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Chancen und Probleme der Früherkennung, Behandlung und Rückfallprophylaxe von Menschen mit Schizophrenie unter Berücksichtigung aktueller Forschung

Schlussfolgerungen für die sozialpädagogische Arbeit

©2007 Diplomarbeit 74 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Schizophrenie zählt zu den schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen zum Teil erheblich einschränken. Doch der Pessimismus gegenüber der Behandlung, der Rehabilitation und der allgegenwärtige Mythos der Unheilbarkeit und einer grundsätzlich schlechten Prognose sind Probleme, die die Menschen mit Schizophrenie zusätzlich in großem Maße belasten.
Schizophrenie ist behandelbar, in vielen Fällen sehr gut, in anderen weniger gut, aber auch wenn die Erkrankung einen ungünstigen chronisch-rezidivierenden Verlauf genommen hat, ist eine weitgehende Wiederherstellung noch nach vielen Jahren möglich.
Durch diese Diplomarbeit möchte ich über die Chancen, aber auch über die Probleme, die während der Früherkennung, Behandlung und Rückfallprophylaxe von Menschen mit Schizophrenie auftreten informieren. Meine Diplomarbeit soll einen Beitrag leisten, das negative Bild in der Gesellschaft zu entzerren.
Meine Arbeit beginnt im zweiten Kapitel mit einem kurzen allgemeinen Überblick über die Schizophrenie. Diese grundsätzlichen Aspekte sind eigentlich nicht das Hauptthema meiner Arbeit, aber sie tragen zu einem wie ich finde besseren Verständnis bei. Ein kurzer Abriss über Geschichte, Symptome, Erscheinungsformen, Klassifikation und Verlauf ist meiner Ansicht nach nötig um sich ein umfassendes Bild der Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis zu machen.
Etwas ausführlicher stelle ich verschiedene Theorien über die Ursachen der Erkrankung vor, die in meiner Arbeit von großer Bedeutung sind und die aktuellen Erkenntnisse der Schizophrenieforschung herausstellen.
Der dritte Teil meiner Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Früherkennung der Schizophrenie und deren Behandlung. Explizit werde ich die Frühwarnsymptome der Psychosen darstellen und auf die Wichtigkeit und die Problematik der Früherkennung und frühen Diagnose eingehen.
Der Behandlung von Menschen mit Schizophrenie widme ich mich im vierten Teil meiner Arbeit. Ich werde auf verschiedene Therapieformen eingehen und die jeweiligen Chancen und Schwierigkeiten herausarbeiten. Individuelle und auf jeden Patienten speziell zugeschnittene Behandlungsmethoden stehen dabei im Vordergrund und sollten aus verschiedenen Möglichkeiten die jeweils passenden Therapieangebote kombinieren.
Im fünften Teil meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Problematik der Rückfälle von Menschen mit Schizophrenie. Insbesondere die Komplexität der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Julia Tesch
Chancen und Probleme der Früherkennung, Behandlung und Rückfallprophylaxe von
Menschen mit Schizophrenie unter Berücksichtigung aktueller Forschung
Schlussfolgerungen für die sozialpädagogische Arbeit
ISBN: 978-3-8366-0747-6
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Siegen, Siegen, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

1
Inhalt
1.
EINLEITUNG 3
2.
ALLGEMEINES ZUR SCHIZOPHRENIE
5
2.1
Schizophrenie, eine Erklärung
5
2.1.1
zur Geschichte
6
2.1.2
Symptome und Erscheinungsformen der Krankheit
7
2.1.3
Klassifikation und Diagnose
9
2.1.4
Verlauf und Prognose
11
2.1.5
Häufigkeit
13
2.2
Ursachen und Risikofaktoren der Schizophrenie
13
2.2.1
neurobiologische Faktoren
14
2.2.2
biochemische Faktoren
16
2.2.3
genetische Faktoren
17
2.2.4
Konzept der Vulnerabilität
18
2.2.4.1
psychosoziale- und umweltbedingte Stressfaktoren
20
3.
CHANCEN UND PROBLEME DER FRÜHERKENNUNG UND
FRÜHINTERVENTION VON MENSCHEN MIT SCHIZOPHRENIE
21
3.1
Prodromalphase und Frühverlauf
22
3.2
Prodromalsymptome - frühe Zeichen der Krankheit
23
3.3
Frühbehandlung und Prävention
25
3.3.1
Problematik der frühen Diagnose
26
3.3.2
Instrumente zur Früherkennung - Lassen sich schizophrene Psychosen
voraussagen?
27
3.3.3
Frühbehandlung
30
3.3.4
Stigma und Stigmabewältigung
32
4.
CHANCEN UND PROBLEME DER BEHANDLUNG UND
REHABILITATION VON MENSCHEN MIT SCHIZOPHRENIE
35
4.1
Pharmakotherapie 36
4.1.1
Psychopharmaka
36
4.1.2
Behandlung mit Neuroleptika
37
4.1.3
Nebenwirkungen und ihre Behandlung
39
4.2
Psychotherapie 40
4.2.1
kognitive Verhaltenstherapie
41
4.2.2 Psychoedukation
43
4.2.3
Training der Alltagkompetenzen und Selbstsicherheit
44
4.2.4
Training der Stressbewältigung
45
4.2.5
psychoanalytische Psychotherapie
46
4.2.6
systemische Ansätze
49

