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Trendwende zur Reurbanisierung in Leipzig?

Eine empirische Untersuchung über Wanderungsmotive

©2005 Diplomarbeit 129 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das vorliegende Thema lässt sich zunächst allgemein im Bereich der Sozial- und Stadtgeographie einordnen, wobei sich auch andere wissenschaftliche Disziplinen, wie beispielsweise die Soziologie und Demographie, mit Migrationen befassen. Dennoch ver-deutlicht die Dimension des Themas die wissenschaftliche Breite der Geographie. Diese Diplomarbeit bietet einen geographischen Beitrag zum Wandel ostdeutscher Städte, im Rahmen der städtischen Transformation, dar.
Bereits in den 1970/80er Jahren entstand eine Diskussion über die urbane Renaissance, Regenerierung bzw. Reurbanisierung westdeutscher (Innen-) Städte, wenn-gleich auch die Suburbanisierung räumliche Prozesse dominierte. Die Forscher stellten sich damals die Frage „Was sind das für Leute?“, die „…die Innenstadt…zum Wohnen geradezu suchen“. Einerseits waren die so genannten neuen Haushaltstypen, die sich infolge des beginnenden demographischen Wandels herausbildeten an dieser Entwicklung beteiligt. Andererseits machten die Forscher eine Gruppe der so genannten "neuen Urbaniten" (vgl. Abschnitt 3.1.3) aus, deren Wohnpräferenzen innenstadtorientiert sind.
Mit der Wiedervereinigung verebbte diese Forschungsrichtung zunächst, denn es taten sich neue und bedeutendere Entwicklungen auf, die es zu untersuchen galt: Die Suburbanisierung, die Transformationsprozesse und die Problematik der schrumpfenden Städte prägten die ostdeutsche Forschungslandschaft der Nachwendezeit.
Gegen Ende der 1990er Jahre deutet sich eine gesamtdeutsche Trendabschwächung der Stadt-Umland-Wanderung an. Auch für Westeuropa und die USA sind ähnliche Entwicklungen beschrieben.
Ein Gutachten im Auftrag der BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR LANDESKUNDE UND RAUMORDNUNG prognostizierte kurz nach der Wende, dass die Ost-West-Wanderung sich fortsetzen wird. Jedoch könnte sich die ostdeutsche Binnenwanderung hin zu ökonomisch attraktiveren Regionen, wie Leipzig und Berlin verschieben.
Die Abbildung 1 zeigt die kern-städtische Bevölkerungsentwicklung ostdeutscher Oberzentren seit Ende der 1990er Jahre. Demnach gibt es aktuell in der ostdeutschen Schrumpfungslandschaft nicht nur sich ent-leerende Räume sondern durchaus so genannte "Stabilitätsinseln", die die Gewinner regionaler Disparitäten in den Neuen Ländern sind wie z.B. die Stadt Leipzig. Die Differenzierung des Betrachtungszeitraums weist darauf hin, dass sich mit Beginn des 21. Jahrhunderts die Städte in einer Trendabschwächung der Suburbanisierung und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Claudia Wiegandt
Trendwende zur Reurbanisierung in Leipzig?
Eine empirische Untersuchung über Wanderungsmotive
ISBN: 978-3-8366-0659-2
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland, Diplomarbeit, 2005
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen ...IV
Verzeichnis der Tabellen ...VI
Verzeichnis der Abkürzungen ...VII
1
Einleitung
... 1
1.1
Forschungsstand, zentrale Fragestellung und Zielsetzung ... 2
1.2
Gliederung der Arbeit ... 3
2
Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
... 5
2.1
Ausgangssituation: Sozialistischer Städtebau in der DDR ... 5
2.2
Ostdeutsche Stadtentwicklung seit 1989: Das Beispiel Leipzig ... 6
2.2.1
Bevölkerungsentwicklung: Zuzugspol junger Menschen ... 6
2.2.2
Sozialer Wandel: Pluralisierung der Lebensformen... 12
2.2.3
Wirtschaftlicher Wandel: Übergang zur Dienstleistungs- und Wissens-
gesellschaft... 14
2.2.4
Wohnungsmarktentwicklung: Entspannter Wohnungsmarkt ... 17
2.2.5
Städtebaulicher Wandel: Von der Europäischen zur Perforierten Stadt ... 21
2.3
Zusammenfassung: Leipzig zwischen Wachstum und Schrumpfung... 22
3
Reurbanisierung
... 23
3.1
Zum Begriff Reurbanisierung und Forschungsstand... 23
3.1.1
Reurbanisierungstendenzen in den 1970/80er Jahren... 23
3.1.2
Von der Suburbanisierung zur Reurbanisierung? ... 25
3.1.3
Reurbanisierung vs. Gentrification ... 27
3.1.4
Reurbanisierung als Strategie der Stadtplanung... 29
3.2
Reurbanisierung im Sinne dieser Arbeit ... 31
3.3
Zusammenfassung... 32
4
Wohnstandortentscheidungen
... 33
4.1
Räumliche Mobilität als Ausgangspunkt für den Migrationsbegriff ... 33
4.2
Wanderungsmotive ... 36
4.3
Migrationsmodelle und -theorien ... 39
4.3.1
Push-und-Pull-Modell nach L
EE
... 39

II
4.3.2
Lebenszyklusansatz ...41
4.3.3
Neue Lebensformen als urbanes Merkmal ...43
4.4
Stadtimage als Migrationsfaktor ...46
4.5
Zusammenfassung ...47
5
Konzept und Methodik der empirischen Untersuchung
...49
5.1
Konkretisierung der Fragestellung und Thesen...49
5.2
Methodisches Vorgehen ...50
5.3
Beschreibung der Stichprobe...51
5.4
Aufbau des Fragebogens...53
5.5
Ablauf der Befragung ...54
5.6
Rücklauf...55
5.7
Methodenkritik ...55
6
Auswertung der empirischen Ergebnisse
...56
6.1
Soziodemographische Zusammensetzung...56
6.1.1
Geschlechts- und Altersstrukturen...56
6.1.2
Erwerbs- und Einkommensstrukturen...58
6.1.3
Bildungsstrukturen...62
6.1.4
Haushaltsstrukturen ...63
6.1.5
Zusammenfassung...66
6.2
Migrationsmuster ...66
6.2.1
Zuzugsjahr und hauptwohnsitzliche Anmeldung...66
6.2.2
Herkunftsgebiete ...67
6.2.3
Zielgebiete in der Stadt Leipzig ...70
6.2.4
Zusammenfassung...71
6.3
Wohnstandortentscheidung Leipzig ...71
6.3.1
Bekanntheit der Stadt vor dem Umzug ...72
6.3.2
Wanderungsmotive ...73
6.3.3
Gründe für die hauptwohnsitzliche Ummeldung ...77
6.3.4
Wegzugsabsichten...78
6.3.5
Zusammenfassung...78
6.4
Leipzig als urbaner Lebensraum ...78
6.4.1
Wohnsituation in Leipzig ...79
6.4.2
Zufriedenheit mit der Wohnstandortentscheidung ...80

III
6.4.3
Wahrnehmung und Bewertung der Stadt Leipzig als Lebensraum... 82
6.4.4
Urbane Wohnpräferenzen... 85
6.4.5
Meinungen zum Image der Stadt Leipzig... 87
6.4.6
Zusammenfassung ... 89
7
Zusammenfassung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen
... 90
8
Ausblick
... 94
Literaturverzeichnis... 95
Anhang ... 107

IV
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung ostdeutscher Oberzentren 1999 bis 2004...3
Abb. 2: Leipzig im Wandel (Messegelände und Hauptbahnhof) ...6
Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 1989 bis 2004...7
Abb. 4:
Wanderungssalden der Stadt Leipzig in den Ortsteilen und nach
Altersgruppen im Zeitraum 2001 bis 2004...9
Abb. 5:
Innerstädtische Wanderungen zwischen den Ortsteilen der Stadt Leipzig
2000 bis 2003 ... 10
Abb. 6:
Entwicklung der Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen in Leipzig
1998 bis 2004 ... 16
Abb. 7:
Modell der Bevölkerungs-/Beschäftigungsentwicklung in
Agglomerationsräumen nach G
AEBE
... 26
Abb. 8:
Bedeutungsdimensionen und Einflussfaktoren der Reurbanisierung in der
Stadtentwicklung im Rahmen des Projektes Re Urban Mobil ... 30
Abb. 9: Differenzierung von Wanderungen/Wanderungstypologie... 34
Abb. 10: Modell typischer Wanderungsvorgänge im Großstadtbereich ... 43
Abb. 11: Entwicklung der Haushaltsgrößen in Deutschland ... 43
Abb. 12: Räumliche Verteilung der Stichprobe im Leipziger Stadtgebiet ... 53
Abb. 13: Altersverteilung der Befragten nach dem Geschlecht... 57
Abb. 14: Erwerbsstatus der Befragten... 58
Abb. 15: Entfernung der Arbeits- und Ausbildungsplätze von Leipzig... 60
Abb. 16: Höchster Schulabschluss... 62
Abb. 17: Höchste berufliche Qualifikation der Erwerbstätigen ... 63
Abb. 18: Haushaltstypen der Befragten... 64
Abb. 19: Haushaltstypen der 20- bis 29-Jährigen... 65
Abb. 20: Haushaltstypen der 30- bis 39-Jährigen... 66
Abb. 21: Herkunftsgebiete der Befragten nach Wanderungstypen ... 68
Abb. 22: Zuzüge aus dem Leipziger Umland nach dem Erwerbsstatus ... 69
Abb. 23: Räumliche Verteilung der Befragten im Leipziger Stadtgebiet... 70
Abb. 24: Zuzugsgründe der Erwerbstätigen und Studenten/Azubis nach
Motivgruppen ... 75
Abb. 25: Wegzugsabsichten der Befragten ... 78
Abb. 26: Häufigkeiten der Baualtersklassen im Stadtgebiet (ohne Familienhäuser) ... 80
Abb. 27: Zufriedenheit mit der Erfüllung der Umzugswünsche und -vorstellungen ... 81
Abb. 28: Persönliche Situation nach dem Umzug... 81

