Emerging Risks - Nanotechnologie
Risiko und Chance für den Haftpflicht-Underwriter
©2007
Studienarbeit
53 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Risiko ist das tägliche Geschäft der Versicherungsbranche. Viele Risiken kennen die Versicherer inzwischen und können diese aus ihrer Erfahrung zumindest annähernd einschätzen. Technologische, gesellschaftliche und rechtliche Veränderungen gehen jedoch mit immer neuen, zum Teil noch unbekannten Risiken einher, mit denen sich auch der Haftpflicht-Underwriter in seiner täglichen Arbeit auseinandersetzen muss.
Zu diesen noch relativ unbekannten Risiken, sogenannten Emerging Risks, zählt auch die Nanotechnologie.
Sie setzt sich mit der Erforschung von Partikeln, deren Größe ein millionsten Teil eines Millimeters ausmachen auseinander und gilt als Schlüsseltechnologie, von der Anstöße zu innovativen Entwicklungen in den verschiedensten Bereichen und gesellschaftlichen Anwendungsfeldern erwartet werden. Allerdings mehren sich auch die kritischen Stimmen, die auf mögliche negative Folgen für Gesundheit und Umwelt und mit dem Einsatz der Nanotechnologie verbundene ethische Probleme aufmerksam machen.
Gang der Untersuchung:
Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage: Welche Möglichkeiten haben Erst- und Rückversicherer diese neuen Risiken zu erkennen, einzuschätzen und zu welchen Konditionen können diese versichert werden?
Nach einer kurz gehaltenen Begriffserläuterung werden in Kapitel 2 die Grundlagen der Nanotechnologie, die Anwendungsbereiche und mögliche Chancen und Risiken beleuchtet. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft im Allgemeinen und Kapitel 4 mit den Auswirkungen und Herausforderungen auf den Haftpflicht-Underwriter im Besonderen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung2
1.1Definitionen4
1.1.1Risiko4
1.1.3Emerging Risks5
2.Nanotechnologie6
2.1Nanotechnologie in der Natur6
2.2Stand von Forschung und Entwicklung7
2.3Anwendungsbereiche 9
2.4Risiken und Chancen11
3.Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft13
3.1Wirtschaftliche, gesellschaftliche und rechtliche Sachverhalte13
3.2Betroffene Versicherungsbranchen15
3.3.Aufbau eines weitgespannten Informationsnetzes19
4.Herausforderung für den Haftpflicht-Underwriter21
4.1Emerging Risk im Spannungsfeld des Haftpflichtrechts21
4.2Rolle bei der Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken22
4.3Aufgaben zur Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken24
4.3.1Marktbeobachtung / […]
Das Risiko ist das tägliche Geschäft der Versicherungsbranche. Viele Risiken kennen die Versicherer inzwischen und können diese aus ihrer Erfahrung zumindest annähernd einschätzen. Technologische, gesellschaftliche und rechtliche Veränderungen gehen jedoch mit immer neuen, zum Teil noch unbekannten Risiken einher, mit denen sich auch der Haftpflicht-Underwriter in seiner täglichen Arbeit auseinandersetzen muss.
Zu diesen noch relativ unbekannten Risiken, sogenannten Emerging Risks, zählt auch die Nanotechnologie.
Sie setzt sich mit der Erforschung von Partikeln, deren Größe ein millionsten Teil eines Millimeters ausmachen auseinander und gilt als Schlüsseltechnologie, von der Anstöße zu innovativen Entwicklungen in den verschiedensten Bereichen und gesellschaftlichen Anwendungsfeldern erwartet werden. Allerdings mehren sich auch die kritischen Stimmen, die auf mögliche negative Folgen für Gesundheit und Umwelt und mit dem Einsatz der Nanotechnologie verbundene ethische Probleme aufmerksam machen.
Gang der Untersuchung:
Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage: Welche Möglichkeiten haben Erst- und Rückversicherer diese neuen Risiken zu erkennen, einzuschätzen und zu welchen Konditionen können diese versichert werden?