2
4.3
Hilfesysteme und Soziotherapie
50
4.4
Ergo- und Milieutherapie
51
4.5
Aufgaben der Angehörigen
53
5.
CHANCEN UND PROBLEME DER RÜCKFALLPROPHYLAXE
VON MENSCHEN MIT SCHIZOPHRENIE
55
5.1
Akutphase, Remissions- und Stabilisierungsphase
55
5.2
Frühwarnzeichen eines Rückfalls
56
5.3
Rückfallprophylaxe 57
5.3.1
Rückfallschutz durch Psychopharmaka
58
5.3.2
Krisenplan
59
5.3.3
langfristige Strategien
60
5.3.4
Compliance-Probleme
62
6.
SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE SOZIALPÄDAGOGISCHE
ARBEIT 65
7.
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
69
8.
LITERATURVERZEICHNIS 71

3
1.
Einleitung
Die Schizophrenie zählt zu den schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen, die das
Leben der Betroffenen zum Teil erheblich einschränken. Doch der Pessimismus gegenüber
der Behandlung, der Rehabilitation und der allgegenwärtige Mythos der Unheilbarkeit und
einer grundsätzlich schlechten Prognose sind Probleme, die die Menschen mit Schizophre-
nie zusätzlich in großem Maße belasten.
Schizophrenie ist behandelbar, in vielen Fällen sehr gut, in anderen weniger gut, aber auch
wenn die Erkrankung einen ungünstigen chronisch-rezidivierenden Verlauf genommen hat,
ist eine weitgehende Wiederherstellung noch nach vielen Jahren möglich.
Durch diese Diplomarbeit möchte ich über die Chancen, aber auch über die Probleme, die
während der Früherkennung, Behandlung und Rückfallprophylaxe von Menschen mit
Schizophrenie auftreten informieren. Meine Diplomarbeit soll einen Beitrag leisten, das
negative Bild in der Gesellschaft zu entzerren.
Meine Arbeit beginnt im zweiten Kapitel mit einem kurzen allgemeinen Überblick über die
Schizophrenie. Diese grundsätzlichen Aspekte sind eigentlich nicht das Hauptthema mei-
ner Arbeit, aber sie tragen zu einem wie ich finde besseren Verständnis bei. Ein kurzer
Abriss über Geschichte, Symptome, Erscheinungsformen, Klassifikation und Verlauf ist
meiner Ansicht nach nötig um sich ein umfassendes Bild der Psychosen aus dem schizo-
phrenen Formenkreis zu machen.
Etwas ausführlicher stelle ich verschiedene Theorien über die Ursachen der Erkrankung
vor, die in meiner Arbeit von großer Bedeutung sind und die aktuellen Erkenntnisse der
Schizophrenieforschung herausstellen.
Der dritte Teil meiner Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Früherkennung der Schizo-
phrenie und deren Behandlung. Explizit werde ich die Frühwarnsymptome der Psychosen
darstellen und auf die Wichtigkeit und die Problematik der Früherkennung und frühen
Diagnose eingehen.
Der Behandlung von Menschen mit Schizophrenie widme ich mich im vierten Teil meiner
Arbeit. Ich werde auf verschiedene Therapieformen eingehen und die jeweiligen Chancen
und Schwierigkeiten herausarbeiten. Individuelle und auf jeden Patienten speziell zuge-

4
schnittene Behandlungsmethoden stehen dabei im Vordergrund und sollten aus verschie-
denen Möglichkeiten die jeweils passenden Therapieangebote kombinieren.
Im fünften Teil meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Problematik der Rückfälle von
Menschen mit Schizophrenie. Insbesondere die Komplexität der Rückfallprophylaxe wird
ein Großteil dieses Themas ausmachen.
Den Abschluss meiner Arbeit bilden die Schlussfolgerungen für die sozialpädagogische
Arbeit. Die Aufgaben der Sozialpädagogen in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen
sind sehr vielfältig, sollten aber immer einer gewissen Grundeinstellung folgen. Ich werde
versuchen diese speziellen Anforderungen herauszuarbeiten und deutlich zu machen.