V
Abb. 29: Zufriedenheit der Befragten mit städtischen Angeboten, Einrichtungen
und dem Zustand in Leipzig sowie die Wichtigkeit dieser Aspekte für die
Befragten...84
Abb. 30: Ergebnisse der Frage ,,Würden Sie einem guten Freund empfehlen nach
Leipzig zu ziehen?" ...85
Abb. 31: Meinungen zum Stadtimage...88

VI
Verzeichnis der Tabellen
Tab. 1:
Wanderungssalden der 20- bis 30-Jährigen und Neuanmeldungen mit
Hauptwohnsitz durch Studenten in Leipzig... 11
Tab. 2: Entwicklung der Studentenzahlen in Deutschland und Leipzig... 11
Tab. 3: Einflussfaktoren auf die Wahl eines Wohnstandortes nach Faktorengruppen . 37
Tab. 4: Wanderungsleitmotive differenziert nach Altersgruppen... 38
Tab. 5:
Zuzüge der Stadt Leipzig 2001 bis 2004 nach Altersgruppen
(Grundgesamtheit) ... 51
Tab. 6:
Zuzüge der Stadt Leipzig 2001 bis 2004 nach Geschlecht und Ausländeranteil
(Grundgesamtheit) ... 51
Tab. 7:
Wanderungssalden der Stadt Leipzig 2001 bis 2004 nach Altersgruppen und
Altersverteilung der Befragten... 58
Tab. 8: Differenzierte Altersverteilung der Befragten im Alter von 18 bis 35 Jahren ... 58
Tab. 9: Berufliche Stellung der Erwerbstätigen... 59
Tab. 10: Monatliches Nettoeinkommen der Haushalte ... 61
Tab. 11: Altersstruktur der Erwerbstätigen ... 61
Tab. 12: Höchste berufliche Qualifikation... 62
Tab. 13: Haushaltsstruktur der Befragten nach dem Erwerbsstatus... 65
Tab. 14: Herkunftsgebiete nach Bundesländern und Gemeindegrößenklassen ... 68
Tab. 15: Herkunftsorte im intraregionalen Einzugsbereich nach Leipziger Umland und
Gemeindetypen... 69
Tab. 16: Wichtigste Bekanntheitsgründe der Stadt Leipzig bei den Befragten... 72
Tab. 17: Bekanntheit der Stadt Leipzig bei den Befragten... 73
Tab. 18: Wanderungsmotive der Befragten... 74
Tab. 19: Wohnungsarten differenziert nach Miete und Eigentum ... 79
Tab. 20: Urbane Wohnpräferenzen (geordnet nach ihrer Wichtigkeit) ... 86
Tab. 21: Auswertung der offenen Frage: ,,Was gefällt Ihnen besonders gut in Leipzig?"89
Tab. 22: Auswertung der offenen Frage: ,,Was gefällt Ihnen nicht in Leipzig?" ... 89

VII
Verzeichnis der Abkürzungen
Abb.
Abbildung
BBR
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
BCSD
Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V.
Befr.
Befragte
bez.
bezogen
BMW
Bayerische Motoren Werke AG
ca.
circa
d.h.
dass heißt
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DHL
Abkürzung nach den Gründern des Paket- und Briefdienstes Adrian
D
alsey,
Larry
H
ilblom und Robert
L
ynn
et al.
et alii
etc.
et cetera
Hrsg.
Herausgeber
Jg.
Jahrgang
Nenn.
Nennungen
ÖPNV
Öffentlicher Personen- Nahverkehr
S.
Seite
Tab.
Tabelle
vgl.
vergleiche
vs.
versus
WM
Weltmeisterschaft
WZB
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
z.B.
zum Beispiel

Kapitel 1: Einleitung
1
1 Einleitung
Die ostdeutsche Siedlungsentwicklung wurde nach der Wiedervereinigung vor allem durch
die Bevölkerungsabwanderung in die Alten Bundesländer, die nachholende Sub-
urbanisierung und einem Einbruch der Geburtenraten infolge des demographischen
Wandels geprägt. Dabei gelten sozioökonomische Ungleichheiten als ein Auslöser
räumlicher Wanderungsbewegungen, die wiederum auf individuelle Wohnstandort-
entscheidungen zurückzuführen sind. Wanderungsmotive und Raumansprüche können je
nach Alter und Lebensphase sehr unterschiedlich sein. So wandern z.B. vor allem junge
Menschen bildungsorientiert in Städte, oder einkommensstärkere Haushalte realisieren
vermehrt ihre Wohnpräferenzen im Stadtumland. Angesichts dieser Entwicklungen wurde
in den 1990er Jahren die Thematik der schrumpfenden Städte zu einem akuten Problem
der Stadtentwicklung in Ostdeutschland.
Die Stadt Leipzig galt lange Zeit als typisch schrumpfende Stadt, in die zwar nach der
Wende wachstumsorientiert investiert wurde, aber dennoch war sie von immenser
Bevölkerungsabwanderung betroffen. Seit 1999 wächst sie wieder - zunächst infolge um-
fangreicher Eingemeindungen und spätestens seit 2001 durch eine positive Einwohner-
entwicklung, da wieder mehr Menschen nach Leipzig ziehen als abwandern.
In den vergangenen Jahren war Leipzig immer wieder in den nationalen Medien
präsent - beispielsweise mit der Ansiedlung von Porsche und BMW, der Bewerbung für die
Olympischen Spiele 2012, der Fußball-WM 2006 und zuletzt mit der Standortentscheidung
des Logistikunternehmens DHL. Dabei ist der städtische Arbeitsmarkt nach wie vor durch
eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Dennoch scheint Leipzig besonders
attraktiv für junge Menschen zu sein, denn die Wanderungsgewinne sind vor allem auf die
Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen zurückzuführen. So sind es zwar einerseits vorrangig
Studenten, die in die Universitätsstadt ziehen, um eine Ausbildung zu beginnen.
Andererseits entstehen jedoch mit den oben genannten Ansiedlungen Arbeitsplätze, die
attraktiv für beruflich hochqualifizierte Arbeitskräfte sein könnten. Möglicherweise ist diese
Entwicklung der Beginn einer Reurbanisierung, die neue Chancen, aber auch Risiken, für
die Leipziger Stadtentwicklung mit sich bringt.
Die Phase der Reurbanisierung findet sich theoretisch als vierte Phase der
Stadtentwicklung im Modell von
VAN DEN
B
ERG ET AL
. (1982) integriert, welche auf die
Suburbanisierung folgt. Demnach werden Wohnstandorte und Arbeitsplätze wieder
verstärkt in der Kernstadt gesucht. Dabei ist diese Entwicklung nicht mit der klassischen
Urbanisierung gleichzusetzen, da sich der Prozess der Reurbanisierung in einer
geringeren Dimension vollzieht. In einer schrumpfenden Stadt bedeutet dies, dass der
bestehende Gebäudebestand und innerstädtische Brachen wieder genutzt werden und
somit urbane Strukturen revitalisiert werden könnten.