Nach einer kurz gehaltenen Begriffserläuterung werden in Kapitel 2 die Grundlagen der Nanotechnologie, die Anwendungsbereiche und mögliche Chancen und Risiken beleuchtet. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft im Allgemeinen und Kapitel 4 mit den Auswirkungen und Herausforderungen auf den Haftpflicht-Underwriter im Besonderen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung2
1.1Definitionen4
1.1.1Risiko4
1.1.3Emerging Risks5
2.Nanotechnologie6
2.1Nanotechnologie in der Natur6
2.2Stand von Forschung und Entwicklung7
2.3Anwendungsbereiche 9
2.4Risiken und Chancen11
3.Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft13
3.1Wirtschaftliche, gesellschaftliche und rechtliche Sachverhalte13
3.2Betroffene Versicherungsbranchen15
3.3.Aufbau eines weitgespannten Informationsnetzes19
4.Herausforderung für den Haftpflicht-Underwriter21
4.1Emerging Risk im Spannungsfeld des Haftpflichtrechts21
4.2Rolle bei der Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken22
4.3Aufgaben zur Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken24
4.3.1Marktbeobachtung / […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Katrin Knebel
Emerging Risks - Nanotechnologie
Risiko und Chance für den Haftpflicht-Underwriter
ISBN: 978-3-8366-0632-5
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Deutsche Versicherungsakademie (DVA) Köln, Köln, Deutschland, Studienarbeit,
2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany
1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung... 3
1.1 Definitionen ... 4
1.1.1 Risiko... 4
1.1.2 Emerging
Risks ... 4
1.1.3 Nanotechnologie... 5
2. Nanotechnologie... 7
2.1 Nanotechnologie in der Natur ... 7
2.2 Stand von Forschung und Entwicklung ... 8
2.3 Anwendungsbereiche ... 10
2.4 Risiken
und
Chancen ... 12
3. Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft... 15
3.1 Wirtschaftliche,
gesellschaftliche und rechtliche Sachverhalte. 15
3.2 Betroffene
Versicherungsbranchen... 17
3.3. Aufbau eines weitgespannten Informationsnetzes... 21
4. Herausforderung für den Haftpflicht-Underwriter ... 25
4.1 Emerging Risk im Spannungsfeld des Haftpflichtrechts ... 25
4.2 Rolle bei der Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken... 26
4.3 Bewältigung von Nanotechnologie-Risiken ... 28
4.3.1 Marktbeobachtung / Früherkennungssystem... 29
4.3.2 Relevanzbestimmung ... 31
4.3.3 Underwriting ... 32
4.3.4 Produktgestaltung... 34
4.3.5 Prämiengestaltung ... 37
4.3.6 Schadenmanagement ... 38
4.4 Erfahrungsaustausch ... 39
5. Schlussbemerkung ... 41
Anhang ... 43
Quellenverzeichnis... 51
Abkürzungsverzeichnis... 55
3
,,Risiko ist der verborgene Gott der modernen Gesellschaft:
Man sucht es, man meidet es, man fürchtet es
und weiß nie, wer wann zum Sünder wird."
(Dirk Baecker)
1. Einleitung
Mit dem vorgenannten Zitat möchte ich
auf die Problematik dieser Haus-
arbeit einstimmen, denn die Welt um uns herum ist im ständigen Wandel.
Das Risiko ist das tägliche Geschäft der Versicherungsbranche. Viele
Risiken kennen die Versicherer inzwischen und können diese aus ihrer
Erfahrung zumindest annähernd einschätzen. Technologische, gesell-
schaftliche und rechtliche Veränderungen gehen jedoch mit immer neu-
en, zum Teil noch unbekannten Risiken einher, mit denen sich auch der
Haftpflicht-Underwriter in seiner täglichen Arbeit auseinandersetzen
muss.
Zu diesen noch relativ unbekannten Risiken, sogenannten Emerging
Risks, zählt auch die Nanotechnologie.
1
Sie setzt sich mit der Erforschung von Partikeln, deren Größe ein milli-
onsten Teil eines Millimeters ausmachen auseinander und gilt als Schlüs-
seltechnologie, von der Anstöße zu innovativen Entwicklungen in den
verschiedensten Bereichen und gesellschaftlichen Anwendungsfeldern
erwartet werden. Allerdings mehren sich auch die kritischen Stimmen,
die auf mögliche negative Folgen für Gesundheit und Umwelt und mit
dem Einsatz der Nanotechnologie verbundene ethische Probleme auf-
merksam machen.
2
1
Eine genaue Definition wird in Kapitel 1.4 vorgenommen. Eine ausführliche Be-
schreibung der Chancen und Risiken wird in Kapitel 2 gegeben.
