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Szenarioanalysen als Instrument des Managements operationeller Risiken in Kreditinstituten

©2007 Diplomarbeit 74 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Operationelle Risiken sind in den letzten Jahren als neue Risikoart immer mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Dabei sind operationelle Risiken, also die Risiken, die in Folge einer Unzulänglichkeit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge externer Ereignisse eintreten keineswegs neu, sondern seit jeher jeder Form des Wirtschaftens inbegriffen und sogar vor der tatsächlichen Aufnahme einer wirtschaftlichen Handlung existent.
Auch für Banken ist der Umgang mit operationellen Risiken kein unbekanntes Themengebiet, wie man z.B. an vorhandenen Notfallplänen oder Virenschutz-Softwares erkennt. Doch erst aufgrund großer operationeller Schadenfälle, wie des Zusammenbruchs des englischen Bankhauses Barings infolge unauthorisierter Geschäfte des Wertpapierhändlers Nick Leeson oder der Terroranschläge vom 11. September 2001, wird den operationellen Risiken erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt.
Durch die am 01. Januar 2007 in Kraft getretene Eigenkapitalvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) werden operationelle Risiken nun erstmalig explizit in der aufsichtsrechtlichen Regulierung berücksichtigt. Das Management operationeller Risiken in Banken sowie deren Unterlegung mit Eigenkapital wird durch die Umsetzung von Basel II in nationalen Gesetzen also rechtlich vorgeschrieben.
Doch wie soll man existenzbedrohende Verlustfälle wie die oben genannten voraussehen, um das operationelle Risiko optimal managen zu können und eine Gefährdung der Stabilität des Finanzsystems so gut wie möglich zu reduzieren? Ein Blick in die Glaskugel ist natürlich nicht möglich. Trotzdem müssen derartige Verlustfälle als mögliches Risiko in Betracht gezogen werden, um das Risikoprofil der Bank adäquat abzubilden. Denn nach der Theorie des Mathematikers Paul Levy werden Ereignisse mit noch so geringer Eintrittswahrscheinlichkeit bei ausreichendem Betrachtungshorizont auch tatsächlich eintreten.
Gang der Untersuchung:
Die adäquate Darstellung des Risikoprofils einer Bank, welche die Voraussetzung für ein optimales Risikomanagement bildet, erfordert die Implementierung eines fundierten Instrumentariums zur Risikoidentifikation und -analyse. Das Management von Risiken sowie deren aufsichtsrechtliche Berücksichtigung stellen für Banken keinen neuen Tatbestand dar. Schon durch die 1992 in Kraft getretene Eigenkapitalvereinbarung Basel I waren das Markt- und das Kreditrisiko der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Annegreth Elisabeth Heidrich
Szenarioanalysen als Instrument des Managements operationeller Risiken in
Kreditinstituten
ISBN: 978-3-8366-0557-1
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland, Diplomarbeit,
2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... III
Abbildungsverzeichnis ...IV
1 Einleitung ... 1
1.1 Operationelle Risiken ­ Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? ... 1
1.2 Problemstellung und Aufbau der Arbeit ... 2
2 Das Management operationeller Risiken in
Kreditinstituten ­ Ein Überblick ... 4
2.1 Definition, Kategorisierung und Abgrenzung operationeller Risiken ... 5
2.2 Notwendigkeit und Ziele des Managements und der Regulierung
operationeller Risiken in Kreditinstituten ... 6
2.3 Aufsichtsrechtliche und gesetzliche Anforderungen für die Behandlung
operationeller Risiken in Kreditinstituten ... 9
2.3.1 Regulatorische Rahmenbedingungen gemäß Basel II und ihre
nationale Umsetzung ... 9
2.3.2 Bemessungsansätze zur Eigenkapitalunterlegung im Rahmen der
Baseler Säule I ...11
2.3.3 Bankinterne Ausgestaltung der Anforderungen durch Instrumente
des Risikomanagementprozesses ... 13
2.4 Phasen des Risikomanagementprozesses ... 15
3 Die Szenarioanalyse ­ Ein Blick in die Zukunft ... 17
3.1 Strategische Unternehmensplanung mit Hilfe der Szenariotechnik ... 18
3.2 Verwendung szenariobasierter Ansätze im Risikomanagement von
Kreditinstituten ... 21
3.2.1 Begriffliche Abgrenzung der Szenarioanalyse im
Risikomanagement ... 22
3.2.2 Bedeutung und Anwendung der Szenarioanalyse im Bereich
extremer Risikoereignisse ... 24
3.3 Szenarioanalysen und Stresstests im Kreditrisikomanagement ... 26
3.3.1 Untersuchungsumfeld ... 26
3.3.2 Durchführung von Szenarioanalysen im Kreditrisikomanagement ... 28
4 Integration der Szenarioanalyse in den Prozess des Managements
operationeller Risiken ... 31
4.1 Szenarioanalysen als notwendige Ergänzung des
Managementinstrumentariums ... 32
4.2 Übertragung einer bekannten Methode auf eine ,,neue" Risikoart... 37
4.3 Bedeutung der Szenarioanalyse in den Phasen des
Risikomanagementprozesses ... 40
4.3.1 Risikoidentifikation ...41
4.3.2 Risikoquantifizierung ... 45
4.3.3 Risikosteuerung und -überwachung ... 48