5
2.
Allgemeines zur Schizophrenie
Trotz der Aufklärung der letzten Jahre sind die Psychosen aus dem schizophrenen For-
menkreis für die meisten Menschen immer noch etwas Fremdartiges, Sonderbares, Un-
heimliches und Bedrohliches. Auch die Massenmedien tragen zu dem negativen Bild der
Schizophrenie bei. Aus diesen Gründen muss sich in der Öffentlichkeit intensiver und
objektiver mit dem Thema auseinandergesetzt werden.
Asmus Finzen beschreibt sehr gut, dass psychische Krankheiten nichts Bedrohliches, oder
Unheimliches sind. "Psychische Krankheit und seelische Gesundheit sind keine absoluten
Größen. Jeder Gesunde leidet zumindest zeitweise unter Ängsten und Beschwerden, die
bei stärkerer Ausprägung als Symptome psychischer Krankheit zu werten wären. Jeder
Kranke hat Persönlichkeitszüge, in denen er sich nicht vom Gesunden unterscheidet."
(Finzen, 2000, S.158)
2.1
Schizophrenie, eine Erklärung
Wörtlich übersetzt bedeutet das aus dem griechisch kommende Wort schizophren in etwa
`Spaltung der Seele`. Gemeint ist damit nicht die alltags sprachlich gebrauchte Persönlich-
keitsspaltung, sondern die Beschreibung der Spaltung der Realität in zwei Wirklichkeiten.
Dies heißt, Menschen mit Schizophrenie lernen zwei Wirklichkeiten kennen. Zum einen
die reale Wirklichkeit und zum anderen die Wirklichkeit, in die nur sie blicken können.
Den Betroffenen ist dabei anfangs meist bewusst, dass sich etwas in ihrer Erlebniswelt
verändert hat, nur fällt es ihnen sehr schwer zu unterscheiden, was real und was irreal ist.
Nach der Definition von Hautzinger (2002) wird unter dem Begriff Schizophrenie eine
Gruppe psychotischer Störungen zusammengefasst, die durch massive Störungen des
Denkens, der Emotionen und des Verhaltens gekennzeichnet sind. Das gestörte Denken
zeigt sich darin, dass die Inhalte nicht logisch miteinander verbunden sind. Wahrnehmung
und Aufmerksamkeit sind fehlerhaft. Der Affekt ist flach oder unangemessen. In der
motorischen Aktivität treten bizarre Störungen auf. All dies führt dazu, dass sich die Pati-
enten von den Menschen und der Realität zurückziehen, häufig in eine Phantasiewelt aus
Wahnideen und Halluzinationen.

6
2.1.1 zur Geschichte
Der europäische Psychiater Emil Kraepelin stellte 1898 ein Konzept über die Demetia
praecox vor. Diese Bezeichnung zeigte zwei Hauptaspekte, den frühen Beginn (preacox)
und den fortschreitenden geistigen Verfall (dementia) der Krankheit. In seinem Konzept
beschrieb er schon früh die Merkmale der Schizophrenie.
Der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler versuchte im Gegensatz zu Kraepelin den Kern
der Störung zu erfassen und nicht das Lebensalter des Beginns und den Verlauf in den
Mittelpunkt zu stellen. Bleuler hielt den Begriff Dementia praecox für falsch, da er nicht
daran glaubte, dass es durch die Krankheit zu einer unausweichlichen fortlaufenden `Ver-
blödung` kommt, seiner Ansicht nach gab es einen grundsätzlich günstigeren Verlauf.
Eugen Bleuler prägte das berühmte Zitat: "Dem Schizophrenen bleibt das Gesunde erhal-
ten." (zit. n. Finzen, 2003, S.8)
1908 schlug Eugen Bleuler vor die Störung Schizophrenie zu nennen. Aber schon Bleuler
war der Ansicht, dass man eher von der Gruppe der Schizophrenien sprechen sollte, als
von einer einheitlichen Bezeichnung, denn die vielen verschiedenen Krankheitsbilder und
unterschiedlichen Symptome, wie sie die Schizophrenie nun einmal aufweist sind nicht
einheitlich.
Die Auffassungen Bleulers beeinflussten auch sehr stark die amerikanische Ansicht zu
Schizophrenie. Allerdings wurde sein Konzept noch wesentlich erweitert. Dies führte dazu,
dass innerhalb weniger Jahre die Anzahl der Schizophreniepatienten von 20 auf 40 Prozent
anstieg. Viele Patienten, die heutzutage eine andere Diagnose erhalten würden, wurden als
schizophren bezeichnet. (Kuriansky, 1974 in Hautzinger, 2002)
Wenn man die Geschichte der Schizophrenie betrachtet entdeckt man oft brachiale Metho-
den die angewendet wurden, um die Patienten zu heilen. So versetzte Sakel anfang der
30er Jahre die Betroffenen mit hochdosiertem Insulin in ein Koma. Er behauptete, dass 75
Prozent der Patienten nach dieser Behandlung eine deutliche Verbesserung ihrer Sympto-
me zeigten. Jedoch kam man von dieser Therapie sehr schnell wieder ab, da sie sehr hohe
Gesundheitsrisiken hatte und nicht selten zum Tod führte. (Hautzinger, 2002)
Ebenfalls in den 30er Jahren führte der portugiesische Psychiater Moniz die präfrontale
Lobotomie ein. Dies war ein chirurgisches Verfahren, wobei die Nervenbahnen zwischen