2
Vgl. Hett, A., Nanotechnologie; Kleine Teile große Zukunft?, Risk Perception,
Swiss Re, 2004, S. 6 ff.
4
Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage:
Welche Möglichkeiten haben Erst- und Rückversicherer diese neuen Ri-
siken zu erkennen, einzuschätzen und zu welchen Konditionen können
diese versichert werden?
Nach einer kurz gehaltenen Begriffserläuterung werden in Kapitel 2 die
Grundlagen der Nanotechnologie, die Anwendungsbereiche und mögli-
che Chancen und Risiken beleuchtet. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den
Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft im Allgemeinen und Ka-
pitel 4 mit den Auswirkungen und Herausforderungen auf den Haft-
pflicht-Underwriter im Besonderen.
1.1 Definitionen
1.1.1 Risiko
Ein Risiko ist die kalkulierte Prognose eines möglichen Schadens bzw.
Verlustes im negativen Sinne (Gefahr) oder eines möglichen Nutzens
bzw. Gewinns im positiven Fall (Chance).
Die Versicherungslehre versteht unter Risiko die Möglichkeit des Scha-
deneintritts durch Verwirklichung einer versicherten Gefahr und zugleich
die Chance, mit der Versicherung eines Risikos Gewinne zu erzielen.
3
1.1.2 Emerging
Risks
Emerging Risk sind aus der rein prospektiven Betrachtung heraus sich
erst entfaltende, schwer erkennbare Risiken mit mutmaßlich großem
Schadenpotential. Diesbezüglich sprechen wir von ,,Emerging Risks im
engeren Sinne".
Aus der Gegenwartsperspektive heraus sind Emerging Risks konkreti-
sierte(re), erkennbare(re) und beschreibbare(re) Risiken, die mutmaßlich
mit einem hohen Schadenpotential behaftet sind, das sich erst in der Zu-
3
Von Fürstenwerth, F. / Weiß, A., Versicherungsalphabet , 10. Auflage 2001, S. 534
5
kunft manifestiert. Diesbezüglich handelt es sich hierbei um ,,Emerging
Risks im weiteren Sinne".
4
Ihre besondere Bedeutung für die Versicherungsbranche erlangen sie aus
zwei Gründen: Sie stehen in der Regel bereits in den Büchern der Versi-
cherer, ohne dass dies den Verantwortlichen in vollem Umfang bewusst
wäre; und sie sind ihrer Natur nach Katastrophen- bzw. Kumulrisiken.
Damit haben sie das Potential, einzelne Risikoträger in ihrer Existenz zu
bedrohen.
5
1.1.3 Nanotechnologie
(Nano = griech. Zwerg)
Eine allgemein und international akzeptierte Definition zur Nanotechno-
logie gibt es nicht. Nanotechnologie ist entstanden als ein Sammelbegriff
unterschiedlicher Technologien, die auf unterschiedlichsten physikali-
schen Prinzipien beruhen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird folgende Definition des Bundesministeri-
um für Bildung und Forschung (BMBF) zu Grunde gelegt: ,,Nanotechno-
logie beschreibt die Herstellung, Untersuchung und Anwendung von
Strukturen, inneren Grenz- und Oberflächen mit mindestens einer kriti-
schen Dimension oder mit Fertigungstoleranzen unterhalb 100 Nanome-
ter. Ein Nanometer (nm) bezeichnet den millionsten Teil eines Millime-
ters, was vergleichbar mit der Länge einer Kette aus 5 bis 10 Atomen ist.
Der Querschnitt eines menschlichen Haares ist im Vergleich dazu 50.000
mal größer."
6
4
Spühler, J., Emerging Risks Ihre Auswirkungen auf die Versicherungspraxis, in
Zeitschrift für Versicherungswesen, Sonderheft Rückversicherung 2006, Ausgabe
21/2006, S. 662-671
5
Heyd, S., Wir müssen unsere Sinne schärfen in Topics 2/2005, Münchener Rück,
2005, S. 8 - 10
6
Rieke, V./Bachmann, G. , Nanotechnologie eine interdisziplinäre Innovations-
chance in Nanotechnologie erobert Märkte, BMBF, Berlin 2004, S. 6)
6
Die folgende Abbildung 1 zeigt dieses graphisch auf.
Abbildung 1 - Vom Makro- zum Nanobereich
Quelle: research, Bayer-Forschungsmagazin, Ausgabe 15, 2003
Im folgenden Kapitel wird die Nanotechnologie, ihre Anwendungsfelder
sowie die Chancen und Risiken dargestellt, um die in den Kapiteln 3 und
4 diskutierte Problematik für die Assekuranz zu verdeutlichen.