Kapitel 1: Einleitung
2
1.1 Forschungsstand, zentrale Fragestellung und Zielsetzung
Das vorliegende Thema lässt sich zunächst allgemein im Bereich der Sozial- und
Stadtgeographie einordnen, wobei sich auch andere wissenschaftliche Disziplinen, wie
beispielsweise die Soziologie und Demographie, mit Migrationen befassen. Dennoch ver-
deutlicht die Dimension des Themas die wissenschaftliche Breite der Geographie. Diese
Diplomarbeit bietet einen geographischen Beitrag zum Wandel ostdeutscher Städte, im
Rahmen der städtischen Transformation, dar.
Bereits in den 1970/80er Jahren entstand eine Diskussion über die urbane
Renaissance, Regenerierung bzw. Reurbanisierung westdeutscher (Innen-) Städte, wenn-
gleich auch die Suburbanisierung räumliche Prozesse dominierte (vgl. P
FEIL
1972,
H
ÖLLHUBER
1977, K
UJATH
1986, H
ÄUßERMANN
/S
IEBEL
1987, G
AEBE
1987). Die Forscher
stellten sich damals die Frage ,,Was sind das für Leute?", die ,,...die Innenstadt...zum
Wohnen geradezu suchen" (H
ÄUßERMANN
/S
IEBEL
1987: 12). Einerseits waren die so
genannten neuen Haushaltstypen, die sich infolge des beginnenden demographischen
Wandels herausbildeten an dieser Entwicklung beteiligt. Andererseits machten die
Forscher eine Gruppe der so genannten "neuen Urbaniten" (vgl. Abschnitt 3.1.3) aus,
deren Wohnpräferenzen innenstadtorientiert sind (vgl. H
ÄUßERMANN
/S
IEBEL
1987: 12-14).
Mit der Wiedervereinigung verebbte diese Forschungsrichtung zunächst, denn es taten
sich neue und bedeutendere Entwicklungen auf, die es zu untersuchen galt: Die
Suburbanisierung, die Transformationsprozesse und die Problematik der schrumpfenden
Städte prägten die ostdeutsche Forschungslandschaft der Nachwendezeit.
Gegen Ende der 1990er Jahre deutet sich eine gesamtdeutsche Trendabschwächung
der Stadt-Umland-Wanderung an (vgl. BBR 2005, H
ALLENBERG
2002, H
ANNEMANN
/L
ÄPPLE
2004, H
ERFERT
2002, S
IEDENTOP
2004). Auch für Westeuropa und die USA sind ähnliche
Entwicklungen beschrieben (vgl. L
EVER
1993, C
HESIRE
1995, H
ALL
/O
GDEN
2000,
S
IMMONS
/L
ANG
2003).
Ein Gutachten im Auftrag der B
UNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR
L
ANDESKUNDE UND
R
AUMORDNUNG
prognostizierte kurz nach der Wende, dass die Ost-West-Wanderung sich
fortsetzen wird. Jedoch könnte sich die ostdeutsche Binnenwanderung hin zu ökonomisch
attraktiveren Regionen, wie Leipzig und Berlin verschieben (vgl. G
ORNIG ET AL
. 1993:19).

Kapitel 1: Einleitung
3
Die
Abbildung 1
zeigt die kern-
städtische
Bevölkerungsent-
wicklung
ostdeutscher
Ober-
zentren seit Ende der 1990er
Jahre. Demnach gibt es aktuell in
der ostdeutschen Schrumpfungs-
landschaft nicht nur sich ent-
leerende Räume sondern durch-
aus so genannte "Stabilitäts-
inseln",
die
die
Gewinner
regionaler Disparitäten in den
Neuen Ländern sind wie z.B. die
Stadt Leipzig (vgl. H
ERFERT
2003a: 2). Die Differenzierung des
Betrachtungszeitraums
weist
darauf hin, dass sich mit Beginn
des 21. Jahrhunderts die Städte in
einer Trendabschwächung der
Suburbanisierung und Ost-West-
wanderung befinden.
Auch westdeutsche Städte folgen
seit Ende der 1990er Jahre dieser
Entwicklung. Die Suburbanisierungsprozesse haben sich deutschlandweit abgeschwächt,
so dass erstmals von einer Trendumkehr hin zu einer neuen Stadtentwicklungsphase, der
Reurbanisierung, gesprochen wird (vgl. H
ALLENBERG
2002, H
ERFERT
2002, S
IEDENTOP
2004).
Ziel dieser Arbeit ist es, die aktuellen Wanderungszuwächse am Beispiel der Stadt Leipzig
zu untersuchen, um der Frage nachzugehen, welche Bevölkerungsgruppen an dieser
Entwicklung beteiligt sind sowie welche Gründe diese für ihre urbane Wohnstandort-
entscheidung hatten. Ausgehend von der empirischen Analyse wird erforscht inwieweit der
Prozess der städtischen Wiederbevölkerung Potenziale für eine neue Phase der
Reurbanisierung initiieren könnte.
1.2 Gliederung der Arbeit
Wohnstandortbezogene Entscheidungen sind in den Neuen Bundesländern seit Ende der
1980er Jahre in die gesellschaftlichen und städtischen Transformationsprozesse einge-
bettet. Da sich diese Untersuchung auf eine ehemals sozialistisch geprägte Stadt bezieht,
-15
-10
-5
0
5
prozentuale Bevölkerungsveränderung
Frankfurt (Oder)
Gera
Cottbus
Neubrandenburg
Dessau
Halle (Saale)
Brandenburg
Chemnitz
Schwerin
Zwickau
Greifswald
Strahlsund
Magdeburg
Plauen
Rostock
Berlin
Erfurt
Dresden
Leipzig
Jena
Potsdam
2001-2004
1999-2004
Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung ostdeutscher
Oberzentren 1999 bis 2004
Quelle: eigene Darstellung, Daten: Statistische Landesämter der
Neuen Bundesländern

Kapitel 1: Einleitung
4
ist es zunächst unumgänglich, die Veränderungen in Ostdeutschland seit der Wieder-
vereinigung näher zu beleuchten. Die städtischen Transformationsprozesse werden in
Kapitel 2 am Beispiel der Stadt Leipzig präzisiert, da diese spezifisch auf die Stadt-
entwicklung wirken und sozusagen die Rahmenbedingungen für die städtische
Bevölkerungsentwicklung bilden.
Der theoretische Hintergrund für diese Untersuchung setzt sich außerdem aus den
beiden
Themenkomplexen
Reurbanisierung
und
Wohnstandortentscheidungen
zusammen, die in den Kapiteln 3 und 4 ausgeführt werden. Um den Begriff der
Reurbanisierung für diese Arbeit zu definieren, ist es zunächst notwendig, die bestehende
Literatur zu diesem Thema kritisch zu hinterfragen. Im Kapitel 4 werden dann ver-
schiedene Ansätze vorgestellt, die zur Erklärung von Wanderungen herangezogen werden
können. Anhand der theoretischen Vorüberlegungen werden forschungsrelevante Thesen
für diese Untersuchung abgeleitet, die sich an der zentralen Fragestellung orientieren.
Diese werden in Kapitel 5 zusammenfassend dargestellt.
Ausgehend von den zu untersuchenden Thesen folgt in Kapitel 5 die Begründung der
Methodenauswahl. Die vorliegende Fragestellung wird mit Hilfe einer standardisierten
schriftlichen Befragung erarbeitet, um die Gründe für die Wohnortwahl Leipzig, im
möglichen Zusammenhang mit Reurbanisierung, zu hinterfragen. Anschließend werden
die empirischen Ergebnisse zusammengeführt und in Kapitel 7 diskutiert. Zudem wird
nochmals Bezug auf den Titel dieser Arbeit ,,Trendwende zur Reurbanisierung in Leipzig?"
genommen, um abschließend diese Frage zu beantworten. Daraus werden die
Schlussfolgerungen dieser Untersuchung sowie abschließend ein forschungsbezogener
Ausblick im Kapitel 8 abgeleitet.

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
5
2 Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt
Leipzig
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 kam es zu tief greifenden System-
veränderungen in der ehemaligen DDR. Die damit verbundenen Umwandlungsprozesse
von der sozialistischen Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft erzeugten strukturelle,
soziale, ökonomische, rechtliche sowie auch räumliche Veränderungen, die unter dem
Begriff der Transformation zusammengefasst werden. Zunächst erfolgt eine Vorstellung
der Prioritäten des sozialistischen Städtebaus, um die Ausgangsbedingungen der
städtischen Transformation besser zu beschreiben. Weiterhin sollen in diesem Kapitel die
städtischen Umwandlungsprozesse Ostdeutschlands seit 1989/90 betrachtet und genauer
am Beispiel der Stadt Leipzig dargestellt werden, da diese Veränderungen spezifisch auf
die Stadtentwicklung wirken und sozusagen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung
der Stadt setzen.
2.1 Ausgangssituation: Sozialistischer Städtebau in der DDR
Die ostdeutschen Städte wurden in der DDR nach sozialistischen Städtebau-vorstellungen
um- und aus- bzw. neu gebaut. Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 unterschieden
sich die ostdeutschen Städte städtebaulich nicht von den westdeutschen, so dass der
Sozialismus erst optisch in den Städten der DDR inszeniert wurde.
Das Leitbild der sozialistischen Stadtplanung war, ,,...eine kompakte Stadt mit
einprägsamen Formen..." (H
ÄUßERMANN
1996: 12) zu gestalten. Aufgrund der staatlichen
Regulierung von Mieten und Bodenpreisen spielten individuelle Wohnansprüche kaum
eine Rolle für die Bewohner, da weitgehend homogene Einkommensklassen existierten.
Das Stadtzentrum sollte nicht dominant kommerziell genutzt werden, wodurch es von
Anfang an keine Konkurrenz tertiärer Betriebe um zentral gelegene Gewerbeflächen gab
und zentrale Wohnstandorte entstanden. (vgl. H
ÄUßERMANN
1996: 15).
Da die mehrgeschossige Bauweise als wirtschaftlicher galt, überwog eine allgemeine
,,...Tendenz zum Hochhausbau" (E
BD
.: 13). Besonders die Wohnungsbauprogramme der
1970/80er Jahre stellten die Errichtung von ca. zwei Millionen Wohnungen in
Plattenbauweise zur Überwindung der Wohnraumknappheit in den Mittelpunkt (E
BD
.:
15).
Damit begann eine intensive Neubautätigkeit an der Peripherie industrieller Ballungs-
gebiete unter ,,gröbster Vernachlässigung von notwendigen Erhaltungsmaßnahmen in den
Innenstädten..." (S
AUBERZWEIG
1991: 15). Infolgedessen kam es zu beträchtlichen
Bevölkerungsumverteilungen von den innerstädtischen Wohngebieten in die neuen
Großwohnsiedlungen am Stadtrand. Damit einher ging auch ein Funktionsverlust der
zentrumsnahen Gründerzeitquartiere, die vor 1918 erbaut wurden und die sich infolge der