II
4.4 Kritische Betrachtung der Szenarioanalyse als Managementinstrument
operationeller Risiken ... 49
5 Zusammenfassende Schlussbetrachtung und Ausblick ... 52
Anhang ... 55
Literaturverzeichnis ... 60
Internetverzeichnis ... 64
Rechtsquellenverzeichnis ... 67

III
Abkürzungsverzeichnis
-Faktor
Gewichtungsfaktor zur Bestimmung des
Anrechnungsbetrages bei Verwendung eines BIA
-Faktor
Gewichtungsfaktor zur Bestimmung des
Anrechnungsbetrages bei Verwendung eines STA
Abb.
Abbildung
AMA
Advanced Measurement Approach = ambitionierter
Messansatz
AT
Allgemeiner Teil = Modul der MaRisk
Bd.
Band
BIA
Basisindikatoransatz
BTR
Besonderer Teil Risikosteuerungs- und
Controllingprozesse = Modul der MaRisk
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
et al.
et alii
f.
folgende
ff.
fortfolgende
ggf.
gegebenenfalls
H.
Heft
Hrsg. v.
Herausgegeben von
i.d.R.
in der Regel
Jg.
Jahrgang
KWG
Kreditwesengesetz
MaRisk
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
o.J.
ohne Jahresangabe
o.V.
ohne Verfasser
S.
Seite
SolvV
Solvabilitätsverordnung
STA
Standardansatz
Tz.
Teilzahl
VaR
Value at Risk
z.B.
zum Beispiel

IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Szenariotrichter ... 20
Abbildung 2 Verlustverteilung ... 46

1
1 Einleitung
1.1 Operationelle Risiken ­ Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?
Operationelle Risiken sind in den letzten Jahren als ,,neue" Risikoart immer mehr in das
Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Dabei sind operationelle Risiken, also die
Risiken, ,,die in Folge einer Unzulänglichkeit oder des Versagens von internen
Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge externer Ereignisse eintreten"
1
keineswegs neu, sondern seit jeher jeder Form des Wirtschaftens inbegriffen und sogar
vor der tatsächlichen Aufnahme einer wirtschaftlichen Handlung existent
2
.
Auch für Banken ist der Umgang mit operationellen Risiken kein unbekanntes
Themengebiet, wie man z.B. an vorhandenen Notfallplänen oder Virenschutz-Softwares
erkennt
3
. Doch erst aufgrund großer operationeller Schadenfälle, wie des
Zusammenbruchs des englischen Bankhauses Barings infolge unauthorisierter
Geschäfte des Wertpapierhändlers Nick Leeson
4
oder der Terroranschläge vom 11.
September 2001, wird den operationellen Risiken erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt.
Durch die am 01. Januar 2007 in Kraft getretene Eigenkapitalvereinbarung des Baseler
Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II
5
) werden operationelle Risiken nun erstmalig
explizit in der aufsichtsrechtlichen Regulierung berücksichtigt. Das Management
operationeller Risiken in Banken sowie deren Unterlegung mit Eigenkapital wird durch
die Umsetzung von Basel II in nationalen Gesetzen also rechtlich vorgeschrieben
6
.
Doch wie soll man existenzbedrohende Verlustfälle wie die oben genannten
voraussehen, um das operationelle Risiko optimal managen zu können und eine
Gefährdung der Stabilität des Finanzsystems so gut wie möglich zu reduzieren? Ein
,,Blick in die Glaskugel" ist natürlich nicht möglich. Trotzdem müssen derartige
Verlustfälle als mögliches Risiko in Betracht gezogen werden, um das Risikoprofil der
Bank adäquat abzubilden. Denn nach der Theorie des Mathematikers Paul Levy
,,werden Ereignisse mit noch so geringer Eintrittswahrscheinlichkeit bei ausreichendem
Betrachtungshorizont auch tatsächlich eintreten"
7
.
1
Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2004), Tz.644.
2
Vgl. Romeike (2004), S.16. Stickelmann (2002), S.4.
3
Vgl. Locarek-Junge/ Hengmith (2004), S.236.
4
Vgl. ausführlicher Körnert (1998), S.181 ff.
5
Der vollständige Titel der Vereinbarung lautet ,,Internationale Konvergenz der Eigenkapitalmessung
und der Eigenkapitalanforderungen : Überarbeitete Rahmenvereinbarung" und wurde vom Baseler
Ausschuss für Bankenaufsicht im Juni 2004 veröffentlicht. Vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht
(2004).
6
Vgl. Wegmann (2005), S.503.
7
Stögbauer (2002), S.180.

