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Digital Divide: Informations- und Kommunikationstechnologie in Entwicklungsländern

Voraussetzungen und Chancen

©2007 Bachelorarbeit 87 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
In der vorliegenden Bachelor-Thesis werden die Effekte von Informations- und Kommunikationsstrukturen (IKT) auf Entwicklungsländer und die bestehenden Voraussetzungen für eine Reduktion des Digital Divide untersucht. Als IKT wird in diesem Kontext vor allem das Internet, aber auch Mobilfunk und andere Dienste, verstanden. Bei der Betrachtung wird auf den afrikanischen Kontinent fokussiert, da die IKT dort am wenigsten eingesetzt wird.
Die Wahl des Themas ist maßgeblich beeinflusst durch mein Interesse an fremden Ländern und ihren Kulturen. IKT in Entwicklungsländern ist anders zu betrachten als im erprobten Umfeld und erfordert neue Perspektiven. Kombiniert mit dem Anspruch Informations- und Kommunikationsdienste an jedem Ort nutzen zu können, ergeben sich daraus interessante Fragestellungen, deren Beantwortung mein Blickfeld erweitert hat.
Damit überhaupt die Relevanz des Themas erkannt werden kann, muss die Frage nach dem Wert von IKT (in einem Entwicklungsland) gestellt werden. Diese wird beantwortet, indem Auswirkungen als direkte oder indirekte Folge der IKT identifiziert wurden. Um eine Aussage über den Nutzwert treffen zu können, wurden verschiedenste Dienste analysiert, von denen implizit der Wert für die Gesellschaft ableitbar ist. Sowohl positive wie negative Effekte wurden identifiziert. Ausgehend von dieser Bewertung stellt sich die Frage der Integration und den bestehenden Voraussetzungen dafür. Spezifische und allgemeine Voraussetzungen für die Integration von IKT in Entwicklungsländern konnten unter Berücksichtigung der dortigen kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Eigenheiten festgestellt werden. Schließlich wird noch die Frage nach den derzeitigen Tendenzen der Entwicklung gestellt, welche durch die Betrachtung der allgemeinen Entwicklungshilfe und weiterer Initiativen wie beispielsweise des 100$-Laptop beantwortet wird.
Zur Beantwortung der Fragen wurde nach verschiedenen Beispielen sowie weiteren Indizien geforscht, welche einen empirischen Beleg darstellen können. Quellen hierzu waren einschlägige Literatur, aktuelle Berichte sowie Analysen von Organisationen. Darüber hinaus konnten durch ein Interview mit Sabrina Ferwagner (ehemalige Studentin der Hochschule der Medien, Stuttgart) weitere Indizien gesammelt werden.
Aufgrund der ganzheitlichen Betrachtung des Themas ist die vorliegende Arbeit nicht allein für Vertreter der IT-Branche interessant, sondern auch für viele andere […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Alexander Dechent
Digital Divide: Informations- und Kommunikationstechnologie in Entwicklungsländern -
Voraussetzungen und Chancen
ISBN: 978-3-8366-0483-3
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Hochschule der Medien (ehem. Hochschule für Druck und Medien Stuttgart (FH)),
Stuttgart, Deutschland, Bachelorarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Danksagung
1
Danksagung
In der vorliegenden Bachelor-Thesis findet mein Studium der Medieninformatik
seinen Höhepunkt und begründet damit das Ende dieses wunderbaren Lebens-
abschnitts. Drei Jahre des Studiums, die ich nie vergessen werde, sondern mich
vielmehr gerne daran zurückerinnere. Ich möchte mich bei all jenen bedanken,
mit denen ich etwas teilen konnte und die meine Erinnerungen an diese Zeit
prägen. Kommilitonen, Professoren, Mitbewohner, Kollegen und schließlich
Freunde.
Ganz besonderer Dank gilt Prof. Dr. Johannes Maucher, der nicht nur diese
Thesis, sondern auch zwei weitere Projekte, an denen ich mitarbeitete, betreute.
Seine Anregungen waren stets von großem Wert und konnten die Qualität der
Arbeiten immer weiter vorantreiben.
Außerdem danke ich meiner Mutter, meinem Vater, meinem Bruder und meinen
Großeltern für die große Unterstützung, die sie mir alle während des gesamten
Studiums waren. Meiner Freundin Katja und Sebastian Domann danke ich für
die geduldige Hilfe bei der Revision der Thesis.
Ich danke Sabrina Ferwagner für das Interview, welches mir ermöglichte, sehr
authentische Eindrücke der Gegebenheiten in Afrika zu gewinnen.