7
2. Nanotechnologie
Weltweit findet die Nanotechnologie zunehmend Beachtung und wird als
die Zukunftstechnologie bezeichnet. Sie ermöglicht die gezielte Handha-
bung und Nutzung winziger Materiestrukturen, die millionenfach kleiner
als ein Stecknadelkopf sind. Durch dieses nanotechnologische Know-
how lassen sich außergewöhnliche Materialeigenschaften und Funktiona-
litäten erzielen, die Potenziale für Produktinnovationen in fast allen
Technikfeldern und Wirtschaftsbranchen eröffnen.
7
Laut Forschungsministerin Annette Schavan ist die Nanotechnologie
,,eines der aussichtsreichsten Technologiefelder mit einem großen Markt-
potential", diese Einstellung vertrat sie Anfang November 2006, als sie
die Nano-Initative ,,Aktionsplan 2010" der Bundesregierung vorstellte.
Zu der gehört auch, dass die Forschung und Entwicklung in dem Bereich
im Jahr 2006 mit 330 Mio (2005: 129,2 Mio ) gefördert wird.
8
2.1
Nanotechnologie in der Natur
In vielen Bereichen ist die Natur Vorbild für die Menschheit und deren
Forschungen. Dieses trifft ebenfalls auf die Nanotechnologie zu. An den
nachfolgenden beiden Beispielen aus der Natur soll die Nanotechnologie
kurz verdeutlicht werden:
Kapuzinerkresse hält ihre Blätter mit dem Lotuseffekt sauber. Unter dem
Mikroskop kann erkannt werden, wie sich Wassertröpfchen von der
Blattfläche distanzieren. Durch die Noppenstruktur der Blätter perlt das
Wasser mit hoher Geschwindigkeit ab und reißt dabei den Schmutz mit.
Ein weiteres Beispiel ist der Wasserhaushalt von Pflanzenblättern. Er
wird häufig von Forisomen geregelt. Das sind mikroskopisch kleine
7
BMBF, Potentiale der Nanotechnologie in Nano-Initiative Aktionsplan 2010 ,
Berlin 2006, S. 11)
8
Schavan, A., Nano-Initiative Aktionsplan 2010, BMBF, 2006, S. 22 ff.
8
Muskeln, die im Kapillarsystem der Pflanze Wege öffnen oder - wenn
die Pflanze einmal verletzt wird - schließen.
9
Geckos können jede Wand hinauflaufen, kopfunter über die Decke laufen
und mit einem einzigen Fuß an ihr hängen bleiben. Der Geckofuß ist mit
feinsten Haaren bestückt, die so anschmiegsam sind, dass sie sich der
Unterlage über weite Strecken auf wenige Nanometer nähern können.
Durch die sogenannte Van-der-Waals-Bindung, die eigentlich sehr
schwach ist, durch Millionen von Haftpunkten aber tragend wird, kann
sich die Bindungen durch ,,Abschälen" leicht lösen lassen (ähnlich wie
bei einem Tesafilm). So kann der Gecko die Decke entlanglaufen. Mate-
rialwissenschaftler freuen sich bereits auf ein synthetisches ,,Geckolin".
10
Das umfassende Verständnis nanoskaliger Systeme in der Natur befrie-
digt nicht nur die wissenschaftliche Neugier, sondern es erlaubt auch, die
Prinzipien der Natur auf technische Systeme zu übertragen und zur
Grundlage neuer Anwendungen zu machen.
2.2
Stand von Forschung und Entwicklung
Der entscheidende Durchbruch zur Nanotechnologie geschah in den 80er
Jahren mit der Entdeckung des Rastertunnelmikroskops, für die der deut-
sche Wissenschaftler Binnig und der Schweizer Wissenschaftler Rohrer
1986 den Nobelpreis erhielten. Mit diesem Mikroskop gelang es erstmals
an bestimmten Materialien atomare Strukturen sichtbar zu machen.