2
1.2 Problemstellung und Aufbau der Arbeit
Die adäquate Darstellung des Risikoprofils einer Bank, welche die Voraussetzung für
ein optimales Risikomanagement bildet, erfordert die Implementierung eines fundierten
Instrumentariums zur Risikoidentifikation und -analyse. Das Management von Risiken
sowie deren aufsichtsrechtliche Berücksichtigung stellen für Banken keinen neuen
Tatbestand dar. Schon durch die 1992 in Kraft getretene Eigenkapitalvereinbarung
Basel I waren das Markt- und das Kreditrisiko der Regulierung unterworfen
8
. Die
hierbei verwendeten Instrumente des Risikomanagements sind aber aufgrund der
Besonderheiten operationeller Risiken nicht einfach auf diese übertragbar. Dies liegt
schon im grundlegenden Charakter der operationellen Risiken begründet.
Operationelle Risiken sind im Gegensatz zu Markt- und Kreditrisiken nicht geschäfts-
sondern prozessspezifisch. Sie resultieren also nicht aus einem konkreten Bankgeschäft,
sondern entstehen schon durch das alleinige Führen des zugrunde liegenden
Geschäftsbetriebes
9
. Ein gravierender Unterschied zwischen Markt- und Kreditrisiken
einerseits und operationellen Risiken andererseits besteht also darin, dass im Falle
operationeller Risiken kein Risiko-/ Ertrags-Trade-off stattfindet. Da das Eingehen
operationeller Risiken in keinem direkten Zusammenhang zu einer Erhöhung von
monetären Ergebnissen steht, ist es ökonomisch gesehen also sinnlos. Neben den
Anforderungen zur Eigenkapitalunterlegung erhebt Basel II deshalb gesteigerte
Erwartungen an eine ökonomische Steuerung und Reduzierung dieser Risikoart.
10
Aufgrund der Prozessabhängigkeit ist das operationelle Risiko durch eine ausgeprägte
Dynamik gekennzeichnet, es verändert sich also mit bankinternen Prozessen, Systemen
und Organisationsstrukturen
11
. Zudem treffen besonders bei großen, existenzbedrohen-
den Verlustfällen häufig mehrere Ursachen als ereignisauslösende Faktoren zusam-
men
12
. Infolge der Komplexität und Dynamik sind Prognosen über potenzielle Risiken
schwierig, da sich ein eingetretener Vorfall in den seltensten Fällen in gleicher Art
wiederholen wird
13
. Da operationelle Risiken darüber hinaus nicht bewusst eingegangen
werden, stellt die Darstellung der aktuellen Risikolage des Unternehmens eine
Herausforderung an das Risikomanagement der Bank dar. Es müssen also spezielle
8
Vgl. ausführlicher Deutsche Bundesbank (2001), S.16.
9
Vgl. Einhaus (2002), S.566. Crouhy/ Galai/ Mark (2003), S.148.
10
Vgl. Crouhy/ Galai/ Mark (2003), S.165. Wegmann (2005), S.504. Baseler Ausschuss für
Bankenaufsicht (2006), S.3.
11
Vgl. Grüter (2006), S.6.
12
Vgl. Mc Connell/ Davies (2006), S.7.
13
Vgl. Crouhy/ Galai/ Mark (2003), S.145.

3
Risikomanagementansätze implementiert werden, die den Besonderheiten operationeller
Risiken gerecht werden.
Um das Risikoprofil der Bank adäquat abzubilden, ist eine Kombination verschiedener
Instrumente
im
Rahmen
des
Risikomanagements
notwendig,
die
sowohl
vergangenheits- als auch zukunftsgerichtete Daten berücksichtigen. Neben den häufig
vorkommenden Betriebsschäden müssen auch Risiken mit einer geringen
Eintrittswahrscheinlichkeit in die Datengrundlage einbezogen werden, da gerade die
seltenen aber schwerwiegenden Verlustfälle die Existenz der Bank und damit
einhergehend die Stabilität des Bankensystems gefährden können und eine Regulierung
im Rahmen von Basel II notwendig gemacht haben
14
. In diesem Kontext kommt den
Szenarioanalysen als Instrument des Managements operationeller Risiken eine
besondere Bedeutung zu.
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, den Stellenwert der Szenarioanalyse im
Gesamtsystem des Managementinstrumentariums operationeller Risiken herauszuar-
beiten. Dafür wird in Kapitel 2 zunächst ein Überblick über das Management
operationeller Risiken geschaffen. Die Grundlage hierzu bildet die definitorische
Abgrenzung dieser Risikoart. Daran anschließend wird die Notwendigkeit der
betriebswirtschaftlichen und aufsichtsrechtlichen Berücksichtigung operationeller
Risiken dargelegt. Im Rahmen dieses Kapitels findet darüber hinaus eine Beleuchtung
des aufsichtsrechtlichen und gesetzlichen Hintergrundes bezüglich des Managements
operationeller Risiken statt. Das Kapitel findet seinen Abschluss in der Abgrenzung des
Risikomanagementprozesses im Sinne dieser Arbeit.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Instrument der Szenarioanalyse. Ihre theoretischen
Grundlagen und charakteristischen Eigenschaften werden anhand ihrer ursprünglichen
unternehmerischen Verwendung, der strategischen Planung, erläutert. Daran
anschließend werden diese Grundlagen auf den Bereich des Risikomanagements
übertragen und die Bedeutung der Szenarioanalyse in diesem Umfeld untersucht. Um
die Unterschiede der Ausgestaltung der Szenarioanalyse zwischen den einzelnen
Risikoarten aufzeigen zu können, wird am Ende dieses Kapitels die Szenarioanalyse im
Kreditrisikomanagement beispielhaft herausgegriffen und erläutert.
Kapitel 4 führt nun die in den vorangegangenen Kapiteln erläuterten Grundlagen
zusammen und widmet sich der Rolle der Szenarioanalyse im Management
operationeller Risiken. Zunächst wird anhand der bestehenden Grenzen der weiteren
14
Vgl. Locarek-Junge/ Hengmith (2004), S.235.