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Kurzfassung
3
Kurzfassung
In der vorliegenden Bachelor-Thesis werden die Effekte von Informations- und
Kommunikationsstrukturen (IKT) auf Entwicklungsländer und die bestehenden
Voraussetzungen für eine Reduktion des Digital Divide untersucht. Als IKT wird
in diesem Kontext vor allem das Internet, aber auch Mobilfunk und andere
Dienste, verstanden. Bei der Betrachtung wird auf den afrikanischen Kontinent
fokussiert, da die IKT dort am wenigsten eingesetzt wird.
Die Wahl des Themas ist maßgeblich beeinflusst durch mein Interesse an frem-
den Ländern und ihren Kulturen. IKT in Entwicklungsländern ist anders zu be-
trachten als im erprobten Umfeld und erfordert neue Perspektiven. Kombiniert
mit dem Anspruch Informations- und Kommunikationsdienste an jedem Ort
nutzen zu können, ergeben sich daraus interessante Fragestellungen, deren
Beantwortung mein Blickfeld erweitert hat.
Damit überhaupt die Relevanz des Themas erkannt werden kann, muss die
Frage nach dem Wert von IKT (in einem Entwicklungsland) gestellt werden.
Diese wird beantwortet, indem Auswirkungen als direkte oder indirekte Folge der
IKT identifiziert wurden. Um eine Aussage über den Nutzwert treffen zu können,
wurden verschiedenste Dienste analysiert, von denen implizit der Wert für die
Gesellschaft ableitbar ist. Sowohl positive wie negative Effekte wurden identifi-
ziert. Ausgehend von dieser Bewertung stellt sich die Frage der Integration und
den bestehenden Voraussetzungen dafür. Spezifische und allgemeine Voraus-
setzungen für die Integration von IKT in Entwicklungsländern konnten unter
Berücksichtigung der dortigen kulturellen, sozialen, politischen und ökonomi-
schen Eigenheiten festgestellt werden. Schließlich wird noch die Frage nach den
derzeitigen Tendenzen der Entwicklung gestellt, welche durch die Betrachtung
der allgemeinen Entwicklungshilfe und weiterer Initiativen wie beispielsweise des
100$-Laptops beantwortet wird.
Zur Beantwortung der Fragen wurde nach verschiedenen Beispielen sowie
weiteren Indizien geforscht, welche einen empirischen Beleg darstellen können.
Quellen hierzu waren einschlägige Literatur, aktuelle Berichte sowie Analysen
von Organisationen. Darüber hinaus konnten durch ein Interview mit Sabrina

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Kurzfassung
4
Ferwagner (ehemalige Studentin der Hochschule der Medien, Stuttgart) weitere
Indizien gesammelt werden.
Aufgrund der ganzheitlichen Betrachtung des Themas ist die vorliegende Arbeit
nicht allein für Vertreter der IT-Branche interessant, sondern auch für viele ande-
re Leser.
Schlagwörter:
Digital Divide, Afrika, Entwicklungsland, Informations- und Kommunikationstech-
nologie (IKT), Entwicklungshilfe, Internet, Handy, 100$-Laptop

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Abstract
5
Abstract
A description and an analysis of the global Digital Divide are being presented. A
breakdown of the current development is included by showing examples from
Africa. Since the Digital Divide is not only a technical problem, economic and
social interests are likewise included into the considerations also.
ICT in this context means mainly the Internet in general, but also other services
for information and communication. The effects of information and communica-
tion technology (ICT) on a society and its development are predicted. In addition,
the boundary conditions and the requirements for a deployment of ICT in Africa
are shown. A much more technical part of the thesis is the description of poten-
tial network technologies to shrink or even overcome the Digital Divide. Finally a
view into the future is taken which points out the tendencies of the current devel-
opment by referring to several projects.
Keywords:
Digital Divide, Africa, Least Developed Country, Information and Communication
Technology (ICT), Internet, Mobile Phones, 100$-Laptop