7
Frontallappen und unteren Gehirnzentren durchtrennt wurden. Anfangs zeigte diese Opera-
tion einen sehr guten Erfolg. Man unterzog Tausende von psychisch kranken Patienten
dieser Therapie und sie wurden tatsächlich ruhiger und ausgeglichener. Erst Ende der 50er
Jahre wurde auch diese Behandlung überdacht. Viele Patienten waren stumpfsinnig und
teilnahmslos. Einige verloren einen Grossteil ihrer kognitiven Fähigkeiten. Man verzichte-
te aber in erster Linie auf dieses Verfahren, weil man mit neuen Medikamenten ähnliche
Erfolge erzielte. (Hautzinger, 2002)
In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg waren die meisten Schizophreniepatienten in
öffentlichen psychiatrischen Krankenhäusern untergebracht. Nach einem Bericht der
Psychiatrieenquete der Bundesregierung von 1975 wiesen in geschlossenen psychiatri-
schen Kliniken der BRD 59% der Kranken Aufenthaltsdauern von über zwei Jahren, 31%
sogar von über zehn Jahren auf. Es war ein langer Weg von der Hospitalisierung der Men-
schen mit psychischen Erkrankungen zu der offenen, auf möglichst kurze Zeit einer akuten
psychotischen Episode begrenzten Verweildauer in Kliniken. In Deutschland wurde 1971
ein bundesweiter Reformprozess eingeleitet, der 1975 abgeschlossen wurde. (Häfner,
2005)
Mit verschiedenen Programmen wurden die außerstationäre psychiatrische Versorgung und
die komplementären Einrichtungen, wie Tageskliniken, Werkstätten und sozial-psychiatri-
sche Dienste gefördert. Dies ebnete den Weg für die moderne gemeindenahe psychiatri-
sche Versorgung.
2.1.2 Symptome und Erscheinungsformen der Krankheit
Es gibt kein einheitliches Erscheinungsbild der Psychosen aus dem schizophrenen For-
menkreis. Die Symptome, die ein Schizophreniepatient aufweist, beeinträchtigen zum
großen Teil das Denken, die Wahrnehmung und die Aufmerksamkeit, das motorische
Verhalten, Affekt, Emotion und die Lebensbewältigung. Es gibt bei der Schizophrenie kein
Merkmal oder Symptom, das für eine Diagnose vorhanden sein muss. Allerdings gibt es
eine Reihe von Symptomen, die in verschiedenen Konstellationen auftreten können. Diese
Hauptsymptome lassen sich in zwei große Gruppen einteilen, zum einen in positive und
zum anderen in negative Symptome. Daneben gibt es noch Symptome die sich nicht genau
einer Kategorie zuordnen lassen.