4
Instrumente die Notwendigkeit der Szenarioanalyse als ergänzendes Instrument im
Managementsystem operationeller Risiken aufgezeigt. Daran anschließend wird die in
Kapitel 3.2 erläuterte Durchführung der Szenarioanalyse im Kreditrisikomanagement
zugrunde gelegt und notwendige Modifikationen der Ausgestaltung vor dem
Hintergrund der Besonderheiten operationeller Risiken aufgezeigt. Der folgende
Abschnitt des Kapitels befasst sich nun mit der Einordnung der Szenarioanalyse in die
einzelnen Phasen des Risikomanagementprozesses, die in Kapitel 2.4 spezifiziert
wurden. Abschließend findet eine kritische Betrachtung der Szenarioanalyse im
Management operationeller Risiken statt, in deren Rahmen sowohl Nutzen als auch
Probleme diskutiert werden.
Als zusammenfassender Abschluss dieser Arbeit dient das Kapitel 5, welches neben der
Aggregation der Ergebnisse auch einen Ausblick über das thematisierte Gebiet
vornimmt.
2 Das Management operationeller Risiken in Kreditinstituten ­ Ein Überblick
Das Risikomanagement bezeichnet ,,die Gesamtheit aller Maßnahmen (..), die Gefahren
einer Erfolgsminderung identifizieren und das Eintreten von Schadenfällen verhindern
bzw. deren Auswirkungen abschwächen"
15
. Gerade im Bankensektor ist ein
Management von Risiken unerlässlich, da der Zusammenbruch eines einzelnen
Institutes durch die gesamtwirtschaftliche Funktion der Banken Einfluss auf andere
Unternehmen hat und das gesamte Finanzsystem durch Ansteckungseffekte gefährden
kann
16
. Nach dem Kreditrisiko und dem Marktrisiko sind nun auch operationelle
Risiken als eine solche Gefährdung erkannt worden. Deswegen ist auch in diesem
Bereich ein systematisches Managementsystem notwendig, um die Risiken
weitestgehend zu reduzieren bzw. ihre eventuellen Auswirkungen bestmöglich
abzufedern.
Im folgenden Kapitel wird daher zunächst in Abschnitt 2.1 der Begriff des
operationellen Risikos konkretisiert und definitorisch abgegrenzt. Abschnitt 2.2 stellt im
Anschluss heraus, warum sowohl das bankinterne Risikomanagement als auch eine
separate Eigenkapitalunterlegung operationeller Risiken unerlässlich geworden sind.
Zur Konkretisierung der Anforderungen an die Banken wird in Abschnitt 2.3 der
regulatorische und gesetzliche Hintergrund beleuchtet. In diesem Zusammenhang
werden sowohl das notwendige Managementinstrumentarium mit seinen Elementen als
15
Minz (2004), S.46.
16
Vgl. Brösel (2004), S.187.

5
auch die vorgeschriebenen Modellansätze zur Bestimmung des Eigenkapitals dargelegt,
bevor in Abschnitt 2.4 eine Konkretisierung der einzelnen Phasen des Risikomanage-
mentprozesses vorgenommen wird.
2.1 Definition, Kategorisierung und Abgrenzung operationeller Risiken
Um ein Risiko effizient managen zu können, ist zunächst einmal eine genaue Definition
des zugrunde liegenden Risikobegriffes notwendig. Die vollständige und
überschneidungsfreie Erfassung aller Risiken erfordert eine exakte Abgrenzung der
einzelnen Risikoarten. Zur Definition und eindeutigen Differenzierung des
operationellen Risikos von den weiteren bankbetrieblichen Risiken ist eine
Systematisierung in Risikokategorien sinnvoll.
17
Eine Kategorisierung des operationellen Risikos kann dem Definitionsansatz der
Rahmenvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht entnommen werden.
Demnach sind vier Ursachengruppen für die Entstehung operationeller Verluste
maßgeblich: interne Verfahren, Menschen, Systeme und externe Ereignisse.
18
Operationelle Risiken bezeichnen also die Gefahr einer negativen Differenz eines
eingetretenen Ergebnisses vom erwarteten Ergebnis, welche aus dem Einsatz nicht-
monetärer Produktionsfaktoren resultiert. Sie lassen sich damit von den
finanzwirtschaftlichen Risiken abgrenzen, unter welchen die Markt- und Kreditrisiken
einzuordnen sind.
19
Die ursachenbasierte Kategorisierung macht die Bandbreite der Entstehungsmöglich-
keiten operationeller Verluste und die Komplexität dieser Risikoart deutlich.
Operationelle Risiken können sowohl durch interne Einflüsse, wie mangelhafte
Organisationsstrukturen und Prozessgestaltung, fehlerhafte Technologien und bewusste
oder unbewusste Fehlhandlungen von Mitarbeitern verursacht werden. Zudem kann ein
operationelles Risiko aber auch durch externe Einflüsse, wie kriminelle Energien oder
Minderleistungen Außenstehender und Katastrophen, entstehen, um nur einige
Ursachen zu nennen. Um das operationelle Risiko bestmöglich zu konkretisieren,
werden in vielen Kreditinstituten als Ergänzung der vier Ursachenkategorien
Risikounterkategorien definiert
20
. Durch die so geschaffene Positivabgrenzung zu den
anderen aufsichtsrechtlich berücksichtigten Risikoarten des Markt- und Kreditrisikos
sind operationelle Risiken klar spezifiziert und abgrenzbar. Die eindeutige Zuordnung
17
Vgl. Minz (2004), S.16 f.
18
Vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2004), Tz.644.
19
Vgl. Brösel (2004), S.186 ff.