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
6
Neubautätigkeiten am Stadtrand größtenteils sich selbst - und damit dem Verfall -
überlassen blieben. Mit dieser Einwohnerumverteilung war gleichermaßen ein höheres
Verkehrs- und Energieaufkommen verbunden. Das Resultat dieser falsch geplanten
Städtebaupolitik wirkte sich in der Auflösung innerstädtischer Raumstrukturen aus (E
BD
.:
15). Die sozialistische Stadtpolitik der DDR hat in vier Jahrzehnten prägnante Strukturen
hinterlassen, die vor allem nach 1989 problematisch für die ostdeutsche Stadtentwicklung
waren und auch heute noch charakteristisch für viele Städte in Ostdeutschland sind.
2.2 Ostdeutsche Stadtentwicklung seit 1989: Das Beispiel Leipzig
Leipzig zeigte sich uns im Oktober 1990 als Stadt der Gegensätze. Einerseits
beeindruckten die Vielfalt der Architektur in einzelnen Stadtteilen und die Vitalität der
Bewohner. Andererseits erschreckte der desolate Bauzustand einzelner Viertel und die
Monotonie neuzeitlicher SED-Architektur. (R
EICHERT
/W
OLF
1991: 5)
Abb. 2: Leipzig im Wandel (Messegelände und Hauptbahnhof)
Quelle:
www.bbr.bund.de/raumordnung/raumbeobachtung/fotos/fd-06.htm
R
EICHERT
und W
OLF
beschreiben, ein typisches Erscheinungsbild einer ostdeutschen
Stadt zur Zeit der politischen Wende. Die Mischung aus maroder, jedoch architektonisch
bedeutender Bausubstanz und monotonen Großwohnsiedlungen charakterisierte jede
Stadt, die nach sozialistischen Städtebauvorstellungen überprägt worden war.
Wie bereits schon in der Einführung in dieses Kapitel erwähnt, spielen seit der
Wiedervereinigung die postsozialistischen Transformationsprozesse die bedeutendste
Rolle für die ostdeutsche Stadtentwicklung. Diese Prozesse werden z.B. mit Hilfe der
Regulationstheorie erklärt. Diese stellt dar, warum sich die Wirtschaft immer wieder neu
formiert und warum relativ stabile Wachstumsphasen von niedergehenden bzw.
schrumpfenden Phasen abgelöst werden (vgl. B
ATHELT
1994: 65, K
EIM
2001: 22).
Heute sind die Städte mit ähnlichen Problemen konfrontiert, die jedoch auf städtischer
Ebene schon wieder sehr spezifisch und stadtcharakteristisch sein können. In den
folgenden Ausführungen werden diese Umwandlungsprozesse am Beispiel der Stadt
Leipzig genauer betrachtet.
2.2.1 Bevölkerungsentwicklung: Zuzugspol junger Menschen
Die Stadt Leipzig war die einzige ostdeutsche Großstadt, die bereits zu DDR-Zeiten einen
kontinuierlichen Einwohnerverlust hatte. Gründe für diese Entwicklung waren vor allem die

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
7
Binnenwanderung nach Berlin und in die nördlichen Bezirke. Bereits seit den 1980er
Jahren nahm die Abwanderung in die westdeutschen Bundesländer zu und sowohl der
Sterbefallüberschuss
1
, als auch der Geburtenrückgang beeinflussten die negative
Bevölkerungsentwicklung der Stadt (vgl. D
OEHLER
/R
INK
1996: 265, W
IEST
1997: 40).
Leipzig ist also eine Stadt, die schon über Jahrzehnte mit der Schrumpfungsthematik
konfrontiert war.
Die
Abbildung 3
zeigt die Einwohnerentwicklung der Stadt Leipzig nach der Wende.
Diese scheint zunächst Anfang der 1990er Jahre dem allgemeinen Trend der
schrumpfenden Städte in Ostdeutschland zu folgen. Im Jahr 1989 lebten noch ca. 530.000
Menschen in Leipzig. Mit der Grenzöffnung erfolgte ein regelrechter Ausreisestrom in
Richtung der Alten Bundesländer. Diese arbeitsmarktbedingte Ost-West-Migration sowie
der Geburtenrückgang und die Stadt-Umland-Wanderung entzogen der Stadt Leipzig bis
1998 etwa 93.000 Einwohner (vgl. T
IEFENSEE
2003: 3). Die Stadtentwicklungsplanung war
nach der Wende vorwiegend auf eine wachstumsorientierte Planungspolitik ausgelegt.
Möglicherweise galt die politische Wende in Leipzig, mehr als anderswo, als die Chance,
um wieder attraktiv für neue Einwohner zu werden.
Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 1989-2004
498.497
437.101
489.532
530.010
430
440
450
460
470
480
490
500
510
520
530
540
550
198
9
199
0
199
1
199
2
199
3
199
4
199
5
199
6
199
7
199
8
199
9
200
0
200
1
200
2
200
3
200
4
Jahr
E
in
w
oh
ne
r
in
T
sd
.
Einwohner
Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 1989 bis 2004
Quelle: eigene Darstellung (Daten: Statistisches Landesamt Sachsen)
Doch seit Mitte der 1990er Jahre sanken die Bevölkerungszahlen in ostdeutschen Groß-
und Mittelstädten schneller und stärker als der Landesdurchschnitt der Neuen Bundes-
länder. Grund dafür waren wohlstandsbedingte Wanderungen, meist jüngerer Familien mit
Kind(ern) und finanziell besser gestellter Haushalte in die neu gebauten Eigenheimgebiete
auf der ,,Grünen Wiese" im Umland der Städte. Die Selektivität des Suburbanisierungs-
prozesses führte zu sozialräumlichen Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung
1
es werden weniger Kinder geboren als ältere Menschen sterben

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
8
in den Kernstädten. Zurück bleibt oft die so genannte A-Gruppe: Arme, Alte, Arbeitslose
und Ausländer, also Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen oder altersbedingten
Situation keine Möglichkeit haben, aus der Stadt zu ziehen (vgl. S
CHULZE
2003: 50, G
AEBE
2004: 154). Gleichzeitig erfolgten Bemühungen seitens der Stadt- und Regional-
entwicklung, dem Suburbanisierungsprozess entgegen zu wirken. Die Bautätigkeit in der
Stadt sollte durch Investitionszulagen und Abschreibungsmöglichkeiten gefördert werden.
Im Rahmen staatlicher Kredite konnten z.B. Instandsetzungs- und Modernisierungs-
maßnahmen vor allem im Gebäudebestand durchgeführt werden (vgl. K
EIM
2001: 15,
H
EYDENREICH
2000: 30 ff.).
Im Jahr 1998 erreichte die Bevölkerungszahl Leipzigs ihren bis dahin niedrigsten
Stand von ca. 437.000 Einwohnern. In den Jahren 1999 und 2000 erfolgten mehrere
Eingemeindungen, so dass Leipzig 1999 erstmalig wieder einen Bevölkerungszuwachs
verzeichnen konnte. Von einem Wanderungsgewinn in Form von Zuzügen kann jedoch
erst eindeutig für das Jahr 2001 gesprochen werden.
Während sich die Einwohnerzahl der Kernstadt, besonders in den innerstädtischen
Gebieten, in den letzen Jahren relativ günstig ausgebildet hat (vgl.
Abb. 4
), verliert die
Mehrheit der Leipziger Umlandgemeinden an Bevölkerung (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
2004a: 1).
Im Zusammenhang mit den Eingemeindungen Ende der 1990er Jahre ist diese
Entwicklung jedoch nicht ungewöhnlich, da Randwanderungen nun öfter im Stadtgebiet
enden (vgl. M
ÄDING
2000: 14). Die
Abbildung 5
verdeutlicht diesen Vorgang insofern, dass
Ortsteile in Stadtrandlagen trotzdem bevorzugte Wohnstandorte innerstädtischer
Migranten sind.
Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die kernstädtischen Zuzüge der letzten Jahre
ausschließlich auf innerstädtische Lagen. Eine Ausnahme bildet jedoch der Ortsteil Dölitz-
Dösen im Süden der Stadt, der im Zeitraum zwischen 2001 und 2004 die meisten Zuzüge
zu verzeichnen hatte (vgl.
Abb. 4
). Grund dafür ist ein dort ansässiges Aussiedlerlager.