8
Zu den positiven Symptomen zählen Realitätsverlust, wie Wahn, z.B. Beziehungs-,
Beeinträchtigungs- oder Verfolgungswahn, Halluzinationen, z.B. Stimmen hören, Ich-
Störungen, wie z.B. Gedankenlautwerden, Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Fremd-
beeinflussungserlebnisse und Denkstörungen wie z.B. Gedankenabreissen und Zerfahren-
heit. Die positiven Symptome kennzeichnen die Kernsymptome einer akuten psychoti-
schen Episode der Schizophrenie. Häfner (2005) erklärt sie als positive Symptome, weil sie
dem gesunden Durchschnittserleben etwas hinzufügen.
Die negativen Symptome hingegen werden im Vergleich zu gesunden Menschen als Defi-
zite von kognitiven Fähigkeiten, Verhalten und Erleben begriffen. Zu den negativen Sym-
ptomen zählen unter anderem Gefühlsverarmung, Antriebsmangel, Verminderung von
Bewegung und Mimik, Sprachverarmung, Kontaktverarmung und sozialer Rückzug.
Nach den neuesten Erkenntnissen der Schizophrenieforschung gibt es heute neben den
negativen und positiven Symptomen noch zwei weitere Faktoren der Schizophrenie-
symptomatik. Zum einen die mentale Desorganisation, mit bizarrem Verhalten, formalen
Denkstörungen und inadäquatem Affekt und zum anderen die Depressivität. (Häfner, 2005
und Braus, 2005)
Während der akuten psychotischen Phase herrschen die positiven Symptome vor. Mit dem
Abklingen dieser Phase nehmen die negativen Symptome mehr Raum ein. Das bedeutet
nicht, dass die Negativsymptomatik während der akuten Psychose nicht vorhanden ist, sie
wird nur von der Positivsymptomatik überdeckt.
Nach dem Klassifikationssystem des ICD-10 unterscheidet man heute mehrere Untertypen
der Schizophrenie, je nachdem welche Symptome im Vordergrund des Zustandsbildes
stehen. Die Untergruppen werden eingeteilt in die paraniod-halluzinatorische Schizophre-
nie, die hebephrene Schizophrenie, die katatone Schizophrenie, undifferenzierte schizo-
phrene Störungen, sowie so genannte Residualzustände und die Schizophrenia simplex.
(Hahlweg, Dose, 2005)
Die paranoide Schizophrenie ist die am häufigsten diagnostizierte Form und ist durch
Wahnvorstellung unterschiedlichster Art und vorwiegend akustischen Halluzinationen
gekennzeichnet, andere Symptome kommen auch vor, stehen aber nicht im Vordergrund.
Bei der hebephrenen Form der Schizophrenie stehen Symptome wie Affekt-, Antriebs- und
formale Denkstörungen im Mittelpunkt. Antrieb und Zielstrebigkeit gehen verloren.

9
Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind bruchstückhaft und flüchtig, die Stimmung
ist oft flach und unpassend. Das Denken und die Sprache erscheinen ungeordnet und
weitschweifig.
Die katatone Schizophrenie und die Schizophrenia Simplex sind heute eher selten. Bei der
katatonen Form stehen motorische Störungen, die zwischen Extremen wie Erregung und
Stupor wechseln können, wobei der eine oder der andere Symptomtyp überwiegen kann.
Körperliche Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden.
Die Schiophrenia Simplex ist gekennzeichnet durch einen ungünstigen Verlauf mit schwe-
ren negativen Symptomen, zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten und sozialer Desinteg-
ration.
Die Untertypen der Schizophrenie nach dem Klassifikationssystem des ICD-10 bleiben oft
nicht sauber voneinander abgetrennt. Im Verlauf der Erkrankung können die verschiedenen
Typen ineinander übergehen.
2.1.3 Klassifikation und Diagnose
Grundlage für eine erfolgreiche Therapie und Behandlung ist die richtige Diagnose. Doch
es kann außerordentlich schwierig sein, eine Schizophreniediagnose zu stellen. Unerläss-
lich für eine sichere Diagnose sind sorgfältige Untersuchungen durch Fachkräfte. Zur
Problematik der Diagnose, insbesondere einer frühen Diagnose werde ich in Abschnitt
3.3.1 näher eingehen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Diagnosekriterien für Psychosen aus dem schizo-
phrenen Formenkreis deutlich geändert. Heute gültig sind die Kriterien des DSM-IV und
die des ICD-10. Beide Kategoriesysteme sind deskriptiv, dass bedeutet, sie beschreiben die
Symptome der Erkrankung und verzichten auf die Beschreibung bekannter oder vermuteter
Ursachen.
Heinz Häfner erklärt die Systeme folgendermaßen: "Beide Kriteriensets benutzen sowohl
Symptome, die nur in der psychotischen Episode, d.h. in der akuten Phase, als auch solche,
die auch im Intervall auftreten. Das bedeutet, dass sowohl die einmal oder rezidivierend
auftretende positive Symptomatik als auch die in den Residualzuständen vorherrschende,
mehr kontinuierliche bestehende Negativsymptomatik in die Diagnosekriterien eingehen.

