der Zielformulierung: Kritische Hinterfragung der Ziele, an denen sich die
Maßnahmenplanung mißt.
· Umsetzungskontrolle: Prüfung der sachgerechten Umsetzung der in den Planunterla-
gen formulierten Maßnahmen.
· Wirkungskontrolle: Über Vorher-Nachher-Vergleiche und Mit-Ohne-Vergleiche
werden Entwicklungsrichtung und Entwicklungsgrad im Abgleich mit der Zielformu-
lierung bestimmt.
· Zustandskontrolle: Über einen Soll-Ist-Vergleich wird gezielt der Grad der Zielerrei-
chung überprüft und kann durchgeführt werden, wenn die Wirkung der Maßnahme be-
kannt ist.
Das UBV soll so konzipiert werden, daß folgende Grundvoraussetzungen zum Einsatz der
Wirkungs- und Zustandskontrollen vorliegen:
· Praxisnähe: In der Praxis leicht anwendbar.
· Orientierung an den Planvorgaben: Übereinstimmung des angelegten Bewertungs-
maßstabes mit der Zielformulierung der Maßnahmenplanung.
· Dokumentation der räumlichen und zeitlichen Entwicklung: Wiederholte Erfassung
wesentlicher Strukturmerkmale.
· Standardisierung: Garantie gleichbleibender Vorgehensweisen bei Erfassung und
Bewertung.
2.2.2 Eignung für Monitoringaufgaben
,,Im Rahmen eines Biomonitorings werden Veränderungen des Naturhaushaltes einschließ-
lich der Pflanzen- und Tierwelt in Abhängigkeit von Umweltveränderungen und Umwelt-
belastungen durch Langzeituntersuchungen erfaßt und die Ergebnisse dokumentiert"
(S
CHMIDT
1996). Um die Eignung des UBV für das Biomonitoring zu erreichen, wird nicht
eine Orientierung an Planvorgaben, sondern Offenheit für die Integration verschiedener
Zielzustände gefordert. In den meisten Fällen dürfte der Leitbildzustand ausschlaggebend
sein. Entsprechend anpassungsfähig muß das Bewertungssystem konzipiert sein. Abb. 2-1
verdeutlicht die Eingliederung des UBV in Effizienzkontrolle und Monitoring.
2.2.3 Spezielle
Anforderungen
Aus den o.a. Grundvoraussetzungen leiten sich spezielle Anforderungen ab, die als Leitli-
nie bei der Verfahrensentwicklung dienen sollen:
· Reproduzierbarkeit: Die Anwendung des Verfahrens soll bei Wiederholungen, auch
durch verschiedene Personen, zu gleichen Ergebnissen führen.
· Minimalaufwand: Der zeitliche Aufwand für die Durchführung des Verfahrens soll so
begrenzt werden, daß verläßliche Ergebnisse erwartet werden dürfen, die Kosten aber
nicht zu hoch werden.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
5
· Bewertungstransparenz: Die Bewertungen sollen nachvollziehbar sein.
· Lieferung zutreffender Ergebnisse / Objektivität: Das Verfahren soll derart konzi-
piert sein, daß das theoretische Modell und die praktische Umsetzung des Modells mit
der Wirklichkeit übereinstimmen. Die vorgegebenen Regeln sollen sicherstellen, daß
wesentliche Informationen erhalten bleiben und nicht als wesentlich erachtete vernach-
lässigt werden können.
· Sensibilität für Variationen: Das Verfahren soll räumliche und zeitliche Zustandsver-
änderungen dokumentieren.
· Offenheit für die Weiterentwicklung: Die Gestaltung soll so flexibel sein, daß eine
Weiterentwicklung stattfinden (z.B. ein Leitbild integriert werden) kann.
· Ausnahmslose Anwendbarkeit im Untersuchungsraum. Der Anwender muß sich
darauf verlassen können, daß das Verfahren an jeder Stelle in einem definierten Raum
einsetzbar ist.
Abbildung 2-1: Eingliederung des UBV in Effizienzkontrolle und Monitoring /
Verhältnis zur Gewässerstrukturgütekartierung
2.3 Verfahrens-Systeme
Zu Beginn der Verfahrensentwicklung war ein System zu entwickeln, das den Charakter
der Ufer bezüglich ihres zu bewertenden Wirkungsgefüge beschreiben kann. Zwei Arten
von Systemen kommen in Frage: Das Ufertypen-System basiert auf der Beschreibung von
normierten Ufertypen, denen die im Gelände untersuchten Uferabschnitte zugeordnet
Leitbild
Planvorgaben
UBV
(Bewertungs-
matrix 2)
Effizienzkontrollen
Lanschaftsmonitoring
Zielsetzung der
Maßnahmenplanung
UBV
(Bewertungs-
matrix 1)
Gewässer-
strukturgüte-
kartierung
S
ons
ti
ges
Einzelunter-
suchungen
Maßnahmenoptimierung
Diverse Anwendungen
(z.B. Definition besonders schutz-
würdiger Bereiche)
S
ons
ti
ges

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
6
werden. Das Parametersystem basiert auf einer Liste einzeln formulierter Strukturmerkma-
le, die in Form von Parametern im Gelände erfaßt werden.
2.3.1 System typisierter Ufer
Bei einer möglichen Entscheidung für das Ufertypen-System gilt es zu bedenken:
· Klarer Vorteil einer überaus schnellen Ansprache bei geringer Anzahl repräsentativer
Ufertypen.
· Begrenzung der Subjektivität des Kartierenden durch klare Definition der Homogeni-
tätskriterien für Ufertypen (vgl. D
IERSCHKE
1994,
S
CHWABE
1987).
· Effizienzkontrollen und Monitoring erfordern zur Dokumentation von räumlicher und
zeitlicher Veränderungen der Ufer eine höhere Anzahl fein differenzierter Ufertypen.
· Uferabschnitte mit deutlichen Abweichungen von definierten Normtypen können im
Gelände nicht eindeutig zugeordnet werden.
· Bei der Trennung von Ufertypen über Parameter, deren Ausprägungen fließende Über-
gänge über die Ufertypen hinweg aufweisen, ist mit Fällen zu rechnen, bei denen zwei
verschiedene Uferabschnitte, die einem Ufertyp zugeordnet werden, bezüglich des Pa-
rameters unterschiedlicher zu bewerten sind als zwei Uferabschnitte, die zwei ver-
schiedenen Ufertypen zugeordnet werden.
· Die Typisierung der Ufer in einer baumartig strukturierten Ordnung (ähnlich einem
Bestimmungsschlüssel) muß anhand von unterschiedlich gewichteten Parametern er-
folgen.
Solche Gewichtungen sind nur möglich, wenn die Parameter und ihre Ausprägungen hin-
reichend gut bekannt sind und die Gründe für solche Gewichtungen gut belegt werden
können. Da derzeit die Voraussetzungen dafür noch fehlen, wurde ein Parametersystem für
das UBV vorgezogen.
2.3.2 Parametersystem
Wegen der komplexen Struktur der Fließgewässerufer benötigt man für eine verläßliche
Darstellung und Bewertung von Uferabschnitten unterschiedlicher Naturnähe ein entspre-
chend differenziertes und detailliertes Verfahren (vgl. B
AUER
S
CHOOF
1990). Dazu
eignet sich ein Parametersystem, da hiermit - im Idealfall mit geringem Zeitaufwand - eine
große Bandbreite an ökologisch bedeutenden Strukturmerkmalen nachvollziehbar abge-
fragt werden kann. Dies setzt voraus, daß ­ wie bei modernen Gewässerstrukturgütekartie-
rungen (vgl. DVWK 1997) ­ eine Loslösung von der Homogenität zugunsten einheitlich
langer Uferabschnitte erfolgt.
Ein entscheidender Vorteil im Hinblick auf Monitoringaufgaben und Effizienzkontrollen
besteht darin, daß die räumliche und zeitliche Entwicklung der Ausprägungen zuvor mög-
licherweise als nicht wesentlich erachteter Parameter an allen Uferabschnitten verfolgt und

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
7
statistisch ausgewertet werden kann. Zudem kann der Grad der Vereinfachung durch die
Art der Dokumentation vom Anwender selbst bestimmt werden.
Um mit einer möglichst geringen Anzahl an Parametern eine hohe Zuverlässigkeit bei der
Uferbeschreibung im Sinne des UBV zu erlangen, wurden folgende Kriterien zur Formu-
lierung der Parameter und der Klassifizierung ihrer Ausprägungen aufgestellt:
· Verfahrensorientierung: Der Parameter muß der Zielsetzung gemäß entweder unmit-
telbar zur Beschreibung von Ufervegetation oder -morphologie beitragen oder solche
Strukturen erfassen, die einen Einfluß auf Vegetation oder Morphologie ausüben bzw.
in Wechselwirkung mit ihnen stehen.
· Indikatorfunktion: Der Parameter soll stellvertretend die Wirkungsfähigkeit ökologi-
scher Funktionen von Uferstrukturen anzeigen.
· Kartierbarkeit: Leichte und zuverlässige Ansprache im Gelände, Eindeutigkeit der
Merkmalsgrenzen.
· Reproduzierbarkeit: Wiederholungen durch verschiedene Kartierer sollen zu gleichen
Ergebnissen führen.
· Bewertbarkeit: Verschiedene Merkmalsausprägungen vom Parametern müssen mit
unterschiedlichen Werten zu belegen sein.
· Bewertungsrelevanz: Der Parameter soll über das Spektrum seiner Ausprägungen
ausreichende Aussagen für die Bewertung von Zustand und Entwicklung des Ufers lie-
fern.
· Räumliche und zeitliche Repräsentativität. Der Parameter soll innerhalb des zu un-
tersuchenden Raumes ohne Ausnahme gelten und überall langfristig gleich zu bewerten
sein.
· Unabhängigkeit. Die Parameter sollten in ihrer zu bewertenden Aussage unabhängig
von anderen Parametern sein, um ungewünschte Doppelbewertungen auszuschließen.
Ein Parameter kann eine Stellvertreterfunktion für andere Parameter einnehmen, wenn
er über diese integriert.
· Existenz im Geltungsbereich. Die Parameterausprägungen sind aktuell im UG vor-
handen oder es ist davon auszugehen, daß sie sich nach Renaturierungen mittelfristig
einstellen werden.
Nach dem Prinzip ähnlicher ökologischer Funktionen von Uferstrukturen im Naturhaushalt
kann eine Zusammenfassung von Parametern (Einzelparametern: EP) zu Hauptparametern
(HP) erfolgen - unter Ausbildung ,,funktionaler Gruppen" (vgl. Kap. 2.4.1) (vgl LfU 1994,
DVWK 1997, LUA 1998). Die HP sind in thematischen Gruppen wie Morphologische
Uferstruktur, Vegetation und Umfeld zusammengefaßt.
Die Ausprägungen der EP streuen räumlich und zeitlich. Zur Bündelung der Informationen
zu handhabbaren Größen werden Klassifizierungen vorgenommen. Die Abstufungen kön-
nen qualitativer, aber auch quantitativer Art sein, wenn mit der Häufigkeit des Auftretens