6
von Verlusten bzw. Verlustpotenzialen zu der ursächlichen Risikoart schafft die Basis
für die effiziente Beherrschung und ein risikosensitives Management der
bankbetrieblichen Risiken
21
.
Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht fordert, trotz der ursachenbasierten
Definition des operationellen Risikos, eine Zuordnung von Verlustdaten zu
Ereigniskategorien
22
, insofern diese als Datengrundlage für die Bestimmung der
Eigenkapitalunterlegung dienen. Die Ereigniskategorisierung ist notwendig, um die
Verlustdaten über alle Banken hinweg aggregieren zu können und eine Vergleichbarkeit
zwischen Banken zu schaffen. Diese Möglichkeit ist durch die Ursachenkategorisierung
nicht hinreichend gegeben, da operationelle Risikoereignisse auf verschiedenen Ursa-
chen beruhen können, welche zwischen den Banken aufgrund des bankindividuellen
Charakters operationeller Risiken oftmals variieren. Für die betriebswirtschaftliche Ri-
sikosteuerung ist allerdings die ursachenbasierte Kategorisierung geeigneter, da nur bei
Erkennen der Risikoursache effiziente Maßnahmen zur Steuerung ergriffen werden
können.
23
Die Bank muss also über einen standardisierten Zuordnungsschlüssel der
Ursachenkategorien zu den Ereigniskategorien verfügen, um trotz Nutzung der be-
triebswirtschaftlichen Steuerungsvorteile die aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu
erfüllen.
2.2 Notwendigkeit und Ziele des Managements und der Regulierung operationel-
ler Risiken in Kreditinstituten
Das Management von Risiken soll Banken vor gegenwärtigen und zukünftigen
Gefährdungen schützen und somit sowohl den Bestand und die Weiterentwicklung der
Bank gewährleisten, als auch daraus folgend die Stabilität des Finanzsystems
sicherstellen. Im Falle von Markt- und Kreditrisiken beinhaltet das Eingehen von
Risiken Chancen und bildet die Grundlage für den unternehmerischen Erfolg. Eine
vollständige Vermeidung ist hier also nicht zielführend. Operationelle Risiken hingegen
treten als negativer ,,Nebeneffekt" des wirtschaftlichen Handelns auf, eine vollständige
Vermeidung ist in ihrem Fall demnach nicht möglich.
24
Der fehlende Anreiz, operationelle Risiken einzugehen macht die Notwendigkeit der
aktiven betriebswirtschaftlichen Steuerung offensichtlich, damit Verlustpotenziale so
weit wie möglich reduziert werden können. Da das Risiko durch die
20
Zur beispielhaften Darstellung der Ursachenkategorisierung siehe Anhang Abbildung 1.
21
Vgl. Stickelmann (2002), S.14.
22
Zur Ereigniskategorisierung siehe Anhang Tabelle 1.
23
Vgl. Daferner/ Quick/ Voit (2006), S.198. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001b), S.2.