11
9
Schulenburg, M., Nanotechnologie in der Natur in Nanotechnologie Innovatio-
nen für die Welt von morgen, BMBF, Berlin 2006, S. 10-13
10
Schulenburg, M., Berlin 2006, S. 10-13
11
BMBF, Nanotechnologie Zukunftsperspektiven in Deutschland in Nanotechno-
logie in Deutschland Standortbestimmung, Berlin 2002, S. 5
9
In Deutschland treibt derzeit ein Netz aus über 220 Forschungszentren
und Universitätsinstituten, 450 kleinen und mittleren sowie 114 Großun-
ternehmen die Nanotechnologie voran. Das zeigt eine Übersicht des Ver-
eins Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf. Eine Studie des VDI
stuft die Nanotechnologie nach den optischen Technologien als zweit-
wichtigstes Zukunftsfeld für die deutsche Industrie ein mit überdurch-
schnittlichen Wachstums- und Exportchancen.
12
Es ist festzustellen, dass sich der Prozess der Umsetzung nanotechnologi-
scher Forschungs- und Entwicklungsergebnisse beschleunigt. Es finden
sich immer mehr Beispiele bereits realisierter Anwendungen in wichtigen
Industriebranchen. Eine Fülle von Anwendungsideen ist im Stadium der
Entwicklung oder Erprobung und wird mittelfristig realisiert werden
können.
13
Im nachfolgenden Kapitel werden einige aktuelle Anwendungsbereiche
vorgestellt, um einen Einblick in die Welt der Nanotechnologie zu erhal-
ten und die Problematik für die Versicherungsbranche (s. Kapitel 3 und
4) zu verdeutlichen.
Aufgrund der vorgenannten Ausführungen kann es sich hierbei nur um
eine exemplarische - nicht um eine abschließende - Darstellung han-
deln.
14
In dem nachfolgendem Kapitel werden Anwendungsbeispiele der Nano-
technologie gegeben, um damit einen Einblick in die Chancen und Risi-
ken der neuen Technologie zu geben. Darauf aufbauen können im Kapi-
tel drei und vier Rückschlüsse für Versicherer gezogen werden.
12
Bachmann, G. , in Tanz der Zwerge, Wirtschaftswoche Nr. 22, 29.05.2006, S. 114
13
s. Anhang Tabelle 1 Langfrist-Visionen in Technologieabschätzung Deutscher
Bundestag, 2004
14
s. Anhang Übersicht 1 Beispiele branchenrelevanter Anwendungsziele der
Nanotechnologie , Nanotechnologie erobert Märkte, BMBF, 2004
10
2.3 Anwendungsbereiche
Die Nanotechnologie als solche ist keine industrielle Branche, sondern
sie beeinflusst eine Vielzahl von Industriezweigen von der Optik/Mikro-
elektronik, Informationstechnologie über die Pharmazie/Kosmetik, die
Biotechnologie, die Automobilindustrie bis hin zur Luft- und Raumfahrt
sowie die Energietechnik.
Während viele Ideen noch in den Labors erforscht werden, sind erste
Produkte mit Nanoteilchen auf dem Markt: Winzige Partikel sorgen in
Katalysatoren dafür, dass Autos ihre Abgase verringern, in Farben und
Fliesen garantieren sie dass Wände länger sauber bleiben und Textilfa-
sern, die mit Silber-Nanopartikeln behandelt wurden, sorgen dafür, dass
Wunden schneller heilen.
15
In der folgenden Abbildung 2 sind die Anwendungsbereiche in einer
Übersicht dargestellt.
Abbildung 2 Anwendungsbereiche
Quelle: Fraunhofer Verbund Nanotechnologie, 2006
15
vgl. Hartmann, U., Nanotechnologie, 2006, S. 91 ff.
11
Im Umweltbereich zeichnen sich vielfältige Möglichkeiten etwa bei der
Ressourcenschonung oder bei einer effizienten Wasseraufbereitung ab.
Im medizinischen Bereich eröffnen sich neue Diagnostik- und Therapie-
verfahren. Die Tatsache, dass bestimmte Nanopartikel aufgrund ihrer
Kleinheit die Blut-Hirn-Schranke passieren können und im Immunsystem
des Menschen nicht als Fremdkörper erkannt und daher auch nicht be-
kämpft werden, ergibt für medizinische Anwendungen hoch interessante
Perspektiven.
16
Eine weitere wichtige Neuerung ist die Nutzung des ,,Lotus-Effektes".