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
8
bestimmter Strukturen ein qualitatives Bewertungskriterium für den Uferabschnitt gegeben
ist. Klassifizierte EP ermöglichen die Gestaltung einfach anwendbarer Fragebögen für die
Geländearbeit und überdies eine schnelle Bewertung, da jede Klasse mit einer Bewertung
versehen werden kann, die sich in ein geregeltes Bewertungssystem einfügt.
2.4
Grundlagen für die Bewertung von Uferstrukturen
Um sämtliche Uferstruktur-Bewertungen nachvollziehbar durchführen und die grundsätz-
lich mit Bewertungen verbundene Subjektivität weitest möglich einschränken zu können,
bedarf es einer einheitlichen Bewertungsmethodik. Im Vorfeld ist zu klären, welche ökolo-
gischen Funktionen Uferstrukturen erfüllen, welche Naturschutzziele für die Ufer bestehen
und ob ein Leitbild vorliegt. Auf dieser Grundlage lassen sich die Bewertungskriterien
aufstellen.
2.4.1 Ökologische Funktionen
Von besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt sind Erhalt und Wiederherstellung der-
jenigen Funktionen, die durch menschlich bedingte Veränderungen der Ufer beeinträchtigt
werden. Entsprechend wertvoll sind morphologische Strukturen bzw. Vegetationsstruktu-
ren, die schädliche Einflüsse des Menschen für das Gewässer abmildern:
· Fähigkeit zur morphologischen und biologischen Uferregeneration nach Störungen
jeglicher Art durch die Gewässerdynamik mit ihren gestaltenden Kräften und durch die
Pflanzenwelt (vgl. LUA
1998)
· Habitatfunktion für die typische Tierwelt (vgl. B
LAB
1993)
· Biotopvernetzung durch das linienhafte Landschaftsstrukturelement Gewässerufer, in
Verbindung mit der Aue (vgl. N
IEHOFF
1996, S
CHWABE
1987).
· Refugialraum für auetypische Pflanzenarten, die wegen der Intensivnutzung aus der
Aue verschwunden sind (vgl. M
EISEL
H
ÜBSCHMANN
1975).
· Anteil bei der Selbstreinigung des Gewässers (N
IEHOFF
1996)
· Regulierung von Belichtung und Temperatur des Gewässers (vgl. LUA 1997)
· Begrenzung des Freizeitdrucks infolge von Undurchdringlichkeit
Die Funktionen werden um so besser erfüllt, je naturnäher die Strukturen sind.
2.4.2 Naturschutzziele für die Emsufer
Fließgewässer sind von starker Dynamik geprägte Ökosysteme. Ständige Störungen gehö-
ren zu den wesentlichen natürlichen Standortfaktoren (D
IERSCHKE
1996). Gerade hier ist es
wichtig, die Bedingungen für den ungestörten Ablauf der natürlichen Prozesse zu fördern.
Die Planung an den Ufern setzt auf Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der
natürlichen Eigendynamik (vgl. MURL 1990, B
LAB
1993). Schutzwerte sind die hydrolo-
gischen, gewässerdynamischen (z.B. Überflutung, Hochwasser, Substratverlagerung) und
biotischen Prozesse (z.B. Sukzession, Einwirkung von Tieren auf Ufer). Dementsprechend

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
9
genießt der Prozeßschutz nach den aktuellen Planungen gegenüber weiteren Naturschutz-
zielen wie Artenschutz, Biotopschutz, Ressourcenschutz/ Gewässerschutz Priorität.
2.4.3 Landschaftsökologisches Leitbild für die Emsufer
Landschaftsleitbilder verkörpern als ,,nicht flächenscharfe, allgemeine, bildhafte Ziel-
vorgaben die angestrebten Landschaftszustände und dienen dazu, aktuelle Land-
schaftszustände zu bewerten und Naturschutzmaßnahmen zu planen (vgl. HL
F
U 1997).
Im Zuge der Leitbildentwicklung versucht man, den heutigen potentiell natürlichen
Zustand (hpnZ) zu rekonstruieren (HL
F
U
1997). Dies ist ein hypothetischer Zustand, der
sich unter Vernachlässigung aller irreversiblen, durch den Menschen verursachten Schäden
unter naturnahen Umständen einstellen würde. Die Rekonstruktion anhand von Erkennt-
nissen zur urprünglichen Ems sowie zum Naturraum ist schwierig. Eine detailgenaue
Formulierung eines ,,emstypischen Zustandes", besonders im Hinblick auf die Uferbe-
reiche, existiert bislang noch nicht (mündl. E
HLERT
). Für Maßnahmenplanungen an der
Lippe schlugen L
OSKE
ET AL
. (1993) eine allgemein gehaltene Formulierung für die
Aue vor: ,,Eine durch fließgewässerdynamische Prozesse geprägte, sich in Teilen ohne
Eingriffe des Menschen entwickelnde Flußauenlandschaft, in der durch Extensivnut-
zung entstandene Strukturen der historischen Kulturlandschaft enthalten sind." Eine
vorläufige (für das UBV nicht ausreichend spezielle und detaillierte) Rekonstruktion
des naturnahen Zustandes der Ems und ihrer Aue wurde im Auftrag des S
T
AWA
M
ÜNSTER
(1988)
im Zusammenhang mit dem Ems-Auenschutzkonzept entwickelt.
Die Definition des Leitbildes über den hpnZ bedeutet für praktische Maßnahmenpla-
nungen sowie für Bewertungen von Uferstrukturen, daß sich der anzustrebende Bestzu-
stand unterschiedlich darstellt, je nachdem, welche tiefgreifenden anthropogenen
Veränderungen als reversibel oder irreversibel angesehen werden. Wichtigstes Beispiel
für das UBV ist die anthropogene Eintiefung. Sie beeinträchtigt die Ausbildung der
unterschiedlichsten Uferstrukturen. Die Frage der Reversiblität ist noch nicht geklärt
(mündl. K
OENZEN
). Eine anerkannt irreversible Schädigung ist die Überfrachtung des
Naturhaushalts mit zirkulierenden Nährstoffen, wenn auch nicht der Eintrag über direk-
te und diffuse Einleiter. Die Art der Definition bedeutet aber auch, daß nicht-natürliche
Flußstrecken einen Referenzzustand für die Leitbildentwicklung darstellen könnten,
wenn ihre Strukturausbildung sich bezüglich der reversiblen Schädigungen optimal
darstellt. Referenzstrecken für die Leitbildentwicklung gibt es nach E
HLERT
,
P
OTTGIE-
ßER
und
S
CHIMMER
(alle mündl.) an der Ems nicht. D
IERSCHKE
(1984b) gibt hierzu zu
bedenken, daß trotz des Eindruckes von Naturnähe, den einige Uferabschnitte generell
vermitteln können, fast überall menschliche Einwirkungen stattgefunden haben. Es muß
also davon ausgegangen werden, daß der aktuelle Zustand der Ems vor allem die Inten-
sität bzw. den Grad der Beeinträchtigungen durch den Menschen widerspiegelt.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
10
Die folgende Zusammenstellung gibt einen Überblick darüber, welche für die Verfah-
rensentwicklung bedeutsame Ausprägungen die Ufer bei einem Leitbildzustand an-
nehmen könnten (vgl. Kap. 5). Im besonderen orientiert sich die Beschreibung an
D
IERSCHKE
(1996), der als Bestzustand denjenigen ,,stabil" erscheinenden Zustand der
Uferstrukturen ansieht, der sich mit der ständigen Störung über die Gewässerdynamik
einstellt.
Emsufer im Leibildzustand
Generell unterliegen die Parameter einer starken räumlichen und zeitlichen Variation.
Bei einer überwiegenden Seitenerosion mäandriert das Gewässer unter Ausbildung von
Prall- und Gleithängen. Angestoßen werden diese Prozesse durch die modellierende
Kraft der Hochwässer. Doch die Ufergestalt ergibt sich aufgrund der natürlichen Fließ-
gewässerdynamik auch durch die stetigen kleinräumigen Umlagerungen von anorgani-
schem Sediment und organischem Treibgut in Wechselwirkung mit der Vegetation.
Vielerorts kommt es zur Bildung von Abbrüchen und Anlandungen. Der amphibische
Verlandungskomplex weist je nach Linienführung wechselnde Breiten auf.
Das so entstandene vielfältige Kleinrelief weist einen kleinräumigen Wechsel der
Standortfaktoren von trocken zu naß, nährstoffarm zu nährstoffreich, lichtdurchflutet
zu beschattet sowie langsamerer Strömung zu schneller Strömung auf. Die Vegetation
entspricht der potentiell natürlichen Vegetation, deren azonaler Charakter durch die
besonderen Standortbedingungen geprägt wird. Dicht nebeneinander existieren Pionier-
standorte und Vegetationsbestände unterschiedlich fortgeschrittener Sukzession. Die
mosaikartig zueinander angeordneten Bestände überlagern oder durchmischen sich
und/oder sind nur fragmentarisch ausgebildet.
2.4.4 Bewertungskriterien
Nach
B
AUER
(1992) existiert bislang noch kein integratives Bewertungsverfahren zur
abschließenden Beurteilung von Ökosystemen, bei dem alle eine Rolle spielende Kriterien
zur Geltung kommen. Zur Aufstellung des UBV muß man sich demzufolge für ein Haupt-
kriterium entscheiden. Die höchste Leistungsfähigkeit im Naturhaushalt spricht man dem
Ökosystem Fließgewässer in einer natürlichen oder naturnahen Situation zu (B
AUER
S
CHOOF
1990, siehe auch § 1a WHG Wasserhaushaltsgesetz).
In Anlehnung an die ,,grüne Schrift" (LÖLF/ LWA 1985) wird daher Naturnähe als
Hauptkriterium angesehen. Dies läßt sich mit den Ausführungen zu den ökologischen
Funktionen, den Naturschutzzielen und dem Leitbild der Ufer gut vereinbaren, zumal im
Uferbereich charakteristische Elemente der extensiven Kulturlanschaft im Gegensatz zu
Elementen des fluviatilen morphologischen Formenschatzes nur selten auftreten (N
IEHOFF
1996). Anhand einer Abstufung mittels Naturnähe-Klassen läßt sich unmittelbar die Inten-
sität des menschlichen Einflusses bzw. der Reichtum an Naturnähe anzeigenden Strukturen
messen.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
11
Im Einzelfall werden für die Parameter weitere Bewertungskriterien herangezogen. Dies
kann aus zweierlei Gründen geschehen: entweder sind sie indirekt ein Maßstab für Natur-
nähe (das jeweilige Kriterium wird der Naturnähe untergeordnet), oder sie stellen ein Maß
für den Grad des Naturschutzwertes dar, der über die Naturnähe allein nicht begründet
werden kann (vgl. auch B
AUER
1992):
· Vollkommenheit: Bewertet wird im Hinblick auf die optimale systemtypische Aus-
prägung der Strukturen (Bsp.: Vegetationsstrukturen).
· Vielfalt: Bewertet wird im Hinblick auf die höchstmögliche räumlich-zeitliche Varia-
bilität des natürlichen Zustandes (Bsp.: HP 5 ,,Vegetationsstruktur", EP 3.1 ,,Besonde-
re morphologische Strukturen").
Häufig verwendete Vielfaltsaspekte bei der Vegetation sind Artenzahl und Gesell-
schaftsreichtum. Hohe Artenzahlen sind, vielfach an Kleinststandorten, nach Störun-
gen, bei geringer Gehölzdeckung und wechselnden Ausbauzuständen zu erwarten,
während geringe Artenzahlen sich durch fortgeschrittene Sukzession, dichte Gehölz-
bestände und starke Eutrophierung ergeben. Da von einer hohen oder niedrigen Zahl
nicht auf Naturnähe geschlossen werden kann (vgl. S
CHWABE
1987, D
IERSCHKE
1984b
1996, K
RAUSE
1983, L
UDEWIG
1996) und auch wegen der aufwendigen Erhebung
eignet sie sich wenig zur Beurteilung für ein Schnellverfahren von Fließgewässerrän-
dern.
· Seltenheit und Repräsentanz: Einen hohen Stellenwert besitzen naturraumtypische
Strukturen, die im Naturraum nicht mehr genügend repräsentiert sind. Bezogen auf die
Vegetation richtet sich die Bewertung nicht, wie bei K
AULE
(1991) vorgeschlagen, zur
Hauptsache nach den Rote-Liste-Kategorien der Pflanzen und Pflanzengesellschaften
(s. R
AABE ET AL
. 1996, V
ERBÜCHELN ET AL
. 1995), sondern vielmehr nach ihrem Wert
im Beziehungsgefüge. Dies bedeutet eine Loslösung vom reinen Artenschutz (vgl.
S
CHWABE
1987). (Bsp.: EP 6.3 ,,floristische Besonderheiten", EP 3.1 ,,besondere mor-
phologische Strukturen").
· Stabilität: Bewertet wird das langzeitige Vermögen, nach Störungen in einen Gleich-
gewichtszustand bei einer systemtypischen Dynamik zurückzukehren (vgl. B
AUER
1989, G
IGON
1983 in D
IERSCHKE
1996). (Bsp.: ökologische Artengruppen ,,Neophy-
ten" EP 6.2 und ,,Gewässerdynamik" EP 6.4)
· Wiederherstellbarkeit: Zur Ausbildung der Reife benötigen die meisten Uferstruktu-
ren im ökosystemaren Vergleich nicht viel Zeit, ein Auenwald aber immerhin 200 Jah-
re (B
AUER
1989). Dieser besitzt damit einen hohen Wert im Biotopkomplex Gerinne-
Ufer-Aue.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
12
2.5 Bewertungsmethodik
Die Bewertung des ökologischen Zustandes von Fließgewässern erfolgt allgemein über die
Abweichung des Ist-Zustandes vom Optimalzustand. Dies geschieht jeweils für definierte
Bewertungsmerkmale, deren abgestufte Merkmalsausprägungen im Bewertungsrahmen
formuliert werden (vgl. B
AUER
S
CHOOF
1990). Das UBV wird so aufgebaut, daß diese
Vorgehensweise in zwei parallel durchgeführten Bewertungssystemen zur Anwendung
kommt. Die Bewertung nach dem ersten System verläuft indexgestützt und basiert auf
vorgegebenen Bewertungen für die klassifizierten EP. Die Bewertung nach dem zweiten
System wird zur Plausibilitätskontolle vom Kartierer für die einzelnen HP vorgenommen.
2.5.1 Bewertungsmaßstab
und
Bewertungsrahmen
Die Aufstellung des Bewertungsmaßstabes erfolgte in Anlehnung an die ,,Grüne Schrift"
zur ,,Bewertung des ökologischen Zustandes von Fließgewässern" (LÖLF / LWA 1985).
Die Formulierung der Bewertungsstufen richtet sich nach dem Natürlichkeitsgrad der
Strukturen bzw. Funktionen des zu bewertenden Merkmals oder Uferabschnittes. Somit
besteht eine Einteilung in Hemerobiestufen, über die die Intensität anthropogener Störun-
gen im Fließgewässersystem beurteilt werden kann. Bei dem fünfstufigen Aufbau wird ein
natürliches Ufer mit 5 (Optimalzustand) und ein naturfremdes mit 1 (Pessimalzustand)
bewertet (s. Tab. 2-1). Dieser Maßstab wird auch beim Ems-Auen-Schutzkonzept verwen-
det, in dessen Rahmen die Renaturierungen stattfinden.
Ein Bewertungsmaßstab eignet sich dann für ein maßnahmenorientiertes Planungsinstru-
ment, wenn als Optimalzustand der im hpnZ ausgedrückte ökologische Qualitätsstandard
angelegt wird (vgl. DVWK 1997, LÖLF/ LWA 1985). Dieser kann zwar für einige Para-
meter in Ermangelung eines konkreten Leitbildes aktuell nicht sicher angegeben werden;
eine spätere Integration eines Leitbildes kann aber ebenso wie weitere Änderungen des
Bewertungsmaßstabes ermöglicht werden, wenn Verfahrensystem und Bewertungsmetho-
dik entsprechend offen angelegt werden.
Tabelle 2-1: Bewertungsmaßstab
zur Bewertung des ökologischen Zustandes von Fließgewässerrändern
Wertstufe Grad
an
Naturnähe Die
Bewertungsmerkmale entsprechen einer vom Menschen
5
Natürlich bzw. hpnZ
vollständig nicht beeinflußten Ausprägung.
4
naturnah
weitgehend nicht beeinflußten Ausprägung.
3
bedingt naturnah
nur teilweise nicht beeinflußten Ausprägung.
2
naturfern
weitgehend veränderten Ausprägung
1
naturfremd
vollständig veränderten Ausprägung.
nach LÖLF/ LWA (1985)