K
ap
ite
l 2
: S
dt
is
ch
e T
ra
ns
fo
rm
ati
on
in
O
std
eu
ts
ch
la
n
d
a
m
B
eis
pie
l d
er
S
ta
dt
Le
ip
zig
9
Zentrum
Zentrum
Zentrum-
Ost
Zentrum-
Ost
Zentrum
Südost
Zentrum
Südost
Zentrum-Süd
Zentrum-Süd
Zentrum-West
Zentrum-
Nordwest
Zentrum-
Nord
Zentrum-
Nord
Schönefeld-
Abtnaundorf
Schönefeld-
Abtnaundorf
Schönefeld-
Ost
Schönefeld-
Ost
Mockau-
Süd
Mockau-
Süd
Mockau-Nord
Thekla
Thekla
Neustadt-
Neuschöne-
feld
Neustadt-
Neuschöne-
feld
Volkmarsdorf
Volkmarsdorf
Anger-
Crottendorf
Anger-
Crottendorf
Sellerhausen-
Stünz
Sellerhausen-
Stünz
Paunsdorf
Heiterblick
Heiterblick
Reudnitz-
Thonberg
Reudnitz-
Thonberg
Stötteritz
Stötteritz
Probstheida
Meusdorf
Meusdorf
Südvorstadt
Südvorstadt
Connewitz
Connewitz
Marienbrunn
Marienbrunn
Lößnig
Dölitz-Dösen
Dölitz-Dösen
Schleußig
Schleußig
Plagwitz
Plagwitz
Kleinzschocher
Großzschocher
Knautkleeberg-
Knauthain
Schönau
Schönau
Grünau-
Ost
Grünau-
Ost
Grünau-
Mitte
Grünau-
Mitte
Grünau-
Siedlung
Grünau-
Siedlung
Lausen-
Grünau
Grünau-
Nord
Grünau-
Nord
Lindenau
Lindenau
Altlindenau
Altlindenau
Neulindenau
Neulindenau
Leutzsch
Möckern
Möckern
Wahren
Wahren
Gohlis-Süd
Gohlis-Mitte
Gohlis-Mitte
Gohlis-Nord
Gohlis-Nord
Eutritzsch
Eutritzsch
Plaußig-Portitz
Plaußig-Portitz
Seehausen
Seehausen
Liebertwolkwitz
Holzhausen
Mölkau
Mölkau
Engelsdorf
Wiederitzsch
Wiederitzsch
Lindenthal
Lindenthal
Lützschena-
Stahmeln
Lützschena-
Stahmeln
Böhlitz-
Ehrenberg
Böhlitz-
Ehrenberg
Miltitz
Miltitz
Hartmanndorf-
Knautnaundorf
Baalsdorf
Althen-
Kleinpösna
Burghausen
Rückmarsdorf
Stadtgrenze
Stadtbezirk
Stadtbezirk
Ortsteil
Ortsteil
Verlust 1% bis unter 5%
ausgeglichen
Gewinn 1% bis unter 5%
Gewinn 5% bis unter 10%
Gewinn 10% bis unter 15%
Gewinn 15% und mehr
Verlust 5% und mehr
00
5 km
5 km
Daten: Amt für Statistik und Wahlen
Kartographie: Stadtplanungsamt, Stadtentwicklungsplanung
Daten: Amt für Statistik und Wahlen
Kartographie: Stadtplanungsamt, Stadtentwicklungsplanung
Raumbeobachtungssystem
der Stadt Leipzig
Wanderungssaldo in den
Ortsteilen 2001-2004: über
die Stadtgrenze hinaus
Prozentuale Wanderungssalden nach
Altersgruppen Leipzig insgesamt
0 bis 20 J.
20 bis 40 J. 40 bis 60 J.
älter 60 J.
Abb. 4: Wanderungssalden der Stadt Leipzig in den Ortsteilen und nach Altersgruppen im Zeitraum 2001 bis 2004
Quelle: Stadtplanungsamt der Stadt Leipzig (unveröffentlicht)

K
ap
ite
l 2
: S
dt
is
ch
e T
ra
ns
fo
rm
ati
on
in
O
std
eu
ts
ch
la
n
d
a
m
B
eis
pie
l d
er
S
ta
dt
Le
ip
zig
10
Abb. 5: Innerstädtische Wanderungen zwischen den Ortsteilen der Stadt Leipzig 2000-2003
Quelle: H
ERFERT
2005a: 99

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
11
Für das Jahr 2003 setzte sich die positive Bevölkerungsentwicklung Leipzigs vor allem aus
den Wanderungsgewinnen aus den Neuen Bundesländern (ohne Umlandkreise) und dem
Ausland zusammen. Zudem ist der Wanderungsverlust an die Alten Bundesländer 2003
deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2002 war auch der Wanderungssaldo Leipzigs
gegenüber den Umlandkreisen erstmalig wieder positiv, was sich im Jahr 2003 fortsetzte.
Jedoch beziehen sich die Wanderungsgewinne hauptsächlich auf die Gruppe der 20- bis
30-Jährigen (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
2004a: 1 ff.). In der
Tabelle 1
sind die Wanderungssalden
der 20- bis 30-Jährigen und die Neuanmeldungen von Studenten mit Hauptwohnsitz in
Leipzig dargestellt.
1999
2000
2001
2002
2003
1999-
2003
Wanderungssaldo 20-30
Jährige
Q1
2.417
2.420
2.583
3.102
3.487
14.009
studentische Neuanmeldung
mit Hauptwohnsitz
Q2
534
1.974
2.032
2.250
2.738
9.528
Anteil in %
22,1
81,6
78,7
72,5
78,5
68,0
Tab. 1: Wanderungssalden der 20- bis 30-Jährigen und Neuanmeldungen mit Hauptwohnsitz
durch Studenten in Leipzig
Quelle: eigene Darstellung nach S
TADT
L
EIPZIG
2004a: 9 (Q1) und S
TADT
L
EIPZIG
2004d (Q2,
Rückerstattung des Semesterbeitrages durch hauptwohnsitzliche Anmeldung)
Mit der Einführung des ,,Zuzugsbonus"
2
für Studenten im November 1999 stieg der positive
Wanderungssaldo. Die prozentualen Anteile der studentischen Neuanmeldungen an den
Wanderungssalden der 20- bis 30-Jährigen verdeutlichen, dass die Wanderungsgewinne
der Stadt Leipzig überwiegend von Studenten verursacht werden (vgl.
Tab. 1
).
Betrachtet man außerdem die Entwicklung der bundesweiten Studentenzahlen im
Zeitraum von 1998/1999 bis 2003/2004, so haben sich diese um 12,2% erhöht (vgl.
Tab.
2
). Diesem Trend folgt auch die Zunahme der Leipziger Studentenzahl, die sogar einen
Zuwachs von ca. 26,7% im gleichen Zeitraum aufweist. Prozentual gestiegen ist auch der
Anteil ausländisch Studierender in Deutschland, so auch in Leipzig.
Studenten
WS 1998/1999
WS 2003/2004
Veränderung in %
Deutschland
1.800.651
2.019.465
+ 12,2 %
Leipzig
29.277
37.092
+ 26,7 %
Tab. 2: Entwicklung der Studentenzahlen in Deutschland und Leipzig
Quelle: Genesis-online-Datenbank des Statistischen Bundesamtes, Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
Gegenwärtig scheint sich die Einwohnerzahl bei der 500.000der Grenze einzupegeln. Am
Ende des Jahres 2004 lebten ca. 498.500 Menschen in der Stadt. Damit ist Leipzig die
größte ostdeutsche Stadt (abgesehen von Berlin) und entwickelt sich entgegen dem
allgemeinem Schrumpfungstrend eher positiv (vgl.
Abb. 1
und
3
). Doch allein die Zunahme
2
Rückerstattung des Semesterbeitrages bei Anmeldung des Hauptwohnsitzes in Leipzig