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Inhaltsverzeichnis
7
Inhaltsverzeichnis
Danksagung ...1
Kurzfassung ...3
Abstract ...5
Inhaltsverzeichnis...7
Abbildungsverzeichnis...9
Tabellenverzeichnis...9
Vorwort ...11
1
Einführung ...15
1.1
Die Informationsgesellschaft ...15
1.2
Was ist der Digital Divide? ...16
1.2.1
Knowledge Gap - Theorie ...16
1.2.2
Entstehung des Begriffs Digital Divide ...17
1.2.3
Mikro- und Makro-Kluft ...20
1.3
Was kennzeichnet ein Entwicklungsland? ...23
1.4
Der Kontinent Afrika ...25
2
Effekte von IKT auf Entwicklung...27
2.1
Hypothesen und Prognosen...28
2.2
Hilfreiche Dienste ...29
2.2.1
E-Government...29
2.2.2
E-Education...33
2.2.3
E-Health ...35
2.2.4
E-Commerce ...36
2.2.5
E-Entertainment ...37
2.2.6
E-Agriculture ...37
2.2.7
Sonstige Dienste und indirekte Auswirkungen ...38
2.3
Beispiele ...39

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Inhaltsverzeichnis
8
3
Voraussetzungen für IKT in Entwicklungsländern ... 41
3.1
Akzeptanz in der Bevölkerung ... 41
3.2
Politisches Rahmenwerk... 42
3.3
Energieversorgung... 45
3.4
Fähigkeit der Benutzer... 46
3.5
Konnektivität ... 48
3.5.1
Kabel-Netze ... 49
3.5.2
Mobilfunk-Netze ... 50
3.5.3
Satellitenkommunikations-Netze... 53
3.5.4
Andere Wireless-Netze ... 55
3.6
Endgeräte ... 60
3.7
Software und Content ... 61
4
Aktuelle Initiativen zur Verminderung des Digital Divide... 63
4.1
Beobachtungen in Deutschland ... 63
4.2
Internationale Entwicklungspolitik ... 64
4.3
Private Förderprojekte ... 66
4.4
100$-Laptop... 67
4.4.1
Technik ... 69
4.4.2
Inhalte ... 72
4.4.3
Kosten und Finanzierungsmodell... 73
4.4.4
Potenzial ... 73
4.5
Kritik... 76
5
Zusammenfassung und Fazit ... 78
Glossar ... 81
Literaturverzeichnis ... 85
Abkürzungsverzeichnis ... 89
Stichwortverzeichnis... 91

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Abbildungsverzeichnis
9
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Korrelation Einkommen / Internet-Benutzer ... 18
Abbildung 1-2: Digital Access Index (DAI) Welt ... 22
Abbildung 1-3: Entwicklungsstand einzelner Länder ... 24
Abbildung 3-1: Wirtschaftliche Konsequenzen der Liberalisierung ... 44
Abbildung 3-2: GSM-Abdeckung Afrika ... 52
Abbildung 3-3: Abdeckung Satellit RASCOMSTAR... 54
Abbildung 3-4: Meshing-Netz... 57
Abbildung 3-5: Vergleich WLAN / WIMAX / MESH ... 59
Abbildung 4-1: OLPC / 100$-Laptop... 68
Abbildung 4-2: Roll-Out 100$-Laptop... 75
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Status Liberalisierung der internationalen Knotenpunkte ... 44