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
13
Im Bewertungsrahmen wird für jeden HP (jeweils eine funktionelle Gruppe) beschrieben,
wie sich dessen Ausprägungen in den 5 Bewertungsstufen darstellen (vgl. LÖLF/ LWA
1985).
2.5.2 Bewertungsfunktionen von Parametern
Auf Grundlage des Bewertungsrahmens werden die EP abgestuft bewertet. Dabei können
die klassifizierten Ausprägungen der EP entweder direkt den Bewertungsstufen zugeordnet
werden, oder aber sie dienen der Auf- oder Abwertung anderer EP (Bonus- bzw. Malus-
Funktion: B/M-Funktion).
Welche Bewertungsfunktion ein EP übernehmen sollte, hängt u.a. von der Art der be-
schriebenen Strukturen ab. Diese können positive Werte hinsichtlich ökologischer Funkti-
onen ausdrücken (,,Wertstruktur"), oder aber ein bestimmtes Maß menschlicher Beein-
trächtigung dokumentieren (,,Schadstruktur")(vgl. DVWK 1997). Ein EP kann so klassifi-
ziert sein, daß er zugleich Wert- und Schadstrukturen beinhaltet. EP, die ausschließlich
Schadstrukturen enthalten (,,Schadparameter"), werden nur im B/M-Modus verwendet, um
eine Zusammenfassung der EP durch einfache Mittelwertbildung ohne Sonderregeln zu
ermöglichen (vgl. LUA 1998).
Bei der Vergabe sämtlicher Bewertungen gilt es zu beachten, daß zum einen die kombi-
nierte Bewertung der Parameter mit unterschiedlichen Bewertungsfunktionen zu realitäts-
konformen Gesamtwerten führt und zum anderen ein B/M-Parameter das ,,Zünglein an der
Waage" für eine HP-Bewertung spielen kann, selbst wenn die vergebenen Boni bzw. Mali
relativ gering sind.
2.5.3 Indexgestützte
Bewertung
Bei der indexgestützen Bewertung (vgl. DVWK 1997, LUA 1998) mündet jede vom Kar-
tierenden im Gelände getroffene Entscheidung für eine EP-Ausprägung (durch Ankreuzen
im Fragebogen) indirekt in der Angabe eines Zahlenwertes. Erreicht wird dies durch eine
feste Wertverknüpfung der klassifizierten Parameter, zusammengestellt in einem Bewer-
tungsbogen. Über die Zusammenführung von EP-Bewertungen gelangt man zu einer ak-
kumulativen Gesamtbewertung für die untersuchten Uferabschnitte. Die Wertevergabe
bleibt somit vom Anwender des Verfahrens unabhängig, was zum einen die Transparenz
der Bewertung fördert und zum anderen die Subjektivität der Kartierenden reduziert. Über
Eichungen der Wertebelegungen durch Fachleute, z.B. durch gemeinsame Geländebege-
hungen, und einer weiteren Anpassung der Werte an den jeweiligen Erkenntnisstand, läßt
sich ein hoher Grad an Objektivität und damit verbunden eine erfolgversprechende Wahr-
scheinlichkeit zutreffender Ergebnisse erreichen. Unter Umständen läßt sich das Verfahren
so optimieren, daß die indexgestützte Geländearbeit auch von Kartierern durchgeführt
werden kann, die sich nicht im Bereich der Fließgewässeruntersuchung spezialisiert haben.
Ein weiterer Vorteil des Index-Systems besteht in der Minimierung des zeitlichen Auf-
wandes bei der Erfassung im Gelände und bei der Bewertung.