7
Unternehmensinhärenz aber nicht vollständig eliminiert werden kann, ist zudem eine
Absicherung durch die Hinterlegung von Eigenkapital erforderlich. Dass die
Notwendigkeit des systematischen Managements und der separaten Regulierung
operationeller Risiken allerdings erst in jüngster Vergangenheit von Banken und
Aufsichtsbehörden erkannt wurde, liegt an verschiedenen Aspekten, die im Folgenden
spezifiziert werden.
Zum ersten haben verschiedene ökonomische Entwicklungen zu einer wachsenden
Bedeutung
des
operationellen
Risikos
geführt.
Aufgrund
fortschreitender
Globalisierung und Deregulierung sowie raschen technischen Fortschritts der
Informationstechnologie wird der Markteintritt für neue Anbieter vereinfacht. Als
Reaktion auf den steigenden Wettbewerbsdruck unter den Banken müssen Investitionen
in Informationstechnologien und neue Geschäftsfelder getätigt werden. Die
bankbetrieblichen Produkte werden aufgrund der verschärften Marktbedingungen aber
auch infolge steigender Anforderungen der Kunden immer komplexer. Darüber hinaus
lässt sich eine Homogenisierung des Produktangebotes der einzelnen Banken
feststellen. Eine Steigerung des Profits ist demzufolge nicht mehr alleine durch
Innovationen, sondern vor allem über eine effizientere Gestaltung der Prozesse möglich.
Da das operationelle Risiko von seiner Prozessabhängigkeit geprägt ist, nimmt mit
steigender Technologieabhängigkeit und Komplexität des Bankgeschäftes auch die
Anfälligkeit für operationelle Risiken zu. Neben den ökonomischen und
technologischen Entwicklungen sind auch die Dynamik des rechtlichen Umfeldes und
der staats- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen wichtige Determinanten
der zunehmenden Bedeutung operationeller Risiken.
25
Ein zweiter Aspekt liegt direkt in der Neufassung der aufsichtsrechtlichen Regelungen
durch die Eigenkapitalvereinbarung Basel II begründet. Schon in der ersten
Eigenkapitalvereinbarung Basel I wurden neben den explizit regulierten Risikoarten des
Markt- und Kreditrisikos andere Risikoarten indirekt berücksichtigt. Durch eine
bewusste Überbewertung der Markt- und Kreditrisiken im Rahmen der Bestimmung der
notwendigen Eigenkapitalunterlegung wurde ein Puffer für andere Risiken vorgehalten.
Mit dem Ziel, die Eigenkapitalunterlegung durch die Regelungen von Basel II
risikosensitiver zu gestalten und aufgrund der entsprechenden Weiterentwicklung der
Markt- und Kreditrisikomessung fällt dieser Puffer allerdings weg. Eine explizite
24
Vgl. Graumann (2005), S.2 f. Crouhy/ Galai/ Mark (2003), S.165. Vanini (2006), S.785.
25
Vgl. Döbeli/ Leippold/ Vanini (2003), S.240 f. Piaz (2002), S.43 ff. Baseler Ausschuss für
Bankenaufsicht (2003), S.1.

8
Berücksichtigung der bedeutsamer werdenden operationellen Risiken ist somit
unerlässlich.
26
Für eine ausdrückliche Abgrenzung der operationellen Risiken im Risikomanagement-
prozess der Banken spricht zudem das Zusammenspiel der verschiedenen Risikoarten.
Da die bankinterne Prozessstruktur die Grundlage für die Geschäftstätigkeit bildet,
werden die Erträge, die sich aus dem Eingehen des Markt- und Kreditrisikos ergeben,
von den enthaltenen Prozessrisiken, also den operationellen Risiken, beeinflusst. Die
Qualität und Stabilität der Erträge hängt deshalb auch von den vorhandenen
operationellen Risiken ab. Durch die Möglichkeit der genauen Zuordnung der
Risikoursache zu einer der drei Risikoarten wird sowohl eine verbesserte Definition der
relevanten Parameter der Markt- und Kreditrisikomessung als auch eine effizientere
Gestaltung der bankinternen Prozesse durch die gezielte Steuerung operationeller
Risiken erreicht. Da dieser Aspekt durch die steigende Bedeutung operationeller
Risiken verstärkt wird, ist ein systematisches Management operationeller Risiken auch
vor dem Hintergrund der effizienten Gesamtbanksteuerung unerlässlich.
27
Die oben genannten Aspekte belegen neben der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit
des Risikomanagements auch die Berechtigung zur aufsichtsrechtlich geforderten
Eigenkapitalunterlegung operationeller Risiken. Das interne Risikomanagement schafft
durch Erkennen von Risiken und Ausnutzen von Schadenminderungspotenzialen die
Basis für kontinuierliche Qualitätsverbesserungen und stellt sicher, dass die
eingegangenen Risiken die Risikotragfähigkeit
28
der Bank nicht überschreiten. Die
aufsichtsrechtliche Verpflichtung zur Unterlegung operationeller Risiken mit
Eigenkapital gewährleistet zudem die Zahlungsfähigkeit von Banken im Falle
existenzbedrohender Schäden. Damit wird neben der Einlegersicherheit die Verhinde-
rung von Ansteckungseffekten durch Bankenzusammenbrüche auf das gesamte
Finanzsystem angestrebt. Durch den zu hinterlegenden Kapitalbedarf soll allerdings in
erster Linie der Risikohunger der Banken begrenzt werden. Je weniger Risiken eine
Bank ausgesetzt ist, umso geringer fällt der regulatorische Kapitalbedarf aus. Das durch
eine Verringerung operationeller Risiken ,,eingesparte" Kapital kann demnach im
Bereich der profitablen Markt- und Kreditrisiken eingesetzt werden. Es werden also
26
Vgl. Stickelmann (2002), S.18. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001a), S.1.
27
Vgl. Eggers/ Angerer (2004), S.43 f. Reif/ Schäl/ Weingessel (2006), S.279 f. Moody's Investors
Service (2003), S.1.
28
Als Risikotragfähigkeit bezeichnet man die Fähigkeit der Bank, schlagend gewordene Risiken durch
eigene finanzielle Mittel (z.B. bilanzielles Eigenkapital) auffangen zu können. Das zur Deckung von
Risiken verfügbare Kapital bezeichnet man als Deckungsmasse. Diese bildet die Obergrenze für die
Risikoübernahme. Vgl. OeNB/ FMA (2004), S.61.