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
12
der Studentenzahlen in Leipzig erklärt noch nicht ausreichend das Bevölkerungswachstum
der Stadt. Die räumliche Konzentration von Bildung und Wissen, in Form der Leipziger
Universität und anderen Hochschulen, fördert parallel die Ansiedlung von Technologie-
und Forschungsunternehmen, so dass die Gruppe hoch qualifizierter Forscher möglicher-
weise einen weiteren Teil der Zugzüge ausmachen könnte. Des Weiteren verzeichnet die
Gruppe der 70-Jährigen und Älteren seit dem Jahr 2001 geringe positive Wanderungs-
salden (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
2004a: 9). Diese Entwicklung ist weitestgehend auf die
demographische Überalterung zurückzuführen, infolge derer mehr ältere Menschen auf
das städtische Angebot an Seniorenresidenzen zurückgreift.
Die Alterung der Gesellschaft, der langfristige Bevölkerungsrückgang und die
fortschreitende Internationalisierung, die zu mehr Zuwanderung aus dem Ausland führen
wird, sind die Kennzeichen des demographischen Wandels in Deutschland. Während in
Westdeutschland der Bevölkerungsrückgang durch Zuwanderung noch ausgeglichen wird,
sind ostdeutsche Städte vorwiegend von Schrumpfungsprozessen bedroht (vgl. B
REMER
2003). Angesichts der aktuellen Bevölkerungsentwicklung in Leipzig stellt sich die Frage,
ob die demographische Schrumpfung durch die Zuzüge kompensiert bzw. stabil gehalten
wird und welchen Anteil ausländische Migranten zukünftig an dieser Entwicklung haben
werden. Die Folgen des demographischen Wandels äußern sich jedoch nicht nur in der
Änderung der Alters- sondern auch der Sozialstrukturen.
2.2.2 Sozialer Wandel: Pluralisierung der Lebensformen
W
EYMANN
definiert sozialen Wandel als ,,...eine Veränderung in der Struktur eines sozialen
Systems..., [die]... auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu beobachten"
(W
EYMANN
1998: 14) ist. Die veränderte Sozialstruktur einer Gesellschaft (Makroebene)
und individuelle Lebensläufe (Mikroebene) sind Kennzeichnen des sozialen Wandels
(E
BD
.: 14).
Der soziostrukturelle Wandel der ostdeutschen Gesellschaft ist vor allem auf den
bereits bestehenden Wandel der westdeutschen Gesellschaft zur Zeit der Wende
zurückzuführen. Dieser war durch den Übergang vom Fordismus zum Postfordismus
3
bzw.
zur Postmoderne gekennzeichnet. In Westdeutschland war die Individualisierung der
Gesellschaft in den 1980er Jahren bereits so weit fortgeschritten, dass es zur Auflösung
klassengesellschaftlicher Strukturen kam. Da die traditionellen Konzepte der Schichten
und Klassen nicht mehr genügten, um die sozialen Verhältnisse darzustellen, gewann das
Lebensstilkonzept in der Folgezeit zunehmend an Bedeutung (vgl.
DE
T
EMPEL
2005: 25).
3
Der Postfordismus bzw. die Postmoderne ist durch die Auflösung der ,,...Grenzen zwischen Wohnen, Leben, Arbeit, Kultur,
Freizeit und Bildung..." gekennzeichnet. Die Stadt der kurzen Wege ermöglicht eine Nutzungsmischung, die
charakteristisch für die postmoderne Stadt ist (H
ÄUßERMANN
2002: 25).

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
13
Infolge der Transformationsprozesse veränderte sich auch die ostdeutsche Gesellschaft
hin zu postmodernen Strukturen. In der DDR galt diese als familienorientierte
Arbeitsgesellschaft, so dass sich die Umbrüche seit der politischen Wende besonders im
erwerbswirtschaftlichen und familiären Kontext zeigen. Mit der Wiedervereinigung kam es
zur relativen Angleichung der ostdeutschen Erwerbs- und Einkommensstrukturen an
westdeutsche Verhältnisse. Dennoch profitierten nicht alle ehemaligen DDR-Bürger in
gleicher Weise von der materiellen Lebensstandarderhöhung. Denn durch die
Deindustrialisierung kam es zur Massenarbeitslosigkeit. Hiervon waren insbesondere
ältere Arbeitnehmer, Frauen und jugendliche Auszubildende betroffen, so dass dies die
Entstehung sozialer Ungleichheit zur Folge hatte. Zudem war die Herausbildung
unterschiedlicher individueller Lebensstile in der DDR sehr eingeschränkt, denn durch die
ideologische Bedeutung der Kollektivität sollten alle Bürger mehr oder weniger gleich sein
(vgl. B
ERTELS
2000: 232-233, W
IEST
1997: 41).
Mit der Wiedervereinigung entwickelte sich auf der Makroebene eine neue
Sozialstruktur in Ostdeutschland. Die massive Abwanderung besonders jüngerer und hoch
qualifizierter Altersgruppen in die Alten Bundesländer machte sich auch in der
Sozialstruktur der Stadt Leipzig bemerkbar. Die Bevölkerung von Leipzig war nach der
Wende überaltert, hatte unterdurchschnittlich viele junge Erwachsene, sowie einen
geringen Anteil an Einpersonenhaushalten (vgl. W
IEST
1997: 43). Besonders bei
einkommensstärkeren Familien bestand eine relativ hohe Wegzugsbereitschaft, die sich in
der anschließenden Suburbanisierung niederschlägt. Die Zunahme der sozialen
Ungleichheit wird vor allem auch in der stadträumlichen Entwicklung sichtbar, denn die
Abwanderung bestimmter Bevölkerungsgruppen führte zu Segregationserscheinungen
besonders in den innerstädtischen Altbaugebieten der Stadt Leipzig (vgl. F
RANZ
2000:
166, W
IEST
1997: 129). Mit dem Bevölkerungszuwachs in Leipzig, infolge positiver
Wanderungssalden ziehen sowohl vor allem wieder junge als auch ausländische
Bevölkerungsgruppen in die Stadt, so dass es, trotz der demographischen Überalterung,
auf Ortsteilebene zur Verjüngung der Altersstrukturen kommt. Andererseits wird die
ethnische Struktur der Stadt auch bunter. Von einer Durchmischung zu sprechen, wäre
jedoch übertrieben, da sich die Wohnstandorte der ausländischen Einwohner eher auf die
östlichen Ortsteile konzentrieren.
Auf der Mikroebene führte die Lockerung traditioneller Lebensführungsmuster
(Ausbildungsende - Familiengründung) zur Lebensstilindividualisierung. Das bedeutet,
dass die Biographie eines jeden Menschen nicht vorgezeichnet sein muss, sondern selbst
bestimmt werden kann bzw. sollte (vgl. B
ECK
1986: 216). M
ÜLLER
beschreibt Lebensstile
als ,,raum-zeitlich strukturierte Muster der Lebensführung, die von Ressourcen (materiell
und kulturell), der Familien- und Haushaltsform und den Werthaltungen abhängen"
(M
ÜLLER
1992: 15). Mit der Erhöhung des Lebensstandards (infolge der

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
14
Wiedervereinigung) und der Bildungsexpansion änderten sich auch individuelle Ansprüche
und Wertvorstellungen, die sich wiederum im Sozial- und Konsumverhalten sowie
kulturellen Aktivitäten äußern (vgl. L
EXIKON FÜR
G
EOGRAPHIE
siehe ,,Lebensstil-
pluralismus"). Soziostrukturelle Änderungen haben einen rückwirkenden Einfluss auf den
individuellen Lebensverlauf (vgl. M
ÜLLER
1992: 31). Heute hat beispielsweise das
Bildungsniveau einen entscheidenden Stellenwert bei der Arbeitssuche, weil angesichts
der wirtschaftlichen Situation nicht genügend Arbeit für alle verfügbar ist. Folglich werden
besser ausgebildete Menschen eher Erfolg bei der Suche nach einem Job haben, zumal
die Arbeitgeber differenziert zwischen den Bewerbern wählen können. Dabei gilt die
Erwerbstätigkeit als ,,...der zentrale Schlüssel zu materiellem Erfolg und Ansehen in der
modernen Gesellschaft" (S
CHADER
-S
TIFTUNG
2005a). Die Individualisierung der
Lebensstile wird im Wesentlichen von jungen urbanen Elitegruppen (siehe Abschnitt 2.2.3)
getragen, ,,...die als ökonomisch und kulturell durchsetzungsfähige Lebensstilgruppen
symbolisch und funktional städtische Räume besetzen" (S
CHADER
-S
TIFTUNG
2005b). Um
Sozialstrukturen einer ausdifferenzierten Gesellschaft zu analysieren, werden Lebensstil-
konzepte verwendet, die auch Einflüsse wie Freizeitverhalten und Werthaltungen
berücksichtigen (vgl.
DE
T
EMPEL
2005: 25, S
PELLERBERG
2003: 4-5, S
PIEGEL
2000: 199).
Da Lebensstile von lokalen Lebensverhältnissen geprägt werden, unterscheiden sich
ostdeutsche von westdeutschen Lebensstilen (vgl. S
CHADER
-S
TIFTUNG
2005b).
2.2.3 Wirtschaftlicher Wandel: Übergang zur Dienstleistungs- und Wissens-
gesellschaft
Das Ende der sozialistischen Planwirtschaft ist zu einem bedeutenden Teil auf die
ökonomische Misere der SED-Führung zurückzuführen, die sich über Jahre angekündigt
hatte. Die Einbettung der ostdeutschen Wirtschaft in die freie Marktwirtschaft war mit
einem immensen wirtschaftlichen Strukturwandel verbunden. Grundlegende Bedeutung
hatte zunächst die Abschaffung der volkseigenen, staatlichen Betriebe, zur Ermöglichung
von Privateigentumserwerb (vgl. H
ÄUßERMANN
1996: 20).
Infolge der Deindustrialisierung kam es durch Betriebsstilllegungen zu einem massiven
Arbeitsplatzabbau, der vorwiegend im primären und sekundären Sektor stattfand. Die
Zunahme von Dienstleistungen bei gleichzeitigem Rückgang des produzierenden Sektors
(primärer/sekundärer Sektor) wird als Tertiärisierung bezeichnet. Dabei kann die Zunahme
der neuen Arbeitsplätze im tertiären Sektor die Zahl der Arbeitsplatzverluste im
Sekundärsektor nicht kompensieren (vgl. S
CHMIDT
2000: 81 ff.).
Da in den Alten Bundesländern bereits der Übergang von der fordistischen
Produktionsweise hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft begonnen hatte, kam es infolge
der Wiedervereinigung nicht zur Restrukturierung der ostdeutschen Industrie. In der Stadt