10
Die ICD-10 Diagnose Schizophrenie legt mehr Gewicht auf die positive Symptomatik,...,
während die Diagnose Schizophrenie in DSM-IV mit dem Kriterium einer mindestens 6
Monate vor Erstdiagnose bestehenden funktionellen Beeinträchtigung mehr Gewicht auf
ein Verlaufsmerkmal legt." (Häfner, 2005, S.43)
In Deutschland sind in der medizinischen Versorgung die Kriterien nach ICD-10 verbind-
lich. Die Leitsymptome sind für Schizophrenie demnach:
1. Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
2. Kontroll- oder Beeinflussungswahn; Gefühl des gemachten bzgl. Körperbewegun-
gen, Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen, Wahnwahrnehmungen
3. kommentierende oder dialogische Stimmen.
4. anhaltender, kulturell unangemessener oder völlig unrealistischer Wahn (bizarrer
Wahn)
5. anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
6. Gedankenabreißen oder -einschiebungen in den Gedankenfluss
7. katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypen, Negativismus oder Stupor
8. negative Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachter oder in-
adäquater Affekt.
Für die Diagnose Schizophrenie muss mindestens ein eindeutiges Symptom (zwei oder
mehr, wenn weniger eindeutig) der Gruppen 1-4 oder mindestens zwei Symptome der
Gruppen 5-8 vorhanden sein. Diese Symptome müssen fast ständig während eines Monats
oder länger vorhanden gewesen sein. (DGPPN, 2006)
Nach den Diagnosekriterien nach DSM-IV müssen mindestens zwei der folgenden Sym-
ptome für mindestens sechs Monate vorhanden sein:
1. Wahn
2. Halluzinationen
3. desorganisierte
Sprache
4. massiv desorganisiertes Verhalten oder katatone Symptome
5. negative
Symptome
Nur eines der obigen Symptome ist erforderlich, wenn bizarrer Wahn oder dialogisches/
kommentierendes Stimmenhören für eine bedeutsame Zeit seit Beginn der Störung vor-
liegt. (Schwarz u.a. 2006)

11
2.1.4 Verlauf und Prognose
An dieser Stelle möchte ich Asmus Finzen zitieren: "Die Psychosen aus dem schizophre-
nen Formenkreis sind in der Regel schwere Erkrankungen, aber nicht immer und nicht in
jedem Einzellfall. Sie sind die schillerndsten aller psychischen Störungen. Sie können akut
und dramatisch verlaufen oder schleichend und für Außenstehende kaum wahrnehmbar.
Sie können kurze Zeit andauern wie eine Sommergrippe oder ein ganzes Leben. Sie kön-
nen einmalig aufflackern, oft ohne dass es den Betroffenen bewusst ist, was sich dort in
ihnen abspielt. Sie können in kürzeren oder längeren Abständen wieder auftreten oder sich
chronifizieren. Sie treffen Jugendliche und junge Erwachsene. Sie treffen, seltener, Frauen
und Männer, die mitten im Leben stehen, und solche an der Schwelle zum Alter. ..." (Fin-
zen, 2000, S.20)
Prinzipiell ist die Schizophrenie eine der schwersten psychischen Erkrankungen. Verlauf
und die Prognose sind aber genauso unterschiedlich, wie die verschiedenen Symptome und
Erscheinungsformen es auch sind. Es gibt wenige Krankheiten, bei welchen die Diagnose
nichts über die Prognose und den weiteren Verlauf aussagt. Die Schizophrenie ist eine
dieser Erkrankungen.
Die Symptome können von einer vollständigen Heilung über mehr oder minder gravieren-
de Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit, der sozialen Kompetenz und der Selbststän-
digkeit im Alltag, bis hin zur Chronifizierung psychotischer Symptome reichen.
Verlauftypen der Schizophrenie nach Shephard et al. 1989:
22% nur eine Episode,
keine
Einschränkung
35% mehrere Episoden,
keine Einschränkungen
8%
mehrere Episoden,
gleich bleibende
Einschränkungen
38% mehrere Episoden,
zunehmende
Einschränkung
(n.
Häfner
2005)

12
Etwa 22% der Patienten erleiden nur eine Krankheitsepisode ohne bleibende Beeinträchti-
gungen. 35% der Betroffenen erleben zwar mehrere akute Phasen, die aber wieder voll-
kommen abklingen und keine Einschränkungen mit sich bringen. Circa 8% der Menschen
mit Schizophrenie erleben mehrere Krankheitsepisoden mit Einschränkungen nach der
ersten akuten Phase die dann gleich erhalten bleiben. 38% der Patienten erleben mehrere
akute psychotische Phasen und müssen mit erheblichen Schwierigkeiten und Einschrän-
kungen leben, die mit jeder neuen Krankheitsepisode zunehmen.
Das bedeutet, dass ca. zwei Drittel der Erkrankten mit einem chronisch-rezidivierenden
Verlauf rechnen müssen. Nur cirka ein Drittel der Betroffenen wird wieder vollständig
gesund ohne mit Einschränkungen leben zu müssen.
Sofern die Schizophrenie nicht nach der ersten akuten Phase ausheilt, verbleiben oft chro-
nische Veränderungen von Eigeninitiative, Erlebnisfähigkeit und von kognitiven Funktio-
nen, aber eine Verbesserung und weitgehende Wiederherstellung ist auch nach jahrelanger
Erkrankung noch möglich.
Viele Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Umgebung in der ein Mensch mit einer
schizophrenen Psychose lebt, vor allem seine Familie, Partner und Freunde, aber auch die
Arbeitskollegen sehr wichtig für den weiteren Verlauf der Erkrankung sind. Enge Personen
können eine große Hilfe sein, wenn sie dem Betroffenen Verständnis, Respekt und Unter-
stützung entgegenbringen und ihn immer wieder ermutigen. (Hahlweg, Dose, 2005)
Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Ner-
venheilkunde (DGPPN) gibt es mehrere prognostische Faktoren, die den Verlauf der
Schizophrenie negativ beeinflussen. Dazu zählen:
·
familiäre Vorbelastung, d.h. psychische Erkrankungen in der Familie
·
männliches Geschlecht
·
lange Prodromalphase bzw. verzögerter Krankheitsbeginn
·
kognitive Dysfunktion, niedrige prämorbide Intelligenz und Negativsymptomatik
·
prämorbide soziale Fehlanpassung, fehlende stabile Partnerschaft
·
psychosozialer Stress und ein belastendes familiäres Klima (High-EE)
·
Geburtskomplikationen
·
ethnischer Minderheitenstatus oder -ursprung
(DGPPN, 2006)