Grundlagen der Verfahrensentwicklung
14
2.5.4 Gewichtung der Parameter
Gewichtungen können dann berechtigt sein, wenn sich die verschiedenen Parameter ge-
messen an den an sie gestellten Ansprüchen unterschiedlich gut eignen (vgl. K
AULE
1991).
Dabei sollten weniger geeignete Parameter niedriger und solche höherer Qualität höher
gewichtet werden. Begründete Gewichtungen können auch durch die Verwendung von
Bonus- und Maluswerten bzw. spezielle Verrechnungsregeln bei der Zusammenfassung
von Parameterwerten in das System eingeführt werden.
2.5.5 Plausibilitätskontrolle
Plausibilitätskontrollen sind dann notwendig, wenn zutreffende Ergebnisse nicht mit Si-
cherheit bei allen Anwendungen eines Bewertungsverfahren erwartet werden können. Sie
dienen der Sichtbarmachung von Fehlern im Verfahren und sollen die Verbesserung des
Bewertungsverfahrens hinsichtlich einer Optimierung des Indexsystems wie auch der
Formulierung der Parameter (durch Auswahl und Abstufung der Strukturausprägungen)
ermöglichen. In einer Parallel-Beurteilung bei der Geländeerhebung bewertet der Kartie-
rende eigenständig die einzelnen HP in den fünf Bewertungsstufen von natürlich bis natur-
fremd und trägt seine Einschätzung auf dem Fragebogen ein. Er kann seine Bewertung auf
den jeweiligen Bewertungsrahmen stützen, sollte sich aber nicht nur an den im Fragebogen
auflisteten EP orientieren. Stellt sich bei der anschließenden Verrechnung über das Index-
system heraus, daß der Kartierende zu abweichenden Ergebnissen kommt, sind die Diffe-
renzen zu prüfen und notwendige Korrekturen abzuleiten.
2.6
Grenzen des Verfahrens und Geltungsbereich
Landschaftsbewertungen können in vielerlei Hinsicht nur subjektiv erfolgen (vgl. B
RUN-
KEN
1986). Bei den vorgenommenen Einzelbewertungen kann es sich daher zum momen-
tanen Zeitpunkt nur um Vorschläge handeln, die nicht vollständig wissenschaftlich
abgesichert sind. Wieweit Zusammenstellung und Formulierung der Parameter sowie die
Verrechnungsregeln insgesamt praxisgerecht sind, wird sich in weiteren Schritten der
Verfahrensentwicklung und Anwendung des Verfahrens zeigen müssen.
Der Geltungsbereich ist abhängig von den naturräumlichen Gegebenheiten des Raumes, in
dem die Erhebungen zur Aufstellung des Verfahrens vorgenommen wurden, da die klassi-
fizierten Parameter speziell für diesen Raum wesentliche Information bündeln und andere
vernachlässigen. Eine unmittelbare Übertragbarkeit auf andere Landschaften, die sich
naturräumlich oder bezüglich der menschlichen Aktivitäten unterscheiden, ist somit nicht
gegeben. Ohne weitere Anpassungen beschränkt sich der Geltungsbereich zunächst auf das
Untersuchungsgebiet (s. Kap. 3) und darüberhinaus auf Gewässerabschnitte außerhalb von
Ortschaften, da innerhalb andere Ziele bei der Raumplanung verfolgt werden.

Untersuchungsgebiet
15
3 Untersuchungsgebiet
3.1
Geographische und naturräumliche Einordnung
Das Untersuchungsgebiet (UG) befindet sich am Flußlauf der Ems in der Umgebung
von Münster und fällt in die Verwaltungsbereiche der Kreise Warendorf (WAF), Mün-
ster (MS) und Steinfurt (ST). Es umfaßt im wesentlichen die Uferbereiche sowie die
ufernahen Aueflächen zwischen Emskilometer 88,0 bei Telgte und Emskilometer
107,5 bei Greven (vgl. S
T
AWA M
ÜNSTER
1988) und fällt damit in die Planungsab-
schnitte 7 bis 12 (randlich 13) nach dem Emsauenschutzkonzept (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999). Zusätzlich zu diesen Flächen wurden Uferabschnitte an der Ems zwischen
Rheine und Elte untersucht. Die genaue Lage und Abgrenzung des UG und der Unter-
suchungsabschnitte (s. Kap. 4) ist Abb. 3.1 zu entnehmen.
Abb. 3-1: Geographische Lage des Untersuchungsgebietes (Kartengrundlage: W
ESTERMANN
1995)

Untersuchungsgebiet
16
Nach der naturräumlichen Gliederung Westfalens gehört die Emsaue im Bereich des
UGs zur Großeinheit der Westfälischen Bucht (M
ÜLLER
-W
ILLE
1966). Innerhalb dieser
ordnet M
EISEL
(1960 1961) das gesamte Gebiet der Haupteinheit des Ostmünsterlan-
des zu. Hier durchfließt die Ems zwischen Warendorf und Rheine die Untereinheit
Grevener Emstal und dann die Untereinheit Münsterländer Emstal.
3.2
Geologie und Geomorphologie
Nach S
KUPIN
S
TAUDE
(1995), auf die sich die folgenden Ausführungen stützen (vgl.
auch GLA: geologische Karten), formten fluviatile Prozesse während der letzten Eis-
zeit und in der aktuellen Warmzeit den Charakter des UG als quartäre Terrassenland-
schaft.
Den geologischen Unterbau des UG bildet die glazial überprägte westfälische Ober-
kreidemulde. Sie wird überlagert von den Talsanden der Oberen Niederterrasse, die im
Früh- und Hochglazial der Weichselzeit aufgeschüttet wurden. Wegen ihrer großen
Mächtigkeit und Breite hat sie die Bezeichnung ,,Große Emsterrasse" erhalten (T
HIER-
MANN
1974). In der zwischeneiszeitlichen Warmphase des Alleröd entstanden auf-
grund von breitflächigen Hochflutablagerungen Uferwälle. Spätweichselzeitlich
bildete sich infolge flächenhaft eintiefender Erosion der breite Talboden der Unteren
Niederterrasse, deren Niveau heute 4-5 m unter dem der Oberen Niederterrasse liegt.
Im Holozän schnitt sich die Ems weiter in die Untere Niederterrasse ein. Es kam zur
Aufschüttung der Inselterrasse, deren Talbodenniveau bei Westbevern etwa dem der
Unteren Niederterrasse entspricht. Südlich von Rheine liegt es etwa 2 m darunter. Die
starke Mäandriertätigkeit zergliederte die Inselterrasse in einzelne inselartige Flächen
(Name!). Heute durchfließt die Ems holozäne Auesedimente, die sich in den Stromrin-
nen ablagerten. Vornehmlich an den rechten Ufern der Ems breiten sich Flußdünen
aus. Diese Flugsand-Ablagerungen entstanden durch Ausblasung von Hochflutablage-
rungen aus vegetationsarmen Talauen im Pleistozän wie auch im Holozän. Im Holozän
sind sie als Folge der Verheidung anzusehen, die auf Weide- und Ackernutzung zu-
rückgeht (M
ÜLLER
-W
ILLE
1960).
Die anstehenden geologischen Schichten in Ufernähe sind im wesentlichen die sandi-
gen Auensedimente sowie die Inselterrasse. Andere quartäre Schichten treten verein-
zelt hinzu. Kalkige Oberkreideschichten streichen in Rheine aus, wo sie von der Ems
an einer tektonischen Störungszone durchbrochen werden (T
HIERMANN
1987). Ansons-
ten ragen nur hin und wieder Rücken des älteren Taluntergrundes bis an die Oberflä-
che. Sie bilden Inseln von Geschiebemergel, die unterhalb der Kanalüberführung und
bei Greven von der Ems durchschnitten werden.
Die Oberflächenform des UG weist ein stark ausgeprägtes Kleinrelief auf.
Ihre Gestal-
tung geht auf Erosions- und Sedimentationsvorgänge der Ems zurück, die die ver-
schiedenen geologischen Schichten immer wieder überformten (vgl. M
EISEL
1961).
Geländeerhöhungen sind u.a. der Uferwall bei Gimpte oder die bei Handorf ange-
schnittenen Hochufer. In der jungen Talaue, aber auch in der Niederterrasse befinden

Untersuchungsgebiet
17
sich Altarmschlingen natürlicher Entstehung, die oft mit Niedermoortorfen gefüllt sind.
Gegenwärtig überlagern menschliche Strukturen und Strukturveränderungen das natürli-
che Gepräge, die auf die Nutzbarmachung von Fluß und Aue in vergangener Zeit zurück-
zuführen sind (z.B. künstliche Altarmschlingen).
3.3
Boden
Der größte Teil der Emsaue im UG wird von semiterrestrischen Böden eingenommen. Das
sandige Ausgangsmaterial, das Grundwasserniveau und die Überflutungsintensität des
jeweiligen Standortes bestimmen wesentlich die Bodenverhältnisse. Mit den anstehenden
geologischen Schichten variiert die Korngrößenzusammensetzung des Ausgangsmaterials
in geringem Maße und wechselt oft kleinräumig innerhalb einer Schicht. Die Bodenarten
sind überwiegend Fein- bis Mittelsande, in teilweise mehr schluffig-lehmiger Ausbildung.
Der Auensand weist stellenweise deutliche Humusgehalte auf (S
TAUDE
1986).
Gewässernahe Auenflächen werden aufgrund der starken Grundwasserschwankungen
vorwiegend von Braunen Aueböden eingenommen. Sie bestehen ebenfalls aus
schluffigem bis lehmigem Sand, der in der Nähe des Stromstriches in reinen Sand überge-
hen kann (GLA 1973: Bodenkarte). Die Grundwasser-Flurabstände entlang des Emslaufes
betragen wegen des tiefen Einschnittes der Ems häufig über 2 m (GLA: geologische Kar-
ten).
In Altwasserrinnen wie in tiefgelegenen nährstoffarmen Niederterrassensanden haben sich
unter dem Einfluß kontinuierlich hoch anstehenden Grundwassers Auengleye bzw. Gleye
oder anmoorige Gleye (D
AHM
-A
RENS
1995, GLA 1973: Bodenkarte). In Gebieten mit
bindigerem, schluffreichen Material sind die wenig durchlässigen Böden auch pseudo-
vergleyt. Nur stellenweise verbreitet sind im UG die Plaggenesche (auf Ablagerungen von
Uferwall und Dünen) sowie podsolierte Böden (in den Bereichen der Oberen Niederter-
rasse und der Flugsande), die je nach Grundwasserflurabstand auch vergleyt sind (GLA
1973: Bodenkarte).
An den Böschungsoberkanten der Emsufer befindet sich meist ein im Querprofil keil-
artig ausgebildeter trockener Bereich. Dieser läßt sich auf den tiefen Grundwasserstand
durch Eintiefung der Ems und natürliche Sandaufschüttungen zurückführen (mündl.
R
O-
DE
). Die Gewässersohle besteht durchweg aus reinem Sand. Das Substrat der Uferbö-
schungen besteht aus dem vom Fluß mehr oder weniger aufgearbeiteten Material der
durchschnittenen geologischen Schichten. Es ist arm an Steinen, enthält aber teilweise
dünne, vereinzelt dichte Schlammschichten. Größere Strecken sind aus reinem Sand,
wobei dieser mal feiner und trockener, mal etwas lehmig oder humos ist (vgl. V
ONNEGUT
1938).
3.4
Klima und Witterungsverlauf
Die Prägung des Klimas im UG kann als subatlantisch bezeichnet werden (vgl. M
ÜL-
LER
-W
ILLE
1966). Die ozeanische Beeinflussung drückt sich in gemäßigten Temperatu-