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
15
Leipzig waren 1989 etwa 100.000 Erwerbstätige im sekundären Sektor beschäftigt,
während es 1994 nur noch etwa 15.000 Personen waren. Die Prioritäten westdeutscher
Investitionen lagen vor allem im Dienstleistungsbereich, in der Bauindustrie und auf dem
Immobiliensektor. So verlor die Industrie mit der Wende ihre einstige Dominanz in der
städtischen Wirtschaftstruktur (vgl. H
EINZ
/S
CHOLZ
1996: 13, D
OEHLER
/R
INK
1996: 267).
Durch diesen wirtschaftlichen Wandel entstanden großflächige Gewerbe- und
Industriebrachen in den ostdeutschen Städten. Demgegenüber ergab sich die Chance, im
Zuge der gestiegenen Produktionsweisen im tertiären Sektor, dass ,,...neue Formen
wohnverträglicher Nutzungsmischung..." (D
ENZER
2000: 203) wie beispielsweise Büro-
flächen oder Standorte der Unterhaltungsbranche in innerstädtischen Gebieten entstehen
konnten.
Mit der Wiedervereinigung entstand ein regelrechter Wettlauf westdeutscher Einzel-
handelsanbieter um die Etablierung neuer Einkaufszentren in Ostdeutschland. Dabei war
die verkehrstechnische Infrastruktur als wichtiger ökonomischer Standortfaktor, 1989 in
einem maroden und unzureichend ausgebauten Zustand, die dem westdeutschen
Produktionsniveau zunächst angepasst werden musste. Der infrastrukturelle Verfall der
Innenstädte und ungeklärte Eigentumsverhältnisse behinderten zudem die innerstädtische
Einzelhandelsentwicklung. Des Weiteren wurde der Einzelhandel durch unzureichendes
Planungsrecht regelrecht ermutigt, auf der ,,Grünen Wiese" zu investieren. Hierbei spielte
die gestiegene Individualmotorisierung seit 1989 eine wichtige Rolle bei der Erreichbarkeit
dieser Konsumhochburgen vor den Toren der Stadt (vgl. J
ÜRGENS
2000: 217). Die
beschriebenen Entwicklungen im Einzelhandel können auch unter dem Stichwort der
Gewerbesuburbanisierung zusammengefasst werden.
Der geschrumpfte Arbeitsmarkt der Stadt Leipzig spiegelt sich auch in der anhaltend
hohen Arbeitslosigkeit wieder. Im Dezember 2004 lag die Arbeitslosenquote bei 18,5%
und entspricht damit genau dem ostdeutschen Durchschnitt. Sie ist jedoch höher als die
des Landes Sachsens und schlechter als die anderer ostdeutscher Großstädte (vgl.
B
UNDESAGENTUR FÜR
A
RBEIT
2005, A
GENTUR FÜR
A
RBEIT
L
EIPZIG
2005, A
GENTUR FÜR
A
RBEIT
H
ALLE
2005).
Die
Abbildung 6
veranschaulicht die Entwicklung der Beschäftigten- und
Arbeitslosenzahlen. Im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Leipzig seit
Ende der 1990er Jahre ist festzustellen, dass sich mit einem Bevölkerungswachstum nicht
zwangsläufig die ökonomische Situation einer Stadt verbessern muss. Dieser Effekt der
Einwohnerzunahme ohne Beschäftigtenwachstum wird auch als ,,jobless growth"
bezeichnet (vgl. F
RANZ
2004: 33).

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
16
Entwicklung der Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen
in Leipzig 1998-2004
30000
35000
40000
45000
50000
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
Jahr
Arbeitslose
180000
185000
190000
195000
200000
205000
210000
215000
Beschäftigte
Arbeitslose
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Abb. 5: Entwicklung der Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen in Leipzig 1998 bis 2004
Quelle: Leipziger Amt für Statistik und Wahlen
Einerseits ist die wirtschaftliche Lage der Stadt relativ schlecht, aber andererseits gilt
Leipzig auch als ,,Symbol für den Aufbau der Neuen Bundesländer" bzw. als ,,Boomtown
des Ostens" (vgl. D
OEHLER
/R
INK
1996: 263). Das mag daran liegen, dass sich mit der
Wiedervereinigung viel in Leipzig verändert hat. Die wirtschaftliche Entwicklung der
,,...Gewerbe- und Infrastrukturachse in Richtung Halle" (T
IEFENSEE
2003: 4) mit dem
Flughafen, der Neuen Messe, dem Güterverkehrszentrum, der Ansiedlung von Porsche
und BMW sowie DHL bildet ein neues ökonomisches Zentrum im Norden der Stadt
Leipzig. Mit der Niederlassung von BMW sollen mittelfristig 5.500 Arbeitsplätze entstehen.
Die Deutsche Post plant bis 2012 3.500 Arbeitsplätze, zudem werden weitere 7.000
Stellen im wirtschaftlichen Umfeld erwarten (vgl. www.leipzig.de/de/business/wistandort).
Gegenwärtig ist trotzdem keine Entspannung auf dem Leipziger Arbeitsmarkt spürbar.
Vielmehr sind es die positiven Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung, die eine
gewisse Aufbruchstimmung erzeugen (vgl. M
C
K
INSEY ET AL
. 2005: 135, siehe Abschnitt
6.3.2).
Die Mitarbeiterstruktur in informationsverarbeitenden Dienstleistungen, wie z.B.
Medien und Werbung (kreative Branchen), High-Tech-Produktionen und Forschungs-
einrichtungen ist durch hoch qualifizierte Arbeitskräfte gekennzeichnet. Moderne
Dienstleistungen können in gewisser Weise den Stadtcharakter bestimmen, jedoch zählen
sie zumeist nicht zu den größten Arbeitgebern einer Stadt (vgl. H
ALL
/P
FEIFFER
2000: 87,
K
RÄTKE
2002: 1ff.). So könnte die divergierende Bevölkerungs- und Beschäftigten-
entwicklung der Stadt Leipzig erklärbar sein. Einerseits ist die Stadt besonders attraktiv für
hoch qualifizierte Arbeitskräfte, andererseits gibt es jedoch nicht genügend Arbeitsplätze
für geringer Qualifizierte, was auch die relativ hohe Arbeitslosenquote zur Folge hat. Daher
wird vermutet, dass besonders hoch qualifizierte Arbeitskräfte an den Zuzügen zwischen

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
17
2001 und 2004 beteiligt sind, die aus arbeitsplatzorientierten Gründen nach Leipzig
gezogen sind.
Die Herausbildung so genannter ,,urbaner Eliten" ist ein Zeichen der städtischen
Arbeitsmarktspaltung
4
. Die Transformation der Wirtschaft ist einerseits durch die
Deindustrialisierungsprozesse gekennzeichnet und andererseits z.B. durch die Zunahme
tertiärer Unternehmen in der Informations- und Kommunikationsbranche sowie den damit
verbundenen Dienstleistungsunternehmen (vgl. Z
EHNER
2001: 135, H
ÄUßERMANN
2002:
21-25, K
RÄTKE
2002: 7 ff.). Für diese Branchen ist die Heterogenität großstädtischer
Strukturen insofern von Vorteil, da ihre Produktivität von der Kreativität und der Aktualität
großstädtischer Strukturen lebt. Läpple bezeichnet Kernstädte in Großstadtregionen als
,,...privilegierte Innovativfelder der Wissens- und Kulturproduktion sowie Inkubatoren
neuer, postindustrieller Arbeits- und Lebensformen..." (L
ÄPPLE
2004: 61).
2.2.4 Wohnungsmarktentwicklung: Entspannter Wohnungsmarkt
Ein Großteil der ostdeutschen Bevölkerung lebte Anfang der 1990er Jahre in
renovierungsbedürftigen Altbauwohnungen oder Großwohnsiedlungen. Diese Mängel der
Wohn- und Wohnumfeldqualität können als ein Hauptgrund für die folgende
Wohnsuburbanisierung in Ostdeutschland betrachtet werden (vgl. S
CHMIDT
1997: 171,
H
EYDENREICH
2000: 30).
In Leipzig waren im Jahr 1990 196.000 der 257.000 Wohnungen sanierungsbedürftig.
Das entspricht über 75% des Wohnungsangebots, davon sind 103.000 Wohnungen im
gründerzeitlichen Bestand, weitere 25.000 Wohnungen standen leer und waren fast
ausschließlich nicht mehr bewohnbar (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
2004b: 18). Diese Zahlen
verdeutlichen die bereits im Abschnitt 2.1 erwähnte Vernachlässigung der Altbauquartiere.
Mit der postsozialistischen Entwicklung des ostdeutschen Wohnungsmarktes änderten
sich auch die Eigentumsverhältnisse vom staatlich gelenkten Wohnungswesen hin zum
freien Wohnungsmarkt. Mit der Wiedervereinigung wurden den Kommunen die
Wohnungen übergeben, die bis dahin im Eigentum der volkseigenen Wohnungswirtschaft
waren. Da die Mieten nicht für die Kostendeckung ausreichten, konnten die Wohngebäude
bzw. Neubauten in der DDR nur durch Staatskredite gepflegt bzw. finanziert werden. Nach
1990 wurden Zinsen auf diese Schulden erhoben, so dass die ostdeutschen Wohnungs-
unternehmen sich in einer schwierigen Lage befanden: die Wohngebäude mussten saniert
werden, ohne dass die Mieten auf westdeutsches Niveau angehoben werden konnten. Im
Jahr 1993 wurde den Wohnungsunternehmen infolge des Altschuldenhilfegesetzes die
Hälfte ihrer Schulden unter der Voraussetzung erlassen, dass bis Ende 2003 15% ihrer
4
Die heutige Stadtökonomie ist durch eine spezifische Produktivität gekennzeichnet, ,,...die flexible und innovative
Reaktionen auf sich immer rascher verändernde und komplexer werdende Anforderungen von ökonomischen Akteuren
ermöglicht, die rasch...auf die Veränderungen der Weltmärkte reagieren wollen" (H
ÄUßERMANN
2002: 23).