Die besondere Eigenschaft der Lotuspflanze, Wasser komplett abperlen
zu lassen und dabei Staub und Schmutz mitzureißen der Lotus-Effekt -
ist zum Sinnbild einer ganzen Kategorie von Oberflächenfunktionalisie-
rungen geworden. In vierjähriger Entwicklungsarbeit wurde die Fassa-
denfarbe Lotusan entwickelt, die in ersten Dauertest tatsächlich die vor-
teilhaften Eigenschaften des Lotusblattes repräsentiert. Auch Tondach-
ziegel mit Selbstreinigung wurden auf den Markt gebracht. Besonders
vielversprechend sind selbstreinigende Polymeroberflächen.
Einen Schwerpunkt der Entwicklung bilden hier selbstklebende, weitge-
hend transparente Folien für Verkehrsschilder, Oberflächen im Badbe-
reich, Gartenmöbel, aber auch Solarzellen zur Vermeidung von Schmutz-
schichten. Die auf Textilien erzielte Hydrophobie (wasserabweisend)
übersteigt bei weitem die von Goretex.
17
An den vorgenannten Beispielen ist zu erkennen, dass die Nanotechnolo-
gie in zunehmenden Maße Beiträge zur Herstellung FuE-intensiver Güter
in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. (FuE = Forschung und
Entwicklung) liefert. Motor für eine erfolgreiche Produktentwicklung ist
in vielen Fällen die Nachfrage nach extremen Einsparungen bei Gewicht,
Volumen, Rohstoff- und Energieverbrauch sowie nach Schnelligkeit. Das
Besondere an der Nanotechnologie ist, dass sie zahlreiche dieser Krite-
rien oftmals gleichzeitig erfüllt. Folglich wird in nahezu allen High-
16
vgl. Nano! Nanu? Nanotechnologien und ihre Bedeutung für Gesundheit und
Umwelt, Bern 2006, S. 6 ff.
17
vgl. Hartmann, U., Nanotechnologie, 2006, S. 91 ff.
12
Tech-Branchen ein Innovationsschub erwartet. so z.B. in der Informati-
ons- und Kommunikationstechnologie, der Automobil-, Energie- und
Produktionstechnik, der chemisch-pharma-zeutischen Industrie sowie der
Medizintechnik und Biotechnologie.
18
Eine solide Kenntnis der Grundlagen und der Anwendungsfelder der Na-
notechnologie ist von großer Bedeutung, denn zum einen ist sie Voraus-
setzung für eine kompetente Einschätzung des Potentials der Nanotech-
nologie im Bereich industrieller Anwendungen in technischer und be-
triebswirtschaftlicher Hinsicht. Zum anderen ist sie unerlässlich für eine
Beurteilung möglicher Veränderungen in den unterschiedlichen gesell-
schaftlich relevanten Bereichen, wie Gesundheitswesen, Ressourcennut-
zung, Bildungssektor und auch der Versicherungswirtschaft.
19
2.4
Risiken und Chancen
Jedes chemische Element hat seine Eigenschaften, was wir als Farbe,
Härte, Elastizität, elektrische Leitfähigkeit, Schmelztemperatur usw.
wahrnehmen. Werden Gegenstände aus einem bestimmten Material klei-
ner und kleiner, können sich beim Übergang von der Makro- und Mik-
rowelt zur Nanowelt die Eigenschaften radikal ändern. So ist Aluminium
als Getränkedose harmlos. Produziert man Aluminium jedoch als nano-
metergroße Partikel, wird ein explosiver Stoff daraus, der sich als Kata-
lysator in Raketentreibstoffen verwenden lässt.
20
Als größte Sorge wird in der Fachwelt die Möglichkeit diskutiert, dass
Nanopartikel in den menschlichen Körper eindringen und dort Schäden
verursachen. Dies gilt insbesondere für körpernahe Produkte wie Kosme-
tika, Textilien oder Lebensmittelverpackungen.
21
18
Rieke,V.; Bachmann, G., Nanotechnologie erobert Märkte, BMBF, 2004, S. 9
19
Hartmann, U., Nanotechnologie, 2006, S. 4 ff.
20
Nano! Nanu?, 2006, S. 4
21
Nano! Nanu?, 2006, S. 8
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2007
- ISBN (eBook)
- 9783836606325
- DOI
- 10.3239/9783836606325
- Dateigröße
- 531 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Deutsche Versicherungsakademie GmbH – Betriebswirtschaftslehre
- Erscheinungsdatum
- 2007 (November)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- emerging risks nanotechnologie underwriting produktgestaltung schadenmanagement haftpflicht risiko