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Vorwort
11
Vorwort
9:24h: Per RSS-Feed im Internet über Neuigkeiten informiert.
11:47h: Auf einer Website den besten Preis für den neuen Fernseher gefunden.
11:52h: Diesen im entsprechenden Shop gleich online bestellt.
11:54h: Die Rechnung, welche als E-Mail kam, per Online-Banking bezahlt.
15:41h: Das Navigationssystem benutzt, um schnell und stressfrei zur Eröffnung
der neuen Ausstellung zu fahren.
16:39h: Mit der Digitalkamera tolle Bilder gemacht.
17:13h: Mit dem Laptop via UMTS ins Internet verbunden und dort im Redakti-
onssystem des Verlags einen Artikel geschrieben und diesen mit den gemachten
Bildern illustriert.
18:06h: Einen Freund angerufen und sich im nächsten Restaurant (per Location
Based Services im Handy ausgesucht) verabredet.
Die beschriebenen Möglichkeiten sind in dieser oder ähnlicher Form für viele
Menschen mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Gerade im westlichen Kultur-
raum gehören Erzeugnisse der digitalen Revolution wie Handy, verschiedenste
Dienste im Internet, Digitalkamera, Navigationssystem und viele andere zum Teil
schon zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Ein Überbegriff, unter dem
man die genannten Geräte und Dienste zusammenfassen kann, ist Informations-
und Kommunikationstechnologie. Diese ist in ihrer Ausprägung sehr universell
und bietet deshalb noch viele weitere Verwendungsmöglichkeiten. Doch längst
nicht alle Menschen der Erde haben Zugang zu diesen vielfältigen Angeboten,
genau genommen sogar weit weniger als die Hälfte, wovon die mit Abstand
meisten aus Nordamerika, Westeuropa und Japan stammen. In Entwicklungs-
ländern hingegen ist die Verbreitung von IKT auch nach etlichen Jahren digitaler
Kultur noch sehr gering.

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Vorwort
12
Ziele der Arbeit
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, welche Auswirkungen Infor-
mations- und Kommunikationstechnologie (IKT) auf ein Entwicklungsland und
die darin lebende Bevölkerung haben kann. Darüber hinaus soll ausgearbeitet
werden, welche Bedingungen für eine erfolgreiche und anhaltende Entwicklung
des IKT-Sektors vorhanden sind. Beide Fragestellungen sind eng mit dem Beg-
riff ,,Digital Divide" verknüpft. Dieser, sowie weitere für das Verständnis relevante
Begriffe und Konzepte werden in der Einleitung ausführlich erläutert.
Schließlich soll analysiert werden, welche Fortschritte im Bereich der IKT in
Entwicklungsländern derzeit gemacht werden und welche Ziele von Organisatio-
nen und Institutionen der Entwicklungshilfe verfolgt werden. Auf Basis der ge-
machten Beobachtungen werden theoretische Prognosen für die nächsten Jahre
abgeleitet.
Inhaltliche Struktur der Thesis
Der inhaltliche Teil dieser Arbeit beginnt mit einem einführenden Kapitel. Es
werden einige, für das Verständnis der Zusammenhänge notwendigen Konzepte
und Begriffe erläutert. Dieses Kapitel kann bei entsprechenden Vorkenntnissen
übersprungen werden.
Um die Frage nach den Effekten von IKT in Entwicklungsländern zu beantwor-
ten, wurden prognostische Aussagen von Entwicklungshilfeorganisationen und
Unternehmen untersucht. Ein weiteres Element besteht in einer Untersuchung
der Dienste, die durch IKT ermöglicht werden. Diese machen die positiven und
negativen Auswirkungen von IKT deutlich. Die gewonnenen Erkenntnisse und
einige passende Beispiele sind in Kapitel 2 Effekte von IKT auf Entwicklung
dargestellt
Die zweite zentrale Frage dieser Arbeit ist die, welche Voraussetzungen für eine
langfristige Integration von IKT in eine Gesellschaft erfüllt sein müssen. Sieben
wichtige Faktoren wurden identifiziert. Diese werden in Kapitel 3
Voraussetzungen für IKT in Entwicklungsländern präsentiert.
Nachfolgend sollen aktuelle Trends der Entwicklung anhand von ausgewählten
Projekten identifiziert und aufgezeigt werden. An dieser Stelle wird die Wirkung