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
18
Wohnungen privatisiert werden. Jedoch war die Bereitschaft der ostdeutschen Mieter
gering, ihre Mietwohnung zu kaufen. Wenn die Städter Wohneigentum nach der Wende
erwarben, dann vorrangig in Form eines eigenen Hauses an der Peripherie. Die Auflage
zur Privatisierung konnte also nur durch den Verkauf an private Wohnungsunternehmen
erfolgen (vgl. B
ECKER ET AL
. 1999).
In der Stadtregion Leipzig kann erst seit Mitte 1993 von einem freien Wohnungsmarkt
gesprochen werden, da bis zu diesem Zeitpunkt das Angebot an Mietwohnungen relativ
begrenzt und die Mieten verhältnismäßig hoch waren. Dabei gab es ein deutliches
Mietpreisgefälle zwischen Stadt und Umland. Ende 1993 vergrößerte sich das Wohnungs-
angebot und infolgedessen entspannten sich auch die Mietpreise in der Stadt. Seit Mitte
1995 haben sich Mietunterschiede zwischen Kernstadt und suburbanen Raum so weit
verringert, dass man kaum noch ,,...vom günstigen Wohnen im Umland..." (H
EYDENREICH
2000: 44) sprechen konnte.
Besonders problematisch waren auch ungeklärte Eigentumsverhältnisse, aufgrund
derer Investitionen erschwert und Stadtentwicklungsmaßnahmen blockiert wurden.
Staatliche Vergünstigungen, preisgünstiges Bauland und die zunächst nicht ausreichend
vorhandenen regionalen Planungsinstrumente förderten den Wohnungsneubau im
suburbanen Raum der Städte (vgl. S
CHMIDT
1997: 171 ff.). Der kernstädtische
Wohnungsbestand wurde nach der Wende in hohem Maß von Restitutionsansprüchen
belastet, so dass dort jahrelang die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nicht
durchgeführt werden konnten. Infolge dessen konnte die Nachfrage nach vollsanierten
Wohnungen vorerst in der Stadt nicht befriedigt werden, sondern eher im Umland
(H
EYDENREICH
2000: 30). Demnach war die Stadt-Umland-Wanderung nach der Wende
keine Flucht aus der Stadt, sondern eher eine Art 'Vertreibung', denn es bestand kaum
eine Möglichkeit, ein Eigenheim mitten in der Stadt zu errichten.
Die starke Abwanderung in die Alten Bundesländer und die Suburbanisierung führten
zu enormen Bevölkerungsverlusten der Kernstädte, so dass sich die Nachfrage auf dem
Wohnungsmarkt verringerte und gleichzeitig ein Überhang an Wohnungen entstand. Dies
forcierte eine Konkurrenz um Einwohner zwischen der Stadt und ihrem Umland (vgl.
H
EINIG
/W
IEßNER
2005: 105).
Die Stadt Leipzig hatte 1993 ein wohnungspolitisches Konzept beschlossen, in dem
die Entwicklung der Wohnfunktion nach der Wende neu festgelegt wurde. Die
gründerzeitlichen Stadtquartiere haben nicht nur die höchste Priorität im Bereich Wohnen
sondern in der gesamten Stadtentwicklung. Im Mittelpunkt stehen jedoch nicht allein der
Gebäudebestand, sondern auch Freiräume, die infolge einer Qualitätssteigerung (z.B.
Durchgrünung) aufgewertet werden sollten. Im Vergleich zu anderen Großstädten hatte
die Stadt Leipzig Anfang der 1990er Jahre nur einen Anteil von 6% an Ein- und
Zweifamilienhäusern im gesamten Wohnungssektor. Daher war die Mobilisierung von

Kapitel 2: Städtische Transformation in Ostdeutschland am Beispiel der Stadt Leipzig
19
bezahlbaren Grundstücken und Eigenheimen von zentraler Bedeutung, um der
Bevölkerungsabwanderung in das Umland der Städte zu bremsen (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
1997). Die Stadt Leipzig 'reaktivierte' nach der Wende die bestehenden Altbaubestände,
d.h. es wurden vorwiegend innerstädtische Stadtquartiere mittels Sanierung und Stadtum-
bau aufgewertet, um die Wohnqualitäten zu verbessern und so attraktive innerstädtische
Wohnstandorte für potenzielle Zuwanderer zu schaffen.
In den vergangenen 15 Jahren konnten knapp 70% des Leipziger Gründerzeit-
bestandes vollständig saniert werden. Des Weiteren befinden sich ca. 15.000 Wohnungen
in einem teilsanierten Zustand bzw. werden derzeitig saniert, so dass ca. ein Fünftel der
gründerzeitlichen Altbauten heute noch unsaniert und zum Teil stark gefährdet ist" (S
TADT
L
EIPZIG
2004b: 19). Die Sanierungsmaßnahmen im Altbaubestand konzentrierten sich
vorrangig auf ehemalige großbürgerliche Wohnquartiere im zentrumsnahen Bereich, wie
z.B. das Waldstraßenviertel, die Südvorstadt oder Gohlis. Junge und einkommensstärkere
Haushalte ziehen bevorzugt in diese repräsentativen Altbauquartiere, da sie die zentrale
Lage und das Flair dieser Stadtviertel präferieren. Junge Menschen und besonders
Studenten bevorzugen ebenfalls Wohnungen in sanierten Altbaugebieten, wie z.B.
Reudnitz, Connewitz und Plagwitz, allerdings sind hier die Mieten meist preisgünstiger. Die
Gruppe der Studenten wird als Impulsgeber für weitere Aufwertungen dieser Quartiere
angesehen und stellt somit möglicherweise die Pionierbevölkerung in einem beginnenden
Gentrificationprozess dar (vgl. H
EINIG
/W
IEßNER
2005: 106-107).
Betrachtet man die Entwicklung des gesamten Wohnungsleerstandes in Leipzig, so
hat sich der Höchststand der Leerstände im Jahr 2000 bis zum Jahr 2003 um 18%
reduziert, so dass sich die geschätzte Leerstandsquote von 20% (2000) auf 16% (2003)
verringert hat. (vgl. S
TADT
L
EIPZIG
2004a: 15) Die Entwicklung der Leerstandsquoten ist
eng mit den Sanierungsaktivitäten im gründerzeitlichen Bestand verbunden, so dass die
Reduzierung der Leerstandsquote in den letzten Jahren hauptsächlich auf den
Leerstandsrückgang in den Gründerzeitbeständen zurückzuführen ist bzw. auch auf den
Gebäudeabriss. Der Rückgang konzentriert sich dabei allerdings ,,...überwiegend auf
sanierte Wohnungen und Quartiere mit guten Lagepotenzialen..." (E
BD
.: 15). Trotzdem ist
in der Baualterklasse bis 1918 die höchste Leerstandsquote von 21% zu verzeichnen,
gefolgt von den Zwischenkriegsbestand
5
(19%), dem DDR-Wohnungsbestand
6
(15%) und
als letztes den Neubauten nach 1991 (4%) (vgl. E
BD
.:
14-15). Räumlich konzentrieren sich
die Leerstände ,,...vorwiegend auf die gründerzeitlichen Arbeiterwohnquartiere im Westen
und Osten der Leipziger Innenstadt und auf die Großwohnsiedlung Grünau"
(H
EINIG
/W
IEßNER
2005: 106).
5
Wohnungsbestände der Zeit von 1919 bis 1948
6
Wohnungsbestände der Zeit von 1949 bis 1990

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783836606592
Dateigröße
4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Leipzig – Physik und Geowissenschaften, Goegraphie
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
2,1
Schlagworte
leipzig stadtentwicklung zuwanderung wohnstandort entscheidung umfrage reurbanisierung ostdeutschland transformationsprozess bevölkerungsentwicklung wohnstandortentscheidung
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Titel: Trendwende zur Reurbanisierung in Leipzig?
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