13
2.1.5 Häufigkeit
Die Schizophrenie ist eine weit häufigere Erkrankung, als gemeinhin angenommen wird.
Sie betrifft Menschen aller Kulturen und Biographien. Nach Wolfgang Gaebel (2005)
erkrankt etwa 1% der Bevölkerung (ca. 800.000 in der BRD) mindestens einmal im Leben
an einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis. Alleine in Deutschland gibt es
jährlich etwa 13.000 Neuerkrankungen. Der Erkrankungsbeginn liegt meist zwischen dem
18. und 35. Lebensjahr, bei Männern meist etwas früher. Ein Ausbruch vor dem 12. oder
nach dem 40. Lebensjahr ist selten.
Schizophrenie tritt in der ganzen Welt etwa gleich häufig auf und es hat in den letzten
Jahren auch weltweit keine Veränderungen bezüglich einer Ab- oder Zunahme der Erkran-
kung gegeben. Weder Kultur, Gesellschaftsordnung, Klima oder Intelligenz scheinen einen
Einfluss auf die Häufigkeit der Schizophrenie zu haben. (Hahlweg, Dose, 2005)
Im Grunde kann jeder Mensch an einer Psychose erkranken. Drogen, besonders halluzino-
gene Drogen, aber auch Alkohol und Cannabiskonsum können eine Psychose auslösen.
Auch schwere körperliche Erkrankungen oder Vergiftungen können zum Ausbruch einer
Psychose beitragen. Im Unterschied zu schizophrenen Psychosen klingen diese körperlich
bedingten oder künstlich hervorgerufenen Psychosen meist schnell wieder ab.
2.2
Ursachen und Risikofaktoren der Schizophrenie
Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind trotz ständiger Verbesserung der Untersu-
chungsmethoden und neuer Möglichkeiten bis heute nicht bekannt. Die Wissenschaftler
gehen derzeit nicht mehr von einer einzelnen Ursache aus, sondern von einem Zusammen-
spiel unterschiedlicher Einflüsse, die eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis
auslösen. Genetische und physische Einflüsse spielen dabei ebenso eine Rolle, wie seeli-
sche und psychosoziale Faktoren.
Das langfristige Ziel der neueren Schizophrenieforschung ist es, die Diagnostik und Be-
handlung des einzelnen Patienten, unter Berücksichtigung seiner individuellen genetischen
Konstitution, der spezifischen Umweltfaktoren und der neuronalen Prozesse, als auch des
genauen Krankheitsverlaufs, optimal zu planen. (Braus, 2005)