Untersuchungsgebiet
18
ren, überwiegend westlichen Winden und reichlichen Niederschlägen aus. Charakteris-
tisch für den Klimatyp sind kühle, niederschlagsreiche Sommer und milde, relativ
niederschlagsarme Winter.
Aufgrund der langgestreckten Form des UG variieren die Klimaeckdaten geringfügig.
Nach den Übersichtskarten der G
EOGRAPHISCHEN
K
OMMISSION
(1986 a b) bewegen
sich die langjährigen mittleren Niederschlagsmengen der Jahre 1931 bis 1960 im ge-
samten UG im Bereich von 700-750 mm. Die Lufttemperatur beträgt im langjährigen
Jahresmittel der Jahre 1960-1980 im nordwestlichen Teil des UG zwischen 8 und 9 °C
und im südöstlichen Teil zwischen 9 und 10 °C. Die nach dem Temperaturverlauf
definierte Vegetationsperiode mit mittleren Monatstemperaturen über 5 °C dauert etwa
7 Monate, bei vier frostfreien Sommermonaten, an.
In Abb. 3-2 ist ein Vergleich der Monatsmitteltemperaturen und der monatlichen Nie-
derschlagssummen des Untersuchungsjahres 1999 mit dem langjährigen Mittel (1951-
1980) an der Klimastation der Universität Münster dargestellt.
Abbildung . 3-2: Monatliche Niederschlagshöhen und mittlere monatliche Temperaturen im Jahr 1999 sowie im
langjährigen Mittel (1951-1980) (Quelle: Institut f. Landschaftsökologie der WWU Münster ­
Kli-
mameßfeld Münster)
Die Niederschlagsmenge des Jahres 1999 entsprach mit 732 mm in etwa der langjähri-
gen mittleren Niederschlagssumme (747 mm). Während der Monate Juni und Juli
sowie September bis November waren die Niederschläge auffallend gering und die
Wasserstände entsprechend niedriger (s. Kap. 3.6). Für einen Ausgleich sorgten vor
allem die Monate Januar bis März und besonders Dezember mit überdurchnittlichen
Niederschlagsmengen.
0
20
40
60
80
100
120
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Ni
eder
schl
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m
m
]
0
10
20
30
40
50
60
L
u
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e
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tu
r [°
C
]
Niederschlag 1999
Niederschlag 1951-1980
Temperatur 1999
Temperatur 1951-1980

Untersuchungsgebiet
19
Die Temperaturen des Jahres 1999 überstiegen mit einem Jahresmittelwert von 10,7 °C
das langjährige Mittel von 9,3 °C. Die größten Abweichungen waren im Januar und im
September zu verzeichnen. Nur der Juni lag geringfügig unter dem Durchschnittswert.
3.5
Potentiell natürliche Vegetation
Die potentielle natürliche Vegetation der Auenbereiche besteht vor allem aus dem
Eichen-Auenwald (B
URRICHTER
1973). Auf nur episodisch überfluteten Standorten
über MHW ist der Wuchsbereich des Buchenmischwaldes, der wegen des sandigen
Substrates in der Aue vorkommt. In den Niederungen bestehen Übergänge zum Erlen-
bruchwald (T
RAUTMANN
L
OHMEYER
1960).
Die potentielle natürliche Vegetation der Ufer und der angrenzenden ufernächsten
Flächen ist die Weichholzaue. Hierzu zählt das Korbweiden-Mandelweidengebüsch
(S a l i c e t u m t r i a n d r o - v i m i n a l i s ), das von etwas unterhalb der MW-Linie bis örtlich
an die Uferrehnen reicht, und der Silberweiden-Auenwald (S a l i c e t u m a l b a e ), dessen
Wuchsbereich unterhalb des mittleren Hochwassers (MHW) angesiedelt ist. Die Kraut-
schicht der Weichholzaue ist wegen der Beschattung und der immerwiederkehrenden
Überflutungen mit Sandführung recht artenarm. Aufgrund der wirkenden Gewässerdy-
namik ist der Uferwald stellenweise immer wieder geöffnet (T
RAUTMANN
L
OHMEY-
ER
1960).
3.6
Hydrogeographie, Hydrologie und Gewässergüte
Der Flachlandfluß Ems entspringt in ca. 134 m Höhe ü. NN am Südwesthang des Teu-
toburger Waldes in der Senne (Kreis Gütersloh) und mündet nach 371 km Lauflänge
bei 288 km Tallänge (W
EIN
1969) in den Dollart, einer Ausbuchtung der Nordsee
(K
ÖSTER
1989). Wegen der Bindung ihres Verlaufes an die Sandgegenden des Ost-
münsterlandes und des Nordwestdeutschen Tieflandes ist die Ems ein Silikatgewässer.
Der Flußabschnitt zwischen Warendorf und Rheine, in dem sich das UG befindet, wird
nach K
ELLER
(1901) als Unterer Oberlauf der Ems bezeichnet und entspricht nach
V
ONNEGUT
(1938) der Barbenregion. Entsprechend dem geringen durchschnittlichen
Gefälle - zwischen Telgte (45 m ü NN) und Greven (40 m ü NN) 0,25 Promille - und
der großen Mobilität des Sandsubstrates weist die Ems im natürlichen Zustand eine
starke Neigung zur Mäanderbildung auf (L
OZAN
K
AUSCH
1996, L
OUIS
F
ISCHER
1979).
Das Einzugsgebiet der Ems beträgt bis Einen 1486 qkm, bis Greven bereits 2670 qkm
S
T
UA
M
ÜNSTER
1999) und insgesamt 13.160 qkm (LUA 1997). Die mittlere Abflußmenge
beträgt bei Einen 13,4 cbm/s, erhöht sich - u.a. durch die Zuflüsse der Werse bei Gelmer
und der kleineren Bever bei Haus Langen - auf 25,6 cbm/s bei Greven und erreicht bei
Rheine34,6 cbm/s (W
EIN
1969). Parallel dazu bewegt sich die Sohlbreite zwischen Telgte
und Greven im Bereich von 10 m -23 m und beträgt ca. 25 m vor dem Stauwerk bei Rheine
(vgl. R
UNGE
1981, S
T
AWA
M
ÜNSTER
1989). Das Überschwemmungsgebiet (s. Kulisse des

Untersuchungsgebiet
20
Ems-Auen-Schutzkonzeptes), welches sich an der Linie des hundertjährigen Hochwassers
orientiert (mündl. W
ESSLING
), weist zwischen Telgte und Greven überwiegend Breiten
zwischen 500 m und 700 m auf (Min. 320 m bis Max. 1500 m) (vgl. S
T
UA
M
ÜNSTER
1997: Übersichtskarte).
Oberhalb von Warendorf ist die Ems nach dem Landeswassergesetz (LWG) Nordrhein-
Westfalen (NRW) Gewässer 2. Ordnung. Zwischen Warendorf und Rheine ist die Ems
seit 1998 Gewässer 1. Ordnung und wird durch das StUA Münster stellvertretend für
das Land NRW unterhalten (S
T
UA M
ÜNSTER
1999). Vor dieser Änderung galt die Ems
bereits ab Greven als Bundeswasserstraße.
Die Wasserqualität der Ems erreicht im UG die biologische Gewässergüteklasse II
(mäßig belastet). Die Einordnung des Nitrat-N-Gehaltes in Gewässergüteklasse III
(stark belastet) bzw. II-IV (sehr stark belastet) ist vor allem auf landwirtschaftliche
Nutzung, oft bis unmittelbar an die Ufer heran, zurückzuführen (LUA 1997).
Abflußverhalten
Die Ems besitzt ein annähernd ozeanisches Regenregime mit den niedrigsten Wasser-
ständen in den Monaten Juli-September und den höchsten in den Monaten Dezember-
März. Von besonderer Bedeutung für Gewässerdynamik und Ufer- sowie Auenent-
wicklung sind Zeitpunkt, Dauer und Höhe von Hochwässern, da sie gestaltbildend
wirken und die Vegetation prägen. J
OPPICH
(1973) stellte für den Zeitraum von 1941
und 1969 fest, daß ¾ aller Hochwässer in den Monaten Dezember bis Februar auftra-
ten. Nur etwa 10% fielen in die Sommermonate. Die Wahrscheinlichkeit für größere
Hochwässer hängt in erster Linie von Menge, Dauer und räumlicher Ausdehnung der
Niederschläge sowie von der zeitlichen Aufeinanderfolge der Wellen ab (P
RENK
1963).
Sie errechnet sich unter Anwendung der Wasserhaushaltsgleichung (vgl. S
PERLING
1955). Das verstärkte Auftreten in den Wintermonaten ergibt sich daraus, daß von
September/ Oktober bis Ende Februar die Niederschläge im Einzugsgebiet der oberen
Ems deutlich höher sind als Abfluß und Verdunstung (vgl. J
OPPICH
1973), wodurch
sich eine Wasserrücklage im Boden bildet. Diese kann aufgrund des feinkörnigen
Lockermaterials mit seinen guten Versickerungsmöglichkeiten für Niederschläge
(GLA 1960
:
hydrologische Karte) zwar relativ groß werden, aber nur den herbstlichen
Überschuß auffangen (vgl. Abb. 3-3). Höhe und Geschwindigkeit von Hochwasserwel-
len verstärken sich unter dem Einfluß gesättigter Böden bei starken Regenperioden
(mündl. R
ODE
). Plötzliches Tauwetter ist als alleinige Hochwasserursache nicht zu
erwarten (J
OPPICH
1973), da die Oberflächenspeicherung durch Schnee zu gering ist
(K
AISER
1993).
Im Sommer, besonders in den Monaten Mai und Juni ist die Wasserbilanz negativ und
es kommt zur Speisung aus dem Grundwasser. Die mittleren monatlichen Wasserstän-
de am Pegel Einen spiegeln dieses Abflußverhalten deutlich wieder. Das letzte Som-
merhochwasser mit Ausuferung im UG wurde im Jahr 1981 verzeichnet (mündl.
R
ODE
).

Untersuchungsgebiet
21
Bei diesem Abflußregime sind die Schwankungsbreiten zwischen Niedrigwasser
(NNQ) und Hochwasser (HHQ) mit 1:800 an der Ems außerordentlich hoch (LUA
1997). Die Abflußdaten des Pegel Einen (Abb. 3-4) zeigen deutlich, daß die Wasser-
menge, die bei mittlerem Hochwasser durch den Flußschlauch fließt, beinahe 50 mal
so groß ist wie bei mittlerem Niedrigwasser. Entsprechend steigen auch der Wasser-
stand (MNQ: 0,60 m ; MQ: 1,15 m ; MHQ 3,75 m) und die Fließgeschwindigkeit an
(MNQ 0,3 m/s ; MQ: 0,65 m/s; MHQ 1,4 m/s).
Wasserstände während des Untersuchungszeitraumes
Die Pegelwerte von Haus Langen (s. Abb. 3-5 ) bewegten sich während des Untersu-
chungszeitraumes im Bereich von etwa 1,3 m bis 1,8 m. Der statistische MW-Stand
liegt dort bei 2,2 m. Nachdem der Wasserstand von Mitte Mai bis Mitte Juni von 2 m
auf 1,6 m absank, blieb
er im Juli relativ kon-
stant im Bereich von
1,5-1,6 m (s. gestrichel-
te Linie Abb. 3-5). Am
4. August erreichte der
Wert mit 1,3 m ein
Minimum. Gut erkenn-
bar sind die Abflußspit-
zen nach Regenfällen
im Einzugsgebiet. Sie
ma-chen sich zumeist
nach einer Vorlaufzeit
von 1 Tag bemerkbar (mündl. R
ODE
). Die Sommerwasserstände werden durch Sohl-
gleiten künstlich angehoben.
100
120
140
160
180
200
220
240
260
01
. Mai
08.
M
ai
15.
Mai
22
. Mai
29.
M
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05.
Ju
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Ju
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. Aug
Datum
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er
De
ze
mb
er
Wasserstand [cm
]
monatl. Mittel
MW
Abbildung 3-3: Monatliche Wasserstände am
Pegel Einen im langjährigen Mittel (1970-1991).
Quelle: StUA Münster.
Abbildung 3-4: Statistische Mittelwerte
für den Abfluß am Pegel Einen. Quelle:
StUA Münster ­ 1999.
Abbildung 3-5: Mittlere Tageswerte am Pegel Haus Langen wäh-
rend des Untersuchungszeitraumes (Quelle: StUA Münster)