9
Anreize zur Limitierung der Risiken gesetzt, so dass das übergeordnete Ziel der
Eigenkapitalunterlegung die Risikobegrenzung durch eine Verbesserung des
Risikomanagements ist.
29
2.3 Aufsichtsrechtliche und gesetzliche Anforderungen für die Behandlung ope-
rationeller Risiken in Kreditinstituten
Obwohl operationelle Risiken schon seit jeher existieren und in Banken gemanagt
werden, werden durch die Eigenkapitalvereinbarung Basel II erstmals konkrete
Anforderungen an das Risikomanagement und die Eigenkapitalunterlegung formuliert.
Die explizite Berücksichtigung operationeller Risiken ist durch ihre zunehmende
Bedeutung und das Ziel der risikoadäquaten Eigenkapitalausstattung notwendig
geworden. Im folgenden Abschnitt werden deshalb zunächst die entsprechenden
aufsichtsrechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen dargestellt, bevor die
wesentlichen Anforderungen an die Bestimmung des Anrechnungsbetrages sowie die
Instrumente des Risikomanagements spezifiziert werden.
2.3.1 Regulatorische Rahmenbedingungen gemäß Basel II und ihre nationale Um-
setzung
Die regulatorische Grundlage für Eigenkapitalmessung und -anforderungen zur
Absicherung der eingegangenen Risiken in Banken bildet die am 01.01.2007 in Kraft
getretene Rahmenvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht Basel II
30
.
Die Rahmenvereinbarung ist in drei Säulen aufgebaut, wobei die erste Säule die
Mindestkapitalanforderungen, die zweite Säule das aufsichtsrechtliche Überprüfungs-
verfahren und die dritte Säule die Marktdisziplin spezifiziert. Im Rahmen dieser Arbeit
wird eine Betrachtung der dritten Säule außen vorgelassen, da sich die für den weiteren
Aufbau der Arbeit wesentlichen Anforderungen in den Regelungen der ersten und
zweiten Säule niederschlagen.
In der ersten Säule der Baseler Eigenkapitalvereinbarung werden die Anforderungen an
die Eigenkapitalberechnung zur Risikounterlegung dargelegt. Für operationelle Risiken
sind drei Ansätze zur Bestimmung des Anrechnungsbetrages vorgesehen
31
. Das zu
hinterlegende Eigenkapital bildet eine Absicherung gegenüber den unerwarteten
Verlusten, also den Verlusten, die nicht im jährlichen Budget eingeplant und durch
29
Vgl. Brink (2005), S.256 f. Stögbauer (2002), S.180 f/ 183 f.
30
Bei der Rahmenvereinbarung handelt es sich um Empfehlungen des Baseler Ausschusses. Gültigkeit
für Deutschland gewinnen diese durch eine entsprechende EU-Richtlinie, die die Anwendung der
Regelungen in den Mitgliedstaaten zum 01.01.2007 vorschreibt. Vgl. BMF (2006), S.57/ 67.
31
Für nähere Erläuterungen zu den Ansätzen siehe Kapitel 2.3.2.

10
Umsätze gedeckt sind
32
. Ihre nationale Umsetzung findet die Säule I in der
Solvabilitätsverordnung (SolvV), die die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen im
deutschen Gesetz festschreibt.
Die reine Unterlegung der eingegangen Risiken mit Eigenkapital stellt aber keineswegs
eine hinreichende Gewähr für die Stabilität des Bankensystem dar. Auch eine Bank,
deren Zahlungsfähigkeit durch das vorgehaltene Eigenkapital erhalten werden kann,
kann durch das publik werden der zugrunde liegenden Probleme Vertrauensverluste
gegenüber dem Finanzsystem verursachen. Zudem muss die Bestimmung des
Eigenkapitals auf fundierten Methoden beruhen, die eine adäquate Darstellung der
Risikolage sicherstellen, damit der Eigenkapitalbetrag eine angemessene Höhe aufweist.
Deshalb werden die Anforderungen aus Säule I um eine eingehende qualitative
Bankenaufsicht erweitert, die durch Säule II spezifiziert wird. Neben der Berechnung
konkreter Risikomaße werden gesteigerte Erwartungen an das bankinterne
Risikomanagement erhoben, um die hinreichende Überwachung und Steuerung zur
Risikobegrenzung sowie die Angemessenheit der Risikobeurteilung sicherzustellen.
Über die Absicherung schlagend gewordener Risiken durch hinterlegtes Eigenkapital
hinaus liegt der Fokus der aufsichtsrechtlichen Regelungen also auf der präventiven
Risikovermeidung.
33
Eine Konkretisierung dieser qualitativen Aspekte findet sich in den vom Baseler
Ausschuss herausgegebenen ,,Sound Practices for the Management and Supervision of
Operational Risk". Neben der Festlegung von Grundsätzen bezüglich der
Rahmenbedingungen des Risikomanagements sowie der Rolle der Bankenaufsicht und
der Offenlegung, fordert das Diskussionspapier die Implementierung eines umfassenden
Risikomanagementsystems, welches die Identifizierung, Bewertung, Steuerung und
Überwachung operationeller Risiken beinhaltet.
34
Die in den ,,Sound Practices"
aufgestellten Grundsätze haben keine rechtliche Wirksamkeit. Maßgebliche Grundlage
für ihre Umsetzung in Deutschland sind die ,,Mindestanforderungen an das
Risikomanagement" (MaRisk).
35
36
32
Vgl. Crouhy/ Galai/ Mark (2003), S.164.
33
Vgl. Deutsche Bundesbank (2004a), S.76. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2004), Tz.720 ff.
34
Vgl. Einhaus (2002), S.568. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2003), S.4 f.
35
Vgl. Hellstern (2006), S.529. Angermüller (2006), S.558.
36
Bei den MaRisk handelt es sich um eine ,,normeninterpretierende Verwaltungsvorschrift", welche der
Konkretisierung des § 25a I KWG dient. Durch die Grundlage des KWG bekommen die MaRisk
verbindlichen Charakter. Vgl. DSGV (o.J.), S.13 f.