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Vorwort
13
des ,,One Laptop Per Child"-Projekts evaluiert, da dieses möglicherweise einen
großen Entwicklungsschub initiieren könnte.
Schließlich werden alle Erkenntnisse zusammengefasst und in einem abschlie-
ßenden Fazit soll der Versuch unternommen werden zukünftige Entwicklungen
zu skizzieren.
Randbedingungen dieser Arbeit
Als Informationsquellen für diese Arbeit dienten vor allem Studien und Untersu-
chungen von verschiedenen Organisationen, welche Entwicklungshilfe leisten,
sowie aktuelle Meldungen und einschlägige Literatur. Für die technischen Details
wurde entsprechende Literatur herangezogen. Alle verwendeten Quellen sind im
Literaturverzeichnis angegeben.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein Großteil der Informationen
über das Medium Internet bezogen wurde. Auch dieser Umstand kann als Indiz
für die breite Verwendungsmöglichkeit der IKT gelten. Ausgesprochen wün-
schenswert und interessant wäre eine eigene Untersuchung der Gegebenheiten
,,vor Ort", sprich in afrikanischen Ländern gewesen. Ein Auslandsaufenthalt war
jedoch leider nicht möglich. Um trotzdem einige Eindrücke von der Situation in
einem Entwicklungsland zu gewinnen, konnte ich ein Interview mit Sabrina Fer-
wagner (ehemalige Studentin der Hochschule der Medien, Stuttgart) führen. Sie
verbrachte einige Monate in Ghana und versuchte dort ein Internet-Cafe einzu-
richten. Die von ihr geschilderten Zustände und Erlebnisse waren sehr hilfreich
für die Erstellung der vorliegenden Arbeit.
Zum Thema Digital Divide existiert eine reichhaltige Menge an relevanten Mate-
rialien. Der Grund dafür ist vermutlich, dass der Themenkomplex Digital Divide
für etliche wissenschaftliche Disziplinen ein interessantes Forschungs- und
praktisches Betätigungsfeld darstellt. Zu den tangierten Disziplinen gehören
unter anderem Soziologie, Politikwissenschaften, Informatik, Medien-, Kommuni-
kations- und Wirtschaftswissenschaften.
Die Beispiele in dieser Arbeit konzentrieren sich hauptsächlich auf den Kontinent
Afrika, da die Nutzung von IKT dort erwiesenermaßen am wenigsten ausgeprägt
ist. Die gewonnenen Erkenntnisse sind aber größtenteils auch für andere Ent-
wicklungsländer gültig.

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
15
1 Einführung
Bei der näheren Beschäftigung mit den gewählten Fragestellungen werden
automatisch auch Themen der Soziologie und der Ökonomie berührt. Das Kapi-
tel 1 Einführung gibt einen Überblick bezüglich der benötigten Termini bzw. der
speziellen Konzepte und Überlegungen.
1.1 Die Informationsgesellschaft
In sämtlichen Industrienationen haben Informations- und Kommunikationstech-
nologien in verschiedensten Formen Einzug in nahezu alle Lebens- und Arbeits-
bereiche gehalten. Beispiele dafür sind unter anderem die Produktion, Wirt-
schaft, Nachrichten und Unterhaltung. Diese Beobachtung untermauert die
soziologische These, dass sich die Bevölkerung in Industrienationen zunehmend
in Richtung einer Informationsgesellschaft entwickelt. In einer derartigen Gesell-
schaftsform hat Information bzw. das verfügbare Wissen einen ganz entschei-
denden Einfluss auf den Erfolg einer Person oder eines Unternehmens. Die
Information wird somit zu einer sehr wichtigen Ressource. Entsprechend dieser
These sind der Zugang zu Informationen und die Fähigkeit, die für die Erlangung
notwendigen Technologien zu benutzen, von außerordentlicher Wichtigkeit.
Folge einer solchen Entwicklung ist sicherlich, dass sich ein Markt für Informati-
onen jeder Art etabliert, in welchem diese Art von Waren ,,gehandelt" werden.
Die allmähliche Ausbildung einer Informationsgesellschaft, in der fast alle Berei-
che von der Verfügbarkeit bestimmter Informationen abhängig sind oder selbst
Informationen produzieren, wird auch Informatisierung genannt.
Die Informatisierung an sich verlangt nicht zwingend eine Anwendung von IKT
(eine Inventur ist auch per Handzettel möglich), aber es ist logisch, dass sich
dadurch die Arbeit mit Informationen erheblich erleichtert und beschleunigt. IKT
unterstützt bei der Abbildung, Verarbeitung, Transport und Sicherung von Infor-
mationen und wird somit zum unverzichtbaren Wettbewerbsfaktor in einer Infor-
mationsgesellschaft. So kann beispielsweise ein Team von Konstrukteuren auch
heute noch mit Hilfe von Blaupausen ein Fahrzeug entwerfen, aber mit einem