Untersuchungsgebiet
22
Wegen der unterschiedlichen Querprofile können Wasserstände an einem bestimmten
Pegel nur Tendenzen bezüglich der Wasserstände an anderen Flußabschnitten angeben,
selbst wenn sich diese nicht weit vom Pegel befinden.
3.7
Nutzung, Ausbau und Unterhaltung im geschichtlichen Abriß
Schon sehr früh begann die Veränderung der Emslandschaft durch den Menschen
(S
T
UA M
ÜNSTER
1999, K
AISER
1993). Vorzugsweise wurden die flußnahen, hochwas-
sersicheren Lagen besiedelt, während die Talaue frei blieb. Der Fluß spielte dabei eine
wichtige Rolle als verkehrsgeographische Leitlinie (K
ÖSTER
1989). Seit dem Hochmit-
telalter breiteten sich die feuchten Grünländer in der Aue stärker aus, so daß der Au-
enwald immer weiter zurückgedrängt wurde. Wo die natürlichen Gegebenheiten es
zuließen, wurden auch Äcker angelegt (K
ÖSTER
1989).
Bereits während des 17. und 18. Jahrhunderts versuchte man, die Ems schiffbar zu
machen (P
IETSCH
1858). Dies war mit einer Reihe von Problemen verbunden, zu deren
Abhilfe man Abbruchufer befestigte, Sandbänke entfernte, Stubben und Bäume aus
dem Flußbett entnahm, die Ufer von Gehölzen befreite und Neubepflanzungen mit
Weiden vornahm. Gegen die geringe Fahrtiefe und die stark schwankenden Wasser-
stände konnte man sich nur mit einer Einengung des Flußbettes behelfen. Nach jedem
Hochwasser mußte aufgrund temporärer Versandungen mit einer verminderten Fahrtie-
fe gerechnet werden. Bis Greven wurde die Ems regelmäßig befahren, bis Telgte exis-
tierte schon früh ein Leinpfad. Zur Nutzung der Ems durch Mühlen wurde im 17.
Jahrhundert bei Schöneflieth/ Greven ein Wehr errichtet. Zwischen Telgte und Greven,
wo die Ems tief eingeschnitten war, fehlten Mühlenanlagen (K
ÖSTER
1989).
Die Flächen der Terrassenkanten waren im 17. Jahrhundert noch fast durchgängig mit
hochstämmigen Eichen bestanden (P
IETSCH
1858). 1830 dominierten hier bereits Heide
und Ackerland. In der Aue herrschte feuchtes Grünland, das den Bedingungen entspre-
chend extensiv genutzt wurde. Wegen des Bevölkerungswachstums vergrößerte sich
im 19. Jahrhundert das Bedürfnis nach mehr ertragreichen landwirtschaftlichen Flä-
chen im Emstal (K
ÖSTER
1989). Auf dem Urmeßtischblatt von 1842 weist das UG
bereits große Anteile an Ackerflächen auf. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzten Bo-
denverbesserungsarbeiten in größerem Umfang ein. Die landwirtschaftliche Nutzung
führte dazu, daß der Auenwald bereits im 19. Jahrhundert bis auf kleine Reste zurück-
gedrängt war (K
ÖSTER
1989). Heute ist er an der gesamten Ems fast gänzlich vernich-
tet (T
RAUT
-
MANN
L
OHMEYER
1960).
Bis zum Aufkommen des Kunstdüngers zu Beginn des 20. Jahrhunderts bot das Emstal
im Vergleich zu den höhergelegen Sandflächen das bessere Grünland (K
ÖSTER
1989).
Da die Ems noch weniger tief war und die Abflußmengen nicht fassen konnte (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999), gab es häufiger große Überflutungen. Solange diese im Winter eintra-
ten und die Kulturflächen nicht zu sehr übersandet wurden, waren sie wegen ihrer
düngenden Wirkung durchaus erwünscht. Allerdings nahmen die sommerlichen Über-
flutungen aufgrund der im Einzugsgebiet der Ems durchgeführten Entwässerungsmaß-

Untersuchungsgebiet
23
nahmen zu (K
ÖSTER
1989). Da das Wasser aufgrund des geringen Flußgefälles auch
nur sehr träge wieder ablief (K
AISER
1993) kam es zu Ertragsausfällen, die die Ems-
bauern existentiell bedrohen konnten (K
AISER
1993, K
ÖSTER
1989).
1928 lag ein Entwurf zum Ausbau der Ems von der Quelle bis Papenburg vor (K
ÖSTER
1989), mit dem Ziel, die Emsniederungen mittels eines einheitlich gestalteten Flußlaufes
vor den Sommerhochwässern zu schützen und die Sandführung einzuschränken (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999). Die bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten Regulierungsmaßnahmen
konzentrierten sich vor allem auf das Emstal oberhalb von Warendorf (K
ÖSTER
1989) und
beließen den Fluß noch relativ ursprünglich (K
AISER
1993). Ein Vergleich des Urmeß-
tischblattes von 1842 mit der Übersichtskarte zur Luftbefliegung 1930 zeigt, daß im UG in
diesem Zeitraum nur einzelne Durchstiche bei Lauheide, auf dem Gebiet des Truppen-
übungsgeländes Münster-Handorf und in der Gegend von Gittrup /Gimpte erfolgt waren.
Die Migration der Mäanderschleifen in dieser Zeit ist allerdings als schwach zu bezeich-
nen. Ob dies mit der natürlichen Wandergeschwindigkeit oder den damaligen Verbau- und
Unterhaltungsmaßnahmen zusammenhängt, ist unklar.
1933 begann der Ausbau an mehreren Stellen gleichzeitig und wurde bis 1941(Einstellung
der Arbeiten wegen des Krieges) stromaufwärts vorangetrieben. Ab 1949 wurde er bis in
die 70´er Jahre hinein mit geringerer Geschwindigkeit fortgeführt (K
AISER
1993). Die
Ausbauarbeiten bestanden in Durchstichen zur Laufbegradigung und der Anlage eines
Regelprofils mit einem Böschungswinkel von 1:2, das die Unterhaltungsarbeiten erleich-
tern sollte. Von der Sohle bis etwa 20 cm oberhalb des Mittelwasserstandes wurden Stein-
schüttungen, teilweise auch Faschinen, eingebracht. Abschnittsweise erfolgte die Anlage
von Dämmen hinter der Böschungsoberkante. Im Zuge der wasserbaulichen Maßnahmen
wurde gleichzeitig das ausgeprägte Auenrelief eingeebnet. Die Sohle wurde, abgesehen
von auch später eingerichteten Sohlschwellen zur Erhaltung eines Mindestwasserstandes
bei sommerlichem Niedrigwasser, nicht verbaut (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999).
Der Intensität des Flußausbaus ist in den verschiedenen Abschnitten des UG recht unter-
schiedlich. Dies ist ein wichtiges Eignungskriterium des UG für die Erstellung des UBV,
denn zur Beurteilung der Entwicklung von renaturierten Flußabschnitten müssen unter-
schiedliche Uferzustände miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Übersichtskar-
te zur Luftbefliegung 1930 mit dem aktuellen Flußverlauf zeigt, daß zwischen Telgte und
Haus Langen nur kleinere Laufveränderungen vorgenommen wurden. Hier brachte man
allerdings beidseitig Steinschüttungen zur Ufersicherung ein. Auch der Bereich des Trup-
penübungsgeländes Münster-Handorf behielt seinen ehemaligen Verlauf. Nur das rechte
Ufer wurde teilweise mit Steinschüttungen versehen. In allen anderen Abschnitten nahm
man den beschriebenen Intensivausbau vor.
Die von diesem Zeitpunkt an durchgeführte Unterhaltung der Uferböschungen bestand in
einem 10 ­ 15 maligen Rasenschnitt pro Jahr bis hinunter zum Wasser, da ein kurzer Bö-
schungsrasen mit dichtem Wurzelfilz am ehesten das Profil sichert, sowie in einer umge-
henden Instandsetzung des Profils nach Beschädigungen (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999).

Untersuchungsgebiet
24
Die Folgen der Ausbaumaßnahmen sind gravierend. Die Laufverkürzung sowie die höhere
Fließgeschwindigkeit bewirkten eine bis in die Gegenwart hinein zunehmende Sohlenero-
sion der Ems und Entwässerung der Aue. Die Eintiefung beträgt zur Zeit vielerorts 1,5 m
(S
CHNITTSTELLE
Ö
KOLOGIE
1996), stellenweise bis zu 2 m (StUA M
ÜNSTER
1999). Auf-
grund der seitdem nur noch alle 3-4 Jahre auftetenden Auenüberschwemmungen und des
tieferen Grundwasserstandes konnte sich im Emstal eine monotone Agrarlandschaft entwi-
ckeln. Die gegenwärtige Flächennutzung zwischen Greffen und Greven spiegelt dies deut-
lich wider (S
T
UA M
ÜNSTER
1999): 50% der Auenfläche wird intensiv ackerbaulich genutzt
und mit Wirtschaftsdünger gedüngt, 13% sind Intensivgrünland und 16% Wald. Alle ande-
ren Flächenanteile liegen jeweils unter 5%. Im UG sieht das Bild mit Ausnahme des Trup-
penübungsgeländes bei Münster-Handorf und den extensiv genutzten Grünländern bei
Rheine-Elte vergleichbar aus. Entsprechend eutrophiert stellt sich die Ufervegetation in
weiten Teilen dar. Diese unnatürliche Trennung von ausgebautem Gewässer und Aue
bedeutet auch gravierende Einschränkungen im Biotopverbund entlang der Gewässerachse.
Zudem führten die Fesselung des Gewässers und die intensiven Unterhaltungsmaßnahmen
in den stark ausgebauten Abschnitten zu einem dauerhaften Verlust der gewässertypischen
Uferstrukturen (S
T
UA M
ÜNSTER
1999). LUA (1997) beklagt das verstärkte Pflanzen-
wachstum in weiten Gewässerabschnitten, das auf hohe Nährstoffversorgung und fehlende
Beschattung aus Mangel an Ufergehölzen zurückzuführen ist.
3.8
Bewirtschaftung und aktuelle Maßnahmen an der Ems /
Plangrundlagen
Die in jüngerer Zeit durchgeführten Ausbaumaßnahmen orientierten sich an der sog. ,,Blau-
en Richtlinie" (siehe Folgeerlaß MURL 1989). Im UG wurden um 1980 zwischen Gittrup
und Gimpte Pflanzungen mit schmalblättrigen Weiden zur Böschungssicherung oberhalb
der Steinschüttungen vorgenommen. Die Gehölze werden abschnittsweise in regelmäßigen
Abständen ,,auf den Stock" gesetzt, dies geschieht auch weiterhin, um den Hochwasse-
rabfluß sicherzustellen. Eine Erneuerung der Steinschüttung erfolgte nicht mehr (mündlich
W
ESSLING
).
1987 hat sich bei der Bezirksregierung eine Arbeitsgruppe konstituiert, mit dem Ziel, Ems
und Aue ökologisch zu verbessern (StUA M
ÜNSTER
1999). Nach der Novellierung des
LWG von 1989 soll nun neben der Erhaltung des ordnungsgemäßen Wasserabflusses auch
den Belangen des Naturhaushaltes Rechnung getragen werden. Seitdem werden Uferstrei-
fen von etwa 25 m Breite gekauft, gepachtet oder mit Bewirtschaftungsvertägen versehen
und die Uferböschungen der Sukzession überlassen. Ausnahmen bilden Zwangspunkte wie
Brücken und Rohreinlässe, die eine Bedarfsunterhaltung erfahren (1 bis 2 malige Mahd pro
Jahr ab dem 15. Juni an etwa 10 m langen Stücken) sowie einzelne Uferböschungen in
Privatbesitz bzw. in Forschungsprogrammen. Bei der Mahd wird das Röhricht ausgespart
(mündl. S
TEGEMANN
). Zur Gewährleistung des Abflusses und damit zum Schutz der anlie-
genden landwirtschaftlichen Flächen werden weiterhin Weiden zurückgeschnitten und Tot-
holz aus der Ems entfernt (mündl. W
ESSLING
).