11
2.3.2 Bemessungsansätze zur Eigenkapitalunterlegung im Rahmen der Baseler
Säule I
Im Rahmen der Mindestkapitalanforderungen sind per Baseler Säule I und SolvV drei
Ansätze zur Ermittlung der Eigenkapitalunterlegung des operationellen Risikos der
Bank vorgesehen: Basisindikatoransatz (BIA), Standardansatz (STA) sowie
ambitionierte Messansätze (AMA). Die Anforderungen an die Bestimmung des
Anrechnungsbetrages werden entlang dieser drei Ansätze anspruchsvoller, so dass eine
fortschreitende Entwicklung zu höherwertigen Ansätzen vorgesehen ist.
37
Der Anrechnungsbetrag bei der Verwendung des BIA berechnet sich als das Produkt
des so genannten -Faktors und des durchschnittlichen Bruttoertrages der letzten drei
Jahre. Der -Faktor wurde von der Aufsicht auf 15% festgelegt und ist über alle
Geschäftsfelder der Bank einheitlich. Der Bruttoertrag dient also als Indikator für das
eingegangene operationelle Risiko. Anhand der Gewichtung des Indikators mit dem
festen Prozentsatz wird die Kapitalanforderung bestimmt. Im Rahmen der SolvV
werden keine qualifizierenden Anforderungen an die Verwendung eines BIA gestellt.
38
Auch bei Verwendung eines STA erfolgt die Bestimmung des Anrechnungsbetrages
anhand der Gewichtung des Drei-Jahres-Durchschnitts des Bruttoertrages. Allerdings
wird im Gegensatz zum BIA granularer vorgegangen, da die Gewichtungsfaktoren
(hier: -Faktoren) über einzelne Bereiche der Bank variieren. Dazu wurden von der
Aufsicht acht Geschäftsfelder festgelegt, denen jeweils ein -Faktor zwischen 12% und
18% zugeordnet wurde
39
. Die Gesamtkapitalunterlegung für operationelle Risiken
ergibt sich als Summe der mit den entsprechenden -Faktoren gewichteten
Bruttoerträge der einzelnen Geschäftsfelder. Dies bedingt als qualifizierende
Voraussetzung die Zuordnung der einzelnen Bereiche der Bank zu den regulatorischen
Geschäftsfeldern. Darüber hinaus hat die Bank zur Zulassung zu einem STA gemäß
SolvV qualitative Anforderungen zu erfüllen, die die Angemessenheit des
Risikomanagementsystems betreffen.
40
41
Ein Vorteil des BIA und des STA ergibt sich ohne Zweifel aus ihrer einfachen
Umsetzbarkeit. Allerdings resultieren aus dem angenommenen Kausalzusammenhang
zwischen Bruttoertrag und operationellem Risiko keinerlei Steuerungsimpulse zur
37
Vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2004), Tz.645 f.
38
Vgl. SolvV, §§ 270 ff. Hölscher/ Kalhöfer/ Bonn (2005), S.494. Grüter (2006), S.47.
39
Zur Definition der Geschäftsfelder sowie der zugeordneten -Faktoren siehe Anhang Tabelle 2.
40
Vgl. SolvV, §§ 272 ff. Hölscher/ Kalhöfer/ Bonn (2005), S.495. Fitch Ratings (2005), S.3.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836605571
DOI
10.3239/9783836605571
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald – Rechts- und Staatswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2007 (September)
Note
2,3
Schlagworte
bank operationelles risiko risikomanagement risikocontrolling basel bankenrisiko risikoidentifikation kreditinstitut szenarioanalyse
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Titel: Szenarioanalysen als Instrument des Managements operationeller Risiken in Kreditinstituten
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