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
16
geeigneten System der IKT können sie dies erheblich schneller leisten und
erzielen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein qualitativ besseres Resultat.
Ein weiteres Merkmal der Informationsgesellschaft besteht im kontinuierlichen
Anwachsen von Informationen (vor allem quantitativ). Grund hierfür ist in erster
Linie in der erhöhten Verbreitungsgeschwindigkeit durch immer bessere und
spezialisiertere IKT-Lösungen zu sehen. In einer bereits informatisierten Gesell-
schaft ist demzufolge weniger der Zugang zur Information problematisch, son-
dern vielmehr die sinnvolle Organisation der Informationsmenge. Zur Lösung
dieses Problems arbeitet das Informationsmanagement an verschiedenen An-
sätzen wie z.B. semantische Netze.
1.2 Was ist der Digital Divide?
Im Deutschen oft mit ,,Digitale Spaltung" oder ,,Digitale Kluft" übersetzt, be-
schreibt der Begriff ,,Digital Divide" eine Ergänzung der Knowledge Gap
(deutsch: Wissenskluft)- Theorie. Da die Kernthesen des Digital Divide unverän-
dert von der Wissenskluft ­ Theorie übernommen wurden, wird diese nachfol-
gend beschrieben.
1.2.1 Knowledge Gap - Theorie
Die Theorie einer Wissenskluft wurde bereits in den 70er Jahren von Phillip J.
Tichenor, Clarice N. Olien und George A. Donohue entwickelt. Es wird dabei von
folgenden grundlegenden Annahmen (Axiome) ausgegangen:
· Eine Gesellschaft besteht aus bildungsaffinen und bildungsfernen Bevölke-
rungsteilen.
· Der bildungsaffine Teil ist in weiten Teilen deckungsgleich mit dem sozioöko-
nomisch starken und besser ausgebildeten Segment.
· Der Informationsgehalt, der durch Massenmedien transportiert wird, vergrößert
das Wissen des Konsumenten.
· Bildungsaffine Menschen extrahieren mehr Wissen aus den Informationen der
Massenmedien als bildungsferne Menschen.

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
17
Aus den dargestellten Axiomen ergibt sich, dass die Verteilung des Wissens
immer stärker zugunsten der bildungsaffinen Bevölkerungsteile ausfällt. Das
Wachstum dieser Ungleichheit ist dabei umso schneller, je größer der Einfluss
der Massenmedien auf eine Gesellschaft ist. Der beschriebene Mechanismus
lässt die Kluft zwischen ohnehin eher gebildeten Teilen einer Gesellschaft und
dem Rest immer größer werden. Unter einer globalen Perspektive betrachtet, tritt
diese Kluft vor allem zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten sehr
deutlich hervor.
1.2.2 Entstehung des Begriffs Digital Divide
Der Digital Divide ergänzt die Vorstellung einer Wissenskluft um die digitalisierte
Medienwelt und bezieht vor allem das Internet, aber auch andere Daten- und
Sprachdienste (Telefon, Handy) als Informationen übertragende Medien in die
Überlegungen mit ein. Die Annahmen der Knowledge-Gap-Theorie von der
Abhängigkeit des Zugangs zu und des Umgangs mit Massenmedien von ver-
schiedenen sozialen und wirtschaftlichen Parametern ist auch hier grundlegend
gültig. Zusätzlich wird aber die Veränderung der Massenmedien berücksichtigt.
Das Internet ist durch sein Inhaltsspektrum, seiner Authentizität, seiner Flexibili-
tät und seiner Aktualität im Laufe der letzten Jahre zum wichtigsten und auch
einflussreichsten Medium geworden. Die Welt aber ist ,,digital getrennt", da in
Entwicklungsländern deutlich weniger Menschen Zugang zum Internet haben.
Wenn wir vom Digital Divide sprechen, dann ist damit meistens die Ungleichver-
teilung der Zugänge zum Internet gemeint. Gleiches gilt aber auch für andere
Ausprägungen von IKT wie z.B. Mobilfunk und Digitalkamera. Aus diesem Man-
gel an Zugangsmöglichkeiten ergibt sich zwangsläufig auch eine Ungleichvertei-
lung des generierten Content. So hostet Afrika beispielsweise deutlich weniger
Websites als jeder andere Kontinent der Welt. Das hat zur Folge, dass afrikani-
schen Nutzern durch das Internet prinzipiell weniger, verwertbare Informationen
zur Verfügung stehen.
Gemäß der Knowledge-Gap-Theorie besteht eine Korrelation von sozioökonomi-
schem Status und der Verfügbarkeit von Informationen. Einen zentralen sozio-
ökonomischen Faktor stellt das Einkommen einer Person dar. Abbildung 1-1
illustriert den Zusammenhang vom durchschnittlichen Einkommen einer Person