14
Nach Schmitt und Braus (2005) gibt es gesicherte Risikofaktoren, die zur Ausbildung einer
Schizophrenie führen können. Zu diesen zählen familiäre genetische Belastung, prä- oder
perinatale Geburts- und Schwangerschaftskomplikationen, Infektionen der Mutter während
der Schwangerschaft, Infektionen des Gehirns während der Kindheit und Drogenkonsum
während der Adoleszenz. Im folgenden Teil der Arbeit werde ich auf die verschiedenen
Erklärungsansätze
eingehen.
2.2.1 neurobiologische Faktoren
Durch die großen Fortschritte der Biotechnologie wurde es in den letzten Jahren möglich,
invasive Untersuchungstechniken, wie die operative Exploration durch nichtinvasive
Techniken zu ergänzen. Die Analyse der elektrischen und magnetischen Phänomene der
Hirnoberfläche (z.B. EEG, EP, MEG), die Analyse von Körperflüssigkeiten (z.B. Liquor),
Ultraschalluntersuchungen etc. wurden in den letzten Jahrzehnten eingeführt. Sie brachten
auch gute Ergebnisse, aber nicht die erhoffte vollständige Aufklärung über die Ursachen
der Schizophrenie.
Durch die Nutzung der Magnetresonanztomographen (MRT) insbesondere der funktionel-
len Magnetresonanztomographie (fMRT) und der Verbesserung der oben genannten Tech-
niken wurde es möglich, die Physiologie, Biochemie und Funktion des zentralen Nerven-
systems zu studieren. In den letzten Jahren kamen weitere nuklearmedizinische und
kernspintomographische Untersuchungen wie die Positronen-emmissionstomographie
(PET), die Single-Photon-Emmissionscomputertomographie (SPECT), die Magnetization-
Transfer-Bildgebung (MTI) und andere Verfahren hinzu, die deutlichere Ergebnisse liefer-
ten. Aber dazu muss gesagt werden, dass ein Großteil dieser Methoden noch nicht voll
ausgereift ist und sie kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert werden. Da es sich bei
einigen Untersuchungsmethoden um sehr junge Methoden handelt, dürfen sie im klini-
schen Alltag weder über- noch unterschätzt werden.
Dieter F. Braus sagt dazu: "Um die Gefahren besser verstehen und bekämpfen zu können,
ist es essentiell, die biologischen Netzwerke, die durch Krankheit gestört werden, in ihrer
Gesamtheit genauer zu erfassen und zu analysieren, also auf der Mikro- und Makroebene.
Nur so können wir langfristig hoffen, komplexe Erkrankungen wie die Gruppe der Schizo-
phrenien kausal verstehen und ganzheitlich behandeln zu können." (Braus, 2005, S.VI)

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Zum Teil brachte die Forschung am Gehirn sehr viel versprechende Erkenntnisse über die
Veränderungen des Gehirns von schizophrenen Patienten. In 96% aller neueren Studien zur
Untersuchung des Ventrikelvolumens wurde bei schizophrenen Patienten eine Ventrike-
lerweiterung belegt. Häufig wurden erweiterte Ventrikel gefunden, was einen Verlust von
subkortikalen Gehirnzellen bedeutet. Man konnte belegen, dass erweiterte Ventrikel auf
der einen Seite mit Symptomen wie Wahn und Halluzinationen zusammenhängen auf der
anderen Seite aber auch für negative Symptome wie Affektverflachung und Aufmerksam-
keitsstörungen verantwortlich sein können, je nachdem, in welchem Bereich des Gehirns
die Ventrikel erweitert waren. Allerdings ist die Erweiterung nicht schizophrenietypisch,
auch Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel der bipolaren
Störung weisen erweiterte Ventrikel auf. (Braus, 2005)
In 83% aller Studien zum Gehirnvolumen von Menschen mit Schizophrenie wurde eine
Abnahme der grauen Substanz des Gehirns gefunden. Dabei steht die Verbindung von der
Abnahme der grauen Substanz in Zusammenhang mit einer Verschlechterung neurokogni-
tiver Leistungen, wie Abstraktionsvermögen, Aufmerksamkeit und räumliches Gedächtnis.
(Braus, 2005)
Weiterhin wurde z.B. von Schlaepfer u.a. 1994 herausgefunden, dass der präfrontale
Kortex bei einigen Schizophreniepatienten eine geringe Aktivität aufweist. Schizophrene
Patienten weisen Störungen in Verhaltensweisen wie Sprache, Entscheidungsfindung und
willkürlicher Handlung auf. Bei diesen Verhaltensweisen spielt der präfrontale Kortex
eine starke Rolle. (Braus, 2005)
Geburtskomplikationen wurden bei vielen Menschen mit Schizophrenie festgestellt. Diese
könnten nach vielen Autoren dafür verantwortlich sein, dass das Gehirn verändert ist.
Verminderte Sauerstoffversorgung kann das Hirn schädigen und somit ein Risiko für die
spätere Erkrankung darstellen. Es führen aber nicht alle Geburtskomplikationen zu Schizo-
phrenie.
Ein weiterer Erklärungsansatz besteht darin, dass eine Virusinfektion der Mutter während
der Schwangerschaft zur Schädigung des Gehirns des Kindes im Mutterleib führen kann.
Kinder deren Mütter während der Schwangerschaft Viren ausgesetzt waren erkrankten
nicht selten an Schizophrenie.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836607476
DOI
10.3239/9783836607476
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Siegen – FB 2, Integrierter Studiengang Sozialpädagogik und Sozialarbeit
Erscheinungsdatum
2007 (Dezember)
Note
1,7
Schlagworte
schizophrenie sozialpädagogik psychologie rückfallprophylaxe früherkennung neuroleptika
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Titel: Chancen und Probleme der Früherkennung, Behandlung und Rückfallprophylaxe von Menschen mit Schizophrenie unter Berücksichtigung aktueller Forschung
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