Untersuchungsgebiet
25
Eine landesweite planerische Basis besteht im Gewässerauenprogramm (MURL 1990), das
auf dem neuen Landeswassergesetz aufbaut und in das Programm Natur 2000 eingebunden
ist. Es hat zum Ziel, über die Wiederherstellung einer möglichst naturnahen Gewässerdy-
namik den Gewässern wieder mehr Raum zur Eigenentwicklung zu geben, die Auen als
Naturraum wiederherzustellen und einen landesweiten Biotopverbund zu erreichen. Für die
Realisierung dieser Ziele wird eine Unterschutzstellung der Auen gefordert.
Das Gewässerauenprogramm wird im Ems-Auen-Schutzkonzept konkretisiert. Das primäre
Entwicklungsziel ist ein ausgewogenes Mosaik von naturnaher und kulturell geprägter
Auenlandschaft, wobei die naturnahe Entwicklung Vorrang genießt. Seit der 1998 erfolgten
Übertragung der Gewässerstrecke zwischen Greven und Rheine an das Land umfaßt die
Kulisse des Ems-Auen-Schutzkonzeptes die gesamte 94 km lange Gewässerstrecke im
Regierungsbezirk Münster. Für die Planung und Durchführung der Maßnahmen ist das
Staatliche Umweltamt Münster zuständig (S
T
UA M
ÜNSTER
1999). Das Verfahren zur
Unterschutzstellung der Emsaue im Regierungsbezirk wurde 1991 durch einstweilige
Sicherstellung eingeleitet. 1998 traten für einen Großteil der Emsaue, u.a. das UG, die
(geänderten) Landschaftspläne in Kraft. Auenbereiche außerhalb der Kulisse von Land-
schafts-plänen wurden über ordnungsbehördliche Verordnungen der zuständigen Kreise
endgültig unter Schutz gestellt. Bewirtschaftete Ackerflächen in Privatbesitz werden als
Zielkulisse für den Naturschutz betrachtet. Betroffene Landwirte können Verträge für eine
naturgemäße Bewirtschaftung mit der öffentlichen Hand abschließen. Die im Ems-
Auenschutzkonzept vorgesehenen Maßnahmenplanungen zur ökologischen Verbesserung
der Ems und ihrer Aue stützen sich auf eine ökologische Bestandsaufnahme und eine Be-
wertung des ökologischen Zustandes (S
T
AWA
M
ÜNSTER
1988
1989,
S
T
UA
M
ÜNSTER
1999).
Bei der Aufstellung des Maßnahmenkonzeptes gelangt man über die zwei Zwi-
schenschritte der Erarbeitung a) eines Optimalkonzeptes maximaler Naturnähe und b) eines
naturschutzfachlichen Optimalkonzeptes (Integration von Arten- und Biotopschutz) zum
nutzungsorientierten Konzept. Dieses enthält die endgültigen Maßnahmenvorschläge. Auf
diese Weise soll gleichermaßen bestehenden Naturschutzzielen wie den Nutzungsansprü-
chen und der Umsetzbarkeit angestrebter Renaturierungsziele Rechnung getragen werden
(vgl.
V
OLLMER
S
TELZIG
1995
a, b).
Die ersten Renaturierungsmaßnahmen im UG waren die einseitige Anbindung des Altar-
mes Handorf I und die zweiseitige Anbindung des Altarmes Handorf II im Jahr 1998 sowie
die Anbindung von Ringemanns Hals im Jahr 1999. Bei diesen Baumaßnahmen werden
auch Böschungssicherungen vorgenommen. Am Böschungsfuß kommen tote und lebende
Faschinenwalzen aus Weidenholz oder Reisigbündel mit Steinen zum Einsatz, darüber
folgen Kokosmatten (Lebensdauer: 2-5 Jahre) und Weidenspreitlagen (S
T
UA
M
ÜNSTER
1999).

Untersuchungsmethoden
26
4 Untersuchungsmethoden
In diesem Kapitel erfolgt eine Beschreibung der im Zuge der Geländeerhebungen und bei
der Auswertung angewendeten Untersuchungsmethoden.
4.1
Geländearbeit
Die Geländemethoden sollen eine detaillierte qualitative Beschreibung des Charakters der
verschiedenen Ufer im UG liefern, anhand derer sich geeignete Parameter im Sinne des
UBV aufstellen lassen. Die angefertigten Uferbeschreibungen beziehen sich jeweils auf
ausgewählte und abgegrenzte Untersuchungsabschnitte (UA). Die UA sind grundsätzlich
auf eine Uferseite begrenzt, da die Beschreibung über das Gewässer hinweg nicht hinrei-
chend genau durchführbar und ein Überwechseln zur anderen Seite aufwendig ist.
Die Untersuchungen wurden in der Zeit von Anfang Mai (Vorbegehungen) bis Mitte Au-
gust 1999 vorgenommen. Mitte Mai bis Mitte Juni erfolgten die Untersuchung der UA, an
deren oberem Böschungsbereich eine Vegetation mit niedrigwüchsigen Magerkeitszeigern
zu erwarten war sowie derjenigen UA, deren terrestrische Böschungszone alljährlich ab
Mitte Juni gemäht wird (vgl. D
IERSCHKE
1994). Sämtliche zu einem bestimmten UA nöti-
gen Untersuchungen wurden an jeweils einem Geländetermin durchgeführt.
Im Vergleich mit dem zu entwickelnden Verfahren wurde bei der Geländearbeit eine grö-
ßere Genauigkeit angesetzt, um die Datenauswahl auf eine möglichst breite Ausgangsbasis
zu stellen. Als Kartengrundlage für die Geländearbeit dienten die Topographischen Karten
1: 25.000 und die Luftbilder 1:5.000 der entsprechenden Gebiete.
4.1.1
Festlegung der Untersuchungsabschnitte
4.1.1.1 Auswahl
Die Auswahl der Untersuchungsabschnitte sollte möglichst das gesamte Spektrum der
unterschiedlichen, im UG vorkommenden Uferausprägungen repräsentieren, um die Para-
meter sinnvoll abstufen und bewerten sowie die Repräsentativität des Verfahrens für das
UG gewährleisten zu können. Als Hauptkriterium für die Auswahl der Untersuchungsstre-
cken wurde darauf geachtet, daß sich die verschiedenen UA ökologisch unterscheiden
(bezüglich Verbau, Kleinrelief, Bewuchs, Strukturreichtum etc.) und die Gesamtheit der
UA möglichst alle Uferstrecken mit speziellen Charakteristika beinhaltet.
Grundlage für die Auswahl war eine Vorbegehung des Geländes auf beiden Uferseiten über
die gesamte Flußstrecke im UG. Immer, wenn sich der Charakter des Ufers bezüglich der
Einheitlichkeit oder Formenvielfalt dem Augenschein nach änderte, wurde auf einem
Luftbild im Maßstab 1:5000 eine Grenze gezogen und eine Kurzbeschreibung der Ufer-
strukturen im oberen, mittleren und unteren Uferbereich angefertigt. Parallel dazu wurden
die Flächennutzungen im unmittelbaren Gewässerumfeld bis zu einer Entfernung von etwa
100 m (vgl. LUA 1998) auf dem Luftbild notiert. Diese der Auswahl der UA als Basis

Untersuchungsmethoden
27
dienenden Kurzbeschreibungen bezogen sich oft auf kurze Strecken, von denen z.T. meh-
rere zu einem UA zusammengefaßt wurden.
4.1.1.2
Abgrenzung und Länge
Die Länge der UA richtet sich nach den speziellen Charakteristika des jeweiligen Ufers
und wurde so gewählt, daß der Untersuchungsabschnitt die für die Beschreibung seines
Charakters im Vorfeld der Untersuchung als wesentlich erachteten Strukturen enthielt. Die
Grenzen wurden dort gezogen, wo sich der Charakter der Ufer eindeutig veränderte.
Alle Abschnitte sind bezüglich eines wesentlichen anthropogenen Einflußfaktors, wie z.B.
der Uferunterhaltung oder des Ausbaugrades homogen, um über die Gesamtheit der Struk-
tur- und Vegetationsbeschreibungen Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Ausprägungen
der Einflußfaktoren ziehen zu können. Dies schließt allerdings nicht aus, daß bezüglich
eines anderen bedeutsamen Faktors Variationen vorliegen können, da die Variationsbreite
im Gelände sehr groß ist und vor der Geländarbeit noch nicht feststehen konnte, welche
Gewichtung den Faktoren im UG zuzumessen sein wird. Einzelne UA dokumentieren
einen bemerkenswerten Ausschnitt innerhalb größerer Zusammenhänge (z.B. eine besonde-
re Abbruchstruktur). Eine Kartenübersicht über die UA befindet sich in Anhang (Anh.) D.1
und D.2.
4.1.2
Beschreibung der Untersuchungsabschnitte
Vor Beginn der Geländearbeit wurden auf Basis der zwei in Kap. 2 vorgestellten Verfahren
zur Gewässerstrukturgütekartierung grundlegende Strukturabfragen in Form eines vorläufi-
gen Fragebogens zusammengestellt, die systematisch an jedem UA erhoben wurden. Zu
berücksichtigen waren Strukturabfragen, die einen Bezug zu den Uferstrukturen an der
Ems aufweisen und sich innerhalb des UG differenzieren:
­ Profiltyp
­ Ufersicherung und weitere künstliche Strukturelemente
­ besondere morphologische Uferstrukturen und Uferbänke
­ Längsverlauf
­ Umfeldnutzung und deren Abstände zum Gewässer
­ Art der Uferunterhaltung
­ erkennbare sonstige Beeinträchtigungen
Bei Bearbeitung der Abfragen wurden grundsätzlich Einzelstrukturen dokumentiert. Zu-
sammenfassungen erfolgten bei der Auswertung gezielt mit Blick auf Indikatorfunktionen
und Bewertungsrelevanz. Einige Parameter, deren Ausprägungen vor der Geländearbeit
nicht klar definierbar waren, wurden in dem für die Geländearbeit vorbereiteten Fragebo-
gen grob vorformuliert und die Angaben im Gelände weiter ergänzt. Um Strukturabfragen
so modifizieren zu können, daß sie sich für Parameter des UBV eignen, fand eine zusätzli-
che verbale Beschreibung weiterer, auffälliger Strukturmerkmale statt. Für diejenigen
Untersuchungsabschnitte mit komplizierteren Strukturverhältnissen wurden vergrößerte
Fotokopien der Luftbilder zur Skizzierung von Art und Verteilung der Strukturen
angefertigt.