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
18
eines bestimmten Landes sowie der Verfügbarkeit bzw. Nutzbarkeit von Informa-
tionen, wobei für letzteres der Indikator ,,Anteil Internetbenutzer an der Gesamt-
bevölkerung eines Landes" verwendet wurde.
Abbildung 1-1: Korrelation Einkommen / Internet-Benutzer
1
In der Abbildung sind das Einkommen pro Kopf und die Internet-Benutzer eines
Landes, welche einen validen Indikator für die Informatisierung einer Gesell-
schaft darstellen, miteinander in Beziehung gesetzt worden. Die Größe der
Kreise symbolisiert hierbei den relativen Anteil der Internetbenutzer an der Ge-
samtbevölkerung eines Landes (größere Kreise = höherer Anteil an Internetbe-
nutzern). Unterschiedliche Farben der Kreise symbolisieren unterschiedliche
durchschnittliche Einkommen der Menschen in den Ländern.
1
Quelle: http://tools.google.com/gapminder/

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
19
Aus der Grafik ist ein klarer Trend ersichtlich: Die Länder mit hohen Einkom-
mensverhältnissen (rot und orange) weisen demnach auch die höchsten Raten
von Internetbenutzern auf.
Über das Einkommensniveau hinaus kann der sozioökonomische Status noch
durch weitere Indikatoren repräsentiert werden, welche mit der Variable ,,Verfüg-
barkeit von Informationen" in Beziehung gesetzt werden können. Hierzu zählen:
· Geschlecht
· Alter
· Bildung
· Nationalität
· Gesundheit
· Geografischer Standort
Um den Digital Divide vollends beschreiben zu können, wird neben den genann-
ten sozioökonomischen Faktoren jedoch noch eine weitere Erklärungsdimension
benötigt. Auswirkungen auf den nachhaltigen Wissens-Wert von Information in
Massenmedien für den Konsumenten haben zusätzlich:
· Bedingungen der Nutzung (Usability, Performance, Kosten)
· Ausprägung und Relevanz des Content
Zur Verdeutlichung: Auch heute noch sind deutlich über 50% der im Internet
verfügbaren Inhalte in englischer Sprache verfasst. Ein Mensch, der die Sprache
einer Website nicht verstehen kann, profitiert gewiss nicht von den verfügbaren
Informationen. Ein Lösungsansatz besteht also entweder darin, den Content
zusätzlich in einer verständlichen Sprache anzubieten, oder den Menschen beim
Erlernen der Sprache zu unterstützen.
Die genannten Dimension sind zwar allgemein bekannt, werden aber bei der
Messung und auch bei der Bekämpfung des Digital Divide auch heute noch
regelmäßig ignoriert. Besonders die Bedeutung einer angepassten Usability wird
häufig nicht in angemessener Art und Weise berücksichtigt.