Untersuchungsmethoden
28
Besondere Bedeutung bei der Verfahrensentwicklung kommt den Vegetationsstrukturen
zu. Gehölze, gehölzfreie Bereiche mit krautiger Vegetation und vornehmlich vegetations-
freie Bereiche wurden getrennt erfaßt. Innerhalb dieser Einteilung wurden sich unterschei-
dende morphologische Vegetationstypen anhand der dominanten Arten und der Struktur
(Besiedlungsmuster, Wuchsstruktur etc.) beschrieben. Bei den vegetationsfreien Bereichen
erfolgte eine Beurteilung bezüglich ihrer Entstehung.
Für alle morphologischen Strukturen und Vegetationsstrukturen wurde dem Augenschein
nach grob die Höhenlage an der Böschung angegeben sowie die Ausprägung in Form
zweier Schätzungen bestimmt:
- der anteiligen Länge am Untersuchungsabschnitt in Klassen, die sich an denen zur
Beurteilung der Artmächtigkeit orientierten (s.u.)
- der Ausprägungsstärke (gering / deutlich / stark)
In allen UA wurde der Gehölzjungwuchs erfaßt (siehe Begriffsdefinition in Kap. 5.2.1.4).
Eine Photodokumentation der UA erfolgte an charakteristischen Motiven oder Abschnitten
mit bemerkenswerten Strukturen. Auch Uferstrukuren außerhalb der UA, die evtl. von
Interesse für die Verfahrensentwicklung waren, wurden ergänzend mit Photos festgehalten.
Zusätzlich erfolgten für die UA Detailbeschreibungen der Querprofile und der Vegetation.
4.1.2.1 Detail-Erfassung der Querprofile
Als Grundlage für die Beurteilung der Morphodynamik wurde in jedem UA an mindestens
einer Stelle das Querprofil beschrieben. Die Vermessung erfolgte mittels Zollstock jeweils
vom aktuellen Wasserstand bis zur Böschungsoberkante unter Angabe von Horizontal- und
Vertikalwerten zur Beschreibung der Neigungswinkel. Zusätzlich wurde eine Skizze des
Querprofils einschließlich des Bewuchses angefertigt und die Lage der Detailaufnahmen
(s.u.) im Querprofil vermerkt. Nach grafischer Darstellung konnten die morphologischen
Formen der insgesamt 83 Profile miteinander verglichen werden (Bsp. s. Abb. 4-1).
4.1.2.2 Detailaufnahmen der Vegetation
Für die Aufstellung von Parametern zur Ufervegetation wurden detaillierte Vegetationser-
hebungen (Detailaufnahmen) durchgeführt, die sich von Vegetationsaufnahmen nach
B
RAUN
-B
LANQUET
(1964) darin unterscheiden, daß sich die Flächenwahl nicht nach der
Homogenität der Vegetationsbestände richtete, sondern, vergleichbar mit Transektuntersu-
chungen, primär nach topologischen Kriterien. Die Detailaufnahmen enthalten somit je-
weils mehrere pflanzensoziologische Einheiten. Für jedes detailliert beschriebene
Querprofil wurden Detailaufnahmen oben, in der Mitte und unten an der Böschung ge-
macht (vgl. B
ORGGRÄFE
1996). Es erfolgte jeweils eine Vermessung der Höhe und der
horizontalen Entfernung vom aktuellen Wasserstand am unteren und oberen Rand der
Fläche.

Untersuchungsmethoden
29
Abbildung 4-1: Beispiel einer Querprofilbeschreibung
Die Aufnahmeflächen hatten, soweit das Gelände dies zuließ, Längen von 30 m und Brei-
ten von 2 m. Diese Längen verhindern eine Überbewertung großflächiger Horden einzelner
Pflanzen und decken sich weitgehend mit den von D
IERSCHKE
(1994) vorgeschlagenen
Längen für die Aufnahme von Vegetationsstreifen (Ufervegetation, Gebüsche, Spülsäume).
Die geringe Breite der Detailaufnahmen von 2 m gewährleistet, daß der Gradient bezüglich
Wasserversorgung und Überflutungsintensität begrenzt bleibt. Die Schätzung der Artmäch-
tigkeit der Farn- und Blütenpflanzen richtete sich nach der bei W
ILMANNS
(1993) zitierten
verfeinerten Skala von B
RAUN
-B
LANQUET
(1964) (s. Anh. A.1). Gehölze wurden getrennt
für die Baum-, Strauch- und Krautschicht erfaßt. Moose wurden in Ausnahmefällen, wenn
sie eine Deckung von 5% erreichten vermerkt (vgl. B
ÜRO F
.
ÖKOL
.
P
LNG
. 1990). Für jede
Detailaufnahme wurden Zusatzinformationen zur Vegetationsstruktur, zu morphologischen
Strukturen innerhalb der Aufnahmefläche, zum Lichteinfluß, zur Exposition und zur Inkli-
nation erhoben. Ein besonderes Augenmerk galt dem Grad der Variabilität.
Zusätzliche Detailaufnahmen, die nicht mit den Flächen beschriebener UA zusammenfal-
len, beschreiben entweder die Vegetation des ufernahen Gewässerumfeldes oder ergänzen
die Datenbasis bezüglich der gemähten Uferbereiche an Brücken und Rohreinmündungen.
Bei letzteren beschränkt sich die Länge der Vegetationsaufnahmen auf 12,5 m wegen der
begrenzten Größe der Flächen und der fehlenden Hordenbildung. Ergänzend wurden im-
mer Angaben zu Kontaktvegetation und Uferverbau gemacht.

Untersuchungsmethoden
30
Die Determination der einzelnen Pflanzenarten erfolgte nach O
BERDORFER
(1994), R
OTH-
MALER
(1994 1996
),
S
CHMEIL
F
ITSCHEN
(1993). Die Bestimmung der Weiden erfolgte
zusätzlich nach B
ECKHAUS
(1993), S
EBALD ET AL
. (1998), W
EBER
(1995), W
ILLERDING
(1967), die der Süßgräser nach K
LAPP
O
PITZ VON
B
OBERFELD
(1990),
die der Sauergräser
nach F
OERSTER
(1982). Arten der Gattungen Rubus (Ausnahme Rubus caesius und idaeus),
Rosa sowie bestimmter Epilobium-Arten (Weidenröschen mit keulig vereinigten Narben)
wurden nicht näher bestimmt. Die verwendete floristische Nomenklatur richtet sich nach
R
AABE ET AL
.(1996).
4.1.2.3 Vermessung und Bezugsgrößen
Die Vermessung von Streckenlängen im Gelände erfolgte per Schrittmaß. Bei unübersicht-
lichem Gelände oder größeren Strecken wurden die Längen anhand des Kartenmaterials
ermittelt. Kleinräumige Vermessungen (Querprofile) wurden mit einer Genauigkeit von 0,5
m durchgeführt (vgl. S
T
AWA
M
ÜNSTER
1988). Als Bezugsgröße für den unteren Rand des
Ufers wurde jeweils der aktuelle Wasserstand verwendet, da es an den unterschiedlich
ausgeprägten UA - außer einer Vermessung der Höhe über NN und aufwendigen Berech-
nungen des statistischen MW-Standes, die im Verhältnis zur gewonnenen Aussage nicht
tragbar wären - keine einheitliche Möglichkeit zur Bestimmung fester Bezugsgrößen gibt.
4.2
Aufstellung von potentiellen Parametern auf Grundlage der Ge-
ländeergebnisse
Das Ziel der Auswertung besteht in der Ermittlung und Formulierung potentieller Parame-
ter, die für eine einfache Ansprache und gezielte Bewertung erforderlich sind.
4.2.1
Datengrundlage
Da das Ziel der Arbeit in einer anwendungsorientierten Methode und nicht in der Erarbei-
tung von Grundlagendaten besteht, wurde von der aufwendigen Darstellung aller im Ge-
lände erhobenen Daten abgesehen. Um einen Überblick über die UA zu geben, anhand
derer die Parameter entwickelt wurden, erfolgte eine nachträgliche Zusammenfassung der
erhobenen Daten in Form der für den Erfassungsbogen entwickelten EP (,,Struktur"-Tab. in
Anh. A.2). Diese Darstellung dient der besseren Anschaulichkeit und ist nicht mit einer
Bewertung der UA zu verwechseln, die wegen der anderen Datenstruktur des ungetesteten
Verfahrens ohnehin unzulässig wäre. Eine kurze ergänzende Beschreibung derjenigen
Charakteristika der UA, die aus der Tabelle nicht deutlich werden, befindet sich in Anh.
A.3. Auf der beiliegenden Diskette.(Anh.) befinden sich die Daten aller Detailaufnahmen
innerhalb der UA.
4.2.2
Formulierung der Parameter
Im Sinne der Zielformulierung des UBV gilt es, gemäß den beschriebenen Grundlagen zur
Verfahrensentwicklung (s. Kap. 2) Parameter aufzustellen, die den speziellen Verhältnissen
an der Ems und den Anforderungen an das UBV Rechnung tragen. Dementsprechend sind

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2000
ISBN (eBook)
9783836608565
DOI
10.3239/9783836608565
Dateigröße
15.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Münster – Geowissenschaften, Studiengang Landschaftsökologie
Erscheinungsdatum
2008 (Januar)
Note
1,3
Schlagworte
flussufer renaturierung ökologie umweltüberwachung effizienzkontrolle fließgewässer fluss kartierung monitoring vegetation
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Titel: Erfassung und Bewertung von Fluss-Uferstrukturen und -vegetation
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