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
20
Die Theorie geht davon aus, dass die Kluft zusammen mit dem Fortschritt der
IKT weiter wachsen wird, sofern nicht durch geeignete Förderprogramme ge-
gengesteuert wird (siehe hierzu auch Kapitel 4 Aktuelle Initiativen zur Verminde-
rung des Digital Divide).
1.2.3 Mikro- und Makro-Kluft
Das Phänomen des Digital Divide tritt sowohl intranational auf (innerhalb eines
Staates ist der Zugang zu IKT nicht jedem ermöglicht und ungleich verteilt), als
auch international (Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern).
Diese Mikro-Kluft innerhalb eines Staates lässt sich durch verschiedene Beo-
bachtungen belegen. So ist beispielsweise die Internetnutzung in Ballungszent-
ren weitaus höher als in ländlichen Regionen. Darüber hinaus ist die Nutzung
von IKT unter Akademikern deutlich stärker ausgeprägt als unter Nicht-
Akademikern. Noch besser sichtbar werden diese Unterschiede bei der Betrach-
tung verschiedener Altersgruppen. In Deutschland ist die ältere Generation nicht
im gleichen Maße durch IKT vernetzt wie junge Menschen.
Bei der Makro-Kluft wird der Digital Divide aus einer internationalen Perspektive
heraus betrachtet. Die Unterschiede bezüglich der infrastrukturellen Vorausset-
zungen sowie die konkrete Nutzung von IKT zwischen Industrienationen und
Entwicklungsländern sind beträchtlich. Dies bedeutet, dass in Entwicklungslän-
dern tendenziell wesentlich weniger Menschen Zugang zu Informationsmedien
haben, als in technisch höher entwickelten Staaten. Mehr oder weniger kann
man von einem Nord-Süd-Gefälle sprechen. Die nördliche Halbkugel weist größ-
tenteils eine sehr gut ausgebaute, die südliche jedoch nur eine sehr grobe bzw.
schlechte IKT-Infrastruktur auf.
Von verschiedenen Institutionen und Organisationen wird der Versuch unter-
nommen, den Digital Divide aussagekräftig zu quantifizieren. Als wichtige In-
strumente sind zum Beispiel der Networked Readiness Index
2
(NRI) des World
2
Referenz im Internet:
http://www.weforum.org/en/initiatives/gcp/Global%20Information%20Technology%20Report/
index.htm (Stand 14.07.2007)

Alexander Dechent (Medieninformatik Bachelor)
Bachelor-Thesis - Einführung
21
Economic Forum zu nennen, sowie der Digital Access Index
3
(DAI) welcher von
der International Telecommunication Union (ITU) verwendet wird. Der DAI ist ein
Summenwert, der sich aus verschiedenen Indikatoren der Bereiche Ökonomie,
Politik, Gesellschaft, Bildung und Technik zusammensetzt. Der Index kann Wer-
te zwischen 0 und 1 annehmen, wobei höhere Werte eine größere Nutzungs-
möglichkeit und Entwicklungspotenzial von IKT für die Menschen in den jeweili-
gen Ländern indizieren.
Wie der Abbildung 1-2: Digital Access Index (DAI) Welt zu entnehmen ist, ist es
vor allem der Kontinent Afrika, der geschlossen über vergleichsweise schwach
ausgeprägte IKT verfügt.
Abbildung 1-2: Digital Access Index (DAI) Welt
4
Am Vergleich von zwei extremen Beispielen lassen sich die Unterschiede deut-
lich machen. Den ersten Platz mit einem DAI-Wert von 0,85 nimmt Schweden
ein. Im Folgenden sind einige ausgewählte Parameter des skandinavischen
Landes dargestellt:
3
Referenz im Internet: http://www.itu.int/ITU-D/ict/dai/ (Stand 14.07.2007)
4
Quelle: http://maps.maplecroft.com (Stand 14.07.2007)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836604833
DOI
10.3239/9783836604833
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule der Medien Stuttgart – Druck und Medien, Studiengang Medieninformatik
Erscheinungsdatum
2007 (August)
Note
2,2
Schlagworte
internet handy afrika entwicklungsland entwicklungshilfe digital divide
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